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Philip K. Dick: Zeit aus den Fugen


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14 Antworten in diesem Thema

#1 Morn

Morn

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Geschrieben 14 April 2006 - 09:31

Wir lesen:Philip K. DickZeit aus den Fugen(Time out of Joint)Kapitel 8-14Viel Spass!Sullivan und Morn

#2 Rusch

Rusch

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Geschrieben 24 April 2006 - 07:40

Ich bin jetzt durch und bevor wir (hoffentlich) intensiver in die Besprechung des Buches einsteigen, will ich einen Punkt ansprechen, der meines Achtens sehr interessant ist.Gumm wird mehrfach im Buch eine intuitive Fähigkeit zugeschrieben, die Dinge so zu erkennen, wie sie sind. Letztendlich war also der Versuch, ihn in dieser Scheinwelt zu halten von vorne herein zum scheitern verurteilt.

#3 Sullivan

Sullivan

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Geschrieben 04 Mai 2006 - 07:36

Danke, dass ihr alle auf mich gewartet habt. Ich denke wir können mit der Diskussion jetzt starten. :P Im Vergleich mit anderen Büchern von PKD ist dieses relativ bodenständig. Wir haben zwar wieder das Thema "zerbröckelnde Wirklichkeit", aber es ist hier deutlich logischer und nachvollziehbarer umgesetzt als in "LSD Astronauten" oder "UBIK" etc. Mehr "mainstream" bedeutet dann leider auch, dass etwas von dem typischen Flair verloren geht, dieses "ich weiß nicht was vor sich geht, aber es ist saugeil" Gefühl. Wie ordnet ihr das Buch für euch ein?

Gumm wird mehrfach im Buch eine intuitive Fähigkeit zugeschrieben, die Dinge so zu erkennen, wie sie sind.

Ja, er durchschaut "Muster" und erkennt das System dahinter. Meinst du wirklich, dass er dadurch die Scheinwelt erkennt? Sullivan

#4 Rusch

Rusch

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Geschrieben 04 Mai 2006 - 14:32

Gumm wird mehrfach im Buch eine intuitive Fähigkeit zugeschrieben, die Dinge so zu erkennen, wie sie sind.

Ja, er durchschaut "Muster" und erkennt das System dahinter. Meinst du wirklich, dass er dadurch die Scheinwelt erkennt?

Sullivan

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Ja, ganz sicher, denn nur deswegen wollten sie ja Gumm habhaft werden: Er konnte wie ein Seher Vorhersagen machen oder zumindest auf vielen Fakten die richitgen Schlüsse ziehen. Eigentlich war es nur eine Frage, bis er hinter die Scheinwelt blickt.

#5 DonPippo

DonPippo

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Geschrieben 04 Mai 2006 - 20:12

Gumm wird mehrfach im Buch eine intuitive Fähigkeit zugeschrieben, die Dinge so zu erkennen, wie sie sind.

Ja, er durchschaut "Muster" und erkennt das System dahinter. Meinst du wirklich, dass er dadurch die Scheinwelt erkennt?

Sullivan

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Ja, ganz sicher, denn nur deswegen wollten sie ja Gumm habhaft werden: Er konnte wie ein Seher Vorhersagen machen oder zumindest auf vielen Fakten die richitgen Schlüsse ziehen. Eigentlich war es nur eine Frage, bis er hinter die Scheinwelt blickt.

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So ganz sicher bin ich mir da auch nicht, auch wenn es naheliegt. Schließlich war überhaupt seine Psychose dafür ausschlaggebend, dass das ganze funktioniert hat. Als einziger wurde er nicht manipuliert, sondern eine Psychose hat in ihm das Verlangen in so einer Stadt zu so einer Zeit zu leben ausgelöst. Und irgendwie ist da vllt. auch ein kleiner Widerspruch zu erkennen. Auf der einen Seite sein unbewußtes Verlangen in dieser Welt zu leben und zum anderen der Drang unbedingt dort rauszukommen.

Irgendwann mal sagt allerdings Black:"Es war nur eine Frage der Zeit bis er gesundet". Also ist vllt. ein leichtes Schwinden der Psychose ausschlaggebend dafür gewesen und nicht sein "Talent".

Wenn man allerdings ein bißchen mehr über Dick weiß, und weiß dass er Sympathien für Leute mit außergewöhnlichen, auf den ersten Blick allerdings gewöhnlich wirkenden, Talenten hegt, dann spricht das eher für deine Theorie :coool:

Bearbeitet von DonPippo, 04 Mai 2006 - 20:17.


#6 Rusch

Rusch

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Geschrieben 05 Mai 2006 - 06:38

Hm, ich finde nicht, dass Gumm eine Psychose hatte. Ich gehe davon aus, dass er wie all die anderen (mit ausnahme von Black) eine Gehirnwäsche verpasst bekommen hat. Oder gibt es hinweise, dass es sich um eine Psychose handelt (ich will nicht ausschließen, dass mir dieses Detail entgangen ist).Übrigens fand ich, dass Black eine sehr tragische Figur war. Er lebte lange Zeit Tür an Tür mit seiner Frau, die sich an ihn nicht mehr erinnern konnte.

#7 DonPippo

DonPippo

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Geschrieben 05 Mai 2006 - 09:59

Hm, ich finde nicht, dass Gumm eine Psychose hatte. Ich gehe davon aus, dass er wie all die anderen (mit ausnahme von Black) eine Gehirnwäsche verpasst bekommen hat. Oder gibt es hinweise, dass es sich um eine Psychose handelt (ich will nicht ausschließen, dass mir dieses Detail entgangen ist).

Jepp, da is dir dann eine Kleinigkeit entgangen. Es wird gegen Ende darauf hingedeutet, dass er schon psychisch labil war und in dem Kapitel, wo Black seiner Frau/Nachbarin alles erklärt, wird das auch erklärt. Auf Seite 272 der Heyne Ausgabe steht das alles zum nachlesen :coool:

#8 Rusch

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Geschrieben 05 Mai 2006 - 10:31

Hmm, das ist aber alles aus der Sicht von Black geschrieben. Aber ich werde heute Abend die Stelle nachlesen.

#9 DonPippo

DonPippo

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Geschrieben 05 Mai 2006 - 10:43

Hmm, das ist aber alles aus der Sicht von Black geschrieben. Aber ich werde heute Abend die Stelle nachlesen.

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Stimmt, aber er erklärt ihr wie es gewesen ist. :coool:

#10 Rusch

Rusch

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Geschrieben 05 Mai 2006 - 17:49

OK, Du hast recht. Es war eine Psychose. Das ist mir tatsächlich entgangen. Wahrscheinlich deswegen, weil ich noch zu sehr das Hörspiel im Kopf hatte, dass vom Ausgang her eine andere Prägung hatte. Nun, das läßt den ganzen Verein nicht ganz so verwerflich erscheinen.

#11 Sullivan

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Geschrieben 09 Mai 2006 - 11:25

Die Sache mit der Psychose wird tatsächlich erklärt, so habe ich es auch gelesen. Deswegen auch meine Frage (ganz weit oben), ob die Fähigkeit als "Seher" dabei hilft, die Scheinwelt zu durchschauen. (Hier stimme ich DonPippo zu, es liegt an der Psychose.)

Da tut sich gleich die nächste Frage auf: werden die Mitbewohner durch die Gehirnwäsche entsprechend "instruiert" (im Sinne von "Einimpfen von Handlungsmustern) oder wird bei ihnen eine ähnliche Psychose hervorgerufen? Drogen scheinen diesmal nicht im Spiel zu sein. ;)

Interessant fand ich wie z.B. der Truckfahrer reagiert hat bei seiner Entführung. Kein Anbiedern, kaum Erklärungen, statt dessen resigniert er, es ist ihm egal. Das verstärkt den düsteren Aspekt der Geschichte.

Sullivan

#12 DonPippo

DonPippo

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Geschrieben 09 Mai 2006 - 12:36

Da tut sich gleich die nächste Frage auf: werden die Mitbewohner durch die Gehirnwäsche entsprechend "instruiert" (im Sinne von "Einimpfen von Handlungsmustern) oder wird bei ihnen eine ähnliche Psychose hervorgerufen? Drogen scheinen diesmal nicht im Spiel zu sein. ;)

Es steht etwas von "Konditionierung", allerdings ist mir nicht aufgefallen, dass erklärt wird, wie diese vonstatten geht. Handlungsmuster werden aber glaub ich nicht eingeimpft (eher neue Erinnerungen, die die alten fast ersetzen), weil die Personen bez. ihrer Charaktere ausgewählt und eingesetzt wurden. Man hat also wohl schon gewußt, wer wie handeln würde, und demnach die Rollen verteilt.

Was mich allerdings verwirrt hat, ist folgendes: In einem Brainstorming von Margo (S.269) ist die Rede von jeder Menge Requisiten, Attrappen-Menschen, Tonbändern usw. Insbesondere von einem Sammy der in einer Klasse sitzt, wo nur Attrappen sitzen, ja selbst die Lehrerin nur eine Attrappe mit Tonband ist. Ist dies glaubt ihr nur eine übetriebene Vorstellung von Margo gewesen, als sie erfahren hat, dass alles gespielt ist? Es kann doch nicht sein, dass soviele Attrappen mit Tonbändern nicht auffallen. Das wäre mMn nicht stimmig. Wenn es aber nur ihr eingebildetes Worscaseszenario ist, welches nicht zutrifft, wie erklärt ihr euch dann zB. den Realitätsverlust von Vic im Bus? Oder muss man "Attrappen" weniger wörtlich verstehen? Und sie sieht "Menschen, die manipuliert sind" als Attrappen? Die Frage nach der Auflösung für die Dinge, die sich in "greifbare" Zettel verwandeln kann man glaub ich schlußendlich ünerhaupt nicht beantworten. Die Dinge, die zu Beginn des Buches, alles so interessant gemacht haben, wirken gegen Ende vernachläßigt. Es macht den Eindruck, als hätte Dick da eine andere Erklärung geplant gehabt, diese verworfen und somit wurden die mysteriösen Vorgänge zu Beginn des Buche eigentlich für die Geschichte irrelevant.

Jedenfalls bieten diese "Ungereimtheiten" eine Menge Diskussionsstoff ;)

Interessant fand ich wie z.B. der Truckfahrer reagiert hat bei seiner Entführung. Kein Anbiedern, kaum Erklärungen, statt dessen resigniert er, es ist ihm egal. Das verstärkt den düsteren Aspekt der Geschichte.

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Ein paar Worte zum Setting der Zukunft allgemein. Es gefiel mir gut, dass zu Beginn nur vieles angedeutet wurde, wie zum Beispiel bei der von dir angesprochen Reise im Truck. Wunderbar! Durch die Gespräche mit den Jugendlichen (die Sprache derer fand ich leider lächerlich :D ) bekam man mMn dann aber zuviel Einblick in diese Welt. Vorallem verschließt sich mir der Sinn dieser Gespräche und jener mit der Vermieterin, wenn am Ende erst noch ein komplett klärendes Gespräch kommt. Den Teil mit den Jugendlichen und der Vermieterin hätte Dick getrost weglassen können.

Als letzten Kritikpunkt möchte ich noch das Wundergefährt der Kesselbeins erwähnt wissen. Ein bißchen kitschig, dass die immer am rechten Fleck zu sein scheinen, dabei aber nie entdeckt werden. Schon bei Ragles ersten "Fluchtversuch" trifft er sie. Sie müssen ihn also irgendwie verfolgt haben, und das noch dazu von den Erdlingen unbemerkt. Selbiges gilt für den 2ten, erfolgreicheren Fluchtversuch.

Ansonsten allerdings ein super Buch mMn. Bis auf auf manche Ungereimtheiten(welche vllt. sogar beabsichtigt sind), und Dinge die geschmacksspezifisch sind (der Part mit den Jugendlichen der Zukunft) gibts daran nix auszusetzen.

Bearbeitet von DonPippo, 09 Mai 2006 - 12:40.


#13 Rusch

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Geschrieben 10 Mai 2006 - 03:21

Die Sache mit den Zetteln ergibt in der Tat rückblickend betrachtet wenig Sinn. Hm, das ist man von Dick sonst nicht gewohnt. Aber es war ja auch ein Frühwerk.

#14 Sullivan

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Geschrieben 16 Mai 2006 - 14:54

Das mit den Zetteln ist so eine Sache. Es hängt stark davon ab, WAS alles Illusion ist in dieser Kleinstadt. Der Laden wird normal beliefert und auch die Häuser sind echt. Auf der anderen Seite haben wir z.B. die Busfahrt oder die verschwindenen Gebäude was darauf schließen lässt, dass jemand einen Plan gemacht hat, wo was hinkommen soll. Wenn die Illusion wackelt, bleibt nur ein Zettel übrig. DonPippo meinte:

In einem Brainstorming von Margo (S.269) ist die Rede von jeder Menge Requisiten, Attrappen-Menschen, Tonbändern usw. Insbesondere von einem Sammy der in einer Klasse sitzt, wo nur Attrappen sitzen, ja selbst die Lehrerin nur eine Attrappe mit Tonband ist. Ist dies glaubt ihr nur eine übetriebene Vorstellung von Margo gewesen, als sie erfahren hat, dass alles gespielt ist? Es kann doch nicht sein, dass soviele Attrappen mit Tonbändern nicht auffallen.

Genau, das macht für mich ebenfalls wenig Sinn. Der Aspekt "zerfallende Realität" wird später immer mehr vernachlässigt und es gibt am Ende ein relativ "normale" Erklärung für alles. Dick hätte den Anfang sogar komplett umschreiben können und wir hätten einen hübschen Mainstream Roman bekommen. Vielleicht müssten wir "Zeit aus den Fugen" mit anderen Büchern aus der gleichen Schaffensperiode von Dick vergleichen? (Welche wären das überhaupt?) Sullivan

#15 DonPippo

DonPippo

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Geschrieben 17 Mai 2006 - 20:02

Vielleicht müssten wir "Zeit aus den Fugen" mit anderen Büchern aus der gleichen Schaffensperiode von Dick vergleichen? (Welche wären das überhaupt?)

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Was den Mainstreampart angeht, soll das Buch eng vewandt sein mit "Eine Bande von Verrückten". Bez. Realitätszerfall fällt mir aber kein Buch aus dieser Schaffensperiode ein. Am ehesten, die "3Stigmata", die aber doch ein wenig später herausgekommen sind.


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