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Ronald M. Hahn : Captain Enfick

Geschrieben von †  a3kHH , in Rezensionen 10 Dezember 2011 · 1.078 Aufrufe

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Ronald M. Hahn : Captain Enfick
Unitall / HJB 2011
190 Seiten
ISBN 9-783905-937657

Nobby Enfick, genannt "Captain", gelangt in den Besitz einer Zeitmaschine, reist zurück ins Jahr 1934 und ändert damit die Geschichte.

Wie man der Inhaltsangabe entnehmen kann, ist die Handlung weder besonders innovativ noch neu. Tatsächlich bezieht der Roman seine Wirkung mehr aus dem "Wie" als aus dem "Was" der Geschichte. Ronald M. Hahn hat hier eine flammende Brandrede gegen den Multikulti-Kult der heutigen Linken geschrieben. Man merkt, das ihm das Thema am Herzen liegt.

Schade nur, das Stil und Inhalt diesem Anspruch des Autors nicht standhalten. Zunächst einmal fragt sich der geneigte Leser, warum zum Teufel Hahn hier primitiv-vulgäre Verunglimpfungen des Fandoms vornimmt, wenn er dies in geschliffener Kritik in Nebensätzen deutlich präziser und wirkungsvoller erreicht. Die Analogie "Nobby Enfick = Klaus N. Frick" ist weder besonders geschmeidig noch für die Geschichte notwendig. Ein neutralerer Name wäre hier wesentlich geschickter gewesen. Und was sollen so primitive Verballhornungen wie "Gumminasium" ? Mit diesem klamaukigem Quatsch versaut der Autor seine Kritik an dem Quoten- und Gleichmacherei-Fimmel gewisser linker Kreise, die laut Hahn zu Auswüchsen führen können wie Abiturverlosungen (denn man kann doch nicht einen Doofen diskriminieren, indem man Leistung von ihm fordert) oder Diskriminierung von Deutschen durch Bevorzugung von Personen mit Migrationshintergrund, die bereits in der vierten Generation vom Sozialamt leben und ja lt. Fama immer noch von den Deutschen diskriminiert werden. Dieses, ebenso wie seine beissende und nicht ganz unzutreffende Kritik am Perry Rhodan-Fandom, geht aber unter in Hahns vulgärem Klamauk, der das gesamte Buch durchzieht. Hier wäre der Lektor gefragt gewesen.

Und das ist auch der Vorwurf, den ich Hans Joachim Bernt, dem Herausgeber und Eigentümer des HJB-Verlages mache. Dieses Buch ist nicht wirklich lektoriert, man war viel zu interessiert daran, diesen Roman um jeden Preis schnell zu veröffentlichen. Verständlich, aber ein Fehler. Statt hier klar und deutlich auf die Mängel hinzuweisen und Ronald M. Hahn zu einer Überarbeitung zu bewegen, wurde dieser suboptimale Roman angenommen, um die Gesellschaft der in meinen Augen fragwürdigen Romane der "Verbotenen Zone", die HJB unter diesem Label veröffentlicht, zu veredeln - und zu verharmlosen. Eine solche Aufwertung wäre mit einem ambitioniertem Lektorat meiner Meinung nach sogar möglich gewesen. Aber so hat HJB weder seine "Verbotene Zone" interessanter und weniger unangenehm (für mich zumindestens) als bisher gemacht, noch dem Autor einen Gefallen getan. Bedauerlich, wirklich schade. Denn linkskonservative Science Fiction der intelligenteren Art wäre schon eine interessante Lektüre.



Naja, ich glaube, Ronald M. Hahn war schon immer sehr "lektoratsresistent", um nicht zu sagen, "lektoratsrenitent". An diesem Brocken wird sich jeder Verleger die Zähne ausbeißen. Eingefügtes Bild
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T. Lagemann
Dez 10 2011 19:46
Vielleicht hat sich das Buch in der Falle der Politisch Inkorrektheit verfangen. Ein ambitioniertes Lektorat im Sinne der Besprechung hätte bedeutet, dass etwas von dem hätte zurück genommen werden müssen, das geschrieben worden ist. Und derlei ist irgendwie Politisch zu korrekt und deshalb unmöglich. Schließlich darf man ja alles sagen und schreiben.

Übrigens waren es gerade die oben genannten Unnötigkeiten (=klamaukiger Quatsch), die mich von dem Kauf des Buchs abgeschreckt haben. Ich mag nämlich Satiren eigentlich sehr gern, sie dürfen auch durch und durch zynisch sein oder verbal die ein und andere Kniescheibe zertrümmern. Ich erwarte dabei aber vor allem eine gewisse Subtilität. Und die schien mir nach dem Lesen des Verlagstextes und dem Betrachten des Titelbildes nicht gegeben.

VG
Tobias
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T. Lagemann
Dez 11 2011 19:46

Eben nicht, und das finde ich so schade. Praktisch jedes Wort, jede Idee, h�tte so stehen bleiben k�nnen, Setting, Szenario und Plot sind ok. Und der Klamauk und die unn�tigen Primitiv-Verbalinjurien machen alles kaputt. Wirklich �rgerlich.


eben die zurücknehmen. Deshalb schrieb ich ja "ein ambitioniertes Lektorat im Sinne der Besprechung" (also deiner). Der Klamauk weg. Schon der Name Enfick. Puh, also platter geht es ja nicht, um das F-Wort mit 'nem Namen von jemandem zu paaren, dem man mal sagen will, was man von ihm hält. Haha. Was für ein Schenkelklopfer. Puppenlustig. Gähn.

VG
Tobias
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