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Der goldene Kompass


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73 Antworten in diesem Thema

#61 simifilm

simifilm

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Geschrieben 17 November 2015 - 11:16

Ich schon. Damit haben wir gut herausgearbeitet, worin sich unsere Standpunkte im Kern unterscheiden, würde ich sagen. :biggrin2:

 

Man hört ja oft von Eltern, wie wichtig es ihnen sei, ihrem Nachwuchs gewisse Werte o.ä. mitzugeben. Wäre das in deinen Augen denn ebenfalls unzulässige Indoktrination, oder falls nicht, wo machst du da den Unterschied fest?


Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
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#62 Ender

Ender

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Geschrieben 17 November 2015 - 12:26

Man hört ja oft von Eltern, wie wichtig es ihnen sei, ihrem Nachwuchs gewisse Werte o.ä. mitzugeben. Wäre das in deinen Augen denn ebenfalls unzulässige Indoktrination, oder falls nicht, wo machst du da den Unterschied fest?

Wenn ein ganz bestimmter Glaube in organisierter Form "eingeimpft" wird - durch den Religionsunterricht in der Schule, den Vikar der die Kommunionsgruppe leitet, den Pastor im Schulgottesdienst -, dann finde ich das bedenklich und dann ordne ich das auch anders ein als das Vorleben der Überzeugung, dass Mit-Messer-und-Gabel-essen etwas Gutes oder Mord-aus-Habgier etwas Schlechtes ist.

Noch dazu wenn man berücksichtigt, dass die genaue Richtung im Falle von Religion ja letztlich völlig willkürlich und zufällig gewählt ist. Denn wie weiter oben schon mal gesagt: eine andere Zeit oder ein anderer Ort hätte auch eine andere Religion zur Folge. Oder wenn ein Elternteil zufällig evangelisch anstatt katholisch wäre. Oder jüdisch. Und diese andere Religion/Konfession sollte dann genauso überzeugt und inbrünstig "geglaubt" werden - da stimmt doch etwas nicht.

Ja, ich weiß: auch Moralvorstellungen haben sich im Laufe der Zeit geändert. Aber gewisse Eckpunkte sind dabei schon konstant. Mord-aus-Habgier wurde noch nie als etwas grundsätzlich Positives bewertet.

 

Eltern, die selbst gar nicht davon überzeugt sind, sondern ihren Kindern eine Religion nur deshalb mitgeben, weil "man das eben so macht" oder das "hier gerade so üblich ist", kann ich erst recht nicht verstehen. Das hat dann überhaupt nichts mehr mit dem Vermitteln eigener Werte zu tun und daher sehe ich dann überhaupt keinen Sinn mehr darin, sein Kind in diese Richtung lenken zu wollen.



#63 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 17 November 2015 - 12:57

Wenn ein ganz bestimmter Glaube in organisierter Form "eingeimpft" wird - durch den Religionsunterricht in der Schule, den Vikar der die Kommunionsgruppe leitet, den Pastor im Schulgottesdienst -, dann finde ich das bedenklich und dann ordne ich das auch anders ein als das Vorleben der Überzeugung, dass Mit-Messer-und-Gabel-essen etwas Gutes oder Mord-aus-Habgier etwas Schlechtes ist.

Wahrscheinlich unterscheiden sich unsere Erfahrungen diesbezüglich; ich habe meinen Religionsunterricht zwar keineswegs als etwas nur Positives in Erinnerung (ab einem gewissen Punkt fand ich ihn vor allem langweilig, was aber wohl an den Lehrern lag), aber mir wurde da kein Glaube eingeimpft, ich wurde nicht gezwungen, etwas zu glauben (wie auch?). Der Unterricht hat das, was ich glaube - oder vielmehr: nicht glaube -, allenfalls am Rande beeinflusst. Für mein Weltbild, mein "Unglaube", war das, was ich zu Hause erlebt habe, weitaus entscheidender.  

Noch dazu wenn man berücksichtigt, dass die genaue Richtung im Falle von Religion ja letztlich völlig willkürlich und zufällig gewählt ist. Denn wie weiter oben schon mal gesagt: eine andere Zeit oder ein anderer Ort hätte auch eine andere Religion zur Folge. Oder wenn ein Elternteil zufällig evangelisch anstatt katholisch wäre. Oder jüdisch. Und diese andere Religion/Konfession sollte dann genauso überzeugt und inbrünstig "geglaubt" werden - da stimmt doch etwas nicht.

Das gilt für so ziemlich jeden kulturellen Bereich; sei das Sprache, Kunst, Essen, populäre Sportarten etc. Alles Dinge, die primär über die Sozialisierung vorgegeben werden und somit gleichermassen zufällig sind.  


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#64 Ender

Ender

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Geschrieben 17 November 2015 - 13:30

[...] mir wurde da kein Glaube eingeimpft [...]

Dann hat es bei dir (wie bei vielen anderen) offensichtlich nicht funktioniert. Aber die Intention war auf jeden Fall vorhanden, denn darum geht es ja schließlich dabei.

 

Das gilt für so ziemlich jeden kulturellen Bereich; sei das Sprache, Kunst, Essen, populäre Sportarten etc. Alles Dinge, die primär über die Sozialisierung vorgegeben werden und somit gleichermassen zufällig sind.

Da sind wir dann wieder bei unserer unterschiedlichen Bewertung: das sind alles Dinge, die ich (im Gegensatz zu dir) ganz anders einordne als "Glaube" oder "Religion".

Es bleibt dabei: Ich sehe einen Unterschied zwischen "Umwelteinflüssen" (=dem Umfeld, in dem jemand aufwächst/lebt) und "Missionierung" (=dem gezielten Versuch, bestimmte Ansichten auf andere zu übertragen).

 

 

Wir drehen uns da etwas im Kreis, würde ich sagen.

Meine ursprüngliche Aussage war ja lediglich: "Meiner Meinung nach findet bei uns eine religiöse Missionierung durchaus statt."

Mir ist in dieser Diskussion kein Argument aufgefallen, das mich an dieser Aussage zweifeln ließe.

 

 

(Es geht mir bei dieser Schlussbemerkung nicht darum, Recht zu haben, sondern die Debatte zu einem Ende zu bringen... ;))



#65 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 17 November 2015 - 13:41

Dann hat es bei dir (wie bei vielen anderen) offensichtlich nicht funktioniert. Aber die Intention war auf jeden Fall vorhanden, denn darum geht es ja schließlich dabei.

Sogar das würde ich bestreiten. Sicher gibt es Religionslehrer, die dieses Ziel verfolgen, vielleicht (wahrscheinlich?) ist das sogar die Mehrheit. Es ist aber definitiv nicht das, was ich im Religionsunterricht erlebt habe. Als Jugendlicher war ich mit einem reformierten Religionslehrer befreundet; der war im Unterricht sehr engagiert, aber definitiv nicht mit dem Ziel, irgend jemanden zu irgendeinem Glauben zu bekehren. Stattdessen ging es darum, andere Religionen kennen zu lernen oder Aktionen für Unicef u.ä. zu organisieren.

 

 

Es bleibt dabei: Ich sehe einen Unterschied zwischen "Umwelteinflüssen" (=dem Umfeld, in dem jemand aufwächst/lebt) und "Missionierung" (=dem gezielten Versuch, bestimmte Ansichten auf andere zu übertragen).

Wenn du Religionsunterricht und ähnliche Dinge als gezielten Missionierungsversuch definierst, hast du Recht. Nur muss das nicht so sein.


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#66 Ender

Ender

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Geschrieben 17 November 2015 - 13:56

Sogar das würde ich bestreiten. Sicher gibt es Religionslehrer, die dieses Ziel verfolgen, vielleicht (wahrscheinlich?) ist das sogar die Mehrheit. Es ist aber definitiv nicht das, was ich im Religionsunterricht erlebt habe. Als Jugendlicher war ich mit einem reformierten Religionslehrer befreundet; der war im Unterricht sehr engagiert, aber definitiv nicht mit dem Ziel, irgend jemanden zu irgendeinem Glauben zu bekehren. Stattdessen ging es darum, andere Religionen kennen zu lernen oder Aktionen für Unicef u.ä. zu organisieren.

 

Wenn du Religionsunterricht und ähnliche Dinge als gezielten Missionierungsversuch definierst, hast du Recht. Nur muss das nicht so sein.

 

OK, darauf können wir uns einigen:

Wie so ein Religionsunterricht abläuft, ist natürlich zum großen Teil vom jeweiligen Lehrer abhängig. Da gibt es bestimmt viele, die nicht mit ausdrücklich missionarischer Absicht auftreten.

Aber die Tatsache, dass es überhaupt Religionsunterricht gibt, entspringt einer missionarischen Absicht.

 

Wenn darin nicht nur das Vermitteln einer bestimmten Glaubensrichtung das Ziel ist, sondern - wie es z.T. ja bereits der Fall ist und wie ich es mir für die Zukunft grundsätzlich erhoffen würde - vorrangig die von dir o.g. Dinge behandelt werden (unterschiedliche Religionen kennenlernen usw.), dann sähe ich Religionsunterricht durchaus positiv.



#67 lapismont

lapismont

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Geschrieben 17 November 2015 - 14:01

Religionsunterricht gehört in die Tempel, nicht in die Schule. Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, warum es in Deutschland christlichen PriesterInnen gestattet ist, in staatlichen Schulen zu unterrichten. Religion ist Privatangelegenheit und sollte in der Freizeit stattfinden.


Bearbeitet von lapismont, 17 November 2015 - 14:01.

Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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  • (Buch) gerade am lesen: Cheon Seon-ran – Tausend Arten von Blau

#68 simifilm

simifilm

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Geschrieben 17 November 2015 - 14:02

Religionsunterricht gehört in die Tempel, nicht in die Kirche. Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, warum es in Deutschland christlichen PriesterInnen gestattet ist, in staatlichen Schulen zu unterrichten. Religion ist Privatangelegenheit und sollte in der Freizeit stattfinden.

 

Wie schon geschrieben: Ich halte Wissen über Religion für absolut wesentlich. Wie ein entsprechender Unterricht gestaltet sein soll und wer ihn unterrichten soll, ist eine ganz andere Frage.

 

EDIT: Übrigens ein sehr interessanter Verschreiber (siehe Fettung) †¦


Bearbeitet von simifilm, 17 November 2015 - 14:14.

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#69 Naut

Naut

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Geschrieben 17 November 2015 - 14:03

OK, darauf können wir uns einigen:

Wie so ein Religionsunterricht abläuft, ist natürlich zum großen Teil vom jeweiligen Lehrer abhängig. Da gibt es bestimmt viele, die nicht mit ausdrücklich missionarischer Absicht auftreten.

Aber die Tatsache, dass es überhaupt Religionsunterricht gibt, entspringt einer missionarischen Absicht.

 

Wenn darin nicht nur das Vermitteln einer bestimmten Glaubensrichtung das Ziel ist, sondern - wie es z.T. ja bereits der Fall ist und wie ich es mir für die Zukunft grundsätzlich erhoffen würde - vorrangig die von dir o.g. Dinge behandelt werden (unterschiedliche Religionen kennenlernen usw.), dann sähe ich Religionsunterricht durchaus positiv.

Ich denke, da gibt es sehr starke lokale Varianzen. Der Religionsunterricht in einer Dorfgrundschule im Emsland wird vielleicht anders ablaufen als an einer Gesamtschule in Berlin.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#70 deval

deval

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Geschrieben 17 November 2015 - 17:46

Ich denke, da gibt es sehr starke lokale Varianzen. Der Religionsunterricht in einer Dorfgrundschule im Emsland wird vielleicht anders ablaufen als an einer Gesamtschule in Berlin.

 

 

Hey, vorsichtig. Meine Frau kommt aus dem Emsland. :D


"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

www.fantasybuch.de


#71 Naut

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Geschrieben 17 November 2015 - 18:18

Keine Sorge, war nur ein Beispiel. Ich kenne Leute aus dem Emsland und weiß daher, dass (katholische) Religion dort teils noch eine große Rolle spielt. :)
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#72 Zeitreisender

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Geschrieben 17 November 2015 - 18:39

:offtopic:

 

Stimmt. Philip Pullman polarisiert. ;)



#73 Naut

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Geschrieben 17 November 2015 - 18:56

:offtopic:   Stimmt. Philip Pullman polarisiert. ;)

Im Grunde ist die Diskussion fast on topic, denn die Romane sind teils sehr deutlich religionskritisch. Pullman wirft die Frage auf, ob man sich einem Gott unterwerfen soll, selbst wenn er buchstäblich existiert, und auch, wie weit man in seiner Überzeugung gehen darf.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#74 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 17 November 2015 - 18:57

:otsmiling:

Religion halte ich weiterhin für ein Relikt archaischer Zeiten. 

Das mag sein. Wie also damit als moderne Gesellschaft umgehen?

 

Nehmen wir mal an, dass das Religiös-Sein nicht dazu führt, dass andere Menschen von religiösen Menschen verächtlich angemacht, angegriffen oder sogar getötet werden. (Typen, die meinen, auf diese Art ihrer Weltsicht Geltung verschaffen zu müssen, sind für mich v.a. eins: Psychopathisch.) Und dass Nicht-Religiöse sich anders herum den Religiösen ggü. genau so zivilisiert verhalten.

 

Dann kann eine anti-religiöse Haltung trotzdem freiheitseinschränkend wirken, und daher sage ich: Obwohl es nicht mein Ding ist, erlaube ich im Rahmen meines "Glaubens" ans Freiheitsrecht aller Menschen, dass jeder nach seiner Facon glauben darf was er will oder an wen er will, solange dies eben nicht die Gesellschaft allgemein zu sehr tangiert oder gar stark beeinträchtigt. Denn sonst beeinträchtige ich ja evtl. ihn...

 

Es wird oft behauptet - auch letztens wieder hier im Board angedeutet - dass Nicht-Religiöse Anderen nie etwas Böses tun, immer nur anders herum, aber gerade heute morgen kam im US-Radio ein Beitrag einer langjährigen Paris-Journalistin, dass der extreme Laizismus, der in Frankreich von offizieller Seite praktiziert wird (= "laicité"), evtl. dazu geführt hat, dass sich die Immigranten-Kinder oder -Enkel in ihrer freien Entfaltung über Jahre eingeschränkt fühlten - und dadurch sich irgendwann extremeren Predigern zuwenden. Bevor jemand in der aktuellen "Paris attacks"-Lage darüber hämisch lacht, bitte ich, dass sie/er sich das Interview anhört (oder es liest - z.B. etwas herunter scrollen oder "transcript"-Link dort anklicken).

 

Freiheit leben ist eben nicht leicht; dazu gehört m.E. auch, Verhalten Anderer zuzulassen, das einem nicht immer schmeckt. Insofern alle eben den Kitt, die allgemeine gesellschaftliche Toleranz, einhalten.


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 18 November 2015 - 13:21.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)



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