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76 Antworten in diesem Thema

#31 Sekierritz

Sekierritz

    Nanonaut

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Geschrieben 13 September 2007 - 15:12

Warum sollte größtmöglichste Toleranz "gerade bei SF-AutorInnen" selbstverständlich sein?In der Science Fiction denkt unsere Gesellschaft über die Zukunft nach... und damit auch über die Vergangenheit und Gegenwart. Wir überlegen, wohin wir vielleicht gehen werden, oder gehen sollen, oder nicht gehen sollen... Ich meine, dass dabei eine tolerante Grundhaltung besonders wichtig ist. Was meinen andere?

#32 Diboo

Diboo

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Geschrieben 13 September 2007 - 15:16

Warum sollte größtmöglichste Toleranz "gerade bei SF-AutorInnen" selbstverständlich sein? In der Science Fiction denkt unsere Gesellschaft über die Zukunft nach... und damit auch über die Vergangenheit und Gegenwart. Wir überlegen, wohin wir vielleicht gehen werden, oder gehen sollen, oder nicht gehen sollen... Ich meine, dass dabei eine tolerante Grundhaltung besonders wichtig ist. Was meinen andere?

Ich meine, dass Toleranz eigentlich eher stört, wenn man mit der Kompanie Space Marines gegen die insektoiden Krakk'krakk antritt und möglichst vielen von ihnen dabei helfen möchte, für ihr Vaterland zu sterben :huh: Jaja, Frank, ich bin ja schon ruhig.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
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#33 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 13 September 2007 - 15:23

Schreiben besteht nur aus dem Drücken von Tasten in beinahe beliebiger Reihenfolge, und das kann doch jeder, oder? Es ist heutzutage unglaublich leicht geworden: Jeder Besitzer einer Tastatur mit Computer dran (also grob geschätzt 1 Mrd. Menschen weltweit) kann zwischen TV-Werbepausen einen dreibändigen Fantasyzyklus verfassen. Seit Schreiben nicht mehr mit einer klobigen Schreibmaschine, der Suche nach dem richtigen Farbband und viel Papier, sondern mit einer simplen Textverarbeitungssoftware zu tun hat, genügt das Absenden einer 0 Cent teuren Email, um den eigenen Text bei einem Verlag anzubieten, und 0 mal viel ist immer noch 0, also schickt man einfach an jede Adresse, die man im Internet findet; denn was Spambots recht ist, kann einem Autor nur billig sein. Und im Misserfolgsfall reichen ein paar weitere Mausklicks, um das Buch mal eben selbst (bei BOD) rauszubringen und zumindest an Tante und Onkel zu verschenken. All das freilich auf einem Qualitätsniveau unter dem Gefrierpunkt.

Das Problem: Mangelndes Qualitätsbewusstsein.

Wo soll das auch herkommen? Auf Qualität kommt es heutzutage nicht an, sondern nur auf einen geringen Preis oder (vor allem bei Medien) einen großen Namen. Wer sich selbst nichts bedeutet, will wenigstens ein Buch von einem bedeutenden Autor lesen. Die Leute stürmen die Läden 1. wenn's was besonders billig gibt (siehe neulich MediaMarkt Berlin) und 2. ein neuer Harry Potter rauskommt.

Niemand bekommt irgendwo beigebracht, was einen guten Text ausmacht und was einen schlechten. Wo auch? In "Welt der Wunder", dem einzigen TV-Format, das zumindest so tut, als wolle es dem Zuschauer was beibringen? In der Schule? Im Freundeskreis?

Dabei ist die Antwort so einfach: Im Internet. Zahlreiche Schreib-Communitys existieren nur ein paar Klicks entfernt, und einige davon konnten sich vom simplen "ich find deinen Text geil und du meinen *lol* [blinkender Avatar] [Breitwand-Signatur]"-Kuscheln emanzipieren und bemühen sich um immer noch amateurhafte, aber immerhin einigermaßen konstruktive Detailkritik an Texten. Da wird tatsächlich mal nach einem Spannungsbogen Ausschau gehalten, es kommen Vorschläge für eine tiefere Charakterisierung einer Figur oder ein schiefes sprachliches Bild wird gerade gerückt. Ein ambitionierter Autor, der dazu bereit ist, Verbesserungsvorschläge seiner Leser (für die er ja theoretisch schreibt!) in Betracht zu ziehen, kann dort einige Grundlagen und Schreibtechniken lernen und wird nach einiger Zeit seine Manuskripte von "davor" zerreißen und verschämt "was hab ich früher für einen Müll geschrieben" dabei murmeln.

Was Kurzgeschichten angeht, sei allen "verkannten Genies", die diesen Thread lesen, kurzgeschichten.de ans Herz gelegt. Autoren wie Hebben, Peinecke und meine Wenigkeit haben sich dort jahrelang die Köppe über verschachtelte Erzählstrukturen, farbige Sprache und die Nutzlosigkeit von Zeitreise-Geschichten heiß geredet, und jetzt produzieren wir ansprechende Storys, die zumindest für die Novae, Visionen, Wurdacks und c'ts dieser Welt (bzw. deren Leser) reichen. Bei Romanen sieht die Sache natürlich anders aus, zum online lesen und kritisieren sind sie zu lang; meiner Meinung nach aber ist es äußerst hilfreich, erstmal zu lernen, was eine gute Kurzgeschichte ausmacht. Kann jedenfalls nicht schaden. Sowas wie ein Spannungsbogen steht nämlich auch jedem Romankapitel gut zu Gesicht, hab ich gehört.

Ich lege daher konkret jedem "verkannten Genie", dessen für den GOLEM eingereichten Text ich ablehne, ganz freundlich den Besuch einer solchen Community ans Herz. Diese paar Zeilen Standardtext kosten mich nichts, und vielleicht kommt der Autor schließlich wirklich mal mit einer guten Geschichte an. Denn gute Ideen kann prinzipiell jeder haben, aber diese in lesenswerte Texte zu verwandeln, ist ein Handwerk, das man lernen muss - und kann, wenn man will.

Amen :huh:

Bearbeitet von Uwe Post, 13 September 2007 - 15:24.

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#34 simifilm

simifilm

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Geschrieben 13 September 2007 - 15:43

Das Problem: Mangelndes Qualitätsbewusstsein.

Wo soll das auch herkommen? Auf Qualität kommt es heutzutage nicht an, sondern nur auf einen geringen Preis oder (vor allem bei Medien) einen großen Namen. Wer sich selbst nichts bedeutet, will wenigstens ein Buch von einem bedeutenden Autor lesen. Die Leute stürmen die Läden 1. wenn's was besonders billig gibt (siehe neulich MediaMarkt Berlin) und 2. ein neuer Harry Potter rauskommt.

Wieso "heutzutage"? Wurden früher (wann immer Du dieses mythische Früher ansetzt) nur oder markant mehr gute Texte verfasst? Ich bezweifle es.

Niemand bekommt irgendwo beigebracht, was einen guten Text ausmacht und was einen schlechten. Wo auch? In "Welt der Wunder", dem einzigen TV-Format, das zumindest so tut, als wolle es dem Zuschauer was beibringen? In der Schule? Im Freundeskreis?

Und wann war das anders? Damals in Arkadien?

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Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

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#35 Nina

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Geschrieben 13 September 2007 - 16:43

Was Kurzgeschichten angeht, sei allen "verkannten Genies", die diesen Thread lesen, kurzgeschichten.de ans Herz gelegt. Autoren wie Hebben, Peinecke und meine Wenigkeit haben sich dort jahrelang die Köppe über verschachtelte Erzählstrukturen, farbige Sprache und die Nutzlosigkeit von Zeitreise-Geschichten heiß geredet, und jetzt produzieren wir ansprechende Storys, die zumindest für die Novae, Visionen, Wurdacks und c'ts dieser Welt (bzw. deren Leser) reichen. Bei Romanen sieht die Sache natürlich anders aus, zum online lesen und kritisieren sind sie zu lang; meiner Meinung nach aber ist es äußerst hilfreich, erstmal zu lernen, was eine gute Kurzgeschichte ausmacht. Kann jedenfalls nicht schaden. Sowas wie ein Spannungsbogen steht nämlich auch jedem Romankapitel gut zu Gesicht, hab ich gehört.

Ich möchte die Qualität von kurzgeschichten.de und anderen, ähnlich aufgebauten Foren keinesfalls in Frage stellen. Da ist nur ein Haken dran: Nova, Wurdack und c´T wollen Erstveröffentlichungen, bei Visionen habe ich es gerade nicht im Kopf, nehme es aber an. Man braucht da schon eine Ausnahmeregelung, wenn man einen Text, den man bereits in einem öffentlich zugänglichen Forum stehen hatte, einreichen möchte. Ich würde daher jedem Autor nur raten, seine Texte nicht leichtfertig in öffentliche Foren zu stellen, sondern zu bedenken, dass auch Internetveröffentlichungen Veröffentlichungen sind. Es gibt auch andere Möglichkeiten, wie Testleser oder Foren mit Bereichen, die nicht für alle zugänglich sind. Aber natürlich ist es vielleicht für den Anafng nicht so schlecht, dann bekommt man einmal ein Gefühl dafür, wie der eigene Text auf andere wirkt. Ich habe es selbst getan, teilweise wurde mir sehr geholfen, teilweise habe ich mich mit unsinnigen Kommentaren wie "Deine Geschichte ist zu kurz" (allerdings in schlechtem Deutsch und keine weitere Begründung, wie sich das auf den Inhalt auswirkt) rumschlagen müssen, teilweise habe ich mich eben deshalb geärgert, weil ich nicht bedacht hatte, dass bei den meisten Ausschreibungen unveröffentlichtes Material verlangt wird.

#36 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 13 September 2007 - 16:43

Hui - es ist schon erstaunliche, welche Diskussionen ein paar kleine Anmerkungen anstoßen können...

Wieso "heutzutage"? Wurden früher (wann immer Du dieses mythische Früher ansetzt) nur oder markant mehr gute Texte verfasst? Ich bezweifle es.
Und wann war das anders? Damals in Arkadien?

An anderer Stelle habe ich Argumente angeführt, warum früher tatsächlich manches anders und besser
war (Stichwort Sprachentwicklung, Beitrag 87). Kannst ja mal reinschauen:

http://www.scifinet....e...=4704&st=72

Uwe Post kann ich nur zustimmen. Es mag schon sein, daß eine gute literarische Bildung auch in früheren Zeiten
kein Allgemeingut war. Aber daß heutzutage z.B. jemand das Abitur mit Deutsch als Leistungskurs schafft, obwohl
ihm seine Deutschkenntnisse zu der Zeit, als ich in der Schule war, noch eine glatte sechs eingebracht hätten (mit
solchen Leuten hatte ich schon zu tun), ist eine beunruhigende Entwicklung, die man nicht mit einem "War früher auch
nicht besser" abtun kann. Und noch beunruhigender und ein legitimer Anlaß für manch gallige Bemerkung von
Herausgeberseite ist, wenn solche Leute ausgerechnet, ausgerechnet schreiben wollen. Wenn ich 18 Sekunden
über 100 m laufe, nehme ich mir doch auch nicht vor, im nächsten Jahr den Weltrekord zu brechen (ok, das war jetzt
böse...)

Aber ich habe schon gemerkt, daß viele vom Verfall der Sprach- und Lesekultur nichts wissen wollen, auch wenn
sie durch etliche Studien belegt ist. Und ich fürchte auch, daß Uwes kluge Anmerkungen bei denen meisten derer,
die sie interessieren müßten, nicht ankommen werden. Qualitätsbewußtsein ist ein gutes Stichwort, und es stellt
sich schon die Frage, woher es kommen soll. Durch besinningsloses Konsumieren von Literatur, die ohne Rück-
sicht auf handwerkliche und sprachliche Qualität nur nach kommerziellen Gesichtspunkten produziert wurde,
gewinnt man es bestimmt nicht. Und viele der hoffnungsvollen Jungautoren, die den einschlägigen Medien Texte
anbieten, sind über diesen Stand offenbar (noch) nicht hinaus gekommen.

Gruß
MKI

#37 simifilm

simifilm

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Geschrieben 13 September 2007 - 17:00

Hui - es ist schon erstaunliche, welche Diskussionen ein paar kleine Anmerkungen anstoßen können...
An anderer Stelle habe ich Argumente angeführt, warum früher tatsächlich manches anders und besser
war (Stichwort Sprachentwicklung, Beitrag 87). Kannst ja mal reinschauen:

http://www.scifinet....e...=4704&st=72

Uwe Post kann ich nur zustimmen. Es mag schon sein, daß eine gute literarische Bildung auch in früheren Zeiten
kein Allgemeingut war. Aber daß heutzutage z.B. jemand das Abitur mit Deutsch als Leistungskurs schafft, obwohl
ihm seine Deutschkenntnisse zu der Zeit, als ich in der Schule war, noch eine glatte sechs eingebracht hätten (mit
solchen Leuten hatte ich schon zu tun), ist eine beunruhigende Entwicklung, die man nicht mit einem "War früher auch
nicht besser" abtun kann. Und noch beunruhigender und ein legitimer Anlaß für manch gallige Bemerkung von
Herausgeberseite ist, wenn solche Leute ausgerechnet, ausgerechnet schreiben wollen. Wenn ich 18 Sekunden
über 100 m laufe, nehme ich mir doch auch nicht vor, im nächsten Jahr den Weltrekord zu brechen (ok, das war jetzt
böse...)

Aber ich habe schon gemerkt, daß viele vom Verfall der Sprach- und Lesekultur nichts wissen wollen, auch wenn
sie durch etliche Studien belegt ist. Und ich fürchte auch, daß Uwes kluge Anmerkungen bei denen meisten derer,
die sie interessieren müßten, nicht ankommen werden. Qualitätsbewußtsein ist ein gutes Stichwort, und es stellt
sich schon die Frage, woher es kommen soll. Durch besinningsloses Konsumieren von Literatur, die ohne Rück-
sicht auf handwerkliche und sprachliche Qualität nur nach kommerziellen Gesichtspunkten produziert wurde,
gewinnt man es bestimmt nicht. Und viele der hoffnungsvollen Jungautoren, die den einschlägigen Medien Texte
anbieten, sind über diesen Stand offenbar (noch) nicht hinaus gekommen.

Zu den etlichen Studien: Da war gerade kürzlich in der FAZ ein Artikel zu mehreren Studien in diesem Bereich. In einer wurden Abituraufsätze mehrerer Jahrzehnte verglichen. Das Fazit: Die Abiturienten können heute schlecht Deutsch, aber früher konnten sie es noch schlechter. Zumindest gemäss den in diesem Artikel aufgeführten Studien lässt sich der angebliche Sprachverfall empirisch nicht belegen, im Gegenteil. Abiturienten verfügen heute über einen grösseren Wortschatz und schreiben komplexere Sätze.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

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#38 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 13 September 2007 - 17:10

Wichtig ist für mich aber vor allem Folgendes: Zweck und Ziel eines Romans, einer Kurzgeschichte, einer Novelle... ist es m. E. in allererster Linie, eine Geschichte zu erzählen und Leute damit zu unterhalten.
Wenn damit gleichzeitig die LeserInnen auch ein bisschen zum Denken angeregt werden und interessante Anstöße bekommen, dann ist das sicher nicht verkehrt.
Aber einen Roman ausdrücklich mit dem Ziel zu schreiben, die menschliche Gewissenhaftigkeit zu beleben usw.- das halte ich für verkehrt. Schon fast ein bisschen unehrlich; so etwas erwarten LeserInnen nicht von einem Roman. Es grenzt an Manipulation, wenn weltanschauliche Anliegen in Form erzählender Prosa verpackt werden.

Na, ich weiß nicht, ob ich das so unterschreiben würde.

Die Feststellung, daß Erzählliteratur zunächst einmal der Unterhaltung dient, ist so banal und allgemein, daß sie
praktisch nichts besagt. Genausogut könnte ich sagen: Ein Auto hat Räder, und die sind rund, damit sie rollen.
Leonard Bernstein hat einmal gesagt: "Es gibt keine U- und keine E-Musik, es gibt nur gute und schlechte Musik."
So ähnlich sehe ich das in der Literatur auch.

Ich habe schon so oft gesehen, daß das Wort "Unterhaltung" als Vorwand für schlechtes Schreiben mißbraucht
wurde, daß ich eher bei Autoren mißtrauisch werde, die ausdrücklich nur der Unterhaltung wegen schreiben.
Meist fehlt es dabei nämlich an einer inneren Motivation, die ihnen Kraft und Ausdruck verleiht. Was besagt es,
wenn ein Schriftsteller aus einer starken moralischen, politischen oder weltanschaulichen Motivation schreibt?
Das haben Dostojewski und Tolstoi schon getan, und der gute alte Philip K. Dick genauso. Aber Literatur wird
etwas nicht dank seiner Aussage, sondern dank der Ausdrucks- und Darstellungsfähigkeit seines Autors. Es
gibt tausende Motivationen zum Schreiben, aber für die literarische Qualität entscheidend ist das Wie, nicht
das Was oder Warum.

Im übrigen kann man dafür kaum allgemeine Regeln aufstellen. Es gibt im Schriftstellerhandwerk keine Regeln,
gegen die gute Autoren nicht schon mit Erfolg verstoßen haben. Käme Honore de Balzac heute in ein Creative-
Writing-Seminar an einer amerikanischen Hochschule, würden sich die Dozenten wahrscheinlich jedes Haar
einzeln ausraufen.

Gruß
MKI

Bearbeitet von Michael Iwoleit, 13 September 2007 - 21:15.


#39 Frank

Frank

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Geschrieben 13 September 2007 - 17:12

Ich möchte die Qualität von kurzgeschichten.de und anderen, ähnlich aufgebauten Foren keinesfalls in Frage stellen. Da ist nur ein Haken dran: Nova, Wurdack und c´T wollen Erstveröffentlichungen, bei Visionen habe ich es gerade nicht im Kopf, nehme es aber an.

Da sprichst du meinen persönlichen Kreuzzug an, Nina. Ich wehre mich ganz vehemend gegen dieses "Stand im Internet, ist publiziert"-Dogma, schon aus dem Grund, dass ein publizierter Text mit wenigen Clicks wieder "unpubliziert" werden kann - (Ja, man findet ihn noch eine Weile im Cache, aber nur mit gezieltem Suchen; kein Kriterium, sie als "verbrauchtes Material" zu betrachten ...) Ferner finden im Internet "publizierte" Stories auch keinen Anklang bei den Awards, mir ist jedenfalls kein Fall bekannt, wo eine "Internetstory" für den DSFP oder KLP nominiert wurde ... Für mich persönlich kommt es vorrangig auf die QUALITÄT einer Story an, und hier können Anlaufstellen wie kurzgeschichten.de dazu beitragen, a) die Story punktuell zu verbessern und b ) das Handwerk insgesamt zu lernen ...

Bearbeitet von Frank, 13 September 2007 - 17:14.

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#40 Ernst Wurdack

Ernst Wurdack

    Verleger-O-Naut

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Geschrieben 13 September 2007 - 17:35

Da ist nur ein Haken dran: Nova, Wurdack und c´T wollen Erstveröffentlichungen

Wenn man's auch nicht genau weiß, Hauptsache man posaunt seine Meinung in die Welt hinaus! :huh: Ich hab schon eine Menge Texte in unseren Büchern veröffentlicht, die vorher bei kurzgeschichten.de oder sonstwo im Internet standen. Erstveröffentlichung meint bei uns: nicht anderswo gedruckt. Weil - Kurzgeschichten, die irgendwo im Internet stehen, liest eh kaum einer. - Romane, die irgendwo im Internet stehen, liest schon gar keiner. Solche Veröffentlichungen von Autoren, die ausschließlich im Internet zu finden sind, sind für mich keine Veröffentlichung, sondern bestenfalls der Versuch dieser Autoren, sich einzureden, sie seien wichtig, weil (selbst)veröffentlicht. Sozusagen eine selbst gedrehte Beruhigungspille für das angekratzte Ego. Schreibforen, allen voran kurzgeschichten.de sind gut, um sich auszutauschen und zu lernen. Aber eine Veröffentlichung, die, wie Frank sagte, mit einem Klick zu entfernen ist, ist keine Veröffentlichung.

Bearbeitet von Ernst Wurdack, 13 September 2007 - 17:40.


#41 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 13 September 2007 - 17:42

Man braucht da schon eine Ausnahmeregelung, wenn man einen Text, den man bereits in einem öffentlich zugänglichen Forum stehen hatte, einreichen möchte.

Man kann ja im Forum seine Schreibqualitäten verbessern und dann einen weiteren Text schreiben, den man dann einreicht, ohne ihn vorher im Forum online zu stellen.

@Früher: Ich rede von dem "früher", als es noch nicht für jeden Möchtegern-Bestseller-Autor pipi-einfach war, Texte zu verfassen und einzuschicken. Ich rede von "heutzutage", wo Leute sich gegenseitig fast tot trampeln, bloß weil es im neuen Media Markt superbillige Digicams gibt, die in jeder Fachzeitschrift beim Test als Schrott abgestempelt werden. Ich sage nicht, dass früher alles besser war (dazu bin ich noch nicht alt genug :huh: ). Aber anders. Wir leben halt heute nicht mehr in derselben Welt wie im letzten Jahrhundert. Na ja ... manche schon ... aber das ist ein anderes Thema.
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#42 Frank

Frank

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Geschrieben 13 September 2007 - 17:44

Aber eine Veröffentlichung, die, wie Frank sagte, mit einem Klick zu entfernen ist, ist keine Veröffentlichung.

Schon daran zu erkennen, dass man ausgelacht wird, wenn man in seine Autorenvita reinschreibt: "Habe 10 Stories auf kurzgeschichten.de publiziert". :huh: Es fehlt eben derjenige, der "aussiebt", eben ein Lektor bzw. Herausgeber, der seinen Namen für die Qualität der Geschichten ins Feuer legt ... Und, um ein persönliches Beispiel beizusteuern: "Memories" war meine erste richtige SF-Story, mit Handlung und allem Pipapo, weil Uwe auf kg.de meinte: "Lass doch mal diese blöden 1-Seiten-Bilder, schreib mal was Richtiges, Längeres!" Und Uwe war es auch, der meinte: "Es ist gut, es gefällt mir; schick's an die c't!" Und das habe ich getan, wurde "öffentlich" publiziert und dann für den DSFP 2005 nominiert ... Fragen?

Bearbeitet von Frank, 13 September 2007 - 17:45.

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#43 lapismont

lapismont

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Geschrieben 13 September 2007 - 18:26

- Kurzgeschichten, die irgendwo im Internet stehen, liest eh kaum einer. - Romane, die irgendwo im Internet stehen, liest schon gar keiner.

sign Ich finde es da schon besser, wie es jon in ihrem SF-Bereich der Leselupe macht, ab und an das best of in eine Anthologie. Sie steht dann da als Sieb und jeder hat ein Bild von ihrem Qualitätsanspruch. Allerdings wird jeder Text vorher noch gründlich in einem abgeschlossenen Forum überarbeitet. Soetwas fehlt bei Romanen aber. :huh:
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#44 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 13 September 2007 - 19:39

Wichtig ist für mich aber vor allem Folgendes: Zweck und Ziel eines Romans, einer Kurzgeschichte, einer Novelle... ist es m. E. in allererster Linie, eine Geschichte zu erzählen und Leute damit zu unterhalten.

Es ist wohl schwer möglich, Ziel und Zweck einer literarischen Gattung auszumachen. Ziel und Zweck des Autors - seine Intention - dürfte wohl meistens verborgen bleiben (und dieser selbst wird sie wohl auch nur in den wenigsten Fällen präzise fassen können). Bliebe Ziel und Zweck, den der Rezipient - du - sich wünscht. Da ist "Unterhaltung" natürlich ein Gummi-Wort, wie Iwoleit schon anmerkte. Was mir schleierhaft bleibt: wozu eine normative Poetik von Seiten des Rezipienten aufstellen? Der Rezipient soll sich doch einfach das greifen, was ihm Freude bereitet.

Wenn damit gleichzeitig die LeserInnen auch ein bisschen zum Denken angeregt werden und interessante Anstöße bekommen, dann ist das sicher nicht verkehrt.

Es gab da mal einen Schlager, der ging: "Ein bißchen Freude, ein bißchen Friede ..." (o.s.ä.). Oder auch im TV: "Besinnliches zur Nacht". Ein bißchen Denken, und ein bißchen von all den anderen netten Sachen darf es sein; aber bloß nicht zu viel davon. Hier unterscheiden sich unsere Ansprüche enorm. Aber ich werde mich hüten, irgendetwas zu fordern ...

Aber einen Roman ausdrücklich mit dem Ziel zu schreiben, die menschliche Gewissenhaftigkeit zu beleben usw.- das halte ich für verkehrt. Schon fast ein bisschen unehrlich; so etwas erwarten LeserInnen nicht von einem Roman. Es grenzt an Manipulation, wenn weltanschauliche Anliegen in Form erzählender Prosa verpackt werden.

Im Grunde ist es egal, was Einer da über sein Wirkungs-Ziel sagt. Wenn wir heute noch ein Brecht-Stück genießen können, dann wohl weniger, weil da Einer seine Weltanschauung verpackte. Arno Schmidt sagte mal, es sei ihm egal, ob ein Autor nun Karl Marx oder die Jungfrau Maria besingt. Er selbst entwickelte einen etwas abstrusen Realismus-Begriff und schrieb sich seine eigene Poetik. Zum Glück hat er sich nicht dran gehalten.

Wer das Anliegen hat, das Gewissen zu beleben und gegen oberflächliches Freiheitsverständnis anzugehen, soll bitte eine Streitschrift schreiben, oder einen Essay, oder eine philosophische Abhandlung. Aber bitte keinen Roman, auch keine Kurzgeschichte.

Das könnte er tun. Und wenn er´s nicht tut: Laßt uns das Ergebnis anschauen.

Im Ernst: Ich rufe ja nicht nach Maßnahmen, um dem Autor jenes Zitates das Handwerk zu legen. Er soll schreiben, was er will; aber er soll dann auch zur Kenntnis nehmen, wenn ich ihn kritisiere.

Kein Autor muß Kritik zur Kenntnis nehmen. Und in eine Diskussion, ob er es soll, würde ich mich nicht einlassen, weil ich - glücklicherweise - zu wenig weltanschauliche Voraussetzungen mitbringe. Ich möchte sogar sagen, daß ein Leser, der solches fordert, sich ein wenig überschätzt.

Gruß, Guido

Bearbeitet von Guido Seifert, 13 September 2007 - 20:58.


#45 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 14 September 2007 - 06:38

Wieso "heutzutage"? Wurden früher (wann immer Du dieses mythische Früher ansetzt) nur oder markant mehr gute Texte verfasst? Ich bezweifle es.

Das literarisches Schreiben früher mit sehr viel mehr Mühe verbunden war als heute (Handschrift, allenfalls Schreibmaschine) kann man schon davon ausgehen, daß diejenigen, die sich dieser Mühe unterzogen, engagierter und zumeist auch sachkundiger waren als jene unausgelasteten Hausfrauen und pensionierten Zahnärzte, die heute den Markt mit ihren Elaboraten überschütten.

Und wann war das anders? Damals in Arkadien?

Es ist zweifellos eine Tatsache, daß in Zeiten, in denen noch nicht jeder zweite eine Bohlenbiographie neben Harry Potter und Tom Clancy im Schrank stehen hatte, sowohl das Lese-Publikum als auch die Autorenschaft gebildeter und anspruchsvoller war als heute. Der Normalverbraucher las allenfalls die "Gartenlaube" und später - sofern er es sich leisten konnte - die Werke von Hedwig Courths-Mahler. Deren Niveau wird heute jedoch locker von 90% aller veröffentlichten Bücher noch unterboten. Bücher sind kein Kulturgut mehr, sondern eine Ware wie Hamburger oder Tiefkühl-Pizza. Lektoren werden vom Controlling indoktriniert oder gleich wegrationalisiert. Ein Mäzenatentum, wie es zuletzt noch von der Verlegergeneration Unseld & Co. repräsentiert wurde, existiert nicht mehr. Das Ergebnis bekommen wir jeden Tag präsentiert: Fantasy-Serien im Ziegelstein-Format für ein intelligenzgemindertes Publikum, das auf dem geistigen Niveau von Zwölfjährigen stehengeblieben ist. Ethnokitsch vom Schlage einer "Weißen Massai", der sexuell frustrierte Hausfrauen zu Hunderten die Lesesäle stürmen läßt, und kriegsverherrlichende Ballerprosa von Clancy & Co. Noch Fragen? Gruß Frank

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 14 September 2007 - 07:23.


#46 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 14 September 2007 - 07:17

Das Ergebnis bekommen wir jeden Tag präsentiert: Fantasy-Serien im Ziegelstein-Format für ein intelligenzgemindertes Publikum, das auf dem geistigen Niveau von Zwölfjährigen stehengeblieben ist. Ethnokitsch vom Schlage einer "Weißen Massai", der sexuell frustrierte Hausfrauen zu Hunderten die Lesesäle stürmen läßt, und kriegsverherrlichende Ballerprosa von Clancy & Co.

In diesem Fall wage ich ausnahmsweise mal eine futuristische Prognose: Wie sie über dich herfallen werden, Frank - ich sehe die erzürnten Kommentare schon vor mir. Noch so einer, der was gegen Spaß und Unterhaltung hat. Pfui, wie kannst Du nur... Vielleicht wird's Dich trösten, daß eine Minderheit, so auch ich, Dir aus vollem Herzen zustimmt. Das Sprachproblem fängt vielleicht schon da an, daß diese Minderheit eine Sprache spricht, die der Mehrheit der Spaß- und Unterhaltungsgesellschaft nicht mehr geläufig ist. Man hätte heute bei sehr vielen Leuten schon Schwierigkeiten, ihnen zu erklären, was ein "Kulturgut" überhaupt ist. Gruß MKI

#47 simifilm

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Geschrieben 14 September 2007 - 07:32

Das literarisches Schreiben früher mit sehr viel mehr Mühe verbunden war als heute (Handschrift, allenfalls Schreibmaschine) kann man schon davon ausgehen, daß diejenigen, die sich dieser Mühe unterzogen, engagierter und zumeist auch sachkundiger waren als jene unausgelasteten Hausfrauen und pensionierten Zahnärzte, die heute den Markt mit ihren Elaboraten überschütten.

Ich würde Dir zustimmen, dass dadurch mehr geschrieben wird und dass dadurch die absolute Menge an Schrott zunimmt. Ob damit aber auch die relative Menge zugenommen hat, wage ich zu bezweifeln.

Es ist zweifellos eine Tatsache, daß in Zeiten, in denen noch nicht jeder zweite eine Bohlenbiographie neben Harry Potter und Tom Clancy im Schrank stehen hatte, sowohl das Lese-Publikum als auch die Autorenschaft gebildeter und anspruchsvoller war als heute. Der Normalverbraucher las allenfalls die "Gartenlaube" und später - sofern er es sich leisten konnte - die Werke von Hedwig Courths-Mahler. Deren Niveau wird heute jedoch locker von 90% aller veröffentlichten Bücher noch unterboten. Bücher sind kein Kulturgut mehr, sondern eine Ware wie Hamburger oder Tiefkühl-Pizza. Lektoren werden vom Controlling indoktriniert oder gleich wegrationalisiert. Ein Mäzenatentum, wie es zuletzt noch von der Verlegergeneration Unseld & Co. repräsentiert wurde, existiert nicht mehr. Das Ergebnis bekommen wir jeden Tag präsentiert: Fantasy-Serien im Ziegelstein-Format für ein intelligenzgemindertes Publikum, das auf dem geistigen Niveau von Zwölfjährigen stehengeblieben ist. Ethnokitsch vom Schlage einer "Weißen Massai", der sexuell frustrierte Hausfrauen zu Hunderten die Lesesäle stürmen läßt, und kriegsverherrlichende Ballerprosa von Clancy & Co. Noch Fragen?

Keine Fragen, aber einig gehe ich mit Dir dennoch nicht. Dass die absolute Menge an Schrott zugenommen hat, steht ausser Frage, aber auch die absolute Menge an guten Texten hat zugenommen. Und ob Courths-Maler oder Freytags "Soll und Haben" nun so viel wertvoller sind als Bohlen oder "die Weisse Massai", darüber kann man streiten. Letztlich ist dieses ewige Gejammere, wieviel besser früher doch alles war, einfach langweilig und vor allem in jedem Zeitalter anzutreffen. Die Sprache steht immer unmittelbar vor dem Untergang und der Kultur ging's schon immer so schlecht wie nie zuvor. simon

Bearbeitet von simifilm, 14 September 2007 - 07:35.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

zfs40cover_klein.jpg ZFS16_Coverkleiner.jpg

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#48 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 14 September 2007 - 07:38

In diesem Fall wage ich ausnahmsweise mal eine futuristische Prognose: Wie sie über dich herfallen werden, Frank - ich sehe die erzürnten Kommentare schon vor mir. Noch so einer, der was gegen Spaß und Unterhaltung hat. Pfui, wie kannst Du nur...

Das sehe ich entspannt, zumal ich wirklich nichts gegen Spaß und Unterhaltung habe. Nehmen wir z. B. Houellebeqcs "Elementarteilchen". Das Buch ist durchaus unterhaltend, gelegentlich sogar amüsant, aber daneben kann der Leser - so er es denn möchte und dazu in der Lage ist - dem Buch noch etwas mehr entnehmen - eine bittere, durchaus realistische Analyse unserer Gesellschaft, Mitgefühl und Nachsicht für jene, die auf der Strecke bleiben etc. Das deutsche Feuilleton hat von all dem natürlich nichts bemerkt und beschränkt sich auf die Skandalisierung von Äußerlichkeiten. Ich vermag nicht einzusehen, weshalb man schreiben sollte, wenn man im Grunde nichts zu sagen hat. Gruß Frank

#49 Diboo

Diboo

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Geschrieben 14 September 2007 - 07:41

Ich vermag nicht einzusehen, weshalb man schreiben sollte, wenn man im Grunde nichts zu sagen hat.

Möglicherweise haben manche nur die Absicht, etwas zu sagen, was Dich nicht interessiert bzw. Du nicht hören möchtest. Dann ist es leicht, dies mit "nichts" gleichzusetzen :)

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
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#50 Theophagos

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Geschrieben 14 September 2007 - 09:08

Simifilm: "Letztlich ist dieses ewige Gejammere, wieviel besser früher doch alles war, einfach langweilig und vor allem in jedem Zeitalter anzutreffen. Die Sprache steht immer unmittelbar vor dem Untergang und der Kultur ging's schon immer so schlecht wie nie zuvor."

"Necua Iulius" - Graffiti aus Pompeji. Zwar hat der Autor sich verschreiben - es sollte nicht "necua" heissen, sondern "nequam" - doch immerhin konnten die antiken Graffitischreiber Latein! Heute - o tempora, o mores! - ist das ja ganz anders: die haben keine klassische Bildung mehr! Theophagos

Bearbeitet von Theophagos, 14 September 2007 - 09:09.

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#51 Diboo

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Geschrieben 14 September 2007 - 09:12

"Necua Iulius" - Graffiti aus Pompeji. Zwar hat der Autor sich verschreiben - es sollte nicht "necua" heissen, sondern "nequam" - doch immerhin konnten die antiken Graffitischreiber Latein! Heute - o tempora, o mores! - ist das ja ganz anders: die haben keine klassische Bildung mehr! Theophagos

Hm. http://www.spiegel.d...,503814,00.html

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#52 Sekierritz

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Geschrieben 14 September 2007 - 09:33

Es ist wohl schwer möglich, Ziel und Zweck einer literarischen Gattung auszumachen. Ziel und Zweck des Autors - seine Intention - dürfte wohl meistens verborgen bleiben (und dieser selbst wird sie wohl auch nur in den wenigsten Fällen präzise fassen können). Bliebe Ziel und Zweck, den der Rezipient - du - sich wünscht. Da ist "Unterhaltung" natürlich ein Gummi-Wort, wie Iwoleit schon anmerkte. Was mir schleierhaft bleibt: wozu eine normative Poetik von Seiten des Rezipienten aufstellen? Der Rezipient soll sich doch einfach das greifen, was ihm Freude bereitet.
Es gab da mal einen Schlager, der ging: "Ein bißchen Freude, ein bißchen Friede ..." (o.s.ä.). Oder auch im TV: "Besinnliches zur Nacht". Ein bißchen Denken, und ein bißchen von all den anderen netten Sachen darf es sein; aber bloß nicht zu viel davon. Hier unterscheiden sich unsere Ansprüche enorm. Aber ich werde mich hüten, irgendetwas zu fordern ...
Im Grunde ist es egal, was Einer da über sein Wirkungs-Ziel sagt. Wenn wir heute noch ein Brecht-Stück genießen können, dann wohl weniger, weil da Einer seine Weltanschauung verpackte. Arno Schmidt sagte mal, es sei ihm egal, ob ein Autor nun Karl Marx oder die Jungfrau Maria besingt. Er selbst entwickelte einen etwas abstrusen Realismus-Begriff und schrieb sich seine eigene Poetik. Zum Glück hat er sich nicht dran gehalten.
Das könnte er tun. Und wenn er´s nicht tut: Laßt uns das Ergebnis anschauen.
Kein Autor muß Kritik zur Kenntnis nehmen. Und in eine Diskussion, ob er es soll, würde ich mich nicht einlassen, weil ich - glücklicherweise - zu wenig weltanschauliche Voraussetzungen mitbringe. Ich möchte sogar sagen, daß ein Leser, der solches fordert, sich ein wenig überschätzt.


Ohweh, "normative Poetik von Seiten des Rezipienten"... ich bin nicht ganz sicher, ob ich verstehe was damit gemeint ist. Ich bin kein Normgeber, sondern Diskutant.

Ob sich unsere Ansprüche enorm unterschieden, weiß ich nicht. Sicher unterscheidet sich unser Sinn für Ironie enorm. Ich dachte, es sei sonnenklar, dass mein Hinweis mit "ein bisschen Denken" mit einem Körnchen Salz zu verstehen ist. Sorry, dass ich mich nicht klar genug ausgedrückt habe.

Völlige Zustimmung, dass kein Autor Kritik zur Kenntnis nehmen muss. Aber sind wir uns nicht einig darüber, dass es sehr angebracht ist, dass sich ein Autor nicht gegen Kritik abschottet und in diesem Sinn Kritik annehmen soll? Das schreibe ich nicht nur als Leser, sondern auch als jemand, der selbst schreibt.


Zu dem Beitrag von Michael Iwoleit, gestern 18:10. - zur Unterhaltung gehört für mich das "bisschen Denken" (s. oben) wesentlich dazu. Die Trennung zwischen Unterhaltungsliteratur einerseits, und "ernsthafter" Literatur andererseits halte ich auch für Unsinn.

Ich stimme zu, dass "Unterhaltung" nicht als Vorwand für schlechtes Schreiben missbraucht werden darf. Ebensowenig entschuldigt aber der innere Drang, für eine weltanschauliche Postion zu werben, schlechtes Schreiben.

Tolstoi fand ich übrigens gerade an jenen Stellen nicht besonders glänzend, an denen er sich über seine Ansichten zum Gang der Weltgeschichte auslässt... Dort hört er auf, spannend und unterhaltsam sein. Und zum Denken regen mich diese Belehrungen auch nicht an.

Allgemeine Regeln fürs Schriftstellerhandwerk will ich nicht aufstellen. Wenn ich schreibe, Werbung für ein weltanschauliches Anliegen gehört m. E. in eine Streitschrift o. ä., aber nicht in eine Roman, dann ist das eine im weitesten Sinne politische Aussage, die über die literarische Ebene hinaus geht.

Sekierritz

#53 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 14 September 2007 - 11:28

Ohweh, "normative Poetik von Seiten des Rezipienten"... ich bin nicht ganz sicher, ob ich verstehe was damit gemeint ist. Ich bin kein Normgeber, sondern Diskutant.

Ich habe angenommen, daß du, wenn du schreibst, daß (daß ... daß: ich bin leider noch zu müde ...) Ziel und Zweck der Prosa ist, eine Geschichte zu erzählen und zu unterhalten, du etwas anderes beschreiben/fordern möchtest als die Banalität, die darin steckt. Schließlich lassen sich bei den aller-allermeißten Werken der erzählenden Literatur auch Geschichten extrahieren, die man nacherzählen könnte. Je weiter wir uns aber in den Bereich der Hochliteratur bewegen, desto unwichtiger wird die Geschichte - die Handlung - für das Kunstwerk, das sie eher als Mittel benötigt denn als Substanz. Diese liegt woanders. Ich lese seit einiger Zeit einen Roman von über 1.300 Seiten, der an an einem einzigen Tag spielt, und da "passiert" kaum was. Meistens laufen die Leute da in der Gegend rum und unterhalten sich über Edgar Allan Poe. Dennoch bin ich unterhalten und würde dafür vieles Andere, bunt Wimmelnde, aus dem Fenster schmeißen. Entweder sind "Geschichte" und "Unterhaltung" Banalitäten oder Kategorien, die Ausgrenzungen vornehmen. Was nun?

Völlige Zustimmung, dass kein Autor Kritik zur Kenntnis nehmen muss. Aber sind wir uns nicht einig darüber, dass es sehr angebracht ist, dass sich ein Autor nicht gegen Kritik abschottet und in diesem Sinn Kritik annehmen soll? Das schreibe ich nicht nur als Leser, sondern auch als jemand, der selbst schreibt.

Nein, wir sind uns ganz entschieden nicht einig. Mir bleibt immer schleierhaft, wie man zu solch pauschalen Aussagen gelangen kann. Es gibt sicher Autoren, die durch fundierte Kritik etwas lernen und sich verbessern können. Es gab und gibt aber auch hochtalentierte Autoren mit unausgeprägtem Selbstbewußtsein und niedrigem Wuschtigkeitsfaktor, die sich durch Kritiken haben fertig machen lassen. Die Welt ist groß, und das Richtige zu tun, kann für unterschiedliche Autoren eben Unterschiedliches sein.

Ich stimme zu, dass "Unterhaltung" nicht als Vorwand für schlechtes Schreiben missbraucht werden darf. Ebensowenig entschuldigt aber der innere Drang, für eine weltanschauliche Postion zu werben, schlechtes Schreiben.

Ich möchte sagen, schlechtes Schreiben ist überhaupt und niemals zu entschuldigen. Ich rede nicht von Internet-Foren, in denen sich Leute halböffentlich in gemütlicher Club-Atmosphäre mit dem Schreiben versuchen, sondern vom papierenen Publizieren. Es wäre absurd, wenn ein ernsthafter Kritiker Entschuldigungen für ein mißratenes Werk suchen wollte. Seine Aufgabe ist in erster Hinsicht destruktiver Natur. Es muß ihm darum gehen, den Haufen an Mega-Müll-Schrott - von dem hier bereits die Rede war - wegzuräumen, um die Sicht auf das Gute freizulegen. Es ist unglaublich schwierig und zeitraubend für einen jungen, unerfahrenen Leser, der nicht das Glück der Anleitung durch einen Mentor hat, sich durch all den Mist zu wühlen, um dann vielleicht irgendwann einmal das Gelobte Land zu erblicken (wie es bei Wollschläger heißt).

Gruß, Guido

#54 Diboo

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Geschrieben 14 September 2007 - 11:31

um die Sicht auf das Gute freizulegen.

Und das Wahre noch gleich mit, ja? Ich habe etwas Angst vor diesen "Mentoren", ehrlich.

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(13. Erwerbsregel)

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#55 Guido Seifert

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Geschrieben 14 September 2007 - 11:51

Ich habe etwas Angst vor diesen "Mentoren", ehrlich.

Ich hatte ein paar, darunter auch lebende Menschen. Einer war mein Lehrer im Deutsch-LK; dahin werde ich immer mit Dankbarkeit zurückblicken.

Bearbeitet von Guido Seifert, 14 September 2007 - 11:52.


#56 Diboo

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Geschrieben 14 September 2007 - 11:54

Ich hatte ein paar, darunter auch lebende Menschen. Einer war mein Lehrer im Deutsch-LK; dahin werde ich immer mit Dankbarkeit zurückblicken.

Hätte ich mich da an meine Mentorin (Deutschlehrerin) gehalten, hätte ich niemals einen SF-Roman in die Hand genommen. Ich wäre daher mit dieser Art von Forderungen eher vorsichtig.

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#57 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 14 September 2007 - 11:56

Und das Wahre noch gleich mit, ja? Ich habe etwas Angst vor diesen "Mentoren", ehrlich.

Aus gutem Grund. :) Gruß Frank

#58 Diboo

Diboo

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Geschrieben 14 September 2007 - 11:57

Aus gutem Grund. :) Gruß Frank

War klar :smokin:

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#59 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 14 September 2007 - 12:03

Hätte ich mich da an meine Mentorin (Deutschlehrerin) gehalten, hätte ich niemals einen SF-Roman in die Hand genommen. Ich wäre daher mit dieser Art von Forderungen eher vorsichtig.

Ich fordere ja gar nicht; ich wünsche Glück ...

#60 Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

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Geschrieben 14 September 2007 - 12:05

Hu! Mir ist inzwischen schwindlig von dem, was ihr da von euch gebt, verlangt, fordert, an Thesen aufstellt. Um nicht zu sagen: Es demotiviert mich total. (Und zum Teil bin ich zu schlichten Gemüts, um zu kapieren, was da steht.)Übrigens noch was zur Fantasy: Was in den 80er Jahren in der Fantasy-Schwemme rausgeworfen worden ist, war zu 90% Lizenzausgaben-Mist, und deutsche Autoren wurden wegen der Billiglizenzen nicht verlegt. Nein: In der guten, alten Zeit war überhaupt nichts besser, sorry. Die Qualität ist weder gestiegen noch gesunken, die Ansprüche sind weder gestiegen noch gesunken, es ist ein stets fließender und wandelnder Markt. Es kommen genauso gute Bücher wie damals heraus, und genauso "schlechte", und ebenso haben die Leser ihre Vorlieben, je nach Zeitgeschmack; denn schließlich spielt auch das Umfeld eine wichtige Rolle. In Krisenzeiten will man eher Eskapismus, Fröhlichkeit und Entspannung denn starken Tobak.Zuerst geht ihr auf die Autoren los, die es wagen, zu schreiben, obwohl sie es nicht können, und jetzt auf die Leser, die keinerlei Ansrpüche mehr stellen. Warum? Das verstehe ich einfach nicht.Ich sag euch, was ich gerne lese: mal Unterhaltung, mal Anspruch, manchmal auch nur "Einfaches ohne großen Anspruch" wie etwa "Maria, ihm schmeckts nicht", und dafür werde ich mich nicht schämen. Es gibt keinen allgemeingültigen Geschmack und keine allgemeingültigen Ansprüche. Gottseidank.Und jetzt klinke ich mich aus, bevor es mich noch weiter runterzieht.


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