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George R. Stewart - Leben ohne Ende

Lesezirkel Klassiker Februar 2014

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31 Antworten in diesem Thema

Umfrage: George R. Stewart - Leben ohne Ende (3 Mitglieder haben bereits abgestimmt)

Das Buch insgesamt fand ich:

  1. fantastisch (3 Stimmen [100.00%])

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Stil und Sprache fand ich:

  1. fantastisch (2 Stimmen [66.67%])

    Prozentsatz der Stimmen: 66.67%

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  3. durchschnittlich (0 Stimmen [0.00%])

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Story und Plot fand ich:

  1. fantastisch (3 Stimmen [100.00%])

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Figuren und Charakterisierung fand ich:

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Setting und Hintergrund fand ich:

  1. fantastisch (3 Stimmen [100.00%])

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Grundidee und Thema fand ich:

  1. fantastisch (2 Stimmen [66.67%])

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Das Buch ist meiner Meinung nach:

  1. spannend (2 Stimmen [13.33%])

    Prozentsatz der Stimmen: 13.33%

  2. lustig (0 Stimmen [0.00%])

    Prozentsatz der Stimmen: 0.00%

  3. anspruchsvoll (2 Stimmen [13.33%])

    Prozentsatz der Stimmen: 13.33%

  4. traurig (3 Stimmen [20.00%])

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  5. actiongeladen (0 Stimmen [0.00%])

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  6. erotisch (0 Stimmen [0.00%])

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  8. gruselig (0 Stimmen [0.00%])

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  11. langweilig (0 Stimmen [0.00%])

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  12. ruhig (2 Stimmen [13.33%])

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  13. düster (2 Stimmen [13.33%])

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  14. seicht (0 Stimmen [0.00%])

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  15. zu Recht ein Klasiker (3 Stimmen [20.00%])

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  16. nichts von alledem (0 Stimmen [0.00%])

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#1 Trace

Trace

    Cyberpunk-o-Naut

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Geschrieben 21 Januar 2014 - 10:44

Diskussionsstart: 01.02.2014


Eingefügtes BildEingefügtes Bild



Leben ohne Ende (Earth Abides) des US-amerikanischen Schriftstellers George Rippey Stewart (* 31. Mai 1895 in Sewickley, Pennsylvania; † 22. August 1980).

Wohl einer der wichtigsten post-apokalyptischen Romane des Genres, der fast schon in Vergessenheit geraten ist.

Durch eine Seuche wird die Menschheit bis auf nahezu homöopathisch geringe Ausmaße zusammengestutzt.

Es gibt keine Monstren, Aliens, Vampire etc., es gibt nur einen winzigen Rest an Menschheit. Die Hauptfigur des Romans stemmt sich gegen den Untergang der Zivilisation.

Diese Dinge hat man hundertfach in anderen Büchern gelesen. Was aber Stewart hier an Stimmung, Spannung, Menschlichkeit vermittelt, ist grandios. Ein Meisterwerk.

Das Buch erschien 1949 und wurde ein Welterfolg. Es inspirierte übrigens Stephen King zu The Stand – Das letzte Gefecht.

#2 derbenutzer

derbenutzer

    Phagonaut

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Geschrieben 21 Januar 2014 - 11:41

Lieber Trace! Danke für das Erstellen des Threads! LG Jakob

Austriae Est Imperare Orbi Universo


#3 methom

methom

    Teetrinkonaut

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Geschrieben 21 Januar 2014 - 12:49

In der Tat, Trace, vielen Dank für die Übernahme dieser mühseligen Aufgabe. In Absprache mit Trace schließe ich den Thread bis zum 01.02.

Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha


#4 Seti

Seti

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Geschrieben 01 Februar 2014 - 14:20

So, der Thread ist jetzt offen. Ab sofort dürfen also munter die ersten Eindrücke gepostet werden. (Was mich betrifft, wird es noch ein paar Tage dauern, bis ich mit einsteigen kann. Ich hab mein Buch erst vor kurzem bei Booklooker geordert und zu allem Überfluss wollte die Bezahlung über PayPal nicht klappen. Echt unangenehm, wenn man ein bestelltes Buch nicht bezahlen kann, obwohl man es bezahlen kann, aber glücklicherweise ist der Verkäufer sehr nachsichtig.)

Bearbeitet von Seti, 01 Februar 2014 - 14:22.

"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"

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#5 Mammut

Mammut

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Geschrieben 01 Februar 2014 - 14:56

Der Roman ist eher ein ruhiger. Es beginnt ganz alltäglich, ein Mann kommt aus der Wildnis, gezeichnet von einem Schlangenbiss. Als er die Infektion überwindet, stellt er fest, das die Gegend, in der er sich befindet, menschenleer ist. Er reist zur nächsten größeren Stadt. Bisher sehr stimmungsvoll, aber auch eher ruhig. Auf jeden Fall nicht uninteressant, wenn das Thema heutzutage auch schon etwas "ausgelutscht" ist.
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#6 Mammut

Mammut

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Geschrieben 03 Februar 2014 - 11:54

So, ich habe fast die ersten hundert Seiten durch. Ein wenig wirkt es wie ein Reiseroman über die USA. Die Geschichte ist recht still und leise, aber immer wieder stellt der Autor interessante Fragen, die sich durch diese neue Situation, die Entvölkerung, ergeben. Allerdings nicht in einer Makroperspektive, sondern aus der Sicht von Ish und das macht trotz ruhige Erzählung, den Reiz aus, weiter zu lesen. Bin gespannt wie ihr das empfindet und wie sich die Geschichte weiterentwickelt.
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#7 Mammut

Mammut

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Geschrieben 03 Februar 2014 - 19:57

Witzig ist der Wandel der Übersetzungen im Laufe der Zeit. Goldene-Tor Brücke, das hat ähnlich nostalgischen Charme wie Captain Zukunft ( anstatt Captain Future). Man sieht aber auch sonst den Wandel der Sprache in der Zeit.
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#8 Trace

Trace

    Cyberpunk-o-Naut

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Geschrieben 04 Februar 2014 - 22:31

Ich lese die englische Ausgabe von Orionbooks aus dem Jahr 1999. Ich habe bis jetzt die ersten zwei Kapitel gelesen. Das Buch liest sich ganz gut. Mir gefällt die dichte und atmosphärische Beschreibung der Welt. Auch die eingeschobenen Zusatzinformationen gefallen mir. Nur warum fokussiert der Autor sich so oft auf Tiere, insbesondere Katzen und Hunde? ------ Ich habe ein Übersetzungs-/Verständnisproblem auf der Seite 8 meiner Ausgabe. ".. Biologically, man has for too long a time been rolling an uninterrupted run of sevens." Sinngemäß verstehe ich den Satz aber was mich interessiert ist das Sprichwort " run of sevens". Es bedeutet doch, dass das Ereignis recht unwahrscheinlich ist. Aber warum nimmt man dann die sieben? Die zwei und die zwölf sind doch unwahrscheinlicher bei einem Wurf mit zwei Würfeln. Vielleicht kann mir ja jemand ein passendes deutsches Sprichwort sagen. Wäre echt super.

#9 Seti

Seti

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Geschrieben 04 Februar 2014 - 23:39

Ich habe ein Übersetzungs-/Verständnisproblem auf der Seite 8 meiner Ausgabe.

".. Biologically, man has for too long a time been rolling an uninterrupted run of sevens."

Sinngemäß verstehe ich den Satz aber was mich interessiert ist das Sprichwort " run of sevens". Es bedeutet doch, dass das Ereignis recht unwahrscheinlich ist. Aber warum nimmt man dann die sieben? Die zwei und die zwölf sind doch unwahrscheinlicher bei einem Wurf mit zwei Würfeln.

Vielleicht kann mir ja jemand ein passendes deutsches Sprichwort sagen. Wäre echt super.

Dieses "run of sevens" kommt von dem in amerikanischen Casinos sehr beliebten Würfelspiel Craps, wo eine geworfene 7 einen sofortigen Gewinn bedeutet (ebenso wie eine 11), was übrigens - im Zusammenhang des Buches recht passend - als ein "Natural" bezeichnet wird. Andere Augenzahlen bedeuten hingegen Niederlage oder Wiederholung (siehe Wikipedia). Es geht also nicht primär um die Wahrscheinlichkeit der Zahl, sondern dass sie mit einem Gewinn gleichbedeutend ist. Übersetzen würde ich es demzufolge so: "Der Mensch hatte, biologisch betrachtet, schon zu lange eine ununterbrochene Glücksträhne."

Bearbeitet von Seti, 04 Februar 2014 - 23:41.

"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"

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#10 Trace

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Geschrieben 05 Februar 2014 - 16:12

@Seti: Danke für die Antwort. Die füllt meine Verständnislücke sehr gut aus.

#11 Trace

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Geschrieben 05 Februar 2014 - 22:29

Als ich heute so gelesen habe, kam mir die Frage, warum das Buch überhaupt in die Kategorie Sci-Fi fällt und wenn es Sci-Fi wäre, in welche Untergruppe es dann fallen würde. Für mich musste in Sci-Fi Büchern immer was mit mehr Technologie (also nicht nur ein Hammer oder Auto) vorkommen. Ansonsten fällt es für mich in den Bereich Abenteuer oder Thriller. Mir ist aber auch klar das die Unterscheidung nicht immer so klar und einfach ist aber ich würde es trotzdem gern mal wissen.

#12 Mammut

Mammut

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Geschrieben 06 Februar 2014 - 08:57

Na, der Roman setzt sich mit der Frage auseinander, was wäre wenn der größte Teil der Menschheit ausgerottet wäre? Das macht Stewart auf eine wissenschaftliche Art und Weise, in dem er sich mit verschiedenen Aspekten auseinandersetzt. Rein per Definition ist das ein Zukunftsroman und damit Science Fiction. Der Roman bewegt sich im Rahmen der Utopie. Rein von der Art der Erzählung, also wie Stewart das Thema angeht und sich damit auseinandersetzt, ist natürlich nicht das, was wohl die meisten bei einem SF Roman erwarten. Daher kann ich deine Frage durchaus verstehen. Es ist ja oft die Frage, ob man einen Roman als SF bezeichnen sollte, nur weil er sich mit einer mögliche Zukunft oder eine technischen Spekulation auseinandersetzt. Per Definition (wobei die Definition, was SF ist, ja auch nicht bis ins letzte Details geklärt ist) kann man viele Sachen als SF bezeichnen, obwohl der überwiegende Teil der SF Leser dies wohl offenen Herzens nicht als SF bezeichnen würde. Leben ohne Ende ist eindeutig kein Spannungsroman, sondern eher eine, wenn ich auch finde interessante, Gesellschaftserzählung und Stewart schreibt eher wie ein Märchenonkel.

Bearbeitet von Mammut, 06 Februar 2014 - 08:59.

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#13 Trace

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Geschrieben 06 Februar 2014 - 20:39

@Mammut: Das kann ich nachvollziehen. Als ich über die Frage nach gedachte habe, ob es Sci-Fi ist, habe ich nach Büchern gesucht die auch ein "Was wäre wenn?" durchspielen, aber da würde unter gewissen Gesichtspunkten auch "Das Parfüm" drunter fallen. Es ist ja nicht unmöglich, dass jemand mit einer so starken Genmutation geboren wird, dass er sehr gut riechen kann. Es gibt Menschen die keine Schmerzen empfinden können und welche die Töne hören und welche mit "perfekten" Gehör. Aber ich würde "Das Parfüm" auch nicht als Sci-Fi Roman sehen. So ich habe den ersten Teil gelesen. Wirklich spannend finde ich den Roman nicht aber er ist echt gut geschrieben. Es gab sogar ein paar mehr Erwähnungen von technischen Problemen (Netzwerkprobleme bei der Stromversorgung). Gut finde ich die Beschreibung des Paares in New York oder genauer gesagt seine Beobachtung, dass sie wie die kleinen, domestizierten Hunde im ersten Winter sterben werden. Überspezialisierung ist nicht gut. Etwas worüber auch unsere "Effizienz-geile" Gesellschaft mal wieder nachdenken sollte. Anfangs fand ich es erstaunlich, dass Ish bei seinen Gedanken über die Probleme mit der Stromversorgung und wie diese langsam ausfällt und die Anlagen verfallen, sich keine Gedanken über die Atomkraftwerke und die Strahlung macht .... aber halt damals gab es noch keine kommerziellen Atomkraftwerke. Irgendwie erstaunlich ... Wenn ich über solche Sachen stolpere, weiß ich immer wieder warum ich gerne alte Sci-Fi Bücher lese.

#14 Mammut

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Geschrieben 06 Februar 2014 - 20:50

Anfangs fand ich es erstaunlich, dass Ish bei seinen Gedanken über die Probleme mit der Stromversorgung und wie diese langsam ausfällt und die Anlagen verfallen, sich keine Gedanken über die Atomkraftwerke und die Strahlung macht .... aber halt damals gab es noch keine kommerziellen Atomkraftwerke. Irgendwie erstaunlich ...

Wenn ich über solche Sachen stolpere, weiß ich immer wieder warum ich gerne alte Sci-Fi Bücher lese.


Andererseits sind manch andere Sachen zeitlos. Die Haltbarkeit der Reifenmischungen ist mit Sicherheit immer noch nicht für die Ewigkeit.
Was passiert eigentlich wenn ein Atomkraftwerk führerlos wird? Schaltet sich das bei Fehlern dann automatisch ab, auch wenn niemand eingreift?
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#15 Trace

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Geschrieben 06 Februar 2014 - 21:11


Andererseits sind manch andere Sachen zeitlos. Die Haltbarkeit der Reifenmischungen ist mit Sicherheit immer noch nicht für die Ewigkeit.
Was passiert eigentlich wenn ein Atomkraftwerk führerlos wird? Schaltet sich das bei Fehlern dann automatisch ab, auch wenn niemand eingreift?


Wie lustig - gerade das was nicht für die Ewigkeit ist, bleibt in diesem Buch zeitlos.

Eigentlich, sollen bei einem Stromausfall im Atomkraftwerk ( was genau betrachtet auch sehr lustig ist) automatisch die Steuerstäbe zwischen die Brennstäbe fahren, damit die Kettenreaktion der Kernspaltung unterbunden wird. Aber ein Reaktor ist so komplex, dass immer irgendetwas schief gehen kann, insbesondere wenn niemand mehr da ist um nachzuregeln. Was nicht heißen, soll das dann nichts passieren kann. Theoretisch gibt es sicherlich für jeden Fehler eine Sicherungsmaßnahme aber da ich ganz sehr bezweifle, dass man jemals einen realen Test aller Sicherungsmaßen durchführen wird, wer will schon eine Kernschmelze mit echten Brennstäben simulieren?, bleibt immer ein Restrisiko. (Nur zur Info ich bin weder Physiker noch Kerntechniker, ich habe nur mal Charles Perrow "Normale Katastrophen" gelesen).

Bearbeitet von Trace, 06 Februar 2014 - 21:14.


#16 Shevek

Shevek

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Geschrieben 09 Februar 2014 - 19:35

So, ich habe fast die ersten hundert Seiten durch. Ein wenig wirkt es wie ein Reiseroman über die USA. Die Geschichte ist recht still und leise, aber immer wieder stellt der Autor interessante Fragen, die sich durch diese neue Situation, die Entvölkerung, ergeben. Allerdings nicht in einer Makroperspektive, sondern aus der Sicht von Ish und das macht trotz ruhige Erzählung, den Reiz aus, weiter zu lesen.
Bin gespannt wie ihr das empfindet und wie sich die Geschichte weiterentwickelt.

Genau da bin ich auch gerade angelangt (Seite 98) und kann Deine Eindrücke voll und ganz bestätigen. Gerade dass Stewart den Roman nicht als Reisser angelegt hat, gefällt mir ausgesprochen gut! Andere Autoren hätten den Zusammenbruch der Zivilisation inklusive Mord, Totschlag usw. genüßlich ausgeschlachtet, Stewart hingegen lässt dies alles sozusagen im "Off" passieren und konfrontiert Ish gleich mit einer fast menschenleeren Welt. Die Atmosphäre erinnert mich kolossal an den Beginn des neuseeländischen SF-Films "Quiet Earth" aus dem Jahre 1985: Auch hier findet sich der Protagonist plötzlich in einer entvölkerten Welt wieder und muss sich mit seiner Einsamkeit und dem Überleben in den Überbleibseln der menschlichen Zivilisation auseinandersetzen. (Der Grund für das Verschwinden der Menschheit ist im Film allerdings ein ganz anderer ...)

Was mir allerdings auffällt ist das fast völlige Fehlen von Leichen. Ish beschreibt zwar ab und an einen unangenehmen Geruch, der von bestimmten Stadtvierteln ausgeht, aber in einer Millionenstadt wie San Francisco oder New York müsste er doch eigentlich mit etlichen verwesenden Körpern und den damit einhergehenden hygienischen Problemen konfrontiert werden, oder habe ich da etwas überlesen?

Leben ohne Ende ist eindeutig kein Spannungsroman, sondern eher eine, wenn ich auch finde interessante, Gesellschaftserzählung und Stewart schreibt eher wie ein Märchenonkel.

"Märchenonkel" klingt für mich vielleicht etwas zu abwertend, aber ich weiß, was Du meinst! Der Eindruck entsteht meiner Ansicht nach vor allem durch etliche "alterümliche" sprachliche Wendungen, wie z.B. die "Gliederpuppen in heiterer Gewandung" (S.91) oder die "leichte, glückliche Bezechtheit" (S. 94), die ein heutiger Autor so nicht verwenden würde. Insgesamt wirkt Stewarts Sprache und Erzählweise für mich auf eine angenehme Weise "altmodisch", so dass mir der Roman bis jetzt ausgesprochen gut gefällt!

Nebenbei bemerkt: Vor über 30 Jahren, im Sommer 1982, habe ich das Buch schon mal gelesen, kann mich aber nur noch an wenige inhaltliche Details erinnern. Ich weiß aber noch, wie begeistert ich damals von Stewarts Endzeitvision war - mal sehn, ob mich der Roman auch heute noch fesselt. Bis jetzt bin ich da ganz optimistisch!

Bearbeitet von Shevek, 09 Februar 2014 - 19:46.


#17 Mammut

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Geschrieben 10 Februar 2014 - 10:47


"Märchenonkel" klingt für mich vielleicht etwas zu abwertend, aber ich weiß, was Du meinst! Der Eindruck entsteht meiner Ansicht nach vor allem durch etliche "alterümliche" sprachliche Wendungen, wie z.B. die "Gliederpuppen in heiterer Gewandung" (S.91) oder die "leichte, glückliche Bezechtheit" (S. 94), die ein heutiger Autor so nicht verwenden würde. Insgesamt wirkt Stewarts Sprache und Erzählweise für mich auf eine angenehme Weise "altmodisch", so dass mir der Roman bis jetzt ausgesprochen gut gefällt!


Da stimme ich dir gerne zu. Wobei ich einschränken muss. Manchmal, gerade im hinteren Teil des Buches, kann man den "Märchenonkel" auch ein wenig abwertend verwenden. Es ist halt auch der besondere Flair des Romanes, der die Lektüre manchmal ein wenig zäh macht, aber trotzdem einen gewaltigen Charme besitzt.
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#18 Shevek

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Geschrieben 12 Februar 2014 - 11:05

Mittlerweile habe ich den ersten Teil und das Zwischenkapitel "Eilende Jahre" beendet und bin immer noch ziemlich begeistert! Der Reiz des Romans liegt meiner Ansicht nach vor allem in seinem realistischen Szenario und den vielen stimmigen Details - genau so könnte die Welt nach einer furchtbaren Epidemie Ende der vierziger Jahre tatsächlich ausgesehen haben! Mit Ish hat Stewart zudem eine meiner Ansicht nach sehr glaubwürdige Hauptperson geschaffen: Schon vor der Katastrophe war er eher ein Einzelgänger mit einer leichten sozialen Phobie: Der Gedanke an eine bevorstehende Tanzveranstaltung trieb ihm beispielsweise früher "den kalten Schweiß auf die Stirn", so dass er lieber zu Hause blieb und sich in einem Buch verschanzte (S.125). Daher finde ich es verständlich, dass Ish sich in seiner neuen Situation so schnell zurechtfindet. Und auch die verschiedenen emotionalen Reaktionen kann man als Leser gut nachvollziehen - Betäubtheit, Angst, schließlich eine eher elegische Akzeptanz der Gegebenheiten, bis die "Dämme der Verteidigung, die er in sich während der Monate des Alleinseins und der Verzweiflung errichtet hatte" (S. 129) einbrechen, als er auf Em stößt. Und auch in dieser Szene schildert Stewart Ishs anfängliche Ängstlichkeit gefolgt von einem plötzlichen emotionalen "Auftauen" recht glaubwürdig - nachdem er zunächst nur mehr oder weniger psychisch deformierte Überlebende getroffen hatte, findet er endlich jemanden, der zu ihm passt! Natürlich sollte man beim Lesen auch hier die Entstehungszeit des Romans bedenken, so kann man mit kritischem Blick sicherlich einige zeittypische Geschlechter- Stereotypien ausmachen, was mich nicht weiter gestört hat. Zudem beobachtet Ish sehr genau und interpretiert seine Beobachtungen als Naturwissenschaftler stets rational auf dem Hintergrund seiner Kenntnisse. Und Stewart ergänzt dann in den Einschüben regelmäßig Ishs subjektive Sicht der Dinge durch eine übergeordnete Betrachtungsweise. Besonders bemerkenswert: Stewart kommt auf den ersten ca. 130 Seiten praktisch ohne Dialoge aus und erzählt dennoch äußerst packend! @ Mammut: "zäh" finde ich den Roman bislang überhaupt nicht. Was sicherlich auch daran liegt, dass ich kein großer Action-Freund bin - da gehe ich ganz mit Ursula K. LeGuin, die mal sinngemäß geschrieben hat, äußere Action ohne innere Handlung sei langweilig! Und daher fesselt mich Stewarts ruhige, stimmungsvolle Erzählweise weitaus mehr als so manche Krach-Bumm-Szenarien anderer Autoren. Die "Eilenden Jahre" fassen nun, nachdem das erste Jahr sehr detailliert geschildert wurde, die kommenden 20 Jahre im Zeitraffer zusammen. Dem Paar haben sich einige weitere Überlebende angeschlossen, es sind Kinder geboren worden. Ich bin schon gespannt, wie es mit der kleinen Gruppe im Jahre 22 weitergeht.

Bearbeitet von Shevek, 12 Februar 2014 - 13:56.


#19 Trace

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Geschrieben 12 Februar 2014 - 16:04

... Natürlich sollte man beim Lesen auch hier die Entstehungszeit des Romans bedenken, so kann man mit kritischem Blick sicherlich einige zeittypische Geschlechter- Stereotypien ausmachen, was mich nicht weiter gestört hat.
...


[Sarkasmus an] Ja, es ist echt traurig das immer Frauen die Kinder zur Welt bringen müssen. Es wäre doch viel gerechter, wenn die Menschen nur ein Geschlecht hätten und durch Zellteilung oder durch exakte Kopien ihre Art erhalten könnten. [Sarkasmus aus]

Dasselbe könnte man auch über jedes aktuelle Buch sagen, in dem Frauen und Männer plötzlich alle Aufgaben gleichberechtigt machen sollen oder Frauen als geschäftlich erfolgreiche Supermütter dargestellt werden. Also gibt es auch in unserer Zeit zeittypische Geschlechterstereotypen aber diese sind halt anders als früher. Und da neu immer besser ist in unserer Gesellschaft, sind die früher kritisch zu sehen und die heutigen werden als Fortschritt gefeiert.

Ich will hier nicht gegen mehr Gerechtigkeit für beide Geschlechter schreiben, aber aus meiner Sicht sind einige aktuell vermittelte Geschlechterstereotypen nicht viel anders als früher. Und ich möchte auf die Macht des Faktischen hinweisen. Der Mensch kann sich halt (zur Zeit oder an-sich) nicht anders fortpflanzen.

Nachtrag:
Ich wollte mit diesen Zeilen nur ausdrücken, dass mir die Aussage über die Stereotypen dem Autor nicht gerecht wird. Dies mache ich an einer Steller fest, als dem Leser erklärt wird, dass [Achtung Spoiler] Emma wohl schwarz ist aber Ish dies nie wirklich wichtig war oder überhaupt die entsprechenden Vorurteile in Erwägung gezogen hat.

Bearbeitet von Trace, 12 Februar 2014 - 23:46.


#20 Shevek

Shevek

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Geschrieben 13 Februar 2014 - 10:50

Ich wollte mit diesen Zeilen nur ausdrücken, dass mir die Aussage über die Stereotypen dem Autor nicht gerecht wird. Dies mache ich an einer Steller fest, als dem Leser erklärt wird, dass [Achtung Spoiler] Emma wohl schwarz ist aber Ish dies nie wirklich wichtig war oder überhaupt die entsprechenden Vorurteile in Erwägung gezogen hat.

Hallo Trace,

was ich mit meiner Aussage meinte, ist Folgendes:

Es gibt einige Textstellen, in denen Stewart "geschlechtsspezifische Denkmodi" beschreibt, die ich aus heutiger Sicht als "stereotyp" kennzeichnen würde, z.B. S. 149: "Das war der Unterschied zwischen Mann und Frau. Sie fühlte nur, was in unmittelbarem Zusammenhang mit ihr stand, und war weit mehr daran interessiert, ihres Kindes Geburtstag festlegen zu können, als an der Zukunft der Zivilisation. Er fühlte sich ihr abermals überlegen." Das heißt: Frauen denken angeblich stets konkret und selbstbezogen, Männer sind hingegen zu abstrakten Gedankengängen in der Lage und haben größere Zusammenhänge im Blick. Dazu passt beispielsweise auch, dass selbstverständlich Ish die Forschungsfahrten mit dem Auto durchführt (S. 142), anschließend Em über die Hintergründe der Rattenplage aufklärt (S. 142) oder in der Bibliothek recherchiert (S. 147), während Em "brav" zu Hause bleibt.

Verglichen mit dem Frauenbild in vielen anderen zeitgenössischen Büchern oder Filmen halte ich dies aber für ziemlich harmlos. Und Stewart - da gebe ich Dir recht - belässt es auch nicht bei solchen Stereotypien. Schließlich ist es Em, die für eine sinnvolle Kalenderreform inklusive neuer Zählweise plädiert und sich damit auch durchsetzt.

Um ein eventuelles Mißverständnis auszuräumen: Ich behaupte keinesfalls, dass Stewart sich in seinem Roman grundsätzlich simpler stereotyper Denkmuster bedient! Die oben angeführten Beschreibungen sind mir halt beim Lesen aufgefallen und ich habe mir daher erlaubt, meinen Eindruck in einem kurzen Statement zu erwähnen - allerdings, und das möchte ich nochmals ausdrücklich betonen : Dies ist der Entstehungszeit des Romans geschuldet und hat mich daher auch nicht weiter gestört.

Ansonsten hast Du Dir in meiner Lobeshymne aber auch den einzigen kritischen Satz herausgepickt ... Dass ich den Roman - zumindest bei meinem jetzigen Lektürestand - für großartig halte, ist glaube ich nicht zu übersehen!

Bearbeitet von Shevek, 13 Februar 2014 - 17:16.


#21 derbenutzer

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Geschrieben 17 Februar 2014 - 06:59

Spät dran, aber ich kenne den Roman ja schon.

Stichwortartig einige Eindrücke:

Der Roman ist angenehm ruhig aufgebaut und vermittelt mir auch nach vielmaligem Lesen noch immer sehr viel Stimmung. Was das Vermitteln eines postapokalyptischen Szenarios angeht, ist er in der Beschreibung des Verfalls einer Stadt verblüffend gut. Erst in neueren Publikationen werden die Abläufe ähnlich logisch und präzise geschildert.

Die menschliche Seite werde ich bald noch näher erläutern.

Einige Dinge noch:

Der Originaltitel (Earth Abides) ist ein Bibelzitat.

"One generation passeth away, and another generation cometh: but the earth abideth for ever."

(King James Bible, Ecclesiastes 1:4)

In moderner Form ist dieser Satz auch der letzte des Buches.

Seht Ihr nicht auch in den Figuren Ish und Em ein Motiv aus dem Alten Testament aufgegriffen? Es gibt gewisse Bezüge -- auch die Bedeutung der Namen angehend. Ich bin da am Überlegen.

Ich hab -- nachdem ich meine Grippe *stöhn* Eingefügtes Bild überstanden haben werde -- noch einiges zum Buch zu sagen. Unter anderem auch zum Hammer als Symbol. Dieser war übrigens sicher das physische Vorbild:

http://www.georgerst...ages/hammer.jpg

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#22 Trace

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Geschrieben 18 Februar 2014 - 17:00

Hallo Trace,

was ich mit meiner Aussage meinte, ist Folgendes:

Es gibt einige Textstellen, in denen Stewart "geschlechtsspezifische Denkmodi" beschreibt, die ich aus heutiger Sicht als "stereotyp" kennzeichnen würde, z.B. S. 149: "Das war der Unterschied zwischen Mann und Frau. Sie fühlte nur, was in unmittelbarem Zusammenhang mit ihr stand, und war weit mehr daran interessiert, ihres Kindes Geburtstag festlegen zu können, als an der Zukunft der Zivilisation. Er fühlte sich ihr abermals überlegen." Das heißt: Frauen denken angeblich stets konkret und selbstbezogen, Männer sind hingegen zu abstrakten Gedankengängen in der Lage und haben größere Zusammenhänge im Blick. Dazu passt beispielsweise auch, dass selbstverständlich Ish die Forschungsfahrten mit dem Auto durchführt (S. 142), anschließend Em über die Hintergründe der Rattenplage aufklärt (S. 142) oder in der Bibliothek recherchiert (S. 147), während Em "brav" zu Hause bleibt.
...
Ansonsten hast Du Dir in meiner Lobeshymne aber auch den einzigen kritischen Satz herausgepickt ... Dass ich den Roman - zumindest bei meinem jetzigen Lektürestand - für großartig halte, ist glaube ich nicht zu übersehen!


Ja, ich war auch etwas zu aggressiv bei meinem Post, wenn ich das jetzt aus der Ferne betrachte. Ich gebe auch gerne zu, dass ich die Denkmodi in den zitierten Stellen nicht so wahrgenommen habe aber ich sehe deinen Punkt. Mir ist auch klar, dass du das Buch deswegen nicht schlecht findest oder so. Auf mich wirkte dieser Satz einfach zu oberflächlich. Aber mit diesen Posts sollte dieser Eindruck bei allen anderen Lesern wohl ausgeräumt sein.

Ich sehe zum Beispiel auch das Ish viele Vorurteile eines introvertierten Intellektuellen erfüllt, also heute wäre er ein Geek oder Nerd. Aber ich finde das nicht diskriminierend.

-------
Ich habe das Buch durch. Für mich ist das ein sehr schönes literarisches Werk. Beim Lesen hatte ich immer das Gefühl, dass das Buch einen positiven und optimistischen Grundton hatte. Für mich war das immer verwunderlich, da ja fast die gesamte Menschheit und deren Zivilisation vernichtet wurde. Ich hatte etwas mehr Angst, Furcht und Grauen erwartet ... Es scheint wirklich eine Utopie zu sein.

Ich bin echt erstaunt über die Wahrnehmungsgabe und die für mich sehr detaillierten Beschreibungen des Autors. Insbesondere sein Bewusstsein für soziale Zusammenhänge. Faszinierend war für mich wie Ish dem Stamm wichtige Grundlage auf spielerische Art beibringt und auch noch eine Form von Tradition etabliert, sodass diese Fähigkeiten trainiert, verbessert und weitergegeben werden. Das ist eine Art von "Sozial-Technologie" die in unserer auf mechanische und elektronische Technologie fixierte Gesellschaft nicht viel Wert gelegt wird und manchmal nicht mal als Fähigkeit oder Wert erkannt wird.

Auch wenn ich das Buch aus literarischer Sicht super finde. Es hat existentialistische Elemente und es wird über einen intellektuell hochbegabten kleinen Jungen geschrieben. Kann ich mich nicht wirklich dazu durchringen es als Klassiker zu sehen, auch wenn nicht viel fehlt aber irgendwie fehlt mir noch ein letzter kleiner Schubser, warum es ein Klassiker sein soll. Vielleicht könntet ihr mir ja diesen kleinen Schubser geben?

----

Die religiösen Bezüge sehe ich auch. Es gibt die Mutter der Nationen, den Garten Eden, das Land in dem alles Vorhanden ist und von einer mächtigen Macht (der USA) vorher erschaffen wurde. Als Ish erkannte, dass er der letzte Amerikaner ist und viele der anderen ihn als Halbgott sehen, musste ich gleich an die Antiker aus Stargate, die Forerunner aus Halo, an die Hitschi in der Gateway-Trilogie oder an die Römer als die ersten Straßenbauer denken. Da drängen sich mir auch einige Gottvergleiche auf und der Satz von Clarke "Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden." Im Buch fällt sogar schon das Lesen, Schreiben und Mathematik unter diese Form von Technologie.

Da ich die englische Ausgabe gelesen habe, wollte ich gern wissen, was als letzter Satz in der deutschen Ausgabe steht. Bei mir steht:" Men go and come, but earth abides."

@Shevek: Da ich selbst noch nicht in den Genuss gekommen bin die Erfahrung zu machen, wie es ist ein Buch nach 30 Jahren noch einmal zu lesen, wollte ich gern wissen, ob sich was beim erneuten Lesen geändert hat oder wie das dich beim Lesen beeinflusst hat. Natürlich nur wenn die Frage nicht zu weit geht. Ich weiß, dass ich manchmal etwas zu neugierig bin.

#23 Mammut

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Geschrieben 18 Februar 2014 - 17:14

Auch wenn ich das Buch aus literarischer Sicht super finde. Es hat existentialistische Elemente und es wird über einen intellektuell hochbegabten kleinen Jungen geschrieben. Kann ich mich nicht wirklich dazu durchringen es als Klassiker zu sehen, auch wenn nicht viel fehlt aber irgendwie fehlt mir noch ein letzter kleiner Schubser, warum es ein Klassiker sein soll. Vielleicht könntet ihr mir ja diesen kleinen Schubser geben?


Ich kann das für mich nur schwer beantworten. Das Thema des Buches wurde ja schon an vielen Stellen, sprich Büchern und Filmen, verwendet. Es dann nach all diesen Endzeitbüchern zum ersten Mal zu lesen (wobei ich mir da persönlich nicht sicher bin) und sich die Frage zu stellen, ob es für mich ein Klassiker ist, ist schwierig. Das hängt vielleicht auch davon ab, was man für sich als Klassiker interpretiert.
Da es aber ein tolles Buch war und entsprechend den Hauch von Geschichte atmet und dazu noch trotz des abgegriffenen Themas lesenswert und interessant war, würde ich schon dazu neigen, es als Klassiker zu bezeichnen. Es ist halt eigentlich kein richtiger SF Roman in dem Sinne wie man es vielleicht erwartet hat.
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#24 Trace

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Geschrieben 18 Februar 2014 - 17:30

Ich kann das für mich nur schwer beantworten. Das Thema des Buches wurde ja schon an vielen Stellen, sprich Büchern und Filmen, verwendet. Es dann nach all diesen Endzeitbüchern zum ersten Mal zu lesen (wobei ich mir da persönlich nicht sicher bin) und sich die Frage zu stellen, ob es für mich ein Klassiker ist, ist schwierig. Das hängt vielleicht auch davon ab, was man für sich als Klassiker interpretiert.
Da es aber ein tolles Buch war und entsprechend den Hauch von Geschichte atmet und dazu noch trotz des abgegriffenen Themas lesenswert und interessant war, würde ich schon dazu neigen, es als Klassiker zu bezeichnen. Es ist halt eigentlich kein richtiger SF Roman in dem Sinne wie man es vielleicht erwartet hat.


Gut, da bin ich wenigstens nicht der Einzige dem es so geht.

#25 derbenutzer

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Geschrieben 18 Februar 2014 - 20:51

Man übersieht leicht, dass Earth Abides einer der frühen -- vielleicht sogar einer der ersten -- ernsthafteren Romane ist, die das Thema Post-Apokalypse aufgreifen. Das ändert für den heutigen Leser natürlich nichts am Abgedroschen-Eindruck, nur den Vorwurf (wertfrei gemeint) kann man vermutlich eher heutigen Romanen dieses Sub-Genres machen, sofern sie nicht einen originellen Zugang zur Thematik aufgreifen. Bei mir sind es auch etwa 30 Jahre, die seit dem ersten Mal Lesen vergangen sind. Soweit ich mich erinnere, hat mich damals schon die Geschichte und die vermittelte Stimmung fasziniert. Beispiel: Die Szene als Ish während einer Erkundung mit dem Auto auf eine Gruppe Menschen stößt, die sich über einen Dollar für paar Eier freuen, hat mich schon damals berührt. Anbetracht einer nahezu ausgestorbenen Menschheit ist das ja auch subtil schockierend. Für mich ist das Werk ein sehr wichtiger Roman geblieben, daher definiere ich ihn als Klassiker. Dafür gibt es aber auch objektivierbare Ansätze, finde ich. LG Jakob

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#26 Shevek

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Geschrieben 19 Februar 2014 - 08:50

Inzwischen bin ich auch durch: Ich habe zweiten und dritten Teil des Romans am Wochenende quasi in einem Rutsch gelesen und auch schon meine Stimme bei der Umfrage abgegeben. Diesmal habe ich mich in allen Kategorien die Höchstnote entschieden und bin begeistert - wie schon bei Fiasko, aber aus völlig unterschiedlichen Gründen!

Der Roman ist angenehm ruhig aufgebaut und vermittelt mir auch nach vielmaligem Lesen noch immer sehr viel Stimmung. Was das Vermitteln eines postapokalyptischen Szenarios angeht, ist er in der Beschreibung des Verfalls einer Stadt verblüffend gut. Erst in neueren Publikationen werden die Abläufe ähnlich logisch und präzise geschildert.

@derbenutzer: Erstmal "Gute Besserung!" - ich hoffe, Dich hat´s nicht allzu schlimm erwischt und Du bist bald wieder genesen!
Deiner Aussage kann ich nur zustimmen! Überaus geschickt finde ich, daß Stewart einen Geographen und Ökologie-Spezialisten als Hauptfigur gewählt hat. Ishs genaue Beobachtungen und Anmerkungen zur Veränderung des ökologischen Gleichgewichts nach dem Verschwinden des Menschen sind für mich gerade im ersten Teil des Romans außerordentlich reizvoll! Heutzutage ist Ökologie ja in aller Munde, damals waren solche Konzepte in der breiten Öffentlichkeit noch nicht präsent, so dass Stewarts Herangehensweise in diesem Punkt m.E. sehr innovativ war.

Der Originaltitel (Earth Abides) ist ein Bibelzitat.
"One generation passeth away, and another generation cometh: but the earth abideth for ever."
(King James Bible, Ecclesiastes 1:4)
In moderner Form ist dieser Satz auch der letzte des Buches.

Kann es sein, dass Stewart gerade in den Zwischenpassagen immer wieder Bibelzitate oder zumindest -anleihen eingebaut hat? Der Sprachduktus mancher Passagen hat mich jedenfalls sehr an die "Heilige Schrift" erinnert - wobei ich als unverbesserlicher Skeptiker nicht besonders bibelfest bin.

Seht Ihr nicht auch in den Figuren Ish und Em ein Motiv aus dem Alten Testament aufgegriffen? Es gibt gewisse Bezüge -- auch die Bedeutung der Namen angehend. Ich bin da am Überlegen.

Die Assoziation zu Adam und Eva liegt hier wirklich sehr nahe. Laut der englischsprachigen Wikipedia bedeutet "Ish" auf hebräisch "Mann", und Em "Mutter", insofern hat Stewart diese Interpretation sicherlich beabsichtigt.

Übrigens: Der englische Wikipedia-Artikel ist - im Gegensatz zum deutschen - sehr ausführlich und interessant. Insbesondere sei auch auf die am Ende aufgeführten Links verwiesen, u.a. zu einer euphorischen Besprechung des Romans von James Sallis, dem Autor von "Driver" (tolles Buch, nebenbei, und die Verfilmung ist auch nicht zu verachten); Sallis stellt "Earth Abides" sogar in eine Reihe mit Werken von Joyce, Matisse und Beethoven!
http://en.wikipedia....ki/Earth_Abides
http://www.grasslimb...e.06.earth.html (Sallis-Rezi aus dem Boston Globe)

Für mich ist das ein sehr schönes literarisches Werk. Beim Lesen hatte ich immer das Gefühl, dass das Buch einen positiven und optimistischen Grundton hatte. Für mich war das immer verwunderlich, da ja fast die gesamte Menschheit und deren Zivilisation vernichtet wurde. Ich hatte etwas mehr Angst, Furcht und Grauen erwartet ... Es scheint wirklich eine Utopie zu sein.

Ja, das Buch ist trotz des postapokalyptischen Szenarios im Grunde sehr ermutigend: Wie der Titel schon sagt, geht das Leben weiter, auch wenn sich die Menschheit nach drei Generationen wieder auf einem steinzeitlichen Niveau befindet. Und Stewart deutet diesen "Abstieg" meiner Ansicht nach nicht als Rückfall in die Barbarei, wie dies viele andere an seiner Stelle wohl getan hätten. Gerade die vitale Jäger- und Sammler-Gesellschaft des letzten Kapitels - allen voran Ishs Urenkel Jack - wird überaus sympathisch geschildert und ist laut Stewart genauso wertvoll wie die untergegangene Zivilisation.

Vielleicht liegt der optimistische Ton auch daran, dass alle Protagonisten (mit Ausnahme Charlies) sympathische, ganz normale Menschen sind, die sich nicht gegenseitig "an die Gurgel gehen" - im Gegensatz zu fast allen heutigen Post-Doomsday-Romanen- oder -Filmen.

Ich bin echt erstaunt über die Wahrnehmungsgabe und die für mich sehr detaillierten Beschreibungen des Autors. Insbesondere sein Bewusstsein für soziale Zusammenhänge. Faszinierend war für mich wie Ish dem Stamm wichtige Grundlage auf spielerische Art beibringt und auch noch eine Form von Tradition etabliert, sodass diese Fähigkeiten trainiert, verbessert und weitergegeben werden. Das ist eine Art von "Sozial-Technologie" die in unserer auf mechanische und elektronische Technologie fixierte Gesellschaft nicht viel Wert gelegt wird und manchmal nicht mal als Fähigkeit oder Wert erkannt wird.

Dem kann ich nur zustimmen! Wobei Ish ja zunächst versucht, die alten zivilisatorischen Errungenschaften an die Nachfolgegeneration weiterzugeben. Außer Joey interessiert sich aber keines der Kinder für solche in der postapokalyptischen Welt auf den ersten Blick überflüssigen Fähigkeiten wie Lesen und Schreiben - was Ish zunächst deprimiert. Aber - und das macht sicherlich auch einen Teil des optimistischen Grundtons aus: Ish resigniert nicht sondern vermittelt grundlegende Fähigkeiten wie das Bogenschießen in spielerischer Form.

Sehr überzeugend ist auch die "Trägheit" des Stammes: Es ist sehr einfach und bequem, eine neue Konservendose zu öffnen, den Wasserhahn aufzudrehen oder die übriggebliebenen Gewehr zur Jagd zu verwenden, so dass ein Vorausplanen für die Zeit, wenn die Konserven zur Neige gehen, das Wasserreservoir versiegt oder die Gewehre unbrauchbar sind, praktisch nicht stattfindet. Und Ish, der einzige Intellektuelle in einer Gruppe eher praktisch veranlagter Menschen, wird dann irgendwann mit seinen "Predigten", man müsse an die Zukunft denken, nicht mehr ernst genommen.

Stark geschildert und gut beobachtet sind auch die Konflikte und Schicksalsschläge der kleinen Gemeinschaft. Die Charlie-Episode liegt mir - eigentlich ein absoluter Gegner der Todesstrafe - immer noch schwer im Magen. Stewart konfrontiert seine Protagonisten zunächst mit einem moralischen Dilemma und zeigt anschließend sehr deutlich die psychologischen Konsequenzen ihrer Entscheidung, Charlie aus Selbstschutz hinzurichten: Ishs Gewissensbisse; die abergläubige Deutung des Stammes, das Typus-Fieber sei die Strafe Gottes; Ish bemerkt später, hier habe der Stamm seine Unschuld verloren. Und ich muss zugeben, dass diese Lösung sehr realistisch ist - ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich mich in einer solchen Situation anders entschieden hätte als Ish!

Da ich die englische Ausgabe gelesen habe, wollte ich gern wissen, was als letzter Satz in der deutschen Ausgabe steht. Bei mir steht:" Men go and come, but earth abides."

In meiner Ausgabe der "Bibliothek der Science Fiction Literatur" aus dem Heyne-Verlag heißt es: "Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt ewiglich"

Kann ich mich nicht wirklich dazu durchringen es als Klassiker zu sehen, auch wenn nicht viel fehlt aber irgendwie fehlt mir noch ein letzter kleiner Schubser, warum es ein Klassiker sein soll. Vielleicht könntet ihr mir ja diesen kleinen Schubser geben?
(...) @Shevek: Da ich selbst noch nicht in den Genuss gekommen bin die Erfahrung zu machen, wie es ist ein Buch nach 30 Jahren noch einmal zu lesen, wollte ich gern wissen, ob sich was beim erneuten Lesen geändert hat oder wie das dich beim Lesen beeinflusst hat. Natürlich nur wenn die Frage nicht zu weit geht. Ich weiß, dass ich manchmal etwas zu neugierig bin.

Für mich ist "Earth Abides" eindeutig ein Klassiker! Werde meine Begründung demnächst nachliefern und auch kurz beschreiben, wie es gewesen ist, den Roman nach über 30 Jahren erneut zu lesen.

Bearbeitet von Shevek, 19 Februar 2014 - 16:26.


#27 Shevek

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Geschrieben 26 Februar 2014 - 12:31

5 Gründe, warum das Buch für mich ein Klassiker ist:

1. Stewarts Roman ist originell und innovativ! Wie derbenutzer schon geschrieben hat, sollte man bedenken, dass "Earth Abides" ein sehr früher Vertreter des postapokalyptischen Subgenres ist! Wichtige Vorläufer waren z.B. Mary Shelleys "The Last Man", Jack Londons "The Scarlet Plague" oder E.M. Forsters "The Machine Stops" - Texte, die sich von Stewarts Roman fast in jeder Hinsicht sehr unterscheiden (ich selbst habe allerdings nur die Forster-Geschichte gelesen, bei den beiden anderen orientiere ich mich an den Inhaltsangaben).

Dass es mittlerweile so viele Endzeit-Bücher und -Filme gibt, kann meines Erachtens kein Kriterium dafür sein, Stewart den Klassiker-Status abzusprechen. Im Gegenteil: Es zeigt doch, dass Stewart hier etwas Neues angestoßen und anderen Autoren als Vorbild gedient hat. Ansonsten müsste man mit demselben Argument beispielsweise auch H.G. Wells "Krieg der Welten" als Nicht-Klassiker definieren - gibt es heute in der SF doch kaum etwas Abgedroscheneres als eine Invasion Außerirdischer.

Zu den Innovationen gehört auch, dass Stewart die Katastrophe mit Hilfe der damals noch relativ jungen Wissenschaft der Ökologie erklärt und sehr differenziert die Ausbalancierung des ökologischen Gleichgewichts nach dem Verschwinden des Menschen beschreibt.

Und auch in soziologischer, anthropologischer und psychologischer Hinsicht geht Stewart neue Wege: Vorher hat es meines Erachtens keine vergleichbare Darstellung darüber gegeben, wie eine kleine Gruppe in einer ansonsten fast menschenleeren Welt überlebt, welche Gebräuche sie entwickelt, welche Fertigkeiten untergehen usw.

2. "Earth Abides" hat etliche Autoren beeinflusst z.B. Stephen King ("The Stand") oder Kim Stanley Robinson ("The Wild Shore"). Jimi Hendrix zählte "Earth Abides" übrigens zu seinen Lieblingsbüchern und seine Stück "Third Stone From the Sun" soll teilweise durch Stewart inspiriert worden sein. Weitere Einflüsse findet man auf der folgenden Website unter "Earth Abides: the influence of a work": http://georgerstewart.wordpress.com/

3. Herausragende literarische Qualität: Dass der Roman bezüglich Stil, Personenzeichnung, Stimmung usw. äußerst gelungen ist, dürfte im Forum wohl unumstritten sein und bedarf daher keiner weiteren Erläuterung.

4. Zeitlosigkeit: Seine 65 Jahre hat der Roman exzellent überdauert und ist auch heute noch faszinierend und sehr gut lesbar, gerade wenn man ihn mit anderen SF-Texten aus derselben Zeit vergleicht. A.E van Vogts "Die Waffenhändler von Isher" beispielsweise - als Romanserie ebenfalls 1949 veröffentlicht - wirkt heute im Gegensatz zu "Earth Abides" absolut verstaubt.

5. Persönliche Lese-Erfahrungen: Es gibt nicht sehr viele Bücher, die mich als Teenager und Erwachsenen im "reiferen Alter" gleichermaßen begeistert haben. "Earth Abides" gehört definitiv dazu!

Kurz gefasst: Mit "Earth Abides" hat Stewart das Subgenre des postapokalyptischen Romans inhaltlich neu definiert und sein Sujet literarisch auf einem sehr hohen Niveau abgehandelt. Der Roman ist somit ein herausragendes und einflussreiches Werk, das mich persönlich zudem in jedem Alter begeistert hat. Daher: eindeutig ein Klassiker!

@Shevek: Da ich selbst noch nicht in den Genuss gekommen bin die Erfahrung zu machen, wie es ist ein Buch nach 30 Jahren noch einmal zu lesen, wollte ich gern wissen, ob sich was beim erneuten Lesen geändert hat oder wie das dich beim Lesen beeinflusst hat. Natürlich nur wenn die Frage nicht zu weit geht. Ich weiß, dass ich manchmal etwas zu neugierig bin.

Dazu möchte ich nur soviel schreiben: Viele Bücher, die mich als Teenager stark beeindruckt haben, waren beim Wiederlesen als Erwachsener einfach nur enttäuschend. Auch hier kann ich van Vogt als Beispiel nennen, dessen "Slan" ich mit 16 verschlungen habe - heute halte ich den Roman für unlesbar. Stewarts Buch habe ich - wie schon erwähnt - mit 18 zum ersten Mal gelesen. Herangegangen bin ich daher mit gemischten Gefühlen: Einerseits mit Vorfreude, andererseits mit der Befürchtung, dass der Roman meinen heutigen Qualitätsstandards nicht mehr genügen könnte.
In Erinnerung geblieben ist mir in erster Linie die Stimmung des Romans und der erste Teil, in dem geschildert wird, wie Ish durch die fast menschenleere Welt streift. Und Ish als eher naturwissenschaftlich interessierter Nerd - wie man ihn heute bezeichnen würde - war für mich damals eine optimale Identifikationsfigur.

Beim Wiederlesen erschienen mir - wie zu erwarten war - etliche Passagen quasi wie neu , z.B. die Charlie-Episode, an anderes konnte ich mich dann während der Lektüre nach und nach wieder erinnern, z.B. die Geschichte um Ishs Sohn Joey. Geändert hat sich vor allem die "Blickrichtung": Bei der Erst-Lektüre war ich - wie wohl die meisten in diesem Alter - sehr inhalts-fixiert und habe Feinheiten wie literarischen Stil, Charakterzeichnungen etc. eher ignoriert. Daher war ich beim Wiederlesen angenehm überrascht, wie gut der Roman geschrieben ist und wie glaubhaft sämtliche Charaktere geraten sind! Eben sowenig habe ich mich als Teenager beispielsweise für die Symbolik des Hammers interessiert (siehe: http://www.georgerst...arthabides.html unter "Ish´s Hammer: Ecology and Symbolic Religion in Earth Abides".) Plot und Geschichte haben mich also schon damals überzeugt, Stewarts hervorraggende literarische Techniken kann ich aber erst heute richtig würdigen.

Bearbeitet von Shevek, 26 Februar 2014 - 17:32.


#28 Trace

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Geschrieben 27 Februar 2014 - 18:36

Danke für deine Antwort. Das Argument der "Zeitlosigkeit" finde ich sehr überzeugend. Wenn ich so darüber nachdenke, hatte ich wirklich keine großen Schwierigkeiten den Roman zu lesen und das nach 65 Jahren. Schon beeindruckend. Vielleicht sollte im nächsten Lesezirkel mal ein "Klassiker" gelesen werden, der heute kaum noch verständlich ist aber bei seinem Erscheinen als gutes Buch gefeiert wurde. Damit der Kontrast richtig deutlich wird. ;-)

#29 Mammut

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Geschrieben 08 September 2014 - 22:08

Lese gerade Cyberstorm von Matthew Mather und finde, das ist ein wenig die aktuelle Version von Leben ohne Ende. Und da dieser Roman noch relativ gegenwärtig in meiner Erinnerung ist, ein guter Vergleich. Kann die Lektütre nach fast der Hälfte nur empfehlen, und zwar auch gerade denen, die das Lesezirkelbuch gut fanden.
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#30 derbenutzer

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Geschrieben 08 September 2014 - 23:05

Lese gerade Cyberstorm von Matthew Mather und finde, das ist ein wenig die aktuelle Version von Leben ohne Ende. Und da dieser Roman noch relativ gegenwärtig in meiner Erinnerung ist, ein guter Vergleich. Kann die Lektütre nach fast der Hälfte nur empfehlen, und zwar auch gerade denen, die das Lesezirkelbuch gut fanden.

Cyberstorm kenne ich. Ich kann nur sagen, dass Dein Vergleich --räusper-- problematisch istEingefügtes Bild. Letztendlich ist bei Cyberstorm

Spoiler


bei Leben ohne Ende ist das nicht wirklich so, bzw. eine ganz andere Geschichte.

Stimmung wird bei beiden Autoren vermittelt, allerdings eine grundsätzlich andere ...
LG

Jakob

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Auch mit einem oder mehreren dieser Stichwörter versehen: Lesezirkel, Klassiker, Februar 2014

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