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[FF Fant./Horr.] American Gods


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11 Antworten in diesem Thema

#1 Holger

Holger

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Geschrieben 10 Februar 2003 - 12:58

Neil Gaiman
American Gods
Verlag: Harper Torch
US-Erstausgabe: 2001
bei amazon.de

Eingefügtes Bild

Nach dreijähriger Haft wird Shadow aus dem Gefängnis entlassen. Die neugewonnene Freiheit wird jedoch von der traurigen Nachricht überschattet, dass seine Frau Laura und sein bester Freund bei einem Autounfall ums Leben kamen. Angeschlagen macht sich Shadow auf die Heimreise. Im Flugzeug sitzt er neben einem befremdlichen älteren Herrn, der Shadow offensichtlich kennt, und um seine Probleme weiß. Das Angebot für den Alten, der sich Wednesday nennt, als Leibwächter zu arbeiten, schlägt Shadow jedoch aus.

Um dem aufdringlichen Wednesday zu entfliehen legt Shadow die letzte Etappe seiner Heimreise nach Eagle Point mit einem Leihwagen zurück. Als er an einer Raststätte zu Abend essen möchte, trifft er kurioserweise wieder auf Wednesday, und diesmal lässt er sich vom Angebot des Alten überzeugen. Gemeinsam fahren die beiden nach Eagle Point, und Shadow wohnt der Beerdigung seiner Frau bei - zu seinem Entsetzen muss er dort jedoch erfahren, dass Laura und sein bester Freund eine Affäre hatten.
In wirren Träumen begegnet Shadow seltsamen Gottheiten, die ihm missverständliche Hinweise geben. Als Shadow erwacht sitzt seine verstorbene Frau an seinem Bett. Sie bittet um Verzeihung und warnt Shadow vor seiner neuen Aufgabe. Gleichermaßen bietet sie ihm ihren Schutz an.

An Wednesdays Seite streift er fortan quer durch die Vereinigten Staaten. Das Ziel des Alten scheint es zu sein, die "alten Götter" zu einem gemeinsamen Treffen zu bewegen und gegen die "neuen Götter" der Moderne zu organisieren. Diese, namentlich das Internet, TV, Mobiltelefone, etc. drohen die alten Gottheiten nachdrücklich zu verdrängen. Sie schrecken nicht einmal vor gewalttätigen Übergriffen zurück, in denen sie die Gottheiten liquidieren, die einst mit den zahlreichen Einwanderern kamen und nun mangels Glaubensanhängern ein Leben als einfache Bürger führen. Auch Shadow fällt einem solchen Anschlag zum Opfer, kann sich aber durch Mithilfe von Laura befreien. Während Shadow auf Wednesdays Geheiß in der malerischen Kleinstadt Lakeside untertaucht, fällt Wednesday selbst den neuen Göttern zum Opfer. Als Konsequenz daraus entscheidet sich Shadow, die "alten Götter" weiterhin tatkräftig zu unterstützen und bringt seinerseits ein großes Opfer.

Neil Gaiman, u.a. bekannt durch NIEMALSLAND (Goldman) gelingt auch in AMERICAN GODS die Fusion des Phantastischen mit dem Alltag auf seine brilliante Weise. Zugegeben, eine Zusammenfassung der Handlung klingt zunächst leicht abwegig: wie mögen Götter wohl in den weltlichen Alltag passen? Doch für Gaiman stellt sich diese Frage anscheinend nicht, er führt den Leser durch ein Amerika der Gegenwart, das von Göttern belebt wird, die sich als Straßenhuren, Bestatter oder Schlachter verdingen. Die Idee dahinter ist die Frage, wie personifizierte Gottheiten wohl damit leben, wenn sie ihre Anhängerschaft verlieren und in Vergessenheit geraten. Den abgehalfterten Gottheiten stellt Gaiman ihren ruhmreichen Einzug in kurzen Kapiteln "Coming to America" entgegen, auf den das schnelle Vergessen folgte. Glaubt man zunächst diese Kapitel störten den Lesefluß, so wird doch schnell deutlich, über welches Potential der Autor tatsächlich verfügt: auf brilliante Weise vermag Gaiman auf wenigen Seiten das tragische Schicksal eines entführten und versklavten afrikanischen Geschwisterpaares zu erzählen, der ersten Wikinger die amerikanischen Boden betraten, oder einer findigen englischen Magd, die nach Amerika deportiert wird.

Bemerkenswert an AMERICAN GODS ist das kontinuierliche Lesevergnügen, das nicht unbedingt von einer zerreißenden Spannung, sondern vielmehr schlicht und einfach von einer brillianten Erzählung beflügelt wird. So gehört der Titel zu den wenigen Büchern, die ich beim Lesen unterbrochen habe, um das Leseerlebnis bewusst in die Länge zu ziehen. Das Headline Book Publishing auf der englischen Ausgabe reißerisch mit dem Aufkleber "As good as Stephen King or your money back" wirbt, empfinde ich als schade, weder der Autor noch der Titel haben einen derartigen Vergleich nötig. Die amerikanische Ausgabe von Harper Torch ist da dezenter, hier weisen "lediglich" die ersten sechs Seiten auf die überschwängliche Kritik der internationalen Presse hin!
Stellt sich die Frage, wann Gailmans "Krieg der Götter", ausgetragen auf amerikanischem Boden, auch seinen Weg in deutschsprachige Gefilde finden wird. In jedem Fall dürfte der Roman hier viele Freunde finden, besonders unter solchen Lesern, die eine dezente Verquickung des Phantastischen mit dem Alltäglichen schätzen und Roadmovies mögen! Wer nicht warten will, sollte nicht vor dem englischen Text zurückscheuen, es lohnt sich!
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#2 Naglfar

Naglfar

    Yoginaut

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Geschrieben 10 Februar 2003 - 14:02

Auch wenn mein Niemalsland-Exemplar von Heyne ist, der Inhalt von American Gods klingt wirklich gut. Ich überlege so oder so schon einige Zeit, ob ich es mir holen soll, doch ich hoffen noch irgendwie, das sich ein deutscher Verlag des Buches annehmen wird.Kennst du die Sandman-Comics von Neil Gaiman, die sind auch ziemlich genial.

#3 Holger

Holger

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Geschrieben 14 Februar 2003 - 11:42

Auch wenn mein Niemalsland-Exemplar von Heyne ist ...

Stimmt natürlich. Meins ist auch von Heyne ;) Die Sandman Comics kenne ich leider nicht. Ich muss aber auch sagen, dass ich nach meiner "Lustiges Taschenbuch"-Phase ein richtiger Comicbanause geworden bin. Hab da irgendwie keinen Zugang.
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#4 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 25 August 2003 - 10:06

AMERICAN GODS ist für mich eine einzige große Enttäuschung. Ich bin mittlerweile bis zur Mitte gekommen und habe überhaupt keine Lust, das Buch zu Ende zu lesen. Eigentlich ist die Story recht interessant, aber Neil Gaiman erzählt die Geschichte in so einem geschwätzigen Ton, dass es mir einfach zu langweilig wird. Vielleicht relativiert sich der Eindruck in der zweiten Hälfte, aber ich bezweifle es...CORALINE, STARDUST und NIEMALSLAND haben mir weitaus besser gefallen!Sullivan

#5 molosovsky

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Geschrieben 25 März 2007 - 12:07

Ich mach mal keinen neuen Thread auf für die fiolgende Meldung. War am Donnerstag auf der Buchmesse, hauptsächlich, um mal Fan zu spielen und einen Neil Gaiman-Auftritt zu erleben. Hier zu meinem Buchmessen-Gedächtnisprotokoll mit Skribbels, und passend dazu meine MAGIRA 2006-Besprechung vom nun auch deutsch vorliegenden »Anansi Boys«. Viel Spaß Grüße Alex / molo

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#6 Rusch

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Geschrieben 25 März 2007 - 18:12

Hm, mit DER Buchmesse kannst Du nicht die Frankfurter gemeint haben. Auf jeden Fall ist Gaiman eine interessante Person, auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, dass der Comic Sandman sein bestes Werk bisher war. Die Serie war wirklich wegweisend für das Genre.

#7 Robin

Robin

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Geschrieben 25 März 2007 - 23:41

Ich fand das Buch genial.
Mein Blog: http://www.haseler.de/blog/

Liest gerade | für die Magisterarbeit viele, viele Dinge
Lernt gerade| Geschichte
Schreibt gerade | Blogbeiträge... usw. usf.

#8 molosovsky

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Geschrieben 25 März 2007 - 23:50

Dicht gefolgt von seinen gesammelten Kurzgeschichten und ›Kroppzeug‹, also den Bänden »Smoke & Mirros«, »Fragile Things« und den eher schrägeren Anthos.Ich gebe zu, daß Gaimans bisherige Romane und längeren Prosastücke nicht die Wucht und Spannweite bieten, wie die Sandman-Sachen, ABER dafür sind sie auch nicht so uneinheitlich (es gibt für meinen Geschmack doch ein paar Sandmanhefte/kapitel, die mittelgroße ›Unfälle‹ sind, was aber an der Produktion lag, z.B. im »A Game For You«-Buch).Kein Zweifel: Sandman war wegweisend für das Genre. Oder besser vielleicht: DIE Genres, denn Sandman hat Innovations-Strotz abgestrahlt ins Fantasy-, ins Horror-, ins Heftchen-Comic/Graphic Novel (die US-Traderevolution wurde von Sandman begleitet), Abenteuer-, Romanze-, Postmoderne-, Popliteratur- und schließlich dem Geschichen-in-der-Geschichten-Genre (siehe Potocki, 1001 Nacht, Seraphionsbrüder usw) um mal schnell rauszuballen, was mir einfällt.Ach ja: die Leipziger Buchmesse ist die die Zweitgrößte, Schwerpunkt Publikumsmesse. Ffm ist mehr die Fachmesse UND noch Publikumsmesse mitbei. Leipzig ist nen Ausflug wert, Essen gut und günstig, das Messegelände irgendwie heimeliger als das Frankfurter.GrüßeAlex / molo

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#9 Rusch

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Geschrieben 26 März 2007 - 07:32

Hm ja, das hatte ich dann auch in der Tagesschau erfahren. Natürlich ist die Leipziger Buchmesse sehr groß. Man hat inzwischen fast an die Vorkriegszeit angeschlossen, als die Leipziger Messe weltweit führend war.

#10 emphyrio

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Geschrieben 27 März 2007 - 17:54

Ich gestehe, nach Gaiman süchtig zu sein, obwohl ich mich bei manchen Geschichten von ihm frage, ob er und ich noch ganz bei Troste sind, weil zuweilen arger, abgründiger Kitsch dazwischen ist."American Gods" habe ich am Stück durchgelesen. Es sind sehr viele interessante Geschichten in der Geschichte, ganz besonders die Einwandererstorys. Der Dschinni als New Yorker Taxifahrer etwa - erscheint mir immer noch im Traum. Auch die Grundidee, dem Schicksal verlorener Götter zu folgen, gefällt mir wirklich gut.Bleibt ein ABER: aus meiner Harper-Collins-Ausgabe mit knapp 600 Seiten hätte ich etwa 100 gestrichen, und dann wäre der Rest ein richtig gutes Buch geworden. Will sagen, an manchen Stellen verschwafelt sich Gaiman ganz enorm, und man brauch eine störungsfreie Umgebung, um bei der Sache zu bleiben."Anansi Boys" ist vage eine Fortsetzung, aber nicht so richtig. Eigentlich setzt er nur das Thema fort. (Wer wissen will, wie es mit Shadow weitergeht, muß "Fragile Things" lesen). Das Buch ist geradliniger und spannender als "American Gods" und, was wohl an Anansi, dem höchst zweifelhaften Spinnenwesen der Indianer, liegt, auch lustiger. Also deutlich leichter verdaulich, aber auf keinen Fall schlecht. Wahrscheinlich hat er da die hundert seiten gleich selbst gestrichen: es sind nur 460.Mein Lieblingsbuch ist bislang "Neverwhere", unangefochten. Aber vielleicht, wenn Gaiman sich nochmal mit Pratchett zusammenrauft ...

#11 Rusch

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Geschrieben 27 März 2007 - 18:06

Tja, die Zeiten in denen gekürzt wurde sind vorbei. Meist ist die gut, dass nicht mehr gekürzt wird, aber manchmal wäre es auch ein Segen.

#12 molosovsky

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Geschrieben 27 März 2007 - 18:18

Stimmt: »Anansi Boys« und auch »Neverwhere« sind mehr aus einem Guss als »American Gods«. Wenn man in Interviews von Gaiman stöbert, erfährt man, daß dieses etwas zerfranste Rummgeschwurschtel aber ganz seiner Form-Ambition für diesen Roman entspricht.

@emphyrio: Der Spinnengott Anansi ist kein Gott der Indianer (bei denen geben Coyote bzw. Rabe die Rolle des Trickser-Archetypen, wo wie Loki im nordischen und Affe im chinesischen Pantheon). Guten Einstieg zum Auseinanderklamüsern von Göttern bietet (auf englisch) die Website Goodchecker.

Grüße
Alex / molo

Bearbeitet von molosovsky, 27 März 2007 - 18:19.

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