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Adam Roberts - Sternenstaub


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39 Antworten in diesem Thema

#1 Holger

Holger

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Geschrieben 31 Dezember 2005 - 13:38

Hier könnt ihr eure Eindrücke zu Adam Robert Sternenstaub ab Seite 241 (Kapitel "Nu Hirsch") posten.

Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren

Holger
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#2 Gast_Jorge_*

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Geschrieben 07 Januar 2006 - 18:55

Und fertig(habe im Moment Urlaub :) ). Der Roman hält einen bis zum Schluß bei der Stange(obwohl spätestens mit dem Auffinden des Informationschip auf Narcissus klar ist, WER hinter dem Auftrag steckt). Die Frage nach dem WARUM und dem "Wie ist das überhaupt möglich, weil doch eigentlich..." machen es trotzdem spannend. Fazit: Eine Space Opera mit den üblichen Übertreibungen dieses Genres(wie die ultimative Mordwaffe, die schon früher in der SF Verwendung fand), immer wieder ironisch gebrochen durch skurrilen Humor, der seinerseits durch Einstreuen von Gewalteinlagen wieder gebrochen wird. Kein Meilenstein der SF, aber gute Unterhaltung, wenngleich das Buch nichts wirklich neues bietet: Die Zukunft der Menschheit als hedonistische Spaßkultur, Gigantotechno-McGuffins(hier der "Graben"), Technik, die ihre eigenen Wege geht etc. - alles schon mal dagewesen.

#3 Skydiver

Skydiver

    Schwebonaut

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Geschrieben 08 Januar 2006 - 14:08

Auch ich habe fertig†¦Liegt allerdings nicht am Urlaub. Ich werde beim Lesen immer schneller wenn mir das Buch nicht gefällt. :ufo: Die Flucht im Schaumballon war höchst unglaubwürdig. Zumal die hohe Beschleunigung beim Verlassen der Sonnenatmosphäre nur Brei hätten übrig lassen dürfen. Seit Mitte des Buches waren auch die Auftraggeber klar. Seitenweise nur technogebabbel und Rätselraten. Dazu so ein Schwachsinn wie: „Wir waren es ja nicht - Du hast ja die Morde begangen“. Nach dem langen Vorspiel hätte ich eine wesentlich längere und inhaltsreichere Schilderung der „Säuberung“ erwartet. Aber nein, gerade diese Passage wird kurz abgehandelt. Zurück bleibt nur das Gefasel über Statistiken und wer denn der eigentliche Mörder ist. :) Die eigentliche Begründung für diesen Auftragsmord stelle ich auch in Frage. Wie können sich die Auftraggeber selbst im Unklaren über diese Aktion lassen können. Steht dahinter ein Zeitparadox?Positiv bleiben die Passagen über die verschiedenen Planeten und Ihrer Bevölkerung zurück. Auch kann der Autor eine Geschichte gut erzählen und formulieren. Nur bei dem Versuch alle scheinbar unlogischen oder rätselhaften Vorgänge mit den Möglichkeiten der Quantenphysik abzuhandeln hat er sich eindeutig verhoben.

--------------------------------------------------------
It's all fun and game until someone loses an eye

  • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker

#4 Dave

Dave

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Geschrieben 09 Januar 2006 - 17:08

Positiv bleiben die Passagen über die verschiedenen Planeten und Ihrer Bevölkerung zurück.

Ich bin jetzt zwar erst in der zweite Hälfte, ab das würde ich auch so als das bislang positivste an dem Roman sehen.
Abgesehen von den körperlichen Sex-Modifikationen, nein, sind die peinlich...


Was mir jetzt unangenehm auffällt, es geht einfach nicht voran mit der Geschichte. Seit 250 Seiten triezt Ae die K.I. damit ihm zu sagen, was es mit den Auftraggebern auf sich hat, und genau so lange druckst diese nervend vor sich hin.

Als jetzt diese Liebesgeschichte dazu kam mit dem auffallend platten Gesäusel, frage ich mich, ob die Dialog bzw. Zwiegespräche schon immer so trivial waren.
Soll das so eine Art psychologische Studie sein, dass nämlich hinter so manchem Liebesgeflüster nur Berechnung oder gar eine mörderische Bestie stecken könnte?
Finde ich schon ganz interessant.

Na ja, jedenfalls kann der Autor endlich mal zu Potte kommen mit der eigentlichen Geschichte, ich werde langsam ungeduldig.
(Jetzt muss ich auch noch entdecken, dass der nächste Abschnitt 'Zwischenspiel' heißt, na toll...)

#5 Rusch

Rusch

    Phantastonaut

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Geschrieben 11 Januar 2006 - 16:48

So, ich bin jetzt fast bei Seite 300. Es plätschert alles so vor sich hin. Richtig glücklich bin ich nicht. Auch finde ich die Figur des Ae nicht konsistent. Der Charakter ist irgendwie nicht greifbar. Aber da kann natürlich auch gewollt sein, da er ja die Berichte schreibt. Was diese anbelangt ist mir jetzt erst bewusst geworden, dass Ae in der Zukunft die Vergangenheit aufarbeitet, in dem er alles niederschreibt. Ich dachte zuvor immer, er schriebe die Briefe während er alles erlebt. Aber eine große Rolle spielt dies ja nicht.Die Sache mit der KI nervt in der Tat, vor allem, weil diese Passagen ein wenig plump geschrieben sind. Da hätte man mehr draus machen können. Die Sache mit der Freundin, die sich als Polizistin entpuppt wirkte auch ein wenig aufgesetzt. Naja, ich weiss nicht so recht. Es gibt gute Ansätze in dem Werk aber auch viele vertane Chancen.

#6 Dave

Dave

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Geschrieben 11 Januar 2006 - 17:58

Kindheit

Leicht genervt war ich schon, als jetzt diese Rückblende kam. Geht es denn überhaupt noch voran?

Dieses Kapitel ist allerdings ausgezeichnet, das muss ich dann doch anerkennen. Da werden die anfänglichen Fragen bezüglich des Geschlechts bzw. den Geschlechtern von Ae beantwortet. Das ist ganz interessant und gut geschrieben, finde ich, auch die ausführlichere Beschreibung seines Heimatplaneten.
Ob jetzt die Tatsache, dass er als Kind einmal fast ertrunken wäre, oder spätere Impulse an seiner geistigen Entwicklung schuld sind, wird noch nicht richtig deutlich (aber doch zumindest, wie es zu seiner ersten Inhaftierung kam). Vielleicht ist die ganze Geschlechtswandelgeschichte auch nicht so das Wahre für eine Entwicklung.

Irgendwie hatte ich bei Terne das Gefühl, dass dieser Planet eine Metapher für die vorgeburtliche Zeit im Mutterleib sein könnte.
Der Beginn des Lebens ist immer weiblich, und entweder bleibt dies so, oder es wird durch hormonelle Einflüsse ein Wandel zum Männlichen eingeleitet (ich vermute, wenn der Ursprung männlich wäre, würde dieses Phänomen nicht so unter den Tisch fallen...).
Und da der Mensch mit einem voll ausgeprägtem Gehirn geboren wird, nimmt man, dass es auch Eindrücke und Empfindungen aus dieser Zeit gibt.
Es kann geschehen, dass solche ins Bewusstsein gelangen, in Form von Träumen oder Psychosen. Neben der positiven intrauterinen Geborgenheit kann es auch zu unbewussten Erinnerungen an den perinatalen Vorgang der Geburt kommen, und das ist dann heftig und mit Assoziationen belegt, die man als 'Horror' (Höllenszenarien z.B.) bezeichnen könnte.
Das Meer in dem Roman ist das Fruchtwasser, die Schlingpflanzen die Nabelschnur und der Kampf gegen den 'Meeresdrachen' der für einen Säugling bedrohlich empfundene Geburtsvorgang.
Das ist zumindest eine Assoziation von mir, zumal der Roman wie eine psychologische Aufarbeitung anmutet.

Ein wichtiges Element ist ja auch das 'Stimmenhören', etwas, das ja gar nicht so selten vorkommt. Ich meine, ca. jeder Zehnte ist davon betroffen.
Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Adam Roberts hier eine ganze Reihe von persönlichen Erfahrung hat einfließen lassen, oder er hat die Idee von Jeffrey A. Carver geklaut, der in den Chaos-Chroniken etwas verdächtig Ähnliches beschreibt.

Bearbeitet von Dave, 11 Januar 2006 - 18:00.


#7 Rusch

Rusch

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Geschrieben 12 Januar 2006 - 10:17

Ich stimme Dir zu, Dave. Die Passage um seine Kindheit ist der Höhepunkt des Romans, auch wenn das Kapitel danach auch recht gelungen war. Insgesamt wäre es wohl geschickt gewesen, das Kindheits Kapitel an den Anfang zu stellen. Dies weniger wegen des chronologischen Aspekts sondern vielmehr wegen der Charakterisierung von Ae. Das wird der Protagonist doch gleich viel greifbarer.

#8 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 12 Januar 2006 - 10:23

Und durch!

Zum Schluss gab es ja einen richtigen Bruch. Nach seitenlangem Dahintreiben gibt es auf einmal die geballte Keule:

- Aes Kindheit offenbart, wieso sie ist wie sie ist
- die unterschiedlichen Entwicklungen vom Kind zum Erwachsenen um den Charakter zu prägen
- ein wenig Quantenphysik mit einer Erklärung, wieso es keine Aliens gibt

Ich habe nicht erraten, wer hinter dem Auftrag gesteckt hat, deswegen war es eine kleine Überraschung. Insgesamt hat mich das Buch nicht überzeugt und ich gebe ihm 5/10 Punkten (bzw. 3/7 auf meiner eigenen Skala). Jorge fasst es schön zusammen, die Themen sind schon mal dagewesen (in der Regel viel durchdachter).

=====

* Ich habe nichts gegen die hedonistische Spaßkultur, aber man spürt nicht, dass die Menschen wirklich Spaß haben und mit ihrem Leben zufrieden sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass kaum weitere Charaktere eingeführt werden als Gegenpol zu Ae. Wieso nicht eine Party genauer beschreiben, mit den Gästen, Aktivitäten etc. so wie Ian Banks es gemacht hat?

* Die Planeten waren für sich zwar interessant, aber leblos, ohne Bezug zum gesamten t'T Universum. Was macht sie so besonders, wieso leben die Menschen dort? Wo bleibt der Sinn???

* Ich "liebe" es, wenn ein Autor anfängt irgendeine Theorie beschreiben, ohne sie vernünftig in die Handlung einzubetten. Die Quantenphysik ist zwar interessant, aber der Roman hätte komplett ohne sie auskommen können. Irgendwie habe ich den Eindruck, Adam Roberts wollte Seiten und Eindruck schinden.

* Wieso hat Ae Gewissensbisse beim Mord an den 60 Mio. Menschen? Es ist doch eher so, dass der Mord an Menschen, die man kennengelernt hat, emotional viel aufwühlender ist als der Mord an einer abstrakten Zahl (wie hoch auch immer) von Unbekannten. Es ist doch überhaupt nicht greifbar, dass die Menschen auf einmal weg sind. Spätestens da ging der Daumen für mich nach unten...

======

Den Abschnitt über die Kindheit hätte man sich meiner Meinung nach sparen können bzw. Stück für Stück erzählen können. Dass Ae ein Problem hat, hat man auch vorher gewusst, und dass jeder nur Sex im Sinn hat halte ich für eine sehr zweifelhafte Theorie. Die Nanotechnologie kann doch die Triebe im Zaum halten, oder?

Nein, das Buch hat mich inhaltlich nur wenig überzeugt. Der Schreibstil ist okay, die "Briefe" an den Stein originell, ein paar nette Ideen gibt es ebenfalls (z.B. wie durch das Weltall gereist wird, oder auch die Quantenphysik).

@Dave
Du kannst natürlich Recht haben, dass das ganze eine Metapher ist, aber so viel würde ich nicht hineininterpretieren wollen.

Sullivan

#9 Rusch

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Geschrieben 13 Januar 2006 - 20:53

Ich bin jetzt auch durch - fast möchte ich sagen: endlich.Auf die Lösung bin ich auch nicht gekommen - sie war ja auch an den Haaren herbei gezogen. Auch war für mich nicht verständlich, warum die Bevölkerung der Welt ausgelöscht werden musste. Man hätte wohl auch auf eine andere Lösung kommen können. Aber die sind halt ein bißchen doof die ... ;)Insgesamt gibt es von mir 6 von 10 Punkten. Das Buch ist werder herausragend noch ein Meilenstein noch ist Roberts die Hoffnung der SF.

#10 Kopernikus

Kopernikus

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Geschrieben 13 Januar 2006 - 21:36

Insgesamt gibt es von mir 6 von 10 Punkten. Das Buch ist werder herausragend noch ein Meilenstein noch ist Roberts die Hoffnung der SF.

Dem stimme ich hundertprozentig zu. Ein nettes Buch mit ein paar recht ungewöhnlichen Ideen, ein paar Stellen, bei denen man sich fragt, ob der Autor noch alle Tassen im Schrank hat (Fußball...) und einem recht (zumindest für mich) überraschenden Ende, auf die dot'Tech wäre ich nun wirklich nicht gekommen. Theoretisch eigentlich alles was ein Knüller braucht, aber leider alles viel zu unausgegoren und nicht zu Ende gedacht - Schade. Fazit: Nur bedingt empfehlenswert, 6/10

#11 Axel

Axel

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Geschrieben 13 Januar 2006 - 22:57

So, bin jetzt auch durch und unterschreibe die 6 von 10 Punkte und alles vorher gesagte.Nur die ungewöhnliche Form hebt das Buch vom Rest der SF ab.
Die Zukunft hat begonnen, wenn Geräte intelligent genug sind, um die Dummheit ihrer Nutzer auszugleichen.
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#12 Sullivan

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Geschrieben 14 Januar 2006 - 18:53

Auf seiner Webseite schreibt Adam Roberts, dass es in dem Buch nicht nur um den Kriminalfall geht, sondern auch um Entscheidungsfreiheit, um eingeschränkte oder erweiterte Möglichkeiten (durch die Nanotechnologie). Wie sehr ihr das?Sullivan

#13 Axel

Axel

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Geschrieben 14 Januar 2006 - 19:02

Von einer Auseinadersetzung mit dem Thema Entscheidungsfreiheit hab ich nichts mitbekommen. Wenn da etwas war, dann wohl, weil es nur eine winzige Rolle gespielt hat. Ae hat schließlich niemans wirklich versucht seinem "Schicksal" zu entkommen.Die Nanotechnologie wurde nicht komplett zuende gedacht und neue Aspekte wurden dem Thema auch nicht abgerungen.
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#14 Rusch

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Geschrieben 14 Januar 2006 - 19:19

Ja gut, die Sache mit der Entscheidungsfreiheit und der unbeschränkten Selbstverwirklichung durch die dotTechs ist schon da, aber ich stimme Axel zu: Roberts hat das nicht zum zentralen Thema gemacht, noch erschöpfend behandelt, noch war er wirklich innovativ, denn andere Autoren hatte diese Idee ja auch schon aufgegriffen. Hey, das wäre ein echt geiler Roman geworden, denn der Konflikt zwischen den dotTechs und den Menschen im Mittelpunkt gestanden hätte. Aber statt dessen lieferte Roberts altbackene Ideen.

#15 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 15 Januar 2006 - 14:52

So, ich bin jetzt mehr oder minder glücklich ebenfalls im zweiten Teil des Buches angelangt. Genauer gesagt habe ich gestern Abend gerade den ersten Brief des Kapitels „Kindheit“ gelesen. Und genau dieser Brief sowie eine Bemerkung von Sullivan im ersten Thread dieser Leserunde hat in mir so eine Art Schalter umgelegt:Ja, es stimmt, dass der Autor irgendwie um den heißen Brei herum schreibt und nicht so richtig zur Sache kommt. Ja, es stimmt, dass er viele Theorien aufstellt und diese wenn überhaupt nur unbefriedigend begründet und ausführt. Ja, es stimmt, dass man die Beweggründe des Hauptdarstellers Ae nicht so richtig nachvollziehen kann. Aber, kann es nicht sein, dass wir das Buch aus der falschen Richtung betrachten?Blicken wir doch mal für einen Moment zurück auf vergangene Lesezirkel: Wie war denn das bei „Menschen, Göttern gleich“ von H. G. Wells? Haben wir uns da nicht auch an der naiven Schreibe und dem puren Spaß am Erzählen erfreut? Haben wir da nicht auch die Ideen erst einmal auf uns wirken lassen? Vielleicht ist es hier genau so und wir sind nur zu kritisch, weil wie die kindliche Freude am Bestaunen nicht mehr empfinden. Oder wie ist es im Großteil der Romane von P. K. Dick? Ist da nicht auch ein Protagonist, dessen Welt meistens aus der Verankerung gerissen wird und der sich dann darauf einstellen muss? Ähnlich wie hier? Wobei Dick ja nun auch nicht unbedingt ein Freund von ausgeklügelten technischen Erklärungen ist.Ich möchte hier wahrlich keine Lanze für Herrn Roberts brechen. Aber ich möchte doch zumindest versuchen, dem Ganzen nicht nur schlechtes abzuringen. Denn eines ist mir beim Lesen aufgefallen: Ich will das Buch trotzdem beenden und sei es nur um heraus zu bekommen, welche Auftraggeber denn nun wirklich hinter Ae stehen. Das ist auf nach wie vor ein Qualitätsmerkmal, denn schluss endlich soll das Buch auch unterhalten und das tut es bis zu einem gewissen Grad. Sonst hätte ich es schon beiseite gelegt, und meine Toleranz-Grenze ist in den Monaten erheblich gesunken.Bis dennen,Henrik
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#16 Rusch

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Geschrieben 15 Januar 2006 - 16:49

Naja, Henrik, 6 von 10 Punkten ist nicht unbedingt eine schlechte Wertung. Es ist halt so eine "Ist Durchschnitt Wertung". Aber mehr hat das Buch leider nicht verdient. Ich habe es heute bei EBay eingestellt, denn ich hebe mir nur Bücher auf, die sehr gut waren und/oder die ich vielleicht nochmals lesen werde. Dieses Buch gehört nicht dazu.

#17 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 16 Januar 2006 - 09:00

Ich bin jetzt auch durch ...

... und ich kann Dave verstehen. Das Buch ist eine Lachnummer. Unabhängig der Tatsache meines voraus gegangenen Postings war ich ob der letzten erklärenden ca. 40 Seiten doch ziemlich enttäuscht. Nicht wegen der Erklärung - ganz im Gegenteil, ich war da doch ein wenig überrascht - sondern eher wegen der voraus gegangenen 400 Seiten, die den Leser auf Punkt vorbereitet haben. Denn die Lösung befasst sich mit der - im Buch angenommenen - Natur der Quantenphänomene. Um das zu schlucken und den Roman Schluss endlich für gut zu befinden, hätte es einer ausgiebigen Vorbereitung in Sachen Quantenmechanik bedurft. Seiten waren genug da gewesen und das Thema wäre auch einer Hard-SF-Betrachtung würdig gewesen. Leider haben wir statt dessen erlebt, wie eine Person kreuz und quer durch das Universum fliegt und alle möglichen mehr oder minder unsinnigen Taten vollbringt.

Potential für einen richtigen SF-Reisser war allemal vorhanden: die „dotTech“, der „Graben“, die Kultur des „t†™T“, Quantentheorie. Alles ungenutzt. Schade, wieder einmal.

Ich gehe jetzt auch mal bewusst nicht ausführlich auf die Ungereimtheiten des Romans ein. Wie die Masse eines Faust großen Steines so implodieren soll, dass sie in Minutenschnelle die Athmosphäre eines ganzen Planeten aufsaugt, dass soll mir jemand erst einmal vorrechnen. Oder meine im anderen Thread zu diesem Lesezirkel geäußerte Skepsis bezüglich des Reisens mit Hilfe von Quantensprüngen. Um diese offensichtlichen Probleme hat sich der Autor herum gedrückt. Da hinterlässt ein Roman, dessen Kernidee auf harter Physik basiert, einen fahlen Nachgeschmack.

Ich schließe mich der allgemeinen Wertungsmeinung an. Die sechs Punkte sind nur durch den recht flotten Schreibstil gerechtfertigt. Alles andere ist sehr durchschnittlich.

Wertung: 6 von 10 Punkten

Bis dennen,
Henrik
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#18 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 16 Januar 2006 - 10:17

Was für ein seltenes Bild, wir sind uns alle einig. :smokin:

Seiten waren genug da gewesen und das Thema wäre auch einer Hard-SF-Betrachtung würdig gewesen. Leider haben wir statt dessen erlebt, wie eine Person kreuz und quer durch das Universum fliegt...

Genau, Henrik, das gleiche meinte ich mit dem "Bruch" im Roman. Nachdem das Buch bis kurz vor Schluss hauptsächlich vom bevorstehenden Mord getrieben wird, gibt es "plötzlich" den Ausflug in die Quantenphysik UND die geballten Kindheitserlebnisse. Das hätte man bestimmt besser verbinden können. In den englisch-sprachigen Reviews findet man Sachen wie "selbst die Hard SF Fans kommen am Ende auf ihre Kosten" und damit liegen sie komplett falsch. Wieso der Hard SF nicht mehr Raum eingeräumt wird, ist mir ein Rätsel. Der einführende Abschnitt ist ein richtiger Blender und weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass in Iain Banks "Kultur" Universum das normale Leben viel besser durchdacht ist, bleibt ein Gefühl der Enttäuschung zurück. Sullivan

#19 Rusch

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Geschrieben 16 Januar 2006 - 10:32

Ich stimmt Henrik und Sully zu. Seiten waren genug da. Ach herrje, was für ein eintöniger Lesezirkel. Wir waren uns noch nie so einig.

#20 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 16 Januar 2006 - 10:58

Trägt das bitte noch jemand in die Buchdatenbank ein, damit wir dort unsere Meinung kundtun können?Bis dennen,Henrik

Bearbeitet von Henrik Fisch, 16 Januar 2006 - 10:58.

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#21 Sullivan

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Geschrieben 16 Januar 2006 - 11:25

Ich habe das Buch in der BuchDB eingestellt. Bitte gebt eure Meinung ab! Wieviele Seiten hat die deutsche Ausgabe? Bei Amazon stand 173 aber das ist bestimmt nicht richtig (da hat ja meine engl. Ausgabe mehr). Sullivan

#22 Rusch

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Geschrieben 16 Januar 2006 - 12:21

Ich habe das Buch in der BuchDB eingestellt. Bitte gebt eure Meinung ab!

Wieviele Seiten hat die deutsche Ausgabe? Bei Amazon stand 173 aber das ist bestimmt nicht richtig (da hat ja meine engl. Ausgabe mehr).

Sullivan

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Wenn es nur 173 Seiten gewesen wären. :smokin: :D :D

Nein, es waren über 400

#23 Henrik Fisch

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Geschrieben 17 Januar 2006 - 09:14

Wenn es 173 Seiten gewesen wären - gerne auch ohne den Anhang - hätte ich mich zu einem Pünktchen mehr hinreissen lassen.Bis dennen,Henrik
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#24 Sullivan

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Geschrieben 17 Januar 2006 - 09:15

Habt ihr das Buch vor euch? Wieviele Seiten sind es? Die engl. HC Ausgabe hat ~260 Seiten inklusive Anhang.Sullivan

#25 Rusch

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Geschrieben 17 Januar 2006 - 11:06

Auf der Heyne Seite steht 464 Seiten. Ich glaube das kommt auch hin mit Anhang.Ach übrigens: Wie fandet ihr die Fußnoten der Fiktiven Übersetzung in eine andere Sprache. Ich fand, der Gag war nach der dritten Wiederholung ausgelutscht.

Bearbeitet von Rusch, 17 Januar 2006 - 11:07.


#26 Sullivan

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Geschrieben 17 Januar 2006 - 11:24

Hallo Rusch,ich fand die Fußnoten auch ziemlich blöd. Adam Roberts hätte schon mehr Begriffe benutzen müssen und bitte nicht einfach so dahinwerfen und vergessen, damit erzielt er nicht die gewünschte Wirkung (außer dass der Leser an den Meta-Erzähler erinnert wird). Bei Jack Vance z.B. funktioniert es wirklich gut, um eine fremde, exotische Welt zum Leben zu erwecken. Er führt die Begriffe einmal ein und benutzt sie dann auch.Sullivan

#27 Rusch

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Geschrieben 17 Januar 2006 - 11:28

Ich bin übrigens ein Feind von Anhängen mit Begriffen. Meist werden dort Begriffe Erklärt, die sich aus dem Zusammenhang erschließen oder aber wenn, dann gleich im Roman erklärt werden sollten, wenn sie nur einmal vorkommen. Bei dem zitierten Vance habe ich das schon erlebt. Das war ziemlich doof, eine Begriff, der genau einmal vorkommt, hinten nachschlagen zu müssen. Das ist nicht der Sinn eines Registers.

#28 Sullivan

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Geschrieben 17 Januar 2006 - 11:31

Hallo Rusch,

ich lese den Anhang nur sehr selten, von daher ist es mir bei Vance nicht negativ aufgefallen. In Sternenstaub fand ich es dagegen sehr ärgerlich, dass z.B. die Polizei nur im Anhang erklärt wird. Wie soll ich denn wissen, dass der Begriff anders gebraucht wird, wenn mir der Autor keinen Hinweis gibt?

Sullivan

#29 Dave

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Geschrieben 17 Januar 2006 - 21:11

Wenn man ins Glossar schaut, bevor man den Roman zu Ende gelesen hat, könnte man vielleicht früher auf des Rätsels Lösung kommen.
Ich hatte das vermieden und etwas in die falsche Richtung gedacht.

Noch ein paar Worte zu dem Schluss.
Konsequenterweise hat der Autor den Briefroman bis zuletzt durchgezogen, aber ich hatte schon auf eine Auflockerung zum Ende hin gehofft. Zum Beispiel hätte ich gerne etwas über die Kontrollinstanz erfahren, die sich mit den Briefen befasst oder einfach noch einmal einen Blick aus einer anderen Perspektive.

Ich hatte mich gewundert, dass Adam Roberts sich die Mühe macht, ein wirklich ausführliches und klärendes Ende zu beschreiben. Bei Romanen dieses Schlages hält man ja oft nach der letzten Seite einen Haufen Mosaiksteinchen in den Händen und bastelt sich seinen Schluss selber zusammen.
Die Quantenphysik überzeugt nicht so richtig, und vielleicht erklärt sich so der seltsame Stil, der ja ein wenig kaschierend wirkt.
Das menschliche Bewusstsein löst einen quantenmechanischen Effekt aus, und dieser hat eine negative Auswirkungen auf eine KI/Lebensform/Bewusstsein, diese Idee finde ich sehr reizvoll und originell. Ich wünschte nur, A. Roberts hätte ein Buch geschrieben, das man wirklich ernst nehmen könnte.

Ich sollte speziell bei Heyne in Zukunft genauer darauf achten, was ich lese. Hoffentlich gelingt es mir in Zukunft, solche satirischen Lachnummern zu umschiffen und Bücher von Autoren zu lesen, bei denen noch eine wirkliche Wertschätzung für die Science Fiction zu spüren ist. Es ist ein Jammer.

#30 Sullivan

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Geschrieben 17 Januar 2006 - 21:32

Hallo Dave,

Das menschliche Bewusstsein löst einen quantenmechanischen Effekt aus, und dieser hat eine negative Auswirkungen auf eine KI/Lebensform/Bewusstsein, diese Idee finde ich sehr reizvoll und originell.

Diese Idee, die bereits in der Einleitung angerissen wird, ist wirklich faszinierend. Das Thema "Quantenphysik" wird sonst eher aus der Richtung "unendlich viele mögliche Zustände" und deren bewussten Auswahl bzw. Manipulation betrachtet ("Quarantäne" und "Qual" von Greg Egan fallen mir da ein, oder die Kurzgeschichte "Schrodinger's Kitten" von George Alec Effinger). Die These, dass wir durch Beobachtung unsere Welt praktisch erschaffen und ihren Zustand bestimmen, hat mir sehr gut gefallen. Wobei, wenn ich jetzt darüber nachdenke ist genau das das Thema in "Qual" (plus viiiiiel Hard SF).

Wirklich schade, dass dieses Thema so kurz kommt. :D

Sullivan


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