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PetraHartmann



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Jahresrückblick IV: Oktober bis Dezember 2014

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 30 Dezember 2014 · 4.443 Aufrufe
Jahresrückblick

Der letzte Teil meines Rückblicks aus das Literaturjahr 2014. Für mich war das vierte Quartal schriftstellerisch vorwiegend geprägt von der Arbeit an der Weihnachtsanthologie "Blitzeis und Gänsebraten", die ich zusammen mit Monika Fuchs herausgab. Außerdem standen Besuche auf dem Buchmesse-Convent und der Berliner Buchmesse "Buch Berlin" auf dem Kalender. Mein Meermädchen-Roman "Nestis und die Hafenpiraten" ist erschienen und kam offenbar auch ganz gut an. Ich hatte eine Menge Lesungen, es war ein anstrengender, arbeitsreicher aber auch guter Jahres-Endspurt.
Auf der Lektüre-Liste stehen erneut einige Wieder-Entdeckungen. Offenbar hatte ich in diesem Jahr ohnehin ein starkes Bedürfnis, zurück in meine Vergangenheit zu blicken. Es ist für eine aktuelle Standortbestimmung ja manchmal nicht schlecht, wenn man weiß, wo man herkommt. Dazu erneut ein bisschen Phantastik, Kinder- und Jugendbücher, drei Comics. Schaut halt mal rein.

 

(Legende: "(e)" bedeutet eBook-Ausgabe; hinter Links verbergen sich ausführliche Rezensionen innerhalb dieses Blogs; blau markiert sind besondere Bücher, die mehr als eine 1+ mit Sternchen verdienen, irgendwie anders sind und mich bezaubert haben; rot sind Scheißbücher, vor denen ich ausdrücklich warne.)

 

Oktober

 

Heinrich Heine: Almansor (e)
Eine der beiden Tragödien, mit denen der junge Heine versucht hat, die Bühne zu erobern. Der große Erfolg blieb ihm versagt. Einzig das "Lyrische Intermezzo", das zusammen mit den beiden Tragödien abgedruckt wurde, hat als Teil des "Buchs der Lieder" ein größeres Publikum errreicht. Das Stück spielt in Spanien, der Titelheld ist Moslem, seine Geliebte allerdings ist, wie ihr Vater auch, zum Christentum übergetreten. Ein Sück, in dem es um Religions-Idiotie und Toleranz geht. Wichtigstes Zitat: "Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch Menschen." Etwas konstruierte Geschichte (aber das ist "Nathan, der Weise" ja auch). Tragisches Ende, die beiden Liebenden gehen gemeinsam in den Tod.

 

Bettina Ferbus: Auf verschlungenen Pfaden (BunTes Abenteuer 25)

 

Peter Raffalt: Die Geschichte vom hölzernen Mann
Märchen in der Nachfolge von E. T. A. Hoffmann und Peter Tschaikowsky.. Ein hartherziger Prinz wurde als Strafe in einen Nussknacker verwandelt. Nur der magische Vogel Simurgh kann den Fluch wieder von ihm nehmen. Zusammen mit einem jungen Menschenmädchen macht sich der Nussknacker auf die gefahrvolle Reise. Märchenhaft erzählt, dazu gibt es zauberhafte Illustrationen von Sibyle Gädecke.

 

Karl Gutzkow: Wally, die Zweiflerin (e)
Der wichtigste und folgenreichste Roman des Jungen Deutschlands. Löste seinerzeit einen Literaturskandal aus und war hauptverantwortlich für das Verbot des Jungen Deutschlands im Dezember 1835. Wegen einer heutzutage ziemlich harmlos wirkenden Nacktszene. Und wegen ziemlich ketzerischer Thesen über Religion im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen. Die Titelheldin begeht am Ende Selbstmord. Inspiriert wurde das Werk durch den Selbstmord der Charlotte Stieglitz (vergleiche dazu Theodor Mundts zeitgleich erschienenes Buch "Charlotte Stieglitz. Ein Denkmal" aus dem September-Rückblick). Erstmals gelesen hatte ich es 1987 oder 88 in der mustergültigen Reclam-Ausgabe, die einen umfangreichen Kommentarteil und viele wertvolle Dokumente zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte bietet. Sie sei allen ans Herz gelegt.

 

Was mir heilig ist ... Hildesheimer Lyrikwettbewerb 2014
Ein schmales, doch sehr gehaltvolles Heft, das die Gewinner des Hildesheimer Lyrikwettbewerbs präsentiert und in hoher Auflage in Stadt und Landkreis verbreitet wurde. Unter anderem lag es in Bussen und Bahnen aus, war in Kulturzentren und Gastronomieeinrichtungen zu finden. Die 13 Sieger-Gedichte zum Thema "Was mir heilig ist ..." können sich sehen lassen und haben die Veröffentlichung verdient. Das schlanke Format und das geniale Coverbild (es zeigt einen auf ein kleines Holzkreuz genagelten 50-Euro-Schein) gefallen mir ausgesprochen gut.
Weniger gut gefällt mir die Art, wie Hildesheimer Lyrikprojekte (dieses ist nicht das erste) eigentlich immer dem Hauptzweck dienen, den Autor und Organisator Jo Köhler in die Öffentlichkeit zu bringen. Von den 13 Preisträgern ist jeweils ein Porträtfoto enthalten. Organisator Jo Köhler ist insgesamt fünfmal abgebildet, präsentiert sich hier als Vorwortschreiber, dort während der Auswahlarbeit, da auf dem Gruppenbild mit Sponsoren, als Jurymitglied, im Presseartikel zum Auftakt, zur Eröffnung der Aktion Lesezeichen. Im Frühjahr hatte der Mann es geschafft, insgesamt neun seiner Gedichte auf Riesenplakaten in der ganzen Stadt zu verteilen. Wettbewerbsgewinner, Klassiker oder Nobelpreisträger, die einige ihrer Verse gestiftet hatten, waren nur jeweils mit einen oder zwei Werken verteten. So segensreich diese Wettbewerbe für Lyriker sein mögen, die es ja weiß Gott noch schwerer haben als wir Prosaschriftsteller, so kritisch sehe ich die Art der Präsentation in Hildesheim. Was sich hier als Literaturförderung gibt, scheint mir nur eine einzige Riesen-PR-Kampagne zu sein, um den Namen Jo Köhler bekannt zu machen. Dafür wären mir meine Gedichte (die mir heilig sind) zu schade.

 

November

 

Donald Duck Taschenbuch Nr. 85
Jahrzehntelang habe ich versucht, das Abenteuer mit der "Karpfenqäke" wiederzufinden. Ich habe als Kind Lackrämpfe bekommen, wann immer ich die Geschichte von Gevatter Bär und Gevatter Fuchs beim Fischefangen las und die Kindertröte mit einem lauten "Quäääk" losging. Einfach herrlich, allerdings vollkommen ungeeignet, um es heimlich unter der Bettdecke zu lesen, ich konnte mir das Lachen nie verbeißen. Mein Gott, was habe ich mich in Lachkrämpfen gewunden.
Wo das Taschenbuch abgeblieben ist, habe ich nie herausgebracht. Und leider wusste ich auch nicht, um welche Nummer es sich handelte und was auf dem Titelbild zu sehen war. Jetzt bin ich auf den simplen und dennoch genialen Gedanken gekommen, das Wort "Karpfenquäke" bei Google einzugeben. Und siehe da: Das Wort kommt in exakt einem einzigen Buch vor - dem Donald Duck Taschenbuch Nr. 85, und freundlicherweise war ganz oben der Link zu einer Comicbörse angegeben. Ich hab's mir geholt, und - ob ihr es glaubt oder nicht - als Gevatter Fuchs den Ziegelstein auf den Hinterkopf kriegte und dabei die Tröte verschluckte und laut quäkend durch die Gegend rannte, da habe ich tatsächlich wieder schallend gelacht.

 

Yvonne Kopf: Lilo Lametta
Zauberhaftes Kinderbuch über ein Mädchen, das Gedanken lesen kann. Weil sie Angst hat, dass die anderen sie für ein Monster halten, gibt sie immer wieder falsche Antworten und baut absichtlich Fehler in ihre Klassenarbeiten ein. Eines Tages kommt ein neuer Schüler in ihre Klasse. Auch er kann etwas Besonderes: Er kann durch die Zeit reisen. Der Beginn einer wundervollen Freundschaft. Und Lilo kann ihm helfen, seine verschwundene Mutter wiederzufinden. Eine wunderschöne Geschichte über das Anders-Sein und darüber, dass eigentlich jeder Mensch eine besondere Begabung hat.

 

Heinrich Heine: William Ratcliff (e)
Heines zweite Tragödie, ebenso erfolglos wie der Almansor. Aber in der Geschichte um einiges faszinierender. Es liest sich wie eine der großen alten Schauernovellen. Alte Schlösser, Geistererscheinungen, Liebe, Fluch, Morde. William Ratcliff stammt aus ärmlichen Verhältnissen, ist Student und hat sich in eine junge schottische Adlige Maria verliebt, die auf einem abgelegenen, nebelumwogten Schloss in der Obhut ihres Vaters lebt. Ihr Vater will sie jedoch lieber standesgemäß verheiraten. Da schwört Ratcliff, jeden Bräutigam Marias zu töten. Zweimal hat er bereits zugeschlagen, nun ist die dritte Verlobung geschlossen. Ratcliff und Maria verbindet aber mehr als bloße Liebe, es liegt ein Fluch auf beiden, der Marias Mutter und Ratcliffs Vater verband ... Es juckt mich in den Fingern, daraus ein Seitenstück zu Darthula und Timur zu machen. Vielleicht nächstes Jahr.

 

Karl Gutzkow: Briefe eines Narren an eine Närrin (e)
Gutzkows Narrenbrief las ich zuletzt vor ein paar Jahren in einer Taschenbuchausgabe aus dem Antiquariat. Es ist kein ganz einfaches Buch, ein wenig verworren, eine Mischung aus Literatur, politischen Betrachtungen, Plaudereien, Philosophie und ironischen Seitenhieben auf Zeitgenossen. Ich lese es jetzt zum dritten oder vierten Mal, finde es nicht direkt schlecht, denke aber, Gutzkow hat bessere Sachen geschrieben, wie etwa die Wally, den Sadduzäer von Amsterdam oder den Uriel Accosta.

 

Die Welten von Thorgal: Lupine 4 - Crow
Der vierte Teil der Lupine-Reihe innerhalb der "Welten von Thorgal". Lupine hat nach dem Verschwinden ihres Vaters Thorgal einen schweren Stand im Wikingerdorf. Die Jungen hänseln sie und werden auch handgreiflich. Als sie sich jedoch effektiv und ebenso handgreiflich zur Wehr setzt, ist das ganze Dorf gegen sie, und es wird äußerst bedrohlich. Lupine ergreift die Flucht. Währenddessen ist eine unheimliche Frau auf der Suche nach ihr. Die Einäugige, die sich Crow nennt, scheint magische Kräfte zu haben und führt offenbar nichts Gutes im Schilde. Als sich am Schluss des Albums ihre wahre Identität enthüllt, ist das eine ziemliche Überraschung.
Das Abenteuer ist gut erzählt und opulent illustriert. Etwas nervig ist das Verhalten von Aaricia, die inzwischen ihre Wikingerkönigs-Ahnen, ihre Kampffähigkeit und ihre Liebe zu Thorgal vergessen zu haben scheint und in der Rolle eines hilflosen Frauchens an der Brust eines starken Seekriegers aufgeht. Warum sie die Lügen und dämlichen Ausreden dieses Typen nicht durchschaut, sich offenbar sogar bewusst täuschen lassen will und sich gegen ihre Tochter Lupine einnehmen lässt, erschließt sich mir nicht ganz. Zumal sie nicht einmal verliebt ist und ihre Blindheit nicht mit schäumenden Hormonen begründet werden kann. Schade auch, dass der ursprüngliche Albentitel "Krähe" und damit der Name der neuen Gegnerin Lupines in das englische "Crow" geändert wurde. So hielt ich sie zunächst für die Angehörige eines nordamerikanischen Indianerstammes.

 

Ida von Hahn-Hahn: Peregrin, Bd.1 (e)
Roman aus dem Jahr 1861. Da war Ida von Hahn-Hahn - nach der gescheiterten 48er Revolution - schon katholisch geworden und ins Kloster gegangen. Der Roman ist ein Zweiteiler. Im ersten Band wird Peregrin, ältester Sohn und Erbe des Grafen Gorm, vorgestellt. Peregrin verliebt sich in die junge Heliade, die aus einem alten irisch-katholischen Geschlecht stammt. Die beiden lieben sich heiß und innig. Aber Heliade besteht darauf, dass sie nur einen Katholiken heiraten will, und Peregrin, dem religiöse Kleinigkeiten und Formen des Bekenntnisses eigentlich gleichgültig sind, kann aus dynastischen Gründen nicht übertreten: "Kein Gorm darf katholisch werden", ist unumstößliches Gesetz ... Heliade verschwindet, Peregrin ist verzweifelt. Es häufen sich allerdings seltsame Andeutungen und Vorfälle. So enterbt Peregrins Tante ihren Neffen und spricht ihr Landgut dessen jüngerem Bruder zu. Auch seine Mutter beschwört ihren Mann, Peregrin zu enterben und den Titel des Grafen Gorm auf den jüngeren Sohn übergehen zu lassen. Der Vater weigert sich jedoch. Nach dessen Tod eröffnet Peregrins Mutter dem Sohn das Geheimnis, das sie seit Jahrzehnten belastet. In ihrer Verzweiflung, ihrem Mann keinen Erben schenken zu können, nahm sie nach wiederholten Totgeburten Zuflucht zu einem letzten Mittel: Sie nahm ein Waisenkind aus einem italienischen Waisenhaus auf und präsentierte es dem Ehemann als seinen Sohn - Peregrin. Erst als später ein legitimer Sohn geboren wird, bekommt die Mutter Gewissensbisse, die sie bis ans Ende ihrer Tage quälen. Peregrin ist schockiert von der Beichte. Er verlässt das Schloss und macht sich auf, seine wahren Wurzeln zu finden.
Viel Herzschmerz, etwas Geheimnis, Familiendrama und Schicksalstragödie, gewürzt mit Betrachtungen über den Katholizismus als allein seeligmachende Religion. Die Hahn-Hahn konnte schreiben, auch in der Spätphase.

 

Herder: Journal meiner Reise im Jahr 1769 (Reclam)
Mal wieder ein richtig dickes Reclam-Buch. Herders Notizen, entstanden auf einer Schifffahrt, die den jungen Theologen von Riga nach Frankreich brachten. Das Werk erschien erst postum, erste Auszüge wurden im Jahr 1810 von Herders Sohn herausgegeben.
Das Buch ist keine Reisebeschreibung, vom Schiffsleben und den angesteuerten Häfen erfährt man kaum etwas. Herder ist vielmehr damit beschäftigt, ein neues Schulsystem zu entwerfen, und skizziert Pläne für Fächerkanon und pädagogische Arbeit. Das Ganze ist gewissermaßen Gründungsurkunde des Realschulgedankens, den er der klassischen humanistischen Gymnasialbildung entgegensetzt. Nicht uninteressant, man muss sich allerdings in den Stil Herders erst etwas einlesen. Und da das Werk gar nicht für die Veröffentlichung bestimmt war, haftet ihm trotz seines Umfangs etwas Skizzenhaftes, Unvollendetes, Fragmentarisches an. Vor allem im hinteren Bereich sind viele Abkürzungen und unvollständige Sätze zu finden. Also: keine ganz leichte Kost, aber es lohnt sich.

 

Blitzeis und Gänsebraten. Hildesheimer Weihnachtsgeschichten
Was macht man, wenn man sich monatelang mit der Textarbeit für eine Anthologie herumgeschlagen hat und das fertige Werk jetzt in den Händen hält? Richtig: Ich habe mich hingesetzt und unser Hildesheimer Weihnachtsbuch noch einmal ganz in Ruhe durchgelesen. Ohne Druck und nur für den Genuss. War auch nett.

 

Hölderlin: Hyperion (e)
Noch so ein Klassiker. Mein altes Reclamheft ist voller Unterstreichungen und Randbermerkungen. Jetzt also ein Neustart mit einer notizenfreien eBook-Ausgabe. Hyperion lebt im Griechenland des 19. Jahrunderts und leidet daran, dass das Hellas seiner Zeit nur noch ein peinlicher Nachkömmling der großen Kulturnation der Antike ist. Er verliebt sich in die bezaubernde Diotima, zieht in den Krieg gegen die Türken, um sein Land zu befreien, tauscht überschwängliche Freundschaftsbriefe mit seinem Freund Alabanda aus. Sehr gefühlsbetont, sehr emphatisch. Vom anfänglichen Peinlichkeitsbekunden, ein "Grieche" genannt zu werden, bis zum geflügelten Schlusswort "so dacht ich - demnächst mehr" einfach ein Buch, das in den Literaturkanon gehört.
Mein großes Hölderlin-Erlebnis war eine Vorlesung von Professor Kreutzer in Hannover. Der Mann trug plötzlich die Stelle vor, als Hyperion auf der Akropolis stand und Athen wie die Trümmer eines gewaltigen Schiffbruchs unter sich liegen sah. Das war, als sei ein Blitz in mich eigeschlagen. Denn ich hatte sofort den Stadtplan Athens vor Augen. Das alte Straßennetz aus der Zeit nach der Schlacht von Salamis, angelegt unter der Regie des Themistokles, kann man heute noch sehen. Athen war damals vollständig von den Persern eingeäschert und dem Erdboden gleichgemacht worden. Es existierte nur noch die athenische Flotte, die "hölzernen Mauern", mit denen sich die Stadt laut dem Orakel von Delphi schützen sollte. Dann die Seeschlacht in der Meerenge von Salamis. Die eben noch triumphierenden Perser vernichtend geschlagen. Die Athener konnten kein schöneres Symbol finden für den Wiederaufbau ihrer Stadt als dieses neue Straßennetz in Form eines Schiffes. Und wenn man dann mit Hyperion auf der Akropolis steht und auf die Stadt hinabschaut, dann weiß man einfach, da ist nicht irgend eine abgegriffene Metapher von einem Staatsschiff gemeint. Athen sah nicht nur aus wie ein Schiff. Athen war das Schiff. Da ist nicht nur einfach eine physische und kulturelle Wüste unter ihm, sondern im Bild des Schiffs liegt de athenische Seele am Boden.
Gleich am nächsten Tag ging ich in die Buchhandlung und holte mir das Reclamheft.

 

Dezember

 

Ida von Hahn-Hahn: Peregrin, Bd. 2 (e)
Teil 2 der Liebes- und Religions-Odyssee von Peregrin und Heliade. Peregrin hat inzwischen seine wahre Herkunft erfahren und im Waisenhaus Aufschluss über seine verstorbenen Eltern erhalten. Er stammt aus einer italienischen Musikerfamilie. Sein musikalisches Talent zeigte sch bereits im ersten Band immer wieder: Wenn es ihm schlecht ging oder er mit sich selbst ins Reine kommen musste, griff er zu seiner Amati und bezauberte alle zufälligen Zuhörer durch sein Geigenspiel. Er findet seinen Onkel, ebenfalls Musiker, der seine drei Kinder als musikalische Wunderkinder auftreten lässt. Leider ist eine Tochter, die die erste Geige spielte, kürzlich verstorben, sodass das einst sehr erfolgreiche Quartett aus vier Wunderkindern nicht mehr auftreten kann. Peregrin lässt sich für den Part des ersten Geigers verpflichten und begibt sich mit der Gruppe auf Tournee, wobei er für die vom Vater bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit und darüber hinaus getriebenen Kinder schnell eine Art Beschützerrolle einnimmt.
Heliade ist inzwischen nach dem Tod ihres Vaters veramt und versucht, zu ihrer Großmutter nach Italien zurückzukehren. Zufällig gerät sie als Vorleserin in die Dienste von Pergrins Tante und kommt dem Familiengeheimnis und der Geschichte des verschwundenen Peregrin auf die Spur. Doch auch ihre irischen Wurzeln bekommen nun Bedeutung. Als Mündel eines irisch-katholischen Adligen kehrt sie zurück in die Heimat ihres Geschlechts, alte Familientraditionen und die Unterdrückung der Katholiken durch die Engländer prägen den weiteren Verlauf der Geschichte. Erst nach vielen Irrungen und Wirrungen finden Peregrin und Heliade wieder zueinander. Klar, dass Peregrin, der ja nicht mehr Angehörger eines urprotestantischen Grafengeschlechts ist und durch seine Erfahrungen und Begegnungen längst den Weg zum rechten Glauben gefunden hat, nun zum Katholizismus übertreten und seine Heliade heiraten kann.
Ebenfalls gut geschrieben und gekonnt alle Fäden verwoben, eine würdige Fortsetzung des ersten Teils. Hat mir gefallen. Auch wenn ich die Sache mit den Religionen selbst etwas lockerer sehe.

 

Lukian: Hetärengespräche (e)
Auch hier ein Wieder-Lese-Erlebnis. Mein erster Lukian war das Reclamheft "Gespräche der Götter und Meergötter, der Toten und der Hetären", in dem auch die Hetärengespräche enthalten waren. Wenig später begann ich damit, meine Magisterarbeit zu schreiben, und verbrachte ziemlich viel Zeit im Lesesaal der Landesbibliothek. Dazu ließ ich mir dann, als kleinen "Trost" für zwischendurch, die gesamten Werke Lukians, übersetzt von Wieland, aus dem Magazin bringen: Sechs etwa zehn Zentimeter starke Doppelbände voller Dialoge und Prosaerzählungen, humoriger Seitenhiebe auf die antiken Philosophenschulen, Novellenstoff, mythologische Parodien - kurzum: das ganze volle Wunderhorn lukianischen Witzes. Jedesmal, wenn ich 50 Seíten einer staubtrockenen Dissertation geschluckt hatte, belohnte ich mich als Nachtisch mit einem Lukian-Zitronencremeschnittchen. Es war ein schönes halbes Jahr. Und im Anschluss war ich überzeugt, dass auch Christoph Martin Wieland, der meinen Liebling Lukian so gut und liebevoll übersetzt hatte, kein unrechter Kerl sein könne. Ich durchforstete also erstmal das Reclam-Regal nach Wielands Werken. Der Beginn einer weiteren wundervollen Freundschaft.
Bei den Hetärengesprächen muss man Wieland allerdings einen Vorwurf machen. Er hat zwar die Dialoge recht geistreich und spritzig übersetzt und hatte keine Hemmungen, auch das antike Milieu der Edel-Prostituierten kongenial abzubilden. Allerdings - einen der Dialoge ließ er dann doch aus, weil er das sittliche Empfinden seiner Zeitgenossen zu sehr beleidigt hätte, und zwar den Dialog, in dem zwei der Frauen über lesbische Sexualität sprachen. Wohlgemerkt, mit männlichen gleichgeschlechtlichen Beziehungen gab es zumindest in der Fachliteratur über die Antike nicht so große Probleme, aber zwei Frauen zusammen im Bett, das ging offenbar nicht. Da Wieland bis heute der unübertroffene maßgebende Übersetzer ist - und obendrein als längstverstorbener Autor keine Tantiemen mehr einfordern kann - findet man in vielen heutzutage erhältlichen Ausgaben der Hetärengepräche die Wieland-Übersetzung ohne den 5. Dialog. Also, bei aller Liebe zu Wieland, wer etwas Gutes und Vollständiges haben möchte, ist auch hier mit der Reclamausgabe am besten bedient.

 

Bergengrueniana II
Die zweite Ausgabe der Mitteilungen der Werner-Bergengruen-Gesellschaft. Wie der erste Band, der zwei Jahre zuvor erschienen ist, ein sehr gehaltvolles Buch mit vielen wertvollen Materialien über einen meiner Lieblingsschriftsteller.
Bergengruens Sohn erzählt etwas zur Biographie und zum Leben im Dichterhaushalt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf den Kriegsjahren, dem Ausgebombt-Sein, später den Jahren in der Schweiz. Sehr interessant die Bemerkungen zur "Rittmeisterin" und zum "Dritten Kranz". Ich fand letzteres übrigens gar nicht so schlecht, wie die Klagen über das unselige Buch vermuten lassen ...
Außerdem findet man einen Bericht über Bergengruen in der "Zwanglosen Gesellschaft" in München sowie Auszüge aus dem "Compendium Bergengengruenianum", Bergengruens Skizzen- und Notizbuch mit vielen Ideen, Aphorismen, Beobachtungen und biographischen Einträgen. Dem Jahrbuch ist zu entnehmen, dass es endlich einmal eine Gesamtausgabe des Compendiums geben soll. Großartig, ich freue mich drauf. Sehr interessant auch ein Aufsatz über die baltische Literatur zu Bergengruens Zeit.
Außerdem gibt es im Buch die Vorstellung der Bergengruen-Preisträger der Jahre 2011 und 2013, Peter Kurzeck und Kurt Drawert, die Laudationes zur Preisverleihung, dazu Kurt Draerts Dankesrede. Peter Kurzeck hatte statt einer Rede aus seinen Werken gelesen. Alles in Allem: Erneut eine reiche Fundgrube für Forscher und Fans.

 

Heinrich Smidt: Semanns-Sagen und SchifferMärchen (e)
Wie der Titel schon sagt eine Sammlung mit sagenhaften Geschichten von Meer und Seefahrt. Zum Teil alte Lokalsagen, etwa von der Insel Helgoland, zum Teil phantastische Erzählungen von zauberhaften Königreichen vor der südamerikanischen Küste und auf unbekannten Inseln. Vieles über glückliche Inseln, deren unschuldigen und sorglos lebenden Bewohnern fremde Seeleute und Glückssucher den Untergang brachten. Manchmal mit etwas ausufernden Rahmenhandlungen, in denen lang und breit berichtet wird, wie sich ein alter Seemann in der oder jener Situation zu diesem oder jenem Anlass sich in Positur setzt und gern oder ungern von den schauderhaften alten Mären berichtet. Ansonsten sehr gehaltvoll und lesenswert.

 

Bartholomäus Figatowski (Hrsg.): Weil ich John Lennon bin ...

 

Brita Rose-Billert: Die Farben der Sonne
Eine Indianergeschichte der anderen Art. Ein Junge, Halbindianer, der sich Blue Light Shadow nennt, lebt nach dem Tod seiner Mutter auf der Straße und schlägt sich auf seine Art in der Halbwelt/Unterwelt/unterprivilegierten Welt durch. Bis das Jugendamt sich einschaltet. Der Vater, ein reicher weißer Anwalt, will nichts mit ihm zu tun haben, so fällt das Sorgerecht an den indianischen Großvater. Blue muss sich auf der Reservation vor allem gegen die Attacken seines Mitschülers Mitch Walking Elk zur Wehr setzen, der etwas gegen das "Halbblut" hat. Als Blues Onkel wegen eines tieffliegenden Hubschraubers seine gesamte in Panik davonjagende Pferdeherde verliert, worauf die Tiere im Nachbarstaat Nebraska als wilde Mustangs angesehen und verkauft werden, begraben Blue und Mitch ihre Feindschaft und machen sich zusammen auf, die Pferde zurückzuholen. Allerdings - mit Pferdedieben, vor allem mit nicht-weißen Pferdedieben, macht man in Nebraska kurzen Prozess ... Spannendes Jugendbuch, das sich sehr flüssig lesen lässt. Hat mir gefallen.

 

Regina Mengel: Am 13. Tag. 1. Teil: Die Bestimmung (e)
Der Beginn eines dreiteiligen Jugend-Fantasy-Abenteuers. Die Autorin gibt das erste Drittel als kostenloses eBook und Leseprobe heraus. Teil 2 und 3 sind bereits erschienen. Außerdem gibt es ein eBook, das alle drei Teile in sich vereint.
Susanna, die Hauptfigur dieses Buches, erhält zu ihrem Geburtstag eine geheimnisvolle Flasche, die zu leuchten beginnt, als Susanna sie berührt. Es scheint sich jedoch um kein harmloses Geschenk zu handeln. Ihr Vater reagiert geradezu panisch, als er von der Flasche erfährt, und bringt seine Tochter sofort ins Ausland, in ein kleines Dorf, wo sie bei einer Tante unterkommt. Zusammen mit ihrem Freund Patrick versucht Susanna, hinter das Geheimnis der Flasche zu kommen.
Nach und nach tauchen immer bizarrere Informationen auf. Anscheinend war Susannas Mutter kein normaler Mensch, sondern ein Flaschengeist aus dem Land Kis-Ba-Shahid. Ein Land, in dem es Brauch ist, dass die Bewohner am 13. Tag nach ihrem 13. Geburtstag ihre Bestimmung erfahren. Auch Susanna hat eine solche Bestimmung. Doch um sie zu erfahren, muss sie nach Kis-Ba-Shahid hinüberwechseln. Und anscheinend ist die Bestimmung Susannas entscheidend sowohl für die Existenz des Zauberlandes als auch für die der realen Menschenwelt.
Die Geschichte ist gut geschrieben und zeigt, dass die Autorin ihr Handwerk versteht. Es handelt sich um eine Fantasy-Geschichte mit orientalischem Ambiente, jedenfalls ruft die Beschreibung Kis-Ba-Shahids und die Geschichte der Flaschengeister sofort die Assoziation von 1001 Nacht hervor.
Zwar handelt es sich um eine selbstpublizierte Geschichte, doch das eBook trägt das Qindie-Qualitätssiegel durchaus zu recht. Lesern, die einen kompletten Roman erwarten, sei allerdings noch einmal die Warnung mit auf den Weg gegeben, dass es sich nicht um eine abgeschlossene Geschichte handelt, sondern um das erste Drittel eines Romans. Beschrieben wird die Zeit von Susannas Geburtstag bis zu dem Augenblick, in dem sie sich entschließt, den Sprung in die andere Welt zu wagen. Das Abenteuer geht also jetzt erst los. Die beiden Folgebände heißen "Kis-Ba-Shahid" und "Flaschengeister". Ich werde sie mir vermutlich demnächst zulegen.

 

Nadine Boos: Der Schwarm der Trilobiten
Der vierte Band der Science-Fiction-Serie "D9E - die neunte Expansion". Und, wie ich finde, der beste. Nadine Boos stellt uns einen völlig neuen Planeten vor, entwirft ein eigenes Gesellschaftsmodell und stellt den regierenden Menschen eine hochinteressante maritime Lebensform an die Seite, humanoid, intelligent, aber eben an das Leben im Wasser angepasst.
Auf Andesit ist eine der mächtigsten herrschenden Dynastien die Familie Darjeeling, die mit harter Hand und scharfblickendem Auge von der Clanchefin Bronja geführt wird, während die kampferprobte Tochter Berenike das Sicherheitswesen unter sich hat. Enkelin Beatrix allerdings macht Sperenzien. Sie widersetzt sich den Hochzeitsplänen ihrer Großmutter, die sie mit dem Sprössling einer ebenfalls mächtigen und einflussreichen Familie verkuppeln will. In ihrem selbstzusammengeflickten Raumschiff Skolopendra macht sich Trixi aus dem Staub. Nur gibt es einige Dinge, mit denen sie nicht gerechnet hat: Ihre Großmutter hat diese Flucht bis ins kleinste Detail mitgeplant, Trixis ungeliebter Verlobter ist ebenfalls an Bord, und die Gefahr durch die heranrückenden Außerirdischen, die Hondh, scheint größer als gedeckt. Es gibt jedoch auch Dinge, die weder Trixi noch Bronja voraussehen konnten: Die Skolopendra stößt mit einem geheimnisvollen Schiff zusammen. An Bord: Angehörie einer aquatischen Zivilisation, ähnlich der Urbevölkerung auf Trixis Heimatplaneten. Die Fremden sind auf der Flucht vor den Hondh.
Nadine Boos ist eine große Weltenbauerin. Anders als im Vorgängerband "Kristall im fernen Himmel" liegt hier der Schwerpunkt nicht auf physikalischem und paraphysikalischem, sondern auf biologischem und sozialem Gebiet. Man lernt außerirdische Wesen und ihre ganz eigene Art der Bewegung und Wahrnehmung (riechschmecken) kennen, aber auch eine neugezüchtete Ponyrasse, in einem SF-Roman ein durchaus ungewöhnliches Personal. Es werden staatliche bzw. dynastische Strukturen entworfen und die Intrigen und Machtspiele der alten Clanchefinnen gezeigt, man erlebt aber auch Aufstände der Arbeiter und illegale Gewerkschaftssitzungen.
Fazit: Eine detailliert beschriebene, lebendige Welt mit faszinierenden Kreaturen und fein ausgearbeiteten zwischenmenschlichen bzw. inter-species-ischen Beziehungen. Dazu eine spannende Handlung und eine gekonnte Erzählweise. Sehr gut, weiter so. Bitte mehr davon.

 

Johann Nestroy: Der Zerrissene (Reclam)
Komödie, die sich über die in Literatenkreisen damals oft beschriebene und diagnostizierte "Zerrissenheit" lustig macht. Es ist die Geschichte eines reichen aber übersättigten, von allem gelangweilten Herrn, der während eines Streites zusammen mit seinem Gegner vom Balkon stürzt und in den See fällt. Beide Kontrahenten können sich retten, aber jeder von beiden ist überzeugt, der jeweils andere sei ertrunken, und er selbst werde nun als Mörder gesucht. Liest sich recht nett, aber man hätte aus dem Plott wesentlich mehr herausholen können. Mir kommt die Auflösung zu rasch und zu schmerzlos. Naja, man hätte es von Nestroy selbst auf der Bühne dargestellt sehen müssen, der Mann soll eine Granate gewesen sein ...

 

Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel (e)
Enthält Erzählungen, in denen sich der Meisterdetektiv mit phantastischen Phänomenen herumschlagen muss. Holmes begegnet Vampiren und Magiern, mechanischen Killermaschinen und Monstern, er benutzt fliegende Teppiche und bewusstseinserweiternde Drogen mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie seinen messerscharfen Versand oder Watsons Revolver.
Mir hat vor allem die Geschichte über den Arpaganthropos gefallen, in der Klaus-Peter Walter das Duo Holmes & Watson auf einen Hai-Menschen, die maritime Entsprechung eines Werwolfs, treffen lässt. Das eindrucksvolle Bild des Gehenkten, der, an einem fliegenden Sack baumelnd, im Nebel an dem alten Kapitän vorüberschwebt, ist eine sehr starke Szene, die ich mir auch gut auf dem Cover hätte vorstellen können. Sehr gut gelungen auch Linda Budingers Story "Der stählerne Strahl", in dem Holmes nach Watsons Tod einen ägyptischen Magier stoppen muss, der im Park am Victoria Embarkment bereits mehrere Morde begangen hat. Interessant auch die beiden Sachtexte, die sich im Anschluss an die Geschichten mit Holmes und seinem Schöpfer Arthur Conan Doyle befassen. Allerdings sind stellenweise in beiden Texten die gleichen Infos und Bebachtungen zu finden, sodass der Nachgwort-Teil ein wenig redundant wirkt. Man hätte sich vielleicht für einen der beiden Beiträge entscheiden sollen.

 

Auf den Spuren von H.P. Lovecraft (Comic, Torsten Low)
Zwei dunkle Geschichten, optisch meisterhaft in Szene gesetzt von Stefanie Hammes. Das Heft enthält die beiden Horror-Novellen "Die Schokolade des Herrn Bost" von J.C Prüfer und "Der Fluch des Zulu" von Carsten Steenbergen. Beide sehr schön düster und unheimlich, Die Comics haben mir sehr gut gefallen, vor allem die Zeichnungen von Stefanie Hammes, die dem Ganzen die besondere Atmosphäre verleihen. Einziges Manko: Die dünne verschnörkelte Schreibschrift, in der manche der Texte gedruckt sind, lässt sich sehr schwer lesen, vor allem in der Variante Weiß auf Schwarz, hier sollte in einem möglichen zweiten Heft eine andere Schriftart gewählt werden. Ansonsten: Ein Schmuckstück.

 

Nina Horvath: Die Duftorgel
Edle Hardcover-Ausgabe mit den Science-Fiction-Kurzgeschichten einer meiner Lieblingsautorinnen. Das Buch erschien in einer signierten Liebhaberausgabe mit einer Auflage von 100 Exemplaren, meines hat die Nummer 11. Nina ist eine Meisterin der Kurzgeschichte, die sich auch sehr selbstbewusst für ihr Genre einsetzt und sich gut gegen die fast übermächtige Roman-Fixierung unseres Literaturbetriebs behaupten kann. Ihre Storys sind oft nur wenige Seiten lang und haben trotzdem mehr Dichte und Atmosphäre als mancher hunderte von Seiten lang ausgewalzte Roman. Da entwickeln Puppen oder Kunstmenschen plötzlich Seele, Gefühl und Eigenleben; außerirdische Rieseninsekten wetzen ihre tödlichen Mandibeln, können aber durch Einsatz von bestimmten Duftstoffen gezähmt werden; Paläantologen der Zukunft müssen sich entscheiden zwischen der Verpflichtung, die Wahrheit ans Licht zu bringen, und der Zukunft ihrer Wissenschaft. Raumfahrer lernen, dass der Blick in die Sterne süchtig machen kann. Das kann auch dieser Kurzgeschichtenband. Man schließt ihn nach der Lektüre mit einem leichten Bedauern. Das war viel zu kurz - bitte noch einen zweiten!

 

Hörbuch

 

Philip Pullman: Tödliche Missverständnisse
Das Hörbuch beginnt mit einem perfiden, uralten Thriller-Autoren-Kniff. Der erste Satz lautet: "Chris Marshall traf das Mädchen, das er töten würde, in einer warmen Juninacht beim jährlichen Sommerball..." Okay, mit dem Einstieg kann sich der Autor schon einiges erlauben, selbst banale Alltagssitutationen werden vom Zuhörer mit Spannung verfolgt, man weiß ja, dass bald die Katastrophe eintreten wird, die Frage ist halt das Wie. Die Geschichte hat einige Längen, und für meinen Geschmack wird bei den einzelnen Personen zu viel Vorgeschichte erzählt. Das macht die Sache etwas langatmig und wirkt erzähltechnisch ungeschickt. Bei der Dramatik der dann ablaufenden Ereignisse ist man allerdings geneigt, den einen oder anderen erzählerischen Lapsus zu verzeihen. Am Ende ist das Mädchen tatsächlich tot, wie versprochen. Nicht unbedingt ganz großes Kino, halt ein Jugendwerk Pullmans, der Autor hat sich inzwischen sehr weiterentwickelt. Aber als Hörbuch ganz in Ordnung.

 

Kai-Uwe Kohlschmidt: Nanga Parbat
Geschichte einer Himalaya-Expedition. Nicht besonders spannend. Vor allem, da die eigentliche Expeditionsgruppe, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, eine Gruppe aus fünf Künstlern auf den Spuren Reinhold Messners, gar kein Gesicht gewinnt. Es wird halt mehrfach gesagt, dass es sich um fünf Künstler hadelt, darunter ein Schriftsteller, eine Schauspielerin und ein Fotograf, aber es wird nichts "gemacht" aus diesem Personal. Die einzelnen Mitglieder werden nicht vorgestellt, haben keine Namen, äußern sich nicht über ihre Kunst und Motivation, da wird überaupt nichts gesagt, was diese Menschen irgend etwas an Kontur gewinnen lässt. Dazwischen ein paar Interview-Fetzen, die aber nur Fragen enthalten wie "Was bedeutet der Berg für dich?" Und dann ein paar Sätze von der Art, wie sie Fußballspieler nach dem Spiel ins Mikro geben. Die fünf sind halt auch in den Bergen unterwegs, begegnen unter anderem einer sächsischen Gruppe und bekommen über Funk mit, wie sich mehrere Tagesreisen oberhalb ihrer Station eine Katastrophe ereignet, als den Sachsen einer ihrer Kameraden verloren geht. Das ständige "Fünf stiegen hinauf, nur vier kamen wieder herab", soll wohl Wirkung erzielen und das Stück etwas literarisch aufwerten. Es ist aber doch ein ziemlich nichtssagendes Teil geblieben, ich werde es mir nicht noch einmal anhören.

 

 

Jahresrückblick I: Januar bis März 2014
Jahresrückblick II: April bis Juni 2014
Jahresrückblick III: Juli bis September 2014

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick III: Juli bis September 2014

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 29 Dezember 2014 · 1.062 Aufrufe
Jahresrückblick

Der dritte Teil meines Jahresrückblicks. Schriftstellerisch war dieses Quartal vor allem durch die Arbeit an meinem historischen Roman "Freiheitsschwingen" geprägt, der 2015 im Verlag PersonalNovel erscheinen wird, und von den letzten Korrekturarbeiten an "Nestis und die Hafenpiraten", die im Oktober 2014 bei Monika Fuchs erschienen sind.
Meine Lektüre hatte, vermutlich durch die Arbeit an den "Freiheitsschwingen", in diesem Quartal einen Schwerpunkt auf Werken der jungdeutschen Autoren, allen voran Heinrich Heine, aber auch Ludolf Wienbarg, Heinrich Laube und Theodor Mundt landeten auf den eReader. Außerdem erneut etwas Kleinverlags-Phantastik und etwas Karl May. Viel Vergnügen damit!

 

(Legende: "(e)" bedeutet eBook-Ausgabe; hinter Links verbergen sich ausführliche Rezensionen innerhalb dieses Blogs; blau markiert sind besondere Bücher, die mehr als eine 1+ mit Sternchen verdienen, irgendwie anders sind und mich bezaubert haben; rot sind Scheißbücher, vor denen ich ausdrücklich warne)

 

Juli

 

Christoph Martin Wieland: Göttergespräche (e)
Wieland auf den Spuren Lukians - ein Gott in den Fußstapfen eines anderen, und ich bin ein Fan von beiden. Klar, dass ich auch diese Göttergespräche haben musste. Wieland als erfahrener Lukian-Übersetzer, der auch dessen "Göttergespräche" übersetzt hat, bringt nun eigene Dialoge aus den Reihen der Olympier. Das ist zunächst noch recht antiken-gemäß gehalten und behandelt mythologische Themen, etwa wenn Selene, Artemis und Hekate sich miteinander unterhalten und sich darüber amüsieren, dass die Menschen sie manchmal zu einer einzigen Person machen. Je weiter man im Buch voranschreitet, desto politischer wird es dann allerdings, und wir sehen Götter und Helden der Antike im Gespräch über die und mit den Helden der Französischen Revolution. Humorvoll, philosophisch und mit dem einen oder anderen politischen Stachel. Ein hochinteressantes Stück Literatur.

 

Karl May: Am Rio de la Plata (e)
Karl May: In den Cordilleren (e)
Abenteuer- und Reiseerzählung um einen betrügerischen Führer durch die Wildnis, einen verschwundenen Inkaschatz, den heldenhaften Bruder Jaguar und den Sieg der Gerechtigkeit. Mir haben sich damals vor allem die fliegenden Bolas und das Pfeilgift eingeprägt. Wie gut, dass durch Old Shatterhands Lederkluft kein Pfeil durchkommt. Das Abenteuer ist übrigens als Umsonst-eBook auch unter dem Titel "Der Sendador" erhältlich. Hab's mir versehentlich doppelt geholt, da ich den Titel nicht kannte und dachte, es sei eine Vorgeschichte dazu.

 

Robert Åžerban: Heimkino bei mir

 

Thorgals Jugend: Das Auge Odins

 

Catull: Sämtliche Gedichte (Reclam)
Es kotzt mich an! Warum zum Teufel bieten die Leute von Reclam inzwischen nur noch Gedichtübersetzungen in Prosa an? Jahrhundertelang haben Übersetzer es durchaus hingekriegt, antike Klassiker lesbar und geschmackvoll in adäquaten Versmaßen zu verdeutschen. Und das soll jetzt plötzlich nicht mehr gehen? Verdammtnochmal, wenn ich Lyrik kaufe, dann will ich Lyrik haben, keine Inhaltsangaben in Prosa, da kann ich mir auch gleich ein biologisches Lehrbuch über Tier- und Pflanzenkunde kaufen und Staubfäden zählen. Liebe Reclam-Leute, hört bitte auf mit eurem aktiven Beitrag zur Volksverblödung, die literarische Bildung in diesem Lande geht sowieso schon vor die Hunde. Helft doch wenigstens ihr mit, das Bewusstsein für lyrische Formen zu erhalten und zu schärfen.

 

Jürgen Peters: Wandel des Wortlosen. 1922-1619
Jürgen Peters: Eines treuen Husaren Bratkartoffelverhältnisse

Jürgen Peters war mein Lieblingsprofessor in Hannover. Ich habe viel von ihm gelernt, viel an ihm, viel gegen ihn. Ein Mann, an dem man sich reiben konnte. Mit dem man mal eben kryptische Zitate quer durch den Hörsaal austauschen konnte, ohne dass einer der anderen Studenten überhaupt wusste, was gemeint war. Blödelei und Ernsthaftigkeit lagen so nah beisammen. Er konnte einem mit einem einzigen zynischen Spruch die Adern wieder freiätzen, wenn man zu lange in faustischen Regionen geschwebt hatte. Ein Peters-Zitat in einer Vorlesung eines Kollegen, und plötzlich war es, als hätte jemand ein Fenster aufgestoßen und ein kleiner Sonnenstrahl sei hereingeflogen ... nein,. halt, ein kleiner Sonnenstrahl war er nun doch nicht. Er war kratzbürstig, sarkastisch, arrogant, divenhaft, launisch und eben einzigartig. Er hat mich sehr geprägt, und viele seiner widerborstigen, querdenkerischen Sätze werden mich bis ans Ende meiner Tage begleiten.
Als ich las, dass er gestorben sei, hat es mir einen kleinen Stich ins Herz gegeben. Nein, einen großen. Da habe ich mich hingesetzt und die beiden Taschenbücher noch einmal gelesen. Das eine Interpretationen von Gedichten, teils bekannte, teils abseitige, oft aus sehr eigenwilliger Perspektive. Das andere Aufsätze sehr unterschiedlicher Art, versammelt zu einer Festschrift. Beides in seinem sehr eigenen Tonfall, etwas maniriert, manchmal ein wenig arrogant, jemand, der schreiben konnte und dies auch sehr gut wusste und gern zeigte. Unvergessen.

 

Klaus H. Sütterlin: Hoka, der Hengst aus der Südsee
Ein Pferdebuch aus der Südsee über die Wildpferdherden auf den Marquesas. Ich habe das Buch als Kind und Jugendliche oft im Buchladen in die Hand genommen und es dann wieder weggelegt, irgendwie war ich dann immer doch nicht ganz überzeugt und habe lieber ein anderes genommen. Aber der Titel hat sich in meinem Gedächtnis festgesetzt. Als ich es jetzt im Antiquariat entdeckte, habe ich zugeschlagen. Es handelt sich um ein klassisches Pferdeabenteuer. Hoka wird als freies Pferd in einer wilden Herde auf einer Südseeinsel geboren, dann gefangen, schließt endlich Freundschaft mit einem tollen jungen Mann, gewinnt Rennen und ist bald das erfolgreichste Pferd bei den Strandrennen. Dann kommt eine deutsche Familie in die Südsee. Zusammen mit Hokas Freund entsteht der Plan, den Hengst wieder auszuwildern, und zwar auf einer anderen Insel, wo eine wilde Pferdeherde auf einen neuen Leithengst geradezu zu warten scheint. Die Handlung ist nicht unbedingt mitreißend und die Erzählweise an einigen Stellen etwas spröde, aber es ist ganz nett, und man erfährt vieles über die Pferde der südlichen Inselwelt.

 

Helmut Höfling: Drei Wichtel stechen in See
Kinderbuch über drei Wichtel. Für sehr kleine Kinder zum Vorlesen geeignet. Ich hatte es vor dreieinhalb Jahrzehnten mal beim Kinderkegeln des Kegelvereins meiner Eltern gewonnen, und dann ist es mir wohl irgendwann verloren gegangen. Als ich es im Antiquariat wiederentdeckte, konnte ich nicht anders ... Also, drei Wichtel lernen schwimmen, bauen sich ein Segelboot und besuchen dann eine befreundete Nixe, natürlich gibt es einen Schiffbruch und ein nettes Fest am Ende. Nett gemacht, aber ich werde es wohl meiner kleinen Nichte schenken.

 

Märchenprinzessinnen (Saphir im Stahl)
Eine Sammlung von Prinzessinnen-Märchen diverser Autoren und Märchensammler. Darunter zum Beispiel zwei Versionen des Grimmschen Froschkönigs, eines Märchens, das ich nie so recht verstanden habe. Ganz ehrlich, ich raffe bis heute nicht, warum diese dumme Tusse den Prinzen bzw. König kriegt. Das soll doch wohl sonst im Märchen immer die Belohnung für moralisch untadeliges Verhalten sein, oder? Die olle Kuh gibt ein Versprechen und weigert sich, ihr Wort zu halten. Sie ist eitel und zickig und obendrein eine Tierquälerin. Es ginge um Beischlaf, erklärte uns damals an der Uni mein alter Professor. Ja, klar, darauf wäre ich auch allein gekommen. Aber wer will denn ernsthaft mit einer Frau schlafen, die Frösche an die Wand wirft? Vor allem, wenn er selbst der Frosch ist? Schon die Eingangsszene war für mich als Kind immer ein Ärgenernis. Da fällt der Frau ein goldener Ball in den Brunnen, und was tut sie? Sie setzt sich hin und flennt. Meine Eltern hätten mich doch enterbt und verstoßen, wenn ich mich so benommen hätte. Da wird gefälligst das Kleid gerafft und dann der Ball halt selbst zurückgeholt. Bei Frau Holle hat es ja auch geklappt mit dem In-den-Brunnen klettern ... Bah.
Grundsätzlich bin ich bei vielen dieser "Prinzessinnenmärchen" im Zweifel, ob es tatsächlich Märchen über Prinzessinnen sind. Denn in den meisten ist die Prinzessin nur der buntgeschmückte Siegerpreis, den der Prinz am Ende bekommt, wenn er alle Abenteuer bestanden und Aufgaben gelöst hat. Sie sitzt passiv da und wird am Ende verheiratet, in 90 Prozent der Fälle könnte man sie auch austauschen gegen eine Goldmedaille oder Siegerurkunde oder den Heiligen Gral oder sonstwas ... Ist das wirklich der Traum heutiger junger Mädchen, wie es der Klappentext behauptet? Das will ich nicht hoffen.
Richtig gut gefallen hat mir die rabenschwarze Geschichte von der "Schwarzen Prinzessin", die nachts aus ihrem Sarg steigt und ihre jeweiligen Totenwächter auffrisst - bis Hans der Grafensohn, der ein meisterhafter Versteckspieler ist, sich so gut versteckt, dass sie ihn drei Nächte lang nicht finden kann und dadurch erlöst ist. Oder auch die Geschichte vom unechten Mohren und der Goldprinzessin, in der ein Mann als Schwarzer geboren wird, aber eben nicht als ganz echter Schwarzer, denn er färbt ab. Nach erfolglosen Versuchen, eine Schornsteinfegerlehre zu absolvieren oder sich als Diener zu verdingen freit er um die Goldprinzessin, die von goldener Farbe ist, leider auch ziemlich eitel. Sie lässt ihn abblitzen. Jahre später treffen sie sich wieder, da ist er inzwischen seine schwarze Farbe losgeworden und sie all ihr Gold. Jetzt würde sie ihn gern nehmen, er sie aber nicht. Richtig so.
Insgesamt haben mir die humorvollen oder düsteren Märchen wesentlich besser gefallen als die klassischen Erlösungs- oder Werbungsmärchen. Es gibt einiges zu entdecken in dieser Sammlung, vor allem die Märchen jenseits der Grimm- und Andersen-Klassiker sind sehr interessant. Schön auch das Titelbild, das Prinz und Prinzessin in prächtigen Kleidern bei einer aschenputtelartigen Ballszene zeigt.

 

Matthias Falke: Kristall im fernen Himmel
Der dritte Band der SF-Serie "D9E - Die neunte Expansion". Spannendes, gut geschriebenes Science-Fiction-Abenteuer in einer sehr interessanten Welt. Allerdings hat mich der Einstieg - Raumschiffcrew erwacht nach Unfall und Sturz aus dem Menger-Schwamm im Ungewissen und muss sich erst völlg neu orientieren - etwas an den ersten Teil, "Eine Reise alter Helden", erinnert. Ich habe inzwischen sogar in der Wikipedia nachgeschaut, was es mit diesem Menger-Dingsbums auf sich hat, ziemlich wirr. Interessant finde ich jedenfalls an dieser Serie die Psychologie der Piloten, die geradezu süchtig nach dem Zeug werden, höhere Bewusstseinszustände erleben und irgendwann in ihren Sitzen festwachsen. Insgesamt würde ich mir aber etwas weniger pseudeophysikalisches Techno-Gebabbel wünschen, das hat mich bei Perry Rhodan schon zum Aussteigen gebracht. Und noch ein Wunsch: Bitte langsam ein bisschen Butter bei die Hondh. Der rote Faden, der die einzelnen Teile verbindet dürfte gern dicker sein.

 

Antonia Michaelis: Friedhofskind
Magisch, düster, bezaubernd, spannend und in einer Sprache, die einfach und zugleich lyrisc ist, den Leser schweben lassen kann und in die Geschichte hineinzieht ... Antonia Michaelis kann's einfach. Das Buch erzählt von einer Künstlerin, die die bunten Mosaikglasfenster einer alten Dorfkirche neu erschaffen soll. An einem besonderen Tag fielen alle gleichzeitig in Scherben. Was war auf den Fenstern zu sehen? Warum reden die Leute im Ort nicht gern über die Bilder? Und was ist das Geheimnis des alten wunderlichen Totengräbers, den alle nur das "Friedhofskind" nennen? Ein junges Mädchen im blauen Kleid taucht immer wieder auf, aber nur die wenigsten können es sehen oder mit ihm sprechen. Das Friedhofskind, die Künstlerin und das Geistermädchen kommen sich näher. Näher, als es den Dorfbewohnern gefällt. Ist das Friedhofskind tatsächlich ein Mörder und das Mädchen sein Opfer? Und hat der wütende Mob, der den Totengräber am liebsten lynchen würde, vielleicht sogar recht? Ein Roman, der unter die Haut geht und den man bestimmt nicht aus der Hand legt, bis díe letzte Seite gelesen ist. Magisch eben. Ein echter Michaelis.

 

Haruki Murakami: Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki
Murakami hatte ich mir schon lange einmal anschauen wollen. Da hat die Freundin, die mir das Buch schenkte, genau ins Schwarze getroffen. Eine Geschichte aus Japan, die aber, wenn die exotisch klingenden Namen der Personen nicht immer wieder darauf hinweisen würden, auch in jeder europäischen Stadt spielen könnte. Herr Tazaki hatte in seiner Schulzeit vier sehr gute Freunde, die seltsamerweise alle eine Farbe im Namen trugen. Nur er selbst bildete eine Ausnahme, Tazaki bedeutet so viel wie Jemand, der etwas mit seinen Händen herstellt. So war Tazaki in dieser Freundesgruppe, die eine vollkommene Harmonie bildete, doch so etwas wie ein Außenseiter. Er war es auch, der nach der Schule zum Studium in eine andere Stadt wechselte, der Rest blieb zu Hause und beisammen. Dann der Schock: Nach seiner Rückkehr in den Semesterferien wollen seine Freunde nichts mehr von ihm wissen. Es ist, als habe er etwas Entsetzliches getan, aber niemand will ihm verraten, welche Schuld er auf sich geladen hat. Erst Jahrzehnte später, als Tazaki die Frau fürs Leben gefunden zu haben glaubt, wird klar, dass er dieses Jugendtrauma nie überwunden hat. Tazaki begibt sich auf Spurensuche und macht sich auf, die farbigen Freunde von damals wiederzufinden. Ein erstaunliches, poetisches Buch, das mir sehr gefallen hat. Ganz sicher nicht mein letzter Murakami.

 

Juliane Seidel: Assjah - Die lebenden Träume
Ich hatte mir schon das eBook heruntergeladen, da traf ich Juliane Seidel auf der Homburger Buchmesse, und sie bot mir ein Buch an, bei dem ich mir aussuchen konnte, welche der Romanfiguren ich auf der ersten Seite als Zeichnung haben wollte. Hättet ihr da "nein" sagen können? Zumal wenn eure Sitznachbarin gerade so ein besonderes Assjah-Buch bekommen hat? Ich besitze jetzt eine Ausgabe mit dem Drachen Finn vorne drin, und er sieht einfach zum Knuddeln aus.
Die Geschichte handelt von einem Jungen, der in einem alten, abbruchreifen Haus ein magisches Artefakt findet. Es handelt sich um einen Traumspiegel, mit dem er Geschöpfe aus fremden Welten in unsere Welt holen kann. Als begeisterter Rollenspieler hat er natürlich seine eigene Welt schon lange im Hinterkopf. Er holt zwei zierliche Efen herüber und dann ... einen riesigen Drachen. Mit Hilfe eines ebenfalls herbeigezauberten Magiers kann das Tier zwar vorerst gebändigt werden, aber die Katastrophe beginnt erst. Unheimliche Schattenwesen dringen in unsere Welt ein. Zugleich greift das Nichts die anderen Welten an, magische Wesen verschwinden, Städte werden entvölkert, das Gleichgewicht ist gestört ...
Eine zauberhafte Geschichte, die Lust auf mehr macht. Und es gibt ja noch eine zweiten Teil.

 

Heinrich Heine: Elementargeister (e)
Eine kleine, weniger bekannte Schrift Heines, in der er sich mit alten Volkssagen und den in ihnen vorkommenden Zauberweisen befasst. Sehr interessante Materialsammlung und eine Fundgrube für den Sagenforscher.

 

Heinrich Heine: Buch der Lieder (e)
Heines erfolgreichster Gedichtband. Enthält düstere Nachtbilder mit unglücklich Liebenden, Friedhofsgeistern und Selbstmördern, die Fresko-Sonette an Christian Sethe, die Gedichte aus der Harzreise, einfach eine ganze Menge Heine vom Feinsten. Das Buch der Lieder gehört auf jeden Reader.

 

Heinrich Laube: Das Junge Europa I: Die Poeten (e)
Einer der wichtigsten Romane des Jungen Deutschlands. Ich lernte die Trilogie im Jahr 1990 in der Germanisten-Bibliothek der Uni Hannover kennen. Ein sehr schöner Athenäum-Reprint in dunkelblauem Leineneinband. Frakturgedrucktes Faksimile der Ausgabe von 1834. Habe immer eine eigene Ausgabe haben wollen. Jetzt also auf dem Reader.
Fünf Freunde - Valerius, Konstantin, Hippolyth, Leopold und William - tauschen sich in ihrem Briefwechsel aus über Literatur, Liebe und Politik. Die meisten von ihnen werden dann auf Schloss "Grünschloss" Gäste eines reichen Adligen. Es entspinnen sich diverse Liebesgeschichten. Auch die Tagespolitik und Weltgeschichte machen nicht halt vor den Toren von Grünschloss, so bricht Konstantin schließlich auf, um in Paris an der Julirevolution mitzuwirken, Valerius schließt sich den polnischen Freiheitskämpfern an, um die russischen Besatzer zu vertreiben.

 

August

 

Gotthold Ephraim Lessing: Der Freigeist (Reclam)
Eine der weniger bekannten Komödien von Lessing. Noch nicht ganz so ausgefeilt wie die spätere Minna von Barnhelm. Eine klassische Liebes- und Verwechslungsgeschichte. Ein Vater hat zwei Töchter und will die fromme, sanfte mit einem frommen Mann und die etwas keckere, freisinnige mit einem "Freigeist" verheiraten. Allerdings lieben die jungen Leute gerade ihr jeweiliges Gegenteil. Der Freigeist ist zudem geradezu bösartig und hat einen furchtbaren Hass auf den Frommen, der ihm anscheinen die Geliebte wegnehmen will, und führt sich ausgesprochen unliebenswürdig und unvernünftig auf. Hochinteressantes Stück, würde ich gern mal auf der Bühne sehen.

 

Heinrich Laube: Das Junge Europa II: Die Krieger (e)
Der zweite Teil der Trilogie. Die Briefform wird hier zugunsten einer Romanerzählung weitgehend aufgegeben. Der Schwerpunkt liegt auf Vaerius und seinen Abenteuern im polnischen Freiheitskrieg. Interessant die Figur des jungen Juden Joel, der an der Seite der Polen mitkämpfen und endich auch ein Vaterland haben will, aber von den stolzen Polen nichts als Verachtung erntet. Das Ende des Aufstandes ist bekannt, die Polen unterliegen, die Aufständischen müssen flüchten.

 

Heinrich Laube: Das Junge Europa III: Die Bürger (e)
Im dritten Teil wird die Briefform wieder aufgenommen. Sehr eindrucksvoll die Aufzeichnungen des Valerius im Gefängnis und der Doppel-Selbstmord Konstantins und seiner Frau, die sich gegenseitig mit Duellpistolen erschießen. Auch die anderen ehemaligen Poeten nehmen kein gutes Ende. Auswandern nach Amerika als Alternative funktioniert nicht.
Die Trilogie ist insgesamt etwas anstrengend, zum einen durch den für heutige Leser ungewohnten Schreibstil Laubes, vor allem aber durch die zahlreichen Stimmen der Briefromane. Zu den fünf Haupthelden gesellen sich immerhin noch die jeweiligen Geliebten, die sich am Briefwechsel beteiligen und einige weitere Nebenfiguren. Der durch seine reaktionären Reden immer unfreiwilig komische und zum Außenseiter degradierte William lässt sich noch echt leicht wiedererkennen, ebenso der aufrechte und heldenhafte Valerius. Aber Leopold und Hippolyth zu unterscheiden und ihre amourösen Abenteuer von denen Konstantins zu trennen, ist schon etwas für Fortgeschrittene. Dennoch: Ein wichtiges Buch. Und mir gefällt der Schreibstil der Jungdeutschen eben.

 

Ludolf Wienbarg: Holland in den Jahren 1831 und 1832. 2 Bde (e)
Ein weiteres Buch der Autoren des Jungen Deutschlands. Ludolf Wienbargs Holland-Buch lernte ich in Auszügen durch den Ende der 1980er erschienenen Auswahlband "Nach Helgoland und anderswohin" kennen. Hier also nun die vollständige Ausgabe. Eine Reisebeschreibung, vielleicht auch ein Reiseführer, der mit zahlreichen holländischen Besondeheiten bekannt macht. Besonders gut getroffen eine kleine Skizze, in der nachts in einem Museum die große alten holländischen Maler wieder auferstehen und zum Schrecken des Museumswächters beginnen, ihre dort ausgestellten Gemälde zuerst auszulöschen und dann auf der neuen weißen Leinwand neu zu malen. Zum Teil ein wenig holländerfeindlich, er wirft den Bewohnern einen etwas trägen, geschäftstüchtigen Carakter vor ... Ansonsten sehr witzig, gut lesbar, vielleicht etwas altertümlich. Übrigens soll Heinrich Heine sich hier einige Anregungen für seinen Schnabelewopski geholt haben.

 

Ludolf Wienbarg: Soll die plattdeutsche Sprache gepflegt oder ausgerottet werden? (e)
Kleine Streitschruft Wienbargs, in dem er für die Ausrottung des Plattdeutschen kämpfte. Der Hintergrund ist ziemlich ernst. Er sah einfach, wie den Leuten, die auf ihrem Dorf nur Plattdeutsch sprachen, jeder Zugang zu höherer Bildung versagt blieb. Sie lernten zwar in der Schule lesen, bekamen dann eine hochdeutsche Fibel, konnten solche Bücher aber nicht mit ihrer Lebenswirklichkeit zusammenbringen und vergaßen, sobald sie dem schulpflichtigen Alter entwachsen waren, alles Gelernte wieder, um zurückzusinken in den Status der Ungebildeten und Analphabeten. Auch erlebte Wienbarg vor Gericht, wie einfache Leute schuldlos verurteilt wurden, einfach weil sie dem auf Hochdeutsch geführten Prozess nicht folgen konnen.
Wienbarg hatte allerdings keinen Erfolg mit seinem Bildungsprogramm. Die Schrift wurde eher als Kuriosum abgetan und belächelt, hatte aber sonst keine Folgen. Jahrzehnte darauf veröffentlichte er unter dem Pseudonym "Freimund" die Kampfschrift "Die plattdeutsche Propagande (sic!) und ihre Apostel". Auch diese blieb folgenlos und fand noch weniger Beachtung als die erste.

 

Heinrich Heine: Die Götter im Exil (e)
Eine Lieblingsidee von Heinrich Heine war, dass die alten heidnischen Götter nach dem Sieg des Christentums nicht starben, sondern unerkannt im Untergrund weiterlebten, zum Beispiel im Exil an der deutschen Nordseeküste. Hier hat er ein paar sagenhafte Berichte zusammengetragen über Begegnungen der Menschen mit seltsamen Zeitgenosssen, die sich dann plötzlich nach dem Weggang als einstige Olympier entpuppten. Interessante Sammlung, zumal die Idee in seinen Werken ja immer wieder aufblitzt. Man denke nur an den Tannhäuser, an die Schilderung der Wilden Jagd im "Atta Troll "oder "Die Göttin Diana".

 

Heinrich Heine: Die Göttin Diana (e)
Neben dem "Faust" das zweite Libretto für ein Ballett aus Heines Feder. Eine Art Ergänzung zu den Göttern im Exil. Ich bin allerdings eher ein Fan von Heines Prosa, weniger seiner Bühnenwerke,

 

Heinrich Heine: Romanzero (e)
Die dritte große Gedichtsammlung Heines, enthält zahlreiche seiner besten Balladen. Auch geprägt von der Erfahrung der "Matratzengruft", also zum Teil sehr ernst und bitter, aber immer wieder mit dem Heineschen Spott und Trotz darin. Großartig.

 

Nikolas Lenau: Faust (e)
Lenaus Faust ist mein Lieblings-Faust. Oder zumindest einer von zweien, der Klinger-Faust ist auch nicht zu verachten. Ich lernte ihn Anfang der 1990er kennen, zunächst durch das Reclamheft, später fand ich im Antiquariat eine gebundene Lenau-Gesamtausgabe. Als ich 1992 eine Seminararbeit über den Faust- und Don-Juan-Stoff schrieb, die ich später zur Magisterarbeit ausweitete, war Lenaus Faust einer der wichtigsten Bausteine dazu.
Das Werk ist gattungsmäßig nicht ganz leicht einzuordnen. Größtenteils kommt es als Epos daher, es hat aber auch lyrische und dramatische Kapitel. Es ist einer der musikalischsten "Fäuste", die ich je gelesen habe, ist sprachlich und rhythmisch sehr eingängig und ist einer deutlich anti-goetischen Faust-Tradition verpflichtet. Lenau fand, es sei geradezu eine Ehrensache, dass Mephisto den Faust am Ende bekommt und seine Seele mit in die Hölle nimmt. Nix mit Erlösung hintenrum also.

 

Heinrich Heine: Die Harzreise (e)
Heinrich Heine: Die Nordsee, dritte Abteilung (e)
Heinrich Heine: Ideen. Das Buch le Grand (e)
Heinrich Heine: Reise von München nach Genua (e)
Heinrich Heine: Die Bäder von Lucca (e)

Heinrich Heine: Die Stadt Lucca (e)
Ein eBook-Sammelband der Heineschen Reisebilder. Die meisten hatte ich bereits 1987 in der Reclam-Version kennen gelernt. Den Rest durch meine Manesse-Dünndruck-Ausgabe, die ich wohl 1988 oder 89 von meinen Eltern zu Weihnachten bekam. Es sind einige meiner absoluten Lieblingsbücher dabei, Vor allem Ideen. Das Buch le Grand mit den unnachahmlichen, genialen zwölften Kapitel, das ich in jedem meiner Vorträge über Literaturzensur zitiere. Oder die beiden Lucca-Bände, die ich in einem Reclamheft vereingt besitze. Ein Buch, mit dem ich mich in meiner Schule unsterblich blamierte, als ich es einer Klassenkameradin als Superbuch empfahl. Kurz darauf beschwerte sie sich bei mir, es sei stinklangweilig gewesen. Banausin. Der herrliche Platen-Streit in den Bädern, Gumpelinos verunglückte Liebschaft, Francescas Spiel mit den Schuhen - langweilig?

 

Paul Celan: Lichtzwang
Gedichte, bei denen man spürt, dass "Gedicht" von "dicht" kommt. Extrem verdichtete sprachliche Äußerungen, die dem Leser Arbeit machen, da es sich auch der Dichter nicht leicht gemacht hat. Sprachlich herausragend, beim Lesen etwas anstrengend. Nichts für zwischendurch.

 

Leitfaden für britische Soldaten in Deutschland 1944
Wirklich ein beeindruckendes Buch. Mit dieser Gebrauchsanweisung für Deutschland in der Tasche kamen die britischen Soldaten also hierher. Ein sehr ziviles und zivilisiertes Buch. Man erfährt auf engstem Raum etwas zum Nationalsozialismus und zu den Ursachen des Hochkommens dieses Herrn Hitler, aber auch viel über Deutschland als Geschichts- und Kulturraum, über deutsche Speisen, Literatur, Psychologie. Es gibt sehr wenig Gebote und Verbote für die Soldaten darin. Eigentlich nur die Aufforderung, distanziert zu bleiben, sich nicht in Diskussionen etwa über die Russen verwickeln zu lassen, nicht alles glauben, was die Deutschen über ihre vermeintlichen Tätigkeiten im Widerstand erzählen, bei Bagatelldiebstählen gelassen zu reagieren und ansonsten die Militärbehörden zu rufen. Fair bleiben. Und, ganz wichtig: Keine Verbrüderung, das Verbot, mit deutschen Frauen Sex zu haben oder sie gar zu heiraten. Zum Teil, weil die Frauen zu rund 40 Prozent mit Geschlechtskrankheiten infiziert seien, wie es unter Berufung auf einen deutschen Arzt heißt. Zum Teil aber auch, weil die Ernährungssituation im Nachkriegsdeutschland einfach derart schlecht ist, dass eine deutsche Frau alles tun würde, um einen britischen Ernährer und die britische Staatsangeörigkeit zu bekommen. Die Soldaten müssten darauf gefasst sein, dass sich deutsche Frauen vor ihnen "erniedrigen" würden. Eine so zurückhaltende Umschreibung für das Wort Prostitution habe ich noch nie gefunden.
Es wurde in Rezensionen schon viel gesagt über die Menschlichkeit und Humanität gegenüber den besiegten Deutschen, die aus diesem Buch spricht. Ja, das stimmt, das ist beeindruckend. Aber wisst ihr, was mich noch mehr beeindruckt hat? Der Tonfall, in dem hier zu den eigenen Soldaten gesprochen wird. Da ist nichts vom Kommandogebrüll und Kasernenhofton, ja nicht einmal etwas von beamtenhaftem Dienstanweisungsstil zu finden. Es ist eine in freundlichen Ton vorgetragene Handreichung zum Umgang mit Deutschland und den Deutschen, sachlich und respektvoll und überaus wertschätzend vorgetragen. Es steht zu keiner Zeit infrage, wer der Soldat und wer der vorgesetzte Offizier ist, und doch entfällt hier alles, was irgendwie an Hierarchie- und Silberrückengehabe erinnern könnte. Einfach nur ein Gespräch auf Augenhöhe mit Menschen und nicht mit Kanonenfutter. So weit sind wir in deutschen Kasernen immer noch nicht. Und selbst dass ein Leiterling der untersten Hierarchiebene in einem zivilen deutschen Unternehmen so wertschätzend mt seinen Mitarbeitern reden würde ---- utopisch.
Ein sehr beeindruckendes Buch.

 

Hörbücher/Hörspiele

 

Cornelia Funke: Herr der Diebe
Schöne Jugendfantasy im venezianischem Ambiente. Die Geschichte einer Kinderbande, die in einem stillgelegten Kino wohnt und von dem "Herrn der Diebe" ernährt wird. Der ist allerdings auch nur ein Jugendlicher und nicht der große Meisterdieb, für den er sich ausgibt. Etwas irritierend fand ich allerdings, dass das phantastische Element recht spät auftaucht, also etwa zu Anfang des zweiten Drittels der Geschichte. Da hatte man sich als Leser bzw. Hörer längst daran gewöhnt, dass man es mit einer "realistischen" Erzählung zu tun hat. Ansonsten: Spannend, fesselnd, poetisch und mit großem Können erzählt, hat mir gefallen.

 

September

 

Heinrich Heine: Englische Fragmente (e)
Heinrich Heine: Briefe aus Berlin (e)
Heinrich Heine: Ãœber Polen (e)

Der Abschluss des Sammel-eBooks mit Reisebildern, das ich im August begonnen habe. Ein paar kürzere Texte, nicht unbedingt seine größten, aber ganz interessant und lesenswert.

 

Griechische Lyrik, übersetzt von Eduard Mörike (e)
Eine Auswahl klassischer griechischer Lyriker, keiner der Autoren ist mit seinem Gesamtwerk bzw. mit dem gesamten überlieferten Werk vertreten, sondern Mörike hat hier einen bunte Strauß zusammengestellt, von jedem ein bisschen. Besonders viel Vergnügen scheinen ihm Anakreon und die Anakreontiker bereitet zu haben, hier spürt man eine gewisse Wesensverwandtschaft. Gut zu lesen. Als Übersetzer konnte Mörike durchaus etwas.

 

Sophie von La Roche: Geschichte des Fräuleins von Sternheim (e)
Die deutsche Antwort auf Richardsons "Pamela", verfasst von einer beeindruckenden Frau, die nicht nur eine der ersten Frauenzeitschriften gründete, sondern auch Geliebte Wielands und Großmutter Bettina von Arnims und Clemens Brentanos war. Ich habe das Buch 1986 oder 87 in der Reclamfassung gelesen und wollte es mir seither immer schon mal wieder vornehmen. Aber der Umfang des Wälzers schreckte mich etwas ab. Eine unbegründete Sorge, in der eBook-Version liest es sich weg wie nix.
Worum geht es? Ein junges Mädchen, Tochter einer Adligen und eines bürgerlichen edlen Menschen wird fernab des Großstadt- und Hofslärms zu tugendhaftem Leben erzogen. Nach dem Tode ihrer Eltern allerdings kommt das anfangs noch recht naive Fräulein zur Familie ihrer Eltern und wird dort in adlige aber moralisch minderwertige Kreise eingeführt, soll gar zur Mätresse eines Fürsten gemacht werden. Dagegen weiß sich das tugendhafte Fräulein zur Wehr zu setzen. Etwas anderes ist es, als sie die Besitzgier eines englischen Lords erregt. Der Mann weiß sie in der Gesellschaft als absolut verkommen hinzustellen und alle ihre menschlichen Bindungen zu kappen und schafft es schließlich, dass sie einwilligt, ihn zu heiraten und mit ihm zu fliehen. Der Geistliche, der die geheime Trauung leitet, ist allerdings nur ein verkleideter Ganove, irgendwo in Irland lässt der Lord sie dann schließlich sitzen bzw. lässt sie von einer Tagelöhnerfamilie in erbärmlichsten Umständen beherbergen und bewachen. Eine echte Bewährungsprobe für das tugendhafte Fräulein, das die Grundsätze ihrer Eltern niemals verleugnet hat ...
Etwas kitschig, ganz viel großes Gefühl und Herzschmerz, ziemlich viel Gerede über Tugend, aber doch ein recht spannendes Buch und ein wichtiger Meilenstein der deutschen Literatur. Sollte man kennen.

 

Simone Stölzel: Unendliche Weiten. Lösungsorientiert denken mit Captain Kirk, Mr. Spock und Dr. McCoy
Eine Hommage an die Enterprise mit den Mitteln eines Management-Ratgebers. Das Ganze ist amüsant zu lesen, allerdings sollte man jetzt auch nicht zu tiefgründige Ratschläge erwarten. Es gibt halt gewisse Lebensweisheiten wie: Ruhe bewahren und die Situation logisch analysieren. Oder: Wenn dich Logik nicht weiter bringt, versuchs mal mit Phantasie und irrationalem Verhalten. Immer am Leitfaden einzelner Enterprise-Episoden, die dann nacherzählt werden und an denen dann ein Stück Lebenserfahrung festgemacht wird. Die Ratschläge sind nicht neu, die Kombination mit Enterprise-Wissenschaft schon. Es ist also vor allem für den Startrek-Fan interessant, nicht unbedingt für jemandem, der die Strategie seines Wirtschaftsunternehmens neu ausrichten will. Das Buch ist sehr amüsant zu lesen, bringt einige interessante Infos zum Hintergrund der Spielfilme und Serienfolgen und ist eindeutig von einem Fan geschrieben.

 

Theodor Mundt: Charlotte Stieglitz. Ein Denkmal (e)
Charlotte Stieglitz war Gattin und Muse des erfolglosen Orientdichters Heinrich Sieglitz. Eine Frau, die ihre Musenfunktion sehr ernst nahm. Als ihr Mann in eine schwere Schaffenskrise geriet und seine Schreibblockade sich nicht mehr anders aufheben ließ, erstach Charlotte sich, um ihn zu einer großen Tragödie zu inspirieren. Hat allerdings nicht funktioniert, der Mann hat danach auch nicht mehr viel geleist und ist heute völlig zu Recht vergessen. Theodor Mundt jedenfalls, mein Leib- und Magendichter, schrieb über seine verstorbene Freundin Charlotte dieses Buch, ein Mittelding zwischen Biographie und Sammlung von Briefen und Tagebucheinträgen. Eine tragische Geschichte eben ... Ich habe das Buch 1990 im Lesesaal der niedersächsischen Landesbibliothek gelesen. Mit nach Hause nehmen oder fotokopieren durfte ich es nicht, da es bereits älter als 100 Jahre war. Wollte mir schon immer meine eigene Ausgabe anschaffen, was ich hiermit getan habe.

 

Hörbücher/Hörspiele

 

Hausschatz deutscher Liebesgeschichten
4 CDs mit Liebesgeschichten aus 5 (?) Jahrhunderten. Goethe, Schiller, Tucholsky, Schnabel, Schnitzler, Heine, Kafka, Novalis, Thoma, Rilke ... Von unterschiedlichen Sprechern vorgetragen. War ein netter Begleiter auf zwei langen Autofahrten.

 

Jahresrückblick I: Januar bis März 2014
Jahresrückblick II: April bis Juni 2014
Jahresrückblick IV: Oktober bis Dezember 2014

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick II - April bis Juni 2014

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 28 Dezember 2014 · 1.077 Aufrufe
Jahresrückblick

Das zweite Quartal 2014 brachte für mich zunächst einmal die Neu-Veröffentlichung meines Romans "Darthula" mit sich (Verlag Saphir im Stahl, Cover von Miguel Worms). Außerdem habe ich mich erstmals unter die Selfpublisher gewagt und bei Neobooks zehn eBooks herausgebracht. Den Autoren unter euch lege ich vor allem meinen Ratgeber "Pressearbeit für Autoren" ans Herz. Wer's damit nicht in die Lokalzeitung schafft, ist ein Wunderwesen. ;-)
Meine Lektüre dieses Quartals war geprägt von Beutestücken, die ich von der Homburger und Leipziger Buchmesse und vom MarburgCon mitgebracht habe, sowie von Selfpublisher-Ratgebern und - erneut - eBook-Klassikerausgaben. Vielleicht ist ja das eine oder andere Brauchbare dabei für euch:

 

(Legende: "(e)" bedeutet eBook-Ausgabe; hinter Links verbergen sich ausführliche Rezensionen innerhalb dieses Blogs; blau markiert sind besondere Bücher, die mehr als eine 1+ mit Sternchen verdienen, irgendwie anders sind und mich bezaubert haben; rot sind Scheißbücher, vor denen ich ausdrücklich warne)

 

April

 

Jonathan Philippi: Mary Island 1 - Das Geheimnis des dritten Hügels

 

Andrea Tillmanns: Der kleine Troll kehrt heim

 

Finn Soeborg: Zwei Wunderkinder (Pelikan)
Ein niedliches kleines Pelikan-Buch, vielleicht anderthalbmal so groß wie die klassischen Tramps, aber immer noch gut für die Hosentasche. Enthält witzige Kurzgeschichten, zum Teil aus dem Alltag einer Familie und eines Schriftstellers. Die Titelgeschichte etwa erzählt von einem Vater, der mit einem Säugling unterwegs ist, einem anderen Babyträger begegnet und nun am Herumstrunzen ist, was sein Kleiner alles schon kann. Die beiden Erwachsenen überbieten sich in ihren Erzählungen immer wieder gegenseitig und erzählen von den intellektuellen Höchstleistungen ihrer Kleinen, die offenbar bereits Unireife erlangt haben, während die Kinder in Wirklichkeit gerade mal erste AA-Laute von sich geben ... Das Buch hat mich vor 30 Jahren mal in einen wunderschönen Dänemark-Urlaub begleitet und ist mir dann verloren gegangen. Jetzt habe ich es im Antiquariat wiedergefunden, und es war immer noch schön.

 

Evangelista Sie & Nadine Muriel (Hrsg.): Goldene Märchen aus dem Schloss

 

Jonathan Philippi: Mary Island 2 - Das Geheimnis des goldenen Medaillons

 

Nancy Salchow: Von einer, die auszog, ein eBook zu schreiben (e)
Ein weiteres Ratgeber-eBook, das ich mir anschaffte, als ich unter die Selfpublisher ging. Nancy Salchow, gefeierte Bestseller-Autorin bei Neobooks, schreibt einen sehr zurückhaltend formulierten und bescheidenen Ratgeber, erzählt die Geschichte ihrer eBooks und ihres Erfolgs. Sehr sympathisch. Vor allem hilfreich sind die Tipps für "Aktionen", mit denen sie ihre eBooks immer wieder ins Gedächtnis der Leser brachte und die Verkäufe ankurbelte. Der vermutlich beste und ehrlichste Ratgeber, den ich dieses Jahr zum Thema Selfpublishing gelesen habe.

 

Kathrin Hamann: Deine ersten 1000 Euro: Schreibe dein erstes Kindle-Buch, das dir regelmäßig Geld einbringt (e)
Ziemlich reißerischer Titel, Und: Nein, natürlich wird man nicht geich 1000 Ero bekommen, wenn man dieses eBook liest. Immerhin, der Verfasserin wird es etwas eingebracht haben. Die Tipps sind ganz in Ordnung, ich habe was draus gelernt.

 

Rübezahl. Sagen aus dem Riesengebirge (Saphir im Stahl)

 

Jean-Jacques Rousseau: Pygmalion. Ein Monodrama
Kurzdrama, mit dem ich mich anlässlich meiner Beschäftigung mit dem Pygmalion-Mythos auseinandergesetzt habe. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der Psyche der neu zum Leben erweckten Marmorfrau. Ganz interessant und lesbar.

 

Sabine Kosubek: Unter dem Delphinmond

 

Andrea Tillmanns: Mathilda tanzt

 

Erik Schreiber: Tatort: Weltraum
Der Band enthält zehn Science-Fiction-Kurzgeschichten, manches sind kleine Detektivgeschichten aus der Zukunft, manchmal geht es um Betrug und Diebstahl, fast immer um die zwischenmenschlichen Abgründe, die auch in den kommenden Jahrtausenden nicht eingeebnet sein werden. Erik Schreiber versteht es, seine Geschichten kurz und pointiert zu halten. Oft genügen ihm nur wenige Seiten für eine Story, knapp, ohne überflüssigen Schwulst und auf den Punkt getroffen. So hat diese Sammlung trotz ihres geringe Umfanges einiges an Gehalt zu bieten. Es sind kleine Kabinettstückchen und Fingerübungen, die den Leser schon mit wenigen Sätzen in die Situation hineinziehen. Gut geeignet als Lektüre zwischendurch für den Leser, der schon genug dicke Romane gelesen hat.

 

Karl May: Old Surehand I (e)
Die Geschichte von Old Surehand und Apanatschka, vom "König der Cowboys" Old Wabble, von der furchtlosen Jägerin Kolma Puschi und der wahnsinnigen Indianerin Tibo-wete-Elen ist eine meiner Lieblingsgeschichten von Karl May. Ich besitze die Tosa-Ausgabe in zwei Bänden und habe mich zunächst etwas gewundert, wieso es denn nun drei Bände gab. Nun gut, über Teil II wird weiter unten noch einiges zu sagen sein. Teil I gewohnt spannend mit Befreiung des Gefangenen Old Surehand, einem Wiedersehen mit Bloody Fox, mit Pferdebändigen, Feinde-Beschleichen und dem ganzen Drum und Dran. Ein Klassiker eben.

 

Matthias Jahn: Top Positionierung + 1000 Euro monatlich passives Einkommen als Sachbuchautor (e)
Noch so ein großsprecherischer Titel. Ich sollte vielleicht an dieser Stelle schon mal vorsorglich hinschreiben: "Liebes Finanzamt, glaubt den Leuten nicht. Ich habe zwar inzwischen zehn wirklich gute eBooks in Eigenregie herausgebracht, aber 1000 Euro monatlich bringen sie mir noch nicht ein. Sollte es eines Tages dazu kommen, werde ich selbstverständlich mit Freuden einen angemessenen Teil davon an Sie überweisen." Zusammenfassend kann man sagen: Dieses eBook schadet sicher nichts, aber man sollte auch nicht zu viel erwarten.

 

Georg Weerth: Das Domfest von 1848

 

Karl May: Old Surehand II (e)
Der ominöse zweite Teil der Old-Surehand-Trilogie. Kein Wunder, dass er in vielen OS-Ausgaben weggelassen wird. Die Geschichte besteht einfach nur darin, dass Old Shatterhand nach Jefferson City kommt und dort seinen Freund Old Surehand besuchen oder Erkundigungen über seinen aktuellen Aufenthaltsort einholen will. Er kehrt im Gasthaus von Mutter Thick ein, hat dort einen Zusammenstoß mit Rowdies (diese Episode findet sich auch als Beginn meines OS II) und dann beginnt ein klassischer Kneipen-Abend mit Geschichten-Erzählen. Sprich: Am Nebentisch sitzen einige Westmänner und andere Leute zusammen, und beinahe jeder von ihnen hat eine Geschichte über seine Abenteuer zu erzählen. Hier hat Karl May offenbar Zeilen schinden müssen und sich einen dritten Band erschlichen, indem er ein gutes Dutzend seiner kürzeren Erzählungen, die irgendwo in Zeitschriften erschienen waren, recht lieblos aneinander geklebt und in die Geschichte einmontiert hat. Die Geschichten kannte ich alle, hatte sie in diversen Sammel- und Einzelbänden schon mal gelesen, unter anderem war der Roman "Kapitän Kaiman" darunter, nur hatte ich sie bislang nicht mit Old Surehand in Verbindung gebracht. Nun ja, auch hier ein dickes Lob an den späteren Lektor, der den Mittelteil einfach herausstrich, die einzelnen Storys auslagerte und Old Surehand zu dem straff komponierten und spannenden Zweiteiler machte, der er nun ist.

 

Joachim Graf: 42 Methoden, garantiert nicht in die Medien zu kommen (e)
Der Titel ist natürlich ironisch gemeint. Erinnert ein wenig an Paul Watzlawicks "Anleitung zum Unglücklichsein". Stellenweise habe ich wirklich schallend gelacht. Ja, solche Riesenbolzen bekommt man als Zeitungsredakteur wirklich manchmal auf den Schreibtisch. Kauft dieses Buch und unterlasst die beschriebenen Fehler, macht einfach das Gegenteil von dem dort Geratenen, dann klappt's auch mit der Redakteurin. ;-)

 

Hilke-Gesa Bußmann und Matthias Matting: Self-Publishing in Deutschland. Eine umfassende Studie (e)
Ergebnisse einer Umfrage unter Selfpublishern. Sehr interessant und übersichtlich gestaltet. Der erste Teil ist wirklich gut. Der zweite Teil etwas ermüdend, hier werden alle freien Antworten der Befragten wiedergegeben, die sich naturgemäß wiederholen. Aber, wie gesagt, der Statistik-Teil ist beeindruckend - und das Buch kostenlos.

 

Hörbücher/Hörspiele

 

Malcolm Max: Im Höllensumpf der Kannibalen
Malcolm Max und Charisma sind auf dem Weg zum Stammsitz der Familie des Titelhelden. Dabei müssen sie einen gruseligen Sumpf durchqueren, es wird Abend, es wird Nacht, ein Rad der Kutsche bricht, der Kutscher eilt davon, um Hilfe zu holen, und kommt um ... Für Malcolm und Charisma ist dies nur der Auftakt des Abenteuers, in dem eine uralte Sumpfhexe, ihr missgestalteter Sohn und eine vorzeitliche unheilige Kultstätte die Hauptrollen spielen.
Erneut ein spannendes, stimmungsvolles Abenteuer um den Dämonenjäger, das einfach Spaß macht. Ein dickes Kompliment an den Verlag Romantruhe, der dem Hörspiel als kleines großes Extra ein weiteres Abenteuer Malcolms mit auf den Weg gab. Einfach toll.

 

Malcolm Max: Das Ultimatum
Ein Solo-Abenteuer von Malcolm Max, das als Extra der CD "Im Höllensumpf der Kannibalen" beilag. Diesmal keine Fassung mit mehreren Sprechern, sondern eine reine Ich-Erzählung, in der Malcolm eines seiner Abenteuer zum Besten gibt. Malcolm wird zu einem alten Mann gerufen, der ein unglaublich langes Leben in Reichtum hinter sich hat. Ermöglicht hatte ihm die ein Pakt mit den Mächten der Finsternis. Doch nun ist die Zeit abgelaufen, um Mitternacht wird dem Mann die Rechnung präsentiert, es scheint kein Entkommen zu geben. Auch Malcolm weiß keinen Ausweg. Allerdings hat der Alte einen fiesen Plan - und Malcolm ist das Opfer.
Fast noch besser und intensiver als die Hörspiel-Geschichten. Eine gelungene, zielstrebige und temporeiche Gruselstory mit klassischen Motiven und gut vorbereiteter Pointe. Hat mir sehr gut gefallen.

 

Mai

 

Valerian & Veronique: Im Bann von Ultralum
Valerian & Veronique: Die Sternenwaise
Valerian & Veronique: In unsicheren Zeiten

Comic-Klassiker zum Träumen. Überwältigende Bilderwelten, neu aufgelegt in einer edlen Hardcover-Ausgabe, lesenswertes Vorwort, einfach zum Verlieben.

 

Karl May: Old Surehand III (e)
Der Abschlussband der Old-Surehand-Trilogie. Mit Familienzusammenführung und dem christlich-versöhnlichen Ende Old Wabbles. Wer's nicht kennt, hat was verpasst.

 

Adolf Dirr: Kaukasische Märchen (e)
Sehr schöner rappelvoller Märchenband. Bei vielen Motiven stellt sich ein "Kenne ich"-Gefühl ein, was daran liegt, dass hier viele Kulturen zusammentrafen. Man findet hier traditonelle europäische Märchenmotive und Orientalisches, Erinnerungen an Homer, Kalevala, Kalewipoeg und 1001 Nacht. Ich habe es mir vor allem angeschafft, weil ich mich für den Sagenzyklus über die Narten interessiere. Ebenfalls interessant: Die Geschichten um den kaukasischen Odysseus oder Prometheus. Sehr gehaltreich und kostenlos, nichts zu bemängeln.

 

Asbjörnsen/Moe: Norwegische Volksmärchen (e)
Asbjörnsen und Moe waren für Norwegen das, was die Grimms im deutschen Sprachraum waren: Sammler und Herausgeber norwegischer Volksmärchen und Bewahrer einer alten Kultur des Erzählens. Ich war sieben Jahre, als mir in einem Norwegen-Urlaub in Loen am Nordfjord meine erste Märchensammlung der beiden in die Hände fiel. Ein schmales rotes KiInderbuch mit drei Ziegenböcken drauf. Jetzt also fand ich die vollständige Ausgabe, und sie landete auf meinem Reader. Sehr schöne, vor allem humorvolle Geschichten, zum Teil ähneln sie ihren deutschen Verwandten. Man liest etwas über den Aschenhans, unseren Dummling, über Ase das Gänsemädchen oder über eine norwegische Frau Holle. Lesenwert.

 

Mia Salberg: Gegen die Gezeiten

 

Karl May: Satan und Ischariot I (e)
Karl May: Satan und Ischariot II (e)
Karl May: Satan und Ischariot III (e)

In meiner Buchausgabe heißen die Bände "Satan und Ischariot", "Die Felsenburg" und "Krüger Bei". Es geht um die Schurkenstreiche der Brüder Melton, um die tapferen Mimbrenjo-Knaben Yuma-Shetar und Yuma-Tsil, ein Bergwerk, eine Erbschaft, Verfolgungsjagden. Das Interessante ist, dass sich das Abenteuer über mehrere Kontinente erstreckt, sodass wir den edlen Apachenhäuptling Winnetou mal ausnahmsweise nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland und im Orient erleben dürfen. Er hält sich dort ganz gut.

 

Susanna Tamaro: Geh, wohin dein Herz dich trägt
Roman, der schon seit Jahren auf meiner To-do-Liste steht. Eine alte Frau erfährt, dass sie bald sterben muss, und beginnt mit Aufzeichnungen für ihre Enkelin. Sie versucht darin auch zu analysieren, warum in dieser Familie so viel schief gegangen ist und wie das Vertrauen zerstört wurde. Sehr lesbar. Bissel kitschig, aber nicht schlecht.

 

Hörbücher/Hörspiele

 

Malcolm Max: Totengeflüster
Malcolm Max und die Halbvampirin Charisma sind auf der Suche nach einem geheimnisvollen Informanten, der sich per Geisterstimme in einer Vison Charismas gemeldet hat. Auf dem Stammschloss der Familie Malcolms werde es weitere Auskünfte geben, hieß es. Nun haben Malcolm und Charisma das Schloss erreicht, in dem mehr als ein einzelner Geist zu spuken scheint. Für Malcolm ist es eine Reise in die Vergangenheit: Hier musste er als Kind miterleben, wie die schwarzen Engel seine Familie umbrachten. Erneut ein spannendes, sehr stimmungsvolles Hörspiel von Peter Mennigen. Klassisch-trashig, humorvoll, gruselig und ausgesprochen großzügig vom Verlag gestaltet, der als Beigabe die Extra-CD "Die Kammer", ebenfalls ein Abenteuer mit Malcolm Max, hinzufügte. Dazu im nächsten Monat mehr. Auf jeden Fall empfehlenswert.

 

 

Juni

 

Thorgal 34: Kah-Aniel

 

Andrea Tillmanns: Mörderische Saitensprünge

 

Karl May: Babel und Bibel (e)
Drama aus der Feder Karl Mays, im orienalischen Gewand. Abu Kital, der Gewaltmensch, hat seine Frau und seinen Sohn verstoßen und regiert sein Volk mit eiserner Hand. Aber das gibt es noch die Bibel und die gute Mahra Durimeh, die im Hintergrund die Fäden zieht. Das Ding war auf der Bühne ein ziemlicher Flop, verständlicherweise, es ist nicht unbedingt empfehlenswert, aber für Fans von "Ardistan und Dschinnistan" und "Winnetou IV" ganz interessant als Hintergrund.

 

Kerstin Lange: Grasträume

 

Karl May: Am Stillen Ozean (e)
Eine Reihe von Abenteuern unter anderem aus Tahiti und China. Mit dabei der heldenhafte Kapitän Frick Turnerstick mit seinem schauderhaften Chinesisch. Der Ich-Erzähler kämpft unter anderem geen die Flusspiraten des Kiang-Lu, bringt Verbrecher zur Strecke und mehrere Liebespaare zusammen und trifft glückliche Schiffbrüchige. Interessant die Geschichte "Der Ehri", eine Begegnung mit einem jungen Christen von der Insel Eimeo auf der Flucht, eine Episode, die wunderschön geeignet ist, die Herkunft von Karl Mays sagenhaften Fremdsprachenkenntnissen zu illustrieren. Der Mann besaß nämlich ein Buch, in dem für jede damals bekannte Sprache die Zahlen eins bis zehn und das Vaterunser verzeichnet waren, und ließ, wo immer es möglich war, die Leute in seinen Romanen zählen (man denke an die zahlreichen "Schussproben" mit dem Henrystutzen bei diversen indianischen oder orientalischen Völkern) und beten. So auch hier: Der Flüchtige schreitet die Bucht ab, um den Abstand zwischen sich und den Verfolgern zu messen, und fällt dann auf die Knie, um Gott für seine Rettung zu danken ...

 

Selja Ahava: Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm
Das vermutlich schönste Buch, das 2014 erschienen ist. Die berührende Geschichte einer Frau, die an Demenz erkrankt. Nach und nach verwirren sich die Gedanken. Sind die Begegnungen im Schnee real oder nicht? Tatsächlich wahr ist die im Titel angesprochene Geschichte vom Wal, der sich in die Themse verirrte. Aber es wirkt im Zusammenhang mit den unwirklichen und überwirklichen Erzählungen der Heldin wie eine neue Verwirrung. Das Ganze in einer so zauberhaften Sprache, beinahe lyrisch und märchenhaft, dann wieder harte, erbarmungslose Realität. Ein trauriges Thema und doch voller kleiner Edelsteine und Magie. Vom Verlag auch sehr schön gestaltet, die Leute von mare machen einfach besondere Bücher. Lest es unbedingt.

 

Kalosh Çeliku: Das boheme Mädchen gibt meinen Büchern die Brust

 

Reimer Boy Eilers: Helgoland, Goethe und das Glück (e)
Gekauft habe ich mir das eBook wegen des Wortes "Helgoland" im Titel. Allerdings handelt es sich nur zu einem kleinen, zu einem verschwindend geringen Teil um ein Helgoland-Buch. Es ist ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Texte, zum Teil autobiographisch, zum Teil literarisch, zum Teil journalistisch, zum Großteil aus allen Gegenden Deutschlands und sonstwoher. Sehr interessant die Geschichte von der Großwindanlage auf Helgoland, die eine geschäftstüchtige Firma den Insulanern aufschwatzte und die beim ersten Herbststurm umstürzte. Mir persönlich gefiel die Geschichte vom reichen Touristen, der auf Helgoland ein Boot mietete und sich zum Haifischangeln hinausfahren ließ, am besten. Ansonsten sehr viel Schlacke und wenig Goldkörner, ein Sammelsurium halt.

 

Hartgekocht (Elysion)
Erotische Geschichten rund ums Osterfest. Von sieben Autorinnen und einem Autor (Hahn im Korbe ist Thomas Backus), die sich in der erotischen Literatur bereits einen Namen gemacht haben und ausnahmslos ihr Handwerk verstehen. Alle Geschichten sind gut erzählt, es sind keine Ausfälle zu verzeichnen. Einzig eine etwas bessere Abstimmung untereinander wäre zu wünschen gewesen. Dass in insgesamt drei der acht Geschichten Hoden wie Ostereier angemalt werden, ist einfach zu viel.

 

Fabienne Siegmund: Das Zylinderkabinett (e)
Bezaubernde Erzählung, inspiriert von den "Magiern von Montparnasse" (Oliver Plaschka). Im Zylinderkabinett, der geheimnisvollen Welt, aus der Zauberer ihre Kaninchen holen, wenn sie sie aus dem Hut ziehen, taucht plötzlich eine Spieldosen-Figur auf. Eine kleine Tänzerin, die nur nach Hause will. Ein Kaninchen nimmt die Aufgabe auf sich, mit ihr das Zylinderkabinett zu durchstreifen, um den Heimweg zu finden. Zauberhaft geschrieben im unverwechselbaren Fabienne-Siegmund-Stil. Einfach schön.

 

Gerdt von Bassewitz: Peterchens Mondfahrt
Kinderbuch-Klassiker. Ich habe mir meine beiden Ausgaben nochmal vorgenommen, weil ich den Text für eine Neuausgabe im Verlag Saphir-im-Stahl aufbereiten musste. Ein Buch, das beim Leise-Lesen etwas anstrengend ist und seinen vollen Zauber ernst entfaltet, wenn man den Kindern auf der Bettkante daraus vorliest und sein ganzes schauspielerisches Können entfaltet. Dann wird das Mondabenteuer zu einem Heidenspaß für Groß und Klein. Seid gespannt auf die im nächsten Jahr erscheinende Neuausgabe mit einem phantastischen Cover von Miguel Worms.

 

Werner Koch: Altes Kloster
Ich bin, seit ich die See-Trilogie gelesen habe, ein großer Fan von Werner Koch. Leider gibt es seine Werke nur noch antiquarisch. Falls euch dieses "Alte Kloster" irgendwo in die Hände fallen sollte, greift zu, es ist großartig. Der Handlungsort, als altes Kloster bezeichnet, ist irgendetwas zwischen Gefängnis, Irrenanstalt und kafkaeskem Behörden-Zwischenraum. Es sind kaum noch Insassen da, zuletzt nur noch der Ich-Erzähler, der sich hier über seine Vergangenheit (Nationalsozialismus) und sein Verhältnis zur Kirche (Verfasser eines Paulus-Buches) klar werden soll. Immer wieder erhält er Besuch von seiner toten Mutter. Seine Mit-Insassin lädt ständig aufs Neue zu ihrer Beerdigung ein, ein weiterer Bewohner versucht dauernd, sich umzubringen, und schmuggelt Alkohol ein. Jeden Tag muss der gleiche Fragebogen ausgefüllt werden, die Antworten sind jedesmal neu und sehr tiefschürfend. Ein ausgesprochen gedankenreiches Buch, sehr anregend und horizonterweiternd. Es hinterlässt das Gefühl, endlich mal wieder etwas Besonderes gelesen zu haben. Tiefgründig und doch federleicht. Beeindruckend ohne zu erdrücken. Lest mehr Werner Koch.

 

Guido Fuchs (Hrsg.): Onofrius Meyenrose: "Ein' schöne Stadt auf schönem Grund." Ein Gang durch Hildesheim im Jahr 1575

 

Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werther (e)
Und noch ein Klassiker. Goethes Werther lernte ich in der zwölften Klasse kennen. Herzlichen Dank an Herrn Siedler, der uns das Werk so gut und verständlich aufgedröselt hat. Jetzt also die Wieder-Lektüre auf dem eReader. Ein Wiedersehen mit den Schlüsselszenen - Lotte beim Brotschneiden, das Gewitter ... Ich sage nur: "Kloppstock!" ;-) War schon ziemlich gut.

 

Hörbücher/Hörspiele

 

Malcolm Max: Die Kammer
Hörbuch als Beigabe zum Hörspiel "Totengeflüster". Im Gegensatz zur Haupt-CD hier keine Inszenierung mit diversen Schauspielern, sondern die reine Lesung der vom Ich-Erzähler Malcolm Max dargebotenen Geschichte. Offenbar ein Abenteuer aus der Zeit, als Charisma, die heißblütige Halbvampirin noch nicht an der Seite des Helden wandelte. Malcolm Max wird zu einer Baustelle gerufen, auf der es spuken soll. Tief unter der Erde stießen Bauarbeiter auf eine Kammer, in der sich ein geheimnisvolles Portal befindet. Ein Blutstropfen öffnet den Zugang zu einer anderen Welt, und Malcolm sieht sich Kreaturen gegenüber, die seinen schlimmsten Abträumen entsprungen zu sein scheinen. Dann trifft er den Schöpfer des Portals und der Welt, einen Menschen aus Fleisch und Blut, der sich strikt weigert, die Tür erneut zu öffnen. Seine Furcht: Die Monster könnten auch auf die heimatliche Menschenwelt übergreifen. Malcolm will aber zurück nach Hause ...
Ein sehr spannendes, in sich geschlossenes Abenteuer, zielstrebig und pointiert erzählt. Fast noch schöner als die Haupt-CD. Hat mir sehr gut gefallen. Vor allem: Wo bekommt man das schon, dass man ein Hörspiel kauft und als Dreingabe solch ein hochwertiges Extra dazubekommt? Weiter so, Romantruhe.

 

Zu Teil I: Jahresrückblick Januar bis März 2014
Zu Teil III: Jahresrückblick Juli bis September 2014
Zu Teil IV: Jahresrückblick Oktober bis Dezember 2014

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick I - Januar bis März 2014

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 27 Dezember 2014 · 1.075 Aufrufe
Jahresrückblick

Das alte Jahr neigt sich zum Ende. Zeit für einen kleinen literarischen Rückblick. Vor allem mein neuer elektronischer Mitbewohner hat im Lesejahr 2014 tüchtig zugeschlagen und mir viele eBook-Erfahrungen beschert. Ich habe ihn vorwiegend genutzt, um kostenlose, gemeinfreie Klassiker bei Amazon herunterzuladen. Die meisten kannte ich schon in der Printform - ich bin ja ein großer "Wieder-Leser" - und wollte sie nun zum Ständig-bei -mir-Tragen auch in der eVersion haben. Das hat mir einige sehr interessante Leseerlebnisse verschafft.
Hier also meine Lesefrüchte aus dem ersten Quartal 2014. (Das "e" hinter einem Buchtitel steht für "eBook-Ausgabe", hinter Links verbergen sich ausführlichere Rezensionen innerhalb dieses Blogs.) Vielleicht ist ja etwas dabei für euch:

 

Karl May: Winnetou IV (e)
Mein altes Tosa-Buch ist schon ziemlich zerfleddert. Nun habe ich die Gelegenheit genutzt, mir meinen Lieblings-Winnetou auf den eBook-Reader zu laden. Ich mag vor allem Mays Spätwerk, diesen magisch-mystischen Ton, hier findet man auch noch die damals modernste Technik im einstmals "wilden" Westen, etwa wenn der Schleierfall, das herrliche Naturschauspiel, plötzlich zur Stromgewinnung für die Beleuchtung herhalten muss oder wenn der Junge Adler einen Flugzeugmotor durch die Wildnis schleppt, um später seinen großartigen Flieger zu konstruieren. Einige Namen sind anders, so hier zum Beispiel statt Santer das ursprüngliche Sander. Sehr interessant.

 

Emilia Jones: Liebesfee auf Abwegen (e)
Emilia Jones: Liebesfee im Weihnachtsrausch (e)
Emilia Jones: Liebesfee rauscht ins neue Jahr (e)
Emilia Jones: Liebesfee feiert Karneval (e)
Emilia Jones: Liebesfee schießt quer (e)

Die Liebesfee-Serie von Emilia Jones. Eine erotische Geschichte in (leider) ziemlich kurzen Episoden. Es geht darum, dass sich eine Liebesfee in den Herrscher der Hölle verliebt. Allerdings kann dabei eine Seele aus der Hölle flüchten. Seelenjagd und erotische Spiele der beiden bilden die stets wiederkehrenden Komponenten der einzelnen Episoden, die sich am jährlichen Festkalender orientieren: Weihnachten, Silvester, Karneval etc. Sehr nett, aber eben auch sehr kurz.

 

Moses Mendelssohn: Ästhetische Schriften. Hrsg. v. Anne Pollok
Sehr schöne und gehaltvolle Ausgabe der ästhetischen Schriften Moses Mendelssohns.Bei der Lektüre Mendelssohns fühle ich mich immer irgendwie versöhnt mit der Aufklärung. Wo Kant und Lessing oft trocken, fad und einfach zu "vernünftig" sind, entwickelt die Philosophie der Aufklärung bei Mendelssohn ihren eigenen "Duft", hier wird die Aufklärung menschlich, warm, lebendig und freundlich.
Interessant und beschämend zugleich, wie der Jude Mendelssohn nach seinem Tode offenbar ganz gezielt aus den Annalen der deutschen Philosophie herausgestrichen und totgeschwiegen wurde. Wie viele Leute, die auf seine Schriften aufbauten, ihn nicht einmal zitierten. Wer etwa Schillers Aufsatz über das "Vergnügen an tragischen Gegenständen" gelesen hat, wird bei der Mendelssohn-Lektüre feststellen, wie viele der Schiller-Sätze, die man auswendig herbeten kann, wörtlich von Mendelssohn abgeschrieben sind - ohne Quellenangabe. Es ist eine Schande. Lest mehr Mendelssohn!

 

Jules Verne: Der grüne Blitz

 

Charlotte Rogan: In einem Boot

 

Henry Winterfeld: Timpetill. Die Stadt ohne Eltern

 

Ruth Klüger: Zerreißproben. Kommentierte Gedichte

 

Brita Rose-Billert: Das Geheimnis des Falken
Abenteuerroman über einen Lakota-Indianer, der als Auto-Rennfahrer große Erfolge hat. Allerdings ruft dies auch Neider auf den Plan. Und als er nach einem Unfall versehentlich einen Ersatzwagen nimmt, in dem ein Mechaniker Drogen versteckt hat, scheint die Katastrophe perfekt. Doch der Falke lässt sich nicht so einfach von weißen Polizisten einsperren, schikanieren und foltern. Er hat ein Geheimnis ... Sehr spannend geschrieben. Kriminalhandlung, Rennfahrer-Leben und der rechtlose Alltag der Reservationindianer bilden eine gute Mischung und sind sehr gut dargestellt. Eine Kleinigkeit zum Bemäkeln: Die Frauen benutzen im Buch manchmal fälschlicherweise die "Männersprache" der Lakota, sprich: Einige Endungen stimmen nicht. Aber das sind Grammatik-Fragen, über die sonst kaum ein Leser stolpern wird. Ich werde mir beizeiten den anderen Falken-Band von Brita Rose-Billert holen.

 

Vogonische Gedichte! von Anthony Sonnabend und Folmarnnik B. Tranddury (e)

 

Fritz Mauthner: Hypatia (e)
Hoppla, in was für einer Zeit sind wir denn hier gelandet? Der historische Roman über die antike Philosophin Hypatia sollte ja eigentlich im 5. nachchristlichen Jahrhundert spielen. Fritz Mauthner vergreift sich allerdings in seinem 1892 erschienenen Roman fast ständig im Tonfall und in der Zeit. So reden die Schüler der Philosophin untereinander so, als seien sie Studenten des 19. Jahrhunderts, überlegen, ob sie nach ihrem "Abschluss" ihre Studien in Paris fortsetzen sollten, ob sie dort interessante Gräfinnen oder Herzoginnen treffen könnten. Kaiser Julian wird mal eben zum "Paten" Hypatias erklärt. Hypatia sitzt in einem Bad mit goldenen Waserhähnen für Heiß- und Kaltwasser. Sie wird ständig als "Fräulein Professor" bezeichnet, schreibt den "Studenten" Zertifikalte aus und ähnliches. Nein, so etwas wie den Universitätsbetrieb des 19. Jahrhunderts gab es zu Hypatias Zeiten garantiert noch nicht ... Das Ganze ist also eher ein interessantes Dokument über die Zeit Mauthners, nicht aber das, was wir heutzutage einen historischen Roman nennen würden. Man sollte es eher als Kirchenkritik der Neuzeit lesen, nicht aber in der Vorstellung, etwas über Hypatia und ihre Welt und Lehre zu erfahren.

 

Ludwig Tieck: Der fünfzehnte November (e)
Novelle über einen Jungen, der als verrückt gilt, weil er nicht redet und stattdessen im Garten etwas baut. Erst als am 15. November eine große Flutkatastrophe hereinbricht und sich herausstellt, dass das Erbaute eine große Arche ist, in der sich die Familie retten kann, stellt sich heraus, dass der Junge in höherem Auftrag gehandelt hat. Sehr interessant. Ich hab's vor allem wegen Wilhelm Raabe gelesen. In einer seiner Biographien stand nämlich, dass der berühmte "Federansetzungstag" zu der "Chronik der Sperlingsgasse" in Wirklichkeit gar nicht der 15. November war, sondern von Raabe wegen dieser Novelle später auf das Datum verlegt wurde.

 

Karl May: Winnetou I (e)
Karl May: Winnetou II (e)
Karl May: Winnetou III (e)

Karl-May-Forscher schimpfen ja auf den Karl-May-Verlag in Bamberg und seine Veränderungen am Original wie die Rohrspatzen. Wisst ihr was? Die Leute vom Karl-May-Verlag haben mit Mays Geschichten nur das getan, was wir heute als "Lektorat" bezeichnen würden. Sie haben die Texte geglättet, stellenweise Passagen zusammengezogen, Namen verändert und grammatische Unzulänglichkeiten des Autors ausgebessert. Diese drei eBooks bieten das "Original". Ich, der ich die Bamberger Ausgabe nahezu auswendig kenne, muss gestehen: Die Texte sind durch die Eingriffe wesentlich besser und in sich geschlossener geworden. So, und nun möge man mich steinigen. ;-)
Schon Mays Angewohnheit, Nebensätze mit "trotzdem" einzuleiten, nervt. Aber wusstet ihr, dass in den Winnetou-Bänden insgesamt vier Personen vorkommen, die den Namen Sam tragen? Sehr verwirrend. Iltschi und Hatatitla existieren in den Büchern nicht. Und die herrliche Szene, in der sich Old Shatterhand und Old Firehand erstmals begegnen - das lautlose Rigen im Dunkel beim Beschleichen der Sioux, eindrucksvoll und unvergesslich - gibt es ebenfalls nicht. Hier treffen Winnetou und Old Shatterhand den berühmten Westmann schlicht und ergreifend in der Bahn. Hm. Also, Dankeschön an den Bearbeiter. Gut gemacht. Howgh.

 

Robert Kraft: Die Weltallschiffer (e)
Ich habe mir den Roman nochmal auf den eBook-Reader geladen. Vor zwei, drei Jahren war es noch nicht einmal über die Fernleihe der niedersächsischen Landesbibliothek aufzufinden, inzwischen kann ihn sich jeder einfach so auf den Reader holen. Sage noch einer etwas gegen den technischen Fortschritt. Ich brauche ihn für meine Studien über die Gegenerde in der Philosophie und der SF. Literarisch nicht unbedingt wertvoll. Aber eben historisch und thematisch interessant.

 

Caroline von Günderrode: Des Wanderers Niederfahrt (e)
Schlecht aufbereitetes eBook mit Lücken im Text und Abbrüchen. Ich habe es kostenlos bekommen, daher kann ich nicht sagen: "Schade ums Geld." Jedenfalls unlesbar, holt euch lieber die Gesamtausgabe aus den 1990ern aus der Bibliothek, da könnt ihr wenigstens den ganzen Text lesen.

 

Hörbücher/Hörspiele

 

Mark Brandis: Die lautlose Bombe I
Mark Brandis: Die lautlose Bombe II

Erneut sehr gut gemachtes Hörspiel der Mark-Brandis-Crew. Spannend, atmosphärisch, großartige Klangwelten und überhaupt ganz großes Kino. Hörenswert.

 

 

Februar

 

Friedrich de la Motte Fouqué: Undine (e)
Geschichte einer Meerfrau, die sich in einen Menschen verliebt und diesen heiratet, um eine unsterbliche Seele zu bekommen. Ich habe das Märchen vor rund 20 Jahren in einer sehr schönen, handlichen DTV-Ausgabe kennen gelernt und wollte es mir noch einmal zu Gemüte führen.
Undine ist die vermutlich wichtigste Ahnherrin von Andersens kleiner Meerjungfrau und damit indirekt auch meiner Nestis. Im Vergleich zu Andersen fällt allerdings auf, dass der versöhnliche Schluss fehlt. Der Naturgeist Kühleborn nimmt furchtbare Rache für das, was man seiner kleinen Nichte angetan hat. Und recht hat er. Ein zauberhafter Märchenroman der Romantik, den jeder gelesen haben sollte.

 

Niklas Peinecke: Das Haus der blauen Aschen (D9E2)

 

Longfellow: Der Sang von Hiawatha (e)
Ein "indianisches" Epos, das oft mit der Edda verglichen wird. Vom Versmaß her war aber eindeutig das finnische Nationalepos "Kalevala" die Vorlage. Sehr eingängig. Übersetzt wurde das Werk übrigens von Ferdinand Freiligrath, einem meiner Vormärzler.
Longfellow erzählt von dem indianischen Kulturheros Hiawatha und seiner Geliebten Minehaha, von der Entstehung der Welt, von guten und bösen Geistern. Wusstet ihr, dass es einen Maisgott namens Mondamin gab? Richtig, nach dem haben sie später ihren Soßenbinder benannt. Übrigens: In meinem Winnetou-I-eBook habe ich gelesen, dass der junge Häuptlingssohn Longfellows Hiawatha gelesen hat. Interessant, nicht?

 

Manuskript zum verlorenen Mark-Brandis-Hörbuch "Der Spiegelplanet"
Der "Spiegelplanet" ist ja damals bei der Hörbuchproduktion herausgefallen. Nun ja, die Geschichte mit dem unentdeckten Planeten gegenüber der Sonne und mit den "fremden" Sternbildern ist naturwissenschaftlich betrachtet schon ein harter Brocken. Es hat allerdings von Seiten der Hörspiel-Macher einen Versuch gegeben, die Geschichte zu retten. Hierbei ist der Spiegelplanet nicht die Gegenerde, sondern eine künstliche Realität, in der das Bewusstsein der Menschen sich angesichts der drohenden Hungerkatastrophe aufhalten kann, während der Körper in der wirklichen Welt auf Sparflamme überdauert. Das Konstrukt wich dann jedoch zu stark von der Romanfassung ab, sodass die Witwe des Autors ihr Veto einlegte. Was blieb, war dieses Skript...

 

Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen (e)
Absoluter Klassiker. Wer den nicht gelesen hat, tut mir leid. Ich war damals, 1987, als ich ihn in die Finger bekam, so fasziniert, dass ich ihn auswendig lernte. Hab jetzt nochmal reingeschaut, um zu überprüfen, ob ich es noch kann. Nun, ein paar Füllsel sind mir im Gedächtnis umgemodelt worden, aber im Großen und Ganzen sitzt es noch. Schönes Stück Literatur. Allerdings empfehle ich euch eher die gelbe Reclamausgabe und das grüne Reclamheft noch dazu. Ohne Kommentare ist man bei den zahlreichen Anspielungen Heines auf seine Zeitgenossen doch etwas aufgeschmissen.

 

Aischylos: Agamemnon (e)
Aischylos: Die Grabspenderinnen (e)
Aischylos: Die Eumeniden (e)

Die Orestie ist die einzige vollständig erhaltene tragische Trilogie des antiken Griechenlands und das große Alterswerk des größten der drei klassischen Tragiker. Die drei Reclamhefte schaffte ich mir an, nachdem ich im Fernsehen eine Inszenierung der drei Stücke gesehen hatte. Weiß nicht mehr, welcher Regisseur dafür verantwortlich war, aber es muss circa 1986 gewesen sein. Es war das erste Mal, dass ich mir im Buchladen ein Buch selbst bestellte, und ich war etwas aufgeregt, als ich die Verkäuferin ansprach. Es gab im Reclam-Regal nämlich nur Teil 2 und 3. Am nächsten Nachmittag hatte ich meine Orestie dann aber komplett.
Jetzt habe ich sie also wiedergelesen. In der alten, gemeinfreien Übersetzung von ... ja, von wem eigentlich? Das ist der Nachteil dieser eBook-Ausgabe. Man weiß nicht, wer es übersetzt hat (ich habe Voss im Verdacht), man hat keine Kommentare und Erläuterungen, und die Sprache ist auch ziemlich altertümlich. Wer sich ernsthaft mit der Orestie befassen möchte, dem sei daher die Reclam-Ausgabe ans Herz gelegt. Es gibt nichts Besseres.

 

Platon: Kritias (e)
Der große "Atlantis-Dialog" Platons. Ziemlich verworrener Parforceritt durch die Naturwissenschaften seiner Zeit und etwas schwer verdaulich. Schade, dass diese eBooks keinen Kommentarteil haben.

 

Aristophanes: Die Frösche (e)
Meine Lieblingskomödie von Aristophanes. Eben, weil ich Aischyos-Fan bin. Nach dem Tod der drei großen Tragiker liegt die griechische Tragödie am Boden, daher zieht der Wein- und Theater-Gott Dionysos hinab in die Unterwelt, um seinen Lieblingsdichter Sophokles zurück ins Leben zu holen. Allerdings ist Sophokles ein ausgesprochen bescheidener Mann und will die Ehre, der größte aller Tragiker zu sein, lieber dem Aischylos zuerkennen. Euripides dagegen besteht darauf, nur er sei würdig, größter Tragiker genannt zu werden. Man beschließt also einen Dichterwettstreit im Hades, bei dem Verse des Aischylos und des Euripides auf einer unbestechlichen Waage abgewogen werden sollen. Herrlich, wie die Zitate aus bekannten und verlorenen Tragödien vom jeweiligen Gegner zerlegt werden. Am Ende ist (natürlich) klar, dass Aischylos größer ist als Euripides, und der Sieger zieht an er Seite des Gottes hinauf in die Oberwelt, neuen großen Tragödien entgegen. Wie gesagt, ein sehr schönes Stück, auch eine wichtige Quuelle für den Forscher, da hier viele Fragmente der großen Tragiker überliefert wurden. Aber auch hier der Hinweis: Nehmt euch als Neueinsteiger lieber die Reclamausgabe, da habt ihr mehr von. Und die Welt kostet es ja auch nicht.

 

Karl May: Himmelsgedanken (e)
Der in der Fachliteratur gelegentlich erwähnte und dann stets verteufelte Gedichtband Karl Mays. Ja, die Leute haben Recht, das Zeug möglichst zu verdrängen. Scheußlich fromm, ziemlich kitschig und literarisch auch alles andere als hochrangig. Ungenießbar. Klapperndes Metrum, eben nur peinlich genau abgezählt und ausgeklopft. Nun ja, der Mann war halt fromm und wollte etwas verkündigen. Wen's interessiert, der sollte sich ein oder zwei Handvoll der Gedichte in Auswahl geben lassen. Aber der Gesamtband ist nur etwas für Wissenschaftler, Hardcore-Fans und Masochisten.

 

Karl May: Und Friede auf Erden (e)
Sehr menschenfreundlicher Roman aus dem Spätwerk Karl Mays. Man hatte ihn gebeten, einen China-Roman zu schreiben und hoffte auf etwas Hetzerisches, Rassistisches über dumme, feige Zopfmänner. Karl May schrieb allerdings stattdessen einen Roman über einen von China ausgehenden Geheimbund, der sich zum Ziel gesetzt hatte, Menschenfreundlichkeit und Güte in der Welt zu verbreiten. Sehr schönes Beispiel dafür, wie ein Schuss nach hinten losgehen kann. Und dafür, dass man sich als Autor nicht vor schlechter Leute Karren spannen lassen sollte. Okay, vielleicht etwas zu stark christlich und gutmenschlich angehaucht, aber nicht schlecht. Halt nicht der Haudrauf-Abenteuerstil der frühen Jahre.

 

Igorlied (e)
Das russische Nationalepos. Steht schon seit 25 Jahren auf meiner To-do-Liste, ich habe bloß keine Reclam-Ausgabe dazu gefunden. Nun also das eBook. Die Geschichte ist etwas verworren, und für ein Epos ist sie sehr kurz. Übersetzt hat die anonym überlieferte Dichtung Rainer Maria Rilke. Es geht um einen Fürsten, der das Land um den Don herum für Russland zurückerobern will. Er scheitert jedoch. Beklagt wird die Uneinigkeit der Russen. Ich denke, ich muss es noch einmal lesen.

 

Japanische Märchen (e)
Sehr umfangreiche Sammlung mit zum Teil wunderschönen Märchen. Man wird allerdings ein wenig erschlagen von der Menge der enthaltenen Texte. Zauberfrauen, Füchse, freche und wohlerzogene Jungen, schöne Frauen, das ganze Märchenpersonal also. Auch das muss ich einfach noch mal lesen.

 

Aristoteles: Ãœber die Dichtkunst (e)
Die Poetik des Aristoteles, die für die französischen Klassiker zur Bibel wurde, an der sich Lessing in seiner Hamburgischen Draaturgie abgearbeitet hat, gegen die Brecht sein antiaristotelisches episches Theater setzte. Unverzichtbar für jeden, der sich mit Theater befassen will. Und natürlich mit dem Tragödiensatz, den jeder Student auch dann noch auswendig hervorsprudeln können sollte, wenn er nachts um 4 Uhr aus dem Bett gerissen wird ... Halten wir fest: Es ist ein wichtiges Buch, man sollte es gelesen haben, aber auch hier der Hinweis: Zum Wieder-Lesen ganz okay, Die Recam-Ausgabe ist für Einsteiger aber wesentlich besser geeignet.

 

Mei Allison: Die Nebeldame (e)
Zauberhafte Kurzgeschichte um eine Vampirin, die vollkommen anders ist als die üblichen Blutsauger-Ladys. Eine berührende Winter- und Weihnachtsgeschichte, wunderschön und mit einem beeindruckenden Cover. Unbedingt empfehlenswert.

 

D.W. Schmitt: Haineck (e)
Science-Fiction-Erzählung über die Suche nach neuem Lebensraum im All. Ein Raumschiff landet auf einem Planeten, der als neue Heimat für Menschen recht vielversprechend aussieht. Die ersten Untersuchungen sind positiv, doch plötzlich ein furchtbarer Rückschlag. Die Besatzung gibt auch diesen Planeten auf und streicht ihn von der Liste möglicher Besiedlungsobjekte. Zu früh, wie sich herausstellt. Ein Mitglied der Crew ist im Hintergrund nämlich mächtig am Manipulieren ... Sehr gut erzählt, recht wissenschaflich gehalten, sehr knapp. Schade eigentlich, man hätte auch einen Haineck-Roman gut verkraften können.

 

Gesänge aus dunklen Zeiten

 

Die Welten von Thorgal: Kriss de Valnor 4 - Bündnisse

 

Hörbücher/Hörspiele

 

Peter Hereld: Die Braut des Silberfinders
Ich hatte den ersten Teil als Buch gelesen. Jetzt also der zweite Teil als Hörbuch. Robert, der letzte Überlebende des "Kinderkreuzzugs", kehrt nach jahrelanger Gefangenschaft aus dem Orient heim nach Deutschland. Begleitet wird er von seinem arabischen Freund Osman. Nach Abenteuern in Hildesheim wollen sie jetzt weiterziehen nach Köln. Doch sie kommen nicht weit, da eine rothaarige Diebin sie schon im nächsten Gasthof ihrer gesamten Barschaft beraubt. Die Suche führt die beiden Freunde nach Goslar, wo sie sich als Bergarbeiter verdingen müssen.
Erneut ein sehr gut recherchierter Roman Peter Herelds, der viel Wissen über das alte Bergbauwesen und die mittelalterliche Stadt Goslar verrät. Insgesamt etwas schneller erzählt und spannender als der erste Teil, "Das Geheimnis des Goldmachers". Der Sprecher macht seine Sache gut, sehr schön der orientalische Akzent Osmans.

 

März

 

Karl May: Der Schatz im Silbersee (e)
Und noch ein Karl-May-Klassiker. Der Kleine Bär war mein absoluter Lieblingsheld. ;-) Erstaulich, wie viele Helden May hier versammelt und am Silbersee aufeinandertreffen lässt. Und natürlich ein einzigartiger Schauplatz.

 

E. T. A. Hoffmann: Des Vetters Eckfenster (Reclam)
Ich habe mal wieder Punkte im Prämienshop bei Libri.de eingelöst. Ab und zu springt dann mal ein Reclamheft raus. Hatte eigentlich auf eine nette, schwarze, gruselige Geschichte in typischer Hoffmann-Manier gehofft. Das hier war allerdings etwas anderes. Es geht einfach nur darum, dass der Vetter seinem Besucher durch einen Blick aus dem Fenster zeigt, wie viel Unterhaltung und Inspiration ein einfacher Blick aus dem Fenster bringen kann. Da werden zahllose interessante Leute und Szenen geschildert. Künstlerisch sicher sehr aufschlussreich, und das Nachwort hebt auch die "Modernität" des Hoffmannschen Textes hervor. Mir hat allerdings bei dem ganzen Beobachten und Modernsein die Geschichte gefehlt. Es passiert einfach nichts.

 

Heiner Boehncke, Phoebe Alexa Schmidt: Marie Hassenpflug. Eine Märchenerzählerin der Brüder Grimm

 

Georg Herwegh: Gedichte (e)
- Gedichte eines Lebendigen I
- Gedichte eines Lebendigen II
- Ausgewählte Gedichte

Georg Herwegh ist einer meiner Lieblingslyriker. Die Verse von dem Mann lassen sich einfach so schön schmettern! Denkt doch nur an das "Mann der Arbeit, aufgewacht und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!" Oder an das herrliche "Mein ganzer Reichtum ist mein Lied!" Den Nachruf auf Georg Büchner habe ich mehrfach in meinen Werken über das Junge Deutschland zitiert. "Die Partei", der "Matador", die Zueignung an den "Verstorbenen".
Ich habe seine "Gedichte eines Lebendigen" damals, es muss 1989 oder 90 gewesen sein, in meiner Uni in der alten Germanistenbibliothek entdeckt und eine ganze Reihe davon auswendig gelernt. Das Reclamheft mit einer Auswahl seiner Gedichte musste natürlich auch sein. Ja, und jetzt habe ich mir das hier durchgelesen. Sehr schön. Schaut doch mal rein.

 

Olaf Kemmler: Die Stimme einer Toten

 

Carola Wimmer: Ostwind. Zusammen sind wir frei
Das Buch habe ich in der Buchhandlung stehen sehen, und es hat mich irgendwie angesprochen. Schöne Bilder, nettes Cover und eine Mädchen-und-Pferde-Geschichte, mir war halt mal wieder danach. Hm, ja, es ist halt ein Buch zum Film. Ich habe den Film nicht gesehen, aber ich kann ihn mir jetzt gut vorstellen. Man merkt aber, dass es keine Buch-Handlung, sondern eine Film-Handlung ist, die dem Text zugrunde liegt. Irgendwie wird vieles zu dürftig geschildert. Was im Film mit ein paar Sekunden und eindrucksvollen Bildern funktioniert, ergibt noch keine überzeugende Roman-Szene. Vieles ist einfach zu kurz beschrieben, etwa das Training mit dem Pferd, der Versuch, Ostwinds Vertrauen zu gewinnen, das langsame Wachsen von Gemeinschaft und reiterischem Können. Das geht einfach zu schnell, und es gibt zu wenig Details in der Schilderung. Vermutlich ist der Film um Klassen eindrucksvoller.

 

Bernhard Schlink: Der Vorleser
Roman über einen Jungen, der eine erotische Beziehung zu einer älteren Frau beginnt. Sie lässt sich die Liebe des Jungen gern gefallen, vor allem aber liebt sie es, wenn er ihr vorliest. Jahre später sieht er sie vor Gericht wieder. Sie ist angeklagt als ehemalige Aufseherin in einem Konzentrationslager. Erst nach und nach kommt er dahinter, warum sie eine Beförderung in ihrem Straßenbahnbetrieb ausschlug. Und warum sie hastig alles zugibt, wenn man ihr irgendwelche Schriftstücke vorlegen will. Die Frau ist Analphabetin und schämt sich dafür ... Ein Buch, das mich sehr beeindruckt hat. Sehr feine Beobachtungen, eine interessante Personenkonstellation und eine "Heldin", die alles andere als unschuldig ist und trotzdem irgendwo Mitgefühl auslöst. Empfehlenswert.

 

Lucas Edel: Die KDP-Formel (e)
Das erste einer Anzahl von eBooks, die ich mir angeschafft hatte, als ich unter die Selfpublisher gehen und "Darthula" auf eigene Faust herausbringen wollte. Das hat ja dann doch dankenswerterweise der Verlag "Saphir im Stahl" übernommen, sodass ich es zumindest für meinen "ossianischen Roman" nicht brauchte.
Die KDP-Formel hat einen etwas reißerischen Titel, natürlich gibt es keine Formel zum Reichwerden mit Kindle Direkt Publishing, auch ist es für die recht geringe Seitenzahl mit 4,99 Euro ziemlich teuer, aber ansonsten ist das Buch ganz okay. Man erfährt darin unter anderem etwas über Kindle-Technik, Selbstmarketing, Umgang mit Kritik, Verdienstmöglichkeiten und darüber, wie man eBooks signiert.
Etwas überzogen und unnütz finde ich den Schreibkurs. Ich denke, wer erst noch lernen muss, wie man schreibt (oder gar Themen findet), sollte sich einen Schreibratgeber kaufen, aber kein Spezialwerk zum Thema Veröffentlichen auf Amazon. Hier hat der Autor eindeutig zu viele Zeilen geschunden.

 

Zu Teil II: Jahresrückblick April bis Juni 2014
Zu Teil III: Jahresrückblick Juli bis September 2014
Zu Teil IV: Jahresrückblick Oktober bis Dezember 2014

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick 2013, Teil IV

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 30 Dezember 2013 · 1.171 Aufrufe
Jahresrückblick

Willkommen zum vierten und letzten Teil meines Rückblicks auf das Lesejahr 2013. In den ersten beiden Monaten des vierten Quartals werdet ihr nichts Auffälliges finden - aber dann, im Dezember, gab es eine wahre Explosion. Was war da los? Nun, seit dem Nikolaustag bin ich "elektronisch". Eine gute Freundin konnte das Elend wohl nicht mehr ertragen und hat mir kurzerhand einen Kindle geschenkt. Drei Jahre oder mehr habe ich mich gegen dieses Elektrozeugs gewehrt und habe das hohe Lied des Papierbuchs gesungen ... 30 Sekunden hielt ich das Teil in der Hand und verfiel prompt in einen wahren Leserausch. So kann es gehen. Dass ich das Gerät zunächst dazu nutzte, um uralte Klassiker zu laden, die ich ohnehin beinahe auswendig kenne, muss euch nicht verwundern. Es ging mir einfach darum, bestimmte "besondere" Bücher immer bei mir zu haben. Oder so. Und außerdem gab es die meisten kostenlos. Also dann, auf in die elektronische Zukunft. (Wobei ich in der Badewanne weiterhin Papierbuchleser bleibe.)

 

 

Oktober

 

Gustav Adolf Seek: Homer (Reclam)
Eine sehr detaillierte Darstellung der beiden großen Epen "Ilias" und "Odyssee". Leider furchtbar redundant, bestimmte Sachen werden immer wieder und wieder in neuen Variationen vorgetragen und breitgetreten. Man möchte beim Lesen immer wieder sagen: "Danke, ich hab's kapiert, schon beim ersten Mal." Auch die sehr kurzen Kapitel machen das Buch schwer zu lesen. Man kommt nicht in einen "Lesefluss" hinein und hat ständig "Aussteiger" vor sich, um das Buch erstmal wieder zuzuklappen. So habe ich sehr lange gebrauch, damit durchzukommen. Was drinsteht, ist eigentlich gar nicht schlecht. Aber sehr zäh.

 

Erik Schreiber (Hrsg.): Wolfsmärchen
Eine sehr schöne und umfangreiche Zusammenstellung von Wolfgeschichten aus aller Welt. Das Buch hat mir sehr gefallen und ist eine wahre Fundgrube für Wolfsfans. Eine etwas andere Gliederung hätte ich mir gleichwohl gewünscht. Zum Beispiel hätte man Texte mit ähnlichen Motiven zusammenstellen können. Etwa die zig Varianten der Geschichte, dass der Fuchs oder Wolf heimlich auf einen fahrenden Wagen springt und die nahrhafte Ladung herunterschubst. Wenn man sie hintereinander angeordnet hätte, wäre der gelangweilte "Kenneichschon"-Effekt ausgeblieben, der solchen Wiederholungen etwas Zähes verleiht. Und wenn man die Geschichten eines Kulturkreises zusammengestellt hätte, wäre sicher auch aufgefallen, dass Lessings Fabel vom alten Wolf zweimal im Buch vorkam. Vermutlich hätte an der Stelle des zweiten alten Wolfs die Geschichte vom Hirten stehen sollen, der aus Mutwillen rief: "Der Wolf ist da!", die leider fehlt.
Sehr gefallen haben mir die indianischen Märchen. Vor allem das, in dem mit den Klischees über die einzelnen Nationen gespielt wird: Der Engländer macht sich auf, den Wolf zu erschießen, will jedoch vorher noch seinen Tee trinken und wird dabei vom Wolf gefressen. Der Deutsche setzt sich erst hin und liest Bücher über Wölfe und wird während des Lesens überfallen usw. Eine schöne, dicke, materialreiche Sammlung voller überraschender Fundstücke. Lesenswert.

 

Lilach Mer: Seacrest House

 

Fabienne Siegmund: Goldstaub

 

Petra Gabriel: Hanna Himmelwärts
Ein Jugendbuch über eine Schülerin, die gerne segelfliegen würde. Hanna ist 14, leidet darunter, dass sie ziemlich groß ist, fühlt sich linkisch und ungeschickt und hat überhaupt ziemlich viel von einem typischen Teenager, der noch nicht recht hineinpasst in die Welt. Und wann immer sie in ihrer Tollpatschigkeit etwas verbockt, stöhnt die Familie unisono: "Oh Hanna!"
Da entdeckt sie auf einer Klassenfahrt ihre große Liebe: das Segelfliegen. Fortan hat sie nur noch ein Ziel: den Segelflugplatz im benachbarten Ort Hütten, wo sie unbedingt Flugstunden nehmen und ihren Segelflugschein machen will. Leider sind die Eltern strikt dagegen. Es folgen eine gefälschte Unterschrift, ständige Ausreden und geplatzte Alibis für ihre Arbeitsstunden auf dem Flugplatz - Hanna verstrickt sich immer mehr in ihr Netz aus Lügen. Aber dann stellt sich heraus, dass es noch eine weitere Lüge in ihrer Familie gibt. Eine, die Hannas große Schwester vollkommen verzweifeln und von zu Hause weglaufen lässt. Hanna versucht, ihre Familie zu retten und die Verschwundene zu finden.
Das Buch ist sehr lebendig und fesselnd geschrieben. Durch die Ich-Perspektive und die Erzählweise im Präsens hat der Leser tatsächlich das Gefühl, hautnah dabei zu sein und die Dramatik von Hannas großen und kleinen Katastrophen am eigenen Leibe mitzuerleben. Die Geschichte ist äußerst spannend, und man fiebert regelrecht mit, ob und wie Hanna die Situation meistern wird.
Etwas schade fand ich, dass das Segelfliegen nicht einen wesentlich größeren Raum einnimmt. Da hätte ich gern mehr gehört. Ich wäre gern bei Hannas Arbeitsstunden auf dem Flugplatz stundenlang an ihrer Seite gewesen, hätte gern mehr technische Einzelheiten erfahren, mehr über ihre Erlebnisse bei den Flugstunden, über all die Sachen, die schief gehen können oder mit denen ein junger Flugschüler Probleme hat. Ich hätte ihr gern beim Büffeln für die theoretische Prüfung über die Schulter geschaut und die eine oder andere unvorhergesehene Windbö gespürt. Familiengeschichten gibt es viele, und Liebeskram kommt in jedem Teenagerbuch vor. Da hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin ihr bzw. Hannas segelfliegerisches Alleinstellungsmerkmal etwas weiter ausreizt.
Herausgekommen ist immer noch ein spannendes, mitreißendes Jugendbuch, das ich unbedingt empfehlen kann. Oh Hanna!

 

Christa Lippich: Psst! Geheimnis!
Kinder-Bilderbuch mit sehr liebenswerten Illustrationen. Erzählt wird die Geschichte eines Bären und eines Hasen, die eigentlich die besten Freunde sind. Aber eines Tages hat der Hase ein Geheimnis vor dem Bären und will ihm nicht sagen, was es ist. Die Geschichte ist nett und liebenswert. Auf den erwachsenen Leser wirken die ständigen Wiederholungen zwar geradezu nervtötend. Der Bär ist niemals einfach nur der Bär, sondern immer "der große braune Bär", der Hase ist stets "der kleine weiße Hase", und zu jedem Waldbewohner, den er trifft, sagte der große braune Bär: "Der kleine weiße Hase weiß etwas, das ich nicht weiß, und will mir nicht sagen, was es ist. Weißt du es?" Aber das ist es gerade, was Kinder so lieben an ihren Büchern, diese ständigen Wiederholungen. Und sie werden demnach begeistert mitquietschen, wenn der Bär zum gefühlt tausendsten Mal fragt. Ach ja: Das Geheimnis wird am Ende gelüftet, und der Hase entpuppt sich tatsächlich als weiterhin bester Freund des Bären, dem er eine wundervolle Geburtstagsüberraschungsparty organisiert hat.

 

Sina Schneider & Teresa Ginsberg (Hrsg.): PragMagisch
Mein Lieblingssatz aus dem Buch "PragMagisch"? Ganz klar: „UkonÄete prosím výstup a nástup, dveÅ™e se zavírají.“ Wer jemals in Prag gewesen ist, wird mich verstehen und sich an die alte Zauberformel erinnern. ;-)
Das Buch bietet phantastische, zumeist düstere und melancholische Erzählungen aus der goldenen Stadt. Meine Favoriten sind "Die Kinderstehlerin" (Sabrina Železný), in der es um die "Polednice" geht, einer Kindervertauscherin in der Verwandtschaft der Wechselbalg-Sagen, und "Seelenzettel" (Fabienne Siegmund), in der die Schwäne auf der Moldau eine Rolle spielen - und eine junge Frau, de sich in einen von ihnen verwandelt hat. Als drittes möchte ich noch "Die Herren Lehmann" (Siri Kusch) hervorheben. Es ist eine der wenigen humorvollen Geschichten in diesem Buch und setzt einen sehr schönen Lichttupfer in die sonst recht düstere, schwerblütige Anthologie. Es geht um einen jungen Musikstudenten, der ein Auslandssemester in Prag verbringt und eine recht günstige alte Kommode erwirbt, um sich im Studentenwohnheim einzurichten. Beim Saubermachen läuft er um die Komode herum, was, da zeitgleich im CD-Player Händels "Messias" läuft, zufälligerweise zu einem Ritual wird, das zwei Miniatur-Golems aus in der Komode befindlichen Lehmresten erweckt ... Einfach schön.
Weniger gut gefallen hat mir an dem Buch das Schriftbild. Um die 20 Geschichten auf nur 103 Seiten zusammenzupressen, wurde die Buchstabengröße derart reduziert, dass das Lesen sehr anstrengend ist. Ja, ich weiß, Papier ist teuer. Aber Senioren jenseits der 40 als Leser auszuschließen, das kann auf Dauer noch wesentlich teurer werden.

 

Felix Woitkowski et al.: The End
Ein Buch, über das ich hier gar nicht soviel sagen möchte, weil ich ja selbst "die Finger drinhabe". Also nur kurz soviel, dass mir die Aufmachung sehr gut gefallen hat. Viele kleine Ideen rund ums finale Buchthema. Meine Lieblingsgeschichte ist der Western-Schluss. Und das Zombie-Ende. Und der Heimatroman hätte auch gut werden können, wenn da nicht ganz fies gemogelt worden wäre. Bah, was für ein böser Stilbruch. ;-)

 

Mirjam Rademacher: Krebs in Knoblauch. Mit Bildern von Irene Glockengießer
Bezauberndes Märchen über einen Krebs, der eine Flaschenpost findet. Herrlich die Diskussion der beiden, ob man nicht mal nachschaun sollte, was denn eigentlich für eine Botschaft auf dem Zettel steht. Und ein Extrapunkt für die Flaschenpostflasche, die nachdenklich ihr Etikett runzelt. Dazu wundervolle Illustrationen in einer ganz besonderen Technik, ein richtig schönes Buch.

 

Dirk van den Boom: Eine Reise alter Helden

 

 

November

 

Bartholoäus Figatowski (Hrsg.): Wovon träumt der Dom?

 

Jan Cayers: Beethoven - der einsame Revolutionär
Eine sehr gute und umfangreiche Biographie, die auch das musikalische Umfeld, die Wiener Gesellschaft, die politischen und geschichtlichen Hintergründe ausführlich darstellt und mache Entscheidungen Beethovens verstehbar macht. Man erfährt zum Beisiel sehr viel über die technischen Weiterentwicklungen vor allem des Klaviers, an denen Beethoven nicht nur lebhaften Anteil nahm, sondern die er selbst in Kontakt mit "seinen" Klavierbauern anregte und vorantrieb. Dass der Klavierbauer bzw. Klavierbauerinnengatte Streicher indentisch mit Schillers Streicher war, war mir bislang noch nicht klar ...
Cayers kennt sich auch sehr genau aus mit den materiellen Fragen, die Beethoven beschäftigten und belasteten. Vor diesem Hintergrund analysiert er unter anderem auch die Anekdote um die zerrissene Widmung der "Eroica" und macht klar, dass Beethoven schon im Vorfeld sehr gezielt nach großzügigen Gönnern und Adressaten für seine dritte Symphonie gesucht hatte und nun endgültig zu dem Schluss gekommen war, dass bei Napoleon nichts mehr zu holen war. Und er zeichnet auch sehr genau nach, wie die Vermögensverhältnisse von Beethovens Freunden aussahen und wann genau welcher Sponsor pleite war.
Faszinierend auch, wie der Autor neue Erkenntnisse aus der Kriminalistik schildert. So wurde anhand von chemischen Analysen und Schriftuntersuchungen festgestellt, dass Beethovens letzter Sekretär Schindler die legendären "Konversationshefte", mit deren Hilfe Freunde und Besucher sich mit dem tauben Komponisten verständigten, massiv gefälscht hatte, um seine eigene Rolle besonders hervorzuheben. Viele dieser Dokumente sind erst nach Beethovens Tod entstanden.
Cayers zeichnet das Porträt eines widersprüchlichen, manchmal widerborstigen Menschen, eines sehr schwierigen und oft unangenehmen Zeitgenossen, mit dem befreundet zu sein sicher nicht ganz leicht war. Er tut dies jedoch immer in einer Weise, die die Liebe zu seinem Komponisten durchscheinen lässt. Es ist weniger ein glorifizierendes Heldenbuch als vielmehr die freundliche Schilderung eines Menschen mit Ecken und Kanten, an dem, gerade weil er so groß ist, auch die Kleinlichkeiten und Unschönheiten betrachtet werden können, ohne in Kleinmacherei auszuarten oder dem Respekt und der Hochachtung Abbruch zu tun. Ein ehrliches Buch demnach, und eine sehr empfehlenswerte Darstellung eines großen Künstlers und Menschen.

 

Werner Bergengruen: Die letzte Reise

 

Henry Kuttner: Lord der Dunklen Welt
Ein Fehlkauf, gebe ich zu. Ich befasse mich ja seit einiger Zeit mit dem Thema "Gegenerde", und als ich das Wort mal spaßeshalber bei Amazon eingab, spuckte mir der Rechner diesen Titel aus. Die Inhaltsangabe in der Wikipedia ließ mich schon ahnen, dass es hier nicht um einen Planeten auf der anderen Seite der Sonne gehen würde, aber das Buch war gebraucht und billig, da nahm ich es halt mit.
Es ist ein recht dünnes Taschenbuch, nur 145 Seiten, und spielt in einer Parallelwelt, der "dunklen Welt". Beherrscht wird diese andere Erde von einer Gruppe Tyrannen, deren übelster Lord Ganelon ist. Nun schaffen es Rebellen jedoch, Ganelon durch seinen Zwilling, den von unserer Erde stammenden Edward Bond auszutauschen. Bond landet in der Zwillingswelt und schließt sich als anständiger Mensch den Rebellen an. Auch als die Bösen den Tausch rückgängig machen, bleibt Bonds Bewusstsein im Körper des dunklen Lords zurück und verdrängt ihn langsam. Es kommt zum Kampf gegen die dunklen Herrscher, in dem schließlich das Gute siegt.
Nicht unbedingt ganz große Literatur, keine großartigen Überraschungen, sehr geradlinig und ohne Verschlingungen erzählt. Aber ganz ordentliche Unterhaltung, es liest sich schnell und in einem Zuge durch, und ich habe mich nicht gelangweilt dabei.

 

 

Dezember

 

Günther Haselbusch: Der Elchkönig
Uraltes Kinderbuch, das ich vor vielleicht 35 Jahren mal gelesen hatte. Dann ging es mir verloren, und ich habe immer wieder überlegt, wie es wohl war und was darin vorkam. Ich konnte mich nur an die eindrucksvolle Szene erinnern, wie der Elch durch das Haff geschwommen ist. Fand das Buch auch lange nicht, weil ich glaubte, der Titel sei "Schnauf, der Elchkönig". Jetzt also dank Amazon Marketplace die Wiedebegegnung mit einem Helden meiner Jugend.
Ja, okay, es ist sehr einfach gestrickt. Und die langen Vorträge des Försters über Elche und ihre biologischen Eigenarten sind handwerklich nicht allzu gut gemacht. Aber die Fahrt mit dem Trog über das zugefrorene kurische Haff hat immer noch etwas. Schön, dass ich das Buch wiedergefunden habe.

 

Alisha Bionda (Hrsg.): Sherlock Holmes und der verschwundene Schädel

 

Clemens Brentano: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl (Reclam)
Hab mich lange nicht überwinden können, dieses Buch zu lesen. Der Titel hat mich glauben lassen, es sei ein Kasperltheaterstück. Ist es aber nicht. Es geht vielmehr um die tragische Geschichte eines Soldaten mit einem extrem verhärteten Begriff von Ehre, der schließlich ihn und seine Geliebte in einen unehrenhaften Tod treibt. Sehr schlimme Geschichte. Sollte man gelesen haben.

 

Ulrich Wißmann: Böser Zauber. Schwarze Magie auf der Navaho Reservation
Frank Begay, der Fährtenleser von der Navaho-Stammespolizei ist zurück. Nach Ermittlungen in Reservationen der Lakota und Apachen ist er diesmal in seinem eigenen Territorium unterwegs: Eine Navaho-Familie, die im Hopi-Gebiet lebte, wurde niedergemetzelt. Die Täter waren, wie die Spurensuche ergibt, vier Weiße. Einzige Überlebende des Überfalls sind ein junger Navaho und sein weißer Schulkamerad, die sich in einen Canyon geflüchtet haben. Die Mörder nehmen die Verfolgung auf. Frank Begay und ein weißer Kollege vom FBI folgen ihnen ebenfalls. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Was keiner von ihnen ahnt: Im Canyon lauert eine tödliche Gefahr. Denn die abergläubischen Erzählungen von einem Hexer oder Navaho-Wolf, der dort sein Unwesen treiben soll, sind mehr als abergläubische Erzählungen ...
Ulrich Wißmanns dritter Thriller um den Navaho-Polizisten ist der bisher beste Roman aus der Reihe. Es ist faszinierend, den Spurenleser einmal auf seinem eigenen Terrain zu erleben. Die Kombination von Kriminalistik und Navaho-Spiritualität, die den Navaho eigene Scheu vor Toten, die gerade bei einem Polizisten ein großes Handicap ist, und Begays ruhige und sympathische Art zu ermitteln machen den Protagonisten zu einem höchst eigenständigen Charakter, mit dem man gern das Indianerland durchstreift.
War es in den anderen beiden Fällen Begay, der sich von seinen Begleitern über die kulturellen und psychologischen Eigenheiten der Stämme unterrichten lassen muss, so ist nun er sebst der Fachmann, dem der Autor einen freundlichen und lernwilligen Kollegen an die Seite gestellt hat, um die für den Leser nötigen Fragen zu stellen. Sehr authentisch wird die eigentümliche Landschaft des Navaho-Gebietes dargestellt und die tiefe Verbindung der Bewohner zu ihrem Land. Etwas schade, dass der Autor die Schlussszene, als Begay und sein Freund sich nach den Ermittlungen innerlich und äußerlich reinigen, nicht direkt schildert. So wird das Ritual in einer sehr langen, ermüdenden Plusquamperfekt-Passage nacherzählt, als alles bereits überstanden ist. Ein sehr ungelenker Abschluss eines ansonsten mitreißenden Abenteuers.
Fazit: Ein spannendes Buch. Ich freue mich auf Begays vierten Fall.

 

 

Kindle-Ausgaben

 

Karl Gutzkow: Der Sadduzäer von Amsterdam
Novelle aus dem Jahr 1834 über Uriel Acosta. Uriel und seine Familie, getaufte Juden aus Portugal, wanderten nach Holland aus und kehrten dort zum alten Glauben seiner Väter zurück. Allerdings bringen ihn seine philosophischen Studien in Konflit mit der jüdischen Geistlichkeit. ähnlich wie Galileo Gailei mit der christlichen Kirche. Über ihn wird der Bann verhängt. Was für den Wahrheitssucher vielleicht noch erträglich ist, doch seine Geliebte Judith, die ihm in die Verbannung folgt, droht darunter zu zerbrechen. Acosta widerruft und dtut damit der Form Genüge. Doch er kann von der Philosophie nicht lassen. So wird ein zweiter, schwererer Bann verhängt. Getrieben von seiner Geliebten und seinem verräterischen Vetter willigt er erneut in einen Widerruf ein, wird dabei jedoch so schwer gedemütigt und so hart gezüchtigt, dass er darüber wansinnig wird. Während der Bußveranstaltung soll gleichzeitig Judiths Vermählung mit dem Vetter statfinden. Uriel dreht durch, stürzt mit einer Pistole bewaffnet davon, er und Judith sind schließlich im Tod für immer vereinigt.
Sehr eindrucksvolles Stück. Ich habe darüber eine Seminararbeit geschrieben, die später eingang fand in mein Buch "Zwischen Barrikade, Burgtheater und Beamtenpension". Eine gute alte Freundin also, diese Novelle.

 

Heinrich Heine: Der Rabbi von Bacherach
Heines Novellenfragment, in dem er sich auf die Suche nach seinen jüdischen Wurzeln begibt. Ich muss es wohl das erste Mal im Sommer 1987 gelesen haben, als ich Heine für mich entdeckte. Wenig später hörte ich es auf einem Vortragsabend im Hildesheimer "Vier Linden", eine sehr eindrucksvolle Veranstaltung.
Es fängt sehr traurig, bedrückend an mit jenem Sederabend in Bacherach, als fremde Christen ein totes Kind ins Haus des Rabbis schmuggeln, um einen Vorwand für ein Pogrom zu haben. Dann die Szene am Frankfurter Tor, lustig, heiter, fast hemmungslos albrig, wenn die Erinnerung an die Toten nicht wäre ... Schließlich die Begegnung mit dem Jugendfreund des Rabbis. Ich frage mich, wie es weitergegangen wäre, wenn Heine es fortgesetzt hätte.

 

Karl Gutzkow: Uriel Acosta
Zwölf Jahre nach der Novelle "Der Sadduzäer von Amsterdam" machte Gutzkoew aus dem Stoff eine Tragödie. Ein sehr eindrucksvolles Stück - um ein Tausendfaches spannender als Lessngs "Nathan", aber mindestens genauso vernünftig.

 

Ludwig Tieck: Des Lebens Ãœberfluss
Eine meiner Lieblingsnovellen. Die Geschichte eines geflüchteten Liebespaares. Die beiden haben sich den Winter über in einem Haus eingemieten. Dann geht ihnen das Geld aus, und sie können sich kein Brennholz mehr leisten, obwohl es doch so bitterkalt ist. Aber hat nicht das Leben einen geradezu sagenhaften Überfluss um sie herum zu bieten? Wozu braucht man zum Beispiel ein Treppengeländer? Gibt es nicht viel zu viele überflüssige Treppenstufen? Und wozu braucht man eine Treppe überhaupt, wenn man doch gar nicht ausgehen will? Einfach herrlich, diese scheinbar naive Lebenskunst. Die allerdings im Frühjahr den zurückgekehrten Hausbesitzer sofort nach der Polizei rufen lässt.

 

Ludwig Tieck: Der Wassermensch
Novelle über das Erzählen von Novellen - mit einem leichten Seitenhieb auf meine Lieblingsautoren vom Jungen Deutschland. Nach einer Theateraufführung treffen ein paar Menschen zusammen, und es entspinnt sich ein Gespräch über Schillers Ballade "Der Taucher". Es wird von dem Vorbild des Tauchers, dem sagenhaften Nikola oder Kola Pesce gesprochen, über dessen Leistungen im Schwimmen wahre Wunderdinge berichtet werden. Schließlich versucht sich ein Mitglied der Gruppe als Erzähler und stellt in mehreren Varianten seine Auffassung des Stoffs vor, unter anderem Nikola als Revolutionär, was dem anwesenden JungdeutschenDichter ausnehmend gut gefällt. Die Geschichte hat mich seinerzeit übrigens inspiriert zu meiner eigenen Story "Nicola Pesce". Und ich habe viel über die Verwandtschaft von Novellen und Balladen daraus gelernt. Also ebenfalls eine ziemlich gute alte Freundin.

 

Aischylos: Die Perser
Tragödie aus dem Jahr 472 v. Chr., die mich im Wintersemester 1992/93 beschäftigt hat. Ich hatte in dieser Zeit kein passendes Seminar gefunden für das, was ich eigentlich wollte, und mir darum mein eigenes "Literaturseminar" gebaut. Selige Vor-Bologna-Zeit, als Studenten noch Zeit und ausdrückliche Erlaubnis zur Selbstbildung hatten. Jedenfalls habe ich mich in dieser Zeit mit Aischylos befasst und seine Perser (1073 Verse) ins Deutsche übersetzt. Also ein Stück, das ich recht gut kenne.
Schade finde ich, dass bei dieser und den weiteren Kindle-Ausgaben überhaupt nicht gesagt wird, wer der Übersetzer ist und woher der Text überhaupt stammt. Zitieren kann man das also nicht. Der Unbekannte hat sich jedenfalls bei der Verdeutschung der Schmerzensschreie nicht halb so viel Mühe gegeben wie ich. Schwierig ist auch, dass der Sprecherwechsel beim Lesen manchmal nicht auffällt. Da denkt man, es spricht noch die alte Königin, und dabei ist man schon mitten in der Chorpartie. Alles in allem: Ganz okay, aber keine Alternative zum Reclamheft.

 

Heinrich Heine: Florentinische Nächte
Das zweite Romanfragment Heines. Und dasjenige, das von den dreien am geschlossensten ist. Zwei Nächte, in denen Max am Krankenlager seiner Freundin sitzt und ihr Geschichten erzählt, damit sie möglichst ruhig bleibt. Sie soll nämlich nicht reden und sich möglichst auch nicht bewegen. Allerdings lässt sie sich nicht ganz stillhalten. Für die Paganini-Schilderung hat er sich übrigens von meinem Freund Ludolf Wienbarg und dessen Paganini-Buch inspirieren lassen.
Eine Geschichte, die mich zu meiner ersten Veröffentlichung inspirierte: "Florentinische Nächte" im Ergebnisband einer Schreibwerkstatt für Schüler, entstanden 1987 oder 88, herausgekommen, 1989, ein ziemlich peinlicher Text, aber eben der erste ...

 

Aischylos: Sieben gegen Theben
Die guten alten "Hepta". Das zweitälteste Stück von Aischylos. Sehr streng aufgebaut mit sieben parallelen Vorstellungen der Angreifer und ihrer Gegner im Kampf um die Stadt Theben. Ein Stück, das wegen dieser etwas langweiligen Struktur nicht viele Freunde hat, ich mag aber gerade das Geometrische daran.

 

Karl May: Weihnacht
Abenteuer-Klassiker mit der nötigen Portion Weihnachtskitsch, passend zur Jahreszeit. Die Winterreise des jungen Karl mit seinem Studienkameraden Carpio, später das rührende Wiedertreffen im Wilden Westen, der sagenhafte Tomahawk-Wettkampf Old Shatterhands mit dem blutgierigen Häuptling Peteh. Das musste einfach mal wieder sein.

 

Heinrich Heine: Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelowopski
Und Heines drittes Romanfragment, das Holland-Buch. Mit der Schilderung der Opernaufführung des "Fliegenden Holländers", die Wagner zu seiner Oper inspirierte. Und der schwarze Zensurgedankenstrich für die Begegnung mit der schönen Apfelsienenesserin. Das traurige Ende des armen Simson. War ein schönes Wiedersehen.

 

Aischylos: Die Schutzflehenden
Die drittälteste Tragödie von Aischylos. Galt lange als die älteste, weil der Chor eine so große Rolle gespielt hat. Erst Ende der 1960er fand man bei Ausgrabungen ein Papyrusfragment, aus dem hervorging, dass diese Schutzflehenden viel jünger sind, als bisher angenommen. Zuvor hatte einzig Walter Nestle dies erkannt, er ordnete die Tragödie aus strukturellen Gründen wesentlich später als "Perser" und "Sieben" ein, wollte das auch in einem umfangreicheren Werk beweisen, doch leider wurde er gegen Ende des zweiten Weltkriegs in einem Hinterhof von einem Plünderer erschlagen ...
Aischylos erzählt hier die Geschichte der 50 Danaostöchter, die aus Ägypten zurück in ihr griechisches Mutterland flüchten. Sie sollen gezwungen werden, die 50 Söhne ihres Onkels Ägyptos zu heiraten. Für die Bewohner der Stadt Argos ein Gewissenskonflikt: Weist man sie ab, verscherzt man es sich mit den Göttern, die das Gastrecht und die Schutzflehenden schützen. Nimmt man sie auf, bedeutet das Krieg mit den mächtigen Ägyptern ...

 

Karl May: Ardistan
Erster Teil des Zweiteilers "Ardistan und Dschinnistan", der Urgroßmutter aller Fanasyromane. Habs jetzt schon mindestens fünfmal gelesen. Kara Ben Nemsi im Reich der Ussul, liebenswerte, etwas schwergängige Riesen aus dem Sumpfland mit wunderbaren Pferden. Bisweilen etwas viel Predigtstil. Und der Superheld aus Deutschland kann alles, sieht alles, weiß alles, selbst bzw. gerade wenn er sich besonders bescheiden gibt. Aber es ist einfach ein tolles Buch. Verstehe nicht, wie es Tolkien schaffen konnte, dass sein Dreiteiler die "Bibel der Fantasy" wurde. Sagen wir: May schrieb das "Alte Testament" der Fantasy ...

 

Theodor Storm: Aquis submersus
Geschichte eines rätselhaften Bildes und eines Malers, der seine Geliebte verliert und unwissentlich den Tod seines Sohnes verschuldet. Mein Lieblingsstorm. Habs jetzt zum dritten oder vierten Mal gelesen. Ich war ja ziemlich lange weg von Storm, weil ich dachte, wer einmal an Wilhelm Raabe geschnuppert hat, für den sei Storm einfach zu ... weiß auch nicht. Zu heile, zu banal, zu zierlich? Also, "Aquis submersus" bleibt eine meiner Lieblingsnovellen.

 

Wilhelm Raabe: Holunderblüte
Neben den "Akten des Vogelsangs" mein absolut liebster Raabe. Zuletzt gelesen habe ich es glaube ich, in Prag, das ist lange her. Es geht um einen jungen Medizinstudenten und ein jüdisches Mädchen, das ihn über den alten jüdischen Friedhof führt. Um eine Tänzerin, deren Herz brach. Und um Holunderblüten, womit allerdings Flieder gemeint ist. Eine wunderschöne, traurige Geschichte.

 

Achim von Arnim: Isabella von Ägypten
Das Reclamheft habe ich mir angeschafft, als ich in der zwölften Klasse war. Da hatte ich gerade Heinrich Heine entdeckt und seine "Romantische Schule" gelesen, in der Heine besonders auf jene gruselige Kutsche hinwies, die Achim von Arnim da durch seine Novelle schaukeln ließ: In ihr saßen nämlich eine alte Zigeunerin und Hexe, ein toter bzw. untoter Bärenhäuter, ein Golem in Gestalt der lieblichen Isabella und der aus einer Alraune auf magische Weise hergestellte Cornelius Nepos, der unbedingt General oder irgend etwas anderes Hohes werden wollte. Ja, tatsächlich eine unheimliche Gesellschaft. Und die Geschichte war beim zweiten Lesen auch nicht schlecht, wenn auch etwas umständlich.

 

Aischylos: Der gefesselte Prometheus
Aischylos' letzte Tragödie. Entstanden auf Sizilien. Zum Teil umstritten, da sie sprachlich etwas einfacher ist als seine anderen Sachen. Aber er schrieb sie ja auch für einen etwas einfacher gestrickten sizilischen Chor, nicht für die dionysienerprobten Leute aus Athen. Ich bin geneigt, sie für echt zu halten. Allein schon wegen des weitausholenden, mehrere Generationen umspannenden Welt- und Schicksalsentwurfs. Die Geschichte vom Titanen Prometheus, der die Menschen liebte und ihnen das Feuer brachte. Vom weitblickenden Sohn der Themis, der die Jahrhunderte der Götterschicksale überschaute. Von Trotz, Verhärtung und Beharren. Aber auch vom jungen, seiner selbst noch nicht ganz sicheren Gott Zeus, der zu unmäßigen Strafaktionen neigte. Unverzichtbar.

 

Karl May: Der Mir von Dschinnistan
Zweiter Teil der Urgroßmutter aller Fantasyromane. Mit dem zum Teil ergreifenden, zum Teil parodistischen Weihnachtsfest in Ardistan und der eindrucksvollen Gerichtsverhandlung am Maha-Lama-See. Pflichtlektüre für alle Phantasten.

 

Ida von Hahn-Hahn: Faustine
Mal ein Buch, das ich vorher noch nicht kannte. Ich hatte bloß Ida von Hahn-Hahns "Orientalische Briefe" gelesen und war begeistert. Eine sehr mutige Frau mit einer verdammt guten Schreibe.
Diese "Faustine" ist nicht wirklich das weibliche Pendant zum "Faust". Es geht nicht um eine Wissenschaftlerin, die vom Wissen ermüdet ist und nicht weiterkommt. Und es geht auch nicht um einen Teufelspakt. Mit ihrem berühmten Namenspatron berührt sich diese Faustine eher in ihrer Gedfühlswelt, hier scheint es tatsächlich so etwas wie ein ewiges faustisches Streben und eine gewissen Grenzenlosigkeit zu geben. Und in ihrem Egozentrismus. Jedenfalls die Geschichte einer intelligenten, auch künstlerisch hochbegabten Frau, die sehr selbstbewusst ihren Platz innerhalb der Gesellschaft beansprucht und in einer Zeit, in der Frauen eigentlich gar nicht ohne einen männlichen "Vormund" frei herumlaufen durften, ihre eigenen Entscheidungen trifft und ihr Leben selbst bestimmt. Berührt sich zum Teil sehr eng mit dem Leben der Verfasserin, auch Faustine unternimmt eine Orientreise und beschließt am Ende, in ein Kloster zu gehen ...

 

Adalbert von Chamisso: Peter Schlemiehls wundersame Geschichte
Die Geschichte vom Mann, der seinen Schatten verkaufte. Ebenfalls ein absoluter Klassiker, den ich in den späten 80ern zuerst las. Mein Versuch, meine kleine Schwester von dem Buch zu begeistern, schlug allerdings fehl. Sie fand die einleitenden Briefe stinklangweilig, las nur die erste Seite, und ich bekam das Reclamheft mit einem hässlichen Knick im Titelbild zurück. So geht es mir oft, wenn ich Bücher empfehle ... Ist aber wirklich ein gutes Buch.

 

 

Bücher, die ich zurzeit lese:
Tanja Kummer: Die Weltenwandlerin
Gunnar Kunz: Ruf der Walküren
Moses Mendelssohn: Ästhetische Schriften
Bartholomäus Figatowski: Wo kein Kind zuvor gewesen ist

 

Dazu vielleicht nächstes Jahr mehr. Jetzt wünsche ich euch allen einen guten Rutsch und ein ganz tolles Jahr 2014. Und schaut mal wieder rein. ;-)

 

 

Jahresrückblick 2013, Teil I: Januar bis März
Jahresrückblick 2013, Teil II: April bis Juni
Jahresrückblick 2013, Teil III: Juli bis September

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick 2013, Teil III

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 29 Dezember 2013 · 750 Aufrufe
Jahresrückblick

2013 war in jedem Fall ein Jahr, in dem ich viel unterwegs war und viel vorgelesen habe. Das Con- und Lesejahr begann für mich mit einer Winterreise nach Homburg im Saarland bei Eis und Schnee, wo ich auf der HomBuch zusammen mit Andrea Tillmanns einen Tisch und eine Lesung hatte und meinen Roman "Das Serum des Doctor Nikola" sowie die Anthologie "Drachen! Drachen!" vorstellte. Mit Doctor Nikola war ich auch zu Gast auf dem DortCon (Lesung zusammen mit Michael Böhnhardt). Ich war auf dem MarburgCon (ohne Lesung, nur mit Büchertisch) und auf dem BuCon (nur als Bücherfan im Kaufrausch) und las im Wiesbadener Literaturcafé aus "Die Schlagzeile" vor. Auf der Mainzer Minipressenmesse stellte ich in zwei Lesungen die Anthologien "Autorenträume" und "Mit Klinge und Feder" vor. Ich las zweimal im Bad Salzdetfurther Kulturbahnhof, zweimal in der Salze-Klinik und einmal im dortigen Kurpark, einmal im Hildesheimer Café Akku und einmal beim Kulturkreis Laatzen. Dreimal war ich beim Hildesheimer Lokalradio "Tonkuhle" zu Gast. Ebenfalls dreimal gab es Lesungen mit Rena Larf auf Radio 1000 Mikes, in denen sie meine Bücher und Geschichten vorstellte.
Beim Lesen in Büchern anderer Autoren war ich im dritten Quartal 2013 etwas fleißiger als in dem Halbjahr zuvor. In den Monaten Juli bis September gab es vor allem Begegnungen mit Lyrik, dazu ein paar Krimis und Thriller, außerdem einige Klassiker und erneut einiges an Phantastik aus kleineren Verlagen. Viel Vergnügen damit.

 

Juli

 

Wislawa Czymborska: 100 Freuden. Gedichte. Ãœbersetzt von Karl Dedecius
Wenn ich in eine Buchhandlung komme, gehe ich gewöhnlich ans Lyrikregal, falls vorhanden, und suche ein Buch, das folgende drei Kriterien erfüllt: 1. Keine Anthologie. 2. Autor lebt noch. 3. Kein Nobelpreisträger. Und am liebsten hätte ich ja deutschsprachige Lyrik, keine aus fremden Sprachen übersetzte ... Letzteres ist allerdings optional. Gewöhnlich fallen dabei alle vorhandenen Bücher durchs Raster ...
Wislawa Czymborska ist tot und war Nobelpreisträgerin, und diese "Hundert Freuden" sind eine Zusammenstellung von Gedichten aus dem Gesamtwerk dieser als "Erste unter den Lyrikerinnen Polens" gefeierten Autorin. Aber ich habe das Buch dann doch mitgenommen, beim Blättern habe ich mich an der einen oder anderen Stelle festgelesen. Es sind einige beeindruckende Gedichte darin, allerdings ist es weniger das "Lyrische" in ihrem Werk, das mich ansprach, sondern gerade das "Erzählerische". Oft sind es kleine Geschichten oder beobachtete Situationen, die zum Nachdenken anregen. Das ganze sehr herb, oft nüchtern und emotionslos, und darunter spürt man die Verletzungen der Welt. Da ist das Gespräch mit einem Stein, der einen Menschen nicht hineinlassen will. Da sind die Gedanken eines Terroristen, der aus der Ferne die Bar beobachtet, in der er eine Bombe versteckt hat, die um 13.20 Uhr explodieren soll. Aber vor allem ging mir das Gedicht "Vietnam" unter die Haut. Eine Frau taucht auf, die niemand kennt. Man fragt sie nach ihrem Namen: "Ich weiß nicht", sagt sie. Nach ihrer Herkunft, ihrem Ziel, ihren Verletzungen: "Ich weiß nicht", sagt sie bei jeder Frage. Nur bei der letzten nicht. "Sind das deine Kinder? Ja."
Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich das Lyrik nennen würde.

 

The Green Lantern Archives vol. 7
Weiß nicht, ob ich mich hier schon als Green-Lantern-Fan geoutet habe? Wenn nicht, tue ich es hiermit. Und füge hinzu, dass ich Hal Jordan sowieso für die beste, einzige und wahre Green Lantern des Raumsektors 28/14 halte. ;-) Das Buch bietet wie die sechs Bände zuvor die Abenteuer der alten Silver-Age-Hefte, diesmal vor allem Auseinandersetzungen mit dem Erzfeind Sinestro, der auch das Cover ziert. Für Fans ein absolutes Muss. Wenn ich auch zugeben muss, dass die 90er und 2000er Jahre die Comichelden um einen Qualitätsquantensprung vorwärtskatapultiert haben ... Aber ich bin halt ein Kind des Silver Age ...

 

Hilde Domin: Nur eine Rose als Stütze
Ein weiterer Gedichtband, in dem ich mich beim Buchhandlungsbesuch festgelesen habe. Herb und doch ausdrucksstark. Allein schon dieser Auftakt: "Man muß weggehen können / und doch sein wie ein Baum: / als bliebe die Wurzel im Boden, / als zöge die Landschaft und wir stünden fest." Naturschilderungen, Trauer und Verlust, immer wieder Gedichte vom Unterwegs-Sein. Sprache und Tonfall sind sehr schlicht und ohne Bombast, treffen aber gerade dadurch. Immer wieder fühlte ich mich zum Lautlesen und Nachsprechen gezwungen, und zu manchen Gedichten bin ich mehrfach zurückgekehrt. Und ich werde dieses Buch sicher noch häufiger wieder zur Hand nehmen.

 

Reiner Kunze: sensible wege und frühe Gedichte
Einiges von Reiner Kunze kennt man ja aus dem Deutschunterricht. Habt ihr damals auch "Die Bringer Beethovens" im Deutschbuch gelesen und interpretieren müssen? Ich hatte damals eine Klassenkameradin, die hatte uns einen besonderen Schatz mitgebracht: einen Brief von Reiner Kunzes Frau, die "Bringer Beethovens" betreffend. Sie hatte den Autor angeschrieben und gefragt, was er mit dem Gedicht gemeint hatte. Der Brief seiner Frau war jedenfalls recht diplomatisch und dennoch sehr warmherzig, viel war von Farben die Rede, man könne halt nicht bei allen Dingen sagen, das sei schwarz und das weiß, der Regenbogen habe viele Farben. Es endete mit dem Wunsch, meine Mitschülerin möge offen für die Farben des Regenbogens bleiben.
Die Gedichte in diesem Band gehören eigentlich noch heute in jedes Deutschbuch und in jedes Geschichtsbuch. Es sind hochpolitische, oft sehr mutige Bestandsaufnahmen, Kommentare zu Ereignissen, über die man besser nicht redete, wie der Biermann-Ausweisung, da ist von Folter und Verhören die Rede, von Erziehungsmethoden, von den eigenen Kindern, aber auch von Freundschaft über die Sprachgrenzen hinweg, von der alles verbindenden Kraft der Musik. Kleine Beobachtungen aus dem Alltag zeigen, wie Angst im Osten funktionierte, etwa der Siebenzeiler "Am Briefkasten", in dem jemand bemerkt, dass er eine Briefmarke verkehrt herum aufgeklebt hatte. "Der kopf steht kopf" - ob das noch als Versehen durchgeht? "Am besten / ein neuer Umschlag".
Unbedingt empfehlenswert.

 

Mark Staats: Aufstieg einer Heldin
Eine herrliche Fantasy-Parodie, die ich jedem empfehlen kann. Erzählt wird die Geschichte eines Helden, eines so heldenhaften Helden, dass man sein Bild sogar als Rausreiß-Puzzle in der Zeitschrift "Hurra!" findet. Eine Zeitschrift, in der sehr sensibel auf Leserbriefe geantwortet wird wie zum Beispiel auf den einer jungen Elfe, die schreibet: "Er will nur meine Ohren." Dazu eine Prinzessin, die es satt hat, auf den rettende Prinzen zu warten, und sich kurzerhand selbst rettet, wobei das gerade in ihr erwachte Helden-Gen tüchtig hilft. Es geht um Abenteuer in einer Baumstadt, um schwule Drachen, um Armeeköche mit heftigem Eigenwillen und Abneigung gegen das Kämpfen, um eine neue Form der Temperaturmessung, um Erfindungen und ein Liebespaar der besonderen Art. Ein Buch, das einfach nur Spaß macht. Daumen hoch.

 

Ursula Schmid-Spreer/Kerstin Lange (Hrsg.): Schreibaffären

 

Die Welten von Thorgal: Thorgals Jugend I - Die drei Schwestern

 

Sabrina Železný: Kondorkinder - Die Suche nach den verlorenen Geschichten

 

Sabrina Železný: Kondorkinder - Der Fluch des Spiegelbuchs

 

Titus Müller (Hrsg.): Gedichte schreiben und veröffentlichen
Ein Buch, das ich im Antiquariat fand und für einen Schnäppchenpreis bekam. Insgesamt steht nicht unbedingt viel Falsches drin. Aber ich fand es auch nicht allzu berauschend. 70-80 Prozent handeln allgemein vom Veröffentlichen, also Tipps, die man als Prosaschriftsteller auch schon tausendmal so oder so ähnlich gehört hat. Dass man für seine Veröffentlichungen nichts bezahlen soll und dass man sich bei der Verlagssuche und beim Anschreiben einer sorgfältigen Recherche befleißigen sollte, stimmt. Die Ratschläge für die Gestaltung einer Lesung oder das Verfassen und Versenden einer Pressemitteilung sind ebenfalls 1:1 aus dem Ratschlagsrepertoire für Prosa- und sonstige Autoren übernommen. Der Anteil des Buches, der wirklich dezidiert auf das Phänomen Lyrik eingeht, ist also sehr dünn. Und zumeist schwach und banal.
Im einleitenden Kapitel "Wie man gute Gedichte schreibt" listet Herausgeber Titus Müller Reimarten, Versmaße und Stilmittel auf. Das ist akribisch und sicher auch mit Fleiß gemacht, auch wenn sich das heutzutage jeder aus dem Internet zusammenkopieren kann. Jedoch sagt einem diese lexikalische Übersicht weder, wie man Gedichte macht, noch wie man gute Gedichte macht. Das Zeug wäre als Anhang zum Nachschlagen ja ganz nett, aber nicht als Einleitung und schon gar nicht als Ratschlag. Thema verfehlt. Außerdem gibt es als Anhang schon ein weiteres Nachschlagwerk, das die wichtigsten rhetorischen Figuren auflistet. Ebenfalls nicht lyrik-spezifisch.
Sehr interessant fand ich das von Kai Lüftner geschriebene Kapitel "Lyrik als Dienstleistung: Geld verdienen mit Gedichten". Auch und gerade weil es so kurz ist und ziemlich ernüchternd herüberkommt. Mehr als Werbetexter und Verfasser von bezahlten Geburtstags- oder Silberhochzeitsgedichten, eventuell noch das professionelle Slammen fällt dem Verfasser nämlich auch nicht ein ... Ebenfalls interessant ist der Beitrag von Nico Bleutge und Anton G. Leitner, die sich um eine Standortbestimmung der deutschen Lyrik bemühen und einen Ausblick ins neue Jahrtausend wagen (das Buch erschien 2001). Ob die Betrachtungen einem jungen Nachwuchs-Lyriker beim Abfassen des eigenen Werkes helfen, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Absoluter Höhepunkt war für mich das "Lyriksplitter-ABC von Theo Breuer, der zu jedem Buchstaben des Alphabets einen lyrikspezifischen Eintrag verfasste - von A wie Avantgarde bis Z wie "Zwischen den Zeilen". Das ist amüsant zu lesen, oft sehr hilfreich und immer literarisch ansprechend formuliert. Tilman Rau mit seinem Kapitel über Slam Poetry zieht ein ernüchterndes Fazit: "Die Lyrik hat's schwer auf der Slambühne, weil sie eigentlich nicht für den Slam gemacht ist. Man muss nur die Reaktionen auf ein Gedicht mit denen auf eine unterhaltsame Kurzgeschichte vergleichen." Ja, die Lyrik, die ich meine, ist auch nicht unbedingt slamtauglich. Auch wenn es da natürlich ganz andere gibt.
Es ist unfair, ein zwölf Jahre altes Buch nach den Selbstverständlichkeiten von heute zu beurteilen. Insofern bitte ich, meine Schelte über Autorengemeinplätze wie Verlagssuche nicht auf die Goldwage zu legen. Vielleicht musste man es damals den Lyrikern noch einmal gesondert sagen, wie sie Lesungen gestalten, Pressemitteilungen schreiben und Verlagsnamen recherchieren sollten. Aber dass man nicht dichten lernt, indem man ein Lexikon der Stilmittel liest, dürfte auch damals schon gestimmt haben.

 

Rena Larf: Mord zwischen Bille und Serrahn

 

D.W. Schmitt: Perlamith 3 - Lichtstrand

 

 

August

 

Hellmut Flashar: Aristoteles, Lehrer des Abendlandes
Hellmut Flashar ist einer der ganz großen in der Aristoteles-Forschung. Ein Autor, der mich im Philosophie sehr gut durch das Werk des Stagiriten geleitet hat. Auch dieses Buch mit dem Titel "Lehrer des Abendlandes" hat mir sehr gut gefallen. In unprätentiöser Sprache und mit einem großen Überblickswissen breitet Flashar die Welt des Aristoteles vor dem Leser aus. Hier geht es nicht um einige Spezialaspekte seines Werkes, sondern um eine Gesamtübersicht, sodass nahezu alle Wissensgebiete der damaligen Zeit durchstreift werden. Man erfährt also Biographisches und Hintergründe zur Athener und Makedonischen Politik genauso wie Flashar sich mit philosophischen Traditionen beschäftigt, in denen Aristoteles stand oder an denen er sich abarbeitete. Es geht um die Naturwissenschaften jener Zeit und die empirische Forschung, aber auch um Aristoteles als Verfasser grundlegender Schriften der Geistes- und Sozialwissenschaften. Das alles in gut zu handhabenden Portionen und gut strukturiert. Für den Anfänger eine gute Einstiegslektüre. Und für jemanden, der sich schon länger mit dem Philosophen befasst, ein Buch, das vieles neu ins Gedächtnis ruft, anders beleuchtet und immer mal wieder für Aha-Erlebnisse sorgt. Empfehlenswert.

 

Mark Brandis: Geheimsache Wetterhahn
Der letzte Band der 31-teiligen Mark-Brandis-Serie. Noch immer hat die Erde an den Folgen der Ikarus-Katastrophe zu leiden. Nun manipulieren skrupellose Kriminelle auch noch das Wetter - in einer Zeit, in der jede Missernte dem Planeten den Todesstoß geben kann. Hauptziel des selbsternannten Wettergottes scheint die Vernichtung der Vereinigten orientalischen Republiken zu sein, über die er eine tödliche Dürreperiode verhängte, während er es auf die Felder der Europäisch-Afrikanisch-Amerikanischen Union erntefördernd regnen lässt. Den Republiken scheint nur ein einziger Ausweg zu bleiben: Krieg, um Nahrungsmittel zu erobern. Da gerät Mark Brandis auf die Spur eines geheimnisvollen Phantomsatelliten.
Die Geschichte ist spannend und routiniert erzählt. Etwas unglaubwürdig erscheint allerdings die Art, wie Brandis aus zwei halben Wörtern in zwei zufällig mitgeschnittenen Funkspruchfragmenten das über Leben und Tod entscheidende Codewort zusammenbastelt und auf diese winzig kleine Chance auch noch sein Leben setzt. Große Abzüge gibt es für den Anfang, der ähnlich wie bei "Kurier zum Mars" ein zielloses Herumstochern zu sein scheint und etwas vorbereitet, das später überhaupt nicht zum Tragen kommt. John Harris, Brandis' Mentor und Vorgesetzter, wird nämlich entführt und durch eine perfekte Kopie ersetzt. Und dies geschieht, ohne dass es irgend eine Folge für den Verlauf der Geschichte hat. Wie kann das sein, dass man eine Person von solcher Machtfülle, einen Menschen, dem von allen Seiten uneingeschränktes Vertrauen entgegengebracht wird, einfach vom Spielfeld nimmt und dann vergisst, dass man es getan hat? Der Autor schrieb doch seinen Roman nicht als Zeitschriftenfortsetzungsgeschichte ...

 

Mark Brandis: Aufbruch zu den Sternen
Ein kleiner Leckerbissen für Brandis-Fans: Nach Abschluss der offiziellen 31-bändigen Mark-Brandis-Serie veröffentlichte der Wurdack-Verlag als 32. Band eine Sammlung von Kurzgeschichten aus dem Brandis-Universum. Man findet darin zum Beispiel die Geschichte "Aufbruch zu den Sternen", in der sich der jugendliche Brands als blinder Passagier auf ein Raumschiff schleicht, um sich auf der Venus zum Astronauten ausbilden zu lassen. Oder die Geschichte von Iwan Stroganow und seiner Geliebten Masha, in der eine pünktliche Heimkehr darüber entscheiden soll, ob die beiden heiraten. Meine Lieblingsgeschichte ist "Floby Dick", eine Erinnerung an die Zeit nach der afrikanischen Katastrophe, als menschliche Bewusstseine als Bauteile für Maschinen verwandt wurden. "Floby Dick" ist so ein versprengtes, einsam durchs All irrendes Raumschiff mit menschlichem Bewusstsein, das eines Tages ins Visier eine FLOB-Jägers gerät.
Eine neue Variation des Gehirnwäsche- und Kunstmenschen-Themas, das sich durch die Serie wie ein roter Faden hindurchzieht, bietet "Der Egomat", eine Geschichte über William Xuma und dessen Bruder Tom, der von den Vereinigten Orientalischen Republiken gefangen und mit einem neuen Gehirn versehen wurde - Pech für Egomaten ist allerdings, dass Xuma schwarz ist und sein neues Bewusstsein das eines extremen Rassisten. "Der "Wyatt-Earp-Faktor" beschwört die gute alte Westernromantik wieder hervor. Es geht um einen absolut zielsicheren Roboter, der jedes Duell gewinnt. Besiegt wird er durch einen robotpsychologischen Trick in guter alter Mark-Brandis-Tradition.
Etwas verwirrend fand ich die letzte Geschichte, "Heimkehr eines Astronauten", in der ein verirrter Raumfahrer nach schier endlosem Aufenthalt im All - 99 Jahre - zur Ede zurückkehrt. Seine gesamte Besatzung ist umgekommen, nur seine unterwegs geborene Tochter Ruth kann er zur Erde zurückbringen. Irgendwie bringe ich dieses Unter-den-Sternen-geboren-und-Aufgewachsen-Sein nicht mit der Ruth O'Hara unter einen Hut, die ich in den 31 Bänden zuvor kennen gelernt habe.

 

Ernst A. Schmidt / Manfred Ullmann: Aristoteles in Fes
Ein recht dünnes Büchlein, das sich mit der arabischen Überlieferung des Werkes von Aristoteles, genauer gesagt seiner Nikomachischen Ethik, befasst. Im einleitenden Text wird kurz auf die Fundorte und den Erhaltungszustand der gefundenen Schriften eingegangen, am Schluss gibt es eine textkritische Diskussion und einen Versuch, die richtigen Lesarten zu finden. Den Löwenanteil machte der Mittelteil aus, in dem die arabischen Textfragmente in lateinischer Umschrift dargeboten werden, es folgt jeweils eine kurze Übersetzung und der entsprechende griechische Text beziehungsweise die griechischen Varianten. Ohne Arabisch lesen zu können, hat mir doch ein wenig die arabische Schrift gefehlt. Kam mir irgendwie komisch vor, nur die kursive Umschrift zu sehen. Der Einblick in die Überlieferung war sehr interessant, vor allem, da die orientalischen Gelehrten offenbar an vielen Stellen sorgfältiger und wortgetreuer bei der Abschrift vorgegangen sind. Trotzdem ein Buch, das ich nicht jedem empfehlen würde, sondern wirklich nur Philologen, die sehr tief in den griechischen Text eintauchen und in Zweifelsfragen ein einzelnes Wort genauer beleuchten wollen.

 

Charles Baudelaire: Die Blumen des Bösen (Reclam)
Sehr destruktive und schwarze Inhalte in traditioneller, beinahe zierlicher Form, klassische Versmaße und Reime inklusive. Nicht ohne Grund ein Klassiker. Die Übersetzung scheint recht gut gelungen, vor allem weil die Übersetzerin sich auf die strenge Form einlässt und sich nicht auf eine Sinnwiedergabe in freien Versen beschränkt. Das Nachwort hätte umfangreicher ausfallen können, ein Kommentarteil fehlt, der Informationsgehalt ist also recht gering. Schade, da hätte ich mir mehr gewünscht.

 

Terenz: Der Eunuch (Reclam)
Nette antike Verwechslungskomödie. Es geht um einen jungen Mann, der sich bei seiner Geliebten einschleichen möchte. Am günstigsten erscheint ihm das in der Rolle eines Eunuchen, denn einen solchen hatte er ihr ja schon lange versprochen. Ein Geschenk, mit dem er auch den reichen Nebenbuhler glorreich auszustechen gedenkt. Das Ganze ist recht lustig und hat schließlich ein Happy End, bei dem auch der reiche Trottel eine freundliche Behandlung findet. Und der Schmarotzer, der sich mit Schleimereien ganz gut über Wasser hält, ist ebenfalls eine sehr einprägsame Figur mit tiefen Einsichten in die menschliche Psyche.

 

Nikolai von Michalewsky: Wintersturm ... in Böen dreizehn
Entdeckung im Antiquariat, die ich nicht liegen lassen konnte. Ein spannender Jugendroman über einen Bergungsschlepper und seine Besatzung. Sehr authentische Schilderungen des Bordlebens. Und ganz schön fies, wie die Mannschaft ihre Konkurrenz austrickst, um als erste beim Wrack zu sein. Da wird mit harten Bandagen gekämpft.

 

Nikolai von Michalewsky: In gefährlichen Tiefen. Grüner Auftrag für "Fortuna"
Noch ein Antiquariatsschnäppchen und Jugend-Abenteuer. Geschichte über einen deutschen Taucher, der einfach nur im Mittelmeer seine Ruhe haben möchte und ab und zu einen gut bezahlten Auftrag erledigen will. Eines Tages will ihn eine Umweltschutzorganisation engagieren, um versunkene Giftfässer zu finden und zu bergen. Doch das gefällt einigen Leuten gar nicht, und es wird lebensgefährlich. Sehr fesselnd geschrieben.

 

Frank Lauenroth: New York Run

 

Ludwig Bauer: Orplid
- Der heimliche Maluff
- Orplids letzte Tage
Orplid ist vielleicht dem einen oder anderen von euch durch Eduard Möricke bekannt. Im "Maler Nolten" kommt ein Theaterspiel vor, das "Der letzte König von Orplid" heißt. Und vielleicht kennt ihr auch Mörickes Gedicht "Gesang Weylas": "Du bist Orplid, mein Land, / das ferne leuchtet ..." Orplid war eine Art frühes Fantasy-Königreich, das Möricke und sein Freund Ludwig Bauer in ihrer Jugend gegründet haben. Es gab auch einmal ein Taschenbuch, das Peter Härtling herausgegeben hatte und in dem die Orplid-Texte beider Autoren versammelt waren: Briefe, Gedichte und eben auch drei Dramen, von denen Mörickes "Letzter König" vollständig, die beiden von Bauer jedoch nur in Auszügen abgedruckt waren. Damals, vor rund 25 Jahren, hat mich das ziemlich gewurmt. Und als ich nun im Internet den Band mit den beiden Bauer-Dramen entdeckte, habe ich gleich zugegriffen. Das Buch ist schon ziemlich betagt, es erschien zum 100. Geburtstag Mörickes und enthält außer den beiden Dramen auch noch ein paar Anmerkungen Bauers zu Orplid.
Im "Heimlichen Maluff" geht es darum, dass ein Nachbarkönig Orplid angreifen will, was aber durch ein Wunder verhindert wird. In "Orplids letzte Tage" bricht die Bevölkerung der Insel ein Tabu, nämlich indem sie beginnt sich für Schifffahrt zu interessieren. Die Götter erfüllen daraufhin die alte Prophezeiung und lassen Orplid untergehen. Am Leben bleibt lediglich der König, dem es bestimmt ist, noch lange einsam auf der Insel zu leben. Das Stück erzählt also gleichsam die Vorgeschichte zu Mörickes Drama "Der letzte König von Orplid". .
Sehr interessant, wenn auch nicht gerade ein Pageturner. Das Buch hat durchaus seine Längen. Als Lektüre also eher denen zu empfehlen, die sich näher mit Orplid oder Mörickes Welt befassen möchten. Wer es nur zum Vergnügen in die Hand nehmen möchte, dem sei abgeraten.

 

Selma Meerbaum-Eisinger: Blütenlese (Reclam)
Ein beeindruckendes Büchlein. Zarte Verse, traurige Gedanken, Naturbeobachtungen. Einziges Werk, Frühwerk, Hauptwerk, zugleich Fragment und vollendet ... Ganz erstaunlich reif, was diese junge jüdische Frau dort schrieb, bevor sie, nur achtzehnjährig, im Jahr 1942 am Fleckentyphus starb, im Arbeitslager, wohin sie und ihre Familie deportiert worden waren. Ein besonderes Buch, werde es nicht vergessen.

 

Julie Zeh: Treideln
Wow! Klug, frisch, rotzfrech - so müssen Frankfurter Poetikvorlesungen gehalten werden. Lesebefehl an alle!

 

Hans Kruppa: Schenk dem Tag ein Lächeln
Es ist unfair, Hans Kruppa direkt nach Selma Meerbaum-Eisinger zu lesen. Er kann dadurch nur verlieren. Seine Gedichte sind nicht schlecht, meist mehr Aphorismen, meist darüber, wie es denn wäre, wenn wir Menschen uns einfach mal anständig benehmen würden, wenn wir unseren Mitmenschen freundlich, unseren Gefühlen ehrlich und unseren Gedanken mutig begegnen würden. Ja, wäre schön. Und schön ist das Buch auf jeden Fall geworden, die herrlichen Illustrationen, der tolle Einband. Ein schönes Geschenkbuch eben. Ein Lächeln für den Tag.

 

Alexis Kivi: Die sieben Brüder
Wie das "Kalevala" das finnische Nationalepos ist, so sind diese "Sieben Brüder" der finnische Nationalroman. Erzählt wird die Geschichte von sieben Brüdern, die nicht zur Schule gehen und nicht Lesen lernen wollen. Bärenstarke Kerle sind sie fast alle, gutherzig aber manchmal entsetzlich tollpatschig, leicht zu provozieren, manchmal auch einfach vom Pech verfolgt. So verpachten sie den elterlichen Hof und ziehen hinaus in die Wildnis, um hier ein neues Gehöft zu gründen. Eine Familiengeschichte der etwas anderen Art. Und ein Ausflug in die Welt der finnischen Sagen und Geschichten. Humorvoll, oft tragikomisch, aber doch eine ernste Geschichte. War gut.

 

Michael Buttler: Die Bestie von Weimar

 

Sabine Hartmann (Hrsg.): Gesalzene Morde

 

Wilhelm Herzberg: Das Hambacher Fest
Uraltes Buch, stammt aus dem Jahr 1908. Ich habe es 1995 zum ersten Mal gelesen, als ich mich auf meine mündliche Magisterprüfung vorbereitete, eines meiner Themen lautete nämlich "Das Hambacher Fest". Natürlich habe ich damals auch modernere Literatur herangezogen, aber dieser alte Schinken war für mich doch der beste Begleiter durchs Studium. Einfach, weil der Verfasser eine ungeheure Materialfülle zusammengetragen hatte. Originaldokumente, literarische und publizistische Texte, Gerichtsakten, Flugblätter und dergleichen, dazu wurde sehr anschaulich die Vorgeschichte herausgearbeitet, die Bedingungen damaliger Politik, die Herkunft und Ziele der Protagonisten. Kleine Ereignisse am Rande, Details, Anekdoten, Liedtexte und Auszüge aus den Reden, der Werdegang der Hambacher nach dem Fest ... Das war nicht nur übersichtlich, detailreich und im großen Zusammenhang dargestellt, sondern dabei auch sehr anschaulich. Kein Wunder, dass für mich jetzt, als ich mich für meinen historischen Roman "Freiheitsschwingen" erneut in das Hambach-Gefühl hineinlesen wollte, kein anderer als der alte Herzberg-Text infrage kam. Also, falls ihr ihn irgendwo im Antiquariat herumliegen seht: Nehmt ihn mit, es lohnt sich.

 

 

September

 

Erik Schreiber (Hrsg.): Geheimnisvolle Geschichten: Steampunk

 

Nicolo Macchiavelli: Lorenzo il Magnifico / Lorenzo der Prächtige
Zweisprachige dtv-Ausgabe, ein Auszug aus Macchiavellis "Geschichte von Florenz". Antiquarischer Zufallsfund. Die Geschichte ist nicht uninteressant, eine sehr beeindruckende Persönlichkeit zweifellos. Nur eine 2/3-Seite Anmerkungen und ein dreieinhalbseitige Nachwort sind allerdings ziemlich wenig. Dafür gibt es noch eine knapp zweiseitige Bibliographie.

 

Peter Hereld: Das Geheimnis des Goldmachers
Ein historischer Roman, der in meiner Heimatstadt Hildesheim spielt. Robert "der Schmale" ist einer der wenigen Überlebenden des "Kinderkreuzzugs". Er geriet in Gefangenschaft, wurde einem reichen Orientalen verkauft, hat dort Jahre zugebracht und konnte nun flüchten. Zusammen mit seinem arabischen Freund Osman kehrt er nach Deutschland zurück. Eigentlich wollen die beiden nach Köln, doch nach ihrer Ankunft in Bremen müssen sie nun in Hildesheim einen Zwischenstopp machen. Dabei begegnen sie Albertus Magnus, der hier im Auftrag des Papstes alchimistische Studien betreibt und nach einem Weg suchen soll, Gold herzustellen. Als wenig später der Goldmacher entführt wird, sind die Fremden natürlich die ersten Verdächtigen. Zumal die Inquisition bereits ein Auge auf die seltsamen Morgenländer geworfen hat. Robert und Osman haben nur eine Chance: Sie müssen Albertus finden und seine Entführer zur Strecke bringen, bevor sie selbst gefasst werden.
Der Roman zeugt von großer Sachkenntnis und akribischer Recherche. Peter Hereld kennt vermutlich jeden Stein im mittelalterlichen Hildesheim. Und auch die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse in der Stadt wirken gut recherchiert und mit Liebe zum Detail ausgeführt. Etwas anstrengend sind die vielen Tempusfehler, da der Autor konsequent den Gebrauch des Plusquamperfekts vermeidet. Gibt es denn bei Gmeiner keine deutschsprachigen Lektoren? Unangenehm ist auch, dass der Name Jesus Christus ständig falsch dekliniert wird ("Gelobt sei Jesu Christi!"). Ansonsten ein schöner Ausflug ins mittelalterliche Hildesheim, der mir viel Spaß gemacht hat.

 

Die großen Reden der Indianer. Hrsg. v. Renate Kiefer und Lenelotte Möller
Sehr umfangreiche Sammlung indianischer Rhetorik. Fast alles freilich überliefert von Weißen, das meiste später aus dem Gedächtnis aufgeschrieben. Und wenn überhaupt zuverlässig überliefert, dann auch nur in der Version, die die Dolmetscher weitergaben. Insofern alles Texte, die mit einem leichten Fragezeichen versehen sind. Davon abgesehen aber: Ein Lesebuch starker rhetorischer Literatur, die sich vor keinem antiken Redner zu verstecken braucht. Ein bisschen hat sich das Gleichgewicht anscheinend in Richtung der östlichen Stämme verschoben. Seneca, Shawnee, Irokesen und verwandte Nationen sind recht gut dokumentiert, vor allem durch bekannte Redner wie Sagoyewatha (Red Jacket) oder Tecumseh. Wohingegen mir die Plainsstämme recht dürftig vertreten vorkommen. Vermisst habe ich Joseph II. Vermisst habe ich Äußerungen der großen Lakotahäuptlinge. Aber was drin ist, ist gut.

 

Michael Krüger: Umstellung der Zeit
Ein sehr ruhiger, beinahe kontemplativer Gedichtband. An Haikus gemahnende Momentaufnahmen, unter denen ein Stück Ewigkeit hervorschimmert. Vieles kommt leicht daher und erst am Schluss findet man den kleinen desillusionierenden Haken, der aber doch wieder nur ein Teil des Ganzen ist und mit dazu gehört wie Amselgesang und Blätterrauschen. Es ist eine recht abgeklärte Sammlung, der Autor scheint viel erlebt und erfahren zu haben, und so schreibt er auch. Jemand, der weiß wovon er spricht. Leise, ohne die Stimme zu heben. Einer, der nichts mehr beweisen muss.

 

Jocho Yamamoto: Die Lebensweise eines Samurai. Aus dem "Hagakure" (Reclam)
Ein Einblick in das Leben und die Ideale der Samurai. Es ist ein Auswahlbändchen aus den ersten beiden Büchern des "Hagakure", der "Bibel der Samurai", das ich aus dem Libri-Prämienshop habe. Es geht um Gefolgschaftstreue, um korrektes Verhalten gegenüber seinem Herrn, um das Üben von Barmherzigkeit und Gnade, aber auch darum, wie man seinen Herrn am geschicktesten ermahnt. Hilfreiche Fußnoten. Ein vollkommen unzureichendes Nachwort - zwei Seiten für einen Text aus so einer fremden, fernen Welt und Zeit, das reicht einfach nicht. Insgesamt hochinteressant, wenn auch absolut nicht meine Welt.

 

Christian Lehnert: Auf Moränen
Ein Gedichtband, mit dem ich nicht ganz warmgeworden bin. Der Autor ist versteht sein Handwerk, er ist klug und hat viel gedacht, das merkt man. Und die in 23 Abschnitte gegliederte Dichtung "Nicht fester als Atemluft", die Zitate von Erich Mielke und aus Texten von und über ihn verwendet, ist sicher hochinteressant, ebenso wie die Virgilien, die auf Pauluszitaten aufbauen. Schlecht ist es nicht. Nur meins ist es auch nicht.

 

Ruggero Leo (Hrsg.): Große Geschichten vom kleinen Volk
So ein dicker fetter Ziegelstein - über so kleine Leute. Es geht um Hobbits, auch wenn das im Buch sicherheitshalber nicht gesagt wird. "Hobbits" sind als geistiges Eigentum Tolkiens noch nicht frei verwendbar, also wird hier im Buch konsequent von "Halblingen" geschrieben. Dass das Buch passend zum Kinostart des ersten Hobbitfilms erschien, wurde bei Basei-Lübbe aber wohl mehr als billigend in Kauf genommen.
Es ist ein edles Buch. Vornehmer Klappenbroschur-Umschlag mit erhaben geprägtem Titel in Gold, wunderschön illustriert und geschrieben von der Elite der deutschen Fantasy. Das Buch enthält 15 Geschichten, die zum Teil schon den Namen Kurzromane verdienen. Da ist Thomas Finns Geschichte von Fido Pfeifbock, der als "Held wider Willen" auf die Drachenjagd geht. Da ist der scharfsinnige Halblingsdetektiv Shloko Holmser, den Bernd Perplies gegen einen unsichtbaren Armbrustschützen ermitteln lässt. Alexander Lohmann lässt seinen Halbling das "Herz der Finsternis" suchen (Anmerkung: Der Name "Leuchmadan" für den Bösesten aller Bösen verdarb mir etwas den Lesegenuss. Ich las immer wieder versehentlich "Leuchtmade" und musste unwillkürlich an einen phoshoreszierenden Engerling denken ...). Linda Budinger erzählt die Geschichte einer Fehde zwischen zwei Halblingsdörfern und schickt zwei Vertreter dieser Dörfer in eine Gefahr, die sie jede Dorffehde vergessen lässt. Interessante Wesen, diese Gogler, von solchen magischen Gestalten mit Innenschale würde ich gern mehr erfahren. Wolfgang Hohlbein versetzt seine Halblinge sogar ins Milieu der Filmstudios, wo sich herausstellt, dass Orks auch ihre guten Seiten haben.
Ein rundum gelungener Band mit tollen Geschichten. Einziges Manko: Für einen notorischen Badewannenleser wie mich ist das Ziegelsteingewicht in der Hand ziemlich unbequem. Wer zu viel liest, den bestraft das Handgelenk.

 

Die Welten von Thorgal. Lupine 3: Das Reich des Chaos

 

Monica Davis: Nick aus der Flasche

 

Franz Grillparzer: Des Meeres und der Liebe Wellen (Reclam)
Tragödie um den Sagenstoff von Hero und Leander. Habs mir vor allem angeschafft, weil mich schon lange der Gedanke an Heinrich Laube beschäftigt hat, der ja seinerzeit als Chef des Burgtheaters - wider alle Erkenntnisse über griechische Architektur - im Tempel eine Treppe errichten lassen hat, um anhand des physischen Aufstiegs zu illustrieren, wie sich die Seele der schönen Hero erhebt. Da wollte ich doch mal die Tempelszene anschaun.
Wer von den alten griechischen Tragödien herkommt, wird das hier manchmal als zu überschwänglich und zu viel Gewimmer empfinden. Grillparzer ist einfach etwas zierlicher und märchenhafter. Wüsste zu gern, was Friedrich Hebbel aus dem Stoff oder aus der Libussa oder Sappho gemacht hätte.

 

Cyprian Norwid: Das Geheimnis des Lord Singelworth. Novellen
Kleines Hardcoverbändchen aus der Insel-Bücherei, illustriert von Barbara Müller-Wolf. Ich hab es mal in einer Bücher-Mitnahmestelle entdeckt, und da mich der Untertitel "Novellen" lockte, nahm ich es mit.
Vieles davon würde ich nicht als Novellen bezeichnen. Die "Schwarzen Blumen" zum Beispiel sind eher eine aneinandergereihte Sammlung von Anekdoten und Gedanken über den Tod. "Menego" handelt von einem Mann, der den Namen eines Jungen falsch ausspricht ("Menego" = Koseform von Domenicus; "me nego" = italienisch für: "Ich ertrinke") und damit unwissentlich eine Prophezeiung für sein eigenes Ende ausspricht.
Am besten haben mir die beiden letzten Geschichten gefallen. "Ad Leones" handelt von einem Bildhauer, der ein Christenpaar in der Arena bei ihrer Hinrichtung durch Löwen darstellen will. Das Steinbild ist halb fertig, als ein reicher Kunstkäufer in die Stadt kommt. Als sich das Gerücht verbreitet, der Mann sei Jude, lässt der Bildhauer das Kreuz aus den Händen der Frau lieber verschwinden und ersetzte es durch einen symbolträchtigen Schlüssel. Wenig später wirft der Bildhauer seine ganzen Pläne über Bord und passt sich immer mehr den Vorstellungen seines Kunden an. Zum Schluss wird aus dem Löwen zu Füßen der Christen auch noch ein Geldkoffer, dessen Schlüssel die tüchtige Hausfrau wohl verwahrt.
Schön auch die Titelgeschichte. Lord Singelworth ist ein wohlhabender und wohlgeachteter Mann mit einer kleinen sonderbaren Angewohnheit: Jeden Tag steigt er zur Mittagsstunde in einem Heißluftballon auf und bleibt ziemlich lange dort oben. Niemand weiß, was er dort treibt. Wissenschaftliche Forschung? Körperhygiene? Es werden Wetten abgeschlossen. Schließlich kommt eine Gesandtschaft aus Mitgliedern der verschiedenen Fraktionen zum Lord und verlangt vehement Auskunft ...

 

Hörbücher

 

Edith Nesbit: Die Macht der Dunkelheit
Edith Nesbit ist die Verfasserin einiger meiner liebsten Kinderbücher. Dass sie auch gruselige Sachen schreiben konnte, habe ich letztes Jahr aus dem Titania-Hörspiel "Das violette Automobil" gelernt. Auch "Die Macht der Dunkelheit" ist eine Horrorgeschichte, die ziemlich gruselig wirkt, vor allem wenn man sie wie ich nachts im Auto auf der Fahrt durch dunkle, einsame Waldgebiete hört. Dabei ist die Geschichte - oder besser: die beiden Geschichten, denn innerhalb der Story wird eine zweite erzählt - eigentlich recht simpel. Doch durch die Atmosphäre, die die Hörspielmacher erzeugen, entsteht eine enorme Schauerwirkung.
Worum geht es: Ein Künstler-Ehepaar entdeckt ein traumhaftes Haus am Meer. Die Frau verliebt sich sofort in das Haus, und es ist erstaunlicherweise für einen so geringen Preis zu haben, dass sich selbst die beiden recht armen Helden es leisten können. Sie sind glücklich. Allerdings gibt es einen furchtbaren Moment, als sie beim Erkunden ihrer neuen Heimat in einer Kapelle zwei Sarkophage entdecken, in denen zwei riesenhafte, böse Ritter liegen. Panische Angst ergreift die Frau. Der Mann empfindet nichts. Wenig später sind die Ritter vergessen. Die Frau verfasst eine Horrorgeschichte und kann sie sehr vorteilhaft an einen Verlag verkaufen. Am prasselnden Kaminfeuer liest sie ihrem Mann vor, was sie geschrieben hat. Es ist eine wahrhaft furchtbare Geschichte über einen Mann, der sich wegen einer Mutprobe nachts in einem Wachsfigurenkabinett einsperren lässt und dabei wahnsinnig wird.
Wenig später bricht die Nacht an, in der die Ritter, einem alten Aberglauben zufolge, lebendig werden und mordend durch ihren alten Besitz ziehen ...
Wie gesagt, beide Geschichten sind eher schlicht und geradlinig. Aber das, was die Hörspielmacher daraus geschaffen haben, ist einfach brrr.....

 

Hans Scheibner: Bevor ich abkratz, lach ich mich tot
Liebenswert und bösartig, lästerlich, humorvoll und mit einem scharfen Blick für allgemeinmenschliche Verschrobenheiten - Hans Scheibner ist ein kabarettistisches Urgestein, das ich in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren habe. Da musste ich zugreifen, als mir dieses CD in die Hände fiel. Und er kann's noch immer. Ob er von seinen eigenwilligen Reparaturarbeiten erzählt, bei denen immer "was über" bleibt, oder von dem kleinkarierten Nachbarn, der vor seinem Grundstück immer so sorgfältig harkt und bei dem es so herrlich viel Spaß macht, durch das "Geharkte" zu trampeln, oder ob er von seinem Freund den Tipp bekommt, doch einfach mal die Haustür zufallen zu lassen, um mit seinen Nachbarn ins Gespräch zu kommen - das alles ist gut beobachtet, weitergedacht und schließlich mit diesem kleinen absurden Schuss zu viel auf die Spitze getrieben, der einfach schön ist. Hat mir Spaß gemacht.

 

Jahresrückblick 2013, Teil I: Januar bis März
Jahresrückblick 2013, Teil II: April bis Juni
Jahresrückblick 2013, Teil IV: Oktober bis Dezember

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick 2013, Teil II

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 28 Dezember 2013 · 713 Aufrufe
Jahresrückblick

Der zweite Teil meines Rückblicks auf das Jahr 2013. Schreiberisch war ich nicht allzu fleißig in diesem Jahr. Ich habe zwei Romane angefangen, die ich nächstes Jahr beenden will. Zum einen den fünften Teil meiner Walkürenserie "Die Falkin", in der Valkrys sich erneut den Schrecken des Totenreichs stellen muss. Zum anderen einen historischen Roman unter dem Arbeitstitel "Freiheitsschwingen" über eine junge Frau in den 1830er und 1840er Jahren, die versucht, eine politische Zeitung zu gründen. Ansonsten erschienen Beiträge von mir in den vier Elfenschriften des Jahres, ich habe fünf Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht, und schließlich erschien am 24. Dezember mein Weihnachtsmärchen "Die Weihnachtseisenbahn" in der Hildesheimer Allgemeinen. Soweit meine Schreib-Bilanz.
Doch nun zurück zum Lesejahr. Das zweite Quartal 2013 bietet ein Gemisch aus Literatur-Klassikern, Comicalben und Kleinverlags-Phantastik. Erneut sehr übersichtlich. Aber in der Zeit von April bis Juni habe ich wenigstens etwas mehr rezensiert. Bei gut der Hälfte der Bücher findet ihr also einen Link auf eine etwas ausführlichere Darstellung. Vielleicht ist etwas für euch dabei. Viel Spaß beim Lesen.

 

April

 

Die Welten von Thorgal: Kriss de Valnor III - Einer Königin würdig

 

D.W. Schmidt: Perlamith II - Das Geflecht

 

Die Welten von Thorgal: Lupine II - Die abgeschnittene Hand des Gottes Tyr

 

Die deutsche Literatur in Text und Darstellung: Aufklärung und Rokoko (Reclam)
Eigentlich bin ich ein Fan des Reclam-Verlags, und ich liebe auch die Reihe "Die deutsche Literatur in Text und Darstellung". Wenn man sich allerdings intensiver mit Moses Mendelssohn befasst und immer wieder lesen muss, wie der große jüdische Philosoph bereits in der Generation der Klassiker/Romantiker systematisch aus der Literaturgeschichtsschreibung hinausgeschwiegen wurde, dann dreht sich einem der Magen um angesichts dieser mendelssohnfreien Literaturgeschichte. Immer wieder wird aus dem Briefwechsel Lessing/Nikolai/Mendelssohn zitiert, aber immer wieder sind es nur Texte mit Literaturbetrachtungen der beiden ersteren. Genug zur Literaturtheorie und zur Ästhetik hat der Mann ja wohl geschrieben. Und eine ganze Menge davon ist zum Beispiel von Schiller ziemlich dreist geguttenbergt worden. Wenn die nationalistische Literaturtradition so dominant ist, dass sogar eine so seriöse Literaturgeschichte wie die Reclamreihe da nicht tiefer bohrt, ist das schon bedenklich.

 

Das Gilgamesch-Epos (neue RUB-Übersetzung von Wolfgang Rölling)
Ja, die neue Übersetzung war wirklich nötig. Der alte, liebgewonnene Text von Albert Schott war einfach nicht mehr zu retten. Nicht, nachdem so viele neue Bruchstücke entdeckt worden sind. Ich lernte das alte Epos Mitte der 80er Jahre kennen, das war in der Zeit, als ich das Reclam-Regal in einer Hildesheimer Buchhandlung entdeckte und mir nach und nach die großen alten Epen zu Gemüte führte. Das war damals schon eine überarbeitete Schott-Übersetzung, der noch die alte Einleitung von 1934 beigegeben war, etwas gekürzt und ergänzt vom Herausgeber Wolfram von Soden. Vor fünf Jahren las ich die neue Maul-Übersetzung, jetzt also eine neue Reclam-Fassung von Wolfgang Rölling.
Der neue Gilgamesch ist mehr als doppelt so dick wie der alte. Er hat eine umfangreiche Einleitung, bietet zusätzlich Auszüge aus altbabylonischen Gilgamesch-Texten, einen Anmerkungsteil und ein Glossar. Das ist sehr komfortabel, man kann also recht gut damit arbeiten und lernt eine Menge. So weit, so gut.
Aber was haben die Macher dieses Buches eigentlich geraucht, als sie auf die Idee kamen, die zwölfte Tafel wegzulassen? Hallo? Wenn ich den Faust II kaufe, will ich auch kein Buch haben, in dem die abstruse Schlussszene weggelassen wurde, weil den Herausgebern ein Ende mit dem Tod Fausts stimmiger erschien. Natürlich ist das siebte Kapitel des vierten Buches Mose strunzlangweilig und aus erzählerischer Sicht katastrophal - aber das ist doch kein Grund, es aus der Bibel rauszuschmeißen.
Ja, natürlich, zugegeben, die zwölfte Tafel passt inhaltlich überhaupt nicht zu den vorhergegangenen elf Tafeln. Aber sie gehört dazu. In der Einleitung erzählt Herr Rölling permanent etwas vom "Zwölftafelepos". Warum wohl? Weil es nur elf Tafeln sein sollen?
Ein Übersetzer und Herausgeber hat nicht die Aufgabe, erzähltechnische "Fehler" oder Ungeschicklichkeiten seiner Quellen auszumerzen. Er hat treu und redlich den Text wiederzugeben, wie er vorliegt und wie er überliefert wurde. Wenn er dazu nicht bereit ist und lieber klüger als der Autor/die Autoren sein will, soll er doch lieber einen eigenen Gilgamesch-Roman schreiben. Es ist unfassbar.

 

 

Mai

 

Rousseau: Emile (Reclam)
Ein etwas über tausend Seiten starker Wälzer, der mich fast den ganzen Monat beschäftigt hat. Als Erziehungskonzept faszinierend. An einigen Stellen hat Rousseau sicher Recht, und ich denke auch, dass gerade das Leben in und mit der Natur dem Charakter eines jungen Menschen ausgesprochen förderlich ist. Vollkommen ausgeblendet wird jedoch, dass bei aller Verachtung des Adels und Reichtums eine solche aufwändige Erziehung und Ausbildung nur möglich ist, wenn die nötigen materiellen Hintergründe vorhanden sind. Anders ist es kaum möglich, einem Kind einen Erzieher an die Seite zu stellen, der es von der Geburt bis zur Heirat durchs Leben geleitet. Das ist sehr aufwändig und sehr beeindruckend. Aber auf einen Emile kommen ein paar hundert Bauern- und Handwerkersöhne, die ganz nebenhin aufwachsen. Und dass Emile sich gerade im Kontakt mit ihnen bilden soll, ist der hintenrum doch hineingeschmuggelte elitäre Kern dieser Lehre vom einfachen, unverkünstelten Leben fernab der großen Höfe und sündigen Städte. Dass die Dinge, die Rousseau über die Bildung von Frauen sagt, heutzutage einem weiblichen Homo sapiens unangemessen sind - geschenkt. Da war er ein Kind seiner Zeit. Und wir dürfen ihm schließlich auch nicht vorwerfen, dass er noch kein Internet und Handy in sein Konzept mit einbezog. Insgesamt: ein sehr interessantes Buch, das zum Nachdenken anregt. Und, das ist auch in der Erziehung das Wichtigste, Einzelheiten sollte man der Praxis anheimstellen.

 

Charlotte Engmann: Spiel mir das Lied vom Untod

 

Andrea Tillmanns: Der Tote am Zülpicher See

 

 

Juni

 

Stephan R. Bellem: Die Ballade von Tarlin

 

Storm 5: Der Kampf um die Erde
Comic-Klassiker, erneut in großartiger Aufmachung, Hardcover, hinten eingelegt ein separates, festeres Blatt mit einer Einzelszene, dazu gibt es einen ausführlicher Informationsteil. Die Geschichte selbst ganz okay, nicht herausragend, aber akzeptabel.

 

Siegfried Harmel (Hrsg.): Sagen vom Klabautermann.
Mit Illustrationen von Cornelia Harmel
Nettes kleines Buch, sehr schmal, halt etwas für unterwegs. Ich habs kostenlos aus dem Libri-Prämienshop bekommen. Liest sich recht schnell weg. Die Hälfte des Büchleins ist gefüllt mit Geschichten, es handelt sich um traditionelle, rechtefreie Texte, aus Sagensammlungen zusammengetragen, vieles kennt man schon, aber die Zusammenstellung ist recht nett. Die Bilder dazu sind sehr liebenswert und frech, haben mir Spaß gemacht. Die zweite Hälfte des Büchleins besteht aus einem Aufsatz über das Wesen des Klabautermanns, seine Herkunft und darüber, was man von ihm weiß bzw. erzählt. Das ist ganz brauchbar, allerdings auch an einigen Stellen ziemlich redundant. Hätte gut auch auf die halbe Seitenzahl gepasst.

 

Felix Woitkowski: Kollaboratives und literarisches Schreiben im Internet

 

Karsten Kruschel: Vilm - Das Dickicht
Die Geschichten über den Regenplaneten gehen weiter. Und fast noch besser als in den ersten beiden Büchern. Man erfährt viel Neues über die eigenartige Symbiose der Vilm-Kinder, die ja merkwürdige Doppelwesen sind, zusammengesetzt aus einem Zweibeiner menschlicher Herkunft und einem vierbeinigen vilmischen "Eingesicht". Der Leser erlebt, was passiert, wenn eine der beiden Komponenten stirbt. Man begegnet "Nachträglich Zusammengesetzten", traurigen Wesen, die irgendwie weiterleben, aber doch nicht recht zu Hause sind in ihrer Doppelhaut. Besonders beeindruckend fand ich die Geschichte eines Menschen, der eine besondere Beziehung zu den "Regentauchern" einging, eine Begegnung, die nicht einmal die Vilmkinder glauben. Es geht um die Erforschung der sagenhaften "Supergestrolchs", das eine Hälfte des Planeten vollständig abriegelt. Auch die verschiedenen Machthaber - weltliche und geistliche - des Universums interessieren sich für diese Barriere. Und es gibt sehr unterschiedliche Versuche, sie zu überwinden. Bestürzende Entdeckungen und gefährliche Begegnungen warten auf die Eindringlinge.
Erneut ein Band voller nachdenklicher und poetischer Gedanken über die Regenwelt. Wenn irgendwann Tourismus ins All möglich und erschwinglich ist, will ich Vilm sehen.

 

Valerian und Veronique 13: Die große Grenze
Valerian und Veronique 14: Lebende Waffen
Valerian und Veronique 15: Die Kreise der Macht
Auch der fünfte Sammelband über die beiden Raum-Zeit-Agenten ist wieder großartig geworden. Die herrlichen Zeichnungen konnten mich schon vor Jahrzehnten begeistern. Und die neue Hardcover-Ausgabe mit den ausführlichen Einleitungen und Hintergrund-Informationen setzt Maßstäbe. Einfach schön.

 

Fabienne Siegmund (Hrsg.): Das Tarot
Eine sehr interessante Anthologie, für die jeder der teilnehmenden Autoren eine Tarotkarte zugeschickt bekam und darüber erzählen sollte. Dazu gibt es zauberhafte Illustrationen von Elke Brandt, Tatjana Kirsten und Chris Schlicht, die zu jeder Geschichte eine Tarotkarte gestalteten. Insgesamt eine sehr schöne Anthologie, die in Text und Bild eine Einheit bildet, so unterschiedlich die Autoren auch sein mögen. Mein Favorit ist die Geschichte "Samen" von Annika Sylvia Weber, die sich angesichts der Karte "Die Kraft" mit dem Unterschied zwischen Kraft und Stärke auseinandersetzt. Es geht um ein Zugunglück und um eine besondere Liebe. Sehr gefallen hat mir auch die Geschichte "Flaschendrehen", in der Ann-Kathrin Karschnick dem Rad des Schicksals eine moderne Gestalt gibt und ein Partyspiel in blanken Horror verwandelt. Auch die anderen Geschichten sind lesenswert. Eine Anthologie der besonderen Art.

 

 

Jahresrückblick 2013, Teil I: Januar bis März
Jahresrückblick 2013, Teil III: Juli bis September
Jahresrückblick 2013, Teil IV: Oktober bis Dezember

 

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Jahresrückblick 2013, Teil I

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 27 Dezember 2013 · 848 Aufrufe
Jahresrückblick

Ich habe lange überlegt, ob ich meinen Leserückblick auf das Jahr 2013 nicht lieber dritteln sollte, anstatt ihn in vier Teile zu zerlegen, wie ich es in den Jahren zuvor getan habe. Denn die Portionen sind klein dieses Jahr, ich hatte gerade in den ersten drei Quartalen recht wenig Zeit zum Lesen ... Es war ein Jahr, das mir so ziemlich alle Energiereserven abverlangt hat, die ich überhaupt noch irgendwo versteckt hatte. Sowohl was meine Familie angeht als auch meine Arbeit als Autor.
Wie sich die Crewliste der Hartmanns verändert hat, steht in der Zueigung zum ersten Nestis-Buch, Einzelheiten gehören nicht ins Netz, seht es mir also bitte nach, wenn ich darüber hier nicht mehr schreibe.
Zu meiner Autorenexistenz kann ich hier immerhin festhalten, dass ich dieses Jahr reichlich Veröffentlichungen hatte. Im Februar kam mein Roman "Das Serum des Doctor Nikola" im Wurdackverlag heraus. Im Mai erschienen zwei Anthologien, bei denen ich jeweils als Mit-Herausgeberin fungierte: Zusammen mit Andrea Tillmanns organisierte ich "Mit Klinge und Feder", die Fantasy-Anthologie der Phantastik Girls, die bei Ulrich Burger erschien. Und als Partnerin der Verlegerin Monika Fuchs gab ich "Autorenträume", ein besonderes Lesebuch, heraus. Im Oktober war es dann so weit, dass "Nestis und die verschwundene Seepocke" das Licht der Welt erblickte. Ein Meermädchenroman, verlegt von Monika Fuchs und illustriert von Olena Otto-Fradina, dem sich vor drei Wochen noch ein Nordsee-Weihnachtsmärchen-eBook anschloss: "Nestis und der Weihnachtssand". Ich hatte dieses Jahr also jede Menge zum Korrekturlesen. Da blieb die weitere Lektüre manchmal auf der Strecke.

 

Doch nun zum Leserückblick auf das Jahr 2013. Vielleicht ist ja der eine oder andere Titel für euch dabei. Herausragend gute Bücher habe ich blau markiert, sehr üble Bücher rot. Hinter den Links verbergen sich ausführliche Buchbesprechungen, die ich im Lauf des Jahres geschrieben habe.

 

Januar

 

Pablo de Santis: Die Fakultät
Ein unglaublich gutes Buch. Magischer Realismus in höchster Perfektion, kafkaesk und klug, eine bissige Universitätssatire und zugleich ein sprachliches und erzählerisches Kunstwerk. Ich hatte im Jahr zuvor bereits den Roman "Die Übersetzung" aus de Santis Feder gelesen und war hin und weg. Auch die "Fakultät" hat mir sehr gut gefallen.
Es geht um einen Autor, von dem niemand so richtig beweisen kann, ob er überhaupt existiert, der aber gleichfalls eine Art Nationalheros ist. Die Deutungshoheit über das Werk dieses "Homero Brocca" hat ein recht angesehener, zumindest geltungssüchtiger Professor, der dessen Manuskripte wie einen Drachenhort bewacht und aus dem einzigen von Brocca erhaltenen Werk und dessen tausend und abertausend überlieferten Varianten eine wissenschaftlich fundierte Ausgabe zusammenstellen will. Aber da sind noch ein paar eifersüchtige Literaturwissenschaftler, die ebenfalls ihre Fußstapfen in der Brocca-Forschung hinterlassen möchten. Unter anderem eine Wissenschaftlerin, die behauptet, einmal etwas mit diesem Heros gehabt zu haben. Hinzu kommen Universitätsintrigen, Fälschungen, nächtliche lebensgefährliche Expeditionen in einsturzgefährdete Universitätsarchive, Morde und die heimlichen Besuche des Professors in einer Irrenanstalt, aus der er gut ausgestattet mit Manuskriptfragmenten zurückkehrt. Und gibt es diesen Brocca vielleicht doch ...?
Einfach nur großartig. Unbedingte Leseempfehlung.

 

Storyolympiade: Masken
Die 25 besten Beiträge zur Storyolympiade. Ich kenne die nicht ausgewählten Beiträge ja nicht, aber ich glaube schon sagen zu können, dass diese 25 Geschichten würdige Siegertexte sind. Ich fand die Texte insgesamt ernster und düsterer als bei den vorigen Wettbewerbs-Anthologien. Auch das Cover sehr düster-dramatisch. Aber richtig gut. Mein persönlicher Lieblingsbeitrag ist "Madame in 31" von G.K. Nobelmann. Die Geschichte eines Hoteldiebs, der sich in das Zimmer einer augenscheinlich reichen älteren Dame schleicht und ... brrrr ... nein, der Schluss ist zu gänsehauterregend, als dass ich ihn hier erzählen könnte. ;-) Sehr gut gefallen haben mir auch die Geschichte "FBM" von Günter Wirz - in einer Zukunftsgesellschaft ist "Bodymorphing" total angesagt, ein Ehepaar geht zur Retroparty im Stil der Jahrtausendwende als Shakira und Arnold Schwarzenegger - und "Spiel nicht mit den Kellerkindern" von Manuela Obermeier - sehr böse.

 

Christoph Schulte: Die jüdische Aufklärung
Eine sehr gute Überblicksdarstellung, die zeigt, dass außer dem Leuchtturm Moses Mendelssohn noch zahlreiche andere Denker in der jüdischen Welt der Aufklärung existierten. Detailliert wird das Verhältnis zur Toragelehrsamkeit und der Umgang mit dem Talmud dargestellt, man erfährt einiges über das Spannungsverhältnis zur Kabbala und zum Chassidismus, vor allem, dass jüdische Religionsgelehrsamkeit eben nicht nur Gegensatz zur Aufklärung sondern auch Wurzel oder Schwester der Philosophie war. Einige Namen sind noch bekannt, Saul Ascher etwa, dem Heine in der "Harzreise" ein ironisches Denkmal als "Vernunftdoktor" gesetzt hat und dessen Buch über die Wartburgfeier ich mal im Studium gelesen hatte (Seine Schrift über "Germanomanie" war dort verbrannt worden, ein trauriges Kapitel ...). Leopold Zunz dürfte einigen noch durch seine Bibelübersetzung ein Begriff sein. David Friedländer ist noch recht bekannt. Salomon Maimon und Lazarus Bendavid habe ich mir mal auf die To-do-Liste gesetzt. Insgesamt ein sehr umfangreiches Panorama der jüdischen Aufklärung, das Zusammenhänge gut und übersichtlich darstellt, von großem Hintergrundwissen zeugt und dabei trotzdem gut lesbar ist. Klug, und doch spannend, leicht lesbar, ohne dabei simpel zu werden.

 

Erik Lorenz: Liselotte Welskopf-Henrich und die Indianer
Die Lebensgeschichte einer großen Schriftstellerin und auch sonst eines außerordentlich bemerkenswerten Menschen. Eine Frau mit starkem Charakter und stark entwickeltem Gerechtigkeitsgefühl, mit Mut, Durchsetzungsvermögen und einer gewissen menschlichen Integrität, dabei eine Wissenschaftlerin, die etwas von ihrem Fach verstand und sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen ließ. Das kommt auf jeden Fall rüber. Die Organisation des Buches freilich, die Gesamtdarstellung und der nur schwer auffindbare rote Faden machen die Lektüre zu einer Enttäuschung.
Man weiß nie so recht, wo man sich eigentlich befindet und ob das vorliegende Werk nun eine Biographie, eine Materialsammlung und Textdokumentation oder eine Zusammenstellung von Essays über die Autorin und eine Interpretation ihrer beiden bekannten Mehrteiler ist. Der Untertitel nennt das Buch zwar "Eine Biographie", aber schon der Beginn des Vorworts - geschrieben von ihrem Sohn Rudolph Welskopf - kündigt an, man werde in die "Werkstatt" der Autorin blicken. Es folgt ein "Prolog", ein autobiographischer Text Liselotte Welskopf-Henrichs, in dem sie sich an ihre Mutter und ihre ersten Begegnungen mit Indianern in Büchern erinnert.
Hierauf folgt ein 30-seitiger Essay über die Autorin als Wissenschaftlerin, Autorin und Mutter, angefeatured mit einer etwa einseitigen Darstellung eines lesenden Jungen aus dem Jahr 2010, der gern Skateboard fährt, sich aber nun über einen "alten, vergilbten Indianerschinken aus der DDR" hermacht. Immerhin werden hier zum ersten Mal ein paar biographische Daten und Ereignisse geboten. Aber das recht gerafft, an die Schulzeit schließt sich die Promotion an, die Nazizeit wird sehr knapp in fünf Zeilen abgehandelt, das ganze Leben in sechseinhalb Seiten, dann hebt der Autor erneut an und widmet sich ihrer wissenschaftlichen Arbeit in der DDR. Es folgt ein fünfeinhalbseitiger Text unter der Überschrift "Eine couragierte Frau", hier geht es um Welskopf-Henrichs Haltung gegenüber der DDR-Regierung zum Beispiel beim Thema Ungarnaufstand und Prager Frühling. Dann plötzlich im nächsten Kapitel ein drastischer Zeitsprung zurück, unvermittelt befindet man sich nun doch noch in der bisher ausgesparten Nazizeit, man erlebt die Autorin und ihren Mann im Wderstand und erfährt etwas darüber, was denn nun Dichtung und was Wahrheit ist im Roman "Jan und Jutta".
Von da aus dann, genauso plötzlich, der Sprung über den großen Teich, jetzt also geht es um den Sechsteiler "Die Söhne der großen Bärin". Leider erfährt man so gut wie gar nichts zu den verschiedenen Entwicklungsstufen des Werkes, auch die Infos zum Hintergrund sind dürftig. Wer etwas über die "Söhne" wissen will, ist mit dem Wikipedia-Artikel wesentlich besser bedient. Zumal der Löwenanteil des Bären-Kapitels auf eine reine Inhaltsangabe hinausläuft. Das wertvollste in diesem Kapitel ist erneut ein beigegebener autobiographischer Text der Autorin. Auch bei der Behandlung der Pentalogie "Das Blut des Adlers" besteht ein Großteil des Textes aus Inhaltsangaben.
Recht interessant sind immerhin der Vergleich von "Über den Missouri" mit Charles Eastmans "Ohijesa" und der Abschnitt über die Verfilmung der "Söhne" und die Haltung Welskopf-Henrichs dazu. Auch die Beziehungen der Autorin zum American Indian Movement (AIM) sind sicher interessant, wenn auch keine großen Überraschungen darin zu finden sind.
Aber bei allem wünscht man sich doch mehr Zusammenhang und Ausführlichkeit. Das ganze Buch macht den Eindruck des Zusammengestückelten: Überall wurden Themen angerissen, nirgends ausführlich bearbeitet oder zu Ende gebracht. Dieses Buch zu lesen vermittelt das Gefühl, vor einem Fernseher zu sitzen, wenn jemand anderer die Fernbedienung in der Hand hat: Immer wenn man gerade in einem Stück des Films "angekommen" ist, wird unvermittelt zu etwas völlig anderem umgeschaltet. So begrüßenswert es ist, dass es eine Biographie über Liselotte Welskopf-Henrich gibt, ich hätte mir doch ein etwas weniger wirres Buch gewünscht.

 

 

Februar

 

Günter Abramowski: Vom Turm (Gedichte)

 

Henry Miller: Wendekreis des Krebses
Absoluter Klassiker, sehr viel Leben drin. Das Buch ist mir in meiner Bibliothek wie von ungefähr in die Finger gefallen, und ich musste einfach mal wieder reinschauen. Schöne Sprache, es wirkt immer noch. Auf Dauer fehlt mir allerdings die "Geschichte", es sind halt mehr Situationen, Anekdotisches, kein Roman.

 

Pia Biundo: Alle Zeit der Welt

 

Otfried Preußler: Die kleine Hexe
Kinderbuchklassiker, den ich jetzt erst gelesen habe. Ich gestehe freimütig, dass ich mir das Buch angeschafft habe aufgrund der hochgekochten Diskussion um das "Entschärfen" politisch unkorrekter Stellen. Und da wollte ich sicherheitshalber noch ein Original bunkern, in dem "Negerlein" und "durchwichsen" steht.
Hm, ja, und was sagt uns dieses Buch nun? Mein Fazit: Preußler wäre auch in meiner Kinderzeit nicht mein Fall gewesen. Ist alles so "möchtegern-kindchengerecht". Wenn ihr mich fragt: Ich finde am Wort "Negerlein" den Bestandteil "Neger" nicht halb so schlimm wie das "lein". Diese Verniedlichung hätte mich auch schon als Kind angewidert. Nein, die Geschichte mag ja ganz nett sein, aber diese Sprache rollt mir die Zehennägel hoch.
Ich denke übrigens nicht, dass man Toleranz fördern und Rassismus bekämpfen kann, indem man Wörter verbietet. Nazigesocks kann das Wort "Schwarzer" genau so verletzend aussprechen wie das Wort "Neger". Bedeuten tut beides etymologisch das gleiche ...
Ach ja, und das Wort "durchgewichst" kommt in der "kleinen Hexe" nicht vor, das muss ein anderes Preußler-Buch sein. Habe aber keine Lust mehr, noch eines zu lesen.

 

März

 

Thilo Corzilius: Der Herr der Laternen

 

Andrea Tillmanns: Das magische Trio 1: Geister im alten Gemäuer

 

Herta Müller: Vater telefoniert mit den Fliegen
Ein Buch, das mir sehr viel Spaß gemacht hat, für das man sich aber auch sehr viel Zeit lassen sollte. Gedichte ohne Zeilenumbruch, gestaltet aus Zeitungsausschnitten, man findet viel Sinn, Tiefsinn, Nebensinn und Widersinn, manches verblüfft, und viele Bilder und Formulierungen sind so surreal, dass sie großes Kopfkino in Gang setzen. Dinge, die eigentlich gar nicht zusammen passen, ergeben hier erstaunliche Kombinationen. Das ganze ist durch die Klebetechnik nur langsam zu lesen und braucht einiges an Konzentration. Und gewöhnlich bemerkt man erst beim letzten Wort, dass sich da doch etwas reimt, immer nur am Schluss, und dann fängt man nochmal von vorn an und erkennt ein Metrum ... Eben kein Buch für Bequeme.

 

Peter Dehmel (Hg.): Die Erde und die Außerirdischen
Eine Anthologie, die Geschichten polnischer Science-Fiction-Autoren enthält. Ich fand sie vor allem stilistisch interessant. Denn obwohl es eine Übersetzung ist, spürte man doch sofort an der Sprache, dass es sich um keine Texte aus dem 21. Jahrhundert handelte. Das klang alles ein wenig gravitätisch, behäbig, eben nach SF aus der Großvaterzeit. So wirkt auch die Technik ein wenig betagt und die Probleme, auch wenn durchaus bedrohlich, doch eher betulich. "Die Hand" von Zbigniev Prostak und "Die Schaufensterpuppe" von Jacek Sawaszkiewicz haben mir am besten gefallen. Insgesamt eine sehr interessante Sammlung, die mir aber doch recht fremd geblieben ist.

 

Mark Brandis: Zeitspule
Ein wunderlicher Wissenschaftler, der sich fernab der Menschheit und unbehelligt von Ignoranten seinen Forschungen widmet, so etwas gehört zum Standardpersonal der Science Fiction. In diesem Roman ist das verkannte Genie ein Fachmann für Zeitforschung, lebt auf einer einsamen, geheimen Station im All und hat ein Gerät entwickelt, mit dem man in die Vergangenheit blicken kann. Für die Erde werden diese Forschungen plötzlich zur Überlebensfrage. Nur mit dem "Praeteroskop" lässt sich eine verschwundene Formel wiederfinden, die die Zucht von Superweizen ermöglicht - nach der Ikarus-Katastrophe die letzte Chance, die Ernährung der Erdbevölkerung zu gewährleisten. Doch der Forscher will sein Gerät nicht herausrücken. Seine Befürchtung: In den Händen von Verbrechern wäre es eine furchtbare Waffe ...
Die Geschichte ist nicht unbedingt ein Glanzpunkt der Serie, aber auch nicht der schlechteste Band. Routiniert erzählt, spannend geschrieben, technisch vielleicht nicht unbedingt nachvollziehbar - aber welche Erfindungen aus SF-Romanen lassen sich schon ohne weiteres nachbauen? Der Einblick in die Geschichte Trojas und den Kampf zwischen Hektor und Achill ist eine recht hübsche Idee. Die Geschichte des "Zufallsfundes" gefiel mir weniger. Einfach zu viel Zufall, das hätte ich mir besser vorbereitet gewünscht.

 

Mark Brandis: Die Eismensch-Verschwörung
Verschwörungen mit Unterstützung durch Kunstmenschen haben in der Mark-Brandis-Serie eine gewisse Tradition. Erst war es der "Homo Factus", später die MOBs und FLOBs, nun also "Eismenschen", deren einzige Achillesferse zu große Hitze ist. Und um den neuen Menschen mit dem nötigen Hass auf das System zu impfen, wird ihm das Bewusstsein des gerade hingerichteten Chemnitzer implantiert. Mark Brandis' Erzfeind ist wieder da. Zum letzten Mal.
Die Geschichte ist gut erzählt und recht spannend, läuft mit einiger Schlüssigkeit auf das Ende zu und ist - wenn man erstmal akzeptiert hat, dass diese ultimative Kampfmaschine keine Wärme verträgt - auch recht logisch und genießbar. Sehr gut hat mir das Ende gefallen, als der Eismensch gerade dadurch enttarnt wird, dass ihm die "Achillesferse" der Menschen, nämlich die Gefühle, fehlen. Ein gut vorbereiteter und hochdramatischer Abgang für Chemnitzer. Friede seinem Schmelzwasser.

 

Eoin Colfer: Artemis Fowl 8 - Das magische Tor

 

 

Hörbücher

 

Mark Brandis: Sirius-Patrouille I
Mark Brandis: Sirius-Patrouille II
Eine gewohnt hochwertige Hörspielproduktion mit gewohnt guter Umsetzung der Romanvorlage. Akustisch ein Leckerbissen, ein sehr opulenter Ohrenschmaus, der viel Weltraumfeeling vermittelt. Wie im ersten Teil des Uranus-Hörspiels ist es durchaus gelungen, ein Brandis-Hörspiel ohne bzw. weitgehend ohne Brandis zu gestalten. Vielleicht ist das psychologische Moment des Kompetenzgerangels an Bord im Buch ein wenig intensiver dargestellt, die Kampfszenen und allgemein das Gefühl für Raumgestaltung vermittelt das Hörspiel weitaus sinnlicher.
Hier kann man allenfalls sehr auf hohem Niveau meckern. Etwas missfallen hat mir die unterwürfige, beinahe piepsige Sprechweise Martin Seebecks. Dass der Mann kein Astronaut ist und sich daher an Bord nicht auskennt, ist klar. Auch ein wenig Zurückhaltung, um aus der Distanz zu beobachten, ist vollkommen in Ordnung. Aber ein Pulitzerpreisträger muss nicht betteln, dass man ihn an Bord lässt. Ein einfaches "Danke, dass Sie es möglich gemacht haben" hätte gereicht. Und außerhalb von Schusswechseln und komplizierten Manövern kann er sich durchaus auf Augenhöhe mit seinen jeweiligen Gesprächspartnern unterhalten.

 

 

Jahresrückblick 2013, Teil II: April bis Juni
Jahresrückblick 2013, Teil III: Juli bis September
Jahresrückblick 2013, Teil IV: Oktober bis Dezember

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick IV: Oktober bis Dezember 2012

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 31 Dezember 2012 · 789 Aufrufe
Jahresrückblick

Und hier das letzte Viertel meines Leserückblicks auf 2012. In den Monaten Oktober bis Dezember standen vor allem phantastische Sachen auf dem Programm. Und dank meines Herbsturlaubs auf Helgoland hatte ich auch mal wieder Muße für dickere Schinken. Viel Spaß beim Lesen.

 

Oktober

 

Ulrike und Michael Stegemann: Weihnachtsmann auf Diät

 

Andrea Tillmanns: Der kleine dicke Pinguin

 

Ludolf Wienbarg: Tagebuch von Helgoland
Der Helgolandklassiker schlechthin. Und eigentlich habe ich meine erste Helgolandreise im Jahr 1997 auch nur unternommen, um Ludolf Wienbargs Insel kennen zu lernen. Wenn ich auf dem roten Felsen bin, gehört das "Tagebuch" auf jeden Fall ins Handgepäck. Das Vorwort kann ich fast auswendig. Die Geschichte von der kolossalen steinernen Sphinx und Forsetis rotem Altar, die hohen Wellen beim Ausbooten, die Badegästin mit den zierlichen Taschenthermometern en miniature ... Wirklich Wienbargs bestes Buch. Ein Buch, durch das der Seewind weht. Wenn ich mal ins Exil gehen müsste, diese Insel wäre nicht die schlechteste Ruhestätte, und das Tagebuch müsste mit ...

 

Antonia Michaelis: Solange die Amsel singt
Unheimliche Geschichte um einen reisenden Handwerksburschen, der in einem seltsamen Häuschen im Wald bei drei Mädchen unterkommt. Ein alter Entführungsfall. Zwei Morde. Wahnsinn und Geister aus der Vergangenheit. Wem kann der junge Man noch trauen? Sein Leben ist in höchster Gefahr ... Antonia Michaelis mal nicht von ihrer märchenhaften, sondern von ihrer bösen Seite. Was für ein Thriller!

 

Michael Böhnhardt: Das Luftschiff des Doctor Nikola

 

Suzanne Collins: Die Tribute von Panem II: Gefährliche Liebe
Suzanne Collins: Die Tribute von Panem III: Flammender Zorn
Nicht unbedingt schlecht geschrieben, die Folgebände fallen jedoch im Vergleich zum ersten Teil etwas ab. Wieder sehr grausam. Dass Prim am Ende stirbt, fand ich etwas an den Haaren herbeigezogen. Na gut, man kann's lesen, spannend ist es allemal.

 

Gundula Hubrich-Messow: Sagen und Legenden von der Insel Helgoland
Auch schon mehrfach gelesen. Diesmal habe ich das schmale Bändchen für meinen Aufsatz "Geisterstunde auf Helgoland", der in der Dezember-Elfenschrift erschienen ist, als Quelle benutzt. Einiges stimmt fast wörtlich mit Wienbarg überein, nur dass der älter ist. Wienbarg ist aber nicht als Quelle angegeben. Wenn man bedenkt, dass der Jungdeutsche das Buch 1838 veröffentlichte und sich der Vorfall mit dem spukenden Offizier ein Jahr zuvor zugetragen haben soll, dann muss wohl Wienbargs Tagebuch das Original sein und eine von Hubrich-Messows Quellen den alten Wienbarg-Text übernommen haben. Ich müsste mal in die Archive steigen und nachschaun, wer da geklaut hat.

 

Achim Hiltrop: Gallaghers Mission
Enthält die Romane:
Gallaghers Sturm,
Gallaghers Schlacht und
Gallaghers Sieg
und die Kurzgeschichte Krise auf Smirus
Schöne dicke Hardcoverausgabe, die mir auf dem BuCon in die Hände fiel. Drei spannende Weltraumabenteuer um einen Söldner und sein eigenwilliges, sprachbegabtes Raumschiff, das zu allem seinen Senf dazugeben muss. Die Dialoge zwischen Kommandant und dickköpfiger Maschine machen Spaß, vor allem als Trigger auch noch eifersüchtig auf Clous neue Freundin wird. Manchmal passieren etwas seltsame Zufälle, zum Beispiel als Clou einen jungen Mann trifft, der ihm helfen will und sich später als Neffe eines einflussreichen Mafiabosses entpuppt. Aber alles in allem eine gute Urlaubslektüre. Ich habe mich dabei keine Sekunde gelangweilt.

 

Bartholomäus Figatowski (Hrsg.): Der Basilikumdrache

 

Steve Gerlach: Rage

 

 

November

 

Meta Schoepp: Schiff auf Strand
Historischer Roman über Jakob Andresen Siemens, der das Helgoländer Seebad gründete. Sehr anschaulich schildert Meta Schoepp das harte Leben der Insulaner, deren einzige Nahrungsquelle, das Lotsenprivileg, zu schwinden droht. Ein Roman, der die bittere Armut, den mutigen Kampf mit der See, aber auch die Schattenseiten des Insellebens, etwa den hohen Alkoholkonsum, sehr deutlich zeigt. Die Autorin hat sich auf Helgoland nicht viele Freunde gemacht mit diesem Roman, in dem die Scheelsucht und die Gehässigkeit, mit der sich die Nachbarn gegenseitig belauerten, eine große Rolle spielt. Jeder, der etwas anders macht als die anderen, jeder, der auch nur einen Millimeter vom seit Jahrhunderten gegebenen Handlungsmuster abweicht, wird gnadenlos ausgestoßen aus der Gemeinschaft. Vor diesem Hintergrund zeichnet die Autorin den eigenwilligen, etwa düsteren Charakter des Schiffsbauers Siemens, der seine Vision eines Seebades zur Ernährung der Helgoländer Bevölkerung in die Tat umsetzen will. Ein sehr harter, realistischer Roman mit vielen Ecken und Kanten. Am Ende ist das Seebad gegründet, die Helgoländer haben eine neue Erwerbsquelle und müssen nicht mehr hungern, aber für Siemens gibt es kein Happy End. Lesenswert. Und auch das sehr ausführliche Nachwort, das sich auf die Spurensuche begibt und die dürftigen Informationen über die Autorin zusammenfasst, kann sich sehen lassen. Gehört in die Reisebibliothek jedes Helgolandfahrers.

 

Mitch Walking Elk: There will be no surrender - Ich werde mich nie ergeben
Lebensgeschichte eines Cheyenne-Musikers, der als Kind in eine weiße Schule zur Umerziehung von Indianerkindern gesteckt wurde. Eine Abrechnung mit dem Boardingschoolsystem, die zeigt, wie ein Volk systematisch ausgerottet und seiner Kultur beraubt werden sollte. Walking Elk erzählt, wie er mehr und mehr auf die schiefe Bahn geriet, erzählt von Gefängnisaufenthalten und Drogenkarriere, aber auch, wie er schließlich durch seine Musik und durch den spirituellen indianischen Weg aus der Abwärtssprirale herausfinden konnte. Sehr eindringlich und lesenswert.

 

Xenophon: Anabasis (Reclam)
"Thalatta! Thalatta!" Die Geschichte vom Zug der Zehntausend in einer gut kommentierten Ãœbersetzung. Ein paar Kernstellen kannte ich schon aus dem Griechischunterricht. War gut, das mal im Zusammenhang zu lesen.

 

Mick Zoch: Tiffany
Endlich mal wieder ein erotischer Roman ohne charismatische blutlose Untote mit langen Eckzähnen. ;-) Die Geschichte eines 19-jährigen Ich-Erzählers, der sich in eine 14-Jährige mit prächtigem Busen verliebt. Sehr gut getroffen der leicht arrogante Tonfall eines angehenden Philosphiestudenten, der viel gelesen hat und glaubt, schon jetzt die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Drogen, Medikamentenmissbrauch, die ersten sexuellen Erfahrungen der jungen, langsam selbstbewusster werdenden Tiffany. Das alles ist recht gelungen. Etwas unglaubwürdig, dass weder seine noch ihre Eltern jemals eine Bemerkung über das doch recht junge Alter der Titelheldin machen und den Erzähler zu etwas Verantwortungsgefühl ermahnen. Zumindest ein kumpelhaftes "Ich gehe davon aus, dass du weißt, was du tust" wäre ja wohl angebracht. Ein paar überflüssige Disco-Dialoge hätte ich gestrichen, das dramatische Ende kommt etwas plötzlich, und ein Korrekturleser hätte dem Buch gutgetan. Ansonsten: Falls ihr es in einem Antiquariat mal in die Finger bekommen solltet, greift zu.

 

Windfänger und andere Begegnungen
Schmale, gut in der Hand liegende Lyrik-Anthologie aus dem Sperling-Verlag. Das Coverbild und das Format gefallen mir sehr. Die Texte sind sehr unterschiedlich, ein paar echt tolle Gedichte, ein paar nicht ganz so gute und eines von mir.

 

Mark Brandis: Der Pandora-Zwischenfall
Eine Neuauflage für den "Homo Factus": Die Menschheit greift nach den Sternen, doch da der Weg so weit ist und der Flug so lange dauert, soll als "Stellvertreter" des Homo sapiens ein neues humanoides Kunstwesen auf die Reise gehen und die Expansion des Erdenvolkes vorantreiben. Mark Brandis ist als Ausbilder der "Muster" mit im Team und soll seine Schützlinge zu perfekten Piloten machen. Erst läuft alles großartig. Eine Freude für jeden Lehrer, so gelehrige Schüler zu haben. Doch bald stellt sich heraus, dass beim Konstruieren der Kunstmenschen einige angeblich unwichtige und schwächende DInge weggelassen worden sind, die den Menschen erst zum Menschen machen: Gefühle und Ethik sind im Programm dieser überlegenen Wesen nicht vorgesehen. Der Versuch, die Reißleine zu ziehen, bevor sich die neue Rasse ins All verbreitet, führt zur bewaffneten Auseinandersetzung im Weltall ...
Der Roman ist spannend und mitreißend geschrieben, wird erneut getragen von der Mark-Brandis-Ethik und vom humanistischen Weltbild der "Windjammerzeit" des Menschseins ... Etwas unglaubwürdig und ärgerlich allerdings, wie blauäugig Brandis auf zwei der Kunstmenschen vertraut, weil er bei ihnen die menschliche Regung der Dankbarkeit voraussetzt. Als ob man es nicht hätte kommen sehen.

 

Storm IV: Die grüne Hölle
Storm und Rothaar in einer Dschungelwelt und auf den Spuren einer darunter liegenden, hochentwickelten Zivilisation. Erneut ein beeindruckend gezeichneter und erzählter Comic-Klassiker in einer exquisiten Aufmachung.

 

Valerian & Veronique 11 (7): Das Monster in der Metro
Valerian & Veronique 12 (8): Endstation Brooklin
Valerian & Veronique 13 (9): Die Geister von Inverloch
Valerian & Veronique 14 (10): Die Blitze von Hypsis
Die Raumzeitagenten sind in der Gegenwart, also auf der Erde der 1980er Jahre, unterwegs. Herrlich humorvoll und dabei nachdenkliche Geschichten, die ihren besonderen Reiz durch die realen Hintergründe erhalten. Sehr erhellend die Gegenüberstellung von Fotos aus Paris und der Comicfassung der Schauplätze. Einfach zauberhaft.

 

Dezember

 

Mark Brandis: Metropolis-Konvoi
Der letzte Streich des Diamant-Asteroiden Ikarus: Beim erneuten Versuch, den Himmelskörper in Erdnähe zu schleppen, ereignet sich ein Unfall, und die Erde wird von einer undurchlässigen Wolke aus Weltraumschutt umgeben. Kein Sonnenlicht dringt mehr durch, die Landwirtschaft liegt darnieder, Ernten werden vernichtet, und der Kampf um die letzten Lebensmittel beginnt. Dabei zeigt sich auch, wie brüchig das Kunstgebilde EAAU ist: Der Staatenverband der Europäisch-Amerikanisch-Afrikanischen Union fällt auseinander, vor allem bricht die Versorgung der Hauptstadt Metropolis zusammen. Auf den Kontinenten ist sich jeder selbst der Nächste, und auch Lebensmitteltransporte aus dem All - immerhin gibt es noch die Kolonie auf der Venus und einen Außenposten auf dem Mars - sind allenfalls spärlich. Da bekommt Mark Brandis eine geheime Nachricht vom Uranus. Er soll einen Lebensmittelkonvoi leiten. Allerdings sind auch die Raumpiraten auf den Transport scharf ... Spannendes Abenteuer in bewährter Brandis-Qualität, lesenswert.

 

Ingeborg Bachmann: Anrufung des großen Bären
Einer ihrer beiden bedeutendsten Gedichtbände. Herb, zurückhaltend und trotzdem sehr ausdrucksstark. Das Ganze in einer schön aufgemachten Taschenbuchausgabe. Hat sich gelohnt.

 

Joachim Ringelnatz: Die Schnupftabackdose
Joachim Ringelnatz: Turnergedichte
Joachim Ringelnatz: Kuttel Daddeldu oder Das schlüpfrige Leid
Joachim Ringelnatz: Die gebatikte Schusterpastete
Joachim Ringelnatz: Taschen-Krümel
Joachim Ringelnatz: Geheimes Kinder-Spiel-Buch
Joachim Ringelnatz: Kinder-Verwirr-Buch
Schöne Hardcover-Ausgabe im Anaconda-Verlag, da konnte ich nicht gut dran vorbeigehen. Weiß gar nicht, wo meine alte Ringelnatzausgabe geblieben ist ... Jedenfalls war es ein schönes Wiedersehen mit der Schnupftabackdose und dem Briefmark, und natürlich passte das Weihnachtsfest des Seemanns Kuttel Daddeldu sehr gut in die Jahreszeit. Hat mir Spaß gemacht.

 

Voltaire: Candid (Reclam)
O weh, der arme Leibniz, was hat man hier aus seiner besten aller möglichen Welten gemacht. Candids Abenteuer sind schröcklich, aber dabei sehr amüsant zu lesen. Der Roman gehört völlig zu Recht ins Klassikerregal, wenn mir persönlich auch der Tonfall manchmal etwas zu selbstgefällig und gewollt witzig erschien. Aber auf alle Fälle lesenswert.

 

Antje Babendererde: Starlight Blues. In der Kälte der Nacht
Kriminalroman um einen indianischen Detektiv, der ein über zehn Jahre zurückliegendes Verbrechen aufklären muss. Ein junger Cree-Indianer wurde damals weitab jeder Siedlung erfroren im Schnee gefunden. Bei den neuen Ermittlungen wird schnell klar, dass damals einiges nicht mit rechten Dingen zuging. Eine oberflächliche Obduktion, verschwundene Fotos, keine Spurensuche am Fundort der Leiche, Polizisten, die nicht reden wollen. Und das Schicksal des erfrorenen Jungen scheint kein Enzelfal zu sein.
Sehr spannender, sachkundiger und gut recherchierter Roman nach einer wahren Begebenheit. Empfehlenswert.

 

Sonja Klima: Beziehungskisten. schonungslos und hoffnungsvoll
Ein schmales aber gehaltvolles Heft einer Hildesheimer Autorin, das ich kürzlich auf einer sehr gelungenen Lesung mitnahm. Liebevoll illustriertes Bändchen mit Lyrik und Kurzprosa rund um das Thema "Beziehungen", eine schöne Lektüre, auch wenn es natürlich noch schöner ist, sich die Texte von Sonja Klima selbst vorlesen zu lassen ...

 

Detlev von Liliencron: Gedichte (Reclam)
Nicht ganz mein Fall. Ich fand ein paar seiner Balladen wie "Trutz, Blanke Hans" oder "Pidder Lüng" sehr schön und dachte, in dem Reclamheft gäbe es mehr davon. Aber der Mann verbreitet sich für meinen Geschmack beim Dichten zu sehr über das Dichten selbst, mault über Leute, die ein bestimmtes Versmaß erwarten, kommentiert ständig, was er da schreibt, und dichtet sehr privat an andere Autoren. Einfach zu viel Metalyrik. Und der Rest hat mich auch nicht gepackt. Das mag lesen wer will, mir hats nicht gefallen.

 

Martha Schlinkert: Maxis erstes Jahr im Internat
Altes Kinderbuch, das mir auf einem Flohmarkt in die Hände gefallen ist. Ich hatte vor ca. 30 Jahren die Geschichte "Maxi kämpft um Niki" gelesen und fand's damals gar nicht so schlecht. Hier also die Vorgeschichte dazu. Nun ja, man hat sich inzwischen weiterentwickelt. ;-)

 

Erin Hunter: Warrior Cats I: In die Wildnis
Geschichte einer Hauskatze, die in die Welt des Waldes und der wilden Katzenclans gerät und sich schließlich als Krieger beweisen muss. Schönes, spannendes Jugendbuch, das einmal mehr beweist, dass sich ein Leser auch mit nicht-menschlichen Helden problemlos identifizieren kann. War gut.

 

Hörbücher

 

Linda Budinger: Herz aus Stein

 

 

Meine aktuelle Lektüre:

 

Storyolympiade: Masken
Große Geschichten vom kleinen Volk
Gunnar Kunz: Ruf der Walküren
Dazu nächstes Jahr mehr ...

 

 

Jahresrückblick I: Januar bis März 2012
Jahresrückblick II: April bis Juni 2012
Jahresrückblick III: Juli bis September 2012

 

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick III: Juli bis September 2012

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 30 Dezember 2012 · 740 Aufrufe
Jahresrückblick

Teil III meiner Lesefrüchte des Jahres 2012. Lyrik, Phantastik, Kinderbücher und Klassiker. Schaut doch mal rein. Viel Spaß damit.

 

Juli

 

Die Welten von Thorgal: Lupine 1 - Raissa

 

Guy N. Boothby: Pharos der Ägypter
Gruseliger Abenteuerklassiker aus der Feder Guy N. Boothbys. Ich habe ihn vor allem deshalb gelesen, weil ich ja eine Fortsetzung zu Boothbys "Doctor Nikola" schreiben sollte. So kam ich ein bisschen besser in die Welt des australischen Bestseller-Autors ein. Die Geschichte selbst ist schon ein gutes Stück Literatur. Ein ägyptischer Magier oder was auch immer knechtet den Geist eines Briten, mit dem es dann auch ein schlimmes Ende nimmt. Exotische Schauplätze, unheimliche Szenen, eine schöne Frau, eine abenteuerliche und vergebliche Flucht - also alles drin, was man für einen Schauerroman braucht.

 

Mark Brandis: Ikarus, Ikarus ...
Ein Weltraumabenteuer um einen Asteroiden, der die vermutlich größte und ertragreichste Diamantmine des Universums birgt. Jetzt soll der Himmelskörper, um die Edelsteine billiger abbauen zu können, verlegt und in Erdnähe geschleppt werden. Allerdings haben auch Kriminelle ein Auge auf den Ikarus geworfen und wollen den Asteroiden verschleppen. De Autor versteht sein Handwerk, die Personen und die zwischenmenschlichen Beziehungen während der Entführungsaktion sind erneut gut getroffen und sachkundig gezeichnet. Etwas unglaubwürdig sind ein paar Kleinigkeiten wie zum Beispiel der Roboter, der einen Diamanten mit seinem Stahlfuß zertritt. Und dass am Ende ein einziges Raumschiff, das kopfüber in einen Krater gerammt wird, den ganzen Asteroiden bewegen kann, kommt mir angesichts der Riesenlogistik im Vorfeld auch unglaubwürdig vor. Ansonsten: Ein tolles Weltraumabenteuer, das sich rasend schnell wegliest.

 

Mythenpunk. Die Storys zum Marburg-Award 2012
Der Storywettbewerb zum MarburgCon stand dieses Jahr unter dem Motto "Mythenpunk". Ein schönes Thema, das nicht nur mehr Autoren als sonst zur Teilnahme lockte, sondern auch sehr gute Geschichten ergab. So konnte der Verein diesmal ein richtiges Taschenbuch mit den Teilnehmerbeiträgen herausgeben. Ein echtes Schmuckstück. Wer's nicht gekauft hat, ist selbst schuld. Auf dem Siegertreppchen standen schließlich: 1. "Der Sagenborn" von Tedine Sanss, 2. "Sonderzug nach Vineta" von Sabrina Železný und 3. "Wunderschöne Jacobe von Baden" von Nina Sträter. Wobei mir der "Sonderzug nach Vineta" noch besser gefiel als der "Sagenborn", der mir zu wenig "Punk"-Elemente enthielt. Mein absoluter Favorit war allerdings die "Raue Nacht" (Holger Teckenburg), in der der uralte germanische Mythos von der wilden Jagd mit den beiden Merseburger Zaubersprüchen und dem urbundesrepublikanischen Wirtschaftswunder-Mythenfahrzeug VW Käfer verbunden wurde. Echt was fürs Herz, einfach toll.

Jules Verne: Reise durch das Sonnensystem
Ganz okay, vermutlich nicht gerade eines seiner Glanzstücke ... Ein Teil des Mittelmeers wird von einem Kometen aus der Erde herausgerissen und mitsamt ein paar Menschen unterschiedlicher Nationalitäten durch das Sonnensystem mitgenommen. Interessante Konstellation. Die Rückkehr ist jedenfalls etwas unglaubwürdig.

 

Michael Zoch: Kometen vom Fass
Michael Zoch: Wellenbrand
Michael Zoch: Andolina Stereo
Endlich mal ein Lyriker, der sich lohnt. Die "Kometen vom Fass" waren ein tolles Erlebnis, natürlich musste ich mir danach den Rest auch noch holen. Eines meiner spannendsten Literaturerlebnisse des Jahres. Lesenswert.

 

Rick Riordan: Percy Jackson 1: Diebe im Olymp
Fand ich ziemlich doof und langweilig. Nichts, was man nicht in "Harry Potter" oder anderen einschlägigen Jugendbüchern schon besser gelesen hätte. Ein Junge, der "anders" ist, Schulprobleme hat, von übermächtigen magischen Gegnern verfolgt wird und die Welt retten muss. Ron heißt hier Grover und ist ein Satyr. Hermine trägt den Namen Anabeth und ist Tochter von Pallas Athene. Überhaupt ist es schon mal Übelkeit erregend zu lesen, dass Athene eine Tochter haben soll, wenn man im gleichen Atemzug mitgeteilt bekommt, dass Hera als Schutzgöttin der Ehe natürlich keine Seitensprünge mit Menschen hatte und daher keine Halbgötter zur Welt brachte und dass Artemis, da sie ewige Jungfräulichkeit gelobte, ebenfalls keine halbgöttlichen Kinder hat. Athene, die den gleichen Eid leistete, ist also entjungert und Mutter - und Artemis nicht? Hä? Wo ist der Unterschied? Hätte zumindest thematisiert werden müssen. Außerdem heißt es nicht "im" Olymp, sondern "auf dem Olymp", und wieso die Heimat der griechischen Götter jetzt nach Amiland verlagert werden musste, will mir auch nicht in den Kopf. Immer wenn die Situation ausweglos erscheint und die Kinder beinahe tot sind, fällt Percy ins Wasser und erhält Superkräfte. Na toll. Einziger Lichtblick: Prokrustes als Bettenverkäufer, schöne Szene. Ansonsten: Schwach. Durchschnitt. Nichtssagend. Massenware von der Stange. Verzichtbar.

 

August

 

Ute Zimmermann: Kampf, Tod und die Erweckung des Helden. Zu den Walkürenvorstellungen der mittelalterlichen skandinavischen Literatur

 

Anne C. Voorhoeve: Unterland

 

Bergengrueniana I. Hrsg. v. Eckhard Lange

 

Fabienne Siegmund (Hrsg.): Die Einhörner

 

Rona Walter: Kaltgeschminkt

 

Die Welten von Thorgal - Kriss de Valnor II: Das Urteil der Walküren

 

Arthur Rimbaud: Une Saison en Enfer / Eine Zeit in der Hölle (Reclam)
Sehr ausdrucksstark. Ich fands etwas schwer reinzukommen, die zweite Hälfte und vor allem das letzte Stück haben mich dann aber doch reingezogen in diese eigenartige Welt. Empfehlung: auf jeden Fall laut lesen.

 

Paul Verlaine: Gedichte (Reclam)
Enthält "Fêtes galantes", "La Bonne Chanson" und "Romances sans paroles". Ganz okay, aber nicht meine Welt. Zu zierlich. Diese Maskenbälle und Feste. Commedia dell' arte. Dafür ein dickes Lob an den Übersetzer, der sich nicht gescheut hat, Verse und sogar Reime zu verwenden. Findet man nicht mehr so oft ... Auch ein gutes Nachwort.

 

Gunnar Kunz: Schnatzelschnapf

 

 

September

 

Die Welt in Gelb. Zur Neugestaltung der Universalbibliothek 2012
Reclamheft zur Neugestaltung des Reclam-Layouts. Ich fand's sehr interessant, mal die unterschiedlichen Outfits meiner Lieblingsklassiker vor Augen geführt zu bekommen. An das neue Weiß im Gelb werde ich mich wohl gewöhnen müssen. Wobei mein Lieblings-Layout immer das der Jahre 1969 bis 1988 bleiben wird. Zeitlos schön. War einfach prägend.

 

Jutta Richter: Der Hund mit dem gelben Herzen
Sehr stilles, nachdenkliches Buch über einen sprechenden Hund, sein verlorenes Herrchen, über Herrn G. Ott und seinen Garten. Ist das wirklich ein Kinderbuch?

 

Moses Mendelssohn: Phaedon oder über die Unsterblichkeit der Seele
Ich hatte mich ja letztes Jahr schon ein wenig mit Moses Mendelssohn befasst. Jetzt habe ich mir den Phaedon vorgenommen. Sehr kluges Buch auf den Spuren Platons. Drei Dialoge des Sokrates kurz vor der Hinrichtung. Schade, dass es keine moderne, ordentlich kommentierte Ausgabe davon gibt, nur so billiges, automatisch reingelutschtes Zeug von Verlagen, die die "Public Domain" ausschlachten. Hätte mir da doch ein paar Worte von einem Fachmann gewünscht.

 

D.H. Lawrence: Meistererzählungen
Der Titel stimmt. Die Geschichten sind wirklich meisterlich. Zum Teil sehr harte Storys. Lawrence hat einen scharfen Blick für psychologische Vorgänge und seziert seine Figuren mitleidslos. Mein absoluter Höhepunkt ist die Geschichte mit den beiden blauen Vögeln. Eine eifersüchtige Frau demontiert die Sekretärin ihres Mannes, indem sie sie einfach nur zum Tee einlädt. Am Ende ist das kleine Wesen vollkommen zerstört. Der letzte Satz ist einfach umwerfend. Ansonsten haben mir vor allem "Sonne" und "Der moderne Liebhaber" gefallen, "Die Frau, die davonritt" war mir für die Grundidee einfach zu lang und zu vorhersagbar.

 

Sabine Axnick: Quirina, die Wasserfrau
Hübsches, selbstgemachtes Märchenheft von einer Autorin, die ich auf der Homburger Buchmesse kennengelernt habe. Ich habe vor allem zugegriffen, weil an dem Heft eine selbstgehäkelte Meerjungfrau dranhing. Dazu gibt es ein nettes Märchen über ein Mädchen, das sich mit einer Wasserfrau aus einem Teich anfreundet. Ein schönes Mitbringsel.

 

 

Jahresrückblick I: Januar bis März 2012
Jahresrückblick II: April bis Juni 2012
Jahresrückblick IV: Oktober bis Dezember 2012

 

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick II: April bis Juni 2012

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 29 Dezember 2012 · 510 Aufrufe
Jahresrückblick

Hier der zweite Teil meines Jahresrückblicks. In den Monaten April bis Juni habe ich recht wenig gelesen, eine große Hörbuch-Enttäuschung erlebt und mich ansonsten mit Phantastik, Lyrik und Kinderbüchern befasst.

 

April

 

Andrea Tillmanns: Mimis Krimis # 1: Mimi und das gestohlene Foto

 

Michael K. Iwoleit: Die letzten Tage der Ewigkeit
Sechs Science-Fiction-Geschichten mit zum Teil sehr eigenwilligen Ansichten über die Welt von morgen. Sehr interessante Schilderungen über den künftigen Wissenschaftsbetrieb und philosophische Betrachtungen. Zum Teil etwas anstrengend zu lesen, aber nicht schlecht. Kein Buch für zwischendurch, sondern eines, das viel Aufmerksamkeit verlangt und verdient.

 

Antonia Michaelis: Jenseits der Finsterbach-Brücke
Geschichte eines Jungen aus einer armen Bergarbeiter-Familie in einer dreckigen Stadt, der es wagt, über die Finsterbach-Brücke zu gehen. Auf der anderen Seite der Schlucht findet er eine traumhafte Welt, in der ein anderer Junge lebt. Beide werden Freunde und müssen den Kampf gegen ein furchtbares Vogelmonster aufnehmen. Ein seltsamer weißer Ritter hilft ihnen dabei. Aber ist der Fremde wirklich einer von den "Guten"? Antonia Michaelis versteht es, Zauberwelten und bittere Realität auf eine fast magisch-natürliche Weise zu verbinden. Auf jeden Fall mehr als eine Kindergeschichte. Lesenswert.

 

Hörbuch

 

Kai Meyer: Arkadien fällt
Eine einzige Enttäuschung. Kai Meyer hatte in Arkadien erwacht eine großartige, zauberhafte Welt aufgebaut, hatte sich in Arkadien brennt noch um das Zehnfache gesteigert und einen atemberaubenden Thriller hingelegt, und jetzt das. Die Kulisse des sagenhaften Arkadien fällt in sich zusammen, als habe jemand einfach nur die Luft rausgelassen. Der großartig angelegte Tempel entpuppt sich als banaler Bodensatz eines Stausees. Die dämonischen Mafiapaten schleichen erschreckt davon, als ein Haufen Reporter einfliegt. Vieles wird einfach nur notgedrungen und simpel zu Ende gebracht, weil eben die Trilogie zu Ende ist. Schade. Kai Meyer hatte sich die Latte selbst mit dem zweiten Teil unvorstellbar hoch gelegt. Dieser Sprung blieb darunter. Schade.

 

 

Mai

 

Tomas Tranströmer: Sämtliche Gedichte
Beeindruckend, diese Sprache. Bis aufs Höchste verdichtet und offenbar jedes Wort eine halbe Ewigkeit abgewogen. Bilder, über die man noch lange nachdenkt. Es tut gut mitzuerleben, wie jemand tatsächlich mit und an der Sprache arbeitet. Große Hochachtung vor dem Übersetzer. Viele der Gedichte habe ich Tage später noch einmal zur Hand genommen, manche auch mehrfach noch einmal vorgeholt. Keine Lektüre für zwischendurch, man braucht sehr viel Zeit dazu. Aber es lohnt sich.

 

Andrea Tillmanns: Die Jagd nach der römischen Formel
Lokaler Kinderkrimi (Ermittlungsort: Zülpich) um ein Fundstück, das beim Umgraben eines Gartens nach oben kommt: Offenbar ist die seltsame Steintafel gar nicht so uninteressant, und prompt wird sie geklaut. Drei Kinder nehmen die Ermittlungen auf. Die Geschichte ist für Kinder ab 9 Jahre gedacht, spannend aber gewaltfrei, dabei gut geschrieben und lehrreich. Das Format (Crago-Taschenheft) ist für Hosentaschen geeignet (wenn auch nicht sehr stabil). Auch als kleines Geschenk sehr brauchbar.

 

Fabienne Siegmund: Sternenasche

 

Sueton: Nero (Reclam)
Schöne zweisprachige Ausgabe über den irren Kaiser ... Man hört im Hintergrund förmlich Peter Ustinov singen. Für Alt-Historiker ein Muss. Für alle anderen ein gut zu lesendes, spannendes Stück Geschichte. Sueton liest sich auch um einiges lockerer als Tacitus.

 

Carla Berling: Vom Kämpfen und vom Schreiben
Ja, Carla Berling hat recht: Schreiben hat viel mit Kämpfen zu tun, und man muss für seine Romane verdammt viel kämpfen. Fast jeder Schreibende dürfte, wenn er nur lange und ernsthaft genug dabei ist, ähnliche Erfahrungen gemacht haben: Falsche Freunde, Kollegen, die einen sitzen lassen, gute und schlechte Verleger und die Tücken der Schreibmaschinen oder heutzutage der Schreibprogramme. Köstlich und irgendwie typisch schon der Start mit der defekten Schreibmaschine, bei der das "e" hakte. Bei mir war's damals ein selbstgeschriebenes Textverarbeitungsprogramm, das mein Vater und ich in einem Urlaub Mitte der 80er in Dänemark ausgeklügelt hatten: Nach einer Stunde angestrengten Tippens stellte sich heraus, dass der Kasten das Komma als Steuerzeichen interpretierte. Er verschluckte jedesmal das Wort vor dem Komma, machte dann einen Absatz, wiederholte den Satz nach dem Komma zweimal und machte dann weiter. Mein Manuskript sah aus wie moderne Lyrik, und es war der Optik auch nicht gerade zuträglich, dass ich von da ab den Lattenzaun # anstelle des Kommas benutzte. Das Manuskript ging niemals zur Post ... Also, falls ihr selbst schreibt, ihr werdet in Carla Berlings Buch viel Bekanntes und Selbsterlebtes wiederfinden. Und falls ihr noch nicht schreibt aber mit dem Gedanken spielt, ein Buch zu verfassen, solltet ihr auch mal einen Blick hineinwerfen. Nur damit ihr hinterher nicht sagen könnt, es hätte euch keiner gewarnt. ;-)

 

Andrea Tillmanns: Lena lernt zaubern

 

Stig Ericson: Kleiner Wolf und die sprechenden Zeichen
Kinderbuch über einen Indianerjungen, der nach seiner Ankunft in der Reservation zur Schule gehen und Lesen lernen soll. Zufallsfund in der Bibliothek. Nicht schlecht, lässt sich gut lesen.

 

Ein Augenblick für Zwei. Gedichte

 

 

Hörbuch

 

Malcolm Max: Venedig sehen und sterben

 

 

Juni

 

Miriam Pharo: Section 3/ Hanseapolis: Schlangenfutter
Ein Mitbringsel von der Homburger Buchmesse. Ich hatte das Vergnügen, Miriam lesen zu hören, und konnte natürlich nicht ohne ein eigenes Hanseapolis-Buch nach Hause gehen. Die High-Tech-Zukunftswelt, in der ihr Ermittler-Duo agiert, hat es in sich: Nach einer Flutkatastrophe sind Hamburg und Lübeck zusammengelegt worden, ein Damm schützt die Metropole vor erneuten Besuchen des Meeres. Im Jahr 2066 müssen eine junge Polizistin und ihr etwas abgebrühterer Kollege, der von der neuen Begleitung zunächst gar nicht so erbaut ist, einen ziemlich ekligen Mord aufklären. Das Ganze nimmt immer größere Ausmaße an, schließlich muss eine Spezialeinheit übernehmen ... Die Geschichte ist spannend erzählt, verblüfft immer wieder durch neue Details aus der Zukunftswelt und erinnert durch die kleinen erläuternden Infos, die immer wieder in den Text eingeblendet werden, an die Kommentare des sagenhaften Reiseführers aus Douglas Adams' Anhalter-Bänden. In der Mitte gab es ein kleines Logikloch, als der Ermittler Elias plötzlich während einer Razzia in einem Kellergewölbe verschwindet und dann am Anfang des zweiten Abschnitts lange erklären musss, was er in der Zwischenzeit erlebt hat. Doch das ist der Spannung und dem Lesevergnügen nicht abträglich. Ich werde mir beizeiten den nächsten Band holen.

 

Ole Lund Kierkegaard: Gummi-Tarzan
Dänischer Kinderbuchklassiker, den ich in meinem Dänisch-Volkshochschulkurs lesen und übersetzen durfte. Hat sehr viel Spaß gemacht. Humorvoll, frech und fantasievoll erzählt, einfach schön. Wie haben uns schlappgelacht über den Faustschlag auf den Kopf des Affenkönigs oder über die verunglückte Fahrradfahrt und den Weitspuckwettbewerb. Nur die Moral von der Geschicht', das Ende ... Naja, so gehen solche Geschichten wohl immer aus.

 

Andrea Tillmanns: Mimis Krimis #1: Mimi und das chinesische Rätsel

 

Mark Brandis: Planetaktion Z

 

Uwe Timm: Der Schatz auf Pagensand
Geschichte einer Jungenbande, die mit einem abenteuerlichen, wracken Kahn die Sandbänke in der Hamburger Elbmündung erkundet. Die Sage von Störtebeckers Schatz hat schon die Phantasie vieler Kinder und Erwachsener beflügelt, doch nun ist einer der Schüler ganz sicher, dass er das Rätsel gelöst hat: Auf Pagensand muss der Schatz liegen. Unterwegs begegnen sie Stürmen, Schweinen, Verbrechern, der Polizei und einem beinahe waschechten König. Und es findet sich tatsächlich so etwas wie ein Schatz. Das Buch ist nicht zu Unrecht in die Junge Bibliothek der SZ aufgenommen werden. Ein einfach erzähltes, völlig ohne phantastische Elemente auskommendes Abenteuerbuch, das man schon zu den Jugendbuch-Klassikern rechnen kann.

 

Helmut Ballot: Das Haus der Krokodile
Wer als Kind die Serie mit Tommy Ohrner gesehen hat, hat bei dem Titel bestimmt schon Bilder vor den Augen, gelle? Beim Stöbern in der Bibliothek habe ich jetzt zufällig das Buch dazu entdeckt. Die Krokodilsbilder, das Mädchen, das ins Treppenhaus stürzte, und immer wieder diese Augen, die alles beobachten. Gruselig, stimmungsvoll, eine unvergessliche Atmosphäre. Beim Lesen des Buchs stellte sich das Gefühl von damals wieder ein. Okay, wenn man den Text vor Augen hat und das Tempo ein wenig herausgenommen ist, fallen einem auch gewisse Logikmängel und Ungereimtheiten auf. Aber so war die Zeit damals einfach.

 

Max von der Grün: Die Vorstadtkrokodile
Noch eine Krokodilsgeschichte aus meiner Jugend. Nach dem "Haus der Krokodile" und dem Gerede um die Neuverfilmung der "Vorstadtkrokodile" wollte ich es einfach wissen und zog mir den Kinderbuch-Klassiker nochmal rein. Nicht schlecht, ich fürchte bloß, dass heutige Kinder mit dem Buch gar nichts mehr anfangen können. Irgendwie tun die mir leid.

 

Charlotte Engmann: Die Rechnung wird mit Blut bezahlt

 

Haiku. Japanische Gedichte. Hrsg. v. Dietrich Krusche
Schöne Sammlung, viele Klassiker, sehr sachkundiges Nachwort. Mein besonderer Liebling ist Issa. Der lässt sich ja auch, wie es heißt, am besten in andere Sprachen übersetzen.

 

Jahresrückblick I: Januar bis März 2012
Jahresrückblick III: Juli bis September 2012
Jahresrückblick IV: Oktober bis Dezember 2012

 

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick I: Januar bis März 2012

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 28 Dezember 2012 · 800 Aufrufe
Jahresrückblick

Ein abwechslungsreiches, manchmal nicht ganz unbeschwertes Lesejahr neigt sich dem Ende zu. Hier das erste Viertel meiner Notizen über Lesefrüchte, Tops und Flops 2012. Vielleicht ist ja etwas für euch dabei:

 

 

Januar

 

Antonia Michaelis: Tigermond
Eine Variation der Sheherazade-Geschichte: Eine junge, gegen ihren Willen verheiratete Frau erzählt eine Geschichte. Verschränkt damit erleben wir die Abenteuer eines jungen Helden mit, der im Auftrag der Götter unterwegs ist und auf seiner Suche von einem wasserscheuen Tiger unterstützt wird. Ein abenteuerliches indisches Epos, bezaubernd und poetisch. Lesenswert.

 

Storm 2: Der letzte Kämpfer
Storm 3: Das Wüstenvolk
Comic-Klassiker in opulenter Aufmachung. Sehr edle Hardcover-Ausgabe von Splitter, mit viel Hintergrundinfos und jeweils einem Extra-Druck als Beigabe. Nicht ganz billig, aber lohnt sich.

 

Kerstin Groeper: Meine Mutter, der Indianer und ich
Geschichte über einen pubertierenden Jungen, der von der Schule fliegt und sich nach dem Umzug nicht nur mit der neuen Klasse, sondern auch noch mit dem neuen Lebensgefährten seiner Mutter auseinanderzusetzen hat. Ich bin eigentlich ein Fan von Kerstin Groeper, aber die Geschichte hat mich eher etwas verärgert. Die Wutanfälle des jungen Halbstarken, seine Schulprobleme und das Abrutschen auf die schiefe Bahn mit seinen neuen "Freunden" kommen eher stereotyp und klischeehaft daher und wirken wenig überzeugend. Und der Indianer an der Seite der Mutter hätte genau so gut ein Türke sein können, ohne dass sich der Verlauf der Handlung irgendwie geändert hätte, die Nationalität scheint völlig austauschbar. Einfach nur Durchschnitt. Schade.

 

Dee Brown: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses
Der Klassiker schlechthin, absolutes Muss für jeden, der sich mit Indianern befasst. Sehr eindringlich wird hier die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner erzählt. Ein Buch, das immer noch unter die Haut geht.

 

Valerian & Veronique 3: Das Land ohne Sterne
Valerian & Veronique 4: Willkommen auf Alflolol
Valerian & Veronique 5: Die Vögel des Tyrannen
Valerian & Veronique 6: Botschafter der Schatten
Valerian & Veronique 7 (9): Trügerische Welten
Valerian & Veronique 8 (10): Die Insel der Kinder
Comic-Klassiker, zauberhaft gezeichnet und mit sehr viel Humor und Liebe zum Detail erzählt. Einfach ein großes Stück Comic-Literatur. Die neue Ausgabe bei Carlsen setzt Maßstäbe. Edles Hardcover mit viel Hintergrundmaterial, macht einfach Spaß und ist jeden Cent wert.

 

Klaus-Peter Walter: Sherlock Holmes und Old Shatterhand

 

Elmar Engel: Crazy Horse, Häuptling der Oglala-Sioux
Lebensbeschreibung eines der wichtigsten Häuptlinge der Sioux. Zum Teil etwas zu gewollt poetisch/empfindsam geraten, aber ganz in Ordnung.

 

Emilia Jones: Sinnesrauschen I - Ginas Bar

 

Geschichtenweber: Der Fluch des Colorado River

 

Alexandra Walczyk: Die Gesichter der Steine. Bloß kein Indianer sein

 

Edgar Allan Poe: Im Wirbel des Maelström / Der Untergang des Hauses Usher / Die Grube und das Pendel (Reclam)
Ich habe mal wieder meine Punkte im Prämienshop bei Libri.de einlösen "müssen" und mir was Gutes gegönnt. Die drei Storys hat man zwar alle schon mal irgendwann in Sammlungen gelesen, es war aber gut, sie mal zusammen zu haben. Ansonsten: Ordentliche Ausgabe in bewährter Reclam-Qualität, sollte jeder Phantast zu Hause haben.

 

Konrad Dietzfelbinger: Pythagoras - Spiritualität und Wissenschaft
Darstellung eines der ältesten Philosophen und seiner Schule. Zum Teil etwas esoterisch angehaucht, aber sonst ganz brauchbare Übersicht. Hab's mit Gewinn gelesen.

 

Franziska Heinrich: Ferien mit den Falken

 

Die Rede des Häuptlings Seattle
Schöne Hardcover-Ausgabe im Anaconda-Verlag, ebenfalls ein Schnäppchen aus dem Libri-Prämienshop. Was man wissen sollte ist, dass das Büchlein außer der im Titel genannten Rede des Häuptlings Seattle auch Reden der Häuptlinge Red Jacket und Joseph II enthält. Gewünscht hätte ich mir einen Kommentarteil, immerhin gibt es aber bei Josephs Rede ein paar erläuternde Fußnoten (übrigens nicht die legendäre Rede: "Ich will nie wieder kämpfen", sondern die vom Januar 1879, abgedruckt im North American Review) und vorne im Buch die Quellenangaben, die verraten, wo die Ursprungsversion der jeweiligen Rede zu finden ist. Die Reden selbst sind auf alle Fälle große rhetorische Literatur, irgendwo auf der Linie zwischen Naivität und Weisheit. Lesenswert.

 

Friedhelm Wessel: Denn sie tragen das Leder vor dem Arsch
Teil meiner Recherche für eine Horrorgeschichte, die im Bergbau-Milieu spielt. Stammt aus der Bibliothek meines Onkels und war sehr hilfreich. Die Story trägt den Titel "Der schwarze Frosch" und wird mit etwas Glück nächstes Jahr erscheinen. Weitere Bergbauliteratur habe ich unten aufgelistet.

 

Antonia Michaelis: Das Geheimnis des 12. Kontinents
Sehr schöne Kindergeschichte über einen Waisenjungen, der in einem Spielzeugschiff mit einer Crew aus Zwergen aufbricht, um seine Eltern zu finden. Spannend, humorvoll und einfach toll.

 

Hans Fallada: Fridolin der freche Dachs
Ich liebe einfach Dachse. Diese Geschichte wurde von Hans Fallada eigentlich nur für seine Tochter geschrieben, aber es ist schön, dass sie dann doch veröffentlicht wurde. Eine Familie ist wenig begeistert von einem Dachs in der Nachbarschaft und versucht, das Tier loszuwerden. Nur das Nesthäkchen verbrüdert sich mit dem knurrigen Sonderling.

 

Antonia Michaelis: Das Adoptivzimmer
Geschichte eines Waisenjungen, der von einer Familie adoptiert wird. Aber er hat das Gefühl, dass er gar nicht als er selbst dort aufgenommen wurde, sondern als Ersatz für den verstorbenen Sohn des Ehepaars, mit dem er sogar einige Ähnlichkeit hat. Er findet ein geheimnisvolles Zimmer, das wie er selbst "nicht richtig dazugehört", und trifft dort den Verstorbenen. Es gilt, den Jungen zu befreien, damit er endlich ganz gehen kann, und ein geheimnisvolles Ungeheuer zu besiegen, das von der Trauer der Menschen lebt.

 

Hörbuch

 

Edith Nesbit: Das violette Automobil

 

Mark Brandis: Alarm für die Erde I
Die Umweltsünden der Vergangenheit rächen sich: Einst hatten geldgierige, gemeingefährliche Politiker Atommüll kostengünstig am Kilimanjaro endgelagert. Nun droht der ehemalige Vulkan erneut auszubrechen. Eine Katastrophe bahnt sich an. Für Mark Brandis und seine Leute beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Die Aufgabe ist fast unlösbar: Es gilt, den Atommüll rechtzeitig zu bergen und in die Sonne zu schießen. Schon der Roman war großartig, begeisternd und bedrückend zugleich. Der Hörbuch-Zweiteiler schafft es, die Atmosphäre des Afrika-Abenteuers kongenial umzusetzen. Hörenswert.

 

Bergbauliteratur
(Recherchematerial für meine Horror-Bergwerksgeschichte "Der schwarze Frosch". Ich setze die Liste hier mal unkommentiert rein für alle, die mal selbst in die Lage geraten, etwas aus diesem Milieu schreiben zu müssen. Oder die später meine Geschichte auf Plagiate überprüfen möchten ...)

 

Bergmännisches Liederbuch. Bochumer Beiträge zur Berufsausbildung im Bergbau. Westfälische Berggewerkschaftsklasse Bochum. Folge 20. Duisburg: Carl Lange Verlag, o.J. (1951).
Der praktische Bergmann. Kleines Nachschlage- und Tabellenbuch. Hagen/Essen: Lehrmitteldienst G.m.b.H Hagen, 1954.
Tilo Cramm: Bergbau ist nicht eines Mannes Sache. Das Bergwerk Victor-Ickern in Castrop-Rauxel. Essen: Klartext Verlag. 2. vollständig überarbeitete Aufl. 2001.
Joachim Huske: Der Steinkohlenbergbau im Ruhrrevier von seinen Anfängen bis zum Jahr 2000. Werne: Regio-Verlag. 2. überarbeitete Aufl. 2001.
Wilhelm Herbert Koch: Kumpel Anton. Der ganze Kwatsch fon die letzten Jahre. Düssedorf: Droste Verlag, 2. Aufl. 1997.
Rolf Potthoff / Achim Nöllenheidt (Hg.): Damals auf'm Pütt. Erinnerungen an das Bergmannsleben im Ruhrgebiet. Essen: Klartext Verlag, 2009.
Alf Rolla: Kommse anne Bude. Trinkhallen-Geschichte(n) aus dem Revier. Gudensberg-Gleichen: Wartberg Verlag, 2006.
Friedhelm Wessel: Denn sie tragen das Leder vor dem Arsch. Geschichten rund um den Bergbau im Ruhrgebiet aus der Gezählkiste erzählt. Bottrop: Verlag Henselowsky Boschmann, 2009.

 

 

Februar

 

Antje Babendererde: Julischatten

 

Emilia Jones: Sinnesrauschen II - Spielsüchtig

 

Gerd Scherm: Die Weltenbaumler
Nach der Bibel und der griechischen Sagenwelt lässt Gerd Scherm seine Tajarim nun die Sagenwelt Nordeuropas erleben. GON, der Gott ohne Namen, Seshmosis und seine Freunde treffen auf germanische Götter und Helden, begegnen finnischer Magie und Sangeskunst und erleben die Geschichte um Siegfried und den Drachen mit. Spaß gemacht hat mir die Idee, dass die göttlichen Tiere Asgards eine Selbsthlfegruppe gründen. Etwas wirr fand ich das Verhandeln um den germanischen Weltuntergang, der wegen der Widersprüche zu den Szenarien anderer Kulte dann doch abgeblasen werden muss. Auch dass die ganze Reise nur angezettelt wurde, um einem Nachfahren von Seshmosis zu helfen, der dann aber einfach keine Hilfe haben will, lässt viel von der aufgebauten Spannung ins Nichts verpuffen. Nicht ganz so gut wie Teil I und II, aber auch nicht schlecht.

 

Mark Brandis: Vargo-Faktor

 

Mark Brandis: Astronautensonne

 

Heidrun Jänchen: Willkommen auf Aurora

 

 

Hörbuch

 

Mark Brandis: Alarm für die Erde II
Siehe Teil I, Januar

 

März

 

Ulrich Wissmann: Skalpjagd

 

Antonia Michaelis: Drachen der Finsternis
Spannendes Jugendabenteuer in einem para-indischen Land. Es geht um einen Jungen, der seinen entführten Bruder befreien will und dabei einen unsichtbaren Prinzen trifft. Zu zweit machen sie sich auf, um das Land vor farbenfressenden Drachen und Rebellen zu retten. Antonia Michaelis kann einfach gut erzählen.

 

Thorgal 33: Schwertboot

 

Marie-Louise Fischer: Olga, Star der Parkschule
Kinderbuch, das ich vor ca. 25 Jahren gelesen habe und das mir jetzt wieder in die Hände gefallen ist. Eines der typischen Schneiderbücher. Junges, hitzköpfiges Mädchen wird von ihren Klassenkameradinnen gemobbt (das Wort gab es damals freilich noch nicht) und lernt, sich durchzusetzen. Nette Geschichte. Konnte mich jedenfalls dann doch nicht von dem Feuerkopf Olga trennen und freute mich, dass sie ihren Posten als Klassensprecherin mit Würde verteidigte ...

 

Kerstin Groeper: Wie ein Funke im Feuer

 

Ota Hofman: Pan Tau
Ein Fundstück aus der Bibliothek, das ich als alter Pan-Tau-Fan natürlich nicht stehen lassen konnte. Bei dem Buch handelt es sich nicht um die scheußliche, verkitschte Nacherzählung von Folke Tegetthoff, sondern um eine eigenartige literarische Suche nach dem Mann mit der Zaubermelone. Ein Polizist und eine Journalistin sind auf der Spur der Pan-Tau-Sichtungen. Dabei treten nach und nach viele alte Bekannte aus der Fernsehserie auf.

 

Ulrich Wißmann: Wer die Geister stört

 

Brita Rose-Billert: Maggie Yellow Cloud

 

Tibull: Elegische Gedichte (Reclam)
Ordentlich kommentierte zweisprachige Ausgabe, Textgestalt okay, Anmerkungen okay, Nachwort brauchbar. Ich habe nur langsam die Schnauze voll von Übersetzungen, die fremdsprachige Verse in deutsche Prosa umsetzen. Bei epischen Texten lasse ich mir das vielleicht noch zähneknirschend gefallen, aber gerade bei Gedichten ist die Textgestalt mindestens genau so wichtig wie der Inhalt, wenn nicht noch tausendmal wichtiger. Ich will wenigstens eine Ahnung bekommen vom Versmaß und Rhythmus des Originals. Ein Gedicht lieblos in Prosa runterübersetzen, das kann jeder Pennäler, und der darf das auch. Von einem professionellen Literaturübersetzer erwarte ich mehr, und ich habe auch das Recht, mehr zu erwarten. Können die Übersetzer das plötzlich nicht mehr? Dann sollte der Verlag jemand anderen engagieren. Oder hält der Verlag seine Leser für zu blöd, um das Metrum angemessen zu würdigen? Hallo, liebe Reclam-Leute, ich bin nicht blöde - bitte tragt nicht aktiv zu meiner und anderer Leser Verdummung bei. Wer's nicht goutieren kann, dem bleibt schließlich noch die Bildzeitung. Grmpf.

 

Emilia Jones: Teufelskuss und Engelszunge

 

 

Hörbuch

 

Terry Pratchet: Eine Insel
Ja! So muss fantastische Literatur sein. Vergesst alles, was ihr bisher von Terry Pratchet gehört oder gelesen habt. Das war gut, ganz bestimmt. Aber diese Geschichte ist anders, etwas besonderes, ein Buch, das einfach den Zauber hat. "Eine Insel" ist die Geschichte eines Südseevolkes, das von einem Tsunami ausgelöscht wurde. Zurück bleibt nur ein halbwüchsiger Junge, der sein Ritual der Mannwerdung wegen der Katastrophe nicht vollenden konnte. Ein Mensch, der mit den Göttern hadert und sich Fragen nach dem Sinn von Opfern und Religion stellt, der wider Willen zum Häuptling einer zusammengewürfelten Gemeinschaft von Überlebenden wird und sich gegen das Schicksal und dumpfen Schamanen-Aberglauben stemmt. Zusammen mit der Tochter des englischen Königs macht er sich auf die Suche nach den Geheimnissen seiner Ahnen und entdeckt Ungeheuerliches über die Geschichte seines Volkes. "Eine Insel" ist eine harte Geschichte, eine grausame Geschichte, aber doch immer wieder mit einem Lächeln und mit witzigen und absurden Zügen. Ein sehr weises, nachdenkliches Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte, der überhaupt ein Herz zum Lesen und Hören hat. Macht euch unbedingt auf die Reise zu dieser Insel.

 

Martin Krüger: Lakota Wowaglake
Sprach-CD zum gleichnamigen Lakota-Lehrbuch. Sehr hilfreich. Etwas kurz.

 

Jahresrückblick Teil II: April bis Juni 2012
Jahresrückblick Teil III: Juli bis September 2012
Jahresrückblick Teil IV: Oktober bis Dezember 2012

 

 

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Jahresrückblick Teil IV: Oktober bis Dezember 2011

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 31 Dezember 2011 · 1.122 Aufrufe
Jahresrückblick

Endspurt. Hier kommt der letzte Teil meines Rückblicks auf das Lesejahr 2011. Diesmal sind ein paar Bücher dabei, die mich überrascht, begeistert und vom Hocker gerissen haben. Passiert selten genug. Schaut mal durch, vielleicht ist ja was für euch dabei:

 

Oktober

 

Perry Rhodan: Planetenroman 14 - Der Killer von Terra
Sagte ich schon, dass der Identitäten-Traum-Bewusstseinskram nicht ganz mein Fall ist? Na gut, das hier bietet eine Art Krimihandlung aus einem ziemlich abgeschotteten Planeten am Arm des Universums, nicht schlecht geschrieben und für ein paar Stunden ganz ordentliche Unterhaltung.

 

Johannes Kepler: Der Traum oder Mond-Astronomie
Faszinierend: Ein SF-Roman aus der Urzeit der Astronomie. Kepler beschreibt eine Mondreise und schildert Jahreszeiten und Lichtphänomene auf dem Mond. Geradezu koperniketzerisch. Dabei streng mathematisch und astrophysikalisch konstruiert. Das ganze kommt daher als Traum, ist stellenweise eine ziemlich böse Satire auf Kollegen und Kirchenmeinungen und war, nicht nur da die Reise mit Hilfe einer Dämonenbeschwörung erfolgte, für den Verfasser alles andere als ungefählich. Dazu gibt es einen ziemlich umfangreichen Essay, "Leitfaden für Mondreisende" von Beatrix Langner. Hochinteressante Entdeckung. Lesen!

 

Mark Brandis: Blindflug zur Schlange
Ein tiefer Einschnitt in der Biographie von Mark Brandis: Der Commander verlässt nach den Erfahrungen des vorigen Romans und der Rettungsmission der Triton-Passsage die VEGA und wird Leiter einer neu gegründeten Organisation: Die UGzRR (Unabhängige Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger) widmet sich ab jetzt der Aufgabe, gestrandete Raumschiffe zu bergen und Menschen zu retten. Die Organisation ist übernational und nicht an die Staatengebilde gebunden, wird aber von den bestehenden Machtblöcken finanziert und ausgestattet. Die Schiffe tragen Namen wie "Albert Schweitzer" und "Henri Dunant", und diese Namen sind auch Programm. Allerdings sind die Rettungsschiffe nicht für alle raumfahrenden Interessengruppen tabu: Piraten bringen das unbewaffnete Schiff Grischa Romens in ihre Gewalt. Eine fieberhafte Suche nach der Nadel im Heuhaufen beginnt.
Der Roman ist spannend und versprüht sehr viel von Grischa Romens Zigeunercharme und Lebensgefühl. Die esoterische Suchvariante des asitatischen Gurus ist allerdings grenzwertig, vor allem in einem SF-Roman. Trotzdem ein schönes Stück Literatur. Lesenswert.

 

Mark Brandis: Raumposition Oberon
Eine Grundsatzfrage spaltet die UGzRR: Sollen die Schiffe bewaffnet werden oder nicht? Mark Brandis tritt trotz der schlechten Erfahrungen mit Piratenüberfällen konsequent für Waffenlosigkeit und Pazifismus ein, vertritt damit jedoch eine Mindermeinung. Er verliert die Abstimmung gegen Jim Collins, einen Kommisskopp alter Schule, wird von seinem Führungsposten entbunden und darf fortan am abgelegensten Stützpunkt des Einsatzgebietes Wache schieben. Indessen beginnt sein cowboyhafter Nachfolger seinen Feldzug zur Sicherung des Universums. Blöd nur, dass Collins offenbar nicht krisenfest ist. Als zwei Meteoritenschwärme sich zu einem Materiesturm kosmischen Ausmaßes vereinigen und selbst für die Rettungsschiffe zur todbringenden Gefahr werden, ist Collins abgetaucht, der Verbannte muss wieder ran ...
Sachkundig und mit großer Menschenkenntnis geschilderte Analyse der Machtspiele und Intrigen innerhalb eines gemeinnützigen Vereins. Spannend, lesenswert, einfach gut.

 

Gerd Scherm: Die Irrfahrer
Die Tajarim aus "Der Nomadengott" sind wieder da: Diesmal werden sie in den Strudel der griechischen Mythologie hineingerissen, irren durch das Labyrinth des Minotaurus, begegnen Homer vor Troja und streifen mit Odysseus ziellos durch das Mittelmeer. Noch besser als der erste Teil. Sollte man nicht in der Bahn lesen, die Mitreisenden schauen einen bei Lachanfällen ziemlich komisch an. Allein für die ausgesprochen einsichtige Erklärung, welchen Sinn und Zweck der strunzlangweilige Schiffskatalog im zweiten Gesang der Ilias hat, verdient der Autor den goldenen Homerorden erster Klasse am Bande.

 

Dieter Schmitt: Perlamith I: Der graue Berg

 

Hörbücher

 

Mark Brandis: Operation Sonnenfracht

 

November

 

Wolfgang Hohlbein: Thor
Das muss auch mal wieder sein: Fantasy vom Fachmann, voraussetzungslos, folgenlos, einfach nur gut geschriebene Unterhaltung für ein paar Stunden. Vergesst aber vorher bitte alles, was ihr bisher über germanische Mythologie gelernt habt. Mit dem hammerschwingenden Asen des nordischen Pantheons hat Hohlbeins Titelheld nur den Namen und den Hammer gemeinsam.

 

Uhrwerk Venedig (Ulrich Burger Verlag)
Und wieder hört man von einem neuen Genre: Clockpunk. Das ist so etwas ähnliches wie Steampunk, nur nicht auf Basis von Dampfkraft sondern rein mechanisch mit Zahnrädern, Spulen und Spiralen, eben wie ein Uhrwerk. In der Lagunenstadt der italienischen Renaissance arbeiten geniale Erfinder vom Schlage eines Leonardo an immer kühneren Maschinen, da gibt es aufziehbare Käfer, die durch die Luft fliegen, aber auch Gondeln mit Räderwerk oder eine Art Herzschrittmacher aus Zahnrädern. Eine faszinierende Welt. Das kleine Büchlein mit sechs Kurzgeschichten besticht außerdem durch sein Format: Ein Reisebegleiter, der in jede Hosentasche passt.

 

Antonia Michaelis: Die Worte der weißen Königin
Unfassbar. Unglaublich, dass es so etwas gibt. Zum Niederknien traurigschön. Wenn ich 2011 nur dieses eine Buch entdeckt hätte, das Jahr hätte sich schon gelohnt. Es ist traurig, hart, böse, poetisch, schwerelos, nachdenklich und in einer unfassbar schönen Sprache geschrieben. Die Geschichte eines Jungen, der von seinem Vater misshandelt wird, als dieser in Arbeitslosigkeit und Alkoholismus versinkt, die Geschichte einer Flucht, ein Buch von der Suche nach Freiheit, nach Zauberworten und nach dem, was ein Märchen zum Klingen bringt. Ich weiß gar nicht, was ich über dieses Buch sagen soll. Wie heißt es so schön: Wem das Herz überquillt, dem fehlen die Worte. Lest es. Undbedingt.

 

Alexander Gail: Kopfjäger I+II (Welt der Geschichten)
Gruselige, schaurige Horrorgeschichten, gut geschrieben und spannend. Lesenswert.

 

Seelords - die Macht des Mondes (Welt der Geschichten)
Das schönste Buch, das ich bisher in der Welt der Geschichten gelesen habe. Unheimliche und ungewöhnliche Storys rund um das Thema Meer und Seefahrt mit wahnsinnig tollen Illustrationen. Ein Schmuckstück.

 

Echnaton: Sonnenhymnen (Reclam)
Zweisprachige Ausgabe, bei der man eigene Enträtselungsversuche mit den Hieroglyphen veranstalten kann. Die Lyrik Echnatons ist für heutige Menschen vielleicht nicht mehr ganz so eingängig, aber interessant war es allemal, sich den alten Text mal anzuschauen, auch wegen der seltsamen Parallelen zum Sonnengesang Franz von Assisis und zu Psalm 104.

 

Sven Hedin: Wildes heiliges Tibet (Reclam)
Reisebericht aus dem Zeitalter der Weltentdecker. Sehr interessant und kurzweilig.

 

Lysander und andere Geschichten rund um den Hamelner Rattenfänger (Welt der Geschichten)
Dünnes Heft mit drei phantastischen Geschichten von Bernd Rothe, Timo Bader und Duncan Demerodt, die sich mehr oder weniger frei der Hamelner Sagengestalt nähern. Sehr schön illustriert und nicht nur für Hamelner interessant.

 

H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm I: Geheimnis um Dennis
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm II: Die Videofalle
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm III: Das Haus der Taschendiebe
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm IV: Dennis und die Jugendbande
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm V: Verschwörung gegen Dennis
H.G. Franciskowski: Der Junge vom Lotsenturm VI: Dennis in der Falle
Eigentlich eine ziemlich banale Kinderbuchserie. Und die Lösung der Kriminalfälle ist alles andere als Ermittlungsarbeit auf Holmesniveau. Aber ich nehme mir die Bücher alle paar Jahre vor und lese sie mir nochmal durch. Der obdachlose Junge vom Lotsenturm hat einfach einen gewissen Zauber.

 

Anna Jürgen: Blauvogel
Indianerbuch-Klassiker: Ein weißer Junge wird von Irokesen gefangen genommen und von einem Krieger adoptiert, der gerade seinen Sohn verloren hat. Erst will er abhauen. Doch über die Jahre wird er zu einem richtigen Irokesen. Als er schließlich von Weißen befreit wird, bricht eine Welt für ihn zusammen. Blauvogel flüchtet und macht sich auf die Suche nach seinem Stamm. Nicht schlecht, ich fand aber "Kleiner Bär und Prärieblume" noch einen Tick besser.

 

Antje Babendererde: Der Walfänger
Das Walfangverbot wird zugunsten der Indianer gelockert: Die Makah dürfen auf traditionelle Art einen Wal erlegen, wie es die Angehörigen ihres Volkes im Jahr 1913 getan haben. Im Reservat treffen unversöhnliche Gegner aufeinander: Traditionalisten, Umweltschützer, militante Aktivisten und japanische Walfang-Lobbyisten versuchen, ihre Ziele durchzusetzen. Und auch die dunklen Seiten der Makah-Geschichte treten wieder zu Tage. Spannend, sachkundig, lesenswert.

 

Mark Brandis: Abivalente Zone
Hm. Ich habe ja schon aus zahlreichen Besprechungen mitbekommen, dass der Roman nicht gerade das Gelbe vom Ei ist. Vom Hocker gerissen hat er mich auch nicht, und dieses ganze Sexzeug ist eh nicht mein Fall. Ich glaube, der Autor hat einen kapitalen Fehler gemacht, als er duch den Namen Mark Brandis an die alte Erfolgsserie anzuknüpfen versuchte. Sowas verzeihen Fans nicht. Zumal die Konstruktion doch etwas an den Haaren herbeigezogen wirkt. Vielleicht wäre das Buch im oberen Durchschnitt mitgeschwommen, wenn der Held einfach nur Fritz oder Karl geheißen hätte.

 

Jostein Gaarder: Die Frau mit dem roten Tuch
Zwiegespräch per Email über die letzte große Frage, über den Tod und das Danach oder das Nichts oder den Sinn von was auch immer. Doppelbödig und alles andere als beruhigend. Ein typischer Gaarder eben.

 

Pablo de Santis: Die Ãœbersetzung
Magischer Realismus auf höchstem Niveau. Auf einem Übersetzerkongress kommt einer der Teilnehmer auf mysteriöse Weise ums Leben. Dann noch einer. Hat es mit der geheimnisvollen "Sprache des Acheron" zu tun, der einer der Referenten nachspürt? Ein ungewöhnliches Buch. Den Autor merke ich mir.

 

Fritz Steuben: Tecumseh - Der Fliegende Pfeil
Fritz Steuben: Tecumseh - Der rote Sturm
Fritz Steuben: Tecumseh - Der Berglöwe
Die Tecumseh-Reihe von Fritz Steuben. Ein paar Bände hatte ich ja schon gelesen. Mit ein bisschen Bauchscherzen, denn aus dem Deutschunterricht, Unterichtseinheit "Indianerbücher", ist mir noch die Überschrift im Hinterkopf hängengeblieben: "Der Indianer im Dienste Nationalsozialistischer Wehrertüchtigung" ... Ich habe Teil 1-5 in der kindgerechten überarbeiteten Version von Nina Schindler in der Reihe "Omnibus" gelesen. Und jetzt frage ich mich natürlich, was sie da bearbeitet hat und wie das Original aussah. Es "ruckelt" jedenfalls etwas beim Lesen. Mir wurde bei der Lektüre mal wieder klar, wie tragisch das Scheitern Tecumsehs war. Er hätte es vielleicht sogar schaffen können, wenn es in der indianischen Tradition so etwas wie Einheit und dauerhafte stehende Heere gegeben hätte. So liefen alle auseinander, als sie die ersten Siege errungen hatten, die Sache war ja erledigt, die Krieger wollten nach Hause, ihre Beute zeigen und ihre Familien wiedersehen. Und die Weißen konnten nach dem Grundsatz des "divide et impera" stets mit einzelnen Häuplingen und Stämmen neue Verhandlungen führen und sie aus der Phalanx des indianische Heeres herauslösen ... (weiter im Dezember)

 

Antonia Michaelis: Der Märchenerzähler
Fast noch besser als "Die Worte der weißen Königin". Traurig, poetisch, magisch, dabei unglaublich hart und doch zauberhaft. Mord, Drogenhandel, Märchenzauber, Jugendamt, passt das eigentlich zusammen? Das glaubt wohl keiner, der dieses Buch nicht gelesen hat. Also, lest es.

 

Hörbuch

 

Fridtjof Nansen (Abenteuer und Wissen)
Hörbuch über den großen Polarforscher. War schon eine beeindruckende Persönlichkeit. Etwas schwierig der Schluss, denn irgendwie muss man ja auch Nansens Engagement nach der Polarforscher-Karriere würdigen. Immerhin hat der Mann seinen Friedensnobelpreis ja nicht zufällig bekommen. Das alles klappt aber dramaturgisch etwas ungeschickt nach als Anhang an die Abenteuergeschichte. Insgesamt sonst ganz gut gemacht und sehr lehrreich.

 

 

Dezember

 

Fritz Steuben: Tecumseh - Der Strahlende Stern
Fritz Steuben: Tecumseh - Der große Seher
Fritz Steuben: Tecumseh - Der Sohn des Manitu
Fritz Steuben: Tecumseh - Der große Häuptling
Fritz Steuben: Tecumsehs letzter Kampf
Die zweite "Hälfte" des Achtteilers. Mir gefielen besonders Teil 5 und 6, die tragische, aber eben auch selbstverschuldete Verstrickung Tecumsehs in die Machenschaften seine Bruders, des Medizinmanns und Scharlatans. Da hat jemand Geister gerufen, die er nicht wieder los wurde.

 

Fabienne Siegmund: Das zerbrochene Mädchen
Ja, es gibt sie noch, die echten Märchenerzähler. Fabienne Siegmund kann zaubern. Die Sammlung vereinigt sechs Erzählungen, die einfach etwas Besonderes sind. Die längste davon ist die Geschichte einer Schwanenjungfrau, die zum Menschen wurde und sich nicht wieder zurückverwandeln kann, weil jemand ihr Herz stahl. Die Autorin erzählt von Irrlichtern im Moor, vom Versuch, die gestorbene Geliebte aus dem Totenreich zurückzuholen, von einem Zauberer, dem kein Trick mehr gelingt, und einem ganz besonderen Orangenbaum. Das Ganze zauberhaft illustriert von Regine Rost. Wunderschön. Einzigartig.

 

Dr. Seuss: The cat in a hat
Englischer Kinderbuch-Klassiker mit absurd komischen, zum Teil vollkommen abgedrehten Versen. Ein Mädchen und ein Junge sitzen allein zu Haus und langweilen sich, als plötzlich eine Katze an die Tür klopft und verkündet, sie kenne ganz viele tolle Spiele. Der Goldfisch warnt noch. Aber der Eindringling ist nicht zu bremsen und zerlegt nach und nach die ganze Wohnung mit seinen haarsträubenden Tricks. Laut lesen und sich schlapplachen!

 

Richard Wagner: Die Walküre (Reclam)
Ein neues Kapitel meiner Walkürenstudien: Das Libretto zu Teil II von Wagners "Ring". Interessante Interpretation der mythischen Schildjungfrauen. Die Brunhilde hat eher etwas mit der Edda zu tun als mit dem Nibelungelied, hat auch eine gewissen Verwandtschaft zu Hebbels Drama.

 

Storm 1: Die tiefe Welt
Comic-Klassiker, der mich schon in meiner Jugend fasziniert hat. Beeindruckende Bilder. Jetzt habe ich mir mal Band 1 der edlen Hardcover-Ausgabe von Splitter gegönnt.

 

Juvenal: Satiren (Reclam)
Verzichtbar. Wenn ihr mal was Humorvolles und Gesellschaftskritisches aus der Zeit lesen wollt, dann greift zu Martial oder Lukian. Auch Petron hatte was auf dem Kasten. Aber dieser Juvenal ist einfach nur lang, langatmig, langweilig, zäh. Natürlich ist es interessant, dass er damals schon vieles kritisierte, was uns heute an Staat und Gesellschaft ärgert. Aber Gemeinplätze sind eben zeitlos, wen wunderts also?

 

Christoph Ransmayr: Die letzte Welt
Steht schon seit 1988 auf meiner Wunschliste, ist aber immer wieder nach unten gewandert. Eine Aneignung der "Metamorphosen" Ovids, allerdings eine sehr eigenwillige. Echo taucht als wahnsinnige Hure mit Sprachstörung auf, Tereus wurde Schlachter, Proserpina Verlobte eines Totengräbers und Memnon ist Asylant aus Äthiopien. Sehr verwirrend ist zunächst die Durchdringung von Antike und Gegenwart. Cotta, Ovids Freund, taucht am schwarzen Meer auf, um nach dem Verbannten zu suchen, und stößt dabei immer wieder auf Fragmente seines großen Epos "Metamorphosen". Zugleich wird der Leser aber konfrontiert mit moderner Technik, mit Autos, Kinovorführungen und Bushaltestellen, sodass man nie sicher ist, in welcher Zeit man sich genau befindet. Und vielleicht ist das ja auch die wichtigste Botschaft: Die Geschichte der Verwandlungen ist zeitlos, sie gehen immer und überall vor sich, und damit ist auch das Werk des Ovid unsterblich, unabhängig von Pergament, Papyrus und Stein, da es das Grundprinziep des Lebens selbst verkörpert und eins damit wurde.

 

Valerian & Veronique 0: Fremde Träume
Valerian & Veronique 1: Die Stadt der tosenden Wasser
Valerian & Veronique 2: Im Reich der tausend Planeten
Und noch ein Comictraum aus meiner Jugend: Atemberaubende Bilder aus Raum und Zeit in einer Hardcover-Gesamtausgabe von Carlsen. Hoffe, ich kann mir bald Teil II leisten ;-)

 

Barbara Hodgson: Die Wüste atmet Freiheit
Ein Buch über Frauen, die in den Jahren 1717-1930 den Orient bereisten: Abenteurerinnen, Emanzipierte, Blaustrümpfe, Begleiterinnen ihrer Männer, Reiseschriftstellerinnen und was es sonst noch gab. Für heutige Leser ist es zunächst befremdlich, dass für diese Frauen das Leben im Orient die große Freiheit bedeutete. Freiheit für Frauen im Land von Harem, Schleier und Burka? Aber für die Frauen, die den damaligen engen europäischen Verhältnissen entkommen waren, muss diese Welt tatsächlich wie eine Befreiung gewesen sein. Sie konnten sich wesentlich freier bewegen, trugen zum Teil Hosen, legten auf dem Pferde- oder Kamelrücken kilometerweite Reisen zurück und konnten sich mit den Einheimischen ohne die europäischen Zwänge unterhalten. Auf die dortigen Männer müssen sie befremdlich gewirkt haben, doch erwiesen diese ihnen ihren Resekt und behandelten sie der Einfachheit halber eher wie einen Mann, der nur etwas zierlicher gebaut war und Frauenkleider trug.
Etwas enttäuschend an der Sammlung fand ich, dass darin nichts über "meine" Autorinnen Luise Mühlbach und Ida von Hahn-Hahn vorkam. Und insgesamt wird mir einfach zu viel von einer Frau zur nächsten gesprungen, sodass man sich von keiner einzigen Einzelperson so recht ein Bild machen kann. Richtig wütend bin ich über diesen Absatz:
"Die italienische Prinzessin Cristina di Belgiojoso durchquerte 1852 die Türkei, um die Region zu erkunden und eine Pilgerfahrt ins Heilige Land zu unternehmen. Nachdem die österreichische Geheimpolizei in ihrem Haus in der Lombardei den einbalsamierten und angekleideten Leichnam ihres Sekretärs Gaetano Stelzi entdeckt hatte, hatte sie es vorgezogen, das Weite zu suchen." (S. 30)
Was soll das? Warum wird diese Geschichte nicht weitererzählt? Hat sie den Sekretär umgebracht? Warum? Wie kann man ein Kapitel so anfangen und dann irgendetwas über das Herumreisen unter schwierigen Bedingungen erzählen? So oder so ähnlich sind mehrere Stellen im Buch, in denen Geschichten einfach nicht zu Ende gebracht wurden, in denen sich der Leser mehr Konzentration der Autorin und mehr Informationen zu einer bestimmten Reisenden wünschen würde. Schade. Aber immerhin reich illustriert. Ein sehr opulentes Buch.

 

Epikur: Briefe, Sprüche, Werkfragmente (Reclam)
Lesenswerte zweisprachige Ausgabe, die unter anderem die beiden Briefe Epikurs an Herodot und Menoikeus enthält. Man kennt den Mann ja sonst nur aus kleinen Schnipseln in Philosophie-Anthologien oder Häppchen-Bänden für Manager oder Glückssucher oder was auch immer. Dumm war er nicht, der gute alte Epikur, er leidet halt ein wenig an der übersimplifizierenden Lesart der Hedonisten und Möchtegern-Epikureer.

 

Welt der Geschichten 4
Schöne düstere Auswahl mit durchweg guten Geschichten, keine Ausfälle. Sehr schön illustriert. Lesenswert.

 

Antonia Michaelis: Die Nacht der gefangenen Träume
Phantastische Schulgeschichte um Träume, Ideen, eine Eliteschule für Musterschüler und spätere Bankdirektoren und um einen Jungen, dem man die Träume nicht rauben kann. Frederik nimmt den Kampf gegen den furchtbaren Schuldirektor auf, erfindet überraschend logische neue Wörter, entwickelt einen ausgesprochen ungewöhnlichen Blick auf die Welt und muss sich in einer fast surrealen, irrwitzigen Realität behaupten. Phantasievoll, überraschend, kreativ und einfach märchenhaft. Ihr merkt schon, ich habe eine neue Lieblingsautorin gefunden ;-)

 

 

Mein aktueller Lesestoff:
Dee Brown: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses
Antonia Michaelis: Tigermond
Dazu vielleicht nächstes Jahr mehr. Jetzt wünsche ich euch erstmal einen guten Rutsch und ein gesundes, erfolgreiches und vor allem lesezeitreiches Jahr 2012. Macht was draus!

 

Zu Teil I: Jahresrückblick Januar bis März 2011
Zu Teil II: Jahresrückblick Apri bis Juni 2011
Zu Teil III: Jahresrückblick Juli bis September 2011

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick III: Juli bis September 2011

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 30 Dezember 2011 · 712 Aufrufe
Jahresrückblick

Der dritte Teil meines Lektüre-Jahresrückblicks auf das Jahr 2011. In den Monaten Juli bis September habe ich mich durch viele "Aufklärungsbücher" hindurchgekaut. Phantastisches diesmal eher weniger. Scrollt euch halt mal durch ;-)

 

Juli

 

Thorgal 32: Die Schlacht von Asgard

 

Marie von Ebner-Eschenbach: Krambambuli und andere Erzählungen (Reclam)
Die Autorin hatte einen scharfen Blick für menschliche und tierische Eigenarten. Sehr realistisch gut beobachtet, manchmal etwas zu moralisch. Der Stil hat mir gut gefallen. Etwas geärgert hat mich der reißerische Klappentext, in dem behauptet wurde, "Krambambuli" sei die bekannteste Tiergeschichte in deutscher Sprache. Da hat wohl jemand die Biene Maja vergessen, Bambi, Plisch und Plum ... und so ziemlich alle deutschsprachigen Mädchen-und-Pferde-Bücher ;-)

 

Kerstin Groeper: Blitz-im-Winter
Kinderbuch über einen Lakotajungen und seine Abenteuer, nett, gut geschrieben, mit viel Hintergrundwissen.

 

William Golding: Herr der Fliegen
Klassiker, der schon lange auf meiner Wunschliste steht. Ein paar englische Jungen müssen auf einer einsamen Insel überleben. Interessante psychologisch-soziologische Schilderungen über den Verlust jeglicher Zivilisation und die Verrohung (hätte beinahe Vertierung geschrieben, aber gerade das möchte ich Tieren nicht nachsagen) von Menschen in Extremsituationen und über die Funktionsweise von Führung oder die Folgen nicht eingenommener Führungspositionen. Sehr gut beobachtet und durchaus glaubwürdig, wenn auch die Sache mit dem Muschelhorn etwas zu kitschig daherkommt.

 

Hanns Kneifel: Raumpatrouille Orion: Kampf um die Sonne
Hanns Kneifel: Raumpatrouille Orion: Die Raumfalle
Hanns Kneifel: Raumpatrouille Orion: Invasion
Zweite Hälfte meiner Orion-Lektüre vom Vormonat in der Hardcover-Ausgabe von "Saphir im Stahl". Die Orion hat in viereinhalb Jahrzehnten keinen Rost angesetzt.

 

Geschichten unterm Weltenbaum
Eine richtig schöne Anthologie, liebevoll illustriert und mit guten bis sehr guten Geschichten rund um das Thema Weltenbaum, ein Spaziergang durch verschiedene Mythologien und Fantasy-Welten. Das Taschenbuch fällt auf durch sein etwas kleineres Format und liegt sehr gut in der Hand. Textlich und optisch ein Erlebnis.

 

Hermann Simon: Moses Mendelssohn
Ein sehr kleines Büchlein, vielleicht zwei Drittel eines Reclamheftes, aus der Reihe "Jüdische Miniaturen". Der Titel der Reihe und der geringe Umfang - es sind gerade mal 60 Seiten - zeigen bereits, dass es sich herbei um keine umfassende Gesamtdarstellung Mendellsohns handeln kann, es ist eher ein kleines Blitzlicht, das auf den Philosophen geworfen wird und das als Einstieg Lust auf mehr macht. Reich illustriert, unter anderem findet sich darin die bekannte Karikatur von Mendelssohns "Examen" durch die Soldaten Friedrichs des Großen. Sehr nett gemacht, leicht und schnell lesbar und für Anfänger gut geeignet.

 

Vera Forester: Lessing und Moses Mendelssohn
Eine Doppelbiographie, die sehr pointiert die Parallelen im Leben der beiden großen deutschen Aufklärer herausarbeitet. Vera Forester hat einen scharfen Blick für Gemeinsamkeiten, wenn vielleicht stellenweise etwas zu scharf, denn beim Lesen könnte durchaus der Eindruck entstehen, als sei Lessing sein ganzes Leben lang bewusst oder unbewusst auf Mendelssohn bezogen gewesen und Mendelssohn sein Leben lang geistiger Gesprächspartner und Seelenzwilling Lessings. Manchmal etwas pathetisch. Aber auf jeden Fall eine umfassende, sachkundige und dabei auch noch spannende Darstellung eines Freundschaftsverhältnisses und Philosophenbundes, der sich dem Weimarer Klassik-Duo durchaus an die Seite stellen lässt. Jedenfalls wird es mir danach kaum noch möglich sein, beide getrennt zu betrachten.

 

Petra Oelker: „Nichts als eine Komödiantin“ (Friedrike Caroline Neuber)
Biographie einer Theaterfrau der ersten Stunde: Die "Neuberin" war Prinzipalin einer fahrenden Theatertruppe, eine selhr selbstbewusste, zupackende Frau, die ihr eher anrüchiges Gewerbe zu einer fast angesehenen Kunst veredelte. Ohne sie hätte die Theatergeschichte der frühen Aufklärung sicher eine andere Richtung genommen. Zusammen mit Gottsched bemühte sie sich um eine Theaterreform, vertrieb den Harlekin und die Zoten von der Bühne, förderte den jungen Lesing ... Alles in allem ein bemerkenswertes Stück Literatur- und Theatergeschichte, das diese energische Komödiantin geschrieben hat. Petra Oelker hat daraus ein Jugendbuch, eine Mischung aus Biographie und Roman, gemacht. Lesenswert und lehrreich.

 

Stephen Tree: Moses Mendelssohn (Rowohlt-Monographie)
Die Rowohlt-Monographie ist relativ neu, sie stammt von 2007, das wurde auch langsam Zeit. Das Buch ist also in der neueren, pädagogisch wertvollen Aufmachung dieser Reihe erschienen, verglichen mit der alten Lessing-Monographie, die ich kurz danach las (siehe August), ein layout-technischer Quantensprung, viele farbige Abbildungen, innen schwarze und rote Schrift, ein sehr luftig gesetzter Text. Das macht das Buch sehr angenehm zu lesen. Wer allerdings die alte Lessing-Monographie dagegenhält, die bei gleicher Dicke die drei- bis vierfache Buchstabenmenge enthält, fragt sich unwillkürlich, ob bei dem Bestreben der Verlage, es dem Leser "leicht" und bequem zu machen, nicht langfristig sehr viel Lesekompetenz der deutschen Gesellschaft vernichtet wird. Inhaltlich ist das Buch gediegen und bietet die Qualität, die ich von der Reihe gewohnt bin. Nur, es sind halt sehr viele Bilder darin ...

 

Wiechmann/Mendez: Hombre I
Ein Jugendtraum aus meiner Yps-Lesezeit, jetzt wieder zu haben als traumhaftes Hardcoveralbum bei Crosscult. Das klassische Motiv des zu Unrecht verdächtigten Ehrenmannes auf der Flucht durch den Wilden Westen, grandios gezeichnet, einfach ein Erlebnis.

 

Gotthold Ephraim Lessing: Hamburgische Dramaturgie (Reclam)
Ein ziemlich hartes Brett. Ich hatte es mir während der Unijahre mal reingepfiffen und nicht viel davon behalten. Jetzt ging es aber ganz gut. Viel Dramentheorie, die Diskussion um die drei Einheiten, ein paar interessante Lesehinweise. Auf jeden Fall eine sehr gute, ausführlich kommentierte Ausgabe. Aber nicht unbedingt ein Buch, das man zum Vergnügen liest.

 

Gotthold Ephraim Lessing: Die Juden (Reclam)
Jugendwerk des späteren Theaterfachmanns. Da kannte er Mendelssohn noch nicht. Ganz nett, aber heutige Leser finden bestimmt nicht mehr viel zum Lachen an dieser Komödie.

 

Friedrike Caroline Neuber: Das Schäferfest oder Die Herbstfreude
Ein Schäferspiel aus der Steinzeit des Theaters. Nette, harmlose Heile-Welt-Geschichte, wie sie das damalige Theaterpublikum liebte. Ich frage mich bloß, warum die Schäfer so reich sind ...? Die Zeno-Ausgabe ist übrigens richtig schön. Ich hatte mich ja mal über die Ausgabe von Theodor Mundts "Madonna" ziemlich wütend ausgelassen, aber dieses Büchlein ist vollkommen in Ordnung. Muss ja auch mal gesagt werden.

 

Johann Christoph Gottsched: Sterbender Cato (Reclam)
Spröde und schwülstig; langatmige und pathetische Monologe. Das Stück ist allenfalls noch literaturhistorisch interessant. Gottsched war vielleicht gut als Theoretiker, in der Literaturpraxis war er keine Leuchte.

 

Luise Adelgunde Victorie Gottsched: Pietisterey im Fischbein-Rocke (Reclam)
Die Gottschedin hatte zweifellos mehr Musik unterm Pony als ihr Mann, der Schreibratgeber-Verfasser und Professor. In dieser Komödie geht es um Frömmlertum und Heuchlerei und um die Verheiratung einer jungen Frau. Ganz lesbar, wenn auch etwas umständlich und altertümlich.

 

Gotthold Ephraim Lessing: Laokoon (Reclam)
Grundlegende Schrift zur Theorie von bildender Kunst und Literatur und über die Unterschiede beider Künste. Einige sehr nach-denkenswerte Gedanken drin gefunden.

 

Perry Rhodan: Planetenroman 13 - Terra in Trance
Nicht ganz mein Fall. Psychozeug. Ich kann solchen Geschichten mit einander überlagernden und durchdringenden Bewusstseinsebenen und unterschiedlichen Identitäten einfach nichts abgewinnen.

 

August

 

Moses Mendelssohn: Jerusalem
Zentrale Schrift Mendelssohns über den Unterschied zwischen staatlicher und geistlicher Macht, lesenswerte Positionen zur Rolle der Religionsgemeinschaften. Enthält außerdem Mendelssohns Vorwort zu Mannasseh Ben Israels "Rettung der Juden". Sehr gute Ausgabe im Aisthesis-Verlag, gut kommentiert.

 

Wolfgang Drews: Lessing (Rowohlt-Monographie)
Dieses Buch ist noch eine Rowohlt-Monograhie alten Typs: Also eine sparsam bebilderte Bleiwüste mit ziemlich hoher Informationsdichte pro Seite. Somit eher etwas für Hardcore-Wissenschaftler. Habe sie das erste Mal in den 90ern gelesen, da kam sie mir schon etwas altertümlich vor. Aber man fühlt sich wenigstens in seiner leserischen Leistungsbereitschaft ernst genommen (siehe meine Zeilen zur Mendelssohn-Monographie oben). Seit 2010 gibt es eine neue Lessing-Monographie von Wilhelm von Sternburg. Die werde ich mir nächstes Jahr wohl anschaffen. Aber ganz so schlecht ist die alte Ausgabe nicht, dass man sie aus dem Verkehr ziehen müsste.

 

Text + Kritik: Moses Mendelssohn
Endlich mal ein Text + Kritik-Band über Mendelssohn. Verdient hatte er es schon lange. Das Buch enthält Originaltexte und Artikel über Mendelssohns Arbeit, darunter etwas über sein Verhältnis zu Rousseau und Spinoza, über jüdische Säkularisierung, über den Plan eines Denkmals für Lessing und Mendelssohn und vieles mehr. Besonders interessant fand ich die Gegenüberstellung von Mendelssohns Aufsatz "Was heißt Aufklären" mit der fast zeitgleich erschienenen Schrift Kants: "Was ist Aufklärung?". Sehr vielschichtige Aufsatzsammlung mit viel Stoff zum Nachdenken.

 

Dorothea Schlegel: Florentin (Reclam)
Einer der schönsten und lesbarsten Bildungs-/Künstler-Romane der Romantik. Stellt Sternbald und Meister locker in den Schatten.

 

Carl H. Schlesier: Ulzanas Krieg

 

E.T.A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi (Reclam)
Düster-romantischer Kriminalfall um einen mörderischen Goldschmied und ein älteres adliges Fräulein, das gut in die Vorfahrenreihe der Miss Marple passt.

 

Hörbuch:

 

Philosophie der Stoa: Epiktet (Gesprochener Text des "Handbüchleins der Moral")
Einer der Kerntexte der Stoa. Leider etwas unsympathisch vorgetragen von Andreas Dietrich. Klingt ziemlich blasiert und überheblich, wo es einfach nur gelassen klingen sollte. Die Stimme nervt etwas. Schade drum.

 

Platon: Verteidigung des Sokrates
Gesprochen von Werner Kraus mit großartigem Stimmeinsatz. Hier wird nicht einfach nur ein Text langsam und deutlich gesprochen, sondern ein Schauspieler trägt eine Rolle vor, in die er sich sehr lange eingedacht hat, und deklamiert seinen Sokrates wie einen großen Monolog in einer Theaterinszenierung. Da wird gezweifelt, gelacht, ernst oder traurig auf die Dummheit der versammelten Richter geschaut - einfach etwas ganz anderes, als den Text in einer Reclamausgabe selbst zu lesen.

 

Seneca: Von der Kürze des Lebens
Gesprochen von Gerd Böckmann. Hält akustisch etwa die Mitte zwischen den beiden vorgenannten Hörbüchern. Kernbotschaft: "Das Leben ist lang, wenn du es nur zu brauchen verstehst." Belaste dich nicht mit den dummen Kleinigkeiten, die du für andere Leute erledigen sollst, die dir nicht mal wichtig sind, oder mit diesem Karrierezeugs oder was auch immer, sondern lebe endlich dein eigenes Leben und konzentriere dich auf das, was wirklich wichtig ist. Etwas egoistische Message vielleicht, aber nicht von der Hand zu weisen.

 

September

 

Shmuel Feiner: Moses Mendelssohn
Biographie, die einen besonderen Schwerpunkt auf Mendelssohns Verhältnis zur jüdischen Welt legt und auf die ungewöhnliche Rolle, die Mendelssohn als jüdischer Philosoph innerhalb der deutschen Aufklärung spielte, anerkannt bis in die höchsten Kreise, und doch gleichzeitig immer wieder von Behörden gegängelt, von dümmlichen Passanten unter den Linden als Jude beschimpft, von Friedrich dem Großen als Akademiemitglied nicht zugelassen und missachtet, ständig unter dem Damoklesschwert der Ausweisung lebend. Man erfährt einiges über die Haskala, die jüdische Aufklärung, und Mendelssohns Bibel-Übersetzung, natürlich die unselige Lavater-Affäre und die Ereignisse nach Lessings Tod. Und es geht auch darum, wie nach der freigeistigen Zeit der Aufklärung die katholisch-romantische Generation das Andenken Mendelssohns und die Achtung vor seinem Werk langsam austilgte. Lesenswert.

 

Menander: Dyskolos (Reclam)
Antike Komödie, im Gegensatz zur "Samia" nicht komplett überliefert. Zweisprachige Ausgabe. Es geht um einen jungen Mann, der sich in ein Mädchen verliebt und es heiraten will. Dummerweise ist der Vater der Braut ein schrecklicher Menschenfeind und neigt zu Wutausbrüchen. Interessant, aber nicht unbedingt etwas, das man gelesen haben muss.

 

Armin Rößler & Heidrun Jänchen (Hrsg.): Emotio
Sehr schöne Samlung von SF-Geschichten, über die ich eigentlich etwas ausführlicher schreiben wollte, ich bin bloß bis heute noch nicht dazu gekommen. Auffallend ist das neue Erscheinungsbild der Wurdack-SF-Reihe, das Buch ist etwas höher und schlanker, und die Reihe hat sich jetzt vom coverprägenden Dreieck verabschiedet. Bei den Storys ist mir vor allem Heidrun Jänchens "In der Freihandelszone" im Gedächtnis geblieben - die aktuelle Diskussion der Gen-Patentierung wurde hier konsequent weitergedacht und auf besonders perfide Art auf die Spitze getrieben. Gut so. Etwas beunruhigend für mich als Bibliotheks-Bewohner fand ich die titelgebende Geschichte von Nadine Boos. Gefallen haben mir auch das "Tagebuch einer Göttin" von Karina Cajo und Karsten Kruschels "Violets Verlies". Aber schaut halt selbst rein. Es lohnt sich.

 

Guy Newell Boothby: Der Palazzo des Doctor Nikola

 

Rainer Innreiter: Die Toten beneiden, die Lebenden belachen
Ein relativ dünnes Heft mit außerordentlich hohem Gruselpotential. Enthält kürzere Erzählungen, die man nicht unbedingt gerade dann lesen sollte, wenn man nachts allein zu Hause ist.

 

Die Sophisten (Reclam)
Eine Auswahl der Kerntexte einer sehr interessanten philosophischen Bewegung, die leider durch die Konfrontation mit Sokrates/Platon etwas in Verruf geriet. Wer diese Leute nicht immer nur durch die Brille Platons sehen möchte, sollte hier mal reinschauen, es gibt viel zu entdecken. Und dumm waren sie wahrlich nicht.

 

Was ist was: Maya, Inka und Azteken
Nathalie Gnann: Das Erbe Yggdrasils
Peter Hohmann: Weißblatt

 

Mendéz/Wiechmann: Hombre 2
Jugenderinnerung und Comictraum, in einem edlen Hardcoveralbum. Siehe meinen Eintrag zu Teil I im Juli.

 

 

Hörbuch

 

Wieland: Aristipp
Wielands bester Roman. Vorgetragen von Jan Philipp Reemtsma auf 24 CDs. Ein treuer Begleiter auf langen Autobahnfahrten. Ich habe schon das Buch geliebt, das Hörbuch höre ich jetzt schon mindestens zum dritten Mal. Einfach etwas Besonderes.

 

Maja Nielsen: Napoleon
Ich bin ein großer Fan von Maja Nielsens Hörabenteuern. Am meisten beeindruckt haben mich ihre Arbeiten über die Sioux, die Titanic und die Besteigung des Mount Everest. Verglichen damit ist dieser Napolen etwas schwächer ausgefallen, aber immer noch guter oberer Durchschnitt. Die Autorin stellt die Geschichte vom kleinen italienischen Jungen vor, der zum großen Franzosenkaiser wird, geniale Erfolge auf dem Schlachtfeld und in der Politik erringt, die Gesetzgebung revolutioniert, aber dann in seinem Hass auf England vollkommen den Sinn für das rechte Maß verliert und irrsinnigerweise Russland angreift aus Wut auf alle, die die Kontinentalsperre sabotieren. Der furchtbare Untergang der Armee. Die Verbannung und Rückkehr. Schließlich die die letzte Schlacht, die endgültig verlorenging durch die Dämlichkeit und mangelnde Verantwortungsbereitschaft eines seiner Heerführer, dem man tatsächlich beim Zuhören am liebsten eine Ohrfeige verpassen möchte ... Etwas blass dagegen ihr Gespräch am Schluss mit einem Nachkommen Napolens. Man fragt sich, was der Mann in der Geschichte verloren hat. Naja, alles in allem dreieinhalb von fünf Sternen.

 

Mark Brandis: Aktenzeichen: Illegal

 

Zu Teil IV: Oktober bis Dezember 2011
Zu Teil II: April bis Juni 2011
Zu Teil I: Januar bis März 2011

 

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Jahresrückblick II: April - Juni 2011

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 29 Dezember 2011 · 702 Aufrufe
Jahresrückblick

Der zweite Teil meines literarischen Jahresrückblicks 2011. Hier meine Lese- und Hörfrüchte der Monate April bis Juni - vielleicht ist ja was dabei für euch:

 

April

 

Theano: Briefe einer antiken Philosophin
Dietrich von Bern III: Rache

 

Juri Rytchëu: Polarfeuer
Die Fortsetzung von "Traum im Polarnebel". Vorgeschichte: Ein Amerikaner, der bei einer Polar-Expedition schwer verletzt wurde, muss bei den Tschuktschen auf der asiatischen Seite der Beringsstraße bleiben, während das Forschungsschiff weiterfährt. EIne alte Schamanin schafft die unmögliche Operation an seinen Händen und kann sogar noch einige wenige Finger retten. Aus dem einen Winter, den John eigentlich dort verbringen wollte, wird ein Leben.
Teil II handelt von Johns Leben und seiner Familie in der Zeit, als in Russland die Revolution ausbrach. Plötzlich soll die Zivilisation, also der Kommunismus unter den Jägern und Rentierzüchtern durchgesetzt werden. Und John als gebürtiger Amerikaner ist natürlich in den Augen der Behörden ein Spion ... Lesenswert. Wobei ich "Teryky" und "Die Suche nach der letzten Zahl" immer noch für Rytchës beste Bücher halte und sie euch nachdrücklich ans Herz legen möchte.

 

Was ist was: Katzen
Hilfreich und gut gemacht. Ich habe viel gelernt. Brauchte es für einen Roman, in dem eine Katze eine bedeutende Rolle spielt. Und ich bin leider durch und durch ein Hundemensch und kann mich mit den Mausefängern noch nicht so gut verständigen ...

 

Karl Gutzkow: Briefe eines Narren an eine Närrin
Eine der frühen Schriften Gutzkows, begründete den frühen Ruhm des Jungdeutschen und erschien kurz vor der "skandalösen" Wally. Ich habe es zuletzt im Studium in der Landesbibliothek gelesen (da es älter als 100 Jahre ist, durfte ich es nicht mit nach Hause nehmen, sondern musste es mir im Lesesaal zu Gemüte führen). Jetzt bin ich im Antiquariat auf eine Taschenbuchausgabe (Kadmus, 2001) gestoßen. Gutzkows Schreibe ist nicht schlecht, ich würde das Buch aber keinem Leser ohne Vorkenntnisse empfehlen. Schade auch, dass es zwar ein Nachwort gibt, aber keinen Kommentarteil.

 

Storycenter 2010: Inzucht und die denkbare Gesellschaft

 

Robert Kraft: Die Weltallschiffer
Letztes Jahr habe ich verzweifelt versucht, diesen Roman zu kriegen. Hab mir die Finger wundgegoogelt, habe in Online-Datenbanken geforscht und schließlich in der Landesbiobliothek nach einem traditionellen Fernleihschein gefragt, weil es online nicht zu haben war. Ich brauchte ewig lange, bis ich einen alten Bibliothekar fand, der noch wusste, was ein Leihschein ist und wo die Restbestände dieser Formulare aufbewahrt werden. Komisch, vor zehn Jahren gehörte das noch zum täglichen Brot für die dortigen Angestellten, und sie schauten gequält und verzweifelt auf, wenn man Probleme mit der Online-Bestellung hatte ... Jedenfalls bekam ich meinen mit der uralten Schreibmaschine ausgefüllten Fernleihschein zwei Tage später zurück mit dem Hinweis, das Buch sei in den Datenbanken nicht zu finden. Toll, so weit war ich selbst auch schon, dazu hätten sie keinen Praktikanten an den Rechner schicken müssen. Offenbar ist die Kunst der klassischen Bibliotheksrecherche in Hannover inzwischen auch ein ausgestorbenes Handwerk. Schade.
Okay, kurz und gut: Seit ein paar Monaten ist die Story jetzt auch im Netz zu finden und kann von jedem - auch von Bibliothekaren - problemlos gefunden werden. *gnatz*
Für mich war sie interessant, weil in ihr die Gegenerde vorkam, ein Planet, mit dem ich mich schon seit längerem befasse. Richtig toll war die Geschichte nicht, halt niedrigpreisige Gebrauchsliteratur für den Massenkonsum, aber gut zu wissen, dass man sie jetzt jederzeit lesen kann. Hier für alle der Link zum Roman Die Weltallschiffer

 

Diana Stanislawski: Flora. Die Geschichte einer Fee

 

Deutsche Sagen (Hamburger Lesehefte)
Ziemlich dünnes Heft, nur 46 Seiten. Ich hab's mal wieder umsonst gekriegt aus dem Libri-Prämienshop. Es sind ein paar nette Geschichten drin, alles sehr kurze Texte, liest sich sehr schnell weg.

 

Reinhold Schneider: Taganrog (Reclam)
Gut geschrieben, keine Frage, aber nicht unbedingt das beste von Schneider. Klassische Novelle. Ich bin damals an den Autor geraten, weil ich Werner Bergengruen sehr mag, bei dem man immer wieder auf Hinweise auf Schneider stößt. Aber so richtig warm geworden bin ich mit ihm immer noch nicht.

 

John Gurdon: Erinna. A Tragedy

 

Cicero: Pro A. Licinio Archia poeta oratio / Rede für den Dichter A. Licinius Archias (Reclam)
Ich habe nach dem Cicero-Hörbuch von Klaus Bringmann wieder Lust gehabt, mich auf den alten Römer einzulassen und mir das zweisprachige Reclamheft aus meiner Schulzeit wieder aus dem Regal gefischt. Angeschaft hatte ich es mir damals wegen einer Lateinarbeit ... Nützte aber nicht viel, denn der Übersetzer hatte entweder einen anderen Text zugrundegelegt oder übersetzte sehr frei, jedenfalls passte seine Lösung nicht ganz zu dem, was ich bei der Übersetzung herausbekam ;-) Bei der zweiten Lektüre war die Rede noch genau so kompliziert wie damals. Ich glaube nicht, dass jemand Cicero zum Vergnügen liest.

 

Tacitus: Germania (Reclam)
Nochmal vorgenommen wegen der Arbeit an einem neuen Walkürenroman um Valkrys, die Falkin. Eine unerschöpfliche Fundgrube.

 

Christoph Riedweg: Pythagoras
Gut geschriebenes, sehr kundiges und detailreiches Buch über Pythagoras und die Pythagoreer. Erzählt Biographisches, Legendarisches, Historisches, Politisches und Wissenschafts- beziehungsweise Mathematikgeschichtliches zum Meister und seiner Sekte. Ich hab's mit Gewinn gelesen. Empfehlenswert.

 

Karsten Kruschel: Galdäa

 

Emilio Zampieri: Guy Boothby: The „Dr. Nikola“ Novels (1895-1901)
Dissertation über Guy Boothby und seinen Dr. Nikola. Sehr interessant und gut zu lesen. Ich habe viel daraus gelernt.

 

 

Hörbuch

 

Sagen des Nordens I (Gerstenberg)
Richtig toll gemacht! Nicht nur eine Sagennacherzählung, sondern auch viel Hintergrundinformation, unter anderem zur Herkunft der Götter, zu Verschiebungen im germanischen Pantheon (zum Beispiel abgeleitet an den Wochentagsnamen), zu verwandten Sagenmotiven in unterschiedlichen Kulturkreisen und Epochen. Unbedingt empfehlenswert.

 

 

Mai

 

Menander: Samia (Reclam)
Ich hab's ja eher mit der Tragödie, mit der antiken Komödie habe ich noch nie so recht Freundschaft geschlossen. Jetzt hab ich mir nochmal den Menander vorgeholt. Menander ist neben Aristhophanes der zweite große griechische Komödienautor, und verglichen mit dem Werk des Altmeisters ist seine Samia schon ziemlich modern. Es geht um eine sehr ausgefeilte Verwechslungskomödie, um einen jungen Mann, dessen Freundin ein Kind bekommt, um den reichen Vaters des jungen Mannes, der davon nichts mitbekommen soll, und um die ehrliche, hochedle Sklavin Samia, die in ein schiefes Licht gerät, weil sie plötzlich fälschlicherweise als Mutter dasteht ... Verglichen mit Aristophanes ein Quantensprung und sehr viel Handlung, eine sehr ausgefeilte Verwicklung, dafür kein Chor und keine Derbheiten. Sehr interessant, man sollte es mal gelesen haben.

 

Suzanne Collins: Die Tribute von Panem I: Tödliche Spiele
Eine düstere Zukunftswelt mit einem barbarischen Brauch: Jedes Jahr werden die "Spiele" veranstaltet, zu denen jeder der zwölf Bezirke einen Jungen und ein Mädchen entsenden muss, die dann in einem tagelangen Wettstreit unter "Dschungelcamp"-Bedingungen gegen einander kämpfen müssen. Der Kampf ist beendet, wenn alle bis auf einen tot sind, den Sieger erwarten Ruhm und Ehre, ein sorgenfreies Leben und Vergünstigungen für seinen Bezirk. Katniss opfert sich freiwillig, als das Los auf ihre kleine Schwester fällt, und wird so die Kämpferin ihres Bezirks. Das Problem: Der männliche Kämpfer ihrer Heimat ist ein Junge, der sich in sie verliebt hat ... Die Geschichte ist gut und flüssig erzählt, das Buch ist ein echter Pageturner und lässt sich erst aus der Hand legen, wenn die letzte Seite gelesen ist. Insofern ist der Roman zu recht ganz oben auf den Bestsellerlisten gelandet. Was mich etwas enttäuscht hat, ist die Tatsache, dass die Autorin es ihrer Heldin ein wenig zu leicht macht. Vor den wirklich kritischen Situationen wird Katniss bewahrt. So kommt es nie zu der Situation, dass sie gegen das kleine Mädchen aus dem anderen Bezirk kämpfen muss, mit dem sie sich etwas angefreundet hatte. Und es kommt nie zur Konfrontation zwischen Katniss und ihrem Geliebten. Hier wurde einiges Potential verschenkt, und trotz des masenhaften Mordens bleibt die Sache eher seicht, eine Liebesgeschichte ohne echte Gefahr, etwa auf Twilight-Niveau (im guten und schlechten Sinne zugleich).

 

Karoline von Günderrode: Gedichte und Phantasien von Tian
Karoline von Günderrode: Poetische Fragmente von Tian
Karoline von Günderrode: Melete von Ion
Karoline von Günderrode: Weitere Veröffentlichungen zu Lebzeiten / Nachlass / Zweifelhaftes
Ich hatte mich vor zehn Jahren mal durch die alte grüne Gesamtausgabe in der Germanisten-Bibliothek der Uni-Hannover hindurchgefressen. Eine Ausgabe, in der einer meiner verehrten Vor-Nutzer mit Bleistift alles unterstrichen hatte, was irgendwie mit Tod und Sterben zu tun hatte. Kein Wunder, dass die ohnehin ziemlich düstere Günderrode auf mich einen noch tausendmal depressiveren Eindruck machte, als ohnehin schon in ihr angelegt war. Als dann vor einigen Jahren die neue Gesamtausgabe von Walter Morgenthaler erschien, habe ich natürlich zugegriffen, auch um einen neuen Anfang zu machen. Meine Beschäftigung mit dem "Darthula"-Stoff führte mich im letzten Jahr zurück zur Günderrode, und so holte ich mir jetzt auch die dicken roten Bände nochmal aus dem Regal. Okay, depressiv ist sie immer noch, die Frau. Aber es steckt auch sehr viel Lebendiges, Wildes und Abgründiges in ihr. Sehr schön sind auch die Beigaben und Hintergrundinformationen, die diese Ausgabe bietet. Also, wenn ihr euch für gefestigt genug haltet, euch auf die Günderrode einzulassen, diese Gesamtausgabe lohnt sich.

 

Mark Brandis: Astropolis
Mark Brandis: Triton-Passage

 

E.T.A. Hoffmann: Der Goldene Topf (Reclam)
Einer der zentralen Texte der Romantik, irgendwo zwischen Märchen, Grusel und dunkler Phantastik. Lesenswert.

 

Die vier Heymonskinder
Ziemlich alte Ausgabe aus dem Karl Müller Verlag Erlangen, ohne Jahresangabe. Mal irgendwann von einem Grabbeltisch mitgenommen. Die Geschichte fand ich spannend, empörend, ich habe das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen. Aber dass Reinold sein Wunderpferd hinrichten ließ, nein, das verzeihe ich ihm nicht.

 

Emilia Jones: Geschmeidig
Peter Marsh: Das Herz der Sioux I + 2: Hoka

 

Demokrit: Fragmente zur Ethik (Reclam)
Schöne, gut gemachte zweisprachige Ausgabe, sehr interessant und durchaus lesenswert. Schön, mal etwas über den Ethiker Demokrit zu hören, dachte bisher bei ihm nur an das Atomzeugs. Und an die Geschichte vom Lachen natürlich.

 

Perry Rhodan Planetenroman 12: Tödliches Psychospiel
Wow, das war mal ein richtig guter Roman. Spannend, fesselnd und gut geschrieben. Hat mir gefallen.

 

Guy Boothby: Der Palazzo des Doctor Nikola

 

Antonio Mediz Bolio: Legenden der Maya
Hübsches, kleines Büchlein mit interessanten Geschichten. Manches ist allerdings für die europäische Leselogik nicht gerade eingängig.

 

Marion Giebel: Das Orakel von Delphi
Lesenswerte, gut gemachte Beschreibung, allerdings irritiert die Umschlagfarbe etwas. Das Buch ist kein typisches orangefarbenes zweisprachiges Reclamheftchen mit Urtext links und Übersetzung rechts, vielmehr ist es ein Sachtext über das Orakel, bei dem lediglich die darin vorkommenden Zitate in zwei Sprachen enthalten sind. Inhaltlich gut und lesenswert, ich habe viel daraus gelernt.

 

Trudi Canavan: Die Rebellin
Nicht ganz zu Unrecht ein Bestseller. Liest sich gut und flüssig, wenn ich auch diese Selbstfindungsgeschichten junger Frauen, die plötzlich ohne eigenes Verdienst besondere Gaben bekommen, nicht sonderlich mag. Aber das ist mein persönlicher Geschmack, das Ding ist wirklich ganz okay.

 

Hörbuch

 

Eoin Colfer: Fletcher Moon
Schön. Einfach nur großartig, diese Schulhofsgeschichte im Stil eines Hardboiled-Krimis. Der junge Fletcher Moon als Privatdetektiv, der alle Abgründe des Schullebens schon gesehen hat. Schon das Buch war gut, die Stimme von Peter Jordan dazu macht Moons Ermittlungen zu einem unvergesslichen Erlebnis.

 

Sagen des Nordens II (Gerstenberg)
Genau so gut wie Teil I, bot für mich aber noch mehr Neues, da es hier unter anderem um den keltischen Bereich ging. Hörenswert.

 

 

Juni

 

Trudi Canavan: Die Novizin
Kann mit Teil I mithalten. Gut geschrieben, spannend, ganz okay. Hängen geblieben ist bei mir der Satz: "Das Feuer hatte die ganze Straße ausgelöscht." ;-)

 

Bjørn Jagnow: Marketing für Autoren
Hilfreiches Standardwerk. Zwar schon etwas älteren Datums, und viele der Ratschläge hat man inzwischen längst anderswo gehört und zum Teil umgesetzt, aber trotzdem immer noch nicht überholt. Sollte sich jeder Autor mal durchlesen. Auch wenn mir, zugegebenermaßen, in Autorenkreisen in den letzten Jahren zu viel von Selbstmarketing und Handwerk geredet wurde. Ich will wieder weltfremdes Genie sein dürfen, das mit seinem Herzblut schreibt ...

 

Die Welten von Thorgal: Kriss de Valnor I - Ich vergesse nichts

 

Trudi Canavan: Die Meisterin
Siehe Teil I und II. Showdown mit schwarzer Magie. Ganz gut, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck. Ist halt ein Verbrauchsbestseller, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Kerstin Groeper: Geflecktes Pferdemädchen

 

Kudrun (Reclam)
Das alte mittelalterliche Epos wird meist gehandelt als etwas humaneres Gegenstück zum Nibelungenlied. Das stimmt insofern, als es tatsächlich am Ende eine große Versöhnung und eine Vereinigung der Liebenden gibt. Stilistisch fand ich es dagegen eher etwas urtümlicher und wuchtiger als das in weiten Teilen doch sehr "höfische" Nibelungenlied. Schaut mal rein, es gibt einiges zu entdecken.

 

Ernie LaPointe: Sitting Bull. Sein Leben und Vermächtnis

 

Pierre Corneille: Der Cid (Reclam)
Klassisches französisches Drama aus der großen klassischen Epoche. Ist nicht ganz mein Fall, es wird dort zu viel geredet bzw. rhetorisiert. Irgendwie passt diese überkandidelte, zivilisierte Hofsprache nicht in die Welt der frühen spanischen Haudegen und ihrer Kämpfe. Da ist mir das altspanische Heldenepos "Der Cid" lieber.

 

Schnabel: Insel Felsenburg I
Schnabel: Insel Felsenburg II
Der große Abenteuerroman-Bestseller, erschienen 1731ff. Liest sich anfangs gar nicht schlecht, hat eine sehr komplizierte dreifach oder vierfach verschachtelte Rahmenhandlung, bis wir endlich die Insel selbst erreicht haben, auf der ein junger Mann seinen Ahnherren und dessen zahlreiche Nachkommen trifft. Ab da berichten dann immer neue nicht auf Felsenburg geborene Männer, wie sie in dieses irdische Paradies verschlagen wurden. Die jeweils rund 50 Seiten umfassenden Lebensbeschreibungen werden allerdings nach und nach etwas eintönig: Junger Mann aus gutem Hause, meist Handwerker oder junger Gelehrter, gerät verschuldet oder unverschuldet ins Unglück, läutert sich, falls nötig, oder bewährt sich in der Versuchung und erhält schließlich auf der Insel eine Chance auf einen Neuanfang. Zum Teil gar nicht so uninteressant und als Gesellschaftsbild aus dem 18. Jahrhundert sehr aufschlussreich. Aber mit gut zweieinhalbtausend Seiten schon eine ziemlich laaange Angelegenheit. Die bei 2001 erschienene Ausgabe, Hardcover, marmorierter Einband, Silberschnitt und Lesebändchen bietet einiges fürs Auge und fürs Wohlbefinden. Wenn jemand aber nur mal reinschnuppern will, würde ich ihm eher zu einer Auswahl als zur Gesamtausgabe raten.

 

Apollonius von Tyros
Nette antike Mord- und Wundergeschichte aus den "Gesta Romanorum" in einer hübschen Insel-Taschenbuchausgabe.

 

Wilhelm Busch: Das große Lesebuch
Naja, "groß" würde ich es nicht nennen, das Taschenbuch, aber es war auch nicht schlecht. Enthält natürlich "Max und Moritz", dazu "Die fromme Helene" noch ein bis zwei weitere Bildergeschichten, dazu den lesenswerten Prosatext "Eduards Traum". Man sollte überhaupt mehr Busch lesen.

 

Hanns Kneifel: Raumpatrouille Orion: Angriff aus dem All
Hanns Kneifel: Raumpatrouille Orion: Planet außer Kurs
Hanns Kneifel: Raumpatrouille Orion: Der Hüter des Gesetzes
Hanns Kneifel: Raumpatrouille Orion: Deserteure
Schöne neue Hardcoverausgabe im Verlag "Saphir im Stahl". Zum Inhalt erübrigt sich vermutlich jeder Hinweis: Es sind die sieben Abenteuer des Raumschiffs Orion, verteilt auf drei Bände und in neuer deutscher Rechtschreibung. (Dass da oben nur vier Titel stehen, liegt daran, dass der Rest im nächsten Monat dran war ;-). Lesenswert die drei Nachworte/Zusatztexte zur Kultserie. Gehört unbedingt in jedes Bücherregal.

 

Griechische Satyrspiele (Reclam)
Während die Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides zwar nicht alle aber doch wenigstens als vollständige Stücke erhalten sind, gibt es von den Satyrspielen, die auf die tragischen Trilogien folgten, fast nur noch Fragmente. Einzig der "Kyklops" ist noch halbwegs komplett vorhanden. Diese Ausgabe bietet eine Samlung dessen, was noch erhalten ist von den Satyrspielen der drei großen Tragiker. Wer die antike Tragödie liebt, sollte sich hier mal umsehen.

 

Zum Teil I: Jahresrückblick Januar bis März 2011
Zum Teil III: Jahresrückblick Juli bis September 2011
Zum Teil IV: Jahresrückblick Oktober bis Dezember 2011

 

© Petra Hartmann




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Jahresrückblick I: Januar - März 2011

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 28 Dezember 2011 · 857 Aufrufe
Jahresrückblick

Ich hatte ja Anfang des Jahres beschlossen, dass ich mich 2011 vorwiegend auf Klassiker und Indianerbücher stürzen würde. Ein paar neuere phantastische Sachen sind aber doch darunter gewesen. Hier mein Lektürerückblick auf ein langes, lesestoffreiches Jahr, verbunden mit ein paar Tipps und Warnungen:

 

Januar:

 

Antje Babendererde: Die Suche
In einem Indianerreservat verschwindet ein Junge. Eine Jugendamts-Mitarbeiterin und der alleinerziehende Vater machen sich auf die Suche und müssen sich dabei einer zwischen Genie und Wahnsinn schwebenden Schamanin stellen ... Vielleicht nicht das beste Buch von Antje Babendererde, aber nicht schlecht.

 

Ursula K. Le Guin: Der Zauberer von Erdsee
Ursula K. Le Guin: Die Gräber von Atuan
Ursula K. Le Guin: Das ferne Ufer
Ursula K. Le Guin: Tehanu
Ursula K. Le Guin: Rückkehr nach Erdsee
Absoluter Klassiker. Steht schon seit 15 Jahren auf meiner Wunschliste, jetzt habe ich mir zu Weihnachten endlich mal etwas Gutes tun lassen und hab's nicht bereut. (Ich fand übrigens auch Tehanu nicht so schlimm, wie viele Rezensenten sagen ;-))

 

Paul Wimmer: Der Weg der Macht
Stefan Wernert: Chimaerenrache
Astrid Pabst: Der Drachensucher

 

Gerd Scherm: Der Nomadengott
Spannend, witzig, anspielungsreich. Ein echter Gewinn. Lesen!

 

Wiechmann/Mendez: Dietrich von Bern II
Wilhelm Busch: Krasse Märchen. Hrsg. v. Rena Larf
Rena Larf: Der Sternenprinz
Lothar Veit: Widerworte

 

Platon: Timaios
Noch genau so konfus wie damals im Studium, als ich's erstmals gelesen habe. Eher was für Spezialisten ...

 

Kerstin Groeper: Die Feder folgt dem Wind

 

Mark Brandis: Der Spiegelplanet
Ordentlich erzähltes SF-Abenteuer mit zum Teil haasträubenden astronomischen Schilderungen. Ich mag's aber trotzdem ... In meinem Nachwort habe ich mich ausführlich mit der Geschichte des hypothetischen Planeten Gegenerde von Pythagoras bis Pynchon befasst.

 

Mark Brandis: Sirius-Patrouille

 

Perry Rhodan Planetenroman 10: Geisterschiff Crest IV
Ich liebe ja die Planetenromane, weil man sie absolut voraussetzungslos lesen kann. In die aktuelle Serie reinzukommen, habe ich ein paar mal versucht, das ist aber für jemanden, der vor 20 Jahren im 17. Silberband steckengeblieben ist, ein verdammt hartes Brot. Der vorliegende Roman ist etwas physikverliebt und in den theoretischen Teilen ziemlich schwerverdaulich. Was die geschilderten Lebewesen angeht, hm, naja, das klingt eher nach Fantasy. Und warum man so ein uraltes Schiff noch bergen muss - Romantik halt. Aber sonst ganz okay.

 

Land der Verheißung - Phantastischer Oberrhein II
Vielseitige Sammlung mit teils sehr guten Geschichten. Lokalphantastik, aber auch für Norddeutsche ohne Oberrhein-Ortskenntnisse durchaus lesbar.

 

Markus Brause: Die Wassertropfen Methode

 

 

Hörbücher

 

Herta Müller: Atemschaukel
Faszinierende Sprache. So hätte sich Wolfgang Borchert angehört, wenn er jedes seiner Worte tagelang abgewogen und nach dem treffendsten Ausdruck gesucht hätte. Faszinierend etwa die endlos langen Tiraden über den Zement ... Auf jeden Fall ein Text, der beim Lesen laut mitgesprochen werden muss, als Hörbuch gut umgesetzt. Geht unter die Haut, allerdings auch sehr anstrengend, keine Lektüre/Auditüre für Zwischendurch.

 

Mark Brandis: Die Vollstrecker I + II

 

 

Februar:

 

Rafik Schami: Eine Hand voller Sterne
Märchenhafte Geschichte über einen kleinen Jungen in Damaskus und einen Journalisten, der als Angestellter der staatlichen Medien seine Selbstachtung verloren hat: Die beiden gründen eine Untergrundzeitung, um dem Volk endlich die Wahrheit zu sagen, und riskieren dabei Gefangennahme und Schlimmeres. Ein Buch, das jeder Journalist in Deutschland gelesen haben sollte ...

 

Terry Pratchet: Die Farben der Magie
Nicht schlecht. Ich wünsche mir eine Kiste aus magischem Birnbaumholz ...

 

Andreas Eschbach: Die Haarteppichknüpfer
Magisch, phantastisch, fesselnde und detaillierte Schilderungen aus dem Leben einer ganz besonderen Handwerkszunft. Eine etwas abgedrehte Auflösung. Sehr schöne Sprache. Lesenswert.

 

Tassilo 13: Das Land ohne Wiederkehr

 

Antje Babendererde: Wundes Land
Der Roman spielt in der Lakota-Reservation Pine Ridge, wo eine Deutsche ein Hilfsprojekt betreuen soll. Doch dann geschieht ein Mord. Dass sie und der Verdächtige sich sehr nahe kommen, macht die Sache nicht leichter. Und dann ist da auch noch die radioaktive Verseuchung, die an einigen Stellen des Reservats auftritt und die niemand wahrhaben will ... Spannend, gut geschrieben, lesbar.

 

Julius von Voss: Ini

 

Reimer Jehmlich: Science Fiction
Uraltes wissenschaftliches Buch (1980), das ich auf dem "Kostenlos"-Tisch der Landesbibliothek entdeckt habe. Bemüht sich sehr darum zu definieren, was SF überhaupt ist. Ein großer Schwerpunkt liegt auf dem Umstand, dass es nur sehr wenig "richtige" Sekundärliteratur und Kritiken in "seriösen" Medien gibt, dafür aber eine schier unübersehbare und zum Teil auch sehr sachkundige Besprechungsmasse aus dem Fandom. Da hat sich wohl nicht viel geändert.

 

Wieland: Peregrinus Proteus
Antiquarisch erstanden. Ein Buch, auf das ich schon lange scharf war. Wieland macht aus dem "Proteus" des antiken Satirikers Lukian eine Art Bildungsroman im Stile seines Romans "Agathon" und bürstet den uralten Text vollkommen gegen den Strich. Lukian und der von ihm geschmähte Proteus begegnen sich nach ihrem Tode im Elysium wieder, und der edle Philosoph und Erleuchtungssucher erzählt dem Schriftsteller, wie es damals wirklich war. Einfach nur köstlich, ich fand's toll. Für die Lektüre sollte man allerdings einiges an Vorkenntnissen mitbringen. Wer Lukians Schmähschrift über den Philosophen nicht gelesen hat, wird vermutlich nicht viel damit anfangen können.

 

 

Hörbuch

 

Peter Ward: Der Rubindrache (abgebrochen)
Vielleicht ist das Buch gut, ich weiß es nicht. Ich habe die CDs von meiner frustrierten Schwester geschenkt bekommen, die meinte, sie könne sich das Ding einfach nicht anhören. Ich selbst bin bis zur zweiten von 6 CDs gekommen und habe dann ebenfalls abgebrochen. Das Risiko, beim Autofahren einzuschlafen, war mir einfach zu groß. Mag sein, dass es an der Stimme und dem gleichförmigen Vortrag des Sprechers liegt. Jedenfalls bekommt man inhaltlich kaum etwas mit. Finger weg davon. Versucht es lieber mit dem Buch und erzählt mir dann, wie es war.

 

Mario Adorf: Die Lieblingsballaden der Deutschen
Sehr schön vorgetragen. Der klassische Kanon der großen Balladen. Empfehlenswert.

 

Malcolm Max III

 

 

März

 

Guy N. Boothby: Das Experiment des Doctor Nikola

 

Thüring von Ringoltingen: Melusine (Reclam)
Die Urgroßmutter der Nixengeschichten. Eine geheimnisvolle schöne Frau heiratet einen jungen Adligen und macht zur Bedingung, dass sie einmal pro Woche nicht gestört werden darf. Sie wird die Ahnherrin eines großen Geschlechts, und ihre Söhne vollbringen sagenhafte Heldentaten und erringen bedeutende Königreiche. Doch eines Tages beobachtet ihr Gatte sie an einem verbotenen Tag heimlich im Bad: Von der Hüfte abwärts ringelt sich ihr ein entsetzlicher Wurmschwanz - seine zauberhafte Frau ist ein Meerweib! Das Buch stammt aus dem Jahr 1587 und ist in einer entsprechend spröden, verklausulierten Sprache geschrieben. Die Handlung ziemlich verschlungen, da ein Großteil des Buches von den Taten der einzelnen Söhne handelt und es sehr lange dauert, bis der Erzähler wieder zur eigentlichen Hauptperson zurückfindet. Die Kommentierung ist ganz ordentlich, sauberer Reclamstandard. Trotzdem eine eher anstrengende Lektüre, nicht gerade ein Appetithäppchen für Zwischendurch zum Abschalten.

 

Eoin Colfer: Artemis Fowl: Der Atlantis-Komplex

 

Kristin Cashore: Die Flammende
Enttäuschend. Ich habe "Die Beschenkte" geliebt, aber dieses Buch fällt stark gegen den Vorgänger ab. Die Geschichte ist sehr locker verbunden mit dem ersten Buch, es taucht der ganz junge "Leck" auf, der in der Beschenkten der Erzbösewicht und Endgegner ist. Ansonsten gibt es keine Bezüge zum ersten Roman. Die Geschichte spielt im östlichen Reich jenseits der Berge, wo es keine Menschen mit sonderbaren Gaben gibt, dafür aber "Monster", erkennbar an der buntleuchtenden Fellfarbe. Auch Menschen können solche Monster sein, die Titelheldin "Fire" ist so ein Monster. Ein Großteil des Romans besteht aus ihrer Selbstfindungsgeschichte und einem furchtbar langen Hin und Her in der Frage, ob sie ihr besonderes Talent - eine Art Gedankenlesefähigkeit - nun für den König einsetzen kann und soll oder ob sie das aus ethischen Gründen nicht darf. Ziemlich zäh. Nicht schlecht geschrieben, aber nach dem ersten Romen einfach nur enttäuschend.

 

Werner Koch: See-Leben I
Werner Koch: Wechseljahre oder See-Leben II
Werner Koch: Jenseits des Sees
Wenn ich 2011 nur diese Trilogie entdeckt hätte, das Jahr hätte sich gelohnt. Unglaublich, diese Sprache, diese scheinbar leichte, schwerelose Alltagsmagie, diese nachdenklichen und traurigen, aber nie niederdrückenden Töne. Ich weiß gar nicht recht, wie ich diese Bücher beschreiben soll. Die Handlung? Eigentlich gibt es kaum eine. Ein Mann verbringt seinen Urlaub am Bodensee und kommt irgendwann auf die Idee, dass er doch bleiben sollte. Sein Schreibtisch steht fortan auf der Wiese, seine Kollegen erklären ihn für verrückt, die Firma, der Betriebsrat, der Chef ... All das nur ein paar nebensächliche Zeilen. Der Rest sind Gespräche mit der Katze, mit sich selbst, mit den im See Ertrunkenen ... Begegnungen mit einem Menschen, der rückwärts lebt und immer jünger wird. Gedanken über Leben und Tod. Lest es selbst, wenn ihr mal was wirklich Gutes lesen wollt.
Ich habe die ersten beiden Bände zufällig im "Zum Mitnehmen"-Regal der Hildesheimer Volkshochschule gesehen und griff zu, weil ich irrtümlicherweise dachte, es müsse wohl um eine Seefahrergeschichte von der Nord- oder Ostseeküste gehen. Danach fuhr ich sie gut ein Jahr lang auf dem Autorücksitz spazieren, bis sie mir beim Aufräumen des Wagens wieder in die Hände fielen. Dann hat es noch ein paar Monate gedauert, bis ich sie aus dem Zwischenlager in der Garage barg. Als ich den ersten Band dann endlich aufschlug, war es mehr oder weniger Verzweiflung, weil ich nichts zum Lesen im Haus hatte ... Der Rausch packte mich bereits nach wenigen Zeilen, ich las beide Bände durch, ohne aufhören zu können, und besorgte mir sofort im Netz den dritten Teil. Also, noch einmal: Wenn ihr diese See-Bücher irgendwo seht, greift zu, es lohnt sich!

 

Gerhart Hauptmann: Die Ratten
Heinrich von Kleist: Penthesileia
Die beiden Büchlein habe ich kostenlos bekommen, als ich meine Prämienpunkte bei Libri einlöste. Beides Ausgaben der Reihe "Hamburger Lesehefte". Ich bin kein Fan der Reihe, Reclamhefte mag ich einfach lieber, ich schätze deren Kommentarteil sehr. Tja, es sind halt zwei Klassiker, was soll man dazu sagen, was nicht besser im Kindler oder bei Wikipedia steht? Die Ratten sind durch den Dialekt ziemlich anstrengend zu lesen und spielen in einem Milieu, in dem ich nicht unbedingt zu Hause bin. Penthesilea gehört zweifellos zu Kleists lebendigsten, am wenigsten steif geratenen Dramen. Auf jeden Fall eine interessante Interpretation der Geschichte um Achill und die Amazonenkönigin.

 

Peter Völker: Achilleus und Thetis
Und gleich nochmal eine Schilderung aus dem Leben des Helden Achill: Das Lyrik-Büchlein fand ich auf der Minipresemesse in Minden und konnte es nicht wieder aus der Hand legen. Es handelt sich um ein sehr vielseitiges und vielschichtiges Gesamtkunstwerk. Peter Völkers Gedichte über Achill und seine Mutter Thetis sind zweisprachig, griechisch-deutsch, das Büchlein enthält lyrische und epische Passagen, aber auch mit Noten versehene Lieder und zahlreiche Illustrationen. Eine faszinierende Zusammenstellung, mit sehr viel Liebe gemacht - man merkt, dass es aus einem Kleinverlag stammt, in dem jedes Buch noch persönlich in die Hand genommen wird.

 

Ulrike Stienen-Hoffmann: Verschollen
Andreas Dierks & Marina Carletto: Marinda und der verhexte Apfel / Marinda e la mela stregata

 

Erasmus von Rotterdam: Lob der Torheit (Reclam)
Das wollte ich schon seit 20 Jahren lesen ... Erasmus, der große Humanist und Zeitgenosse Luthers, wandelt auf den Spuren Lukians und zeigt, dass es auch auf katholischer Seite intelligente Leute gab - und viel schöner zu lesen als die bierernsten Lutheraner jener Zeit ist er allemal ;-)

 

Sören Kierkegaard: Entweder - Oder
Das Buch hatte ich zuletzt Mitte der 90er gelesen, ich brauchte es für meine Magisterarbeit. Es war ein schönes Wiedersehen. Vor allem ist mir jetzt erst klar geworden, wie ähnlich Kierkegaard stilistisch und inhaltlich den Jungdeutschen und Heine war. Das "Tagebuch des Verführers" kann auf jeden Fall im Regal zwischen den jungdeutschen Romanen stehen ohne aufzufallen.

 

Peter Høeg: Vorstellung vom 20. Jahrhundert
Phantastisch: Ein dänischer Gutbesitzer stellt fest, dass sein Domizil der Mittelpunkt der Welt ist, umgibt das Areal mit einer Mauer und hält die Zeit an. Eine Familiengeschichte der ganz besonderen Art - hochgradig realistisch und trotzdem phantastisch. Einfach großartig.

 

Antike Zaubersprüche. Übers. u. hrsg. v. Alf Önnerfors, gr./dt. (Reclam)
Nette Sammlung. Vielleicht mal brauchbar als Qelle für einen Fantasy-Roman, wenn ich einen fiesen Zauberspruch brauche.

 

Perry Rhodan Planetenroman 11: Tod über Derogwanien
Ziemlich konfuses Zeug. Diese Puppenwelt ist nicht ganz mein Fall. Aber recht lesbar.

 

Heldenlieder der älteren Edda (Reclam)
Das war seinerzeit das erste Reclamheft, das ich mir selbst bestellt hatte. Muss irgendwann Mitte der 80er gewesen sein. Die Buchhandlung ist inzwischen längst geschlossen. Ich hab's mir nochmal vorgenommen für meine Arbeit an einem neuen Roman über Valkrys, die Falkin. Die Übersetzung hat ihren ganz eignen Rhythmus, wenn ich auch bei den Götterliedern die Hansen-Übersetzung schöner finde. Ganz brauchbar.

 

Hörbuch

 

Klaus Bringmann: Cicero
Mark Brandis: Pilgrim 2000 I
Mark Brandis: Pilgrim 2000 II

 

 

Zu Teil II: Jahresrückblick April - Juni 2011
Zu Teil III: Jahresrückblick Juli - September 2011
Zu Teil IV: Jahresrückblick Oktober - Dezember 2011

 

© Petra Hartmann








Das Herz des Donnervogels, 2023

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Der Klappentext:
Ein Indianer taucht in dem verschlafenen Küstenstädtchen Kitty Hawk auf. Die Witwe Murdoch ist überzeugt, dass der Fremde ein Kundschafter ist und bald seine roten Spießgesellen zum Morden und Plündern mitbringen wird. Doch Junger Adler hat andere Pläne. Er träumt vom Fliegen und wartet auf das Eintreffen zweier verrückter Fahrradhändler.
Karl-May-Fans kennen Junger Adler bereits aus dem Roman Winnetous Erben. Die Vorgeschichte zu diesem Buch wird nun von Petra Hartmann erzählt.

 

Buch-Infos:
Petra Hartmann DAS HERZ DES DONNERVOGELS
Band 18, Abenteuer-Roman
Exklusive Sammler-Ausgabe
Seiten: 282

Taschenbuch
VÖ: April 2023
Künstler: MtP-Art (Mario Heyer)
Künstler (Innenteil): MtP-Art (Mario Heyer)
Preis: 12,95 Euro

 

Bestellen beim Blitz-Verlag

 

Das E-Book ist zum Preis von Euro 3,99 erhältlich.

Unter anderem bei Amazon

oder direkt beim Blitz-Verlag.

 

 

 

Falkenblut, 2020

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Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Widar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus ...

Es ist eine schaurige Welt, in der sich die junge Walküre behaupten muss. Doch Valkrys wäre keine echte Falkin, wenn sie einem Kampf aus dem Weg gehen würde. Todesmutig und mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor stürzt sie sich in die Begegnungen mit Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfen, Berserkern, Hexen, Meerungeheuern und dem furchtbaren Totenschiff Naglfari.

 

 

Petra Hartmann: Falkenblut.

Sibbesse: Hottenstein, 2020.

Broschiert, 247 S., Euro 11.

ISBN 978-3935928991

 

Bestellen im Hottenstein-Verlags-Shop

 

Bestellbar unter anderem bei Amazon

Hörbuch: Drachen! Drachen! 2020

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Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren. Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren: Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.

 

Herausgeber: Petra Hartmann, Frank G. Gerigk

Sprecher: Tim Schmidt

Blitz-Verlag

Ungekürzte Lesung

mp3-Download

611 Minuten, 495.91 MB

9783991093435

 

Zu bestellen unter anderem bei Thalia oder bei Amazon.

Nestis und die verbotene Welle, 2017

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Meerprinzessin Nestis und ihre Freunde sind sauer: Lehrer Seestern meint, dass laute Haifischmusik nichts für Kinder ist. Und der Kronrat stimmt ihm zu. Deshalb bekommt die Band »Ã˜lpæst« Auftrittsverbot in der gesamten Nordsee. Doch plötzlich ist deren Musik überall zu hören: Ein Piratensender strahlt die Hits der Knorpelfischgang lautstark aus.

Als eine hochexplosive Kugelmine über dem blauen Glaspalast im Meer dümpelt und ein führungsloser Öltanker in die Nordsee einfährt, droht eine wirkliche Ölpest. Gelingt es den Meerkindern, ein Unglück zu verhindern?

 

Petra Hartmann: Nestis und die verbotene Welle. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Voraussichtlich ab Juni 2017 erhältlich.

Buch-Infos: ca. 152 Seiten, 14,2 x 20,6 cm, Hardcover, zahlreiche s/w-Illustrationen, mit Fadenheftung, Euro 14,90, ISBN 978-3-977066-00-1

 

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Demantin, 2016

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Demantin, der junge König von Antrium, liebt die griechische Königstochter Sirgamot. Doch ihr Vater ist strikt gegen die Hochzeit. Immerhin ist Sirgamot erst zwölf Jahre alt. So zieht Demantin in die Welt, um Ruhm zu erwerben, den Namen seiner Geliebten durch seine Taten zu verherrlichen und sich dem griechischen König als Schwiegersohn zu empfehlen. Er besteht heldenhafte Kämpfe, erwirbt sich die Freundschaft der Königin und des Königs von England und besiegt ein schauriges Meerweib. Letzteres allerdings erweist sich als verhängnisvoll. Denn die sterbende Unholdin verflucht Demantin und prophezeit, dass seine Geliebte mit dem üblen König Contriok verlobt werden soll. Kann Demantin noch rechtzeitig zurückkehren, um die Hochzeit zu verhindern?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Demantin. Ein Ritter-Epos
128 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 9-78-3-940078-34-6
8,95 EUR

 

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Leseprobe

 

Crane, 2016

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Gayol, der Sohn des ungarischen Königs, hat in jugendlichem Übermut den alten Hofmarschall seines Vaters zum Wettkampf herausgefordert und eine peinliche Niederlage erlitten. Aus Scham flüchtet er und gerät ins Reich des deutschen Kaisers, wo er unerkannt unter dem Namen Crane (Kranich) eine Stellung als Kämmerer annimmt und bald sehr beliebt ist. Doch als der Fremde und die Kaiserstochter einander näher kommen und Hofbeamten Unzucht und eine unstandesgemäße Liebschaft wittern, beginnt eine schwere Zeit für Königssohn und Kaiserstochter. Kann Gayol sich auf die Treue Acheloydes verlassen? Und kann die lebensbedrohliche Krankheit der Prinzessin noch geheilt werden?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Crane. Ein Ritter-Epos
84 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 978-3-940078-48-3
6,95 EUR

 

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Leseprobe

Hut ab, Hödeken! 2015

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Ein rasender Bischof auf dem Rennstieg.
Wegweiser, die sich wie von Geisterhand drehen.
Jäger in Todesangst.
Bierkutscher mit unheimlicher Fracht.
Ein stammelnder Mönch,
der plötzlich zum brillanten Redner wird.
Sollte da Hödeken seine Hand im Spiel haben?
Sagen um einen eigenwilligen Geist
aus dem Hildesheimer Land,
frisch und frech nacherzählt
von Petra Hartmann.

 

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken!

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

101 S., Euro 7,95.

ISBN 978-3-940078-37-7

 

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Leseprobe

Freiheitsschwingen, 2015

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Deutschland in den 1830er-Jahren: Für Handarbeit, arrangierte Ehe und Kinderkriegen hat die junge Bürgermeistertochter wenig übrig. Stattdessen interessiert sie sich für Politik und Literatur und greift sehr zum Leidwesen ihres Vaters selbst zur Feder, um flammende Texte für die Gleichberechtigung der Frau und die Abschaffung der Monarchie zu verfassen. Angestachelt von der revolutionären Stimmung des Hambacher Festes versucht sie, aus ihrem kleinbürgerlichen Dasein auszubrechen und sich als Journalistin zu behaupten. Gemeinsam mit ihrer großen Liebe verschreibt sie sich dem Kampf für ein freies, geeintes Deutschland und schlägt den Zensurbehörden ein Schnippchen. Die Geheimpolizei ist ihnen jedoch dicht auf den Fersen, und die junge Journalistin begeht den verhängnisvollen Fehler, ihre Gegner zu unterschätzen

 

Petra Hartmann: Freiheitsschwingen

Personalisierter Roman

München: Verlag Personalnovel, 2015

ca. 198 Seiten. Ab Euro 24,95.

(Einband, Schriftart und -größe, Covergestaltung etc. nach Wahl.)

 

Bestellen unter:

www.tinyurl.com/Freiheitsschwingen

 

Timur, 2015

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Wer ist der bleiche Jüngling im Verlies unter der Klippenfestung? Prinzessin Thia will ihn retten. Doch wer Timurs Ketten bricht, ruft Tod und Verderben aus der Tiefe hervor. Als der Blutmond sich über den Horizont erhebt, fällt die Entscheidung ...

 

Beigaben:

Nachwort zur Entstehung

Original-Erzählung von Karoline von Günderrode

Autorinnenbiografien

Bibliografie

 

Petra Hartmann: Timur

Coverillustration: Miguel Worms

Bickenbach: Saphir im Stahl, 2015.

ISBN: 978-3-943948-54-7

Taschenbuch, 136 S.

Euro 9,95

 

 

Ulf, 2015

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Ein Roman-Experiment mit ungewissem Ausgang: Ulf (Magisterstudent unbekannter Fachrichtung), stammt aus einem Dorf, das mehrmals jährlich überschwemmt wird. Zusammen mit Pastor Dörmann (Geistlicher unbekannter Konfession) und Petra (Biografin ohne Auftrag) überlegt er, was man dagegen tun kann. Als ein vegetarisches Klavier die Tulpen des Gemeindedirektors frisst und das Jugendamt ein dunkeläugiges Flusskind abholen will, spitzt sich die Situation zu. Nein, Blutrache an Gartenzwergen und wütende Mistgabelattacken sind vermutlich nicht die richtigen Mittel im Kampf für einen Deich ...
Mal tiefgründig, mal sinnlos, etwas absurd, manchmal komisch, teilweise autobiografisch und oft völlig an den Haaren herbeigezogen. Ein Bildungs- und Schelmenroman aus einer Zeit, als der Euro noch DM und die Bahn noch Bundesbahn hieß und hannöversche Magister-Studenten mit dem Wort "Bologna" nur eine Spaghettisauce verbanden.

 

Petra Hartmann:

Ulf. Ein Roman-Experiment in zwölf Kapiteln.

eBook

Neobooks 2015

Euro 2,99

Erhältlich unter anderem bei Amazon

Vom Feuervogel, 2015

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Ein Tempel in der Wüste. Heilige Männer, die sich dem Dienst des Feuervogels geweiht haben. Ein Hirtenjunge, der seinem Traum folgt. Aber wird der alte und kranke Phönix wirklich zu neuem Leben wiederauferstehen, wenn der Holzstoß niedergebrannt ist? Eine Novelle von Idealen und einer Enttäuschung, die so tief ist, dass kein Sonnenstrahl je wieder Hoffnung bringen kann.

 

Petra Hartmann:

Vom Feuervogel. Novelle.

Erfurt: TES, 2015.

BunTES Abenteuer, Heft 30.

40 Seiten, Euro 2,50 (plus Porto).

Bestellen unter:

www.tes-erfurt.jimdo.com

 

eBook:

Neobooks, 2015.

Euro 1,99.

Unter anderem bei Amazon

Nestis und die Hafenpiraten, 2014

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Endlich Sommerferien! Nestis und ihre Freunde freuen sich auf sechs Wochen Freiheit und Abenteuer. Doch ausgerechnet jetzt verhängt der Kronrat ein striktes Ausgehverbot für alle Meerkinder. Denn in der Nordsee treibt plötzlich ein furchtbares “Phantom† sein Unwesen. Möwen, Lummen und Tordalke werden von einem unheimlichen Schatten unter Wasser gezerrt und verschwinden spurlos.

Nestis beschließt, den Entführer auf eigene Faust zu jagen. Als ein Dackel am Strand von Achterndiek verschwindet, scheint der Fall klar: Die gefürchteten “Hafenpiraten" müssen dahinter stecken. Zusammen mit ihrem Menschenfreund Tom wollen die Meerkinder der Bande das Handwerk legen ...

Petra Hartmann: Nestis und die Hafenpiraten
Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014
ISBN 978-3-940078-84-1
14,90 EUR

 

 

Leseprobe unter

 

www.tinyurl.com/nestis2

Blitzeis und Gänsebraten, 2014

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Weihnachten im Potte †¦

†¦ ist so vielfältig wie die Menschen, die dort leben. Und deshalb findet sich auf diesem Bunten Teller mit 24 Hildesheimer Weihnachtsgeschichten für jeden etwas: romantische Erzählungen und freche Gedichte, Erinnerungen an die Nachkriegszeit, Geschichten von neugierigen Engeln, eifrigen Wichteln und geplagten Weihnachtsmännern. Der Huckup und die »Hildesheimer Weisen« fehlen auch nicht. Was es aber mit dem Weihnachtswunder an der B6 auf sich hat, erfahren Sie auf Seite 117. - Greifen Sie zu!

 

 

Petra Hartmann & Monika Fuchs (Hrsg.): Blitzeis und Gänsebraten. Hildesheimer Weihnachtsgeschichten.

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

144 Seiten | 12 x 17 cm | Paperback |

ISBN 978-3-9400787-57-5
8,90 EUR

 

Leseprobe

Beim Vorderhuf meines Pferdes, 2014

Eingefügtes Bild

Das Messer zuckte vor. Fauchend wich die riesige Katze zurück. Doch nur, um sofort wieder anzugreifen. Das Mädchen, das auf dem Leichnam seiner Stute kauerte, schien verloren.
Acht Jahre ist Steppenprinzessin Ziris alt, als sie bei einem Sandkatzenangriff ihr Lieblingspferd verliert. Ist es wirklich wahr, was ihr Vater sagt? "Alle Pferde kommen in den Himmel ..."
Drei Erzählungen aus der Welt der Nearith über edle Steppenrenner, struppige Waldponys und die alte graue Stute aus Kindertagen.

Petra Hartmann: Beim Vorderhuf meines Pferdes. Neue Geschichten aus Movenna. eBook, ca. 30 Seiten. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014. Euro 0,99.

Erhältlich unter anderem bei Amazon.

Darthula, 2014

Eingefügtes Bild

Darthula ist die Tochter eines irischen Kleinkönigs, der über das nebelreiche Land Selama herrscht. Als schönste Prinzessin Irlands lebt sie allerdings nicht ungefährlich. Als sie den mächtigen König Cairbar abweist und ihm nicht als seine Braut folgen will, nimmt das Unheil seinen Lauf. Cairbar überzieht das kleine Selama mit Krieg und Vernichtung und rottet Darthulas Familie aus. Mit ihrem Geliebten Nathos wagt die junge Frau die Flucht über die stürmische See. Aber Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...

Beigaben zur Neuausgabe:
Vorwort der Autorin mit Infos zur Entstehungsgeschichte
Übersetzung des "ossianischen Originals"
Autorinnenbiographie und Veröffentlichungsliste

Buch-Informationen:
Petra Hartmann: Darthula, Tochter der Nebel.
Bickenbach: Verlag Saphir im Stahl, 2014.
Taschenbuch. 126 S., Euro 9,95.
ISBN 978-3-943948-25-7

Bestellen bei Saphir im Stahl

Pressearbeit für Autoren, 2014

Eingefügtes Bild

Petra Hartmann, Autorin und langjährige Lokalredakteurin, gibt Tipps für die Pressearbeit vor Ort. Sie erklärt die Wichtigkeit der „Ortsmarke“ für eine Zeitung, gibt Tipps zum Schreiben von Artikeln, zum guten Pressefoto und zum Umgang mit Journalisten. Anschaulich, verständlich, praxisorientiert und für Autoren jedes Genres anwendbar.

Petra Hartmann: Pressearbeit für Autoren. So kommt euer Buch in die Lokalzeitung.
eBook. Neobooks, 2014. Ca. 30 Seiten.
Euro 1,99
Diverse Formate, für alle gängigen eBook-Reader.
Erhältlich z.B. bei Amazon, eBook.de, Thalia, Hugendubel, Weltbild u.a.

Nestis und der Weihnachtssand, 2013

Eingefügtes Bild

Als kleine Weihnachtsüberraschung gibt es für Fans des "großen" Nestis-Buchs "Nestis und die verschwundene Seepocke" jetzt ein kleines bisschen Weihnachtssand: Der Verlag Monika Fuchs hat aus der "Ur-Nestis", einem Helgoland-Märchen aus dem Jahr 2007, jetzt ein eBook gemacht. Mit einem wunderschönen Cover von Olena Otto-Fradina und mit ein paar exklusiven Einblicken in Nestis' Nordseewelt.

Klappentext:
"November 2007: Orkantief Tilo tobt über die Nordsee und reißt große Teile der Helgoländer Düne ins Meer. Wer soll nun die Robbenküste reparieren? Meerjungfrau Nestis wünscht sich einfach mal vom Weihnachtsmann 500.000 Kubikmeter Sand ..."

Bonus-Material:
Die Autorin im Interview mit Wella Wellhorn von der Meereszeitung "Die Gezeiten"
XXL-Leseprobe aus "Nestis und de verschwundene Seepocke"

Petra Hartmann: Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013. 99 Cent.

Erhältlich für den Amazon-Kindle

Nestis und die verschwundene Seepocke, 2013

Eingefügtes Bild


Eine ausführliche Leseprobe findet ihr hier:
www.tinyurl.com/nestis


Wütend stampft Meerjungfrau Nestis mit der Schwanzflosse auf. Ihre Schwester Undine ist von den Menschen gefangen worden – und weder Meerkönig noch Kronrat wagen, die Kleine zu retten. Aber Nestis fürchtet sich nicht einmal vor den furchtbarsten Monstern des Meeres. Zusammen mit ihren Freunden bricht sie auf zur Rettungsaktion, und es zeigt sich, dass tollpatschige Riesenkraken und bruchrechnende Zitteraale großartige Verbündete sind.
Petra Hartmann entführt ihre Leser in eine etwas andere Unterwasserwelt mit viel Humor und Liebe zum Detail. Trotz des phantastischen Meermädchen-Themas findet der Leser auch sehr viel naturnahe Beobachtungen aus Nord- und Ostsee, lernt die Meerbewohner und ihre Probleme kennen. Dabei werden unter anderem auch die Meeresverschmutzung, Fischerei und die wenig artgerechte Haltung von Haien in Aquarien behandelt.
Zauberhaft dazu die Zeichnungen von Olena Otto-Fradina.

Text: Petra Hartmann
Bilder: Olena Otto-Fradina
| Hardcover | 14,8 x 21 cm
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2013
151 S., Euro 14,90
ISBN 978-3-940078-64-3


eBook:
Amazon-Kindle, 2154 KB
Euro 6,99
http://amzn.to/JJqB0b

Autorenträume, 2013

Eingefügtes Bild


Autorinnen und Autoren schicken ihre Leser in vergangene Zeiten, ferne Länder, phantastische Welten, spannende Abenteuer und bringen sie zum Träumen.
Wovon aber träumen Autoren? Vom Nobelpreis? Vom Bestseller? Vom Reich-und-berühmt-werden? Oder einfach nur davon, eines Tages vom Schreiben leben zu können? Vom Lächeln auf dem Gesicht eines Kindes, wenn das neue Märchen vorgelesen wird? Oder sind es schreckliche Albträume, die der angebliche Traumberuf mit sich bringt? Werden Schriftsteller nachts im Schlaf gar von Verlegern, Lektoren, Rezensenten oder Finanzbeamten bedroht?
Monika Fuchs und Petra Hartmann starteten eine »literarische Umfrage«, wählten aus den über 300 Antworten 57 phantasievolle Beiträge aus und stellten sie zu diesem Lesebuch zusammen. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Autorenalltags und träumen Sie mit!
Von jedem verkauften Buch wird 1 Euro an das Hilfswerk Brot & Bücher e.V. der Autorin Tanja Kinkel gespendet, die auch das Geleitwort zum Buch schrieb.

Petra Hartmann und Monika Fuchs (Hrsg.):
Autorenträume. Ein Lesebuch.
ISBN 978-3-940078-53-7
333 S., Euro 16,90

Bestellen beim Verlag Monika Fuchs

Mit Klinge und Feder, 2013

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Phantasie statt Völkerschlachten - das war das Motto, unter dem die Phantastik Girls zur Schreibfeder griffen. Mit Humor, Gewitztheit und ungewöhnlichen Einfällen erzählen sieben Autorinnen ihre Geschichten jenseits des Mainstreams der Fantasy. Kriegerinnen und gut bewaffnete Zwerge gehören dabei genau so zum Personal wie sprechende Straßenlaternen, Betonfresser oder skurrile alte Damen, die im Bus Anspruch auf einen Behindertensitzplatz erheben. Dass es dennoch nicht ohne Blutvergießen abgeht, ist garantiert: Immerhin stecken in jeder der Storys sechs Liter Herzblut. Mindestens.

Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns.
Mit Geschichten von Linda Budinger, Charlotte Engmann, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl.
Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. 978-3943378078
247 S., Euro 9.
Bestellen bei Amazon

eBook:
396 KB, Euro 5,49.
Format: Kindle
Bestellen bei Amazon

Das Serum des Doctor Nikola, 2013

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Berlin, 1927. Arbeitslos, pleite und mit der Miete im Rückstand: Bankierssohn Felix Pechstein ist nach dem "Schwarzen Freitag" der Berliner Börse ganz unten angekommen. Da erscheint das Angebot, in die Dienste eines fremden Geschäftsmannes zu treten, eigentlich als Geschenk des Himmels. Doch dieser Doctor Nikola ist ihm mehr als unheimlich. Vor allem, als Felix den Auftrag erhält, Nikola zu bestehlen ...

Petra Hartmann: Das Serum des Doctor Nikola
Historischer Abenteuerroman.
ISBN 978-3-938065-92-1
190 S., 12,95 Euro.
Bestellen beim Wurdack-Verlag

Leseprobe

Hörbuch: Der Fels der schwarzen Götter, 2012

Eingefügtes Bild

Bei einer Mutprobe begeht der junge Ask einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat.
Bald wissen die Völker des Berglandes nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...

Der Fels der schwarzen Götter.
Hörbuch. 8 Stunden, 57 Minuten.
Sprecherin: Resi Heitwerth.
Musik: Florian Schober.
Action-Verlag, 2012.
CD/DVD: 16,95 Euro
mp3-Download: 11,95 Euro

Hörbuchfassung des 2010 im Wurdackverlag erschienenen Buchs "Der Fels der schwarzen Götter".

Termine

Lesungen

 

Samstag, 20. April: Lesung aus "Die Schlagzeile" auf dem Conventus Leonis im Kinder- und Jugendzentrum Mühle, An der Neustadtmühle 3, 38100 Braunschweig. Beginn: 12.30 Uhr.

 

Samstag, 3. August: "Kleines Volk". Märchenlesung im Freibad RhüdenWilhelm-Busch-Straße 1, 38723 Seesen – Ortsteil Rhüden. Beginn: 16 Uhr.

 

 

Messen, Cons, Büchertische

 

 

Samstag, 20. April: Conventus Leonis im Kinder- und Jugendzentrum Mühle, An der Neustadtmühle 3, 38100 Braunschweig. Ich lese dort ab 12.30 Uhr aus meinem Journalisten-Roman "Die Schlagzeile" vor und bin vor und nach der Lesung mit einem Büchertisch anzutreffen.

 

Samstag, 27. April: Marburg-Con. Bürgerhaus Weimar (Lahn) - Niederweimar, Herborner Straße 36, 35096 Niederweimar. Beginn: 10 Uhr. Ich bin ganztägig mit einem Büchertisch vort Ort

 

 

 

Links

Meine Heimseite:

www.petrahartmann.de

 

Facebook-Autorenseite:

www.facebook.com/AutorinPetraHartmann/

 

Nestis auf Facebook:

www.facebook.com/nestis.net/

 

Die Falkin auf Facebook:

https://www.facebook.com/FalkinValkrys

 

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Biografie

Petra Hartmann, Jahrgang 1970, wurde in Hildesheim geboren und wohnt in Sillium. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Hannover. Auf den Magisterabschluss folgten die Promotion mit einer Doktorarbeit über den jungdeutschen Schriftsteller Theodor Mundt und ein zweijähriges Volontariat bei der Neuen Deister-Zeitung in Springe. Anschließend war sie dort fünf Jahre Lokalredakteurin. Ferner arbeitete sie für die Leine-Zeitung in Neustadt am Rübenberge, die Nordsee-Zeitung in Bremerhaven, die Neue Presse in Hannover und die Volksstimme in Gardelegen. Derzeit ist sie bei der Goslarschen Zeitung beschäftigt.
Als Schriftstellerin liebt sie vor allem das fantastische Genre. Sie verfasst hauptsächlich Fantasy und Märchen. Bekannt wurde sie mit ihren Fantasy-Romanen aus der Welt Movenna. Mit den Abenteuern der Nordsee-Nixe Nestis legte sie ihre erste Kinderserie vor. Sie errang mit ihren Geschichten dreimal den dritten Platz bei der Storyolympiade und wurde 2008 mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet.

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Leserunden zum Nachlesen

Leserunde zu "Darthula, Tochter der Nebel" auf Lovelybooks. Mit Autorin Petra Hartmann und Cover-Künstler Miguel Worms: http://www.lovelyboo...nde/1201913120/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Nestis und die verschwundene Seepocke": Mit Autorin Petra Hartmann und Verlegerin Monika Fuchs:

http://www.lovelyboo...nde/1166725813/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Mit Klinge und Feder": Mit den Autorinnen Linda Budinger, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl: http://www.lovelyboo...nde/1156671163/

 

Leserunde zu "Falkenblut" auf Lovelybooks: https://www.lovelybo...263/2687604262/

Geschichten über Nestis

Bücher
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

"Nestis und die verbotene Welle. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

 

Mini-Buch

"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

eBooks
"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.

"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

Hörbuch
"Eine Hand voll Weihnachtssand." In: Petra Hartmann: "Weihnachten im Schneeland". Gelesen von Karin Sünder. Mit Musik von Simon Daum. Essen: Action-Verlag, 2010. (mp3-Download und CD-ROM)

Beiträge zu Anthologien
"Weihnachtssand für Helgoland." In: "Wenn die Biiken brennen. Phantastische Geschichten aus Schleswig-Holstein." Hrsg. v. Bartholomäus Figatowski. Plön: Verlag 71, 2009. S. 163-174.

Hödeken-Lesestoff

Buch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. 101 S., Euro 7,95. ISBN 978-3-940078-37-7. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

 

Hörbuch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. 2 CD. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Euro 14,95. ISBN: 978-3940078414. Unter anderen erhältlich bei Amazon.

 

eBook

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

 

Geschichten

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg. In: Hildesheimliche Autoren e.V.: Hildesheimer Geschichte(n). Ein Beitrag zum 1200-jährigen Stadtjubiläum. Norderstedt: Book on Demand. 196 S., Euro 9,99. ISBN 978-3734752698. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

Die glücklose Hasenjagd. In: MVP-M. Magazin des Marburger Vereins für Phantastik. Marburg-Con-Ausgabe. Nr. 19b. S. 36-40.

 

Lesung

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg, Radio Tonkuhle, Sendung vom April 2015.

 

Movenna-Kompass

Übersicht über die Romane und Erzählungen aus Movenna


Bücher

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2004. 164 S.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2007. 188 S.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2010. 240 S.

 

eBooks

 

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Beim Vorderhuf meines Pferdes. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Hörbuch

Der Fels der schwarzen Götter. Action-Verlag, 2012.


Movennische Geschichten in Anthologien und Zeitschriften

Die Krone Eirikirs. In: Traumpfade (Anthologie zur Story-Olympiade 2000). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2001. S. 18-25.
Flarics Hexen. In: Geschöpfe der Dunkelheit (Anthologie zur Story-Olympiade 2001). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2002. S. 22-28.
Raubwürger. In: Kurzgeschichten, September 2004, S. 20f.
Furunkula Warzenkraish. Elfenschrift, dritter Jahrgang, Heft 2, Juni 2006. S. 10-14.
Der Leuchtturm am Rande der Welt. In: Elfenschrift, vierter Jahrgang, Heft März 2007, S. 18-21.
Gewitternacht. In: Im Bann des Nachtwaldes. Hrsg. v. Felix Woitkowski. Lerato-Verlag, 2007. S. 57-60.
Pfefferkuchen. In: Das ist unser Ernst! Hrsg. v. Martin Witzgall. München: WortKuss Verlag, 2010. S. 77-79.
Winter-Sonnenwende. In: Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns. Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. S. 51-59.
Der Reiter auf dem schwarzen Pferd. Ebd. S. 60-68.

Die Blaubeerbrücke. In: Met-Magie. Hrsg. v. Amandara M. Schulzke und Nadine Muriel. Hamburg: Acabus Verlag, 2022. S. 163-174.

 

 

Movennische Geschichten in Fanzines

Föj lächelt. In: Alraunenwurz. Legendensänger-Edition Band 118. November 2004. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 23.
Raubwürger. In: Drachenelfen. Legendensänger-Edition Band 130. Januar 2006. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 3-5.
Goldauge. In Phantastische Geschichten mit den Phantastik Girls. (Broschüre der Phantastik Girls zum MarburgCon 2007)


Aufsätze

Wie kann man nur Varelian heißen? Über das Unbehagen an der Namensgebung in der Fantasy. In: Elfenschrift, 5. Jahrgang, März 2008. S. 16f.


Movennische Texte online

Aus "Geschichten aus Movenna":
König Surbolds Grab
Das letzte Glied der Kette
Brief des Dichters Gulltong
Der Kranich
Die Rückkehr des Kranichs

Aus "Ein Prinz für Movenna":
Der Leuchtturm am Rand der Welt
Furunkula Warzenkraish
Gewitternacht

Aus "Der Fels der schwarzen Götter":
Der Waldalte
Hölzerne Pranken
Im Bann der Eisdämonen

Die Bibliothek der Falkin

Übersicht über die Romane und Novellen über die Walküre Valkrys, genannt "die Falkin"

Bücher

Die letzte Falkin. Heftroman. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2010.
Falkenblut. Sibbesse: Hottenstein-Verlag, Sommer 2020.

eBooks

Falkenblut. Vier Fantasy-Romane. eBook-Ausgabe. Chichili und Satzweiss.com, 2012. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. eBook. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2011. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. In: Best of electronic publishing. Anthologie zum 1. Deutschen eBook-Preis 2011. eBook. Chichili und Satzweiss.com, 2011. (unter anderem erhältlich bei Thalia und Amazon)


Aufsatz

Aegirs Flotte - ein Nachruf. In: Fandom Observer, Dezember 2011. S. 16-18. Online-Magazin und Blogversion

Drachen! Drachen! 2012

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Frank G. Gerigk & Petra Hartmann (Hrsg.)
DRACHEN! DRACHEN!
Band 01, Drachen-Anthologie
ISBN: 978-3-89840-339-9
Seiten: 384 Taschenbuch
Grafiker: Mark Freier
Innengrafiker: Mark Freier
Preis: 14,95 €
Bestellen beim Blitz-Verlag

Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren.
Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren:
Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.
Originalveröffentlichung!

Die Schlagzeile, 2011/2012

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Petra Hartmann: Die Schlagzeile.
Personalisierbarer Roman.
PersonalNovel Verlag, 2011.
eBook: PersonalNovel, 2012.
Personalisieren und bestellen

Verschlafen und idyllisch liegen sie da, die Orte Barkhenburg, Kleinweltwinkel und Reubenhausen. Doch dann stört der Diebstahl einer Heiligenfigur die Ruhe: Ein jahrhundertealter Hass bricht wieder aus und ein hitziger Streit entflammt, der aus Freunden Feinde und aus friedlichen Nachbarn sich prügelnde Gegner macht. Mittendrin: Eine Journalistin, die bereit ist, für eine Schlagzeile im Sommerloch alles zu geben. Mit viel Einsatz und einer Prise Humor versucht sie, das Geheimnis um die verschwundene Hubertus-Statue aufzuklären, und muss sich dabei mit erregten Politikern, aufgebrachten Dorfbewohnern und einem nervösen Chefredakteur herumschlagen. Aber die Journalistin lässt sich nicht unterkriegen - bis ihr ein Anruf fünf Minuten vor Redaktionsschluss die Schlagzeile zunichtemacht...

Falkenblut, 2012

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Petra Hartmann: Falkenblut.
Vier Romane in einem Band.
E-Book
Satzweiss.com - chichili agency, 2012.
3,99 Euro

 

Nicht mehr lieferbar!

Neuausgabe in Vorbereitung.


Die Abenteuer der jungen Walküre Valkrys beginnen an ihrem ersten Arbeitstag und ausgerechnet dort, wo die germanischen Götter- und Heldensagen enden: Ragnarök, die Endzeitschlacht, ist geschlagen, Götter und Riesen haben sich gegenseitig aufgerieben, die wenigen Überlebenden irren ziellos durch die Trümmer des zerbrochenen Midgard. An der Seite des neuen Götterkönigs Widar muss sich Valkrys nun behaupten. Dabei trifft sie auf Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfe, Berserker, Hexen, riesenhafte Meerungeheuer und das furchtbare Totenschiff Naglfari. Leseempfehlung ab 12 Jahren.

Meine Bücher 1998 - 2011

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Petra Hartmann
Falkenfrühling
eBook
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN: 978-3-939139-59-1

Wegen Verkauf des Arcanum-Verlags ist die Ausgabe nicht mehr erhältlich, aber die Zweitveröffentlichung in der eBook-Anthologie "Best of electronic publishing" gibt es noch als epub oder Kindle-Ausgabe.

Valkrys träumt davon, eine echte Walküre zu sein. Sie springt, noch Kind, vom Dach des Langhauses.
Alle Ermahnungen ihrer Eltern sind vergeblich, sie macht sich an den Aufstieg zum Gipfel der nahen Klippe, besessen vom "Traum vom Fliegen" ...

Fünfter Platz beim Deutschen eBook-Preis 2011.

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Petra Hartmann
Die letzte Falkin
Roman.
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-62-1
Bestellen beim Arcanum-Verlag

Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Vidar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus †¦


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Petra Hartmann
Der Fels der schwarzen Götter
Roman
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-64-8
Bestellen beim Wurdack-Verlag


Hochaufragende Felswände, darin eingemeißelt weit über tausend furchteinflößende Fratzen, die drohend nach Norden blicken: Einer Legende zufolge sind die schwarzen Klippen das letzte Bollwerk Movennas gegen die Eisdämonen aus dem Gletscherreich.
Doch dann begeht der junge Ask bei einer Mutprobe einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat. Und die Völker des Berglandes wissen bald nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...


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Petra Hartmann
Darthula
Heftroman
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-32-4
Bestellen beim Arcanum-Verlag


Darthula, die schönste Prinzessin der Nebellande, beschwört Krieg, Tod und Vernichtung über ihr heimatliches Selama herauf, als sie den Heiratsantrag des mächtigen Königs Cairbar ausschlägt. Zusammen mit ihrem Geliebten flüchtet sie in einem kleinen Segelboot übers Meer. Doch Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...


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Petra Hartmann
Weihnachten im Schneeland
Hörbuch
Action-Verlag
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WEIHNACHTEN IM SCHNEELAND von Petra Hartmann vereint vier wundervolle Kurzgeschichten für Kinder ab 6 Jahren. Schon die Titel regen die Phantasie der Kleinen an und verleiten zum Schmunzeln und Staunen:
- "Der Reserve-Weihnachtsmann"
- "Die Weihnachts-Eisenbahn"
- "Eine Handvoll Weihnachtssand"
- "Paulchen mit den blauen Augen"



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Petra Hartmann
Ein Prinz für Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-24-9
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Mit dem Schild oder auf dem Schild
- als Sieger sollst du heimkehren oder tot.
So verlangt es der Ehrenkodex des heldenhaften Orh Jonoth. Doch der letzte Befehl seines sterbenden Königs bricht mit aller Kriegerehre und Tradition: "Flieh vor den Fremden, rette den Prinzen und bring ihn auf die Kiesinsel." Während das Land Movenna hinter Orh Jonoth in Schlachtenlärm und Chaos versinkt, muss er den Gefahren des Westmeers ins Auge blicken: Seestürmen, Riesenkraken, Piraten, stinkenden Babywindeln und der mörderischen Seekrankheit ....


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Petra Hartmann
Geschichten aus Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-00-1
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Verwünschte Hexen!
Warum zum Henker muß König Jurtak auch ausgerechnet seinen Sinn für Traditionen entdecken?
Seit Jahrhunderten wird der Kronprinz des Landes Movenna zu einem der alten Kräuterweiber in die Lehre gegeben, und der Eroberer Jurtak legt zum Leidwesen seines Sohnes großen Wert auf die alten Sitten und Gebräuche. Für den jungen Ardua beginnt eine harte Lehrzeit, denn die eigenwillige Lournu ist in ihren Lektionen alles andere als zimperlich ...


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Wovon träumt der Mond?
Hrsg. v. Petra Hartmann & Judith Ott
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-37-2
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Der Mond - König der Nacht und gleichsam Verbündeter von Gut und Böse ... Seit jeher ranken sich Legenden voller Glauben und Aberglauben um sein Licht, das von den einen als romantisch verehrt und von den anderen als unheimlich gefürchtet wird. Seine Phasen stehen für das Werden und Vergehen allen Lebens, er wacht über die Liebenden, empfängt die Botschaften der Suchenden, Einsamen und Verzweifelten und erhellt so einiges, was lieber im Dunkeln geblieben wäre. 39 Autorinnen und Autoren im Alter von 12 bis 87 Jahren sind unserem nächtlichen Begleiter auf der Spur gewesen. In 42 erfrischend komischen, zutiefst nachdenklichen und manchmal zu Tränen rührenden Geschichten erzählen sie die Abenteuer von Göttin Luna und Onkel Mond, von erfüllten und verlorenen Träumen, lassen Perlmuttschmetterlinge fliegen und Mondkälber aufmarschieren. Und wer denkt, dass nur der Mann im Mond zuweilen die Erde besucht, irrt sich! Auch umgekehrt erhält er gelegentlich unverhofften Besuch dort oben.


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Drachenstarker Feenzauber
Herausgegeben von Petra Hartmann
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-28-0
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Öko-Feen, Büro-Feen, Todes-Feen und Bahn-Feen, geschäftstüchtige Drachen, goldzahnige Trolle, Sockenmonster, verzauberte Kühlschränke, Bierhexen, Zwirrrrrle, Familienschutzengel, Lügenschmiede, ehrliche Anwälte, verarmte Zahnärzte und andere Märchenwesen geben sich in diesem Buch ein Stelldichein.
51 Märchenerzähler im Alter von zwölf bis 76 Jahren haben die Federn gespitzt und schufen klassische und moderne Märchen, lustige, melancholische, weise und bitterböse Erzählungen, so bunt wie das Leben und so unvergesslich wie das Passwort eines verhexten Buchhalters.


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Zwischen Barrikade, Burgtheater und Beamtenpension.
Die jungdeutschen Autoren nach 1835.
ibidem-Verlag
ISBN 978-3-89821-958-7
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"Das Junge Deutschland“ - dieser Begriff ist untrennbar verbunden mit dem Bundestagsbeschluss vom 10. Dezember 1835, durch den die Werke der fünf Schriftsteller Heinrich Heine, Theodor Mundt, Karl Gutzkow, Ludolf Wienbarg und Heinrich Laube verboten wurden. Das Verbot markierte Höhe- und gleichzeitig Schlusspunkt einer literarischen Bewegung, die erst wenige Jahre davor begonnen hatte. Die Wege der Autoren trennten sich. Und doch gab es auch danach immer wieder Begegnungen und Berührungspunkte.
Petra Hartmann zeichnet die Wege der Verbotenen und ihrer Verbündeten nach und arbeitet Schnittstellen in den Werken der alt gewordenen Jungdeutschen heraus. Sie schildert insbesondere die Erfahrungen der Autoren auf der Insel Helgoland, ihre Rolle in der Revolution von 1848, aber auch die Versuche der ehemaligen Prosa-Schriftsteller, sich als Dramatiker zu etablieren. Irgendwo zwischen Anpassung und fortwährender Rebellion mussten die Autoren ihr neues Auskommen suchen, endeten als gescheiterte Existenzen im Irrenhaus oder als etablierte Literaten, die doch körperlich und seelisch den Schock von 1835 nie ganz verwunden hatten, sie leiteten angesehene Theater oder passten sich an und gerieten nach Jahren unter strenger Sonderzensur beim Publikum in Vergessenheit. Die vorliegende Untersuchung zeigt, was aus den Idealen von 1835 wurde, wie vollkommen neue Ideen - etwa die Debatte um Armut und Bildung - in den Werken der Jungdeutschen auftauchten und wie die Autoren bis zum Ende versuchten, ihr „Markenzeichen“ - ihren Stil - zu bewahren.


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Von Zukunft trunken und keiner Gegenwart voll
Theodor Mundts literarische Entwicklung vom Buch der Bewegung zum historischen Roman
Aisthesis-Verlag
ISBN: 3-89528-390-8
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Theodor Mundt - Schriftsteller, Zeitschriftenherausgeber, Literaturwissenschaftler und Historiker - verdankt seinen Platz in der Literaturgeschichte vor allem dem Umstand, daß seine Veröffentlichungen am 10. Dezember 1835 verboten wurden. Das vom deutschen Bundestag ausgesprochene Verbot, das sich gegen die vermeintlichen Wortführer des "Jungen Deutschland", Heine, Gutzkow, Laube, Wienbarg und eben Theodor Mundt richtete, war vermutlich die entscheidende Zäsur in den literarischen Karrieren aller Betroffenen. Daß sie mit dem schon berühmten Heinrich Heine in einem Atemzug genannt und verboten wurden, machte die noch jungen Autoren Gutzkow, Laube, Mundt und Wienbarg für ein größeres Publikum interessant. Doch während Gutzkow und auch Laube im literarischen Bewußtsein präsent blieben, brach das Interesse an Mundt und seinen Werken schon bald nach dem Verbot fast gänzlich ab. Seine weitere Entwicklung bis zu seinem Tod im Jahr 1861 wurde von der Literaturwissenschaft bislang so gut wie vollständig ignoriert. Diese Lücke wird durch die vorliegende Studie geschlossen. Nachgezeichnet wird der Weg von den frühen Zeitromanen des jungen Mundt bis hin zu den historischen Romanen seines Spätwerks.


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Faust und Don Juan. Ein Verschmelzungsprozeß,
dargestellt anhand der Autoren Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt
ibidem-Verlag
ISBN 3-932602-29-3
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"Faust und Don Juan sind die Gipfel der modernen christlich-poetischen Mythologie", schrieb Franz Horn bereits 1805 und stellte erstmalig beide Figuren, speziell den Faust Goethes und den Don Giovanni Mozarts, einander gegenüber. In den Jahren darauf immer wieder als polar entgegengesetzte Gestalten aufgefaßt, treten Faust und Don Juan in den unterschiedlichsten Werken der Literaturgeschichte auf.

Bei Lenau sind sie Helden zweier parallel aufgebauter Versepen, bei Grabbe begegnen sie sich auf der Bühne und gehen gemeinsam zugrunde. Theodor Mundt stellt als Lebensmaxime auf, man solle beides, Faust und Don Juan, in einer Person sein und beide in sich versöhnen.

Anhand der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt zeichnet Petra Hartmann die Biographien Fausts und Don Juans in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach, einer Zeit, die beide Helden stark prägte und auch für heutige Bearbeitungen beider Stoffe grundlegend ist."

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