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Mal wieder Krise der Science Fiction


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228 Antworten in diesem Thema

#61 ThK

ThK

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Geschrieben 04 Juli 2007 - 12:46

>Wenn ThK Schätzing als "anspruchsvollen Lit-Autor" umschreibt, versteh ich ThK hoffentlich richtig, wenn er das ironisch meint.Ich??? Ironisch???????????? Neiiiiiiin !!! Nie!!!!!!!!!!!!!!

#62 Holger

Holger

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Geschrieben 04 Juli 2007 - 13:05

Vielleicht könnte man sich ein für allemal darauf einigen, dass das Label Science Fiction in der Krise steckt? Der Inhalt wird mE immer seine Leser finden, auch wenn mehr dazu kommen, denen man erklären muss, dass sie sich gerade einen ganzen Urlaub durch ein SF-Buch gearbeitet haben (soviel zu Schätzing).
:rofl1:
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#63 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 04 Juli 2007 - 14:10

Ein guter Vorschlag und für mich die Gelegenheit, das Thema (für diesen Sommer) ad acta zu legen. Ich nehme diesmal doch tatsächlich etwas an Informationen und Einsichten aus dem Thread mit, denn einiges an Wahrheiten wurde diesmal in Worte gefasst.Wenn das Label SF verschwindet, ist es mir schlichtweg egal... solange der Inhalt mein Intereresse weckt und mich unterhält.Ist dann zwar etwas schwieriger im Wust der Belletristik zu erkennen, aber was solls.Zuma Abschluß... Ikea Slogan.GrußJürgen
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#64 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 04 Juli 2007 - 17:33

Dazu passend ein Posting von Frank Haubold in einem anderen Thread... Tja....

Ich weiß nicht, was Du damit sagen willst. Anspruchsdenken bei SF-Autoren mit mir als "Kronzeugen"? Also hol Dich mal bitte wieder ein. Erstens schreibe ich auch andere Sachen (Gegenwartsgeschichten, Phantastik) und zweitens ist ja wohl kein "Anspruchsdenken", wenn man als Autor einsieht, daß man es nicht jedem recht machen kann. Folgt meinen Deinen abstrusen Vorstellungen von Professionalität, dann müßte alle Autoren sich auf den Heftromansektor stürzen und Bergdoktorgeschichten im Akkord verfassen. Das Publikum dafür ist durchaus vorhanden ... Meinst Du nicht, daß ein Autor vor allem dann etwas schreiben sollte, wenn ihn ein Thema bewegt, und nicht, um einen (in Deutschland ohnehin fiktiven) "Markt" zu bedienen? Irgendwo scheinst Du der Vorstellung nachzuhängen, Autoren seien so ein Art Dienstleister, die sich gefälligst danach zu richten haben, was eine breite Mehrheit zu konsumieren bereit ist. Vermutlich kommt auch das Wort "Kunst" in Deinem Sprachschatz nicht vor, zumindest nicht im Zusammenhang mit Literatur ... Im übrigen glaube ich nicht, daß die literarische Utopie (wenn man die lästige Schublade SF mal außen vorläßt) keine Zukunft hat. Das Gegenteil ist richtig. Es erscheinen massenhaft Bücher, die utopische oder meinetwegen SF-Elemente enthalten, und einige sind durchaus erfolgreich. Nur erscheinen sie halt nicht mehr in den klassischen SF-Reihen, die verdientermaßen aussterben, denn selbst ich mag das Geschreibsel von Baxter, Bear oder Banks nicht mehr ertragen. Optimistische Grüße Frank

#65 Oliver

Oliver

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Geschrieben 05 Juli 2007 - 09:46

Der von dir befürchtete Scherbenhaufen kommt sowieso, nur wird es ausschliesslich die SF treffen. Wir erleben hier ein Phänomen, daß Parallelen zum Western-Genre aufweist. Das ist auch irgendwann mal als Buchform verschwunden, weil die junge Leserschaft fehlte und die alten Männer, die irgendwie immer noch von Freiheit und Abenteuer träumten, einfach wegstarben.

So wird es über kurz oder lang uns auch ergehen... da habe ich nicht geringsten Zweifel dran.
(...)
Cyberpunk ist Historie ? Da geb ich dir Recht... genauso wie die Science Fiction in ein paar Jahren.

Jürgen, dieser Analogie zum Western möchte ich aber doch scharf widersprechen. Beim Western in Ordnung, ja, da hat wohl die zeitliche Distanz dafür gesorgt, dass die Liebhaber von Abenteuer und Action keine Pferde und Holzstädte mehr sehen wollen, aber das kann man doch nicht auf die SF übertragen. Denn die SF ist doch keine Zeitblase wie der Western (wobei ich der Meinung bin, dass gute Western-Geschichten immer funktionieren und ich nach wie vor gerne Sergio Leone und John Wayne-DVDs einschmeiße), sondern schreitet immer voran. Die SF hält doch Schritt, der Abstand zur Gegenwart wird doch nie kleiner. Natürlich veralten ältere Werke (bei der Bearbeitung der deutsche SF-Serie 'Ren Dhark' mussten vor ein paar Jahren Lochkartenleser in Raumschiffen aus den Manuskripten durch aktuellere Technik ersetzt werden :) ) in den Äußerlichkeiten, aber da wir immer irgend eine Zukunft vor uns haben werden (wie gut oder schlecht auch immer) wird es auch immer Autoren geben, die diese ausmalen wollen.
Das darf man echt nicht an der (letztlich vordergründigen) Technik festmachen.
Beispiel: Ich habe gerade mal wieder die 'Terminator'-Filme schnell hintereinander gesehen und da sehr geschmunzelt, wie die Tötungsmaschinen die Opfer lokalisieren: Im ersten Teil (1984) schaut der Cyborg noch in ein Telefonbuch in einer Telefonzelle, im zweiten Teil (1991) in einen schon zentral versorgten Polizeicomputer und im dritten Teil (2003) wird sich gleich ins weltweite Datennetz eingewählt..

@Alex/Molo: Ich habe Dein letztes längeres Posting mit viel Genuss gelesen und kann Dir bei fast allem zustimmen.

@Frank H: Wenn Du schreibst "Irgendwo scheinst Du der Vorstellung nachzuhängen, Autoren seien so ein Art Dienstleister, die sich gefälligst danach zu richten haben, was eine breite Mehrheit zu konsumieren bereit ist." klingt das so, als ob es nur ein Selbstverständnis von Autoren gäbe. So legitim Deines ist, gibt es auch Autoren, die vom Schreiben leben wollen. Und da nicht jeder Autor das Glück hat, genau die Bücher von dem in ausreichender Stückzahl verkaufen zu können, was er selbst am liebsten schreibt, ist Schriftstellerei halt nicht nur Kunst, sondern IMHO auch Handwerk und Markt. So ernüchternd das klingt, wenn man einem engen Kunsbegriff anhängt. Ja, diese "Massen-Erzeugnisse" muss man ja nicht lesen.
Man sollte aber auch nicht behaupten, jeder Autor habe gefälligst (ich benutze das Wort auch mal) dem gleichen Selbstverständnis nachzuhängen. Das klingt bei Dir so ein wenig.
Was hingegen die Zukunft utopischer Erzählungen angeht, da schein wir uns völlig einig zu sein.

Bearbeitet von Oliver, 05 Juli 2007 - 09:52.

  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
  • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
  • • (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
  • • (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
  • • (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
  • • (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)

#66 Jürgen

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Geschrieben 05 Juli 2007 - 13:06

Haubolds Einwände an eine dienstleistungsoriente Autorenschaft sind schon richtig, denn die Qualität der Kunst manifestiert sich nicht ausschließlich in verkauften Exemplaren. Da hat er Recht.Aber das ist nicht das Thema... es soll ja mal beleuchtet werden, WARUM der Eindruck entsteht, die SF stecke in einer Krise (was ja Niklas und Thorsten an Hand einleuchtender Beispiele widerlegt haben)Und da fällt, im Vergleich zur Fantasy, auf, daß sich die Fantasy-Autoren wesentlich flexibler auf ihr Publikum zubewegen.Wenn man als Schriftsteller von seinen Werken leben will, ist es unumgänglich, die Zielgruppe "zu befriedigen".Das erklärt wiederum, warum die Fantasy in den letzten Jahren diesen fast unglaublichen Erfolg vorweisen kann.Anders als bei der SF hat das Label Fantasy eben NICHT gelitten, und das ist auch nicht verwunderlich, wenn man sein Publikum im Auge behält.Um Haubolds Analog zu nutzen... wenn das Publikum Ersatzkuscheltiere braucht UND dafür Geld ausgeben will, warum nicht ?Es ist immer noch genügend Platz, um seinen Stil, seine erzählerischen Qualitäten oder einen ungewöhnlichen Plot umzusetzen.Von dem zahlenden Publikum hat sich die SF (als Label) mittlerweile viel zu weit entfernt, um es überhaupt noch erreichen zu können. Die Autoren, die diesen Umstand erkannt haben, verzichten deshalb auf das Label und verkaufen ihre Werke eben als Belletristik.Wenns klappt, ist es oki.GrußJürgen

Bearbeitet von Jürgen, 05 Juli 2007 - 13:12.

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#67 Diboo

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Geschrieben 05 Juli 2007 - 13:58

Von dem zahlenden Publikum hat sich die SF (als Label) mittlerweile viel zu weit entfernt, um es überhaupt noch erreichen zu können. Die Autoren, die diesen Umstand erkannt haben, verzichten deshalb auf das Label und verkaufen ihre Werke eben als Belletristik.

Du meinst, SF sei keine Belletristik? Wusste ich gar nicht :)

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(13. Erwerbsregel)

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#68 Jürgen

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Geschrieben 05 Juli 2007 - 14:25

Du meinst, SF sei keine Belletristik?

Ob ich das meine, spielt keine Rolle... die Käufer unterscheiden das. Kannst du in einem Gespräch mit den Angestellten eines größeren Buchladens schnell herausbekommen. Genauso wie die Tatsache, daß Bücher wie bsp. Ausgebrannt, Profit, Logo-Land u. ä. von den Käufern nicht als SF klassifiziert werden

Bearbeitet von Jürgen, 05 Juli 2007 - 14:28.

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#69 Diboo

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Geschrieben 05 Juli 2007 - 14:56

Ob ich das meine, spielt keine Rolle... die Käufer unterscheiden das. Kannst du in einem Gespräch mit den Angestellten eines größeren Buchladens schnell herausbekommen. Genauso wie die Tatsache, daß Bücher wie bsp. Ausgebrannt, Profit, Logo-Land u. ä. von den Käufern nicht als SF klassifiziert werden

Lt. Wikipedia bedeutet Belletristik: "Der Begriff der Belletristik wird heute für reine Unterhaltungsliteratur (vor allem leichte Romane) gebraucht. Im deutschsprachigen Buchmarkt wird der Begriff Belletristik aber auch synonym zu dem im angelsächsischen Raum üblichen Terminus Fiction gebraucht." Kann es sein, dass Du etwas ganz anderes meinst?

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#70 Jürgen

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Geschrieben 05 Juli 2007 - 18:00

Nööö, ich meine das gleiche....

... und den Artikel in Wikipedia haben weder ich, noch die Käufer einer großen Buchhandlung geschrieben.

Mag richtig sein (obwohl ich das nicht so sehe, aber ich vertrete ja auch eine andere Meinung zum Cyberpunk und behaupte selbstbewusst, daß der Wiki-Eintrag zum CP nur zum Teil den Tatsachen entspricht)

Das Problem mit Wikipedia ist, daß sehr viel subjektive Einschätzungen in den Artikeln eingestreut sind.

Mein 24bändiges Ungetüm im Wohnzimmerregal interpretiert Belletristik folgendermaßen:

Belletristik - (franz. belles lettres / schöne Wissenschaften) Schöne Literatur, seit dem 18.Jahrhundert begrifflich für den schöngeistigen Teil der Literatur in der Dichtung und der Unterhaltungsliteratur

Kann man jetzt auch in die SF interpretieren, aber wie gesagt, die Masse der Buchkäufer scheint es anders zu sehen.
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#71 molosovsky

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Geschrieben 05 Juli 2007 - 22:04

Nur mal so, um einen Verdacht auf den Tisch zu legen, damit man ihn sieht:Kann es sein, daß das Selbstbewußtsein in "SF-Kreisen" aber so was von angeknackst ist.In etwa: Die "anderen" (gemeint: "realistischen Garn-Genres") klauen der SF Themen & Gadgets; wo sind die tollen deutlichen "SF"-Lables hin; warum ist die doofe Kinderfäntäsy menno nochmal erfolgreicher.Kann es sein, daß Teile des SF-Fandoms:a) elitäre Minderwertigkeitskomplexer sind:) die sich zwar einen Dreck für "andere Literaturen" interessierenc) aber auf jeden Fall trotz unkenntnis genau wissen: "Popliteratur, Gegenwartskrimis ect sind Mist, weil da steht nicht SF druff";Zuletzt: kann es sein, daß bestimmte SF-Stoffe (sprich: von deren Autoren, Verlagen) deshalb in die Belletristik ausgewandert sind, weil die SF inzwischen/derzeit als "ernsthafte" Literatur kaputt ist. Zuviel liederliches, knalliges, serieales.Der größere Erfolg der Fantasy (obwohl sie an den gleichen "Gebrechen der Degenerierung krankt") erklärt sich für mich damit, daß es um vieles einfacher geworden ist, von tofften heldischen Vergangenheiten 2.0 zu träumen, als von entsprechend positiven Zukünften.Sorry für die Polemik. Ich selber finde diese Schwächen der SF-Szene gar nicht so schlimm, hatte aber den Eindruck, hier wird um den Brei gebabbelt.GrüßeAlex / moloAch ja: Oliver, gern geschehen.Belletristik / SF: zwei Handhabungen kamen durcheinander.So wie Belletristik allgemein gebraucht wird, fällt auch die SF darunter.Aber um SF abzugrenzen kann man natürlich dieses andere mal als Belletristik bezeichnen, als Kurzform für "die Belletristik, die nicht SF ist".

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#72 Jürgen

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 08:26

So wie Belletristik allgemein gebraucht wird, fällt auch die SF darunter.

Ja, hat Diboo ja schon eingebracht.
Nutzt aber nix, wenn wir das so sehen (oder wissen)... der potentielle Käufer sieht das anders. Nur mal ein Beispiel aus eigener Erfahrung... ich wurde von ein paar Leuten zu meiner Rezension von Eschbachs Ausgebrannt angemailt, die den "Eindruck" hatten, daß ich den Roman als Science-Fiction einstufe (wg. des Vergleichs mit den Endzeitfilmen) und das es ja so nicht wäre.
Auf meine Nachfrage hin, wie sie denn den Roman einordnen, bekam ich von einem Leser zur Antwort...

als Wissenschaftsroman, der die Auswirkungen knapper werdender Ölreserven extrapoliert.

Öhmmmm... hab dann nichts mehr zum Thema geantwortet, aber nachdenklich macht mich das schon.

Sind nun Romane von Brunner wie Morgenwelt oder Schafe blicken auf urplötzlich keine SF mehr? Müssen wir zukünftigt Eine Handvoll Venus und ehrbare Kaufleute bei den "Belletristik-Regalen" suchen? Dort, wo auch Logo-Land steht?

In dieser "Label"-Sache steckt anscheinend mehr Wahrheit drin, als man vorher gedacht hatte und ich muß gestehen, daß ich nach dieser Diskussion auch ein paar Sachen anders betrachte, als vorher.
Deshalb war dieser Thread von der Sache her mal wirklich nützlich... was man ja nicht von allen Threads auf diesem Forum behaupten kann.

Jetzt aber wirklich Ende im Gelände...klink mich an dieser Stelle aus.
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#73 Beverly

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 08:42

Und ja, der Glaube an eine große und tollte Zukunft ist längst verloren gegangen. Die Generation, die in ihrer Kindheit die Pioniere der Fliegerei bewundert hat, und in reifen Jahren die Mondlandung sehen durfte, ja die hatte einen Fortschrittsglauben, den wir uns nicht mehr vorstellen können.

Die Szene lebt, aber das ganz große Publikum ist uns erst mal verloren gegangen. Schade eigentlich. Aber wenn niemandem Gründe einfallen, warum das große Publikum SF lesen sollte, ist's auch egal, oder? Wenn es hier etwas gäbe, was die Leute fasziniert, würden sie's schon irgendwann merken und kaufen und lesen.

Die Science Fiction hat in ihren optimistischen Zukunftsentwürfen vom Fortschrittsglauben gelebt und in ihren Dystopien von der harschen Abrechnung mit einer pervertierten Moderne. Wenn sich beiden ins Nichts auflöst, weil alle Chancen vertan und aller Schrecken bagatellisiert wird, zieht die SF jenseits von Unterhaltungs- resp. Fluchtliteratur niemanden mehr an.

#74 Beverly

Beverly

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 08:51

Tja, das ist der Fortschritt: Genauso, wie der Glaube an den Weihnachtsmann und den Osterhasen verschwindet, so ist es die Mär von dem Land voller Möglichkeiten und Abenteuer, das über unseren Köpfen schwebt und in dem alle unsere Sorgen und Nöte vergessen sind, wenn wir uns nur kräftig genug anstrengen, dieses zu erreichen :) .

Der Weltraum als abenteuerlicher und funkelnder Spielplatz für eine Menschheit, die gerade ihrer Wiege Erde entkommen ist - mit solchen abgeschmackten Klischees braucht man der heutigen Generation sicher nicht mehr zu kommen, damit landet man höchstens bei alten SF-Fuzzies, die mit dem Kopf in der Vergangenheit leben und lauthals über den Verlust des goldenen Zeitalters jammern ;).

In was für einer Scheinwelt lebst du eigentlich, dass du so einen Müll verzapfst? Nie Bus oder S-Bahn gefahren? Nie dir schon aus schierer Verzweiflung über die verblödete Spaßjugend, angesichts derer selbst die diversen Radikalen und Extremisten noch Denker sind, ein Raumfahrtprogramm gewünscht, um die Kids sinnvoll zu beschäftigen?
By the way ist der Weltraum seit Jahrtausenden für die Menschen Quelle von Inspirationen - siehe die Himmelsscheibe von Nebra - und mit unseren Sonden und Raumschiffen setzen wir nur fort, was unsere Vorfahren begannen. Lös weiter deine Probleme auf der Erde, bis sie dir in den Arsch treten!

#75 Beverly

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 09:13

(...)Der größere Erfolg der Fantasy (obwohl sie an den gleichen "Gebrechen der Degenerierung krankt") erklärt sich für mich damit, daß es um vieles einfacher geworden ist, von tofften heldischen Vergangenheiten 2.0 zu träumen, als von entsprechend positiven Zukünften.(...)

Das setzt aber ein Publikum voraus, das keine Ahnung hat, wie hart das gewöhnliche Leben in der romantisch verklärten Vergangenheit wirklich war. Schon Tolkien wurde vorgeworfen, dass in seinem Mittelerde in Wirklichkeit die Sklaven in den Bergwerken schuften müssen, nur scheint das keinen Eindruck gemacht zu haben. Oder in den Fantasy-Welten sind Naturkonstanten in der Art des Planckschen Wirkungsquantums so kalibriert, dass auch mit Muskelkraft und Handarbeit alles flott geht und die Gewänder der Ritter und ihrer Minnen so strahlend sind wie mit Persil gewaschen.

#76 Ernst Wurdack

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 09:22

aus schierer Verzweiflung über die verblödete Spaßjugend

Ich habe vor etwa 35 Jahren auch zur einer verblödeten Spaßjugend gehört. Nur die Blödheit und der Spaß waren andere. :) Selbst wenn du möglicherweise als intellektueller Greis ohne Kindheit und Jugend zur Welt gekommen bist, solltest du die Jugend nicht pauschal abqualifizieren. Die Jugend ist deutlich besser als ihr Ruf, den sie in Biertischunterhaltungen genießt. So ein Klischee hätte ich gerade von dir nicht erwartet!

Bearbeitet von Ernst Wurdack, 06 Juli 2007 - 09:24.


#77 Diboo

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 09:27

So ein Klischee hätte ich gerade von dir nicht erwartet!

Ich schon.

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#78 molosovsky

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 12:17

@Beverly: Fantasy ist zu einem Gutteil ein Vergangenheits-Verklärungsgenre. Man übernimmt gerne die bunten Wappenwimpel, aber eben nicht die niedrige Alphabetisierungsqute; man übernimmt gerne die zünftige Stimmung der mittelalterlichen Welt, aber die hohe (Kinder)Sterblichkeit, Krankheitsrate, Alltagsgewalt, das diffizile, öde Handwerk (siehe ausgestorbene Berufe wie Hasenhaarschneider usw) kommt nicht zur Sprache. Ich selber hab das mit meiner Rezi von Diana Wynne Johnes "Though Guide to Fantasyland" ausreichend kommentiert.In der SF ist das nicht so leicht, denn unsere Medien "belästigen" ja Tagein Tagaus mit Horrormeldungen über Zukunftsrangelein (Krieg um Rohstoffe, Gehirne, Klima). Da ist es wohl nicht so leicht, die alten Flash Gordon-Muster wieder aufleben zu lassen.Was die "verblödete Jugend" betrifft: SF ist doch immer noch ein Männchengenre, oder? Also sind die verblödeten Kerle, nicht Jugend. Vielleicht sollte die SF mal mehr Pferde und Elfen einbauen, damit die Mädels nachziehen :thumb:GrüßeAlex / moloNebenbei: der Western hat auch in Buchform in den letzten Jahren durchaus eine kleine Renaisance erlebt, ähnlich wie im Film. Nur: bei uns ist davon nicht viel angekommen. -- Da ich mir hier im Forum ja schon mal als großer "Deadwood"-Fan geoutet habe: diese Serie zeigt, wie man ein Genre relevant, erhellend, unterhaltsam wiederbelebt.

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#79 simifilm

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 12:54

In was für einer Scheinwelt lebst du eigentlich, dass du so einen Müll verzapfst? Nie Bus oder S-Bahn gefahren? Nie dir schon aus schierer Verzweiflung über die verblödete Spaßjugend, angesichts derer selbst die diversen Radikalen und Extremisten noch Denker sind, ein Raumfahrtprogramm gewünscht, um die Kids sinnvoll zu beschäftigen? By the way ist der Weltraum seit Jahrtausenden für die Menschen Quelle von Inspirationen - siehe die Himmelsscheibe von Nebra - und mit unseren Sonden und Raumschiffen setzen wir nur fort, was unsere Vorfahren begannen. Lös weiter deine Probleme auf der Erde, bis sie dir in den Arsch treten!

Früher war alles besser, selbst das Gemotze über die Jugend.

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#80 Palpatine

Palpatine

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 14:17

Ach Beverly, warum denn alle zwei Wochen einen neuen Thread über ein provokantes, aber nicht durchdachtes Thema eröffnen. Klingt doch wie die Bild-Zeitung des Genres Phantastik.Scifi wurde vom Anbeginn an immerzu für tot, für unbedeutend oder für nicht existent erklärt - und damit pauschal abgeurteilt. Krisen gab es natürlich, aber immer nur für einzelne Subgenres. Das Bedürfnis des Menschen nach fantastischen Erzählungen ist seit Höhlenmenschenzeit evident, Scifi ist nur die konsequente Verlängerung davon. Scifi kann genausowenig siechen und sterben, wie Menschen willentlich zu atmen oder Emotionen zu empfinden aufhören können.Und deine Sprache könntest du ruhig etwas mäßigen.

#81 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 06 Juli 2007 - 14:44

:blink:

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:wacko:

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#82 simifilm

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 14:50

Ach Beverly, warum denn alle zwei Wochen einen neuen Thread über ein provokantes, aber nicht durchdachtes Thema eröffnen. Klingt doch wie die Bild-Zeitung des Genres Phantastik. Scifi wurde vom Anbeginn an immerzu für tot, für unbedeutend oder für nicht existent erklärt - und damit pauschal abgeurteilt.

Yep. Ich würde sogar behaupten, dass das ewige Krisengeschrei und das Gejammere, dass "die anderen" die SF nicht ernst nehmen, die Hauptkonstante im SF-Fandom ist (aber darin unterscheidet sich das SF-Fandom nicht wesentlich von anderen Fan-Gemeinschaften).

Signatures sagen nie die Wahrheit.

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#83 Dave

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Geschrieben 06 Juli 2007 - 16:36

Ach Beverly, warum denn alle zwei Wochen einen neuen Thread über ein provokantes, aber nicht durchdachtes Thema eröffnen. Klingt doch wie die Bild-Zeitung des Genres Phantastik.

Zu ihrer Verteidignung muss ich gestehen, dass ich den älteren Thread wieder rausgekramt habe... :thumb:

#84 Beverly

Beverly

    Temponaut

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Geschrieben 07 Juli 2007 - 11:16

:blink:

:wacko:

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Groucho Marx :rolleyes:
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:thumb: Jorge

Du bist genauso ein sturer Ignorant wie dein Namensgeber aus "Der Name der Rose". Bei dem führt es dazu, dass sein Kloster in Flammen aufgeht. Sollten sich deine Ansichten über Raumfahrt durchsetzen, dürfte noch einiges mehr in Flammen aufgehen.

#85 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 08 Juli 2007 - 00:01

Du bist BLABLABLA...BLUBBLUBBLUBB...SCHWAFEL...DUMMSCHWÄTZ...HETZ!...KOTZ!

:) Ich folge Jürgens Beispiel - klinke mich an dieser Stelle aus.

#86 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 08 Juli 2007 - 01:27

Zumindest in diesem Thread scheint die SF gerade eine kleine Krise zu haben. Die Art wie hier miteinander umgegangen wird würde mich als potentielles Neumitglied auf jeden Fall abschrecken.

#87 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 08 Juli 2007 - 01:35

Ernst hat natürlich Recht. Die Klagen über die verkommene Jugend sind so alt wie die Menschheit, undjeder, der heute die verlorenen Werte beklagt, hat früher selbst einmal zu einer Jugend gehört, der dieVätergeneration die Zersetzung von Moral und Bildung vorgeworfen hat. Das Spielchen wiederholt sichin jeder Generation, und trotzdem gibt's auch heute noch genug junge Leute, die sich selbsttätig die Schuhe zubinden und allein aufs Klo gehen können und morgens nicht als allererstes auf die Straße gehen und alten Damen die Handtaschen klauen. Zumindest kenne ich ein paar.Dennoch: Ohne daß ich mich Beverlys hysterischen Ausbrüchen anschließen will, findet heute, meineich, beim Übergang in eine totale Mediengesellschaft etwas qualitativ Neues statt, das sehr beunruhigendeFolgen hat. Das braucht man nicht der Jugend selbst vorzuwerfen, es ist ein strukturelles und institutionellesProblem.Ich erinnere mich an eine Diskussion mit Kollege Frank Hebben, der zu den Klagen über die Verblödungder Jugend ungefähr sagte: Da kann doch etwas nicht stimmen. Es kann doch nicht sein, daß die heutigeJugend andere oder schlechtere Gehirne als ihre Vätergeneration hat. Worauf ich erwiderte, daß genau das der Fall ist. Es zeigt sich immer deutlicher, daß Jugendliche, deren Akzent von Kindesbeinen anauf dem passiven Medienkonsum lag, tatsächlich eine andere Gehirnstruktur haben. Es ist eine Frage derEntwicklungsphysiologie. In der Sprachentwicklung - damit kenne ich mich ein bißchen aus - gibt es eine sensible Phase zwischen dem 4. und 12. Lebensjahr, in dem sich im Gehirn grundlegende Fähigkeiten zum Sprachverstehen und Sprachbeherrschen herausbilden. In dieser Phase können Kinder sehr vielschneller Sprache lernen als jeder Erwachsene und sich auch mühelos mehrere Sprachen aneignen. Was in dieser Phase versäumt wird, läßt sich später nur noch sehr mühsam und unzureichend nachholen.Wenn in den Schulen also nicht mehr streng darauf geachtet wird, daß Kinder ihre Muttersprache lernen,wenn Eltern ihren Kindern nichts mehr vorlesen oder sie zum Lesen animieren, sondern sie sich mit Fernsehen, Internet oder Computerspielen vom Hals schaffen, wird den Kindern ein biologischer Schaden zugefügt. Das gilt übrigens nicht nur für die Sprachfähigkeiten. Immer mehr Sportlehrer an Schulen berichten, daß Jugendlichen grundlegende motorische Fähigkeiten fehlen - vermutlich weil sie als Kleinkindernicht jeden Tag auf dem Spielplatz rumgetobt, sondern mehr Zeit vor der Spielekonsole verbracht haben.Was sich abspielt, ist ungefähr dasselbe wie die Geschichte mit der übervorsichtigen Mutter, die ihre Kinder nicht im Dreck spielen läßt, weil sie Angst hat, sie könnten sich etwas wegholen, und gerade dadurch ihre Kinder krank macht - weil sie nie eine Möglichkeit hatten, durch externe Stimulation ein starkes Immunsystem auszubilden. Das alles liegt natürlich nicht an den modernen Medien als solchen, sondern daran, wie sie benutzt werden.Nur ein Beispiel: Unter Computerkompetenz wird heute an Schulen verstanden, daß man einen Webbrowser und MS Office bedienen und Emails schreiben kann. Das ist natürlich Quatsch. Wenn man schon den Computer in den Schulunterricht einbaut, wäre es viel sinnvoller, den Kindern eine vernünftige Programmiersprache beizubringen. Dabei werden nämlich dieselben oder ähnliche Fähigkeiten stimuliert, die die klassische humanistische Bildung durch den Sprachunterricht addressiert hat. Kurzum: Wer meint, daß man die klassische Bildung schadlos durch eine bunte Medienwelt ersetzen kann,die den Jugendlichen in ihrer Entwicklung keinerlei Anstrengungen mehr abfordert, ist mächtig auf dem Holzweg - denn das führt am Ende tatsächlich zu einer verblödeten Jugend, die in ihren elementaren Fähigkeiten im Schnitt weit hinter früheren Generationen zurückbleibt. Was nicht an der Verkommenheitdieser Jugend liegt, sondern daran, was man ihnen in dem gesellschaftlichen Millieu, in dem sie aufgewachsensind, zugefügt hat.Das Ergebnis sieht man heute schon überall. Sorry, ich will keinem ans Bein pinkeln, aber ganz ehrlich: Man braucht sich nur in jedem x-beliebigen Internetforum umzuschauen, und man fragt sich, wieso Leute,die doch eine Schule besucht haben, derartige Schwächen in Rechtschreibung und Zeichensetzung haben.Schaut man genauer hin, kommt man schnell zu ähnlichen Befunden wie die PISA-Studie, nämlich daß dasProblem nicht ein Mangel an Kenntnissen ist, sondern schon viel früher, bei ganz elementaren Fähigkeitenanfängt: wenn sich z.B. einbürgert, daß vor jedem "wie" und "als" ein Komma geschrieben wird, dann zeigtes, daß Leute einfachste Satzstrukturen nicht mehr erkennen können. Ich arbeite nebenbei in der Werbung und habe mit Produktmanagern zu tun gehabt, qualifizierten Leuten eigentlich, deren Deutsch so erbärmlich war, daß ich dafür in der fünften Klasse eine sechs bekommen hätte. Ich mußte einmal mit einer Praktikantinarbeiten, die Deutsch Leistung im Abitur - und die Abiturprüfung bestanden - hatte und mit ihrem Deutsch,ohne Übertreibung, eigentlich nochmal in der Vorschule hätte anfangen müssen. In meinem Bekanntenkreiskenne ich, von Profischreibern abgesehen, keine zehn Leute mehr, die die deutsche Zeichensetzung sicherbeherrschen - und das ist noch der einfachste Teilbereich der deutschen Schriftsprache. Da stimmt doch etwas nicht.Und bevor jemand das alles für großkotzig hält: Ich hatte das Glück, daß mir jemand schon mit vier Jahren Lesen und Schreiben beigebracht hat. Wenn ich unter denselben Bedingungen aufgewachsen wäre wie vieleKinder heute, wäre ich vermutlich auch nicht klüger. Also, Beverly, bevor man hysterisch um sich drischt,vielleicht mal hinschauen, was dahinter stecken könnte.GrußMKI

#88 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 08 Juli 2007 - 01:46

Die Generation die sich über die "verkommene Jugend" aufregt, sollte sich mal fragen, wer diese Jugend erzogen hat. Da schließt sich nämlich der Kreis wieder und der vorwursvoll erhobene Zeigefinger kommt an der eigenen Nase an.

#89 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 08 Juli 2007 - 11:45

Das ist ein posting als Moderator....@BeverlyEs gibt selbst auf diesem Board Grenzen... und dein letztes Posting hat sie überschritten.Wir sollten alle, trotz heftigster Diskussionen, nicht vergessen, daß wir hier mit anderen Menschen kommunizieren.Solange hier Mitglieder als Schwachköpfe, Schwachsinnige und komplett Hirnlose deklariert werden (wie ich zum Beispiel :) ), so ist es im Konsens einer emotional geführten Diskussion noch am Limit.Ernstgemeinte Diskussionen werden nunmal etwas heftiger geführt und dieses Board steht auch in seiner Tradition für eine gewisse Härte. Es hat in der Vergangenheit oftmals dazu geführt, daß die inhaltliche Auseinandersetzung auf einem relativ hohen Level geführt wurde.Ist nicht jedermanns Sache, aber viele der Mitglieder schätzen diese Art der Diskussionskultur.Die Aufforderung, daß sich jemand den Rücken verrenkt, um aussergewöhnliche Sexpraktiken auszuüben, ist kein Beitrag zu einer Diskussion, sondern der armselige Versuch, davon abzulenken, daß einem die Argunmente ausgehen.Deshalb habe ich das letzte Posting von dir gelöscht.Dabei habe ich Diboos Antwort auf die nicht gerade charmante Aussage, wie er es treffend formulierte, gleich mitgelöscht.Das ist das erste Mal, daß ich mich dazu veranlasst sah, einzugreifen... und ich bin bestimmt kein Weichei, was Diskussionen betrifft... ich bitte um keine weiteren "Ausrutscher" in dieser Art.Danke.GrußJürgen

Bearbeitet von Jürgen, 08 Juli 2007 - 12:15.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#90 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 08 Juli 2007 - 12:02

Ernst hat natürlich Recht. Die Klagen über die verkommene Jugend ... usw. und so fort

Ich denke Michael hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Es ist aber wie so oft heutzutage. Die Ursachen sind durchaus bekannt, es findet sich aber niemand, das Übel an der Wurzel zu packen. In Österreich gab's einen mords Aufschrei über ein PISA-Ergebniss mit anschließendem großem Ursachensuchen und Verbesserungsvorschlägenverbreiten. Was ist aber geschehen - nichts. Oder besser gesagt - Kürzung der Lehrerposten, sinnlose umänderungen im Lehrplan, der ohnehin nicht eingehalten werden kann usw. Es fehlt leider eine klare Leitline und Personen, die diese Leitlinen konsequent umsetzen. In Politik und Schule - und vor allem auch in den Familien. Aber wo keine Vorbilder, da auch keine Nachahmer. Gruß Thomas

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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