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Logoland


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18 Antworten in diesem Thema

#1 Holger

Holger

    Temponaut

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Geschrieben 23 August 2003 - 13:41

Max Barry
Logoland
orig. Jeniffer Government
Heyne

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bei amazon.de

Logoland spielt zwar in der nahen Zukunft, dürfte aber auch Nicht-SF-Leser ansprechen. In jedem Fall aber passt der Roman in die Sammlung von SF-Freunden. Um es vorweg zu nehmen: Barry verzichtet gänzlich auf technische Details, vielmehr richtet sich sein Augenmerk auf ein Zukunftsszenario, das überspitzt eine globalisierte Welt skizziert, die nahezu frei von staatlicher Regulierung der Wirtschaft ist. Den Roman als Satire abzustempeln wird LOGOLAND hingegen keinesfalls gerecht.

Der Plot setzt sich aus mehreren parallelen Handlungssträngen zusammen, die gekonnt miteinander verknüpft werden, was Barry die Möglichkeit eröffnet, den Leser aus verschiedensten Perspektiven an die Umstände und Charaktere heranzuführen. Da wäre Hack Nike, ein kleiner Angestellter, der durch einen grotesken Vertrag von Nike genötigt wird, zehn Passanten zu erschießen. Der Broker Buy Mitsui, der die Morde miterleben muss, und seitdem an einem Burnout leidet. Bill NRA, der auf tragikomische Weise in eine fatale Verwechslung verwickelt wird und sich als Auftragsmörder wiederfindet. Und Jeniffer Government, die mit den beschränkten Mitteln einer privatisierten Regierung das skrupellose Vorgehen der Großkonzerne bekämpfen muss.

Max Barrys Charaktere verblassen auch nicht vor dem Hintergrund einer Welt in der sich Konzerne in einem rechtsfreien Raum mit Privatarmeen bekämpfen, und die Polizei Auftragsmorde an Subunternehmen vermittelt. Setzt man das Buch jedoch für einen Augenblick ab und reflektiert die angesprochenen Konzepte kann einem bisweilen mulmig werden.

Einige Beispiele:
- Der Zusammenschluss von Konzernen in branchenübergreifenden Treueprogrammen und daraus resultierende Blöcke, die mit der Eliminierung der letzten staatlichen Regulierung liebäugeln.
- Schulen, die von Konzernen wie McDonald's gesponsert werden.
- Völlige Aufgabe der Individualität Angestellter und Arbeiter (Hack Nike, Billy Bechtel, etc.).

Man beachte in diesem Zusammenhang die gelungene Gestaltung des Buchs: die geschlechtslosen Figuren auf dem Umschlag tragen das Heyne-Logo auf der Brust (!) und die Kapitel sind mit Strichcodes und der allgegenwärtigen ISBN-Nummer verziert.

Ich kann nur hoffen, dass der Titel seinen Weg in den Lesezirkel findet. Wenn nicht: trotzdem unbedingt reinlesen.
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#2 Joe Chip

Joe Chip

    The Saint

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Geschrieben 23 August 2003 - 22:59

also ich muss schon sagen - selten dass ich ein 400 seiten starkes buch am stück ausgelesen habees ist sicher oft über spitzt was MB da so erzählt und manche handlungselemente sehen sehr gekünstelt arangiert aus............. aber untern strich hat er da ein buch vorgelegt bei welchem man nicht mal richtig zeit zum luft holen hatschlag auf schlag wursteln sich die handelnden durch das übermorgenland und MB versteht es perfekt die geschichte aus der sicht sämtlicher akteure darzustellen und diese bis zum ende des buches zu verstrickenes ist spannend - und ich kann gut verstehen dass da schon fieberhaft an einer verfilmung gearbeitet wird - der stoff eignet sich hervorragend dazu sicher kein literarisches meisterwerk (bestimmt nicht!!!) aber die idee gehört belohnt und darum empfehle ich jeden dieses buch zu lesen - es wird euch nicht leid tun - versprochenjoe :P
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#3 monoDNA

monoDNA

    Ufonaut

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Geschrieben 26 Juni 2004 - 12:52

hi zusammen,

also ich hab das buch regelrecht in mich aufgesogen, am meisten hat mich die idee mit den familiennamen überrascht.(jeder mensch heisst nämlich, wie die firma in der er arbeitet, zB Hack Nike, Joe microsoft, berthold bayer, oder eben monoAMS) ;)

gefallen hat mir auch mit welchen charkterzügen MB die protagonisten ausgestattet hat, den hack nike hätt ich 24 std am tag in die......naja lass ma dass :chainsaw: :cheers:
mit jennifer war ich von anfang an verbunden, fast ein stiller komplize.
von der dumpfbacke bill ganz zu schweigen.

die handlungsstränge werden gelungen ineinander verwoben, und so manche überraschung beglückt die protagonisten und den gespannten leser.

dieses buch weist auf die uns bedrohende globalisierungsfalle hin, und sollte mehr als nur ein wink mit dem zaunpfahl sein.

orwells 1984 und huxleys schöne neue welt lassen grüssen.
jedoch würd ich es in keine schublade stecken, sondern nebens bett legen, damits auch gelesen wird! :P

auf jeden fall EMPFEHLENSWERT!
lg
monoAMS

Bearbeitet von monoDNA, 26 Juni 2004 - 12:53.

grad am schmöckern:
dan simmons - die hyperion gesänge
ANDYMON IM LESEZIRKEL
fertig gelesen:
dan brown - illuminati
isaac asimov - das ende der ewigkeit

#4 Joe Chip

Joe Chip

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Geschrieben 27 Juni 2004 - 20:21

hi mono

orwells 1984 und huxleys schöne neue welt lassen grüssen. jedoch würd ich es in keine schublade stecken, sondern nebens bett legen, damits auch gelesen wird!

trotzdem ein guter vergleich ^_^ MB hat eine interessante welt erfunden doch wie du sagst - es wär schade es in eine schublade zu stecken - mehr noch - es sollte nämlich auch "nicht-SFies" ansprechen da hat es aber schon wieder ähnlivhkeit mit orwell und huxley ^_^ lg joe http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png
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#5 Henrik Fisch

Henrik Fisch

    Soeinnaut

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Geschrieben 15 Juli 2004 - 09:35

Ihr Lieben,ich habe mir diesen Roman nun auch einverleibt, was dank des gefälligen Schreibstils sehr gut funktioniert. Ich war zwar ob des großformatigen Buches etwas genervt - die Ziegel lassen sich einfach nicht so gut wie die normalen kleinen Taschenbücher im Koffer transportieren - aber das Buch ist trotzdem ein richtiger Pageturner (an dieser Stelle danke Dave, der diesen Begriff benutzte und so für mich bekannt machte).Aber, um es kurz zu machen: Ich war von dem Buch doch etwas enttäuscht.Warum? Max Barry hat da zunächst eine hochinteressante Idee, die zwar erst einmal nicht sonderlich neu ist, aber in der Ausarbeitung durchaus neue Denkanstöße zu geben vermag. Nur: Er hält es nicht durch. Ab er der Hälfte des Buches befinde ich mich als Lesender in einer ganz normalen verwobenen Action-Wirtschafts-Story, die so exakt auch in unserer Zeit spielen könnte und eben nicht mehr mit den recht verwegenen SF-Ideen des Buches spielt. Schade.Die eigentliche Marketing-Idee habe ich auch nicht so recht begriffen: Nike erschießt ein paar Kunden eines Turnschuhs, um so noch mehr Nachfrage zu generieren. Wie das funktionieren soll - auch in der Welt der Zukunft, die sich aus unserer jetzt schon recht verrückten Kaufrausch-Teenie-Kultur entwickelt - bleibt mir ein Rätsel.Genug gemeckert: Davon abgesehen finde ich die Handlung nämlich gut, das Buch liest sich gut, ich erwähnte es bereits, und für die Kühnheit real existierende millionenschwere Brands mit Mord, Korruption und Putschversuchen in Verbindung zu bringen, verdient Max Berry eigentlich die goldene Scifiboard-Ehrenmedaille. Keine Ahnung wie sein Verlag das gegenüber den Anwaltshorden der genannten Firmen durchgeboxt hat.Kaufen, lesen, und kurz mal darüber nachdenken.Bis dennen,Henrik Fisch

Bearbeitet von Henrik Fisch, 15 Juli 2004 - 09:42.

Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"

#6 monoDNA

monoDNA

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Geschrieben 23 Juli 2004 - 11:02

Die eigentliche Marketing-Idee habe ich auch nicht so recht begriffen: Nike erschießt ein paar Kunden eines Turnschuhs, um so noch mehr Nachfrage zu generieren. Wie das funktionieren soll ? auch in der Welt der Zukunft, die sich aus unserer jetzt schon recht verrückten Kaufrausch-Teenie-Kultur entwickelt ? bleibt mir ein Rätsel.

any news are good news! :D lg mono
grad am schmöckern:
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#7 Impala

Impala

    Giganaut

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Geschrieben 23 Juli 2004 - 12:05

Hi Henrik,

Davon abgesehen finde ich die Handlung nämlich gut, das Buch liest sich gut, ich erwähnte es bereits, und für die Kühnheit real existierende millionenschwere Brands mit Mord, Korruption und Putschversuchen in Verbindung zu bringen, verdient Max Berry eigentlich die goldene Scifiboard-Ehrenmedaille. Keine Ahnung wie sein Verlag das gegenüber den Anwaltshorden der genannten Firmen durchgeboxt hat.

Sehr kühn! Wurde bloß schon bei Pohl und Kornbluth, EINE HANDVOLL VENUS UND EIN PAAR EHRBARE KAUFLEUTE (THE SPACE MERCHANTS) - meinem Lieblingsbuch - 1952 vorgemacht. 200 Seiten voller Action und bösartigem Spaß. Kann mal jemand, der beide Texte kennt diese gegeneinander halten, bitte? Dann ist natürlich noch interessant der Doku-Bestseller NO LOGO von Naomi Klein, natürlich nicht ganz so lustig..... Impala
Julius Gaius Baltar!

#8 Joe Chip

Joe Chip

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Geschrieben 30 Januar 2005 - 19:10

hi all ^_^
hi impala :cheers:

THE SPACE MERCHANTS) - meinem Lieblingsbuch - 1952 vorgemacht. 200 Seiten voller Action und bösartigem Spaß. Kann mal jemand, der beide Texte kennt diese gegeneinander halten, bitte?

gern - ich hab nun auch die ehrbaren kaufleute gelesen
die geschichte ist in der tat grandios und bis auf die tatsache dass auch kornbluth und pohl auf die allseits beliebten handys vergessen haben - hat sich alles mehr oder weniger bewahrheitet was sie 1952 vorausgesagt haben

und genau da unterscheidet sich space merchants von logoland

die vision ist ernstzunehmender bei kornbluth und pohl - schrecklicher
natürlich überzeichnet an manchen stellen - es soll ja auch eine satire sein - doch ein schönes beispiel dass eine dystopie auch ein spannender thriller sein kann

logoland ist ebenfalls ein actiongeladenes buch - doch zolle ich dem autorenduo der fünfziger jahre mehr respekt für ihre visionen als max barry (der es im dritten jahrtausend aber auch schwerer hatte - es doch sehr vieles schon geschrieben worden)

parallelen:
- die sind natürlich da - die wirtschaft ist skrupellos und der konsument ist der letzte dreck
- beides würde ich als thriller bezeichnene, die in einer (mehr oder weniger) orwellschen welt spielen

unterschied dabei: bei space merchants wirrd alles aus der sichtweise eines der oberen zehntausend erzählt
bei logoland von einem der unteren zehntausend

beide bücher haben mir sehr gut gefallen

lg joe :cheers:
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#9 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 30 Januar 2005 - 19:22

@JoeBesser hätte man meiner Meinung nach das alles nicht zusammenfassen können.Kompliment für deinen BeitragGrussJürgen
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#10 Joe Chip

Joe Chip

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Geschrieben 30 Januar 2005 - 19:28

hi jürgen :cheers: vielen dank! ^_^ ich hab auch eine rezi dazu geschrieben - arbeite noch ein wenig daran rum und werd sie dann einem eigenen thread rein stellen lg joe :cheers: editiert: hier nun auch meine rezi zu the space merchants

Bearbeitet von Joe Chip, 02 Februar 2005 - 22:10.

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#11 c2c4

c2c4

    Hauptsachenaut

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Geschrieben 07 August 2005 - 19:17

Quatsch, ich bin irgendwie im falschen Jahr gelandet!!

#12 rockmysoul67

rockmysoul67

    Temponaut

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Geschrieben 07 August 2005 - 20:21

c2c4, du bist wohl auch im falschen Thread gelandet; du wolltest vermutlich im Lesezirkel-September-2005-Vorschläge-Thread posten. Stelle doch dein Posting nochmals dort ein und "delete" deine Postings hier. Übrigens leidet der Logoland-Thread selbst sehr unter den Wegfall von vielen Meinungen beim damaligen Super-Absturz. Ich fand das Buch damals etwas seicht. Nett um schnell zu lesen, aber kaum wertvoll für eine grosse (Lesezirkel-)Diskussion.

#13 c2c4

c2c4

    Hauptsachenaut

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Geschrieben 08 August 2005 - 19:49

Ja, Danke, so mach ich´s. Ich war völlig verirrt und erkenne außerdem jetzt erst die Delete-Funktion!Viele GrüßeDirk

#14 Anima_Sola

Anima_Sola

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Geschrieben 02 September 2005 - 01:07

wie siehts mit der Verfilmung aus?? Angeblich soll George Clooney irgendwie involviert sein...

#15 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 21 August 2006 - 13:45

Ich hatte eure guten Kritiken zu Logoland im Hinterkopf und habe das Buch jetzt auch gelesen. Fazit: Ein ziemlich wilder Trip mit einer schrillen Zukunftsvision, die überzeugen kann.

Die Idee mit den Namen ist ziemlich gut, wobei ich mich wundere, dass es nicht häufiger zu Namensgleichheiten kommt. Billy tappt ja genau in diese Falle, aber man kommt ihm trotzdem auf die Schliche. Irgendwie müssen sich die Leute doch ausweisen können, oder nimmt man es bei der NRA nicht so genau?

Gegen Mitte des Buches gibt es für mich einen kleinen Durchhänger, weil die Handlung zu sehr ins chaotische abgleitet. Der größte Reiz ist von da an, wie die einzelnen Figuren zusammenspielen. Den Größenwahn von John konnte ich nicht ganz folgen und auch Jennifer Government liegt nicht auf meiner Linie, aber das verzeihe ich gerne für das Feuerwerk, dass hier abgeschossen wird. Übrigens, in der Danksagung dankt Max Barry seiner Frau Jen. :)

Ehrbare Kaufleute... habe ich bereits zweimal gelesen. In beiden Büchern geht es um die Manipulation der Menschen durch Werbung und Marketing, Max Barry geht aber weiter und gibt den Firmen auch sichtbare Macht.

Sullivan

#16 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 19 August 2007 - 12:09

Ich habe das Buch jetzt auch endlich gelesen und schließe mich Henrik & Rocky in ihrer Meinung an - gute Ideen, endlich mal wieder aktuell-politische SF im Buchladen, aber letztendlich zu chaotisch, zu seicht. Die Charaktere definieren sich nur durch ihre Schnellfeuer-Handlungen & -Dialoge, sonst gibt es kaum Ausfleischung, und daher erscheinen mir einige Plotentwicklungen unglaubhaft: Z.B. kenne ich keine alleinstehende Mutter, die ihr Kind einem Typen Tage lang überlässt, den sie erst 2 Mal getroffen hat. Überhaupt fällt mir auf, dass ALLE Protagonisten als übertrieben uninformiert und morallos dargestellt werden - die eigentliche Botschaft des Buchs?

Auch ist völlig unklar wann der Roman spielt: Wäre es in 10-20 Jahren, hätte ich teils andere Technologie erwartet (z.B. RFID-Übertragung der Kreditkartendaten am Handy anstatt die Nummer langwierig vorlesen zu müssen). Wenn es aber "jetzt" spielt, ist es eine Alternativuniversums-Geschichte; dann hätte mich zumindest interessiert wann/wie es den Knacks in den Köpfen der Leute gab, sich so sehr dem Kommerz hin zu geben. Im letzteren Fall hätte ich auch erwartet, dass die Gesellschaft bereits wesentlich chaotischer wurde in den Jahrzehnten davor, in der entfesselten Morallosigkeit des Großkonzernparadies, in dem "hire & fire" so sehr ins Privatleben eingreift.

Es hätte eine gute KG draus werden können, mit ein paar weniger Charakteren. Da ich annehme, dass Barry das dann gar nicht verkauft bekommen hätte, merkt man m.E. der Story die "stretch marks" hin zur Romanlänge deutlich an.

@Henrik: Doch, das mit den erschossenen Teenagern wg. neuen Sportschuhen ist erklärbar - es wird ja im Buch sogar erklärt... Die Begehrtheit neuer Schuhe wird in dieser Welt derart hoch getrieben, dass es schon in der Vergangenheit zu tödlichen Überfällen kurz nach Freigabe eines neuen Schuhtyps gab, meinte einer der Johns. Diese Art Überfall haben die beiden Johns eben mehrfach inszeniert, damit das in die Nachrichten kommt, und das "Habenwollen" von potenziellen KäuferInnen noch mehr gesteigert wird. Am Anfang kosten die Schuhe mehrere Tausend Dollar das Paar - im Laufe des Romans (also wenige Tage später) nur noch 100 $.

P.S.: Wie wurde eigentlich der männliche "love interest" im Dt. benannt? Im Engl. heißt er Buy. :o (Den engl. Buchtitel fand ich viel sprechender bzw. Lust-auf-Lesen-machender als den dt., übrigens. @Holger: Der hat aber nur ein "f", aber dafür insgesamt VIER "n"... :P)

P.P.S.: Der Titel fehlt noch in der SFN-Buch-DB.

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 19 August 2007 - 12:55.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#17 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 19 August 2007 - 12:50

Wo hier schon das "Vorgängerbuch" von Pohl und Kornbluth erwähnt wurde, sollte man noch anmerken, dass Max Barry diese Verwandtschaft bewusst war: John Nike liest den Pohl-Kornbluth-Roman im Flugzeug und mokiert sich über die aus seiner Sicht schwachen Konzerne im Buch.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#18 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 19 August 2007 - 12:54

Genau! Mr. Nike lässt sich sogar über SF im Allgemeinen aus, wie selten sie zuträfe. Ich nehme an, dass der Autor sich damit einen Platz möglichst weit weg vom SF-Regal im Buchhandel sichern wollte... :P

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 19 August 2007 - 12:56.

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#19 Naut

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Geschrieben 20 August 2007 - 21:47

Genau! Mr. Nike lässt sich sogar über SF im Allgemeinen aus, wie selten sie zuträfe. Ich nehme an, dass der Autor sich damit einen Platz möglichst weit weg vom SF-Regal im Buchhandel sichern wollte... :huh:

Ich glaube eher, er fand das witzig, in einem offensichtlichen SF-Buch über SF zu lästern. Aber falls er wirklich aus dem SF-Regal rauswollte, dann ist ihm das zumindest in D gelungen. :D
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen


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