Dies würde ich folgendermaßen konkretisieren:
In der guten Literaturkritik unterscheidet der Rezensent zwischen Beschreibung und Analyse auf der einen und Wertung auf der anderen Seite; ersteres sollte dabei möglichst unabhängig vom eigenen Lesegeschmack passieren. So führt meines Erachtens kein Weg daran vorbei, Lems wissenschaftliche Abhandlungen in "Fiasko" als niveauvolle, originelle und intelligente Reflexionen zum Thema Erstkontakt zu würdigen; aber man kann sie durchaus - und dies ist völlig legitim - als für den eigenen Geschmack zu langatmig und in einem belletristischen Werk Fehl am Platz finden.
Wobei die einzelnen Teilaspekte zusätzlich noch verschiedene Gewichtungen erhalten können, so dass in der Gesamtbeurteilung ein oder zwei Schwächen angesichts anderer Stärken nicht unbedingt zur Abwertung führen müssen. Für Fiasko heißt dies für mich: Die Brillanz von Grundidee, Thema und Hintergrund "überstrahlt" die Schwächen in Figurencharakterisierung und Plotaufbau.
Siehst du. Damit kann ich super leben. Für mich war das auch schon so im Lesezirkel rübergekommen. Die einzelnen Positionen der Begeisterten und weniger Begeisterten klar umrissen. Das was mich daran stört und ich kann das gut nachvollziehn weil mir bereits ähnliches nachgesagt wurde, ist, das man in seinem Enthusiasmus so wirkt als habe man selbst und nur man allein der Weisheit letzten Schluss mit Löffeln gefressen und die anderen keine Ahnung.
Das wollte ich eigentlich nur klar stellen und dem entgegenwirken. Denn es mag sein das hier nicht alle den letzten Lesezirkel verfolgt haben. Und das ein Fazit eines Zirkels von einer "dominierenden Gruppe" falsch dargestellt wird stört mich halt ein wenig und ich wollte das berichtigen.