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Einige Problemfelder beim Schreiben


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25 Antworten in diesem Thema

#1 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 02 Juli 2011 - 07:06

Inhalt auf Userwunsch gelöscht.


Bearbeitet von Trace, 29 April 2021 - 18:06.


#2 raps

raps

    Scoobynaut

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Geschrieben 08 Juli 2011 - 10:18

Da es hier gerade gut zu passen scheint, möchte ich nochmals auf eine Seite hinweisen, die ähnliche Anfängerfehler wie den von Michael angeführten sowie weitere nützliche Begriffe auflistet. Lewis Shiner und Bruce Sterling haben eine Liste von Fachausdrücken gesammelt, die ihnen im Lauf der Jahre beim Turkey City (Creative Writing) Workshop in Austin, Texas die Diskussion erleichtert haben.
Im Folgenden drucke ich mal ein paar der Begriffe ab, um einen ersten Eindruck zu geben. Bei den Termini "Gingerbread" und "Pushbutton Words" musste ich gleich an verschiedene deutsche Storys denken, die offenbar durch coole lateinische Titel beeindrucken wollten, sowie an die ewige Unsitte deutscher Verlage, beeindruckende Titel für Romane zu benutzen (als Adam-Roberts-Fan denke ich da speziell an die Geschmacksverirrungen "Sternen ... irgendwas" statt Salt / Stone / Polystom).

Grüße, Rainer


http://www.sfwa.org/...r-sf-workshops/
Turkey City Lexicon - A Primer for SF Workshops
Edited by Lewis Shiner
Second Edition by Bruce Sterling
NOT COPYRIGHTED

“Burly Detective† Syndrome
This useful term is taken from SF†™s cousin-genre, the detective-pulp. The hack writers of the Mike Shayne series showed an odd reluctance to use Shayne†™s proper name, preferring such euphemisms as “the burly detective† or “the red-headed sleuth.† This syndrome arises from a wrong-headed conviction that the same word should not be used twice in close succession. This is only true of particularly strong and visible words, such as “vertiginous.† Better to re-use a simple tag or phrase than to contrive cumbersome methods of avoiding it.

Brand Name Fever
Use of brand name alone, without accompanying visual detail, to create false verisimilitude. You can stock a future with Hondas and Sonys and IBM†™s and still have no idea with it looks like.

“Call a Rabbit a Smeerp“
A cheap technique for false exoticism, in which common elements of the real world are re-named for a fantastic milieu without any real alteration in their basic nature or behavior. “Smeerps† are especially common in fantasy worlds, where people often ride exotic steeds that look and act just like horses. (Attributed to James Blish.)

Gingerbread
Useless ornament in prose, such as fancy sesquipedalian Latinate words where short clear English ones will do. Novice authors sometimes use “gingerbread† in the hope of disguising faults and conveying an air of refinement. (Attr. Damon Knight)

Pushbutton Words
Words used to evoke a cheap emotional response without engaging the intellect or the critical faculties. Commonly found in story titles, they include such bits of bogus lyricism as “star,† “dance,† “dream,† “song,† “tears† and “poet,† cliches calculated to render the SF audience misty-eyed and tender-hearted.

The Cozy Catastrophe
Story in which horrific events are overwhelming the entirety of human civilization, but the action concentrates on a small group of tidy, middle-class, white Anglo- Saxon protagonists. The essence of the cozy catastrophe is that the hero should have a pretty good time (a girl, free suites at the Savoy, automobiles for the taking) while everyone else is dying off. (Attr. Brian Aldiss)

#3 Heidrun

Heidrun

    Giganaut

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Geschrieben 11 Juli 2011 - 11:54

Schöne Sammlung, raps!

Eine Ergänzung von mir: sind nur zwei Personen im Zimmer, kann man beliebig oft "er" und "sie" verwenden, ohne den Leser zu verwirren. Und das Schöne: beide fallen kaum auf.
"sagte" ist auch im Deutschen ein schönes, unauffälliges Wort, das nicht pausenlos durch wesentlich auffälligere ersetzt werden muß. Stutzig sollte man werden, wenn man glaubt, ein Adverb dazu zu brauchen: sagte er besonders laut oder sagte sehr leise. Dafür gibt's nun mal rufen oder flüstern.

Man kann es aber auch übertreiben - wie der Autor, der entnervt meinte: "Ich denke, man soll keine Adjektive verwenden?"
Ein Schreibratgeber ersetzt in keinem Fall das eigene Hirn. ;)
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#4 Ben B. Black

Ben B. Black

    Cybernaut

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Geschrieben 13 Juli 2011 - 08:14

"sagte" ist auch im Deutschen ein schönes, unauffälliges Wort, das nicht pausenlos durch wesentlich auffälligere ersetzt werden muß.


Hm, Robert Asprin (der Autor der "Dämonen-Bücher") sah das z.B. ganz anders. Er hat einmal gesagt, daß es ihm recht wichtig ist, so gut wie nie "said" zu schreiben.

Klar ist "sagte" recht neutral und unauffällig, aber ich versuche in meinen Texten auch, es nicht allzu oft zu verwenden, zumal es doch auch so Sachen wie "meinte", "erwiderte", "antwortete", "fragte", "ergänzte" usw. gibt. ;)


Stutzig sollte man werden, wenn man glaubt, ein Adverb dazu zu brauchen: sagte er besonders laut oder sagte sehr leise. Dafür gibt's nun mal rufen oder flüstern.


Das auf jeden Fall. Vor allem wenn man viel schreibt, muß man m.E. aufpassen, dass sich solche Sachen nicht unbemerkt einschleichen. Und es gibt ja auch an dieser Stelle eine ganze Reihe weiterer Verben: "schreien", "murmeln", "nuscheln", "keifen", "brüllen", "giften" usw.

Man kann es aber auch übertreiben - wie der Autor, der entnervt meinte: "Ich denke, man soll keine Adjektive verwenden?"
Ein Schreibratgeber ersetzt in keinem Fall das eigene Hirn. :rolleyes:


Wie jetzt, Hirn? Ich dachte, Autoren sollen schreiben und nicht denken? :huh: :blush:

#5 Diboo

Diboo

    Kaisertentakel

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Geschrieben 13 Juli 2011 - 08:27

Adjektive sind geil.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

Mein Blog
 


#6 Ben B. Black

Ben B. Black

    Cybernaut

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Geschrieben 13 Juli 2011 - 17:35

Adjektive sind geil.


Na, so lange sie ihre Sauerei nach dem Liebesspiel wieder wegmachen, stört mich das nicht. :bigcry:

Bearbeitet von Ben B. Black, 13 Juli 2011 - 17:36.


#7 Heidrun

Heidrun

    Giganaut

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Geschrieben 14 Juli 2011 - 15:41

Adjektive sind geil.

Manche, Diboo. "Sterbenslangweilig" etwa ist nicht geil, und "übelriechend" auch eher nicht ...
Womit wir beim Punkt wären: alles da, wo es hingehört. Das Adjektiv wäre ja nicht erfunden worden, wenn es dafür keine Verwendung gäbe.

@Ben: Es darf jeder seine persönliche Macke haben. Mich stört es aber eher, wenn jemand um alles in der Welt nicht "sagen" oder "machen" schreiben will und dann mit allen Exotismen aufwartet, die das Synonymwörterbuch so zu bieten hat. Für mein Gefühl sollte die Sprache beim Lesen möglichst wenig stören, so wie Stromleitungen zwar unglaublich wichtig sind, aber möglichst nicht im Bildfeld herumbaumeln sollten.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#8 Puh

Puh

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Geschrieben 14 Juli 2011 - 16:01

@Ben: Es darf jeder seine persönliche Macke haben. Mich stört es aber eher, wenn jemand um alles in der Welt nicht "sagen" oder "machen" schreiben will und dann mit allen Exotismen aufwartet, die das Synonymwörterbuch so zu bieten hat. Für mein Gefühl sollte die Sprache beim Lesen möglichst wenig stören, so wie Stromleitungen zwar unglaublich wichtig sind, aber möglichst nicht im Bildfeld herumbaumeln sollten.

Das mit dem sagen, schreiben, machen, ist wie mit den Adjektiven: es gibt sie, um sie angemessen zu verwenden. Ein zu großer Gebrauch macht sie allerdings unerträglich; und gerade das sagen ist im Regelfall so etwas von überflüssig, das man es sich wirklich sparen kann. Denn das da jemand etwas sagt, das zeigen schon die Anführungsstriche. Meine Empfehlung in dieser Frage ist dann Gaddis J.R.. Viel Spaß beim Suchen von "sagen oder "say." Es geht ohne wirklich besser.

#9 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 14 Juli 2011 - 16:23

Denn das da jemand etwas sagt, das zeigen schon die Anführungsstriche.

Braucht man nicht. Überhaupt nicht, würde Cormac McCarthy jetzt sagen.
Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#10 Puh

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Geschrieben 14 Juli 2011 - 17:28

Braucht man nicht. Überhaupt nicht, würde Cormac McCarthy jetzt sagen.

Asche auf mein Haupt. Den kenne ich nicht. Nachdem, was ich etwas gegoogelt habe, muss ich den aber unbedingt lesen. Danke für den Tipp.

#11 methom

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Geschrieben 14 Juli 2011 - 19:07

zumal es doch auch so Sachen wie "meinte", "erwiderte", "antwortete", "fragte", "ergänzte" usw. gibt. :thumb:

Die halte ich nun wiederum für ziemlich überflüssig. Das jemand antwortet, fragt oder ergänzt ergibt sich doch ganz prima aus dem Kontext und dem Inhalt des Dialogs. Das muss ich nicht auch noch vordekliniert bekommen.

Überlegt doch mal, wie groß der Anteil der nicht-verbalen Kommunikation an einem realen Gespräch ist: Gestik, Mimik, kleine Handlungen. Damit hat man doch genügend Möglichkeiten, die Sprecherin zu kennzuzeichnen, ohne dem Leser sagen zu müssen, dass das, was gerade gesagt wurde, von Susi gesagt wurde. Außerdem wird die Szene damit (im besten Fall) automatisch viel plastischer und die Figuren lebendiger.

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#12 Harald Giersche

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Geschrieben 14 Juli 2011 - 19:23

Die halte ich nun wiederum für ziemlich überflüssig. Das jemand antwortet, fragt oder ergänzt ergibt sich doch ganz prima aus dem Kontext und dem Inhalt des Dialogs. Das muss ich nicht auch noch vordekliniert bekommen.

Überlegt doch mal, wie groß der Anteil der nicht-verbalen Kommunikation an einem realen Gespräch ist: Gestik, Mimik, kleine Handlungen. Damit hat man doch genügend Möglichkeiten, die Sprecherin zu kennzuzeichnen, ohne dem Leser sagen zu müssen, dass das, was gerade gesagt wurde, von Susi gesagt wurde. Außerdem wird die Szene damit (im besten Fall) automatisch viel plastischer und die Figuren lebendiger.

Bingo!
;) :thumb: http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png
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#13 Puh

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Geschrieben 14 Juli 2011 - 19:36

Überlegt doch mal, wie groß der Anteil der nicht-verbalen Kommunikation an einem realen Gespräch ist: Gestik, Mimik, kleine Handlungen. Damit hat man doch genügend Möglichkeiten, die Sprecherin zu kennzuzeichnen, (...)

Siebzig Prozent der Nachricht laufen über die nonverbale Kommunikation. Soweit, so bekannt. Genau diese adäquat darzustellen, ohne das es in Schwafeleien ausartet, ist aber doch so ungeheuer schwer. Auch hier muss angedeutet werden. Da übliche: "Mahnend erhob Renate den Zeigefinger" bringt da gar nichts. Eher schon solche Dinge. „Die liebe Leonie Engel, der Wachhund der ZaP Company. Was bringt uns die Ehre?“ An den Türrahmen gelehnt, den rechten Zeigefinger am Kinn stand sie da, während Feliciá ihr über die Schulter schaute. (...)
„Also, was können wir tun?“ Feliciá hatte sich auf den Stuhl ihr gegenüber gesetzt, Luisa auf den Spiegeltisch links von ihr, dass rechte Bein baumelnd. Der hochgerutschte Saum des Kleides hätte bei männlichen Verhandlungspartnern sicherlich für Verwirrung gesorgt, obwohl sie auch schon auf die sechzig zugehen musste. Das funktioniert schon besser. Noch sehr viel besser funktioniert es, wenn die Dialoge so gestaltet werden, dass die nonverbale Kommunikation quasi nebenher durch die Gestaltung der Kommunikation mitgeliefert wird. Niebelschütz, ich empfehle da die "Kinder der Finsternis" konnte so etwa recht gut.

#14 Heidrun

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Geschrieben 15 Juli 2011 - 07:03

gerade das sagen ist im Regelfall so etwas von überflüssig, das man es sich wirklich sparen kann.

Schreib mal eine Szene, in der drei oder vier Leute reden. Ohne ein "sagte Lisa" kommt man da in Teufels Küche. Was überhaupt nicht geht, sind folgende Konstruktionen:
"Was sollen wir nur machen?", kratzte sich Lisa am Kopf.

Fragt nicht, wie oft ich das schon lesen mußte. Es funktioniert natürlich, wenn man es rumdreht: Lisa kratzte sich am Kopf. Aber zu viel Kopfkratzerei, wenn es sich um ein längeres Gespräch handelt, geht einem auch auf die Nerven.
Für mein Gefühl sind die absoluten Verbote das Problem. Meine Deutschlehrer hielten "machen" für absolut indiskutabel, dabei ist "mach hin!" an Kürze und Prägnanz schwer zu übertreffen. Eine gute Story hat andere Probleme, als krampfhaft eine Liste von Unwörtern zu vermeiden. Wenn sich unsere Vorfahren die Mühe gemacht haben, ein Wort zu erfinden, sollte man es auch benutzen. Mit Bedacht, wie Pfeffer.
Mich würde übrigens der hochgerutschte Rocksaum stören. Wenn keine Männer da sind, die sich darüber erregen können, dann ist der irrelevant. Es sei denn, die Frauen regen sich auf, daß die Männer sich aufregen könnten, und dann wären es ziemlich alberne Zicken ... Mir kommt das vor wie "da streuen wir mal eine Prise Sex rein, damit die Männer bei der Stange bleiben".
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#15 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 15 Juli 2011 - 07:08

Adjektive sind geil.

"Wenn Sie auf ein Adjektiv treffen, erschießen Sie es." (Mark Twain)

Leider mag ich Adjektive. :thumb:

Frank

#16 Heidrun

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Geschrieben 15 Juli 2011 - 11:45

"Wenn Sie auf ein Adjektiv treffen, erschießen Sie es." (Mark Twain)
Leider mag ich Adjektive. :thumb:

Ausgestopft sind sie auch ganz hübsch, oder? :o
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#17 methom

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Geschrieben 15 Juli 2011 - 20:55

Wenn sich unsere Vorfahren die Mühe gemacht haben, ein Wort zu erfinden, sollte man es auch benutzen. Mit Bedacht, wie Pfeffer.


Im Endeffekt ist die Antwort doch sowieso - wie so oft - ein entschiedenes "Es kommt darauf an": auf die Geschichte, die Szene, den Stil des Autors, den Geschmack der Leser und die Strahlkraft Jupiters im Sternzeichen des Lektors. Die hundertprozentige Erfolgsformel gibt es ja (zum Glück?) nicht.

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#18 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 16 Juli 2011 - 10:52

Im Endeffekt ist die Antwort doch sowieso - wie so oft - ein entschiedenes "Es kommt darauf an": auf die Geschichte, die Szene, den Stil des Autors, den Geschmack der Leser und die Strahlkraft Jupiters im Sternzeichen des Lektors. Die hundertprozentige Erfolgsformel gibt es ja (zum Glück?) nicht.

Neuere deutsche Übersetzungen von Tolstoi (Anna Karenina und Krieg und Frieden) haben bewusst die "Textglättung" der vorherigen Übersetzer vermieden, die z. B. Tolstois eingebaute Wiederholungen "herausübersetzt" haben, weil es dem damaligen ästhetischen Empfinden von Literatur widersprochen hat. Und das geschah offenbar nicht nur bei den deutschen Übersetzungen. Ähnliches galt für abgehackte Sätze und bewusst eingesetzte bäurische Sprache, die Tolstoi verwandte, um seinen Charakteren Authentizität zu verleihen.

Damit verschwand für die englischen und deutschsprachigen Leser der damaligen Zeit ein Stilmittel Tolstois, weil es den "Regeln" (bzw. dem Ästhetikempfinden der damaligen Leserschaft/Verleger) nicht entsprach. Wie bei Allem, das auch mit Kunst zu tun hat, gibt es keine Formel für das Gelingen. Ein "greller Farbfleck" kann einfach fies aussehen oder dem Gesamtbild den entscheidenden Kick geben.
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#19 Ben B. Black

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Geschrieben 18 Juli 2011 - 10:04

Die halte ich nun wiederum für ziemlich überflüssig. Das jemand antwortet, fragt oder ergänzt ergibt sich doch ganz prima aus dem Kontext und dem Inhalt des Dialogs. Das muss ich nicht auch noch vordekliniert bekommen.

Überlegt doch mal, wie groß der Anteil der nicht-verbalen Kommunikation an einem realen Gespräch ist: Gestik, Mimik, kleine Handlungen. Damit hat man doch genügend Möglichkeiten, die Sprecherin zu kennzuzeichnen, ohne dem Leser sagen zu müssen, dass das, was gerade gesagt wurde, von Susi gesagt wurde. Außerdem wird die Szene damit (im besten Fall) automatisch viel plastischer und die Figuren lebendiger.


Ich sagte ja nicht, dass man das ständig verwenden soll, oder dass das meine Lieblingswörter sind. Aber wie ja auch schon geschrieben wurde, kommt man manchmal eben einfach nicht drumrum, speziell wenn man einen sehr dialoglastigen Textteil mit vielen Sprechern hat (z.B. Taktik-Konferenz vor der Raumschlacht). Wenn man da krampfhaft versucht, alles via "nonverbal" abzubacken, wird das auch recht schnell albern. Statt einem ständigen "sagte", "sagte", "sagte" nehme ich dann doch lieber "meinte", "brummelte", "erwiderte", oder nicht?

Ergo: Die richtigen Stilmittel zur richtigen Zeit, dann passt das schon. ;)

#20 Konrad

Konrad

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Geschrieben 31 August 2011 - 11:55

Die halte ich nun wiederum für ziemlich überflüssig. Das jemand antwortet, fragt oder ergänzt ergibt sich doch ganz prima aus dem Kontext und dem Inhalt des Dialogs. Das muss ich nicht auch noch vordekliniert bekommen.

Überlegt doch mal, wie groß der Anteil der nicht-verbalen Kommunikation an einem realen Gespräch ist: Gestik, Mimik, kleine Handlungen. Damit hat man doch genügend Möglichkeiten, die Sprecherin zu kennzuzeichnen, ohne dem Leser sagen zu müssen, dass das, was gerade gesagt wurde, von Susi gesagt wurde. Außerdem wird die Szene damit (im besten Fall) automatisch viel plastischer und die Figuren lebendiger.

Ist der primäre Zweck von ", sagte Lisa," nicht eher ein "gedanklicher Taktstrich" als eine Information über den Sprecher?

#21 methom

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Geschrieben 01 September 2011 - 20:22

Ist der primäre Zweck von ", sagte Lisa," nicht eher ein "gedanklicher Taktstrich" als eine Information über den Sprecher?

Reicht als Taktstrich nicht die Kombination schließendes Anführungszeichen, Absatz? Wenn ein Text einer bestimmten Person zugeordnet wird, dann meiner Meinung, damit der Leser noch weiß, wer spricht. In einem reinen Dialog ohne weitere anwesende Personen kann das daher deutlich sparsamer eingesetzt werden, als bei einer Gruppendiskussion.

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#22 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 04 September 2011 - 10:32

Puh, starkes Thema, an dem ich auch öfter knabbere.

Sowohl der exzessive Gebrauch von "sagte", als auch die hohe Dosierung solcher aufgepumpten Verben wie "brummte", "meinte" etc. sind ein zweischneidiges Schwert.

Ich versuche "Massendialoge", also solche Szenen, in denen mehr als zwei Leute reden, dadurch aufzulockern, dass ich zwischen "sagte", solchen Variationen wie "brummte" oder "meinte" und "Regieanweisungen" zu wechseln.

Ein kurzes ad hoc Beispiel:

Phelan traf einen Entschluss.
...»Mutter?«
...»Ja, Phelan?«
...»Wecke mich in fünf Stunden. Rufe meine Familie für ein Treffen in sechs Stunden zusammen, und lasse eine meiner Koggen startklar machen.«
...»Wie du †¦«

***

...»†¦ wünschst, Paoluzo.« Giovanni lehnte sich zurück, und betrachtete höchst interessiert seine manikürten Fingernägel. Stella atmete ob dieser respektlosen Geste und Worte des Consigliere scharf durch die Nase ein. Ihre Tasse Kaffee klirrte auf den Unterteller.
...»Das ist Wahnsinn! Und du weißt das!« Stellas Finger deutete wie ein Dolch über den Frühstückstisch hinweg auf Giovanni, der eine Miene vollendeter Überraschung zeigte. Tommaso legte mit bedachter Geste sein Brötchen zurück auf den Teller und sah Phelan mit ernstem Blick an.
...»Wenn du es so entschieden hast, dann solltest du die Mutters Stolz nehmen, Phelan.«
...Phelan nickte seinem Schwager dankend zu, und winkte seinen Vorschlag aber zugleich ab.
...»Nein. Du fliegst mit meiner Schwester in die Flitterwochen. Ich sagte bereits, dass ich dich aus den Familiengeschäften heraus halten möchte. Es ist zu eurem Besten.«
...Magdalena setzte zu einer Erwiderung an, aber Tommaso legte ihr eine Hand auf den Arm, ohne den Blick von Phelan zu wenden.
...»Nein.«
...»Wie? Nein?«
...»Du hast richtig gehört. Ich spreche zu dir als dein Schwager, Phelan. Ja, es ist wirklich zu unserem Besten, wenn ich nicht in die Familiengeschäfte involviert werde. Aber wer soll die bitteschön führen, wenn du weg bist? Wer übernimmt die Famiglia, wenn dir etwas zustößt?«
...»Giovanni wird während meiner Abwesenheit als mein Consigliere die Geschäfte in meinem Namen weiterführen.«
...»Und wenn dir etwas passiert?«
...»Mir wird nichts passieren. Es ist nur eine kleine geschäftliche Transaktion. Geld und vielleicht ein paar Gefälligkeiten, gegen eine unversehrte DeSummers.«
...Tommaso lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf.
...»Es bleibt bei meinem Nein, Phelan. Denke von mir was du willst, halte mich meinetwegen für respektlos, aber wenn du mit einer deiner Koggen nach Ixian V fliegst, werde ich dir einfach folgen. Ich lasse nicht zu, dass mein Schwager und Pate sehenden Auges in eine Falle rennt.«
...»Das wirst du nicht tun.«
...Tommaso nickte ernst.
...»Doch. Die Mutters Stolz ist bereits startklar, die Koordinaten für die erste Etappe sind programmiert.«
...»Und ich unterstütze meinen Mann«, sagte Magdalena mit fester Stimme. »Du bist erst seit sechs Monaten das Oberhaupt der Famiglia. Keiner von uns weiß, welche der alten Leute unsres Vaters noch vertrauenswürdig ist.« Sie sah voller Stolz und Liebe ihrem Mann ins Gesicht, dann wandte sie sich wieder ihrem Bruder zu. »Du hast diesem Mann hier deine Schwester anvertraut, einen Teil deiner Familie. Jetzt vertraue ihm auch in einem Moment, wo Vertrauen eine wertvolle Währung ist. Vielleicht sogar die Wertvollste überhaupt.«
...Phelan starrte seine Schwester und seinen Schwager schweigend an.
...»Ihr überseht alle etwas«, schaltete sich Santino ein. »Phelan, ich weiß dass du es nicht gerne vor allen zugeben wirst, aber deine alte Wunde macht dir Probleme. Große Probleme. Wenn ich dich nicht bald behandele, besteht die Möglichkeit, dass dein Rückenmark irreparabel angegriffen wird.« Santino sah seinem Adoptivbruder unbehaglich an. »Ich weiß, ein Don darf keine Schwäche zeigen. Aber wenn du mit dieser Wunde, diesen Problemen, eine Reise wagst, kann das Eintauchen in den Hyperraum alles nur noch verschlimmern. Ich finde, wir sollten die Sache auf sich beruhen lassen. Lasse die Techniker auf Ixian V aus DeSummers eine Neurosklavin machen. Ich finde, das ist fürs Erste eine gerechte Strafe. Wir können sie später immer noch einkassieren, um sie zu den Hintergründen des Anschlags zu befragen.«
Schweigen legte sich mit bleierner Schwere über die Anwesenden. Phelan starrte auf seinen Teller und atmete tief durch. Wie hätte sein Vater in dieser Situation reagiert? Hätte er Santino wegen seiner Indiskretion zurechtgewiesen? Oder würde sein Vater seine Schwäche vor der versammelten Familie zugegeben haben?
...Ein herzhaftes Knuspern erklang, und dröhnte mit dem delikaten Klang eines Donners in die Stille. Phelan zu Rolwf auf, der genüsslich an einem Bissen seines Brötchens kaute. Der Rest des Backwerks verschwand beinahe in seiner riesigen Pranke.
...»Wenn Phelan nach Ixian V fliegen will, so wird er das tun«, quetschte Rolwf zwischen seinen kauenden Zähnen hervor. »Und wenn er fliegt, komme ich mit. Und wenn ihr meine Meinung hören wollt: Wir sollten direkt nach dem Frühstück mit der Mutters Stolz aufbrechen. Tommaso hat Eier in der Hose. Das sollten wir nicht nur respektieren, das sollten wir auch im höchsten Maße achten. Santino kommt auch mit, denn auf dem Schiff gibt es eine bestens ausgerüstete Krankenstation, sollte Phelan wirklich unterwegs Probleme bekommen.« Mit geziert abgespreiztem kleinem Finger griff der dunkle Riese nach seiner Kaffeetasse. Er trank einen Schluck und zwinkerte Phelan zu. Dann setzte er die Tasse ab, wandte sich zu Giovanni um, und legte ihm eine seiner Pranken freundschaftlich auf die Schulter. Der Blick seiner Augen strafte seine freundliche Geste und Stimme Lügen. »Während wir unterwegs sind wird unser aller Freund Giovanni auf die Familie aufpassen.«


Ich glaube, dass es hier die richtige Mischung macht.

Die ist aber leider nicht immer leicht zu finden :o

LG

Dirk

#23 Konrad

Konrad

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Geschrieben 04 September 2011 - 10:56

Reicht als Taktstrich nicht die Kombination schließendes Anführungszeichen, Absatz?

Soweit ich weiß, ist dies nicht üblich und würde mich sehr verwirren.
Wenn eine direkte Rede mit schließenden Anführungszeichen beendet wird und anschließend eine neue eröffnet wird, dann geht man von verschiedenen Sprechern aus.
Der Einschluß von ", sagte Fritz," in eine direkte Rede erlaubt es, eine Zäsur zu setzen, ohne den Sprecher zu wechseln.

#24 methom

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Geschrieben 04 September 2011 - 11:16

Soweit ich weiß, ist dies nicht üblich und würde mich sehr verwirren.
Wenn eine direkte Rede mit schließenden Anführungszeichen beendet wird und anschließend eine neue eröffnet wird, dann geht man von verschiedenen Sprechern aus.
Der Einschluß von ", sagte Fritz," in eine direkte Rede erlaubt es, eine Zäsur zu setzen, ohne den Sprecher zu wechseln.

Ach, dann hatte ich dich falsch verstanden. Ich dachte bei Taktwechsel auch an Sprecherwechsel. Aber welchem Zweck dient diese Zäsur, wenn nicht dem, dem Leser zu verdeutlichen bzw. ihn daran zu erinnern, wer gerade spricht? Und das kann ich (optimalerweise) auch über den Inhalt des Redebeitrages, oder über etwas anderes, was der Redner während des Redens tut: Mimik, Gestik etc. Natürlich hat ein sagte Frank auch mal seine Berechtigung, aber ich denke, dass man das oftmals geschickter lösen kann.

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#25 Konrad

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Geschrieben 04 September 2011 - 11:36

Ach, dann hatte ich dich falsch verstanden. Ich dachte bei Taktwechsel auch an Sprecherwechsel. Aber welchem Zweck dient diese Zäsur, wenn nicht dem, dem Leser zu verdeutlichen bzw. ihn daran zu erinnern, wer gerade spricht?

Oooch, da gibt es die unterschiedlichsten Gründe.
Der Wechsel eines gedanklichen Fadens, eines Elementes in einer kausalen Kette, oder einfach nur eine rhetorische Pause, um den Gedanken sacken zu lassen.

Und das kann ich (optimalerweise) auch über den Inhalt des Redebeitrages, oder über etwas anderes, was der Redner während des Redens tut: Mimik, Gestik etc. Natürlich hat ein sagte Frank auch mal seine Berechtigung, aber ich denke, dass man das oftmals geschickter lösen kann.

Das ist sicherlich richtig; ich wollte nur die monokausale Sicht von "sagte..." als ausschließliches Mittel zur Sprecheridentifikation etwas anzweifeln. :o

#26 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 04 September 2011 - 11:36

Hallo Konrad.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, meintest du einen Satz aus einem Dialog, in dem die Redeeinleitung mittendrin gesetzt wird?

"Nach meiner Meinung", sagte Fritz, "ist das eine recht klobige Unerbrechung des Redeflusses."
Lisa nickte.
"Ja. Ich persönlich mag es auch, wenn ein Sprecher ohne Regieanweisung reden darf."
"Nun, wie auch alles Andere in Sachen Form und Stil, liegt dies im Blickfeld des Verfassers", sagte Bernd, in dem für ihn typischen, gemessenen Tonfall.
Fritz legte den Kopf nachdenklich zur Seite.
"Allerdings finde ich die Redeeinleitung am Ende eines Satzes auch recht ... hm ... kompliziert. Vor allem, wenn mehrere Personen mit dem gleichen Wortschatz und der gleichen Rhetorik reden."
Nachdenkliches Schweigen senkte sich über die Drei. Schließlich erhob sich Bernd.
"Also halten wir fest, dass der Verfasser eines Dialogs sich über die Sprachgewohnheiten seiner Figuren im Klaren sein muss. Diese müssen für den Leser erkennbar sein. Als Orientierung dienen bei diesen Massendialogen die Absätze zwischen den Dialogpassagen der einzelnen Redner, ihr jeweils eigener Wortgebrauch, und der Einsatz von Redeeinleitungen sollte durch Regieanweisungen aufgelockert werden."
Fritz schrieb fleissig mit, während Lisa noch einen dringenden Einwand loswerden wollte.
"Richtig! Und der übermäßige Gebrauch von sagte sie und sagte er sind auch zu vermeiden. Egal an welcher Stelle."

LG

Dirk :o

Nachtrag
Ah, du warst schneller Konrad.
Ja, ich stimme dir zu.
Ständig sagte er, sagte sie zu lesen, ist auf Dauer ermüdend.

Bearbeitet von Dirk, 04 September 2011 - 11:38.



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