Vollkommen richtig. Und traumhaft formuliert. Dem ist nichts hinzuzufügen.Ach was. Quatsch. Nur weil seit einigen Jahren die Potter-, Hobbit und Softvampirsau durch die Regale und Prospekte und Magazine getrieben wird, heißt das noch lange nicht, dass DIE Fantasy ›an sich‹ groß beschi**ener ist, als andere Genre auch.
Fantasy-Empfehlungen
#61
Geschrieben 20 Juni 2009 - 18:48
#62
Geschrieben 20 Juni 2009 - 19:00
Wollte mich auch gerade für Bakker verwenden, aber ich kann meinem Vorredner nur zustimmen!!!Da verplattest du aber Qualität mir Plot-und-Setting-Originalität miteinander. Bakker ist in meinen Augen sehr wohl ein großer Wurf, auch wenn er die bekannten Motive verwendet, weil er eben in einem Maße vielschichtig und sprachmächtig ist, die man so von der epischen Fantasy nicht kennt. Und dazu bricht er - trotz der hinlänglich bekannten Gesamtstruktur - sehr wohl mit Erwartungen, indem er nun mal Figuren entwickelt, die nicht - wie in der Fantasy üblich - gemäß entweder moderner oder romantisch verklärter Moralvorstellungen handeln, sondern gemäß welcher, die den grausigen Verhältnissen entsprechen, in den sie leben. Deshalb ist die Reihe ja auch so ziemlich das Gegenteil eines Tolkien-Epigonen. Während Tolkien das Archaische in die Moderne holt, indem er es humanistisch zu wenden versucht, speist Bakker es direkt in den modernen Faschismus. (bislang war ich mir ja nicht ganz sicher, ob er damit antifaschistische Absichten verfolgt, aber im phantastisch!-Interview hat er das kürzlich dankenswerterweise sehr deutlich gemacht.) "Stadt der Heiligen und Verrückten" ist da auf ganz andere Art großartig, wegen der Stimmung, der stilistischen Vielfalt, dem großartigen Humor, der Originalität. Aber ich wage mal so behaupten, dass dem Buch die inhaltliche Tiefe eines Bakker abgeht.
Pirx
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#63
Geschrieben 20 Juni 2009 - 19:03
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#64
Geschrieben 20 Juni 2009 - 19:55
(Fettdruck von mir.)Bakker ist in meinen Augen sehr wohl ein großer Wurf, auch wenn er die bekannten Motive verwendet, weil er eben in einem Maße vielschichtig und sprachmächtig ist, die man so von der epischen Fantasy nicht kennt.
Ich denke, dass trifft es ziemlich genau - gut vielleicht in Bezug auf andere epische Fantasy. Aber "Stadt der Heiligen und Verrückten" geht eben darüber hinaus. Bakker ist in puncto Sprachmacht neben z. B. Bruno Schulz doch nur ein großer Fisch in einem kleinem Tümpel. Und die zentralen Figuren als vielschichtig zu bezeichnen - nun, Dashiell Hammetts Sam Spade ist nach einem Bruchteil der Seiten von Schattenfall wesentlich vielschichtiger als Anasûrimbor Kellhus am Ende des Bandes. Aber ja, neben Aragorn ist Kellhus ein charakterlicher Brunnen.
Für die restlichen Punkte gilt im wesentlichen das Gleiche.
Ich auch nicht - ich finde es aber irritierend, wenn die als 'Meisterwerk' gehandelt wird.Ich finde es aber auch nicht verwerflich, wenn jemand "nicht so dolle" Fantasy mag.
Theophagos
- Dr. Karel Lamonte, Atomic Scientist (Top of the Food Chain, Can 1999)
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#65
Geschrieben 20 Juni 2009 - 20:44
Das klingt jetzt aber, als könne epische Fantasy prinzipiell ein gewisses Niveau nicht überschreiten (das dann halt mit Bakker seinen niedrigen Höhepunkt findet), und dafür sehe ich keinen Grund. Ich finde auch nicht, dass die Vielschichtigkeit der Figuren der einzige mögliche Maßstab für inhaltliche Tiefe ist - das ist halt das durchaus anständige Ideal des bürgerlichen Romans, mehr aber auch nicht. Die Figuren sind selbst innerhalb der Fantasy oft Vielschichtiger als bei Bakker (vor allem natürlich bei George Martin). Die Tiefe steckt bei Bakker in der Epistemologie - in der Art, wie er Konzepte wie Autorität, Gewalt, Masse, Glauben und Geschichte aufeinander bezieht.(Fettdruck von mir.)
Ich denke, dass trifft es ziemlich genau - gut vielleicht in Bezug auf andere epische Fantasy. Aber "Stadt der Heiligen und Verrückten" geht eben darüber hinaus. Bakker ist in puncto Sprachmacht neben z. B. Bruno Schulz doch nur ein großer Fisch in einem kleinem Tümpel. Und die zentralen Figuren als vielschichtig zu bezeichnen - nun, Dashiell Hammetts Sam Spade ist nach einem Bruchteil der Seiten von Schattenfall wesentlich vielschichtiger als Anasûrimbor Kellhus am Ende des Bandes. Aber ja, neben Aragorn ist Kellhus ein charakterlicher Brunnen.
Für die restlichen Punkte gilt im wesentlichen das Gleiche.
Nebenbei ist die Unbestimmtheit von Kellhus ja genau der Punkt bei dieser Figur: Er ist eher Leerstelle, Konzept und Stein des Anstoßes als Person. Deshalb muss man ihn ja auch zugleich hassen oder bemitleiden, kann sich aber ganz sicher nicht in ihn einfühlen.
Mir scheint, du misst da mit dem falschen Maßstab - schließlich würde man ja auch der "Odyssee" nicht vorwerfen, dass es da keine richtigen Figuren gibt. Ist ja auch OK, ein Buch nicht zu mögen, weil es nicht das liefert, was man sich wünscht (ich gehe auch einem Haufen sicher guter Bücher aus dem Weg), aber man kann Bakkers Reihe einfach nicht in einen Topf mit dem ganzen Fantasy-Durchschnittsmumpf werfen. Er hat da was Eigenes gemacht, was weit über das hinausgeht, was ich so von den Eddings, Jordans, Stackpoles und Salvatores dieser Welt kenne.
Man ist es vielleicht gewohnt, dass einem die epische Fantasy durch Terry Brooks und seine Formelschreibernachfolger vermiest worden ist, aber das ist nicht das Problem des Schreibmodus "epische Fantasy", sondern das Problem einer schädlichen, dauerhaften Marktkonjunktur der Fantasy, die noch den letzten Nichtskönner dazu bringt, es auch mal mit dem eigenen Zyklus zu versuchen.
R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama
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#66
Geschrieben 20 Juni 2009 - 23:44
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#67
Geschrieben 21 Juni 2009 - 00:36
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#68
Geschrieben 21 Juni 2009 - 09:01
An der Spitze verschwimmt da das Urteil bei mir ehrlich gesagt. Wenn ich begeistert bin, dann fällt es mir schwer, noch Ränge zuzuweisen. Klar, Bakker kommt in meiner persönlichen Leseerfahrung auch nicht an Melville ran (ebensowenig wie VanderMeer). Aber er gehört für mich eher mit Melville zusammen als mit R.A. Salvatore, weil "The Prince of Nothing" ebenso wie "Moby Dick" eben ein Buch ist, das mich beeindruckt und bei dem ich die halbe Nacht wach liege, nicht mal zum lesen, sondern weil ich darüber nachdenken muss. George Martin finde ich dagegen wieder nicht so anregend, aber sehr ergreifend, und Tolkien ... naja, dem muss man zumindest zugestehen, dass er etwas sehr ungewöhnliches gemacht hat, weshalb seine Imitatoren ihn in Stil und Thema ja auch konsequent verfehlen. Aber richtig großartig ist er deshalb zugegebenermaßen für mich noch nicht. Kurz gesagt: Ich halte mich da eher an zwei Hauptkategorien, und in eine davon fallen die Meister egal welchen Genres. Da ist die epische Fantasy zugegebenermaßen nicht stark vertreten, eigentlich nur mit Bakker und vielleicht noch mit George Martin. Gene Wolfe, wenn man das "Book of the New Sun" zum Genre rechnen will. Den Eindruck, dass es da dann innerhalb der Meisterwerke so ein starkes Gefälle zwischen der Hochliteratur und der Fantasy gibt, kann ich einfach nicht teilen. Und wenn ich ein Buch großartig finde, dann werde ich es sicher nicht mit der Entschuldigungsformel: "Ja, für epische Fantasy ist das ganz toll" anpreisen. Können wir uns nicht einfach darauf einigen, dass du noch kein Werk der epischen Fantasy entdeckt hast, das für dich die Bezeichung "Meisterwerk" verdient? Dann kann ich sagen, dass ich "The Prince of Nothing" im Gegensatz zu dir eben für ein Meisterwerk halte, und dann handelt es sich lediglich um eine Meinungsverschiedenheit über die literarische Qualität eines einzelnen Werks, nicht über das Potential eines ganzen Genres.Jakob, du kämpfst gegen Strohmänner. Ich werfe der epischen Fantasy nicht vor, nichts Gutes hervorbringen zu können, ich werfe ihr vor, nichts im Rang von Lion Feuchtwangers "Josephus-Trilogie" hervorgebracht zu haben (so stelle ich mir gute epische Fantasy vor - nur mit mehr Fantasy). Und schlimmer noch: Ich werfe dem 'Fantasy-Diskurs' vor, so zu tun, als seien die 'Meister' so gut. Von mir aus kannst du Bakker für viel besser als Brooks halten - das ist er vermutlich sogar - aber beide reichen nicht an an Feuchtwanger heran. Und genau das werfe ich dem Genre vor: Nicht ein prinzipielles Unvermögen, sondern ein faktisches Unvermögen. Theophagos
R. Scott Bakker
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#69
Geschrieben 21 Juni 2009 - 09:08
#70
Geschrieben 21 Juni 2009 - 09:55
Ohne, dass ich jetzt die gesamte Diskussion verfolgt habe: volle Zustimmung! Viele Leser scheinen aber bestimmte vorgefertigte Sujets zu erwarten, und daher werden die wohl von den (großen) Verlagen bedient (und mit dem Zeug dann zugeschmissen). Hab ich prinzipiell auch nix dagegen, es darf ja jeder selbst entscheiden, was ihm gefällt und was er lesen mag. Ich würde mir nur wünschen, dass mehr Leute sich auf Grenzwandeln zwischen den Sujets und Genres einlassen und schlicht offener herangehen. Dann würden eingefahrene Pfade sicher öfter verlassen werden. Ob dadurch dann mehr Meisterwerke entstehen, weiß ich nicht, aber die Chance wär bestimmt da.Der Begriff 'Phantastik' ist ja so vage gehalten, dass man seiner Vorstellungskraft und Originalität eigentlich kaum irgendwelche Zügel anlegen muss.
Mein Blog: Schreibkram & Bücherwelten
#71
Geschrieben 21 Juni 2009 - 10:16
Den Fehdehandschuh nehm' ich auf. Ich suche mal einen Fantasy-Roman raus, der locker an diese Mainstream-Schreiberlinge (auch ich habe meine Vorurteile ) heranreicht. Wobei ich Deine Geringschätzung der Fantasy-"Meister" übrigens sehr wohl teile ...Von mir aus kannst du Bakker für viel besser als Brooks halten - das ist er vermutlich sogar - aber beide reichen nicht an an Feuchtwanger heran. Und genau das werfe ich dem Genre vor: Nicht ein prinzipielles Unvermögen, sondern ein faktisches Unvermögen.
#72
Geschrieben 21 Juni 2009 - 10:58
#73
Geschrieben 21 Juni 2009 - 12:13
Jeder hat seine Vorlieben, klar. Wobei Ablehnung sich ja nicht unbedingt auf ein Genre an sich bezieht, sondern auf bestimmte Elemente daraus. Wenn z. B. Magie eine große Rolle innerhalb eines Fantasywerkes einnimmt, schwindet mein Interesse - bis auf wenige Ausnahmen - meist recht schnell. Wenn aber in ein SF-Werk Fantasyelemente reinkommen - oder Fantasy Elemente aus anderen Genres, etwa Horror oder SF, übernimmt - dann stört mich das grundsätzlich nicht (es sei denn, das "fremde" Element passt so gar nicht zur Story). Kommt halt immer drauf an. "Hardcorefans" lehnen aber mitunter Werke schon dann ab, wenn "Artfremdes" auftaucht, manchmal schon allein aus Prinzip, hab ich so den Eindruck. Und das führt dann schnell zu 08/15, daraus entwickelt sich selten was Neues, Interessantes.Nach meinen Erfahrungen ist es aber sehr selten, dass Leser beide Genres mögen. Oftmals scheint es ein ablehnende Haltung gegenüber des anderen Genres zu geben.
Bearbeitet von ChristianW, 21 Juni 2009 - 12:16.
Mein Blog: Schreibkram & Bücherwelten
#74
Geschrieben 21 Juni 2009 - 12:28
Das erlebe ich eigentlich nur in Themen-Foren im Internet. In meinem Bekanntenkreis (der nicht so riesig ist, dass er repräsentativ wäre), sehe ich da keine solche Fraktionsbildung. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Genretreuen bzw. Genreablehner einfach lauter auftreten, als die, denen ein gutes Buch wichtiger ist als das Genre, dem es zugeteilt wurde. Die gehen schlichtweg diesen Diskussionen aus dem Weg und lesen still, was ihnen Vergnügen bereitet. Ich kann mich nicht entsinnen jemals offiziell einer der "Hasser-Fraktionen" beigetreten zu sein, hatte aber durchaus Phasen, in denen mir das eine Genre deutlich lieber war als das andere. Das hängt dann fast immer mit neu entdeckten Autoren bzw. der Übersättigung durch andere Autoren zusammen. Für mich gibt es eigentlich nur Bücher, die mich interessieren und solche, die es nicht tun. Ich bevorzuge eingefahrene Abläufe (Gewohnheitstier), aber bei meiner Lektüre lasse ich mich nicht durch Genres einengen. Die interessantesten Romane sind oft die, die sich nicht an ausgetretene Pfade halten. Wie Jakob schon sagte: ein Buch ist gut, wenn ich es spät abends noch im Bett lese oder mir auf der Fahrt zur Arbeit die Lektüre nochmal durch den Kopf gehen lasse und mich auf den Feierabend freue, wenn ich weiter lesen kann. In der Hinsicht wäre mir ein Denis Scheck als Meinungsmacher bei den Bestsellern anstelle der doch auf einem Auge sehr blinden Heidenreich deutlich lieber. Ich teile nicht immer seine Meinung, aber ich achte seine enorme Offenheit auch gegenüber "Genreliteratur". Aber gut, mal sehen, ob Amelie Fried da offener oder noch eingeschränkter ist. Und, um dem Thema dieses Threads wieder zuzustreben. Die Ash-Romane von Mary Gentle sind eine gute Lektüre. Humorvollere Lektüre ist "T. H. Whites" Auslegung des Arthus-Mythos "Der König auf Camelot"Nach meinen Erfahrungen ist es aber sehr selten, dass Leser beide Genres mögen. Oftmals scheint es ein ablehnende Haltung gegenüber des anderen Genres zu geben.
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/
#75
Geschrieben 21 Juni 2009 - 13:05
Hier z. B. dehnst du meine Feststellung über Gebühr aus - ich finde durchaus, dass es Fantasyromane gibt, die zur Hochliteratur zu rechnen sind - eben unter anderem die drei von mir zunächst genannten Werke.Den Eindruck, dass es da dann innerhalb der Meisterwerke so ein starkes Gefälle zwischen der Hochliteratur und der Fantasy gibt, kann ich einfach nicht teilen.
Damit ist dann auch das:
nichts, was meine Haltung trifft. Die Unterscheidung, wie du sie mir hier unterstellst, mache ich so nicht.Den Eindruck, dass es da dann innerhalb der Meisterwerke so ein starkes Gefälle zwischen der Hochliteratur und der Fantasy gibt, kann ich einfach nicht teilen.
Und darauf antworte ich einmal mit einem Zitat aus meinem vorigen Post:Dann kann ich sagen, dass ich "The Prince of Nothing" im Gegensatz zu dir eben für ein Meisterwerk halte, und dann handelt es sich lediglich um eine Meinungsverschiedenheit über die literarische Qualität eines einzelnen Werks, nicht über das Potential eines ganzen Genres.
(Falls unklar ist, was das bedeutet: Wenn ich eine Münze werfe kann prinzipiell Kopf oder Zahl fallen, faktisch muss aber eine der beiden Seiten unrealisiert bleiben.)Nicht ein prinzipielles Unvermögen, sondern ein faktisches Unvermögen.
Ich denke beispielsweise nicht, dass historische Romane per se mehr Tiefe erreichen können als Fantasyromane - hier verweise ich auf Tolkien in Hinblick auf das Setting. Wenn Bakker fleißig weiterschreibt, kann er auch ohne weiteres die Tiefe des Settings erreichen. Darum gewähre ich Fantasyautoren in dieser Hinsicht auch keinen Welpenschutz. Außerdem schätze ich die Josephus-Trilogie nicht aufgrund der Tiefe des Settings, sondern aufgrund seiner scharfen Charakterzeichnungen, seines spannenden Plots und des Balanceaktes zwischen Quellentreue (und da ich die Quellen kenne, weiß ich, wie es darum bestellt ist) und künstlerischer Freiheit, die notwendig ist um zeitlose Fragen zu stellen. Und das sollte (und ist) nun wirklich auch in der Fantasy möglich.Feuchtwangers Trilogie hat doch schon allein durch den historisch realen Hintergrund, mehr Tiefe als jedes Werk in einer komplett ausgedachten Welt.
Hier stellt sich die Frage, wie dieses "ein" zu verstehen ist: a) Als All-Quantor (i.e. kein Fantasyautor würde so schrieben wollen) oder b) als Existenz-Quantor (i.e. es gibt Fantasyautoren, die so nicht schreiben wollen und im Umkehrschluss: Nicht jeder Fantasyautor will wie Feuchtwanger schreiben). Wenn du b) meinst, dann pflichte ich dir völlig bei. Und ja, bisweilen will ich auf einfacher gestrickte Texte lesen. Nehmen wir mal die "Zerbrochene Reiche"-Reihe von Plischke. Die hat mich bisher gut Unterhalten. Bisweilen will ich genau das und es scheint mir absurd zu rechtfertigen, dass das völlig ok ist. (Um potentielle Missverständnisse gleich auszuschließen: Es ist völlig ok.) Wenn du aber a) meinst, dann muss ich dagegen halten, dass es zwei große Vorteile für den Fantasyautoren gibt, der wie (und das ist nicht im Sinne von "imitiert" gemeint) Feuchtwanger schreibt: 1. Feuchtwanger gehörte zu den deutschen Autoren, die zu Lebzeiten am meisten gelesen worden (und das heißt Geld & Anerkennung; ich glaube, beides würden die wenigsten Fantasyautoren zurückweisen) und 2. Gilt er immer noch (nach 'nur' siebzig Jahren) als einer der ganz großen Autoren. Nun folgt die Anerkennung zwar nicht notwendigerweise, doch ohne Potential gibt es auch keinen lang anhaltenden Erfolg.Da stellt sich mir die Frage, ob überhaupt ein Fantasyautor, so wie Feuchtwanger (den ich nicht gelesen habe) schreiben möchte. Und ob überhaupt jemand, bis auf einige Ausnahmen, so etwas lesen möchte.
Es war nicht als Fehdehandschuh gemeint, aber wenn du mir was Gutes empfehlen kannst, immer raus damit: Ich bin zwar kein Fan von Fantasy, wohl aber ein Fan von guter Literatur, egal ob sie zur Fantasy gehört oder nicht (oder SF oder Horror oder Krimi etc. pp.).Den Fehdehandschuh nehm' ich auf.
Mary Gentle finde ich übrigen auch toll (wobei ich "The Architecture of Desire" für ihre beste Geschichte halte) und T. H. Whites "Der König auf Camelot" ist natürlich auch schön. Aber zu den Tonangebenden gehören beide nicht.
Darüber hinaus will ich Lucardus' Wahrnehmung -
- jetzt umsetzen.Die gehen schlichtweg diesen Diskussionen aus dem Weg und lesen still, was ihnen Vergnügen bereitet.
Theophagos
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#76
Geschrieben 21 Juni 2009 - 13:36
R. Scott Bakker
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#77
Geschrieben 21 Juni 2009 - 15:03
Ich habe leider nicht die gerinste Ahnung, was ein All-Quantor ist. Was ich meinte, ist, dass jemand der die Motivation hat ein Fantasywerk zu schreiben, vermutlich eine andere Motivation und anderer Ziele hat, als jemand der die Geschichte von Juden in einem historischen Setting beschreiben will. Gute Charakterzeichnungen gibt es auch in der Fantasy. Da ich aber Feuchtwanger nicht gelesen habe, macht es wenig Sinn weiter über diesen Vergleich zu diskutieren. Mit der Tiefe in historischen Werken, meine ich, dass der Autor hier schon auf einer vorhandenen Welt aufbauen kann. Viele Leser wissen schon über die Zeit Bescheid, können sich schon ein Bild von ihr machen. Hier liegt der große Aufwand des Autors darin, gründlich zu recherchieren um möglichst wenig Fehler zu machen. In einer Fantasywelt muss der Autor alles komplett neu erschaffen, wenn sich auch die meisten schon an unserer Welt orientieren. Und nicht jeder ist ein so vielseitig gebildeter Professor wie Tolkien.Hier stellt sich die Frage, wie dieses "ein" zu verstehen ist: a) Als All-Quantor (i.e. kein Fantasyautor würde so schrieben wollen) oder als Existenz-Quantor (i.e. es gibt Fantasyautoren, die so nicht schreiben wollen und im Umkehrschluss: Nicht jeder Fantasyautor will wie Feuchtwanger schreiben). Wenn du meinst, dann pflichte ich dir völlig bei. Und ja, bisweilen will ich auf einfacher gestrickte Texte lesen. Nehmen wir mal die "Zerbrochene Reiche"-Reihe von Plischke. Die hat mich bisher gut Unterhalten. Bisweilen will ich genau das und es scheint mir absurd zu rechtfertigen, dass das völlig ok ist. (Um potentielle Missverständnisse gleich auszuschließen: Es ist völlig ok.) Wenn du aber a) meinst, dann muss ich dagegen halten, dass es zwei große Vorteile für den Fantasyautoren gibt, der wie (und das ist nicht im Sinne von "imitiert" gemeint) Feuchtwanger schreibt: 1. Feuchtwanger gehörte zu den deutschen Autoren, die zu Lebzeiten am meisten gelesen worden (und das heißt Geld & Anerkennung; ich glaube, beides würden die wenigsten Fantasyautoren zurückweisen) und 2. Gilt er immer noch (nach 'nur' siebzig Jahren) als einer der ganz großen Autoren. Nun folgt die Anerkennung zwar nicht notwendigerweise, doch ohne Potential gibt es auch keinen lang anhaltenden Erfolg.
Die quellentreue fällt in der Fantasy ja weg. Für die anderen Punkte solltest du mal "Der Name des Windes" von Patrick Rothfuss probieren. Da du Historiker oder ähnliches zu sein scheinst, hast du aber sicher auch spezielle Anforderungen an Romane, die anderen Lesern überhaupt nicht auffallen würden. Gruß Markusscharfen Charakterzeichnungen, seines spannenden Plots und des Balanceaktes zwischen Quellentreue (und da ich die Quellen kenne, weiß ich, wie es darum bestellt ist) und künstlerischer Freiheit, die notwendig ist um zeitlose
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#78
Geschrieben 21 Juni 2009 - 15:37
Die Feststellung schießt übers Ziel hinaus. Die Fantasy, die wirklich ›alles‹ komplett neu erschafft, möcht ich lesen!! In der Tat greift, soweit ich das bisher überblicke, alle Fantasy Vorliegendes auf, verwandelt, verändert es und fügt es zu Neuem zusammen. Grüße Alex / moloIn einer Fantasywelt muss der Autor alles komplett neu erschaffen, wenn sich auch die meisten schon an unserer Welt orientieren.
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#79
Geschrieben 21 Juni 2009 - 16:19
In der Mathematik bzw. der Logik bezeichnet man mit einem Quantor eine Aussage, die beschreibt, unter welchen Bedingungen eine andere Aussage zutrifft. Die wichtigsten Quantoren (neben deren Negationen) sind: Die AussageIch habe leider nicht die gerinste Ahnung, was ein All-Quantor ist.
[*] trifft immer zu (gilt für alle Elemente einer Menge [All-Quantor, Symbol: »âˆ€«])
[*] trifft in [mindestens] einem Fall zu (gilt für [mindestens] ein Element einer Menge [Existenz-Quantor, Symbol: »âˆƒ«])
[*] trifft in genau einem Fall zu (gilt für genau ein Element einer Menge [Einzigkeits-Quantor, Symbol: »âˆƒ!«])
[/list]
You, especially, I like. Passionate, sincere†¦ †¦goofball. (Three to Tango)
#80
Geschrieben 21 Juni 2009 - 16:50
Stimmt schon. @pirandot Danke. Dafür war das eine Semster Physik wohl zu wenig.Pogo schrieb: Die Feststellung schießt übers Ziel hinaus. Die Fantasy, die wirklich ›alles‹ komplett neu erschafft, möcht ich lesen!! In der Tat greift, soweit ich das bisher überblicke, alle Fantasy Vorliegendes auf, verwandelt, verändert es und fügt es zu Neuem zusammen. Grüße Alex / molo
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#81
Geschrieben 21 Juni 2009 - 23:27
Ich bin zum Beispiel einer und über das Stadium, dass ich mich über historische Romane aufrege bin ich hinweg. Von einem Roman will ich unterhalten werden. Obwohl wenn ich an Peter Berlings Werk denke, könnte ich mich doch wieder aufregen[...] Da du Historiker oder ähnliches zu sein scheinst, hast du aber sicher auch spezielle Anforderungen an Romane, die anderen Lesern überhaupt nicht auffallen würden. Gruß Markus
Bearbeitet von Pirx, 21 Juni 2009 - 23:27.
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#82
Geschrieben 22 Juni 2009 - 17:06
Inwiefern? Was ist an Berlings Werk so schlimm? Ich zähle den zu meinen Lieblingsautoren, was abstruse Ritterorden-Verschwörungen anbelangt. Wobei ich nur die ersten 4 Wälzer der Gralskinder durchgehalten habe, die letzten dann nicht mehr. Einmal muss ja auch Schluss sein.Ich bin zum Beispiel einer und über das Stadium, dass ich mich über historische Romane aufrege bin ich hinweg. Von einem Roman will ich unterhalten werden. Obwohl wenn ich an Peter Berlings Werk denke, könnte ich mich doch wieder aufregen
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#83
Geschrieben 22 Juni 2009 - 17:29
Da ich zufällig sowohl den Rubruk als auch Carpini (bzw. deren Itinerare) recht gründlich studiert habe, war mir die Darstellung der beiden ein wenig zu phantastisch bzw. "geil". Aber "sex sells" und die Bücher haben sich wohl recht gut verkauft.Inwiefern? Was ist an Berlings Werk so schlimm? Ich zähle den zu meinen Lieblingsautoren, was abstruse Ritterorden-Verschwörungen anbelangt. Wobei ich nur die ersten 4 Wälzer der Gralskinder durchgehalten habe, die letzten dann nicht mehr. Einmal muss ja auch Schluss sein.
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#84
Geschrieben 22 Juni 2009 - 23:29
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#85
Geschrieben 26 Juni 2009 - 16:31
Nachdem ich jetzt Itinerar nachschlagen musste, kann ich dir folgen. Na ja, "Sex sells" ist aber eine Überspitzung und wird Berling nicht gerecht, auch wenn seine Romane zum Derben tendieren. Er spinnt halt sein Garn wie jeder Autor.Da ich zufällig sowohl den Rubruk als auch Carpini (bzw. deren Itinerare) recht gründlich studiert habe, war mir die Darstellung der beiden ein wenig zu phantastisch bzw. "geil". Aber "sex sells" und die Bücher haben sich wohl recht gut verkauft.
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/
#86
Geschrieben 26 Juni 2009 - 18:51
Für meinen Geschmack im Bezug auf Rubruk einfach zu derb. Anderen mag es gefallen.Nachdem ich jetzt Itinerar nachschlagen musste, kann ich dir folgen. Na ja, "Sex sells" ist aber eine Überspitzung und wird Berling nicht gerecht, auch wenn seine Romane zum Derben tendieren. Er spinnt halt sein Garn wie jeder Autor.
Bearbeitet von Pirx, 26 Juni 2009 - 18:52.
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#87 Gast_Jorge_*
#88
Geschrieben 15 August 2016 - 08:11
Hier eine Vorabbesprechung, was bei der Neuauflage des Klassikers "Elric von Melniboné" zu erwarten ist
https://jaegers.net/...-von-melnibone/
#89
Geschrieben 15 August 2016 - 10:17
Fritz Leiber - "Die Abenteuer von Fafhrd und dem Grauen Mausling". Ist in mehreren Bänden bei der Edition Phantasia erschienen, beginnend mit "Der Unheilige Gral". Es handelt sich dabei um witzige und geistreiche Sword and Sorcery Geschichten die in einem literarisch anspruchsvollen Stil und mit einem philosophischen Touch geschrieben wurden. Die ersten Geschichten stammen noch aus der vor-Herr-der-Ringe-Arä. Gruß Markus
Ja, das ist cooles Zeug. Schade, dass die Bücher momentan nicht erhältlich sind - oder irre ich mich?
Raps zu seinen Vorschlägen vom 30.08.08 (entschuldige die Verspätung!): absolut auch mein Geschmack!
Berling steht in der Stadtbiblio komplett. Ich habe Teil 1 mal angelesen - und die "christliche Sülze" von mir gewiesen. Das heißt aber nix, wenn es dem Rest der Welt nicht gut gefallen hätte, hätte (Fahrradkette) es sich nicht so gut verkauft. Niemand trifft jedermanns Geschmack.
Bearbeitet von Selma die Sterbliche, 15 August 2016 - 10:21.
Nieder mit den Gleichmachern. Sie wollen uns durch Langeweile mürbe kriegen. Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an! jottfuchs.de
#90
Geschrieben 22 Juni 2018 - 10:05
Auch wenn viele SF-Puristen über das Fantasy-Genre die Nase rümpfen [ .... ] Was gibt es eigentlich (Außer Herr der Ringe, schönes Buch, habe ich aber schon zweimal gelesen) eigentlich noch Klassikern im Genre, die man mal gelesen haben sollte?
Karl Edward Wagner, hier mit - zu Recht - eigenem Thread: http://www.scifinet....-karl-e-wagner/
Bearbeitet von quanat, 22 Juni 2018 - 10:18.
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