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Story Center 2011.1 Quantum


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6 Antworten in diesem Thema

#1 ArnoE

ArnoE

    Infonaut

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Geschrieben 04 April 2012 - 15:53

Nachdem die drei Teile des 2011er Story Centers bei mir ankamen, ich gerade Urlaub genieße, habe ich mir Band 1 geschnappt und gelesen.
Bei denjenigen, die bei mir nicht gut wegkommen, bitte ich um Milde. Denn für meine Meinung gibt es bestimmt auch noch drei Dutzend andere, die die Story sehr gut finden.

Hier nun die Storys in der Abdruckreihenfolge in meiner Einzelbewertung:


Christian Künne: Treffen der Horizonte
Steampunk. Jawohl. Hier dampfte und klapperte es enorm. Ein Weltenentwurf und eine Reise. Dazu noch geheimnisvolle Morde in einer abgeschlossenen Gesellschafft. Whodunnit?
Die Story hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich vom Ende enttäuscht wurde. Ich hätte gut und gerne noch weitere 100 Seiten von Christian Künne lesen wollen. Es blieb vieles im Dunkeln.

Enzo Asui: Senedo zu sein in barbarischen Zeiten
Ich kritisiere nur ungern andere Autoren. Meist fällt die Kritik auf den Kritisierenden zurück und es entsteht eine Diskussion über Gefallen und Nichtgefallen, die ich nur sehr ungern eingehe.
Bei Enzo Asuis Story sind mir jedoch gleich mehrere Aspekte aufgefallen.
Es ist keine Kurzgeschichte. Sie wirkt eher, wie die Zusammenfassung einer Romanidee. Die Lebensgeschichte des Senedos wird erzählt, über mehrere Jahre, Kontinente und vieles bleibt hierbei auf der Strecke.
Steampunk ist es auch nicht.
Und der Vatikan, nun ja.
Der Schlussgag? Irgendwie an den Haaren herbeigezogen.
Und was dies alles mit den einleitenden Sätzen zu tun hat? Ich weiß es nicht.
Es tut mir leid, Enzo, aber deine Geschichte hat mir nicht gefallen.

Marianne Labisch: Eine bessere Welt?
Der Text begann gut, recht flüssig. Aber der Einschub zur Erklärung des Settings störte mich. Und danach versandeten die Ideen von Marianne Labisch in einer sehr seltsamen Art und Weise.
Ein Serienmörder wurde eingeführt, ein Commissario und eine Aufklärung, die eine Festnahme war.
Was wollte die Autorin mit der Story aussagen? Dem Titel nach erklärte dies wohl nur der letzte Absatz.

Steffi Friederichs: Fraternitas Sanguinis
Blutkult, Vatikan, eine geheimnisvolle Verschwörung und eine Reise quer durch Europa.
Eine sehr konstruiert wirkende Handlung. Viele Personen, aber keine, die mich hätte mitleiden oder mitfiebern lassen. Im geeigneten Moment zauberte Steffi Friedrichs stets einen Hasen aus dem Zylinder, damit die Reise weitergehen konnte.

Vincent Voss: Die Maschine
Es dampft es zischt. Sehr starker Fokus auf Steampunk. Lucardus, Lucardus II.
Für mich war die Story zu kurz. Die Ideen, der Weltenentwurf bot Platz für deutlich mehr.
In Form einer Kurzgeschichte mit dem starken Fokus auf die Schlußpointe, hat mich die Geschichte nicht überzeugt. Die Balance zwischen Handlung und Beschreibungen passte nicht.


Christiane Gref: Futter für die Bestie
Warum darf eine Serviererin an einer Mordermittlung teilnehmen?
Nachdem ich diese Kröte gefressen hatte, unterhielt mich Christiane Grefs Geschichte sehr gut. Es steampunkte sehr ordentlich, es wurden Geheimnisse eingebaut und es kam zu einem Showdown.
Und dann ...
Was folgte war ein Schluss-Absatz, der mich vollkommen verwirrt zurückließ. So, als wenn dazwischen vier fünf Seiten abhanden gekommen wären.
Schade.

Sven Klöpping: Der mechanische Diplomat
Ich mag die Schreibe von Sven Klöpping. Unter anderem, weil er so anders schreibt, wie meineiner.
Ich liebe seinen Umgang mit Prosa, die auf mich eher lyrisch wirkt und mich zumeist mit einem warmen Gefühl der Ratlosigkeit zurücklässt. Daher war ich sehr gespannt auf seinen Umgang mit dem Thema Steampunk und wurde überrascht. Eine geradlinig erzählte Story am Anfang mit etwas viel Hintergrundwissen, das man sicherlich anders hätte verpacken können. Aber dann: Auftritt D1
D1???
Krik und Fridn. Wunderbar.
Mein Lieblingssatz: „Niemand hier hat die Absicht einen Krieg zu führen.“
Geil! Danke Sven.

Frederieke von Holzhausen: Das Kreuz ist der Schlüssel
Atmosphärisch sehr dicht, wenn auch nur den Hauch steampunkig hat mich diese Geschichte sehr gut unterhalten. Die ungleiche Paarung Exorzist und Engel war eine tolle Idee, die sehr schön umgesetzt wurde.

Frederic Brake: Quantum
Die Titelstory des Bandes. Ich vermute, dass sich Quantum nicht auf ein klein wenig von irgendwas bezieht, sondern eher auf die Quantentheorie. Aber so richtig sicher, bin ich mir nicht.
Steampunk sehr verfeinert eingesetzt, dafür eine knackige Kriminalgeschichte. Sehr ordentlich mit einer klaren Linie.
Einzig der letzte Absatz inklusive eines Perspektivwechsels hat mich irritiert.
Hier hätte ich vielleicht das Ende auch aus der Sicht von Padre Morrison erwartet.
Ändert jedoch nichts an einer guten Story, die mich unterhalten hat.

Achim Stößer: Die Mühlen Roms
Steampunk so, wie ich ihn gerne lese. Geile Idee mit der Umsetzung eines säkulären Vatikans. Sehr durchdacht, wenn mir auch nicht klar wurde warum der gute Cornelius ausgerechnet aus Schwaig bei Nürnberg kommen musste.
Fazit: Sehr gut mit einem schönen poetischen Ende.

Angela Mackert: Kardinalrot
Ja, aber.
Mir will das Bild der dampfbetriebenen Androiden nicht in den Schädel. Vielleicht hätte ich mich damit abgefunden, wenn sie sie Homunkuli oder Golems genannt hätte. Aber zu Steampunk passen in meiner Vorstellung keine Androiden.
Dennoch hat Angela Mackert die Geschichte stringent erzählt und sie zu einem Ende geführt. Auch diese Story hat mich unterhalten.

Zum Buch als Ganzes:
Das Titelbild erscheint mir etwas unscharf. Könnte aber auch daran liegen, dass ich mich noch nicht an meine neue Brille gewöhnt habe.
Die nochmalige Verwendung im Innern finde ich im Prinzip klasse, aber im Buch wirkt das Bild zu dunkel.
Schriftgröße und Stil sind sehr angenehm.
Toll gemacht, Michael.
Ich freue mich schon auf Teil 2 und Teil 3

#2 Vincent Voss

Vincent Voss

    Typonaut

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Geschrieben 17 Mai 2012 - 10:40

Christian Künne : Treffen der Horizonte

Eine gelungene Auftaktgeschichte. Auf der Jungfernfahrt der Aufbruch kollidieren Interessen der Mächtigen an Bord des Schiffes, Interessen der Großmächte in dem von Künne erdachten Weltgefüge und dann geschehen an Bord des Schiffes Morde, ein geheimnisvoller, blinder Passagier sorgt für Verwirrung und die Geschichte nimmt Fahrt auf. Schön!

Enzo Asui : Senedo zu sein in barbarischen Zeiten
Indianer, ein Auftragsmord, der deutsche Adel und die Geheimnisse der Braukunst auf wenigen Seiten komprimiert. Die Geschichte hätte etwas länger wohl besser funktioniert.

Marianne Labisch : Eine bessere Welt
Die Geschichte zieht wieder an. Ein Fremder gelangt verletzt in den Vatikan und wird zum Ziel eines Anschlags. Der Commissario ermittelt und stellt fest, dass Fremde offenbar von jemandem unerwünscht sind…

Steffi Friedrichs : Fraternitas Sanguinis
Für mich die Geschichte mit den besten Figuren, die mich an die Verfilmung von „Im Namen der Rose“ haben denken lassen. Auch die Geschichte selbst ist spannend und unterhaltsam. Toll!

Vincent Voss : Die Maschine

Zu meiner Geschichte verrate ich nichts. ;)

Christiane Gref: Futter für die Bestie
Auch unterhaltsam mit einigen Fragen, die ich mir während des Lesens stellte.

Sven Klöpping : Der mechanische Diplomat
Bisher kam ich mit Sven Klöppings Geschichten nicht ganz so gut klar, diese hier ist genial! Ein Blick in die Tiefe menschlichen Zusammenseins gepaart mit Humor und einer guten Beobachtungsgabe. Die Geschichte sollte in allen Interkulturellen Kommunikations-Seminaren gelesen werden. Wow!

Frederieke von Holzhausen : Das Kreuz ist der Schlüssel
Tolle Idee (was sind eigentlich Engel?), finstere Umgebung, auch diese Geschichte hält das bisher hohe Niveau dieser Anthologie.

Frederic Brake : Quantum
Ja, was soll ich sagen… Brake hat wieder eine tolle, einprägsame Geschichte hingelegt. Spannend und was mir vor allem gefällt, mit einem tricky Ende.

Achim Stösser : Die Mühlen Roms
Der Erfinder Cornelius wird angeworben, um Rom zu dienen. Der innere Konflikt des Erfinders mit dem Vatikan ist die eine Ebene der Geschichte, seine Reise die andere. Beide verwoben ergeben eine gute Geschichte mit einem starken Ende.

Angela Mackert : Kardinalrot
Androiden, Menschen, Glauben. Eine tolle Geschichte, die dieses Beziehungsdreieck umspannt. Hat mir sehr gefallen!

Insgesamt ist dieser erste Band eine starke Anthologie und nein, ich sage das nicht, weil ich mit einer Geschichte darin vertreten bin, und nein, ich habe auch schon Anthologien in denen ich vertreten war, keine guten Kritiken angedeihen lassen, sondern ich sage das, weil ich Anthologien sehr gerne lese und die Qualität einer Antho gut einschätzen kann. Hier versammeln sich mehrere Geschichten unterschiedlicher Couleur und bis auf eine, habe mich alle begeistern und fesseln können. Kurzum ein interessanter Band, den ich empfehlen kann.

#3 fictionality

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Geschrieben 01 Juli 2012 - 13:22

Danke für eure positive Kritik! Satire liegt mir wohl irgendwie.

#4 fictionality

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Geschrieben 16 Oktober 2012 - 00:04

Also wenn bei dieser geballten Qualität nicht die eine oder andere Nominierung herausspringt, dann weiß ich auch nicht. Steampunk ist doch IN ;-)

#5 My.

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Geschrieben 16 Oktober 2012 - 07:29

Also wenn bei dieser geballten Qualität nicht die eine oder andere Nominierung herausspringt, dann weiß ich auch nicht. Steampunk ist doch IN ;-)

Wo sollte denn nominiert werden? Die 2012er Preise sind alle durch - und so "in" ist Steampunk offensichtlich noch nicht ("in" ist allenfalls, Steampunk schon tot zu reden, bevor es überhaupt "in" geworden ist; aber das ist wahrlich Elfenwerk, da würde ich Lapismont unumwunden zustimmen).

My.

#6 fictionality

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Geschrieben 16 Oktober 2012 - 10:05

Wo sollte denn nominiert werden? Die 2012er Preise sind alle durch -


Na, das Buch ist doch erst 2012 erschienen. Dann kann es für 2013 nominiert werden.

#7 My.

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Geschrieben 16 Oktober 2012 - 10:12

Na, das Buch ist doch erst 2012 erschienen. Dann kann es für 2013 nominiert werden.

Ach so, ja. Siehste, ich bin schon ganz verwirrt. Aber ich glaube eh nicht an eine Nominierung. Ich will nichts Schlechtes über (deutsche) SF-Fans sagen, aber ich denke, Steampunk gehört (immer noch) nicht zu ihrem Weltkreis. Und dann ist ja noch die Frage, ob andere Geschichten nicht noch viel, viel besser sind. Wir werden sehen. Ich lasse mich überraschen, bin aber dann echt überrascht, wenn es wirklich so weit kommt.

My.


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