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Sergej Lukianenko - Spektrum


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9 Antworten in diesem Thema

#1 Aelita

Aelita

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Geschrieben 05 Oktober 2006 - 20:44

Hallo.

Vor nicht einmal einer Woche beendete ich das Buch "Spektrum" von Lukianenko, welches im deutschsprachigen Raum erst im nächsten Jahr erscheint.

Nach den enttäuschenden "Wächtern" wollte ich eigentlich nie wieder einen Lukianenko lesen. Aber ich tat es doch und wurde von dem Buch positiv überrascht. Der Roman hat mich eigentlich sofort "gepackt". Wo ist der erbärmliche Schreibstil der "Wächter" bloß abgeblieben? :coool:

Die Amazon.de-Kurzinfo sagt zu dem Buch folgendes:

Als die Menschen eines Tages ein von Außerirdischen installiertes Teleportationssystem entdecken, beginnt für Privatdetektiv Martin Dugin das Abenteuer seines Lebens: Denn dieses System ermöglicht es, in Sekunden die Abgründe zwischen den Planeten der Galaxis zu überwinden. Eine perfekte Möglichkeit also für jene, die den Zuständen auf der Erde entfliehen wollen - aus welchen Gründen auch immer †¦

Ich finde das recht dürftig und auch nicht ganz korrekt. Die Menschen entdecken das System nicht, es wird ihnen aufgezwungen, zu dem Zeitpunkt, an dem die Geschichte spielt, haben die Menschen schon seit einem Jahrzehnt zugang zu den Portalen/Toren. Diese Idee ist sicher nicht neu, aber mir hat sie sehr gefallen, vielleicht, weil ich zwar gern aber nicht oft SF-Romane lese und daher noch nicht so viele kenne.
Interessant fand ich vor allem, dass die außerirdischen Torwächter (weiß nicht, wie diese Rasse in der deutschen Ausgabe heißen könnte...) Geschichten als Bezahlung für die Benutzung der Portale verlangen. Gefällt ihnen die Geschichte - darf man passieren, gefällt sie ihnen nicht - strandet man womöglich für immer auf einer fremden Welt.

Und darum geht es in dem Roman:

Der Privatdetektiv Martin Dugin erhält eines Tages den Auftrag, eine junge Frau zu finden, die durch eines der Tore zu einem anderen Planeten gereist ist. Er findet sie auf der Welt namens Bibliothek und muss mit ansehen, wie sie einem Attentat zum Opfer fällt. Sterbend gibt sie Martin einen Hinweis auf einen anderen Planeten. Der Schnüffler reist dorthin - und findet eine Frau, die der Gesuchten verdächtig ähnlich sieht.

In einem anderen Buch hätte ich das halbe Dutzend fremder Kulturen, die man als Leser kennenlernt, sicher ermüdend gefunden, hier war es sogar ziemlich unterhaltsam. Auch das "Retten wir die Galaxis!"-Motto hätte langweiliger sein können - ist es aber nicht.
Dieser Lukianenko ist es wert gelesen zu werden.

Uff, jetzt habe ich viel mehr geschrieben als ich eigentlich wollte... :thumb:

***
Aelita

Bearbeitet von Aelita, 05 Oktober 2006 - 20:45.


#2 Beverly

Beverly

    Temponaut

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Geschrieben 06 Oktober 2006 - 07:35

Klingt sehr spannend.

#3 HoudiniNation

HoudiniNation

    Yoginaut

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Geschrieben 01 März 2007 - 11:38

Habe mir das Buch heute morgen auch gekauft un die ersten 80 Seiten im Zug gelesen. Mein erstes Buch dieses Autors und ich bin relativ begeistert muss ich sagen.Gefällt mir bislang ausnehmend gut!
Science-Fiction is not about rockets.
Rocket science is about rockets.
---
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#4 Kopernikus

Kopernikus

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Geschrieben 01 März 2007 - 12:46

Spektrum ist diesen Monat auch Titel im Lesezirkel.

#5 hugobird

hugobird

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Geschrieben 13 April 2007 - 14:20

Hallo,ich habe den Roman auch gleich gekauft -- aber gerade weil mir die "Wächter"-Romane in ihrerKombination von Vampir-Tradition und moderner (russischer Welt) so gut gefallen haben.Die Kritik von Aelita kann ich absolut nicht nach vollziehen: Der Schreibstil ist wirklich nicht so unterschiedlich zwischen diesen Romane -- DAS THEMA ist es: Während Spektrum eine Mischung aus HardCoe-Science-Fiction und Detektivroman (leichte Anklänge an die schwarze Serie) ist, sind es eben die Vampire bei Wächter.... :devil: Die Helden besitzen in ihrer Charakterisierung sogar eine gewisse Ähnlichkeit -- sehr schön ist bei Spektrumallerdings der "Gag" mit dem Vornamen "Martin", der so überhaupt nicht in die russische Lebensweltdes "Helden" passen will.Ich kann diesen Roman nur allen empfehlen, die eine leicht zu lesende, spannende Lektüre aus demBereich SF suchen. Das Ende fand ich allerdings etwas zu "esoterisch" überhöht und ehrlich gesagt auch ein wenig wirr. Allerdings bleibt dabei die Frage, was davon der Übersetzung zu schulden ist -- meine Erfahrungen mit englischsprachigen Romanen zeigen leider, dass die Übersetzer hier häufig viel "verbrechen"---Zum Abschluss: Für alle, die wie ich viel mit der IT zu tun haben, die Idee mit den Kopien ist es meiner Meinung nach allein wert, diesen Roman zu lesen :D Sonnige Grüße aus BayernMicha

#6 Thomas Sebesta

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Geschrieben 13 April 2007 - 15:42

Zum Abschluss: Für alle, die wie ich viel mit der IT zu tun haben, die Idee mit den Kopien ist es meiner Meinung nach allein wert, diesen Roman zu lesen :D

Die Idee gefiel mir schon immer gut, aber sind wir da nicht wieder beim Problem des Baemens? Soweit ich mich erinnere wurde das Thema - "alles Kopien oder/und was ist das Original oder und was passiert mit dem Original?". Hier wird ja nicht nur versetzt sondern gleichzeitig kopiert. Ethische Fragen über und über? Lukianenko hat sich da auch um eine Antwort gedrückt - richtig? Gruß Thomas

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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#7 Kopernikus

Kopernikus

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Geschrieben 13 April 2007 - 15:56

Die Idee gefiel mir schon immer gut, aber sind wir da nicht wieder beim Problem des Baemens? Soweit ich mich erinnere wurde das Thema - "alles Kopien oder/und was ist das Original oder und was passiert mit dem Original?". Hier wird ja nicht nur versetzt sondern gleichzeitig kopiert. Ethische Fragen über und über? Lukianenko hat sich da auch um eine Antwort gedrückt - richtig? Gruß Thomas

Er hat das Schicksal das Problem von selber lösen lassen, in so fern hat er keine eigene Lösung erarbeitet. Könnte man vielleicht unter der Rubrik "typisch russischer Fatalismus" einsortieren :D Aber mal ehrlich, der Schluß war eh schon etwas schwer verdaulich, da jetzt noch einen hunderte Seiten lang philosophischen Exkurs über die Einzigartigkeit der Seele...? :devil:

#8 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 14 April 2007 - 22:01

Die Idee gefiel mir schon immer gut, aber sind wir da nicht wieder beim Problem des Baemens? Soweit ich mich erinnere wurde das Thema - "alles Kopien oder/und was ist das Original oder und was passiert mit dem Original?". Hier wird ja nicht nur versetzt sondern gleichzeitig kopiert. Ethische Fragen über und über?

Eine alte Idee :thumb: und auch die Fragenstellung ist nicht gerade neu in der SF: http://www.scifinet....?showtopic=1874

Bearbeitet von Jorge, 14 April 2007 - 22:01.


#9 TheHutt

TheHutt

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Geschrieben 17 Juli 2007 - 09:18

Die Kritik von Aelita kann ich absolut nicht nach vollziehen: Der Schreibstil ist wirklich nicht so unterschiedlich zwischen diesen Romane

Liegt wohl daran, dass die Übersetzerin gleich ist - Christiane Pöhlmann. Sie hat einen Schreibstil, der viel anders ist, als beim Autor selbst. Irgendwie "gehobener".

Mich hat am Buch höchstens das "Retten der Galaxis" gestört, solch globalen Ziele sind mir eigentlich nie sonderlich interessant. Aber die Reisen durch die Welten waren sehr spannend und abwechslungsreich. Auch nett - die immer wieder eingestreuten Anspielungen auf die moderne Massenkultur, wie z.B. auf den "Herrn der Ringe" oder "Simpsons".

Und das allerbeste sind die sieben Prologe mit ihren kulinarischen Köstlichkeiten - also das fand ich einen originellen Ansatz.
Grüße,
Pete
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#10 TheHutt

TheHutt

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Geschrieben 22 August 2007 - 08:12

Hier nun meine Rezension:

Sergej Lukianenko
Spektrum

(Spektr)

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Martin Dugin lebt in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft in Moskau. Was Martin jedoch besonders macht, ist nicht bloß sein nichtrussischer Vorname, sondern seine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen. Denn damit verdient er sein Zubrot als Privatdetektiv der Galaxis.
†¦Irgendwann tauchten sogenannte Stationen auf. Eine Flotte von Außerirdischen, die sich „Schließer“ nennen, durchdringt den Weltraum auf der Suche nach Planeten - und baut überall Teleportstationen. Dafür geben sie den Planeten Reichtum und Wohlstand - doch stellen sie dafür auch Bedingungen. Jeder kann die Stationen benutzen, um sich auf einen Planeten seiner Wahl zu begeben - wenn er die Prüfung der Schließer besteht. Diese heißt, vor jeder Reise eine originelle Geschichte zu erzählen, die dem Schließer gefällt - doch jede Geschichte kann nur einmal erzählt werden. Manche, die in fremde Welten voller Hoffnung aufgebrochen haben, kommen nie zurück, weil sie keine zweite Geschichte erzählen können - doch Martin ist sehr gut in Geschichtenerzählen†¦
Eines Tages bekommt er Besuch von einem angesehenen Geschäftsmann, dessen siebzehnjährige Tochter Irina von Zuhause ausgerissen ist und sich auf die Reise auf einen anderen Planeten begeben hat. Martin bricht zum Planeten „Bibliothek“ auf, wo er Irina findet - doch dann stirbt sie einen mysteriösen Unfalltod. Bevor sie stirbt, schafft sie jedoch, Martin den Namen des nächsten Planeten zu übermitteln, wo er nach Hinweisen suchen soll. Als er auf der nächsten Welt, „Prärie-2“, ankommt, macht er eine seltsame Entdeckung: Irina scheint noch immer am Leben zu sein†¦

Rezension

„Spektrum“ ist eine spannende Science-Fiction-Geschichte mit sieben Prologen und einem Epilog, die ihren Titel den sieben Farben des Regebogens schuldet. Und das Motiv der Farben zieht sich durch die Geschichte durch. Das Buch ist in sieben Teilen aufgebaut, die alle den Namen der jeweiligen Regenbogenfarbe tragen: Rot, Orange, Gelb, etc. Die Farbgebung der sieben Welten, die Martin besucht, spiegelt sich ebenfalls in den jeweiligen Farben des Spektrums wieder. Auch der Untertitel der russischen Version - „Jeder Jäger wünscht zu wissen†¦“ ist eine russischsprachige Eselsbrücke, um sich alle Farben in der richtigen Reihenfolge zu merken (buchstäblich übersetzt, „Jeder Jäger wünscht zu wissen, wo die Fasane sitzt“). Dieser Kinderreim wird auch gegen Ende des Buchs aufgegriffen, und auch die sprichwörtliche Fasane darf nicht fehlen.

Apropos Fasane. „Spektrum“, auch wenn es ein klassischer SciFi-Quest ist (sprich: „Geh auf eine Mission, krieg das Mädchen, rette die Galaxis und wachse über dich hinaus“), hat dennoch einige interessante Elemente. Nicht zuletzt ist es Humor, der vor allem in den sieben Prologen zur Geltung kommt - denn diese widmen sich recht ausgiebig den leiblichen Genüssen und erzählen, wie man das eine oder das andere Gericht richtig zuzubereiten hat. Denn Martin Dugin, wie auch sein Erschaffer Sergej Lukianenko, verstehen sich aufs Kochen. Und so köstlich wie jenen Gerichte wie etwa eine gebratene Fasane, russische Pelmeni oder chinesische Ente beschrieben werden, umso heiterer wird die Laune beim Lesen. Das Auge isst ja schließlich auch mit.
Humor verbirgt sich auch im Lukianenko-typischen Zitieren und postmodernen Witzen, die er in den Roman, wie gewohnt, einbaut. Es gibt mehrere Anspielungen auf andere phantastische Werke wie „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien und „Picknick am Wegesrand“ von A. und B. Strugazki, sogar „Simpsons“ werden mit einer Erwähnung bedacht. Angenehm, wenn der Autor Dinge zitiert, die man als Leser selbst mag.

Ein weiterer hervorzuhebender Aspekt des Romans sind die Geschichten, die Martin Dugin den Schließern, den Bewachern der intergalaktischen Teleportstationen, erzählt, die die Entwicklung des Charakters von Martin anschaulich demonstrieren. Je weiter er in seiner Suche vordringt, umso selbstreflektiver und erkenntnisreicher werden jene Geschichten. Dass der Held über sich wachsen muss, ist nicht bloß Gesetz des Genres, sondern ausdrückliche Bedingung in diesem Buch. Denn die Galaxis ist kurz davor, ins Verderben zu stürzen, und die sieben Welten, die Martin auf der Suche nach Irina zu besuchen hat, haben, egal wie unterschiedlich sie sind, etwas gemeinsam. Und am Ende steht das Schicksal der Galaxis auf dem Spiel.

Wo wir auch schon bei Kritik angekommen wären. Denn es geht mal wieder darum, die Welt zu retten - vielleicht diktiert das Genre so etwas ja, aber originell ist es nicht. Auch Allmächtigkeit, ein Aspekt des Finales, haut niemand wirklich vom Hocker. Und so ist die Auflösung des Buchs zwar intelligent gemacht, dennoch etwas sekundär, wenn man von den interessanten Plotdrehungen wie dem Schließer-Konzept absieht.
Ein weiterer Kritikpunkt ist fast schon auch wieder Lukianenko-typisch: gegen Ende taucht unerwartet ein Bösewicht auf, der von nirgendwoher zu kommen scheint. Solch billige Tricks sind eigentlich nicht der gute Stil, einen Bösewicht zwecks Spannungssteigerung ruckzuck aus der Mottenkiste zu holen. Doch andererseits - die Quests sind eigentlich eh alle gleich aufgebaut, und es geht eher um das Drumherum, das fesselnd ist, um die Atmosphäre, das „Setup“ der Geschichte - und da hat Spektrum viele Stärken zu bieten. Interessant ist es, von Moskau zu lesen, die mal ausnahmsweise wohlhabend ist - und zwar für alle, von Rentner bis zu Geschäftsmann. Nur die FSB (ex-KGB) muss so leben, wie anno in der UdSSR - obwohl jener Geheimdienst nach wie vor eine große Rolle spielt. Auch die Charaktere sind sympathisch - Martin selbst, das Mädchen Irina, Martins Freund EffEff vom Planeten Dao-Dao, selbst Martins FSB-Kurator ist ein Charakter und nicht bloß eine Schablone.

„Spektrum“ ist eine spannende Weltraumgeschichte über sieben Reisen in sich selbst, mit viel Humor und Köstlichkeit geschrieben und hervorragend ins Deutsche übersetzt. Die Kritikpunkte an der Story sind eigentlich für das ganze SciFi-Genre inhärent und tun dem Lesegenuss keinen Abbruch. Wenn der Bösewicht früher eingeführt worden wäre, wäre das Ende möglicherweise nicht so ein Kuddelmuddel gewesen - dadurch wird das Buch aber auch nicht schlechter. Eine klare Empfehlung für jene, die noch nicht wissen, dass Lukianenko nicht nur Fantasy, sondern auch SciFi schreibt. Und für alle anderen auch.

Urteil: Spannende und köstliche SciFi-Unterhaltung in sieben Gängen, mit reichlich philosophischen Untertönen zubereitet und mit Humor garniert.

Originalquelle: ImZwielicht.de

Bearbeitet von TheHutt, 22 August 2007 - 08:13.

Grüße,
Pete
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