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heschu's Blog



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Eine Anthropologin auf dem Mars: Sieben paradoxe Geschichten (Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1997) von Oliver Sacks

Geschrieben von heschu , 18 Januar 2020 · 1.166 Aufrufe

Wieder habe ich ein älteres Buch erwischt, an dem ich einfach nicht vorbeigehen konnte. Der Titel klingt nach SF, aber Fans könnten vom Inhalt enttäuscht werden, es ist keine.
Hier geht um psychische Erkrankungen, um Fallbeispiele, um die Arbeit des Gehirns.
Sicher gibt es aktuelle Studien zu den beschriebenen Themen. Doch mir gefiel dieses Buch, verfasst vom britischen Neurologen Oliver Sacks (1933-2015). Bei der Suche im Forum stieß ich mehrmals auf die Erwähnung des Namens, also völlig unbekannt dürfte er hier nicht sein.
In Eine Anthropologin auf dem Mars: Sieben paradoxe Geschichten (Rowohlt Taschenbuch Verlag 1997, Übersetzer: Hainer Kober, Alexandre Métraux und Jutta Schust) erzählt Oliver Sacks einfühlsam von den Problemen und Möglichkeiten seiner Patienten. Er stellt u. a. Autisten, Inselbegabungen und Leute mit dem Tourette-Syndrom vor. Dem Autor gelingt es mit Leichtigkeit, Verständnis für die Leiden der Probanden zu wecken. Seine ausführlichen Erklärungen sind niemals langweilig. Er schreibt sachlich, ohne den normalen Leser zu sehr mit medizinischen Fachbegriffen zu verwirren.
Ich lese ungern über Krankheiten, aber dieses Buch ist anders.
Empfehlenswert!
Etwas für Fans habe ich dann doch noch gefunden. Oliver Sacks verweist zum Thema Sehen in einer Notiz auf den englischen SF-Autor H. G. Wells und seine Erzählung Das Land der Blinden. Leider kenne ich sie nicht.
Auch Poe und Lewis Carroll, sogar Philip K. Dick werden in einer Anmerkung erwähnt. Eve LaPlante soll diese Namen in Zusammenhang mit Schläfenlappenepilepsie und dem Geschwindschen Syndrom genannt haben.
Besonders lesenswert fand ich auch die letzte Geschichte über Temple Grandin. Sie meinte, dass sie sich manchmal wie eine Anthropologin auf dem Mars vorkommen würde. Sie kann als Autistin einiges nicht verstehen, was anderen wiederum leicht fällt. Trotz ihres großen Wissens und ihrer Fähigkeiten hat auch sie Schwächen.
Wie jeder Mensch!


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Was ist ein gutes Buch?

Geschrieben von heschu , 06 Januar 2020 · 1.213 Aufrufe

Vielleicht hat die Bewertung damit zu tun, wie sich der Autor ausdrückt, wie er das Schreiben, also sein handwerkliches Können einsetzt. Auch eine geniale Grundidee kann bei mir das Gefühl auslösen, zu denken, ja, das ist ein gutes Buch. Oder wenn ich die deutliche Empfindung verspüre, dieser Autor weiß, wovon er schreibt. Das gilt auch für eine Welt in der Zukunft oder im Genre Fantasy. Nur glaubwürdig muss die Geschichte sein, stimmig innerhalb der gezogenen fiktiven Grenzen.
Ich las in diesem Jahr eine Menge guter Bücher, die teils schon vor längerer Zeit herauskamen. Ich will bloß auf die letzten beiden etwas näher eingehen. Mit ihnen fand ich zwei weitere Lieblingsautoren. Meine Liste ist dadurch recht lang geworden, fast schon unübersichtlich. Aber das ist eine andere Sache.

Also beginne ich mit dem Amerikaner Adam-Troy Castro (geb. 1960) und seinem Halbgeist (Bastei-Lübbe, 1. Auflage 2009, übersetzt von Frauke Meier)
Wider Erwarten las ich das Buch für meine Begriffe sehr langsam durch. Damit bin ich nicht allein. Das entdeckte ich erleichtert, als ich die Diskussion zum Roman in einem alten Lesezirkel des Forums verfolgte. Die Meinungen dort sind ziemlich widersprüchlich, was ich gut nachvollziehen kann. Ich denke, man muss sich ganz und gar auf das Geschehen im Buch einlassen und sich genügend Zeit dafür nehmen. Dann funktioniert es.
Der Schriftsteller erschafft die Ermittlerin Andrea Cort und versetzt sie nach One One One. Diese Zylinderwelt ist reichlich ungewöhnlich, komplex und es dauerte ein Weilchen, bis ich mich zurecht fand. Er nutzt oft lange Sätze, die ich manchmal noch einmal lesen musste, um sie richtig zu verstehen. Das bremste mich anfangs leicht aus. Trotzdem war ich die ganze Zeit über neugierig, wie Castro seine Ermittlerin ihren Fall lösen lassen wollte. Zwar nicht so, dass ich das Buch in einem Ritt durchlas. Das war mir zu anstrengend. Aber wenn ich es nach einer Pause wieder in die Hand nahm, steckte ich gleich voll in der Handlung drin. Die Auflösung schließlich gefiel mir sehr. Zum Schluss war ich an Castros Schreibweise gewöhnt. Und ich will mehr! Auch die nächsten beiden Bände um Andrea Cort.

Durch Hinweise aus dem Forum fand ich zum amerikanischen Schriftsteller Raimond Carver (1938-1988). Er überzeugte mich mit seinem Erzählband Würdest du bitte endlich still sein, bitte. (Berlin Verlag, 2. Auflage 2000, übersetzt von Helmut Frielinghaus)
Das ausführliche Vorwort über 31 Seiten, man muss es unbedingt lesen, stammt von Richard Ford. Darin beschreibt er, wie er seinen Schriftstellerkollegen Raimond Carver kennenlernte, was für ein Charakter er hatte, wie sein Leben verlief und wie sie schließlich Freunde wurden.
Warum haben mich die Erzählungen beeindruckt?
Der Schreibstil Carvers ist einfach, keine Fremdwörter hemmen den Lesefluss. Die Texte wirken trotzdem nicht banal. Raimond Carver jongliert geschickt mit der Länge der Sätze. Oft reichen ihm für einen Satz zwei, drei Worte aus, dann wieder 45 (Beispiel). Aber nicht nur das ist mir aufgefallen.
Er schreibt keine Heile-Welt-Geschichten, er schreibt wahrhaftig, manchmal auf eine lakonisch anmutende Weise. Sehr genau achtet der Schriftsteller auf die Zwischentöne in den Beziehungen seiner Protagonisten und erreicht damit den Leser mit einer Art Lebensweisheit, die jeder versteht. Carver ist Menschenkenner, er beobachtet und lässt seine Figuren in den Erzählungen so handeln, als wären sie unter uns.
Am emotionalsten fand ich die letzte Geschichte, die dem Erzählband den Titel gab.





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Quelle:
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