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Limit


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78 Antworten in diesem Thema

#61 †  a3kHH

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    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 14 Mai 2010 - 15:16

HP ist eine gut geschriebene Fantasy-Reihe. Daran den Untergang des Genres knüpfen zu wollen, ist doch recht merkwürdig. Auch Twilight fand seine Leser zunächst nicht über einen Hype. Mensch Alfred, man kann ja ein Buch doof finden, aber man muss ja nicht gleich die ganze Welt mit abwatschen.

Nee, das hat nix mit "doof finden" zu tun, ich mag auch Ren Dhark nicht, konstruiere aber nicht den Untergang des Abendlandes daraus. :lol:
Worum es mir in diesem Punkt geht (und damit antworte ich gleichzeitig auf Olivers Kritik an meinem SF-Evolutionsstandpunkt), ist das folgende : SF als auch Fanntasy begannen in der Moderne mit relativ einfachen Romanen. Beispielhaft mögen hier Howards Conan- und Scheers ZBV-Romane genannt sein. Beide Genres wurden weiterentwickelt (Stichwort : "Golden Age"), neu erfunden und auf eine weitere Stufe gehoben ("New Wave"). John Brunners "Morgenwelt" oder Michael Moorcocks spätere Romane sind Beispiele dafür. Heute sind SF&F-Werke inhaltlich, literarisch ebenso wie stilistisch deutlich besser als noch vor 60 Jahren, um 1950.
Jedoch ist die Phantastik nie den Geruch der Pulps losgeworden, der schrillen Groschenhefte aus denen sie hervorging. Harry Potter, die Vampirschlampen-Romane und Limit sind aber auf diesem Niveau (meiner Meinung nach sogar noch darunter, aber das ist erstmal egal, auf jeden Fall qualitativ deutlich minderwertiger als moderne Romane). Durch den Erfolg wird die Phantastik wieder auf dieses minderwertige Niveau zurückgeworfen. Mit Fantasy assoziiert man heute eher niedliche Zauberlehrlinge und sexy Vampire als die Figuren aus dem Herrn der Ringe. Und das nervt mich, deshalb halte ich so etwas wie Limit nicht nur für schlecht, sondern auch für schädlich. Wobei da der meiste Ärger bei mir daraus hervorgerufen wird, da ich sehe, daß mit ein bißchen mehr Lektorat, ein bißchen mehr Sorgfalt, ein bißchen mehr Ehrgeiz ein wirklich guter Roman hätte entstehen können.
:smokin:

#62 simifilm

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Geschrieben 14 Mai 2010 - 15:20

Worum es mir in diesem Punkt geht (und damit antworte ich gleichzeitig auf Olivers Kritik an meinem SF-Evolutionsstandpunkt), ist das folgende : SF als auch Fanntasy begannen in der Moderne mit relativ einfachen Romanen. Beispielhaft mögen hier Howards Conan- und Scheers ZBV-Romane genannt sein. Beide Genres wurden weiterentwickelt (Stichwort : "Golden Age"), neu erfunden und auf eine weitere Stufe gehoben ("New Wave"). John Brunners "Morgenwelt" oder Michael Moorcocks spätere Romane sind Beispiele dafür. Heute sind SF&F-Werke inhaltlich, literarisch ebenso wie stilistisch deutlich besser als noch vor 60 Jahren, um 1950.
Jedoch ist die Phantastik nie den Geruch der Pulps losgeworden, der schrillen Groschenhefte aus denen sie hervorging. Harry Potter, die Vampirschlampen-Romane und Limit sind aber auf diesem Niveau (meiner Meinung nach sogar noch darunter, aber das ist erstmal egal, auf jeden Fall qualitativ deutlich minderwertiger als moderne Romane). Durch den Erfolg wird die Phantastik wieder auf dieses minderwertige Niveau zurückgeworfen. Mit Fantasy assoziiert man heute eher niedliche Zauberlehrlinge und sexy Vampire als die Figuren aus dem Herrn der Ringe.


Warum muss ich da dauernd an die beiden Begriffe "Genre" und "Modus" denken †¦ :smokin:

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

zfs40cover_klein.jpg ZFS16_Coverkleiner.jpg

  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
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#63 †  a3kHH

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Geschrieben 14 Mai 2010 - 15:21

Also mir als aussenstehendem ( ich habe Limit noch nicht gelesen, und nach allem was ich hier so höre, werde ich das vermutlich auch sein lassen ) kommt es schon so vor als würde Herrn Schätzing von einem Teil des Forums geradezu mit Haß begegnet werden der nicht allein durch ein langweiliges, schlecht geschriebenes Buch erklärbar ist und nur damit erklärt werden kann das der Mann so einen großen Erfolg hat.

Das ist kein Haß, daß ist maßloser Ärger über vergeudete Lesezeit, die ich aufwenden musste, weil ein paar Leute diesen Schrott mit guter SF verwechseln. (By the way : Ich leih' Dir den Wälzer gerne, wenn Du Dir ein Bild davon machen willst.) Ich hätte deutlich weniger hohen Blutdruck :lol: wenn dieser Trivialkram nicht andauernd gehypt würde.
:smokin:

#64 Amtranik

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Geschrieben 14 Mai 2010 - 15:47

Das ist kein Haß, daß ist maßloser Ärger über vergeudete Lesezeit, die ich aufwenden musste, weil ein paar Leute diesen Schrott mit guter SF verwechseln. (By the way : Ich leih' Dir den Wälzer gerne, wenn Du Dir ein Bild davon machen willst.) Ich hätte deutlich weniger hohen Blutdruck :lol: wenn dieser Trivialkram nicht andauernd gehypt würde.
:smokin:


Ne Danke laß mal. Ich denke mit dem aktuellen Buch bin ich besser dran.

#65 Pogopuschel

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Geschrieben 14 Mai 2010 - 16:03

Also mich hat "Limit" prächtig unterhalten. Den "langamtigen" mit den ausführlichen Vorstellungen der einzelnen Mondreisenden fand ich gut, und auch die Beschreibung der Mondreise selber. Am besten hat mir aber der Handlungsstrang in China, um Owen Jericho gefallen, der ihn schließlich bis in mein Viertel Berlin-Moabit geführt hat. Einzig, waren es mir ein wenig zu viele und zu lange Verfolgungsjagden. Die dritte, nicht enden wollende, Jagd, hätte er sich sparen können. Sein "Schwafel-Stil" hat mir auch schon in "Der Schwarm" gefallen. Sprachlich hat es mir ab und zu etwas zu gestelzt geklungen, war insgesamt aber in Ordnung. Ich finde es toll, dass sich ein Bestsellerautor wie Schätzing, nach seinem Riesenerfolg mit "Der Schwarm", ein solche SF Thema gewählt hat, obwohl es eigentlich Kassengift ist. Harry Potter finde ich übrigens richtig klasse. Frau Rowling hat da genau den Nerv einer Generation getroffen, die um einiges jünger als Alfred ist.

#66 †  a3kHH

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Geschrieben 14 Mai 2010 - 16:28

Den "langamtigen" mit den ausführlichen Vorstellungen der einzelnen Mondreisenden fand ich gut, und auch die Beschreibung der Mondreise selber.

Welche ausführlichen Vorstellungen ? Dies waren deutlich zu kurze, extremst oberflächliche und klischeehafte "Vorstellungen", die in dieser Form weder Fisch noch Fleisch sind. Lies' einmal "Exodus", dann weisst Du, was ich meine. Ebenso wie bei Limit geht es im ersten Teil um eine Reise, die Immigration der Überlebenden des Holocaust, die in Zypern in einem Auffanglager interniert sind, mit der Exodus nach Palästina, damals britisches Mandatsgebiet. Ein Reporter kommt nach Zypern und begegnet den Organisatoren der Reise. Hier werden seitenlang die Charaktere beleuchtet, ihre unterschiedlichen Lebenswege und gesellschaftlichen Positionen herausgearbeitet. In einem Fall beginnt Uris dabei mit den Ururgroßvätern und erzählt so nebenbei die Geschichte des ukrainischen Judentums. Dieser Teil ist genial, hier werden aus den Protagonisten Archetypen, die für eine gesamte Gruppe stehen und dabei doch Individuen bleiben. Das sind ausführliche Vorstellungen, deutlich präziser und weniger schwafelig herausgearbeitet wie die Abziehbilder in Limit.

Das gleiche gilt für die Mondreise, da hat Rupert ja schon ein paar Beispiele gegeben, wo die Beschreibungen bereits vor Dezennien besser und stilistisch ansprechender geschrieben wurden.

Harry Potter finde ich übrigens richtig klasse. Frau Rowling hat da genau den Nerv einer Generation getroffen, die um einiges jünger als Alfred ist.

Stimmt, etwa 40 Jahre. Der wird nämlich (genau wie Meyers und Canavan) in der Kinderabteilung als Kinderbuch verkauft. :lol:
:smokin:

#67 Pogopuschel

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Geschrieben 14 Mai 2010 - 16:38

Welche ausführlichen Vorstellungen ? Dies waren deutlich zu kurze, extremst oberflächliche und klischeehafte "Vorstellungen", die in dieser Form weder Fisch noch Fleisch sind.


Mit ausführlich meinte ich, dass er jeden in der Reisegruppe vorstellt, dass diese Vorstellungen größtenteils oberflächlich bleiben bestreite ich nicht. Aber über 100 Seiten hat die Vorstellung trotzdem gedauert.

#68 †  a3kHH

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Geschrieben 14 Mai 2010 - 20:37

Mit ausführlich meinte ich, dass er jeden in der Reisegruppe vorstellt, dass diese Vorstellungen größtenteils oberflächlich bleiben bestreite ich nicht. Aber über 100 Seiten hat die Vorstellung trotzdem gedauert.

Genau das meine ich, wenn ich von handwerklich schlechter Arbeit bei Limit spreche. 100 Seiten Vorstellung der Charaktere und trotzdem bleibt jeder einzelne davon oberflächlich und klischeehaft. Exodus hat in meiner Taschenbuchausgabe 653 Seiten. Nach 340 Seiten ist das Schiff in Israel angekommen. Von diesen 340 Seiten beschäftigen sich schätzungsweise 90 mit den aktuellen Geschehnissen nach 1949. Die restlichen 250 Seiten erzählt Leon Uris die Lebensgeschichten und das Umfeld der Protagonisten, bereitet sozusagen die Bühne für die auf den letzten 300 Seiten geschilderten Ereignisse beim Israelischem Unabhängigkeitskrieg.

Dieses Handwerkszeug fehlt Schwätzing. Er faselt statt zu erzählen, er verzettelt sich in irrelevante (und teilweise sachlich falsche) Details, strukturiert sein Buch nicht richtig und schafft im Endeffekt garnichts. Hätte er stattdessen ein Buch des doppelten Umfangs geschrieben, die Charaktere plastisch dargestellt und noch langsamer die knapp 40 Tage Handlungszeit erzählt, wäre das vielleicht ein brauchbares Buch geworden. Ebenso hätte er sich auf wenige Protagonisten beschränken können und im gleichen 1300-Seiten-Umfang wenigstens diese sauber charakterisieren können, auch das hätte vielleicht etwas Lesbares ergeben. So aber ist das gesamte Buch unstrukturiertes Gefasel, das dringend einer Überarbeitung bedarf.
:smokin:

#69 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 21 Mai 2010 - 11:06

Ich poste hier mal eine etwas ältere Rezi von mir zu diesem Buch von Frank Schätzing.
Ich habe dabei versucht detailiert auf die Punkte einzugehen, die mir, wie auch immer, aufgefallen sind.

Der Rezensent und die Rezensionen
Was Rezensionen angeht, bin ich ein sehr ambivalenter Mensch.
Einerseits gibt es Bücher die ich mir sowieso kaufen möchte, da sind Rezensionen oft genug Spoiler oder „Geschmacksverderber“. Andererseits gibt es Bücher und Autoren, da ist jeder Buchkauf ein Lotteriespiel, sind sie doch entweder vollkommen unbekannt oder ob ihrer wankelmütigen Leistungen verschrieen.
Bei Frank Schätzing war ich vorsichtig und neugierig zugleich.
Vorsichtig, da ich seine ersten Gehversuche in einem Regionalverlag kannte und diese mich nicht unbedingt aus dem Lesesessel gerissen hatten.
Neugierig, weil er und sein Buch plötzlich in aller Munde waren, man denke da nur an eine narzistisches Selbstbildnis in einer großen Kölner Tageszeitung, die Herrn Schätzing auf einem Fell nur mit einem Lack- oder Lederunterhöschen bekleidet zeigte.
Geile Marketingmasche oder verzweifelter Kampf um Abnehmer?
Ich beschloss keine Rezension zu seinem neuesten Werk „Limit“ zu lesen, sondern zu warten bis die Taschenbuchausgabe erscheinen würde, um mir selber ein (günstigeres) Bild von seinem Schaffen zu machen.

Kommissar Zufall und eine böse Überraschung
Bei einem kürzlich überraschend einberaumten Krankenhausaufenthalt spielte mir dann Kommissar Zufall in Form eines Zimmergenossen das Buch „Limit“ in die Hände, das ich für die Dauer des Aufenthaltes gegen Kings neuen Roman „Die Arena“ eintauschte.
Nun, innerhalb der wenigen Tage schaffte ich es mit enormen Magengrummeln bis auf etwa Seite vierhundert des Schätzing´schen Backsteins, während mein Zimmergenosse den King, der immerhin selber auch ein Kampfgewicht von etwa 1300 Seiten auf die Waage bringt, innerhalb von drei Tagen mit strahlenden Augen verschlang.

Das ist alles nur geklaut †¦
„Limit“ ist eines der wenigen Bücher, für das ich mich wegen dem zu zahlenden Kaufpreises schwarz geärgert hätte. Viele Dinge die ich später bei vielen Rezensionen als DIE Knaller zu lesen bekam, kannte ich schon aus etlichen anderen (und wesentlich besseren!) Romanen.
Fahrstühle zum Mond?
Ein alter Hut, den schon der Vater der modernen Science Fiction, Arthur C. Clarke in mehreren Romanen verarbeitet hat (1978, Fahrstuhl zu den Sternen, engl. Fountains of Paradise), der seinerseits von Konstantin Ziolkowski inspiriert wurde, welcher diese Idee bereits 1895 aufgrund des Pariser Eifelturmes hatte. Auch Andreas Eschbach (von dem noch die Rede sein wird) hat in seinem „Buch der Zukunft“ schon lange vor Schätzing von einer derartigen Methode der Lastenbeförderung gesprochen. Zugleich ging er auch auf die besonderen technischen Probleme detailiert ein, die Schätzing jetzt als selbstständig erarbeitete Recherche darstellt. Hier sei nur die Monomolekulare Faser genannt, welche als einzige in der Lage ist die Zentrifugalkräfte eines solchen Aufzugs auszuhalten.
Sex in der Schwerelosigkeit?
Da war doch was mit Eschbach?
Stimmt.
In Solarstation lässt Andreas Eschbach seinen „Hausmeister im Weltall“ bereits mit einer Asiatin in gekonnter Weise (und sehr unterhaltsam dazu!) die Freuden der körperlichen Liebe erkunden.
Also sind zwei der Hauptmarketingpunkte die ich später kennenlernen sollte und die da von revolutionären Ideen sprachen, schon einmal nichts anderes, als ein laues Lüftchen im halbleeren Schnapsglas.

Was für ein einfallsloser Abklatsch
Okay. Das Rad der Literatur kann niemand neu erfinden(!) und wenn auch die Marketingkampagne für Limit voll nach hinten (oder nach meinem Lesegefühl eher vollständig und feucht in die Hose) geht, vielleicht schafft Frank Schätzing es ja, das Ruder mit tollen Protagonisten und einer spannenden Handlung noch herumzureißen. Alleine wegen ein paar ausgenudelten Ideen verreißt man ja kein Buch, sonst müsste so manch ein Bestsellerautor heute von der Stütze leben.
Fehlschluss.
Wie schon bei seinen Regionalkrimis sind auch die Figuren in „Limit“ platte Pappkameraden, frisch und faltenfrei aus der Werkshalle. Ohne sie näher zu kennen weiß man schon Seiten vorher was sie sagen, was sie denken (wenn überhaupt) und wie sie handeln werden. Das lässt sich auch nicht mit einer exorbitant großen Mannschaft kaschieren, die „Limit“ bis in den letzten Winkel bevölkert.
Eine handvoll Leute weniger, die anderen dafür tiefer und realistischer ausgebaut, ohne auf Stammtisch- und Hausfrauenzeitungspsychologie zu setzen, wäre ein guter Weg.
Die Handlung wirkt zudem als hätte dem Manuskript keine schützende Lektorenhand beigestanden, sondern als wäre es frisch aus dem Drucker direkt in Rohfassung auf die Druckwalzen geraten. Szenen wechseln sich sinnverwirrend wie in einem Kaleidoskop mit Passagen ab, die wie Essays oder Aufsätze zu Fachthemen wirken und einfach nur langweilen.

Sorry, aber entweder lese ich ein Sachbuch oder einen Thriller und wenn schon beides, also Handlung und wissenschaftliche Recherche, in einem Buch gemeinsam derart geballt vorkommen müssen, dann bitte so verpackt, wie es Andreas Eschbach macht. Als gute Beispiele dafür seien nur „Eine Billion Dollar“ oder „Ausgebrannt“ aus der Feder dieses Autoren genannt.
Hier ist die Recherche so, wie sie meiner Meinung nach sein sollte:
Spannend, locker, nachvollziehbar und ohne Oberlehrerton.

Fazit:
Bei allem Respekt vor der Kraft und der Ausdauer ein solches Buch zu schreiben, ist das Ergebnis bis zu dem Punkt an dem ich aufgegeben habe denkbar mager ausgefallen. In dem Sinne ist der Titel ein Omen, denn Frank Schätzing geht wirklich ans Limit. Er geht ans Limit meiner ganz persönlichen Ausdauer und Geduld und nebenbei auch ans Limit dessen, was ich normalerweise maximal für eine Hardcoverausgabe hinlege.
Alte Ideen neu aufzukochen ist keine wirkliches Manko, wenn man es schafft diesen Sud auch schmackhaft anzurichten. Wenn dann aber die Zutaten bereits das Verfallsdatum überschritten haben, wird es selbst einem erklärten Gutmenschen und Bewunderer aller Autoren und Autorinnen, die es in mühevoller Kleinarbeit schaffen spannende Welten zu entwerfen und sie mit Menschen zu bevölkern, die mir auch auf dem Weg zur Arbeit in der Bahn begegnen können, zuviel des Guten.
Selbst die oft als ach so trivial und nichtssagend gescholtenen Heftromane und ihre Verfasser haben in ihren kleinen Werken wesentlich mehr an Kreativität, als es Frank Schätzing auf seinen gefühlten 20.000 Seiten schafft.
Es ist traurig, wenn sich ein Autor nicht über seine Bücher verkauft, sondern ein Buch nur über seinen Autoren, der sich dafür in der Öffentlichkeit auch noch als Held darstellen lässt, während hinter ihm das Haus mit den Kindern abbrennt.
Oder, was das betrifft, wenn die Fahrstuhlkabine am gerissenen monomolekularen Seil gen Erde trudelt.

My 5 Cent

Dirk

#70 howdy10

howdy10

    Illuminaut

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Geschrieben 12 August 2012 - 19:29

Gelesen und für "Gut" empfunden. Kritik: Überlange Beschreibungen von Neben-Personen/Neben-Gegenden die zu sehr in die Tiefe gehen ohne Neben-Personen lebhaft zu machen. Manche Beschreibungen wiederholen sich - ohne Copy und Paste (vielleicht Seitenschinden?) - immer neu geschrieben - aber eben inhaltlich gleich. Manche Dinge sind unlogisch - Warum eine A-Bombe nicht in den Weltrum befördern - wenn der Mond liegt so nah.... Haupt-Protagonisten besitzen unverschämtes Glück bis zur Unverwundbarkeit. Positiv: Streckenweise Spannung, so dass man das e-book nicht weglegen kann. Kopfkino funktioniert sehr gut. Die Zukunftsvisionen sind "vorstellbar". Sauerstoff brennt nicht, Leichen platzen im Vakuum nicht. Resümee: Gut geschriebener Thriller mit SF-Elementen. Minus 2-300 Seiten und das Werk würde gewinnen.
Ein Fan-Fiction-Projekt, das einen Blick wert ist:
Eingefügtes Bild
Mehr auf:
http://www.scifinet....on-neo-pra-neo/
http://www.scifinet....nische-formate/

#71 derbenutzer

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Geschrieben 12 August 2012 - 20:35

Gelesen und für "Gut" empfunden.
Kritik:
Überlange Beschreibungen von Neben-Personen/Neben-Gegenden die zu sehr in die Tiefe gehen ohne Neben-Personen lebhaft zu machen.
Manche Beschreibungen wiederholen sich - ohne Copy und Paste (vielleicht Seitenschinden?) - immer neu geschrieben - aber eben inhaltlich gleich.
Manche Dinge sind unlogisch - Warum eine A-Bombe nicht in den Weltrum befördern - wenn der Mond liegt so nah....
Haupt-Protagonisten besitzen unverschämtes Glück bis zur Unverwundbarkeit.
Positiv:
Streckenweise Spannung, so dass man das e-book nicht weglegen kann.
Kopfkino funktioniert sehr gut.
Die Zukunftsvisionen sind "vorstellbar".
Sauerstoff brennt nicht, Leichen platzen im Vakuum nicht.

Resümee:
Gut geschriebener Thriller mit SF-Elementen. Minus 2-300 Seiten und das Werk würde gewinnen.

Schätzings Werk scheidet evtl. manche Geister. Tatsache - als atypischer sehr sehr Schnellleser fand ich -, Schwarm noch in (?) Ordnung, Limit schon zu lange (MEHR ALS !!!). So etwas kann massiv stören und abschschrecken. Warum er keine Lektoren hat, die ihren Job machen, ist mir leider unbekannt.

LG

Jakob

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#72 TheFallenAngel

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Geschrieben 07 Juni 2013 - 09:08

SFSignal meldet das frank schätzings limit im november '13 auf englisch erscheinen wird
3 übersetzer waren/sind damit beschäftigt *g

den 'schwarm' gabs ja damals auch auf englisch, SFSignal-Rezi dazu hier (das nur der vollständigkeit halber)

#73 derbenutzer

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Geschrieben 07 Juni 2013 - 09:39

Wenn die Regel "Deutsche Übersetzungen aus dem Englischen werden länger als die Originale" auch in die Gegenrichtung funktioniert, könnte das dem Buch sogar gut tun. Schlecht ist es ja wirklich nicht, aber der Ziegel schlechthin.Eingefügtes Bild

LG

Jakob

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#74 Valerie J. Long

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Geschrieben 07 Juni 2013 - 11:57

Wenn die Regel "Deutsche Übersetzungen aus dem Englischen werden länger als die Originale" auch in die Gegenrichtung funktioniert, könnte das dem Buch sogar gut tun. Schlecht ist es ja wirklich nicht, aber der Ziegel schlechthin.Eingefügtes Bild

Ich habe bisher bei keiner meiner eigenen Übersetzungen (die ersten 11 Bände) mehr als ca. 2% Unterschied (in beiden Richtungen), insgesamt weniger als 1% auf eine Million Worte. Von daher kann ich diese Regel nicht bestätigen.

#75 Clauss-Hausen

Clauss-Hausen

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Geschrieben 30 Juli 2013 - 22:13

SFSignal meldet das frank schätzings limit im november '13 auf englisch erscheinen wird
3 übersetzer waren/sind damit beschäftigt *g

den 'schwarm' gabs ja damals auch auf englisch, SFSignal-Rezi dazu hier (das nur der vollständigkeit halber)

Ich habe ihn sogar auf Chinesisch im Regal stehen ;)

Hörbuch - Das Ende der Party
www.youtube.com/watch?v=SnyVYk7pkII

  • (Buch) gerade am lesen:Schuld und Suehne
  • (Buch) als nächstes geplant:vermutlich das Gleiche nochmal
  • • (Film) gerade gesehen: Escape from New York

#76 Nadine

Nadine

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Geschrieben 26 April 2018 - 12:29

Gerade den Auftakt des "Mondstranges" fand ich sehr dürftig. Jedes andere Buch bzw. Hörbuch, dem gegenüber ich eine geringere Erwartungshaltung gehabt hätte, wäre vermutlich hier schon aussortiert worden. Die ganze Bagage superreicher Unsympathen , die da minutiös in Szene gesetzt wird, interessierte mich Null Komma Null. Unglaublich aufgepumpt und doch nicht viel dahinter! Mit der Abreise Richtung Mond wird dieser Teil der Handlung jedoch deutlich interessanter.  

Da ich jetzt wieder häufiger im Auto sitze, habe ich mir günstig das Hörbuch gekauft - und bin jetzt genau an der Stelle. Da frage ich mich wirklich, eo bei 22 CDs die "gekürzte Lesung" ist. All das nichtssagende Geschwalle, vollkommen uninteressanter Figuren, die momentan nur aus Äußerlichkeiten und Wirtschaftsbiografien bestehen, das lässt einen beinahe den dicken Karton mit dem Hörbuch bei 120km/h aus dem Fenster ballern. Und jetzt kommt noch ein Privatdetektiv, der einen Pädophilenring ausheben möchte.

Ehrlich? Das ist doch eher die Vorgeschichte einer Figur, die man in der eigenen Schublade lässt. Die ersten zwei CDs sind für mich unendlich langweilig und langatmig. Und verwirrend. Beim Hörbuch kann man ja leider nicht zum Personenverzeichnis blättern oder mal schnell zwei Seiten vorher etwas nachlesen.

Außerdem betont der Sprecher Frauenfiguren in einer Art und Weise, die mir vollkommen unsympathisch ist. Wobei ich da leider gerade den direkten und unfairen Vergleich zu den Robert Galbraith-Hörbüchern ziehe, die im Englischen einen absolut göttlichen Sprecher haben.

 

Gibt es einen Grund, das noch etwas länger durchzuhalten oder wechsle ich besser zu "Darm mit Charme"?


Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#77 redustrial

redustrial

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Geschrieben 06 Juni 2018 - 13:16

Schätzings aktuelles Buch "Die Tyrannei des Schmetterlings" wird von vielen Lesern fürchterlich zerrissen. Hauptkritikpunkt: zu schwafelig, zu viel Unnötiges drin. Einige verweisen dabei auf "Limit" und sagen, das wäre schon schwer zu lesen gewesen. Da war ich überrascht. Nun finde ich diesen Thread hier und auch hier ist der Tenor "langatmig, schwafelig".

 

Ich fand "Limit" fantastisch! Leider ist es schon lang her, deshalb weiß ich nicht, wie es sprachlich war. Mir hat die Story aber auf jeden Fall gefallen. Die ganze Nummer mit dem Hotel auf dem Mond, das ist schon gigantisch. Irgendwie unglaublich und dennoch beinahe zum Greifen nah, so als ob das in den nächsten Jahrzehnten gebaut wird. Der Handlungsstrang in China hat mir auch gut gefallen. Nur die Auflösung am Ende fand ich ein wenig zu profan im Vergleich zu dem großen Rad, das er davor dreht.


Bearbeitet von redustrial, 06 Juni 2018 - 14:12.

Eine Androidin als Auftragsmörderin. Sie weiß nichts davon ... - Meine SciFi-Novelle »Die dritte Programmierung«


#78 Nadine

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Geschrieben 06 Juni 2018 - 14:37

Vielleicht versuche ich es einmal mit dem Buch. Als Hörbuch ist diese ganze Poolszene mit den Reichen und Schönen dermaßen unübersichtlich und langatmig, dass es enorm schwer ist, bis zu den interessanten Teilen durchzuhalten.

Bin gerade auf "Breaking News" umgestiegen und das macht als Hörbuch viel mehr her, gefällt mir auch sprachlich gut. (Den Sprecher finde ich auch viel besser.)

 

Man merkt, welchen Unterschied das Medium macht.


Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#79 Peter-in-Space

Peter-in-Space

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Geschrieben 06 Juni 2018 - 15:42

Limit ist der erste SF-Roman, den ich angebrochen habe und aufgegeben mit dem Vermerk: kW - keine Wiedervorlage. Im Gegenteil habe ich der interessierten Allgemeinheit einen Bärendienst erwiesen und das Werk in eine öffentliche Bibliothek gestellt. (Damit habe ich in bewusstem Gegensatz zu den Sterntagebüchern gehandelt: damals war ich einfach noch nicht bereit für Lem!)

 

Grund: die Beschreibung der äußeren Umstände auf den ersten 150 Seiten war mir zu detailverliebt, um nicht zu sagen nerdig, alles bis in den letzten Winkel ausleuchtend, drei Mal drübergelesen und immer noch eine nicht genau beschriebene Fläche gefunden. Dazu kamen immer die gleichen Phrasen, so dass ich mehrmals auf die Seitenzahl geschaut habe, ob ich denn tatsächlich schon weiter bin - und dieses war stets der Fall.

 

Im Gegensatz dazu finde ich "Der Schwarm" geradezu leicht zu lesen. Das die Figuren bei Schätzing eher holzschnittartig sind, stört keinen großen Geist. Sind sie ebenso bei Stöbe und Morris auch.


Bearbeitet von Peter-in-Space, 06 Juni 2018 - 15:46.

Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

der dumme Mensch nach Schuldigen.

(Verfasser unbekannt)

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