Es ist eine Illusion zu glauben, man könne auf bessere Technologien warten!
Der einzige Grund, sich mit Solarzellen zu befassen, war, dass sie im Weltraum gebraucht wurden. Die Idee ist schon deutlich älter, aber Öl war viel billiger zu nutzen. Das selbe gilt für Brennstoffzellen. Solarzellen werden jetzt weiterentwickelt, weil man sich "plötzlich" mit der Tatsache konfrontiert sieht, dass Öl und Erdgas immer teurer werden und nur noch begrenzt vorhanden sind.
Technologie wird nur vorangetrieben, wenn es eine Anwendung dafür gibt oder einen Zwang, nicht wenn die Zeit dafür reif ist. Und Technologie wird fast nie von Unternehmen neu entwickelt, das passiert nur dann, wenn unmittelbar ein Markt damit zu bedienen ist. Ich bin sicher, wenn man weltweit gemeinsam für eine Marsmission arbeiten würde, würde dabei eine ganze Menge Technologie "abfallen"; die bislang noch gar nicht entwickelt wurde und für die man sich auch noch gar keine Anwendungszwecke vorstellen kann. Für einen Marsflug hat man Konzepte nötig wie "elektromagnetische Schutzschirme", die das Magnetfeld der Erde "nachäffen" können, da "Blei" oder Wasser entweder enorme Gewichte mitbringen würden und ggf. auch noch "Bremsstrahlung" verursachen würden, die den Astronauten noch gefährlicher werden könnte als die eigentliche Strahlung im Weltraum.
Warum hat man den Sky-Crane entwickelt? Weil man ihn brauchte. Das bewährte Konzept mit den hüpfenden Ballons wäre zu schwer gewesen.
Man kann auch jahrzehntelang auf die nötige Technik warten, die z. B. für einen Weltraumfahrstuhl nötig wäre. Sie wird nie entwickelt werden, wenn sie nicht definitiv gebraucht wird. Das liegt nicht nur daran, dass man erst kürzlich Graphen und Nanotubes entdeckt hat. Und es gibt so gut wie kein Unternehmen auf der Welt, das einfach mal eben so etwas probiert und Millionen reinsteckt, um zu sehen, ob das was werden könnte.
Das finanzielle Risiko können nur Staaten tragen. Die Raumfahrt ist und bleibt ein Technologietreiber, auch wenn man als normaler Erdbewohner möglicherweise erst 50 Jahre später persönlich profitiert. Und da die bemannte noch weitaus höhere Anforderungen stellt, ist sie deutlich teurer, wird auch auch deutlich mehr Innovation hervorbringen müssen. Wer erwartet, dass die Pharmaindustrie in den nächsten 10 Jahren irgendwelche großartigen Forschungen leistet, die über neue Namen für den selben Wirkstoff hinausgehen, wird sich wundern. Wo läuft die Erforschung des menschlichen menschlichen Kreislaufsystems? Woher stammen neue Erkenntnisse über Knochenabbau? Was bei der Raumfahrt abfällt, kommt u. a. auch bettlägrigen Patienten zugute, gibt neue Hinweise auf Behandlungsmöglichen gegen Osteoporose oder Muskelschwund.
Wer die Lösung größerer irdischer Probleme erhofft, indem er auf einen Daniel Düsentrieb oder einen Edison wartet oder auf die Bill Gates Stifung, wird enttäuscht werden. Es wird nicht viel passieren.
Ein Land wie Deutschland wird die nächsten 50 Jahre nicht als 1-Welt-Nation überleben, wenn es nicht mit Technologie und Wissen den anderen voraus ist. Und dass passiert nicht, weil wir Mercedes haben oder Siemens oder Bayer. Die Raumfahrt und insbesondere die bemannte Raumfahrt treibt das an. Wohin fließen die Gelder der ESA oder der DLR? In europäische High-Tech-Firmen, die ohne diese staatlichen Aufträge sicher nicht diesen Aufwand treiben, diese Innovationen bringen würden. Würden Sie überhaupt existieren?
Überlegt, wieviel Subvention in unserer Autoindustrie steckt? Wo sind die Innovationen? Da kommt nichts, solange sie nicht MÜSSEN!
Fortschritt entsteht nur, wenn Grenzen überschritten werden müssen, wenn bislang Unbekanntes bewältigt werden muss. Und nur dann. Alles andere ist Pillepalle. Das Genie oder der geniale Erfindern wird versauern, weil keiner das Risiko eingehen wird, für seine Idee auch nur einen Cent auszugeben, wenn nicht binnen weniger Quartale das 100-fache dabei abfällt für die Aktionäre. Wir sind nicht mehr im Zeitalter von Edison.
Aus diesem Grund sehe ich die bemannte Raumfahrt als eines der wichtigsten Felder (nicht das alleinige!) technologisch und wissenschaftlich vorne zu bleiben. Welches Kapital für unseren gewohnten Wohlstand haben wir, außer Technologie und Wissen? Nichts. Absolut nichts. Nebenbei ist mir die Raumfahrt lieber als (Suventions-)Motor für die heimische Wirtschaft, als Panzer- und U-Boot-Deals.
Es wird nicht ein Cent mehr in "Wir-schaffen-eine-bessere-Erde"-Projekte reingesteckt, wenn wir uns die Raumfahrt sparen. Allein das, wäre für mich Argument genug. Und ich weiß, dass ich damit einer Minderheit angehöre. Aber das ist mir egal.
Bearbeitet von Lucardus, 27 August 2012 - 16:23.