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Soft SF und Geisteswissenschaften


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27 Antworten in diesem Thema

#1 simifilm

simifilm

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Geschrieben 21 Juli 2009 - 17:26

Anmerkung: Thread-Split aus "Umfrage der Woche Nr 01"

Nun, nach meinen Vorstellungen wäre er "geisteswissenschaftlich korrekt" - denn er ist nicht "geisteswissenschaftlich dumm", wie richtig oder falsch die dargestellten Zusammenhänge auch sein mögen. Es gibt in dem Roman keine "Blindheit" gegenüber dem Thema.

Nenn mich pingelig, aber in meinen Augen zeigst Du hier eigentlich schon, warum «geisteswissenschaftlich korrekt» als Kriterium unbrauchbar ist. Denn zuerst verwendest Du es als Gegensatz zu «geisteswissenschaftlich dumm», dann sagst Du wieder, dass es egal ist, ob die Zusammenhänge richtig oder falsch sind. «Korrekt» ist für mich aber synonym für «richtig» - da kriege ich dann wirklich Mühe, denn das heisst ja, dass ein «geisteswissenschaftlich korrekter» Roman durchaus «geisteswissenschaftlich falsch» sein kann. - Ich denke, ich verstehe schon, auf was Du hinaus willst, aber «Korrektheit» oder «Richtigkeit» scheint mir hier wirklich ein mehr als unglücklicher Begriff.

Ich denke, eine gewisse Spielerei mit Modellen sollte in der Literatur ja grundsätzlich erlaubt sein - sogar mit Modellen, die in der Wirklichkeit überholt sind. Für mich lege der entscheidende Faktor in dem, was ich oben angesprochen habe - in dem Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen Theorie, einem ausgearbeiteten, in sich kohärentem Modell - und offensichtlichem, unkohärentem Blödsinn, der weder mit der Wirklichkeit noch mit einem Modell etwas zu tun hat.

Aber eben: Damit bringst Du ein Qualitätsurteil ins Spiel.

Bearbeitet von Matthias, 22 Juli 2009 - 12:29.

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#2 Lomax

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Geschrieben 21 Juli 2009 - 17:54

Ich denke, ich verstehe schon, auf was Du hinaus willst, aber «Korrektheit» oder «Richtigkeit» scheint mir hier wirklich ein mehr als unglücklicher Begriff.

Ich denk eigentlich, wenn man versteht, was gemeint ist, ist es ein gut gewählter Begriff :lol:
Was bringt es, die Sache hinter sich zu lassen und nur noch um Begriffe zu diskutieren - also darüber, wie man einen Begriff verstehen oder missverstehen könnte, auch wenn es eigentlich keiner tut? Das kann man in der Praxis immer beliebig lange, weil es immer eine Möglichkeit gibt, eine Wortwahl misszuverstehen.

Aber eben: Damit bringst Du ein Qualitätsurteil ins Spiel.

Zugegeben. Aber weniger ein literarisches Qualitätsurteil, als eines, das man auch bei anderen Genreeingrenzungen finden kann: Zwischen "thematisieren" und "sträflich vernachlässigen". Es dürfte dir schwerfallen, eine Einteilung der anderen Subgenre-Kategorie zu finden, die nicht in ihrem Kern eine derartige simple Entscheidung in Bezug auf die Inhalte dieser Subgenres erfordert.

Abgesehen davon steht ja nicht nur "geisteswissenschaftliche Richtigkeit" in dem Fragebogen - sondern auch Hard bzw. Soft SF. Eigentlich sollte damit klar sein, wie's gemeint ist: Der Mensch und seine Technik oder Der Mensch und seine Mitmenschen. Und ich denke, Bezeichnung und Erklärung in Klammern ergänzen sich recht gut und werfen weniger Widersprüche auf, als sich die Subgenres auf der Liste ohnehin schon im Einzelfall überschneiden.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#3 molosovsky

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Geschrieben 21 Juli 2009 - 19:08

Äham {aufs Wiki-Pult klopfen}:

Soft science fiction, or soft SF, like its complementary opposite hard science fiction, is a descriptive term that points to the role and nature of the science content in a science fiction story. The term first appeared in the late 1970s and early 1980s and indicated SF based not on engineering or the "hard" sciences (for example, physics, astronomy, or chemistry) but on the "soft" sciences, and especially the social sciences (anthropology, sociology, psychology, political science, and so on).[1] Another sense is SF that is more concerned with character, society, or other speculative ideas and themes that are not centrally tied to scientific or engineering speculations. A third sense is SF that is less rigorous in its application of scientific ideas, for example allowing faster-than-light space travel in a setting that otherwise follows more conservative standards. In The Encyclopedia of Science Fiction, Peter Nicholls writes that "soft SF" is a "not very precise item of sf terminology" and that the contrast between hard and soft is "sometimes illogical."[2] In fact, the boundaries between "hard" and "soft" are neither definite nor universally agreed-upon, so there is no single standard of scientific "hardness" or "softness."

Schlage vor, kickt das ›Richtigkeit‹ oben und macht daraus: ›orientiert‹ oder ›ambitioniert‹. Hard SF = naturwissenschaftlich orientiert/ambitioniert; Soft SF = gesellschafts-/geisteswissenschaftlich orientiert/amitioniert. Oder wenn schon denn schon dann schon bitte die ›Richtigkeit‹ weiter konsequent anwenden, z.B.: New Wave = literarische Richtigkeit. Ein Schelm, wer Pöses dapei denkt. Grüße Alex / molo

Bearbeitet von molosovsky, 21 Juli 2009 - 19:09.

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#4 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 21 Juli 2009 - 19:43

Ich mach jetzt mal den alles auf Punktuation und Wortgenauigkeit prüfenden SF-Prof, molo (:lol:): "Amitioniert" finde ich mal wieder die Längen, mit denen hier irgendwelche semantischen Feinheiten diskutiert werden... Rettungsring! Rettungsring!

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

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#5 molosovsky

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Geschrieben 21 Juli 2009 - 19:49

(Hab ich wieder mal einen Fipptehler in der Gegend stehen lassen. Au weia)

Nee, Wortklaubereien müssen schon sein dürfen.
Gerade bei Diskussionen um Genre- und beschreibende Begriffe.
Solange die Diskutanten sich nicht bis an die Zähne ammunitioniert gegenübertreten und kaporres machen wollen, ist†™s doch gut, wenn Worte geklaubt werden. Dann liegen nicht so viele auf den Boden rum.

Grüße
Alex / molo

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#6 Lomax

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Geschrieben 21 Juli 2009 - 20:22

"Ambitioniert" find ich eigentlich durchaus am passendsten, weil es weder Richtigkeit noch ausschließliche Orientierung ausdrückt. Wenn es nur nicht diesen negativen Beiklang im Sinne von "versucht und nicht gelungen" hätte ... :wink2:
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#7 simifilm

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Geschrieben 21 Juli 2009 - 21:43

Ich mach jetzt mal den alles auf Punktuation und Wortgenauigkeit prüfenden SF-Prof, molo (:wink2:): "Amitioniert" finde ich mal wieder die Längen, mit denen hier irgendwelche semantischen Feinheiten diskutiert werden... Rettungsring! Rettungsring!

Dann sind das für Dich eben Wortklaubereien; für mein Ohr - und das ist immerhin das Ohr eines Menschen, der in Geisteswissenschaften promoviert hat - ist die Formulierung «geisteswissenschaftlich korrekt» schlicht und ergreifend Unsinn. Das heisst ausserhalb der SF nichts, und innerhalb der SF erst recht nichts.

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#8 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 21 Juli 2009 - 23:06

("Erst recht nicht" hat diese Detail-Diskussion etwas mit dem eigentlichen Thread-Thema zu tun. Bitte bewegt die Definition der Ethik der Geisteswissenschaften in einen neuen OT-Thread, oder zieht hier nun in 1-3 Posts ein finales Fazit. Bitte, bitte.)

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#9 Morn

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Geschrieben 21 Juli 2009 - 23:48

Mich würden Beispiele interessieren, die Du als "geisteswissenschaftlich korrekt" bezeichnen würdest.

Ich wuerde als Beispiel "The Left Hand of Darkness" von Le Guin waehlen. Es duerfte aber vermutlich schwerfallen, das als "korrekt" zu bezeichnen, da es so eine Gesellschaft auf der Erde nicht gibt. Nun scheint mir der Ausgangspunkt aber ein plausibles Modell zu sein. Es erscheint moeglich zu sein, dass es genauso ablaufen koennte. Insofern wuerde ich wagen, es als "geisteswissenschaftlich korrekt" zu bezeichnen. Auch Hard-SF ist ja nach unserem gegenwärtigen Wissensstand nicht "naturwissenschaftlich korrekt" (z.B. Ueberlichtgeschwindigkeit), aber man kann nicht ausschliesen, dass es doch eines Tages ein Ueberlichtantrieb geben wird. MMn wuerde auch "A Clockwork Orange" unter den Begriff fallen, da es moegliche Auswirkungen der geisteswissenschaftlichen Annahmen untersucht und es moeglich ist, dass die Annahmen richtig sind (wenn vielleicht auch nicht wahrscheinlich, da sie wohl zu sehr vereinfachen). (Bedeutet "Korrektheit" in den Wissenschaften - ausser in der Mathematik - nicht eigentlich sowieso "mit den Beobachtungen in Einklang"?) Waere "um geistes-/ naturwissenschaftliche Authentizitaet bemueht" besser?

#10 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 22 Juli 2009 - 00:02

Geschichten die versuchen (Geistes- oder Natur-) Wissenschaftlich korrekt zu sein, sind doch vor allem Geschichten die versuchen, den aktuellen Theorien und dem aktuellen Forschungsstand zu entsprechen. Konkurierende Theorien gibt es doch in allen Forschungsfelder, wie auch z. B. in der Archäologie oder der Anthropologie. Da können, in einer Geschichte verwendete Theorien, doch schon innerhalb weniger Jahre widerlegt sein. Fällt die Geschichte dann aus der Kategorie der "korrekten Hard- oder Soft SF wieder raus?Was ist, wenn ein Autor versucht, auf wissenschaftlich Korrekter Basis, die Theorie weiterzuspinnen? Ist sie dann falsch?

#11 simifilm

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Geschrieben 22 Juli 2009 - 05:36

("Erst recht nicht" hat diese Detail-Diskussion etwas mit dem eigentlichen Thread-Thema zu tun. Bitte bewegt die Definition der Ethik der Geisteswissenschaften in einen neuen OT-Thread, oder zieht hier nun in 1-3 Posts ein finales Fazit. Bitte, bitte.)

Wo war in diesem Thread denn von der Ethik der Geisteswissenschaften die Rede? :wink2:

Bearbeitet von simifilm, 22 Juli 2009 - 06:14.

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#12 molosovsky

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Geschrieben 22 Juli 2009 - 06:11

Korrekt kommt von ›richtig, einwandfrei, der gesellschaftlichen Norm entsprechend‹, im Slang auch ›Ausdruck der Freude & Zustimmung‹ (»Ey Alder, die Soft SF ist korrekt geischteswissenschaftlich«).Und ich stimme da Simi zu: auf Geisteswissenschaften bezogen klingt ›korrekt‹ schief. (Auch wenn es freilich z.B. korrekte und nicht korrekte geistesw. Aussagen gibt, wenn es z.B. um falsche oder richtige Daten (= Gegebenes, Vorliegendes, siehe Datum) geht. Beispiel: Karl der Große ist ein Preußischer König des 17. Jahrhunderts = nicht korrekt.)Morn verwendet zuletzt die Wörtchen ›plausibel‹ (von Applaus, = zustimmungswürdig, glaubwürdig, scheint wahr zu sein) und ›Authentizität‹ (übereinstimmend mit den Fakten, ausdrücklich nicht-fiktiv!).Nun ist SF wie alle Prosa etwas ›Fiktives‹ (= beim Reden erdachtes, im Gegensatz zu ›Fakt‹ = Tatsache, von ›factum‹ = (Vergehen, böse) Tat, Ereignis, Vorfall).Soft SF im Gegensatz zu Hard SF konzentriert sich bei seinen Plausibilisierungs-Strategien (oder bei seiner thematisch-argumentativen Ausrichtung) an den gesellschafts-/geisteswissenschaftlichen Disziplinen. ›Korrektheit‹ zu verlangen ist dabei m.E. völlig überspannt (gilt für mich aber auch bei Hard SF). Es reicht, wie bei allen Fiktionen, zu verlangen, dass die in Frage stehende Erzählung plausibel ist.Beispiel der verdammten Unschärfte der Begriffe: Neal Stephenson. Sind »Snow Crash« und »Diamond Age« nun eher Hard SF oder Soft SF? †”†” Beide Romane gründen ihren Weltenbau auf naturwissenschaftlichen/technischen ›Extrapolationen‹ (Internet, Programmierung, Nanotechnologie). Doch beide Bücher kümmern sich intensiv darum, die gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen zu schildern (anhand der Meme-Theorie bei »Snow Crash« spannt Stephenson den Bogen von Altertumsforschung (Babylon), Mythologie über Zivilisations- und Techno-Evolution bis hin zu Programmierung, Kybernetik und Interface-Philosophie). GrüßeAlex / moloP.S.:@lomax: ›ambitioniert‹ (Ambition = Ehrgeiz, Streben) hat für Dich einen schalen Beigeschmack. Vielleicht weil es von ›ambire‹ (= herumgehen und um Wähler werben) kommt :wink2:

Bearbeitet von molosovsky, 22 Juli 2009 - 06:26.

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#13 simifilm

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Geschrieben 22 Juli 2009 - 06:24

Korrekt kommt von ›richtig, einwandfrei, der gesellschaftlichen Norm entsprechend‹, im Slang auch ›Ausdruck der Freude & Zustimmung‹ (»Ey Alder, die Sofft SF ist korrekt geischteswissenschaftlich«).

Und ich stimme da Simi zu: auf Geisteswissenschaften bezogen klingt ›korrekt‹ schief. (Auch wenn es freilich z.B. korrekte und nicht korrekte geistesw. Aussagen gibt, wenn es z.B. um falsche oder richtige Daten geht. Beispiel: Karl der Große ist ein Preußischer König des 17. Jahrhunderts = nicht korrekt.)

Ich habe nun ja schon ausführlich geschrieben, warum die Bezeichnung in meinen Augen mehr als krumm ist. Ich möchte einfach nur zwei Dinge anfügen:

- Zum einen bezweifle ich, dass man viele "praktizierende" Geisteswissenschaftler (sprich: Professoren, Dozenten, Verfasser von Fachliteratur etc.) finden würde, die die Formulierung «geisteswissenschaftlich korrekt» für sinnvoll halten würden. Mir ist sie vor diesem Thread auf jeden Fall noch nicht begegnet.

- Zum anderen gibt es - entgegen dem, was Morn sagt - sehr wohl einen Unterschied zwischen Hard und Soft SF: Wenn ich in einem Hard SF schreibe, dass ein Raumschiff mit der Geschwindigkeit xy fliegt und dann eine vollkommen falsche Zeitangabe für das Zurücklegen der Strecke yz angebe, dann ist das falsch. Punkt aus. Man kann sich darüber streiten, wie wichtig so ein Fehler ist, aus der Sicht der Naturwissenschaften ist die Angabe falsch, weil es gemäss Physik ein klar definiertes Verhältnis zwischen Strecke, Zeit und Geschwindigkeit gibt. Das ist etwas ganz anderes, als der Umstand, dass das Gesellschaftsmodell in Le Guins Roman auf Morn plausibel oder überzeugend wirkt. Tatsächlich hat der zweite Fall letztlich relativ wenig mit bestimmten geisteswissenschaftlichen Modellen zu tun, sondern vor allem mit der literarischen Qualität des Romans †¦

Bearbeitet von simifilm, 22 Juli 2009 - 06:40.

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#14 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 22 Juli 2009 - 07:28

Wo war in diesem Thread denn von der Ethik ... die Rede? :wink2:

Hab gerade kein dt. Wörterbuch zur Hand. Im Merriam-Webster steht aber gleich als Erstes: "the discipline dealing with what is good and bad" Wir übersetzen "good" mit "richtig" und "bad" mit "falsch", und presto!

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Geschrieben 22 Juli 2009 - 07:30

Hab gerade kein dt. Wörterbuch zur Hand. Im Merriam-Webster steht aber gleich als Erstes: "the discipline dealing with what is good and bad" Wir übersetzen "good" mit "richtig" und "bad" mit "falsch", und presto!

Das dürfte auch im Englischen kaum korrekt sein - einerseits ist «good» nicht identisch mit «correct» oder «right», andererseits geht es im Rahmen von Ethik um moralische Urteile, also um die Frage, ob etwas moralisch gut ist †¦

Bearbeitet von simifilm, 22 Juli 2009 - 07:39.

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#16 Morn

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Geschrieben 22 Juli 2009 - 14:36

- Zum anderen gibt es - entgegen dem, was Morn sagt - sehr wohl einen Unterschied zwischen Hard und Soft SF: Wenn ich in einem Hard SF schreibe, dass ein Raumschiff mit der Geschwindigkeit xy fliegt und dann eine vollkommen falsche Zeitangabe für das Zurücklegen der Strecke yz angebe, dann ist das falsch. Punkt aus. Man kann sich darüber streiten, wie wichtig so ein Fehler ist, aus der Sicht der Naturwissenschaften ist die Angabe falsch, weil es gemäss Physik ein klar definiertes Verhältnis zwischen Strecke, Zeit und Geschwindigkeit gibt. Das ist etwas ganz anderes, als der Umstand, dass das Gesellschaftsmodell in Le Guins Roman auf Morn plausibel oder überzeugend wirkt. Tatsächlich hat der zweite Fall letztlich relativ wenig mit bestimmten geisteswissenschaftlichen Modellen zu tun, sondern vor allem mit der literarischen Qualität des Romans †¦

Hier sehe ich aber keinen Unterschied. Wie molo weiter oben geschrieben hat, kann man auch in der Geisteswissenschaft falsche Aussagen treffen. Und man kann auch in der Hard-SF plausible und ueberzeugende Geschichten schreiben.

Es sieht jetzt vielleicht so aus, dass ich auf das Wort "korrekt" oder "richtig" beharren moechte, (ich haette wohl eine andere (und wahrscheinlich aehnlich unglueckliche Bezeichnung) gewaehlt), aber ich bin wie Lomax der Meinung, dass sich der Sinn zumindest im Zusammenhang erschliesst und dass es deswegen nicht voellig falsch :lol: sein kann, wenn es auch nicht wissenschaftlich korrekt ausgedrueckt ist. Ausserdem scheint mir in "korrekt" auch die Bedeutung mitschwingen zu koennen. "mit der Beobachtung vertraeglich", wie ich schon weiter oben geschrieben habe. Allerdings spricht pogopuschel in seinem Post einen Punkt an, der mich einsehen laesst, dass der Ausdruck auch fuer die Definition fuer den "Hausgebrauch" eher ungeeignet ist.

#17 simifilm

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Geschrieben 22 Juli 2009 - 14:49

Hier sehe ich aber keinen Unterschied. Wie molo weiter oben geschrieben hat, kann man auch in der Geisteswissenschaft falsche Aussagen treffen. Und man kann auch in der Hard-SF plausible und ueberzeugende Geschichten schreiben.

Man kann durchaus falsche Aussagen in den Geisteswissenschaften machen. Aber nur die wenigsten SF-Romane haben zum Ziel, eine (nachweislich) korrekte geisteswissenschaftliche Aussage zu illustrieren. Wenn ein bestimmtes geisteswissenschaftliches Modell als Ausgangspunkt eines Romans genommen wird, dann doch nur höchst selten mit dem Ziel, dessen Korrektheit zu illustrieren. A Clockwork Orange hat sicher nicht zum Ziel, die Korrektheit der behaviouristischen Psychologie zu demonstrieren, und Orwell wollte sicher auch nicht die Sapir-Whorf-These verifizieren. In beiden Fällen dienen diese Theorien nur als Basis eines Gedankenexperiments. Ich würde sogar nach weiter gehen: Ob die Theorien, die da jeweils zu Grunde liegen, tatsächlich korrekt sind und ob die Romane diesen wirklich korrekt folgen, ist für den jeweiligen Roman im Grunde völlig irrelevant. Der Nachweis der Korrektheit ist ja bereits in den einzelnen Geisteswissenschaften selbst oft alles andere als einfach - wie soll da ein Roman mithalten können? Und warum sollte er das?

Es sieht jetzt vielleicht so aus, dass ich auf das Wort "korrekt" oder "richtig" beharren moechte, (ich haette wohl eine andere (und wahrscheinlich aehnlich unglueckliche Bezeichnung) gewaehlt), aber ich bin wie Lomax der Meinung, dass sich der Sinn zumindest im Zusammenhang erschliesst und dass es deswegen nicht voellig falsch :lol: sein kann, wenn es auch nicht wissenschaftlich korrekt ausgedrueckt ist.

Mit genügend gutem Willen verstehe ich auch das Gebrabbel eines Besoffenen, dennoch ist es deutlich angenehmer, einfacher und produktiver, wenn mein Gegenüber deutlich spricht. Wie schon gesagt: ich habe den Ausdruck "geisteswissenschaftlich richtig" vor diesem Thread noch nie gehört und bin davon überzeugt, dass die meisten Geisteswissenschaftler damit grosse Mühe hätten.

Ausserdem scheint mir in "korrekt" auch die Bedeutung mitschwingen zu koennen. "mit der Beobachtung vertraeglich", wie ich schon weiter oben geschrieben habe.

Das würde ungefähr heissen "empirisch überprüfbar" oder so. Nun, wenn Du das konsequent umsetzt, gilt das sicher nur für die wenigsten Romane; wenn es nicht um eine strikte Überprüfung, sondern nur um eine grobe Richtung geht, gilt es wahrscheinlich für die allermeisten Romane.

Bearbeitet von simifilm, 22 Juli 2009 - 15:18.

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#18 MartinHoyer

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Geschrieben 24 Juli 2009 - 10:45

Wie schon gesagt: ich habe den Ausdruck "geisteswissenschaftlich richtig" vor diesem Thread noch nie gehört und bin davon überzeugt, dass die meisten Geisteswissenschaftler damit grosse Mühe hätten.

Das denke ich nicht. Das/die Verfahren, mit dem/denen ein Autor sich dem Thema genähert hat und zu einem Schluss gekommen ist, kann/können natürlich geisteswissenschaftlich korrekt sein. Andernfalls wäre jede Form der Lehre in Sachen Geisteswissenschaften überflüssig. Wenn ich also einem Autor unterstelle, geisteswissenschaftlich korrekt zu arbeiten, geht das an. Nur sein jeweiliges Sujet kann nicht richtig oder falsch sein, sondern allenfalls brillant, dämlich, belanglos, provokant , etc.. Bliebe die Frage, ob ein Romanautor als solcher geisteswissenschaftlich korrekt vorgehen muss, wenn er ein Thema behandelt, dass auch die Geisteswissenschaften interessiert. Ich würde sagen: Nein. Themen, die eine beliebige Wissenschaft beschäftigen, sind damit selbst wissenschaftlichen Laien nicht verboten. Und sie bleiben auch geisteswissenschaftliche Themen, wenn sie nicht gemäß akademischen Ansprüchen behandelt werden.
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#19 Lomax

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Geschrieben 24 Juli 2009 - 12:24

ich habe den Ausdruck "geisteswissenschaftlich richtig" vor diesem Thread noch nie gehört und bin davon überzeugt, dass die meisten Geisteswissenschaftler damit grosse Mühe hätten.

Wie auch immer - wenn ich mir die Abstimmungsergebnisse im anderen Thread so anschaue, muss man über die Begriffswahl wohl nicht länger diskutieren: Es gab offenbar genug Leute, die mit "geisteswissenschaftlich richtig" genug anfangen konnten, um sich mit der Aussage zu identifizieren ;) ... andererseits: Vielleicht hat ja auch erst die Diskussion darüber für den Punkt Werbung gemacht und ihngut genug erklärt, was man darunter zu verstehen hat?
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#20 Diboo

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Geschrieben 24 Juli 2009 - 12:28

Das kann sein.Mir reicht es schon, wenn der böse Overlord geisteswissenschaftlich richtig die absolute Weltherrschaft antritt, um sich aus allen Frauen geisteswissenschaftlich richtig die Schärfsten auszusuchen und anschließend geisteswissenschaftlich richtig die unweigerlich auftretenden Rebellen wegmetzeln zu lassen. Das entspricht dann auch politikwissenschaftlichen Totalitarismustheorien, da sind dann alle zufrieden ;)

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#21 pirandot

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Geschrieben 24 Juli 2009 - 12:43

Mir reicht es schon, wenn der böse Overlord geisteswissenschaftlich richtig die absolute Weltherrschaft antritt, um sich aus allen Frauen geisteswissenschaftlich richtig die Schärfsten auszusuchen und anschließend geisteswissenschaftlich richtig die unweigerlich auftretenden Rebellen wegmetzeln zu lassen.

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#22 simifilm

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Geschrieben 24 Juli 2009 - 12:44

Wie auch immer - wenn ich mir die Abstimmungsergebnisse im anderen Thread so anschaue, muss man über die Begriffswahl wohl nicht länger diskutieren: Es gab offenbar genug Leute, die mit "geisteswissenschaftlich richtig" genug anfangen konnten, um sich mit der Aussage zu identifizieren ;)

Identifizieren? Naja. Ich würde mal behaupten, dass Soft SF hier primär im Gegensatz zu Hard SF verstanden worden ist.

Bliebe die Frage, ob ein Romanautor als solcher geisteswissenschaftlich korrekt vorgehen muss, wenn er ein Thema behandelt, dass auch die Geisteswissenschaften interessiert. Ich würde sagen: Nein. Themen, die eine beliebige Wissenschaft beschäftigen, sind damit selbst wissenschaftlichen Laien nicht verboten. Und sie bleiben auch geisteswissenschaftliche Themen, wenn sie nicht gemäß akademischen Ansprüchen behandelt werden.

Ja eben. Geisteswissenschaftliche Themen ≠ geisteswissenschaftliche Methode. Können SF und die Geisteswissenschaften sich für die gleichen Themen interessieren - na klar. Natürlich gilt das nicht nur für die SF, sondern für jede Art von erzählende Literatur. Sobald Menschen interagieren, hast Du geisteswissenschaftliche Themen. Aber das hat nun gar nichts mit Korrektheit zu tun, weil die wenigsten Romane versuchen, ein bestimmtes Modell 1:1 zu illustrieren (das wäre ja auch langweilig). Gerade in der SF werden bestimmte Theorien meist als Ausgangspunkt für ein Gedankenexperiment genommen, das aber gar keinen Anspruch auf irgendeine Form von Korrektheit erhebt. Ob die Ludovico-Technik in A Clockwork Orange funktioniert, ob das "psychologisch korrekt" ist, ist unerheblich.

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#23 MartinHoyer

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Geschrieben 25 Juli 2009 - 22:00

Ja eben. Geisteswissenschaftliche Themen ≠ geisteswissenschaftliche Methode. Können SF und die Geisteswissenschaften sich für die gleichen Themen interessieren - na klar. Natürlich gilt das nicht nur für die SF, sondern für jede Art von erzählende Literatur. Sobald Menschen interagieren, hast Du geisteswissenschaftliche Themen. Aber das hat nun gar nichts mit Korrektheit zu tun, weil die wenigsten Romane versuchen, ein bestimmtes Modell 1:1 zu illustrieren (das wäre ja auch langweilig). Gerade in der SF werden bestimmte Theorien meist als Ausgangspunkt für ein Gedankenexperiment genommen, das aber gar keinen Anspruch auf irgendeine Form von Korrektheit erhebt. Ob die Ludovico-Technik in A Clockwork Orange funktioniert, ob das "psychologisch korrekt" ist, ist unerheblich.

Der Knackpunkt ist folgender: Auch ein "schlechter" Geisteswissenschaftler, dessen defizitäre Methodik vermuten lässt, er habe seinen Abschluss bei einer karibischen Universität erworben, ist trotzdem einer - bis sich mit dem Kauf des Abschusses bewahrheitet und bewiesen sowie bekannt wird. Aber evtl. selbst dann nicht, weil schon "Wissenschaftler" kein geschützter Beruf oder Begriff ist. :cheers:

Oder anders gesponnen: Die gleichen (berechtigten) Zweifel könnte man auch bei Hard SF anbringen. Sobald dort faktische oder methodische Fehler auftauchen, müsste man den Roman neu klassifizieren. Das fällt aber niemandem ein, solange die grundlegende Richtung - oder nennen wir es besser Stimmung - passt.

Meine Meinung: Romane sind keine Abhandlungen, und Autoren häufig keine Akademiker. Die einzig gültige Methodik ist die literarische, zur Gattung passende. Was bleibt, ist das Thema, und es ist dieser Gattung eigen, dass thematische Fakten zugunsten von Wirkung modifiziert, unterschlägt oder komplett verdreht. Jedoch unabhängig davon, wie gut ein Thema behandelt wird, das üblicherweise den Geisteswissenschaften zugeschlagen wird, wird es diesen zugeschlagen.

Soft SF ist, was der unbedarfte Leser dafür hält, und was der weniger unbedarfte Leser begründet dafür hält. Das klappt meistens, und über den Rest debattieren wir dann hier. :wub:
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#24 simifilm

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Geschrieben 26 Juli 2009 - 00:37

Meine Meinung: Romane sind keine Abhandlungen, und Autoren häufig keine Akademiker. Die einzig gültige Methodik ist die literarische, zur Gattung passende. Was bleibt, ist das Thema, und es ist dieser Gattung eigen, dass thematische Fakten zugunsten von Wirkung modifiziert, unterschlägt oder komplett verdreht. Jedoch unabhängig davon, wie gut ein Thema behandelt wird, das üblicherweise den Geisteswissenschaften zugeschlagen wird, wird es diesen zugeschlagen.

Damit habe ich grundsätzlich keine Probleme; ich habe ja mal vorgeschlagen von SF zu sprechen, die durch geisteswissenschaftliche Theorien inspiriert wurde, womit eben der thematische Aspekt betont wird - welche Ideen werden verhandelt - und nicht irgendeine Form von "Richtigkeit".

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#25 MartinHoyer

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Geschrieben 26 Juli 2009 - 10:16

Damit habe ich grundsätzlich keine Probleme; ich habe ja mal vorgeschlagen von SF zu sprechen, die durch geisteswissenschaftliche Theorien inspiriert wurde, womit eben der thematische Aspekt betont wird - welche Ideen werden verhandelt - und nicht irgendeine Form von "Richtigkeit".

Deshalb habe ich Dir auch nicht widersprochen. :wub:

Die "Richtigkeit", mit der das Thema behandelt wird, ist dann interessant, wenn es darum geht, ob die Soft SF auch gute Soft SF ist. Wobei selbstverständlich einen gute Idee nicht schlechter wird, wenn die Methodik nicht stimmt, während jedoch eine durchschnittliche Idee durch konsequentes Ab- und Behandeln gewinnen und eine mäßige Idee dadurch gerettet werden kann.
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#26 Beverly

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Geschrieben 31 Januar 2011 - 18:50

Spontan fällt mir zu "SF und Geisteswissenschaften" Folgendes ein: In der Science Fiction werden alle nur denkbaren Zukunftsszenarien durchgespielt. Das mir bekannte Spektrum reicht von "Rückfall ins Mittelalter" bis zu galaktischen oder kosmischen Zivilisationen. Egal, wie die Zukunft auch wird, in der SF wird sie im Prinzip schon vorweggenommen. Das gilt nicht nur für heute bzw. die letzten Jahre, sondern schon, seitdem es die SF gibt und Science Fiction Autoren viele verschiedene Zukunftsszenarien entwickelten. So gebührt John Brunner das Lob, vor dreißig Jahren viele Entwicklungen vorher gesehen zu haben. Nur haben seinerzeit zu wenige Bücher wie "Schafe blicken auf" oder "Morgenwelt" als Abschreckung betrachtet. Nun ja, angesichts vom Verzehr von Hirschpenissen im Dschungelcamp verweise ich nur auf "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley. Da habe viele auch nicht begriffen, dass das KEINE Blaupause für eine freie Gesellschaft, sondern die Vorwegnahme des heutigen Wohlstandstotalitarismus war. So wie es bei erdgebundenen Zukunfsszenarien ist, ist es auch mit Weltraum-Szenarien. Ich halte die Ausbreitung der Menschheit über die Erde hinaus zwar für zwingend, weil wir auf der Erde nur Nullsummenspiele spielen können, die unweigerlich in Destruktivität und Zerstörung münden. Aber viele Szenarien von Weltraumzivilisationen kranken daran, statt eines Planeten, wo die Menschen mit ihrer Vergesellschaftung nicht zurechtkommen, Tausende oder gar Millionen in den - zum Glück fiktiven - Kosmos zu setzen. Das führte dann dazu, dass ich bei der Lektüre des Todtsteltzer-Zyklus von Simon R. Green froh war, nicht in dessen Krankimperium von Löwenstein XIV. regiert zu werden, sondern in der BRD zu leben (da war die Merkel aber noch nicht Kanzlerin). Für mich bedeutet das, das Sozialwissenschaften sich ebenso ernsthaft mit den fiktiven Welten der Zukunft oder alternativer Geschichtsabläufe beschäftigen müssen, wie sie das mit den Gesellschaften der Gegenwart und der Vergangenheit tun. IMHO hilft das für die Zukunft, Risiken und Folgen bestimmter Entwicklungen zu erkennen. Last but not least ist auch der Blick in die Zukunftsszenarien der Vergangenheit für die Erkenntnis der Gegenwart aufschlussreich.

#27 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 31 Januar 2011 - 18:56

Dem ist wenig hinzuzufügen. Außer vielleicht, daß sich bereits Heinlein und seine Zeitgenossen damit beschäftigt haben, die Zukunft der Geisteswissenschaften als deutlich gefährlicher als die der Naturwissenschaften sahen und trotzdem optimistisch in eben diese Zukunft blickten.

#28 Beverly

Beverly

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Geschrieben 01 Februar 2011 - 17:00

Nach dem Lesen des Strangs habe ich den Eindruck, dass die Begriffe "soft" und "hard" zu wenig mehr taugen als dazu, gekochte Eier zu definieren (3 Minuten "soft", 10 Minuten "hard"). Anstelle "soft" und "hard" haben wir zunächst sozialwissenschaftlich vs. naturwissenschaftlich und Empirie vs. Spekulation Eine SF-Geschichte kann sich nur auf naturwissenschaftliche oder sozialwissenschaftliche Gegebenheiten konzentrieren oder beides miteinander verbinden (wenn es z. B. um die gesellschaftlichen Auswirkungen einer bestimmten Technik geht). Sich auf das empirisch Bestehende zu beschränken und es allenfalls zu extrapolieren oder Spekulation zu betreiben und von fiktiven Gegebenheiten auszugehen, schließen sich dagegen meines Erachtens aus. "Der letzte seiner Art" von Andreas Eschbach beschrieb einen Cyborg, wie er in unserer Welt sein würde. Er ging von den realen Gegebenheiten aus und extrapolierte sie so weit, dass es in ihnen zur Erschaffung von Cyborgs kommen würde. Die "Borg" bei Star Trek sind auch Cyborgs, aber sie sind ein Produkt ver Spekulation in einer fiktiven Zukunftswelt an erfundenen Orten. Zudem fällt auf, dass gerade die so genannte Hard-SF meines Wissens oft in düsteren Weltraum-Ambientes spielt, wo die Technik den Menschen zu erdrücken droht. "hard" verweist hier IMHO auf einen durch bestimmte Orte, Charaktere und Handlungen gekennzeichneten Erzählstil. "soft" ist als Gegensatz dazu "heile Welt in der Zukunft".


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