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Perry-Rhodan-Forschung


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59 Antworten in diesem Thema

#1 Tennessee

Tennessee

    Cybernaut

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Geschrieben 06 August 2009 - 13:40

"Um diese und andere Fragen wissenschaftlich zu klären, braucht es eine engagierte wissenschaftliche Perry Rhodan Forschung" :D :D

Salut @ tous, ich möchte mich gerade dazu einmal kurz melden, wobei dieses kurz, das ahne ich schon, wohl doch etwas länger ausfallen wird, als eigentlich gedacht. Werner Fleischers Kritik und Anmerkungen zu einer „Perry Rhodan Forschung“ sind ebenso gut, wie sie unklar bleiben. Denn Werner erklärt nun so überhaupt gar nicht, was er unter „Perry Rhodan Forschung“ grundsätzlich und überhaupt versteht. Ist damit eine Auflistung von Daten, Tabellen, Nummern, Autoren, Heftromanen usw. gemeint? - Dies wird er kostenlos und sehr ausführlich, vielleicht mit etwas Recherchearbeit, in der perrypedia gut aufgeführt finden. Und solche Listen sind, auch wenn sie die Grundlage einer Beschäftigung mit Perry Rhodan darstellen, nicht unbedingt das, was man als „Perry Rhodan Forschung“ bezeichnen könnte. Sollen es vielleicht essayistische Darstellungen sein, wie sie z.B. Rainer Stache in den Anhängen zu der 2A. seiner Diss. geschrieben hat? Das käme dem Gedanken einer „PR-Forschung“ schon näher. Allerdings haben gerade solche Essays den Pferdefuß in sich, dass sie ein subjektives Nachdenken über einen Sachverhalt beinhalten, durchaus mit wissenschaftlicher Grundhaltung arbeiten, aber weniger die objektiv-kritische (und belegorientierte) Weise wissenschaftlicher Arbeit für sich in Anspruch nehmen. Das ist weder gut noch schlecht, sondern eine mögliche Weise, wie ein „Nachdenken über Perry Rhodan“ funktionieren könnte. Aber, wie schon gesagt, die Grundhaltung solcher Essays ist subjektiv und beinhaltet einen „persönlichen Blick“, der *wissenschaftliche* „PR-Forschung“ nicht abdeckt. Ein arg abschreckendes Beispiel wäre übrigens der „Maus-Artikel“ im Stern. Die für den „normalen Leser“ vielleicht drögeste Weise der „PR-Forschung“ ist tatsächlich *Fach*forschung, welche der Vorstellung von „PR-Forschung“ wohl am nächsten käme, aber leider auch primär für *Fach*leute geschrieben ist. Das wäre nun in der Tat eine „PR-Forschung“, die sich z.B. beschäftigen könnte mit „Wie ist ein PR-Zyklus strukturiert? Strukturalistische Analyse der Zyklenkonzeption.“ oder „†™Vom Mädchen zur Frau†™ - Die Genderfrage in der Perry Rhodan Serie.“ oder „†™Hyperimpedanz, Dakkardimballon und Zirkustricks†™ - Sprachliche Komposita zur Generierung einer Lesergemeinschaft.“ oder - ganz uneitel nun mal meinen Forschungsaufsatz eingebracht - „Humorkonzeptionen und ihre Wirkung auf die narrative Welt der Science Fiction.“ Solche Aufsätze haben leider eine gewisse Drögheit in sich, die gerade für die Leser nervend ist, die unter „Perry Rhodan Forschung“ eine hübsch geschriebene Hymne erwarten oder einen Verriss, der nicht über einen Kritikbeitrag im Feuilleton hinausgeht. Und damit kommen wir auch zu einem weiteren Punkt der „Perry Rhodan Forschung“: Eine solche Forschung wird primär von zwei Disziplinen getragen, nämlich der Literaturwissenschaft und der Kulturwissenschaft. Diese beiden Fachrichtungen sind bei „den“ PR-Lesern - und ich beziehe mich nur auf meine eigenen Erfahrungen im NGF - nicht besonders beliebt. Da wird halt gerne Literaturkritik a la Heidenreich und Reich-Ranicki mit einer Forschungsarbeit verwechselt und auch gerne dann als „relativ“, „subjektiv“ und „unwissenschaftlich“ verteufelt, wenn Forschungsarbeit kritisch das Vielgeliebte hinterfragt. Denn rezeptionsästhetisch beeilt man sich zu sagen: So viele Leser, so viele Bedeutungen. Gerade eben noch las ich sehr amüsiert den ironischen Trademark vom „wahrenundkritischen Leser“ im NGF, welcher mich aus mehreren Gründen erheiterte. Ich glaube, und das ist meine traurige Schlussfolgerung, dass „die meisten Leser“ - hier auch wieder nur bezogen auf meine Erfahrung im NGF - eine „Perry Rhodan Forschung“ gar nicht wollen, sie im Zusammenhang von literatur- und kulturwissenschaftlicher Forschung sogar ablehnen! Denn was eine solche Forschung (im Idealfall!) beinhaltet, ist der kritische und objektive Umgang mit dem Text „Perry Rhodan“ - und das muss nun nicht immer zu einem Lob führen. Und dann glaube ich auch, dass es viele Leser gibt, die sich für eine solche Forschung gar nicht interessieren, weil ihre Haltung zu Perry Rhodan eher konsumierend ist: sie wollen unterhalen werden und das ist auch völlig in Ordnung so. Der ganze Krams drum herum ist für sie von geringer Bedeutung. Und um zum Abschluss noch einmal alles zu verkomplizieren: Eine Forschung von PR hätte grundsätzlich drei mögliche Ausrichtungen (mit weiteren Differenzierungsmöglichkeiten): eine produktionsästhetische, welche sich dann z.B. mit dem Verhältnis Exposees und Text, Autor und Text usw. beschäftigt, eine rezeptionsästhetische, welche den Leser und den Text ins Zentrum rückt und eine textimmanente, welche sich um Autoren und Leser, Exposees und Marktanalysen gar nicht kümmert, sondern allein den Text an sich betrachtet. So würde es dem letztgenannte Forschungsansatz vollkommen gleichgültig sein, was z.B. in einem Exposee steht oder ob der Autor ein Vielschreiber ist oder nicht. lg Ten. [Mod] Aus dem Verlagspseudonym-Thread ausgegliedert [/Mod]

Bearbeitet von Morn, 06 August 2009 - 13:55.

"Mit meiner Frau in 'Romeo und Julia'. Das schlechteste Stück, das ich je gesehen habe, und dazu schauderhaft gespielt. Habe beschlossen, nie wieder in eine Premiere zu gehen, weil die Schauspieler dauernd ihren Text vergessen." (Samuel Pepys, 23.02.1633)

#2 Gast_L.N. Muhr_*

Gast_L.N. Muhr_*
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Geschrieben 06 August 2009 - 13:46

Ein arg abschreckendes Beispiel wäre übrigens der „Maus-Artikel“ im Spiegel.

Im "Stern". Aus diversen Gründen - z.B. weil ich für SPON arbeite, aber natürlich auch, weil ich ein Korinthenkacker bin - ist mir das wichtig. Kritik, wem Kritik gebührt. :D

#3 Tennessee

Tennessee

    Cybernaut

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Geschrieben 06 August 2009 - 13:51

Im "Stern". Aus diversen Gründen - z.B. weil ich für SPON arbeite, aber natürlich auch, weil ich ein Korinthenkacker bin - ist mir das wichtig. Kritik, wem Kritik gebührt. :D

Salut L.N., da hast du natürlich Recht! Ich habe es im Beitrag ediert. Danke für den Hinweis + ein bschämtes Sorry, meinerseits. lg Ten.
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#4 Gast_atheist666_*

Gast_atheist666_*
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Geschrieben 06 August 2009 - 15:05

Jetzt wird aus Werner´s ironische Bemerkung ein Thread gemacht; ich finde es geil :D Sorry Ten, SCNR

#5 Crashlander

Crashlander

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Geschrieben 06 August 2009 - 15:12

"Perry-Rhodan-Forschung" - wie Du schon schreibst, Tennesse, ein hochtrabender Begriff ohne (in dieser Form) konkreten Inhalt.Da muß man sich doch mal fragen, ob die Serie überhaupt so bedeutend ist, daß es sich überhaupt lohnt, dafür ein eigenes "Forschungsgebiet" einzurichten.Ich stimme Dir da in soweit zu, daß sich eine solche Forschung im wesentlichen auf kultur- und literarturwissenschaftliche beschränken müßte, diese aber natürlich nur im Zusammenhang mit der SF und/oder der Trivialliteratur im Ganzen. Es sei denn, Werner Fleischer meint dies im Sinne der "Donald-Forschung" der Donaldisten ;) .Soweit er aber meinen sollte, die Umstände der Entwicklung der Serie und ihr Werdegang solle erforscht werden, dann hat er aber wohl Pech gehabt, weil der überwiegende Teil der Personen, die da Auskunft geben könnte, mittlerweile schon verstorben ist.Insofern sehe ich da keine "Perry-Rhodan-Forschung" auf uns zukommen.

#6 MoiN

MoiN

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Geschrieben 06 August 2009 - 15:15

... Werner´s ironische Bemerkung ...

Ich denke, der Werner hat es durchaus ernst gemeint. :)

Es sei denn, Werner Fleischer meint dies im Sinne der "Donald-Forschung" der Donaldisten :D . Soweit er aber meinen sollte, die Umstände der Entwicklung der Serie und ihr Werdegang solle erforscht werden, dann hat er aber wohl Pech gehabt, weil der überwiegende Teil der Personen, die da Auskunft geben könnte, mittlerweile schon verstorben ist.

Vielleicht meldet er sich an und diskutiert mit uns. ;) Übrigens hatte er mal genau auf diesen Punkt hingewiesen (in Sinzig, meine ich), womit er auch begründete, warum Eile geboten wäre.

Bearbeitet von MoiN, 06 August 2009 - 15:19.

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#7 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 06 August 2009 - 15:50

Eine mögliche Forschung würde sich auch auf Autorenverträge erstrecken und die Serie in Zusammenhang mit den Heftreihen betrachten. Ein großer Teil würde aber wegfallen: Perry Rhodan bezog manches aus dem Fandom, z.B. Vurguzz. Aber da Fanzines in der Regel nicht aufgehoben wurden und viele damals Beteiligte inzwischen verstorben sind, ist die Quellenlage doch eher schlecht. Kugelraumer oder der Begriff Lemuria gab es ebenfalls bereits vor PR, so etwas sollte man näher untersuchen. Science Fiction im Allgemeinen und dann noch Perry Rhodan oder irgendeine andere Heftserie, da würden sich nur wenige Germanisten finden lassen, die das untersuchen. Ähnliches gilt für viele andere Heftserien oder -reihen. Manche deutsche Science Fiction war der amerikanischen hinsichtlich Technik und Weltraum-/Astronomiedarstellung "voraus", beispielsweise "Der Luftpirat".

#8 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 06 August 2009 - 15:55

... Aber da Fanzines in der Regel nicht aufgehoben wurden und viele damals Beteiligte inzwischen verstorben sind, ist die Quellenlage doch eher schlecht....

Ich glaube das die Quellenlage gar nicht sooo schlecht wäre, würde man die durchaus noch lebenden Sammler dazu bewegen können entsprechende Einsicht zu gewähren. Als Vorarbeit wäre endlich mal eine Bibliographie der Fanzine notwendig, die Neumann ja angekündigt hat, jedoch anscheinend nicht zu Ende bringt. Gruß Thomas

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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#9 hawaklar

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Geschrieben 06 August 2009 - 16:02

Ich denke auch, dass eine kulturwissenschaftliche Forschung für die interessierten Fans aussagekräftiger wäre, als eine literaturwissenschaftliche. Man könnte durchaus einmal erforschen, welchen Einfluss das Phänomem Perry Rhodan auf die Leserschaft hat. Ich denke man kann PR durchaus als kulturelles Phänomem bezeichnen, wenn man bedenkt, dass seit beinahe 50 Jahren Woche für Woche an einer Fortsetzungsgeschichte im SF-Genre gestrickt wird. In dieser Zeitspanne sind etliche andere trivialliterarische Kulturen aufgeblüht und wieder unter gegangen, aber Perry wird wie der aus der Werbung bekannte Duracell-Trommler von seinen Fans weiter getragen "und läuft und läuft und läuft".  ;)

Wie viele Menschen werden, so wie ich, ihren Weg in die SF-Literatur über die PR-Serie gefunden haben? Wie viele Menschen werden, auch so wie ich, sich immer wieder mal Auszeiten von der Serie genommen haben, ohne aber wirklich von ihr los zu kommen?

Es gibt immer wieder mal Presseartikel, die in diese Richtung gehen, aber so richtig mit einem wissenschaftlichen Anspruch gab es wohl nur eine ideologisch angehauchte Arbeit aus den frühen 70ern (da lief die Serie gerade mal gut zehn Jahre). Seither ist zum einen viel Zeit verstrichen, zum anderen müsste der dort herausgearbeitete Sachverhalt dringend einmal neu bewertet werden.

"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)


#10 †  a3kHH

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Geschrieben 06 August 2009 - 19:42

Ich denke auch, dass eine kulturwissenschaftliche Forschung für die interessierten Fans aussagekräftiger wäre, als eine literaturwissenschaftliche.

Oder eventuell ein Buch mit beiden Richtungen ? Wenn genügend interessante Sachen zusammenkommen, etwa auf dem Niveau von Tennessees Humorartikel kann man da durchaus drüber nachdenken. :P

#11 simifilm

simifilm

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Geschrieben 06 August 2009 - 20:17

Eine mögliche Forschung würde sich auch auf Autorenverträge erstrecken und die Serie in Zusammenhang mit den Heftreihen betrachten. Ein großer Teil würde aber wegfallen: Perry Rhodan bezog manches aus dem Fandom, z.B. Vurguzz. Aber da Fanzines in der Regel nicht aufgehoben wurden und viele damals Beteiligte inzwischen verstorben sind, ist die Quellenlage doch eher schlecht. Kugelraumer oder der Begriff Lemuria gab es ebenfalls bereits vor PR, so etwas sollte man näher untersuchen. Science Fiction im Allgemeinen und dann noch Perry Rhodan oder irgendeine andere Heftserie, da würden sich nur wenige Germanisten finden lassen, die das untersuchen. Ähnliches gilt für viele andere Heftserien oder -reihen. Manche deutsche Science Fiction war der amerikanischen hinsichtlich Technik und Weltraum-/Astronomiedarstellung "voraus", beispielsweise "Der Luftpirat".

Da scheinen mir mindestens zwei Behauptungen ziemlich falsch. Die Quellenlage ist im SF-Bereich im Vergleich zu anderen Paraliteraturen hervorragend. Dank Generationen von fleißigen Sammlern sind Primärtexte und Fanzines erstaunlich vollständig erhalten. Dass sich Germanisten grundsätzlich nicht für SF und/oder Heftserien interessieren, ist ebenfalls Unsinn. Beide Bereiche werden und wurden durchaus erforscht.

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#12 Armin

Armin

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Geschrieben 06 August 2009 - 20:31

Science Fiction im Allgemeinen und dann noch Perry Rhodan oder irgendeine andere Heftserie, da würden sich nur wenige Germanisten finden lassen, die das untersuchen.

Germanisten sind manchmal besser als ihr Ruf. Ich habe meinem Prof. an der Uni Mannheim damals Carl Amerys Der Untergang der Stadt Passau als Thema für meine Magisterarbeit vorgeschlagen. Goethe oder Schiler wäre ihm lieber gewesen, klar, aber er hat sich ohne Murren drauf eingelassen und hat am Ende auch recht zufrieden gewirkt. Parallel dazu wurden speziell am anglistischen Seminar damals (uh, wie das klingt - in den 90ern ...) relativ viele phantastische Texte gelesen - von Dracula und Frankenstein über Margaret Atwood Handmaid's Tale bis hin zu Ursula K. LeGuin oder Octavia E. Butler.

#13 Gerd

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Geschrieben 06 August 2009 - 20:49

Germanisten sind manchmal besser als ihr Ruf. Ich habe meinem Prof. an der Uni Mannheim damals Carl Amerys Der Untergang der Stadt Passau als Thema für meine Magisterarbeit vorgeschlagen. Goethe oder Schiler wäre ihm lieber gewesen, klar, aber er hat sich ohne Murren drauf eingelassen und hat am Ende auch recht zufrieden gewirkt. Parallel dazu wurden speziell am anglistischen Seminar damals (uh, wie das klingt - in den 90ern ...) relativ viele phantastische Texte gelesen - von Dracula und Frankenstein über Margaret Atwood Handmaid's Tale bis hin zu Ursula K. LeGuin oder Octavia E. Butler.

Stimmt, das habe ich ja sogar hier stehen. :P Und dass bei den Anglisten an diversen Unis relativ viele phantastische Texte gelesen wurden, habe ich auch gelegentlich mitbekommen - aber bei den Germanisten?


@ simi:

Generell ist es aber wohl doch trotzdem so, dass (phantastische) Heftserien nicht unbedingt zu den beliebteren Tätigkeitsfeldern der Germanisten gehören, oder sollte sich da in letzter Zeit was geändert haben?


Ich habe ehrlich gesagt immer noch das Gefühl, dass die Beschäftigung mit allem, was man als Trivialliteratur bezeichnen kann, an deutschen Unis eher ungern gesehen wird. Und zweifellos ist die 137. Arbeit über Goethe oder Schiller natürlich wesentlich geeigneter, wenn schon nicht die Literaturwissenschaften, dann doch wenigstens den Verfasser besagter Arbeit in den literaturwissenschaftlichen Sphären weiterzubringen. :P
Sudden moroseness. One hop too far.

#14 Armin

Armin

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Geschrieben 06 August 2009 - 21:03

Stimmt, das habe ich ja sogar hier stehen. :P

Löblich :P

Und dass bei den Anglisten an diversen Unis relativ viele phantastische Texte gelesen wurden, habe ich auch gelegentlich mitbekommen - aber bei den Germanisten?

Hatten wir hier nicht neulich das Beispiel eines Seminars, in dem Storys aus Helmuths Visionen Bestandteil waren? Da hatte ich eigentlich gedacht, dass es Hoffnung gibt.

Ich habe ehrlich gesagt immer noch das Gefühl, dass die Beschäftigung mit allem, was man als Trivialliteratur bezeichnen kann, an deutschen Unis eher ungern gesehen wird. Und zweifellos ist die 137. Arbeit über Goethe oder Schiller natürlich wesentlich geeigneter, wenn schon nicht die Literaturwissenschaften, dann doch wenigstens den Verfasser besagter Arbeit in den literaturwissenschaftlichen Sphären weiterzubringen. :o

Genau deshalb hab ich mein Beispiel oben angebracht - es kann nichts schaden, wenn von den Studenten Impulse ausgehen. Wenn du nur drauf wartest, was dir der Prof. vorsetzt ...

#15 Tennessee

Tennessee

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Geschrieben 06 August 2009 - 21:36

Stimmt, das habe ich ja sogar hier stehen. :P Und dass bei den Anglisten an diversen Unis relativ viele phantastische Texte gelesen wurden, habe ich auch gelegentlich mitbekommen - aber bei den Germanisten?

Salut Gerd, ja, bei den Germanisten ist es ein bisl arg bestellt mit den phantastischen Texten. Aber das kann daran liegen, dass SF und F in der deutschen Literaturgeschichte nicht so stark präsent waren wie z.B. in de englichen, amerikanischen oder französishen Literatur. In der Germanistik wird aber immer noch gerne E.T.A. Hoffmann hervorgeholt, wenn man "deutsche SF,F oder Horror" sucht. Ich denke, dass die anderen Länder mit ihrer "Para"literatur sehr viel selbstverständlicher umgegangen sind, als die Deutschen.

@ simi: Generell ist es aber wohl doch trotzdem so, dass (phantastische) Heftserien nicht unbedingt zu den beliebteren Tätigkeitsfeldern der Germanisten gehören, oder sollte sich da in letzter Zeit was geändert haben? Ich habe ehrlich gesagt immer noch das Gefühl, dass die Beschäftigung mit allem, was man als Trivialliteratur bezeichnen kann, an deutschen Unis eher ungern gesehen wird. Und zweifellos ist die 137. Arbeit über Goethe oder Schiller natürlich wesentlich geeigneter, wenn schon nicht die Literaturwissenschaften, dann doch wenigstens den Verfasser besagter Arbeit in den literaturwissenschaftlichen Sphären weiterzubringen. :P

Nou, seit dem cultural turn, wo die Kulturwissenschaften immer stärker Einzug halten in die "klassischen" Philologien, hat sich schon was geändert. "Kultur" wird ja nicht mehr nur als elitärer Output einer oberen Bildungsschicht verstanden. Massen-, Populär- und Trivialphänomene werden viel stärker als Teil eines untersuchenswertens Kulturausdrucks verstanden. Damit eröffnet sich auch das Forschungsfeld auf die pöse pöse Trivialliteratur, die - und da muss man die Kirche auch mal im Dorf lassen - sicherlich nicht soooo ergiebig ist, wie z.B. ein Goethe oder ein Thomas Mann, die aber auch viel stärker kulturwissenschaftlich gedeutet wird. Nehmen wir das Beispiel PR: Die Serie gibt es seit 1961, bald 50 Jahre begleitet sie die BRD. Weniger interessant ist die Frage, wie PR auf die BRD-Gesellschaft gewirkt hat (für so bedeutend sollte man PR nicht halten), sondern welche Veränderungen in der Gesellschaft sich in PR widerspiegeln. Da ist die "Voltz-Ära" natürlich das Paradebeispiel. Aber auch die vielgescholtene Feldhoff'sche Marktanalyse. Viele jüngere Germanisten sind sich auch nicht zu schade, sich mit Trivialliteratur zu befassen und diese zu untersuchen. Aber da gibt es natürlich schon eine Generationskluft. Was aber schon zu bedenken ist, ist dass man sich der Para-, Trivial- oder Wie.man.sie.nun.nennen.mag-Literatur anders annähert als einen Goethe oder auch einen Christian Kracht. Zum Abschluss eine hübsche Frage zum "Massenphänomen Trivialität": Wieso sind eigentlich so viele Menschen aus so vielen unterschiedlichen Schichten beim Biene Maja Lied text- oder wenigstens melodiesicher? *zwinker* lg Ten.

Bearbeitet von Tennessee, 06 August 2009 - 21:47.

"Mit meiner Frau in 'Romeo und Julia'. Das schlechteste Stück, das ich je gesehen habe, und dazu schauderhaft gespielt. Habe beschlossen, nie wieder in eine Premiere zu gehen, weil die Schauspieler dauernd ihren Text vergessen." (Samuel Pepys, 23.02.1633)

#16 rudam

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Geschrieben 06 August 2009 - 21:44

Ich denke auch, dass eine kulturwissenschaftliche Forschung für die interessierten Fans aussagekräftiger wäre, als eine literaturwissenschaftliche.

Ich stimme dir da zu, das eine kulturwissenschaftliche Erforschung ohne Frage eine sehr spannendes Untersuchungfeld wäre, da sich in einer Serie, die sich über 50 Jahre erstreckt, immer auch den Zeitgeist wiederspiegelte. Dies wird ja auch gerne von den Machern und den Leser gerne betont, welchen Einfluss mainstream und underground auf die Serie hatte. Die Fragen wären dann wann, wo und wie erfolgreich?

#17 Ulrich

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Geschrieben 06 August 2009 - 21:47

Da scheinen mir mindestens zwei Behauptungen ziemlich falsch. Die Quellenlage ist im SF-Bereich im Vergleich zu anderen Paraliteraturen hervorragend. Dank Generationen von fleißigen Sammlern sind Primärtexte und Fanzines erstaunlich vollständig erhalten. Dass sich Germanisten grundsätzlich nicht für SF und/oder Heftserien interessieren, ist ebenfalls Unsinn. Beide Bereiche werden und wurden durchaus erforscht.

Herrje, soll ich jetzt pingelig werden? Von Primärliteratur habe ich doch gar nichts gesagt. Auch nicht, dass sich Germanisten nicht für SF interessieren oder es grundsätzlich nicht behandelt wird. Ich weiß sehr wohl, dass Science Fiction intensiv gesammelt wird. Aber wie sieht es mit Sammlungen an Universitäten aus? Wir reden hier doch nicht über grundsätzliches Interesse oder der durchaus nennenswert zu bezeichenden Arbeit der Wissenschaftler mit SF, sondern über die intensive Beschäftigung mit der SF und Perry Rhodan im Speziellen als Forschungsschwerpunkt. Gut, ich irre mich und übersehe die vielen Lehrstühle (als "viel" würde ich mehr als 10 betrachten), die Science Fiction als Forschungsschwerpunkt haben, entsprechende Literatursammlungen besitzen und über Jahre hinweg sich damit beschäftigen, ebenso die wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu Perry Rhodan, Indizes zu Fanmagazinen, Bibliographien, Werkausgaben in wissenschaftlichen Verlagen u.a. Wenn die Science Fiction derart intensiv behandelt wird, müsste das doch quantifizierbar sein: Veröffentlichungen, Mitarbeiterzahlen, Forschungsgelder wie Drittmittel... Dann muss ich falsch damit liegen, dass nur wenige Germanisten es sich von Geld und Zeit her leisten können, mehrere Jahre über Perry Rhodan als Schwerpunkt in ihrer Arbeit zu forschen. Da ich kein Germanist bin, verstehe ich halt nix von diesen Dingen und überlasse entsprechende Meinungsäußerungen nur noch den Wissenschaftlern aus Literatur, Film und Kunst. Am besten bin ich einfach nur noch Leser.

#18 rudam

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Geschrieben 06 August 2009 - 21:50

dass bei den Anglisten an diversen Unis relativ viele phantastische Texte gelesen wurden

das könnte auch daran liegen, das Science Fiction in den USA sowohl im schulischen Alltag als auch in der akademischen Lehre und Forschung einen hohen seriösen Stellenwert hat.

#19 simifilm

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Geschrieben 07 August 2009 - 00:04

Herrje, soll ich jetzt pingelig werden? Von Primärliteratur habe ich doch gar nichts gesagt. Auch nicht, dass sich Germanisten nicht für SF interessieren oder es grundsätzlich nicht behandelt wird. Ich weiß sehr wohl, dass Science Fiction intensiv gesammelt wird. Aber wie sieht es mit Sammlungen an Universitäten aus? Wir reden hier doch nicht über grundsätzliches Interesse oder der durchaus nennenswert zu bezeichenden Arbeit der Wissenschaftler mit SF, sondern über die intensive Beschäftigung mit der SF und Perry Rhodan im Speziellen als Forschungsschwerpunkt. Gut, ich irre mich und übersehe die vielen Lehrstühle (als "viel" würde ich mehr als 10 betrachten), die Science Fiction als Forschungsschwerpunkt haben, entsprechende Literatursammlungen besitzen und über Jahre hinweg sich damit beschäftigen, ebenso die wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu Perry Rhodan, Indizes zu Fanmagazinen, Bibliographien, Werkausgaben in wissenschaftlichen Verlagen u.a. Wenn die Science Fiction derart intensiv behandelt wird, müsste das doch quantifizierbar sein: Veröffentlichungen, Mitarbeiterzahlen, Forschungsgelder wie Drittmittel...

Wahr mal die Proportionen. Du hast ursprünglich geschrieben, dass sich nur "wenige Germanisten finden lassen, die das untersuchen". Zwischen dieser Aussage und dem, was Du jetzt schreibst, liegen ungefähr vier Grössenordnungen. Ersteres impliziert ein ziemlich grundlegendes Desinteresse an Paraliteratur wie Perry Rhodan. Zwischen dem und intensiver Behandlung gibt es noch einige Zwischenstufen †¦

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#20 Gast_atheist666_*

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Geschrieben 07 August 2009 - 01:11

Sorry Leuts. Ich hatte gedacht, in dem ganzen Threadkontext, daß Werner es ironisch meinte, und ich wußte nichts von seinen Statements in Sinzig.

#21 Morn

Morn

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Geschrieben 07 August 2009 - 08:21

Du hast ursprünglich geschrieben, dass sich nur "wenige Germanisten finden lassen, die das untersuchen". Zwischen dieser Aussage und dem, was Du jetzt schreibst, liegen ungefähr vier Grössenordnungen. Ersteres impliziert ein ziemlich grundlegendes Desinteresse an Paraliteratur wie Perry Rhodan.

Ich sehe nicht, dass "wenige Germanisten" ein "grundlegendes Desinteresse" impliziert. Das wuerde ich eher bei "kein Germanist" fuer gegeben halten. Ersteres scheint mir auszusagen, dass sich eben nur wenige Germanisten mit Paraliteratur befassen (und der Rest kein Interesse daran hat). Ulrich hat mMn diese Aussage in seinem zweiten Post nur praezisiert. Ich koennte mir vorstellen, dass die Situation aber mit einer neuen Germanistengeneration besser wird. Wie sieht es denn mit Sammlungen in Unibibliotheken aus zum Thema Paraliteratur im allgemeinen und SF-Heftromanen im speziellen?

#22 Sierra

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Geschrieben 07 August 2009 - 08:47

etwa auf dem Niveau von Tennessees Humorartikel kann man da durchaus drüber nachdenken. :)

Interessant, danke! Ich habe im Sekundärlit.-Thread auch mal auf Klaus Bollenhöfeners (u.a.) "Spurensuche im All. Perry Rhodan Studies" hingewiesen. Der Band scheint zwar leider total vergriffen zu sein, aber eine 2. Aufl. ist in Arbeit.

Bearbeitet von Sierra29, 07 August 2009 - 08:48.

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#23 MoiN

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Geschrieben 07 August 2009 - 09:02

Zum schnelleren Auffinden: Spurensuche im All :)

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#24 Tennessee

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Geschrieben 08 August 2009 - 10:30

[...] Wie sieht es denn mit Sammlungen in Unibibliotheken aus zum Thema Paraliteratur im allgemeinen und SF-Heftromanen im speziellen?

Salut Morn, das ist natürlich schwer zu beantworten, wer kennt schon *die* Unibibliothek*en*. Ich habe die Erfahrung geamcht, dass es in meiner (bzw. den zwei Bibs, mit denen ich arbeite) Bibliothek einen kleinen, elementaren Grundstock an Literatur gibt, der sich mit SF oder Paraliteratur beschäftigt, welcher aber nur punktuell stärker in die Tiefe geht. Ich musste meist viel über Fernleihen sammeln. Die bundesweite Summe an Sek.lit ist sicher recht ansehnlich, aber wohl meist auf viele Einzelbibliotheken verteilt. Und dann noch: Sicher gibt es Forschung zur SF und zur Heftromanserie. Aber diese Forschung, vor allem zu letzterem, steckt m.E. noch in den Kinderschuhen. Und um da einmal auf Crashlanders Einwand zu reagieren, ob die Serie PR überhaupt so bedeutsam sei, dass man über sie forschen müsse - ein ganz klares Ja! Sie ist nicht so bedeutsam, als dass sie in literaturwissenschaftlicher Hinsicht Genre, Gattung und Qualität revolutioniert, sie ist im Gegenteil m.E. recht konventionell. Aber das bedeutet nicht, dass dies nicht untersuchenswert wäre. Gerade auch, um die Kinderschuhe in ein sicheres Gehwerkzeug zu verwandeln, wäre dies nötig. lg Ten.
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#25 †  a3kHH

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Geschrieben 08 August 2009 - 11:10

Sicher gibt es Forschung zur SF und zur Heftromanserie.

Wo ? Würde ich gerne kaufen. :D

#26 simifilm

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Geschrieben 08 August 2009 - 12:11

Wo ? Würde ich gerne kaufen. :D

Kurzes Recherchieren in der örtlichen Unibliothek ergibt folgende Titel, die entweder PR-nahe sind oder sonst mit SF-Hefromanen zu tun haben. Gerhard Teuscher: Perry Rhodan, Jerry Cotton und Johannes Mario Simmel : eine Darstellung zu Theorie, Geschichte und Vertretern der Trivialliteratur. Stuttgart : ibidem, 1999. Schwettmann, Eckhard: Allmächtiger! : Faszination Perry Rhodan. Höfen : Hannibal, 2006. Galle, Heinz Jürgen: Volksbücher und Heftromane : Streifzüge durch über 100 Jahre populäre Unterhaltungsliteratur. 3 Bände. Überarb. Neuausg. Lüneburg : Dieter von Reeken, 2005-2006. Klaus Bollhöfener (Hrsg.): Spurensuche im All. Bad Tölz : Tilsner, 2003. Günter Waldmann: Texte, Gegentexte und Materialien zum produktiven Lesen : [Comics, Western, Kriminalroman, Frauenroman, Science Fiction] . Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, cop. 1980. Günter Waldmann: Unterrichtsmodelle zur Analyse und Eigenproduktion von Trivialliteratur : [Comics, Western, Kriminalroman, Frauenroman, Science Fiction]. Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, cop. 1980. Beate und Jürgen Ellerbrock, Frank Thiesse: Perry Rhodan : Untersuchung einer Science Fiction-Heftromanserie. Lahn-Giessen : Anabas-Verlag, 1977 Das sollte Lesematerial für ein paar Tage bieten. Falls Du generell an Sekundärliteratur zu SF interessiert bist, kannst Du Dich ja mal durch diese Liste durcharbeiten.

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#27 simifilm

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Geschrieben 08 August 2009 - 12:41

Und dann noch: Sicher gibt es Forschung zur SF und zur Heftromanserie. Aber diese Forschung, vor allem zu letzterem, steckt m.E. noch in den Kinderschuhen. Und um da einmal auf Crashlanders Einwand zu reagieren, ob die Serie PR überhaupt so bedeutsam sei, dass man über sie forschen müsse - ein ganz klares Ja! Sie ist nicht so bedeutsam, als dass sie in literaturwissenschaftlicher Hinsicht Genre, Gattung und Qualität revolutioniert, sie ist im Gegenteil m.E. recht konventionell. Aber das bedeutet nicht, dass dies nicht untersuchenswert wäre. Gerade auch, um die Kinderschuhe in ein sicheres Gehwerkzeug zu verwandeln, wäre dies nötig.

Ohne PR genauer zu kennen, denke ich, dass eine rein literaturwissenschaftliche Analyse tatsächlich nicht sonderlich ergiebig wäre; will heissen: Ich glaube nicht, dass hier in Bezug auf Erzähltechnik, Motive, Strukturen etc. viel Neues rauskäme, was sich von anderen Heftserien grundlegend unterscheidet. Das heisst nicht, dass man das nicht machen kann, darf oder soll, ich denke einfach nicht, dass wahnsinnig viel Neues herauskäme, Deine eigene Charakterisierung scheint das ja zu bestätigen. Hunderte PR-Romane zu analysieren, nur um dann bestätigt zu haben, dass die sehr konventionell gemacht sind, wäre in der Tat nicht sehr sexy. Aufschlussreicher wäre hier meiner Ansicht nach eher ein weiter gefasster Ansatz, der stärker auf die Rezeption, also Fangemeinde, Weiterverarbeitung von PR durch Fans, Fanzines etc., abzielt. Oder aber eine Art von Institutionsgeschichte, also ein Innenblick, bei dem analysiert wird, wie und warum die Macher bestimmte Pfade einschlagen. Beides sind aber Dinge, die nicht unbedingt zum Kernbereich der klassischen Literaturwissenschaft gehören (was aber nicht heisst, dass sie nicht interessant sind).

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#28 †  a3kHH

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Geschrieben 08 August 2009 - 14:27

Aufschlussreicher wäre hier meiner Ansicht nach eher ein weiter gefasster Ansatz, der stärker auf die Rezeption, also Fangemeinde, Weiterverarbeitung von PR durch Fans, Fanzines etc., abzielt. Oder aber eine Art von Institutionsgeschichte, also ein Innenblick, bei dem analysiert wird, wie und warum die Macher bestimmte Pfade einschlagen. Beides sind aber Dinge, die nicht unbedingt zum Kernbereich der klassischen Literaturwissenschaft gehören (was aber nicht heisst, dass sie nicht interessant sind).

Zunächst einmal danke für die Literaturliste. Einiges davon habe ich schon (Allmächtiger, das Galle-Standardwerk), einiges gibt es momentan nicht (Spurensuche im Weltraum), hinter dem Rest werde ich einmal auf die Suche gehen. Was PR angeht gebe ich Dir Recht, rein literaturwissenschaftlich betrachtet ist das klassische Trivialliteratur und Punkt. Interessant ist hier mehr der gesellschafts- und kulturwissenschaftliche Impact, den diese Serie auch nach 50 Jahren auf die (West- ?) Deutschen hat. Denn das PR in den 70ern und 80ern meinungsbildend war, ist m.E. unbestritten. Ebenso wie die Tatsache, daß innerhalb der PR-Serie die reale Welt (Eiserner Vorhang, Chinesische Gefahr etc.) romanhaft reflektiert wurde. Aber inwieweit dies die Gesellschaft insgesamt beeinflusst hat, wie groß die jeweilige Lesergemeinde war oder, wie Du es oben geschrieben hast, warum die PR-Macher was eben so gemacht haben, wie sie es schlußendlich taten (und was davon auf individuelle Autoren wie etwa Marianne Sydow zurückzuführen ist), das würde mich schon interessieren zu lesen. :D

#29 Tennessee

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Geschrieben 08 August 2009 - 14:39

[...] Was PR angeht gebe ich Dir Recht, rein literaturwissenschaftlich betrachtet ist das klassische Trivialliteratur und Punkt.

Salut a3, das wäre ja eine Forschungsfrage. Was sind die Merkmale von Trivialliteratur und welche Merkmale treffen auf PR zu? Denn sie wird ja auch gerne als nicht-trivial und stärker im Unterhaltungssektor angesiedelt.

Interessant ist hier mehr der gesellschafts- und kulturwissenschaftliche Impact, den diese Serie auch nach 50 Jahren auf die (West- ?) Deutschen hat. Denn das PR in den 70ern und 80ern meinungsbildend war, ist m.E. unbestritten.

Ich finde dies ist aber das Gegenteil von unbestritten. Wo und im welchen Bereich war denn PR "meinungsbildend"? Da überschätzt die Serie m.E. aber ganz gewaltig!

Ebenso wie die Tatsache, daß innerhalb der PR-Serie die reale Welt (Eiserner Vorhang, Chinesische Gefahr etc.) romanhaft reflektiert wurde. Aber inwieweit dies die Gesellschaft insgesamt beeinflusst hat, wie groß die jeweilige Lesergemeinde war oder, wie Du es oben geschrieben hast, warum die PR-Macher was eben so gemacht haben, wie sie es schlußendlich taten (und was davon auf individuelle Autoren wie etwa Marianne Sydow zurückzuführen ist), das würde mich schon interessieren zu lesen. :D

Nun, aber dazu gibt es ja schon Aussagen gerade zur gegenwärtigen Handlungskonzeption (Stichwort: Marktanalyse). Auch Klaus Frick ist ja durchaus offen in seinen Interviews, warum wie was gemacht wird. Ob das den Rhodanisten dann nun gefällt - well well well... lg Ten.
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#30 simifilm

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Geschrieben 08 August 2009 - 15:17

Salut a3, das wäre ja eine Forschungsfrage. Was sind die Merkmale von Trivialliteratur und welche Merkmale treffen auf PR zu? Denn sie wird ja auch gerne als nicht-trivial und stärker im Unterhaltungssektor angesiedelt.

Das ist ja kein Widerspruch. Man kann sich grundsätzlich darüber streiten, ob ein primär wertender Begriff wie Trivialliteratur überhaupt sinnvoll ist, aber soweit ich sehe, ist Trivialliteratur immer Unterhaltungsliteratur (wobei das Umgekehrte wohl nicht zwangsläufig stimmen muss).

as PR angeht gebe ich Dir Recht, rein literaturwissenschaftlich betrachtet ist das klassische Trivialliteratur und Punkt. Interessant ist hier mehr der gesellschafts- und kulturwissenschaftliche Impact, den diese Serie auch nach 50 Jahren auf die (West- ?) Deutschen hat. Denn das PR in den 70ern und 80ern meinungsbildend war, ist m.E. unbestritten.

Ich weiss nicht so recht, was Du hier mit meinungsbildend meinst. Wessen Meinung soll PR in Bezug auf was nachhaltig beeinflusst haben?

Ebenso wie die Tatsache, daß innerhalb der PR-Serie die reale Welt (Eiserner Vorhang, Chinesische Gefahr etc.) romanhaft reflektiert wurde. Aber inwieweit dies die Gesellschaft insgesamt beeinflusst hat, wie groß die jeweilige Lesergemeinde war oder, wie Du es oben geschrieben hast, warum die PR-Macher was eben so gemacht haben, wie sie es schlußendlich taten (und was davon auf individuelle Autoren wie etwa Marianne Sydow zurückzuführen ist), das würde mich schon interessieren zu lesen.

Bei Fragen des direkten Einfluss von Literatur auf Gesellschaft und umgekehrt muss man meiner Meinung nach generell sehr vorsichtig sein, weil man da sehr schnell sehr weitreichenden Aussagen kommt, die sich kaum wirklich stützen lassen. Das Paradebeispiel sind für mich die amerikanischen SF-Filme der 50er Jahre. Für die einen stehen da die Aliens klar für die rote Gefahr, andere drehen die Sache um und sind der Ansicht, dass damit McCarthy und gesellschaftlicher Konformismus gemeint sind. Und wenn man dann die Filmemacher fragt, kommt wieder was anderes raus. Dass Kunst generell aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen reflektiert, ist wohl unbestritten, aber selten geschieht das in einem eindeutigen 1:1-Verhältnis. Und den Versuch, allgemeine gesellschaftliche Folgen einer Romanserie nachweisen zu wollen, halte ich auf einer ganz grundsätzlichen mehtodischen Ebene für schwierig bis unmöglich.

Nun, aber dazu gibt es ja schon Aussagen gerade zur gegenwärtigen Handlungskonzeption (Stichwort: Marktanalyse). Auch Klaus Frick ist ja durchaus offen in seinen Interviews, warum wie was gemacht wird. Ob das den Rhodanisten dann nun gefällt - well well well...

Hier wäre es natürlich interessant, solche Aussagen mit einer konkreten literaturwissenschaftlichen oder rezeptionsorientierten Analyse zu verbinden. Denn auch Autorenaussagen sind ja nicht der Weisheit letzter Schluss. Nur weil jemand etwas so und so machen wollte, heisst ja keineswegs, dass es ihm auch gelungen ist oder dass es von den Lesern so aufgenommen wurde.

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