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Die Hyperion-Gesänge


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129 Antworten in diesem Thema

#31 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 20 Dezember 2004 - 11:27

Hallo Rusch,dass der Shrike ein Monster ist, war ja schon klar. Besonders in der Geschichte mit dem Oberst Kassad kommt heraus, dass man es praktisch nicht besiegen kann und dass es unberechenbar ist. Der Shrike löscht eine ganze Stadt aus? So sei es, es liegt in seiner Natur.Ich werde aber, wie von dir empfohlen, zuerst den Nachfolgeband lesen.Sullivan

#32 Rusch

Rusch

    Phantastonaut

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Geschrieben 20 Dezember 2004 - 14:15

Ich bin schon auf Deine Wertung gespannt, denn der zweite Band hält viele Überraschungen bereit und ist vollkommen anders als der erste Band.

#33 deval

deval

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Geschrieben 20 Dezember 2004 - 17:03

Der zweite Band ist in der Tat - "anders". Ich muß allerdings gestehen, das mir die Story um Joseph Severn nicht soooo gut gefallen hat. Auch bei dem Komplex "Schrön Schleife" mußte ich ganz tief durchatmen. Die Auflösung im Bezug auf den wahren Feind der Hegemonie und die Tat von Meina Gladstone waren dann schon wieder erstklassig. Für mich insgesamt eines der besten Bücher neben dem Foundation-Dreiteiler von Asimov. Dan Simmons und ich liegen genau auf einer Wellenlänge. :D Im ersten Buch hat mir ganz besonders die Geschichte von Sol Weintraub gefallen. Da ich selber Kinder habe, konnte ich seine Verzweiflung über das Schicksal seiner Tochter Rachel sehr gut nachvollziehen. Ein grausiges Schicksal.

"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

www.fantasybuch.de


#34 Sullivan

Sullivan

    Autarchonaut

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Geschrieben 20 Dezember 2004 - 18:46

Hallo Vallenton,

Im ersten Buch hat mir ganz besonders die Geschichte von Sol Weintraub gefallen. Da ich selber Kinder habe, konnte ich seine Verzweiflung über das Schicksal seiner Tochter Rachel sehr gut nachvollziehen. Ein grausiges Schicksal.

Das wird wohl jedem so gehen, der Kinder hat. Mir ging das Schicksal auch sehr nahe, einer der genialen Momente im Buch. Besonders nach dem Tod seiner Frau muss es sehr schwer für Sol Weintraub gewesen sein, dass ihm jeden Tag jemand in die Wunde sticht. Sullivan

#35 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 29 Mai 2005 - 16:14

Zu meinem Erstaunen gibt's im SF-Netzwerk nur diesen Thread der direkt Hyperion thematisiert. Da ich das 1. Buch (mit eben diesem Titel) gerade zum 1. Mal in engl. zu Ende gelesen habe, möchte ich hier ein paar Worte dazu fest halten, auch wenn es bei diesem Thread nur um diese spez. Heyne-Ausgabe ginge...

Das Buch hat mir ganz gut gefallen, und ich finde es auch in sich stimmig - dass man am Ende nicht weiß wie es aus geht, ist m.E. Ok. Die letzte Story (die des Konsuls) deutet ja auch darauf hin, dass er (und seine Kumpane?) diejenigen sind, die den Shrike (heißt der in der dt. Übersetzung auch so? es ist ja im unserem Echtuniversum ein Vogel - bei Leo.org heißt er auf dt. "Neuntöter" - der seine insektoiden Opfer auf Dornen aufspießt) "befreien", so dass er die ganzen Sachen machen kann, die er in den anderen Geschichten bei seinem gelegentlichen Erscheinen anstellt.

Ich fand die Grundstruktur des Buches gut, aber die Vielfalt der "Gadgets" etwas zu überwältigend. Man hat das Gefühl, dass ALLE Gadgets aus früheren Space-Opern hier versammelt wurden! (Natürlich auch mit einigen großartigen Innovationen...) Das wird aber mehr als wett gemacht durch die schöne Sprache. Allerdings sprechen m.E. auch die ProtagonistInnen alle dieses gestochen schöne Englisch - das erscheint mir gelegentlich etwas gekünstelt. Aber vielleicht ist das ja gewollt nach dem Motto "das Universum ist ein Traum eines Dichters" - eine Idee die ja auch, wenn ich mich richtig erinnere, bei der Biografie des Poeten Silenus im Buch anklingt.

Ich möchte aber abschließend lieber nicht so viel zum Buch sagen, bevor ich nicht ein gewisses inneres Hohlgefühl beim Lesen etwas mehr bedient habe: Nämlich die ständigen Referenzen zu Keats, einer der renommiertesten engl. Dichter überhaupt (O. Wilde verglich ihn mit Shakespeare!), den ich allerdings auch kaum kenne (wir hatten das ein oder andere Gedicht von ihm in der Schule). Im Web kann man ALLE Gedichte von ihm finden, z.B. hier: http://bartleby.com/126

Ich möchte zum einen wissen, ob die Gedichte im Buch von Keats sind. Und ob alle Namen bei Keats vorkommen; das ist z.B. bei der Detektivin der Fall: Ihr Vorname ist der Nachname von Keats' großer Liebe, Fanny. Ihr Nachname "Lamia" ist der Titel einer Gedichteserie.

Nach Einsicht des ein oder anderen Gedichts also demnächst mehr...

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 29 Mai 2005 - 16:24.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#36 Rusch

Rusch

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Geschrieben 29 Mai 2005 - 18:37

Du must unbedingt "Fall of Hyperion" lesen, denn Hyperion allein ergibt IMHO nicht so recht einen Sinn.

#37 Beverly

Beverly

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Geschrieben 02 Juni 2005 - 22:37

Du must unbedingt "Fall of Hyperion" lesen, denn Hyperion allein ergibt IMHO nicht so recht einen Sinn.

Dan Simmons hat ein kosmisches Epos erschaffen, das aus folgenden Teilen besteht: 1. HYPERION 2. DER FALL VON HYPERION 3. ENDYMION - PFORTEN DER ZEIT 4. ENDYMION - DIE AUFERSTEHUNG Unbedingt lesen: worum es geht und wie die Auflösung aussieht, will ich nicht verraten, um nicht die Spannung zu verderben. Siehe auch mein Essay zu HYPERION auf http://www.beverly-s...s/hyperion.html

#38 Xabbu

Xabbu

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Geschrieben 16 Juli 2007 - 11:26

So, bin jetzt mit meinem "Hyperion" fast fertig ( ;) das Buch), habe aber gerade irgendwo gelesen, dass bei meiner Ausgabe irgendwie 4 Seiten am Ende fehlen :angry: !Jetzt meine Frage, ob mir diese jemand einscannen könnte und per PN oder e-mail schicken kaönnte. Wäre super!Danke schonmal!(Zur Not könnt ihr es mir auch erzählen, wenn ich fertig bin ;) )

#39 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 16 Juli 2007 - 11:39

Guck auf diese Seite http://www.sf-fan.de...n/hyperion.html und unter "Anmerkung" findest du weitere Hilfe, oder jemand von diesem Board kann dir auch sicherlich helfen.

#40 Xabbu

Xabbu

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Geschrieben 16 Juli 2007 - 11:46

Guck auf diese Seite http://www.sf-fan.de...n/hyperion.html und unter "Anmerkung" findest du weitere Hilfe, oder jemand von diesem Board kann dir auch sicherlich helfen.

Dankeschön!

#41 Holger

Holger

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Geschrieben 08 August 2007 - 08:46

Gnn. Jetzt hat es mich auch erwischt ...Hoffentlich ist Florian von SF-Fan.de nicht im Urlaub ... ;) Wenn hier noch jemand die Seiten hat, über eine kleine Mail wäre ich nicht unerfreut!Noch ein paar Eindrücke:Ich finde die Erzählweise, auch wenn sie von Jeschke im Vorwort als "etwas spröde" charakterisiert wird, ganz ausgezeichnet. Tatsächlich ist Hyperion eine Nouvellen-Sammlung. Anders als so mancher hier fand ich sämtliche Geschichten sehr lesenswert. Am wenigsten ging mir vielleicht Brawnes Geschichte um Johnny, den Cybriden nahe. Spontan würde ich sagen, dass die Geschichten Hoyt und Weintraub die interessantesten waren. Aber auch die Liebesgeschichte um Siri und Merin war sehr schön (tragisch) entworfen. Und immer wieder diese starken (bisweilen angenehm kitschigen) Sense-of-Wonder Eindrücke, die man bei der Lektüre gewinnt - ein unglaubliches Buch. Für mich irgendwie der Prototyp der phantastischen Science Fiction. Einziges Manko in meinen Augen: die Gedichte (zu viel des Guten).
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#42 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 03 September 2008 - 18:03

Ich habe jetzt auch endlich mal den dicken Wälzer hinter mich gebracht und muß sagen von "Hyperion"bin ich hellauf begeistert gewesen. Mir haben eigentlich alle Einzelgeschichten der Pilger zum Shrike gutbis sehr gut gefallen und auch der ja teilweise nur angedeutete Rahmen faszinierte.Auf die Fortsetzung "Sturz von Hyperion" war ich dann aber so nicht gefasst. Ich schliesse mich da ganzder Meinung von Frank W. Haubold an. Schrecklich ausufernd und streckenweise total langweilig.Die Geschichte war ja sehr gut ausgedacht aber dafür dann nochmal 750 Seiten rumzgewafel fand ich schrecklichermüdend. Die ganze Geschichte in ein Buch mit ca 800-900 Seiten gepackt wäre sicherlich zufriedenstellender gewesen. Der ständige Religionsbezug und die Fixierung auf den Dichter Keats gingen mir ebenfalls auf den Senkel und trübten mit zunehmender Lesedauer etwas den Genuß.Endymion hab ich auch noch im Regal stehn, aber die andeutungen in diesem thread machen ja lust drauf.Nach dem 2. Teil von Hyperion hatte ich da nicht so wirklich vor weiterzulesen.

Bearbeitet von Amtranik, 03 September 2008 - 18:08.


#43 Angela Fleischer

Angela Fleischer

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Geschrieben 29 Juli 2011 - 09:37

Hyperion hat mir nicht gefallen, ich war sogar ziemlich enttäuscht davon, nachdem es mir von Vielen so enthusiastisch empfohlen wurde. Ich habe mich hinreißen lassen, eine Amazon-Rezension davon zu schreiben.

Es ist schon länger her, dass ich dieses Buch gelesen habe, aber meine Eindrücke sind mir immer noch frisch im Gedächtnis.
Hyperion ist ein sehr detailverliebtes Buch. Der Roman definiert sich hauptsächlich über seine teils seitenweisen Beschreibung der Umgebung. Es ist erst sehr selten vorgekommen, dass ich einen derart detailierten Stil in einem Roman gesehen habe. Doch da ich übermäßigen Detailreichtum nicht schätze, war es für mich teilweise sehr schwer, mich durch all die Information zu kämpfen. Wenn Sie also einen detailreichen Stil lieben, dann ist dieses Buch vielleicht eher etwas für sie, als wenn Sie Kürze bevorzugen.
Positiv anzumerken ist, dass Simmons bei der Science seine Limitationen kennt. Er weiß, dass jeder Erklärungsversuch der Farcaster-Portale und Zeitgräber u.ä. unzureichend bleiben muss, da er ja kein Physik-Nobelpreisträger ist. Als Naturwissenschaftlerin empfand ich das für höchst angenehm.
Einen Spannungsbogen in dem Sinn gibt es überhaupt nicht. Die quasi nichtexistente Handlung gondelt mehr oder weniger vor sich hin, durch die gewaltigen Beschreibungsorgien in winzige Fragmente zerstückelt. Stattdessen wird die Handlung von den vielen Kurzgeschichten getrieben, den Hintergrundstories zu den Figuren. Diese sind von der Qualität her höchst unterschiedlich. Wo mich die Geschichte des Priesters und der Detektivin noch unterhalten hat, war das bei jener des Soldaten beispielsweise überhaupt nicht der Fall.
Die Sexszenen waren für mich allesamt im negativen Sinne unterhaltsam. Ich bin wirklich nicht penibel oder prüde, aber müssen es unbedingt immer Liebesgöttinnen und "der beste Orgasmus meines Lebens" sein? Beim ersten Mal stört das nicht, aber mit Fortschreiten des Buches kommen diese Szenen immer wieder vor, bis sie irgendwann nur noch peinlich wirken.
Zu den Figuren muss ich sagen, dass sie allesamt recht flach charakterisiert sind. Sie haben zwar allesamt eine (oft komplexe) Hintergrundgeschichte, definieren sich aber insgesamt nur über ihren Beruf. So glänzt die Detektivin beispielsweise durch ihre Direktheit, und zwar ausschließlich. Da ist keine humorvolle Facette an ihr, oder irgendein überraschender, unerwarteter Zug. Jeder passt so genau in die ihm zugedachte Rolle wie ein Schlüssel in ein Schloss.
Den größten Kritikpunkt, den ich an dem Buch habe, ist allerdings das fehlende Finale. Sie haben richtig gelesen: das Finale existiert nicht. Die Begegnung mit dem Shrike wurde schlichtweg abgeschnitten, sodass sie das nächste Buch kaufen müssen, wenn Sie mehr erfahren wollen. Ich habe das nicht getan.
Die in dem Buch beschriebene Welt ist soweit in Ordnung. Es gab doch genug Innovation, damit ich sagen kann: der Weltenbau ist Simmons ganz gut gelungen. Auch wenn er hin und wieder auf gängige Klischees zurück greift (wer tut das nicht) gab es für mich genug eigene Erfindungen zu sehen, um diesen Punkt als Plus zu verrechnen.
Fazit: Kaufen Sie sich dieses Buch nur, wenn Sie höchste Priorität auf eine detailreiche Sprache und eine komplexe Welt legen. Ansonsten werden Sie enttäuscht werden.


  • (Buch) gerade am lesen:Asimov: The Currents of Space
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#44 Turbinenreiter

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Geschrieben 29 Juli 2011 - 10:01

man lese auch den zweiten band, und die endymon-saga, erst dann zeigt sich der wert hyperions.

#45 Angela Fleischer

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Geschrieben 29 Juli 2011 - 17:19

man lese auch den zweiten band, und die endymon-saga, erst dann zeigt sich der wert hyperions.


Na ja, ich hab da so meine Prinzipien, und die sind: Wenn mir der erste Band nicht gefällt, kaufe ich den zweiten nicht. Ist im Allgemeinen besser für meine Brieftasche, deswegen.
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#46 Faithless

Faithless

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Geschrieben 29 Juli 2011 - 17:30

man lese auch den zweiten band, und die endymon-saga, erst dann zeigt sich der wert hyperions.

Wirklich? Ist mir entgangen.

Tatsächlich war das Beste an den gefühlten 9000 Seiten, durch die ich mich zum Teil durchquälen musste, noch die Geschichte über den Priester (gleich am Anfang - Hoyt hieß der, glaube ich). Da habe ich noch gedacht: "Oh, oh, das wird RICHTIG, RICHTIG gut!" Leider ging es danach stetig bergab. Interessante Ideen, aber eine sehr überladene Welt, die meiner Meinung nach auch nicht richtig stimmig ist.

Gerade solche Sachen, wie die Zeitgräber - essentieller Bestandteil der Handlung - sind nicht vernünftig erklärt, bzw. gar nicht erklärbar. Wie sollte man sowas bauen? Und wenn man sowas irgendwann in der Zukunft bauen kann, warum verändert man nicht gleich den gesamten Verlauf der Geschichte? Warum baut man nur solche "Durchgänge"/"Kammern"? Weil es Dan Simmons für seine Geschichte in den Kram gepasst hat, ist wohl die Antwort.

Das Shrike hat mich nur noch angeödet nach einer Weile. Um genau zu sein, nachdem ich gemerkt habe, dass es einfach wegen des Coolness-Faktors im Buch ist. Davon abgesehen, wusste Dan Simmons anscheinend auch nicht genau, wohin er mit dem Shrike wollte - macht sich halt gut auf dem (amerikanischen) Titelbild.

Letztendlich ist es aber die Rumspielerei mit der Zeit, die mich am meisten genervt hat. Ich habe nichts gegen Zeitreisen, aber solche Spielchen, wie Menschen, die umgekehrt altern (Sols Tochter) ist für mich Fantasy. Schlechte Fantasy. Da macht schon Star Wars mit der Force mehr Sinn.

Außerdem: die Liebesbeziehung wird recht holprig beschrieben, nur um dann am Ende den riesigsten Kitsch-Hammer rauszuholen, den ich je erlebt habe. Außerdem war das Ende so extrem vorhersehbar, dass mich allein das schon genervt hat. Dazu musste ich mich durch Hunderte von Seiten durcharbeiten? Für diese Auflösung, die ich sowieso schon erwartet habe?

#47 Turbinenreiter

Turbinenreiter

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Geschrieben 29 Juli 2011 - 17:31

ah, wie du meinst. deine prinzipien gehen in ordnung. ich hab' andere. z.b.: erstes urteil erst nach 400 seiten. oder: wenn es eine reihe ist, dann nimm die ganze. aber wenn dir der stil nicht gefällt, gefällt er dir nicht. ich halte den einstieg mit dem schiff des konsuls für einen der gelungensten überhaupts (neben 'Der Himmerl über dem Hafen von Chiba ... .' und 'Der Mann in Schwarz floh ... .') die endymon saga zeigt dann wahrhaft phantastische welten. und ein höhepunkt, für mich, ist auch sol weintraubs neue theologie, 'die zeit der opfer ist vorbei', wo er ganz frech von gott fordert doch mal was rüberwachsen zu lassen, dafür das man schon so lang' an ihn glaubt. und der keats-cybrid, diese herrliche absurdität. mhm. muss ich wieder mal lesen. (ansonsten zieh dir Random Acts of Senseless Violence im englischen original rein. das rate ich momentan jedem ungefragt. ebenso wie Schlafes Bruder. das rate ich immerzu jedem. ungefragt.)

#48 Turbinenreiter

Turbinenreiter

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Geschrieben 29 Juli 2011 - 17:36

an Faithless. aber durchgeqäult hast du dich :devil: und ja, wenn man auf logik und 'science' wert legt, ist man mit hyperion vl nicht unbedingt gut beraten. ein werk der großen gesten und bilder, für mich. so, jetzt is es soweit, eure kritik weckt meine leselust, ich hol' mir das englische original. muahaha.

#49 Faithless

Faithless

    Ufonaut

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Geschrieben 29 Juli 2011 - 17:45

an Faithless.

aber durchgeqäult hast du dich :devil:

Ja, stimmt. :blink:

#50 hawaklar

hawaklar

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Geschrieben 29 Juli 2011 - 21:33

Ich habe in meinem Verhältnis zu Hyperion/Endymion die biblische Wandlung vom Saulus zum Paulus durchgemacht. Das habe ich im nNGF (neues Neues Galaktisches Forum) umfassend zum Ausdruck gebracht. Deshalb kopiere ich einfach mal meine dem jeweiligen Kenntnisstand entsprechenden Beiträge hier rein. Die Beiträge stammen alle aus dem unten verlinkten Thread.

Mein erster Beitrag zum Thema beschreibt ziemlich genau, wie schwer ich mich mit dem Text getan habe. Ich habe die Bücher bis heute nicht gelesen und würde sie auch nicht lesen wollen.

Ich habe mich ja bisher nicht getraut, etwas gegen die Simmons-Lobhudelei zu sagen, aber wenn jetzt schon gestandene Literaten oder Schriftschaffende sich negativ äußern, dann oute ich mich auch einmal.

Also ich habe mich 1991, als Hyperion bei Heyne als TaBu erschien, sofort draufgestürzt (auch damals in der Vor-Internetzeit wurde das Buch überall hochgelobt) und war dann ziemlich enttäuscht. Ich glaube Hyperion war das erste Buch, das ich nach vielleicht 20 Seiten weggelegt und nie wieder angesehen habe. Ich hatte das selbe Empfinden, das Frank (Böhmert) so schön beschrieben hat.

Jetzt im Nachhinein gibt es dafür sogar eine relativ logische Begründung: Im Herbst 1991 bin ich aus dem Gruppendienst mit relativ regelmäßigem Nachtdienst in meine jetzige Heimleiterposition gewechselt. Da hatte ich den Kopf eh mit genügend anderem voll und wollte mich nicht auf anspruchsvolle Texte einlassen. Im Nachhinein betrachtet, war die Zeit als Heimerzieher mit regelmäßig 10 Nachtdiensten pro Monat meine lesefreundlichste Zeit. Da habe ich gar manche Nacht während der Bereitschaftszeit ein Buch weggeschmökert. So einen unbeschwerten Zugang zum Lesen habe ich später nie mehr gefunden und jetzt, wo ich ohne Lesebrille kaum noch einen Text lesen kann, werde ich den Teufel tun und mir so dicke Bücher reinziehen.

Wenn es Hyperion irgendwann mal als Hörbuch gibt, starte ich vielleicht einen neuen Versuch.


Dann brachte audible die ungekürzte über 80 Stunden lange Hörbuchversion der Reihe heraus und ich gab dem Text noch eine Chance.

audible hat die ungekürzte Fassung von Hyperion und Endymion in sein Programm aufgenommen.Bis November 2008 wird es insgesamt 8 Teile geben. Das sollten über 80 Stunden sein. Gelesen wird das Ganze von Detlef Bierstädt, der deutschen Syncronstimme von Jonathan Frakes. Ich gebe dem Buch noch eine Chance und habe mir heute den ersten Teil gekauft. Mal sehen, ob mir die vorgelesene Fassung besser zusagt als das Buch.

Wie oben schon geschrieben, habe ich jetzt, als letzten Versuch die ungekürzte Hörbuchversion von Hyperion/Endymion gestartet. Gerade bin ich so ziemlich am Beginn von "Der Sturz von Hyperion", also so ca. nach einem Drittel des Gesamtwerks (26 Stunden habe ich schon hinter mir). Ich werde mir die Geschichte auf jeden Fall bis zum Ende vorlesen lassen. Vor allem bin ich viel zu gespannt, zu erfahren, wie es mit den Pilgern und diesem KI-Konstrukt mit der Traumverbindung zu den Pilgern weiter geht. Die erzählten Lebensgeschichten haben mir insgesamt gefallen, am bewegendsten fand ich Sol Weintraubs Geschichte von seiner immer jünger werdenden Tochter. Da hat sich der Autor richtig viele Gedanken über ein derartiges Phänomen gemacht. Ich habe, wenn ich nicht weitergelesen habe, viel über dieses Phänomen nachgedacht und mir die Konsequenzen einer derartigen Krankheit ausgemalt. Was will man von einem Buch mehr.

Weiterhin denke ich, dass im weiteren Verlauf, vielleicht auch in der Auflösung die Religion eine sehr große Rolle spielen wird. Schließlich sind in den Lebensgeschichten der einzelnen Akteure eine Menge religiöser Motive versteckt: Vor allem das Christentum wg. der Auferstehung von den Padres, das Judentum ist durch die Parallelen von Sol Weintraub zu Abraham gekennzeichnet, manches mal kam mir Sol Weintraub auch ein wenig wie Hiob vor, Brownie Lamia hat bei mir Assoziationen an den fernöstliche Religionen geweckt - hier vor allem durch die Reinkarnationen des KI-Konstrukts, Hetman Kazzard scheint alleine aufgrund seiner Herkunft eine Verbindung zum Islam darzustellen. Den Konsul und den Tempelritter (von dem ich - außer seiner Naturverbundenheit - bisher so gut wie nichts erfahren habe) kann ich religionsspezifisch (noch) nicht einschätzen. Die Feinde (Ousters?) scheinen auch einem religiös geprägten Fanatismus nachzugehen und die KIs aus dem Technokorps (sind die eigentlich das immer wieder beschworene Allwesen?) scheinen ja auch ihre eigenen Ziele zu verfolgen, bleibt noch das Shrike, um das sich ja auch ein religiöser Kult gebildet hat.

Kurz gesagt, es bleibt massig Raum für eigene Spekulationen. So was mag ich.

Ich habe jetzt die 4 Hyperion Teile von audible gehört. Das entspricht den beiden Hyperion-Bänden. Das war schon ein Knaller mit dem Versteck des Techno Corps und der Rolle der Menschheit für die KIs. So gut wie jeder der Shrike-Pilger hatte seine Rolle in dem Spektakel: Am unspektakulärsten war die Rolle des Tempelritters, am tragischsten die des Konsul, am heldenhaftesten, aber irgendwie unbefriedigendsten war die Rolle des Hedman Kazar als Shrike-Bekämpfer und am ergreifendsten war die Rolle von Sol Weintraub. Pater Durréés Rolle als Kruzifon-Träger und späterer Papst hat dem christlichen Thema der Auferstehung (ewiges Leben) ganz neue Aspekte abgerungen und Brawne Lamia mit ihrem KI-Konstrukt waren für mich die Helden des Buches. Martin Silenus hat in meinem Kopf irgendwie die Wandlung vom Kotzbrocken zum sympathischen Kotzbrocken vollzogen.

Die schillerndste Person der beiden Hyperion-Bände war für mich die Präsidentin Mina Gladstone. Da muss man wohl einen eisernen Willen und Disziplin aufbringen, um im Verborgenen(?) gegen die KIs zu rebellieren und als sie endlich den Standort des Techno-Corps kannte, musste sie in kürzester Zeit eine derart weitreichende Entscheidung treffen, die sie gleichzeitig zur Befreierin der Menschheit und zur Massenmörderin an Abermilliarden von Menschen machte. Kein Wunder, dass sie am Schluss den Tod suchte. Sie ist doch tot - oder?

Trotz der überwaltigenden Fülle an Ideen, bleiben für mich noch massig Fragen offen. Vor allem habe ich irgendwie nicht mitbekommen, was das Shrike eigentlich ist (das ist wohl ein Nachteil, wenn man das Hörbuch im Auto hört - ein (unverzeihlicher :rolleyes: ) Moment der Konzentration auf den Straßenverkehr und man verpasst wichtige Informationen, ohne es zu bemerken. Es gibt aber sicher noch mehr offene Fragen, die sich erst bei einem zweiten Hören des Romans beantworten lassen - oder auch nicht. Auf jeden Fall habe ich vor, mir das Buch in nicht allzulanger Zukunft noch einmal anzuhören. Jetzt sind erst einmal die 4 Endymion-Teile dran.

Nachdem ich, als ich mit den vier Hyperion-Teilen durch war, erst mal 'ne Pause eingelegt habe und mir "Der Wüstenplanet" reingezogen habe, habe ich heute früh mit Endymion (Teil 5 und Teil 6) angefangen. Im nächsten Monat sind dann alle acht Teile bei audible erschienen und ich werde Endymion ohne Unterbrechung hören.

Bis jetzt (ca. 2 Stunden) hört sich die Geschichte um Raul Endymion sehr gut an. Bin schon gespannt, wie's weiter geht und welche Rolle Martin Silenius noch weiter spielt. Übrigens, heute habe ich zum ersten Mal gerafft, weshalb bei der Anrede vor dem Namen immer ein "M" genannt wurde. Das steht für "M"ensch. "A" Battig hat seinen Namenszusatz, weil er ein "A"ndroid ist.

Das Hörbuch von Endymion gehört für mich bis jetzt zum allerbesten, was ich gehört habe. Detlef Bierstädt hat sich noch einmal enorm gesteigert. Er hat bisher alle Protagonisten mit einer unverwchselbaren Sprachfätbung versehen, so dass man sofort weiß, wer da gerade redet. Besonders berührt mich, wie er die zwölfjährige Aenea charakterisiert - mit einer ausgeprägten Ausgelassenheit (ich denke da an diverse Szenen auf den ersten beiden Fernreisen, wie dem ausgefahrenen Balkon, den Spielen in der Schwerelosigkeit oder v. a. dem "Bad in der Wassersphäre" auf dem "Balkon"). Auf der anderen Seite berührt mich auch ihre Härte in den Verhandlungen mit dem Priester-Captain.

Diese Passagen wären, wenn ich sie selbst gelesen hätte, wahrscheinlich einfach so an mir vorbeigerauscht, aber so ist mir Aenea und ihr Schicksal richtiggehend ans Herz gewachsen und ich ertappe mich immer wieder, dass ich, wenn ich am Ziel angekommen bin, einfach noch ein paar Minuten (meistens bis zum nächsten Szenenwechsel) im Auto sitzen bleibe um zu hören wie es weiter geht.

Insgesamt war es wirklich das tolle Erlebnis, von dem ihr gesprochen habt. Einziger Wermutstropfen: Ich habe das Prinzip der Zeitgräber nicht kapiert und ich kann mir nicht erklären, wie das Zusammentreffen der beiden Liebenden am Ende des Buches zustande kam. Über Zeitpardoxen (?) möchte ich gar nicht nachdenken müssen. Wurde eigentlich die Bedeutung (evtl. besser die Entstehung der Labyrinthwelten irgendwo aufgeklärt?

Mir ist es schon bei etlichen Büchern so ergangen, dass mir die von einem herausragenden Interpreten vorgelesene Hörbuchversion überaus gut gefällt, obwohl ich dieselben Bücher auf keinen Fall lesen wollte. Beispielsweise haben mich die Teile vier bis sechs der originalen Wüstenplanetreihe wenig bis gar nicht interessiert, aber als Hörbuch war ich vom "Gottkaiser" ziemlich fasziniert und ich hoffe dass die letzten beiden Bände auch noch als Hörbuch veröffentlicht werden.

"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)


#51 Susanne11

Susanne11

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Geschrieben 30 Juli 2011 - 09:11

Mir ist es schon bei etlichen Büchern so ergangen, dass mir die von einem herausragenden Interpreten vorgelesene Hörbuchversion überaus gut gefällt, obwohl ich dieselben Bücher auf keinen Fall lesen wollte.

Das kann ich bestätigen. Bei DROOD wollte ich nach ca. 50 Seiten aufhören, aber die Hörbuchfassung hat mich total begeistert.

Simmons eignet sich wie kaum ein anderer Autor dazu, vorgelesen zu werden. Das spricht für seine schriftstellerischen Fähigkeiten. Beim Vorlesen treten stilistische Mängel, die man sonst leicht überliest, überdeutlich hervor.

Und Detlef Bierstedt ist einer der besten Vorleser, die ich kenne.

#52 Vincent Voss

Vincent Voss

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Geschrieben 26 August 2011 - 09:29

Ich habe mir über den Sommer „Hyperion“ und „Der Sturz von Hyperion“ vorgenommen und gestern die letzten 100 Seiten mit einem gemischten Gefühl gelesen. Zum einen freue ich mich, nach 1450 Seiten endlich wieder etwas anderes lesen zu können, zum anderen bin ich wegen des Abschieds doch auch etwas traurig. Zum Buch:Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Meinung finde ich die Gedichte John Keats gut platziert und gerade zum Ende hin entfalten sie die ganze Kraft ihrer Idee. M.E. hat Simmons seine gesamte lebendige, bunte und „glaubwürdige“ Welt, die spannende und intelligent verlaufende Handlung, die liebevoll und mehrdimensional agierenden Protagonisten um Keats Werke drapiert und allein, dass die letzten Gedichte als Auflösung der komplexen Handlung dienen und sie stimmig sind, nötigt mir absoluten Respekt vor dem Handwerk des Autors ab. Sowieso ist es eigentlich eine Frechheit die Simmons hier abliefert. Nicht nur, dass er gut schreiben kann, er pflegt einen angenehmen unaufdringlichen Duktus und beherrscht sowohl die Klaviatur des obszönen und bluttriefenden Schreibens, wie er auch wissenschaftliche Sachzusammenhänge derart vorzutragen weiß, dass sie, trotz aller fehlender Logik, glaubhaft daherkommen, sondern er sondert mit einer hohen Schussrate gute Ideen ab, dass mir als ambitionierter Schreiber schwindlig wurde. Perfekt! Zur Geschichte: Über die Einzelschicksale 7 Pilger spannt sich im ersten Teil die Geschichte und an sich war jede Einzelgeschichte an sich genommen schon sehr stark. Meine Highlights an dieser Stelle war die Geschichte des Gelehrten Sol Weintraub, die Geschichte der Privatdetektivin Brawne Lamia, die des Oberst Kassad und des Priesters Hoyt. Wobei: Im zweiten Teil entfalten auch die anderen Geschichten ihre Wirkung und die des Dichters Silenius entwirft so unglaublich schön-schaurige Gemälde im Kopf, wie er durchbohrt am†¦ egal, man muss es lesen. Jedenfalls erzählt jeder auf dieser Pilgerfahrt seinen Anteil und warum er oder sie glaubt an der Pilgerfahrt zu den Zeitgräbern und zum legendären Shrike zu reisen. Und während die aktuellen Geschehnisse einen ebenso fesseln, wie die Ausflüge in die verschiedensten Vergangenheiten und exotischsten Orte, nimmt die Handlung Tempo auf und als Leser will man wissen, was es mit dem Shrike auf sich hat, mit der Kruziform, mit dem Core, mit den Ousters, mit dem Erg in der Möbiuskiste und tatsächlich hat Simmons auf jedes Phänomen zum Ende hin eine zufriedenstellende Antwort. Will man es haarklein analysieren und sich auf die Suche nach Logiklöchern machen? Nö! Dafür burnt einen das Werk zu sehr um. Wie ich schon sagte, ich freue mich, endlich etwas Neues lesen zu können. Ich werde mir jetzt erst mal Endymion bestellen. 10 von 10 Punkten

#53 Seti

Seti

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Geschrieben 07 August 2013 - 19:52

(Mein Posting ist eine Antwort auf diesen Beitrag von Trurl. Ich bin aber hierher "umgezogen", weil ich gern noch weitere Eindrücke zu den "Hyperion-Gesängen" schildern möchte und der andere Thread dann arg Off-Topic geworden wäre...)

Bin jetzt in der Mitte von Martin Silenus Geschichte. Vom Erzählstil gefällt die mir bisher am besten - erinnert mich ein bisschen an Timothy Cavendish aus David Mitchells "Der Wolkenatlas" (wobei es überhaupt einige interessante Parallelen zwischen diesen beiden Charakteren gibt). Großartig fand ich die Stelle, wo Silenus über die Bedeutung von Worten philosophiert und dann versucht, diese Gedanken mit seinem nach dem Schlaganfall eingeschränkten Wortschatz seinen Mitmenschen zu erklären ("Pisse, Scheiße, Arschloch") Eingefügtes Bild

Kassads Story war auch sehr gut - vor allem die Szene bei den Zeitgräbern war abgründig und grandios geschrieben. Aber diese umgekehrte Zeitleiste bringt meine grauen Zellen zum Qualmen, gar nicht so einfach sich zwei entgegengesetzte Abfolgen von Ereignissen vorzustellen, weil es komplett unserem Verständnis von Ursache und Wirkung zuwiderläuft. Ging mir bei Ian McDonalds "Cyberabad" ähnlich (da wir das ja zusammen im Lesezirkel gelesen haben, weißt du bestimmt was ich meine).

Btw: Apropos Scheherazade... Du erinnerst mich gerade daran, dass "Geschichten aus Tausendundeiner Nacht" neben Chaucers "Canterbury Tales", Homers "Ilias", Dantes "Göttliche Kommödie" und noch ein paar anderen zu den Klassikern der Weltliteratur gehört, die ich unbedingt irgendwann mal lesen möchte.

Bearbeitet von Seti, 07 August 2013 - 19:52.

"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"

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#54 Trurl

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Geschrieben 07 August 2013 - 20:44

Bin jetzt in der Mitte von Martin Silenus Geschichte. Vom Erzählstil gefällt die mir bisher am besten - erinnert mich ein bisschen an Timothy Cavendish aus David Mitchells "Der Wolkenatlas" (wobei es überhaupt einige interessante Parallelen zwischen diesen beiden Charakteren gibt). Großartig fand ich die Stelle, wo Silenus über die Bedeutung von Worten philosophiert und dann versucht, diese Gedanken mit seinem nach dem Schlaganfall eingeschränkten Wortschatz seinen Mitmenschen zu erklären ("Pisse, Scheiße, Arschloch") Eingefügtes Bild

"Gottverdammt Kaka". Eingefügtes Bild Ja. Genial.

Ich finde auch, dass der Roman, was den wechselnde Stil der Sprache von Geschichte zu Geschichte betrifft, Ähnlichkeiten mit "Der Wolkenatlas" aufweist. Simmons beherrscht da alle Tonlagen von der zynischen Kriegsgeschichte: "Nach den ersten Minuten auf Südbressia wurde Kassad klar, dass der Neue Bushido tot war...", bis hin zum Noir-Krimi im Cyberpunk Umfeld. Oder auch ganz toll. Die tragische Liebesgeschichte am Schluß. Das ist ganz große Erzählkunst.

Ich zitiere mal aus dem Vorpost von Vincent Voss, weil er diese erzählerische Fähigkeit Simmons ganz exakt auf den Punkt bringt:

M.E. hat Simmons seine gesamte lebendige, bunte und „glaubwürdige“ Welt, die spannende und intelligent verlaufende Handlung, die liebevoll und mehrdimensional agierenden Protagonisten um Keats Werke drapiert und allein, dass die letzten Gedichte als Auflösung der komplexen Handlung dienen und sie stimmig sind, nötigt mir absoluten Respekt vor dem Handwerk des Autors ab. Sowieso ist es eigentlich eine Frechheit die Simmons hier abliefert. Nicht nur, dass er gut schreiben kann, er pflegt einen angenehmen unaufdringlichen Duktus und beherrscht sowohl die Klaviatur des obszönen und bluttriefenden Schreibens, wie er auch wissenschaftliche Sachzusammenhänge derart vorzutragen weiß, dass sie, trotz aller fehlender Logik, glaubhaft daherkommen, sondern er sondert mit einer hohen Schussrate gute Ideen ab, dass mir als ambitionierter Schreiber schwindlig wurde. Perfekt!

Hach ja. Ich wünschte ich könnte diesen ersten Roman, also Hyperion, der zweite ist Der Sturz von Hyperion, noch einmal wie beim ersten Mal lesen. Ich frage mich, ob er mir heute immer noch genau so gut gefallen würde wie damals.

Btw: Apropos Scheherazade... Du erinnerst mich gerade daran, dass "Geschichten aus Tausendundeiner Nacht" neben Chaucers "Canterbury Tales", Homers "Ilias", Dantes "Göttliche Kommödie" und noch ein paar anderen zu den Klassikern der Weltliteratur gehört, die ich unbedingt irgendwann mal lesen möchte.

Es gibt übrigens von "Tausendundeine Nacht" eine Neuübersetzung von Claudia Ott direkt aus dem Arabischen, die von der Kritik über den Klee gelobt wurde. Ich selbst habe diese Ausgabe nicht, habe aber die Lobeshymnen bei Erscheinen der Ausgabe mitbekommen und kurz mit dem Gedanken gespielt sie mir zu kaufen.

LG Trurl

Bearbeitet von Trurl, 07 August 2013 - 20:45.

»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#55 Susanne11

Susanne11

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Geschrieben 08 August 2013 - 08:37

Ich habe Hyperion zweimal gelesen und zweimal als Hörbuch gehört. Das Werk eignet sich hervorragend dazu, vorgelesen bzw. angehört zu werden. Beim Hören eines Romans bemerkt man sofort die schriftstellerischen Mängel bzw. Stärken eines Autors. Schwächen, die man beim Lesen problemlos übergehen kann, fallen beim Hören sofort auf. Bei Hyperion wurde mir so richtig bewusst, wie hervorragend dieser Roman geschrieben ist. Jetzt könnte ich mich noch eine Weile in Lobhudelei ergehen, aber das lass ich ... Meine Empfehlung: Als Hörbuch ist Hyperion ein absoluter Genuss. Mehr noch wie als Buch. Gerade höre ich Endymion - die Fortsetzung von Hyperion. Das ist inhaltlich deutlich schwächer als Hyperion und hat uberflüssige Längen, ist aber auch unterhaltsam.

#56 derbenutzer

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Geschrieben 08 August 2013 - 10:00

Ihr macht mir wirklich Lust, die Bücher zum x-ten Mal wieder zu lesen. Derweil bin ich noch mit Dune hinten und The Sparrow ist auch nicht gerade ein Heft.

Was den wechselnden Stil von Simmons' Sprache betrifft: Bei den Hyperion Romanen hat er das in einem Werk eindrucksvoll gezeigt. Es ist aber auch imponierend, wie sehr er seine Schreibweise bei unterschiedlichen Romanen zu wandeln vermag.

Man siehe sich etwa die Joe Kurtz-Romane, Terror und Hyperion von Simmons an. Hätte er die unter diversen Pseudonymen geschrieben, würde keiner ein und denselben Autor "dahinter" vermuten.

LG

Jakob

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#57 frankh

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Geschrieben 10 August 2013 - 07:10

Gerade höre ich Endymion - die Fortsetzung von Hyperion. Das ist inhaltlich deutlich schwächer als Hyperion und hat uberflüssige Längen, ist aber auch unterhaltsam.

Hyperion (insbesondere der 1. Band) ist eines meiner Lieblingsbücher, und auch die beiden Endymion-Bände habe ich gern gelesen.
Dennoch sollte man nicht übersehen, daß gerade die letzten beiden Bände nicht nur die schon von Dir angesprochenen überflüssigen Längen aufweisen, sondern teilweise von Kitsch nur so triefen. Ich habe durchaus ein Faible für Pathos, aber diese Aenea-Rührstory hätte man einem Mainstream-Autor niemals durchgehen lassen. So bleibt für mich am Ende ein zwiespältiger Eindruck, obwohl mich die Handlung beim ersten Lesen durchaus mitgerissen hat (beim zweiten Mal habe ich allerdings die Hälfte überblättert).

#58 Trurl

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Geschrieben 10 August 2013 - 10:42

Das mit dem Kitsch in der Endymion-Aenea-Liebesgeschichte habe ich auch so empfunden. Da hat Simmons für meinen Geschmack nicht den richtigen Ton oder die richtige Balance gefunden.

Generell muss man sagen, dass Simmons jemand ist der wunderbare Einleitungsromane schreibt, die in seine Geschichte und sein Universum einführen. Dass es ihm in dem Folgeband aber nicht mehr gelingt, diese Qualität zu halten und die Erzählung damit zu einer vollkommen runden Sache abzuschließen. Er beginnt dann oft sich zu verzetteln und überflüssige Nebenhandlung einzubauen. Am ehesten ist es ihm noch mit den Hyperion-Bänden gelungen, wobei bereits Der Sturz von Hyperion ein paar unnötige Längen enthält. Am deutlichsten wurde das bei Olympos, worin die bis dahin so wunderbare Ilium-Geschichte, durch ein paar krude Nebenhandlungen fast zum Absturz gebracht wurde. Allerdings ... auch ein nicht ganz perfekter Roman von Simmons ist immer noch ein Werk, das man gerne liest und etwas das manch unbegabterer Autor so nie hinbekommt.

LG Trurl

Bearbeitet von Trurl, 10 August 2013 - 10:43.

»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

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#59 Susanne11

Susanne11

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Geschrieben 10 August 2013 - 17:27

Am deutlichsten wurde das bei Olympos, worin die bis dahin so wunderbare Ilium-Geschichte, durch ein paar krude Nebenhandlungen fast zum Absturz gebracht wurde. Allerdings ... auch ein nicht ganz perfekter Roman von Simmons ist immer noch ein Werk, das man gerne liest und etwas das manch unbegabterer Autor so nie hinbekommt.

LG Trurl

Das Ende von Olympos fand ich unsäglich schrecklich. So in der Art "Und lebten glücklich und zufrieden im Auenland."

Diese Kiste mit der Erlöserin Aenea fand ich auch keine wirklich grandiose Idee. Und die Farcaster-Reisen von Endymion dienten vorwiegend dazu diverse Welten mit und ohne Bewohner äußerst detailliert zu beschreiben. Das ist auch gut gelungen. Ich habe vom 2. Band erst die Hälfte gehört und hoffe, dass die Liebesgeschichte nicht zu unerträglich ist.

Trotz aller Schwächen habe ich sowohl Olympos als auch Ilium gerne gelesen bzw. gehört. Was Simmons total gut kann ist Spannung aufbauen und Lösen und den Geschichten unerwartete Wendungen geben.

Susanne

Bearbeitet von Susanne11, 10 August 2013 - 17:27.


#60 Tanner Mirabel

Tanner Mirabel

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Geschrieben 11 August 2013 - 19:05

Hyperion und Der Sturz von Hyperion hatten mir gut gefallen. Endymion konnte da auch meiner Meinung nach nicht mehr mithalten. Es gab da nicht nur zuviel Längen, sondern für meinen Geschmack auch zuviel Theologie. Irgendwie kann man alles auch übertreiben. Endymion lebt m.E. hauptsächlich von seinem originellen Schluss.

Mein persönliches Buchhighlight 2019: Ursula Poznanski - Die Vernichteten

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