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Eure politische Orientierung


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Umfrage: Wie soll es weitergehen? (21 Mitglieder haben bereits abgestimmt)

Deine politische Option

  1. Noch mehr (wirtschaftliche) Liberalisierung und Globalisierung als jetzt (6 Stimmen [28.57%])

    Prozentsatz der Stimmen: 28.57%

  2. "Weiter so" und an den bestehenden Verhältnissen (Wirtschaftsliberalismus und Globalisierung) grundsätzlich nichts ändern. (3 Stimmen [14.29%])

    Prozentsatz der Stimmen: 14.29%

  3. Reform innerhalb des Systems im Sinne eines "Politikwechsels". (3 Stimmen [14.29%])

    Prozentsatz der Stimmen: 14.29%

  4. Umsturz und ein neues System (ggfs. nennen, was für ein System) (6 Stimmen [28.57%])

    Prozentsatz der Stimmen: 28.57%

  5. eine andere Alternative als die in 1. bis 4. (ggfs.nennen) (1 Stimmen [4.76%])

    Prozentsatz der Stimmen: 4.76%

  6. weiß nicht / enthalte mich (2 Stimmen [9.52%])

    Prozentsatz der Stimmen: 9.52%

Abstimmen Gäste können nicht abstimmen

#91 Beverly

Beverly

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Geschrieben 20 März 2007 - 15:43

Ich denke aber, dass genau hier die "deutsche Crux" liegt. Einerseits beschweren sich alle über die korrupten, unfähigen, machtgeilen [Adjektiv Deiner Wahl] Politiker, andererseits hat man masslose Angst vor dem Volk. Diese Angst ist zwar durchaus nicht unbegründet, Du kannst aber einfach nicht beides haben. Wenn Du wirklich der Ansicht bist, dass "das Volk" in der Politik mehr zu Wort kommen soll, dann musst Du auch akzeptieren können, dass dieses Volk mitunter Dinge will, die Dir nicht passen.

@simifilm, du solltest dich nicht zu sehr darauf versteifen, dass die in der Tat korrupten, unfähigen und machtgeilen Politiker durch Aktionen in der Art von [x] legitimiert sind. IMHO findet da oft nur noch das Votum einer Minderheit statt. So habe ich bei den letzten Wahlen in Berlin September 2006 die Wahlergebnisse für Wowereit/SPD und Pflüger/CDU mit der Wahlbeteiligung verrechnet. Das Ergebnis war: nur 18 Prozent aller wahlberechtigten Berliner wollten Wowereit und im Wortsinne schlappe 12 Prozent seinen "Herausforderer" Pflüger. Die solche Politiker tragenden Ex-Volksparteien SPD und Union liegen mit ihren Apparaten wie ein Leichentuch über der Demokratie. Neues kann da innerhalb des Systems nicht hochkommen oder es wird - siehe die Grünen - politisch kastriert. Wer sich nicht den herrschenden Diskursen anpasst, wird gnadenlos rausgemobbt oder darf bestenfalls - wie der eine oder andere Linksparteiler - als soziales Feigenblättchen für ansonsten zu offensichtlich reaktionäre und neoliberale Talkrunden dienen. Was Volksabstimmungen betrifft, habe ich nicht so sehr Angst vor dem Volk, sondern vor den Massenmedien der BRD, die längst gleichgeschaltet sind. In einem anderen Forum meinte ein Teilnehmer, unter den gegebenen Umständen würden Volksabstimmungen darauf hinauslaufen, dass so gestimmt wird, wie es der Springer-Konzern will. Da ließe sich aber vielleicht Abhilfe schaffen - haben nicht die APO und Günter Wallraff BILD und co. recht gut vorgeführt? Ansonsten kann es durch Volksabstimmungen kaum noch schlimmer werden. Wenn die einschlägigen Neos die Abschaffung aller Sozialleistungen fordern, die NPD zwei Millionen Einwanderer deportieren will oder Islamisten in Mitteleuropa einen Gottesstaat ausrufen wollen, sollen sie doch das Volk fragen. In dem einen oder anderen Fall würde ich vielleicht sogar eine Unterstützerunterschrift leisten, um zu sehen, wie sie baden gehen. OHNE Volksabstimmungen dagegen werden derartige Kräfte eher dazu animiert, weiter die Gesellschaft zu untergraben, um ihre Ideen auf autoritäre Art und Weise durchzusetzen. N. B.: du hattest die Volksabstimmung über Sicherheitsverwahrung von Sexualstraftätern genannt, wo du dagegen warst. Kannst du auch Beispiele von Volksabstimmungen nennen, die du unterstützt hast?

#92 simifilm

simifilm

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Geschrieben 20 März 2007 - 15:51

@simifilm, du solltest dich nicht zu sehr darauf versteifen, dass die in der Tat korrupten, unfähigen und machtgeilen Politiker durch Aktionen in der Art von [x] legitimiert sind.

Wo sage ich das?

IMHO findet da oft nur noch das Votum einer Minderheit statt. So habe ich bei den letzten Wahlen in Berlin September 2006 die Wahlergebnisse für Wowereit/SPD und Pflüger/CDU mit der Wahlbeteiligung verrechnet. Das Ergebnis war: nur 18 Prozent aller wahlberechtigten Berliner wollten Wowereit und im Wortsinne schlappe 12 Prozent seinen "Herausforderer" Pflüger.

Wer sich der Wahl enthält, hat auch einen Entscheid getroffen und ein Votum abgegeben.

N. B.: du hattest die Volksabstimmung über Sicherheitsverwahrung von Sexualstraftätern genannt, wo du dagegen warst. Kannst du auch Beispiele von Volksabstimmungen nennen, die du unterstützt hast?

In der Schweiz finden im Jahr ca. 10-20 Abstimmungen alleine auf Landesebene statt, dazu kommen noch viele auf Kantons- und Stadtebene; zu welcher möchtest Du denn meine Meinung wissen? Letzter Abstimmungstag war vorletztes Wochenende: Auf Landesebene wurde zu einer neuen Einheitskrankenkasse abgestimmt (habe ich leer eingelegt, wurde deutlich verworfen), auf Stadtebene zum Bau eines Glasfasernetzes durch das städtische Elektrizitätswerk (war ich dafür, wurde angenommen). Ansonsten hatten wir in den letzten Jahren diverse Abstimmungen zu bilateralen Verträgen mit der EU, zu gleichgeschlechtlichen Ehen, zur Verkehrspolitik, zur Ausländerpolitik und noch zu diversem anderen.

Bearbeitet von simifilm, 20 März 2007 - 15:59.

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#93 Beverly

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Geschrieben 20 März 2007 - 16:42

In der Schweiz finden im Jahr ca. 10-20 Abstimmungen alleine auf Landesebene statt, dazu kommen noch viele auf Kantons- und Stadtebene; zu welcher möchtest Du denn meine Meinung wissen? Letzter Abstimmungstag war vorletztes Wochenende: Auf Landesebene wurde zu einer neuen Einheitskrankenkasse abgestimmt (habe ich leer eingelegt, wurde deutlich verworfen), auf Stadtebene zum Bau eines Glasfasernetzes durch das städtische Elektrizitätswerk (war ich dafür, wurde angenommen). Ansonsten hatten wir in den letzten Jahren diverse Abstimmungen zu bilateralen Verträgen mit der EU, zu gleichgeschlechtlichen Ehen, zur Verkehrspolitik, zur Ausländerpolitik und noch zu diversem anderen.

Von so viel Demokratie können wir in der BRD nur träumen - anders als anderen EU-Staaten durften wir nicht einmal über die EU-Verfassung abstimmen.

#94 simifilm

simifilm

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Geschrieben 20 März 2007 - 16:57

Von so viel Demokratie können wir in der BRD nur träumen - anders als anderen EU-Staaten durften wir nicht einmal über die EU-Verfassung abstimmen.

Ja eben.

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#95 Jakob

Jakob

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Geschrieben 20 März 2007 - 17:15

Und was bedeutet das konkret?

Tja, nicht viel mehr als die meisten anderen politischen Haltungen auch: Dass ich sie bei Gelegenheit verbreite und zur Diskussion stelle.

Wenn du damit meinst, dass ich ein Rezept für den politischen Umsturz anzubieten haben sollte, muss ich dich enttäuschen: Nicht nur übersteigt diese Denksportaufgabe ein bisschen meine Kapazitäten, ich halte sie auch für ausgesprochen fragwürdig. Hinter der Forderung nach "konkreter Umsetzbarkeit" verbirgt sich meines Erachtens oft die Einforderung eines Avantgardeanspruchs vom Kritiker, von wegen: "In Ordnung, du machst dir also all diese Gedanken. Ich für meinen Teil habe keine Lust, diese nachzuvollziehen und mich kritisch mit ihnen auseinanderzusetzen, deshalb sag mir doch einfach, was ich tun muss, damit ich mir die ganze Denkarbeit, die du ja so schön geleistet hast, vermeiden kann." So geht's aber nicht, eine gesellschaftskritische Haltung muss schon praktisch und intellektuell selbst entwickelt werden.

Entscheidend ist dafür ein gewisses Maß an Ergebnisoffenheit: Zwar gibt es einen Maßstab meiner Kritik (das Ende aller Herrschaftsverhältnisse), der ist aber immer nur negativ einzulösen (Kritik der bestehenden Herrschaftsverhältnisse). Alles andere wäre Autoritär, insofern es eine bestimmte Einrichtung der Gesellschaft vorschreibt. Es sollte dagegen darum gehen, die realen Verhältnisse, in denen die Menschen sich aufeinander beziehen (derzeit also maßgeblich als Warentauschende) für ihre Herrschaftsförmigkeit zu kritisieren und aus dieser Kritik eine andere gesellschaftliche Praxis zu entwickeln - und erst aus dieser Praxis kann etwas entstehen, was sich einer Herrschaftsfreien Gesellschaft annähert, nicht aus irgenwelchen geistigen Höhenflügen mit anschließender praktischer "Erdung". Anders gesagt: Die rein negative Kritik des Bestehenden ist notwendiger Bestandteil einer Praxis, die auf allgemeine Emanzipation zielt, und nicht nur eine Rechenaufgabe, bei der dann unterm Strich eine Handlungsanweisung steht. Theorie und Praxis sind nicht zu trennen, Theorie ist Teil der Praxis.

Das ist - für mich - die absolute Grundlage der Kapitalismuskritik, und die gebietet, der Frage: "Was heißt das jetzt konkret?" mit Misstrauen zu begegnen. Konkret für mein Leben heißt das, wie gesagt, nicht viel anderes als für Vertreter aller möglichen anderen Überzeugungen auch: Meine Meinung in verschiedenen Zusammenhängen kundtun, hier und da mal zu einer Demo gehen, Artikel schreiben ... nur gehe ich wahrscheinlich zu anderen Demos und tue andere Ansichten kund als die meisten Leute.

Um das ganze doch noch mal ein bisschen Autoritär zu untermauern noch mal ein schönes Zitat von Max Horkheimer zu seiner kommunistischsten Zeit (1037) über das, was er als "kritisches Handeln" begreift:

Es gibt nun ein menschliches Verhalten, das die Gesellschaft selbst zu seinem Gegenstand hat. Es ist nicht nur darauf gerichtet, irgendwelche Misstände abzustellen, diese erscheinen ihm vielmehr als notwendig mit der ganzen Einrichtung des Gesellschaftsbaus verknüpft. Wenngleich es aus der gesellschaftlichen Struktur hervorgeht, so ist es doch weder seiner bewussten Absicht noch seiner objektiven Bedeutung nach darauf bezogen, dass irgend etwas in dieser Struktur besser funktioniere. Die Kategorien des Besseren, Nützlichen, Zweckmäßigen, Produktiven, Wertvollen, wie sie in dieser Ordnung gelten, sind ihm vielmehr selbst verdächtig und keineswegs außerwissenschaftliche Voraussetzungen, mit denen es nichts zu schaffen hat. [...] Der zwiespältige Charakter des gesellschaftlichen Ganzen in seiner aktuellen Gestalt entwickelt sich bei den Subjekten des kritischen Verhaltens zum bewussten Widerspruch.

aus: Traditionelle und kritische Theorie (Ein Text, der übrigens auch schlechthin die Einführung ins kritische Handeln im Sinne der kritischen Theorie darstellt).
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

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#96 mindblasted

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Geschrieben 21 März 2007 - 00:07

Holla soviel zu reflektieren und so wenig Zeit.@Simifilm"dass dieses Volk mitunter Dinge will, die Dir nicht passen" ist mir schon klar. Und das es gerade beim deutschen Volk Gründe gibt sich vor eben diesem zu füchten braucht wohl niemandem hier gesagt zu werden.Das ist wohl auch mit der Grund warum ich parlamentarische Demokratie im nationalen Sinn eigentlich ablehne und auch nicht wirklich für reformierbar halte. Auch "die Schweitzer" sind ja letztendlich nichts als ne identitäre Konstruktion die einige einschließt und andere nicht. Aber ich bin nunmal dazu gezwungen in einer solchen zu leben, und glaube mittlerweile nicht mehr daran das es zu meinen Lebzeiten grundlegende Änderungen geben wird.Ist schon arg schizophren, ich mache mir hier Gedanken um die Reformierung eines Systems das ich für fundamental verfehlt halte.Populistische Wahlkämpfe halte ich aber da nicht allein für ein soziales Problem sondern auch für ein systematisches. Die korrupten, unfähigen etc. hast du mir jetzt zwar in den Mund gelegt aber ja, ich bin durchaus der Ansicht das die Institution des Wahlkampfes noch jeden halbwegs integren Politiker zum Machtmenschen umwandeln kann. Und ja, Parteiprogramme lese ich mir wirklich ab und zu durch. Für gut informiert halte mich mich deswegen aber noch lange nicht weil auf deren Inhalte gewohnhitsmäßig nicht viel zu geben ist :flenn:@JakobHui jede Menge Text und so wenig Zeit darauf einzugehn.Zuerst einmal würde mich interessieren wie du einen "Kapitalisten" definierst. Als Eigentümer von Produktionsmitteln ? Als Arbeitgeber (müsste es nicht vielmehr Arbeitnehmer heißen, die Arbeit wird von anderen "gegeben") ? Oder als aktiv handelnden Teilnehmer am kapitalistischen System? Im letzteren Fall wären wir alle Kapitalisten, eine Definition die ich für angebrachter halte. Eine willkürliche Trennung zwischen konstruierter "Arbeiterklasse" und "Kapitalisten" halte ich für ziemlich obsolet, wie siehst du das ?Zur Trennung bzw Einheit vom Theorie und Praxis muss ich mir noch Gedanken machen. Irgendetwas in meinem Hinterkopf nagt da an mir das ich noch ausformulieren muss. Aber das werde ich heute Abend wohl nicht mehr hinbekommen. Evtl handelt es sich auch nur um ein momentanes Missverständnis.Ich denke es handelt sich um die Absage an das positive Entwickeln herrschaftsfreier Gesellschaftsysteme, das du als autoritär abkanzelst. Wenn die Beziehungen der Menschen untereinander aber lebensfähig sein wollen müssen sie doch zumindest kurzeitig auf einer konsensuelle, gemeinsamen Grundlage aufbauen können.Das diese wiederum kritisiert, abgewandelt, erneuert, ersetzt werden muss, ist wohl nicht anzuweifeln.Das ist in etwa mein momentaner Gedankengang. Keinen Plan ob das jetzt darauf beruht das ich mich rein zeitlich deinem Text nicht angemessen auseinandersetzen konnte...ich mach mal die Tage da weiter wo ich jetzt aufhöre.Gute Nacht allerseits.

Bearbeitet von mindblasted, 21 März 2007 - 00:09.

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#97 simifilm

simifilm

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Geschrieben 21 März 2007 - 07:15

Holla soviel zu reflektieren und so wenig Zeit. @Simifilm "dass dieses Volk mitunter Dinge will, die Dir nicht passen" ist mir schon klar. Und das es gerade beim deutschen Volk Gründe gibt sich vor eben diesem zu füchten braucht wohl niemandem hier gesagt zu werden. Das ist wohl auch mit der Grund warum ich parlamentarische Demokratie im nationalen Sinn eigentlich ablehne und auch nicht wirklich für reformierbar halte. Auch "die Schweitzer" sind ja letztendlich nichts als ne identitäre Konstruktion die einige einschließt und andere nicht.

Die "Schweitzer" mit "tz" sind eine Konstruktion, die Du soeben erfunden hast. Aber abgesehen davon, verstehe ich nicht ganz, was Du mit diesem letzten Satz sagen willst.

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#98 Beverly

Beverly

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Geschrieben 21 März 2007 - 08:57

ZITAT(Beverly @ 20 Mar 2007, 16:42) Von so viel Demokratie können wir in der BRD nur träumen - anders als anderen EU-Staaten durften wir nicht einmal über die EU-Verfassung abstimmen.

Ja eben.

Das ist eine "Differenz ums Ganze", der Unterschied zwischen wirklicher Demokratie und autoritärer Bevormundung unter dem Deckmantel "repräsentativer Demokratie".

#99 Beverly

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Geschrieben 21 März 2007 - 09:19

(...)Theorie und Praxis sind nicht zu trennen, Theorie ist Teil der Praxis(...)

Waren denn Theorie und Praxis der Linken in der letzten Zeit so erfolgreich und überzeugend? Wohl eher nicht. Als PDS-Chef Bisky nach den Landtagswahlen September 2006 fett und bräsig in der Glotze von der "demokratischen Linken" schwadronierte - die seinen Ausführungen zufolge nicht so radikal sein könne wie die damals in den Mecklenburger Landtag eingezogene NPD* - bekam mein Glaube an eben diese "demokratische Linke" einen Knacks. Naja, immerhin klagt die Linkspartei jetzt gegen die wahnwitzigen Tornado-Einsätze in Afghanistan. Auf der Liebknecht-Luxemburg-Demo Januar 2007 hat die radikale Linke auch nicht überzeugt. Es war wieder eine Veranstaltung so nach dem Motto "wie bleiben wir mit dem eisernen Willen zur Erfolglosigkeit unter uns". Angesichts von Stalin- und Mao-Bildern ist mir der Gedanke gekommen, dass sich manche Genossen von Neonazis hautpsächlich dadurch unterscheiden, mit welchem Massenmörder sie durch die Straßen rennen wollen. *wobei diese Truppe IMHO maßlos überschätzt wird

#100 Jakob

Jakob

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Geschrieben 21 März 2007 - 11:29

Waren denn Theorie und Praxis der Linken in der letzten Zeit so erfolgreich und überzeugend?

Soll das jetzt ein Einwand sein? Was genau hat der (Miss-)Erfolg der neuen Sozialdemokraten von der Linkspartei oder PDS mit der Feststellung zu tun, dass Theorie und Praxis nicht zu trennen sind? (Nebenbei haben weder Bisky noch die Luxenburg-Liebknecht viel mit meinem Begriff von "Links" zu tun. Letztere ist inzwischen völlig von autoritären ML-Sekten dominiert. Und sowas wie die Linkspartei ist im großen und ganzen Sozialdemokratisch - und wenn sie sich mal "radikal" äußert, dann unterscheidet sie sich kaum von der Rhetorik der NPD, man denke an Lafontaines Wetterei gegen das "Zinskapital" und seine in diesem Zusammenhang geäußerte Sympathie mit dem Islamismus, beides Positionen, die von der NPD geteilt werden).

Zitat mindblasted: @Jakob Hui jede Menge Text und so wenig Zeit darauf einzugehn. Zuerst einmal würde mich interessieren wie du einen "Kapitalisten" definierst. Als Eigentümer von Produktionsmitteln ? Als Arbeitgeber (müsste es nicht vielmehr Arbeitnehmer heißen, die Arbeit wird von anderen "gegeben") ? Oder als aktiv handelnden Teilnehmer am kapitalistischen System? Im letzteren Fall wären wir alle Kapitalisten, eine Definition die ich für angebrachter halte. Eine willkürliche Trennung zwischen konstruierter "Arbeiterklasse" und "Kapitalisten" halte ich für ziemlich obsolet, wie siehst du das ?

"Den Kapitalisten" definiere ich als Eigentümer von Produktionsmitteln, ja. Dass diese Definition personell immer unhaltbarer wird (sind die Aktionäre die Eigentümer der Produktionsmittel? Was ist mit der Ich-AG?), zeigt nur, dass es eben völlig sinnlos ist, das Kapitalverhältnis personalisieren zu wollen. "Der Kapitalist" ist eine strukturelle Position im Kapitalprozess, keine klar bestimmbare konkrete Person. Natürlich gibt es Leute in Unternehmen, die Entscheidungen treffen und über den Einsatz von Prduktionsmitteln gebieten, aber das sind nicht "Kapitalisten" in einem klar benennbaren, eindeutigen Sinne. Das ist ja die wichtige Pointe des Marxismus, dass er von den konkreten gesellschaftlichen Akteuren abstrahiert und einen gesamgesellschaftlichen Prozess ins Auge fasst, der auf Begriffe gebracht werden kann, die eben nicht genau mit irgendwelchen gesellschaftlichen Einzelakteuren zusammenfallen. Deshalb hat es auch keinen Sinn, die "Verantwortlichen" für die ganze Misere zu suchen und zu beseitigen.
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#101 Oliver

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Geschrieben 21 März 2007 - 12:30

Angesichts von Stalin- und Mao-Bildern ist mir der Gedanke gekommen, dass sich manche Genossen von Neonazis hautpsächlich dadurch unterscheiden, mit welchem Massenmörder sie durch die Straßen rennen wollen.

Wobei dieser Gedanke ja auch vollkommen richtig ist, da sind wir uns mal völlig einig, Beverly. An dem Wort von den "rotlackierten Faschisten" ist schon was dran, bei plumpen "Anti-Hartz IV"-Flugblättern kann man zwischen WASG und NPD kaum noch unterscheiden, und wenn ein PDS-Bürgermeister zusieht, wenn auf einer Sonnenwendfeier mit einem Anne Frank-Tagebuch eine Live-Performance von "Fahrenheit 451" gegeben wird, wundert das wohl auch niemanden mehr.
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#102 Beverly

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Geschrieben 21 März 2007 - 18:10

Wobei dieser Gedanke ja auch vollkommen richtig ist, da sind wir uns mal völlig einig, Beverly. An dem Wort von den "rotlackierten Faschisten" ist schon was dran, bei plumpen "Anti-Hartz IV"-Flugblättern kann man zwischen WASG und NPD kaum noch unterscheiden, und wenn ein PDS-Bürgermeister zusieht, wenn auf einer Sonnenwendfeier mit einem Anne Frank-Tagebuch eine Live-Performance von "Fahrenheit 451" gegeben wird, wundert das wohl auch niemanden mehr.

Das ist die "Hufeisentheorie" des Totalitarismus, derzufolge er rechts und links auftritt. Ich halte mich eher an die Dreizack-Theorie, derzufolge er rechts, in der Mitte und links auftritt. Du rückst "plumpen Hartz IV-Protest" in die Nähe rechten und linken Totalitarismus, ich sehe in Hartz IV selbst eine kranke Ausgeburt mittigen Totalitarismus.

#103 Beverly

Beverly

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Geschrieben 21 März 2007 - 18:13

Soll das jetzt ein Einwand sein? Was genau hat der (Miss-)Erfolg der neuen Sozialdemokraten von der Linkspartei oder PDS mit der Feststellung zu tun, dass Theorie und Praxis nicht zu trennen sind? (Nebenbei haben weder Bisky noch die Luxenburg-Liebknecht viel mit meinem Begriff von "Links" zu tun. Letztere ist inzwischen völlig von autoritären ML-Sekten dominiert. Und sowas wie die Linkspartei ist im großen und ganzen Sozialdemokratisch - und wenn sie sich mal "radikal" äußert, dann unterscheidet sie sich kaum von der Rhetorik der NPD, man denke an Lafontaines Wetterei gegen das "Zinskapital" und seine in diesem Zusammenhang geäußerte Sympathie mit dem Islamismus, beides Positionen, die von der NPD geteilt werden). "Den Kapitalisten" definiere ich als Eigentümer von Produktionsmitteln, ja. Dass diese Definition personell immer unhaltbarer wird (sind die Aktionäre die Eigentümer der Produktionsmittel? Was ist mit der Ich-AG?), zeigt nur, dass es eben völlig sinnlos ist, das Kapitalverhältnis personalisieren zu wollen. "Der Kapitalist" ist eine strukturelle Position im Kapitalprozess, keine klar bestimmbare konkrete Person. Natürlich gibt es Leute in Unternehmen, die Entscheidungen treffen und über den Einsatz von Prduktionsmitteln gebieten, aber das sind nicht "Kapitalisten" in einem klar benennbaren, eindeutigen Sinne. Das ist ja die wichtige Pointe des Marxismus, dass er von den konkreten gesellschaftlichen Akteuren abstrahiert und einen gesamgesellschaftlichen Prozess ins Auge fasst, der auf Begriffe gebracht werden kann, die eben nicht genau mit irgendwelchen gesellschaftlichen Einzelakteuren zusammenfallen. Deshalb hat es auch keinen Sinn, die "Verantwortlichen" für die ganze Misere zu suchen und zu beseitigen.

@Jakob, ist bei dir alles so sehr abstrahiert und ist Theorie so sehr gleich Praxis, dass es keiner konkrenten, sicht- und erlebbaren politischen Praxis mehr bedarf? Falls nein, wie sieht denn diese Praxis aus?

#104 Jakob

Jakob

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Geschrieben 21 März 2007 - 19:01

@Jakob, ist bei dir alles so sehr abstrahiert und ist Theorie so sehr gleich Praxis, dass es keiner konkrenten, sicht- und erlebbaren politischen Praxis mehr bedarf? Falls nein, wie sieht denn diese Praxis aus?

Was ist denn deine konkrete, sicht- und erlebbare politische Praxis? Vielleicht "Umsturz und ein neues System (ggfs. nennen, was für ein System)"? Ich denke, diese Gegenfrage müsste an diesem Punkt erlaubt sein ... Praxis heißt für mich, wie gesagt, in Auseinandersetzung mit Menschen zu treten (wie hier) und mich eben dann und wann zu "symbolischen" Anlässen zu begeben, die m.E. der richtigen Kritik Gehör verschaffen - also Kundgebungen, Demos und derlei. Letzteres sind zugegebenermaßen nicht viele. Und, ja: ich begreife auch mein Schreiben zu politischen Themen als eine Form der Praxis, und da kann ich mir beileibe nicht vorwerfen, zu wenig zu tun. Ganz abgesehen davon habe ich durchaus ein paar Jährchen interventionistischen Bewegungsgehubel auf dem Buckel, von daher habe ich es mir ja vielleicht einfach "verdient", zur Abwechslung auch mal die kritische Refklektion meines eigenen Tuns ins Zentrum zu stellen. Was ich jedenfalls nicht anzubieten habe, sind "Wenn ich König von Deutschland wär"-Phantasien. Das allmachtsphantastische Schwadronieren darüber, wie toll man selbst alles anpacken und regeln würde, wenn man nur selbst Chef wäre, gehört an die Stammtische.
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#105 Beverly

Beverly

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Geschrieben 22 März 2007 - 15:10

Was ist denn deine konkrete, sicht- und erlebbare politische Praxis?

Meine letzte konkrete Praxis war die Teilnahme an der Liebknecht-Luxemburg-Demo Mitte Januar. Ist selbst dürftig, ich weiß. Aber derzeit bieten weder die "Gemäßigten" noch die "Radikalen" Ansatzpunkte für mehr (um es mal diplomatisch auszudrücken).

Vielleicht "Umsturz und ein neues System (ggfs. nennen, was für ein System)"? Ich denke, diese Gegenfrage müsste an diesem Punkt erlaubt sein ...

Der Umsturz findet derzeit nur in meinem akuten Schreibprojekt statt. Die letzten Tage der BRD zu schildern, macht ein gewisses Vergnügen, allerdings ist das, was nach ihr kommt, ziemlich grausig.

#106 mindblasted

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    Cybernaut

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Geschrieben 16 Juni 2007 - 23:41

Irgendwie ist dieser Thread auf einmal wieder aktuell obwohl kein neuer Post hinzugekommen ist...egal. Ich nutze die Chance mal die Diskussion nochmal aufzugreifen.@JakobWas mich stört ist definitv deine Absage ans politische Sandkastenspiel. Klar, auf dem Level das du ansprichst, "Wenn ich am Ruder wäre würde alles anders laufen", IST das Stammtischniveau.Andererseits geht der Weg von der Theorie hin zur Praxis und zur Umgestaltung von Gesellschaftsmodellen nicht einfach so. Dazwischen liegen doch jede Menge Spieler- und Speinnereien, Ideen die in kleinen Projekten erprobt, verfeinert oder wieder abgewürgt werden. Ob das jetzt Entscheidungsfindungsprozesse sind, Demotaktiken, Selbstorganisation, alternative ökonomische Modelle...all das muss doch auch erlernt werden und lässt sich nicht einfach vorraussetzen.Ich glaube zB mittlerweile nicht mehr daran das es möglich ist die kapitalistische Gesellschaft durch eine Revolution zu beseitigen, und praktisch auf den Trümmern des alten Überbaus spontan etwas neues zu errichten. Ist eine Revolution ein relativ kurzfristiger Prozess, allein aus der temporären Insurrektion erwachsend ? Schmälert das allein negative Herangehen an die heutige Gesellschaft nicht auch die Erfolgschancen einer Revolution die ohne zuvor erlebte emanzipatorische Praxis auskommen muss und steigert damit diejenigen der Reaktion, deren Einsetzen so sicher ist wie das Amen in der Kirche. Natürlich "gibt es kein wahres Leben im Falschen" andererseits muss man sich doch auch nicht mit dem Falschen an sich abfinden und auch ein kleiner Schritt der letztendlich zum Scheitern verurteilt ist, weil er versucht etwas zu verbessern was in seiner Natur nicht zu verbessern ist, ist imerhin ein Schritt in die richtige Richtung. Du lernst daraus, und evtl weist er eine Richtung auf der eine zukünftige, befreite Gesellschaft aufbauen kann. Die ganzen Einpunkt-Bewegungen sind letztendlich politische DonQuichotterie...aber der Effekt den sie haben ist das Leute die Verhältnisse nicht mehr als gegeben hinnehmen, lernen ihre persönlichen Einflussmöglichkeiten einzusetzen und zu nutzen. Ohne diese Erfahrungen ist doch die beste Theorie zum Scheitern verurteilt...diese Erfahrungen entstehen aber meiner Meinung nach nicht nur durch Demos, symbolische Aktionen, rein symbolische, negierende Konfrontationen.Braucht es dafür nicht auch positive Projekte? Häuser- und Fabrikbesetzungen, Aufbau alternativ wirtschaftender Betriebe, Umgang mit kollektivem Eigentum (auch in so einer reduzierten Form wie WGs, aber da siehst du schon wie wenig die Menschen von heute auf einen plötzlichen Einbruch des Kommunismus vorbereitet wären). Und auch temopräre Verbesserungen des momentanen Status Quo, so reformistisch sie sein mögen. Sozialleistungen, "Ausländergesetze", Umweltschutz, Tarfikonflikte usw...Ich habe den starken Verdacht das wir aneinander vorbeireden...aber ich möchte diesen Punkt halt gerne geklärt wissen.
"Es gibt eine größere Dunkelheit als die, die wir bekämpfen ... Viel schwerwiegender als der Tod der körperlichen Materie ist der Tod der Hoffnung, der Tod der Träume, und vor dieser Gefahr dürfen wir niemals kapitulieren. Die Zukunft ist überall um uns herum. In der Phase des Übergangs wartet sie darauf, in der Phase der Erleuchtung neu geboren zu werden. Niemand weiß, wie die Zukunft aussieht und wohin sie uns führen wird. Nur eines wissen wir. Sie wird stets unter Schmerzen geboren."
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