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Inglourious Basterds (2009)


332 Antworten in diesem Thema

#31 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 21 August 2009 - 23:35

(Eher OT!http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/smile2.gif

"Der Sieger schreibt die Geschichte."

Ich hab den Film (noch) nicht gesehen, und werde es wohl auch im Kino nicht tun (kein großer Tarantino-Fan). Aber im Falle der Nazis ist der hier zitierte Satz durchaus im positiven Sinne stark angebracht. Ich zweifle zwar inzwischen daran, dass das Nazitum ein Virus ist, für das Deutsche besonders anfällig sind (eine der Sieger-Memen), aber ich habe nie daran gezweifelt - in der ganzen Zeit als Schüler in einer engl. Schule, bei den Lesungen des Religionslehrers zum Leben in dem einen oder anderen Kz., bei dem wesentlich intensiveren Geschichtsunterricht als er in dt. Schulen bis heute üblich ist - dass die Söhne der "Sieger", unter denen ich damals weilte, ein Recht hatten, diese Geschichte zu erzählen/schreiben, so oft sie konnten/wollten. Gar keine Zweifel! (Und ein derartig zweifelloser Zustand ist mir ansonsten eher fremd! :)) Außerdem gibt es bezügl. des Films grundsätzlich die Möglichkeit, dass eine extreme Überziehung eines Standpunkts diesen ins Absurde karikiert?

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#32 molosovsky

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:04

Hi Frank. Du schreibst in Deinem Blogeintrag†¦

Eine Filmkritik habe ich tatsächlich gefunden, die deutlich macht, daß es noch einige wenige Redakteure gibt, die ihr Urteilsvermögen (nebst Anstand) nicht gegen Bezahlung beim Pförtner abgegeben haben.

†¦und verlinkst auf eine AP-Rezi bei yahoo-Nachrichten. Das ist mitnichten die einzige ablehnende Rezi in den Medien zum Fim. Noch viel ablehnender ist zum Beispiel der Artikel in der »Jungen Freiheit«. Dort wird sogar der Kästernervers (›von dem Kakao durch den man gezogen wird soll man nicht auch noch trinken‹) zitiert, den Du in Deinem Blog bemühst. Ich selbst kann mich nur wundern über derartig gefärbte Ablehnung, denn mir ist jegliches persönliches Denken in Nationen fremd. Entsprechend fühle ich mich nicht von »Inglourious Basterds« verletzt, weil ›Deutsche‹ und ›Nazis‹ gleichgesetzt werden. Immerhin werden ja auch Österreicher und Deutsche gleichermaßen als Nazis bezeichnet. Grüße Alex / molo

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

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#33 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:04

(Eher OT!http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/smile2.gif - dass die Söhne der "Sieger", unter denen ich damals weilte, ein Recht hatten, diese Geschichte zu erzählen/schreiben, so oft sie konnten/wollten. Gar keine Zweifel! (Und ein derartig zweifelloser Zustand ist mir ansonsten eher fremd! :))

Das ist m. E. erklärungsbedürftig. Was haben die "Söhne der Sieger" den "Söhnen der Verlierer" (wenn wir schon bei dieser merkwürdigen Kategorisierung bleiben wollen) moralisch voraus? Und inwiefern ist der gewaltbesessene "Kultregisseur" namens Tarantino, dessen Vater 1942 geboren wurde, der "Sohn eines Siegers"? Das erscheint mir nicht nur ein bißchen unlogisch. Gruß FWH

#34 Jakob

Jakob

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:10

Irgendwas muss Tarantino da wohl richtig gemacht haben. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

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#35 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:16

Hi Frank.
Du schreibst in Deinem Blogeintrag†¦

†¦und verlinkst auf eine AP-Rezi bei yahoo-Nachrichten. Das ist mitnichten die einzige ablehnende Rezi in den Medien zum Fim.

Ich habe außer einer halbherzigen Kritik in der "Zeit" nichts weiter in dieser Richtung gefunden, wohl aber Dutzende zumeist wenig tiefschürfender Lobhudeleien.

Noch viel ablehnender ist zum Beispiel der Artikel in der »Jungen Freiheit«.
Dort wird sogar der Kästernervers (›von dem Kakao durch den man gezogen wird soll man nicht auch noch trinken‹) zitiert, den Du in Deinem Blog bemühst.

Ich war eher (17.8.2009), so daß höchstens die anderen abgeschrieben haben. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png Außerdem drängt sich dieser Vers ja förmlich auf. Im übrigen gilt die Junge Freiheit bei den "Anständigen" in diesem Lande als rechtsextrem (was sie zwar nicht ist, weswegen es aber dennoch ständig aufs Neue behauptet wird).

Ich selbst kann mich nur wundern über derartig gefärbte Ablehnung, denn mir ist jegliches persönliches Denken in Nationen fremd. Entsprechend fühle ich mich nicht von »Inglourious Basterds« verletzt, weil ›Deutsche‹ und ›Nazis‹ gleichgesetzt werden. Immerhin werden ja auch Österreicher und Deutsche gleichermaßen als Nazis bezeichnet.

Das ist ja ungeheuer tröstlich ...
Meine Haltung zu diesem Machwerk habe ich in einem anderen Blog begründet:

Ich glaube allerdings nicht, daß der Vergleich mit dem Chaplin-Film, der ja mitten im Krieg gedreht wurde, glücklich ist. Damals kam es darauf an, Hitler und seinen Paladinen auch propagandistisch Paroli zu bieten. Tarantino dagen hat dieses Umfeld gewählt, weil es der Weg des geringsten Widerstandes war. Im politischen Deutschland von heute tut ja jeder so, als wäre er damals der größte Widerstandskämpfer gewesen, wenn er nur schon gelebt hätte. Das ist ebenso heuchlerisch und verlogen wie der Beifall des deutschen Feuilletons für Tarantinos “Meisterwerk†. Diese Leute mögen den Film nicht wirklich, aber sie wissen, daß es karrierefördernd ist, ihn zu bejubeln. Wer (vorgeblich) gegen Nazis ist, gehört zu den Anständigen der Gesellschaft und darf weiter mitmachen.

Ich kann jedenfalls nicht darüber lachen, wenn ein Soldat den Schädel mit einem Baseballschläger eingeschlagen bekommt und dies als Heldentat dargestellt wird. Deshalb sind die “Basterds† für mich auch keine Komödie. Über Schlachtszenen in Filmen wie z. B. “From Dusk till Dawn† kann ich mich durchaus amüsieren, weil ich weiß, daß es reine Fiktion ist und in einem cineastischen Niemandsland spielt. Das ist bei einem Film, der auf die jüngere Geschichte Bezug nimmt, nicht der Fall. Zur intellektuellen Redlichkeit gehört es, sich vorzustellen, auf welcher Seite man gestanden hätte, wenn man 40 Jahre früher geboren worden wäre. Ich als Deutscher wäre vermutlich wie Millionen andere Soldat gewesen. Und nur weil ich das Glück gehabt habe, später geboren worden zu sein, soll ich mich jetzt über den gewaltsamen Tod von deutschen Besatzungssoldaten scheckig lachen? Ich bitte Sie, das ist einfach zuviel verlangt. Mag sein, daß mir hier die Lockerheit fehlt, aber ich empfinde Tarantinos Film einfach als geschmacklos.

Es ist wohlfeil, heute gegen Nazis zu sein. Wenn Herr Tarantino wirklich ein mutiger Mann wäre, dann hätte er einen Film gedreht, in dem eine Gruppe Armenier, die den Musa Dagh überlebt hat, türkische Soldaten auf manigfaltige Weise massakriert, - mit Uraufführung in Istanbul. Vermutlich käme er nicht in einem Stück nach Hause †¦ Das schreibe ich nicht, um dem NS-Thema auszuweichen, sondern mit dem Blick aufs Heute. Nationalismus und Selbstüberhöhung sind heute anderswo zu finden als in Deutschland, wo sich die politisch-mediale Klasse vor jedem im Staub wälzt, der es einfordert †¦


Gruß
FWH

#36 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:20

Irgendwas muss Tarantino da wohl richtig gemacht haben. http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png

Der Meinung ist man bei Jungle World sicher auch. :) FWH

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 22 August 2009 - 08:30.


#37 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:26

Das ist m. E. erklärungsbedürftig. Was haben die "Söhne der Sieger" den "Söhnen der Verlierer" (wenn wir schon bei dieser merkwürdigen Kategorisierung bleiben wollen) moralisch voraus? Und inwiefern ist der gewaltbesessene "Kultregisseur" namens Tarantino, dessen Vater 1942 geboren wurde, der "Sohn eines Siegers"?
Das erscheint mir nicht nur ein bißchen unlogisch.

Die 2. Frage beantwortet dir sicherlich gerne Earth Rocks; er stellt implizit QT ja sogar als "Sieger" dar. Zur 1. Frage (beispielhaft): Als ich, "Sohn eines Verlierers", zum 1. Mal mit meinem später besten Freund, "Sohn eines Siegers", nämlich eines verstorbenen jüdischen Vaters, an der Uni zu tun hatte, war ich mir sehr wohl bewusst, dass ich sicherlich nie Vorträge halten würde über den Umgang mit Minderheiten, religiöser oder anderer Natur; dazu fühle ich mich heute noch nicht in der Lage. Das Verhalten meiner direkten Vorfahren damals, wirft also durchaus einen langen Schatten, zumindest auf meine Generation. Wer zu einem Volk gehört, dessen Repräsentanten mal eben vor 60 Jahren 6-millionen-fach "aufräumten", erlebt durchaus zeitlebens eine entspr. moralische Steilvorlage; ich empfinde diese auch persönlich nicht als abnehmend mit dem Fluss der Zeit. Ich bin kein Kind von Traurigkeit, aber an dieser Stelle gibt es eine Delle, die schmerzt, die herzlich wenig mit dt. "political correctness" zu tun hat und die sich nicht groß diskutieren lässt.

Und: Ich wäre kein Widerstandskämpfer geworden; ich wäre wahrscheinlich einfach weg gelaufen, so weit weg wie möglich.

/KB

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#38 molosovsky

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:26

Ich finde nicht, dass in der Baseballschlägerszene der Bärenjude als Held und die Naziopfer als Würmer dargestellt werden.
Vergleicht man den ›Bösewicht‹ Hans Landa und seine Schergen mit Aldo Raines und seinen Basterds, dann wird nur zu deutlich, dass Landa viel kultivierter und höflicher als Raines ist.

Die Baseballschlägerszene ist eine Horrorszene, die eben u.a. zeigt, dass die unmenschliche Bestialität (im Falle der Juden gespeist von Hass und Rachegelüsten) nichts Nazi-Exklusives ist.

Ich komme nicht umhin, Frank, zu fragen. Hast Du den Film gesehen?

Grüße
Alex / molo

EDIT: Von dem was Frank schreibt, gefällt mir aber einiges sehr gut, z.B.:

Wer (vorgeblich) gegen Nazis ist, gehört zu den Anständigen der Gesellschaft und darf weiter mitmachen.


Bearbeitet von molosovsky, 22 August 2009 - 08:35.

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#39 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:35

Ich komme nicht umhin, Frank, zu fragen. Hast Du den Film gesehen?
Alex / molo

Natürlich nicht. Die Vorab-Kritiken haben meinen Bedarf gedeckt. Mein Blogeintrag (der keine Rezension ist) stammt - wie schon gesagt - vom 17. 8. 2009. Wenn ich auf der Straße einen Haufen Pferdeäpfel sehe, koste ich ja auch nicht davon, um mich zu überzeugen, daß es wirklich Sch ... ist.

Gruß
FWH

#40 molosovsky

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:40

Danke für die prompe Entblößung, Frank.Natürlich reicht ein vager Eindruck von Außen, um zu entscheiden, ob man sich ein Werk antut oder einen Bogen drum herum macht.Aber um ein qualifiziertes, detailiertes Urteil über einzelne Szenen, Figuren usw. abzugeben reicht es nicht, sich indirekt auf die Meinungen anderer zu verlassen.Für mich hat es sich also erledigt, auf Deine Meinung hier einzugehen (außer, Du schaust den Film doch noch †¦ was ich nicht annehme).GrüßeAlex / molo@FrankP.S.: Der »Junge Freiheit«-Artikel (»Die Lust am Selbsthaß« Dieter Stein) mit dem Kästner-Kakao-Zitat erschien am 13. März 2009 (Bericht über Cannes-Festival). Dein Blogeintrag stammt vom 17. August 2009. Daher mein Aufmerk über die Gleichheit.

Bearbeitet von molosovsky, 22 August 2009 - 08:52.

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#41 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:44

Danke für die prompe Entblößung, Frank.

Wieso "Entblößung"? Ich habe nie vorgegeben, mir den Film selbst angesehen zu haben. Meine Anmerkungen sind grundsätzlicher Natur.

Natürlich reicht ein vager Eindruck von Außen, um zu entscheiden, ob man sich ein Werk antut oder einen Bogen drum herum macht.

Eben. Siehe Erich Kästner ... Gruß Frank

#42 Jakob

Jakob

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:44

Natürlich nicht. Die Vorab-Kritiken haben meinen Bedarf gedeckt. Mein Blogeintrag (der keine Rezension ist) stammt - wie schon gesagt - vom 17. 8. 2009. Wenn ich auf der Straße einen Haufen Pferdeäpfel sehe, koste ich ja auch nicht davon, um mich zu überzeugen, daß es wirklich Sch ... ist.

Gruß
FWH

Das ist dann aber doch ein bisschen billg. Vor allem, wenn du schreibst:

"Tarantino erweist auch dem jüdischen Anliegen keinen Gefallen, wenn er Juden als eiskalt-sadistische Killer zeigt, die in einer der widerlichsten Szenen des Films einem deutschen Offizier den Schädel mit einem Baseballschläger zertrümmern."

Das ist doch eine Aussage, die sich wirklich nur treffen lässt, wenn man den filmischen Kontext kennt. Wenn die Rache hier psychologisch glaubwürdig ist, dann ist ihre Darstellung auch legitim. Kontextfrei klingt deine Aussage, als würdest du meinen, dass Juden prinzipiell die "besseren Menschen" (sprich: Opfer) zu sein haben, und dass finstere Seiten und Rachegelüste, die man jedem anderen Menschen zusprechen würde, ihnen nicht anstehen.
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R. Scott Bakker

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#43 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 22 August 2009 - 08:58

Das ist dann aber doch ein bisschen billg. Vor allem, wenn du schreibst:

"Tarantino erweist auch dem jüdischen Anliegen keinen Gefallen, wenn er Juden als eiskalt-sadistische Killer zeigt, die in einer der widerlichsten Szenen des Films einem deutschen Offizier den Schädel mit einem Baseballschläger zertrümmern."

Wenn Du richtig gelesen hättest, hättest Du bemerkt, daß ich aus der Rezension von Wolfgang Hübner zitiere.

FWH

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 22 August 2009 - 08:59.


#44 Jakob

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Geschrieben 22 August 2009 - 09:00

Endlich mal jemand, der medial hochgejubelten Müll auch als solchen bezeichnet. Als Herrn T. nichts mehr einfiel, nahm er sich die Nazis vor ... Blogeintrag zum Film Gruß FWH

Stimmt, da bin ich mit dem Fettdruck und der fehlenden Einrückung durcheinandergekommen ... aber findest du denn, dass er da Recht hat?
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#45 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 22 August 2009 - 09:10

Stimmt, da bin ich mit dem Fettdruck und der fehlenden Einrückung durcheinandergekommen ... aber findest du denn, dass er da Recht hat?

Mmmh, ich halte den Ausdruck "dem jüdischen Anliegen" für etwas zu schwammig (welches ist gemeint?), aber ansonsten finde ich auch, daß es keiner wie auch immer definierten Gruppe von Menschen gut zu Gesicht steht, wenn sie als ein Verein sadistischer Killer dargestellt wird. Es gibt kein Anrecht auf Rache, wohl aber eines auf Gerechtigkeit. Gruß FWH

#46 simifilm

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Geschrieben 22 August 2009 - 09:21

Endlich mal jemand, der medial hochgejubelten Müll auch als solchen bezeichnet. Als Herrn T. nichts mehr einfiel, nahm er sich die Nazis vor ... Blogeintrag zum Film Gruß FWH

Da hat offensichtlich jemand gar nichts verstanden - oder will nichts verstehen. Tarantinos Film ist zig mal reflektierter und zeigt mehr historisches Bewusstsein als all die "wahren" Wohlfühlfilme à la " John Rabe".

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#47 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 22 August 2009 - 09:31

Da hat offensichtlich jemand gar nichts verstanden - oder will nichts verstehen. Tarantinos Film ist zig mal reflektierter und zeigt mehr historisches Bewusstsein als all die "wahren" Wohlfühlfilme à la " John Rabe".

Dann ist es ist ja schön, daß wir Dich haben, um uns die Welt zu erklären. Arrogantes Geschwafel. Ich klinke mich hiermit aus. FWH

#48 Jasper

Jasper

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Geschrieben 22 August 2009 - 10:11

Hä, Sieger schreiben die Geschichte? Tarantino hat den zweiten Weltkrieg gewonnen? Och, ein Film in dem Hitler nicht "als Mensch" gezeigt wird, sondern lieber in die Luft gesprengt wird, das ist doch eine Geschichtsschreibung, mit der ich mich sehr gut anfreunden kann http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/laugh.png Hasta la vista, kraut! Ich freu mich doch auf den Film.
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#49 Gerd

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Geschrieben 22 August 2009 - 13:23

Da hat offensichtlich jemand gar nichts verstanden - oder will nichts verstehen. Tarantinos Film ist zig mal reflektierter und zeigt mehr historisches Bewusstsein als all die "wahren" Wohlfühlfilme à la " John Rabe".

Würdest du mir das bitte erklären, Simi? Ich zumindest kann in Tarantinos Film kein historisches Bewusstsein entdecken, und auch in deiner eigenen Rezi billigst du Tarantino dieses nur (oder vor allem, sonst fangen wieder die Haarspaltereien an http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png) in Bezug auf Filme zu.
Sudden moroseness. One hop too far.

#50 UdoTascher

UdoTascher

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Geschrieben 22 August 2009 - 14:09

Diese Leute mögen den Film nicht wirklich, aber sie wissen, daß es karrierefördernd ist, ihn zu bejubeln. Wer (vorgeblich) gegen Nazis ist, gehört zu den Anständigen der Gesellschaft und darf weiter mitmachen.

Das "Gut"-Rezensieren von NS Filmen als goldener Karriereweg für Filmjournalisten... auch nicht schlecht http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png Hoffentlich schauen sie sich die Filme zumindest an, bevor sie sie rezensieren, sonst ist es um die Karriereförderung auf Dauer dennoch schlecht bestellt†¦ ;)

Bearbeitet von UdoTascher, 22 August 2009 - 14:11.


#51 simifilm

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Geschrieben 22 August 2009 - 20:50

Dann ist es ist ja schön, daß wir Dich haben, um uns die Welt zu erklären. Arrogantes Geschwafel. Ich klinke mich hiermit aus. FWH

Arrogantes Geschwafel trifft es in der Tat ziemlich gut, wenn sich jemand im Brustton der Empörung über einen Film ereifert, den er nicht gesehen hat, und sich dabei primär antiamerikanischer Ressentiments bedient.

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#52 simifilm

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Geschrieben 22 August 2009 - 21:02

Würdest du mir das bitte erklären, Simi? Ich zumindest kann in Tarantinos Film kein historisches Bewusstsein entdecken, und auch in deiner eigenen Rezi billigst du Tarantino dieses nur (oder vor allem, sonst fangen wieder die Haarspaltereien an :rolleyes:) in Bezug auf Filme zu.

Um Filme resp. um die Frage, ob und wie man historische Ereignisse im Film darstellen kann, geht es mir hier auch. Ein Film wie "John Rabe" begnügt sich mit der Behauptung, eine wahre Geschichte zu erzählen. Tarantino dagegen ist sich offensichtlich bewusst, dass diese Anspruch unsinnig ist. Etwa indem er einen Märchenanfang an den Beginn des Films stellt, oder indem er innerhalb des Films einen Propagandafilm zum Thema macht, der ja auch eine "wahre Geschichte" (innerhalb des Films) erzählt. Oder indem er immer wieder Sprachkonventionen zum Thema macht. In all dem zeigt sich in meinen Augen bei allem Klamauk sehr viel Sensibilität für die Frage, wie man historische Themen im Film behandelt.

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#53 Clauss-Hausen

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Geschrieben 23 August 2009 - 02:38

Ui, so durchdringend ueber einen Film herzuziehen, den man gar nicht gesehen hat, ist schon etwas vermessen :rolleyes:Generell bin ich geneigt, fuer Tarantino zu sprechen, obwohl er durchaus eine nachlassende Tendenz hat (mit Pulp Fiction war er auf der Hoehe, und das ist beim zweiten Film dann vermutlich doch etwas zu frueh), aber da ich ihn auch (noch) nicht gesehen habe, lass ichs besser :rolleyes:Was mir aber zum Thema einfaellt, ist ein Buch von Buchheim. War glaub ich ein Bildband ueber das Boot. So genau kriege ich das nimmer zusammen, wenn wer Details hat, nur raus damit.Auf jeden Fall meinte Buchheim dort, dass das Design des Films (Das Boot) viel zu realistisch sei, um tatsaechlich die Realitaet wiederzuspiegeln. Also der Geist des zu transportierenden geht im allzu realistischen Umfeld unter.Das ist so ein Punkt, wo ich nicht ganz genau weiss, ob ich da voll zustimmen soll, aber zumindest erkenne ich in der Haltung durchaus einen nachdenkenswerten Ansatz.Im Bezug auf Inglorious Basterds koennte es dann schon sein, dass obwohl vermutlich aberwitzig verdreht, eine tiefere Wahrheit drin steckt, als es eine blosse Abbildung historischer Ereignisse vermitteln koennte. Koennte... schliesslich habe ich ihn noch nicht gesehen. Ihn alleine aufgrund der historischen ... Ungenauigkeit? :P ... voellig zu verurteilen, ohne ihn gesehen zu haben, ist doch ein schneller Schuss.Dass der Film historisch nicht absolut korrekt ist, duerfte vermutlich selbst dem Duemmsten aufgehen, da wie es scheint Hitler am Schluss in die Luft gejagt wird :cheers:Schade, dass der John Rabe Film wohl nix ist. Bei uns lief der leider noch nicht im Kino und wird es wohl auch nicht. Ich habe ein Jahr in Nanjing gewohnt. Als ich ankam, hatte ich noch nie von diesem Johann Rabe gehoert und den ersten, die mir von ihm erzaehlen, habe ich es schlicht nicht geglaubt :) Wie, was, deutscher Buddha in Nanjing und ich kenn nicht mal den Namen? :) Er wird dort durchaus verehrt und hin und wieder leuchtet den Chinesen Deutschen gegenueber das Gesicht breit auf, und sie murmeln etwas von Yue Han La Bei. Desswegen wird man zwar trotzdem noch uebers Ohr gehauen, aber wie es scheint mit mehr Mitgefuehl :) Die Geschichte des Helden, der mit dem Hakenkreuz eine stattliche Anzahl von Menschen rettet und bis zum Tod keine rechte Wuerdigung erfaehrt (also der wahre Held.... keinem Hollywoodhelden, dem die Mengen nach vollbrachten Glanzleistungen zujubeln und sich reine Jungfern aller Altersklassen luestern anbieten), haette eine Menge Potential gehabt. Fast schon ein Verbrechen, dass es wohl nix geworden ist. Aber mein letztes Urteil faellt wohl erst dann, wenn ich ihn selbst gesehen habe :)

Bearbeitet von Clauss-Hausen, 23 August 2009 - 02:43.

Hörbuch - Das Ende der Party
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#54 Gerd

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Geschrieben 23 August 2009 - 03:09

Die 2. Frage beantwortet dir sicherlich gerne Earth Rocks; er stellt implizit QT ja sogar als "Sieger" dar. Zur 1. Frage (beispielhaft): Als ich, "Sohn eines Verlierers", zum 1. Mal mit meinem später besten Freund, "Sohn eines Siegers", nämlich eines verstorbenen jüdischen Vaters, an der Uni zu tun hatte, war ich mir sehr wohl bewusst, dass ich sicherlich nie Vorträge halten würde über den Umgang mit Minderheiten, religiöser oder anderer Natur; dazu fühle ich mich heute noch nicht in der Lage. Das Verhalten meiner direkten Vorfahren damals, wirft also durchaus einen langen Schatten, zumindest auf meine Generation. Wer zu einem Volk gehört, dessen Repräsentanten mal eben vor 60 Jahren 6-millionen-fach "aufräumten", erlebt durchaus zeitlebens eine entspr. moralische Steilvorlage; ich empfinde diese auch persönlich nicht als abnehmend mit dem Fluss der Zeit. Ich bin kein Kind von Traurigkeit, aber an dieser Stelle gibt es eine Delle, die schmerzt, die herzlich wenig mit dt. "political correctness" zu tun hat und die sich nicht groß diskutieren lässt.

Das ist eine interessante Haltung, die mir persönlich allerdings ein bisschen zu sehr nach Erbsünde riecht. Kinder sind nicht für Taten ihrer Eltern verantwortlich, sie sollten sich als "Söhne der Sieger" genausowenig für moralisch überlegen halten, wie die "Söhne der Verlierer" sich im Staub zu wälzen und "mea culpa, mea culpa" zu rufen haben. (Um da kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Der Umgang mit den "Taten der Väter" ist eine ganz andere Sache. Aber verantwortlich kann ich nur für meine Taten sein, nicht für die meines Vaters oder Großvaters etc.pp.) Ob man sich berufen fühlt, sich über den Umgang mit Minderheiten auszulassen, ist nochmal eine andere Frage. Aber dass die Taten meines Vaters mich daran hindern sollen, eine Meinung zu haben und die dann auch zu äußern, sehe ich ehrlich gesagt nicht ein.

Und: Ich wäre kein Widerstandskämpfer geworden; ich wäre wahrscheinlich einfach weg gelaufen, so weit weg wie möglich.

Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns auch nur ansatzweise wirklich sagen kann, was er oder sie in der damaligen Zeit geworden wäre. Im Trockenzustand sind wir alle entweder ganz doll mutig oder schlau genug, rechtzeitig wegzulaufen. Wenn's allerdings wirklich drauf ankäme, würde ich da kaum jemandem über den Weg trauen ... :rolleyes:
Sudden moroseness. One hop too far.

#55 Gerd

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Geschrieben 23 August 2009 - 03:26

Um Filme resp. um die Frage, ob und wie man historische Ereignisse im Film darstellen kann, geht es mir hier auch. Ein Film wie "John Rabe" begnügt sich mit der Behauptung, eine wahre Geschichte zu erzählen. Tarantino dagegen ist sich offensichtlich bewusst, dass diese Anspruch unsinnig ist. Etwa indem er einen Märchenanfang an den Beginn des Films stellt, oder indem er innerhalb des Films einen Propagandafilm zum Thema macht, der ja auch eine "wahre Geschichte" (innerhalb des Films) erzählt. Oder indem er immer wieder Sprachkonventionen zum Thema macht. In all dem zeigt sich in meinen Augen bei allem Klamauk sehr viel Sensibilität für die Frage, wie man historische Themen im Film behandelt.

Tut mir leid, aber das beantwortet meine Frage nicht; möglicherweise verstehe ich aber auch einfach nicht, worauf du hinauswillst. Der Gegensatz zu "John Rabe" ist mMn irrelevant, denn Tarantino hat seine "Basterds" ja nicht als Gegenentwurf zu "John Rabe" gedreht. So gesehen, könnte man die "Basterds" auch mit einem beliebigen anderen Film vergleichen. Oder es lassen. "Indem Tarantino einen Märchenanfang an den Beginn des Films stellt etc.pp. ... zeigt er sehr viel Sensibilität für die Frage, wie man historische Themen im Film behandelt" schreibst du sinngemäß. Das klingt toll - nur, was willst du damit sagen? Welche Art von "Sensibilität" siehst du da? (Wobei ich zugeben muss, dass "Sensibilität" und "Tarantino" für mich per se ganz schlecht zusammengeht, aber so what ...) Oder, anders gefragt, wo ist für dich der Sinn in diesem Film? (Da du selbst in deinen Rezis gelegentlich diese Frage stellst, darf ich sie wohl auch im Zusammenhang mit den "Basterds" stellen.)

Bearbeitet von Gerd, 23 August 2009 - 03:26.

Sudden moroseness. One hop too far.

#56 simifilm

simifilm

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Geschrieben 23 August 2009 - 07:21

Der Gegensatz zu "John Rabe" ist mMn irrelevant, denn Tarantino hat seine "Basterds" ja nicht als Gegenentwurf zu "John Rabe" gedreht. So gesehen, könnte man die "Basterds" auch mit einem beliebigen anderen Film vergleichen. Oder es lassen.

John Rabe steht hier stellvertretend für eine Tendenz der vergangenen Jahre, nämlich einfach ein "based on a true story" vor den Film zu kleben und zu meinen, sich damit jeglicher Kritik entziehen zu können.

"Indem Tarantino einen Märchenanfang an den Beginn des Films stellt etc.pp. ... zeigt er sehr viel Sensibilität für die Frage, wie man historische Themen im Film behandelt" schreibst du sinngemäß. Das klingt toll - nur, was willst du damit sagen? Welche Art von "Sensibilität" siehst du da? (Wobei ich zugeben muss, dass "Sensibilität" und "Tarantino" für mich per se ganz schlecht zusammengeht, aber so what ...) Oder, anders gefragt, wo ist für dich der Sinn in diesem Film? (Da du selbst in deinen Rezis gelegentlich diese Frage stellst, darf ich sie wohl auch im Zusammenhang mit den "Basterds" stellen.)

Damit will ich sagen, dass Tarantino nie den Anspruch hat, eine "wahre Geschichte über den Zweiten Weltkrieg" zu erzählen, dass er weiss, dass Erzählen - auch von historischen Begebenheiten - immer Erfinden ist und immer auch davon abhängt, wer da "die wahre Geschichte" erzählt. Es ist ja nicht ganz zufällig, dass es in dem Film dauernd um Filme geht, dass da Schauspieler und sogar ein Filmwissenschaftler auftauchen (was ein lustiger Anachronismus ist, denn diese Disziplin gab's damals in der Form gar nicht) und auch die Rolle der deutschen Filmindustrie immer wieder thematisiert wird. Auf einer Ebene geht's da just um die Funktion von Film als Propagandainstrument, das eben nie eine Realität einfach abbildet, sondern hier auch als Waffe mit einem ganz konkreten Ziel verwendet wird.

Bearbeitet von simifilm, 23 August 2009 - 07:52.

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#57 simifilm

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Geschrieben 23 August 2009 - 07:50

Wieso "Entblößung"? Ich habe nie vorgegeben, mir den Film selbst angesehen zu haben. Meine Anmerkungen sind grundsätzlicher Natur.

Ich nehme an, die Feststellung, dass Tarantinos Kultstatus primär davon kommt, dass er weder "intellektuell noch moralisch je über die Adoleszenz hinausgekommen" ist und er besonders gerne "Großaufnahmen per Baseballschläger zertrümmertet Schädel" zeigt, ist auch so eine Anmerkung grundsätzlicher Natur †¦ Damit zeigst Du vor allem grundsätzliche filmische Inkompetenz.

Bearbeitet von simifilm, 23 August 2009 - 07:50.

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#58 †  a3kHH

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Geschrieben 23 August 2009 - 09:03

Ich nehme an, die Feststellung, dass Tarantinos Kultstatus primär davon kommt, dass er weder "intellektuell noch moralisch je über die Adoleszenz hinausgekommen" ist und er besonders gerne "Großaufnahmen per Baseballschläger zertrümmertet Schädel" zeigt, ist auch so eine Anmerkung grundsätzlicher Natur †¦ Damit zeigst Du vor allem grundsätzliche filmische Inkompetenz.

Und ethische Reife.

#59 Oliver

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Geschrieben 23 August 2009 - 10:02

Arrogantes Geschwafel trifft es in der Tat ziemlich gut, wenn sich jemand im Brustton der Empörung über einen Film ereifert, den er nicht gesehen hat, und sich dabei primär antiamerikanischer Ressentiments bedient.

Das beides, also Arroganz und Antiamerikanismus gehört genauso untrennbar und durchgehend zu Franks Wesen wie häufig gute Storys und auch bei anderen Gelegenheiten (nicht hier) intelligente Aussagen. Nimm ihn halt als Gesamtkunstwerk, Frank ist da vielschichtig. ;) @Alfred: Es hat nichts mit 'ethischer Reife' zu tun, sich über (Baseballschläger-Einzel)Szenen zu mockieren, die man schlicht nicht selbst gesehen hat und deren Darstellungsform man somit überhaupt nicht beurteilen kann; so zu argumentieren ist desavourierend und selbstdisqualifizierend, jedenfalls intellektuell unredlich.
  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
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#60 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 23 August 2009 - 10:04

Aber dass die Taten meines Vaters mich daran hindern sollen, eine Meinung zu haben und die dann auch zu äußern, sehe ich ehrlich gesagt nicht ein. (i) : Im Trockenzustand sind wir alle entweder ganz doll mutig oder schlau genug, rechtzeitig wegzulaufen. (ii)

(Alles eher OT, also nur kurz: Zum ersten Zitat - es kommt eben auf die Taten an, und in welchem Umfeld man lebt bzw. aufgewachsen ist; wenn ich mich zu etwas äußere, spricht nicht nur der rein rationale Teil. "Erbsünde" lehne ich ab, aber nachhaltige Auswirkungen auf das Leben meines Gesprächsgegenübers der "Taten" spiel(t)en schon eine große Rolle. Da äußere ich dann schon meine Meinung, insofern notwendig, aber halte möglichst keine (Foren-) Vorträge. Zum 2. Zitat: Mit Schläue hat das sicherlich wenig zu tun, sondern auch viel mit Gelegenheit - z.B. gibt es dort wo ich hin "fliehe", Arbeit für mich? Ich meinte nur, in welche Richtung ich mich wohl entscheiden würde, in so einem lebensverachtenden Umfeld. Das meine ich auch von mir zu wissen, weil ich schon einmal im Leben - in einer sicherlich weit weniger bedrohlichen Situation als Deutschland zur Hochzeit der Nazis - ähnlich entschieden habe.)

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)




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