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Deutsche Science Fiction fördern


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276 Antworten in diesem Thema

#181 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 01 August 2012 - 16:12

Zum Thema Außendarstellung: Die NASA ist extrem gut in PR, aber das sind alle US-Institute und -Firmen. Das ist in Deutschland immer noch nicht angekommen.

Fängt aber so langsam an, zumindest beim DLR. Und dass es in Deutschland doch interessiert, sieht man am "Tag der Luft- und Raumfahrt" beim DLR in Köln. Jede Menge Familien mit Kindern, endlose Schlangen bei den Astronauten und bei SOFIA auf dem Flughafengelände. Ich lese gerade, 2011 waren es 85 000 Besucher.

http://www.dlr.de/dl.../296_read-1536/

Medientechnisch müssen die Europäer in der Tat noch von der NASA lernen. Wenn ich mir die etwas spröden Beitrage der ESA im Web anschaue ...

Bearbeitet von Lucardus, 01 August 2012 - 18:50.

Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#182 Gast_stolle_*

Gast_stolle_*
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Geschrieben 01 August 2012 - 18:09

Habe den Thread wg. Zeitmangels nur kursorisch überflogen, werde aber noch intensiver nachlesen. Bin Fan, kein Autor, 48 Jahre alt und kann lesen und schreiben. Ein paar kurze Bemerkungen für den Anfang. 1. Ein Schulterschluss der Szene fehlt wirklich. Sie wirkt auf mich wie ein Haufen frustrierter, zynischer Autoren und Fans, die durch einen jahrzehntelangen Zerfall der eigenen (SF-)Kultur den Niedergang verwalten. Das optimistische Zu-Den-Sternen-Flair ist völlig weg, und man hält sich mit Zynismus über Wasser, ohne zu bedenken, dass man auch schwimmen könnte. Ein SF-Fan oder Autor verzweifelt nicht an der Realität, er spielt mit ihr. 2. Eine wirklich profunde Standortbestimmung wie im "Was-ist-SF"-Thread wäre als erster Schritt vor allen anderen notwendig, zumindest für die Autoren. Und zwar nicht in dem Sinn, was dazugehört oder nicht, sondern was Ihr hier eigentlich macht. Es geht darum, warum man SF-Geschichten erzählen wollen sollte. Macht es Spaß? Gibt es noch andere Gründe? 3. Ist man sich darüber im klaren, warum man SF schreiben will, sollte man es tun. Nicht erst nachdenken, was sich verkaufen könnte, oder was die Zielgruppe ist. Schreiben, nicht jammern. An das eigene Zeug glauben. 4. Zur Vermarktung des dann hoffentlich Geschriebenen wäre es gut, auf Zynismus zu verzichten. Langfristig bringt es nichts, sich Strategien zu überlegen, potentielle Leser zum kaufen zu verführen durch Mogelpackungen, Marketinglügen oder sonstiges. Wenn ich ein cooles Produkt habe, von dem ich total überzeugt bin, dann kann ich auch den Konsumenten zumindest in bescheidenem Rahmen erreichen und überzeugen. Reich und berühmt werden wollen mit Mist, nur weil es andere so vormachen, ist hier nicht der richtige Ansatz. 5. Als SF-Fan habe ich mich seit jeher schwer getan, mich mit dem eigenen Fandom zu identifizieren, dass mir immer viel zu hermetisch, kryptisch und vor allem miesepeterisch war. Dazu kommen starke Beharrungskräfte und Dogmen, gegen die man als halbwegs vernünftiger Mensch oft anrennt. Dieses Fandom muss toleranter, offener und experimentierfreudiger werden, sonst geht es immer weiter den Bach runter. Viel zu oft muss ich ekelhaften Grabenkämpfen aus dem Weg gehen, das Fandom wirkt wie die Kommunistische Partei Westdeutschlands, die sich im letzten Jahrhundert immer weiter bis zur Bedeutungslosigkeit spaltete, und dabei Dinge verhandelte, die einen normalen Menschen wirklich nicht mehr interessierten. (Abgesehen davon, dass es ein völlig falscher Ansatz war, den schliesslich das Leben selbst negierte. Und ja, ich habe diesen Vergleich mit Bedacht gewählt: Denn so fühlt sich das SF-Fandom manchmal an.) Soviel mal fürs erste "von aussen", luv, stolllllllllllllllllle

Bearbeitet von stolle, 01 August 2012 - 18:10.


#183 derbenutzer

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Geschrieben 01 August 2012 - 19:24

@lapismont

Vermutlich hat die Kolumne im Standart in den letzten Jahren hier mehr erreicht, als SFCD und alle Preise zusammen



Die »Rundschau« im Webforum der österreichischen Tageszeitung »Der Standard« ist ein unbedingter Tipp für alle Freunde der phantastischen Literatur. Einmal im Monat rund zehn ausführliche Rezensionen, die – auch wenn mal die Meinung nicht teilt –

1. immer lesenswert sind.

2. die deutschsprachigen SF-Neuerscheinungen (auch) sehr gut vefolgt.

Außerdem (ich suchte Namen/Titel eines Werkes) hat mich ein Forist in der »Rundschau« mit den legendären Worten »Schau mal bei scifinet.org rein, Jorge weiß alles … " auf dieses Forum aufmerksam gemacht ...

Danke, Turbinenreiter! :-)

LG

Jakob

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#184 Dieter Schmitt

Dieter Schmitt

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Geschrieben 02 August 2012 - 10:03


1. Ein Schulterschluss der Szene fehlt wirklich. Sie wirkt auf mich wie ein Haufen frustrierter, zynischer Autoren und Fans, die durch einen jahrzehntelangen Zerfall der eigenen (SF-)Kultur den Niedergang verwalten. Das optimistische Zu-Den-Sternen-Flair ist völlig weg, und man hält sich mit Zynismus über Wasser, ohne zu bedenken, dass man auch schwimmen könnte.

Meines Erachtens eine sehr treffende Analyse des SF-Fandoms.

#185 My.

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Geschrieben 02 August 2012 - 11:51

Viel zu oft muss ich ekelhaften Grabenkämpfen aus dem Weg gehen, das Fandom wirkt wie die Kommunistische Partei Westdeutschlands, die sich im letzten Jahrhundert immer weiter bis zur Bedeutungslosigkeit spaltete, und dabei Dinge verhandelte, die einen normalen Menschen wirklich nicht mehr interessierten. (Abgesehen davon, dass es ein völlig falscher Ansatz war, den schliesslich das Leben selbst negierte. Und ja, ich habe diesen Vergleich mit Bedacht gewählt: Denn so fühlt sich das SF-Fandom manchmal an.)

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My.

#186 fictionality

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Geschrieben 02 August 2012 - 15:48

1. Ein Schulterschluss der Szene fehlt wirklich. Sie wirkt auf mich wie ein Haufen frustrierter, zynischer Autoren und Fans, die durch einen jahrzehntelangen Zerfall der eigenen (SF-)Kultur den Niedergang verwalten. Das optimistische Zu-Den-Sternen-Flair ist völlig weg, und man hält sich mit Zynismus über Wasser, ohne zu bedenken, dass man auch schwimmen könnte. Ein SF-Fan oder Autor verzweifelt nicht an der Realität, er spielt mit ihr.


Also, ganz so pessimistisch sehe ich das nicht. Dass man mit den Jahren zynischer wird, dürfte sich nicht nur auf die SF-Szene beschränken, da beschreibst du ein allgemeines Problem der Kulturindustrie. Schau doch mal zu den jungen, motivierten Leuten - da wirst du reichlich Begeisterung finden, auch wenn die Möglichkeiten zu veröffentlichen nur langsam besser werden.

2. Eine wirklich profunde Standortbestimmung wie im "Was-ist-SF"-Thread wäre als erster Schritt vor allen anderen notwendig, zumindest für die Autoren. Und zwar nicht in dem Sinn, was dazugehört oder nicht, sondern was Ihr hier eigentlich macht. Es geht darum, warum man SF-Geschichten erzählen wollen sollte. Macht es Spaß? Gibt es noch andere Gründe?


Man schreibt, weil man Teilaspekte der heutigen Realität in einem zukünftigen Szenario abbilden und evtl. kritisieren möchte. Ich persönlich schreibe außerdem mittlerweile aus Gewohnheit und weil ich die Bestätigung der Leser haben will.

3. Ist man sich darüber im klaren, warum man SF schreiben will, sollte man es tun. Nicht erst nachdenken, was sich verkaufen könnte, oder was die Zielgruppe ist. Schreiben, nicht jammern. An das eigene Zeug glauben.


Da bin ich ganz deiner Meinung. Notfalls kostenlos anbieten.

5. Als SF-Fan habe ich mich seit jeher schwer getan, mich mit dem eigenen Fandom zu identifizieren, dass mir immer viel zu hermetisch, kryptisch und vor allem miesepeterisch war. Dazu kommen starke Beharrungskräfte und Dogmen, gegen die man als halbwegs vernünftiger Mensch oft anrennt. Dieses Fandom muss toleranter, offener und experimentierfreudiger werden, sonst geht es immer weiter den Bach runter. Viel zu oft muss ich ekelhaften Grabenkämpfen aus dem Weg gehen, das Fandom wirkt wie die Kommunistische Partei Westdeutschlands, die sich im letzten Jahrhundert immer weiter bis zur Bedeutungslosigkeit spaltete, und dabei Dinge verhandelte, die einen normalen Menschen wirklich nicht mehr interessierten. (Abgesehen davon, dass es ein völlig falscher Ansatz war, den schliesslich das Leben selbst negierte. Und ja, ich habe diesen Vergleich mit Bedacht gewählt: Denn so fühlt sich das SF-Fandom manchmal an.)


Hmmm ... du übertreibst.

Sven

#187 Gast_stolle_*

Gast_stolle_*
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Geschrieben 02 August 2012 - 17:22

Klar übertreibe ich, aber es geht ja auch um eine Herzenssache...Eingefügtes Bild .
zu 2. Das ist schonmal ein guter Grund. Ich hätte noch gern ein paar Träumer und Visionäre. Wisst Ihr, bis zu den 70ern war es einfach, SF zu schreiben. Man glaubte naiverweise an den Fortschritt durch Technik und erwartete, zügig das All zu erobern. Dann kamen die sozialen und ökologischen Krisen, und auch damit kam die SF gut klar. (Genau hier liegen meine Lieblingswerke, z.B. von Brunner, Dick, Bishop, McDonald.) Aber dann, vielleicht mit dem Paradigmenwechsel des Mauerfalls (?) und Internets, fing es für mich an zu holpern. Man begann, immer neue Labels zu finden für immer unbedeutendere Untersparten, und die Labels hatten mehr mit Äusserlichkeiten zu tun als mit Inhalt. (Biopunk? Wie bitte?). Parallel dazu musste man sich gegen die böse, böse Fantasy wehren, was für ein Riesenfehler, sich hier abgrenzen zu wollen, das werde ich nie verstehen. Abgrenzung ist ein Zeichen von Schwäche, man sollte eher versuchen, die Literatur zu vereinnahmen. Teilweise geschah das ja, aber was macht man dann? Man regt sich auf, dass SF im Mainstream nicht als solche gelabelt ist. Und so geht es weiter: Der Markt, die Medien, die Unterhaltungsindustrie, alles wird inzwischen als Hindernis bzw. Ausrede herangezogen, nicht nach vorne schauen zu müssen - etwas, dass ein SF-Autor von Natur aus tun sollte. Da müssen wir raus...

zu 3. genau. So mache ich es mit meiner Musik.

#188 Torwan

Torwan

    Cybernaut

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Geschrieben 03 August 2012 - 07:47

Ich halte das weiterhin für ein gesamtgesellschaftliches Problem, der Zynismus und der Pessimismus. SF hat auch immer was mit Zukunft zu tun und spiegelt daher auch immer den aktuellen Zeitgeist wider. Und wenn man heute "Zukunft" sagt, schaut man eigentlich immer nur in bange Gesichter, weil die meisten Menschen erwarten, dass die Zukunft hart, düster und schlechter wird als die Gegenwart. Klimawandel, Energiekrise, Eurokrise, innergesellschaftlicher Zusammenbruch, Werteverfall, Umweltverschmutzung usw. Es gibt kaum einen Bereich, wo die Leute zuversichtlich nach vorne schauen, es ist immer ein sorgenvoller Blick. Die Deutschen sind dabei mit der "German Angst" immer ganz vorne mit dabei. In so einem Umfeld kann SF nicht florieren. In so einem Umfeld blüht Fantasy richtig auf, weil man sich in Fantasy-Welten nicht mit solchen Dingen beschäftigen muss. Das halte ich für mit einen Grund, dass Fantasy und Horror derzeit nicht schlecht laufen, während SF am Hungertuch nagt. Die deutsche SF-Szene mag da eine Art "besonderer Vorreiter" sein (kann ich nicht beurteilen, da mein einziger Zugang zur "Szene" dieses Forum ist), aber sie steht nicht alleine da.

#189 Trurl

Trurl

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Geschrieben 03 August 2012 - 10:54

Ich halte das weiterhin für ein gesamtgesellschaftliches Problem, der Zynismus und der Pessimismus. SF hat auch immer was mit Zukunft zu tun und spiegelt daher auch immer den aktuellen Zeitgeist wider. Und wenn man heute "Zukunft" sagt, schaut man eigentlich immer nur in bange Gesichter, weil die meisten Menschen erwarten, dass die Zukunft hart, düster und schlechter wird als die Gegenwart. Klimawandel, Energiekrise, Eurokrise, innergesellschaftlicher Zusammenbruch, Werteverfall, Umweltverschmutzung usw. Es gibt kaum einen Bereich, wo die Leute zuversichtlich nach vorne schauen, es ist immer ein sorgenvoller Blick.

Die Deutschen sind dabei mit der "German Angst" immer ganz vorne mit dabei. In so einem Umfeld kann SF nicht florieren. In so einem Umfeld blüht Fantasy richtig auf, weil man sich in Fantasy-Welten nicht mit solchen Dingen beschäftigen muss. Das halte ich für mit einen Grund, dass Fantasy und Horror derzeit nicht schlecht laufen, während SF am Hungertuch nagt.

Die deutsche SF-Szene mag da eine Art "besonderer Vorreiter" sein (kann ich nicht beurteilen, da mein einziger Zugang zur "Szene" dieses Forum ist), aber sie steht nicht alleine da.

Sehe ich auch so. Ob das allerdings der einzige Grund ist weiß ich auch nicht. Auf jeden Fall ein wichtiger.

Man muss sich doch nur einmal umschauen was in der phantastischen Literatur hierzulande boomt. Das ist entweder eskapistische und rückwärtsgewandte Literatur, die eine einfachere oder scheinbar bessere Welt beschwören, wie in den Fantasy-Epen oder den Historien-Romanen die ich jetzt auch mal dazu zähle und wenn SF, dann immer mehr postapokalyptische Visionen vom Untergang der Zivilisation, oder dass sich Demokratien in autokratische Systeme wandeln.
Der Jugendbuchsektor ist dafür auch ein guter Indikator und die Filmindustrie. Die Tribute von Panem, ein Welterfolg und eine astreine Dystopie.
Als ich jung war, hat sich die SF hauptsächlich mit den positiven Aspekten der Zukunft beschäftigt, die man immer noch in der technischen, aber auch gesellschaftlichen Weiterentwicklung (Weltregierung) gesehen hat, bevorzugt natürlich im Weltraum. SF im Jugendbuch war Aufbruch zu neuen Ufern, Erforschung des Unbekannten, Bewältigung der Probleme durch Technik. Und es war klar, dass Demokratie, die Freiheit des Menschen gegen Widerstände verteidigt werden muss. Was eigentlich ein im besten Sinne realistischer Zugang zur Realität und auch der Zukunft ist. Wie sollen wir unsere Probleme bewältigen, wenn schon den Kindern Untergangsvisionen der Zukunft in die Köpfe gehämmert werden. Wenn man die SF fördern möchte, sollte man bei den Kindern und den Jugendlichen beginnen und man sollte eine Vision oder Vorstellung von Zukunft haben in der zu leben, auf die hinzuarbeiten es sich lohnt. Und denke das ist immer noch möglich. Wenn ich es richtig mitbekommen habe verkauft sich die Jugendbuchserie Mark Brandis auch in der Wiederauflage bei Wurdack sehr gut. Und die Käufer und Leser werden hoffentlich nicht nur altgewordene Fans sein. Ich finde das Jugendbuch eignet sich für SF besonders. Denn ich glaube, dass in den jungen Köpfen immer noch Phantasien und Träume stecken, die angesprochen werden wollen, den man eine Richtung geben kann. Aber nicht in die falsche. In den Untergang. Also sollten sich die Autoren und die Verlage hier in Deutschland nicht zu schade sein, SF gerade für die Jugend zu schreiben.

LG Trurl

Bearbeitet von Trurl, 03 August 2012 - 10:55.

»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
  • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Autorität
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  • • (Film) gerade gesehen: Mission Impossible - Rogue Nation

#190 derbenutzer

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Geschrieben 03 August 2012 - 11:35

Du sprichst mir aus der Seele, Trurl! Anscheinend ist es bei SF mit Anspruch (was immer das bedeuten mag) verpönt positive Utopien zu schildern. Man könnte ja als Autor in die Trivialliteratur-Nische schubladisiert werden: grausames Szenario, ich mache Lesern Freude UND verdiene Geld dabei … Im deutschsprachigen Raum ist noch immer so eine „Es-geht ohnehin-alles-den-Bach-runter-Mentalität“ zu verspüren. Unterhaltsam sein: Ist nicht literarisch genug. Immer noch scheint der Wind einer gewissen institutionellen Trostlosigkeit eher anzukommen, sei es nun Mainstream oder Phantastik. Manchmal riecht man noch immer den Nachkiegs-Brühwürfel-Suppengeruch aus Inhalten von Autoren wie Böll und Co, mit deren Werken wir im Deutschunterricht geplagt wurden … LG Jakob

Bearbeitet von derbenutzer, 03 August 2012 - 17:00.

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#191 Heidrun

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Geschrieben 03 August 2012 - 12:31

@ stolle: Also wenn der Brunner kein Zyniker war, weiß ich auch nicht. Der hat derartig böse Bücher geschrieben ... Stand on Zanzibar, The sheep look up, Jagged Orbit ... Und ich glaube, ich mag ihn genau deshalb. Er ist so schön brutal - für einen Optimisten. @derbenutzer: Yo mei, in einer Dystopie bekommt man die Konflikte quasi auf dem silbernen Tablett. Schreib mal eine spannende und positive SF-Story. Vielleicht habe ich aus meiner früheren Jugend auch einfach zu viel an Positivem mitbekommen. Das war in vielen Fällen herzzerreißend öde, wenn es eigentlich nur noch darum ging, wie man vielleicht zwei Wochen früher zum Weltkommunismus kommt. Auch als Leser fasziniert es mich, wenn der Held zunächst bis zum Hals im Ärger steckt und sich da irgendwie rausschaufelt. Insgesamt mag ich das Gejammer über die Miesigkeit der Szene nicht. Vielleicht deshalb, weil ich inzwischen schon acht Jahre an einem Projekt arbeite, das für mich ein Schulterschluss der Szene ist. Ernst hat ganz unutopisch eine Menge Geld und Arbeit in die Förderung der Szene gesteckt - nicht so ganz erfolglos. Er hat Leuten eine Chance gegeben, die keine Sau kannte. Ich weiß, welchen Autoren ich wie oft in den Hintern getreten habe, damit sie lernen, wozu Absätze in Erzählungen da sind ... oder ähnlicher Kram. Es gibt ausgesprochen humorvolle Typen - Ernst-Eberhard Manski oder Uwe Hermann etwa - unter unseren Autoren. Eigentlich machen wir die ganze Zeit das, was hier als "Man müsste mal" gefordert wird. Was uns fehlt, ist einfach der große Werbeetat. So viel Zynismus muss sein - was die Leute nicht kennen, kaufen sie nicht. Und in diesem Sinne - lasst bitte auch DSFP und KLP nebeneinander laufen. So hat man eine doppelte Chance, wenigstens der Lokalpresse mal einen Artikel über einen Autor aufzuschwatzen. In Internet-Foren bewegen wir uns im Szene-Ghetto, aber die Zeitung wird von einem Bevölkerungsquerschnitt gelesen. Ich habe inzwischen von Hinz und Kunz gehört, dass sie SF-Fans sind. Ich kannte die Leute, hatte aber keine Ahnung. Und sie nicht von mir. Der Stadtschreiber von Ranis bekommt mehr PR als ein DSFP-Preisträger, aber ein Preis ist immer ein schöner Anlass - besonders im Sommerloch.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#192 simifilm

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Geschrieben 03 August 2012 - 12:59

Du sprichst mir aus der Seele, Trurl! Anscheinend ist es bei SF mit Anspruch (was immer das bedeuten mag) verpönt positive Utopien zu schildern.


Der Grund ist sehr einfach: Eine echte positive Utopie liefert keinen Stoff für einen dramatischen Plot. Und das ist heute so und war auch vor 50 oder 500 Jahren nicht anders.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
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#193 Mammut

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Geschrieben 03 August 2012 - 13:28

Und in diesem Sinne - lasst bitte auch DSFP und KLP nebeneinander laufen. So hat man eine doppelte Chance, wenigstens der Lokalpresse mal einen Artikel über einen Autor aufzuschwatzen. In Internet-Foren bewegen wir uns im Szene-Ghetto, aber die Zeitung wird von einem Bevölkerungsquerschnitt gelesen. Ich habe inzwischen von Hinz und Kunz gehört, dass sie SF-Fans sind. Ich kannte die Leute, hatte aber keine Ahnung. Und sie nicht von mir. Der Stadtschreiber von Ranis bekommt mehr PR als ein DSFP-Preisträger, aber ein Preis ist immer ein schöner Anlass - besonders im Sommerloch.


Hm! Wenn soll ein Preis eigentlich fördern. Das Gerne oder den Autor?
Wenn ein Preis dafür da ist, zehn Kurzgeschichtenautoren zu motivieren, mal wieder eine Geschichte zu schreiben (sinngemäß hat das Uwe Post gesagt), dann weiß ich es nicht.
Wenn ein Preis dafür da ist, dass irgendein Autor einen Artikel im Lokalteil seiner Zeitung spendiert bekommt, dann weiß ich es nicht.

Wenn ein Preis dafür da ist, aus der Vielzahl der Erscheinungen das absolut Beste herauszufiltern, um diese Preisträger dann einem größeren Publikum zu präsentieren, da ist, dann macht das wohl am ehesten Sinn.

Mit den ersten beiden Punkten bleibt man auf jeden Fall im Ghetto, selbst wenn das Ghetto um die Gemeinde Niederbachheim erweitert wird.

Natürlich kann ich 5 Bücher verkaufen, wenn der Lokalteil über mich berichtet. Das sind dann Leute, die sich einzig aus dem Grund das Buch zulegen, weil es jemand geschrieben hat, der aus der eigenen Gegend kommt. Beim nächsten Buch sind die 5 wieder weg, es sei denn, ich motiviere den Lokalredakteur nochmal., wohl mit dem nächsten Preis.

Nö, ich kann mir nicht vorstellen, dass das so funktioniert. Wenn den Inhalt die Mehrheit einer Geschichte nicht interessiert (evtl. weil es SF ist), dann nützen auch 100 Nominierungen nix.
Nur der Preis bleibt auf der Strecke. Für den interessiert sich dann nicht einmal mehr das Ghetto. Man hat dann einen Autorenpreis, der nur für Autoren interessant ist.

#194 Gast_stolle_*

Gast_stolle_*
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Geschrieben 03 August 2012 - 13:40

@ stolle:
Also wenn der Brunner kein Zyniker war, weiß ich auch nicht. Der hat derartig böse Bücher geschrieben ... Stand on Zanzibar, The sheep look up, Jagged Orbit ... Und ich glaube, ich mag ihn genau deshalb. Er ist so schön brutal - für einen Optimisten.

Ja sicher war er das. Und trotzdem hat er mich begeistert. Ich meinte auch nicht den Inhalt der Bücher, die dürfen sein, was sie wollen, ich meinte die Haltung von Fans und Autoren. Brunner hat gebrannt, als er seine sozialkritischen Werke geschrieben hat, und nicht gejammert, dass keiner seine Bücher lesen will. Dick hat geschrieben wie ein Bessessener, obwohl er an der Welt an sich nahezu verzweifelt ist und nur sehr schlecht vom Schreiben leben konnte.
Ich lasse solche Ausreden nicht gelten wie oben angeführt, die Gesellschaft allgemein sei so, die German Angst, usw. - klar ist das so, aber das heisst nur, dass es die SF auch betrifft. Ähnlich dem Wandel im Buchmarkt. Alles schlimm genug. Die SF aber kann per se nach vorne schauen, in ein schönes oder furchtbaren "Vorne", das ist völlig egal. Es geht um den Vektor. Nicht Rückzug, Abgrenzung, Scheitern - ab in die Zukunft. Riesenvorteil gegenüber anderen Realitätsfluchtliteraturen meiner Meinung nach.
Die Mehrheit der Menschen, mit denen ich im RL rede, ist der Überzeugung, so geht es nicht weiter. Die Mehrheit. Sehr viele haben Angst, und fast keiner hat eine Ahnung, was zu tun ist. Da ist es der Job der SF, ein paar (abwegige, unterhaltsame, grausame, lustige) Szenarien zu entwerfen. Die Situation schreit geradezu danach. Es ist eine günstige Situation grad für die SF, wie krieg ich das in Eure Köpfe rein?

Bearbeitet von stolle, 03 August 2012 - 13:41.


#195 Ernst Wurdack

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Geschrieben 03 August 2012 - 16:32

Wenn ich es richtig mitbekommen habe verkauft sich die Jugendbuchserie Mark Brandis auch in der Wiederauflage bei Wurdack sehr gut. Und die Käufer und Leser werden hoffentlich nicht nur altgewordene Fans sein.

Da muss ich wohl ein paar Irrtümer aufklären:
1) Beinahe alle Käufer sind zwischen 40 und 60 Jahre alt und haben Mark Brandis in ihrer Jugend gelesen. Viele davon lesen sonst gar keine SF!
Das zeigen die reichlich abgegebenen Feedbacks der letzten Jahre.
2) Die Buchhandlungen (und darüber laufen etwa 80% der Reihe) verkaufen Mark Brandis als SF und nicht als Jugendbuch.
3) Nikolay v. Michalewsky hat Mark Brandis ursprünglich nicht als Jugendbuch konzipiert, aber auch schon damals lief SF im Jugendbereich anscheinend besser als im Erwachsenenbereich. Also hat man es in die Jugendecke gestellt und es hat funktioniert.

#196 Heidrun

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Geschrieben 03 August 2012 - 17:37

@ Mammut:
Du kannst das Genre schlecht von den Autoren trennen.
Was wäre denn gewonnen, wenn man DSFP und KLP zusammenlegt? Innerhalb des Fandoms würde man den Preis vielleicht ein wenig aufwerten, und wir würden uns einen Gezänk-Thread zu den Nominierungen sparen. Ein gewisses Maß Willkür wäre trotzdem noch dabei. Bei KLP und DSFP werden oft gleiche Texte nominiert, aber meist gewinnen verschiedene. Der Autor würde 1000 + 0 Euro bekommen - was immer noch nicht reicht, um sich auch nur ein Vierteljahr dem Schreiben zu widmen. Und welchem großen Publikum willst du das präsentieren? Warum sollte das große deutsche Feuilleton, das DSFP und KLP ignoriert, einen DSFKLP plötzlich eifrig besprechen?
Im Moment ist es ja nicht so, dass die letzten Hänger gewinnen, bloß weil es zwei Preise gibt. Also gibt man pro Jahr vier Autoren die Chance, kostenlose Werbung für ihre Texte zu bekommen, und zwar nicht nur im Hintertupfinger Käseblatt. Das ist eine Förderung, denn ein Großteil der SF-Leser verkehrt nicht hier im Forum, geht nicht auf Cons und ahnt noch nicht einmal, dass es in Deutschland Kleinverlage mit SF-Programm gibt. Die gehen zu Thalia und kaufen Schätzing, Eschbach und Brandhorst. Was anderes steht da nämlich nicht.
Wir haben das gerade durchgezogen - die Internetportale jenapolis und Leipziger Internetzeitung haben ebenso wie die Thüringische Landeszeitung (im Mantelbogen) und die Ostthüringer Artikel gebracht; eine Kurzmeldung gab es sogar überregional. Eine derartige Aufmerksamkeit bekommt man als SF-Autor sonst nur, wenn man nackt und mit Gasmaske über den Marktplatz läuft. Wenn ein SF-Leser ein "Emotio" kauft, weil er meine Story haben will, dann bekommt er Haubold, Post, Manski, Schmidt und Rößler als Zugabe - und stellt möglicherweise verblüfft fest, dass es überhaupt noch deutschsprachige Storys gibt. Ernst mag mich korrigieren, aber ich habe das Gefühl, Leser, die uns entdeckt haben, kommen auch wieder. Das Entdecken ist das Problem.

@ stolle:
Was glaubst du, tun wir die ganze Zeit? Wir jammern nicht. Wir schreiben, lektorieren, verlegen und schleppen unsere Bücherkisten durchs Land, um den Lesern die Bücher praktisch frei Haus zu servieren. Mehr Aktivität geht kaum. Und glaub mir - auch ich kann nicht davon leben. Da wird man doch gelegentlich darüber reden können, was man besser machen kann.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#197 Schlomo

Schlomo

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Geschrieben 03 August 2012 - 18:07

@stolle: Freu dich auf den 10. September! Da gibt es Heft 0 von „Uff. Njet!“, einer eBook Heftserie, einem Spin Off einer noch nicht geschriebenen Romanserie, einer Space Opera die auf der Erde nach der Klimakatastrophe beginnt, aber keinesfalls zynisch oder dystopisch ist, sondern positiv utopisch. Die Hefte werden (sollen) ab dem 10.9.2012 jeden Montag bei Amazon erscheinen. Die Diskussion dazu und eine ß-Version von Heft 0 findest du in der Autorenwerkstatt unter „Uff.Njet!“. Ich denk, die Serie schließt von Inhalt und Motivation her die Punkte ein, die du als wünschenswert beschrieben hast. Bin schon auf deinen Kommentar gespannt... Schalom, Schlomo

#no13

  • (Buch) gerade am lesen:Unitall 24: Der Flug der SPACE QUEEN
  • (Buch) als nächstes geplant:Ren Dhark 46: Geheimsache Schweres Wasser
  • • (Buch) Neuerwerbung: RD46 und U24
  • • (Film) gerade gesehen: Quiqueck & Hämat: PROLL OUT

#198 Gast_stolle_*

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Geschrieben 03 August 2012 - 18:08

@ stolle:
Was glaubst du, tun wir die ganze Zeit? Wir jammern nicht. Wir schreiben, lektorieren, verlegen und schleppen unsere Bücherkisten durchs Land, um den Lesern die Bücher praktisch frei Haus zu servieren. Mehr Aktivität geht kaum. Und glaub mir - auch ich kann nicht davon leben. Da wird man doch gelegentlich darüber reden können, was man besser machen kann.

Sicher? Fünf Zeilen über dem Zitat schreibst Du :"Eine derartige Aufmerksamkeit bekommt man als SF-Autor sonst nur, wenn man nackt und mit Gasmaske über den Marktplatz läuft." Und nochmal 4 Zeilen drüber "Die gehen zu Thalia und kaufen Schätzing, Eschbach und Brandhorst. Was anderes steht da nämlich nicht."
Ich halte mich lange genug hier und in anderen Foren auf, um zu wissen, wovon ich rede. Und ich will nicht anklagen oder angreifen, sondern motivieren, meine Stimme einbringen. Ich kanns auch sein lassen. Ich bin ja nur ein Fan, der seit 40 Jahren Eure Bücher kauft.Eingefügtes Bild
Zu Deinen von mir zitierten Äusserungen nochmal: Wenn Du als SF-Autor keine Aufmerksamkeit bekommst, dann bezeichne dich halt als Autor. Und wenn bei Thalia nur Schätzing, (Autor), Brandhorst und Eschbach (Autor) stehen, dann freue Dich für sie.
Das meine ich mit Haltung. Eine Haltung zu ändern, ist sehr einfach. Das wäre der Anfang, mehr sage ich nicht.

@stolle:

Freu dich auf den 10. September! Da gibt es Heft 0 von „Uff. Njet!“, einer eBook Heftserie, einem Spin Off einer noch nicht geschriebenen Romanserie, einer Space Opera die auf der Erde nach der Klimakatastrophe beginnt, aber keinesfalls zynisch oder dystopisch ist, sondern positiv utopisch.

Die Hefte werden (sollen) ab dem 10.9.2012 jeden Montag bei Amazon erscheinen.

Die Diskussion dazu und eine ß-Version von Heft 0 findest du in der Autorenwerkstatt unter „Uff.Njet!“.

Ich denk, die Serie schließt von Inhalt und Motivation her die Punkte ein, die du als wünschenswert beschrieben hast. Bin schon auf deinen Kommentar gespannt...

Schalom,

Schlomo

Lese schon die ganze Zeit mit. (s. mein Senf-Post). Fand sehr ...äh...interessant, wie ihr da diskutiert habt. Hab mich nicht getraut, was zu sagen, aber das kommt jetzt vielleicht noch. Nur nochmal: ich liebe Dystopien. Ich reg mich nur über depressive Autoren und Fans auf.Eingefügtes Bild

Bearbeitet von stolle, 03 August 2012 - 18:18.


#199 Tiff

Tiff

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Geschrieben 03 August 2012 - 19:30

Wenn Du als SF-Autor keine Aufmerksamkeit bekommst, dann bezeichne dich halt als Autor.

Ich bin mal frech und gemein: Viele Autoren kleben sich das Etikett SF auf, weil sie dann sicher sein können, wenigstens ein kleines bisschen Aufmerksamkeit bekommen, da viele SF-Fans ziemlich wahllos kaufen und lesen, Hauptsache SF. Ohne das Etikett SF bekämen manche (die meisten) SF-Autoren wahrscheinlich überhaupt keine Aufmerksamkeit, weil sie überall zwischen den Stühlen wären.

Wenn ein SF-Autor wirklich gut ist und etwas zu sagen hat, warum versucht er es nicht im Mainstream? Als ob der Mainstream synonym für Langeweile, Ideen- und Phantasielosigkeit stehen und es einem Autor verwehren würde, seine Ideen zu transportieren.

#200 My.

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Geschrieben 03 August 2012 - 20:37

[...] sondern positiv utopisch.

Ui. Ein Doppelmoppel. Sind die Nummern auch doppelt dick?

My.

#201 Schlomo

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Geschrieben 03 August 2012 - 20:43

Ha! Erkannt! Ich bin ein Fan von doppelt gemoppelten Doppelmoppeln. Ein paar davon spielen sogar in der Geschichte mit. Momentan schreib ich sogar an einer Szene mit den beiden... Die Nummern sind leider nicht doppelt dick – das schaffen wir von der Zeit her nicht. Aber von den Protagonisten wiegen die meisten mehr als 100 kg. Oder zumindest einige... Schalom, Schlomo

#no13

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#202 derbenutzer

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Geschrieben 03 August 2012 - 22:06

@Heidrun

Yo mei, in einer Dystopie bekommt man die Konflikte quasi auf dem silbernen Tablett. Schreib mal eine spannende und positive SF-Story.


Genau dies macht in der englischsprachigen Welt beispielsweise ein Iain Banks vor. Und das massiv, und er schildert – nebenbei bemerkt – eine (gekonnt geschildert) geldbefreite Welt. Deutsche SF neigt im Vergleich dazu eher zur Kultivierung von depressiv angehauchten Bildern.

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#203 Gast_stolle_*

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Geschrieben 04 August 2012 - 06:06

Wenn ein SF-Autor wirklich gut ist und etwas zu sagen hat, warum versucht er es nicht im Mainstream? Als ob der Mainstream synonym für Langeweile, Ideen- und Phantasielosigkeit stehen und es einem Autor verwehren würde, seine Ideen zu transportieren.

Eschbach? Ich glaube, die wenigsten der vielen Eschbach-Leser wissen, dass der mal mit SF angefangen hat. Wir bewegen uns hier im empfindlichen Feld zwischen Genre und Label. Die Genre-Diskussion wird in der SF seit Jahrzehnten geführt. Letztlich führte sie zur Abgrenzung und Ghettoisierung. Ich finde seit jeher, dass es hilfreich ist, Genres nicht als hermetisch zu betrachten und möglichst weit zu definieren, für mich ist einer der besten SF-Autoren Haruki Murakami, (und in den 70ern hätte man ihn auch als solchen bezeichnet), in dessen Romane ich jetzt aber noch kein Raumschiff entdeckt habe. Ich nenne dieses Genre auch nicht gerne SF, sondern Phantastik. Dann muss man nicht jedesmal mit Hardcore-Fans über den Stellenwert der Technik diskutieren...
Heute haben wir Labels. Das sind Etiketten, die man auf ein Produkt draufklebt, damit der Konsument weiss, was drin ist. Ähnlich wie bei der Tütensuppe beschreibt das Label den Inhalt nur unzureichend, sondern versucht zu verkaufen. Genre und Label werden inzwischen permanent verwechselt, sei es in Buchläden, in Suchfunktionen im Netz, im Kopf der Fans und Autoren. Ich sehe ein, dass man Labels braucht, aber sie sind dazu da, hinterher auf das fertige Produkt aufgeklebt zu werden. Genauso wie bei der Tütensuppe sollten wir aber als Leser (und Autoren) Labels als solche wahrnehmen.
Ian bzw. Iain Banks ist in diesem Zusammenhang sehr interessant. Zunächst einmal hat der Autor selbst durch die kleine Änderung des Vornamens eine leicht schizophrene Unterteilung seines Werks vorgenommen, über die man als Fan lange nachdenken kann. Und dann gibt es noch den Umgang mit seinen Werken bei den Verlagen. Seine frühen "Iain"-Romane (IMHO seine besten), also die nicht expliziten Space-Abenteuer, wanderten bei Heyne munter zwischen SF und allgemeiner Reihe herum, kein einziger von ihnen war nicht SF. Das funktionierte auch, weil diese Bücher Mainstream-Leser erreichen, die z.B. seine Kultur-Romane erst einmal nicht lesen würden. Andersherum musste man den SF-Lesern , die sich die Kultur-Romane automatisch kauften, klar machen, hey! das ist SF, das könnt ihr lesen! Alle sogenannten SF-Fans sollten mal darüber nachdenken. Und die Autoren, die auf diese Fans schielen, auch. Hier ging es um Label, mehr nicht. Ein Leser braucht ein Label nicht unbedingt, ein Fan schon.

Bearbeitet von stolle, 04 August 2012 - 06:13.


#204 yiyippeeyippeeyay

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    Interstellargestein

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Geschrieben 04 August 2012 - 10:34

Ich glaube, die wenigsten der vielen Eschbach-Leser wissen, dass der mal mit SF angefangen hat.

Dieser Satz macht eigentlich nur kontextuellen Sinn, wenn dort irgendwo ein "nicht" fehlt, z.B. "nicht" statt "mal".

Deine Unterscheidung zwischen Genre & Label, wobei Letzteres ein Etikett (m.E. der Verlage bzw. Buchhändler) ist, das zum Kauf anregen soll, mehr nicht, finde ich gelungen. Eingefügtes Bild

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#205 derbenutzer

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Geschrieben 04 August 2012 - 11:40

Eschbach? Ich glaube, die wenigsten der vielen Eschbach-Leser wissen, dass der mal mit SF angefangen hat. Wir bewegen uns hier im empfindlichen Feld zwischen Genre und Label. Die Genre-Diskussion wird in der SF seit Jahrzehnten geführt. Letztlich führte sie zur Abgrenzung und Ghettoisierung. Ich finde seit jeher, dass es hilfreich ist, Genres nicht als hermetisch zu betrachten und möglichst weit zu definieren, für mich ist einer der besten SF-Autoren Haruki Murakami, (und in den 70ern hätte man ihn auch als solchen bezeichnet), in dessen Romane ich jetzt aber noch kein Raumschiff entdeckt habe. Ich nenne dieses Genre auch nicht gerne SF, sondern Phantastik. Dann muss man nicht jedesmal mit Hardcore-Fans über den Stellenwert der Technik diskutieren...
Heute haben wir Labels. Das sind Etiketten, die man auf ein Produkt draufklebt, damit der Konsument weiss, was drin ist. Ähnlich wie bei der Tütensuppe beschreibt das Label den Inhalt nur unzureichend, sondern versucht zu verkaufen. Genre und Label werden inzwischen permanent verwechselt, sei es in Buchläden, in Suchfunktionen im Netz, im Kopf der Fans und Autoren. Ich sehe ein, dass man Labels braucht, aber sie sind dazu da, hinterher auf das fertige Produkt aufgeklebt zu werden. Genauso wie bei der Tütensuppe sollten wir aber als Leser (und Autoren) Labels als solche wahrnehmen.
Ian bzw. Iain Banks ist in diesem Zusammenhang sehr interessant. Zunächst einmal hat der Autor selbst durch die kleine Änderung des Vornamens eine leicht schizophrene Unterteilung seines Werks vorgenommen, über die man als Fan lange nachdenken kann. Und dann gibt es noch den Umgang mit seinen Werken bei den Verlagen. Seine frühen "Iain"-Romane (IMHO seine besten), also die nicht expliziten Space-Abenteuer, wanderten bei Heyne munter zwischen SF und allgemeiner Reihe herum, kein einziger von ihnen war nicht SF. Das funktionierte auch, weil diese Bücher Mainstream-Leser erreichen, die z.B. seine Kultur-Romane erst einmal nicht lesen würden. Andersherum musste man den SF-Lesern , die sich die Kultur-Romane automatisch kauften, klar machen, hey! das ist SF, das könnt ihr lesen! Alle sogenannten SF-Fans sollten mal darüber nachdenken. Und die Autoren, die auf diese Fans schielen, auch. Hier ging es um Label, mehr nicht. Ein Leser braucht ein Label nicht unbedingt, ein Fan schon.

Hallo Stolle!

Kompliment. Was Du da über Genre und Labels schreibst, scheint mir als sehr gut beobachtet. Wobei mir vorkommt, dass bei den Taschenbuch-Editionen der typische „SF“ Hinweis schon mal verbreiteter war.

Zu Banks: soviel ich weiß, ist da das „M“ für Menzies im Namen ein Unterscheidungsmerkmal, das insbesondere auf SF hinweisen soll. Allerdings habe ich keine Ahnung, ob das bei allen deutschen Ausgaben wirklich durchgezogen wurde.

Das mit den Vornamen (Iain statt Ian) wusste ich nicht ...

LG

Jakob

Austriae Est Imperare Orbi Universo


#206 My.

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Geschrieben 04 August 2012 - 21:28

Deutsche SF neigt im Vergleich dazu eher zur Kultivierung von depressiv angehauchten Bildern.

Das ist bzw. war jedenfalls lange Zeit bei allem Deutschen so, egal, ob Bücher, Fernseh- oder Kinofilme. Es gibt einfach bestimmte Themen, die Deutsche nicht konflikt- oder komplexbefreit verarbeiten können. Ein Film wie "Ziemlich beste Freunde" (war das der Titel von dem Streifen mit dem Rollstuhlfahrer?) kann einfach nicht aus Deutschland kommen.

My.

#207 Naut

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Geschrieben 05 August 2012 - 14:33

Das ist bzw. war jedenfalls lange Zeit bei allem Deutschen so, egal, ob Bücher, Fernseh- oder Kinofilme. Es gibt einfach bestimmte Themen, die Deutsche nicht konflikt- oder komplexbefreit verarbeiten können. Ein Film wie "Ziemlich beste Freunde" (war das der Titel von dem Streifen mit dem Rollstuhlfahrer?) kann einfach nicht aus Deutschland kommen.

Wenn Du da mal nicht einem Klischee aufgesessen bist ...
Ohne "Ziemlich beste Freunde" jetzt zu kennen: Es gibt ja durchaus deutsche Filme, die "schwierige" Themen nicht problemschwer behandeln, etwa Schwendtkes "Eierdiebe".
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#208 simifilm

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Geschrieben 05 August 2012 - 14:34

Ein Film wie "Ziemlich beste Freunde" (war das der Titel von dem Streifen mit dem Rollstuhlfahrer?) kann einfach nicht aus Deutschland kommen.


Eine klischeebeladene, vollkommen vorhersehbare Komödie? Doch, das können die Deutschen auch.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

zfs40cover_klein.jpg ZFS16_Coverkleiner.jpg

  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
  • • (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
  • • (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!

#209 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 05 August 2012 - 15:05


Eine klischeebeladene, vollkommen vorhersehbare Komödie? Doch, das können die Deutschen auch.

Ich fand kürzlich "Renn, wenn du kannst" ziemlich gut und nicht unbedingt vorhersehbar.

http://www.rennwenndukannst.de/
Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#210 Torwan

Torwan

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Geschrieben 06 August 2012 - 08:31

Es ist aber schon richtig, dass aus Deutschland hauptsächlich düstere Heul-Wein-Kreisch-Filme kommen, in denen schwierige und schwere Themen noch schwerer und schwieriger thematisiert werden, damit man sich nicht dem Vorwurf aussetzt, dass man das Thema nur oberflächlich behandelt hätte. Dabei kommen zwar oft auch sehr gute Meisterwerke heraus (ich bin z.B. der Ansicht, dass aus Deutschland die besten Kriegsfilme kommen), aber bei Filmen mit weniger historischem Touch ist es meistens grauselig. Der Kontrast dazu sind dann irgendwelche Schwachsinns-"Komödien", die wiederum so oberflächlich sind, dass man sie schon eher "nicht-flächig" nennen müsste...


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