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Mustererkennung von W. Gibson


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28 Antworten in diesem Thema

#1 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 04 September 2004 - 21:59

Hallo,

ich möchte an dieser Stelle meine Rezension zu William Gibsons Mustererkennung mal ins Netz stellen.

Sicherlich ist dieser Roman KEIN SF, aber auf Grund seines früheren Wirkens in diesem Genre, denke ich mal, dass dieser "Erstlings-Gegenwartsroman" von ihm auch viele SF-Leser interessiert.

Rezension:

Mustererkennung
von William Gibson


Gibson´s bisherigen Werke, angesiedelt in einer zeitnahen Zukunft, extrapolierten das Zeitgeschehen der Achtziger und Neunziger Jahre und spiegelten die Hoffnungen und Ängste der damaligen Generation von Computerfreaks und Yuppies wieder, beschrieben ein glaubwürdiges Horrorszenario der zukünftigen sozialen Entwicklung und wurden zur Kultliteratur eines Genres - dem Cyberpunk.

Mit Mustererkennung versucht sich William Gibson bei dem vorliegenden Buch erstmalig an einem Gegenwartsroman.
Nach der Lektüre der ersten Seiten kann man Gibson bescheinigen, dass er seinen eigenständigen und sehr ungewöhnlichen Schreibstil nicht verloren hat. Einige (Ab)Sätze sind immer noch „technokratische Poesie pur“ und der Stil faszinierend anders.
An dieser Stelle muss auch den beiden Übersetzerinnen Cornelia Holfelder-von der Tann und Christa Schuenke ein dickes Lob ausgesprochen werden. Allein das erste Kapitel würde so manchen gestandenen Übersetzer weit überfordern.
Beide haben die Essenz der Aussage in vollem Umfang und stilistisch sehr nah am Original hinbekommen.

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Inhaltsangabe (Auszüge aus dem Klappentext)
Seit einiger Zeit tauchen im Netz geheimnisvolle Clips auf, die weltweit einen Kult ausgelöst haben. Auch Cayce fiebert jedem neuen Clip entgegen - was steckt dahinter ? Ihre Recherche führt sie ins Machtzentrum unserer globalisierten Gesellschaft.

Cayce Pollard ist eine teure und auf unheimliche Weise intuitive Marketing-Beraterin. Während sie in London einen Auftrag ausführt, wird ihr ein Job angeboten:
Sie soll jener Serie von geheimnisvollen Clips nachspüren. Als jedoch Unbekannte in die Wohnung ihres Freundes, in der sie in London wohnt, eindringen und ihren Computer hacken, wird ihr allmählich klar, dass es um mehr geht, als sie bisher geglaubt hatte.
-

Stilistische Größe und handwerklichen Perfektion bei der Storyführung ging bei William Gibson bisher Hand in Hand.
Leider trifft diese Qualitätsaussage beim vorliegenden Buch nicht mehr zu.
Mustererkennung ist inhaltlich teilweise so fragmentiert, wie ein missglückter Versuch, karge und lose zusammenhängende Geschichten auf Roman-Niveau zu strecken.
Was sich anfänglich ganz angenehm als Einstieg in die Welt der Netz-Szene und der Informationsgesellschaft ließt, entpuppt sich mit zunehmender Seitenzahl als verworrenes Konstrukt aus bemerkenswerten Ideen, dem Einfluss von mystischem Unsinn und einer Agentenstory, die einfach nur schlecht ist.
Die Story verläuft zwar linear und nimmt den Leser auf eine Reise in das Dickicht des Molochs Tokyo und in die Weiten des neuen russischen Kapitalismus, aber die handelnden Personen werden mit zunehmender Geschichte einfach nicht mehr richtig ernst genommen. Zu viele Ungereimtheiten stören den Fluss der Story, zu viele Geschehnisse tragen den Makel einer Simplizität, die einzig dazu dienen soll, Kapitel für Kapitel zu verbinden.
Das Ende der Geschichte gleitet dann so weit in eine unglaubwürdige Konstruktion hinein, dass es selbst dem hartnäckigsten Leser nur noch ein Kopfschütteln entlockt.

Die Hauptakteurin, Cayce Pollard, mit einem intuitiven Sinn für Marketing und zahlreichen Neurosen ausgestattet, agiert anfangs mit einer gewinnenden Menschlichkeit, mutiert aber mit zunehmenden Storyverlauf zu einer Heldin, deren Glaubwürdigkeit mit jeder weiteren Seite des Buches abnimmt. Das Gleiche gilt für den Protagonisten namens Peter Gilbert, aka Parkaboy, der anfangs geheimnisvoll im Hintergrund agierend, plötzlich in das Geschehen stolpert.
Allein einige „Randfiguren“ des Romans besitzen noch den Gibson-typischen Charme seiner älteren Werke.
Apropos Randfiguren... wenn während des Lesens von Musterkennung dem Gibson-Fan einige Male ein deja-Vu - Erlebnis ereilte, so hat das einen einfachen Grund:
Fast jede Figur aus Musterkennung findet man in seinen früheren Werken, leicht abgewandelt, aber mit hohem Wiedererkennungswert.

Das wäre an sich noch kein Problem, wenn Gibson diese Figuren, die in der fiktiven Welt des Cyberpunks den Geschichten eine unglaubliche Authentizität verleihen, nicht fast unverändert in die Gegenwart einbauen würde.
Hier wirken sie deplaziert, mit der Realität in keiner Weise verbunden; Fragmente von Akteuren, die in einer falschen Zeit leben.

Gibson versucht, die Sprache des Cyberpunk zu kultivieren. Er bemüht sich um einen sprachlichen Konsens zwischen der früheren Computergeneration, die vor 20 Jahren seine CP-Storys begeistert gelesen hat und seinem älter gewordenen Publikum, das sich seit Erscheinen von Neuromancer weiterentwickelt und mittlerweile seine Werte neu definiert hat.
Dieser Versuch ist nur teilweise gelungen.
Es hätte einer besseren Story, vielleicht eines anderen Themas bedurft, wahrscheinlich aber beidem, um seinen Erfolg als Autor des Science Fiction Genre in den Bereich der Gegenwartsromane zu transportieren.

Fazit

Es bleibt dem Leser zu entscheiden, ob Gibson´s Stil die eklatanten Schwächen der Story zu einem kleineren Übel degradiert.
Derjenige, der die früheren Werke kennt und die Symbiose aus Sprache, Thema und Storyverlauf bewunderte, wird das Buch mit einem fahlen Beigeschmack des Unvollständigen in Erinnerung behalten.
Gibson´s Geschichte funktioniert einfach nicht, ihr fehlt ein bestimmtes Timbre der Faszination, das seine früheren Werke auszeichnete.



Daten:

Mustererkennung
Originaltitel: Pattern Recognition, copyright 2003 by William Gibson
übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann & Christa Schuenke
in deutsch erschienen als Hardcover bei Klett-Cotta 2004
ISBN 3-608-93658-0

Copyright der Rezension bei Jürgen Olejok, Sept. 2004

Bearbeitet von Jürgen, 09 September 2004 - 12:47.

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#2 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 05 September 2004 - 15:36

Nun,ich kenne Gibson nicht (seine früheren Werke liegen bei mir auf dem großen Stapel "noch zu lesen").Ich war auf "Mustererkennung" aber sehr gepannt.Anfangs hatt ich Schwierigkeiten in den Lesefluß zu kommen - war mir zu sprunghaft zu stockend. Aber nach einem nochmaligen Begin fing es an mich zu packen (war warscheinlich eine Kalibrierungssache meiner Lesegewohnheiten).Ich mußte aber feststellen, dass der Anfang auch schon das Ende war. Das Buch verliert leider kontinuierlich und was so schön begann läßt mich am Ende zornig das Buch zuklappen und dieke Tränen der Enttäuschung verlieren.Gibson setzt mehrmals an, die zahlreichen Einzelgeschichten zu einem Strang zu verweben, schafft es aber nicht eine Einheit herzustellen und schlußendlich verläuft das Buch im Sand. Keine bewiesene Prämisse, die Spannung verflogen und verpufft.Würde ich nicht den Klang Gibsons Ruf aus unzähligen Rezessionen kennen würde ich doch behaupten, dass das Buch aus der Feder eines zwar nicht unbegabten Anfängers stammt der es halt noch nicht besser kann, aber ausbaufähig ist.Gibson schreibt in seinem Dankwort"..Jack Womack, dem das Buch gewidmet ust, hat es zigmal und mit unsäglicher Geduld vor den üblichen Selbstzweifeln des Autors gerettet..."Er hat dem Autor damit allerdings keinen großen Gefallen getan, die Selbstzweifel waren für mich durchaus begründet und Gibson hätte gut daran getan ihnen großen Raum zu lassen.Mutiert doch das Buch von dem großen Ansatz der Filmsequenzen zu einem lächerlichen Agentenmischmasch, der das Ziel aus den Augen verliert. Der gut aufgebaute Spannungsbogen versumpft im Boden Russlands, wie die Geschichte des Filmemachers - auch wenn er ein Flugzeug findet. Kein Handlungselement wird befriedigend abgeschlossen, alles schwindet im Ungewissen - übrig bleibt ein schaler Geschmack.Ein gutes hat das Buch allerdings für mich - es hat Gibsons frühere Bücher auf dem großen Stapel nach oben geschwemmt um zu prüfen, ob ich mich von den guten Stimmen über ihn zu sehr beeinflussen ließ. Ich will wissen wie tief der Fall wirklich ist, oder ob man von einem Fall gar nicht sprechen kann.Schade um die guten Ideen die hinter diesem Buch stecken.GrußThomas

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#3 Henrik Fisch

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Geschrieben 08 September 2004 - 02:33

Das erinnert mich ein klein wenig an „Mona Lisa Overdrive“, wo Gibson ja auch mehrere unabhängig Geschichten verquickt. Die Art und Weise eben jener Verwurstung ist mir allerdings schleierhaft und sie empfinde ich deswegen nicht als sonderlich gelungen (wobei es schon ein Weile her ist, dass ich das Buch gelesen habe). Auch in „Futurematic“ passiert ähnliches mit zweifelhaftem Erfolg. Von daher denke ich mal, dass Gibson (leider) durchaus auch mal seine Schwächen hat.Vielleicht hat ihn die Umstellung von der Schreibmaschine zu einer modernen Textverarbeitung ja so verwirrt! :confused:Bis dennen,Henrik
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#4 molosovsky

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Geschrieben 09 September 2004 - 11:31

Gerade gefunden. Eine wohlwollende Besprechung von Micha Wischnewski für literaturkritik.de aus Marburg. »Cyberpunk war gestern - William Gibson kommt mit seinem neuen Roman "Mustererkennung" in der Gegenwart an«. Ich weiß nicht wann, aber irgendwann wandern die Rezis bei literaturkritik.de ins Archiv und kosten dann. Grüße Alex / molosovsky

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#5 Jürgen

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Geschrieben 09 September 2004 - 12:30

Eine eigenartige Kritik von Micha Wischnewski... kein Satz zur Story an sich und nur den Handlungsrahmen, mit den, zugegeben, einigermaßen interessanten Ansätzen und Ideen.Irgendwie liesst sich die Kritik wie ein Gibson-Fan-Artikel.Das ist deshalb für mich persönlich ein wenig sonderbar, weil eigentlich ICH derjenige sein müsste, der alles von Gibson durch eine uni-color-rosa Brille sehen müsste.Ich mag es normalerweise nicht, wenn Kritiken von anderen "Kritikern" kritisiert werden, aber die Informationen, die Micha Wischnewski über das Buch selbst gibt, reichen nicht aus.Im Gegenteil, seine Kritik wäre für mich ein Kaufanreiz und auf Grund ähnlicher amerikanischer Rezensionen habe ich mir das Buch ja auch gekauft.Böse ist, wer böses denkt, aber mit dieser Rezension hat er nicht unbedingt eine gewisse und notwendige Objektivität an den Tag gelegt.Eines ist nämlich NICHT von der Hand zu weisen... nehmen wir den Stil Gibson´s aus dem Buch heraus, bleibt eine Story, für die sich nie und nimmer ein Verleger gefunden hätte.Zu schwach, zu abschweifend und unlogisch... für einen Heftroman vielleicht noch zu gebrauchen, aber für einen Autor, der es definitiv besser kann, ein armseliges Ergebnis.Bei aller Art von subjektiven Sichtweisen... diesen Umstand kann Micha Wischnewski nicht überlesen haben.GrussJürgen

Bearbeitet von Jürgen, 09 September 2004 - 13:39.

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#6 Henrik Fisch

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Geschrieben 09 September 2004 - 14:02

Ich mag eigentlich auch keine Postings, die einfach nur sagen: „Das sehe ich genau so“. Aber leider komme ich hier nicht umhin zu sagen: Das sehe ich genau so wie Du, Jürgen. Was mir sofort auffiel, war die Kritik an Gibsons Sprache. Im Beitrag bei Literaturkirik.de wird gesagt:

... hat er doch lediglich dessen Bildsprache verworfen, ohne die dem Cyberpunk innewohnenden Problemstellungen anzutasten.

Das bedeute für mich, dass die Sprache eine andere ist. Sofort frage ich mich aber, was denn noch Cyberpunk sein soll, wenn aus der, für meine Begriffe, untrennbaren Emulsion aus Sprache, Zukunftsvision und Story eine Komponente extrahiert wird? Nämlich eben die Sprache? Außerdem sprichst Du doch ganz deutlich davon, dass der Mischmasch aus Stories eben hier, bei „Mustererkennung“, sich nicht zu einer homogenen Geschichte verbindet. Kein Wort davon in der Kritik bei Literaturkritik.de. Nun ja. Da ich grundsätzlich abwarte, bis ein Buch als Paperback erscheint, kann ich den Kauf auch hier ruhigen Gewissens hinauszögern. :D Bis dennen, Henrik
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#7 molosovsky

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Geschrieben 09 September 2004 - 14:30

Die Wischnevski-Kritik hab ich als Info verlinkt, als Service sozusagen.Ich habe die Neuromancer-Trio auf Deutsch gelesen und so meine Probleme damit. »Pattern Regcognition« und »Virtual Light« habe ich mal vor zu lesen, deshalb und auch weil ich Ende der Achtziger Gibson und Sterling auf der Ars Electronica begenet bin, les ich diesen Thread hier mit Interesse. Gibson ist zweifellos, bei aller Ambivalenz die ich ihm gegeüber hab, einer der wichtigen lebenden (Phantastik-)Autoren.Und @Jürgen:Kritiken nicht zu kommentieren ist natürlich auch ein Zeichen des Respekts †¦ ich finde aber, daß gerade die SF (und Phantastik) es verdient und nötig hat, im öffentlichen Raum besprochen zu werden, und da kann man die Glacéhandschuhe gegenüber den Kritikern ruhig mal liegenlassen.Immer schön mitmachen im Deutungshoheitshickhack.GrüßeAlex / molosovsky

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#8 Jürgen

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Geschrieben 09 September 2004 - 18:23

@molosovsky du schreibst:

Ich habe die Neuromancer-Trio auf Deutsch gelesen und so meine Probleme damit.

Die Probleme mit Neuromancer, wenn erst vor kurzem gelesen, ergeben sich vielleicht auch durch den Zeitpunkt und den Interessen. Diese Trilogie ist in einer Zeit des Computer-Hype entstanden... und wenn man , wie ich, sich genau im Zentrum dieser Euphorie befand, hat man ein anderes, sehr persönliches Verhältnis zu diesem Buch. Wenn ich es heute lese, befinde ich mich plötzlich auf einer Zeitreise in die Achtziger, Erinnerungen werden wach und deshalb liebe ich diese drei Bücher.

»Pattern Regcognition« und »Virtual Light« habe ich mal vor zu lesen, deshalb und auch weil ich Ende der Achtziger Gibson und Sterling auf der Ars Electronica begenet bin, les ich diesen Thread hier mit Interesse.

Mein persönlicher Tip für dich: Lese erst Virtuelles Licht und danach unbedingt Idoru ( imho Gibsons bestes Werk überhaupt). Futurematic (all tomorows parties) ist der Abschluss dieser Bridge-Trilogie und Storymässig nicht mehr ganz so gelungen. Für Information schaust du hier. Gruss Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 09 September 2004 - 18:26.

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#9 molosovsky

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Geschrieben 09 September 2004 - 18:29

Ich habe die Neuromancer-Bücher auch in den Achtzigern gelesen. Gibson ist so ein Autor, den ich lange nicht beachtet habe (Schande über mich)Danke für die Hinweise zur Bridge-Trio.GrüßeAlex / molosovsky

Bearbeitet von molosovsky, 09 September 2004 - 18:30.

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#10 Oliver

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Geschrieben 14 September 2004 - 11:32

Um noch eine Meinung hinzuzufügen, darf ich auch in diesem Thread noch einmal auf meine Rezension des Buches aus dem Frühjahr 2003 verweisen: http://www.phantasti...owcontent&id=48
  • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
  • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
  • • (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
  • • (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
  • • (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
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#11 Jürgen

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Geschrieben 14 September 2004 - 13:43

Hallo Oliver,deine P-Rezi liesst sich, da wesentlich mehr auf den Inhalt des Roman aufbauend, wesentlich genauer und aussagekräftiger als die Aussage von Herrn Wischnewski.Das ein anderer (weil positiver) Grundtenor in der Aussage liegt, ist eine subjektive Betrachtungsweise des Rezensenten. Gut so !Das ich im abschliessenden Fazit das Buch nicht so hoch einstufe, ist auch kein Widerspruch an sich, sondern eben meine eigene Einschätzung.Sicherlich stimme ich dir zu, dass sich auch ein Gibson mal ein "schwächeres" Buch erlauben kann. Aber gerade dann, wenn er das Genre wechselt ?Gibson stilistische Exklusivität mag in der SF-Szene bekannt sein, im Mainstream-Bereich eher nicht.Nehme ich nun den "gemeinen Roman-Fan" und lege ihm dieses Buch nahe, wird er Probleme mit dem Buch haben, evtl. sogar gerade wegen des Stils.Deshalb MUSSTE wenigstens eine interessante Story her, die Gibson Stil unterstützt.Nur... es reicht nicht aus, und selbst "ausreichend" ist ein Begriff, den ich mit Gibson erst seit diesem Buch in Verbindung bringen kann, eine Story mit so wenig Esprit zu schreiben.Was mich allerdings richtig stutzig macht, ist die Tatsache, dass sein vorletztes Werk, "Futurematic/All tomorrows Parties" damals schon den Eindruck hinterliess, dass sich Gibson mehr auf seine stilistischen Fähigkeiten als auf den Storyaufbau konzentriert.Ich sehe da einen Prozess... die Abkehr von der Story an sich und die Hervorhebung stilistischer Mittel.Dieser Schuss kann ganz böse nach hinten losgehen und Herr Gibson wäre gut beraten, wenn er an dieser Stelle "nacharbeiten" würde.Kritik ist dann erfolgreich, wenn sich der Autor an den Bedürfnissen seiner Leserschaft orientiert. Ich weiss nicht, welche "Berater" Gibson im Augenblick hat, aber ich stimme nekropole zu, wenn er sagt, dass die Sebstzweifel des Autors durchaus berechtigt waren und das Jack Womack ihm (Gibson) nicht gerade einen guten Dienst erwiesen hat.Gibson ist durch dieses Buch nicht automatisch zu einer Persona non grata in meinen Bücherregalen geworden, aber zukünftig werde ich seine Werke im Laden aufmerksamer querlesen, bevor ich 25 Euro dafür bezahle.GrussJürgen

Bearbeitet von Jürgen, 14 September 2004 - 13:45.

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#12 Henrik Fisch

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Geschrieben 20 September 2004 - 10:54

Kleiner Hinweis:In der aktuellen c't (Ausgabe 20/2004) ist ab Seite 242 ein vierseitiger Beitrag zum Thema William Gibson, sein neues Buch und Cyberpunk.Bis dennen,Henrik
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#13 Oliver

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Geschrieben 22 September 2004 - 10:25

Hi Jürgen,

Das ein anderer (weil positiver) Grundtenor in der Aussage liegt, ist eine subjektive Betrachtungsweise des Rezensenten. Gut so !

Ich kann nur höchst subjektiv sagen, dass ich den roten Hering dieses Romans, also diese Internet-Filmschnipsel, höchst interessant fand, so interessant, dass ich unbedingt wissen wollte, was es damit auf sich hat. Leider folgt nach Aufklärung des vorgenannten noch ca. ein Viertel des Buches. :blink: Ich würde übrigens den Stil gar nicht so sehr hervorheben wollen, er ist sicher sehr gut, in einigen wenigen Passagen auch virtuos (gerade die ersten Zeilen), in vielen anderen Bereichen aber auch IMHO durchaus unauffällig, wohl um nicht die Sicht auf die Handlung zu versperren. Neal Stephenson hat kürzlich die These aufgestellt, dass sich auch Bücher, die oberflächlich gar nichts mit SF am Hut haben, wie SF lesen können. Den Eindruck hatte ich bei dem Gibson-Roman, obwohl ich ihn durchaus nicht als SF-Roman bezeichnen würde. Dieser Eindruck liegt am Figurenarsenal und an der Atmosphäre, die durchaus SF-mäßig bei mir ankam. Deshalb finde ich diese These auch ganz interessant, selbst Stephensons (reiner) Öko-Roman "Zodiac" las sich so.

Bearbeitet von Oliver, 22 September 2004 - 10:26.

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#14 Thomas Sebesta

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Geschrieben 22 September 2004 - 10:34

...Neal Stephenson hat kürzlich die These aufgestellt, dass sich auch Bücher, die oberflächlich gar nichts mit SF am Hut haben, wie SF lesen können...

dem stimme ich zu. Die geschaffene Athmosphäre hat schon ein SF-Feeling und die Filmstücke-Idee hätte ohne weiteres in SF gehen können. Wie schon gesagt, aus meiner Sicht vergebene Chancen. Wenn man natürlich keine SF schreiben will war es konsequent. Gruß Thomas

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#15 nimue

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Geschrieben 30 September 2004 - 05:12

Hallihallo,achje, ich bin inzwischen auf Seite 160 und finde das Buch extrem zäh. Wenn ich mir die Postings hier so ansehe, dann wird das wohl kaum besser, oder? Naja, ich werde mich mal durchbeißen und mir andere Bücher des Autors dadurch nicht vermiesen lassen.Liebe Grüßenimue
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#16 Jürgen

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Geschrieben 30 September 2004 - 07:37

Hallo Nimue,Da sprichst du einen Fakt an, der anscheinend weder von mir, noch von anderen Rezensenten angesprochen wurde. Das Buch teilt sich tatsächlich in zwei Hälften auf: Einer "Einleitung" bis zur Hälfte des Buches und der "Actionteil" für den Rest.Mir fällt auch auf, dass genau diese Eigenheit einer Storyführung bei den vorherigen Büchern von Gibson nie vorkam... da ging es relativ heftig und schnell zur Sache. Ehe man sich versah, war man in der Story "drin" .Diese weitere Beobachtung unterstützt mich in meiner persönlichen Einschätzung, dass Mustererkennung "überstürzt" fertig gestellt wurde. (oder musste)wie dem auch sei... halt durch nimue, es wird schneller und actionreicher... ob es dadurch allerdings auch besser wird, steht auf einem anderen Blatt.GrussJürgen

Bearbeitet von Jürgen, 30 September 2004 - 07:39.

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#17 nimue

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Geschrieben 30 September 2004 - 10:26

Hallo Nimue, Da sprichst du einen Fakt an, der anscheinend weder von mir, noch von anderen Rezensenten angesprochen wurde. Das Buch teilt sich tatsächlich in zwei Hälften auf: Einer "Einleitung" bis zur Hälfte des Buches und der "Actionteil" für den Rest. Mir fällt auch auf, dass genau diese Eigenheit einer Storyführung bei den vorherigen Büchern von Gibson nie vorkam... da ging es relativ heftig und schnell zur Sache. Ehe man sich versah, war man in der Story "drin" . Diese weitere Beobachtung unterstützt mich in meiner persönlichen Einschätzung, dass Mustererkennung "überstürzt" fertig gestellt wurde. (oder musste) wie dem auch sei... halt durch nimue, es wird schneller und actionreicher... ob es dadurch allerdings auch besser wird, steht auf einem anderen Blatt. Gruss Jürgen

Hallo Jürgen, ich glaube, dass ich mit dem Buch nicht zurecht komme, liegt nicht daran, dass es nicht gleich zur Sache geht. Ich mag durchaus auch ruhige Bücher. Den Anfang fand ich bei "Mustererkennung" dann sogar sehr vielversprechend, aber so langsam ermüdet mich die Sprache. Diese abgehackten Sätze mit diesen erzwungenen, modernen Wortkreationen, die lieblos aneinandergereiht werden. Gibson macht auf mich den Eindruck, den schon jemand in meinem Forum hatte: Er wirkt angeberisch im Sinne von "schaut mal, wieviele tolle Begriffe ich kenne und mir ausdenken kann". Ich hoffe, das liegt jetzt wirklich eher am Buch und nicht an Gibson generell, da bei uns ja noch eine Leserunde zur Neuromancer Trilogie ansteht. Aber "Mustererkennung" macht mir momentan so gar keine Lust drauf. Liebe Grüße nimue
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#18 Jürgen

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Geschrieben 30 September 2004 - 10:31

Den Anfang fand ich bei "Mustererkennung" dann sogar sehr vielversprechend, aber so langsam ermüdet mich die Sprache. Diese abgehackten Sätze mit diesen erzwungenen, modernen Wortkreationen, die lieblos aneinandergereiht werden.

Auch das wird weniger ! Die "Sprache" verändert sich im weiteren Verlauf. Gruss Jürgen
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#19 Gast_Badfinger_*

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Geschrieben 11 November 2004 - 10:55

Also ich kann nur glauben, dass ihr den netten Herrn noch nicht im Original gelesen habt. Pattern Recognittion ist für mich sein bestes Werk bisher. Gut ich kenne nicht alle, aber das Buch ist wirklich fantastisch. Was die Sprache betrifft, dies muss wohl an einer schlechten Übersetzung hängen... Mich faszinierte das Buch, habs 3 mal gelesen und kann es nur weiter empfehlen.

Hier meine bescheidene Rezension:

Buch des Monats APRIL: Pattern Recognittion
Autor: WILLIAM GIBSON

William Gibson mag dem einen oder anderen ein Begriff sein, aber eigentlich ist er keiner dieser typischen Starautoren, die jeder kennt. Und dennoch, man sollte ihn kennen finde ich, denn seine Romane spielen sozusagen in ihrer eigenen Liga. Gerademal neun Bücher hat er geschrieben und dennoch hat er die Literatur geprägt, vielmehr hat er sogar ein Subgenre gegründet, nämlich den Cyberpunk.

Cyberpunk wurde mit dem Roman Neuromancer 1986 ins Leben gerufen und wenn man es mit Matrix vergleicht, machen die Gemeinsamkeiten einen schwindlig. Cyberpunk ist eine Art apokalyptische Version, gespickt von einer high-tech Welt, wie man sie aus Matrix kennt. In der Tat orientiert sich matrix ganz stark an den von Gibson eingeführten Elementen. Bei Gelegenheit werde ich noch ein Review über diesen Roman schreiben, war auch das erste Buch von Gibson das ich gelesen habe.

William Gibsons Schreibe ist schwer zu beschreiben, finde ich, aber das macht seine Bücher so einzigartig. Pattern Recognittion fasziniert mich, wegen des Stils, der scharfen Schreibe, den relativ kurzen Sätzen, dem extensiven Nutzen von Kommata, was im amerikansichen und englischen ja nicht so häufig zu finden ist, zumindest heutzutage und ganz besonders die Charaktere, nämlich Cayce (gesprochen Case) sind unvergleichlich!

In Pattern Recognittion geht es um einen Film, der in Stücken im Internet verteilt wird. Cayce ist, wie viele andere, fasziniert von diesen kleinen Kunstschnipseln und treibt sich regelmäßig im F.:F:F - Forum herum. Die drei Fs stehen für Fetisch:Footage:Forum. Cayce ist eigentlich eine Labelhunterin oder Trendjägerin. Sie wird von Firmen engagiert um beispielsweise Logos zu beurteilen, ob diese marktfähig sind.

Der Roman beginnt damit, dass sie gerade von einer Firma eben zum beurteilen eines Logos engagiert wird. Das Interessante an Cayce, auch wenn sie so sensibel gegenüber makren ist, hat sie auch Makrenphobien. Gibson meinte, er sieht uns immer mehr im Makrnejungel herum irren, bzw. den Marken folgen. Was wäre aber, wenn jemand so sensibel über Marken ist? Nachdem sie ihren Job mit dem label getan hat, wird sie beauftragt den Künstler dieser Videos aufzuspüren, denn ihr Auftraggäber sind darin eine neue Marktstrategie, etwas Einzigartiges... Ich will nicht zuviel verraten, fakt ist, es ist eine gelungene Mischung aus Spannung, Detektivgeschichte und Spionage.

Sehr bemerkenswert sind die Beschreibungen von London, Tokyo und Russland. Überhaupt schafft es Gibson mit seinem so untypischen Beschreibungen einen einzufangen.

Gibson, der ja sonst nur SciFi (Cyberpunk) - Romane schrieb, die die Zukunft vorraus sahen, die von Computerideen geprägt waren, lässt uns hier die Gegenwart, bzw. auch Vergangenheit erfahren. Das Thema 9/11 behandelt er recht sensibel und dennoch auch kritisch, finde ich. Cayce Vater ist nämlich seit dem 9/11 verschwunden oder tot?...

Was mich persönlich auch sehr anpricht, ist das in jedem Kapitel etwas passiert, was die Story vorantreibt. Bei anderen Autoren, wie beispielsweise Stephen King oder Neal Stephenson, sind manche Kapitel zur Ausarbeitung der Atmosphäre vorgesehen. Hier gibt es pro Kapitel einen Fortschritt in der Handlung. Desweiteren sind alle Charaktere irgendwie skuriel, bzw. es ist eine so interessante Mischung, dass jeder Charakter, obwohl teilweise nur kurz skiziert, sich einprägt. Obwohl aus der Sicht von Cayce erzählt, benutzt Gibson dennoch nicht die Ich-Person und irgendwie identifiziert man sich hier mehr mit den Personen, als bei Neuromancer, wo die Stimmung eher kalt und distanziert ist.

Alles in allem ein beeindruckendes Buch, das sich in Null-Komma-Nix auf meine All-time-Favourites-Liste geschlichen hat!


Mehr Informationen:
http://www.williamgibsonbooks.com (Die offizielle Website des Autors)
http://www.fawny.org/pr/ (Nettes Chapterguide zu Pattern Recognittion)



Mehr von mir: http://badfinger.badnbrain.de

oder

http://badfinger.deviantart.com

#20 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 12 November 2004 - 07:58

Cyberpunk wurde mit dem Roman Neuromancer 1986 ins Leben gerufen

Pssst... Badfinger... es war 1984... leisewiederdavonschleich
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#21 Gast_Guest_*

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Geschrieben 12 November 2004 - 10:34

Ooops, yepp -- sorry :)

#22 Henrik Fisch

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Geschrieben 12 November 2004 - 13:50

@Jürgen:

Wenn man den Starttermin der deutschen Ausgabe von „Neuromancer“ zugrunde liegt, deren erscheinen ja mit der Entstehung des Cyberpunks in Deutschland zusammenfällt, dann kann man eigentlich schon die Jahreszahl 1986 stehen lassen. :)

Bis dennen,
Henrik Fisch
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#23 Darnok

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Geschrieben 27 Februar 2005 - 20:23

Ist ja auch egal, wann das war zumindest für mich. ich konnte damals eh noch nicht lesen und lebte in einem Land wo man Gibson nicht mal unter dem Ladentisch bekam.Jetzt habe ich aber endlich auch mal Mustererkennung gelesen und muss sagen, ich bin von dem Roman angetan.Die Sprache gefällt mir, ich mag Gibsons "schaut mal wie viele Begriffe ich kann"-Art weil es Begriffe sind die ich verstehe. Ich finde er transportiert diese Netzsprache vom Cyberpunk sehr gut in die Gegenwart wo sie ja auch in der Realität mittlerweile angekommen ist.Die Idee der Story finde ich originell, dass viele Figuren an seine alten Romane erinnern stimmt, aber sie passen trotzdem in diese Welt.Der Roman spielt zwar in der Gegenwart, stellt aber nicht die Realität dar, spiegel sie höchstens.

#24 QGP

QGP

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Geschrieben 20 September 2007 - 14:14

Habe heute "Mustererkennung" beendet, die letzten 50 Seiten musste schnell überfliegen, die Faszination die das Buch anfangs ausübt geht gegen Ende total verloren. Bin aber trotzdem begeistert. Gibson bleibt dem Cybepunk treu, auch wenn seine Figuren nicht mehr durchs globale Netz surfen, sondern durch die globalisierte Welt. Der Grundgedanke - das jedes Geheimnis, jede Firewall, jedes Sicherheits- und Überwachungssystem dazu da ist, überwunden zu werden, und zwar einfach um des Überwindens Willen, ist in Mustererkennung wie in Neuromancer glaube ich gleich. Jedes Sicherheitssystem, egal welcher Art und welchem Zweck dienend, führt letztendlich dazu, dass neue Türen geöffnet werden und neue Vernetzungen entstehen, neue Resourcen der breiten Allgemeinheit zugänglich werden, früher oder später, wenn einer in den Kapf gegen das System zieht. Wie in Cyberpunk, so auch in Mustererkennung. Interessant, dass Gibson den 11.September als die geburtsstunde seiner globalisierten Welt sieht. Und die "bemannte Architekturkritik" mit einem Hackerangriff praktisch gleichsetzt.Im Nachhinein wirkt die Story dünn und fast schon primitiv, aber irgendwie kommt es mir jetzt so vor, dass es auch weniger um die Story oder Spannungsbogen geht, sondern ums Surfen, also Lesen...

Bearbeitet von QGP, 20 September 2007 - 14:22.


#25 simifilm

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Geschrieben 20 September 2007 - 14:25

Habe heute "Mustererkennung" beendet, die letzten 50 Seiten musste schnell überfliegen, die Faszination die das Buch anfangs ausübt geht gegen Ende total verloren. Bin aber trotzdem begeistert. Gibson bleibt dem Cybepunk treu, auch wenn seine Figuren nicht mehr durchs globale Netz surfen, sondern durch die globalisierte Welt. Der Grundgedanke - das jedes Geheimnis, jede Firewall, jedes Sicherheits- und Überwachungssystem dazu da ist, überwunden zu werden, und zwar einfach um des Überwindens Willen, ist in Mustererkennung wie in Neuromancer glaube ich gleich. Jedes Sicherheitssystem, egal welcher Art und welchem Zweck dienend, führt letztendlich dazu, dass neue Türen geöffnet werden und neue Vernetzungen entstehen, neue Resourcen der breiten Allgemeinheit zugänglich werden, früher oder später, wenn einer in den Kapf gegen das System zieht. Wie in Cyberpunk, so auch in Mustererkennung. Interessant, dass Gibson den 11.September als die geburtsstunde seiner globalisierten Welt sieht. Und die "bemannte Architekturkritik" mit einem Hackerangriff praktisch gleichsetzt. Im Nachhinein wirkt die Story dünn und fast schon primitiv, aber irgendwie kommt es mir jetzt so vor, dass es auch weniger um die Story oder Spannungsbogen geht, sondern ums Surfen, also Lesen...

Die Story fand ich auch eher dunn, aber der Mann kann schreiben ... Ich habe es auf Englisch gelesen, und besonders den Anfang fand ich sehr brillant. London wird beschrieben, als sei es eine fremde Stadt der Zukunft ...

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#26 Oliver

Oliver

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Geschrieben 20 September 2007 - 15:35

Ich habe es auf Englisch gelesen, und besonders den Anfang fand ich sehr brillant. London wird beschrieben, als sei es eine fremde Stadt der Zukunft ...

Interessant, das ging mir ganz genauso. Das fand ich auch das stärkste an dem Roman. Ich stelle es mir sehr schwierig vor, das vollständig adäquat auf Deutsch zu übersetzen, die Übersetzerin oder der Übersetzer muss da sehr präzise und mit viel Gespür arbeiten. Der arg konventionelle und für mich wenig passende letzte Akt enttäuschte mich dann.

Bearbeitet von Oliver, 20 September 2007 - 15:37.

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#27 Robin

Robin

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Geschrieben 20 September 2007 - 15:41

Interessant, das ging mir ganz genauso. Das fand ich auch das stärkste an dem Roman. Ich stelle es mir sehr schwierig vor, das vollständig adäquat auf Deutsch zu übersetzen, die Übersetzerin oder der Übersetzer muss da sehr präzise und mit viel Gespür arbeiten. Der arg konventionelle und für mich wenig passende letzte Akt enttäuschte mich dann.

Ich habs auf Deutsch gelesen und fand es toll. Hat mir gut gefallen. Kann natürlich nicht sagen, wie es im Vergleich zum englischen Original ist, aber ich fand die Übersetzung gelungen.
Mein Blog: http://www.haseler.de/blog/

Liest gerade | für die Magisterarbeit viele, viele Dinge
Lernt gerade| Geschichte
Schreibt gerade | Blogbeiträge... usw. usf.

#28 QGP

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Geschrieben 20 September 2007 - 16:34

ja, die Übersetzung ist gut, liest sich absolut flüssig. Werde jetzt wohl "spook country" von Gibson holen, im original, und zwar einfach blind darauf vertrauend, dass er ein guter Erzähler ist. Keine Ahnung, worum es dort geht...

#29 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 01 April 2011 - 22:48

Ich bin jetzt auch endlich dazu gekommen; habe die obigen Posts noch kaum gelesen. (Hole ich noch nach!) Erstmal mein noch unverzerrter Eindruck:

Auf jeden Fall keine SF, außer vielleicht diese Sache mit dem Gefängnis, das als Riesen-Grafikschmiede für den reichen Russen funktioniert.

Vorweg: Wenn mich etwas an Gibson bindet, dann ist es sein knapper "perfekter" Schreibstil. Er strahlt mit jedem 2. Satz Coolness aus, und man hat das Gefühl, man liest WAS momentan wichtig ist, in der Welt des vor einem liegenden Buches. Diese Welt ist in Mustererkennung zwar unsere (bzw. die von vor 11 Jahren), aber auch eine sehr abgehobene, yuppiehafte: Die zentrale Figur hat fast magische Fähigkeiten, die in der fremdartigen Yuppie-Welt, in der sie lebt, auch noch viel Geld wert sind, und nimmt außerdem (zumindest in meinen Augen) nie richtig Kontur an: Bei ihrem Tokio-Besuch bekommt man den Eindruck, dass sie sehr schön aussehen kann (mit dem "fabulous fanny"-Makeover :D), aber welche Frau kann das nicht, heutzutage, mit ein wenig Unterstützung durch die Firmenkreditkarte?

Das Buch hatte für mich keinen wirklichen Plot, sondern war einfach ein Reiseführer durch die unterkühlten Welten der oberen Zehntausend der Weltwirtschaft, in England (der "Spiegelwelt"), Japan und Russland. Der "Plot" - diese virtualisierte Schnipseljagd - war einfach nur der Haken, der den Leser in Richtung Ende zieht, wobei er die Protagonistin und ihre Mitjagenden immer besser kennen lernt. Dem ordnet sich alles unter; dass z.B. am Ende nur das große Geld eines Superkapitalisten dahinter steckt, fand ich eher fad. Gibson scheint das zu merken, also lässt er seine Anti-Heldin das viele Geld am Ende noch karitativ-effektiv verschenken. :P Und schenkt uns eine letzte Szene für den ewigen inneren Romantiker.

Dabei geht es eigentlich nur um Cayce, die "Heldin", und ihrer distanzierten Wahrnehmung der scheinbar sehr SF'igen Gegenwart in den Chefetagen der Marketing- und Öl-Wirtschaft, mit einem Zwischenexkurs ins fabulöse Tokio, fast wie eine Pflichtübung. (Kann ein moderner trendiger Gegenwartsroman aus dem Westen ohne Japan auskommen?) Gibson tut Einiges, damit Cayce immer cool wirkt, und hip, und außerdem einfach hyper-vernünftig. So ganz klappt das gegen Ende doch nicht, aber gut genug.

Mir hat der Roman als Bewusstseinsstrom von Cayce gefallen, als eine Anreihung von Szenen. Ich find's auch mutig, dass Gibson, der Original Daddy Cool der literarischen Welt, es gewagt hat, aus dem Phantastik-Olymp zu uns ins Jetzt hinab zu steigen. Der Roman wirkt stellenweise nicht mehr ganz so cool wie praktisch jede Zeile in Neuromancer oder Idoru, sogar ein wenig betulich oder sogar lächerlich einfältig (Cayces Umgang mit IT). Auch riskiert er damit, dass einem andere Schwächen auffalllen, die in einer SF-Story automatisch als Teil des Weltenbaus gälten: Z.B. die leichte Machohaftigkeit seines Umgangs mit Frauen. Wirkte etwas nerdig.

Aber trotz alle dem (Unwichtigeren) eben ein bemerkenswerter Roman, mit spannenden Szenen und einem entdeckerischen Flair, das mir bei vielen anderen fiktiven Gegenwartstexten fehlt. Erstaunliche Disziplin. Alles eingebettet in ziemlich guter Schreibe! (Ich las nur das Original. Z.B. als Cayce endlich vom einen Zwilling die Hintergrundgeschichte der "footage" im Moskauer Café KOÑ„EИH erklärt bekommt:

Cayce, hypnotized, is nearing the bottom of her cup. The waiter arrives, to silently refill it. "Three months, she recut. Five operations in that time, and still she worked. I watched it grow shorter, her film. In the end, she had reduced it to a single frame." In chilling apparent synchronicity, Caffeine falls momentarily silent. Cayce shivers.

)

Fazit: Empfehlenswert, besonders wenn man den ein oder anderen früheren Roman von ihm kennt. :thumb:

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)



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