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Wer hat die Rechte am Buchtitel?


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15 Antworten in diesem Thema

#1 MoiN

MoiN

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Geschrieben 19 Juli 2014 - 11:06

Ich denke, ein Thema das interessant werden könnte, besonders für SPs (Self Publisher) und Leute, die selbst als Verleger tätig werden möchten. Also Neueinsteiger.

Viele hier haben ja die ersten Schritte in die eine oder andere Richtung schon getan, und dürften einiges über ihre Erfahrungen mitzuteilen haben.

Als kleiner Einstieg hier vorweg ein Link auf eine Forumsdiskussion bei "BoD Autorenpool":

http://www.bod.de/au...itel-t1285.html

Bearbeitet von MoiN, 19 Juli 2014 - 11:06.

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#2 My.

My.

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Geschrieben 19 Juli 2014 - 15:29

Ja, ein typisch deutsches Thema :) Ich sehe das Problem inzwischen - der BoD-Thread ist 2007 gestartet - als eher gering an, berücksichtigt man die Ähnlichkeitssuchen (und -anzeigen) bei Google und Amazon. Ich hatte ja das "Problem" indirekt bei "Die Stille nach dem Ton ...", das so hieß wie das Marraksche Originalbuch, in dem die DSFP-Siegergeschichte enthalten war. Auch bei "GO! - Die Ökodiktatur" in meiner Neuausgabe könnte man grundsätzlich von einem Problem sprechen, wäre man ein anderer Verleger. Aus meiner Sicht gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Buchtitel und Buchinhalt, den hat der Autor zu verantworten - und an dieser Kombination (nicht nur an einem von beidem, sondern an beidem in der Kombination) hat der Autor alle Rechte (sofern er sie nicht zur Verwertung weitergegeben hat). Noch dazu gehört zu dieser Kombination ein Autorenname. Letztlich sind all die im BoD-Thread genannten urheber- und wettbewerbs- und sonstigen rechtlichen Problemstellungen eigentlich keine solchen. Denn die Kombination Autor/Titel/Inhalt ist unique - und allein das halte ich für relevant. Aber natürlich leben wir in Deutschland, und als Deutsche dürfen wir sicher sein, dass uns eher die Eier abgerissen werden, bevor irgendjemand auf die Idee kommt, mal eine vernünftige (juristische oder andere) Entscheidung zu treffen. My.

#3 Gast_Guido Latz_*

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Geschrieben 19 Juli 2014 - 15:37

In der Praxis gibt es kaum Probleme. Gibt es einen Titel schon, und wird dieser genutzt, ist (auch) die Frage, ob überhaupt eine Verwechslungsgefahr besteht. Und ansonsten kann man als Verlag genau so einfach fragen, was Sache ist, wie man als Verlag auch gefragt wird, was Sache ist (ich kann mich an 2 Anfragen erinnern, und sah keine Probleme, dass ein großes Verlagshaus denselben Titel als Untertitel verwendete - auch als Haupttitel hätte ich keine Probleme gesehen).

#4 Gast_Guido Latz_*

Gast_Guido Latz_*
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Geschrieben 19 Juli 2014 - 15:42

Mich erinnert das jetzt an das Thema, dass meist unveröffentlichte Autoren sich selbst per Post und Einschreiben ihr eigenes Manuskript zuschicken oder es beim Anwalt/Notar deponieren lassen sollen/wollen (zur späteren Beweissicherung...), weil der böse Verlag, der es nicht annimmt, es entweder ganz ohne zu fragen veröffentlicht, oder die tolle Idee von einem anderen Autor des Hauses schreiben lässt...

#5 MoiN

MoiN

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Geschrieben 20 Juli 2014 - 08:07

Letztlich sind all die im BoD-Thread genannten urheber- und wettbewerbs- und sonstigen rechtlichen Problemstellungen eigentlich keine solchen. Denn die Kombination Autor/Titel/Inhalt ist unique - und allein das halte ich für relevant.


Hm, mal ein Extrembeispiel: Günter Grass, Ein weites Feld Eingefügtes Bild

Dann könnte eine Autorin auf den Gedanken kommen, ihren Roman "Waltraud Meyer, Ein weites Feld" zu nennen (Name fiktiv). Oder "Waltraud Meyer, Blechtrommeln" ( nach Grass' Vorlage "Die Blechtrommel"). Jemand könnte argumentieren, daß da bewußt mit prominenten Ähnlichkeiten Werbung gemacht werden soll. Und wenn der Jemand auch noch ein Streithansel ist, gibt es mit einiger Wahrscheinlichkeit juristischen Ärger... (könnt ich mir zumindest vorstellen).

Bearbeitet von MoiN, 20 Juli 2014 - 08:08.

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#6 MoiN

MoiN

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Geschrieben 20 Juli 2014 - 09:41

Wem wirklich nichts einfallen will, kann's ja mal hier versuchen:

http://www.buchtitelgenerator.de/

;)

Bearbeitet von MoiN, 20 Juli 2014 - 09:41.

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#7 derbenutzer

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Geschrieben 20 Juli 2014 - 10:00

Wem wirklich nichts einfallen will, kann's ja mal hier versuchen:

http://www.buchtitelgenerator.de/

Eingefügtes Bild

Vielen Dank!
"Gurgelnder Winter, wurstiges Leid" ist hiermit als Titel für einen großen deutschen Roman reserviert.

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#8 Seti

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Geschrieben 20 Juli 2014 - 10:57

Vielen Dank!
"Gurgelnder Winter, wurstiges Leid" ist hiermit als Titel für einen großen deutschen Roman reserviert.

Eingefügtes Bild
Das klingt wirklich nach großer Literatur. Wie wär's mit folgendem Klappentext:

Es ist der wärmste Winter seit Beginn der Messungen, statt Schnee, der vom Himmel rieselt, gurgelt das Regenwasser in den Abflüssen. Als die Kühlanlage seiner Fleischerei ausfällt, steht Metzgermeister Hans Wurst am Abgrund seiner Existenz. Da entschließt er sich, sein altes Leben zurückzulassen und nach Lappland auszuwandern. Mit einem Kleinlaster voller Fleischprodukte beginnt er eine abenteuerliche Odyssee zum nördlichen Wendekreis ...

" 'Gurgelnder Winter, wurstiges Leid' ist ein Roman, der einem wie ein verdorbenes Mettbrötchen auf den Magen schlägt. Voll unbequemer Fragen über die Fleischlichkeit des Seins." Helmut Karasek


"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"

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#9 Trurl

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Geschrieben 20 Juli 2014 - 11:50

Eingefügtes Bild
Das klingt wirklich nach großer Literatur. Wie wär's mit folgendem Klappentext:

Brillant. Macht Lust auf mehr.

Lem hat ein Werk verfasst nur mit Rezensionen nichtexistierender Bücher.

Du könntest Karriere machen mit einem Buch nur aus Klappentexten ... Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild


LG Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
  • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Autorität
  • (Buch) als nächstes geplant:Jeff VanderMeer - Akzeptanz
  • • (Buch) Neuerwerbung: Ramez Naam - Crux, Joe R. Lansdale - Blutiges Echo
  • • (Film) gerade gesehen: Mission Impossible - Rogue Nation

#10 derbenutzer

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Geschrieben 20 Juli 2014 - 13:16

Wirklich gut, Seti! Mehr davon. Eingefügtes Bild Vielleicht der Anfang des Romans. Metzgermeister Hans Wurst wacht durch das Läuten seines Weckers auf, er beschreibt das Wetter. Solche Einstiege haben sich bewährt!Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild

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#11 MoiN

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Geschrieben 20 Juli 2014 - 19:18

Bei gutefrage.net gibt's manchmal auch (gute) Antworten: :D ;)

Ist es schlimm wenn man ein Buch schreibt mit einem Titel den es schon gibt?

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#12 Nina

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Geschrieben 01 August 2014 - 23:59

Es mag einzigartige Buchtitel geben. Aber eine Zeit lang - und gerade bei Thriller ist das immer noch der Fall - gab es besonders häufig Ein-Wort-Titel (bzw. Ein-Wort-Titel mit Artikel davor). Und wenn der Ein-Wort-Titel irgendein Wort umfasst, das auch im Duden steht, ist es praktisch ausgeschlossen, dass es noch nie ein Buch gegeben hat, das auch diesen Titel trägt. Es gibt natürlich immer wieder kuriose Rechtsstreitigkeiten, also ich würde es niemals für ausgeschlossen halten, dass einen jemand klagt. Aber Klagen gibt es auch für wesentlich absurdere Dinge, z.B. Streitigkeiten vor Gericht, wem eine Katze gehört, die entlaufen, nicht abgeholt wurde und neu "adoptiert" wurde. Trotzdem würde ich keine Vorkehrungen für Rechtsstreitigkeiten treffen, wenn ich mir eine Katze aus dem Tierheim hole. Wirklich nicht. Aber wenn es einmal in vielen Jahren zu einem absurden Rechtsstreit um Buchtitel kommt, wird das so was von aufgebauscht, dass jedem Möchtegern-Autor Angst und Bange wird. Und größtenteils wird nicht unterschieden, ob nur geklagt wurde oder ob das Ganze auch bei Gericht geendet ist. Oder ob einfach nur eine Klage angedroht wurde, Das Androhen einer Klage ist gerade bei uns weitverbreitet. Das macht doch faktisch jeder, der sich irgendwie belästigt oder verletzt fühlt. Der Nachbar meines Freundes will wegen dessen zu lautem Fernseher ihn aus seiner Eigentumswohnung klagen, mein Vater malt berühmte Leute aus Blumen zusammengesetzt, aber einer wollte klagen, weil das Bild angeblich auf seinem Foto basierte, mich wollte schon mal wer klagen, weil ein Schreibwettbewerb nicht schnell genug ging ... dieses ganze Beschwören von Anwälten und Gerichten, das ist ja faktisch schon Volkssport. Und was ist passiert? Na nix ist passiert. Weil entweder der ohnehin nur heiße Luft geredet hat oder auch, weil Anwälte auch vernünftig genug sind, jemanden auch angesichts der Erfolgsaussichten zu beraten. Bei Buchtitel ist das doch sicher auch so. Wenn sich da einer verletzt fühlt, kann es schon mal sein, dass einer mal ein böses Mail schreibt. Aber was dabei rauskommt, ist eine andere Sache. Zudem geht es vor Gericht vor allem um Sachwerte, wenn es zu Schadensersatzzahlungen kommt. Und, was ist ganz ehrlich die tatsächliche Einbuße, wenn irgendein Buch, das womöglich schon gar vergriffen ist, mit einem titelgleichen Buch verwechselt wird? Was, bei einem Buch, das seit fünf Jahren auf dem Markt ist, von dem aber gerade mal ein paar Exemplare verkauft wurden? Ich meine, was kann man da fiktiv als Schadenssumme annehmen? - Ich wäre halt vorsichtig, wenn es um einen Bestseller geht. Also "Sakrileg" oder "Die Wanderhure" oder "Harry Potter" würde ich ein Buch nicht unbedingt nennen wollen. Aber sonst hatten wir auch mal eine Antho mit Horrorgeschichten, die in Sümpfen, Wäldern oder Höhlen gespielt haben. (Was für ne Kombi! Die war so toll, dass ich trotz Lesungen exakt ein Buch verkauft habe. Und das war an eine Autorin, die es witzig fand, dass da im Ansichtsexemplar uralte Signaturen drin waren - die Idee, Signaturen von Autoren als Wertanlage zu sehen, habe ich auch inzwischen revidiert.) Na ja, jedenfalls gibt es einige Bücher, die genauso heißen. War auch kein Drama.

#13 MoiN

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Geschrieben 02 August 2014 - 15:38

Interessanter Beitrag.

Es gibt ja immer noch die offizielle Möglichkeit, einen Titelschutz zu beantragen... Das kostet aber.

-

In einem anderen Thread bin ich durch Zufall auf ein Wort gestoßen, das nicht einmal Google kennt (Suchergebnisse = 0).

Das Wort ist: "Praterologie". Eingefügtes Bild

Und was Google nicht findet, müßte doch eigentlich "frei" verfügbar sein.

Jetzt könnte ich versuchen, für dieses Wort Titelschutz zu beantragen, weil ich es in Kürze für mein "Buch" über eine fiktive Wissenschaft verwenden möchte. Oder ich bin so schnell, daß ich eine 1-Seiten-Kurzgeschichte mit diesem Titel bei Amazon online stelle. Theoretisch würde mir dann dieser Titel "gehören", oder?

Jetzt kann aber hier aus dem Forum ein "böser" Mensch daherkommen, und mir diesen Titel vor der Nase wegschnappen. Was dann? Er behauptet dann mit Sicherheit, die Idee zu diesem Titel schon vorher gehabt zu haben.

(Vielleicht sammelt ja Google solche Nichtfundwörter, und vermarktet sie hintenherum. Man weiß ja nie).

Alles sehr fiktiv, ich weiß, aber irgendwie doch realistisch...

Bearbeitet von MoiN, 02 August 2014 - 15:44.

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#14 Nina

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Geschrieben 02 August 2014 - 18:51

Du bist allerdings bedenken, dass Titelschutz keine absolute Rechtsgültigkeit hat. Es ist halt mehr so auf dem Niveau eines Indizienbeweises. Dazu gibt es mehrere Anbieter und ich könnte mir vorstellen, dass da auch mal einer dabei ist, der vielleicht nicht so seriös ist. Sagt mir zumindest das Gefühl, weil sonst gäbe es ja eine zuständige Stelle wie z.B. das Patentamt. Dazu wie gesagt, muss der Titel das sogenannte Alleinstellungsmerkmal haben. Ob das bei einem Ein-Wort-Titel gewährleistet sein kann, weiß ich nicht. Weiß vermutlich kein Mensch auf der ganzen Welt. Mag sein, dass "Praterlogie" ungewöhnlich genug ist. Ob eine Geschichte zu Amazon zu stellen, ausreicht, um sozusagen nach dem "Markenrecht" schützenswert zu sein, ist so eine Sache. Weiß vermutlich heutzutage auch noch keiner, da die Erfahrungswerte fehlen. Nur irgendwo auf die Schnelle einen banalen Titel zu veröffentlichen - eventuell auch bei einer drei Stunden vorher angekündigten Lesung (ist rechtlich aber eigentlich egal, wenn jeder hindarf und es öffentlich angekündigt wird, ist das Vortragen eines Textes juristisch gesehen eine Veröffentlichung) kann es ja auch nicht sein. Bei Domains gibt es schon Urteile, dass nicht unbedingt der Erste, der die angemeldet hat, Besitzer bleibt, wenn eben ein riesiges Unternehmen den Namen hat und sozusagen das "öffentliche Interesse" wohl will, dass man dieses vielgesuchte Unternehmen dort findet. Das ist nicht mein Rechtsverständnis, aber kam vor. Wobei umgekehrt das Sichern von möglicherweise interessanten Domains - und ruft man die Seite auf, gibt es nur ein Verkaufsangebot - auch wieder eine Unart ist. Und um wieder zurückzukommen: Nein, das Internet ist nicht die einzige Möglichkeit, was zu veröffentlichen oder öffentlich zu machen, wie ich am Beispiel Lesungen veranschaulicht habe. Also Lesung + öffentliche Ankündigung der Lesung und Einladung an alle - beispielsweise im Terminkalender einer Regionalzeitung und anschließender Vortrag vor Publikum ist eine Veröffentlichung des vorgetragenen Textes. Fertig aus. Google ist kein Maßstab. (Man kann höchstens plädieren, dass man davon ausgehen konnte, dass es den Titel nicht schon gibt, also man das nicht wissentlich gemacht hat. Was das Strafmaß, so es zu einer Verurteilung kommt, nur reduziert, denn Unwissenheit schützt ja bekanntlich nicht vor Strafe.) Und ich finde ich ja auf eine absurde Weise komisch, vor wenigen Jahren haben die Autoren noch diskutiert, ob denn eine Internetveröffentlichung überhaupt eine Veröffentlichung ist. Heute geht es nur noch um Google. So ändern sich die Zeiten ... Zu der Behauptung, eine Idee schon vorher gehabt zu haben: Das ist völlig egal. Menschen kommen ununterbrochen parallel zueinander auf gleiche oder zumindest ähnliche Ideen. Die Evolutionstheorie war auch nur ne Frage der Zeit, bis sie aufkommt und Charles Darwin hätte fast die rechtzeitige Veröffentlichung verpennt. Erst als ihn seine Freunde darauf aufmerksam gemacht haben, dass da noch ein anderer ist, der so was Ähnliches in aller Kürze öffentlich gemacht hat, ist der Mann, der lieber in seinem schönen Garten das Leben genossen hat oder mit einem seiner zahlreichen Kinder Wespen beobachten gegangen ist, (es hat schon seine Vorteile, eine reiche Cousine zu heiraten) in die Gänge gekommen. Ein paar pingelige Wissenschaftler nennen trotzdem bis heute den anderen Wissenschaftler auch als Begründer der Evolutionstheorie. (War halt schneller im Veröffentlichen, hatte aber kaum Material.) Ideen kann man an und für sich nicht schützen. Es gibt ein paar Ausnahmefälle, beispielsweise kann man glaube ich Patente voranmelden, wenn ein Gerät noch nicht ganz ausgereift, aber vielversprechend ist und fast vor der Vollendung steht, aber die Idee alleine nicht. Und wenn man nicht in die Gänge kommt, den bestraft halt auch mitunter das Leben. Oder er muss miterleben, dass seine Idee nicht einzigartig genug ist und es völlig egal ist, wer das zuerst angeleiert hat. Trotzdem: Ich sehe das jetzt nicht als große Sache. Es gibt andauernd gleiche Buchtitel. So ziemlich jeder halbwegs gefällige Titel hat schon mal Verwendung gefunden (alle Wörter, die im Duden stehen, fast alle Vornamen und die typischen Kombinationen, die nicht in einem sperrigen Wörterwust enden). Damit fällt das Kriterium der nötigen Originalität, um etwas zu schützen, schon mal weg. Dazu gibt es noch das Kriterium, dass Verwechslungsgefahr bestehen muss. Ein Thriller und ein Liebesroman haben nach allgemeinem Verständnis so viel Verwechslungsgefahr wie "Restaurant Soundso" und "Eisenwarenhandlung Soundso". (Während es Einschränkungen gibt, im selben Ort zwei gleichnamige Eisenwarenhandlungen zu eröffnen.) Zusätzlich würde auch noch der materielle Schaden zählen, der durch die Verwechslung möglicherweise entstanden ist. Oder auch nicht: Nehmen wir mal an, ich hätte als Selbstverlegerin ein Buch rausgebracht. Ich war zuerst. Dann kommt ein großer Verlag, bringt ein Buch mit gleichem Titel raus, das auch noch verfilmt wird. Mein Stolz mag verletzt sein, aber finanziell gesehen wäre eine Verwechslung wohl nicht zu meinem Schaden. Ganz im Gegenteil. Es gab da ja auch in der Forendiskussion, auf die verlinkt wurde, so eine ähnlichen Fall (großer Verlag hat ein titelgleiches Buch rausgebracht, das die Autorin schon bei BoD hatte), und sie meinte dann, er sollte eine Werbeanzeige in einem Magazin schalten, die beide Bücher bewirbt, als Ausgleich. (Ja, die Geschichte kenne ich auch, das steht in einem gewissen Autorenratgeber, wo zwei Verlage das gemacht haben mit Bildbeispiel. Ihr hat es angeblich der Anwalt geraten. (Wie viel nimmt ein Anwalt üblicherweise die Stunde? So dreistellig, oder? So viel muss ein BoD-Autor erst mal verdienen!- Aber gut, vielleicht war sie bei so ner kostenlosen Rechtsberatung der Stadt oder so. Hoffe ich zumindest, sonst hat sie viel Geld für nichts verbraten.) Ich frage mich, von welchem Streitwert sie ausgeht, falls sie gewinnt. Also sogar falls alle ihre potentiellen Kunden eigentlich ihr Buch kaufen wollten und nicht das des Konkurrenten (wie wahrscheinlich ist das denn???), so eine Anzeige in einem Magazin kostet. Konkret bei dem, bei dem ich arbeite, kann man schon mit 5000 Euro für ne Seite rechnen. (Und ich glaube nicht, dass ihr ein Fanzine vorschwebt). Und das ist vermutlich für ne Seite in einem Magazin, das eine nennenswerte Verbreitung in den Kiosken hat und farbig mit vielen Bildern auf Hochglanzpapier druckt, normal bis günstig. Also bitte, dass ein Verlag wegen Titelschutzverletzung zu 5000 Euro oder mehr verurteilt wird, ist doch das absolute Worst-Case-Szenario und nicht der Versuch, sich "gütlich" zu einigen. Kein Wunder, dass man nicht drauf eingegangen ist.

Bearbeitet von Nina, 02 August 2014 - 19:11.


#15 Seti

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Geschrieben 02 August 2014 - 19:51

Ganz vergessen - da war doch noch was...

Wirklich gut, Seti! Mehr davon. Eingefügtes Bild Vielleicht der Anfang des Romans. Metzgermeister Hans Wurst wacht durch das Läuten seines Weckers auf, er beschreibt das Wetter. Solche Einstiege haben sich bewährt!Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild

"Das Schrillen des Weckers, der ihn jeden Morgen für seine Berufswahl zu verspotten schien, riss Hans Wurst aus einer surrealen Traumlandschaft, in deren Ödnis wagenradgroße Scheiben Chorizo-Salami über den Ästen knorriger Bäume verfaulten, und katapultierte ihn in das Trommelfeuer des winterlichen Dauerregens, der mit der Lautstärke von Artilleriebeschuss auf den metallenen Fensterbänken niederging."

Die restlichen dreihundert Seiten musst du dir jetzt dazudenken Eingefügtes Bild

"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"

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#16 derbenutzer

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Geschrieben 03 August 2014 - 09:58

Ganz vergessen - da war doch noch was...

"Das Schrillen des Weckers, der ihn jeden Morgen für seine Berufswahl zu verspotten schien, riss Hans Wurst aus einer surrealen Traumlandschaft, in deren Ödnis wagenradgroße Scheiben Chorizo-Salami über den Ästen knorriger Bäume verfaulten, und katapultierte ihn in das Trommelfeuer des winterlichen Dauerregens, der mit der Lautstärke von Artilleriebeschuss auf den metallenen Fensterbänken niederging."

Die restlichen dreihundert Seiten musst du dir jetzt dazudenken Eingefügtes Bild

Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild Super, Seti! Leider hat Die FAZ diese Sie-schreiben-wie-Software auf ihrer Webseite eingestellt, sonst könnte ich jetzt testen ... Irgendwo zwischen Howard Phillips Lovecraft, García Márquez und Ernst Jünger, würde ich sagen ... schwierigEingefügtes Bild

So, jetzt gehe ich dazudenken.

LG

Jakob

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