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Von guten und schlechten Protagonisten


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71 Antworten in diesem Thema

#1 C. J. Knittel

C. J. Knittel

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Geschrieben 06 Februar 2014 - 08:39

Hallo Gemeinde!

In einem momentan sehr beliebten Nachbarthread hat Kollege vallenton folgende Frage aufgeworfen:

"Wann ist ein Protagonist in einem Buch oberflächlich und wann gilt er als gut ausgearbeitet und vielschichtig? Auch da stimme ich oft mit vielen Meinungen hier nicht überein."

Das Thema ist sicher nicht ganz neu, aber vielleicht bringt ein neuer Anlauf ja auch neue Ansätze und Meinungen hervor.

Bi-lal kaifa
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#2 methom

methom

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Geschrieben 07 Februar 2014 - 12:59

Die Frage ist interessant, aber scheint nicht so einfach zu beantworten zu sein. Ich selbst weiß spontan auch nicht, was ich darauf antworten soll.

Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha


#3 Naut

Naut

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Geschrieben 07 Februar 2014 - 13:08

Ich schon. "Gute" Charakterisierung entsteht immer aus hoher Anschlussfähigkeit beim Leser. Daraus ergeben sich sofort eine ganze Menge Kriterien, wie eine solche "gute" Charakterisierung zu erreichen ist. Zum Beispiel kann man sofort die Forderung daraus ableiten, dass man entweder seine Zielgruppe sehr genau kennen & bedienen können muss, oder aber anschlussfähig für eine sehr breite Rezipientenschicht schreiben muss (darauf laufen Schreibratgeber meist hinaus). Auch, dass Charaktere manchmal von Lesern sehr unterschiedlich beurteilt werden, erklärt sich daraus.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#4 lapismont

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Geschrieben 07 Februar 2014 - 13:25

Meinem Leser-Empfinden nach ist eine Figur dann gut beschrieben, wenn ich sie im Verlaufe des Textes weder verwechsle noch vergesse. Oft gilt als Kriterium eine Weiterentwicklung der Figur. Das muss aber gar nicht sein. Vielmehr erwarte ich, dass sich das Handeln der Figur mit ihrer Beschreibung deckt, dass sie auf mich in diesem Rahmen glaubwürdig wirkt. Ein sehr großes Problem vieler aktueller Texte ist, dass extrem mit Innensichten gearbeitet wird. Jede Figur wird mit ihrem Gedanken dargestellt, Motive erklärt etc. Aber oft ist der Autor/die Autrin nicht in der Lage, diese unterschiedlichen innensichten auch unterschiedlich zu gestalten. Vielmehr hört man als Leser immer denselben Erzähler heraus. Dadurch verwischen die Konturen, alles wird austauschbar und schwammig.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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Saramee
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#5 64Seiten

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Geschrieben 07 Februar 2014 - 14:04

Sehe dies ähnlich wie lapismont, Der Protagonist sollte so agieren wie er zuvor beschrieben wurde. Wenn sein handeln für mich als Leser nachvollziehbar wird, dann hat der Autor die Figur zuvor entsprechend gut charakterisiert, dann hat sie ihre Oberflächlichkeit verloren.

#6 Nina

Nina

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Geschrieben 10 Februar 2014 - 21:26

Ich kann zur Frage selbst nichts Allgemeines beitragen. Aber bei mir ist es oftmals so: Klar will man im Normalfall keinen Durchschnittstypen als Held. Das wird ja dann eine recht langweilige Geschichte, durchschnittlich ist man ja selbst und man begegnet auch vielen solchen Menschen. Aber sehr oft lese ich auch Bücher, da ist dann der Protagonist so einer, der in der Schule schon mal Klassen übersprungen hat, Studium nicht nur in Mindestzeit, sondern natürlich summa cum laude abgeschlossen. Daneben unterstützt der Protagonist noch seine kranke Mutter und die minderjährige Schwester finanziell. (Also Student / Neuakademiker, der sich komplett auf die akademische Laufbahn fixiert hat?????????????) Ach ja, und viele Freunde, die er kurzfristigst um Hilfe bitten kann, hat der auch noch. Da fehlt für mich der Reality Check, wie das denn gehen soll. Ich bin dann einfach nur tierisch genervt und lege das Buch weg. Und nein, wenn einer telepathische Kräfte hat, ist das O.K. für mich, das ist halt Fiktion. Aber Dinge, die sich an Realität orientieren, sollten halt auch nicht mehr als nur ein bisschen übertrieben sein. Ich mag sehr gerne Charaktere mit besonderen Talenten, die aber immer wieder tollpatschig sind, unsicher sind, sich ungeschickt verhalten und die keiner so recht versteht. Vielschichtige Charaktere haben halt auch viele Schichten und Widersprüche. Das ist auch in der Realität so. Mein Bruder beispielsweise ist der intelligenteste Mensch, den ich kenne. Er hat diverse akademische Titel, kein Problem damit, feurige Reden zu schwingen, selbst wenn der Bundespräsident anwesend ist. Aber von einem Besuch von 2-3 Leuten ist er auch mit Vorankündigung völlig überfordert. Und ich glaube, als Autor gilt es auch, das Gleichgewicht zu wahren. Besondere Talente bedingen normalerweise auch besondere Eigenheiten. - Und um mal den unrealistischsten Charakter aller Zeiten als Beispiel herzunehmen: Selbst Superman hatte sein Kryptonit.

#7 Kaffee-Charly †

Kaffee-Charly †

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Geschrieben 10 Februar 2014 - 22:43

(...)
Klar will man im Normalfall keinen Durchschnittstypen als Held.
(...)

Doch - ich will Durchschnittstypen als Helden!
Denn in der Realität sind es meist die "langweiligen" Durchschnittstypen, die plötzlich zu Helden werden, obwohl es ihnen niemand zugetraut hat - nicht einmal sie selbst.
Ich will keine "Show-Macher" und keine "Poser" als Helden, denn ich weiß aus Erfahrung, dass es gerade diese sind, die unter Stress zusammenfallen wie Luftballons, die plötzlich ein Loch haben.
Während meiner Militärzeit habe ich drei Katastropheneinsätze mitgemacht. Dabei habe ich erleben müssen, dass ich mich als Zugführer am besten auf die "unscheinbaren" und "langweiligen" Typen verlassen konnte, die unter größtem Stress auf einmal Außergewöhnliches leisteten und zeigten, was wirklich in ihnen steckte. Die so genannten "Heldentypen" haben da ohne Ausnahme kläglich versagt.
Ganz abgesehen davon zeigt sich der Charakter eines Menschen (und damit auch der eines Protagonisten) in meinen Augen nicht durch sein Denken und sein Reden, sondern durch sein Verhalten und sein Handeln.
Alles andere ist dabei zweitrangig.

Eingefügtes Bild
Kaffee-Pott

Bearbeitet von Kaffee-Charly, 10 Februar 2014 - 22:48.


#8 Schlomo

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Geschrieben 10 Februar 2014 - 23:32

Ja, da kann ich unserem Kaffee-Pott nur zustimmen. Es sind wirklich oft die Unauffälligen, die im entscheidenden Moment richtig reagieren.

Mir ist das zum ersten mal aufgefallen im Winter 71/72 im Skilager (war ein echter Alptraum. Echt übel.) Wir waren in winzigen 12 Mann Zimmern untergebracht, und an einem Abend hatte sich einer die Zähne geputzt, das Wasserglas noch in der Hand, als ein anderer hinter ihm irgend etwas erzählt hat und dabei wild in der Luft herumgestikuliert hat. Der mit dem Glas hat sich umgedreht, und der mit den Gesten hat mitten durch das Glas gefasst.

Ich hab das aus etwa 2m Entfernung gesehen. War wie in Zeitlupe, das Glas ist zersplittert, das Wasser drin weggespritzt und dann kam Blut. Jede Menge Blut. Ich war starr, sprachlos und sah nur hin.

In dem Moment ist einer der ganz Unauffälligen, ich kannte zuvor nicht einmal seinen Namen, aufgesprungen, hat ein Handtuch genommen, dem Anderen um die zerschnittene Hand gewickelt und hat versucht, ihn festzuhalten, was aber nicht gelang. Der rannte schreiend aus dem Zimmer, erst am Gang konnten wir ihn dann stoppen und festhalten, bis nach einer gefühlten dreiviertel Ewigkeit endlich ein Sanitäter gekommen ist...

Ähnliches hab ich später noch öfters gesehen, und jedes mal war es einer von den ganz unauffälligen stillen, der sofort und richtig reagiert hat. Ich denk, das hat System. Aber es gibt auch Gegenbeispiele:

Hab vor einiger Zeit mal einen israelischen Film gesehen, in dem der Protagonist versucht hat, herauszufinden, was einen Helden ausmacht. Als eine von mehreren Beispielen nahm er Yonatan Shapira. Wird hier vermutlich den wenigsten etwas sagen, ex IDF, jetzt Friedensaktivist. Leider hab ich vergessen, wie der Film heißt und von wem er ist, aber die zentrale Erkenntnis war: Es gibt nicht „den“ Helden, sondern – man weiß nicht wer und wieso er ein Held werden kann. Es ist einfach ein riesen Rätsel.

Ich denk von daher, dass in einem Roman sowohl die Typen, die wie der Duke („Ein Mann muss tun, was ein tun muss“) loslegen, als auch die Unauffälligen, die im richtigen Moment das richtige tun, ihre Berechtigung haben.

Schalom,

Schlomo

#no13

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#9 64Seiten

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Geschrieben 11 Februar 2014 - 08:31

Ich denke es gibt hier schon einen großen Unterschied zwischen Film und Buch. Ich mag z.B. Sheldon Cooper sehr gerne, kann mir allerdings kaum vorstellen, dass diese Figur so auch in einem Buch funktioniert, da viel davon, was ihn ausmacht, über Mimik etc. transportiert wird. Und da funktionieren Film und Buch m.E. völlig verschieden.

Davon ab, was ist denn ein Durchschnittstyp? Gibts den überhaupt? Weiss nicht wo es war, aber vor kurzem las ich in einem Forum folgendes: Ein Jäger möchte einen Hasen schießen. Zunächst schießt er weit rechts vorbei, danach weit links daneben. Im Schnitt ist der Hase nun tot. Eingefügtes Bild

#10 C. J. Knittel

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Geschrieben 11 Februar 2014 - 08:36

@Nina:
Du hast recht, ein Charakter darf natürlich nicht übertrieben sein, sonst verliert er seine Glaubwürdigkeit. Trotzdem kann es natürlich auch extreme Figuren geben, man darf es halt nur nicht übertreiben. Wichtig ist auch das Umfeld der Figur. Wenn er einen extremen Antagonisten hat, muss der Prot vielleicht sogar extrem sein. Außerdem ist der Ort der Handlung wichtig. Hätte Superman auf Krypton gespielt, wäre er nichtmehr so super gewesen, denn alle wären wie er. Und seine Feine, sind genauso extrem. Deshalb verzeiht man es Superman, dass er alles kann. Er hat trotzdem genug Bewährungsproben.

Denn in der Realität sind es meist die "langweiligen" Durchschnittstypen, die plötzlich zu Helden werden, obwohl es ihnen
Ganz abgesehen davon zeigt sich der Charakter eines Menschen (und damit auch der eines Protagonisten) in meinen Augen nicht durch sein Denken und sein Reden, sondern durch sein Verhalten und sein Handeln.
Alles andere ist dabei zweitrangig.

Damit hast Du sicher recht, ich halte es aber für schwierig Menschen und Figuren miteinander zu vergleichen. Figuren sind wesendlich einfacher gestrickt und fokusierter. Über einen echten menschen könnte man tausend Seiten schreiben und würde ihn trotzdem nicht genaug kennen, um ihn einschätzen zu können. Oder um es mit Frey zu sagen: Figuren geben die Art des Menschen wieder, aber nicht seine Gesamtheit.

Bi-lal kaifa
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#11 C. J. Knittel

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Geschrieben 11 Februar 2014 - 08:52

Ich denke es gibt hier schon einen großen Unterschied zwischen Film und Buch. Ich mag z.B. Sheldon Cooper sehr gerne, kann mir allerdings kaum vorstellen, dass diese Figur so auch in einem Buch funktioniert, da viel davon, was ihn ausmacht, über Mimik etc. transportiert wird. Und da funktionieren Film und Buch m.E. völlig verschieden.


Aber in einem Buch kann man doch auch vieles über Mimik transportieren. Figuren ohne Mimik sind eher flach.

Davon ab, was ist denn ein Durchschnittstyp? Gibts den überhaupt? Weiss nicht wo es war, aber vor kurzem las ich in einem Forum folgendes: Ein Jäger möchte einen Hasen schießen. Zunächst schießt er weit rechts vorbei, danach weit links daneben. Im Schnitt ist der Hase nun tot.

Meinst Du Menschen oder Figuren? Ich denke, unter Menschen gibt es sowas nicht, da gibt es nur Individuen. Unter Figuren könnte man vielleicht Stereotypen als Durchschnittstypen bezeichnen.

Bi-lal kaifa
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#12 FrankS

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Geschrieben 11 Februar 2014 - 19:31

"Wann ist ein Protagonist in einem Buch oberflächlich und wann gilt er als gut ausgearbeitet und vielschichtig?"

So allgemein, wie die Frage hier gestellt wird, lässt sie sich kaum erschöpfend beantworten. Ob ein Protagonist gut ausgearbeitet ist oder nicht, hängt ganz wesentlich von dem jeweiligen Buch ab, in dem er auftritt.
In sofern könnte ich diese Frage auch nur ganz allgemein beantworten: Ein Protagonist ist dann gut, wenn er zum Buch passt.
Ich befürchte nur, dass diese Antwort nicht besonders hilfreich ist.

#13 Kaffee-Charly †

Kaffee-Charly †

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Geschrieben 12 Februar 2014 - 13:39

(...)
Davon ab, was ist denn ein Durchschnittstyp? Gibts den überhaupt? Weiss nicht wo es war, aber vor kurzem las ich in einem Forum folgendes: Ein Jäger möchte einen Hasen schießen. Zunächst schießt er weit rechts vorbei, danach weit links daneben. Im Schnitt ist der Hase nun tot. Eingefügtes Bild


Falsch !
Zwei Null-Treffer ergeben auch im Durchschnitt nur Null-Treffer.
Denn Null bleibt immer Null.
Der Hase hoppelt also munter und lebendig davon. Ätsch! Eingefügtes Bild

Der alltagssprachlich verwendete Ausdruck "Durchschnittstyp" bezeichnet Menschen, die unauffällig sind und sich nicht von der Masse abheben.
Dass dabei nicht die exakte Bedeutung von "Durchschnitt" gemeint ist, dürfte eigentlich jedem klar sein. Eingefügtes Bild

Eingefügtes Bild

Bearbeitet von Kaffee-Charly, 12 Februar 2014 - 13:48.


#14 deval

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Geschrieben 12 Februar 2014 - 13:49

Zwei Null-Treffer ergeben auch im Durchschnitt nur Null-Treffer.


Mathematisch gesehen hat du natürlich recht, optisch jedoch könnte es hinkommen.

"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

www.fantasybuch.de


#15 Kaffee-Charly †

Kaffee-Charly †

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Geschrieben 12 Februar 2014 - 14:02

Mathematisch gesehen hat du natürlich recht, optisch jedoch könnte es hinkommen.

Optischer Durchschnitt! Eingefügtes Bild
Der war gut - den muss ich mir merken. Eingefügtes Bild

Eingefügtes Bild

#16 ShockWaveRider

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Geschrieben 12 Februar 2014 - 15:02

Ein Jäger möchte einen Hasen schießen. Zunächst schießt er weit rechts vorbei, danach weit links daneben. Im Schnitt ist der Hase nun tot. Eingefügtes Bild

Eine mögliche Quelle gibt es hier, sogar in gereimter Form.
Allerdings will der Jäger da eine Ente schießen. Am Ende wird erklärt, wie der statistische Hase läuft. Oder eben nicht mehr. :)

Gruß
Ralf

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ShockWaveRiders Kritiken aus München
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#17 Nina

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Geschrieben 12 Februar 2014 - 16:27

Also zum Durchschnittstypen: Einer, der auf Militäreinsatz in ein Katastrophengebiet geht (einen Grundwehrdiener wird man da wohl nicht schicken), ist für mich schon mal nicht durchschnittlich. Egal ob er dort einen auf großen Macker macht, einen hohen Rang bekleidet oder nicht. Aber um ein realistisches Beispiel zu nennen: In einem Forum gab es eine sehr junge Autorin (wie alt sie war, weiß ich nicht, aber sie war auf jeden Fall keine 14), die eine Geschichte geschrieben hat, wo es um Schulalltag ging. Ja, einfach Schulalltag, ohne einen Amokläufer oder den Besuch einer Fee, die ihr offenbart, dass sie eigentlich die rechtmäßige Erbin eines Fantasy-Königreichs ist. Das war so was von unspektakulär, also die typische Geschichte, wo man sich selbst live dabei sehr langweilen würde. (Das war genauso ätzend wie meine eigene Schulzeit.) Sie fand es aber sehr spannend, dass die Protagonistin heimlich in einen Jungen in ihrer Klasse verliebt ist. - Na ja. - Also in dem Alter in dem ist heimlich in einen Jungen in der eigenen Schulklasse verliebt zu sein, absoluter Standard. Geht teilweise auch schon wieder nach einer Woche vorbei. (Weil man ja noch nicht so recht weiß, wie das so ist mit Liebe und Beziehung.) Das brauch ich nicht zu lesen, das haben fast alle Frauen früher mal erlebt. Und wer in dem Alter schon reifer war und einen Freund 18+ hatte, wird da erst recht gähnen. Und natürlich kann jemand, der sehr normal wirkt, auch durch die besonderen Umstände zum Helden werden, indem er einfach richtig reagiert. Das muss natürlich realistisch sein, im Alltag sind das mehr Leute, die wem, der fertig ist, gut zureden, ihn beruhigen, bis Rettungskräfte da sind, wie in Slomos Bespiel. Und es gibt noch mehr heldenhafte Leistungen von ganz normalen Leuten. (In einem Buch müsste man die aber immer wieder in solche Situationen bringen, wenn sie eben nicht beispielsweise als Bergretter arbeiten, weil sie ja einfach spontan das Richtige tun.) Ich habe einige Folgen einer Dokumentation über Flugzeugabstürze gesehen, und es Wahnsinn, was oft völlig normale Menschen machen. Neulich war ein Fall, wo das Flugzeug nach Rammen einer Brücke in einen Fluss gestürzt ist und sich in Windeseile mit Eiswasser gefüllt hat. Ein Mann hat, obwohl bei beiden Beine was gebrochen war, seine halb betäubte Mitreisende abgeschnallt und sie nach draußen gebracht. Es hat nur eine Gruppe geschafft, nach draußen zu kommen, alle anderen sind gestorben. Auch draußen hat er ihr und einer weiteren Frau geholfen, sich über Wasser zu halten. Es haben wirklich viele sofort zu helfen versucht, aber bei der Situation im vereisten Fluss ging es um Minuten. Ein Rettungshelfer hat einen Überlebenden vom Hubschrauber aus - selbst ungesichtert (!) - rausgefischt. Am Ende war noch eine Frau im Wasser, die die Rettungsleine zwar erwischt, aber dann verloren hat und nachdem klar war, dass eine gewisse Chance besteht, sie als Schwimmer zu retten (das Flugzeug selbst lag zu weit drinnen, also da hatte man praktisch keine Chance - sie war aber dann näher am Ufer), hat es dann ein unbeteiligter Passant einfach gemacht. Aber solche tolle Helden sind halt für ein Buch bedingt geeignet. Für eine Kurzgeschichte ja. Hier geht es ja um eine besonders dramatische Situation im Leben eines Protagonisten. Aber bei einem Roman müsste man bedenken, dass diese Leute einfach spontan zu Helden werden und sie wohl die nächsten Jahrzehnte nicht mehr in eine vergleichbare Situation kommen. Und ja, es können Helden auch extrem sein. Ich finde es aber wichtig, dass es dann zu den besonderen Talenten auch Gegenpole gibt, die dann durchaus auch extrem ausfallen können.

#18 FrankS

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Geschrieben 12 Februar 2014 - 19:30

"Wann ist ein Protagonist in einem Buch oberflächlich und wann gilt er als gut ausgearbeitet und vielschichtig?

Ihr habt zwar alle recht, aber wenn ich die ursprüngliche Frage richtig verstehe, dann wird nicht danach gefragt, was für ein Typ ein guter Protagonist sein soll, sondern wie er dargestellt werden soll.

Du hast recht, ein Charakter darf natürlich nicht übertrieben sein, sonst verliert er seine Glaubwürdigkeit. Trotzdem kann es natürlich auch extreme Figuren geben, man darf es halt nur nicht übertreiben.

Das würde ich so nicht verallgemeinern. Gerade mit übertriebenen bzw. übertrieben dargestellten Charakteren kann der Leser viel Spaß haben. Das Stilmittel der Übertreibung ist z.B. eine Grundlage der Parodie.

#19 Kaffee-Charly †

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Geschrieben 12 Februar 2014 - 23:34

Also zum Durchschnittstypen: Einer, der auf Militäreinsatz in ein Katastrophengebiet geht (einen Grundwehrdiener wird man da wohl nicht schicken), ist für mich schon mal nicht durchschnittlich. Egal ob er dort einen auf großen Macker macht, einen hohen Rang bekleidet oder nicht.
(...)

Du hast vergessen, dass es auch im Inland Katastropheneinsätze gab und gibt (z.B. Flutkatastrophen).
Und zu meiner Zeit beim Militär wurden da vor allem Grundwehrdienstleistende eingesetzt (damals gab's ja noch die Wehrpflicht).
Da waren die meisten ganz normale "Durchschnittstypen", die sich garantiert nicht zu Heldentaten berufen fühlten.
Und trotzdem waren es genau diese "Unscheinbaren", die plötzlich einen Einsatz zeigten, den ihnen kaum jemand zugetraut hat - ganz im Gegensatz zu den "Vorzeige-Typen", von denen man eigentlich mehr erwartet hätte.
Ich konnte mich damals als Zugführer vor allem auf die Stillen und Unscheinbaren in meinem Haufen 100%ig verlassen, während ich den "Posern" ständig in den Hintern treten musste, damit sie nicht zusammenklappten.

Deshalb sind mir die "Uncoolen", die "Gewöhnlichen" und "Unscheinbaren" oder auch die vermeintlichen "Loser" als Protagonisten in Romanen wesentlich lieber als irgendwelche Überflieger, denen ich ihre Rolle sowieso nicht mehr abkaufen kann.

Außerdem bin ich der Ansicht, dass Protagonisten, die im Roman eigentlich nichts anderes als ihren Job machen, gar nicht mehr großartig charakterisiert werden müssen, denn ihr Charakter ergibt sich bereits aus der Art und Weise, wie sie ihren Job erledigen.

Eingefügtes Bild

Bearbeitet von Kaffee-Charly, 13 Februar 2014 - 01:50.


#20 64Seiten

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Geschrieben 13 Februar 2014 - 07:34

Eine mögliche Quelle gibt es hier, sogar in gereimter Form.
Allerdings will der Jäger da eine Ente schießen. Am Ende wird erklärt, wie der statistische Hase läuft. Oder eben nicht mehr. Eingefügtes Bild

Gruß
Ralf

Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild Den Reim kannte ich noch nicht Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild

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Geschrieben 13 Februar 2014 - 07:41

Der alltagssprachlich verwendete Ausdruck "Durchschnittstyp" bezeichnet Menschen, die unauffällig sind und sich nicht von der Masse abheben.
Dass dabei nicht die exakte Bedeutung von "Durchschnitt" gemeint ist, dürfte eigentlich jedem klar sein. Eingefügtes Bild

Ich verstehe was du meinst. Du meinst den Alltagshelden. Wobei das bei der Ausgangsfrage nicht hilft. Die Herkunft des Protagonisten alleine reicht nicht aus um ihn aus der Oberflächlichkeit herauszuheben.

Meinst Du Menschen oder Figuren? Ich denke, unter Menschen gibt es sowas nicht, da gibt es nur Individuen. Unter Figuren könnte man vielleicht Stereotypen als Durchschnittstypen bezeichnen


Sind die Figuren nicht auch Menschen? Vielleicht sogar ein guter Ansatz! Wenn die Figur als Mensch wahrgenommen wird, dann ist sie offensichtlich der stereotypen Oberflächlichkeit entsprungen?

#22 C. J. Knittel

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Geschrieben 13 Februar 2014 - 08:39

Ihr habt zwar alle recht, aber wenn ich die ursprüngliche Frage richtig verstehe, dann wird nicht danach gefragt, was für ein Typ ein guter Protagonist sein soll, sondern wie er dargestellt werden soll.


Ja, ich habe es auch so verstanden, dass nach der Umsetzung beim Schreiben gefragt wird. Vielleicht kann sich Herr vallenton mal dazu äußern. Von ihm kam die Frage ursprünglich.

Das würde ich so nicht verallgemeinern. Gerade mit übertriebenen bzw. übertrieben dargestellten Charakteren kann der Leser viel Spaß haben. Das Stilmittel der Übertreibung ist z.B. eine Grundlage der Parodie.

Ja, natürlich, an eine Parodie hatte ich dabei nicht gedacht. Ich bezog mich auf Ninas Beispiel mit dem Musterknaben.

Sind die Figuren nicht auch Menschen? Vielleicht sogar ein guter Ansatz! Wenn die Figur als Mensch wahrgenommen wird, dann ist sie offensichtlich der stereotypen Oberflächlichkeit entsprungen?

Einer Figur kann man nicht die Handschütteln und nicht mit ihr reden. Und sie isst nur, was der Autor ihr vorschreibt. Sie ist kein Mensch. Wenn man aber die Ilusion erwecken kann, dass es die Figur wirklich geben könnte, dann ist sie gelungen.

Bi-lal kaifa
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Geschrieben 13 Februar 2014 - 08:50

Und sie isst nur, was der Autor ihr vorschreibt.

Das ist es was ich weiter oben meinte. Klar, die Figur isst was der Autor ihr vorschreibt. Aber wenn ich als Leser das Gefühl habe, dass die Figur das isst was ich vermuten würde, was sie essen wird, dann hat der Autor was richtig gemacht.
Ein etwas überzeichnetes Beispiel dazu. Wenn ein Figur sportlich beschrieben wird, mit makellosem Sixpack, dann aber vom Autor drei Mal täglich in den MacDonald geschrieben wird, wo er sich Burger und Pommes einbaut, dann passt da was nicht. Dann isst die Figur nicht, was die Körperbeschreibung vermuten lässt.

Sie ist kein Mensch. Wenn man aber die Ilusion erwecken kann, dass es die Figur wirklich geben könnte, dann ist sie gelungen.

So ist es. Eingefügtes Bild

Bearbeitet von 64Seiten, 13 Februar 2014 - 08:52.


#24 FrankS

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Geschrieben 13 Februar 2014 - 20:01

Ja, ich habe es auch so verstanden, dass nach der Umsetzung beim Schreiben gefragt wird.

Nur so ergibt diese Frage für mich einen Sinn. Es wird wohl kaum DEN Protagonisten geben, der für alle Bücher gleichermaßen optimal geeignet ist.

Ich gehe davon aus, dass in den meisten Fällen der Autor wünscht, dass sich der Leser mit dem Protagonisten identifizieren kann (Wobei es sicherlich auch Fälle gibt, in denen dies unerwünscht ist.). Dies kann z.B. dadurch gelingen, dass der Prota Eigenschaften besitzt, die der Leser nicht besitzt, aber für sich selbst wünscht. Allerdings ist ein perfekter Held meist langweilig. In einigen liebenswerten Schwächen des Protas kann sich der Leser vermutlich besser wiederfinden.

Wie tief das im Buch ausgearbeitet werden muss, hängt von dessen Anspruch ab. Ein vielschichtig strukturierter Charakter dürfte in einem Buch, das nur seicht unterhalten will, sicherlich stören. Umgekehrt müsste in einem Werk, das die umwälzende charakterliche Wandlung seines Helden zum wesentlichen Inhalt hat, dieser Charakter zunächst differenziert dargestellt werden. Das meinte ich damit, dass ein Protagonist zum jeweiligen Buch passen sollte, um gut zu sein.

Ja, natürlich, an eine Parodie hatte ich dabei nicht gedacht. Ich bezog mich auf Ninas Beispiel mit dem Musterknaben.

Wobei Parodie nur als Beispiel gemeint war.

Ein etwas überzeichnetes Beispiel dazu. Wenn ein Figur sportlich beschrieben wird, mit makellosem Sixpack, dann aber vom Autor drei Mal täglich in den MacDonald geschrieben wird, wo er sich Burger und Pommes einbaut, dann passt da was nicht. Dann isst die Figur nicht, was die Körperbeschreibung vermuten lässt.

Das meine ich auch. Ein guter Protagonist sollte nicht im Widerspruch zur Handlung stehen. Das heißt aber nicht, dass sein Charakter nicht widersprüchlich sein darf. Im Gegenteil würde er dadurch sogar menschlicher und bekäme mehr Identfikationspotenzial.

#25 Naut

Naut

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Geschrieben 13 Februar 2014 - 20:31

Ich gehe davon aus, dass in den meisten Fällen der Autor wünscht, dass sich der Leser mit dem Protagonisten identifizieren kann (Wobei es sicherlich auch Fälle gibt, in denen dies unerwünscht ist.). Dies kann z.B. dadurch gelingen, dass der Prota Eigenschaften besitzt, die der Leser nicht besitzt, aber für sich selbst wünscht. Allerdings ist ein perfekter Held meist langweilig. In einigen liebenswerten Schwächen des Protas kann sich der Leser vermutlich besser wiederfinden.

Das ist ein Teilaspekt von dem, was ich oben mit "Anschlussfähigkeit" meine. Der Protagonist muss im Rahmen der Lebens- und Begriffswelt des Lesers sinnvoll handeln. Das heißt nicht, dass er immer rational oder liebenswert oder anbetungswürdig sein muss. Er muss dem Leser nur schnell vertraut vorkommen, das ist alles.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#26 FrankS

FrankS

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Geschrieben 14 Februar 2014 - 16:40

Das ist ein Teilaspekt von dem, was ich oben mit "Anschlussfähigkeit" meine. Der Protagonist muss im Rahmen der Lebens- und Begriffswelt des Lesers sinnvoll handeln. Das heißt nicht, dass er immer rational oder liebenswert oder anbetungswürdig sein muss. Er muss dem Leser nur schnell vertraut vorkommen, das ist alles.

"liebenswert" hatte ich keinesfalls ausschließlich gemeint, sondern nur als ein Beispiel. (Daher hatte ich auch "z.B." davor geschrieben.)
Auch wenn mir gerade kein konkretes Buch dazu einfällt, könnte ich mir auch gut einen Protagonisten vostellen, der den Leser fasziniert, weil er abstoßend ist.

Rein "rational" handelnde Figuren finde ich langweilig. Erst durch eine gewisse innere Widersprüchlichkeit wird der Charakter interessant.

Gerade weil es so viele Aspekte gibt, ist es schwierig, eine allgemeine Antwort auf diese Frage zu geben.

Aber wenn ich als Leser das Gefühl habe, dass die Figur das isst was ich vermuten würde, was sie essen wird, dann hat der Autor was richtig gemacht.

Im Wesentlichen stimme ich da zu. Allerdings gewinnt ein Prota dadurch an Tiefe, wenn er innerhalb wohldosierter Grenzen unvorhersehbar bleibt.

Klar, die Figur isst was der Autor ihr vorschreibt.

Beim Schreiben entwickeln meine Figuren meist ein Eigenleben und machen nicht immer das, was ich als Autor will. (Ich weiß nicht, ob meine Protas gute Protas sind.)

Für mich sind beim Schreiben meine Figuren zunächst viel wichtiger als die eigentliche Handlung. Zuerst habe ich nur eine grobe Vorstellung von dem, was in dem Buch geschehen soll. Danach suche ich mir die Charaktere aus, die ich dazu benötige. Erst wenn meine Mannschaft aufgestellt ist, mache ich mir über die Feinheiten der Handlung Gedanken. Wenn es gut läuft, dann werden meine Figuren lebendig und zeigen mir Eigenschaften ihres Charakters oder entwickeln ihre Eigenheiten.

Aus meiner Sicht als Autor sind daher diejenigen gute Portagonisten, die zum Leben erwachen und mich "aktiv" beim Schreiben unterstützen.

Bearbeitet von FrankS, 14 Februar 2014 - 16:55.


#27 Tiff

Tiff

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Geschrieben 15 Februar 2014 - 12:46

Die Frage ist interessant, aber scheint nicht so einfach zu beantworten zu sein. Ich selbst weiß spontan auch nicht, was ich darauf antworten soll.

Man könnte auch Beispiele bringen.

Auf den ersten Blick ist z.B. Magnus Ridolph eine Figur von Jack Vance, mit der man schnell vertraut ist, da Vance sie sehr geschickt einführt, aber letztlich bleibt doch vieles an der Oberfläche. Die meisten Figuren funktionieren einfach für eine Geschichte, und man vermisst eine besondere Vielschichtigkeit auch nicht, und manchmal nervt es auch, z.B. in einem Krimi, wenn die obligatorischen privaten Probleme des Ermittlers überhand nehmen und zur Geschichte nichts beitragen.

#28 Nina

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Geschrieben 16 Februar 2014 - 23:03

Ein etwas überzeichnetes Beispiel dazu. Wenn ein Figur sportlich beschrieben wird, mit makellosem Sixpack, dann aber vom Autor drei Mal täglich in den MacDonald geschrieben wird, wo er sich Burger und Pommes einbaut, dann passt da was nicht. Dann isst die Figur nicht, was die Körperbeschreibung vermuten lässt.

Umgekehrt habe ich einen James Bond-Roman gelesen. Der Mann bestellt sich schon zum Frühstück (!) eine Flasche Bourbon. Außer Kaffee nimmt er da was ich so mitbekommen habe, kein Getränk zu sich, das keinen Alkohol enthält. Trotzdem fährt er flott mit seinem Auto durch die Gegend, schießt zielsicher und erbringt auch überall sonst Höchstleistungen. Und das erstaunliche ist: So eine Geschichte wurde ein Erfolg.

#29 64Seiten

64Seiten

    Temponaut

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Geschrieben 17 Februar 2014 - 07:25

So eine Geschichte wurde ein Erfolg.

Erfolg und Qualität sind eben keine Synonyme.

#30 FrankS

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Geschrieben 17 Februar 2014 - 23:53

Umgekehrt habe ich einen James Bond-Roman gelesen. Der Mann bestellt sich schon zum Frühstück (!) eine Flasche Bourbon. Außer Kaffee nimmt er da was ich so mitbekommen habe, kein Getränk zu sich, das keinen Alkohol enthält. Trotzdem fährt er flott mit seinem Auto durch die Gegend, schießt zielsicher und erbringt auch überall sonst Höchstleistungen. Und das erstaunliche ist: So eine Geschichte wurde ein Erfolg.

Ich habe bislang James Bond so wahrgenommen, dass er sich selbst nicht ganz ernst nimmt. In sofern passt sein Verhalten zum Charakter.


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