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Die Science Fiction hat sich überflüssig gemacht ...


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96 Antworten in diesem Thema

#1 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 11 Dezember 2008 - 19:14

Ich lese gerade "Wie die Science Fictin Deutschland eroberte" und schon auf Seite 15 hat mich HEinz J. Galle überrascht mit:

... Im Prinzip hat sich die Science Fiction selbst überflüssig gemacht; sie ist in der Mainstream-Literatur angekommen, ist darin aufgegangen und hat damit ihr angestrebetes Ziel erreicht! ...

Diese Aussage läßt mich doch ein bisschen zusammenzucken. Die SF hat ihr Ziel erreicht? Sie ist im Mainstream angekommen? Sie ist (somit) überflüssig? Das setzt ersten einmal voraus, dass SF ein Ziel hat und man dieses benennen kann. Soweit ich das bis jetzt herausbekommen habe, wäre eine Zielvorstellung, dass SF auf "wissenschaftlicher" Basis die Zukunft beschreibt. Ist die Zukunft abhanden gekommen? Oder nicht mehr beschreibbar? Das SF-Themen im Mainstream bereits behandelt werden, das ist mir auch bekannt, aber hat sich SF als Genre damit überflüssig gemacht? Ich denke nicht. Ich denke Galle klehnt sich mit diesen Aussagen weit aus dem Fenster. Gruß Thomas PS: zum Sekundärthread des Buches

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#2 Ogion

Ogion

    Mikronaut

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Geschrieben 11 Dezember 2008 - 21:36

Hm. Ohne das Buch (oder den Autor) zu kenne, würde ich dem Zitat ebenfalls nicht zustimmen. Ich meine, erstens gibt es sehr viele Unterrichtungen in der Scifi (Wie MilSF, Social Fiction, Hard SF, Space Opera...), was die Formulierung "ihr Ziel erreicht" ungültig macht, oder doch zumindest sehr vage.Zum Anderen ist doch ein einigendes Charakteristikum von Science Fiction, sich mögliche Zukünfte auszudenken. Ich denke, dieses 'Ziel', dieser Ausdruckswunsch kann doch erst dann obsolet werden, wenn entweder niemand mehr da ist der zu träumen vermochte, oder, hm, ne, nur dieser Grund. Also wenn niemand mehr da wäre, der von der Zukunft träumt, dann gäbe es sicher auch keine Scifi mehr, aber naja, dann wäre sie auch nicht mehr möglich...Ogion
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#3 Electric Wizard

Electric Wizard

    Yoginaut

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Geschrieben 11 Dezember 2008 - 22:43

Irgendetwas muss man eben schreiben, wenn einem nichts gescheites einfällt...Also wenn die SF momentan der King im Mainstream ist frage ich mich allen ernstes, in welcher Welt ich die letzten 10 Jahre verbracht hab.Und nein - Star Wars ist kein SF ;)Ich denke jetzt einfach: gut, das ist ne streitbare These. Leider ist sie ziemlich haltlos. Vielleicht kommt der Autor selber in unserer modernen Welt nicht mehr so ganz zurecht - ich weiß es nicht.Aber gute SF wird wohl immer eher am Rande stehen. Ich denke, das liegt einfach in ihrer Natur. - und außerdem: solange es eine Zukunft gibt, gibts immer noch einen Grund für SF...

#4 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 12 Dezember 2008 - 00:22

Wir hatten ja kürzlich eine ganz ähnlich gelagerte Diskussion im Rahmen des PKD-Blogeintrags. Ich möchte da nicht alles wiederholen, was ich damals geschriebe, sondern nur kurz anmerken, dass ich dieses Zitat so aus dem Kontext gerissen für alles andere als eindeutig halte. Was meint Galle denn genau mit "sie ist in der Mainstream-Literatur angekommen, ist darin aufgegangen und hat damit ihr angestrebetes Ziel erreicht!" - Einerseits: Hat die SF, ein Ziel? Kann ein Genre denn ein Ziel haben? Ich glaube, ein Ziel können nur Menschen haben. Und selbst wenn die SF ein Ziel hat - ist es "das Aufgehen im Mainstream"? - Womit wir schon bei der zweiten Frage wären: Was ist mit dieser Formulierung gemeint? Dass SF-Ideen und -Motive auch in Mainstream-Literatur (was immer damit gemeint ist) anzutreffen ist? Falls das gemeint ist, muss die Antwort auf jeden Fall ja lauten. Oder ist damit gemeint, dass SF heute längst nicht mehr so exklusiv und randständig ist, sondern sehr populär und somit selber Mainstream? Auch das könnte man wohl bejahen. Oder ist damit gemeint, dass es gar keine SF als Genreliteratur mehr gibt, dass sie also kein eigenes Segment im Literaturmarkt mehr bildet? Dies müsste man wohl mit nein beantworten.

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#5 raps

raps

    Scoobynaut

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Geschrieben 12 Dezember 2008 - 10:34

Ich möchte nur kurz anmerken, dass eng gefasste Definitionsversuche wie "Soweit ich das bis jetzt herausbekommen habe, wäre eine Zielvorstellung, dass SF auf 'wissenschaftlicher' Basis die Zukunft beschreibt" außerhalb der SF-Szene niemand benutzen würde. Da hat sich meines Wissens eher eine deskriptive Definition der SF als 'Was-wäre-wenn-Literatur' durchgesetzt. Den Anspruch, unsere wissenschaftliche Zukunft zu beschreiben, hat die SF eh meist nicht eingelöst. Das ist ja auch gar nicht nötig.Für sein Genre hohe Ansprüche wie "Wir sagen die Zukunft voraus" zu stellen, ist auch eher typisch für Gattungen, die vom Rest der Literaturszene (noch) nicht besonders respektiert werden. Ich erinnere mich z. B. dunkel, dass die Sturm-und-Drang-Leute um Goethe und Schiller früher auch getönt haben, nur sie schrieben wirklich wichtige Sachen und Lessing und Co. seien schlicht der Schnee von gestern.Was das "überflüssig" angeht, sind die SF-Auflagen ja wirklich seit meiner Teenagerzeit beträchtlich geschrumpft und die Anzahl der Leute, die sich für Space Operas zwischen Buchdeckeln interessieren, ist überschaubar geworden. Andererseits habe ich zahlreiche Kritikerstimmen bemerkt, die dieses Jahr meinten, eigentlich hätte Dietmar Daths SF-Roman "Die Abschaffung der Arten" den Deutschen Buchpreis verdient gehabt. Zumindest bei den 'seriösen' Kritikern (wenn auch vielleicht nicht bei einer riesigen Leserschaft) scheint 'richtige' SF also langsam angekommen.Und ein letzter Gedanke: Da die SF im Wesentlichen ihre Erzählstrukturen u. a. m. bei anderen Gattungen klaut (Western, Thriller, Marineliteratur usw.) und viele Leute, die heute Romane schreiben, schon in ihrer Jugend auch mit SF in Kontakt kamen, ist es nicht verwunderlich, dass SF-Elemente immer mehr in 'normalen' / Mainstream-Romanen auftauchen. Ich könnte mir also gut vorstellen, dass die Tage von Heyne und Bastei auf lange Sicht gezählt sind.Hm, das war jetzt schnell hingetippt und etwas konfus. Ich hoffe, es ist trotzdem einigermaßen verständlich, was ich sagen will. Grüße, Rainer

#6 simifilm

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Geschrieben 12 Dezember 2008 - 10:48

Ich möchte nur kurz anmerken, dass eng gefasste Definitionsversuche wie "Soweit ich das bis jetzt herausbekommen habe, wäre eine Zielvorstellung, dass SF auf 'wissenschaftlicher' Basis die Zukunft beschreibt" außerhalb der SF-Szene niemand benutzen würde. Da hat sich meines Wissens eher eine deskriptive Definition der SF als 'Was-wäre-wenn-Literatur' durchgesetzt. Den Anspruch, unsere wissenschaftliche Zukunft zu beschreiben, hat die SF eh meist nicht eingelöst. Das ist ja auch gar nicht nötig.

Volle Zustimmung. Wenn man tatsächlich diese Definition anlegen wollte, würde ein Grossteil dessen, was normalerweise als SF bezeichnet würde, aus dem Genre rausfliegen.

Was das "überflüssig" angeht, sind die SF-Auflagen ja wirklich seit meiner Teenagerzeit beträchtlich geschrumpft und die Anzahl der Leute, die sich für Space Operas zwischen Buchdeckeln interessieren, ist überschaubar geworden.

Ich kenne die Zahlen auf dem Buchmarkt nicht, aber wenn man sich die Kinoblockbuster der letzten 20 Jahre ansiehst, muss man unweigerlich zum Schluss kommen, dass SF äusserst populär ist. Das mag oft keine Hard-SF sein, aber alleine die unzähligen Superheldenfilme, die in den letzten Jahren ins Kino kamen, gehören auf jeden Fall zur SF.

Andererseits habe ich zahlreiche Kritikerstimmen bemerkt, die dieses Jahr meinten, eigentlich hätte Dietmar Daths SF-Roman "Die Abschaffung der Arten" den Deutschen Buchpreis verdient gehabt. Zumindest bei den 'seriösen' Kritikern (wenn auch vielleicht nicht bei einer riesigen Leserschaft) scheint 'richtige' SF also langsam angekommen.

Hier nur noch einmal der Verweis auf den bereits genannten Thread.

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#7 eRDe7

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Geschrieben 14 Dezember 2008 - 10:10

Ohne jetzt den Kontext des Zitates zu kennen, könnte der Autor meinen, das Ziel der "Anerkennung" sei erreicht, weil die SF im Mainstream angekommen ist."Wir" hatten vor einiger Zeit mal bemerkt, dass die SF mehr oder minder unbemerkt in ihren interessanteren Ausprägungen (was natürlich Geschmackssache ist) im Maintream stattfindet.Sei es nun Philip Roth, Houellebecq, Ishiguro, David Mitchell, Pynchon ... oder momentan Christian Kracht, Dietmar Dath, Michael Chabon und Tor Age Bringsvaerd (dessen Roman allerdings leider unbemerkt bleiben dürfte).Vermutlich kann man die Liste um ein paar hundert Namen erweitern. Ganz zu schweigem vom Thriller-Bereich, in dem sich einige Titel noch besser verkaufen dürften als Roth etc. - und die dennoch SF sind. Schätzing, Brown und Co.Und wenn man mal z. B. Philip K. Dick anschaut: Vor 50 Jahren haben viele gesagt: Schrott-SF. Der hat zu viele Drogen genommen. Dann wurde er in der SF-Szene immer anerkannter. Dann war er irgendwann einer der besten SF-Autoren. Dann Ende der 90er kamen Stimmen wie: Nicht nur als SF-Autor grandios. Kurz darauf wurde Dick zu einem der besten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts ernannt. Und jetzt wurde er in die "American Library" aufgenommen - und damit in den amerikanischen "Literaturkanon".Aber im Grunde ist es ja aus meiner Sicht egal: (Für mich) gute Literatur oder nicht, das ist (mir) viel wichtiger ...Grüße,Ralph

R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)

R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)

 


#8 Mammut

Mammut

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Geschrieben 14 Dezember 2008 - 10:53

Genreliteratur ist doch immer etwas Schmutziges. Sie wird von Establishment verabscheut und definiert sich in der Regel immer wieder neu. Entzweit und vereint. Überschreitet Grenzen und wird als niederwertig deklariert.Ist dies alles nicht mehr gegeben, ist sie im Mainstream (dem Mittelmaß, dem Belanglosen) angekommen und hat sich überflüssig gemacht.Wenn man die Frage stellt, ist die SF noch auf der Höhe der Zeit, stellt sich die Frage, welche kontroverse herausragende Bücher hat die SF in den letzten Jahren herausgebracht? Diese Bücher sollte man als Argument gegen die Anfangsaussage verwenden.Die diversen Diskussionen auf dem Board scheinen mir eher die Anfangsaussage zu bestätigen. Die meisten erwarten von der SF Mainstream, also das Belanglose.
Jahresrückblick 2023
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#9 ShockWaveRider

ShockWaveRider

    verwarnter Querulant

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Geschrieben 14 Dezember 2008 - 11:26

Herrn Galle fehlte offenbar ein Lektor, der seine krausen Formulierungen hätte glätten und klären können.
(Oder uns fehlt der Kontext, in dem das Zitat stand.)

Das Ziel von Science Fiction ist das Ziel jeder Literatur: dem Leser ein Leseerlebnis zu verschaffen.
(Wobei unter dem Label "Science Fiction" solche Texte zusammengekehrt werden, die gewisse halbwegs übereinstimmende Genre-Konventionen erfüllen.)
Das Ziel haben einige Texte bei einigen Leser schon erreicht, bei anderen (noch) nicht.
Da Bücher auch in Jahrzehnten noch gelesen werden können, besteht eine gewisse Chance, dass sie auch dann ihr Ziel erreichen werden.

Oder: Jedesmal, wenn ein Mensch mit der Lektüre eines Science-Fiction-Textes beginnt, eröffnet sich für die Science Fiction eine Möglichkeit, ihr Ziel aufs Neue zu erreichen.

Gruß
Ralf

"Lieder machen die Welt nicht besser.
Das ist doch auch was."

(Heinz Rudolf Kunze)

Bearbeitet von ShockWaveRider, 14 Dezember 2008 - 11:28.

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möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
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#10 Bungle

Bungle

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Geschrieben 08 Januar 2009 - 11:34

Im Mainstream anzukommen, ist vielleicht der "Wunsch" mancher Einzelner Autoren. Das sieht man bei einigen Autoren, die sich von den Konventionen der SF entfernen, oder ihre Romane in der Gegenwart ansiedeln.Ja, eine bestimmte Art von SF und einige Ideen sind in dier Mainstream Literatur angekommen. Das war ja auch nur eine Frage der Zeit, bis man zum Beispiel die Qualitäten eine Dick zum Beispiel erkannt hat.Die SF läuft immer wieder Gefahr, als solche gar nicht mehr wahrgenommen zu werden, weil Science Thriller und Mystery als Genre auftrumpfen und populärer sind. Natürlich ist die Frage, ob das wirklich so schlimm ist, dass SF, die nicht gerade im Weltraum spielt oder in einer markant anderen Welt, nicht mehr als solche wahrgenommen wird.Aber das Ziel ist es doch wie SWR schreibt, dem Leser großartige Leseerlebnisse zu verschaffen. Und sich darin von anderen Genres zu unterscheiden, in dem sie für ganz spezifische großartige Leseerlebnisse sorgt. So lange sie das schafft, hat die SF ihr Ziel erreicht und wird auch nicht im großen Allerlei aufgehen oder gar untergehen.MB

#11 Tiff

Tiff

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Geschrieben 20 März 2011 - 16:30

Das setzt ersten einmal voraus, dass SF ein Ziel hat und man dieses benennen kann. Soweit ich das bis jetzt herausbekommen habe, wäre eine Zielvorstellung, dass SF auf "wissenschaftlicher" Basis die Zukunft beschreibt. Ist die Zukunft abhanden gekommen? Oder nicht mehr beschreibbar?

Das SF-Themen im Mainstream bereits behandelt werden, das ist mir auch bekannt, aber hat sich SF als Genre damit überflüssig gemacht?

Ich kann mir vorstellen, dass klassische SF langfristig zwischen Mainstream und Fantasy aufgerieben wird.

Cyberpunk-Stories, wo Leute Computerchips im Kopf haben, kann es irgendwann auch im Mainstream geben. Gentechnik, Raumfahrt, Cyberspace, da holt die Realität die SF immer mehr ein. Romane, die alternative Geschichtsentwürfe behandeln, kann man heute schon als Mainstream ansehen, da sie kaum phantastische Elemente enthalten.

Von der anderen Seite, der Fantasy her betrachtet, sieht es nicht besser aus. Je mehr sich die SF der Fantasy annähert, umso mehr verliert sie auch da an Eigenständigkeit und Bedeutung und geht vielleicht auch völlig als Science Fantasy in der Fantasy auf, sofern sie sich nicht wie beschrieben dem Mainstream zurechnen lässt.

Übrig bleiben am Ende vor allem Space Operas mit Aliens und Raumschlachten. Diese Art von Literatur, die der SF durch ein entsprechendes Überangebot völlig zurecht den Ruf Schund zu sein eingebracht hat, wird sich niemals in den Mainstream eingliedern. Insgesamt wäre die SF ohne Space Operas sehr viel besser dran, was die Akzeptanz von SF in Deutschland angeht.

Bearbeitet von Tiff, 20 März 2011 - 17:15.


#12 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 20 März 2011 - 17:11

Ich kann mir vorstellen, dass klassische SF langfristig zwischen Mainstream und Fantasy aufgerieben wird.


Ich denke, dass das Genre SF in den nächsten 20 Jahren aussterben wird, und nur noch in den Mainstreamreihen erscheinen wird. Grund: Die SF-Leser, das Fandom stirbt aus. Unter den großen Verlagen gibt es nur noch drei, bei denen man sagen könnte, sie haben eine SF-Schiene im Programm, und diese wird immer dünner. In diese Nische springen die Kleinverlage. Die leben aber wiederum vor allem vom Fandom, also den vernetzten Lesern die die Szene kennen. Und, wie schon an anderer Stelle hier im Forum diskutiert, das Fandom stirbt aus.
Und das scheint ihm auch völlig egal zu sein, da es sich größten Teils abschottet und kein Interesse an Nachwuchs oder Vermischung mit anderen Fandoms (Fantasy) hat (natürlich gibt es Ausnahmen wie die Bucon). Den SF-Autoren werden die Leser wegsterben, um es mal drastisch auszudrücken.Wobei ich hier nur für die Entwicklung in Deutschland spreche.
Ich denke nicht das es sie hier noch um eine Wellenbewegung handelt, in der die SF-Literatur mal beliebter, mal weniger beliebter ist.
SF-Cons wird es in 10-20 Jahren nicht mehr geben(höchstens den Kniffel-Con im Altenheim). Was ich persönlich, mit meinen 31 Jahren sehr schade finde. Es ist auch erstaunlich, dass sich gerade das SF-Fandom so schwierig mit den neuen Medien und neuen Ideen tut. Für mich ist diese Fandom (dem ich mich dennoch zugehörig fühle) ein nostalgischer Haufen, der in keinster Weise mehr in die Zukunft schaut, sondern in der Vergangenheit lebt.

SF Bücher wird es weiterhin geben (wenn auch in geringerer Zahl) aber nicht mehr als Genre und ohne Fandom.

Bearbeitet von Pogopuschel, 20 März 2011 - 17:17.


#13 Gast_Guido Latz_*

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Geschrieben 20 März 2011 - 18:04

In diese Nische springen die Kleinverlage. Die leben aber wiederum vor allem vom Fandom


Aber nicht lange. Und überleben erst recht nicht.

#14 Pogopuschel

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Geschrieben 20 März 2011 - 18:07

Aber nicht lange. Und überleben erst recht nicht.


Das meinte ich ja mit meinem Post. Zur Zeit besetzen sie die Nische, aber in Zukunft sieht es düster aus. Ohne Fantasy und Horror würde es vermutlich schon gar nicht mehr gehen.

#15 Gast_Guido Latz_*

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Geschrieben 20 März 2011 - 18:09

Dann meinte ich das anders. Verlage, die nur aufs Fandom schielen und dort verkaufen - heute - halten sich nicht lange. Dafür ist das Fandom viel zu klein.

#16 Pogopuschel

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Geschrieben 20 März 2011 - 18:12

Dann meinte ich das anders. Verlage, die nur aufs Fandom schielen und dort verkaufen - heute - halten sich nicht lange. Dafür ist das Fandom viel zu klein.


Ach so. Ich hatte gedacht, dass die Haupt-SF-Käufer aus dem Fandom kommen würden oder zumindest hauptsächlich SF lesen.

#17 Gast_Guido Latz_*

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Geschrieben 20 März 2011 - 18:14

Ach so. Ich hatte gedacht, dass die Haupt-SF-Käufer aus dem Fandom kommen würden


Hm. SO groß ist das Fandom?
;-)
Ne.

#18 Pogopuschel

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Geschrieben 20 März 2011 - 18:17

Hm. SO groß ist das Fandom?
;-)
Ne.


Mit Fandom meine ich ganz großzügig auch die "stillen" SF-Leser. Ich hatte vermutet, dass die Hauptkäufer von Wurdack, Atlantis etc. aus dem Fandom kommen würden.

#19 Gast_Guido Latz_*

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Geschrieben 20 März 2011 - 18:24

Ich habe nicht den Eindruck. Dafür sind mir in den einschlägigen Foren zu wenig unterwegs.

#20 simifilm

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Geschrieben 21 März 2011 - 08:38

Ein sehr passendes Zitat aus einem Artikel des SF-Theoretikers Roger Luckhurst: «SF is dying; but then SF has always been dying, it has been dying from the very moment of its constitution.»

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#21 lapismont

lapismont

    Linksgrünversifft

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Geschrieben 21 März 2011 - 08:48

Wir waren am Samstag auf der Buchmesse in Leipzig, ausschliesslich in Halle 2 - Kinderbücher und Comics. Es gab einen Perry Rhodan Stand. Es gab einige SF-Comics. Aber: In der Kinderbuchhandlung dort gab zu 99,99% Nicht-SF. Ich sah Collector (Heitz) und Blackout (Eschbach). Das wars. (Ich zähl man Panem nicht als SF) Dabei liefen hunderte kostümierte Jugendliche herum. Vampire, Steampunkgirls, Mangamaniacs und Figuren aus diversen Comics und Onlinenrollenspielen. Die Halle war brechend voll. Es gibt also durchaus lesenden Nachwuchs. Aber wo war die SF?
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#22 Gast_Guido Latz_*

Gast_Guido Latz_*
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Geschrieben 21 März 2011 - 09:05

Ich war schön brav zu Hause.

#23 Ernst Wurdack

Ernst Wurdack

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Geschrieben 21 März 2011 - 09:21

Ich hatte vermutet, dass die Hauptkäufer von Wurdack, Atlantis etc. aus dem Fandom kommen würden.

Etwa 95% meiner Verkäufe laufen inzwischen via Barsortimente über den Buchhandel. Ich kann die Aussage von Guido nur bestätigen, dass ein Kleinverlag, der nur das Fandom als Leser hat, nicht lange überleben kann.

#24 C. J. Knittel

C. J. Knittel

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Geschrieben 21 März 2011 - 10:11

Meiner Meinung nach würde ein Blick in die Vergangenheit der SF für Aufschluss sorgen. Vielleicht sollten wir, die Autoren, uns mehr auf die alten Werte besinnen. Die SF ist heute ein Genre der Unterhaltung, aber war das immer so? Ich denke nicht. Als Darwin seine Theorie der Arten veröffentlichte, begannen die Menschen erstmals darüber nachzudenken, dass nicht alles so war wie es ist, und nicht immer so sein wird. Die Menschen dachten zum ersten Mal an ihre/unsere Zukunft. Die Klassiker-Autoren sahen das Potenzial, die gesellschaftliche Entwicklung zu "beeinflussen" soweit das einem Schriftsteller denn möglichist. Oder einer Schriftstellergemeinde. Ich möchte ein paar Beispiele nenne. Mery Shelleys "Frankenstein" sowie H. G. Wells "Die Insel des Doktor Moreau" sind heute aktueller denn je. Wir reden über Stammzellenforschung, Klonen usw. Harry Harrison "New York 1999", ein Buch über Übervölkerung und Verelendung, die Zweiklassengesellschaft. Hier könnte man noch vieles aufführen: "Schöne neue Welt" "Nach der Bombe" "1984" "Ausgebrannt" und zahllose Filme. Ich finde, die SF könnte mehr aus sich machen. Sie ist das einzige Genre, das uns zeigen kann, was sein wird, wenn mir nicht auf uns aufpassen. Der moralische Fingerzeig wird gern belächelt, aber irgendjemand muss das tun. Anstatt uns in fantastische Welten zu flüchten, sollten wir uns mit dem Hier und Jetzt auseinandersetzen und den Menschen zeigen was daraus werden könnte, wenn sie so weiter machen. Wir brauchen mehr Gesellschaftskritik und weniger Unterhaltung. Weniger Gehirn-abschalten und mehr mitdenken.

Bi-lal kaifa
(Mehr muss nicht gesagt werden)


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#25 Diboo

Diboo

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Geschrieben 21 März 2011 - 10:16

Anstatt uns in fantastische Welten zu flüchten, sollten wir uns mit dem Hier und Jetzt auseinandersetzen und den Menschen zeigen was daraus werden könnte, wenn sie so weiter machen. Wir brauchen mehr Gesellschaftskritik und weniger Unterhaltung. Weniger Gehirn-abschalten und mehr mitdenken.


Ja, mach du mal.

Ich schreibe an "Tentakelwacht" weiter. Ich habe gerade einer Offizierin eine enge Lederkombi verpasst, wie aufgemalt.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

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#26 Tiff

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Geschrieben 21 März 2011 - 10:22

Wenn ich SF schreiben würde, würde ich mir die Grundsatzfrage stellen, was soll es werden, eher Mainstream oder eher Fantasy? Da ich nicht schreiben kann, schreibe ich auch keine SF. Aber wenn ich es mit dem Ziel täte, ein möglichst großes Publikum zu erreichen, würde ich meine SF, da mir Fantasy nicht liegt, so mainstreamig machen wie es nur geht. Alternativweltgeschichten, also solche, wo die Russen als Erste auf dem Mond waren, oder Zeitreisegeschichten wie "Die Frau des Zeitreisenden" sind heute schon Mainstream, ebenso Dystopien und Endzeitgeschichten, sofern phantastische Elemente auf ein Minimum beschränkt sind. Die Ideen dahinter werden akzeptiert. Bei dem anhaltenden technologischen Fortschritt lassen sich auch Cyberpunk-Stories und Ähnliches, z.B. SF-Stories, die auf Biotechnologie beruhen, schon bald in den Mainstream eingliedern. Vieles davon erscheint heute schon als Hightech-Thriller. SF hat hier langfristig ausgedient. Wenn die SF irgendwo, um gegenüber der in der Realität stattfindenden technologischen Entwicklung einen Vorsprung zu halten, eine weit fortgeschrittene Technologie beschreibt, die wie Magie erscheint, ist sie der Fantasy schon recht nahe gekommen. Auch im Steampunkbereich ist die SF der Fantasy bereits so nahe, dass es kaum noch Sinn macht, zwischen SF und Fantasy zu unterscheiden. Das letzte Refugium klassischer SF wird die Space Opera sein. Das Elend mainstreamfähiger SF ist es, mit dem Dreck der Space Opera (Aliens, Raumschlachten, Titten, wie es manchen so sehr gefällt) in einen Topf geworfen zu werden. Dieser vor allem für Deutschland charakteristischen Ghettoisierung der SF kann man als SF-Autor eigentlich nur entkommen, wenn man sich so weit wie möglich von der Space Opera distanziert und am besten nicht mal in die Nähe der Leute kommt, die so was schreiben. Das Elend und die Verlockung vieler mainstreamfähiger SF-Autoren ist es auch, dass sie getreu dem Motto "lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach" in den Suhlgruben der SF relativ schnell ein kalkulierbares Publikum finden können und oft auch entsprechende Zugeständnisse machen.

#27 Diboo

Diboo

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Geschrieben 21 März 2011 - 10:25

Das Elend und die Verlockung vieler mainstreamfähiger SF-Autoren ist es auch, dass sie getreu dem Motto "lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach" in den Suhlgruben der SF relativ schnell ein kalkulierbares Publikum finden können und oft auch entsprechende Zugeständnisse machen.


Außer natürlich, es handelt sich gar nicht um Zugeständnisse.

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#28 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 21 März 2011 - 10:35

Meiner Meinung nach würde ein Blick in die Vergangenheit der SF für Aufschluss sorgen. Vielleicht sollten wir, die Autoren, uns mehr auf die alten Werte besinnen. Die SF ist heute ein Genre der Unterhaltung, aber war das immer so? Ich denke nicht.


Solche Aussagen sind immer problematisch, weil darin ganz verschiedene Dinge vermischt werden. Letztlich geht es eigentlich immer um die alte Definitionsfrage - was versteht man unter SF.

Wenn man als SF als Genre versteht, als eine Kategorie innerhalb des Literaturmarkts, die entsprechend beworben und verkauft wird und an die die Leser bestimmte Erwartungen knüpfen, ist Deine Aussage ganz einfach falsch. Das sieht man schon alleine an den Beispielen, die Du anführst, denn den Begriff "Science Fiction" gab es noch gar nicht, als Shelley oder Wells ihre Bücher geschrieben haben. Mit anderen Worten: Diese Autoren können gar keine Genre-SF geschrieben haben. Auch Huxley war definitiv kein Genre-Autor.

Als eigenständiges Genre, das auch als solches wahrgenommen und verkauft wurde, ist SF ein Produkt des amerikanischen Pulp-Marktes, und als solches ist es ganz stark auf Unterhaltung ausgerichtet (wobei "Unterhaltung" den von Dir geforderten "moralischen Anspruch" wiederum keineswegs ausschliessen muss).

Nun gab und gibt es natürlich zahlreiche Autoren, die SF geschrieben, ohne deshalb Genre-Autoren zu sein - wie zB. Huxley, Orwell - oder als aktuellere Beispiele etwa Christian Kracht, Juli Zeh oder Michel Houellebecq. Die haben alle SF-Romane geschrieben, die aber nicht als Teil des Genres wahrgenommen werden. Und damit sind wir wieder beim Anfang des Threads: Wenn etwas ausstirbt, was stirbt aus? SF als eigenständiges Genre oder SF als Erzählverfahren (ich spreche hier von 'Modus').

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#29 Angela Fleischer

Angela Fleischer

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Geschrieben 21 März 2011 - 10:40

Das letzte Refugium klassischer SF wird die Space Opera sein.

Das Elend mainstreamfähiger SF ist es, mit dem Dreck der Space Opera (Aliens, Raumschlachten, Titten, wie es manchen so sehr gefällt) in einen Topf geworfen zu werden. Dieser vor allem für Deutschland charakteristischen Ghettoisierung der SF kann man als SF-Autor eigentlich nur entkommen, wenn man sich so weit wie möglich von der Space Opera distanziert und am besten nicht mal in die Nähe der Leute kommt, die so was schreiben.

Das Elend und die Verlockung vieler mainstreamfähiger SF-Autoren ist es auch, dass sie getreu dem Motto "lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach" in den Suhlgruben der SF relativ schnell ein kalkulierbares Publikum finden können und oft auch entsprechende Zugeständnisse machen.


Dass sie für ein breites Publikum konstruiert werden ist bei den LiRos doch auch so. Engste Vorgaben: Held muss alpha-Held sein, Protagonistin nicht zu sehr hervorstechen, Happy End, etc. Ebenso läuft das bei vielen anderen Genres. Komischerweise schadet es denen aber nicht.
Manchmal glaube ich fast, es ist das Gegenfall der Fall. Dass die SF nicht am Pulp krankt sondern an pseudointellektuellem Gewäsch erstickt. Mitlerweile gehöre ich auch zu den Leuten, die sich stark überlegen, ob sie sich einen SF-Roman überhaupt zulegen sollen. Denn meistens sieht's so aus: flache Figuren, keine Spannungskurve, laberiger Stil. Dafür viel ziemlich inhaltsleeres Gelabere, womit ich nichts anfangen kann, weil es kein Spiegel unserer Gesellschaft ist, sondern intellektuelle Selbstbefriedigung. Fazit: wir brauchen mehr "Mainstream" in der normalen SF (und damit meine ich das Zeug, das von Schreibratgebern vorgebetet wird), nicht nur in Reihen wie Perry Rhodan und SW und so weiter (die nebenbei auch gekauft werden).

Bearbeitet von Angela Fleischer, 21 März 2011 - 10:41.

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#30 Tiff

Tiff

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Geschrieben 21 März 2011 - 10:46

Wenn etwas ausstirbt, was stirbt aus? SF als eigenständiges Genre oder SF als Erzählverfahren (ich spreche hier von 'Modus').

"SF als Erzählverfahren" sagt mir nichts. Aber ich denke, dass der Begriff SF langfristig einen Bedeutungswandel erfahren und etwas mehr zu einem Synonym von Space Opera werden wird. SF in Form von Space Opera wird nie ganz aussterben, aber vieles andere wird man einfach nicht mehr zur SF zählen wollen, es sei denn, man argumentiert theoretisch und medienhistorisch.


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