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Neue "Klassiker" gesucht


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39 Antworten in diesem Thema

#31 dyke

dyke

    Biblionaut

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Geschrieben 05 November 2004 - 17:27

Renomierte Schriftssteller trauen sich auch überhaupt nicht an dieses Genre. Vielleicht fürchten sie sofort ein negatives Image, da SF ja keiner der Literaten so richtig ernst nimmt.

Das mag ich nicht so stehen lassen. Es gibt einige Autoren, die sich der näheren und ferneren Zukunft der Menschheit angenommen haben. Allerdings steht die psychologische, sozial-, gesellschaftkritische Komponente bei ihnen im Vordergrund, sodaß der Hard-SFler meist diese Romane nicht zur SF rechnet. Aliens, Raumschiffe, Invasionen, Sternenreiche, technische Entwicklungen kommen dort nämlich so gut wie nicht vor. Margaret Atwood: Der Report der Magd Maragret Atwood: Oryx und Crake T. C. Boyle: Ein Feund der Erde Doris Lessing: Canopus im Agros 5-bändige Reihe (Shikasta / Die Ehen zwischen den Zonen Drei, Vier und Fünf / Die sirianischen Versuche / Die Entstehung des Repräsentanten von Planet 8 / Die sentimentalen Agenten im Rerch Volyen) Richard Powers: Schattenflicht Richard Powers: Galatea 2.0 Denis Johnson: Fiskadoro Liest sich alles nicht so leicht weg, wie das, was unter SF allgemein angeboten wird. Es kommt halt immer darauf an, wie man das Wort Science-Fiction interpretiert. Diese Romane werden von Feuilletonisten und Literaturkritiker als SF gehandelt. Viele Themen der nahen Zukunft werden auch von den Thriller-Autoren beschlagnahmt. SF-Themen haben sich meiner Meinung aus dem Genre-Ghetto befreit und andere Genres unterwandert. Wenn man die Augen und den Geist offen hält findet man mehr als die Verlagsprospekte ankündigen. LG Dyke

Bearbeitet von dyke, 05 November 2004 - 17:29.


#32 Harun Raffael

Harun Raffael

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Geschrieben 05 November 2004 - 23:43

...einige Autoren, die sich der näheren und ferneren Zukunft der Menschheit angenommen haben. Allerdings steht die psychologische, sozial-, gesellschaftkritische Komponente bei ihnen im Vordergrund, sodaß der Hard-SFler meist diese Romane nicht zur SF rechnet. Aliens, Raumschiffe, Invasionen, Sternenreiche, technische Entwicklungen kommen dort nämlich so gut wie nicht vor. Margaret Atwood: Der Report der Magd Maragret Atwood: Oryx und Crake T. C. Boyle: Ein Feund der Erde Doris Lessing: Canopus im Argos ... Es kommt halt immer darauf an, wie man das Wort Science-Fiction interpretiert.

Um Gottes Willen! Margaret Atwood meint schon damit angeben zu müssen, daß das, was sie schreibt "gar keine SF sei". Wenn auch noch Teile der SF-Fans mit dieser idiotischen Abgrenzung kollaborieren, und offen nur noch Hard SF, also das litararische Ghetto, zulassen wollen, was soll da die SF überhaupt für eine Zukunft haben? Ich mag Space Opera ebenso wie Hard SF, aber GOTT SEI DANK daß es auch noch andere Science Fiction gibt. Nach den von dir genannten Kriterien wäre mindestens die Hälfte von Philip Dicks Werken keine SF, oder?

Diese Romane werden von Feuilletonisten und Literaturkritiker als SF gehandelt.

Das will ich auch stark hoffen!

#33 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 07 November 2004 - 11:47

Interessanter Thread! Ich möchte vorweg Harun Raffael sagen, dass auch ich Heinlein's Stranger gut finde, und zu deiner Hypothese dass neuere "Klassiker" nur von Fantasy-Autoren geschrieben werden, möchte ich persönlich folgende Gegenbeispiele empfehlen (ich bleibe innerhalb den letzten 20 Jahren):

    [*] China Mountain Zhang (dt. ABC Zhang) von Maureen McHugh
    [*] Diamond Age (dt. Grenzwelt oder mit dem engl. Titel versehen) von Neal Stephenson
    [*] Die Mars-Trilogie von Kim Stanley Robinson
    [*] Unconquered Country (Novelle) von Geoff Ryman
    [/list]Das sind AutorInnen, die immerhin nicht als Fantasy-Schreiber bekannt waren, als sie die genannten Bücher herausbrachten (Ryman hatte 1 Jahr vor UC einen Mehr-oder-Weniger-Fantasy-Roman veröffentlicht, der aber zu der Zeit - '85 - nicht groß ins Gewicht fiel).

    Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 07 November 2004 - 11:51.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#34 Rusch

Rusch

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Geschrieben 07 November 2004 - 12:52

Eine mutige Aussage, Kim Stanley Robinsons Mars Trilogie als Klassiker zu bezeichnen. Ich und bestimmt einige andere werden da zutiefst Wiedersprechen.Wenn du von den letzten 20 Jahren sprichst, dann kannst Du Neuromancer gerade noch dazu zählen. Aber Du hast - shame on you - Hyperion vergessen. Wenn das kein Klassiker ist, was dann? Beim Rest wird sich wohl erst in den nächsten Jahrzehnten zeigen, was ein klassiker ist und was nicht. Ich denke aber, Peter F. Hamiltons "Armageddon Zyklus" wird auch in 20 Jahren noch gelesen. Und wohl auch der eine oder andere Eschbach. Vielleicht auch der die Bücher von Alastair Reynolds - gelesen habe ich sie noch nicht, aber die Leute sind des lobes voll.

#35 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 07 November 2004 - 13:10

Eine mutige Aussage, Kim Stanley Robinsons Mars Trilogie als Klassiker zu bezeichnen. Ich und bestimmt einige andere werden da zutiefst Wiedersprechen.

Wenn du von den letzten 20 Jahren sprichst, dann kannst Du Neuromancer gerade noch dazu zählen. Aber Du hast - shame on you - Hyperion vergessen. Wenn das kein Klassiker ist, was dann?

Hi, Rusch - naja, ich hatte ja "persönlich" dazu geschrieben. Ich hab zu meinem aktuellen "Sanctum Sanctorum" hin gesehen, und überlegt welches dieser Bücher noch in 20 Jahren als Meilenstein gelten könnte. Wie sonst soll man "Klassiker" der Neuzeit auswählen? (Jedenfalls bin ich kein Fan vom Weitersagen, wenn ich selber das Buch noch nicht durch habe.)

Dass Hyperion fehlt, liegt ganz einfach daran - shame on me - dass ich es noch nicht gelesen habe. Ich hatte es mal in dt. angefangen, und fand es immerhin so gut, dass ich mir fest vornahm es in Engl. zu besorgen; ist doch ein gutes Zeichen! :D

Auch die anderen von dir erwähnten Autoren kenne ich (noch) nicht. Stecke gerade, allerdings mit viel Genuss, in den 80ern fest...

/KB

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Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#36 Rusch

Rusch

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Geschrieben 07 November 2004 - 14:50

Eine mutige Aussage, Kim Stanley Robinsons Mars Trilogie als Klassiker zu bezeichnen. Ich und bestimmt einige andere werden da zutiefst Wiedersprechen.

Wenn du von den letzten 20 Jahren sprichst, dann kannst Du Neuromancer gerade noch dazu zählen. Aber Du hast - shame on you - Hyperion vergessen. Wenn das kein Klassiker ist, was dann?

Hi, Rusch - naja, ich hatte ja "persönlich" dazu geschrieben. Ich hab zu meinem aktuellen "Sanctum Sanctorum" hin gesehen, und überlegt welches dieser Bücher noch in 20 Jahren als Meilenstein gelten könnte. Wie sonst soll man "Klassiker" der Neuzeit auswählen? (Jedenfalls bin ich kein Fan vom Weitersagen, wenn ich selber das Buch noch nicht durch habe.)

Dass Hyperion fehlt, liegt ganz einfach daran - shame on me - dass ich es noch nicht gelesen habe. Ich hatte es mal in dt. angefangen, und fand es immerhin so gut, dass ich mir fest vornahm es in Engl. zu besorgen; ist doch ein gutes Zeichen! :D

Auch die anderen von dir erwähnten Autoren kenne ich (noch) nicht. Stecke gerade, allerdings mit viel Genuss, in den 80ern fest...

Denk Dir nichts Yippi, ich habe Hyperion auch erst vor einem halben Jahr gelesen, aber es ist klar, dass dies das absolut einzige Buch aus den 90ern ist, dass ohne jeden Zweifel mit absoluter Sicherheit ein Klassiker der SF ist oder sein wird.

#37 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 07 November 2004 - 16:58

.. es ist klar, dass dies das absolut einzige Buch aus den 90ern ist, dass ohne jeden Zweifel mit absoluter Sicherheit ein Klassiker der SF ist oder sein wird.

Also, Rusch, wenn es "ohne jeden Zweifel" ein Klassiker sein wird, warum dann noch zusätzlich "mit absoluter Sicherheit"? :D Was in Zukunft als Klassiker gilt oder nicht, können wir heute m.E. nur erahnen; hier auf dem Board und anderswo tauschen wir nur unsere (möglichst begründeten!) Meinungen dazu aus, oder?

(Ach so, stimmt: Besser spät als nie meine Gründe... China Mountain Zhang = dichte und glaubhafte Projektion in unser aller chinesische Zukunft, mit Schwerpunkt auf Kulturdifferenzen - beispielhafte "social fiction"; Diamond Age = extrem innovative Darstellung einer Nanotech-Welt, mit der zentralen Idee eines intelligenten IT-Produktes als "Erheber" ganzer Mädchenscharen; Mars = ernsthaft ausgearbeitete Nahzukunftsvision, die insbes. medizinische, geologische und verfassungstechnische Ideen, wie die Menschheit in eine Zukunft über den Erdtellerrand hinaus stolpert, in liebevollem und inspirierendem Detail vorstellt; Unconquered Country = erstaunlich experimentierfreudiges Szenario einer Fantasiewelt, die dem realen Kambodscha in "touch and feel" sehr nahe kommt, und damit eine der stärksten politischen SF-Allegorien überhaupt ist. Puh! :D)

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 07 November 2004 - 20:22.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#38 Harun Raffael

Harun Raffael

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Geschrieben 07 November 2004 - 21:25

China Mountain Zhang = dichte und glaubhafte Projektion in unser aller chinesische Zukunft, mit Schwerpunkt auf Kulturdifferenzen - beispielhafte "social fiction";
Diamond Age = extrem innovative Darstellung einer Nanotech-Welt, mit der zentralen Idee eines intelligenten IT-Produktes als "Erheber" ganzer Mädchenscharen;
Mars = ernsthaft ausgearbeitete Nahzukunftsvision, die insbes. medizinische, geologische und verfassungstechnische Ideen, wie die Menschheit in eine Zukunft über den Erdtellerrand hinaus stolpert, in liebevollem und inspirierendem Detail vorstellt;
Unconquered Country = erstaunlich experimentierfreudiges Szenario einer Fantasiewelt, die dem realen Kambodscha in "touch and feel" sehr nahe kommt, und damit eine der stärksten politischen SF-Allegorien überhaupt ist.

Klingt geil alles! Ich wollte bei der Mars-Trilogie ja gleich schreien: Weltraum! erfüllt nicht die gefragte Definition! (was für Hyperion wie schon früher gesagt, erst recht gilt)
Aber mit diesen spannenden Sachen dürfte ich mich in meinen Zweifeln wohl widerlegt fühlen.
Selber lese ich gerade Carl Amerys "Geheimnis der Krypta" - dreht sich um die Frage "Welt retten, oder lieber 90 Prozent der Menschheit ausrotten und mit dem Rest neu anfangen?" Große Klasse, obwohl (oder weil) Amery hemmungsloser in seine eigene Gelehrsamkeit verliebt ist als Umberto Eco.
Als nächstes wollte ich Myra Cakans "When the music's over" anpacken, um das in Ruschs "Beste SF"-Abstimmung zensurieren zu können.


Womit wir wieder Thread-Titel-treu wären. Aber ich bin auch scharf drauf, ob noch jemand Meinungen zu L.Ron Hubbard hat. ;)

#39 Impala

Impala

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Geschrieben 07 November 2004 - 22:17

aber es ist klar, dass dies das absolut einzige Buch aus den 90ern ist, dass ohne jeden Zweifel mit absoluter Sicherheit ein Klassiker der SF ist oder sein wird.

SNOWCRASH ist von 1991, soweit ich weiß. impi
Julius Gaius Baltar!

#40 Rusch

Rusch

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Geschrieben 07 November 2004 - 23:47

Snow Crash würde ich noch so gelten lassen, auch wenn mir das Buch nicht so toll gefallen hat. Diamond Age und ABC Zhang stehen in meiner Bibliothek und werden in absehbarer Zeit "konsumiert". ;)


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