Danke für die Blumen!
NOVA 10 - Die Storys
Erstellt von
Uwe Post
, Sep 30 2006 20:17
32 Antworten in diesem Thema
#31
Geschrieben 25 November 2006 - 13:36
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VILLA FANTASTICA - Bibliothek für fantastische Literatur
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#32 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 25 November 2006 - 17:41
Ein paar Anmerkungen von mir zu zuletzt gelesenen Geschichten:
Tango ist a Virus: Für mich die positive Überraschung dieses Bandes. Ich gebe zu, daß mich die Geschichten von Horst Pukallus bislang kaum vom Hocker gerissen haben (vielleicht, weil mir der Stil nicht lag), aber hier trifft er voll ins Schwarze. Was manchem als leicht überkandidelt und fremdwortlastig erscheinen mag, ist exakt der Jargon, den Ethik- und sonstige Kommissionen hierzulande pflegen. Diese unerträgliche Mischung aus Selbstüberschätzung und Realitätsverweigerung ist typisch für eine Kaste, für die das Bild der Protagonistin beinahe noch zu sympathisch ausfällt. Gefallen hat mir auch die Auflösung in einem in gewisser Weise offenem Ende, obwohl natürlich nachhaltig bezweifelt werden darf, daß die Flüchtigen tatsächlich das „Zwitschern der Pulsare“ kennen lernen werden. Aber es klingt halt nett.
Mille e Tre: hinterläßt mich ein wenig ratlos, vor allem, was den Schluß angeht. Ansonsten gefällt mir die Überzeichnung des politischen Systems, die angesichts des gegenwärtigen Politpersonals eigentlich fast gar keine mehr ist. Die Wahl einer Frau M. zur Bundeskanzlerin folgte ja im Grunde der Maxime: Irgendwer muß es halt machen. Was die Rolle der ChinesInnen anbetrifft, so erschien mit das Ganze doch ein wenig arg bizarr, es sei denn, der Autor wollte damit auf die hierzulande obwaltende „Unterordnungsfertigkeit“ anspielen, die in der Tat kaum Grenzen kennt.
Zum Abschuß freigegeben: Diese Geschichte befaßt sich vom Grundsatz her mit einer angesichts der demographischen Entwicklung durchaus aktuellen Problematik, allerdings bleibt sie im ersten Teil etwas erklärungslastig. Die Überzeichnung gesellschaftlicher Entwicklungen störte mich weniger als das Finale, das mich ein wenig unbefriedigt zurückließ. Auch wenn der auch heute schon offenkundige Zerfall der Familie als Lebensmittelpunkt und Rückzugsgebiet des Einzelnen folgerichtig auf die Spitze getrieben wird, erschien mir die Pistolenaustauschgeschichte bei aller stilistischen Solidität zu wenig überrasched.
Ein Abend, eine Nacht, ein Morgen: Okay, die Welt ist schlecht. Aber ich denke, das weiß der erwachsene Leser bereits. Zudem erinnere ich mich an eine Story von John Shirley , die sich auf weitaus schockierendere Art mit dem Zustand dieser Welt auseinander setzte, so daß mich die hier geschilderten Episoden nur mäßg beeindruckten, zumal auch so manches Klischee (so die gewaltgeile Baronesse) bedient wird. Was die Wut des Autors im Nachwort anbetrifft, so kann man diese sicherlich in signifikanten Bereichen nachvollziehen, auch wenn der Aufhänger (Zugverspätung) wohl eher unglücklich gewählt ist. Etwas unpassend erschien mir zudem der Hinweis auf die „Separatisten“ im Gaza-Streifen, der sowohl historisch als auch sachlich daneben liegen dürfte.
Alles in allem eine durchwachsene Nova-Ausgabe, aus der aus meiner Sicht nur die Tango-Geschichte von Horst Pukallus und die viel Lokal-Kolorit atmende Schacht-Story von Uwe Post herausragten.
Gruß
Frank
Tango ist a Virus: Für mich die positive Überraschung dieses Bandes. Ich gebe zu, daß mich die Geschichten von Horst Pukallus bislang kaum vom Hocker gerissen haben (vielleicht, weil mir der Stil nicht lag), aber hier trifft er voll ins Schwarze. Was manchem als leicht überkandidelt und fremdwortlastig erscheinen mag, ist exakt der Jargon, den Ethik- und sonstige Kommissionen hierzulande pflegen. Diese unerträgliche Mischung aus Selbstüberschätzung und Realitätsverweigerung ist typisch für eine Kaste, für die das Bild der Protagonistin beinahe noch zu sympathisch ausfällt. Gefallen hat mir auch die Auflösung in einem in gewisser Weise offenem Ende, obwohl natürlich nachhaltig bezweifelt werden darf, daß die Flüchtigen tatsächlich das „Zwitschern der Pulsare“ kennen lernen werden. Aber es klingt halt nett.
Mille e Tre: hinterläßt mich ein wenig ratlos, vor allem, was den Schluß angeht. Ansonsten gefällt mir die Überzeichnung des politischen Systems, die angesichts des gegenwärtigen Politpersonals eigentlich fast gar keine mehr ist. Die Wahl einer Frau M. zur Bundeskanzlerin folgte ja im Grunde der Maxime: Irgendwer muß es halt machen. Was die Rolle der ChinesInnen anbetrifft, so erschien mit das Ganze doch ein wenig arg bizarr, es sei denn, der Autor wollte damit auf die hierzulande obwaltende „Unterordnungsfertigkeit“ anspielen, die in der Tat kaum Grenzen kennt.
Zum Abschuß freigegeben: Diese Geschichte befaßt sich vom Grundsatz her mit einer angesichts der demographischen Entwicklung durchaus aktuellen Problematik, allerdings bleibt sie im ersten Teil etwas erklärungslastig. Die Überzeichnung gesellschaftlicher Entwicklungen störte mich weniger als das Finale, das mich ein wenig unbefriedigt zurückließ. Auch wenn der auch heute schon offenkundige Zerfall der Familie als Lebensmittelpunkt und Rückzugsgebiet des Einzelnen folgerichtig auf die Spitze getrieben wird, erschien mir die Pistolenaustauschgeschichte bei aller stilistischen Solidität zu wenig überrasched.
Ein Abend, eine Nacht, ein Morgen: Okay, die Welt ist schlecht. Aber ich denke, das weiß der erwachsene Leser bereits. Zudem erinnere ich mich an eine Story von John Shirley , die sich auf weitaus schockierendere Art mit dem Zustand dieser Welt auseinander setzte, so daß mich die hier geschilderten Episoden nur mäßg beeindruckten, zumal auch so manches Klischee (so die gewaltgeile Baronesse) bedient wird. Was die Wut des Autors im Nachwort anbetrifft, so kann man diese sicherlich in signifikanten Bereichen nachvollziehen, auch wenn der Aufhänger (Zugverspätung) wohl eher unglücklich gewählt ist. Etwas unpassend erschien mir zudem der Hinweis auf die „Separatisten“ im Gaza-Streifen, der sowohl historisch als auch sachlich daneben liegen dürfte.
Alles in allem eine durchwachsene Nova-Ausgabe, aus der aus meiner Sicht nur die Tango-Geschichte von Horst Pukallus und die viel Lokal-Kolorit atmende Schacht-Story von Uwe Post herausragten.
Gruß
Frank
#33
Geschrieben 26 November 2006 - 23:32
Nachdem ich Nova 10 durchgelesen hatte, habe ich mir die Story von Thorsten Küper noch einmal vorgenommen. Sie war der einzige Text, den ich nicht zu ende gelesen hatte, da mich das lawinenartie Aufkommen von Technickschnickschnack abgestoßen hatte. Die vielen positiven Kritiken von euch haben mich aber genötigt, es mit der Story noch einmal zu versuchen. Wegen des Plots hat sich dieses "Wagnis" natürlich gelohnt, und die Szenen erhielten ihre Berechtigung. Irgendwie hatte ich beim Lesen aber doch das Gefühl, dass die Szenen auseinanderbröckeln und sprachlich nicht so fest zusammengehalten werden konnten, wie es bei dem ganzen Cyberpunkmotiven nötig gewesen wäre. Dessen ungeachtet ist diese Geschichte aber schon eine große Leistung.
Überhaupt hat mir diese Nova-Ausgabe mit ihrer Vielfältigkeit gut gefallen. Vielleicht gibt es irgendwann ja mal eine neue Themenausgabe (diesmal hoffentlich mit einem Cover das auch zu dem Thema passt).
Überhaupt hat mir diese Nova-Ausgabe mit ihrer Vielfältigkeit gut gefallen. Vielleicht gibt es irgendwann ja mal eine neue Themenausgabe (diesmal hoffentlich mit einem Cover das auch zu dem Thema passt).
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