@Joe:
Das ist ja das Übel! - Du bedauerst es ja nicht und verwendest gezielt das Wort "bedauerlicherweise".
Es liegt scheinbar in Deiner Natur unterschwellig Stunk zu machen.
Ich sags halt immer frei heraus - das kann mich leichter zum Buh-Mann machen als einen wie Dich der dann mit Wischiwaschizeugs reagiert.
Woher willst du wissen, das ich es nicht wirklich bedauere? ich wäre nämlich ganz ehrlich froh, wenn du deine Empörung für dich behalten würdest und ich mir die meine hier ersparen könnte. Ich verbitte mir deshalb auch die Bemerkung es läge wohl "in meiner Natur, unterschwellig Stunk zu machen". Ich mache deshalb Stunk, weil ich mich mit diesem Forum identifiziere und weil ich nicht will, dass deine Meinung zu diesem Thema hier unwidersprochen steht. Das heißt nicht, dass du deine Meinung nicht äußern darfst, sondern dass ich gegebenenfalls gegenschieße. Nennt man auch "Pluralismus" ...
Und Wischiwaschizeug? Ich glaube, ich habe meine Position im vorletzen Posting durchaus klar dargelegt.
übrigens, was das angeht:
Ich bin kein Rassist
Wenn du meinen vorletzten Post gelesen hast, dann sollte dir auch eigentlich klar geworden sein, dass ich das nicht unterstellt habe (mal ganz abgesehen davon, dass Rassismus und Antisemitismus doch in vielen Punkten recht unterschiedliche ideologien sind): Was ich sage ist, dass du dich mit deiner zurschaugestellten Israelfeindschaft deutlich im feld der Ideologie des modernen Antisemitismus bewegst (wie ich sie begreife), und dass mich das stört. Dafür musst du an und für sich gar nichts "sein", es geht ums "sagen" und "machen". Aber da liegt wohl auch eine fundamentale Differenz in unserem Verständnis von "Meinung" und "Identität". Wenn du glaubst, das Problem sei, dass es in der "Natur" von gewissen menschen läge, "Stunk zu machen" ... dann weiß ich eigentlich nicht, wie man mit dir diskutieren soll.
Übrigens: Ist dir eigentlich bewusst, dass du mir Eigenschaften vorwirfst, die aus einem Handbuch "Antisemitismus für Anfänger" stammen könnten? "Der Jude" war schon den Nazis immer der, der "Unfrieden stiftet" und der "Wischiwaschi" redet, anstatt wie ein anständiger Arier mit stolzgeschwellter Brust offen und ehrlich rauszutröten. Das jetzt weniger als Vorwurf und mehr als Tip: wenn du mich beleidigen willst, dann solltest du dafür vielleicht nicht gerade ein Klischee wählen, mit dem du mich noch in meiner Position bestätigst ...
@erde7:
Nur mal so an Jakob gefragt:
Hast Du ein Problem damit, dass Joe den Staat Israel verachtet, weil es Israel ist, oder würdest Du nun auch so reagieren, wenn er schreiben würde, dass er den Staat Deutschland verachtet oder die USA oder den Iran oder Italien?
Doch, da hast du meine Position richtig erfasst. Ich bin nämlich nicht der Meinung, dass ein Staat einfach nur die Regierung einer Bevölkerung, ein Territorium oder (noch absurder) die direkte Repräsentation einer Bevölkerung sei. Für mich ist das Geflecht Staat/Nation eine (relativ junge) historische Entwicklung, die untrennbar mit den ihrer "Bedeutungsgeschichte" verbunden ist. Für mich heißt das, dass nicht "jede Fahne" gleich ist: Die amerikanische ist an die Abschüttelung der englischen Herrschaft und die Errichtung einer Demokratie (mag sie auch noch so undemokratisch angefangen haben) geknüpft - die Fahne einer bürgerlichen Revolution, ähnlich der französischen. Die deutsche Fahne kommt dagegen aus der 1848er Revolution, die weniger Freiheitsrechte und stärker nationale Einheit vs. zersplitterte Fürstentümer in den Vordergrund gestellt hat - die Fahne einer gescheiterten oder nie wirklich versuchten Revolution. Die israelische Fahne ist für mich verbunden mit dem Projekt, Jüdinnen und Juden Schutz vor antisemtischer Verfolgung zu gewähren - und natürlich mit der Idee des Zionismus, die in ihrer modernen Variante eine sozialistische Strömung (z.B. in der Kibuzzim-Bewegung) und eine klassisch bürgerlich-demokratische aufweist (entgegen mancher Darstellung spielt religiöser Fundamentalismus da eine eher kleine Rolle). Alle Menschen sind auf einer prinzipiellen Ebene gleich. das heißt aber nicht, dass alle Staaten/Nationalitäten gleich sind, denn ich betrachte die Nationalität als etwas, was dem Menschen historisch zugekommen ist, was ihn als Mensch aber nicht fundamental definiert.
Ich für meinen Teil beharre nun im Zusammenhang mit dem Projekt Israel auf der Neuformulierung des kategorischen Imperativs durch Adorno: Die Verhältnisse seien so einzurichten, das Auschwitz sich nicht wiederhole. Dieser Satz ist nicht, wie er so schön von rot-grün weichgespült wurde, gemeint als "gemeine Verbrechen gegen die Menschlichkeit dürfen sich nicht wiederholen". Er basiert vielmehr auf der Annahme, dass der moderne, eliminatorische Antisemitismus (das heißt der, der kein anderes Ziel hat als Juden physisch zu vernichten, zu ermorden) ein fundamentales strukturelles Problem des Kapitalismus ist, mit dessen Wiederkehr zu rechnen ist. Deshalb ist die Existenz des Staates Israel vor allen anderen eine Notwendigkeit. Ich würde mal sage, Hamas und Hisbollah tun eine ganze Menge, um die Befürchtungen Adornos zu bestätigen, denn deren erklärtes Ziel ist es tatsächlich nach wie vor, Israel und seine Bewohner auszulöschen (Die Hamas ist auch mit ihrer Regierungsbeteiligung und in ihren Gesprächen mit der Fatah nie wirklich von dieser Position abgewichen - die vielbeschworene "Anerkennung" Israels durch die Hamas vor einigen Monaten war von der Hamas klar als strategische Zwischenlösung benannt, die nichts am eigentlichen Ziel - nämlich einer "Endlösung der Israelfrage" - ändere).
Um den Bogen zu schließen: Ja, deshalb hat für mich der israelische Staat einen weitaus höheren Stellenwert als andere. Das heißt nicht, dass ich alles, was die israelische Regierung macht, gutheißen will oder muss. Von der jetzigen Kriegspolitik bin ich auch nicht gerade hin und weg (würde aber gleichzeitig nach wie vor betonen, das israel sich nach wie vor tatsächlich in der Position der Verteidigung befindet, gegen Gegner, die expliziten den Mord an seiner gesamten Bevölkerung zum Kriegsziel erklärt haben).
Es heißt aber, dass ich jedem Angriff auf das Existenzrecht Israels grundsätzlich widerspreche. Und des weiteren halte ich Israel für die Hauptprojektionsfläche des bewussten und unbewussten Antisemitismus unserer Zeit und betrachte das, was sich als "Israelkritik" äußert deshalb erst mal prinzipiell mit Misstrauen. Und das Israel derzeit für die islamistischen Bewegungen zentrale Projektionsfläche ist, steht ja wohl außer Frage.
So, genug der Rechtfertigung meinerseits für heut nacht.
Bearbeitet von Jakob, 27 Juli 2006 - 23:23.