Es†˜ Zukunft - Demenz des Alzheimer Typus oder doch auf dem Weg zur Materiequelle?
Lohnt es sich eigentlich? Lohnt es sich eigentlich, die Verantwortlichen zum gefühlten tausendsten Mal darauf zu verweisen, dass Beschreibungen -und seien sie noch so dicht - ein Stilmittel der Wissenschaft sind, nicht des Romans und sie von daher nie ein Ersatz für Handlungen sein können?
Lohnt es sich wirklich, die Verantwortlichen zum gefühlten zehntausendsten Mal darauf zu verweisen, dass man die vielseitigen Facetten eines komplexen Ablaufes am besten dadurch schildert, dass man sie aus verschiedenen Handlungswinkeln aus der Sicht verschiedener Protagonisten schildert?
Lohnt es sich wirklich, die Verantwortlichen zum gefühlten hunderttausendsten Mal darauf zu verweisen, dass Spannung über Emotionen und Emotionen über Personen erzeugt wird - es von daher Sinn macht (sententia stat) Personen einzuführen, mit denen sich der Leser identifizieren kann?
Und last but not least, lohnt es sich wirklich, darauf zu verweisen, dass der dritte Punkt gut geeignet ist, die ersten beiden gleich mit zu erledigen.
Wenn ich so schon frage...
Was haben wir mit dem Roman?
Letztendlich einen ziemlichen Bastard: Wir haben 60 bis 70 Prozent Beschreibungen, die uns allerdings interessante Einblicke in die literarischen Qualitäten eines Rainer Castor ermöglichen - und wir haben in dreißig bis vierzig Prozent des Romans irgendwie so etwas wie den Versuch, eine Handlung einzuführen: die Geschichte des Huslik Valting, die eigenartiger Weise ziemlich gegenüber den Beschreibungen abfällt.
Hätte man den vorherigen Viererblock um einen der beiden Romane MMT†™s gekürzt und hätte man stattdessen diesen Block mit zwei handlungsreichen Romanen begonnen, in denen aus verschiedener Sicht die Probleme des Aufbaus, die Sorgen und die Ängste der Siedler - die nicht mehr zurück können! Das muss man sich einfach einmal vorstellen!! - geschildert worden wäre - es hätte ein schöner Start werden können.
Es hätte.
Stattdessen haben wir seitenweise ein billiges Gelabbere über Politik und Verwaltung von jemanden, der offenkundig nicht weiß, was Politik und Verwaltung sind, wie sie funktionieren und welche Bedeutung sie haben - und ich lasse jetzt ganz bewusst offen, ob ich da Uwe Anton oder Timber F. Whistler meine.
Irgendwie liest sich das wie das Wahlprogramm der Partei mit den drei Punkten.
No Comment. Lohnt einfach nicht. Ich hoffe allerdings, dass es sich für den Verlag und den Autor irgendwie gelohnt hat, denn ansonsten wären solche Äußerungen während eins Bundestagswahlkampfes einfach so etwas von... - ach, lohnt einfach nicht.
Was soll†™s wir werden damit lesen müssen. Wir werden aber auch das überstehen.
Eine Sorge habe ich allerdings: Roberts (God bless his soul) Stärke waren Lebensgeschichte. Wie wir alle wissen, hat uns das eine Flut von überflüssigen Lebensgeschichten eingebracht.
Uwes Stärke sind Beschreibungen...
Soweit ein mangelhaft für diesen Roman.
Zwei Punkte gibt es allerdings doch, die den Roman ein wenig retten. Erster Punkt: Uwe verzichtet weitgehend auf Dialoge. Er kann es einfach nicht, er muss auch einfach fürchterlich harthörig sein - aber immerhin, er scheint es langsam einzusehen. Gut.
Viel schöner allerdings: Der Verteiler von roten Heringen rutscht auf einem seiner eigenen Heringe aus und stößt sich das Steißbein. Das muss ich wohl erklären: Seite 19 (linke Spalte) †š„Möchtest Du auch die Holos der beiden anderen sehen.....“ Whistler bluffte†˜
Was nun? Entweder er blufft, dann sollte er sich mit Zahlen bedeckt halten - oder er weiß Bescheid und kennt die Zahl, dann blufft er aber nicht. Eines von beiden geht nur.
Autsch, kann ich da nur sagen.
Nun ja. Wegen des weitgehenden Verzichtes auf Dialoge und wegen des durchaus unterhaltsamen Ausrutschers („Sprünge wie ein dreibeiniger Pavian“ stand irgendwann einmal in einem PR-Roman als die Autoren noch schreiben konnten...): ausreichend
War†™s das? Doch ja, eigentlich könnte es das sein. Es fehlt allerdings noch der Schlüsselsatz des Romans, der, soweit ich das überblicke, in den bisherigen Diskussionen untergegangen ist.
„Noch.“ Lautet er und findet sich gleich auf Seite 5 in der linken Spalte in viertletzen Zeile; und er gibt einen Gedanken des damals noch lebenden Boten der SI ES wieder.
Dass darob nicht eine Spekualatiuswelle über uns hereingebrochen ist, ich gebe zu, es verwundert mich.
Wenn, wenn, wenn. Wenn wir nun nicht gerade damit rechnen wollen, dass die Autoren beschlossen haben, dass sie endlich einmal nicht hinter dem her hecheln wollen, was sie für den Zeitgeist halten und wenn wir nicht gerade davon ausgehen wollen, dass sie jetzt beschlossen haben, sich an der die Spitze einer Bewegung stellen zu wollend, die eine unvermeidliche Zunahme von Demenz in einer alternden Gesellschaft als ein Problem betrachtet und wenn wir nicht gerade davon ausgehen wollen, dass die Autoren uns am Beispiel unserer so jungen ja auch nicht mehr SI schildern wollen, welche Konsequenzen eine solche Erkrankung haben kann, die natürlich mit einem Mittel geheilt werden kann, das Lotho Keraete besorgen sollte (Perry wird es dann schon schaffen)..... - Wenn wir alle diese Unwahrscheinlichkeiten nicht wollen, dann werden wir wohl daran glauben müssen, dass ES erneut auf dem Weg zur Materiequelle ist und zum Schutz der Bewohner seiner Mächtigkeitsballung beschlossen hat, nur einen Sternenhaufen für seine Karriere zu opfern. Die Flüchtlinge, sowieso nicht gerade die Creme de la Creme der terranischen Bevölkerung wären dann eben ein unterstützender Faktor für die nächsten zehntausend Jahre und ansonsten, da sie nicht heraus können, sowieso zum Scheitern verurteilt.
Schuft, der böses dabei denkt.