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David Feintuch: Nick Seafort (Zyklus)


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33 Antworten in diesem Thema

#1 Martin Stricker

Martin Stricker

    Jawasdennjetztfüreinnaut

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Geschrieben 29 April 2008 - 22:21

Erstmal die Bände der Serie:

    [*] Sternenkadett Nick Seafort (Midshipman's Hope) [Nick Seafort Band 1]
    [*] Commander Nick Seafort - Der zweite Kontakt (Challenger's Hope) [Nick Seafort Band 2]
    [*] Captain Nick Seafort - Die Gefangenen (Prisoner's Hope) [Nick Seafort Band 3]
    [*] Kommandant Nick Seafort - Die Verzweiflung des Fischers (Fisherman's Hope) [Nick Seafort Band 4]
    [*] Der Sohn des Fischers (Voices of Hope) [Nick Seafort Band 5]
    [*] Admiral Nick Seafort - Der Staatsstreich (Patriarch's Hope) [Nick Seafort Band 6]
    [*] Captain Nick Seafort - Kinder der Hoffnung (Children of Hope) [Nick Seafort Band 7]
    [/list]

    Die deutschen Ausgaben der Esmay-Suiza-Romane Elizabeth Moons und der Nick-Seafort-Romane David Feintuchs leiden bedauerlicherweise unter einer nicht ganz so tollen Übersetzung durch Thomas Schichtel. Die Esmay-Suiza-Romane hat es in dieser Hinsicht etwas schlimmer erwischt, aber es ist alles noch im Rahmen des Erträglichen.

    Die ersten vier Bände über Nick Seafort sind meiner Meinung nach sehr empfehlenswert. Der Autor war Rechtsanwalt, und entsprechend ist die Auslegung von Vorschriften ein wesentliches Thema in dessen Romanen. Das mag sich auf den ersten Blick wenig interessant anhören, aber wer beispielsweise Filme in der Art von »Crimson Tide« mag, wird bei Feintuch voll auf seine Kosten kommen. Die Charakterisierung Nick Seaforts als ein durch seine strenge religiöse Erziehung und von seinem Pflichtgefühl getriebener Mensch ist rundum gelungen. Der Leser leidet förmlich mit - und dass mit einer unglaublichen Intensität. Wer sich ernsthaft auf das Szenario einlässt, wird feststellen, dass die Bücher eine Art »Point of no return« besitzen, nach dessen Überschreiten man mit dem Lesen kaum noch aufhören kann.

    Ja, dem kann ich zustimmen (wobei schon Band 3 meiner Meinung nach etwas abfällt). Die späteren Romane sind immer noch gut, kommen aber nicht mehr an die ersten heran.

    Negative Stimmen zu den Nick-Seafort-Romanen betreffen in der Regel den Bruch irgendeines Tabus - davon gibt es einige im Verlauf der Serie. So müssen zum Beispiel die Kadetten aus gesundheitlichen Gründen jung sein. Die bei diesen jugendlichen Offiziersanwärtern angewandten, mittelalterlich wirkenden Disziplinierungsmaßnahmen schlagen dem einen oder anderen auf den Magen †¦

    Mich stört vor allem der scheinheilige religiöse Unterbau. In gewisser Weise hat es sich Feintuch sehr leicht gemacht: Er hat einfach die Verhaltensweisen der Hornblower-Romane von C. S. Forrester unverändert übernommen und nur Segelschiffe durch Raumschiffe ersetzt... Trotzdem äußerst fesselnd. Ich empfehle, mindestens den ersten Band (meiner Meinung nach der beste) zu lesen und dann zu entscheiden, ob man weiterlesen will.

    Bearbeitet von shugal, 29 April 2008 - 22:24.


#2 pirandot

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Geschrieben 30 April 2008 - 09:55

Mich stört vor allem der scheinheilige religiöse Unterbau.

Wo eine Religion auf die Realität trifft, kommt es eigentlich immer zu Unverträglichkeiten, die man als scheinheilig bezeichnen kann. Beim christlichen Glauben tritt ein Konflikt besonders deutlich hervor: Soll man tatsächlich die andere Wange hinhalten oder vielleicht doch besser um sein Überleben kämpfen? Der verwendete religiöse Unterbau dient eigentlich nur dazu, den Kapitän gleichzeitig als weltliches und geistliches Oberhaupt auf dem (Raum-)Schiff zu etablieren, so wie es bei der christlichen Seefahrt der Fall war.
An schlechten Tagen, wenn es regnet, glaubst du, du hättest Magengeschwüre. Nur an schönen Tagen, wenn die Sonne scheint, da denkst du, du hättest Krebs. (Die MAD-Fibel des Lebens)
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#3 Brrazo

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Geschrieben 30 April 2008 - 23:02

Um Feintuchs Bücher richtig einordnen zu können, sollte man auch seinen Fantasy-Roman "Der Spiegel von Caledon" gelesen haben. Protagonist ist dort ein homosexueller Jugendlicher, und es ist manchmal fast unerträglich, wie verkrampft Feintuch mit diesem Thema umgeht.Dieses Thema scheint ihm aber - aus persönlichen Gründen? - nahezugehen, denn auch schon der Sohn von Nick Seaford ist zu dessen Leidwesen homosexuell. (Ich glaube, das war in "Kinder der Hoffnung".)Brrazo

#4 pirandot

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Geschrieben 30 April 2008 - 23:48

Um Feintuchs Bücher richtig einordnen zu können, sollte man auch seinen Fantasy-Roman "Der Spiegel von Caledon" gelesen haben.

Es gibt einen zweiten Band in der »Rodrigo of Caledon«-Serie namens »The King«. Der ist bisher nur auf Englisch veröffentlicht worden.
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#5 Brrazo

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Geschrieben 01 Mai 2008 - 01:00

Es gibt einen zweiten Band in der »Rodrigo of Caledon«-Serie namens »The King«. Der ist bisher nur auf Englisch veröffentlicht worden.

"The King" ist besser. Hat auch mehr phantastische Elemente als der "Spiegel". Die Hauptperson entwickelt sich vom weinerlichen, verzogenen Fratz zu einem verantwortungsbewussten Menschen. Brrazo

#6 pirandot

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Geschrieben 12 Mai 2008 - 17:14

Ich hatte heute das Missvergnügen, zwei Kurzbiographien zu lesen - eine über David Feintuch, die andere über Chris Bunch. Die Aussage zum Werk der beiden Autoren kann man in dem Satz »Military SF ist großer Mist« zusammen fassen †¦ :)
An schlechten Tagen, wenn es regnet, glaubst du, du hättest Magengeschwüre. Nur an schönen Tagen, wenn die Sonne scheint, da denkst du, du hättest Krebs. (Die MAD-Fibel des Lebens)
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#7 †  a3kHH

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Geschrieben 12 Mai 2008 - 17:48

Ich hatte heute das Missvergnügen, zwei Kurzbiographien zu lesen - eine über David Feintuch, die andere über Chris Bunch. Die Aussage zum Werk der beiden Autoren kann man in dem Satz »Military SF ist großer Mist« zusammen fassen †¦ :)

Das steht da aber nicht. Da steht, daß beide relativ seichten Trivialkram geschrieben haben, etwa auf dem Niveau der Perry-Rhodan-Einzelhefte. Inwieweit das zutrifft, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich denke aber, daß die Hornblower-Romane bereits trivial genug waren und nicht nochmals in die Moderne transportiert werden müssen.

#8 pirandot

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Geschrieben 12 Mai 2008 - 18:31

Die Wertungen

Das ganze ist eine Militärklamotte in Reinkultur, eine der trivialsten Umsetzungen der berühmten Hornblower-Romane, die die Science Fiction aufzuweisen hat.

über David Feintuchs Nick-Seafort-Reihe sowie

Stets handelt es sich um actionbetonte Unterhaltung, die gerade soviel Tiefgang hat, daß sie noch als Literatur durchgeht. †¦ Spannende Abenteuer für große Jungs, die Spaß daran haben, wenn es so richtig knallt.

über Chris Bunch bzw. über die von Chris Bunch und Allan Cole verfassten Sten-Chroniken sind schon ein starkes Stück. Sie entsprechen so nicht der Wahrheit und deuten für mich auf eine grundsätzliche Abneigung des Kritikers gegenüber Military-SF-artiger Literatur hin. Angesichts dieser Urteile kann ich mir auch nicht vorstellen, dass der betreffende Mensch die kritisierten Werke mehr als nur angelesen hat. Dass dieser Kritiker selbst keinen einzigen Roman veröffentlicht hat, versteht sich fast schon von selbst †¦
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#9 Gerd

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 03:35

Ich denke aber, daß die Hornblower-Romane bereits trivial genug waren und nicht nochmals in die Moderne transportiert werden müssen.

:) Kennst du Foresters Hornblower-Romane?
Sudden moroseness. One hop too far.

#10 Rusch

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 06:17

Ich habe die Romane mit großem Vergnügen gelesen. Sicherlich ist die keine Hochliteratur, aber unterhaltsam war sie alle Male.

#11 raps

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 09:37

Ich kenne keine Military-SF, und David Feintuch wie Chris Bunch sind mir völlig unbekannt.
Nur ganz allgemein finde ich:
1.) Warum soll man etwas nicht Trivialliteratur nennen, das man als Leser für Trivialliteratur hält. Ganz abgesehen davon, dass ich den Verdacht hege, dass die meiste Military-SF Krieg verherrlicht, vermute ich ebenfalls, dass der Großteil dieser Werke stilistisch schlicht ist (meine begrenzten Erfahrungen mit den jeweils ersten zehn Seiten von Werken à la Weber/Ringo/Drake haben dieses Vorurteil jedenfalls nicht zerstreut). Wenn dieses (Vor-)Urteil einem leidenschaftlichen MilSF-Leser nicht passt, kann er, finde ich, meine Meinung ja souverän ignorieren bzw. mir gelungene Beispiele nennen, die inhaltlich differenziert gestaltet sind und stilistisch/sprachlich zur gehobenen U-Literatur nennen. Die würde ich womöglich sogar lesen. (Bujold z.B. ist manchmal ganz unterhaltend - manchmal auch nicht.)
Im Übrigen gibt es sicher auch irgendwo im Netz jemanden, der was Positives zu Feintuch/Bunch schreibt.
2.) Hornblower ist gewiss nicht literaturpreisverdächtig, manchmal aber sehr gelungene Unterhaltung. Das Buch, in dem er als Kapitän "El Supremos" spanisches Linienschiff zurückerobert (Der Kapitän heißt es, glaube ich), habe ich 3 x gelesen (ihr erinnert euch sicher zumindest an den Film mit Gregory Peck?)
3.) "Dass dieser Kritiker selbst keinen einzigen Roman veröffentlicht hat, versteht sich fast schon von selbst †¦"
Nimm das jetzt nicht persönlich, pirandot, aber wir alle wissen doch, dass man 'gute' Literatur (oder was man jeweils dafür hält) erkennen kann, ohne je auch nur eine Kurzgeschichte geschrieben zu haben.
Gruß, Rainer

#12 Gerd

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 12:15

Ich kenne keine Military-SF, und David Feintuch wie Chris Bunch sind mir völlig unbekannt.
Nur ganz allgemein finde ich:
1.) Warum soll man etwas nicht Trivialliteratur nennen, das man als Leser für Trivialliteratur hält. Ganz abgesehen davon, dass ich den Verdacht hege, dass die meiste Military-SF Krieg verherrlicht, vermute ich ebenfalls, dass der Großteil dieser Werke stilistisch schlicht ist (meine begrenzten Erfahrungen mit den jeweils ersten zehn Seiten von Werken à la Weber/Ringo/Drake haben dieses Vorurteil jedenfalls nicht zerstreut). Wenn dieses (Vor-)Urteil einem leidenschaftlichen MilSF-Leser nicht passt, kann er, finde ich, meine Meinung ja souverän ignorieren bzw. mir gelungene Beispiele nennen, die inhaltlich differenziert gestaltet sind und stilistisch/sprachlich zur gehobenen U-Literatur nennen. Die würde ich womöglich sogar lesen. (Bujold z.B. ist manchmal ganz unterhaltend - manchmal auch nicht.)
Im Übrigen gibt es sicher auch irgendwo im Netz jemanden, der was Positives zu Feintuch/Bunch schreibt.

Nimm es nicht persönlich, Rainer, aber ich frage mich natürlich schon, warum man eine von herzlich wenig Kenntnis getrübte, sondern sich größtenteils auf Vermutungen (s.o.) stützende Meinung überhaupt in die Gegend blasen muss (daher auch meine Frage an a3... in Sachen Hornblower). Ist es nicht ein kleines bisschen schräg, von Kennern der Materie "souveränes ignorieren" einzufordern, wenn von der anderen Seite auch nicht gerade souveränes "ich lasse mich über Dinge aus, von denen ich keine Ahnung habe" gespielt wird?

Und die Fehler in dem Beitrag zu Chris Bunch deuten darauf hin, dass der Verfasser o.g. Beiträge zumindest in Sachen Chris Bunch nicht allzu belesen ist. Was für mich die Frage aufwirft, warum jemand einen pseudo-lexikalischen Eintrag zu einem Thema schreibt, zu dem er zwar viel Meinung, aber wenig Wissen hat ... ;)

2.) Hornblower ist gewiss nicht literaturpreisverdächtig, manchmal aber sehr gelungene Unterhaltung.

Nein, dieses Fass möchte ich jetzt lieber nicht aufmachen. :)

3.) "Dass dieser Kritiker selbst keinen einzigen Roman veröffentlicht hat, versteht sich fast schon von selbst †¦"
Nimm das jetzt nicht persönlich, pirandot, aber wir alle wissen doch, dass man 'gute' Literatur (oder was man jeweils dafür hält) erkennen kann, ohne je auch nur eine Kurzgeschichte geschrieben zu haben.

Hier hingegen gebe ich dir (nicht zuletzt aufgrund dessen, was da in Klammern steht) uneingeschränkt recht.

Grüße
Gerd
Sudden moroseness. One hop too far.

#13 Rusch

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 12:50

Hehe, Rainer, da hast Du ja ganz schön vom Leder gezogen. Grundsätzlich ist Deine Annahme aber falsch. Sie Military SF einfach als Subgenre der SF, das einen starken Bezug zu Krieg hat. Dabei ist das ganze aber nicht Kriegsverherrlichend. Dies trifft noch nicht mal auf Starship Troopers zu. Und was ist mit "Der ewige Krieg".Die Seaford Romane oder auch die Werke um Honor Harrington von David Weber sind IMHO auch nicht Kriegsverherrlichend. Die Autoren Beschreiben oft genug von Folgen der Schlachten und die gewaltigen Verluste an Menschenleben. Ich würde so etwas nicht immer lesen wollen, aber hier und da ist das ganz unterhaltsam und garantiert weit über Landser Niveau.Von John Ringo habe ich noch nichts gelesen, aber was ich so gehört habe, sind die Romane eher im unteren Drittel angesiedelt. Zu diesen Werken zieht mich nicht. Aber Feintuch und Weber erzählen gut und sparen auch nicht mit Hintergründen und Politik.

#14 pirandot

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 13:44

Ich kenne keine Military-SF, und David Feintuch wie Chris Bunch sind mir völlig unbekannt.

Wenn man etwas gar nicht kennt, sollte man vielleicht besser gar nichts darüber sagen.


Nur ganz allgemein finde ich:
1.) Warum soll man etwas nicht Trivialliteratur nennen, das man als Leser für Trivialliteratur hält. Ganz abgesehen davon, dass ich den Verdacht hege, dass die meiste Military-SF Krieg verherrlicht, vermute ich ebenfalls, dass der Großteil dieser Werke stilistisch schlicht ist (meine begrenzten Erfahrungen mit den jeweils ersten zehn Seiten von Werken à la Weber/Ringo/Drake haben dieses Vorurteil jedenfalls nicht zerstreut).

Von Kriegsverherrlichung kann bei Feintuch und Bunch nicht die Rede sein. Der Krieg wird in ihren Romanen allerdings auch nicht weg-utopisiert.

Der Vorteil stilistischer Komplexität hat sich mir bisher auch noch nicht so ganz erschlossen. Was ist denn so falsch daran, einen Roman auf eine Weise zu verfassen, dass ihn der potenzielle Leser auch versteht, ohne erst ein Literaturseminar besucht und ein Fremdwörterbuch zur Hand zu haben?


Wenn dieses (Vor-)Urteil einem leidenschaftlichen MilSF-Leser nicht passt, kann er, finde ich, meine Meinung ja souverän ignorieren bzw. mir gelungene Beispiele nennen, die inhaltlich differenziert gestaltet sind und stilistisch/sprachlich zur gehobenen U-Literatur nennen. Die würde ich womöglich sogar lesen. (Bujold z.B. ist manchmal ganz unterhaltend - manchmal auch nicht.)
Im Übrigen gibt es sicher auch irgendwo im Netz jemanden, der was Positives zu Feintuch/Bunch schreibt.

Nur weil ich hier die Arbeiten von Feintuch und Bunch verteidige, bin ich noch lange kein leidenschaftlicher Mil-SF-Leser. Die Nick-Seafort-Saga und die Sten-Chroniken sind meines Erachtens (ebenso wie die Barrayar-Saga von Lois McMaster Bujold) keineswegs nur seichte Unterhaltung. Das wird man aber nur durch An- oder Diagonallesen der Werke kaum nachvollziehen können.


2.) Hornblower ist gewiss nicht literaturpreisverdächtig, manchmal aber sehr gelungene Unterhaltung. Das Buch, in dem er als Kapitän "El Supremos" spanisches Linienschiff zurückerobert (Der Kapitän heißt es, glaube ich), habe ich 3 x gelesen (ihr erinnert euch sicher zumindest an den Film mit Gregory Peck?)

Eben, man kann sich auch durch die beim Lesen empfundene Stimmung gefangen nehmen lassen †¦


Nimm das jetzt nicht persönlich, pirandot, aber wir alle wissen doch, dass man 'gute' Literatur (oder was man jeweils dafür hält) erkennen kann, ohne je auch nur eine Kurzgeschichte geschrieben zu haben.

In gewisser Weise gebe ich Dir in dieser Hinsicht sogar recht. Allerdings werde ich bei größeren Mengen schlechter Kritiken von »Ich kann es zwar selber nicht, aber ich weiß, wie es richtig geht«-Leuten einfach den Verdacht nicht los, dass da eine Menge Frust und/oder Neid im Spiel ist †¦

Bearbeitet von pirandot, 13 Mai 2008 - 14:21.

An schlechten Tagen, wenn es regnet, glaubst du, du hättest Magengeschwüre. Nur an schönen Tagen, wenn die Sonne scheint, da denkst du, du hättest Krebs. (Die MAD-Fibel des Lebens)
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#15 Rusch

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 14:53

In gewisser Weise gebe ich Dir in dieser Hinsicht sogar recht. Allerdings werde ich bei größeren Mengen schlechter Kritiken von »Ich kann es zwar selber nicht, aber ich weiß, wie es richtig geht«-Leuten einfach den Verdacht nicht los, dass da eine Menge Frust und/oder Neid im Spiel ist †¦

Ich finde, man sollte eine Kritik so verfassen, dass man dem Autoren in die Augen schauen kann, falls er einem deswegen mal anspricht. Bei deutschen Kritiken ist das natürlich fast automatisch so, aber man ist versucht, bei englischer Literatur mehr vom Leder zu ziehen, als unbedingt notwendig. Wieso sollte man sich auch zurückhalten, wenn der Autor von der schlechten Kritik ohnehin nie was mitbekommt. Ich bin auch der Meinung, das ist schlechter Stil. Zumal man bei einer Kritik nicht zu sehr auf den persönlichen Geschmack pochen, sondern das Buch möglichst objektiv betrachten sollte.

#16 deval

deval

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 15:16

Ich habe alle Sten Bücher von Bunch und Cole gelesen.Und ich gebe offen zu: Ich liebe die Serie.Trotz allem, oder vielleicht sogar - gerade deshalb - muß ich doch sagen, dass es (zumindest für mich) seichte und nicht sehr tiefgründige Geschichten gewesen sind. Da muß ich dir, Pirandot, doch wiedersprechen.Sten hat im Verlaufe seines Lebens einfach in zu vielen Sondereinheiten Dienst geschoben. Einheiten, die schlichtweg den Auftrag hatten: Kill and destroy. Da bleibt kein Platz für tiefgründige Geschichten auf hohem Niveau, sprachliche oder schriftstellerische Rafinessen oder vielschichtige Charaktere. Da wird einfach nur noch geknallt und gestorben.Aber, ich denke, die Leser dieser Reihe würden es auch gar nicht anders wollen.

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#17 Gerd

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 15:30

Ich habe alle Sten Bücher von Bunch und Cole gelesen. Und ich gebe offen zu: Ich liebe die Serie. Trotz allem, oder vielleicht sogar - gerade deshalb - muß ich doch sagen, dass es (zumindest für mich) seichte und nicht sehr tiefgründige Geschichten gewesen sind. Da muß ich dir, Pirandot, doch wiedersprechen. Sten hat im Verlaufe seines Lebens einfach in zu vielen Sondereinheiten Dienst geschoben. Einheiten, die schlichtweg den Auftrag hatten: Kill and destroy. Da bleibt kein Platz für tiefgründige Geschichten auf hohem Niveau, sprachliche oder schriftstellerische Rafinessen oder vielschichtige Charaktere. Da wird einfach nur noch geknallt und gestorben. Aber, ich denke, die Leser dieser Reihe würden es auch gar nicht anders wollen.

Dann waren die Romane um Sten & Co. für dich also "spannende Abenteuer für große Jungs, die Spaß daran haben, wenn es so richtig knallt", wie es in dem Text auf epilog.de heißt? (Vorsicht bei der Antwort, denn der Kritiker sagt da mindestens so viel über die Einstellung der Bunch-Leser wie über die Bunch-Texte ... :)) Tja, ich persönlich bin schon der Ansicht, dass es in den Sten-Chroniken über die actionorientierte und spannende Handlung hinaus sehr wohl einen Subtext (wenn auch nicht vom ersten Band an) wie auch Charakterentwicklung(en) gibt, und es werden ein paar interessante Fragen angeschnitten. Ob das ausreicht, um das Ganze tiefgründig zu nennen, muss jeder für sich beantworten. Seicht ist für mich allerdings was anderes. ;) Grüße Gerd
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#18 pirandot

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 15:41

Trotz allem, oder vielleicht sogar - gerade deshalb - muß ich doch sagen, dass es (zumindest für mich) seichte und nicht sehr tiefgründige Geschichten gewesen sind. Da muß ich dir, Pirandot, doch widersprechen.

Es wird niemand weise geboren. In dem Zyklus macht Sten eine Entwicklung durch. Er ist zunächst nur aufs eigene Überleben bedacht und denkt auch an Rache. Im weiteren Verlauf ist er vor lauter Dankbarkeit dem Imperator gegenüber zunächst völlig loyal. Das Nachdenken über das, was er da eigentlich tut, erfolgt nicht urplötzlich, sondern erst mit zunehmender geistiger Reife. Im letzten Band äußern sich die Autoren im Anhang über ihr Werk und machen deutlich, dass sie eine faschistoide Regierungsform ablehnen, egal in welcher Verkleidung sie daherkommt. Den Zyklus haben sie meiner Meinung unter anderem deshalb so aufgebaut, um zu zeigen, wie leicht man den Verlockungen eines solchen Systems erliegen kann. Sie haben den Leser schon mit voller Absicht dermaßen an der Nase herum geführt. Möglicherweise ist das Ganze also doch nicht ganz so seicht †¦ :)
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#19 †  a3kHH

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 19:36

:thumb: Kennst du Foresters Hornblower-Romane?

Jo, hatte ich als Junge und habe sie auch mehrfach und begeistert gelesen (ebenso "Tecumseh" von Steuben etc. pp.). Die "Blitz"-Bücher von Walter Farley stehen heute noch bei mir im Regal. Nichtsdestotrotz : Trivial, nicht schlecht, aber trivial.

Bearbeitet von a3kHH, 13 Mai 2008 - 19:37.


#20 deval

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Geschrieben 13 Mai 2008 - 19:51

Ich bin ein großer Fan von Patrick O'Brians Jack Aubrey Büchern.
Eines wurde ja schon als Master und Commander verfilmt.

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#21 raps

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Geschrieben 14 Mai 2008 - 10:57

@ Vallenton
Patrick O'Brians Aubrey/Maturin-Bücher finde ich auch klasse!

Und damit komme ich (kurz) wieder zu meinen häufigen Aversionen gegen actionlastige Bücher. Ich habe halt oft im Hinterkopf, dass unsere Populärkultur eine Welt leichter möglich macht (meine Behauptung), in der angelsächsische Truppen ein Land erobern und hunderttausende ins Unglück stürzen (wenn nicht mehr). Mich kotzt die meiste Zeit über an, dass mit Figuren wie James Bond Rumballern verherrlicht wird.
Was Military Sf angeht, gegen die ich pauschal vom Leder gezogen habe, finde ich halt, dass man einem Buch auch auf den ersten zehn Seiten die Geisteshaltung des Autors ansieht - und am Stil abschätzen kann, was sprachlich auf den nächsten 400 oder so Seiten geboten werden wird. (Ich habe übrigens nie speziell etwas zu Feintuch oder Bunch sagen wollen.)
Und, äh, Rupert, meine Vorurteile gegen Weber stammen wohl vor allem von den Titelbildern her, die stets die schneidige HH zeigen, die diesen geilen, ehrenvollen Job bei der Sternenflotte hat. Die Bilder lassen bei mir schon die Vermutung entstehen, dass die Bücher für Leute geschrieben werden, die Raumschiffschlachten toll finden.

Having said this: Ich weiß natürlich auch, dass Honor Harrington wahrscheinlich Hornblower/Aubrey als indirektes Vorbild hat (die ich ja - womöglich inkonsequenterweise - gern mag). Und du, Rupert, als HH-Experte weißt natürlich viel besser als Rainer-Ich-kenne-20-Seiten-On-Basilisk-Station, wie Weber als Autor einzuschätzen ist.

Gruß, Rainer

#22 pirandot

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Geschrieben 14 Mai 2008 - 11:09

†¦ meine Vorurteile gegen Weber stammen wohl vor allem von den Titelbildern her, die stets die schneidige HH zeigen, die diesen geilen, ehrenvollen Job bei der Sternenflotte hat. Die Bilder lassen bei mir schon die Vermutung entstehen, dass die Bücher für Leute geschrieben werden, die Raumschiffschlachten toll finden.

Das verlangt eigentlich nach einer Strafarbeit - 100-mal kopieren: »Man soll ein Buch nicht nach seinem Einband (Titelbild) beurteilen!« :rofl1:
An schlechten Tagen, wenn es regnet, glaubst du, du hättest Magengeschwüre. Nur an schönen Tagen, wenn die Sonne scheint, da denkst du, du hättest Krebs. (Die MAD-Fibel des Lebens)
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#23 deval

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Geschrieben 14 Mai 2008 - 15:00

Das verlangt eigentlich nach einer Strafarbeit - 100-mal kopieren: »Man soll ein Buch nicht nach seinem Einband (Titelbild) beurteilen!« :smokin:

Insbesondere wenn man bedenkt, wie beliebig die Cover vom Verlag ausgesucht werden. Siehe dazu auch den Thread über die zwei- bis dreifach Verwertung der Titelbilder.

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#24 Martin Stricker

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Geschrieben 14 Mai 2008 - 23:56

Da habe ich ja eine interessante Diskussion losgetreten! ;) Einige Äußerungen möchte ich nicht unkommentiert lassen:

Ich finde, man sollte eine Kritik so verfassen, dass man dem Autoren in die Augen schauen kann, falls er einem deswegen mal anspricht. Bei deutschen Kritiken ist das natürlich fast automatisch so, aber man ist versucht, bei englischer Literatur mehr vom Leder zu ziehen, als unbedingt notwendig. Wieso sollte man sich auch zurückhalten, wenn der Autor von der schlechten Kritik ohnehin nie was mitbekommt. Ich bin auch der Meinung, das ist schlechter Stil. Zumal man bei einer Kritik nicht zu sehr auf den persönlichen Geschmack pochen, sondern das Buch möglichst objektiv betrachten sollte.

*abstempelundunterschreib* Wobei zumindest für mich das mit der Objektivität gar nicht so einfach ist - ich bin kein Literaturwissenschaftler, vieles, was dazu führt, ob ich ein Buch gut oder schlecht finde, spielt sich "im Bauch" ab, es ist für mich schwierig genug, das in Worte zu fassen... Ich bemühe mich, beiden Seiten gerecht zu werden, dem Autor ebenso wie dem Leser. Letztlich ist beiden am besten mit einer ehrlichen Rezension gedient.

Rainer, ich hoffe, Du verstehst die folgenden Anmerkungen nicht falsch! Ich möchte Dich nicht angreifen, sondern nur versuchen, Dir die Meinung von Personen wie mir, die Military SF nicht grundsätzlich ablehnen, nahezubringen. :)

Und damit komme ich (kurz) wieder zu meinen häufigen Aversionen gegen actionlastige Bücher. Ich habe halt oft im Hinterkopf, dass unsere Populärkultur eine Welt leichter möglich macht (meine Behauptung), in der angelsächsische Truppen ein Land erobern und hunderttausende ins Unglück stürzen (wenn nicht mehr). Mich kotzt die meiste Zeit über an, dass mit Figuren wie James Bond Rumballern verherrlicht wird.

Tut mir leid, Deine Behauptung vermag ich nicht nachzuvollziehen. Vielleicht bin ich da ja die Ausnahme, aber ich denke über Gelesenes nach, ich übernehme es nicht einfach. Wieso James Bond "Rumballern verherrlich[en]" soll, verstehe ich auch nicht - Bond selbst ballert wenig, und die Filme sind meiner Meinung nach durchaus satirisch gemeint.

Was Military Sf angeht, gegen die ich pauschal vom Leder gezogen habe, finde ich halt, dass man einem Buch auch auf den ersten zehn Seiten die Geisteshaltung des Autors ansieht - und am Stil abschätzen kann, was sprachlich auf den nächsten 400 oder so Seiten geboten werden wird. (Ich habe übrigens nie speziell etwas zu Feintuch oder Bunch sagen wollen.)

Auch hier muß ich Dir widersprechen. Ich gebe einem Buch mindestens 100 Seiten, sich zu beweisen, schon oft hat sich dabei der Eindruck der ersten Seiten revidiert. Das ist mir auch schon ganz am Ende eines Buches passiert, wo sich dann herausstellt, daß der Autor mich gekonnt an der Nase herumgeführt hat. Offenbar kann das sogar am Ende eines Zyklus passieren, wie pirandot weiter oben anhand der Sten-Chroniken (die ich nicht gelesen habe und daher nicht kommentieren kann) darlegt. Anhand von 10 Seiten "pauschal vom Leder zu ziehen" halte ich für eine ungeeignete Diskussionsgrundlage. :angry: Meiner Meinung nach sollte man sehr vorsichtig sein, wenn man über etwas spricht, das man nicht wirklich kennt, das kann schiefgehen. :lol: Ich möchte Dich bitten, Dir selbst ein Bild über Military SF zu machen. Dafür ist der erste Band eines Zyklus eher ungeeignet, da sich Charaktere und Autor noch entwickeln. Ich möchte Dir "Der Sklavenplanet (Crown of Slaves)" von David Weber und Eric Flint empfehlen. Weber ist sehr vorsichtig mit klaren Stellungnahmen (da ist am besten "Im Exil (Flag in Exile)"), die Zusammenarbeit mit Flint tut der Sache gut.

Und, äh, Rupert, meine Vorurteile gegen Weber stammen wohl vor allem von den Titelbildern her, die stets die schneidige HH zeigen, die diesen geilen, ehrenvollen Job bei der Sternenflotte hat. Die Bilder lassen bei mir schon die Vermutung entstehen, dass die Bücher für Leute geschrieben werden, die Raumschiffschlachten toll finden.

Buchcover sind Marketinginstrumente der Verlage, daran ist der Autor fast immer völlig unschuldig. Die Cover sagen also eher etwas über das Verlagsmarketing aus und für wie blöd die uns Leser halten... Siehe auch den Thread Science Fiction Buchcover - fantasielos ..., auf den auch vallenton hingewiesen hat. Da werden auch die Titelbilder der Honor Harrington-Reihe angesprochen.

Having said this: Ich weiß natürlich auch, dass Honor Harrington wahrscheinlich Hornblower/Aubrey als indirektes Vorbild hat (die ich ja - womöglich inkonsequenterweise - gern mag). Und du, Rupert, als HH-Experte weißt natürlich viel besser als Rainer-Ich-kenne-20-Seiten-On-Basilisk-Station, wie Weber als Autor einzuschätzen ist.

Schön. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. *grins* Ich denke, Hornblower ist so stark in der USA-Kultur verwurzelt, daß bei den meisten Military-SF-Büchern davon ausgegangen werden kann, dieses (Mit-)Vorbild zu haben. Ich bin nicht sicher, ob es für Dich tatsächlich inkonsequent ist, Hornblower zu mögen und Military SF abzulehnen. Möglicherweise liege ich völlig daneben, aber aus Deinen Äußerungen in diesem Thread glaube ich ableiten zu können, daß Du aus Gründen Deiner Ethik und/oder Weltanschauung das von Military SF behandelte Thema ablehnst. Dazu paßt, daß Du bislang kein solches Buch komplett gelesen hast. Falls ich falsch liege, bitte ich um Entschuldigung! Ich habe jedenfalls ein ähnliches Problem mit dem Seafort-Zyklus - er ist gut erzählt, Nick Seafort wird detailliert charakterisiert und agiert nachvollziehbar, aber dieser rückständige pseudoreligiöse Hintergrund, der ins 18. Jahrhundert gehört, stößt mich ab. Trotzdem habe ich die Bücher mehrfach gelesen (vor allem Band 1, der ist in diesem Fall meiner Meinung nach der beste), nur eine Rezension bringe ich nicht zuwege, ich vermag meinen Zwiespalt nicht adäquat zu artikulieren.

#25 raps

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Geschrieben 15 Mai 2008 - 12:32

@shugal [war das nicht der Dorfzauberer aus "The Flying Sorcerers"?]Uiuiui, da habe ich mit einem meiner gelegentlichen hochnäsigen Ausbrüche doch einige Reaktionen provoziert. Auf so ausführliche Bemerkungen Deinerseits muss ich dann, denke ich, auch noch mal antworten.Zuerst vielleicht erklärend: Ich lehne es durchaus nicht ab, Bücher mit gewalttätigen Inhalten zu lesen. Zurzeit etwa liege ich in den letzten Zügen von Christopher Priests "The Separation", in dem es nicht zuletzt um den Luftkrieg 1940-1 geht. In diesem Buch bekommt man aber nie den Eindruck, dass Bombercrews tolle Typen und ihre Einsätze etwas anderes als - im besten Fall - notwendiger Mord sind. Gegen solche 'Military SF' habe ich durchaus nichts einzuwenden. Was mich mit wachsendem Alter zunehmend nervt, sind Bücher/Filme, die Gewalt als Abenteuer verkaufen - und das tun auch viele Werke, die vorgeblich kritisch sind. Als gewaltverherrlichende Beispiele würde ich da auch James-Bond-Filme nennen (obwohl Dudikoff, Seagal und Co. natürlich ungleich platter vorgehen). Die Ironie in Bond-Filmen besagt für meinen Geschmack nur: a) "Hey, bin ich nicht ein cooler Film" und ;) "Ich weiß, fast den gleichen Film habt ihr, liebe Zuschauer, schon 20 Mal gesehen." Jenseits der Ironie geht es bei Bond immer noch um Männerphantasien, in denen wir dank Ballermann die Kontrolle über unser Leben haben und reihenweise die Tussis flachlegen, die von Ballermännern ganz schön angetörnt werden. Ich meine also, dass Bond Gewalt glorifiziert und Uncle Sam (und anderen) hilft, stets an ausreichend Frischfleisch für ihre Kriege zu kommen. (Außerdem hält eine 'Bond-verseuchte' Heimatfront, die auch noch Nationalstolz für etwas anderes als nützliche Volksverdummung hält, länger still, wenn sich die Berichte von Gräueltaten 'ihrer Jungs' im Ausland häufen.Ich habe mir gerade "Crown of Slaves" aus dem Internet runtergeladen und die erste Seite überflogen. Mein sprachlicher Ad-hoc-Eindruck: Das ist Fließbandprosa, durchaus handwerklich geschickt, aber auch zumindest auf die Dauer für mich langweilig. Inhaltlich kann ich natürlich wenig zu dem Buch sagen. Dass Anton der Klischee-Typ 'brummiger-gutherziger-Kleiderschrank' zu sein scheint, kann sich natürlich im weiteren Verlauf noch ändern. Was mich eigentlich meist davon abhält, Bücher wie dieses zu lesen, ist wirklich vor allem die Sprache (sowie halt die inhaltlichen Klischees). Jeder von uns kann in seinem Leben nur einen winzigen Bruchteil aller lesenswerten Bücher kennen lernen. Also wählen wir alle aus. Mein Problem ist: Wenn mir schon die Sprache bestenfalls austauschbar vorkommt, sollten mich zumindest die Inhalte interessieren. Je älter ich nun werde, desto mehr möchte ich entweder reale Personen bei der Lektüre vor Augen haben oder aber auf ästhetisch ansprechende Weise für den Mangel an solchen Charakteren entschädigt werden. (Ich habe zum Beispiel vor einigen Wochen ein Buch von Patricia McKillip gelesen, "Ombria in Shadow". Das war von der ersten Seite an ein realitätsfernes Erlebnis, sozusagen Theatralik pur, aber sprachlich wie atmosphärisch gekonnt dargeboten.)Noch ein kurzes Geständnis: Ich lese auch nicht nur 'intellektuell tiefschürfende' Romane. Ich lese häufig mal ein Kinder-/Jugendbuch (derzeit nebenbei E. Nesbits "The Railway Children") oder klassische Trivial-SF (in den letzten 2-3 Jahren z.B. Edgar Rice Burroughs, Andre Norton oder Frühwerke von John Brunner). Die alten SF-Sachen sind dann durchaus auch 'abenteuerlich', aber wenigstens nach 150-200 Seiten wieder zu Ende - und sprachlich so schlicht, dass ich mich überhaupt nicht nennenswert konzentrieren muss. (Außerdem ist etwa Burroughs so schlecht und antiquiert, dass man das schon wieder lustig finden kann.)Hm, ich habe soeben die Zeilen oben auf Tippfehler durchgelesen und gemerkt, dass ich, wie oft, ziemlich besserwisserisch klinge. Andererseits ist hoffentlich klar (?), dass ich nur sagen will, wie es mir mit Literatur ergeht. Wenn ich sage, XY ist schlecht, kann natürlich jeder anderer Meinung sein. Ich will dann letztlich auch immer nur sagen, dass ich XY nicht mag - und nicht, dass andere Leute gleicher Meinung sein müssen.Und, ein letztes: Natürlich hat Rupert recht, dass man nichts über Leute schreiben sollte, was man ihnen nicht auch ins Gesicht sagen würde. An diesen Grundsatz halte ich mich in aller Regel auch (letztes Jahr habe ich, glaube ich, in einer Rezi mal Dean Koontz beleidigt, aber das war wirklich eine Ausnahme).Gruß, RainerP.S.: Da fällt mir doch noch was ein. Die willkürlichen deutschen Titelbilder sind vielleicht noch ein Grund, häufiger zu (oft auch noch preiswerteren) Originalausgaben zu greifen. Außerdem sind die Übersetzungen in den letzten 25-30 Jahren bei Heyne und Co. sicher besser geworden, ich erinnere mich aber noch, mal bei dem deutschen Schriftsteller Arno Schmidt (der sich über lange Jahre mit Übersetzen über Wasser hielt) sinngemäß gelesen zu haben: "Deutsche Übersetzungen sollten nicht mehr als 10 % länger sein als das englische Original. Ansonsten kann man pauschal davon ausgehen, dass die Übersetzung schlecht ist." Ich glaube, dieses Kriterium halten viele Übersetzungen heute noch nicht ein. R.

#26 Martin Stricker

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Geschrieben 17 Mai 2008 - 00:58

@shugal [war das nicht der Dorfzauberer aus "The Flying Sorcerers"?]

Nein. Der hieß Shoogar. Shugal ist mein Rollenspielcharakter. Und als Username üblicherweise noch frei. ;)

Uiuiui, da habe ich mit einem meiner gelegentlichen hochnäsigen Ausbrüche doch einige Reaktionen provoziert. Auf so ausführliche Bemerkungen Deinerseits muss ich dann, denke ich, auch noch mal antworten.

Danke! Dann werde ich mich mal revanchieren. ;)

Zuerst vielleicht erklärend: Ich lehne es durchaus nicht ab, Bücher mit gewalttätigen Inhalten zu lesen. Zurzeit etwa liege ich in den letzten Zügen von Christopher Priests "The Separation", in dem es nicht zuletzt um den Luftkrieg 1940-1 geht. In diesem Buch bekommt man aber nie den Eindruck, dass Bombercrews tolle Typen und ihre Einsätze etwas anderes als - im besten Fall - notwendiger Mord sind. Gegen solche 'Military SF' habe ich durchaus nichts einzuwenden. Was mich mit wachsendem Alter zunehmend nervt, sind Bücher/Filme, die Gewalt als Abenteuer verkaufen - und das tun auch viele Werke, die vorgeblich kritisch sind. Als gewaltverherrlichende Beispiele würde ich da auch James-Bond-Filme nennen (obwohl Dudikoff, Seagal und Co. natürlich ungleich platter vorgehen). Die Ironie in Bond-Filmen besagt für meinen Geschmack nur: a) "Hey, bin ich nicht ein cooler Film" und http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/cool.png "Ich weiß, fast den gleichen Film habt ihr, liebe Zuschauer, schon 20 Mal gesehen." Jenseits der Ironie geht es bei Bond immer noch um Männerphantasien, in denen wir dank Ballermann die Kontrolle über unser Leben haben und reihenweise die Tussis flachlegen, die von Ballermännern ganz schön angetörnt werden. Ich meine also, dass Bond Gewalt glorifiziert und Uncle Sam (und anderen) hilft, stets an ausreichend Frischfleisch für ihre Kriege zu kommen. (Außerdem hält eine 'Bond-verseuchte' Heimatfront, die auch noch Nationalstolz für etwas anderes als nützliche Volksverdummung hält, länger still, wenn sich die Berichte von Gräueltaten 'ihrer Jungs' im Ausland häufen.

Ich verstehe Deine Argumentation, aber ich halte Deine Schlußfolgerung für falsch. Es handelt sich hier um *Unterhaltung*, die sich dem Zeitgeist anpaßt. Will heißen: Military SF spiegelt (die gute reflektiert darüber) die Stimmung vor allem in den USA wider, sie dient nicht der Propaganda (gut, Ausnahmen mögen die Regel bestätigen, ich kenne nicht alles, was in dem Bereich veröffentlicht wird). Bei Realfilmen wie James Bond ist die Identifikationsgefahr größer als bei Büchern, die meiner Meinung nach deutlicher als Fiktion empfunden werden. Ich weiß, daß es Leute gibt, die Fiktion für wahr halten und sich davon leiten lassen, auch wenn das für mich nicht verständlich ist. Dafür die Fiktion verantwortlich zu machen ist meiner Meinung nach falsch, denn der Fehler liegt bei den dummen Rezipienten. *Dagegen* muß man etwas tun. Außerdem ist nach meinem Verständnis nicht falschverstandener Nationalismus der Hauptgrund für US-Soldaten, sich freiwillig zu melden, sondern Arbeitslosigkeit, Armut, soziale Zwänge und die Einbürgerungsmöglichkeit. Meine Behauptung: Würde die Situation der Unterschicht in den USA signifikant verbessert, würden die Rekrutierungszahlen der US-Streitkräfte stark einbrechen.

Ich habe mir gerade "Crown of Slaves" aus dem Internet runtergeladen und die erste Seite überflogen. Mein sprachlicher Ad-hoc-Eindruck: Das ist Fließbandprosa, durchaus handwerklich geschickt, aber auch zumindest auf die Dauer für mich langweilig. Inhaltlich kann ich natürlich wenig zu dem Buch sagen. Dass Anton der Klischee-Typ 'brummiger-gutherziger-Kleiderschrank' zu sein scheint, kann sich natürlich im weiteren Verlauf noch ändern.

Er ist auch intelligent und kann fies werden. ;) Gut gefällt mir an dem Buch, daß Web Du Havel erst seine politischen Theorien vorstellt (die durchdenkenswert sind), um sie später auf nicht unbedingt saubere Weise in die Realität umzusetzen. Dabei gibts kräftig Seitenhiebe auf die US-Gesellschaft und eine ordentliche Portion Humor, ohne daß der die Schrecken relativiert. Siehe auch meine Rezi zum Buch.

Was mich eigentlich meist davon abhält, Bücher wie dieses zu lesen, ist wirklich vor allem die Sprache (sowie halt die inhaltlichen Klischees). Jeder von uns kann in seinem Leben nur einen winzigen Bruchteil aller lesenswerten Bücher kennen lernen. Also wählen wir alle aus. Mein Problem ist: Wenn mir schon die Sprache bestenfalls austauschbar vorkommt, sollten mich zumindest die Inhalte interessieren. Je älter ich nun werde, desto mehr möchte ich entweder reale Personen bei der Lektüre vor Augen haben oder aber auf ästhetisch ansprechende Weise für den Mangel an solchen Charakteren entschädigt werden. (Ich habe zum Beispiel vor einigen Wochen ein Buch von Patricia McKillip gelesen, "Ombria in Shadow". Das war von der ersten Seite an ein realitätsfernes Erlebnis, sozusagen Theatralik pur, aber sprachlich wie atmosphärisch gekonnt dargeboten.)

Für mich ist SF in erster Linie *Unterhaltung*. Sie sollte interessant, spannend und gut geschrieben sein und Denkimpulse geben, aber ich habe keine Lust, mir mit dem erhobenen Zeigefinger im Gesicht herumfuchteln zu lassen oder jeden Satz dreimal lesen zu müssen, bis ich erahnen kann, was das heißen soll. Das ertrage ich hin und wieder in kurzen wissenschaftlichen Aufsätzen. ;) Vielleicht bin ich zu blöd und/oder zu faul dazu, sowas zur Unterhaltung zu ertragen, aber wenigstens bin ich glücklich. :rofl1: Gute Sprache heißt übrigens noch lange nicht gutes Buch. Das Buch, über das ich mich bislang am meisten geärgert habe, war "Ende gut" von Sibylle Berg (meine Rezi dazu). Die Sprache ist unglaublich gut, aber der Inhalt - Gejammer. Deprimierend, langweilig, nervtötend. Nicht das, was ich mir in meiner Freizeit antun möchte. Mein Problem mit diesem Buch ist, daß es gute Ansätze hat (Sprache, messerscharfe Beobachtungen), die aber miserabel rübergebracht werden. Welche SF-Bücher würdest Du denn empfehlen, weil sie Dir gefallen? Ich würde mir gern einige Deiner Vorschläge durchlesen!

Noch ein kurzes Geständnis: Ich lese auch nicht nur 'intellektuell tiefschürfende' Romane. Ich lese häufig mal ein Kinder-/Jugendbuch (derzeit nebenbei E. Nesbits "The Railway Children") oder klassische Trivial-SF (in den letzten 2-3 Jahren z.B. Edgar Rice Burroughs, Andre Norton oder Frühwerke von John Brunner). Die alten SF-Sachen sind dann durchaus auch 'abenteuerlich', aber wenigstens nach 150-200 Seiten wieder zu Ende - und sprachlich so schlicht, dass ich mich überhaupt nicht nennenswert konzentrieren muss. (Außerdem ist etwa Burroughs so schlecht und antiquiert, dass man das schon wieder lustig finden kann.)

Womit Du Dir selbst widersprichst. ;) Was nur menschlich ist, auch ich kenne Bücher und Filme, die so schlecht sind, daß sie schon wieder gut sind...

Hm, ich habe soeben die Zeilen oben auf Tippfehler durchgelesen und gemerkt, dass ich, wie oft, ziemlich besserwisserisch klinge. Andererseits ist hoffentlich klar (?), dass ich nur sagen will, wie es mir mit Literatur ergeht. Wenn ich sage, XY ist schlecht, kann natürlich jeder anderer Meinung sein. Ich will dann letztlich auch immer nur sagen, dass ich XY nicht mag - und nicht, dass andere Leute gleicher Meinung sein müssen. Und, ein letztes: Natürlich hat Rupert recht, dass man nichts über Leute schreiben sollte, was man ihnen nicht auch ins Gesicht sagen würde. An diesen Grundsatz halte ich mich in aller Regel auch (letztes Jahr habe ich, glaube ich, in einer Rezi mal Dean Koontz beleidigt, aber das war wirklich eine Ausnahme).

Ja, ich glaube, jetzt verstehe ich Deine Herangehensweise. Vielen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen! Vermutlich werden wir uns darauf einigen, unterschiedlicher Meinung zu sein. :rofl1: Was das "besserwisserisch klingen" angeht, das liegt am "kategorischen Indikativ" (um das mal ein wenig auf die Schippe zu nehmen). Versuche, hin und wieder im Text einzustreuen, daß das Deine Meinung ist. Das klingt dann gleich ganz anders. :rofl1:

P.S.: Da fällt mir doch noch was ein. Die willkürlichen deutschen Titelbilder sind vielleicht noch ein Grund, häufiger zu (oft auch noch preiswerteren) Originalausgaben zu greifen. Außerdem sind die Übersetzungen in den letzten 25-30 Jahren bei Heyne und Co. sicher besser geworden, ich erinnere mich aber noch, mal bei dem deutschen Schriftsteller Arno Schmidt (der sich über lange Jahre mit Übersetzen über Wasser hielt) sinngemäß gelesen zu haben: "Deutsche Übersetzungen sollten nicht mehr als 10 % länger sein als das englische Original. Ansonsten kann man pauschal davon ausgehen, dass die Übersetzung schlecht ist." Ich glaube, dieses Kriterium halten viele Übersetzungen heute noch nicht ein.

Nach meinen Erfahrungen ist eine einigermaßen originaltextnahe Übersetzung eher 30% länger als der englische Text. Gerade wenn es um Kommunikation und Körpersprache geht, ist Englisch sehr prägnant. Eine schmidtsche Übersetzung ist also entweder originalfern oder gekürzt. Eine freie Übersetzng hat ihre Vorteile, ist dann aber deutlich unterschiedlich zum Original, es ist eher eine Interpretation oder Nacherzählung denn eine Übersetzung. Ich lese Bücher gern im englischen Original, habe bislang aber noch nie dasselbe Buch in beide Sprachen gelesen, so daß ich keine Vergleiche ziehen kann. Wenn ein Buch auf Deutsch erscheint, hole ich es mir in Deutsch, weil ich Deutsch immer noch deutlich schneller lesen kann als Englisch. Vielen Dank für Deine detaillierten Antworten! Ich hätte Lust, die Diskussion fortzusetzen.

Bearbeitet von shugal, 17 Mai 2008 - 01:00.


#27 Diboo

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Geschrieben 17 Mai 2008 - 07:08

Ich weiß, das ist schlechter Stil, aber andererseits habe ich alles, was mir zu diesem Thread einfällt, halt gerade in einem längeren Essay für die letzte Ausgabe von "phantastisch" geschrieben, auf den ich einfach nur hinweisen möchte. Und wer Weber nicht mag, dem kann ich leider nur beipflichten, dass die späteren HH-Romane viel Geschwurbel enthalten. Ich bin der Meinung, dass Mike Shepherds Kris Longknife-Romane mittlerweile die besseren Harringtons sind.

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#28 †  a3kHH

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Geschrieben 17 Mai 2008 - 09:00

Obwohl unsere Ansichten teilweise übereinstimmen, diskreditierst Du Dich mit vielen Deiner Aussagen derartig selber, daß man dies nicht unkommentiert stehenlassen kann.

Zuerst vielleicht erklärend: Ich lehne es durchaus nicht ab, Bücher mit gewalttätigen Inhalten zu lesen. Zurzeit etwa liege ich in den letzten Zügen von Christopher Priests "The Separation", in dem es nicht zuletzt um den Luftkrieg 1940-1 geht. In diesem Buch bekommt man aber nie den Eindruck, dass Bombercrews tolle Typen und ihre Einsätze etwas anderes als - im besten Fall - notwendiger Mord sind. Gegen solche 'Military SF' habe ich durchaus nichts einzuwenden.

So etwas wie notwendigen Mord gibt es nicht ! Wenn Du auch nur annähernd die Gewalt-Diskussionen in Literatur und Film der letzten 50 Jahre verfolgt hättest, wäre Dir zumindestens das klar. Sogar frühe "Gewalt-Ikonen" wie John Wayne haben dazu am Ende ihres Lebens einen deutlichen Kommentar abgegeben.

Was mich mit wachsendem Alter zunehmend nervt, sind Bücher/Filme, die Gewalt als Abenteuer verkaufen - und das tun auch viele Werke, die vorgeblich kritisch sind. Als gewaltverherrlichende Beispiele würde ich da auch James-Bond-Filme nennen (obwohl Dudikoff, Seagal und Co. natürlich ungleich platter vorgehen). Die Ironie in Bond-Filmen besagt für meinen Geschmack nur: a) "Hey, bin ich nicht ein cooler Film" und ;) "Ich weiß, fast den gleichen Film habt ihr, liebe Zuschauer, schon 20 Mal gesehen." Jenseits der Ironie geht es bei Bond immer noch um Männerphantasien, in denen wir dank Ballermann die Kontrolle über unser Leben haben und reihenweise die Tussis flachlegen, die von Ballermännern ganz schön angetörnt werden. Ich meine also, dass Bond Gewalt glorifiziert und Uncle Sam (und anderen) hilft, stets an ausreichend Frischfleisch für ihre Kriege zu kommen. (Außerdem hält eine 'Bond-verseuchte' Heimatfront, die auch noch Nationalstolz für etwas anderes als nützliche Volksverdummung hält, länger still, wenn sich die Berichte von Gräueltaten 'ihrer Jungs' im Ausland häufen.

Wie wäre es, wenn Du Deinen Anti-Amerikanismus woanders ablässt ? Daß Bond nichts mit den US of A zu tun hat, sollte sogar einem Bond-Hasser klar sein. Von daher sind Deine Folgerungen amüsant-absurd und zeigen nur, daß Deine Vorurteile Deine Kritikfähigkeit bei weitem übersteigen.

Außerdem sind die Übersetzungen in den letzten 25-30 Jahren bei Heyne und Co. sicher besser geworden, ich erinnere mich aber noch, mal bei dem deutschen Schriftsteller Arno Schmidt (der sich über lange Jahre mit Übersetzen über Wasser hielt) sinngemäß gelesen zu haben: "Deutsche Übersetzungen sollten nicht mehr als 10 % länger sein als das englische Original. Ansonsten kann man pauschal davon ausgehen, dass die Übersetzung schlecht ist." Ich glaube, dieses Kriterium halten viele Übersetzungen heute noch nicht ein.

Was für ein Schwachsinn ! Da die deutsche Sprache sich wesentlich von der angloamerikanischen Ausdrucksweise unterscheidet, ist ein solches "Bonmot" nur als großkotziges Aufspielen eines Besserwissers und Möchtegern-Gurus anzusehen. Paradebeispiel für die Fragwürdigkeit dieser "Ansicht" sind die Gor-Übersetzungen. Man vergleiche etwa bei Gor 1 die ersten 10 Absätze.

#29 raps

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Geschrieben 17 Mai 2008 - 15:24

@ shugalSchönen Dank für die ausführliche Entgegnung!Zuerst noch mal sicherheitshalber eine Wiederholung: Ich schreibe oft, "dies und dies ist so und so" und will damit doch nur meine Meinung ausdrücken. Ich lasse sehr oft die Ergänzung "meiner Meinung nach" weg, weil das auf die Dauer ganz schön nervig ist (meiner Meinung nach) und ich mir denke, wir wissen ja alle, dass wir nicht immer die Weisheit mit Löffeln gefressen haben und es zu jeder Ansicht viele vertretbare Gegenmeinungen geben kann..Jetzt aber zu Deiner Entgegnung:Wenn ich behaupte, die Art und Weise, wie wir in unserer (Populär)kultur mit Gewalt umgehen, beeinflusse unser Handeln im Alltag, so ist das natürlich ein Thema, über das die Öffentlichkeit und die Wissenschaftler seit langem streiten. Mein Wissen auf diesem Gebiet ist auch bestenfalls rudimentär. Mir fällt nur auf, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, erschossen zu werden, in den USA 100 Mal so groß ist wie in Japan. [Vielleicht schieße ich mir argumentativ gerade selbst ins Bein, weil japanische Mangas etwa sicher auch einiges an Gewalt aufweisen. Es gibt natürlich mehr als einen Grund, wenn ein Volk statistisch ziemlich gewalttätig ist.]Nationalstolz halte ich im Übrigen wirklich für eine gefährliche Sache. 2 Gründe fallen mir spontan ein:1.) Als die USA in den Irak einmarschierte, war die sofortige Reaktion weiter Bevölkerungsteile, "to rally behind the President", wie es immer wieder im TV hieß. Das wirkte auf mich wie falsch verstandener Patriotismus der Sorte Ich-schalte-jetzt-mal-bis-auf-weiteres-mein-Gehirn-ab.2.) Während der WM 2006 führte irgendeine Hochschule in Bielefeld eine Untersuchung unter Fußballfans durch, die zu dem Ergebnis kam, dass Leute, deren Nationalstolz im Verlauf der Spiele zunahm, gleichzeitig statistisch spürbar weniger Achtung vor demokratischen Werten hatten.Alles, was Du über die sozialen Gründe aussagst, wegen derer Leute aus ärmeren Schichten zur Armee gehen, kann ich natürlich nur voll unterschreiben.Jetzt zum literarischen Geschmack: Idealerweise sollte mir ein fiktionaler Text klischeearme (und ästhetisch 'schöne') Sprache sowie gleichzeitig intelligente Inhalte bieten. Unterhalten will ich natürlich dabei auch werden - wie alle Leser.Zu meinen Lieblings-SF-Büchern würde ich spontan u.a. folgende zählen (ich vergesse bei so was immer die Hälfte):Angus Wilson - Die alten Männer im Zoo; Michael Coney - Flut; Cormac McCarthy - Die Straße; Pamela Sargent - Das Ufer der Frauen; Nancy Kress - Fremdes Licht; C.J. Cherryh - Der Biss der Schlange; Owen Sheers - Resistance; Terry Carr - Cirque; Ursula K. LeGuin - Planet der Habenichtse.Allgemein mag ich oft Romane von Leuten, die literarisch etwas wagen (auch wenn sie dabei ins Straucheln kommen). Darum gefallen mir etwa frühe Bücher von Michael Bishop (etwa "Die Jahre in den Katakomben") oder Romane von Adam Roberts (z.B. "Salt"). Meiner Liste hast Du aber sicher angesehen, dass einiges darauf durchaus literarisch leichtgewichtig ist. Mir gefallen oft Bücher, die klar der U-Literatur zuzurechnen sind.Dass Du auf den 'abenteuerlichen' Charakter der von mir am Ende erwähnten Bücher hinweist, ist völlig richtig. Ich habe sie aber auch extra deshalb erwähnt, weil ich nicht behaupte, konsequent zu sein. Allgemein scheint es mir beim Thema Gewalt so zu sein, dass ich die eher ertrage, je abstrakter sie daherkommt (Slapstick-Gewalt bei Terry Pratchett etwa ist meist okay; bei Tolkien schlucke ich schon ob der entmenschlichten Orks, bin dann im Kino beim Angriff der Reiter von Rohan vor Minas Tirith aber fast aufgestanden, um für mein Pferd leichter zu sein - peinlicher Rückfall, schluck).Zum Thema Übersetzungen: Ich halte eigentlich eine Menge von Schmidts Sachverstand. Nachdem ich seine Behauptung gelesen hatte, habe ich mir mal die alte LeGuin-Übersetzung von "The Dispossessed" angesehen. Die war auf der ersten Seite für meinen Geschmack damals nicht nur korrekt, sondern die gesamte Übersetzung letztlich 10 Prozent länger als das Original.Die Frage "Deutsch oder Englisch lesen?" würde ich von Fall zu Fall beantworten. Wichtig als Kriterium wäre sicher der Schreibstil des Autors. Tendenziell würde ich sagen: Je literarischer das Buch, desto eher im Original.@a3kHHAlfred, ich glaube, Du hast mich missverstanden. Ich habe nicht behauptet, dass es so etwas wie einen "notwendigen" Mord gibt. Ich wollte nur ausdrücken, dass Bomber Harris und Winston Churchill gewiss damals das englische Massenbombardement als nötig verteidigten und dass ich mir nicht sicher bin, ob unter gewissen Umständen (Tyrannenmord?) Mord nicht doch im Extremfall das kleinere Übel sein kann.Weiter halte ich mich nicht für einen Anti-Amerikanisten. Ich benutze das Beispiel USA nur, weil wir alle es kennen. Und auch James Bond habe ich nur benutzt als ein beliebiges Beispiel von vielen.Deinen Satz "Was für ein Schwachsinn" deute ich mal so wie die Art von Aussage, die ich auch manchmal von mir gebe, wenn ich so richtig in Fahrt bin - also als eine subjektive Meinungsäußerung, die, um sich nicht ständig zu wiederholen, das "Meiner Meinung nach" weglässt. :P Gruß, Rainer

#30 †  a3kHH

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Geschrieben 17 Mai 2008 - 17:44

Alfred, ich glaube, Du hast mich missverstanden. Ich habe nicht behauptet, dass es so etwas wie einen "notwendigen" Mord gibt. Ich wollte nur ausdrücken, dass Bomber Harris und Winston Churchill gewiss damals das englische Massenbombardement als nötig verteidigten und dass ich mir nicht sicher bin, ob unter gewissen Umständen (Tyrannenmord?) Mord nicht doch im Extremfall das kleinere Übel sein kann.

Never ever ! Gewalt ist niemals das richtige Mittel, sondern nur eine Zuflucht derjenigen, die zu anderen Wegen unfähig sind. Mord, auch Tyrannenmord, ist niemals zu rechtfertigen. Jeder, der diesen Weg geht, begibt sich sozusagen "auf die dunkle Seite der Macht". Das heisst nicht, daß ich diesen besseren Weg gehen kann, im Gegenteil, ich würde selbst aus Überzeugung den falschen Weg gehen - im Bewusstsein, das er falsch ist und ich mich damit selbst aus der Gesellschaft ausgrenze.


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