Salut @ tous, ich möchte mich gerade dazu einmal kurz melden, wobei dieses kurz, das ahne ich schon, wohl doch etwas länger ausfallen wird, als eigentlich gedacht. Werner Fleischers Kritik und Anmerkungen zu einer „Perry Rhodan Forschung“ sind ebenso gut, wie sie unklar bleiben. Denn Werner erklärt nun so überhaupt gar nicht, was er unter „Perry Rhodan Forschung“ grundsätzlich und überhaupt versteht. Ist damit eine Auflistung von Daten, Tabellen, Nummern, Autoren, Heftromanen usw. gemeint? - Dies wird er kostenlos und sehr ausführlich, vielleicht mit etwas Recherchearbeit, in der perrypedia gut aufgeführt finden. Und solche Listen sind, auch wenn sie die Grundlage einer Beschäftigung mit Perry Rhodan darstellen, nicht unbedingt das, was man als „Perry Rhodan Forschung“ bezeichnen könnte. Sollen es vielleicht essayistische Darstellungen sein, wie sie z.B. Rainer Stache in den Anhängen zu der 2A. seiner Diss. geschrieben hat? Das käme dem Gedanken einer „PR-Forschung“ schon näher. Allerdings haben gerade solche Essays den Pferdefuß in sich, dass sie ein subjektives Nachdenken über einen Sachverhalt beinhalten, durchaus mit wissenschaftlicher Grundhaltung arbeiten, aber weniger die objektiv-kritische (und belegorientierte) Weise wissenschaftlicher Arbeit für sich in Anspruch nehmen. Das ist weder gut noch schlecht, sondern eine mögliche Weise, wie ein „Nachdenken über Perry Rhodan“ funktionieren könnte. Aber, wie schon gesagt, die Grundhaltung solcher Essays ist subjektiv und beinhaltet einen „persönlichen Blick“, der *wissenschaftliche* „PR-Forschung“ nicht abdeckt. Ein arg abschreckendes Beispiel wäre übrigens der „Maus-Artikel“ im Stern. Die für den „normalen Leser“ vielleicht drögeste Weise der „PR-Forschung“ ist tatsächlich *Fach*forschung, welche der Vorstellung von „PR-Forschung“ wohl am nächsten käme, aber leider auch primär für *Fach*leute geschrieben ist. Das wäre nun in der Tat eine „PR-Forschung“, die sich z.B. beschäftigen könnte mit „Wie ist ein PR-Zyklus strukturiert? Strukturalistische Analyse der Zyklenkonzeption.“ oder „†™Vom Mädchen zur Frau†™ - Die Genderfrage in der Perry Rhodan Serie.“ oder „†™Hyperimpedanz, Dakkardimballon und Zirkustricks†™ - Sprachliche Komposita zur Generierung einer Lesergemeinschaft.“ oder - ganz uneitel nun mal meinen Forschungsaufsatz eingebracht - „Humorkonzeptionen und ihre Wirkung auf die narrative Welt der Science Fiction.“ Solche Aufsätze haben leider eine gewisse Drögheit in sich, die gerade für die Leser nervend ist, die unter „Perry Rhodan Forschung“ eine hübsch geschriebene Hymne erwarten oder einen Verriss, der nicht über einen Kritikbeitrag im Feuilleton hinausgeht. Und damit kommen wir auch zu einem weiteren Punkt der „Perry Rhodan Forschung“: Eine solche Forschung wird primär von zwei Disziplinen getragen, nämlich der Literaturwissenschaft und der Kulturwissenschaft. Diese beiden Fachrichtungen sind bei „den“ PR-Lesern - und ich beziehe mich nur auf meine eigenen Erfahrungen im NGF - nicht besonders beliebt. Da wird halt gerne Literaturkritik a la Heidenreich und Reich-Ranicki mit einer Forschungsarbeit verwechselt und auch gerne dann als „relativ“, „subjektiv“ und „unwissenschaftlich“ verteufelt, wenn Forschungsarbeit kritisch das Vielgeliebte hinterfragt. Denn rezeptionsästhetisch beeilt man sich zu sagen: So viele Leser, so viele Bedeutungen. Gerade eben noch las ich sehr amüsiert den ironischen Trademark vom „wahrenundkritischen Leser“ im NGF, welcher mich aus mehreren Gründen erheiterte. Ich glaube, und das ist meine traurige Schlussfolgerung, dass „die meisten Leser“ - hier auch wieder nur bezogen auf meine Erfahrung im NGF - eine „Perry Rhodan Forschung“ gar nicht wollen, sie im Zusammenhang von literatur- und kulturwissenschaftlicher Forschung sogar ablehnen! Denn was eine solche Forschung (im Idealfall!) beinhaltet, ist der kritische und objektive Umgang mit dem Text „Perry Rhodan“ - und das muss nun nicht immer zu einem Lob führen. Und dann glaube ich auch, dass es viele Leser gibt, die sich für eine solche Forschung gar nicht interessieren, weil ihre Haltung zu Perry Rhodan eher konsumierend ist: sie wollen unterhalen werden und das ist auch völlig in Ordnung so. Der ganze Krams drum herum ist für sie von geringer Bedeutung. Und um zum Abschluss noch einmal alles zu verkomplizieren: Eine Forschung von PR hätte grundsätzlich drei mögliche Ausrichtungen (mit weiteren Differenzierungsmöglichkeiten): eine produktionsästhetische, welche sich dann z.B. mit dem Verhältnis Exposees und Text, Autor und Text usw. beschäftigt, eine rezeptionsästhetische, welche den Leser und den Text ins Zentrum rückt und eine textimmanente, welche sich um Autoren und Leser, Exposees und Marktanalysen gar nicht kümmert, sondern allein den Text an sich betrachtet. So würde es dem letztgenannte Forschungsansatz vollkommen gleichgültig sein, was z.B. in einem Exposee steht oder ob der Autor ein Vielschreiber ist oder nicht. lg Ten. [Mod] Aus dem Verlagspseudonym-Thread ausgegliedert [/Mod]
Bearbeitet von Morn, 06 August 2009 - 13:55.