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GOLEM Jahrgang 2009


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8 Antworten in diesem Thema

#1 ShockWaveRider

ShockWaveRider

    verwarnter Querulant

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Geschrieben 15 Juli 2009 - 15:58

Hier kommen meine Notizen zu den GOLEM-Ausgaben des Jahrgangs 2009 rein.
Bislang erschienen sind die Ausgaben 87 und 88.
Das Magazin, ein Ableger von kurzgeschichten.de, widmet sich der gesamten Spannbreite der phantastischen Literatur, nicht nur der SF. Man findet also auch Horror, Mystery oder philosophische Spekulation.

Beide Ausgaben haben mir wieder je ein unterhaltsames Dreiviertelstündchen Lektüre verschafft.
Die Stories sind frech, gut geschrieben und originell.
GOLEM macht Spaß!

Im einzelnen:

GOLEM 87

Christine Nonnenmann: Außendienst
Hranulf und Bing, zwei Dämonen?/Vampire?, holen auf einem nächtlichen Streifzug die Seelen von Menschen ab, die sich wünschen, sich in Tiere zu verwandeln.
Bekannte Idee, süße Details, knackig geschrieben.

Lisa Lehmann: Ein Schrebergarten auf dem Mars
Clesta ist mit den meisten anderen Menschen auf den Mars ausgewandert, Ray auf der Erde geblieben. Die beiden stehen weiterhin in Kontakt. Da entdeckt Clesta in ihrem Garten Schmetterlinge.
Hintergründe bleiben unklar, Ray schwer nachvollziehbar, immerhin ordentlich geschrieben.

Frederic Brake: Dämonenfrust
Ein Dämon der Hölle wird von einem mittelalterlichen Möchtegern-Gelehrten beschworen; er soll ihm eine schöne Frau bringen. Was den Dämon irgendwann nervt.
Süße Glosse auf Faust u.ä., niedliche Seitenhiebe, böse, böse!

Sami Salamé: Die Möglichkeit einer Stadt
Zowy, Freund von Fran, träumt von einer Stadt mit Sty, der Prostituierten Sarah und dem Gelehrten Ursus, der in einem Hörsaal über Zowy und Fran doziert.
Nette Etüde auf Schopenhauer-Zitat, mit Salaméscher Sprachgewalt geschrieben, liefert nebenbei einen Mythos über die Erschaffung Gottes.

Uwe Post: Jahresrückblick auf die SF 2008
Uwe lässt seine Lektüre deutschsprachiger Neuerscheinungen aus dem Jahr 2008 Revue passieren. Die Ausbeute ist gemischt, aber nicht enttäuschend.


GOLEM 88

Ralf Noetzel: Faster Pussycat! Krill ... Krill ...
Drei junge, sangriagesättigte Frauen begeben sich in Malle an einen Strand. Dort werden sie mit Krabbensalven beschossen. Warum wagen sich die Wale so nah ans Ufer?
Klassischer Horror, aber knackig geschrieben!

Stephanie Kißling: Hinter Türen
Ben, Niko und die Protagonistin verschanzen sich in einem Raum. Sie sind die mutmaßlich letzten Menschen auf der Welt und wollen der Veränderung widerstehen. Die Heldin erinnert sich an ihre manisch-depressive Schwester, die aus Angst vor ihrem Vater Selbstmord beging. Da beginnt bei Ben die Wandlung.
Typisches Endzeitszenario, ganz anrührend geschrieben, aber die Komponenten fügen sich nicht zu einem Ganzen. Trotzdem gelungene Fingerübung!

Stephan Ries: Oma geht online
Die lebenslustige und manchmal obszöne Oma erkrankt an Alzheimer. Einige implantierte Sonden lesen nach und nach ihre Erinnerungen aus, so dass sie per WLAN-Schnittstelle für sie zugänglich werden. Doch als sie schließlich einen Computer erhält, um ihre aktuellen Erlebnisse der Datenbank zuzufügen, verändert sie sich zusehend.
Tolle Idee, saubere Studie über Identität, in Details manchmal nicht stimmig (warum funktionieren alle Implantate stets nur in einer Richtung?), aber bildhaft und atmosphärisch dicht geschrieben. Die Story lotet viele Gefühlslagen von Situationskomik bis Trauer aus - und das überzeugend!

Frederic Brake: Meer der Ruhe
Auf einer Mondstation schreibt der letzte überlebende Mensch einen Brief an seine Frau auf der Erde. Er ist nur noch von Androiden umgeben. Vom Mond aus hat er den 3. Weltkrieg mitverfolgen müssen, der nach und nach alles menschliche Leben auf dem blauen Planeten ausrottete.
Bekanntes Setting, trotz Betroffenheitsfalle sehr einfühlsam und anrührend geschrieben.

Gruß
Ralf,
freut sich auf die nächsten GOLEMs

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ShockWaveRiders Kritiken aus München
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Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
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  • (Buch) gerade am lesen:K. Abelmann, D. Max, H. Skai (Hg.) "wie der PUNK nach hannover kam"
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#2 Susanne11

Susanne11

    Temponaut

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Geschrieben 28 Juli 2009 - 14:56

Hier kommen meine Notizen zu den GOLEM-Ausgaben des Jahrgangs 2009 rein. Bislang erschienen sind die Ausgaben 87 und 88. Das Magazin, ein Ableger von kurzgeschichten.de, widmet sich der gesamten Spannbreite der phantastischen Literatur, nicht nur der SF. Man findet also auch Horror, Mystery oder philosophische Spekulation. Gruß Ralf, freut sich auf die nächsten GOLEMs

Wo erscheint das Magazin?

#3 Diboo

Diboo

    Kaisertentakel

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Geschrieben 28 Juli 2009 - 15:04

Wo erscheint das Magazin?

Beim SFC THUNDERBOLT. http://thunderbolt.de/wordpress/

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

Mein Blog
 


#4 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

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Geschrieben 28 Juli 2009 - 16:00

"Offizieller" Link: http://golem.thunderbolt.de Wenn eine neue Ausgabe erscheint, posten wir das auch immer hier im Forum, zuletzt hier.
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#5 Frederic Brake

Frederic Brake

    Fabulator

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Geschrieben 07 August 2009 - 13:57

Da bedanke ich mich doch ganz artig für die freundliche Besprechung der beiden GOLEM-Ausgaben.Herzlichen Dank.lgFrederic
I was lying in my bed the other night and looked up to the stars and thought:
who the hell took my roof and ceiling?

#6 ShockWaveRider

ShockWaveRider

    verwarnter Querulant

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Geschrieben 05 Januar 2010 - 11:33

Der Vollständigkeit halber meine Notizen zur letzten GOLEM-Ausgabe im Jahre 2009:

GOLEM 89

Guido Seifert: Die silberne Dose

Leo Cazardieu, Priestername Soaschjant, gründet die Sekte der Neozoroastrier. Bevor (außeriridische?) Religionsreiniger zuschlagen können, verabreicht er seinen Jünger das Pulver aus der silbernen Dose.
Interessantes Psychogramm eines Sektenführers und wie es zu kollektivem Selbstmord kommen kann. Die Story wirkt aber etwas unzusammenhängend und enthält zu viele erklärende Abschnitte.

Christine Nommenmann: Das freundliche alte Haus

Rahun soll ein altes terranisches, zum Abbruch freigegebenes Haus für ein extraterrestrisches Freilichtmuseum retten. Aber sein Sprechgerät ist defekt.
Nette Idee, solide und lebhaft geschrieben, aber letztlich nicht mehr als eine nette Glosse.

Niklas Peinecke: Der Inhalt einer Box

In einer Schachtel lagern Filme von einem Piloten, der auf einem Flug einem leuchtenden zigarrenförmigen Objekt begegnet. Solch ein Ding nistet sich später in seiner Wohnung ein und entwickelt Pseudopodien in bekannter Form.
Der wissenschaftlich-distanzierte Stil lässt die Ungeheurlichkeit der Ereignisse erst richtig wirken. Eine gelungene Fingerübung von Niklas!

Daniela Wolf: Notwendigkeit eines Krieges

In der Zukunft kann man aus Gewalt Strom erzeugen. Doch es finden sich immer weniger Leute bereit, sich im Kraftwerk gegenseitig die Fresse zu polieren.
Gekünstelte Idee, sprachliche Ungeschicklichkeiten, Actionszenen sollten man nicht mit Schachtelsätzen beschreiben.

Peter Nuhn: Irgendwie beige

Der namenlose Protagonist kann Schmerzen aus Seelen löschen wie ein Tintenkiller. Wir erleben ihn bei einem typischen Fall.
Interesante Idee, gelungener Schnodderstil, Visualisierungen mit den Fäden klasse. Für eine bessere Bewertung fehlt nur etwas Tiefgang - der aber wohl gar nicht beabsichtigt war.

Fazit: Insgesamt eine gute Ausgabe. Überzeugen konnten die Beiträge von Peinecke und Nuhn.

Gruß
Ralf

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#7 Guido Seifert

Guido Seifert

    Biblionaut

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Geschrieben 05 Januar 2010 - 16:45

Guido Seifert: Die silberne Dose

Bevor (außeriridische?) Religionsreiniger [...]

Die Story [...] enthält zu viele erklärende Abschnitte.

Sollte man als Autor, wenn eine Leser-Frage an das Geschichtlein auftaucht, nicht eher fürchten, zu wenig erklärt zu haben? Mal überlegen ...: Mm - ich schätze, ich bleib doch lieber bei meiner Ökonomie. Und finde mich peu à peu damit ab, nur wenige passende Leser zugeteilt bekommen zu haben.

"Die silberne Dose" enthält - wie jede meiner Stories - alles zum Verständnis Nötige. Zitat:

„Daeva Modulo!“, rief Saoschjant, und sein Angesicht rötete sich im Zorn. „Wie hämmerten die Schmiede, wie glühten die Essen! Welch langes und eitles und übereifriges Werk! Und wir Menschen, die ihn erschufen, müssen ihn nun fürchten, den vielgeteilten Dämon!

Gruß, Guido

#8 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 05 Januar 2010 - 18:17

Sei nicht traurig, Guido, es ist schon alles da. Mir gefällt die Geschichte um Längen besser als "Gangster sind die besten", sowohl von der Idee, als auch von der Form. Ist sie eigentlich in demselben Universum angesiedelt wie die - äh - "KI-Dominanz"-Geschichten? Dir, Ralf, vielen Dank! Leser zu haben ist toll, aktive Leser sind noch besser.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#9 Guido Seifert

Guido Seifert

    Biblionaut

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Geschrieben 06 Januar 2010 - 16:29

Ist sie eigentlich in demselben Universum angesiedelt wie die - äh - "KI-Dominanz"-Geschichten?

Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Denkbar wäre es - dann allerdings weit in der Zukunft, nach dem Untergang der KI-Dominanz und dem Rückfall der Rest-Menschen in ein mythologisches Zeitalter ...

Gruß, Guido


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