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Entwicklungskrieg von David Brin


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6 Antworten in diesem Thema

#1 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 28 September 2004 - 12:18

Wie versprochen die "vorläufige" Rezension zu Brin´s Entwicklungskrieg.Entwicklungskrieg von David BrinDieses Buch schließt die erste Trilogie, den Uplift-Zyklus, ab. Mit über 900 Seiten ist es auch der umfangreichste Roman dieser Serie. Eingefügt in den übergeordneten Handlungsrahmen der Progenitoren und der galaktischen Gemeinschaft, die auch in Sonnentaucher sowie Sternenflut als Basis dienen. Das ist aber auch die einzige größere Gemeinsamkeit der drei Werke, denn Brin verzichtet darauf, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Das hat den Vorteil, dass man jeden Roman der Trilogie als abgeschlossene Geschichte lesen kann. Inhaltsangabe:Der Planet Garth wurde von einer außerirdischen Rasse, die den Planeten und den darauf lebenden Primaten für ein Uplift-Projekt auserkoren hatte, vor hunderttausend Jahren ökologisch fast vernichtet. Darauf entschied der galaktische Rat, den Planet unter seinen persönlichen Schutz zu stellen und verhinderte jeden weiteren Versuch einer Nutzung. Nun haben vor einigen Jahren die Menschen das Recht zugesprochen bekommen, den Planeten zu besiedeln, verknüpft mit der Bedingung, die Ökologie von Garth zu schützen.Die Menschheit steht kurz davor, das erfolgreiche Uplifting mit Neoschimpansen auf Garth abzuschließen.Durch die Ereignisse um das Raumschiff Streaker ( Sternenflut )herrscht in der Galaxie Kriegszustand. Der Menschheit mangelt es an starken Verbündeten und die raumfahrende Vogelrasse der Gubru sieht einen günstigen Zeitpunkt gekommen, sich Garth anzueignen. Die Invasion erfolgt unter Einsatz eines Gases, dass für die Menschen tödlich ist. Einige Menschen werden auf eine Insel evakuiert und sind damit zur Untätigkeit verdammt. Einzig ein junger Mann kann in Begleitung einer Tymbrimerin dem Holocaust auf dem Festland entkommen und beide stellen sich mit einer Guerillatruppe aus Neoschimpansen gegen die Besatzungsarmee der Gubru. Ein Kampf zwischen Hochtechnologie und menschlichem Erfindungsreichtum beginnt ...Entwicklungskrieg ist ein echter Brin, wie schon bei den Vorgängerromanen mit zahlreichen fremden Lebensarten gewürzt und einer durchaus ansprechenden Story. Zwar hat sich der Autor diesmal einige Längen erlaubt, aber die sind nicht so stark ausgeprägt, dass man von "Seitenschinderei" reden könnte. Der Autor schildert nicht nur den heroischen Kampf gegen Unterdrückung, sondern lässt den Leser auch an der Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft teilhaben. Er entführt uns in eine Welt, in denen seltsame und fremdartige Rituale von außerirdischen Lebensformen kriegsentscheidende Wirkungen haben und verwöhnte Jugendliche aus reiner Not zu Helden werden.Brin´s Talent, vollkommen fremdartige soziale Strukturen zu entwerfen, ist schon beeindruckend und wäre Entwicklungskrieg nicht in einem Zyklus eingebunden, gebe es auch nur wenig Anlass zur Kritik. Leider bleiben einige Hoffnungen, die das Buch in seiner Eigenschaft als Schlussband der Trilogie geweckt hat, unerfüllt. Man hätte gerne gewusst, ob die Flucht des Raumschiffs Streaker aus dem Roman Sternenflut letztendlich ein gutes (oder schlechtes) Ende genommen hat und die Entdeckung der äonenalten Raumflotte einer fremden Macht den wichtigen Vorteil für die Menschheit im Zusammenleben mit den galaktischen Rassen gebracht hätte. Diese Fragen werden in diesem Roman bedauerlicherweise nicht beantwortet.Dank Brin und seiner Kunst, eine Geschichte zu erzählen, bleibt der Wehmut über den Verlust einer Fortsetzungsgeschichte zu Sternenflut erträglich... aber richtig glücklich hinterlässt einen das Leseerlebnis auch nicht.Entwicklungskrieg ist im regulären Buchhandel nicht mehr zu bekommen und wird wegen seiner geringen Auflage mittlerweile selbst als oft gelesenes und nicht mehr schön anzusehendes Gebrauchtexemplar von 35 Euro aufwärts angeboten. Die Frage muss an dieser Stelle erlaubt sein, ob sich dieser exorbitante Preis für ein gebrauchtes Taschenbuch lohnt. Für den Sammler, der den kompletten Zyklus seiner SF-Sammlung hinzufügen möchte, ist die Antwort klar; für den interessierten Leser wird ist es nicht so leicht diese Frage zu beantworten. Sicher gibt es meterweise schlechtere Storys und stilistisch magere Romane innerhalb der Science Fiction Literatur, aber so richtig herausragend aus dem Fundus guter Werke ist Entwicklungskrieg auch nicht. Dazu fehlt diesem Roman einfach die Faszination seines Vorgängers. Es gibt objektiv keinen Grund, warum man dieses Buch gelesen haben muss; hat man es gelesen, wurde man durch den Autor gut unterhalten und echte Langeweile kam trotz des Umfangs und einiger Längen in der Story nicht auf. Rückblickend kann man sagen, dass sich jeder Roman der Uplift-Trilogie eines anderen Grundthemas des SF-Genres bedient. Während Sonnentaucher eine verwickelte SF-Krimistory ist und Sternenflut als Beispiel der klassischen Space Opera gilt, gehört Entwicklungskrieg mehr in den Bereich Fremdwelten-Roman, angereichert mit Elementen der klassischen Abenteuerliteratur. Sicherlich ragt Sternenflut aus der Trilogie weit heraus, nicht nur thematisch, auch stilistisch. Das wird letztendlich auch der Grund sein, warum gerade dieser Roman im Verlag Heyne neu aufgelegt wurde. Sonnentaucher besitzt den Charme des Erstlingswerkes und ist stilistisch noch nicht so stark ausgeprägt, um ihn in sofortigem Zusammenhang mit David Brin zu bringen. Entwicklungskrieg ist ein gelungener Versuch, den Kampf gegen Unterdrückung und Besatzung in den Handlungsrahmen des Uplift-Universum zu integrieren.Eine Empfehlung für dieses Buch bleibt wegen eines zu ungünstigen Preis/Leistungsverhältnis aus.Copyright der Rezension: Jürgen Olejok / 2004PS: Eine überarbeitete Rezension zu Sternenflut und eine Gesamtrezension zur dieser Uplift-Trilogie erfolgt in den nächsten Tagen auf SF-Buchseite.deGrussJürgen

Bearbeitet von Jürgen, 28 September 2004 - 12:18.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#2 classicfan

classicfan

    Nochkeinnaut

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Geschrieben 04 Dezember 2006 - 20:59

Daß der Roman nicht mehr erhältlich ist, hatte mich damals auf die englische Originalausgabe gebracht:Brin schreibt flüssig und verständlich und seitdem bessern sich auch meine Englischkenntnisse. Übrigens, daß Buch müßte ich noch irgendwo im Regal stehen haben und würde es für faire 10 Euronen versilbern :-) Dem obrigen Kommentar kann ich mich nur anschliessen: das Universum von Brin ist durchdacht und die Stories spannend. Die Fremdwesen werden in der Biologie ähnlich wie in "Orbital Hospital" beschrieben und sind oft story-relevant.

#3 Rusch

Rusch

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Geschrieben 05 Dezember 2006 - 00:18

10 Euro ist ein sehr faier Preis. Ich überlasse die Vortritt jemanden, der das Buch wirklich sucht. Mich hatte schon Sternenflut nur bedingt überzeugt und ich bin ziemlich Sicher, dass mir das Lesen vom Entwicklungskrieg keine Große Freude bereiten würde. So lange ich noch anderes habe, was mich mehr interessiert werde die dieses Buch - trotz all der Auszeichnungen - nicht lesen.

#4 Waffeleisen

Waffeleisen

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Geschrieben 08 September 2014 - 20:06

Gerade neu aufgelegt - und dem Preishorror ein Ende gesetzt hat Heyne dieser Tage mit der Neuauflage des Entwicklungskrieges. Nun ist mir nicht ganz klar, ob es sich nur um eine Neuauflage oder auch eine Neuübersetzung handelt. Sternenflut hat mich seinerzeit begeistert und damit einen großen Reiz für den Nachfolger gelegt - lohnt sich das?

Was nicht in mein Regal passt: Booklooker

  • (Buch) gerade am lesen:Tiefraumphasen

#5 deval

deval

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Geschrieben 09 September 2014 - 00:03

Wohl eher eine Neuauflage. Wenn ich das richtig sehe, ist der Übersetzer in beiden Fällen der gleiche - Gottfried Feidel.

"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

www.fantasybuch.de


#6 Trurl

Trurl

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Geschrieben 09 September 2014 - 10:53

Sternenflut hat mich seinerzeit begeistert und damit einen großen Reiz für den Nachfolger gelegt - lohnt sich das?

Kommt darauf an, wen du fragst.

An Entwicklungskrieg hat mich eigentlich am meisten gestört, dass es keine Fortsetzung von Sternenflut war. Die Ereignisse stehen zwar im Zusammenhang mit der Streaker, erzählen aber eine Geschichte an der Heimatfront. Das hätte spannend werden können, wenn sich Brin kürzer gefasst hätte. Aber der Roman verzettelt sich allzu sehr in Nebenhandlungen. Eigentlich hat Brin die bemerkenswerte Begabung sich exotische Aliens und fremde Kulturen auszudenken und sie dem Leser plausibel darzustellen. In Entwicklungskrieg verschwendet er diese Begabung leider darauf, den Roman mit belanglosen Intrigenspielchen der Alienvölker auszufüllen, wodurch die Story langatmig und zäh zu lesen war. Wer die Geduld für die ausführliche Schilderung politischer Manöver und Hierarchiekämpfen von Aliens mitbringt, den mag das erfreuen, ich fand das alles sehr ermüdend. Im Ansatz hat Brin diese schlechte Angewohnheit schon in Sternenflut gezeigt, als er den Machtkämpfen der Delfine an Bord der Streaker zu viel Raum gab und den Fortgang der Handlung darüber hin und wieder vergaß. Brin ist ein kreativer Kopf im Erfinden exotischer Umgebungen, aber als Autor leider auch ein wenig geschwätzig.

Die Neuausgaben der Uplift-Romane bei Heyne enden erfreulicherweise nicht mit dieser Trilogie, sondern wird mit der zweiten Uplift-Trilogie fortgesetzt, die vor Jahren bei Goldmann schon einmal erschienen ist. Allerdings wurden die Bücher damals in zwei Bände zerteilt. Diesmal bekommen wir sie wohl in einem Stück. Sternenriff soll schon im Winter folgen. Der Höhepunkt dieser Trilogie dürfte wohl der letzte Band sein, Heaven’s Reach, mit dem die Abenteuer der Streaker endlich beendet werden.


LG Trurl

Bearbeitet von Trurl, 09 September 2014 - 10:54.

»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
  • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Autorität
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#7 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 09 September 2014 - 10:59

Wie dem auch sei. Ich bin jedenfalls ausnahmsweise mal froh über eine Neuauflage, weil es diesmal ein aus meiner Sicht sinnvolles Werk ist das antiquarisch nurmehr für Fantasiepreise erhältlich war und hab mal zugeschlagen.

Bearbeitet von Amtranik, 09 September 2014 - 11:01.



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