Hehe. Ich bin der Opener, bzw. meine Story.
Immer wieder sprachlich bemerkenswert: Der Hebben. Er knallt einfach rein. Die zugehörigen Illus von Funke zeigen, was das Wort kongenial bedeutet.
Ich sage gerne, dass ich die Küper-Story richtig gut finde. Könnte halt auch als cooler SF-Thriller im Kino laufen, keiner würde sich wundern. Klar, ein wenig konstruiert mit den Ausfällen genau im richtigen Moment und so. Etwas viel Gewalt und eine für die Story irrelevante, eher unglaubwürdige Architektur. Aber äußerst unterhaltsam und durchaus visionär. Leider spielt sie nicht im Ruhrgebiet; in dieser Hinsicht war laut Thorsten die Vorgabe nicht klar genug. Diverse kleinere Fehler sind mir aufgefallen, die das Lektorat eigentlich hätte beheben können.
Wie schon in Nova 9 konnte ich auch diesmal mit dem Beitrag von Eckhardt nichts anfangen. Ein paar nette Stellen, ja, aber auch einige Pfeile neben die Scheibe geworfen und insgesamt ziemlich sinnlos. Grotesk halt. Unterboten wird der Text nur noch von dem auf mich arrogant wirkenden Kommentar, der überhaupt nichts mit dem Text zu tun hat. Was soll das?
Mit Pukallus Text hatte ich so meine Schwierigkeiten, obwohl er sprachlich überzeugen kann. Der lange Einstieg ist völlig diffus, er ergibt nur Sinn, wenn man ihn nach Lektüre der Story noch einmal liest. Sowas halte ich für unschön, zumal dadurch keine weitere Bedeutungsebene hinzukommt. Die skurrile Grundidee hat dagegen einiges für sich. Ich traue es sinnlos blubbernden Politikern ohne weiteres zu, schwachsinnige Projekte zu lancieren, so wie im Text beschrieben.
Der Aufenthalt auf der Station leidet unter der einseitigen Erzählperspektive. Ich hätte gerne mehr über die Straftäter erfahren, die meinem Gefühl nach deutlich ungehaltener auf ihre Tanzkurse reagieren müssten. Immerhin werden einige psychologisch aufschlussreiche Szenen gebracht. Aber das Ende überzeugt mich kein bisschen. Das fängt damit an, dass der beschriebene Fahrstuhl ins All rein technisch so nicht umsetzbar ist, weil das beschriebene Stahlseil unter seinem eigenen Gewicht reißen würde. Ferner wäre es vernünftiger, das Seil am oberen Ende zu lösen, um die Masse der Station zu verringern. Und schließlich wird man mit einfachen Navigationsdüsen nicht weit kommen, vermutlich nicht einmal aus der Erdanziehungskraft heraus, aber keinesfalls bis Jupiter oder gar in andere Sonnensysteme, und von irgendwann fehlender Versorgung mit Nahrung habe ich dabei noch gar nicht geredet. Mangels Fortpflanzungs-Möglichkeiten kommt auch die Option "Generationsraumschiff" nicht in Frage. Der Bezug zum Ruhrgebiet erscheint mir zudem recht gering; die Handlung könnte ohne weiteres an anderer Stelle stattfinden. So bleibt mir der Text mit einem "ganz gut, aber" in Erinnerung.
Wie befürchtet, kann ich Schönherrs Text nichts abgewinnen. Schätze, das ist mir einfach zu ... surreal. Fand ich den Anfang mit der Kanzler-"Wahl" noch recht skurril, kam danach für mich nur noch Unverständliches. Mag sein, dass irgendeine Sozialkritik auf höchst philosophische und bildhafte Weise verborgen liegt - mir geht einfach die Motivation ab, danach zu suchen, weil mich der Text weder gefesselt noch irgendwie berührt hat.
Die Mommers-Story ist politisch, ohne zu überzeugen. Die Aspekte des Dahinvegetierens im Alter sind mir zu oberflächlich dargebracht. Drumherum drapiert der Kollege einen kleinen Krimi - das alles ist aber weder besonders witzig noch spannend. Ärgerlich finde ich die Sonderzeichen im Nachwort, die eigentlich griechische Buchstaben werden wollten. Hier hat die Qualitätskontrolle ganz ordentlich geschludert. Angesichts der langen Herstellungszeit finde ich das besonders bedauerlich.
Hahn schließlich legt keine Geschichte vor, sondern fünf Wutausbrüche (sechs, wenn man den anschließenden Kommentar einrechnet). Schockierend finde ich daran, dass sie inhaltlich und thematisch annähernd Bildzeitungs- oder Privatfernsehen-Niveau haben. Kaum erfreulicher finde ich, dass das Nachwort in genau dieselbe Kerbe schlägt. Anspruchsvolle Geschichten sind auf subtile Art böse, da wird nicht einfach mit kaputten Flaschen und Baseballschlägern gekillt. Schade.
Ich habe den Verdacht, dass Hahn und Mommers nur reingerutscht sind, weil Iwoleit den Rahmen gesprengt hätte oder noch nicht fertig war. Ich muss gestehen, dass ich diese Art von Inhaltsplanung etwas befremdlich finde. Gut, in Ausgabe 10 wurden Texte explizit angefordert, wohingegen normalerweise gelten sollte "1. einreichen 2. prüfen 3. einplanen 4. drucken" und keine andere Reihenfolge. Trotzdem bleibt ein schaler Nachgeschmack angesichts der Jubiläumsnummer. Auch die meiner Ansicht nach abfallende Qualität der letzten beiden Storys verleiht ihnen den Status "Füllmaterial", was weder den beiden Autoren, noch jenen anderen, die vielleicht einen guten Text eingeschickt haben, der aber nicht berücksichtigt wurde, geschweige denn den Lesern gerecht wird.
Zu den anderen Geschichten sag ich natürlich auch noch was, sobald gelesen ...
Bearbeitet von Uwe Post, 13 Oktober 2006 - 16:36.