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Genre


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50 Antworten in diesem Thema

#1 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 13 Januar 2005 - 15:13

In phantastisch!17 interviewt Nicole Rensmann Friedel Wahren, welche die Piper Fantasyserie betreut.Eine Frage befasst sich mit dem Fantasyhype und wie lange er noch andauert oder ob er schon abflacht. Die Antwort lautete unter anderem: Es gab immer ein Auf und Ab der Genres, Fantasy hatte ein Tief in den Neunzigern, aktuell ist die SF in der Talsohle. Sie sagte, das wäre ein recht bekannter Zyklus, der so immer wieder kehrt. Dazu kämen allerdings auch Faktoren wie die Verfilmungen von HP oder HDR, welche einen großen Einfluss hätten. Gleiches gab es ja bei der SF mit den ersten Astronauten und der Mondlandung, vielleicht auch damals im Zuge der Star Wars Verfilmung. Die Horror-Achtziger waren ja Stephen King geprägt, was auch an den zahllosen Verfilmungen lag.Daher generell die Frage: Welche Gründe hypen ein Genre? Oder ist es irgendwann einfach mal wieder an der Zeit, SF zu lesen und dem Horror zu entsagen? Und ist die „Laufkundschaft“ in der Phantastik die eigentliche Masse und Leser rein eines Genres (Leute, die nur SF oder nur Fantasy lesen) eine Minderheit? Liegen diese Wellenbewegungen eher am jüngeren Publikum und das ältere verliert zunehmend an Masse, da sich die Interessen verlagern (ich meine, die meisten Kinobesucher sind jünger als dreißig und über fünfzig wohl eher eine Ausnahme)?

#2 dyke

dyke

    Biblionaut

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Geschrieben 13 Januar 2005 - 18:09

Hi,die SF hatte ihren Hauptboom in der Zeit als wohl die meisten Menschen der Meinung waren, mit Technik ist alles zu machen.Mit dem Umweltgedanken, Tschernobyl. Ozonloch etc. trat wohl eher die Angst vor den Auswirkungen des Machbaren in den Vordergrund.Nach meiner Meinung sind viele Gentechnikgegner gar nicht gegen Gentechnik. Sie haben Angst vor dem Missbrauch, der nie ausgeschlossen werden kann. Die Menschen scheinen sich nach einer überschaubaren, unkomplizierteren, heileren Welt zu sehnen, in der noch Menschen das Sagen (oder Zaubern) haben.Neben der Fantasy boomt ja auch der historische Roman in allen Facetten, nutzt sogar das Zeitreisethema.Die SF über die nähere Zukunft boomt auch, hat sich aber in den Thriller-Bereich verzogen. Crichton, Eschbach, Kerr, Kegel, Preston, Wilson, Child und wie sie alle heißen werden doch kaum noch als SF verkauft.Würde heute Galouyes „Welt am Draht“ bzw. „Simulacron 3“ verkauft, bekäme er keinen SF-Aufkleber mehr, sondern käme in die Thriller-Liga mit Illes, Harry, Menick, Munson usw.Wenn die SF Themen aufgreift, die die Menschen interessieren, wird sie auch wieder nach oben klettern. Genre boomen, wenn sie die Mehrheit ansprechen und wenn ich div. Statistiken (und meinen Beobachtungen in div. Buch-Foren) glauben darf, ist schon seit einigen Jahren und länger die Mehrheit der Leser - weiblichen Geschlechts, die z. Bsp. schon bei dem Wort SF Pickel kriegen, aber andererseits nach Zeitreiseromanen ala Diana Gabaldon lechtzen.Wenn SF-Autoren es schaffen, auch Frauen anzusprechen, könnte es hier einen Boom geben, denn wir Bücherlesenden Männer sind einfach zu wenig.LG Dyke

#3 Gast_Gast_*

Gast_Gast_*
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Geschrieben 20 Januar 2005 - 12:21

Hi,taugt die neue Fantasy denn etwas? Ich bin da nicht auf dem laufenden. Zur Zeit werden ja etliche neue Autoren auch in Deutschland gehypt. Wer kennt sich da aus?

#4 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 12:41

Hallo Gast, welche Autoren meinst du konkret? Auf fg.de gibt es verschiedene Rezis, vielleicht ist etwas dabei: http://www.fantasygu...ns-buchfant.htm Und wo du gerade da bist: Konzentrieren sich deine Interessen einzig auf fantasy oder liest du auch SF und Horror bzw. was ganz anderes? Michael

Bearbeitet von Michael Schmidt, 20 Januar 2005 - 12:42.


#5 Rusch

Rusch

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 13:32

Das Problem an der ganzen Fantasy Geschichte ist, dass der Fantasyleser leidensfähiger als der SF Leser ist. Er begnügt sich mit Geschichten, die in Grundzügen den Herrn der Ringe oder ähnliches nacherzählen und nichts neues bieten. Aber es gibt auch ganz hervorragende Werke, die ich dem Herrn der Ringe jederzeit vorziehen würde, wie z. B. "Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin. Dummerweise gibt es keine Foren wie dieses hier, in dem in ähnlicher Weise über Fantasy gesprochen wird. Oder ich habe es noch nicht gefunden. Meist dümmpeltn die Diskussionen so vor sich hin und sind gespickt von Aussagen der Postenden die sich selbst disqualifizieren ("Das ist fast so gut wie Shannara" oder "Der letzte Hohlbein war noch besser als die anderen"). Meist drehen sich in Fantasyforen die Diskussionen größtenteils um Rollenspiele, Filme oder um Fantasykunst. Ernsthafte Diskussionen über Literatur habe ich kaum gesehen. Aber wie gesagt: Vielleicht habe ich das richtige Forum ja noch nicht gefunden. Die oben angesprochenen Punkte führen aber dazu, dass ein ernsthafter Vergleich der Fantasywerke kaum stattfinden kann. Es gibt zu viele Leute, die den Shannara und Hohlbein Romanen guten Wertungen geben aus Ermangelung des Wissens, dass es deutliche bessere Fantasy Literatur gibt. Bei SF ist das anders. Ich kann mich über versichiedene Foren sehr gut über Neuerscheinungen informieren und bin eigentlich stets im Bilde. So etwas würde ich mir auch für Fantasy Literatur wünschen, aber bisher war die Suche nach einer ansprechenden Community vergeblich.

#6 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 13:42

Das Problem an der ganzen Fantasy Geschichte ist, dass der Fantasyleser leidensfähiger als der SF Leser ist. Er begnügt sich mit Geschichten, die in Grundzügen den Herrn der Ringe oder ähnliches nacherzählen und nichts neues bieten.

Das glaub ich nicht. Wie in jedem Genre gibt es unterschiedliche Interessen und Ansprüche. Wa ist an einem SF Leser schlimm, der das Star Wars Abenteuer sucht und einen Bogen um einen zähen Schinken wie "Eine Tiefe am Himmel" macht? Das es kein adäquates Forum gibt, welches sich mit Fantasy beschäftigt, da stimme ich dir zu. Eine recht lesenswerte Lektüre ist aber das Magira Jahrbuch, kann ich nur empfehlen. Wegen der unterschiedlichen Eindrücke bezüglich Fantasy / SF : Bei SF wie bei Horror gibt es das Fast Food, den Heftroman, der geneigte Fantasyleser muss (oder greift) zum Buch, vielleicht kommt auch daher dein Eindruck. Hohlbein hat übrigens mit "Die Heldenmutter" und "Die Töchter des Drachens" zwei hervorragende Fantasyschinken geschrieben. Auch "Märchenmond" ist ein lesenswertes Buch.

#7 Rusch

Rusch

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 15:21

Das Problem an der ganzen Fantasy Geschichte ist, dass der Fantasyleser leidensfähiger als der SF Leser ist. Er begnügt sich mit Geschichten, die in Grundzügen den Herrn der Ringe oder ähnliches nacherzählen und nichts neues bieten.

Das glaub ich nicht. Wie in jedem Genre gibt es unterschiedliche Interessen und Ansprüche. Wa ist an einem SF Leser schlimm, der das Star Wars Abenteuer sucht und einen Bogen um einen zähen Schinken wie "Eine Tiefe am Himmel" macht? Das es kein adäquates Forum gibt, welches sich mit Fantasy beschäftigt, da stimme ich dir zu.

Vielleicht, so will ich jetzt mal annehmen, ist die Deutsche SF Szene aufgrund des qualifizierten Angebots an sekundärer Information wählerischer geworden. Auf mich trifft das auf jeden Fall zu. Ich kaufe mir Bücher nur noch, wenn ich irgendwo etwas positiver darüber gehört habe. Früher bin ich einfach in den Buchladen gegangen und habe mich von Cover und Klappentext beeinflussen lassen. Heute ist das anders. Aber Hohlbein hat auch viel Mist geschrieben, das gibst Du sicherlich auch zu. Das Beispiel Hohlbein hatte ich auch gewählt, um aufzuzeigen, wie undifferenziert die Diskussionen ablaufen.

#8 Mammut

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 15:41

http://www.fantasyguide.de/sono.htm Ganz die Eigenwerbung vergessen, finden sich auch zahlreiche Fantasythemen. Ja, es gibt ja immer Lager. Aber scheinbar fühlen sich die SF Fans am Intelligentesten. Aber die Autoren denken ähnlich: http://archiv.tagess...004/1538279.asp Jason Dark ist der Meinung, für SF ist er zu blöd. Zitat: „Für Science-Fiction bin ich zu doof, und Liebesromane finde ich dämlich.“

#9 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 17:29

Ich möchte an dieser Stelle noch einen kurzen Gedanken einwerfen, der mich bei intensiverer Wälzung frösteln lässt: Wenn sich die SF im Moment in einer Talsohle befindet, dann muss es ja demnächst wieder bergauf gehen. Richtig?Richtig!Und wenn es wieder bergauf geht, dann wird die Menge an neu verlegten Büchern automatisch steigen. Richtig?Richtig!Dadurch steigt aber nicht automatisch auch die Anzahl an guten Autoren. Richtig?Jepp, nicht unbedingt.Das heißt, es werden auch Bücher weniger begabter Autoren verlegt. Die Anzahl der schlechten Bücher wird steigen, aber die der guten nicht proportional mit. Richtig?Ähm †¦ ja?Schlussendlich wird es also viel viel mehr Müll in Form von gepresster Zellulose geben. Richtig?Bitte nicht †¦:confused:Bis dennen,Henrik
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#10 Rusch

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 18:06

Was willst Du uns sagen, Henrik?Das wir froh sein sollen, wenn die SF in der Talsohle bleibt? :confused:

#11 Henrik Fisch

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 18:14

@Rusch:

Das wir froh sein sollen, wenn die SF in der Talsohle bleibt?

Naja,

im Prinzip †¦ öhm †¦ ja!

Denk mal an Dein monatliches Budget: Wenn Du dreimal mehr Bücher jeden Monat kaufen sollst, wo soll dann das Geld herkommen? Oder wenn Du bei gleichem Budget nur eine verkleinerte Auswahl des bisherigen Pensums kaufen kannst, dann wird zwangsläufig auch öfters mal Schrott dabei sein.

Ganz im Ernst: Ich finde empfinde die momentane Situation eigentlich als genau passend. Ich komme mit den Neuerscheinungen der für mich interessanten Bücher gerade so hinterher und dann gibt es ja noch haufenweise alte sehr sehr gut Bücher, die ich nicht gelesen habe. Von mir aus muss das SF-Genre nicht Gas geben.

Bis dennen,
Henrik
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#12 Rusch

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 19:16

Ich kann nicht mehr lesen als jetzt auch. :confused:Außerdem halte ich immer mehr Ausschau nach Klassikern.

#13 Kopernikus

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 20:27

Hmm. also ich bin mit der Situation im Moment eigentlich auch ganz zufrieden. Alleine im Heyne-Verlag kommt 2005 jeden Monat mindestens 1 interesanter Titel raus, die Programme der anderen Verlage habe ich noch nicht so im Detail studiert, aber da wird sich sicher auch noch das ein oder andere Interesante Highlight finden lassen.Das einzige was ich persönlich etwas schade finde, ist die Tatsache, das der Markt für Star Trek-Bücher quasi auf 0 zusammengesackt ist. In den USA kommen gegenwärtig pro Monat 2 bis 3 neue Titel raus, in Deutschland einer alle 3 Monate. (Wer der Serie nichts abgewinnen kann, wird sicherlich froh sein, das die Programmplätze so anderweitig vergeben werden können....) Naja, dank Amazon sind die US-Ausgaben ja mittlerweile teilweise günstiger als die Deutschen.

#14 Rusch

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Geschrieben 20 Januar 2005 - 22:51

Ich finde auch, dass die gegenwärtige Situation doch recht gut ist. Wenn ich denke, wie das mit Heyne mit all dem Übernahmescheiss vor 2 Jahren war. Das wurde ja fast nur noch Franchise Bücher veröffentlicht.

#15 Gast_Gast_*

Gast_Gast_*
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Geschrieben 24 Januar 2005 - 17:01

Hallo allesamt,es gibt doch inzwischen viele neue Autoren im SF und Fantasybereich. Felten, Heitz, Ralf Lehmann, Susanne Gerdom, die Namen fallen häufig. Aber oft heißt es dass diese Romane nicht allzu gut sind. Hat jemand sie gelesen? Kann man einen der Autoren empfehlen?Grüße, Jörn(bin über phantastilk-news.de auf euer Forum gestoßen)

#16 HarryW

HarryW

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Geschrieben 02 Februar 2005 - 10:15

Meine Theorie dazu:Es gibt sehr viele Autoren, die können gut schreiben.Es gibt sehr wenige Autoren, die einen eigenen Stil haben.(Soweit 2 Behauptungen von mir, die natürlich anfechtbar sind, zumal alleine das Wort 'Stil' schon ein dehnbarer Begriff ist.)Autoren, die einfach nur gut schreiben, sind oft Autoren, die entsprechend momentaner Trends (also des Geldes wegen - man muss ja leben) schreiben. Wenn also durch verschiedene Umstände (wie z.B. die 'Herr der Ringe'-Filme) die Fantasy-Literatur plötzlich einen Boom erlebt, erscheint mir das nur logisch. Denn viele dieser gut schreibenden Autoren wagen sich einfach mal in ein anderes Genre vor - und das nicht mal schlecht. Sie können ja schreiben. Aber es entstehen dabei keine neuen Visionen, nur gute Kopien. Auf Dauer dreht das einem boomenden Genre auch gleich wieder den Hahn zu.Autoren hingegen, die wirklich Stil haben, wechseln ihre Genre selten bis gar nicht. Sie hecheln den Trends nicht hinterher, sonder schaffen Trends. Bücher von Autoren dieses Kalibers sind oft auch keinem Genre klar zuzurechnen, denn sie kümmern sich nicht um Grenzen ... sie überschreiten sie.Ich glaube, dass der 'Auf/Ab' Trend von Genres dieser zwei Gruppen wegen entsteht. Autoren der ersten Gruppe sind ein Meer, Autoren der zweiten Gruppe kleine Inselchen (Genres), an denen sich das Meer in Wellen bricht. Wenn dann Windrichtung und Sturm (sprich Trend) drehen, wird mal die eine, mal die andere Insel überschwemmt. Danach kommt die Sonne hevor, trocknet die feuchten Felsen mit ihrem Übermut und das Genre ist wieder sauber, aber vielleicht blieb ja das eine oder andere Samenkorn hängen und schafft etwas neues (ein hängen gebliebener Autor, dem plötzlich Erleuchtung widerfuhr.)(Abschliessend möchte ich betonen, dass diese Theorie keine 'gut/böse' Theorie sein soll. Weder lobe ich das eine, noch verdamme ich das andere. Es sind einfach zwei verschiedene Beweggründe, weshalb geschrieben wird. Und ich habe durchaus Verständnis für beide.)(Edit: Rechtschreibefehler entdeckt)

Bearbeitet von HarryW, 02 Februar 2005 - 11:23.


#17 Henrik Fisch

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Geschrieben 02 Februar 2005 - 12:12

@HarryW:

Autoren der ersten Gruppe sind ein Meer, Autoren der zweiten Gruppe kleine Inselchen (Genres), an denen sich das Meer in Wellen bricht.

Das ist mal eine der nettesten Definitionen, die ich je gelesen habe. Sehr schön! Und volle Zustimmung. :D

Übrigens auch zu Deinen Überlegungen bezüglich guter und stilvoller Autoren. Wobei natürlich die typischen SF-Verlage - allen voran Heyne und Lübbe - durch Auswahl der zu verlegenden Werke noch einiges Steuern. Sprich: In der Vergangenheit auflagenstarke Autoren werden sicherlich lieber verlegt, als Unbekannte. Was natürlich wiederum zu einer Übersättigung führen kann und so weiter †¦

Bis dennen,
Henrik
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#18 Skydiver

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Geschrieben 02 Februar 2005 - 14:28

Ich glaube, dass der 'Auf/Ab' Trend von Genres dieser zwei Gruppen wegen entsteht. Autoren der ersten Gruppe sind ein Meer, Autoren der zweiten Gruppe kleine Inselchen (Genres), an denen sich das Meer in Wellen bricht. Wenn dann Windrichtung und Sturm (sprich Trend) drehen, wird mal die eine, mal die andere Insel überschwemmt. Danach kommt die Sonne hevor, trocknet die feuchten Felsen mit ihrem Übermut und das Genre ist wieder sauber, aber vielleicht blieb ja das eine oder andere Samenkorn hängen und schafft etwas neues (ein hängen gebliebener Autor, dem plötzlich Erleuchtung widerfuhr.)

Sehr schöner Vergleich ! :D Ich habe mal in einem Forum eine spezielle „Suchmaschine“ gefunden. Bei der Eingabe eines Autors wurde dieser in einem Koordinatensystem dargestellt. Fragt mich nicht nach den Achsen dieses Systems - schlicht vergessen! Vielleicht Stil, Ausdruck usw.. Interessant war die Darstellung verschiedener anderer Autoren in diesem System. Daraus konnte man vergleichbare Autoren herausfinden. Sollte dies jemanden bekannt vorkommen wäre ich für einen Link zum betreffenden Forum dankbar. :D Gruss Alex

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#19 Hardy

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Geschrieben 02 Februar 2005 - 16:07

Hallo HarryW, die Theorie klingt ja ganz hübsch, aber mir ist nicht klar, wie Du das genau meinst. Kannst Du das ganze bitte mit ein paar konkreten Beispielen erläutern? Zum Beispiel, welche Autoren die Inseln sind und welche die anderen?Beste Grüße Hardy

#20 Motörfisch

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Geschrieben 02 Februar 2005 - 16:17

Ich habe mal in einem Forum eine spezielle „Suchmaschine“ gefunden. Bei der Eingabe eines Autors wurde dieser in einem Koordinatensystem dargestellt. Fragt mich nicht nach den Achsen dieses Systems - schlicht vergessen! Vielleicht Stil, Ausdruck usw..  Interessant war die Darstellung verschiedener anderer Autoren in diesem System. Daraus konnte man vergleichbare Autoren herausfinden. Sollte dies jemanden bekannt vorkommen wäre ich für einen Link zum betreffenden Forum dankbar. :D Gruss Alex

Vielleicht meinst du das hier?
MfG, Motörfisch

#21 HarryW

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Geschrieben 02 Februar 2005 - 23:34

Kannst Du das ganze bitte mit ein paar konkreten Beispielen erläutern? Zum Beispiel, welche Autoren die Inseln sind und welche die anderen?

Ich versuche mal, zwei oder drei Beispiele zusammenzukratzen: Autoren mit Stil (die sich nicht nach Trends orientieren, sondern ihre Visionen konsequent und oftmals genreübergreifend zu Papier bringen): Clive Barker Philip K. Dick Haruki Murakami Gabriel Garcia Marquez Stephen King Autoren, die schreiben können, aber keinen eigenen Stil besitzen (und oft auch berühmte Vorbilder nachahmen): Wolfgang Hohlbein K.J.Parker Dean Koontz Michael A. Stackpole (ich würde hier noch gerne Beispiele aus der SF bringen, aber ich bin nicht sehr belesen darin, d.h. ich lese vor allem die Klassiker, und die sind in der Regel stilvoll.) Mir ist klar, dass man genügend Argumente finden wird, um jeden der genannten Autoren in die andere Kategorie zu schicken. Man muss nur genügend danach suchen. Dies widerspiegelt letztendlich aber nur meine persönliche Meinung.

#22 Martin Stricker

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Geschrieben 15 Februar 2005 - 16:30

Meine Theorie dazu: Es gibt sehr viele Autoren, die können gut schreiben. Es gibt sehr wenige Autoren, die einen eigenen Stil haben.

Gut auf den Punkt gebracht. Interessanterweise kommt es auch vor, daß ein Autor einen guten und eigenständigen Stil hat, das Enderbebnis aber dennoch unbefiedigend ist. So meiner Meinung nach bei Sibylle Berg: "Ende gut" passiert: Die Schreibe ist absolut hervorragend, bloß die Handlung muß man mit der Lupe suchen, was auf Dauer doch arg langweilt... Insgesamt bin auch ich mit der derzeitigen Situation der SF zufrieden - gibt mir das doch die Gelegenheit, meine Halde noch ungelesener Bücher in Angriff zu nehmen... Wenn man sich dann noch anschaut, was in diversen Kleinverlagen so alles erscheint, dann kommt man auf recht hohe Veröffentlichungszahlen - allerdings ist fast alles davon für den "Normalkunden" (der im Buchladen stöbert) praktisch unsichtbar. Bei einigen dieser Nischenveröffentlichungen ist das sehr schade, auch wenn der Gesamtdurchschnitt eher mäßig ausfällt, einige Perlen sind darunter.

#23 Gast_mago_*

Gast_mago_*
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Geschrieben 21 Februar 2005 - 20:00

Hi,neu im Board und gleich mal meinen Senf dazugeben.Science Fiction ist halt ein erwachseneres Genre als Fantasy. Ray Bradbury, Philip K. Dick, Lem, das sind alles Namen, die man in einem Atemzug mit großen Schriftstellern nennen kann. Die Fantasy klebt zu sehr am Kitsch. Aber es gibt auch hier gute neue Beispiele. Mal abgesehen von Robin Hobb, die fand ich eher dürftig. Aber George Martin ist zum Beispiel einfach nur klasse. Oder auch der deutsche Autor Markolf Hoffmann."Nebelriss" ist auf amazon eher mäßig bewertet worden, aber der Roman ist super erzählt und sehr anspruchsvoll.Aber es gibt auch genug Schund. hohlbein etwa oder auch die Felten. Grausig!Mago

#24 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 21 Februar 2005 - 20:34

Wow, so ein WEITES Thema... da kann man nicht auf alles eingehen , sorry!Ich finde die Urfrage "was hypt ein Genre?" am anregendsten. Da möchte ich frech (also kurz!) drauf antworten (weil es hier noch keiner erwähnte): Es sind die Leute die Bücher vertreiben - sei es in Buchhandlungen, in Magazinen via Werbung oder Rezensionen, in Marketing-Aktionen bei Verfilmungen... Denn diese Genren sind letztendlich weniger kunsthistorische als Vertriebs-Argumente und lenken davon ab, dass man sich m.E. nach dem Erwerb immer nur mit dem einen Buch, dessen AutorIn und den eigenen Scheuklappen auseinandersetzt. Ich finde z.B. Marion Zimmer Bradley hat viele gute Bücher geschrieben, aber keineswegs nur Historienromane/Fantasy; sie hatte ein bestimmtes Ziel vor Augen, und hat interessante Geschichten geflochten, und gelegentlich hat sie auch daneben gegriffen. Am liebsten würde ich mich also über einzelne Bücher unterhalten, und WENN es breiter werden muss dann über einzelne AutorInnen, und dann evtl. noch ihre ZeitgenossInnen. Wenn das dann 90% der Diskussion ausmacht, kann man sich 10% der Zeit auch gerne über Kategorisierungen usw. austauschen (und es nicht so ernst nehmen).Das ist meine persönliche Sicht. Diese Grubenkämpfe ob nun ein Objekt genre-typisch ist, oder nicht, wie zuletzt unter den Moderatoren der Film-DB vor einigen Wochen, sind mir ehrlichgesagt nur unsympathisch. Mache mich jetzt auch gleich wieder von dannen! :rolleyes:

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 21 Februar 2005 - 20:38.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#25 Helmuth W. Mommers

Helmuth W. Mommers

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Geschrieben 22 Februar 2005 - 09:43

Prinzipiell  find ich ja, das SF und Fantasy ein wenig wie die Kehrseiten der gleichen Medallie sind. Die eine Seite schaut in die Zukunft, die andere in die Vergangenheit. 

Hallo Ines,

mit den zwei Seiten einer Medaille hast Du Recht, aber etwas differenzierter:

SF ist meistens auf die Zukunft ausgerichtet, Fantasy oft auf die Vergangenheit. Aber das ist kein eindeutiges Kriterium, nur symptomatisch. Ebenso typisch, wie für SF Raumschiffe und andere Planeten sind, für Fantasy Schwerter und Magie.

Einfach ausgedrückt, ohne tausend Definitionen zu bemühen, befolgt SF logische, (uns bekannte oder zumindest hypothetisch zu entdeckende) naturwissenschaftliche Grundsätze, Fantasy setzt sich darüber hinweg.

In SF betritt der Leser das Reich der Spekulation, in Fantasy das der Mystik. Wobei "Mystik" vielleicht nicht das richtige Wort ist, aber ein besseres fällt mir gerade nicht ein :(

SF ist augenblicklich - eigentlich schon ziemlich lange, seit mindestens 2 Jahrzehnten - beherrscht von dystopischem Gedankengut, zeigt eine bedrohliche Welt, Fantasy dagegen offeriert die Flucht in eine heile Welt (weil das Gute immer gegen das Böse siegt).

Männer lesen zu einem sehr hohen Prozentsatz SF, Frauen dagegen Fantasy.

#26 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

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Geschrieben 22 Februar 2005 - 11:52

Na, Fantasy zeigt auch bedrohliche Welten und endet nicht immer gut. Und wenn ich mich recht entsinne, enden SF Romane auch eher positiv. Da kann ich deiner Argumentation nicht folgen. Scheint mir eher ein Vorurteil zu sein.

#27 Gerd

Gerd

    Giganaut

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Geschrieben 22 Februar 2005 - 14:43

Eigentlich wollte ich in diesem Thread ja wirklich mal die Klappe halten ...

Science Fiction ist halt ein erwachseneres Genre als Fantasy

Stimmt sogar - wenn man die Genres als Marktkategorien betrachtet. Ansonsten: lies mal Gene Wolfe, Jeff Vandermeer, Jeffrey Ford etc. pp. Danach können wir uns dann gerne über das Erwachsenwerden unterhalten. :(

SF ist augenblicklich - eigentlich schon ziemlich lange, seit mindestens 2 Jahrzehnten - beherrscht von dystopischem Gedankengut, zeigt eine bedrohliche Welt, Fantasy dagegen offeriert die Flucht in eine heile Welt (weil das Gute immer gegen das Böse siegt).

Ach, es gibt nichts schöneres als da zu sitzen, wo man sich heimisch fühlt - gut geschützt von den Mauern der Ignoranz (die von innen mit den wunderbaren Blümchentapeten des unerschütterlichen Vorurteils beklebt sind). Ja, ja ... :confused: Grüße Gerd
Sudden moroseness. One hop too far.

#28 molosovsky

molosovsky

    Phantastik-Fachdepp

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Geschrieben 23 Februar 2005 - 08:48

Hallo.Ich finde es immer heikel, Genres als Gattungen zu verstehen.Eine eindeutige oder auch nur halbwegs klare Taxinomie, also Klassifizierung und Unterteilung von Genre ist nicht möglich. Formale Systeme sind - wie wir seit Kurt Gödel wissen - alles andere als widerspruchsfreie Angelegenheiten.Was aber sind Genres dann?Der Genre-Begriff entstammt einer akadamischen Denktradition, angefangen bei Platon und Aristoteles, weitergeführt von der Academie Francaise und den nach hierarchischer Ordnung der Ideenwelt (wiederum Platon) strebenden Literaturwissenschaften.Bisher gibt es (vor allem in Deutschland) aber kaum wissenschaftilche Untersuchungen darüber, wie denn das Publikum mit Genres umgeht. Ich kann mir das Desinteresse der Kulturwissenschaften an dieser Thematik nur damit erklären, daß hierzulande das naive Ideal vom genalistischen Künstler dominiert, und sowas wie das *Mainstrem-Bedürfnis* und die *Publikums-Praxis* in diesen Dingen einfach zu banel und nieder sind, um einer Betrachtung oder Anerkennung durch die Geisteswissenschaft würdig zu erweisen.Im Gegensatz dazu bevorzuge ich den medienwissenschaftlichen, oder auch semiotischen Ansatz, daß Genres MEDIATIONRAHMEN zwischen Produzenten (Autor, Filmstudio, TV-Sender) und Konsumenten (Leser, Publikum) darstellen.Wie hier ja schon verhandelt wurde, sind diese Vermittlungsfenster der Genre-Begriffe aber alles andere als starr, vielmehr *pulsiert* ein Genrebegriff zwischen den Polen ROUTINE und ABWECHSLUNG.Unter ROUTINE lassen sich die Merkmale und Inhalte zusammenfassen, die man mit einem Genre verbindet. Auf dem Gebiet der Phantastik erkennen wir wohl alle eine (grobe) Unterscheidungsmöglichkeit zwischen den drei Grund-Genres SF, FANTASY und HORROR an. Wir verbinden bestimmte Themen, Requisieten, Schauplätze, Figuren, Archetypen mit dem jeweiligen Genre. Entsprechend orientieren sich Autoren an diesen Routinen, um sich besser an einer vorgestellten Ideal-Leserschaft zu orientieren; und Leser orientieren sich an den Routinen eines Genres, um ihre Lektüre zu planen.Da aber einzelne Genres nur dann länger Überlebensfähig bleiben, wenn sie es verstehen, sich den wandelnden Publikumsgeschmack anzupassen, die Konsumenten mit neuen Facetten zu überraschen, gehört das Brechen, Ergänzen oder Erweitern von *Genre-Regeln* zum Wesen von Genre-Entwicklungen. Ohne ständige Erneuerung und ABWECHSLUNG vom gewohnten Trott, kann sich kein Genre einer längeren Beliebtheit erfreuen.Traditionelle Werke betonen solche Spannungen freilich weniger. Die KLASSIKER markieren die eindeutiger zu benamsenden Gebiete auf einer Genre-Karte. Tolkien findet sich im Kernland der Fantasy, so wie Asimov in dem SF oder King in dem des Horrors.Beispiel: Für die Anhänger des Strebens einer traditionellen Genre-Taxonomie werden somit Werke wie RESIDENT EVIL zu einem Problemfall. Die Zombis legen nahe, den Stoff im Horror-Genre zu verorten; die *wissenschaftlichen* (virulogischen) Begründungen für die Zombies, der *Big Brother*-Konzern Umbrella Cooperation, Künstliche Intelligenzen entstammen aber dem Genre der SF.Zwar finde ich es amüsant und anregend, sich bei solchen Problemfällen oder Innovationen neue Genre- und Sub-Genre-Bezeichnugen einfallen zu lassen. Man darf aber solche Kurzweil nicht verwechseln mit der Annahme, daß es groß Sinn macht, zu versuchen, alle Werke eindeutig mit einem Genre-Namen zu belegen.So. Mehr fällt mir im Augenblick nicht ein.Zur Ausgangsfrage.Sowohl Fantasy als auch SF lassen sich auf spektakuläre Schauwerte reduzieren, weshalb entsprechend ausgerichtete Werke beider Genres im Prinzip besser unter ROMANZE oder ABENTEUER zusammengefaßt sind.Fantasy betrachte ich als eine auf Kurzweil abgespeckte, moderne und plurale Überlebensform der klassichen Religionen, mit ihren Feuersäulen, wandelnden Toten und sprechenden Büschen. Für mich ist die Fantasy ein Narrations-Schutzreservat für die Sinnmachmaschinen (Mythen, Sagen, Legenden, Religionen) der vergangen beiden Zeitalter: des neolithischen Jäger- und Sammler-Formats der Stammesgesellschaten, und der landwirtschaftlich-feudalen Kastengesellschaft der Vormoderne.SF ist eine auf Kurzweil angelegte und für Laien zugängliche Form der Futuristik. Auch sie ist durchdrungen von mythischen und religiösen Motivationen, aber da das Fundament der SF die wissenschaftliche Welterschließung darstellt, stellt sie im Gegensatz zur Fantasy einen vollkommen anderen Typus an Auserwähltheits-Gedanken dar.Wo die Fantasy mehr auf den Auserähltheitsideen durch Abstammung (Blut, Boden, Krieger, Gurus) gründet, faßt die SF ehr die modernen Auserwähltheitideen von Zukunftsprojekten (Entdecker, Erfinder, Agenten, Revolutionäre).Spannend wird die Genre-Grenze zwischen SF und Fantasy immer dann, wenn Autoren gerade diesen Kontrast zwischen diesen beiden Grundlinien - vormodernes und modernes Denken - aufgreifen.GrüßeAlex / molosovsky

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#29 HarryW

HarryW

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Geschrieben 23 Februar 2005 - 09:41

@ molosovskyMal ne Frage. Hast du eigentlich noch Spass beim Lesen (Sachbücher und philosophische Werke mal ausgeschlossen), wenn du alles so akademisch betrachtest?

#30 molosovsky

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Geschrieben 23 Februar 2005 - 10:23

@HarryW:Spaß? Kunst muß doch weh tun, sonst ists doch nur Entertainment, oder?Ernsthaft.Deine Frage stelle ich mir selbst manchmal, wenn ich von Selbstzweifeln geplagt werde und mich danach sehne, ein »ganz normaler Leser/Konsument« zu sein, der sich entsprechend leichter damit tut, mit anderen z.B. über Bücher und Filme zu sprechen.Zwar versuche ich meine Skepsis gegenüber dem »akademischen Denken« zu zügeln, dennoch begreife ich mich selbst als ausgesprochen UN-, vielleicht sogar ANTI-akademischen »Denker«.Aber so ists halt, wenn man sich in der Provinz als Kind und Jugendlicher totlangweilt und zuerst 24 Bände Enzyklopädie und dann die Stadtbücherei wegließt. Ich meine das nicht protzend, sondern will lediglich auf Deine Frage eingehen, wenn ich gestehe, daß ich als Jugendlicher begonnen habe, mich ohne Außenanregung für Philosphie und Kulturgeschichte leidenschaftlich zu interessieren.Ein gibt ein Nietzschewort, daß sehr angeberisch klingt: es gibt einerseits Menschen, die von Wahrheits-Spannugen erregt werden, und andererseits solche, die cognitiven Anstrengungen lieber aus dem Weg gehen. Ich zähle mich zur ersten Gruppe. Deshalb habe ich als Achtjähriger mit meinem Religionslehrer gestritten und entbrenne heute noch für »grundlegende« Fragen.Und Phantastik ist in gewisser Hinsicht so eine Art polymorphe Vulgär- oder Trivial-Religion.Und:ich betrachte ja nicht dauernd alles »akademisch«. Ich habe wie wohl jeder »gewöhnliche« Leser genauso meinen Spaß an Spannung, Witz, Spektakel und Sentimentalität.Wie viele Phantastik-Freunde bin ich z.B. ein Monster-Fan, oder ich schmeiß mich weg über so lustige Details wie in »Sky Captain and the World of Tomorrow«, wenn nicht schießende Strahlenwaffen durch simples Schütteln wieder ein paar Schuß hergeben.GrüßeAlex / molosovsky

Bearbeitet von molosovsky, 23 Februar 2005 - 10:30.

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