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Philip K. Dick: Simulacra


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25 Antworten in diesem Thema

#1 Morn

Morn

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Geschrieben 23 Januar 2007 - 12:37

Wir lesen:Philip K. Dick: SimulacraViel Spass beim Lesen und Diskutieren! Sullivan und Morn

#2 Barney Mayerson

Barney Mayerson

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Geschrieben 23 Januar 2007 - 15:31

Hallo,ich bin jetzt beim 6. Kapitel, also bis dahin Spoiler-Warnung. Habe den Roman vor Jahren schon mal gelesen und als eher schwächeren Dick in Erinnerung, ich glaube das bestätigt sich auch wieder. Allerdings kann ich das nur subjektiv begründen. Bei den richtigen Knallern von Dick ist es bei mir so, dass ich sie praktisch nicht mehr aus der Hand legen kann und in der Regel in wenigen Tagen durch habe. Sie fesseln einfach von der ersten Szene an. Bei Simulacra ist das bei mir nicht so. Das heisst nicht dass ich das Buch schlecht finde, keinesfalls. Aber diesen totalen PKD-Kick gibt es mir noch nicht. Vielleicht liegt es daran, dass in den Kapiteln die ich bis jetzt gelesen habe immer mind. ein neuer Handlungsstrang (oft auch mehrere) inkl. neuer Hauptpersonen eingeführt wird. Vielleicht liegts auch am Thema. Wobei man bis zum 6. Kapitel eigentlich noch gar nicht so genau sagen kann, was überhaupt das Thema ist. Am ehesten wohl das politische und soziale System das beschrieben wird.Hierbei find ich die satirische Übertreibung ziemlich gelungen. Die Stelle wo einer der Apartmenthausbewohner darüber nachdenkt, dass die Bürger ja unheimlich viel Macht über die Regierung bzw. Nicole hätten, weil sie bestimmen können, wer ihr "Alter" wird (und das alle vier Jahre!) finde ich schon sehr ironisch.Am besten hat mir aber bis jetzt glaube ich die Stelle gefallen, in der der Regierungsbeamte dem Psychiater von seinem neuen Auftrag erzählt. Das ist so richtig schön deprimierend-niederstreckend (für den Psychiater) beschrieben, erst die Demütigung durch diese Reporterroboter und die neuen Gesetze, wie der Psychiater trotzig trotzdem zu seiner Praxis geht und abgeführt wird und wie er dann beim Gespräch mit dem Beamten Hoffnung wittert, das Gefühl bekommt doch noch gebraucht zu werden in Zeiten der Psycho-Medikamente - und dann die Erklärung, dass es darum ginge dass der Patient krank bleibt, er aber durch die Chemie geheilt werden würde... ich finde an der Stelle kann man den Stich den der Psychiater in seiner Berufsehre versetzt bekommt richtig spüren.Tschüss,Barney

Bearbeitet von Barney Mayerson, 24 Januar 2007 - 10:52.


#3 Barney Mayerson

Barney Mayerson

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Geschrieben 25 Januar 2007 - 12:30

Hi,noch jemand da? Naja ich mach mal weiter... stoppt mich wenn nötig ;) Also im 6. und 7. Kapitel (Achtung, Spoiler!) nimmt der Roman langsam Fahrt auf. Man lernt Kongrovian kennen, der Mann hat keine Neurose, er ist eine. Typisch Dick. Es ist schon faszinierend wie die Gedankenwelt dieses Pianisten in wenigen, einfachen Worten dargestellt wird. Zum Beispiel in dem er einfach in einem Abschnitt genau weiss, dass sein extremer Körpergeruch nur eingebildet und nicht real ist, aber im nächsten Abschnitt versucht über das Bildtelefon seine Gegner mit eben diesem Körpergeruch zu infizieren... mit normalen Körpergeruch kann das nicht funktionieren, aber mit eingebildetem, warum nicht? Also ich hatte beim Lesen wirklich das Gefühl: dieser Typ ist völlig durchgeknallt.Auch der Handlungsstrang in dem Nicole versucht Göring aus der Vergangenheit zu holen wird immer absurder. Als auf einmal überlegt wird, direkt noch ein Nazi-Killerkommando mit rüberzubringen um die Kartellbosse umzubringen merkt man richtig (wie auch die Berater von Nicole), wie die Sache kippt, die Situation aus dem Ruder zu laufen scheint. Das ganze wird immer interessanter.Dick baut auch geschickt die Spannung auf, zum Beispiel in der Frage, wer denn nun der neue Patient sein wird, den Dr. Suberb behandeln soll. Ich kann mich vom letzten Lesen nicht mehr deutlich erinnern, habe aber eine Ahnung. Das ist schon geschickt gemacht denn man will es wirklich wissen und als Nicole an der eine Stelle, an der ein Berater mit ihr darüber reden will, diesen abwürgt, hängt man schon ein bischen in den Seilen. Aber das ist ja auch gut so :rofl1: Tschüss,Barney

Bearbeitet von Barney Mayerson, 25 Januar 2007 - 12:32.


#4 Morn

Morn

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Geschrieben 25 Januar 2007 - 12:51

@ Barney:Mach nur weiter!Ich habe inzwischen das erste Kapitel gelesen. Es sind vielversprechende Zutaten und Ideen vorhanden: ein telekinetisch begabter Pianist aus der Sowjetunion, der gegen den Willen der dortigen Regierung nach Amerika ausgewandert ist, eine niedere Lebensform von Ganymed, die als Aufzeichnungsgeraet benutzt wird (In einem Abschnitt kommt es mir so vor, dass das auch Gedanken lesen und weitergeben zu koennen scheint?), eine Welt, in der gerade ein Gesetz verabschiedet wurde, dass das Praktizieren als Psychiater unter Strafe stellt, und in der anscheinend Konzerne zumindest im westlichen Teil das Sagen zu haben scheinen. Ein Pharmakonzern aus Berlin hat beim US(?)-Praesidenten dieses Gesetz erwirkt. (Der Machtblock heisst wohl USEA, vielleicht United States of Europe and America?) Und die Regierung hat eine Zeitmaschine, mit der man in die Zukunft blicken kann. Deswegen will eine einflussreiche Gruppe, dass der Psychiater Dr. Egon Superb trotz des Gesetzes weiterpraktiziert. Das klingt sehr mysterioes und verspricht, interessant zu werden. Die Namensgebung bei Dick finde ich immer wieder interessant. Hat jemand eine Idee, worauf der Name des Psychaters anspielen, was er bedeuten koennte?

#5 Barney Mayerson

Barney Mayerson

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Geschrieben 25 Januar 2007 - 19:55

Hallo,typisch Dick sind auch die ganzen Maschinen, die sich teilweise autonom bewegen und praktisch zwischen den Menschen "leben". Direkt am Anfang ist von einer Kurzmitteilung die Rede, die Nat Flieger erhalten hat und schnell wird klar dass es sich um irgendeine kleine Maschine oder eine Lebensform handeln muss. Wenn man es drückt oder so bekommt man die Kurzmitteilung vorgelesen. Dann gibt es fliegende Reportermaschinen, die Dr. Superb bedrängen. Und dann noch (stelle ich mir besonders nervig vor) penetrante Werbemaschinen, die auch fliegen können und mit aller Gewalt versuchen an die Leute ranzukommen und ihre Botschaften zu präsentieren.Und natürlich die Simulacras, der "Alte", aber auch Al Millers Papoola...Hm, dass das Aufnahmegerät-Lebewesen telepathisch begabt ist hab ich so nicht verstanden... der Papoola aber ist es.Was die Namen angeht... man müsste wissen wie er im Original heisst. Momentan (bin jetzt im 8. Kapitel) kann ich mir aber nicht vorstellen, was damit gemeint sein könnte.Tschüss,Barney

#6 Morn

Morn

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Geschrieben 25 Januar 2007 - 20:45

Dann gibt es fliegende Reportermaschinen, die Dr. Superb bedrängen. Und dann noch (stelle ich mir besonders nervig vor) penetrante Werbemaschinen, die auch fliegen können und mit aller Gewalt versuchen an die Leute ranzukommen und ihre Botschaften zu präsentieren.

Stimmt, die Reportermaschinen hatte ich ganz vergessen. Das ist eine Ueberwachung der besonderen Art - durch den Fernsehzuschauer. Wie muss sich wohl Dr. Superbs Patient gefuehlt haben, wenn jetzt wer-weiss-wie-viele Zuschauer wissen, dass er einen Psychiater aufgesucht hat...

Hm, dass das Aufnahmegerät-Lebewesen telepathisch begabt ist hab ich so nicht verstanden... der Papoola aber ist es.

Es kam mir so vor, da Nat Flieger nur zu denken scheint, dass er den Auftrag annimmt, und sein Chef gleich ein "Prima" (oder so aehnlich) darauf erwidert.

Was die Namen angeht... man müsste wissen wie er im Original heisst. Momentan (bin jetzt im 8. Kapitel) kann ich mir aber nicht vorstellen, was damit gemeint sein könnte.

Auf die Idee, dass die Namen uebersetzt sein koennten, kam ich gar nicht. Ich ging davon aus, dass das nicht der Fall ist. Liest es jemand auf englisch? Yippie, Du vielleicht?

#7 Barney Mayerson

Barney Mayerson

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Geschrieben 26 Januar 2007 - 12:54

Es kam mir so vor, da Nat Flieger nur zu denken scheint, dass er den Auftrag annimmt, und sein Chef gleich ein "Prima" (oder so aehnlich) darauf erwidert.

Hm, das würde dann aber die Kurzmitteilung betreffen und nicht das Aufnahmegerät oder?

Auf die Idee, dass die Namen uebersetzt sein koennten, kam ich gar nicht. Ich ging davon aus, dass das nicht der Fall ist. Liest es jemand auf englisch? Yippie, Du vielleicht?

Ich hab mal nachgeforscht, er heisst auch im Englischen "Dr. Egon Suberb". Mal sehen, vielleicht wirds ja noch klar ob und was damit gemeint sein könnte. Lässt jedenfalls einiges erwarten, der Name :P

Tschüss,
Barney

#8 deval

deval

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Geschrieben 26 Januar 2007 - 13:56

Ob der gute Mann nun Dr. Suberb heißt oder Dr. Seltsam oder Dr. Nötigenfalls oder Dr. Snuggels ist eigentlich egal. Dick geht auf den Namen auch nicht drauf ein oder verrät ob da irgendein Bonmot dahintersteckt. Überhaupt finde ich die Namensgebung in diesem Buch irgendwie peinlich, gerade was die deutschen Namen angeht. Macht Dick sich hier über uns lustig?Ich bin überrascht das ihr das Buch "interessant" findet. Ich fand es grottenschlecht. Das ganze liest sich wie ein Episodenroman. Ganze Handlungsstränge könnten im Prinzip wegfallen da sie für das Buch an sich unerheblich sind. Eigentlich könnte gleich das ganze Buch wegfallen. :P

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#9 Dave

Dave

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Geschrieben 26 Januar 2007 - 17:01

Ich finde es auch interessant, habe allerdings erst zwei Kapitel gelesen. Und da hätten wir ja auch gleich einige der Lieblingsthemen des Autors, nämlich Musik, Psychologen und Pillen. Klasse fand ich dieses halborganische Aufnahmesystem, das auch mal gerne eine Plauderei abhält. Dann diese Telekinesegeschichte und die Sache mit den Zeitreisen, so richtig knallhart kompromisslos wird hier die Story gesponnen. Da könnte ich mir schon vorstellen, dass es schwierig wird, am Ende ein Bild zu haben, das sich rahmen lässt.
Ich bin aber mal gespannt, was für ein geheimnisvoller Besucher dem Psychiater ins Haus steht.

Als ich übrigens anfing das Buch zu lesen, sah ich eine Zeichentricksequenz vor dem geistigen Auge. Muss wohl an der A Scanner Darkly Verfilmung liegen. Na ja, belass ich†™s mal dabei.

Mir fällt wieder einmal auf, dass so eine Dick-Besprechung nicht gerade einfach ist. Da fällt einem scheinbar nichts in den Schoss, sondern man muss sich schon ein wenig ins Analysieren reintrauen, glaube ich.

Das zweite Kapitel ist schon ein wenig paranoid, scheint mir. Wenn man einmal versucht, sich in diese Situation hinein zu denken, dann ist man fast selbst bereit, sich ein paar Drogen hinter die Kiemen zu werfen. P. K. Dick zäumt das Pferd hier scheinbar von hinten auf, was ich ziemlich raffiniert finde. Da wird sozusagen eine fiktive Welt einer inneren Befindlichkeit angeglichen.
Reglementierung auf Schritt und Tritt, da springt sogar der Fernseher unversehens an, ohne dass man es verhindern könnte.
Und dann diese Pflichtveranstaltung im eigenen Apartmentgebäude inklusive einer Aufführung, weil Unterhaltung im Fernsehen untersagt ist, die mich an irgendetwas erinnerte. Dann fiel mir diese Szene aus einem Film von Federico Fellini (glaube ich) ein, in der sich eine Theatergruppe mit einer kleinen Zuschauergruppe abmühte, die anscheinend ihr komplettes Privatleben mit zur Veranstaltung gebracht hatten. Da wurden Kleinkinder versorgt, Gespräche über die Ränge hinweg abgehalten, Fressalien ausgepackt und natürlich die Akteure auf der Bühne vulgär beleidigt. Eben auch so wunderbar surreal wie in dem Buch.

So, mal sehen, ob es im nächsten Kapitel ein wenig Kontinuität gibt...

#10 Barney Mayerson

Barney Mayerson

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Geschrieben 27 Januar 2007 - 16:27

Überhaupt finde ich die Namensgebung in diesem Buch irgendwie peinlich, gerade was die deutschen Namen angeht. Macht Dick sich hier über uns lustig?

Schon möglich, das Verhältnis von PKD zu den Deutschen ist ja sowieso so eine Art Hassliebe. Allerdings würde ich das nicht unbedingt an den Namen festmachen, da ist mir jetzt nichts besonders peinliches aufgefallen.

Ich bin überrascht das ihr das Buch "interessant" findet. Ich fand es grottenschlecht. Das ganze liest sich wie ein Episodenroman. Ganze Handlungsstränge könnten im Prinzip wegfallen da sie für das Buch an sich unerheblich sind. Eigentlich könnte gleich das ganze Buch wegfallen. :thumb:

Naja ob sie wegfallen können kann ich jetzt noch nicht sagen. Das ich die vielen Handlungsstränge auch etwas übertrieben finde hab ich ja auch gesagt, allerdings scheinen sie sich bisher dann doch irgendwo wieder zu treffen. Wie gesagt ich halte es auch für ein schwächeres Buch von Dick, aber so schlecht wie du finde ich es auch nicht. Selbst von Dick gibts noch schlechtere :thumb: Interessant kanns aber trotzdem sein, da sehe ich nicht unbedingt einen Widerspruch.

Da wird sozusagen eine fiktive Welt einer inneren Befindlichkeit angeglichen.

Ja, das gesamte Buch wirkt irgendwie wie ein Traum, völlig surreal und teilweise auch unlogisch, wobei aber alle handelnden Personen alles völlig normal finden. Zum Beispiel die Sache mit Dr. Superb, der nun doch weiter praktizieren darf. Was sagen denn die anderne Psychiater dazu? Und überhaupt, die Menschen? Will niemand wissen, warum ausgerechnet Dr. Superb doch weiter praktizieren darf? Offenbar nicht. Oder das mit dem Papoola. Alle scheinen zu wissen, dass er Menschen telepathisch manipulieren kann, aber niemanden scheint das zu stören. Bei dem Auftritt im Abraham Lincoln Appartment Haus rennt der Papoola offen zwischen den Zuschauern herum um sie zu beeinflussen. Keiner scheint da was gegen zu haben und Al Miller und Ian Duncan diskutieren nur darüber, ob das moralisch ok ist, kein Wort darüber dass es jemand bemerken könnte. Auf der anderen Seite ist der Erfolg bei dem Auftritt offenbar existentiell wichtig, d.h. eigentlich müsste es absolut verboten sein, einen Papoola zu benutzen. Solche Widersprüche ziehen sich bisher durch alle Kapitel und ich denke mal die sind durchaus beabsichtigt. Tschüss, Barney

#11 deval

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Geschrieben 27 Januar 2007 - 17:21

Oder das mit dem Papoola. Alle scheinen zu wissen, dass er Menschen telepathisch manipulieren kann, aber niemanden scheint das zu stören.

Vielleicht ist das ja schon ein Teil der Beeinflussung, das man sich eben nicht dran stört das man beeinflußt wird. Bei der Psychiatergeschichte hat mich was ganz anderes gestört. Dr. Suberb ist zwar auferlegt worden keinen Patienten abzuweisen, aber erstaunlich ist, das man immer sofort einen Termin bekommt. Wenn es nur noch einen Psychiater gibt der praktizieren darf sollte man doch meinen, das dieser total überlaufen ist. Aber Pustekuchen. Wer einen Termin braucht ruft an und kann quasi sofort vorbeikommen. Vielleicht sollte ich meinem Hausarzt das Buch schenken.

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#12 Morn

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Geschrieben 29 Januar 2007 - 12:27

Ich bin (erst) beim 5. Kapitel. Momentan hat es den Anschein (vor allem im dritten Kapitel), dass es sich v.a. um eine Riesenverschwoerung dreht. Da es ein Dick-Roman ist, hoffe ich (und gehe davon aus), dass das es sich nicht nur darum geht. Der geschichtliche Hintergrund der Romanwelt wird in kleinen Happen gut in die Geschichte eingebaut. Es gab einen nuklearen Schlagabtausch zwischen China und den US(E)A, die Demokraten und die Republikaner sind zu einer Partei zusammengeschmolzen. Religion und Politik scheinen untrennbar miteinander verbunden zu sein (wobei mir noch nicht klar ist, in welcher Weise). Gebete spielen wohl eine wichtige Rolle. Man kann sogar im Telefon welche waehlen. Unterhaltungsshows im Fernsehen wurden abgeschafft. Es gibt sie nur im Weissen Haus oder in den einzelnen Apartmentgebaeuden, die nach meinem Eindruck untereinander in Konkurrenz stehen aehnlich wie Nationalstaaten. Das Demokratieverstaendnis hat sich so gewandelt, dass man den Fernseher nur dann leiser oder lauter stellen kann, wenn das auch gerade die Mehrheit der Buerger macht. Mal sehen, wie die Handlungsstraenge miteinander verbunden werden, wie die vielen Ideen in eine Welt passen.

#13 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 29 Januar 2007 - 13:38

(Ich war bis Freitag 3 Wochen im Ausland und hatte gehofft, dass das Buch in einem großen engl. Buchladen hier in Berlin vorrätig ist. War es nicht. Also habe ich es jetzt bestellt, und es soll in 2 Wochen da sein. Dann lese ich auch mit. Lasst euch nicht bremsen und diskutiert ruhig weiter...)

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#14 Barney Mayerson

Barney Mayerson

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Geschrieben 29 Januar 2007 - 17:05

Es gibt sie nur im Weissen Haus oder in den einzelnen Apartmentgebaeuden, die nach meinem Eindruck untereinander in Konkurrenz stehen aehnlich wie Nationalstaaten.

Ja, das sind irgendwie so eine Art selbstverwaltete, grosse Kommunen die sich voneinander abschotten und offenbar grundsätzlich feindlich eingestellt sind. Von den Bewohnern wird eine besondere Treue gegenüber dem eigenen Apartmenthaus erwartet, es gibt da sogar einen Test den scheinbar jeder alle paar Jahre machen muss. Vom Test hängt ab, ob derjenige im Haus wohnen bleiben darf oder nicht. Wer keine Wohnung in so einem Haus hat ist mehr oder weniger sozial am Ende. Ich finde dass an diesen Appartmenthäusern die "Teile und Herrsche"-Strategie der Mächtigen sehr gut klar wird. Das ist dasselbe was auch z.B. heute bei uns stattfindet (aktuell werden z.B. Alte gegen Junge aufgehetzt), in diesem Roman extrem auf die Spitze getrieben. Im wesentlichen scheint es in dem Roman wirklich um Macht zu gehen und darum, wie die wenigen Mächtigen es schaffen können, die vielen, vielen Beherrschten unter Kontrolle zu halten (ganz wichtig, wie gesagt, "Teile und Herrsche"). Es gibt da die Stelle wo die Berater von Nicole ihr klarzumachen versuchen, dass das gesamte System in Gefahr ist, wenn die "Be"s hinter das Geheimnis kommen, dass der "Alte" ein Simulacrum ist. Die Bevölkerung ist unterteilt in die "Be"s und die "Ge"s, "Ge" steht für Geheimnisträger, wofür stand nochmal "Be"? Aber das ist auch wieder so ein typischer Punkt des Buches, dass die gehobene soziale Klasse ganz offen als "die Geheimnisträger" bezeichnet wird...

Das Demokratieverstaendnis hat sich so gewandelt, dass man den Fernseher nur dann leiser oder lauter stellen kann, wenn das auch gerade die Mehrheit der Buerger macht.

Und dass man alle vier Jahre den "Alten" wählen darf... Tschüss, Barney

#15 Morn

Morn

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Geschrieben 29 Januar 2007 - 20:24

Die Bevölkerung ist unterteilt in die "Be"s und die "Ge"s, "Ge" steht für Geheimnisträger, wofür stand nochmal "Be"? Aber das ist auch wieder so ein typischer Punkt des Buches, dass die gehobene soziale Klasse ganz offen als "die Geheimnisträger" bezeichnet wird...

Die "Bes" wurden mal als "Befehlsempfaenger" bezeichnet. Ich hatte mich schon gefragt, ob das die wirkliche Bedeutung ist. Jetzt, da Du es sagst, denke ich auch, dass es in dem Buch hauptsaechlich um Macht und deren Erhaltung gehen koennte.

#16 Barney Mayerson

Barney Mayerson

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Geschrieben 30 Januar 2007 - 09:43

Hi, hab grad mal nachgeguckt, die beiden gesellschaftlichen Klassen heissen auch im englischen Original "Be" und "Ge" und das wird dort auch mit den deutschen Wörtern "Geheimnistrager" und "Befehlstrager" bezeichnet... ich zitier mal grad ne Stelle: "Any failure would have betrayed to the Bes the secret, the Geheimnis, which distinguished the elite, the establishment of the United States of Europe and America; their possession of the one or more secrets made them into Geheimnistrager, bearers of the secret, rather than Befehlstrager, mere carry-outer of instructions. But all this to McRae was Germanic mysticism; he preferred to think of it in simple practical terms. " Was das mit dem "Germanic mysticism" sollte hatte ich mich beim Lesen gefragt, das wird natürlich etwas klarer wenn man weiss dass die deutschen Begriffe auch im Original vorkommen...

Bei der Psychiatergeschichte hat mich was ganz anderes gestört. Dr. Suberb ist zwar auferlegt worden keinen Patienten abzuweisen, aber erstaunlich ist, das man immer sofort einen Termin bekommt. Wenn es nur noch einen Psychiater gibt der praktizieren darf sollte man doch meinen, das dieser total überlaufen ist. Aber Pustekuchen. Wer einen Termin braucht ruft an und kann quasi sofort vorbeikommen. Vielleicht sollte ich meinem Hausarzt das Buch schenken.

Dazu kann ich mittlerweile sagen, dass Dr. Superbs Praxis tatsächlich total überlaufen ist, im 9. Kapitel wird kurz beschrieben dass sein Wartezimmer total überfüllt ist. Das trotzdem jeder sofort einen Termin bekommt liegt daran, dass es die Auflage seitens der Regierung war, unter der Superb weiter praktizieren kann: er darf keinen einzigen Patienten ablehnen :fun: Tschüss, Barney

Bearbeitet von Barney Mayerson, 30 Januar 2007 - 09:59.


#17 deval

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Geschrieben 30 Januar 2007 - 13:42

Das ist wohl wahr, aber die Handlungsträger die einen Termin brauchen sitzen nicht stundenlang im Wartezimmer, sondern kommen sofort dran. Da Dr. Suberb nicht weiß auf wen er wartet, müßte er sie aber quasi alle gleich behandeln. Das ist aber nicht der Fall. Er müßte, gerade weil er überlaufen ist, aber eine Wartezeit von mehreren Wochen haben. Das meinte ich.Auf jeden Fall werdet ihr alle verwundert sein wenn sich herausstellt wer der ominöse Patient ist. Denn den, hat mit Sicherheit niemand auf der Rechnung.

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#18 Barney Mayerson

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Geschrieben 30 Januar 2007 - 18:08

Das ist wohl wahr, aber die Handlungsträger die einen Termin brauchen sitzen nicht stundenlang im Wartezimmer, sondern kommen sofort dran. Da Dr. Suberb nicht weiß auf wen er wartet, müßte er sie aber quasi alle gleich behandeln. Das ist aber nicht der Fall. Er müßte, gerade weil er überlaufen ist, aber eine Wartezeit von mehreren Wochen haben. Das meinte ich.

Ja, ich geb dir auch völlig recht, dass ist alles andere als eine realistische Schilderung dessen, was man in so einer Situation erwarten dürfte. Aber ich glaube nicht dass das ein Fehler oder Nachlässigkeit seitens PKD ist sondern ganz gut in die restlichen Widersprüchlichkeiten und Schilderungen von fast langweiliger Normalität und gleichzeitig total absurdem Wahnsinn passt, die den Roman ausmachen. Ich denke der ganze Roman ist eine satirische Fabel, viel mehr noch als andere Dicks, und diese seltsamen Widersprüche und Übertreibungen sind einfach ein Stilmittel. Dazu passt auch dass es irgendwie ein ziemlich lustiger Roman ist, sehr viel Ironie und schwarzer Humor.

Auf jeden Fall werdet ihr alle verwundert sein wenn sich herausstellt wer der ominöse Patient ist. Denn den, hat mit Sicherheit niemand auf der Rechnung.

Hab schon schnell weggescrollt gerade aber zum Glück hast du es nicht verraten :fun: Man kann es schwer abschätzen, denn mittlerweile (Kap. 10) geben sich irgendwie alle Hauptfiguren bei Dr. Superb die Klinke in die Hand... es könnte wirklich jeder sein. Tschüss, Barney

#19 deval

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Geschrieben 03 Februar 2007 - 16:48

Editiert

Bearbeitet von vallenton, 03 Februar 2007 - 17:03.

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#20 Barney Mayerson

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Geschrieben 03 Februar 2007 - 16:54

Am 30.01.2007 verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit der Simulacra Lesezirkel.

Was? Das geht aber schnell hier. Also ich bin noch da, aber ich hab das Buch jetzt durch und will deshalb erstmal nichts schreiben, sonst verrat ich ja echt alles :D Eins kann ich aber sagen, alles in allem bleibt es bei meiner Beurteilung, das Buch gehört für mich nicht zu den besten von PKD. Es ist aber auch keins von den richtig schlechten Dingern, die PKD fürs schnelle Geld fabriziert hat. Potential ist vorhanden, viele schräge Ideen und Charaktere sowieso, aber irgendwie wird das alles in diesem Roman nicht zu einem richtig runden Ganzem verbunden. Tschüss, Barney

#21 deval

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Geschrieben 03 Februar 2007 - 17:02

Passiert doch nichts mehr hier. Seit 4 Tagen kein Posting mehr und so dick das man Tage braucht um das Buch zu lesen ist es auch nicht.Ich habe es kurz zuvor gelesen und zumindest ansatzweise eine interessante Diskussion erwartet. Es würde aber nichts bringen wenn ich jetzt mit dem posten anfange und jeden zweiten Satz spoilern müßte weil ich der einzige bin der es schon komplett gelesen hat und nichts verraten darf.Ne, laß mal stecken. Die Sache hier ist für mich beendet.Aber, ich lösche dann mein vorheriges Posting mal. Vielleicht diskutiert ihr ja später noch miteinander. Viel Spaß.

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#22 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 03 Februar 2007 - 18:13

Alles OT:

Da sich hier keiner der offiziellen PKD-Zirkel-Mods meldet, darf ich darauf hinweisen, dass der Zirkel bei jedem Buch DREI Monate läuft. Solange z.B. ich noch gar nicht angefangen habe zu lesen, und noch vor habe mein Lesen zu kommentieren, lebt er also definitiv noch! :D Mitlesen kann ich aber erst wenn ich das Buch in Händen habe (s. meinen letzten Post oben).

Da es immer nur einen Thread pro Buch gibt, schlage ich allgemein vor, dass man am Anfang eines jeden Posts einfach in Klammern die Anzahl Kapitel angibt, die man schon intus hat; dann kann jedeR selber entscheiden ob sie/er den Post lesen will. Natürlich mangelt's dem Zirkel (wie allen außer dem Haupt-Roman-Zirkel im SFN) an einer kritischen Mindestmasse an LeserInnen, in der man sich relativ sicher sein kann, sich meistens aktuell mit jemandem "auf der gleichen Höhe" austauschen zu können. (Aber das ist ja oft im elektronischen 21. Jahrhundert so - wenn ich Irgendwemina eine Mail schreibe kann ich nicht sicher sein, dass sie die nicht erst Tage später liest...)

Meinem Vorschlag entspr. fordere ich dich, vallenton, aufmunternd auf: Schreib ruhig hier auf, was du zum Buch sagen willst!

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 03 Februar 2007 - 18:33.

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Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

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Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

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#23 Morn

Morn

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Geschrieben 06 Februar 2007 - 13:32

(Auch OT:
Ich schliesse mich Yippie an, vallenton, schreib ruhig Deine Meinung ueber das Buch. Es waere nur gut, wenn Du am Anfang anmerkst, dass Du ueber das ganze Buch schreibst, damit die, die sich nichts spoilern lassen wollen, Deinen Post erstmal ueberspringen koennen.

Ich bin auch noch dabei, lasse mir mit dem Lesen aber Zeit (zugegebenermassen ziemlich viel und ich komme auch nicht immer so zum Lesen, wie ich es mir wuenschen wuerde).
)

#24 Barney Mayerson

Barney Mayerson

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Geschrieben 07 Februar 2007 - 12:52

Hi,also ich hab das Buch durch, also vorsicht, Spoiler!Ich möchte mal einen Kritikpunkt meinerseits ansprechen, und zwar geht es um die von Lessinger Ausrüstung. Mit Zeitreiseelementen hab ich generell so meine Probleme, da diese in der Regel jede Story kaputtmachen. Grad bei PKD führen sie oft zu viel Verwirrung und Widersprüchlichkeit. So auch hier. So benutzt z.B. Bertold Goltz seine Zeitmaschine für alle möglichen Tricks: er bewacht sich ständig selbst als Kind, damit kein Zeitreisender ihn direkt nach der Geburt töten kann. Er springt wie es ihm beliebt ins weisse Haus und hört geheime Besprechungen mit. Bei solcher Macht fragt man sich, warum die Regierung ihre Zeitmaschine nicht viel gezielter einsetzt, z.B. um die Loony Luke Bruchbuden Parks zu finden und zu schliessen. Angeblich geht dies ja nicht, weil diese immer wieder an willkürlichen Orten landen und wieder verschwinden, bevor die MP anrückt. Mit ner Zeitmaschine gibt man der MP aber einfach problemlos rechtzeitig den heissen Tip. Das ist nur ein Beispiel, letztlich wird die gesamte Geschichte unlogisch durch die Existenz der Zeitmaschinen. Da frage ich mich: wozu führt PKD dieses Element überhaupt ein? Was bringt es der Geschichte? Da wird Göring aus der Vergangenheit gehohlt, um, ja was genau eigentlich zu tun? Ein Attentat auf Hitler? Wer braucht dazu Göring, wenn er eine Zeitmaschine hat? Und wie entwickelt sich dieser anfangs ja interessante Handlungsstrang? Göring wird fast nebensächlich erschossen und das wars. Ansonsten wird die Zeitmaschine für diverse Spionage-Aufträge verwendet. Das hätte man aber eleganter haben können. Z.B. mit einem Tarnanzug oder so, wie der Jedermann-Anzug aus Scanner-Darkly. Oder durch kleine fliegende Drohnen, die es ja sowieso gibt.Was haltet ihr von der von Lessinger-Ausrüstung in dem Roman? Überflüssig? Vielleicht doch ein entscheidendes Element, ich habs nur nicht gepeilt? Vielleicht hat es ja was mit dem Auftauchen der Neanderthaler zu tun, aber ich hab das so verstanden dass das einfach genetische Mutationen aufgrund des Atomkrieges sind.Tschüss,Barney

#25 Donnie Darko

Donnie Darko

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Geschrieben 19 Februar 2007 - 22:40

Ich bin jetzt vor dem 12. Kapitel. Ich muss zugeben, dass ich nur mässig gespannt darauf bin, wie PKD die ganzen Handlungsstränge zusammenfügt (und ob überhaupt). Bisher ist dies das schwächste Buch, dass ich von PKD gelesen habe. Was mich schon von Beginn an gestört hat sind die zum Teil lächerlichen Namen. Auf mich wirkt das als deutliches Signal, dass dieses Buch eine Satire oder ähnliches werden soll. Dazu passt auch das überzeichnete Bild der Regierung und des Regierungssystems der USEA. Über die Lautstärke des Fernsehgerätes kann man eine Art Abstimmung durchführen (Tonqualität beeinflussen), die first lady muss den jeweiligen Präsidenten heiraten und ist die eigentliche Konstante im weißen Haus, Künstler sind direkt dort angestellt, ... - eigentlich recht witzig. Leider habe ich etwas anderes erwartet und würde, wenn es den Lesezirkel nicht gäbe, so ein Buch im Moment nicht lesen. Zu einem anderen Zeitpunkt würde ich es wohl (bisher) besser bewerten. Scheinbar ist das Hauptthema des Buches die Frage, wer der mysteriöse Patient von Dr. Superb ist und warum es so wichtig ist, dass er ihm nicht helfen kann. (Den Dialog vom Ende des 1. Kapitels fand ich klasse! "Sie sehen also, Doktor, dass wir auch weiterhin einen berufsmäßigen Quacksalber, einen praktizierenden Psychiater, benötigen." :smokin: ) Ich schätze Göring oder so wird der Patient sein. Vielleicht sogar Nicole höchstpersönlich; auf jeden Fall jemand, an den man nicht sofort denkt. Naja, mal abwarten. Die selbstverwalteten Apartmentgebäude sind ebenfalls eine überzeichnete Extrapolation der Verhältnisse in den Großstädten Amerikas zu der Zeit, in der das Buch entstanden ist, vermute ich. Weiß jemand darüber genaueres? Mich hat das an eine Reportage über ein Hochhausgebäude in den USA erinnert, wo die dahinter stehende Logistik etwas näher beleuchtet wurde. Auf jeden Fall auch ein deutliches Zeichen, dass wir es nicht mit einem "ernsten" Science Fiction Roman zu tun haben. Was die "von Lessinger" :wacko: Maschine angeht, so bin ich gespannt ob sie wirklich zum Buch gehört, oder ob sie nur der Atmosphäre dient wie selbststeuernde Autos, fliegende Verkaufsplattformen oder private Billigraumschiffe. Ich frage mich mittlerweile auch, was es mit dem Buchtitel so auf sich hat. Gut, Simulacra scheinen in der Gesellschaft Standard zu sein, sie dienen auch den Ge zur Machterhaltung, ..., aber dennoch habe ich den Eindruck, dass sie im Buch eine untergeordnete Rolle spielen. Eher Mittel zum Zweck. Aber vielleicht hat PKD für mich da noch eine Riesenüberraschung am Ende des Buches?! Die "Theodorus-Nitz-Werbemaschinen" sind auch eine witzige Übertreibung der sich abzeichnenden Entwicklung der Werbung im Amerika der 60er (50er?) Jahre. Ich schätze nur die (noch) zu hohen Kosten haben den Einsatz solcher Maschinen in unserer Zeit bisher verhindert... :) Bertold Goltz ("der Führer"), seine Söhne Hiobs (seltsame Bezeichnung für eine Neonazi-Bewegung - oder sollte es doch was anderes sein?), die Anspielungen auf das 3. Reich - all das ödet mich an. Aber dafür kann natürlich weder PKD noch sein Roman etwas. Man merkt vielleich schon, ich bin irgendwie hin- und hergerissen von dem Buch. Trotz der witzigen Geschichten ist es bisher eine eher wirre Geschichte. Aber wirr in negativem Sinne. Am meisten gespannt bin ich darauf, was ich wohl schreiben werde wenn ich es zu Ende gelesen habe :) Meine Vermutung ist, dass mir von dem Roman nur solche Sachen wie selbstverwaltete Hochhäuser und fliegende Werbemaschinen in Erinnerung bleiben werden. Wäre dann allerdings kein gutes Zeugnis für das Buch... ----------------

Hallo,Bei den richtigen Knallern von Dick ist es bei mir so, dass ich sie praktisch nicht mehr aus der Hand legen kann und in der Regel in wenigen Tagen durch habe. Sie fesseln einfach von der ersten Szene an. Bei Simulacra ist das bei mir nicht so.

Das beschreibt es auch für mich ganz gut.

Man lernt Kongrovian kennen, der Mann hat keine Neurose, er ist eine. Typisch Dick.

Ja, der Charakter ist interessant. Umso mehr, als dass seine Gedanken recht realistisch geschildert werden. Ist da was aus PKDs Leben eingeflossen?

Auch der Handlungsstrang in dem Nicole versucht Göring aus der Vergangenheit zu holen wird immer absurder. Als auf einmal überlegt wird, direkt noch ein Nazi-Killerkommando mit rüberzubringen um die Kartellbosse umzubringen merkt man richtig (wie auch die Berater von Nicole), wie die Sache kippt, die Situation aus dem Ruder zu laufen scheint. Das ganze wird immer interessanter.

Auf mich hatte das den gegenteiligen Effekt: ich hatte das Gefühl, die Geschichte wird PKD jetzt so langsam aus den Händen gleiten. Aber bis zum Ende eines PKD-Romans kann man sich da ja nie so sicher sein...

Und natürlich die Simulacras, der "Alte", aber auch Al Millers Papoola... Hm, dass das Aufnahmegerät-Lebewesen telepathisch begabt ist hab ich so nicht verstanden... der Papoola aber ist es.

Der Papoola ist doch ein Simulacrum?! Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist es doch umso erstaunlicher, dass es telepathisch gesteuert wird und andere Menschen beeinflussen kann. Vielleicht wieder etwas, dass PKD nicht konsequent durchdacht hat, oder ich hab's nicht kapiert.

Oder das mit dem Papoola. Alle scheinen zu wissen, dass er Menschen telepathisch manipulieren kann, aber niemanden scheint das zu stören. Bei dem Auftritt im Abraham Lincoln Appartment Haus rennt der Papoola offen zwischen den Zuschauern herum um sie zu beeinflussen. Keiner scheint da was gegen zu haben und Al Miller und Ian Duncan diskutieren nur darüber, ob das moralisch ok ist, kein Wort darüber dass es jemand bemerken könnte. Auf der anderen Seite ist der Erfolg bei dem Auftritt offenbar existentiell wichtig, d.h. eigentlich müsste es absolut verboten sein, einen Papoola zu benutzen. Solche Widersprüche ziehen sich bisher durch alle Kapitel und ich denke mal die sind durchaus beabsichtigt.

Bisher hatte ich gedacht, dass dieser Widerspruch mit dem Papoola einfach ein Fehler des Autors wäre. Aber im Kontext der Satire passt das ganz gut: es ist vielleicht eine Anspielung darauf, dass wir uns von Medien / Werbung / ... beeinflussen lassen, obwohl wir wissen (sollten), dass genau das geschieht. Eigentlich seltsam, dass solche Sachen trotzdem funktionieren.

Bei der Psychiatergeschichte hat mich was ganz anderes gestört. Dr. Suberb ist zwar auferlegt worden keinen Patienten abzuweisen, aber erstaunlich ist, das man immer sofort einen Termin bekommt. Wenn es nur noch einen Psychiater gibt der praktizieren darf sollte man doch meinen, das dieser total überlaufen ist. Aber Pustekuchen. Wer einen Termin braucht ruft an und kann quasi sofort vorbeikommen. Vielleicht sollte ich meinem Hausarzt das Buch schenken.

:) Gute Idee! Aber man kann sich dies auch zurecht interpretieren: die Leute vertrauen zum einen Psychopharmaka mehr als Therapeuten (sehr visionär von PKD ;) ), zum anderen wollen die Menschen nicht ins Visier der NP geraten? In einem Überwachungsstaat ziehen sich viele Leute mehr und mehr in die Anonymität zurück. Ich halte es aber auch für wahrscheinlicher, dass dies von PKD nicht konsequent zu Ende gedacht wurde.

Ich finde dass an diesen Appartmenthäusern die "Teile und Herrsche"-Strategie der Mächtigen sehr gut klar wird. Das ist dasselbe was auch z.B. heute bei uns stattfindet (aktuell werden z.B. Alte gegen Junge aufgehetzt), in diesem Roman extrem auf die Spitze getrieben.

Es kann auch hier die Reaktion der Indiviuen auf ein totalitäres System sein. Rückzug auf einen überschaubaren Lebensbereich. Teile und Herrsche - ich weiß nicht. Dafür werden mir die Hochhäuser als zu unabhängig geschildert (obwohl PKD darauf kaum eingeht - ist also eher ein Gefühl von mir als durch Textstellen belegbar).

Die Bevölkerung ist unterteilt in die "Be"s und die "Ge"s, "Ge" steht für Geheimnisträger, (...)

Oh, da ist mir wohl was entgangen. Ich frage mich die ganze Zeit, was Ge und Be wohl bedeutet. Aber auch die Sache mit den Geheimnisträgern ist schon komisch, wenn man da genauer drüber nachdenkt. Es scheint sehr viele Ges zu geben - wie sollte das alles vor den Bes geheim gehalten werden? Irgendwie unglaubwürdig. Als Teil einer Satire könnte man es so auslegen, dass die Bes das Offensichtliche (wie eine nicht alternde, mittlerweile > 90 Jahre alte Nicole) einfach nicht sehen wollen... Ähm, wenn ich so eure Beiträge so weiterlese, dann glaube ich dass dies Teil der Auflösung am Ende des Buches ist. Vielleicht lese ich besser erstmal das Buch zu Ende?! Bis dann, DD

#26 Barney Mayerson

Barney Mayerson

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Geschrieben 20 Februar 2007 - 15:31

Hallo, hab das Buch durch, Spoilergefahr! Wer der Patient ist werd ich aber nicht verraten!

Auf mich hatte das den gegenteiligen Effekt: ich hatte das Gefühl, die Geschichte wird PKD jetzt so langsam aus den Händen gleiten. Aber bis zum Ende eines PKD-Romans kann man sich da ja nie so sicher sein...

Im Nachhinein würde ich es jetzt auch so sehen. Die ganze "Göring / Nazis aus der Vergangenheit holen" Geschichte wird irgendwie ziemlich platt beendet und spielt letztlich für die Handlung kaum eine Rolle.

Bisher hatte ich gedacht, dass dieser Widerspruch mit dem Papoola einfach ein Fehler des Autors wäre. Aber im Kontext der Satire passt das ganz gut: es ist vielleicht eine Anspielung darauf, dass wir uns von Medien / Werbung / ... beeinflussen lassen, obwohl wir wissen (sollten), dass genau das geschieht.

Das würde jedenfalls Sinn machen.

Es kann auch hier die Reaktion der Indiviuen auf ein totalitäres System sein. Rückzug auf einen überschaubaren Lebensbereich. Teile und Herrsche - ich weiß nicht. Dafür werden mir die Hochhäuser als zu unabhängig geschildert (obwohl PKD darauf kaum eingeht - ist also eher ein Gefühl von mir als durch Textstellen belegbar).

Das eine schliesst ja das andere nicht aus, im Gegenteil. Ich finde es wird der Wettbewerb zwischen den Gebäuden stark betont und auch die gegenseitige Abschottung. Alle achten sehr darauf, dass nicht "Fremde" aus anderen Gebäuden eindringen und z.B. bei so einer Versammlung mitmachen. Und der Preis bei diesen Veranstaltungen ist dann wenn ich das recht verstanden habe im Optimalfall das Recht, ins Weisse Haus eingeladen werden um vor der First Lady aufzutreten. Also letztlich wird der ganze Zirkus da nur veranstaltet um beim Weissen Haus möglichst gut dazustehen. Ich hatte schon den Eindruck, dass mehr oder weniger alles von der Regierung gesteuert und kontrolliert wird. Tschüss, Barney


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