Zum Inhalt wechseln


PetraHartmann



Foto

Thomas Ostwald: Aufbruch ins Ungewisse

Geschrieben von Petra , in Helgoland 12 April 2023 · 870 Aufrufe
Helgoland, Thomas Ostwald und 1 weitere...

Old Shatterhand auf Helgoland? Die Kombination wirkt zunächst etwas eigenwillig. Doch Autor Thomas Ostwald, der den Reiseschriftsteller Karl May in dem Roman "Aufbruch ins Ungewisse" nicht zu seinen roten Freunden, sondern auf den roten Felsen führt, schildert bei Licht besehen gar kein so unmögliches Zusammentreffen ...
Old Shatterhand ist an Bord eines Auswandererschiffs und auf dem Weg nach Amerika. Aber der marode Kahn, der schon im Hafen keinen vertrauenerweckenden Eindruck macht, erleidet bereits kurz nach der Abfahrt aus Hamburg Schiffbruch. Die Ãœberlebenden retten sich nach Helgoland.
"Aufbruch ins Ungewisse" ist der Auftaktroman der Serie "Karl Mays Old Shatterhand" (später erweitert zu "Im wilden Westen Nordamerikas") im Blitz-Verlag, die neue Abenteuer der Helden Karl Mays erzählt. Das Buch ist zugleich der erste Teil einer Trilogie, die den Titel "Die schwarzen Teufel vom Missouri" trägt.

 

Karl May trifft Friedrich Gerstäcker

 

Ostwald als ausgewiesener Fachmann für den gleichfalls für seine Nordamerika-Schilderungen bekannten Schriftsteller Friedrich Gerstäcker hat es sich nicht nehmen lassen, seinen Autor in diesem Buch als Mays Reisegefährten auftreten zu lassen. Ein ganz eigenartiges Zusammentreffen, bei dem wir Old Shatterhand nicht in der Rolle des großartigen Westmanns und Anführers erleben, sondern als Junior-Partner des ungleich berühmteren und erfolgreicheren Kollegen.
May reist unter dem Namen Karl Winter, Gerstäcker ist als Fred Miller unterwegs, und doch erkennt der Ich Erzähler den Vorläufer, von dem er viel gelernt und übernommen hat, anhand eines Buchtitels. Beide Schriftsteller gehen ausgesprochen kollegial und freundschaftlich miteinander um, wobei Gerstäcker dem jungen Mitreisenden mehrfach aus der Patsche hilft. Auch das sozial-finanzielle Gefälle wird deutlich, da Old Shatterhand an Bord die billige Passage im Zwischendeck buchen muss, während der bereits erfolgreiche und vermögende Gerstäcker wesentlich komfortabler reist.
Beide fachsimpeln über den Westen und über ihre Schusswaffen und sind damit beschäftigt, das mitreisende und hinreißende Fräulein von Rauten zu beschützen, das in Old Shatterhand noch ein ganz anderes Feuer entfacht hat als jenes, das später für den Schiffbruch vor Helgoland verantwortlich ist.

 

Eigener Stil und eigene Schwerpunkte

 

Ostwald als Autor unterscheidet sich in Stil und Schwerpunktsetzung deutlich von Karl May. Wir haben es hier nicht mit einem Kopisten zu tun, der einfach nur einen weiteren May verfassen möchte. Der Verfasser bringt seine eigene Welt mit ein, in der sich sein Old Shatterhand nun zurechtfinden muss. Dinge, die May niemals als Teil der Old-Shatterhand-Figur zugelassen hätte, kommen hier zur Sprache, etwa seine kriminelle Karriere und die Gefängniszeit, die den Helden auf dieser Fahrt einholt. Auch die seitenlangen Personenbeschreibungen und Landschaftsschilderungen Mays hat Ostwald sich nicht zum Vorbild genommen. Das ist zwar für den Helgoland-Fan schmerzlich, trägt aber zur flüssigen Lektüre durchaus bei.

 

Schiffbruch, Diebstahl und Gewalt

 

Das Buch ist spannend geschrieben, lässt sich aufgrund seines geringen Umfangs (160 Seiten) zügig durchlesen und erzählt die Geschichte einer Überfahrt mit diversen Abenteuern wie Schiffbruch, Diebstahl und mehrere Akte körperlicher Gewalt.
Etwas unbefriedigend ist, dass es sich eher nicht um einen abgeschlossenen Roman handelt, wie der Untertitel "Teil 1 der Trilogie Die schwarzen Teufel von Missouri" suggeriert, vielmehr scheint es eine durchgehende Erzählung zu sein, die man aus druck- oder verkaufstechnischen Gründen in drei Lieferungen zerlegt hat. So steht man am Ende des Buchs ziemlich ratlos da und muss sich entscheiden, ob man nun Fräulein von Rauten und ihre Beschützer begleiten und dem nicht eben vertrauenswürdig herüberkommenden Typen mit Revolver ins Innere des Landes folgen möchte oder nicht. Die meisten Fragen, die in diesem ersten Teil aufgeworfen werden, bleiben nämlich offen.

 

Fazit: Spannender und sachkundig geschriebener Roman über eine Reise Old Shatterhands, verfasst nicht von einem Kopisten, sondern von einem Autor, der "was Eigenes" zu bieten hat. Lesenswert, aber auch mit vielen offenen Fragen.

 

Thomas Ostwald: Aufbruch ins Ungewisse. Teil 1 der Trilogie "Die schwarzen Teufel von Missouri". Blitz-Verlag, 2017. 159 S., Euro 12,95.

 

Weitere Karl-May-Fortsetzungen
Axel Halbach: Blutige Schluchten
Klaus-Peter Walter: Sherlock Holmes und Old Shatterhand
Thomas Ostwald: Auf der Spur

 

 

© Petra Hartmann




Foto

Anna Weser: Der Rausch von Helgoland

Geschrieben von Petra , in Helgoland 09 April 2023 · 776 Aufrufe
Helgoland, Krimi

Der Roman "Der Rausch von Helgoland" ist physisch recht dünn, inhaltlich aber ein rappelvolles Paket an krimineller Energie, berauschenden Szenen und Nordsee-Flair, vor allem aber ist er ein erfrischendes Sprachkunstwerk, rotzfrech im Ton, witzig in der Wortwahl und mit dem richtigen Gespür für schräge, komische oder absurde Formulierungen. Als Verfasserin fungiert auf dem Titel eine gewisse "Anna Weser", offenbar ein Pseudonym, das im Klappentext als Elmore Leonard aufgeschlüsselt wird.
Karl - Firmeninhaber, Verkäufer, Kontrolleur, Stewardess und Pilot in Personalunion - muss zwei Passagiere von Helgoland nach Hamburg fliegen. Die Maschine seiner Firma "Helgoland Express" ist allerdings ein echter Seelenverkäufer, den nur noch der Rost zusammenhält. Notwendige Wartungsarbeiten werden nicht oder nur spät durchgeführt, und der Pilot selbst wirft sicherheitshalber die eine oder andere Pille ein, wenn er das Gefühl hat, sonst nicht durchzuhalten. Als Karl und seine beiden Passagiere auf eine Wolkenfront zufliegen und stürmisches Wetter aufzieht, beschließt er, darauf zuzuhalten, und schaltet den Autopiloten ab. Seine letzte Entscheidung.
Das spurlose Verschwinden der Maschine fällt in die Zuständigkeit des Amtsrats Friedhelm Peter aus Braunschweig von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung beim Luftfahrtbundesamt, Beamter aus Leidenschaft und nicht gerade die hellste Kerze an der Tanne, um es einmal zurückhaltend auszudrücken. Peter ist ehrgeizig, aber intellektuell doch ziemlich herausgefordert und lässt sich durch entsprechende Internet-Verschwörer davon überzeugen, dass das gefürchtete Bermuda-Dreieck aufgrund gewisser meteorologisch-geographischer Störungen in die Nordsee gewandert ist und den fliegenden Schrotthaufen verschlungen hat. Dass er sich auch noch von einer angeblichen Journalistin becircen und flachlegen lässt und seine kühnen Thesen auch öffentlich äußert, wird dem Ruf des Mannes nicht gerade förderlich.
Ernster sind da die Ermittlungen der Kriminalpolizei zu nehmen, die einer ganz großen Drogengeschichte auf die Spur kommt. Der vermeintliche Selbstmord eines Junkies in einem baufälligen Haus, das nach Hasch, Eiter und Fäkalien müffelt, ist nur der Auftakt zu einer Mordserie aus nicht eben schönen Toden. Und dann ist da auch noch der Betriebsausflug einer hannöverschen Firma, deren Mitglieder an Bord der "Medusa" Zeugen werden, wie eine Leiche von der Schraube des Motors gehäckselt wird.
Das Buch punktet jedoch vor allem durch seinen trockenen Zynismus und die bissigen Bemerkungen über diverse Personengruppen und norddeutsche Besonderheiten. So heißt es über die Möglichkeiten, auf der Insel Wangerooge Autos zu bewegen, unsentimental und pragmatisch:

 

"Irgendein Ureinwohner hatte eines Tages beim Gemeinderat den Antrag gestellt, auf der autofreien Insel Wangerooge, zum Zweck der Überführung, den Strand und die Wege mit Autos benutzen zu dürfen. Zuerst dachte man, das sei ein im Suff ausgebrüteter Scherz, aber nein, der Kollege hatte sich durchaus Gedanken gemacht. Was wäre, wenn einer der vielen nach Bremerhaven gehenden Autotransporter stranden würde? Dann müsste man die Autos doch bergen und in Besitz nehmen. Dann würden vermutlich auf jeden Einwohner zwanzig Autos entfallen und das müsste ja wohl im Sinne einer vorausschauenden Kommunalpolitik geregelt werden, oder etwa nicht? Man müsse sich bloß mal überlegen, wie teuer das würde, wenn man für jede Fahrt ein Strafmandat bekäme.
Man einigte sich im Gemeinderat schließlich unter der Hand darauf, dass der Inselpolizist großzügig von jeglicher Ahndung absehen würde, falls dieser unverhoffte Glücksfall jemals eintritt. Wangerooger waren schließlich inselweit für ihren Pragmatismus bekannt."

 

Der Roman ist reich an harten Szenen und grausamen Handlungen. Das Drogenmilieu ist kein Ponyhof. Doch durch den rotzigen Hardboiled-Sprachstil wird das Ganze eher ein freches Sprachkunstwerk als eine erschütternde Drogenreportage. Dass man am Ende das Motiv des Mörders sehr gut verstehen kann, macht die strafbaren Handlungen natürlich in keinster Weise verzeihlich.

 

Fazit: Dreckiger Drogenkrimi mit zauberhaft-rotziger Sprache und herrlich absurden Handlungen und schrägen Figuren. Großartiger Stoff, ausgesprochen lesenswert.

 

Anna Weser: Der Rausch von Helgoland. Bremen: MusketierVerlag, 2020. 168 S., Euro 20,80.

 

© Petra Hartmann




Foto

Das elektronische Herz des Donnervogels

Geschrieben von Petra , in Donnervogel 04 April 2023 · 665 Aufrufe
Donnervogel

Ab jetzt könnt ihr meinen Indianer-Roman "Das Herz des Donnervogels" auch auf dem E-Reader lesen. Das E-Book ist zum Preis von Euro 3,99 erhältlich. Erwerben könnt ihr es unter anderem bei Amazon oder direkt beim Blitz-Verlag.

 

Hinweis:
Die Printausgabe des Buches umfasst 282 Seiten.
Die exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch ist nur auf der Verlagsseite des Blitz-Verlages erhältlich. Wer lieber ein gedrucktes Buch haben möchte, erhält es hier.




Foto

Rückgratbruch

Geschrieben von Petra , in Krimskrams 01 April 2023 · 610 Aufrufe
Krimskrams

Aus meinem Tagebuch: Rückgratbruch

 

Am Samstag parkt bei uns vor dem Supermarkt immer der Hähnchenwagen. Und wann immer ich das Wochenende zu Hause verbringe, hole ich mir ein halbes Maxi-Hähnchen. Heute auch wieder.
Nur ein Kunde steht vor mir. "Ein halbes Maxi-Hähnchen", bestellt er, und ich will schon sagen: "Ich nehme dann die andere Hälfte", da passiert es: Der Hähnchen-Brater teilt das Tier mit der Geflügelschere und beginnt zu schimpfen. Dann zieht er das halb zerlegte Hähnchen vom Spieß ab, lässt es auf die Arbeitsplatte fallen und schneidet ein neues durch. "Das passiert immer, wenn wir neue Leute haben", brummelt er. "Wenn man den Spieß nicht richtig durchsticht, dann zerbricht man dem Hähnchen das Rückgrat. Vorhin hatte ich schon eins. Man sollte sich beschweren."
Ich starre schockiert auf das zerbrochene Huhn, das etwas aus der Form geraten ist und mit verdrehten Knochen daliegt. "Schmeißen Sie das jetzt etwa weg?", frage ich.
"Ja, klar, verkaufen kann ich das nicht mehr. Da können Sie nur noch Hühnerfrikassee draus machen."
Ich hole tief Luft. "Geben Sie mir die Hälfte davon. Ich nehm's auch so."
Er zögert, nickt dann. "Dann berechne ich Ihnen nur den Preis für das normale Huhn", sagt er.
Ersparnis: 50 Cent gegenüber der Maxi-Version. Und er packt mir noch den zweiten Schenkel mit dazu.
Ich schaue auf die erbärmlichen Reste, die noch da liegen. "Das war mal ein Lebewesen", sage ich. "Wissen Sie was? Geben Sie mir den Rest auch noch."
Tja, und dann sitze ich da am Mittagstisch, muss plötzlich die doppelte Portion verdrücken und merke, wie groß zwei halbe Maxi-Hähnchen eigentlich sind. Trotzdem: Ihr beiden sollt nicht umsonst gestorben sein. Und vergessen sollt ihr auch nicht sein. Immerhin werde ich euch noch lange an den Hüften mit mir herumtragen.
Kennt ihr diesen Cartoon mit dem Mammut, das auf der Waage steht? Das Tier blickt traurig auf die Anzeige und murmelt: "Das liegt nur daran, dass ich so schwere Knochen habe." Bei mir liegt es nicht daran. Ich habe keine schweren Knochen. Nur ein weiches Herz.

 

© Petra Hartmann




Foto

Der Junge Adler ist gelandet

Geschrieben von Petra , in Donnervogel 29 März 2023 · 532 Aufrufe
Donnervogel

Er ist da! Heute habe ich ein Paket voller Donnervögel vom Blitz-Verlag bekommen. Die Bücher sehen sehr schön aus, liegen gut in der Hand, und das Format gefällt mir auch. Jetzt hoffe ich, dass es den Lesern auch gefältt. Auf jeden Fall hat es mir sehr viel Spaß gemacht, die Geschichte des Jungen Adlers und seiner Flugversuche aufzuschreiben.

 

Wer "Das Herz des Donnervogels" lesen möchte, wird hier fündig:
https://www.blitz-ve...on=buch&id=3955

 

E-Book und Hörbuch sollen folgen.

 

Und ich gönne mir jetzt erstmal eine eiskalte Cola und lehne mich entspannt zurück.

 

Eingefügtes Bild




Foto

Donnervogel im Anflug

Geschrieben von Petra , in Donnervogel 22 März 2023 · 486 Aufrufe
Donnervogel, Blitz-Verlag, Lakota und 1 weitere...

Donnerwetter, das nenne ich Tempo. Wie mir mein Verleger heute mitteilte, ist mein Roman "Das Herz des Donnervogels" schon in der Druckerei, und voraussichtlich nächste Woche könnten meine Belegexemplare bei mir eintrudeln. Wenn man bedenkt, dass als Veröffentlichungstermin Mai 2023 angepeilt war, ist das eine echte Überraschung. Welcher Flug hat in dieser Zeit schon Verfrühung? Kein Wunder, dass der Verlag Blitz-Verlag heißt.

 

Das Buch ist eine Hommage an Karl May und erzählt die Geschichte eines seiner Helden aus "Winnetous Erben". Der Junge Adler ist ein Mensch, der mich schon seit gut vier Jahrzehnten interessiert, jetzt also das Buch.

 

Der Klappentext lautet:
"Ein Indianer taucht in dem verschlafenen Küstenstädtchen Kitty Hawk auf. Die Witwe Murdoch ist überzeugt, dass der Fremde ein Kundschafter ist und bald seine roten Spießgesellen zum Morden und Plündern mitbringen wird.
Doch Junger Adler hat andere Pläne. Er träumt vom Fliegen und wartet auf das Eintreffen zweier verrückter Fahrradhändler."

 

Buch-Infos:
Petra Hartmann
DAS HERZ DES DONNERVOGELS
Band 18 der Reihe "Im wilden Westen Nordamerikas"
Abenteuer-Roman
Exklusive Sammler-Ausgabe
Seiten: 282 Taschenbuch
Künstler: MtP-Art (Mario Heyer)
Künstler (Innenteil): MtP-Art (Mario Heyer)
Preis: 12,95 Euro.
E-Book und Hörbuch folgen.
Bestell-Link:
https://www.blitz-ve...on=buch&id=3955

 

Wer mal unverbindlich reinhören möchte, ist herzlich zu den ersten drei Lesungen aus dem Buch eingeladen:

 

Samstag, 22. April: Lesung aus "Das Herz des Donnervogels" auf dem Conventus Leonis, Kinder- und Jugendzentrum Mühle, An der Neustadtmühle 3, 38100 Braunschweig. Beginn: 12.30 Uhr.

 

Samstag, 13. Mai: Lesung aus "Das Herz des Donnervogels" auf dem Marburg-Con. Bürgerhaus Weimar (Lahn) - Niederweimar, Herborner Straße 36, 35096 Niederweimar. Beginn: 12.30 Uhr.

 

Samstag, 20. Mai: Lesung aus "Das Herz des Donnervogels" und Interview in der Sendung "High Noon" auf Radio Tonkuhle. Im Bereich Hildesheim zu empfangen auf 105,3 MHz, sonst per Livestream auf www.tonkuhle.de. Beginn: 12 Uhr.

 

Schaut doch mal vorbei. Ich freue mich auf euch!




Foto

Kerstin Groeper: Im Eissturm der Amsel

Geschrieben von Petra , in Indianer 27 Februar 2023 · 663 Aufrufe
Indianer, Kerstin Groeper, Mandan und 2 weitere...

Kerstin Groeper erzählt in ihrem historischen Roman "Im Eissturm der Amsel" von einer jungen Mandan-Indianerin, einem französischen Trapper und einem Krieger vom Stamm der Lakota, deren Schicksale und Wege sich kreuzen. Der Roman spielt in den Jahren 1808 bis 1814.
Pierre DuMont ist Fallensteller und gehört einer größeren Pelzhandelsgesellschaft an, für die er und seine Kollegen jagen. Die Firma gründet mehrere Handelsstationen, treibt mit verschiedenen Indianerstämmen Handel und hat großes Interesse, in Frieden mit den Indianern zu leben. Das Verhältnis zu den meisten Stämmen ist freundschaftlich oder zumindest von gegenseitigem Respekt und gemeinsamem Nutzen geprägt, nur mit den Blackfeet haben die Jäger Probleme. Immer wieder werden sie von Schwarzfüßen angegriffen, die Indianer töten viele der weißen Trapper und Händler, brennen Handelsstationen nieder und rauben den Weißen die mühsam erbeuteten und erhandelten Felle. Gleich zu Beginn des Buchs wird Pierre gezeigt, wie er Späher der Blackfeet entdeckt und tötet und einen Angriff auf die Handelsstation erlebt.

 

Zupackende Mandan-Indianerin als Trapper-Braut

 

Mato-wea, eine junge Mandan-Indianerin, ist die weibliche Hauptfigur des Romans. Sie ist Waise, lebt bei ihrem Onkel und wird vorgestellt als tüchtige Jugendliche, die sich um ihre jüngere Cousine kümmert, sich auf weibliche Arbeiten bereits ausgezeichnet versteht und einem klassischen Leben als Ehefrau eines Kriegers und Mutter seiner Kinder entgegensieht. Aber bereits von Anfang an wird gezeigt, dass Mato-wea auch zupacken kann und sich und ihre Stammesgenossinnen entschlossen verteidigt. Bei einem Überfall der Lakota auf das Mandan-Dorf stellt sie sich einem Angreifer mutig entgegen und reißt ihn vom Pferd, um ihrem Freundinnen Zeit zur Flucht zu verschaffen. Eine Begegnung, die den Lakota-Krieger Wambli-Luta schwer beeindruckt. Die junge Frau, die ihm den unrühmlichen Sturz beschert hat, geht ihm fortan nicht mehr aus dem Kopf.
Als Pierre, einer Gewohnheit der Trapper folgend, bei den Mandan eine "Ehefrau" beziehungsweise eine Frau auf befristete Zeit für Haushalt und Geschlechtsverkehr kaufen will, erhält er Mato-wea, die ihm in die Welt der weißen Jäger folgt und das Leben in der Handelsstation kennen lernt. Und sie kann vieles von dem einbringen, was sie bei den Mandan gelernt hat. Beim Gerben der Pelze macht ihr keiner der Männer etwas vor. Und mit ihren Kochkünsten kann sie in dem Männerlager sogar ein wenig Kultur einführen ...

 

Heldenhafter, aber auch nachdenklicher Krieger

 

Wambli-luta, der Rote Adler schließlich, ist die dritte Person, aus deren Perspektive der Leser die Ereignisse miterlebt. Ein junger, heldenhafter Krieger, zwar erst am Beginn seiner Laufbahn, aber bereits von allen anerkannt. Er wird als neues Mitglied in eine der angesehensten Kriegergesellschaften aufgenommen. Dabei wird dieser Wambli-luta aber dennoch als ein stiller, nachdenklicher Mann gezeichnet, der immer wieder fragt, ob seine Medizin noch stark genug ist, der auf Visionssuche geht, sich den Qualen des Sonnentanzes aussetzt, um das Große Geheimnis und die Geister sich und seinem Volk gewogen zu stimmen.
Als Krieger wetteifert er immer wieder mit einem gegnerischen Crow-Krieger, sie stehlen sich gegenseitig die Pferde, überfallen die Dörfer des jeweils anderen, kämpfen gegeneinander. Alles hart, aber fair und mit gegenseitigem Respekt. Sogar die Namen der beiden korrespondieren auffallend miteinander: Dachbitche-hisshi, Roter Bär, hat nicht nur das gleiche Farbadjektiv im Namen wie sein Lakota-Widerpart, die beiden treffen auch erstmals aufeinander, als Wambli-luta nach einem Kampf mit einem Grizzly-Bären schwer verletzt und kampfunfähig am Boden liegt, wobei der Crow ihn verschont.
Nur eines unterscheidet Wambli-luta von seinem ständigen Gegenspieler: Aufgrund einer Vision kämpft er niemals gegen Frauen oder Kinder oder tötet sie gar. Während der Crow, um dem ständigen Rivalen eins auszuwischen, dessen Schwester entführt.

 

Glaubhafte Charaktere vor gut recherchierter Kulisse

 

Kerstin Groeper gelingt es, drei außerordentlich glaubhafte Helden mit eigenen, unverwechselbaren Charakteren und Stimmen zu schaffen. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen zwischen Amerikanern und Engländern, den französischen Trappern und den unterschiedlichen indianischen Stämmen, schildert sie authentische Einzelschicksale und zugleich historische Ereignisse, aber auch Naturgewalten wie die furchtbaren "Amselstürme", die Jagdlager unter Schnee- und Eismassen begraben und zahlreiche Menschenleben fordern.
Gerade Mato-wea als Wanderin zwischen den Welten und Kulturen kommt in dem Buch eine besondere Rolle zu. Durch ihre Augen sieht der Leser nicht nur in die Welt der Mandan hinein, sondern erfährt auch vom Leben in einem Trapperlager und schließlich davon, wie sich eine Mandanin und Trapperfrau bei den Lakota einleben muss.
Gegen Ende des Buches blinkt auch die Hoffnung auf, die in die große Vereinigung aller indianischen Völker, die Tecumseh stiften wollte, gesetzt wird.
Wieder einmal zeigt die Autorin, dass sie intensiv recherchiert hat und sich in der Zeit und Welt, die sie schildert, gut auskennt.

 

Einige sprachliche Macken

 

Kerstin Groeper hat eine große Stärke: die Recherche. Sie hat leider auch eine große Schwäche: die deutsche Sprache. Deklinations-Sünden wie "des Bärens" und "dem Bär" können einem Leser schon manchmal die Freude am Lesen verderben. Unangenehm sind auch einige Bezugsfehler beziehungsweise ungelenk gebaute Sätze wie: "Anpao-win hatte Neuigkeiten von ihren Freundinnen, die sie mit ihrer Mutter austauschte." Natürlich tauschte Anpao-win nicht die Freundinnen mit ihrer Mutter aus, sondern die Neuigkeiten. Man wünscht dieser Autorin einfach mal eine grimmige Korrekturleserin mit scharf gespitztem Rotstift.
Abgesehen davon aber: Ein spannender, gut geschriebener Roman, randvoll mit Leben und Wissen, der sehr viel Spaß macht und an keiner Stelle langweilig ist. Sehr schön.

 

Fazit: Spannender und sachkundig geschriebener Roman über Begegnungen zwischen Indianern und Weißen im frühen 19. Jahrhundert und das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen. Gut recherchiert und unbedingt empfehlenswert.

 

 

Kerstin Groeper: Im Eissturm der Amsel. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2020. 562 S., Euro 16,90.

 

Weitere Bücher von Kerstin Groeper:
Indigene Märchen
Mohawk Love
Im fahlen Licht des Mondes
Der scharlachrote Pfad
Wie ein Funke im Feuer
Die Feder folgt dem Wind
Kranichfrau
Geflecktes-Pferdemädchen

 

© Petra Hartmann




Foto

Gilbert L. Wilson: Goodbird. Die Welt der Hidatsa

Geschrieben von Petra , in Indianer 30 Januar 2023 · 904 Aufrufe
Indianer, Hidatsa und 1 weitere...

Die Autobiografie des Edward Goodbird, eines amerikanischen Ureinwohners vom Stamm der Hidatsa, wurde aufgezeichnet durch den Anthropologen Gilbert L. Wilson. Das Buch erschien erstmals im Jahr 1914 unter dem Titel "Goodbird the Indian. His Story" und sollte christlichen Kindern die Kultur indianischer Völker nahebringen. Nun legte der Traumfänger-Verlag das Buch in neuer Übersetzung und als ansprechende Hardcover-Ausgabe erneut auf.
"Goodbird" ist eine von insgesamt drei Biografien, die der Anthropologe aufzeichnete - und zwar, das ist das Besondere, als Zuhörer, der seine Gesprächspartner ihre Geschichte selbst erzählen ließ, und nicht als darüberstehender Wissenschaftler, der die einzelnen Aussagen neu ordnete und seinem wissenschaftlichen System einverleibte. So wurde "Goodbird" eine der ersten Autobiografien eines indigenen Amerikaners. Eine weitere Biografie, die Wilson aufzeichnete, war die Lebensgeschichte von Goodbirds Mutter Waheenee, das Buch erschien vor einigen Jahren ebenfalls neu im Traumfänger-Verlag.

 

Zwischen Hidatsa-Tradition und dem Weg des Weißen Mannes

 

Edward Goodbird hat die traditionelle Welt der Hidatsa als Kind noch selbst erlebt, doch ist er gleichzeitig bereits Vertreter einer neuen Generation, die sich in der Welt des "weißen Mannes" zurechtfinden musste. Bezeichnend ist das Foto, das zu Beginn dieses Lebensberichtes abgedruckt ist: Goodbird steht zwischen seinen Eltern und trägt einen klassischen schwarzen Anzug, während Vater und Mutter in traditionelle Gewänder der Hidatsa gekleidet sind.
Goodbird erzählt von seiner frühen Kindheit und kann mit einem dramatischen Auftakt aufwarten. Als Säugling wäre er beinahe ertrunken, als der Stamm mit runden Bullboats einen Fluss überquerte. Er schildert die Bräuche seines Volkes, etwa die Zeremonie der Namensgebung für ein Kind, aber auch die Landwirtschaft bei den Hidatsa, den Bau ihrer Häuser und die Spiele der Kinder. Man erfährt etwas über die Religion seines Stammes und die Bedeutung von Visionen und die Suche nach einem eigenen Schutzgeist.

 

Stammesgötter, Geister und der Christengott

 

Goodbird erzählt aber auch von den Missionaren, die den Hidatsa das Christentum näher bringen wollten. Für ihn und seine Stammesgenossen war es durchaus in Ordnung, den Christengott zu verehren und trotzdem den Göttern und Geistern der Hidatsa die Ehre zu erweisen. Warum die Missionare darauf so wütend reagierten, erschloss sich vielen nicht: "'Warum?', fragten wir. 'Hassen die Missionare unsere Götter? Wir lehnen auch nicht den Großen Geist der Weißen ab? Warum also lehnt ihr unsere ab?'", sagt Goodbird. Und er meint vermittelnd: "Wenn den Weißen unser Glaube fremd erscheint, müssen sie bedenken, dass der ihrige uns auch fremd ist."

 

Goodbird übersetzt Predigten und wird Missionarshelfer

 

Goodbird selbst besuchte bereits die Schule der Missionare. Von Zwangsbeschulung und davon, dass indianische Kinder ihren Familien oft gewaltsam entrissen und in Internaten gequält wurden, ist bei ihm nichts zu lesen. Er hatte das Glück, von dem Missionar Hall eine Menge zu lernen, ohne von seiner eigenen Familie getrennt und seiner traditionellen Kultur entfremdet zu werden. So kann er gleichzeitig von Büffeljagd und traditioneller Landwirtschaft und dem Weg des Weißen Mannes erzählen und beide Welten ohne Hass und Trauma erfahren. Er ist als Übersetzer für den Missionar tätig, übersetzt dessen Predigten ins Hidatsa und lernt interessiert, was in der Bibel steht. Die Taufe erscheint ihm als logischer Schritt auf dem Weg des Weißen Mannes, schließlich wird er Missionshelfer. Seine Bilanz seines Lebensweges schließlich fällt positiv aus. "Ich habe keine Angst", schreibt Goodbird.

 

Schlichte, unpathetische Erzählung

 

Goodbird erzählt einfach und schnörkellos. Es ist eine sehr schlichte, liebevolle, aber unpathetische Schilderung einer untergehenden beziehungsweise untergegangenen Welt und eines recht reibungsarmen Übergangs in eine neue Welt. Zorn und Wut sucht man in diesem Buch vergebens, auch keine Anklage gegen weiße Mörder und Landräuber. Die Hidatsa waren, trotz der verheerenden Pockenepidemie, von vielen schlechten Erfahrungen mit den Weißen verschont geblieben, eher hatten sie als kleineres Volk Probleme mit den Sioux, vor denen sie bei den Weißen Schutz suchten. So kann Goodbird recht entspannt von seinem "neuen Weg" sprechen.
Insgesamt ist es ein sehr interessantes und trotz seines geringen Umfangs auch sehr gehaltvolles, informationsreiches Buch. Goodbirds Autobiografie ist, zusammen mit dem kurz danach entstandenen Buch mit den Lebenserinnerungen seiner Mutter Waheenee, ein außerordentlich wertvolles Zeugnis und eine wichtige Quelle für alle, die sich mit den Hidatsa beschäftigen. Die Illustrationen, die Wilsons Bruder Frederick für den Bericht schuf, tragen dazu bei, das Buch anschaulich und zu einer kleinen Kostbarkeit zu machen.

 

Fazit: Unsentimentaler, schlichter Lebensbericht eines indigenen Amerikaners, der über die traditionelle Lebensweise seines Volkes und den neuen "Weg des Weißen Mannes" erzählt. Reich an Einzelheiten und eine unverzichtbare Quelle über das Leben der Hidatsa im frühen 20. Jahrhundert. Lesenswert.

 

Gilbert L. Wilson, nach Überlieferungen von Edward Goodbird: Goodbird. Die Welt der Hidatsa. Übersetzt von Tobias Enge. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2021. 105 S., Euro 12,50.

 

© Petra Hartmann




Foto

Levke Paulsen: Vom Dorf ins Meer. Herzheimat Helgoland

Geschrieben von Petra , in Helgoland 26 Januar 2023 · 1.039 Aufrufe
Helgoland, Levke Paulsen

Wie ist das, einen Helgoländer zu heiraten und auf eine Insel zu ziehen, die gerade mal einen Quadratkilometer groß ist? Levke Paulsen hat in ihrer Kolumne "Inselgeflüster" regelmäßig für das Magazin "Krabauter" über ihr Ankommen und ihr Leben auf Helgoland berichtet. Nun hat sie ihre Briefe von Helgoland zu einem Buch zusammengefasst.
Die junge Mutter brachte eine Tochter im Grundschulalter und eine neu geborene Tochter mit auf die Insel. Wie sich das anfühlt, mit dem Kinderwagen bei Sturm draußen unterwegs zu sein, wie man sein ganzes Leben in einen Container packt und übersiedelt und was für neue Bekanntschaften und Entdeckungen man auf diesem roten Felsen machen kann, das alles erzählte sie alle zwei Monate im inzwischen eingestellten Krabauter-Magazin. Für das Buch hat die Autorin ihre Kolumnen gesammelt, die Texte wurden jedoch durch umfangreichere Einleitungen und weitere Berichte ergänzt, sodass auch die Leser der Originale hier noch viel neuen Lesestoff finden. Ergänzt werden die Texte durch zahlreiche farbige Fotos.

 

Helgoländisches Brauchtum zur Kindstaufe

 

Die Autorin erzählt über die unvermeidliche Seekrankheit und das kleine Naherholungsgebiet direkt vor der Haustür, die Helgoländer Düne, genauso wie über den liebenswerten Brauch, dass die Inselkinder zur Taufe der kleinen Beeke zusammen das Taufwasser mit ihren kleinen Silberbechern in die Kirche trugen. Klar, dass es für die fleißigen Regenwasserträger in ihren durchnässten Trachten als Dankeschön dann Butterkuchen und Kinderpunsch gab. Der Leser ist auch mit dabei, wenn die Autorin den Leuchtturm besteigen darf, was einem Touristen versagt bleibt, und lernt die Insel im Börteboot von allen Seiten kennen.

 

Nachdenken über die typische Inselfrisur

 

Vor allem aber sind es die kleinen Beobachtungen aus dem Alltag und die Notizen über die Unkompliziertheit des Miteinanders, die das Buch und das Inselleben so sympathisch machen. Wo hat man je davon gelesen, dass jemand in Gummistiefeln zu einem Vorstellungsgespräch gegangen sei? Wer hat schon einmal über die klassische "Inselfrisur" nachgedacht, die Wind und Wetter aushält, auch wenn Pariser Nobelcoiffeure sie nicht unbedingt als Frisur bezeichnen würden? Eine kleine Reisephilosophie verbirgt sich hinter den mit Kreide auf die Koffer der Inselgäste geschriebenen Hausnummern, an denen sich die Gepäckträger orientieren. Und wenn Volkstanz auch gemeinhin als eher uncooles Hobby gilt - der Leser wird doch angesteckt von der Freude und dem Stolz, den Paulsen empfindet, als sie das erste Mal in echter Helgoländer Tracht ihren Auftritt meistert. Auch wenn sie bescheiden einräumt, das Großartige an der Tracht sei der lange Rock, der es dem Zuschauer verbirgt, wenn die Tänzerin die Schrittfolge nicht ganz perfekt beherrscht.

 

Ausblick auf die Coronazeit auf der Insel

 

Mit einen Ausblick auf die Coronazeit, die sich an die Krabauterzeit anschloss, und mit einer innigen Zueignung an die "Mädels" und alle Freundinnen schließt Paulsen ihren Helgolandbericht. Und macht Lust auf einen neuen Inselausflug. Wie denn auch fast jede Krabauter-Kolumne mit der freundlichen Einladung endet: "Besuchen Sie uns. Wir wohnen im Oberland."

 

Fazit: Liebenswürdige Alltagsbeobachtungen aus dem Leben einer Neu-Insulanerin. Man spürt den Wind, der einem die Frisur zerzaust, und möchte selbst gern mit Gummistiefeln zum Vorstellungsgespräch für einen Job auf Helgoland gehen.

 

Levke Paulsen: Vom Dorf ins Meer. Herzheimat Helgoland. Norderstedt: Books on Demand, 2022. 128 S., Euro 19.

 

© Petra Hartmann




Foto

Thorgal 39: Neokora

Geschrieben von Petra , in Comics 10 Januar 2023 · 1.233 Aufrufe
Comics, Thorgal

Im Band "Neokora" der Thorgal-Serie wird der Sohn der Sterne erneut mit seiner außerirdischen Vergangenheit konfrontiert. Zusammen mit seinem Sohn Jolan und der machtgierigen Kriegerin Kriss de Valnor bricht er auf ins Reich der Zauberin Slive, um das gestrandete Sternenschiff zu finden, das einst seine Ahnen zur Erde brachte.
Thorgal, Jolan und Lupine sind nach dem Selkie-Abenteuer auf dem Rückweg von den Färöer-Inseln. Ihr Schiff ist dem Sinken nahe, als sie ein steuerlos durchs Meer treibendes größeres Schiff entdecken. Die Mannschaft ist tot, umgebracht von einem Ungeheuer, das sich nun auf Thorgal und seine Getreuen stürzt, aber von den Helden besiegt werden kann. An Bord entdecken sie auch den einzigen Überlebenden, der sich vor dem Monster verstecken konnte: Arisøn gehörte zu den Menschen, die Thorgal einst aus der Gefangenschaft bei Slive befreit hatte. Nun ist er auf dem Weg zu Aniel, um ihm eine geheimnisvolle Götterwaffe aus dem Arsenal des Sternenvolks anzubieten. Notgedrungen schließen sich Thorgal und Jolan einer Expedition unter Leitung Kriss de Valnors an, um das Sternenschiff zu finden. Denn der skrupellose Aniel hält die Bewohner von Thorgals Heimatdorf - einschließlich Aaricias - gefangen. Sie erreichen die Insel des ewigen Frostes, begegnen Wikingern, Skrälingern und Eisbären, erreichen schließlich das Sternenschiff. Aber nur Thorgal und Jolan lässt die Bordintelligenz eintreten ...

 

Zwischen Wikingern und Skrälingern

 

Das Abenteuer lebt von dem eigenwilligen Kontrast zwischen dem an Inuit-Legenden erinnernden Monster zu Beginn und den von den Wikingern gejagten und getöteten Skrälingern auf der einen Seite und dem High-Tech-Setting des Sternenvolks auf der anderen. Thorgal bewegt sich in beiden Welten mit großer Sicherheit und muss am Ende eine folgenschwere Enscheidung treffen. Wobei sich das, was sich hinter dem Titel "Neokora" verbirgt, erst auf der allerletzten Seite offenbart.
Insgesamt hat das Abenteuer an Handlung allerdings nicht viel zu bieten. Thorgal kommt nach Hause, findet die Dorfbewohner versklavt, will sie befreien und muss sich dafür zu einer neuen Reise von A nach B aufmachen. Dabei ist der Weg zur Insel Slives nicht einmal detailliert ausgestaltet.
Interessant könnte die Geschichte des bislang noch namenlosen Atlantiden-Mädchens werden, das Jolan aus einer Schlafbox befreit. Und vermutlich bringt das kleine Zaubergeschenk, das die Selkietochte Ava Thorgal überreicht, in den nächsten Bänden den Helden noch Hilfe.
Der etwas unscharfe Zeichenstil von Fred Vignaux wirkt ziemlich unentschlossen und unschön, mehr Klarheit wäre wünschenswert. Alles in allem kein Hingucker. Da helfen auch die im Anhang beigegebenen Skizzen nicht viel, um das Album aufzuwerten.

 

Fazit: Nett, aber nicht wirklich begeisternd. Wenig Geschichte, verwaschener Zeichenstil. Einer der schwächeren Bände der Serie.

 

 

Thorgal 39: Neokora. Text: Yann, Zeichnungen: Fred Vignaux. Bielefeld: Splitter, 2022. 50 S., Euro 16.

 

Weitere Thorgal-Abenteuer
Thorgal 31: Der Schild des Thor
Thorgal 32: Die Schlacht von Asgard
Thorgal 33: Schwertboot
Thorgal 34: Kah-Aniel
Thorgal 35: Scharlachrot
Thorgal 36: Aniel
Thorgal 37: Der Eremit von Skellingar
Thorgal 38: Die Selkie
Thorgal 39: Neokora
Thorgal 40: Tupilak

 

Kriss de Valnor 1: Ich vergesse nichts!
Kriss de Valnor 2: Das Urteil der Walküren
Kriss de Valnor 3: Einer Königin würdig
Kriss de Valnor 4: Bündnisse
Kriss de Valnor 5: Rot wie der Raheborg
Kriss de Valnor 6: Die Insel der verlorenen Kinder
Kriss de Valnor 7: Der Berg der Zeit
Kriss de Valnor 8: Der Herr der Gerechtigkeit

 

Lupine 1: Raïssa
Lupine 2: Die abgeschnittene Hand des Gottes Tyr
Lupine 3: Das Reich des Chaos
Lupine 4: Crow
Lupine 5: Skald
Lupine 6: Die Königin der Schwarzelfen
Lupine 7: Nidhöggr

 

Thorgals Jugend 1: Die drei Schwestern
Thorgals Jugend 2: Das Auge Odins
Thorgals Jugend 3: Runa
Thorgals Jugend 4: Berserker
Thorgals Jugend 5: Slive
Thorgals Jugend 6: Der Drakkar aus dem Eis
Thorgals Jugend 7: Blauzahn
Thorgals Jugend 8: Die zwei Bastarde
Thorgals Jugend 9: Die Tränen der Hel
Thorgals Jugend 10: Sydönia

 

Thorgal Saga: Adieu, Aaricia

 

© Petra Hartmann




Foto

Korrekturdatei zu "Das Herz des Donnervogels" ist da

Geschrieben von Petra , in Donnervogel 03 Januar 2023 · 642 Aufrufe
Donnervogel

Das neue Jahr fängt mit Arbeit an. Heute habe ich die Korrekturdatei meines neuen Romans "Das Herz des Donnervogels" bekommen. Ich werde das Buch jetzt nochmal gründlich durchkauen und dabei hoffentlich auch die allerletzten Tippfehler finden. Beim Durchscrollen habe ich jedenfalls noch keine schockierenden Sachen entdeckt.

 

Der Mitarbeiter des Blitz-Verlags schrieb nach der Lektüre: "Ein interessanter Roman, den man erst richtig zu schätzen weiß, wenn man Karl Mays "Winnetous Erben" gelesen hat."

 

Ob das gut oder schlecht ist, muss sich zeigen. Meine Testleserin kennt Mays Roman nicht und kam ganz gut damit zurecht. Für die Karl-May-Fans wird es natürlich noch schöner, den Jungen Adler wiederzusehen. Hoffe ich.

 

Das Manuskript hatte 234 Normseiten, im Druck wird das Buch rund 200 Seiten haben. Geplanter Erscheinungstermin ist Mai 2023. Ich freue mich drauf.

 

Buch-Infos:
Petra Hartmann DAS HERZ DES DONNERVOGELS
Band 18, Abenteuer-Roman
Exklusive Sammler-Ausgabe
Seiten: 200 Taschenbuch
VÖ: Mai 2023
Künstler: MtP-Art (Mario Heyer)
Künstler (Innenteil): MtP-Art (Mario Heyer)
Preis: 12,95 Euro

 

Vorbestellen beim Blitz-Verlag




Foto

Jahresrückblick V: Dezember 2022

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 01 Januar 2023 · 791 Aufrufe
Jahresrückblick

Und hier der Abschluss meines Lese-Rückblicks auf das Jahr 2022. Da der November wie üblich total aus dem Ruder gelaufen ist, folgt hier separat der Dezember-Nachklapp. Was haben wir hier? Antike, ein Märchen-Erzähler mit sehr berechtigten Trigger-Warnungen, ein Indianer-Roman, ein Aufklärer, ein Flugpionier und ein dreifacher stiller irischer Held aus der Antarktis.
Viel Spaß beim Durchstöbern! Und alles Gute für ein spannendes und glückliches (Lese-)Jahr 2023!

 

Dezember

 

Älian: Bunte Geschichten (Reclam Leipzig)
Der zweite Vertreter der antiken "Buntschriftstellerei". Älians Sammlung "Bunte Geschichten" wurde sogar Namensgeber für das Genre. Im Prinzip ist die Sammlung ähnlich wie das Gelehrtenmahl von Athenaios, das ich Ende November las, nur dass es hier keine Rahmenhandlung und keine unterschiedlichen Sprecher gibt. Die Geschichten und "Nutzloses Wissen"-Texte werden einfach unkommentiert hinter einander wegerzählt. Auch dieses vorliegende Buch, das ich wie die Athenaios-Sammlung antiquarisch erwarb, ist eine Auswahl. Es erschien im Jahr 1990 und bietet auf 278 Seiten bunte Geschichten aus den 14 Büchern, die Älian unter dem Titel herausgab, sowie ein Nachwort und ein Register. Und: Wer Athenaios und Älian nacheinander liest, wird feststellen, dass ihm einiges bekannt vorkommt. Die Jungs in der römischen Kaiserzeit haben nämlich geklaut wie die Raben.

 

Antonia Michaelis: Im Schatten des Märchenerzählers
Das Buch ist eine Fortsetzung des Romans "Der Märchenerzähler", eines Wahnsinnsbuchs, das mich im Jahr 2011 einfach nur umgehauen hat. Eine harte und doch poetische Geschichte über Kindesmissbrauch, Prostitution, Drogenhandel, Vergewaltigung und doch auch über Liebe und den Zauber der Märchen.
Auch die nun erschienene Fortsetzung ist ein extrem hartes Buch. Die Autorin gibt der Geschichte sicherheitshalber eine Inhaltswarnung bei. Und das zurecht. Wer in dieser Hinsicht in irgend einer Weise gefährdet ist, sollte das besser aus der Hand legen, denn es sind schlimme Stellen darin. Und doch ... Es hat einen Zauber. Antonia Michaelis kann den Zauber der Märchen beschwören und trotzdem die Härten und Grausamkeiten des Lebens ihrer Helden schildern, genau so hart, wie es tatsächlich vorkommt in der Welt, auch in unserer Umgebung.
Abel Tanatek, der Märchenerzähler, hatte sich damals erschossen. Doch er hat einen Sohn, Elias, gezeugt, als er seine Freundin Anna vergewaltigte. Nun ist Elias 18 Jahre alt und fühlt sich beobachtet. Ist ein Wolf in seiner Nähe, der ihn beschützt? Ist Abel damals doch nicht gestorben, sondern hat seinen Tod nur vorgetäuscht? Wem, wenn nicht ihm, schreibt Anna heimlich Briefe? Und wer, wenn nicht Abel, antwortet ihr? Die Schatten der Vergangenheit nehmen langsam Gestalt an. Kinderpornos tauchen auf, in denen Abel missbraucht und misshandelt wurde. Schlimmer noch, falls es überhaupt Schlimmeres gibt: Auch ein sehr kleines Mädchen ist in den Videos zu sehen. Und die Verbrecher, die damals für die Vergewaltigung der Kinder verantwortlich waren, sind noch aktiv ...
Es ist ein verdammt gutes Buch. Aber es ist auch eine verdammt widerliche Geschichte. Ich wünschte, sie wäre reine Phantasie.

 

Tanja Mikschi: Als der Mond zu sprechen begann

 

Christian Wilhelm von Dohm: Denkwürdigkeiten meiner Zeit II
Zweiter Teil der "Denkwürdigkeiten", Teil eins hatte ich im vergangenen Jahr gelesen. Zunächst muss ich festhalten, dass dieses Buch aus der Reprint-Fabrik von "Forgotten Books" absolut sauber eingescannt und durchgängig gut lesbar ist. Bei Teil eins waren ja viele Seiten unlesbar oder nur halb erfasst. Also: Für den Verlag an dieser Stelle mal ein Daumen nach oben.
Dohm setzt seine Geschichtsschreibung fort und legt in diesem Band einen Schwerpunkt auf Katharina die Große und den Kampf ums Schwarze Meer, man erfährt viel über die Krim und die russische Eroberung und Einverleibung dieses Landstrichs. Das Kapitel hätte ich vor einiger Zeit noch ganz unbeteiligt gelesen, aber nach der Krim-Annexion und jetzt während des Ukraine-Krieges merkt man, dass das alles eben doch nicht so weit weg ist.
Ferner geht es um Auseinandersetzungen Preußens und Friedrichs II. mit der Stadt Danzig und um Kämpfe zwischen Holland und den Niederlanden. Ein weiteres Kapitel widmet sich dem "System der bewaffneten See-Neutralität", das Katharina durch Verhandlungen mit vielen weiteren Staaten schuf. Es geht darum, dass bei Kriegen zwischen zwei Staaten neutrale Handelsschiffe nicht behelligt werde dürfen.
Was mir bisher überhaupt nicht klar war: Die amerikanische Erhebung gegen England und die Unabhängigkeitserklärung waren, wie Dohm hervorhebt, mit Folgen des Siebenjährigen Krieges. Die Briten wollten mehr Steuergelder von ihren Kolonien haben, weil der Krieg so teuer war. Aber die Amerikaner sagten: Keine Steuern ohne unsere Zustimmung, wir wollen dann wenigstens in eurem Parlament vertreten sein. So kam es zum Bruch, zumindest in der vereinfachten Form, wenn ein Preuße die amerikanische Unabhängigkeit erklärt, für den der Siebenjährige Krieg ja eine besondere Bedeutung hat ... Wieder was gelernt.

 

Otto Lilienthal: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst
Ein Buch, das ich im Rahmen meiner Recherchen für meinen Roman "Das Herz des Donnervogels" las. Sehr schöner, großformatiger Band, ein Faksimile der Ausgabe von 1889, herausgebracht von www.reprintpublishing.com. Reich illustriert mit Vogel- und Flügelzeichnungen und Abbildungen von Lilienthals selbst konstruierten Messgeräten und Versuchsaufbauten. Viele Messungen und physikalische Berechnungen, reichlich Formeln und Zahlen. Also durchaus etwas knifflig und kein Abenteuerbuch.
Wir wissen ja aus der Geschichte der Wright-Brüder, dass Lilienthal sich in vielen seiner Berechnungen geirrt hat, und wir wissen auch von seinem tragischen Ende. Darum bitte nichts von dem nachmachen, was hier beschrieben wird. Aber es war schon spannend, dem Flugpionier mal bei seiner Arbeit über die Schulter schaun zu können.

 

Michael Smith: Der stille Held Tom Crean
Geschichte eines irischen Seemanns, der an drei Polarexpeditionen teilnahm. Er war unter den letzten sechs, die Scott bis zur vorletzten Etappe zum Südpol mitnahm. Und er war zusammen mit Shackleton auf der Endurance-Expedition, gehörte zur sechsköpfigen Bootsbesatzung Shackletons, als dieser von Elephant Island nach Südgeorgien aufbrach, um seine Mannschaft zu retten, und war der dritte Man neben Shackleton und Worsley auf der lebensgefährlichen letzten Etappe über die Berge von Südgeorgien. Ein schlichter, bescheidener Mann, der von sich selbst nie großes Aufhebens machte, aber offenbar immer gut gelaunt war und seinen Teamkameraden mehrfach das Leben gerettet hat. Ich habe ja als Kind und Jugendliche immer den Berufswunsch "Polarforscher" gehabt und gerade über die Endurance-Expedition viel gelesen, aber Crean war mir bisher noch nie aufgefallen. Schön, dass diese Biographie ihn jetzt würdigt. Absolut lesenswert. Die Leute bei mare machen ja ohnehin schöne Bücher.

 

Hans-Martin Gutmann: Wendegier
Der Autor ist gebürtiger Goslarer und hat zudem kürzlich in der Stadt aus seinen Werken vorgelesen. Ich habe seinen Krimi daher in der Goslarschen Zeitung rezensiert.

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil I: Januar bis März 2022

Teil II: April bis Juni 2022
Teil III: Juli bis Oktober 2022
Teil IV November 2022

 

 

© Petra Hartmann




Foto

Jahresrückblick Teil IV: November 2022

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 31 Dezember 2022 · 905 Aufrufe
Jahresrückblick

Teil vier meines Lese-Jahresrückblicks. Mein Lese-Urlaub auf Helgoland brachte mir viele phantastische Bücher, einiges aus der Zeit der Aufklärung (britisch, deutsch und Haskala), eine Menge Indianerbücher und etwas über antike "Buntschriftstellerei". Außerdem habe ich drei Astronominnen kennen gelernt, endlich Salman Rushdies "Satanische Verse" gelesen, mich mit alten Epen befasst und stelle euch mein Buch des Jahres vor - und die beiden größten Reinfälle des Jahres. Schaut halt mal rein, vielleicht findet ihr ja ein paar interessante Bücher zum Selbstlesen.

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

November

 

Vico Siebensiegel: Farbentanz der Magie in den Träumen eines Nachtkerzenschwärmers
Ein kleines Büchlein, etwa im Reclamformat, das ein geheimnisvoll-bezauberndes Cover hat. Da musste ich auf dem BuCon einfach zugreifen. Erzählt wird die Geschichte zweier sehr ungleicher Wesen, die mit ihrem Zauber einen wunderbaren Garten schützen. Ein sehr schönes, geheimnisvolles Märchen, lesenswert.

 

André Boße: Die drei ??? - 100 Seiten (Reclam)
Cassettenkinder waren wir doch alle, oder? Das Reclamheft aus der Reihe "100 Seiten" geht dem Mythos der drei ??? nach, und man merkt sehr deutlich, dass der Verfasser ebenfalls ein Fan ist. André Boße erzählt von den ersten Bänden und der Idee, Alfred Hitchcock als "Paten" zu gewinnen, vom Marketing-Konzept und den Spannungen zwischen Buchreihe und Hörspiel, schwärmt von den Coverbildern von Aiga Rasch und stellt die Helden und wiederkehrende Verbündete und Gegner vor. Natürlich wird auch der Rechtsstreit aufgedröselt, der damals Buchverlag Franckh-Kosmos und Hörspiel-Label Europa getrennte Wege gehen ließ und die kurzlebige Hörspielreihe "Die Dr3i" entstehen ließ. Es gibt eine Statistik der meistgebrauchten Schlagwörter in den Titeln und Infos zu Ablegern wie "Die drei !!!" und "die drei ??? Kids". Außerdem geht der Autor der philosophischen Frage nach, warum die drei Junior-Detektive nicht altern dürfen und warum jede neue Folge wieder bei Null beginnt. Zugegeben, ich habe jetzt nichts hundertprozentig Neues erfahren. Aber es war einfach schön, mal wieder auf die alten Abenteuer zu blicken.

 

Werner Hermann: Das Anubis-Projekt
Kleines, schmales Taschenbüchlein aus dem Verlag Saphir im Stahl. Ich mag das Format. Der Text selbst ist etwas eklig. Es geht um wieder auferstehende Pharaonen, um Mumien, die wieder zum Leben erwachen und in Ägypten die Herrschaft übernehmen. Dass zwei Weltenretter - Ronin Erik und Artefakte-Pete aber zufällig sechs Jahre zuvor bereits die richtige Waffe gegen die Untoten gebunkert haben und dass Pete dann auch zufällig genau der Typ ist, den der Ich-Erzähler zur Hilfe ruft, das sind mir ein paar Zufälle zuviel. Aber ich vergebe einen Sonderpunkt für den überraschenden Schluss.

 

Sabrina Železný: Tod einer Andentaube

 

Frederik Hetmann: "Old Shatterhand, das bin ich ich"
Mal wieder ein typisches "Hetmann was here"-Erlebnis. Auf vielen meiner Interessengebiete hat der Autor ja seine Spuren hinterlassen, so auch mit dieser Biografie für junge Leser, die ich antiquarisch bei Amazon-Marketplace entdeckte.
Gut, wenn man bereits die Rowohlt-Monographie und ein paar andere Sachen über May gelesen hat, kennt man Mays Biographie natürlich. Aber es gibt doch zwei Sachen, die mich überrascht haben. Zum einen gibt Hetmann eine von Karl May erzählte Geschichte wieder, in der berichtet wird, wie Winnetou zu seinem Namen - "Brennendes Wasser" - gekommen ist. Das hatte ich bisher noch nie gelesen. Zum anderen macht Hetmann in May so etwas wie einen "absoluten Erzähler" aus und schildert dessen Fähigkeiten, aus Alltagssituationen oder dahingeworfenen Namen sofort eine Geschichte zu erfinden. Ein Automatismus, ein Reflex, der auch bei seiner Hochstapelei zum Tragen kam.
Was mich gewundert hat, ist, dass Hetmann "Ardistan und Dschinnistan" nicht liebte. Ich mag Mays Fantasy-Abenteuer sehr.

 

Juri Rytchëu: Die Frau vom See
Sehr schön gestaltetes Buch im Hosentaschenformat. Inhaltlich ein bisschen Tschuktschen-Legende, ein bisschen Pornografie. Aber irgendwie nett. Zwei junge Männer werden als Strafe, weil sie die Frauen des Dorfes überfallen und beschlafen, vom Schamanen in Zwerge verwandelt. Dann entdecken sie am See eine Frau, die sie in extreme sexuelle Erregung versetzt. Die beiden sind geil bis zum Anschlag, aber so winzig, dass die Frau sie nicht einmal wahrnimmt. Einer von beiden stirbt. Der andere erkennt langsam, was wahre Liebe ist ...

 

Eva von Kalm: Buchstabenblut
Ein kleines Taschenbuch, ebenfalls im Hosentaschenformat, das neun Kurzgeschichten beziehungsweise kürzere Erzählungen beinhaltet. Die Titelgeschichte handelt von einer Autorin, die allein in ihrer Kammer sitzt, buchstäblich mit ihrem Herzblut schreibt und dabei ein Monster erschafft. Eine Weiterentwicklung des Golem-Stoffs, nur dass das Monster, das sie geschaffen hat, unter der Lehmoberfläche von heißen Flammen beseelt ist. Und es zieht durch die Stadt und gefährdet ihre Freunde. Eva von Kalm erzählt von ungleichen Freundschaften, dunklen Bedrohungen, Menschen und Monstern und immer wieder vom Schreibprozess und der Fähigkeit, Wörter aufs Papier zu bannen. Sie versteht durchaus etwas vom Schreiben, die Geschichten sind gut gelungen, die Stimmung gekonnt aufgebaut und durchgehalten. Was ich nicht so sehr mag, ist, wenn ein Autor ständig seinen eigenen Schreibprozess zum Thema macht. Aber das ist natürlich eine reine Geschmackssache.

 

Monster wider Willen: Die Storys zum Marburg Award 2021
Eine Sammlung mit 20 phantastischen Kurzgeschichten der unterschiedlichsten Genres, es sind Beiträge zum Marburg-Award. Da der Marburg-Com 2021 nur virtuell stattfand, hatte ich doch glatt verpasst, mir das Exemplar zu besorgen, aber beim BuCon habe ich es den Marburgern dann doch noch abkaufen können. Es geht um Monster unterschiedlichster Art, die eines gemeinsam haben: Sie haben sich ihren derzeitigen Zustand nicht selbst ausgesucht. Der Leser trifft auf mythologische Figuren und Sagengestalten, aber auch auf Geschöpfe, deren Existenz die moderne Wissenschaft zu verantworten hat. Sehr schön gestaltete Sammlung, die sich gut lesen lässt, mit größtenteils guten Geschichten.

 

Charlotte Kerner (Hrsg.): Sternenflug und Sonnenfeuer
Das Buch enthält die Lebensgeschichten dreier berühmter Astronominnen. Ich habe es mir angeschafft wegen des Beitrags über Caroline Herschel (1750 - 1848) mit deren Bruder ich mich ja im April näher befasst hatte. Die Geschichte der "Kometenjägerin" ist sehr spannend, vor allem auch die Zeit nach dem Tod ihres Bruders, als sie nach Hannover zurückkehrte, ihre Veröffentlichungen, ihre Musik. Ihre Memoiren möchte ich unbedingt mal lesen.
Völlig neu war mir die Astronomin Maria Kunitz (1604 bis 1664). Sternenkunde in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, also unter erschwerten Bedingungen. 1650 veröffentlichte die Astronomin ihr Buch "Urania proposita", was soviel heißt wie "die zugängliche oder entgegenkommende Muse der Himmelsbeobachtung". Das zweisprachig verfasste Buch (Latein und Deutsch) wandte sich nicht nur an Fachwissenschaftler, sondern auch an Laien. Das Buch fand große Verbreitung in ganz Europa, wurde eine Art Standardwerk und gltl als erste wissenschaftliche Veröffentlichung einer Frau. Sie vereinfachte Keplers teilweise recht komplizierte Berechnungen und beseitigte Fehler in den Rudolfinischen Tafeln, arbeitete auch an der Verbesserung der damaligen Teleskope.
Die dritte im Bunde der Astronominnen ist Maria Mitchel (1818 - 1889), eine moderne Wissenschaftlerin, die einen Lehrstuhl für Astronomie erwarb - in einer Zeit, in der Frauen auf Universitäten eigentlich gar nicht erwünscht waren und erst rechte keine Chancen auf eine Universitätskarriere hatten. Legendär war ihr Aufbruch in den damals noch richtig wilden Westen, um in der Nähe von Denver/Colorado eine Sonnenfinsternis zu beobachten. Die Quäkerin aus Nantucket, die schon als Kind zusammen mit ihrem Vater die Chronometer der Walfangschiffe geeicht hat, ist schon mit 17 Jahren selbstbewusst genug, um eine eigene Schule zu gründen, Und als sie einen neuen Kometen als erste sichtet, meldet sie ihren Anspruch an und kämpft um ihr Recht als Entdeckerin: Die Goldmedaille, die sie zwei Jahre später nach langem Briefwechsel vom dänischen König erhält, geht erstmals nach Amerika und erstmals an eine Frau - und wird auch letztmals verliehen.
Alles drei sind faszinierende Biographien, die die Geschichten ungewöhnlicher Frauen und großer Forscherinnen schildern. Alle drei wurden schließlich von ihren männlichen Kollegen als gleichberechtigte und hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen anerkannt. Und auch das verbindet sie: Alle drei hatten ein familiäres Umfeld, in dem sie Unterstützung von vernünftigen Männern fanden, hatten astronomisch interessierte Väter, Männer, Brüder, Förderer in der Familie, die ihnen eine Ausbildung und Unterstützung verschafften. Es hat immer auch vernünftige Männer gegeben.

 

Anna Müller-Tannewitz: Tochter der Prärie
Jugendbuch aus dem Jahr 1970 von einer der Klassikerinnen der Indianerliteratur. Erzählt wird de Geschichte eines Pani-Mädchens namens Ikata, das von den Sioux entführt wird und schließlich nach vielen Abenteuern zu ihrer Familie zurückkehrt. Sehr nett und spannend geschrieben. Das erste Buch, das ich gelesen habe, das über einen Protagonisten vom Volk der Pani berichtet. Sonst waren diese Leute ja immer die Bösen ...

 

John Locke: Brief über die Toleranz (Reclam)
Lesenswerte Streitschrift zum Thema Toleranz, die die Grenzen zwischen Staat und Kirche absteckt. Es geht laut Locke gar nicht an, dass das Staat beziehungsweise der Herrscher dem Bürger vorschreibt, welcher Religion er anzugehören hat, vielmehr soll gewährleistet sein, dass die Religionsfreiheit der Bürger geschützt wird, sofern sie keinen Schaden anrichten und die Religionen anderer tolerieren. Ähnlich wie Aristoteles definiert Locke als Ziel des Staates, das Wohl der Bürger zu erhalten und zu fördern. Da aber kein Mensch wissen könne, welcher Glaube der richtige sei, könne der Staat keine Religion vorschreiben, sondern nur Gesetze zur Bewahrung der körperlichen Unversehrtheit und des Besitzes etc. erlassen. Stellenweise hat es gewisse Parallelen zur Ring-Parabel aus Lessings "Nathan". "Die Entscheidung in dieser Frage liegt einzig und allein beim oberen Richter aller Menschen, dem es auch obliegt, den Irrenden zu bestrafen. Bis dahin sollen die Menschen überlegen, um wie viel schwerer diejenigen dadurch sündigen, dass sie, wenn auch nicht ihrem Irrtum, so wenigstens ihrem Hochmut Ungerechtigkeit hinzufügen, wenn sie die Diener eines fremden Herrn, die ihnen nicht untertan sind, so ohne jeden Grund unverschämt quälen." Das hört sich bekannt an, nicht?
Interessant ist es auch, wenn man diesen "Brief über die Toleranz" mit Mendelssohns "Jerusalem" im Hinterkopf liest. Denn anders als der deutsch-jüdische Aufklärer, der den religiösen Gemeinschaften das Bann- und Ausschlussrecht strikt untersagt, sagt Locke ganz klar, dass das Recht der Exkommunikation den Kirchen erhalten werden muss. Mendelssohns Argument: Keinem Menschen darf der Trost und die Hilfe für die Seele verwehrt werden, die die Kirche/Synagoge allein zu bieten vermag. Locke: Wer pöbelt, fliegt raus. Denn Locke macht klar, dass eine Exkommunikation den Betreffenden nicht an Leib und Leben schädigt - deren Sicherheit ja staatliche Rechte garantieren müssen.
Ansonsten gibt es Anmerkungen, ein Literaturverzeichnis und ein Nachwort zur Einordnung des Textes. Man hat also eine recht gute Rundum-Versorgung mit dieser Ausgabe.

 

Markus K. Korb: Die Saat des Hasses
Der erste Roman von Markus K. Korb, der als Autor von Horror-Kurzgeschichten ja schon als Klassiker gelten kann. Wobei dieser Roman sich durchaus in einzelne Handlungsepisoden zerlegen lässt und so trotzdem noch als der kurzen Form zugehörig gelten kann. Erzählt wird in mehrere Stationen die Geschichte eines schier unbesiegbaren Monsters beziehungsweise zunächst einmal: eines superstarken Wesens, das sich zu einer unaufhaltbaren, zerstörerischen Macht entwickelt und eine Bedrohung für die gesamte Menschheit werden kann.
Der Held des Romans bzw. der Protagonist der Rahmenhandlung ist ein gewisser Akoni, dem sein Vater auf dem Sterbebett den Schlüssel zu einem Schweizer Bankschließfach übergibt. Akoni findet darin eine Tasche mit alten Dokumenten, Berichten, Tagebuchaufzeichnungen. Zunächst glaubt er, dass es sich um schriftstellerische Versuche seines Vaters handelt. Doch die beiliegenden offiziellen Dokumente überzeugen ihn, dass die einzelnen Geschichten offenbar tatsächlich echte Erlebnisberichte sind.
Schauplätze sind unter anderem ein Opernhaus mitten im Urwald, das ein gewisser Fitzcarraldo erbauen ließ und in dem eine verrückte Operndiva und einige Schrumpfkopfjäger den Ich-Erzähler und seine Expeditionskollegen beschäftigen, außerdem eine Pazifik-Insel im Zweiten Weltkrieg, auf der amerikanische Soldaten ein abgestürztes Flugzeug der Nazis finden, das KZ Dachau, aber auch die Schweiz der Gegenwart, die Stadt Genf, wo AKoni nicht nur die Bank, sondern auch "Kultstätten" wie die Villa Deodati besucht. Nach und nach wird die Saat des Bösen erkennbarer. Und Akoni beschließt, den Kampf dagegen aufzunehmen.
Eine sehr detailreich und spannend geschriebene Geschichte, die durch die optische Gestaltung und die unterschiedlichen Fotos und Protokolle einen besonderen Reiz hat. Hat mir gefallen. Eine gewisse Brutalität und einen hohen Ekelfaktor muss der Leser allerdings aushalten. Und das Ende ist mir persönlich etwas zu pathetisch geraten. Wie will Akoni denn nun den Kampf gegen die Bestien gewinnen, die selbst von schwer bewaffneten US- und NS-Truppen nicht gestoppt werden konnten?

 

Michael Ende: Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Ein Buch, das ich schon seit rund 30 Jahren auf der To-do-Liste habe, jetzt hat es mir meine Schwester geliehen. Es geht um einen bösen Zauberer, Beelzebub Irrwitzer, der sein Soll an Bosheit und Zerstörung noch nicht erfüllt hat. Der höllische Vollstreckungsbeamte steht schon vor der Tür, denn in der Silvesternacht, beim letzten Glockenschlag läuft die Frist aus, und dann will er den Zauberer abholen und zur Rechenschaft ziehen. Die letzte Chance des Schwarzmagiers: Er will einen Zaubertrank brauen, eben den santarchäolügienialkohöllischen Wunschpunsch, der alle bösen Wünsche erfüllen kann. Die Zeit drängt, Mitternacht ist nicht mehr weit, doch gibt es Komplikationen: Irrwitzers Tante, die Geldhexe Tyrannja Vamperl will den Trunk ebenfalls brauen und ist auf die Zutaten scharf. Als die beiden Bösewichte sich schließlich zusammentun und das Teufelsgebräu gemeinsam zur Vernichtung der Menschheit, der Umwelt und alles Guten einsetzen wollen, stehen nur ein Kater und ein Rabe zwischen dem Trunk und der Katastrophe. Eine verzweifelte Rettungsaktion beginnt ...

 

Joachim Wohlleben: Die Sonne Homers
Eine Aufsatzsammlung, die die Homerbegeisterung verschiedener Klassiker und ihre Auseinandersetzung mit dem Verfasser der Ilias und Odyssee schildert und unter anderem nachzeichnet, wie sie mit der "Homerischen Frage" umgegangen waren. Damals, als Friedrich August Wolf die These aufstellte "Homer gab es nicht" und darlegte, Ilias und Odyssee seien aus einzeln im Volk lebenden, mündlich überlieferten Liedern ("Volksliedern") irgendwann zusammengestellt worden, lautete die Gretchenfrage bei jeder Diskussion um den Griechen: "Wie hältst du es mit Wolf?"
Ich hatte mir das Buch Anfang der 90er angeschafft wegen eines darin enthaltenen Kapitels über Wilhelm von Humboldt, hatte auch ein paar der anderen Aufsätze gelesen, aber längst nicht alle. Nun nutzte ich den Urlaub zu einer Komplett-Lesung. Der Humboldt-Aufsatz arbeitet heraus, dass Humboldt schon irgendwie einsah, dass unsere Heroisierung der Griechen und des Altertums natürlich etwas überzogen war und dass die Leute damals nicht so edel, hilfreich und gut waren und nur ständig kulturell Hochwertiges abgesondert haben, dass vieles, was wir aus den uns überlieferten Fragmenten herauslesen, eben eine Täuschung sei, aber, wie Humboldt es sehr klug formulierte: "Eine notwendige Täuschung".
Sehr spannend fand ich auch bei der Zweitlektüre den Aufsatz über Goethe. Der Mann hat offenbar sehr gezielt an die Wolfsche These geglaubt, solange er selbst an seinem großen Epos "Hermann und Dorothea" schrieb. Anders hätte ihn das große Vorbild Homer gelähmt. Aber mit einem nicht-existenten Homer kann man ja als Ependichter getrost in die Schranken treten. Als "Hermann und Dorothea" fertig war, nahm Goethe seinen Homer wieder vor, guckte rein und stellte fest: Alles Quatsch, kein Kompilator von anonymen Volksliedern hätte so ein großes, stimmiges Werk der Weltliteratur schaffen können. Als Goethe seinen Zweifel an Homer nicht mehr brauchte, um etwaige Minderwertigkeitskomplexe loszuwerden, hat er getrost Wolf zu den Akten gelegt und wieder an den Gottvater der Dichter geglaubt.
Spannend fand ich auch, dass Karl Marx sich durchaus von Homer inspirieren lassen hat. Und auch die Kapitel über Winckelmann und Schliemann waren hochinteressant. Insgesamt eine spannende Sammlung. Nur seltsam, dass ausgerechnet Schiller, der ja den Titel lieferte, keine Kapitels gewürdigt wird.

 

Nadine Muriel und Rainer Wüst (Hrsg.): Das geheime Sanatorium
Eine Anthologie mit Geschichten über allerlei Fabelwesen, Märchenfiguren und mythische Gestalten, die in einem geheimen Sanatorium Heilung von psychischen Problemen und Krankeiten suchen. Untote, die mit dem Untotsein nicht klar kommen, Werwölfe mit Blutphobie, Feen mit Burnout, ja sogar der Tod, der sich überarbeitet hat, ist als Patient im Sanatorium zugegen.
Die Geschichten kommen daher als Episoden einer Reality-Soap über eben diese Heilanstalt. Drei Hexen in einer WG haben sich verabredet zur gemütlichen "Sanatoriumsnacht" vor dem Fernseher und machen eine Mädels-Party daraus. Teilweise kommentieren sie die Episoden, nehmen am einem den Abend begleitenden Buchstabenrätsel teil und sind allesamt verliebt in einen der Darsteller. Die Geschichten sind dadurch und durch das konstante Sanatoriums-Personal sehr eng miteinander verzahnt und verwoben. Einzig die Patienten, die jeweils im Mittelpunkt stehen, wechseln.
Enthalten sind 13 Geschichten von zehn Autoren, zum Teil spannend, zum Teil lustig, wobei aber, wie das Nachwort der Herausgeberin Nadine Muriel betont, großer Wert darauf gelegt wurde, die psychischen Probleme ernsthaft zu beschreiben und nicht lächerlich zu machen. In ihrem Schlusswort geht sie den soziologischen und psychologischen Aspekten des Andersseins nach und betont, dass abweichendes Verhalten eine Frage der Definition ist - wer wofür stigmatisiert wird, entscheidet die Gesellschaft. Insofern war es den Machern dieser Sammlung wichtig, diverse Schrullen, Macken, Störungen oder was auch immer mit Respekt zu behandeln. Ein sehr ernsthaftes Schlusswort für seine Sammlung aus dem recht freien Bereich der Phantastik.
Insgesamt ist es eine sehr dichte Anthologie ohne Brüche und Qualitätssprünge geworden, erzählerische Ausfälle und schlechte Geschichten gab es nicht. Bleibt zu hoffen, dass das Hexen-Trio nun seine Helden wirklich trifft und nicht enttäuscht wird.

 

Nanata Mawatani: Wo der Adler fliegt
Ein antiquarisches Fundstück, 1980 erschienen. Nadja, die Heldin dieses Buchs, ist eine Nachfahrin von Weißer Vogel, die in Nanata Mawatanis Büchern "Schwarzes Pferd und Weißer Vogel" und "Weißer Vogel und Kleiner Bär" die Hauptrolle spielte. Nadja hat eigentlich keine Beziehung zu ihren Cheyenne-Vorfahren. Sie wurde in Dänemark geboren, ihr Vater war Deutscher. Doch irgendwie erreichte sie dort eine Art Ruf des Medizinmanns. Sie weiß selbst nicht so recht, was sie in die Gegend des Cheyenne-Reservats trieb, doch als sie unterwegs einen Gewehrschuss abbekommt, ist sie bereits mittendrin in einer gefährlichen Auseinandersetzung um das Land, das den Cheyenne noch verblieb. Nun soll sie als Nachkommin von Weißer Vogel die Hoffnung der Cheyenne verkörpern.
Die Zeit der Indianerkriege und des wilden Westens ist längst vorbei. Aber die Bandagen, mit denen die Coal-Company um den Besitz des Indianerlandes kämpft, sind genau so hart wie damals, das Vorgehen nicht weniger brutal. Und die staatliche Gewalt steht natürlich auf den Seiten der Weißen. Doch auch Nadja und ihre Mitstreiter kämpfen mit modernen Methoden: Sie dringen ins Studio eines Fernsehsenders ein und verbreiten ihre Botschaft über die Massenmedien. Sie schmieden ein Bündnis mit anderen Indianerstämmen über das gesamte US-Gebiet hinweg. Und sie engagieren einen tüchtigen Rechtsanwalt.
Außerdem werden zahlreiche Probleme der Reservationsindianer angesprochen: Alkohol, Perspektivlosigkeit, Rechtlosigkeit, Armut, eine hohe Selbstmordrate. Es wäre Stoff für ein doppelt so dickes Buch gewesen.

 

Verlockung des Bösen: Die Storys zum Marburg Award 2022
Anthologie mit 28 Beträgen zu dem Schreibwettbewerb. Es sind sehr schöne Geschichten aus allen Spielarten der Phantastik dabei. Außer Prosatexten sind auch ungewöhnliche Formen wie Dramolette enthalten. Und die Ausgabe wurde vom Marburger Verein für Phantastik erneut sehr schön gestaltet und mit Illustrationen versehen.

 

Virginia Woolf: Orlando
Geschichte eines Mannes, später einer Frau, der/die beinahe vier Jahrhunderte lang lebte und die Veränderungen der britischen Gesellschaft erlebte. Der junge Orlando gewinnt die Zuneigung von Elizabeth I., die ältere und weibliche Version dieses Menschen "stirbt beim zwölfte[n] Schlag der Mitternacht am Donnerstag, dem elften Oktober des Jahres neunzehnhundertachtundzwanzig." Verwirrt? Aber so steht es geschrieben.
Die Geschichte hat etwas von einem Bildungsroman aus dem 19. Jahrhundert. Orlando ist zunächst ein junger Mann von außergewöhnlicher Anmut, der bei Hofe auch schnell Karriere macht. Allerdings ist dann auch eine ziemlich nervige Frau hinter ihm her. Mein absoluter Lieblingssatz in dem Buch: "Er tat, was jeder junge Mann in seiner Situation tun würde: Er bat den König, ihn als Außerordentlichen Gesandten nach Konstantinopel zu schicken."
Orlando macht seine diplomatische Sache wohl gar nicht schlecht. Allerdings wacht er nach dem ersten Drittel des Buchs plötzlich auf und ist eine Frau. Erklärt wird das nicht weiter. Ebensowenig wie die Langlebigkeit des Protagonisten bzw. der Protagonistin. Es scheint sich absolut keiner darüber zu wundern. Nur dass Orlando mit diesem Geschlecht kein Gesandter mehr sein kann, ist allen offenbar klar. Orlando entdeckt ihre Weiblichkeit, genießt sie geradezu. Sie hat allerdings einige Probleme, ihren Besitz behalten zu dürfen. Der rechtliche Status von Frauen in dieser Zeit war absolut unterirdisch.
Das Ganze ist, wenn man sich erstmal eingelesen und den unbegründeten Geschlechtswechsel akzeptiert hat, sehr angenehm zu lesen, es ist ein äußerst humorvolles Buch, das die Geschlechterrollen mit einer gewissen Leichtigkeit und feiner Ironie ausbalanciert und mit Klischees jongliert. Meine zweitliebste Stelle ist die Situation, als Orlando einem zudringlichen Liebhaber einen Frosch in den Nacken setzt. Und auch ihre Auseinandersetzungen mit Literatur und Schriftstellern sind sehr liebenswert. Alles in allem ein lesenswerter Roman, ich habe mich nicht gelangweilt.

 

Das Wunschbüro der Lilith Faramay

 

Fabienne Siegmund: Der Wolkenphönix
Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte und eine phantastische Reise. Adrian hat seine Geliebte verloren, eine Frau, die nicht von dieser Welt war, einen Wolkenphönix, verloren durch den Tod. Aber er hat die Hoffnung, die Verlorene wiederzufinden. Er folgt der Spur aus Murmeln und findet Unterstützung im sonderbaren Geschäft der Madame Mireia Mabel.
Eine traurigschöne Erzählung im unverwechselbaren Stil von Fabienne Siegmund. Eine Reise mit phantastischen Stationen und ungewöhnlichen Begegnungen, Gedanken über Liebe und Tod, den Fleiß von Bienen und eine Melodie, die noch lange nachklingt. Und Fabienne Siegmund wäre nicht Fabienne Siegmund, wenn sie die Zauberreise einfach mit einem platten Happy End entwerten würde ...

 

Judith und Christian Vogt: Schildmaid
Wow! Als mir ein Autorenkollege das Buch, über das er eine Rezension geschrieben hatte, schenkte, dachte ich noch: Naja, Großverlag, das wird irgendwelche Massenware und Fantasy von der Stange sein. Ich musste mich eines Besseren belehren lassen. Und ich habe mich gern belehren lassen.
"Schildmaid" ist ein Roman, der es wagt, literarisch anspruchsvoll zu sein und Ansprüche an den Leser zu stellen, auch und gerade im Fantasy-Genre. Sprachlich widerständig, mit rauem, an alte Sagas erinnerndem Satzbau, herb und doch manchmal lyrisch und mit betont skandinavischer Wortwahl bis hin zur Verwendung von Buchstaben wie Æ oder Ø wehrt sich das Buch gegen allzu flüchtige Überflieger und gibt dem Leser durchaus einige Arbeit auf, die aber reich belohnt wird.
Judith und Christian Vogt erzählen die Geschicke des Drachenboots Skjaldmær, eines Schiffs mit besonderer Geschichte und ungewöhnlicher "Mann"schaft. Denn diese Schildmaid ist ein Boot der Frauen: von seiner Erschafferin und ihren Helferinnen über ihre Besatzung bis hin zu ihren Göttinnen.
Eyvor, die Witwe eines Bootsbauers, hat eine Vision: Sieben Jahre lang arbeitet sie daran, ein eigenes Drachenboot zu bauen. Die Einzelgängerin wird verlacht und verspottet, bald gibt man ihr den Spottnamen Eyvor Untraum. Doch die Frau träumt ihren unmöglichen Traum weiter, den ihr wohl die Göttin Ran eingegeben hat und von dem sie selbst nicht so recht weiß, worauf seine Erfüllung eigentlich hinauslaufen soll. Und die Kunde von der seltsam anderen Frau zieht weitere Außenseiterinnen an. Skade etwa, die den Speer zu führen weiß wie ein Mann und die ihrem Gatten zusammen mit ihren beiden Kindern entflohen ist, weil der gewalttätige Berserker ihnen Gewalt antun wollte. Oder Tinna, die Skaldin, die die alten Sagas und Götterlieder vortragen kann und die Taten der Frauencrew besingen will, obwohl Frauen doch gar nicht Skalde werden können. Oder Herdis Kraka, die Frau mit der Krähe, eine Schamanin, die aufgrund ihres Potentials genau so gut Berserkerin werden könnte wie ihr Bruder, aber eben als Frau dazu nicht taugt. Jägerinnen, Knotenknüpferinnen, eine Schnitzmeisterin, die einen Drachenkopf anfertigen kann, sie alle stoßen nach und nach zu Eyvor. Die ist sich in ihrer Rolle als Kapitänin gar nicht so sicher. Doch als Skades Mann auftaucht und seine Frau zurückfordert, überstürzen sich die Ereignisse, die Schildmaid legt ab und ist plötzlich auf großer Fahrt.
Die Frauen beweisen sich zunächst als große Plünderer, die genau so gut wie männliche Wikinger irische Klöster überfallen können. Doch bald zeigt sich, dass die Göttin Ran einen besonderen Plan hatte, als sie Eyvor ihren "Untraum" sandte. Sollten die Frauen wirklich dazu ausersehen sein, den Weltuntergang, Ragnarök, aufzuhalten oder abzuwehren? Es ist eine sehr weibliche Utopie, die die Crew der Schildmaid antreibt. Während ihre männlichen Konkurrenten sich kein schöneres und ehrenvolleres Schicksal ausmalen können als den Heldentod auf dem Schlachtfeld und das Eingehen ins Kriegerparadies Walhall, haben diese Frauen den Auftrag, die Welt und das Leben zu erhalten ...
Sonderbar. Erst jetzt fällt mir auf, dass in der germanischen Mythologie von den vier Gottheiten, die für Tod und Jenseits zuständig sind, nur ein einziger männlich ist. Die Ertrunkenen landen bei Ran, der Gattin des Meeresgottes Ägir. Die auf dem Strohbett Gestorbenen fahren zur Hel in die Unterwelt. Und von den auf dem Schlachtfeld Gefallenen gehört nur die Hälfte Odin, die andere Hälfte der Gefallenen zieht in Freyas Saal ein ...
Die beiden Autoren haben es geschafft, zahlreiche sehr unterschiedliche Frauenschicksale und Charaktere auf diesem Schiff zu vereinigen. Sehr gelungen ist die Schilderung der verschiedenen Temperamente und ihr Aufeneinandertreffen. Und die Art, wie gerade Skade als Stärkste und kampfbegierigste immer wieder im entscheidenden Moment schwächelt, ist einfach ganz große Kunst, berührend und tragisch.
Fazit: Ein großartiges Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte, der etwas mehr von Büchern erwartet als verzehrfertiges Conveniance-Food. Mein Buch des Jahres 2022.

 

Dagmar von Gersdorff: Dich zu lieben kann ich nicht verlernen
Biographie der Sophie Mereau, einer Autorin der Romantik, die heutzutage fast völlig vergessen ist. Bekannt ist sie den meisten, wenn überhaupt, noch als Geliebte und spätere Frau von Clemens Brentano. Sophie Mereau wurde zu Lebzeiten besonders gefeiert für ihre Landschaftslyrik, sie war aber auch Roman-Autorin und Übersetzerin. Die abgedruckten Gedichte sind nicht so ganz mein Fall. Ihren Roman "Amanda und Eduard" würde ich gern mal lesen, vielleicht nächstes Jahr. Sehr gut befreundet war sie mit Schiller, und auch mit Achim von Arnim und Bettina Brentano/von Arnim hat sie sich gut verstanden. Die Ehe mit Clemens muss aber die Hölle gewesen sein wegen seiner geradezu krankhaften besitzergreifenden Eifersucht. Sie starb schließlich aufgrund einer Fehlgeburt.
Die Biographie ist sehr interessant, allerdings wird die Verfasserin manchmal etwas schwülstig und pathetisch. Schön ist, dass sehr viele Originaltexte darin zu lesen sind wie Briefe oder Tagebuchaufzeichnungen. Wobei die Tagebucheinträge oft so verkürzt sind, dass die Biographin sehr viel zum Hintergrund erläutern muss, damit der Leser die knappen Stichwortlisten überhaupt verstehen kann.

 

Ida Spix: Die zerbrochenen Flöten. Jadefisch und Motecuzoma

 

Elke Morlock: Kabbala und Haskala
Ein Buch über eine der schillerndsten Gestalten der jüdischen Aufklärung. Isaak Satanow war ein Gelehrter, der aus dem Ort Satanow in Podolien in der heutigen Ukraine stammte, dort die klassische jüdische Bildung erwarb, Tora und Talmud, aber auch die Kabbala lernte, dann aber nach Berlin kam und zum Kreis der jüdischen Aufklärer in der Nachfolge Moses Mendelssohns stieß. Satanow war Schriftsteller und Philosoph und hatte für die Haskala die besondere Bedeutung, dass er der erste Direktor der Orientalischen Buchdruckerei war, eines Meilensteins in der jüdischen Aufklärung. Denn die Möglichkeit, eigene Bücher drucken und verbreiten zu lassen, konnte für die sich emanzipierenden Juden in Preußen gar nicht hoch genug geschätzt werden.
Satanow war allerdings nicht nur Geisteswissenschaftler, sondern verstand auch viel von Physik, vor allem von der Optik, und konnte meisterhaft altes jüdisches Wissen mit moderner Forschung verbinden, etwa indem er über die Theorie des Diamantenschleifens schrieb und sich zwischen Newton und dem Sefirotbaum der Kabbala geschickt hin und her bewegte.
Der Bezug zur Kabbala, die Herkunft aus dem Osten, vor allem aber die Art, wie er eigene Texte manchmal als vermeintliche neu aufgefundene und von ihm nur übersetzte Manuskripte großer Wissenschaftler der Vergangenheit ausgab, waren dafür verantwortlich, dass Satanow von vielen als ein eher zwielichtiger Charakter betrachtet wurde. Hochgebildet und ein kluger und geschickter Schriftsteller war er aber auf jeden Fall.

 

Nikolai von Michalewsky: Keine Spuren im Sand
Eine Zeitung will eine Supergeschichte haben und engagiert eine Truppe ehemaliger Fremdenlegionäre, um eine im Tschad von Rebellen verschleppte Französin zu befreien. Die Befreiung gelingt zunächst, doch auf der Flucht läuft einiges schief. Befreier und Terroristen liefern sich eine tödliche Verfolgungsjagd, auf beiden Seiten ist der Blutzoll hoch, auch Bewohner eines kleinen Dorfes in der Wüste werden mit in die Auseinandersetzung hineingezogen. Am Ende sind sowohl der begleitende Journalist als auch der Fotograf tot, die komplette Befreiertruppe ist niedergemetzelt bis auf den jüngsten im Team und die Französin. War die Freiheit der Geisel, für die man auch ein Lösegeld hätte zahlen können, wirklich diese Menge an Leichen wert? Die Zeitung jedenfalls zahlt ein hohes Schweigegeld. Sie wird nicht über ihre eigene Aktion berichten.
Der Autor Nikolai von Michalewsky ist wirklich ein Phänomen. Immer wieder schreibt er Bücher, die tragisch enden. Die Helden sind am Ende tot oder schwer in ihrer Seele und ihrem Selbstwertgefühl beschädigt. Haben alles gegeben für ein Ziel, das sich am Ende als sinnlos erwies. Oder eben alles verloren. Und der Autor konnte trotzdem davon leben, er konnte seine Bücher trotzdem verkaufen. Der Zwang zum Happy End scheint ein Mythos ...

 

Jostein Gaarder: 2084. Noras Welt
Nora, ein Kind unserer Zeit, steht kurz vor ihrem 16. Geburtstag und macht sich darüber Gedanken, wie die Welt im Jahr 2084 aussehen wird. In mehreren Träumen begegnet sie ihrer Urenkelin Nova. Nora ist klar, dass sie jetzt und heute handeln muss, wenn sie Nova ein Leben in einer halbwegs bewohnbaren Welt ermöglichen will. Doch was soll sie tun? Zusammen mit ihrem Freund Jonas entwickelt sie eine Idee, wie man die Menschen dazu bringen kann, sich mehr für die Umwelt zu engagieren. Es soll an den Spieltrieb der Menschen appellieren. Wer Tiger liebt, soll in der Tiger-Lotterie spielen und mit seinem Geldeinsatz Schutzgebiete für den Tiger finanzieren. Wer Blattläuse liebt, dem steht die Blattlaus-Lotterie zur Verfügung. Da aber alles miteinander verbunden ist, wird durch einen Schutz der Tiger-Lebensräume automatisch auch der Lebensraum anderer Tierarten mit geschützt, und am Ende profitiert auch die Blattlaus.
Eine interessante Idee, vielleicht noch nicht ganz ausgereift, aber ein Ansatz, über den man nachdenken kann. Auch wenn Nora noch ein ganz anderes vielversprechendes Eisen im Feuer hat, um die Welt zu fretten: ein magisches Familiengeheimnis ...

 

Benjamin Myers: Offene See
England, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Der junge Robert, der aus einer Bergarbeiterfamilie stammt, soll nach der Schule ebenfalls einen Job im Bergbau annehmen. Doch zuvor will er noch das Meer sehen. Er begibt sich auf die Wanderschaft, nimmt ab und zu Arbeiten als Tagelöhner an, um sich zu ernähren, und findet schließlich ein einsames Haus, in dem eine exzentrische ältere Dame lebt. Die beiden freunden sich an, er übernimmt Arbeiten im Garten und repariert das baufällige Gartenhaus, sie öffnet ihm dafür die Welt der Kunst, Kultur und Literatur. Als er im Gartenhaus das Manuskript eines Lyrikbandes findet, ist er tief berührt, doch sie weigert sich lange Zeit, es zu lesen. Es sind die Verse ihrer besten Freundin, deren Tod sie nie verwinden konnte. Dann, endlich, entdecken sie die Gedichte der Verstorbenen gemeinsam ...
Klingt so in der Beschreibung ganz nett, ist aber insgesamt ein eher nichtssagendes Buch. Gewollt tiefsinnig, aber es hat keine Tiefe. Vollkommen verzichtbar. Das zweit-unbefriedigendste Buch des Jahres.

 

Katja Etzkorn: Tlingit Moon

 

Ju Honisch: Schwingen aus Stein
In der Geheimgesellschaft Aroria sind drei wertvolle magische Bücher verschwunden. Ein Bruder und ein Schüler werden ausgesandt, um die Schriften wieder zu finden. Allerdings gibt es so gut wie keine Anhaltspunkte.
Gleichzeitig ist eine junge Gouvernante mit ihrer Schülerin auf der Flucht. Das Mädchen ist Waise und hat manchmal seltsame Anfälle. Eine kirchliche Organisation, die Bruderschaft des Lichts, will das Mädchen in ihre Gewalt bringen, denn sie wittern in dem Kind etwas "Böses". Was sie mit der Kleinen vorhaben, ist jedenfalls nichts Gutes. Die Frau und das Mädchen geraten in höchste Gefahr. Doch ein geheimnisvoller Vogelmann hilft ihnen. Zu einem Preis, den die Gouvernante zunächst noch gar nicht einschätzen kann. Und dann ist da auch noch ein sympathischer junger Mann, der die beiden beschützen will. Nur, dass der Mann nicht ganz harmlos ist, er hat etwas Wolfsartiges an sich.
Die Geschichte ist superspannend, sprachlich sehr schön, lässt sich gut lesen, hat Tiefgang und Humor gleichermaßen und hat mir sehr gut gefallen.
Einen halben Punkt Abzug gebe ich für den preußischen Bösewicht. Dessen Schurkerei ist mir ein wenig zu dünn motiviert. Nur wegen seiner Geilheit einen solchen Aufriss zu machen und sich mit Kräften anzulegen, die denen eines gewöhnlichen Sterblichen weit überlegen sind, scheint mir doch ein wenig zu hirnlos, um ein erfolgreicher Schurke zu sein.

 

Friedrich Nikolai: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker (Reclam)
Satirischer Roman aus der Zeit der Spätaufklärung, verfasst von einem der wichtigsten Berliner Aufklärer und Verleger, einem guten Freund von Lessing und Mendelssohn zudem. Der Untertitel spielt natürlich auf Tristram Shandy an, und dem guten Sebaldus Nothanker wird ähnlich übel mitgespielt wie dem Helden Sternes, nur dass Nikolai nicht zum Abschweifen neigt und eher nüchtern, knapp und unsentimental erzählt.
Der Roman setzt betont lange nach dem Punkt an, an dem andere Romane enden. Es geht nicht um die Hochzeit des Helden als Schlusspunkt. Sebaldus Nothanker ist Dorfgeistlicher, schon lange verheiratet und inzwischen dreifacher Vater. Er ist ein liebevoller und fürsorglicher Hirte seiner Gemeinde, hat allerdings zwei theologische Schwächen: Zum einen liebt er die Apokalypse, über die er eine wissenschaftliche Abhandlung verfasst, zum anderen ist er der Überzeugung, dass aufgrund der grenzenlosen Güte Gottes die ewige Verdammnis nicht ewig sein kann, sondern dass Gott irgendwann auch den schlimmsten Sünder begnadigen wird. Vor allem letzteres bringt ihn im Verlauf des Romans immer wieder in Konflikt mit seinen Vorgesetzten.
Nothanker ist gut etabliert in seiner Gemeinde und alles scheint sicher und in Ordnung, als seine Frau in einem Buch etwas über die Großartigkeit des Heldentods für das Vaterland liest. Sie liegt ihm so lange in den Ohren, er möge doch eine Predigt über dieses Thema halten, bis er sich irgendwann dazu durchringt und in der Kirche ein Loblied auf den Tod fürs Vaterland singt. Mit der Folge, dass sich zehn Landeskinder sofort zu einem Werber begeben und in die Armee eintreten. Zehn Landeskinder, die Nothankers Provinzfürst als Untertanen und Arbeitskräfte verloren hat. Sebaldus wird von seinen Kirchenoberen zur Rechenschaft gezogen, kommt in seiner Rechtfertigung fatalerweise auf die unendliche Güte Gottes zu sprechen und offenbart dadurch eine eklatant von der Protestantischen Lehrmeinung abweichende Ansicht. Widerrufen will er nicht, also verliert er seine Pfarrstelle. Sein Nachfolger wirft ihn und seine Familie erbarmungslos aus dem Pfarrhaus raus. Woraufhin Sebaldus' Frau und das neugeborene Kind schwer erkranken und schnell sterben.
Sedbaldus' Sohn geht unter falschem Namen zu den Soldaten, seine Tochter soll als Französischlehrerin und Kinderbetreuerin zu einer reichen Familie geschickt werden. Ein Freund der Familie - der Buchhändler und Verleger, der Sebaldus' Frau mit der fatalen Schrift über den Heldentod verkauft hat - vermittelt ihr die Stelle und rät ihr, sich als Französin auszugeben und ebenfalls einen neuen Namen anzunehmen. Nothanker bekommt zunächst einen Job in einer Druckerei als Korrektor.
Die nun folgende Geschichte lässt Nothanker immer wieder über seine Vorstellungen über Gottes Güte stolpern. Jedesmal, wenn er eine halbwegs ordentliche Stelle bekommen hat, gerät er mit der Geistlichkeit aneinander, die nach einer Prüfung seiner Ansichten für seine Entlassung sorgt. Doch er findet auch Unterstützer. Neben dem Buchhändler setzt sich vor allem ein Major für Sebaldus ein, der ihm sehr dankbar ist, da er durch ihn zehn Soldaten gewonnen hat. EIn treuer und redlicher Mensch, einfachen Gemüts und voller geradliniger Soldatentugend, der sich schließlich sogar für Nothanker duelliert - mit tödlichem Ausgang ...
Auch für Sebaldus' Tochter geht es auf und ab. Sie ist sehr schön, weckt Begehrlichkeiten bei Männern, die mit dem Titel Arschloch noch zu gut bedient sind, wird entführt, gerät mit ihren Arbeitgebern wegen deren Selbstsucht und Arroganz aneinander, verliebt sich, wird jedoch von ihrem Geliebten getrennt, und das nicht nur durch Standesunterschiede. Erst nach langen Irrungen und Wirrungen findet die Familie wieder zusammen. Und Nikolai kann es sich nicht verkneifen, seinen Helden auch noch in der Lotterie gewinnen zu lassen ...
Das Buch ist trotz seines Alters - es erschien in den Jahren 1773 bis 1776 - ausgesprochen flüssig lesen und ist ein echter Pageturner. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Auch wenn man praktisch auf jeder Seite rufen möchte: "Tu's nicht, Sebaldus!" Sehr schön.

 

Salomon Maimons Lebensgeschichte. Von ihm selbst erzählt
Eine der ersten jüdischen Autobiographien in deutscher Sprache, wie der Klappentext hervorhebt. Damals wurde das Buch von Karl Philipp Moritz herausgegeben.
Salomon Maimon war neben Isaak Satanow die zweite große schillernde Persönlichkeit im Kreise der Haskala-Gelehrten. Mit Satanow hat er auch durch seine Herkunft aus dem Osten und durch seine Kenntnisse der Kabbala einige Gemeinsamkeiten. Salomon Maimon war klassischer Talmudgelehrter. Seinen Nachnamen wählte er nach dem berühmten Moses Ben Maimon / Maimonides, Verfasser des "Führers der Unschlüssigen".
Die Lebensgeschichte dieses Gelehrten liest sich wie ein Roman der Aufklärung oder Klassik. Sie ist reich an Standardsituationen des Romans aus dem 18. Jahrhundert, und wer nicht weiß, dass es eine Autobiographie ist, könnte es glatt für ein literarisches Werk halten. Wer zeitgleich den "Sebaldus Nothanker" liest, wie ich es getan habe, kommt aus dem Wiedererkennen und Staunen kaum heraus. Da ist die Geschichte vom jungen Mann, der sich Bücher verschaffen will. Der autodidaktisch Deutsch lernt, der von Wissensdurst angetrieben wird. Da ist seine Entführung, als eine Frau ihn unbedingt mit ihrer Tochter verheiraten will. Da sind der Hunger und die Armut, und vor allem auch die Begegnung mit Heuchlern und herrschsüchtigen Obrigkeiten in der eigenen Religionsgemeinschaft, die Abweichler streng bestrafen. Nur dass Maimon, anders als Nothanker, nicht das stille Opfer ist, er fetzt manchmal bissig und sarkastisch zurück.
Legendär ist seine Diskussion mit dem Hamburger Oberrabbiner, bei der letzterer immer unwilliger wurde und schließlich auf einen "Schoffer" (Schofar) deutet, der auf dem Tisch liegt. Das Horn, "worin als Ermahnung zur Buße am Neujahrsfest in der Synagoge geblasen wird und vor dem sich der Teufel ganz abscheulich fürchten soll". Der Oberrabbiner fragt drohend, ob er wisse, was das sei. Darauf Maimon lakonisch: "O ja! Es ist das Horn von einem Bock."
Dass Maimon ein scharfer und präziser Denker war, musste sogar Kant anerkennen. Dessen "Kritik der reinen Vernunft" hatte Maimon nämlich analysiert und darin einige Schwachstellen aufgedeckt. Von Kant gibt es einen längeren Brief dazu an Maimon. Er war einer der wenigen, dessen Kritik der Königsberger Philosoph anerkannte ...
Eine unheimlich spannende Biografie, die ich jedem ans Herz legen möchte, der sich mit der jüdischen Aufklärung befasst.

 

Samuel Pepys: Tagebuch (Reclam)
Samuel Pepys war britischer Beamter, Sekretär im Schatzamt, dann im Flottenamt. Sein Tagebuch führte er in den Jahren 1660 bis 1669, in einer sehr bewegten Zeit. Es ist die Zeit des Krieges mit Holland, der Pest, des großen Brandes von London. Sein Tagebuch ist eines der frühesten Beispiele für private, persönliche Aufzeichnungen und nicht für die durchaus üblichen dienstlichen Notizen über für die entsprechenden Fachbereiche wichtigen Ereignisse. Pepys kommentiert die großen zeitgeschichtlichen Begebenheiten, aber auch Theateraufführungen, seine Gesundheit und seine sexuellen Eskapaden.
Witzig, boshaft und zynisch sind seine Bemerkungen etwa zu einer Romeo-und-Julia-Aufführung: "Das schlechteste Stück, das ich je gesehen habe, dazu schauderhaft gespielt. Habe beschlossen, nie wieder in eine Premiere zu gehen, weil die Schauspieler dauernd ihren Text vergessen." Über seine Teilnahme an Hinrichtungen ist unter anderem zu lesen: "Nach Charing Cross, um zuzuschauen, wie Major Harrison gehängt, ausgedärmt und gevierteilt wurde. Er sah sehr vergnügt dabei aus."
Pepys führt peinlich genau Buch über seine Fürze, seinen Stuhlgang und seinen Kontostand. Und jedes Jahr feiert er gleich einem zweiten Geburtstag den Jahrestag seiner gelungenen Gallenstein-Operation.
Man erfährt viel über den Zustand der Flotte und über die Gesellschaft in London. Darüber, welcher Adlige ihm gewogen ist und wer ihm zulächelt. Darüber, wann er wo welche Frauen angefasst hat und wie er sich mit ihnen vergnügte. Und darüber, wie er kochend vor Eifersucht seine Frau beobachtet und beispielsweise ihren Tanzlehrer entlässt aus Argwohn, sie hätte etwas mit dem Mann am Laufen. Als er vorübergehend seine Schwester bei sich aufnimmt, muss sie am Gesindetisch essen - damit sie gar nicht erst anfängt, sich irgendetwas von ihm zu erhoffen.
Alles in allem ein ziemliches Arschloch. Aber sein Tagebuch ist eine wichtige Quelle für alles, was sich damals in London ereignete. Und es ist einfach verdammt amüsant zu lesen.

 

Thomas Heidemann: Feuersturm. Das McGreegga-Armageddon
Die Feuersturm-Crew ist wieder da und hat ihren ersten eigenen Roman. Das Raumschiff "Feuersturm", das nach einem Meteoritensturm oder Ähnlichem ein U und ein M aus dem Namenszug am Bug verloren hat, heißt eigentlich laut Schiffspapieren "Fe erstur". Denn es war billiger, den Namen zu ändern, als ein neues Schild malen zu lassen, klar.
Bekannt sind das Raumschiff und seine Mannschaft, eine liebenswürdige und absolut irrsinnige Chaotentruppe, einigen Lesern bereits aus mehreren Kurzgeschichten in den Anthologien des Leseratten-Verlags. Jetzt also die erste eigenständige Veröffentlichung, Und der Autor Thomas Heidemann zieht wahrhaftig alle Register des gehobenen Weltraum-Irrsinns. Die Inspiration durch Douglas Adams kann und will er dabei nicht verleugnen, es wäre aber auch ohne die ausdrückliche Erwähnung im Vorwort kaum übersehen worden. Nur, dass diese Crew noch ein bisschen durchgeschepperter ist als der durchschnittliche Anhalter.
Vizekapitän Armistead Bad Axe McGregga, den nur extrem böswillige Zeitgenossen mit seinem alten uncoolen Namen Shlomo Sorgsam anreden, begreift gar nicht so recht, wie ihm geschieht, als ihm Angehörige einer fremden Zivilisation vom Planeten Mi einen besonderen Ring überreichen. Das seltsame Schmuckstück ist ein mächtiges Artefakt, mit dem man sich in der Zeit zurückbewegen und Ereignisse verändern kann. Ein Hilfsmittel, das McGregga bald bitter nötig hat. Denn nur wenig später jagt er versehentlich seinen Heimatplaneten, die Erde, in die Luft. Was folgt, ist eine schräge Abfolge von Verfolgungsjagden, Stunts, Zeitsprüngen, Schießereien, Sprüchen und Metal-Musik. Und wenn dann noch eine die Kapitänin Sazqua mit ihrer alles erschlagenden Oberweite, ein schwer bewaffnetes Mini-Küken mit lockerem Schnabel und eine fleischfressende Pflanze namens Audrey III mitmischen, ist das Chaos nicht mehr aufzuhalten ...
Ein Heidenspaß für die Fans abgedrehter Science-Fiction-Parodien. Etwas schade ist jedoch, dass die bisher erschienenen Kurzgeschichten aus den Leseratten-Anthologien nicht mit abgedruckt wurden. Für Neueinsteiger sind gewisse "Ostereier", die Heidemann versteckte, nicht zu finden, und das ist traurig. Die Vorgeschichte(n) wären sicher auch für neue Fans interessant, etwa die Motivation der Kapitänin der "Axetöter", deren Ziel im Namens ihres Raumschiffs bereits deutlich ausgedrückt ist. Wobei natürlich auch die Anthologien kaufenswert sind.

 

Brita Rose-Billert: Der Tanz des Falken
Ich habe vor ein paar Jahren das Buch "Das Geheimnis des Falken" gelesen. "Der Tanz des Falken" ist der erste Teil der Serie, zu der es inzwischen noch mehr Bände gibt.
Erzählt wird die Geschichte eines Lakota-Indianers, der zur US-Armee geht, um dort Geld für die Farm seiner Familie zu verdienen. Ryan Spirit Hawk muss sich gegen einige weiße Mitrekruten durchsetzen, freundet sich mit einem bärenhaften Mechaniker an und wird, da er ein Super-Fahrer ist, bald zum Chauffeur eines Generals. Mit diesem kommt er sehr gut klar. Doch als dessen Dienstzeit endet, gerät er an einen ziemlich miesen Uniformträger, wird obendrein in eine Falle gelockt, bei der der Geheimdienst einen Zeugen verschwinden lassen will, steht plötzlich zu unrecht als Schuldiger da und wird unehrenhaft aus der Armee entlassen. Es folgen eine Karriere als Kopfgeldjäger, schließlich ein Neustart als Rennfahrer.
Ein sehr spannender Roman, mir hat ja bereits der andere Band gefallen. Negativ lässt sich allenfalls anmerken, dass die einzelnen Lebensstationen sehr abgehackt aufeinander folgen. Es sind eigentlich vier Kurzromane statt eines langen, insofern hat man auch nicht einen durchgehenden Spannungsbogen, sondern drei bis vier Kurzbögen. Aber das schadet nicht wirklich, mir hat's trotzdem Spaß gemacht. Und ich werde mir demnächst mal die weiteren Romane über Ryan Spirit Hawk anschaun.

 

Salman Rushdie: Die satanischen Verse
Ein Buch, das ich schon ziemlich lange auf meiner To-do-Liste habe. Jetzt habe ich, auch wegen des Attentats auf den Autor, es endlich wahr gemacht. Das musste jetzt mal sein.
Zunächst: Es ist keine ganz leichte Kost. Es ist ein ziemlich dicker Wälzer, und man braucht als Leser schon einige Zeit, um in die Geschichte hinein zu kommen. Die Handlung ist ziemlich verwickelt, spielt auf mehreren Zeit- und Realitätsebenen und hat für den europäischen Durchschnittsleser mit ihren indischen und arabischen Bezügen schon einige Arbeitsaufgaben parat. Hilfreich ist das Glossar im Anhang.
Ausgesprochen ärgerlich finde ich die vielen Deutschfehler und sprachlichen Grenzwertigkeiten in dem Buch. Bei einem Großverlag eines internationalen Autors kann man schon erwarten, dass die Übersetzer, Lektoren und Korrekturleser eine Ahnung von der deutschen Sprache haben. Wenn ich lese, dass eine Frau "gebärte", dann kriege ich fast selbst Wehen. Gnarf.
Worum geht es? Rushdie erzählt die Geschichte zweier indischer Schauspieler, die zu Beginn des Buchs mit einem Flugzeug abstürzen. Auf wundersame Weise überleben sie jedoch, wobei der eine nach und nach die Züge und den Charakter eines Erzengels annimmt, während der andere sich gegen seinen Willen in einen bocksfüßigen Teufel verwandelt. Der Engel ist es denn auch, der Mohammed die legendären "satanischen Verse" eingibt, die später aus dem Koran getilgt werden.
Rushdie ist vorsichtig. Er lässt die Episode mit den Versen in doppelter, ja dreifacher Brechung spiegeln, verleiht ihr eine durch mehrfache Realitätsebenen gebrochene Unwirklichkeit. Das Ganze spielt in der halbirrealen Welt nach dem Flugzeugabsturz. Es kommt zunächst daher wie ein historischer Roman. Mohammed wird vom Oberhaupt der Mekkaner angegangen, ob er nicht bei seinem radikalen Monotheismus eine Ausnahme machen könne und die drei für Mekka so unendlich wichtigen Kulte der Göttinnen Al-Lat, Uzza und Manat erhalten. Dafür wird ihm Macht und Einfluss und eine problemlose Übernahme der Stadt versprochen. Vielleicht lässt Mohammed sich auf den Deal ein und verkündet aus staatsmännischer Berechnung, Al-Lat, Uzza und Manat seien "edle Vögel", und ihre Fürbitten seien nicht vergebens. Vielleicht hat er tatsächlich eine Vision, die ihm diese Worte in den Mund legt. Klar ist nur, dass seine Anhänger, allesamt überzeugte Monotheisten, maulen und den Aufstand proben. Daraufhin geht Mohammed erneut auf den Berg und kommt mit der Botschaft zurück: Dies seien Verse gewesen, die ihm nicht der Erzengel Gibril eingegeben hat, sondern sie seien vom Satan gekommen. Und er verkündet die Neufassung der Sure.
Diese Geschichte, die zunächst nur in Prosa erzählt wird, wird gleichzeitig von dem Schauspieler Gibril, einem der beiden Abgestürzten, wie in einer eigenen Vision mitempfunden. Wobei er selbst sich in einer Art Doppelrolle wiederfindet, gleichzeitig als Erzengel und als Mohammed, der mit dem Erzengel, also er selbst mit sich selbst, verschmilzt. Zu allem Überfluss wird später auch noch gesagt, es handele sich um ein Drehbuch für einen religiösen Film.
Trotzdem reichte bereits die Erwähnung, die literarische Bearbeitung, aus, um einen islamischen Geistlichen dazu zu bringen, die Fatwa gegen Rushdie auszusprechen.
Ich muss gestehen, als ich vor einigen Jahren den Koran las, war die satanische Stelle für mich zwar interessant, eine spannende Anekdote und ein Blick in den historisch-kritischen Apparat des Koran. Die Sprengkraft dieser Stelle war mir damals noch überhaupt nicht klar, und ich begann erst jetzt bei der Rushdie-Lektüre, sie zu ahnen.
Diese kleine Ecke ist die große Achillesferse des Koran. Wenn man bei diesen Versen zugeben musste, dass da etwas mit der Offenbarung nicht ganz astrein war, dann darf man an jeder anderen Sure auch mal ganz vorsichtig anklopfen und fragen: Na, war das hier wirklich der Erzengel, der dir das eingegeben hat? Oder war's vielleicht doch der Teufel, und du hast es nur diesmal nicht gemerkt? Letzten Endes kann aber auch tatsächlich der ganz große Sündenfall des Mohammed dahinterstecken. Nach menschlichem Ermessen sogar bestimmt. Denn das hieße, dass Mohammed aus macht- und bündnispolitischem Kalkül selbst die Botschaft gefälscht hat ...
Ich will nicht sagen, dass ich die Fatwa für gerechtfertigt halte. Aber dass der eine oder andere Geistliche da austickt und Schaum vor dem Mund hat, erscheint mir logisch. Das war ja im Christentum auch so, als die Reformatoren ihre kritischen Thesen nicht mehr auf Latein in einem kanalisierten Wissenschaftsbetrieb veröffentlichten, sondern auf Deutsch, wo es jeder lesen konnte. Ähnlich ist das hier, wenn Rushdie sich in der Sprache der Belletristik mit Millionenauflage einem Thema widmet, das fromme Muslime lieber unter der Decke gehalten hätten.

 

Erik Fosnes Hansen: Ein Hummerleben
Nichtssagend, verzichtbar, verschwendete Lebenszeit. Die Geschichte plätschert eben so dahin. Der Ansatz ist ja nicht schlecht. Es geht um den Niedergang eines Nobelhotels und um die Suche des Hoteliers-Enkels nach Spuren seiner verschwundenen Mutter. Aber es bleibt alles seicht, trotz einiger Szenen, die dramatisch hätten sein können. Es gibt exakt eine wirklich aufregende Stelle in dem Buch, und zwar auf der viertletzten Seite. Aber der extrem grelle Schockeffekt wird bereits im nächsten Absatz widerrufen. Nee, es ist absolut nichts los mit diesem Buch, Finger weg davon.

 

Athenaios von Naukratis: Das Gelehrtenmahl
Athenaios gehört zu den Vertretern der so genannten "Buntschriftstellerei". Eine Literaturgattung, deren Werke gekennzeichnet sind durch die Aneinanderreihung von kürzeren Erzählungen, Anekdoten und "Wusstest du schon?"-Texten. Titelgebend war eine Sammlung von Älian, die "Bunte Geschichten hieß" und die ich im Dezember las. Die Buntschriftstellerei begann in der römischen Kaiserzeit. Sie war aber auch im Mittelalter sehr beliebt. Also, salopp formuliert: Es ist eine Sammlung von Kurztexten, die mal mehr, mal weniger zusammenhängen und die den Leser amüsieren sollen. Einen Gesamtspannungsbogen gibt es nicht, aber Athenaios hat für seine Sammlung eine Rahmenhandlung und gliedert sie nach Büchern. Es geht darum, dass sich eine Reihe Gelehrter zu einem Gastmahl treffen und sich über alles mögliche unterhalten. Über bestimmte Gerichte, über Tischsitten, über Luxus, freigebige Herrscher, Verschwender, schöne Frauen, bedeutende Kunstwerke, fremde Völker und so weiter.
Der vorliegende Band, den ich antiquarisch erhielt, stammt aus der Sammlung Dieterich und erschien im Jahr 1985. Es handelt sich um eine Auswahl und - wie es die Übersetzer im Nachwort für sich in Anspruch nehmen - um die erste Athenaios-Übersetzung in deutscher Sprache.
Der ganze Athenaios ist so umfangreich, dass er einen Leser durchaus erschlagen kann. Ich hatte im Studium mal ein Erinna-Zitat aus dem Gelehrtenmal gesucht und erinnere mich noch mit einigem Respekt an die griechisch-englische Ausgabe in der Anglisten-Bibliothek der Uni Hannover. Irgendwie spukt mir im Kopf herum, dass es 40 Bände im Regal waren. Jetzt, bei der Nachsuche im Bibliothekskatalog, fand ich nur eine siebenbändige Ausgabe. Jedenfalls war es ein langes Regal voll. Angeschafft hatte ich mir die Dieterichs-Ausgabe übrigens auch wegen des Erinna-Zitats. Aber gerade die Stelle war nicht drin.
Insgesamt ein sehr amüsant zu lesendes Buch. Vielleicht für zwischendurch im Bus oder Zug oder auch auf dem Klo geeignet. In der Gesamtheit etwas, das eher ein buntes Rauschen im Gehirn erzeugt aber keinen bleibenden Eindruck. Insgesamt aber eine reiche sprudelnde Quelle, denn fast jeder, der in der Antike mal etwas gesagt oder getan hat, ist hier erwähnt. Insofern auch ein Buch, das ein Register braucht und das man immer wieder zum Nachschlagen benutzen kann, nur nicht unbedingt zum Lesen im Zusammenhang geeignet.

 

Torquato Tasso: Befreites Jerusalem (Reclam)
Eine uralte zerfledederte und geklebte Reclam-Ausgabe. Keine Jahresangabe, aber es ist aus der Zeit, als die Reclamhefte ein blassbraunes Design und eine Säule auf dem Titel hatten. Also aus der ersten Zeit ab 1887. Frakturgedruckt und etwas schwülstig in der Übersetzung (J. D. Gries), aber in Versen und gereimt. Im hinteren Bereich waren ein paar Seiten noch nicht aufgeschnitten.
Tja, wie ist es? Man merkt schon, dass Tasso nicht Homer ist. Wo jener mit urwüchsiger, mythischer Power einfach aus sich selbst heraus spricht, ist das hier ein zierliches Kulturpflänzchen, das schöne Verse macht und christlich-höflisch daherkommt. Man braucht einige Zeit, um hineinzukommen. Es geht um Gottfried von Bouillon und seine Kreuzfahrer, die vor Jerusalem lagern und die Stadt von den Heiden befreien wollen. Nach und nach gewinnen die Helden und Heldinnen an Kontur. Und es stimmt nicht, dass Christen nicht tragisch sein können.
Was auffallend ist: Beim Lesen habe ich verstanden, warum Goethe in seinem Tasso den Dichter als einen Liebling der Frauen dargestellt hat. Ich habe noch nie ein Schlachtengemälde gelesen, in dem so viele unterschiedliche und sorgfältig ausgestaltete weibliche Figuren vorkommen. Und das nicht nur als Nebenhandlung.
Getragen wird das Ganze vor allem von Clorinde, der jungfräulichen Amazonenriegerin, und Armida, einer sarazenischen Zauberin, die dem christlichen Heer schwer zu schaffen machen. Aber auch die fromme Christin Sofronia, die in Jerusalem beinahe den Märtyrertod erlitten hätte, und Erminia, die aus Liebe zum Christenritter Tancred in Clorindes Rüstung aus Jerusalem flieht, sind hier zu nennen. Fast alle sind in Tankred verliebt (ich auch ein wenig), nur zwischen Armida und Rinaldo knistert es auch.
Ein bisschen anstrengend, aber nicht schlecht. Und lesbarer als der "Rasende Roland" ist es auf jeden Fall.

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil I: Januar bis März 2022

Teil II: April bis Juni 2022
Teil III: Juli bis Oktober 2022
Teil V: Dezember 2022

 

© Petra Hartmann




Foto

Jahresrückblick III: Juli bis Oktober 2022

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 30 Dezember 2022 · 745 Aufrufe
Jahresrückblick

Teil drei meines Lese-Jahresrückblicks auf 2022. Diese Monate wurden beherrscht von Enid Blyton, der großen alten Dame der britischen Kinderliteratur. Ich habe mir die zweite Hälfte meiner "Fünf-Freunde"-Gesamtausgabe reingezogen, die erste Hälfte war ja im Vorjahr dran gewesen. Ansonsten gab es zwei Bücher über Sprachen, dazu bulgarische Science-Fiction, Phantastik und irische und schottische Sagen, zwei Comicalben, etwas aus Goslar und ein bisschen was auf die Ohren.
Und: Bitte nicht wundern. Mein Lese-Jahresrückblick hat im dritten Quartal vier Monate. Das liegt daran, dass ich im November/Dezember wieder einen exzessiven Leseurlaub gemacht habe, und dadurch wird Teil IV vermutlich wieder die Kapazitäten für Blogeinträge sprengen ...

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

Juli

 

Martin Krueger, Robert Götzenberger: Indigene Sprachen Nordamerikas

 

Gerhard Ludwig: Geschichten vom Hotzenplotz
Der Autor ist Goslarer. Ich las das Buch für die Goslarsche Zeitung und habe diesen Artikel darüber geschrieben:
https://www.goslarsc...id,2592604.html

 

August

 

Nicole Rensmann: Gewebewelten (e)
Ich muss gestehen, ich habe der Autorin bitter Unrecht getan. Aber warum gibt sie dem Buch auch so einen ekligen Titel? Irgendwie habe ich mit "Gewebewelten" automatisch die "Körperwelten" von Gunther von Hagens assoziiert und irgendwelches widerliches Zeug über plastiniertes Fett- und Bindegewebe, in Spiritus eingelegte Muskelstränge und Hautproben unter Glas erwartet. Das ist natürlich alles Quatsch. Das Gewebe, um das es hier geht, ist einfach nur ein Teppich, in dem vier Schüler versinken. Das heißt: "einfach nur" natürlich nicht, es ist ein phantastisches Abenteuer, und demzufolge ist der Teppich auch ein magischer Teppich. Bei einer Aufräum-Aktion in der Schule geraten zwei Jungen und zwei Mädchen in den Bann ebenjenes Teppichs, der Menschen dazu zwingen kann, die Wahrheit zu sagen. Sie werden ins Gewebe hineingesogen und geraten in eine andere Welt - eine sehr gefährliche Welt, zumal darin ein seltsamer Zauberer lebt, der von den Handlangern des Todes verfolgt wird. Aber noch tausendmal gefährlicher als die Handlanger des Todes sind die inneren Dämonen, denen sich jeder der vier Jugendlichen stellen muss. Und die zwischenmenschlichen Abgründe. Denn es handelt sich bei den vieren um alles andere als um gute Freunde. Und zumindest ein Mitglied der Truppe ist ziemlich widerwärtig. Genau so widerwärtig wie plastiniertes Bindegewebe ...

 

Enid Blyton: Fünf Freunde jagen die Entführer
Die erste Hälfte der Fünf-Freunde-Gesamtausgabe hatte ich im vergangenen Jahr gelesen, jetzt fing ich die zweite Hälfte an. In "Fünf Freunde jagen die Entführer" geht es um Berta, die Tochter eines Wissenschaftlers, der mit Georges Vater befreundet ist. Verbrecher planen, das Mädchen zu entführen, um den Vater zu erpressen. Das Mädchen soll daher bei Georges Eltern bleiben, wo die Entführer es nicht vermuten. Bei George fällt Berta allerdings sofort in Ungnade, da sie einen eigenen Hund besitzt, den Pudel Sally. Noch schlimmere Eifersucht empfindet George, die doch so gern ein Junge sein würde, als Berta nun ebenfalls Jungenkleidung tragen soll und das Haar kurz geschnitten bekommt. Arme George, immer wieder trifft sie auf Mädchen, die wesentlich besser Junge spielen können als sie. Als die Entführer, die Bertas Aufenthaltsort dann doch herausbekommen, das Mädchen entführen wollen, ist es nicht Berta, sondern George, die sie mitnehmen. Und nun hat George ihre Gelegenheit zum Heldentum. Sie hält eisern den Mund und klärt die Verwechslung nicht auf. Indessen machen sich die Freunde auf die Suche nach ihrer verschwundenen Freundin. Und sie erhalten dabei tatkräftige Unterstützung durch noch ein Jungen-Mädchen: Ihre alte Freundin Jo, die in dieser Übersetzung noch als Zigeunermädchen bezeichnet wird (in neueren Fassungen soll von "Landfahrern" die Rede sein, habe ich gelesen).

 

Enid Blyton: Fünf Freunde verfolgen die Strandräuber
Diesmal gehen die fünf Freunde auf die Reise nach Cornwall. Die Landschaft ist schön, nur der Junge Jan, der sich an ihre Fersen heftet, ist ziemlich nervig. Doch er kennt einen geheimen Weg an die Küste, und sein Großvater kann eine Menge Geschichten erzählen über die alten Schmuggler und Wrackplünderer in dieser Gegend. Von ihm erhalten sie auch eine Führung durch die Höhlen an der Küste - sehr zum Ärger der "Scheuner", Mitglieder einer Asi-Familie, die die Höhlenführungen als ihr Monopol beansprucht. Denn die Scheuner sind auf der Suche nach einem Schatz, der darin versteckt sein soll. Ratet mal, wer den Schatz findet. Tipp: Es sind nicht die Scheuner.

 

Hal Forster: Prinz Eisenherz. Band 10, Jahrgang 1955/1956. (Bocola)
Dieser Zweijahresband schildert die Rückkehr Eisenherz' und Aletas von den Nebelinseln nach Thule. Ein wichtiger Teil ist die Reise vom Schwarzen Meer über Dnjepr und Düna nordwärts, wobei die Schiffe auch oft über Land getragen werden müssen. Eisenherz und seine Begleiter hatten sich für diese Strecke entschieden, da die Seereise über das Mittelmeer als unsicher galt, dort war ein Zusammentreffen mit Piraten zu befürchten. Der Landweg entpuppt sich allerdings als ebenfalls ziemlich gefährlich. Die Reisenden treffen auf allerlei feindselige oder zumindest zwielichtige Völkerschaften. Immer wieder müssen sie Kämpfe bestehen, einmal wird Aleta entführt, und bei der Begegnung mit einem Wildrind - es wird als Auerochse bezeichnet, sieht jedoch einem Wisent ziemlich ähnlich - wird Eisenherz so schwer verletzt, dass er eine Zeitlang nicht kämpfen kann und an Krücken geht. Forster nutzt diese Zeit, um den außer Gefecht gesetzten Prinzen mal wieder seine alten Abenteuer erzählen zu lassen, diesmal für Arn, der mehr über das Leben als Ritter wissen will. Im Vorwort wird das sehr nett erklärt damit, dass die Serie ja auf ihren 20. Geburtstag zusteuerte und dass der Autor die Chance nutzte, um neue Fans, die die alten Geschichten nicht mehr kannten, neu abzuholen. Tja, ich mag es trotzdem nicht und bin ziemlich enttäuscht, den alten Scheiß mit neuer Begründung nochmal serviert zu bekommen. Wenn auch die Geschichte mit dem Dämonenspuk und der Entenmaske zu meinen Lieblingsepisoden gehört. Sehr gelungen dagegen die Darstellung der verschiedenen Stämme und Völker, denen die Reisenden begegnen. Und später reißt der Autor optisch einiges wieder raus durch die eindrucksvollen Landschaften aus Eis und Schnee, durch die Arn, wieder daheim, streift. Ein Aufstieg auf einen hohen Berg lässt den jungen Arn nachdenklicher und beinahe philosophisch zurückkehren. Der junge Mann entwickelt sich langsam zu königlicher Ruhe und Reife. Und sehr schön das Bild, in dem Aleta, als Fremde ihre Burg in Abwesenheit Eisenherz' stürmen, mit elegantem Schwung eine brennende Fackel in ein Bett wirft und Feuer legt. Ein Handlungsablauf im eigentlich unbewegten Bild, der beinahe genial zu nennen ist.

 

Enid Blyton: Fünf Freunde wittern ein Geheimnis
Die Geschichte mit Timmy und seinem Pappkragen. Die Dialoge habe ich noch im Ohr von der endlos abgenudelten alten Hörspielcassette. Timmy hat sich am Ohr verletzt, und der Tierarzt verpasst ihm einen Pappkragen, damit der Hund sich nicht kratzen kann. Allerdings macht so ziemlich jeder spitze Bemerkungen über die prächtige Halskrause des Hundes und hänselt ihn. George wird wütend und beschließt, mit Timmy zelten zu gehen, um den Gaffern und Lästerern zu entkommen. Als die restlichen drei Freunde Julius, Richard und Anne ankommen, folgen sie ihr und wollen gemeinsam Campen. Dabei begegnen sie einem Jungen, der ziemlich verrückt zu sein scheint. Mal ist er nett, mal bösartig, mal kennt er sie, mal nicht, manchmal kann er so schnell Standort und Kleidung wechseln, dass es an ein Wunder grenzt. Es stellt sich schließlich heraus, dass es sich nicht um einen schizophrenen Jungen, sondern um ein Zwillingspaar handelt, das sich gestritten hat. Als einer der beiden jedoch entführt wird, merkt der andere dann aber doch, dass ihm sein Bruder am Herzen liegt. Zusammen mit den Freunden macht er sich auf die Suche. Und auf einer alten Ausgrabungsstätte, die den Jungen schon zuvor sehr interessiert hatte, werden sie fündig, befreien ihren Freund und setzen die Entführer gefangen. Wie es endet? "Dieses Abenteuer hat mit Timmy und seinem Pappkragen begonnen, und es scheint auch mit Timmy und seinem Pappkragen zu enden."

 

 

September

 

Die Fälle von Emmeline & Miranda Finch: Der kopflose Reiter und weitere kuriose Geschichten

 

Kontakt mit Ãœbermorgen. Bulgarische Science-Fiction
Vor drei Jahren hatte ich "Sternmetall", eine Sammlung mit Phantastik aus Bulgarien im Verlag Torsten Low entdeckt und war begeistert. Da musste ich natürlich zugreifen, als ich nun eine neue Sammlung bulgarischer Geschichten auf dem Verlagstisch vorfand. Und ich wurde nicht enttäuscht. Diesmal sind es Science-Fiction-Storys, 19 sehr unterschiedliche Texte, oft kurz und pointiert, einige dystopisch und ganz viele von ihnen mit hintergründigem Humor, der einfach Spaß macht.
Sehr witzig fand ich "Der Vergnügungsplanet" von Radoslaw Mladenow", der auf extrem hinterhältige Weise mit den schmutzigen Phantasien der Leser spielt. Sehr drastisch auch die Geschichte "Das große Treffen", in der die Landung eines außerirdischen Raumschiffs auf der Erde beschrieben wird. Aber die Fremden haben gar kein Interesse an einem Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten, sie haben überhaupt kein Interesse an der Erde und ihren Bewohnern. Nur, dass sie, quasi nebenbei, der Menschheit zeigen, wie scheiße sie uns finden ... Eher ernst und ein wenig traurig kommt "Ich habe ein Menschengesicht geträumt" von Iwailo P. Iwanow daher. Eine Geschichte über einen Planeten voller seltsamer Lebewesen, teilweise mit einer naiven, kindlichen Intelligenz. Wesen, für die die Menschen verantwortlich sind oder sich verantwortlich fühlen sollten. Doch sie sind den Menschen herzlich egal ...
Es sind sehr viele beeindruckende Geschichten in dem Buch zu finden, manche hallen noch lange nach. Das Buch ist erst mein zweites Stück bulgarischer Literatur. Aber ich habe vor, mich in dem Bereich noch weiter umzutun.

 

Enid Blyton: Fünf Freunde auf dem Leuchtturm
Ziemlich nervig ist er ja, der Junge namens Brummer, der zusammen mit seinem Vater bei Georgs Vater zu Besuch ist. Professor Quentin und Brummers Vater sind beide gleich genial, gleich zerstreut und gleich reizbar. Und Brummer, der Besitzer eines Affen ist und das unangenehme Hobby hat, Autogeräusche nachzuahmen, fällt beiden Wissenschaftlern tierisch auf die Nerven. Auch für die fünf Freunde sind Brummer und sein Affe Schelm eine ziemliche Belastung. Aber als Brummer vorschlägt, man könne doch gemeinsam in seinen Leuchtturm ziehen und dort Ferien machen, um die genialen Wissenschaftler nicht zu stören, ist sogar George begeistert - und George besitzt immerhin eine eigene Insel. Die Kinder erkunden ihre neue Unterkunft und sind hin und weg. Allerdings geraten sie dabei zwei zwielichtigen Gestalten in die Quere. Die beiden sind Nachkommen eines Schurken, der früher Schiffe mit einem falschen Licht an der Küste in die Irre geführt und die Wracks geplündert hat. Nun suchen sie nach seinem versteckten Schatz. Und sperren die Freunde kurzerhand im Leuchtturm ein.

 

Enid Blyton: Fünf Freunde im Nebel
Erneut muss sich George mit einem Mädchen auseinandersetzen, das noch besser Junge spielen kann als sie. George und Anne verbringen ein paar Tage auf einem Reiterhof, und, zugegeben, diese Henrietta, die sich nur mit Henry anreden lässt, kann einfach besser reiten als alle anderen. Und als Julius und Richard nachkommen, merken sie gar nicht, dass Henry in Wirklichkeit ein Mädchen ist ...
Die Kinder freunden sich mit einem Zigeunerjungen namens Schniefer an, der ein lahmendes Pferd auf den Hof bringt, um es verarzten zu lassen. Allerdings ist Schniefers Vater ausgesprochen ungehalten, als der Hofbesitzer das lahmende Tier für mehrere Tage behalten will, damit das Bein richtig heilt. Die Fahrenden ziehen nämlich zu dieser Zeit immer ins Nebelmoor, und niemand weiß, was sie dort tun. Die neugierigen Freunde wollen es herausfinden, verirren sich aber hoffnungslos im Nebel. Doch dann kommen sie einem Geheimnis auf die Spur. Es geht um geschmuggeltes Falschgeld, geheimnisvolle Bahngleise im Nebel und die Geschichte einer stillgelegten Mine. Und zum Glück ist Henry auf Zack und kommt rechtzeitig zur Rettung.

 

Hörbuch

 

Valerie Salberg: Therme, Morde, Sahnetorte: Das Skelett im Kurpark

 

 

Oktober

 

Enid Blyton: Fünf Freunde und das Burgverlies
Diesmal sind die Freunde zu Gast auf einer Farm, auf der außer ihnen noch ein Amerikaner und sein scheußlicher Sohn untergebracht sind. Die Farmbesitzer sind arm, haben jedoch eine große Vergangenheit, zu ihrem Besitz gehören noch eine verfallene Burgruine und eine Kirche. Inzwischen ist die Familie allerdings so pleite, dass sie Feriengäste aufnehmen und die Marotten des großkotzigen Amerikaners und seines unerzogenen Sohnes ertragen muss. Und der Amerikaner nutzt ihre Not weidlich aus. Immer wieder will er ihnen Einrichtungsgegenstände, die wertvolle Antiquitäten sind, für einen Apfel und ein Ei abkaufen. Und dann ist da noch der sagenumwobene Schatz, der irgendwo auf dem Gelände verborgen sein soll und den der Amerikaner unbedingt bergen und sich aneignen will. Pech nur, dass die fünf Freunde sich auf das Schätzefinden und auf unterirdische Gänge wesentlich besser verstehen als er.

 

David Thomsen: Seehundgesang
Ein sehr schönes Buch, optisch wie inhaltlich, aus dem mare-Verlag. Erzählt werden schottische und irische Legenden über Selkies: Menschen, die sich in Robben verwandeln können. Oder sind es Robben, die sich in Menschen verwandeln können? Zahlreiche Sagen ranken sich um Männer, die eine schöne Seehundfrau beim Baden beobachten, ihr das abgelegte Fell stehlen und sie als ihre Frau in ihr Haus führen. Dort bleibt die Frau als freundliche, tüchtige Ehefrau und liebevolle Mutter, doch irgendwann kommt der Tag, an dem sie ihr Fell trotz aller Vorsicht des Mannes findet. Dann streift sie es über, springt ins Meer und kehrt nie wieder zu ihm zurück. Doch die Sagen wissen auch von Seehundmännern zu erzählen, die von einem Speer verletzt wurden und nun, todeswund, den Jäger in ihr unterseeisches Schloss holen lassen, denn nur er kann sie heilen. Oder von Seehunden, die blutige Rache nehmen, weil ein Mensch ihre Kinder getötet hat. Oder von solchen, die sich mit den Menschen befreundeten und ihnen Gutes erwiesen. Fast immer aber liegt über den Geschichten die Trauer und Schwermut eines trüben Tages an einem nebligen Meerufer.
Thomsens Buch ist nicht eigentlich eine Sagen-Sammlung alter aufgefundener Texte nach Art der Sammlungen der Brüder Grimm. Es ist die Geschichte eines Ich-Erzählers, der durch verschiedene Orte an der Küste wandert und immer wieder die Einheimischen nach den Robben fragt. Manchmal sind die Bewohner misstrauisch, öfter aber plaudern sie über eigene Erlebnisse, über die Familiengeschichte oder Anekdoten aus dem Ort, über Dinge, die sie gehört haben. Manchmal gibt es ein Wiedersehen in anderen Orten. Und irgendwann gerät der Wanderer auch selbst in eine Begegnung mit seltsamen Wesen, die vielleicht etwas Übernatürliches an sich haben.

 

Enid Blyton: Fünf Freunde und die wilde Jo
Noch ein Abenteuer mit Jo, einer der liebenswertesten und faszinierendsten Nebenfiguren der Serie. Die Freunde fahren ganz harmlos mit zwei Campingwagen in die Ferien und treffen auf einer Wiese mit einem Wanderzirkus zusammen. Eigentlich wollen die Kinder sich mit den Zirkusleuten anfreunden. Aber die Zirkustruppe lässt sie abblitzen. Schlimmer noch: Die Gruppe ist ziemlich unfreundlich und will die Kinder loswerden. Es geht böse zur Sache, und schließlich verschwinden die Wagen der Freunde. Doch dann taucht plötzlich Jo auf. Sie will die Zirkusleute besuchen, die Verwandte von ihr sind, freut sich über das Wiedersehen mit den fünf Freunden und staucht ihre Familie gewaltig zusammen, als sie hört, wie übel sie den Kindern mitgespielt haben. Schnell werden die Wagen zurückgeholt, und die Zirkusleute sind plötzlich von einer überschäumenden Herzlichkeit.
Die Freundschaft der Fahrenden können die Kinder dann auch bald sehr gut gebrauchen. Denn als sie vom Turm einer nahegelegenen Burgruine ein Licht sehen, kommen sie einem Entführungsfall auf die Spur. Einer von zwei verschwundenen Wissenschaftlern wird hier gefangen gehalten. Und ohne Jo und ihre Leute wären er und die Freunde nie wieder frei gekommen.

 

Malcolm Max: Die Schwesternschaft der Nacht

 

Enid Blyton: Fünf Freunde und der Zauberer Wu
Noch ein Zirkusabenteuer. Und Brummer, der Auto-Imitator, ist auch wieder mit dabei. Auf dem Grund und Boden, der Brummers Vater gehört, hat ein Wanderzirkus seine Zelte aufgeschlagen. Brummer will die Leute vertreiben, doch sie haben das verbriefte Recht, auf diesem Grundstück zu spielen. Eine besondere Klausel im Kaufvertrag, den Brummers Vater unterschrieben hat, sichert ihnen dieses Recht zu. Die Kinder freunden sich nach anfänglichen Reibereien mit den Zirkusleuten an. Und der Schimpanse Charlie schließt Freundschaft mit Brummers Äffchen Schelm. Dann passiert etwas Furchtbares: Im Turmzimmer von Brummers Vater wird eingebrochen. Alles ist verwüstet und durchsucht worden. Sind nun auch die Unterlagen für das bahnbrechende Geheimprojekt, an dem der Wissenschaftler arbeitete, verloren?

 

Enid Blyton: Fünf Freunde machen eine Entdeckung
In diesem Abenteuer lernen die Freunde Wilfried kennen, einen Jungen, dem sie eigentlich Gesellschaft leisten sollen, doch Wilfrid reagiert sehr ungehalten auf ihr Ansinnen und ist lieber mit sich und seinen Tieren allein. Denn Wilfrid hat eine besondere Gabe, sich mit Tieren zu befreunden, ähnlich wie Philipp in der Abenteuer-Serie. Die Freunde (außer Timmy) reißen sich nicht besonders darum, sich mit Wilfrid anzufreunden. Lieber wollen sie eine geheimnisvolle Insel erkunden, die vor der Küste liegt und auf der etwas Geheimnisvolles vor sich geht. Sie kommen einer Bande von Kunstdieben auf die Spur. Aber wenn Wilfrid sich nicht auf die Suche nach ihnen gemacht hätte, nachdem ihr Boot abgetrieben war, hätte dieses Abenteuer böse geendet.

 

Enid Blyton: Fünf Freunde meistern jede Gefahr
Enthält acht Kurzgeschichten:
- Fünf Freunde jagen den unsichtbaren Dieb
- Georgs Haar ist zu lang
- Guter, alter Tim!
- Ein fauler Nachmittag
- Gut gemacht, ihr fünf!
- Die fünf Freunde und das Wochenendabenteuer
- Fröhliche Weihnachten
- Als Tim die Katze jagte
Der Abschlussband der Serie. Er enthält die acht Kurzgeschichten über Julian, Richard, George, Anne und Timmy. Die Storys sind alle sehr kurz, sehr pointiert, kommen ohne größere Verwicklungen aus und sind insgesamt recht nett zu lesen. Aber eben auch sehr einfach gestrickt.

 

Fazit aus meiner Lektüre nach 22 Bänden der Fünf Freunde: Die Serie hat was, auch 80 Jahre nach der Erstveröffentlichung. Aufgefallen ist mir, wie viel Zeit sich die Autorin immer wieder nimmt, um in die Geschichte hineinzukommen. Da sind immer wieder seitenweise Schilderungen von Anreise und Wiedersehen, Standausflügen und Picknicks, und der eigentliche Kriminalfall oder das Gefährliche und Abenteuerliche taucht erst gegen Ende des ersten Drittels auf. Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was heute Schulmeinung ist. Da muss ziemlich schnell, ziemlich früh Action kommen. Sonst springen die Leser ab, heißt es. Und hier zelebriert die Autorin über Seiten hinweg das Auspacken von Picknickkörben und lässt die Freunde feststellen, wie gut es doch schmeckt, wenn man unter freiem Himmel sitzt. Oder so. Das ist schon bemerkenswert. Aber vielleicht wäre es für heutige Kinder noch immer ein großes Abenteuer, einfach mal mit dem Picknickkorb allein in den Wald zu gehen und etwas zu essen.
An die anderen Namen konnte ich mich auch nach 22 Bänden nicht gewöhnen. Für mich wird Julian immer Julian bleiben und nicht Julius. Die Reihenfolge der Bände entspricht nicht der Original-Veröffentlichungsreihenfolge, warum auch immer.
Die Charakterzeichnung, gerade der Heldin George, ist sehr gut gelungen, und insgesamt fand ich die Serie besser als die Abenteuer-Serie, die ich vor zwei Jahren las. Klar, dass unbedingt jedes Mal ein Geheimgang oder Ähnliches eine Rolle spielen muss, ist vielleicht etwas einfallslos. Aber wie sagte Enid Blyton? "Kritik von Leuten über zwölf Jahre interessiert mich nicht."
Zum Preis-Leistungs-Verhältnis: 21 Romane und acht Kurzgeschichten in 11 Doppelbänden in der Komplettbox für 49,99 Euro - das ist einfach unschlagbar, da kann man nicht meckern.

 

Wilhelm von Humboldt: Ãœber die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaus und ihren Einfluss auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts (Einleitung zu Kawi-Werk)
Eine sehr schöne Ausgabe aus dem Ferdinand-Dümmler-Verlag, die ich in den frühen 90ern in einem Hannoverschen Antiquariat entdeckt hatte und seitdem als Schmuckstück in meiner Bibliothek hüte. Ein Nachdruck der postum erschienenen Erstausgabe von 1836. Vorn ist das Faksimile einer Widmung seines Bruders Alexander von Humboldt zu sehen.
Wilhelm von Humboldt war in meinem Philosophie-Studium, ich hatte ja meinen Schwerpunkt auf die Sprachphilosophie gelegt, mein ständiger Begleiter. Ich hatte mehrere Referate über ihn gehalten und auch meine Zwischenprüfung und Magisterprüfung über seine Sprachphilosophie gemacht. Da ich letztes Jahr durch ein Buch über seine Beziehungen zu David Friedländer wieder mal auf ihn gestoßen bin, dachte ich, es wäre Zeit, sich den dicken Wälzer noch einmal vorzunehmen.
Die Kawi-Sprache ist die alte Sprache der Priester und Dichter auf der Insel Java. Geschrieben wurde sie mit den Schriftzeichen, in denen auch die indische Hochsprache Sanskrit geschrieben wurde. Die Kawi-Sprache hat einige Sanskrit-Wörter aufgenommen, war aber weder mit dem Sanskrit verwandt noch hat sie durch den Kontakt ihren Charakter und ihre Eigenständigkeit verloren, wie Humboldt betont.
Er nutzte die Einleitung zu seinem Werk aber zu einer groß angelegten Gesamtschau über das Phänomen Sprache überhaupt. Dabei betrachtet er einzelne sprachliche Erscheinungen wie Wortarten und Satzbau und vergleicht Sprachen unterschiedlichen Typs miteinander. Er unterscheidet isolierende, agglutinierende und flektierende Sprachen voneinander und schätzt besonders letztere.
Als etwas fragwürdig und nicht politisch korrekt muss aus heutiger Sicht freilich seine Vorstellung bewertet werden, dass es kräftigere, energiereichere Sprachen gibt, die Unterscheidung zwischen wertvolleren und weniger wertvollen Sprachen ist inzwischen vom Tisch. Besonders hoch schätzte er Sanskrit, Griechisch und Hebräisch. Als absoluten Gegenpol zu den ausgefeiltesten flektierenden Sprachen sah er das Chinesische an, das ihm in seiner vertrackten Einsilbigkeit zwar missfiel, dem er aber für seine Konsequenz, jegliche Konjugation und Deklination zu verweigern, dann doch eine gewisse Achtung zollen musste. Dass die Chinesen trotz/wegen/mit ebendieser Sprache eine große Kulturnation mit Jahrtausende zurückreichender Kunst, Wissenschaft und Literatur werden konnten, ist dann doch der Stachel im Fleisch dieser Sprachen-Einteilung.
Beeindruckend ist aber auf jeden Fall die Vielzahl der Sprachen, die Humboldt kannte und beherrschte. Ob Englisch, Italienisch, Spanisch, Baskisch, Ungarisch, Tschechisch oder Litauisch. ob altamerikanische Sprachen wie Nahuatl, Otomí, Huastekisch, Maya, Tarahumara, Quechua, Muisca und Guaraní, ob Ägyptisch, Chinesisch, Japanisch oder Hawaiianisch - keine Ahnung, ob er in Tenochtitlan oder Macchu Picchu auf dem Markt hätte Tomaten kaufen können, aber er war in jedem Fall fähig, die unterschiedlichen Sprachstrukturen nachzuverfolgen und nebeneinander zu legen. Und so ist auch das dreibändige Kawi-Werk ein Meilenstein. Inzwischen mag es modernere Untersuchungen über die Sprache geben, aber er legte die Grundlage. Und die Einleitung dazu ist eben so etwas wie die Bibel der Sprachforscher ...

 

Hörspiel

 

Oliver Elias: Abenteuer und Wissen: Im Reich der Inkas. Der Kampf um das Gold
Hörspiel über das Inkareich und die Konfrontation mit den Spaniern. Man erfährt eine ganze Menge über die Organisation des Reichs und die Kultur und Landwirtschaft, der Schwerpunkt liegt aber auf dem Untergang und den Auseinandersetzungen der jeweiligen Herrscher mit Pizarro und seinen Nachfolgern.
Die Geschichte vom Tod des Atahualpa kennt vermutlich jeder, der in der Schule "Das Gold von Caxamalca" gelesen hat. Was mir vorher nicht ganz so klar war, sind die Verwandtschaftsverhältnisse: Atahualpa und sein Bruder Huascar haben beide bei ihren Kämpfen um die Macht versucht, die Spanier als Verbündete zu nutzen, und sind beide damit böse reingefallen. Es gab jedoch noch einen dritten Bruder, Manco Capac II, der die Herrschaft übernahm, als beide tot waren. Manco Capac begründete eine neue Inkaherrschaft in der Stadt Vilcabamba, die sich noch lange halten konnte. Insgesamt gab es fünf Brüder, die nacheinander den Inka-Titel trugen. Die letzten drei wurden von Pizarro eingesetzt.
Das Hörbuch erzählt die Geschichte der Inkas bis zum letzten Inka, Tupac Amaru. Er war ein Sohn von Manco Capac, wurde von den Spaniern schließlich besiegt und hingerichtet Sein Schwur, er werde eines Tages als Rächer zurückkehren, ist legendär, aber bis jetzt noch nicht erfüllt ...

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil I: Januar bis März 2022

Teil II: April bis Juni 2022
Teil IV: November 2022
Teil V: Dezember 2022

 

© Petra Hartmann




Foto

Jahresrückblick Teil II: April bis Juni 2022

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 29 Dezember 2022 · 859 Aufrufe
Jahresrückblick

Willkommen zum zweiten Teil meines Rückblicks auf das Lesejahr 2022. In den Monaten April bis Juni habe ich ein bisschen Science Fiction gelesen, kaum Fantasy, ein paar Krimis, etwas über Astronomie, die Geschichte Afrikas, zwei Comic-Klassiker. Es sind wieder einige Helgolandica und Goslar-Bücher dabei und auch ein paar Hörbücher, die mich auf langen Autofahrten begleitet haben. Schaut halt mal durch, vielleicht ist etwas dabei für euch.

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

 

April

 

Jürgen Hamel: Friedrich Wilhelm Herschel
Biographie des Astronomen und Uranus-Entdeckers, schon etwas angestaubt, eine antiquarische Entdeckung. 1988 in Leipzig erschienen in einer Buchreihe, die so ähnlich wie die Rowohlt-Monographien daherkommt. Sehr interessant. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Herschel auch komponiert hat. Und man erfährt auch viel über seine Schwester Caroline, ebenfalls eine engagierte Astronomin, die unter anderem acht Kometen entdeckte. Sehr detailliert werden Herschels Versuche, immer bessere Teleskope zu entwickeln, geschildert. Hat mir gefallen.

 

Carl Ludwig Reuss: Dark Shadows - Schatten der Vergangenheit
Ich habe das Buch für die Goslarsche Zeitung gelesen und rezensiert. Der Artikel dazu ist hier zu finden.

 

Amandara M. Schulzke und Nadine Muriel (Hrsg): Met-Magie
Eine Anthologie rund um den Honigwein, in der ich mit der Geschichte "Die Blaubeerbrücke" vertreten bin. Da ich selbst die Finger drin habe, mag ich hier nicht in die Details gehen, aber soviel kann gesagt werden: Es ist ein lesenswertes Buch mit vielen Lieblingsautoren und sehr vielseitigen, gut erzählten Geschichten.

 

Nanata Mawatani: Nur ein Indianer
Ein altes Schneiderbuch, das ich antiquarisch erstanden habe. Nanata Mawatani war mir durch ihre Kinderbücher "Schwarzes Pferd und weißer Vogel" und "Weißer Vogel und kleiner Bär" über eine weiße Frau, die bei den Cheyenne lebt, bereits bekannt, und ich war neugierig auf weitere Werke von ihr.
Das vorliegende Buch handelt wie die beiden anderen von Indianern, allerdings geht es diesmal um eine moderne Geschichte und nicht um einen historischen Roman. Die Autorin erzählt von einem ungleichen Freundespaar: Der weiße Junge Chris, ein Kind reicher Eltern, materiell verwöhnt, aber von seinen Eltern fast immer allein gelassen, trifft auf Tony, einen jungen Indianer, dessen Stammeszugehörigkeit nicht erwähnt wird. Tony, beziehungsweise Schneller Hase, lebt in eher ärmlichen Verhältnissen, aber er hat vieles, um das ihn Chris beneidet, darunter eine liebevolle Mutter und sehr viel Erfahrung darin, sich in der Wildnis zurechtzufinden.
Die beiden Jungen gehen gemeinsam Angeln, erforschen eine geheimnisvolle Höhle, und Chris lernt viel von seinem neuen Freund. Aber dann erfährt Chris von den Geschäften seines Vaters. Der Mann hat durch miese Machenschaften und Ausnutzen von Notsituationen die Besitzrechte an großen Teilen des Indianerlandes an sich gebracht und will nun die Bewohner vertreiben, darunter auch Tonys Familie.
Eine Geschichte, wie sie immer wieder vorkam und vorkommt, Dass die Rettung so wie in diesem Kinderbuch vonstatten gehen kann, ist leider wenig wahrscheinlich ...

 

Wolfgang Beck, unter Mitarbeit von Markus Cottin: Die Merseburger Zaubersprüche. Eine Einführung
Eigentlich ein recht dünner Band, aber dafür (und nicht nur dafür) sehr inhaltsreich und sehr gediegen, auch sehr schön und reichhaltig bebildert. Man erfährt etwas über die Entdeckung und Erforschung der Merseburger Zaubersprüche, über die darin erwähnten Götter (und darüber, was man über diese Götter weiß und nicht weiß), es sind mehrere Übersetzungen enthalten, und die Verfasser berichten auch über die Wirkung der Zaubersprüche auf die unterschiedlichen Künste, denn sie dienten als Inspirationsquelle für zahlreiche Schriftsteller, bildende Künstler und Musiker. Sehr schön gemacht, empfehlenswert.

 

Michael Stoffers: Taschenkrebse mögen keine Milch
Ein vom Autor exklusiv für das Helgoländer Lesefestival erstellter Sonderdruck, der so nicht in den Handel gelangte. Das Büchlein hat 97 Seiten, und die Geschichte soll später einmal Teil eines Bandes mit mehreren Erzählungen werden, verriet der Autor bei seiner Lesung. Ich denke aber, dass das kleine Büchlein auch durchaus separat als Urlaubslektüre für Helgoland-Besucher seinen Markt finden könnte.
Es ist eine Art Krimi. Zwei Polizisten, ein männlicher alter Hase und ein weibliches Greenhorn, erhalten den Auftrag, einen Mann zu beschatten. Der ist Mitarbeiter einer IT-Firma, arbeitet an einem wichtigen Katastrophenschutz-System, hat sich aber durch das Googeln mit Schlüsselbegriffen wie "Anthrax" und "Anheuern eines Profikillers" oder "Rohrbomben" verdächtig gemacht. Plant der Mann ein Attentat? Das Ermittler-Duo, getarnt als frisch verheiratetes Liebespaar, erhält den Auftrag, den Verdächtigen zu überwachen. Ihr Pech: Die Zielperson nistet sich ausgerechnet auf Helgoland ein.
Eine zugleich spannende und lustige Geschichte über Ermittlungen auf engstem Raum, über die anstrengenden Versuche, eine Tarnung aufrecht zu erhalten, und natürlich über den Zauber der Insel, der vielleicht auch aus einem vermeintlichen Liebespaar ein echtes machen kann - nach ziemlich viel Ärger, versteht sich.

 

Pamela Hansen: Die Inselpastorin. Mein Leben mitten in der Nordsee
Pamela Hansen ist Pastorin auf Helgoland und schreibt über ihr "Leben mitten in der Nordsee". Das Buch bietet humorvolle und interessante Einblicke in das Leben im Pfarrhaus und in der Gemeinde, in Probleme, von denen die Kirchenverwaltung auf dem Festland gar nichts ahnen kann, und in die Welt der Helgoländer. Hansen hatte jahrelang in einer Stadt nahe Detroit ihren Pfarrdienst geleistet - und nun schickte sie ihr "Boss", wie sie Gott liebevoll betitelt, auf den roten Felsen. Sie erlebt Überfahrten auf der schwankenden Fähre, hängt bei einer Seenotrettungsübung unversehens am Haken eines Helikopters, transportiert eine große Schaukel auf die Insel, leitet winzig kleine Konfirmandengruppen ... Und wenn ich etwas gelernt habe für meine künftigen Helgolandaufenthalte: Niemals schwatzend am Pfarrgarten vorbeigehen. Im Strandkorb verborgen sitzt nämlich eine Pastorin mit gespitzten Ohren und amüsiert sich köstlich über den Blödsinn, den die Touristen von sich geben.

 

Hörbücher

 

Lutz van Dijk: Die Geschichte Afrikas
Ich hatte das Hörbuch irgendwann in den Nuller Jahren mal gehört und fand es nicht so toll. Nach dem Hörspiel über Nelson Mandela, das ich im März gehört hatte, wollte ich mich nun doch noch einmal intensiver mit Afrika befassen und habe mir diese Geschichte Afrikas nochmal reingezogen. Das Ergebnis ist immer noch enttäuschend. Nichts von den alten schwarzen Königreichen, nichts von afrikanischer Kultur und Tradition, sondern es geht nur um das kolonisierte Afrika und den Weg in die Freiheit oder eben um gescheiterte Revolutionen und Korruption. Fast so, als sei Afrika wirklich der "geschichtslose" Kontinent, als den es Hegel bezeichnet hat. Da war doch mal was, bevor die Europäer kamen, oder? Man muss nicht mal Ägypten und Karthago bemühen. Ich hätte mir etwas über die alten Kulturen von Eritrea und Äthiopien gewünscht, das Königreich von Aksum, Reiche wie Ghana und Kanem. Schade. Also: Dieses Hörbuch war zweimal nichts.

 

Guiseppe Thomasi di Lampedusa. Der Leopard
Beeindruckender, groß angelegter Roman um eine sizilianische Adelsfamilie im 19. Jahrhundert, ihre Konfrontation mit der Revolution und ihr Aufgehen im Bürgertum. "Der Leopard" ist der Beiname des Don Fabrizio, Patriarch des Fürstengeschlechts Salina, der zu Beginn des Romans auf dem Höhepunkt seiner Macht gezeigt wird. Eine sehr beeindruckende, kraftvolle Gestalt mit einer großen Schwäche: sein Neffe und Ziehsohn Tancredi, frech, bürgerlich bis proletarisch beziehungsweise bohemienhaft und mit Sympathien für die Revolution. Ein Zusammentreffen zweier sehr starker Charaktere mit zwar unterschiedlichem Habitus, aber doch einer sehr großen Sympathie füreinander. Man erlebt Reichtum, Prunk und Standesbewusstsein der Familie, aber auch Intrigen und Verhandlungen um Liegenschaften und Positionen, schließlich die Arrangements zur Eheschließung Tancredis mit seiner Geliebten Angelica, bürgerlich, aber auch reichem Hause. Ein sehr detailfreudiger Roman in sehr schöner Sprache, die auch in der Übersetzung von Burkhart Kroeber sehr schön herüberkommt. Sehr ansprechend gelesen von Thomas Loibl. Hat mich auch ein bisschen an die Buddenbrooks erinnert, war aber weniger verzweigt und verschlungen und hatte weniger Personal. Das Buch war mir ein sehr guter Begleiter auf der A7 und der B6.

 

 

Mai

 

Jutta Ehmke: Twilight Zoo

 

Ingo Scharnewski: Der dreieckige Sarg (BunTES Abenteuer 50)
Geschichte eines interessanten Fundstücks in einem Schweizer Antiquariat. Der Ich-Erzähler entdeckt in einem alten Auftragsbuch eines Sagtischlers aus dem Inntal Hinweise auf einen gigantischen Sarg in Dreiecksform. Der in dieser Kiste Bestattete muss knapp 2,85 Meter lang gewesen sein und 1,31 Meter breit. Zusammen mit einem Freund mach sich der Ich-Erzähler auf die Suche nach Hinweisen auf das seltsame Artefakt, das irgendwann nach dem September 1879 in Auftrag gegeben und gebaut worden war. Die Geschichte ist reich an Details, und der Autor weiß viel an Hintergrund-Informationen über die besuchten Städte einzubringen. Auch die Hinweise auf einzelne sprachliche Besonderheiten, vor allem die rätoromanischen Einsprengsel, haben mir gut gefallen. Etwas weniger gelungen ist der Schluss. Nachdem der Autor sich so lange und detailreich auf das Ende zugetastet hat, kommt die Auflösung dann doch eher simpel daher. Der Rechercheur stößt auf einen, der weiß, was es mit dem Sarg auf sich hat, und der erzählt es ihm dann halt. Das kommt ziemlich plötzlich und ist nach der überlangen Vorbereitung dann einfach zu kurz und platt.

 

Rolf Krohn: Die Blitze (BunTES Abenteuer 1)
Eine sehr kurze Erzählung, 24 Seiten umfassend, die Nummer eins der TES-Reihe und wirklich ein würdiger erster Band. Wissenschaftler untersuchen ein Phänomen auf einem fremden Planeten: Ein Fels sendet immer wieder seltsame Blitze aus. Eine Botschaft einer fremden Zivilisation? Als einer der Experten eine Probe von dem Stein abschlägt, richtet er etwas Schreckliches an ... Sehr knapp und in ihrer Kompaktheit eine beeindruckende Geschichte. Böses Ende, gut geschrieben.

 

Hans-Martin Gutmann: Wendeblues
Der Theologe und Krimi-Autor Prof. Hans-Martin Gutmann ist gebürtiger Goslarer, daher habe ich seinen Roman "Wendeblues" für die Goslarsche Zeitung gelesen und besprochen. Außerdem verfasste ich ein Porträt des Autors.
https://www.goslarsc...id,2532499.html
https://www.goslarsc...id,2532742.html

 

Thomas Breuer: Leander und der Blanke Hans
Thomas Breuer habe ich schon vor einiger Zeit durch das Helgoländer Lesefestival kennen gelernt. Damals hatte er seinen Helgoland-Krimi "Leander und der Lummensprung" vorgestellt. Nun gibt es einen neuen Nordsee-Krimi, in dem Leander erneut als Ermittler in - zunächst nur einem - Mord tätig werden muss. Doch es bleibt nicht bei einer Leiche. Der Titelheld wird zwar diesmal "nur" auf Sylt und Föhr tätig, aber der Roman ist dennoch durch einen Brief eines geheimnisvollen "Hans Blank" mit Helgoland verbunden - im Buch und auch im realen Leben, wie der Autor beim diesjährigen Lesefestival während seiner Lesung erzählte.
Es geht um Flutkatastrophen und die zur Wiederauffütterung der Insel Sylt immer wieder angesetzten Sandaufspülungen. Vor allem aber geht es um Baufirmen, Konkurrenz um Aufträge, um nicht ganz sauber gewonnene Ausschreibungen und vor allem um sehr viel Geld. Leander findet nicht nur während einer verunglückten Wattwanderung eine Leiche, nein, auch bei einem Strandausflug mit seiner Lebensgefährtin und der extrem garstigen Tochter eines Bekannten wird ein weiterer Toter entdeckt. Die Art, wie Breuer diese Leichenfund gestaltet ist ... brrr ... einfach herrlich, grausam, bitterböse, unübertrefflich und hochverdient. Aber lest halt selbst, es ist echt ein verdammt geiler Stoff.

 

 

Hörbuch

 

Sonny Hennig: Rockmanns Erzählungen
Sonny Hennig erinnert sich an seine Zeit mit der legendären Deutschrockband "Ihre Kinder", die als erste Band (oder eine der ersten Bands) mit deutschen Texten auftrat, und erzählt von schrägen Erlebnissen und abenteuerlichen Zusammentreffen auf Tourneen oder Konfrontationen mit dem Establishment. Darunter sind so irre Erlebnisse wie grüner Urin oder eine Zusammenarbeit mit Klaus Kinski, die dann leider doch nicht die Auftrittsreife erlangte. Ein faszinierender Einblick in die deutsche Rockgeschichte der 1960er und 70er Jahre. Hat mir sehr gefallen.

 

Richard David Precht: Von der Pflicht
Hochinteressant. Precht geht dem etwas uncoolen und in Verruf geratenen Begriff der Pflicht nach, beginnend mit den alten Definitionen und Aufforderungen antiker Philosophen bis hin zur Verortung der Pflichterfüllung in modernen Gesellschaften. Besonders spannend fand ich seine im Schlussteil vorgetragene Idee, dass ein Mensch in seinem Leben zwei soziale Pflichtjahre für die Gemeinschaft leisten sollte. Das eine in seiner Jugend nach Beendigung der Schulzeit, das zweite nach dem Ende seiner Berufslaufbahn zum Beginn der Rentenzeit. Wobei letzteres nur geleistet werden sollte, wenn der betreffende Mensch dazu physisch und mental in der Lage ist. Precht fasst damit auch eine Diskussion zusammen, die er bereits vor einiger Zeit angestoßen hat, und geht Argumenten dafür, aber auch Gegengründen nach. Muss man nicht gleich unterschreiben, aber Stoff zum Nachdenken bietet es schon.

 

 

Juni

 

Horst Hoffmann: Insel im Nichts (Sternenlicht 1)
Start einer SF-Serie im Verlag Saphir im Stahl. Es geht um Weltraumabenteuer in der Nachfolge der legendären Orion-Crew. Allerdings schreibt die Menschheit inzwischen das Jahr 3166. Die Abenteuer von McLane und seiner Crew liegen über 160 Jahre zurück, das einst definierte menschliche Herrschaftsgebiet innerhalb einer Raumkugel von 900 Parsec Durchmesser ist zerbrochen in zahllose interplanetare Kleinstaaten, zu deren größeren die Sternenlicht-Vereinigung zählt und einen popeligen Durchmesser von gerade mal 10 Parsec hat. Die Raumschiffe tragen beeindruckende Namen wie "Winston Woodrow Wamsler", dessen Crew sich inzwischen den Ruf erarbeitet hat, legitime Nachfolger Cliff McLanes zu sein. Da passt es gut, dass der 19-jährige Praktikant Torben McLane, der sich mit dem Bordsystem hervorragend auskennt, für sich in Anspruch nimmt, ein Nachfahre des Orion-Commanders zu sein ...
Die Mannschaft der "3W" erlebt ein seltsames Abenteuer auf einem fremden Planeten, der von einer unbekannten Macht erfasst, aber nicht zerstört wurde. Es ist der bisher einzige Planet, der den Besuch dieses unbekannten Wesens/Volks/Wasauchimmer überlebte, gewöhnlich hinterlässt der Angreifer nur leblose Gesteinsbrocken. Die 3W-Crew will das sonderbare Phänomen erforschen, verliert zeitweise ein Besatzungsmitglied, die Zerstörung des Schiffs wird angekündigt, sofern es nicht innerhalb einer Frist den Planeten verlässt, gleichzeitig wird das Schiff durch eine unbekannte Kraft am Boden festgehalten. Dann stellt sich heraus: Die Außerirdischen wollen den Menschen etwas zeigen ...
Das Buch ist nicht schlecht geschrieben, und die Idee hat einiges Potenzial. Problematisch ist allerdings, dass der Autor zu Anfang sehr viel erklärt. Dem Leser werden haufenweise Informationen über die Entwicklung der Menschheit bzw. ihres Herrschaftsbereichs und der zerfallenen Einflusssphäre verpasst, außerdem gibt es zu Beginn sehr viele Personenbeschreibungen, die in dieser Menge schwer verdaulich und für den Leser auch schwer abzuspeichern sind. Wenn die Geschichte dann auch noch einsetzt mit einer Szene am Hof des Hunnenkönigs Etzel, in der Crewmitglied Astra Hannson in der Rolle der Brunhild auftaucht, ist die Verwirrung komplett. Astra hatte sich als Online-Rollenspielerin in einer virtuellen Welt aufgehalten und dabei glatt das Meeting in der Zentrale verpasst. Man muss sich schon ein wenig anstrengen, um in das Buch hineinzukommen ...

 

 

Jojo Vieira: Soko Mermaid (e)
E-Book, das ich auf meinen 9-Euro-Fahrt nach Nürnberg während eines unfreiwilligen Aufenthalts in Neudietendorf gelesen habe.
An der Lorelei wird eine Frauenleiche gefunden. Doch was die Polizisten zuerst für ein Meerjungfrauenkostüm halten, ist echt: Der Unterleib der Leiche besteht aus einem "Fischschwanz", jedenfalls soll das Knochenmaterial mit Walknochen verwandt sein. Um Himmelswillen, wenn davon die Presse Wind bekommt! Es stellt sich heraus, dass die Unbekannte mit Steinfischgift getötet wurde. Das bringt die Ermittler auf die Spur eines Mitarbeiters des Aquariums, der kürzlich einen Steinfisch mit nach Hause nahm ...
Ein sehr spannendes Setting, das zwei Genres kombiniert, die einander eigentlich widersprechen, die phantastische Welt der Meerjungfrauen und die rationale, analytische Welt der Ermittler. Wuchs hier etwas zusammen, das, wie bei einer Meerjungfrau Ober- und Unterkörper, gar nicht zusammen gehört?
Ein bisschen schade fand ich, dass der phantastische Aspekt dann doch gar nicht weiter ausgestaltet wurde. Nachdem die Beamten sich gehörig gewundert haben, laufen die Ermittlungen routiniert wie im samstäglichen Tatort-Krimi ab, man verhört Verdächtige, überprüft Alibis und so weiter. Einen Zusatzpunkt vergebe ich für die adelsstolze Mutter des Tatverdächtigen, die Frau war in ihrer verstaubten Blasiertheit einfach toll. Einen Punkt Abzug gibt es für die plötzliche und überraschend frühe Aufklärung des Verbrechens, die nicht gerade dem polizeilichen Scharfsinn geschuldet war. Ansonsten ist die Geschichte sehr kurz und kurzweilig, gerade recht, um sich einen unfreiwilligen Aufenthalt in Neudietendorf zu verkürzen.

 

Hal Forster: Prinz Eisenherz. Band 9, Jahrgang 1953/1954. (Bocola)
In diesem Doppelband ist es vor allem die christliche Seite des Titelhelden, die immer wieder die Handlung bestimmt. Schon zu Beginn geht es darum, einen heidnischen Wodans-Tempel zu zerstören und einen betrügerischen Priester zu entlarven. Später schließt Eisenherz Freundschaft mit dem Heiligen Patrick von Irland, zum Schluss unternimmt er sogar eine Pilgerfahrt nach Jerusalem. Das heißt allerdings nicht, dass Kriege und Kämpfe nun passé sind. So gilt es, erneut für König Artus in die Schlacht zu ziehen, als die Sachsen ins Land einfallen. Außerdem ist Aletas Herrschaft über die Nebelinsel in Gefahr. Ihr Schwager hat sich um Herrscher aufgeschwungen und versucht, die Königin auszubooten. Aber Aleta als Meisterin der Diplomatie und Intrige komplimentiert ihn geschickt aus ihrem Reich hinaus, und das sogar ohne Blutvergießen. Ein bezauberndes weibliches Gegenbild zum Kampfgetümmel, das Gawain und Eisenherz um sich herum entfalten.

 

Roger Leloup: Yoko Tsuno Sammelband 4: Vinea in Gefahr
- Die Titanen
- Der vergessene Planet
- Die Stadt des Abgrunds
Drei Abenteuer des japanischen Karategirls bei ihren Freunden auf dem Planeten Vinea. Im ersten Teil müssen Yoko und ihre Freunde sich mit einem Alienvolk auseinandersetzen, das optisch an riesenhafte Gottesanbeterinnen erinnert. Verständigung scheint zwischen Vineanern und Titanen nicht möglich, die Insektenwesen sind zu fremdartig, scheinen vollkommen gefühllos. Doch dann schließt Yoko mit einer der Riesengottesanbeterinnen Freundschaft, beide retten sich gegenseitig das Leben. Der Geschichte liegt die alte Weisheit zugrunde, dass letzten Endes auch der Feind menschliche Züge trägt, man muss nur danach suchen und dem Hass und der Furcht keinen Raum geben.
"Der vergessene Planet" konfrontiert die Vineaner mit ihren Urahnen. Ein seltsames Licht auf dem Mond Ixo führt Yoko und ihre Freunde an die Stätte, an denen die alten Vineaner gefährliche Chemikalien abbauen. Die gewonnene Energie senden sie mit einem gewaltigen Hohlspiegel in ihre Heimat, um ihrem zerstörten Planeten die Power für eine weitere Umkreisung ihrer Sonne zu verschaffen. Da die Sache für sie todgefährlich ist und die meisten bei den Arbeiten umkommen, werden die Arbeiter mit einem religiösen System für ihre Aufgabe fanatisiert ...
"Die Stadt des Abgrunds" schließlich bietet ein Unterwasserabenteuer auf Vinea. Optisch sehr beeindruckende Meereswelten, besonders Yokos Begegnungen mit dem Styr, einer Art Riesenmanta mit schlankeren Flügeln, ist faszinierend. Dann die "Erzengel" ... und dass sich Yoko tatsächlich in einen Androiden verliebt ...
Erneut ein sehr hochwertiges, reich ausgestattetes Hardcover-Album mit viel Hintergrundmaterial und Skizzen. Sehr beeindruckend immer wieder die Architektur und die Maschinen, die Lelloup entwirft, seine Phantasie und die Liebe zum Detail. Die Herausgabepraxis, die Alben nicht chronologisch, sondern nach Themen geordnet zusammenzustellen, ist allerdings noch immer gewöhnungsbedürftig.

 

Hörspiel

 

Berit Hempel: Abenteuer und Wissen: Frida Kahlo. Ein Leben voller Farbe
Geschichte einer beeindruckenden Frau, ihrer Farbenwelten und ihres Kampfes mit ihrem geschwächten, halb zerstörten Körper. Spannend erzählt und sehr gekonnt akustisch in Szene gesetzt. Ich habe viel Neues gelernt daraus.

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil I: Januar bis März 2022
Teil III: Juli bis Oktober 2022
Teil IV: November 2022
Teil V: Dezember 2022

 

© Petra Hartmann




Foto

Jahresrückblick Teil I: Januar bis März 2022

Geschrieben von Petra , in Jahresrückblick 28 Dezember 2022 · 847 Aufrufe
Jahresrückblick

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, Zeit also für einen Blick zurück. Ich möchte euch einladen, mit mir meine Lesefrüchte zu sichten und die eine oder andere Entdeckung mit mir zu teilen.
Zuvor noch ein paar Worte über meine persönliche Situation. Ich lebe, habe noch immer keine Corona-Infektion gehabt, bin nur ein Jahr älter geworden und noch unsportlicher als im Jahr zuvor. Und ich bin immer noch bei der schönsten Zeitung der Welt beschäftigt.
Veröffentlicht habe ich dieses Jahr - außer haufenweise Artikeln für die Goslarsche Zeitung - nur eine Kurzgeschichte aus Movenna, nämlich "Die Blaubeerbrücke" in der Anthologie "Met-Magie" und ein paar Gedanken darüber, dass man Gott unbedingt neu erfinden muss im Magazin für Gemeindereferenten.
Geschrieben habe ich ein Kinderbuch über eine dreibeinige Straßenhündin (Arbeitstitel: "Bertha sucht das Sonnenpferd") und ein paar skurrile Kurzgeschichten aus fremden Weltraumwelten, dazu vielleicht mehr im nächsten oder übernächsten Jahr. Außerdem habe ich die Schreibwerkstatt der Goslarer Wortwerkerin besucht und dort einen Spontantext verfasst.
Was ich für das nächste Jahr schon ankündigen kann, ist mein Indianerroman "Das Herz des Donnervogels", der voraussichtlich im Mai 2023 im Blitz-Verlag erscheinen wird.
Schön war, dass ich wieder auf Cons und Veranstaltungen lesen konnte. Noch arg durch Corona-Ausfälle gebeutelt war das Helgoländer Lesefestival in der Woche nach Ostern. Sehr viel Spaß hat mir die Lesung auf dem Conventus Leonis in Braunschweig gemacht. Ich habe im Rhüdener Freibad, auf dem Marburg-Con und dem - ebenfalls heftig von Corona heimgesuchten - Buchmesse-Con gelesen.
Sehr traurig bin ich, dass ich aufgrund der Seuche gleich zwei lieb gewordene Veranstaltungsorte verloren habe. Corona, die Lockdowns und die auch später ausbleibenden Kulturfreunde haben dafür gesorgt, dass sowohl der "Trollmönch" als auch die Nürnberger Galerie im Weinlager in diesem Jahr geschlossen wurden. Da freut es mich, dass ich im Sommer die Kamikaze-Aktion mit dem Neun-Euro-Ticket gewagt und die Galerie im Weinlager nochmal gesehen habe.

 

Doch nun zum Lese-Rückblick auf das Jahr 2022. Das erste Quartal ist noch recht überschaubar. Es sind ein paar moderne Klassiker dabei, Comics, etwas Phantastik, etwas über amerikanische Ureinwohner, Goslar-Bücher und relativ viele Hörbücher. Viel Vergnügen damit!

 

Hinweis:
Etwaige blau markierte Texte sind herausragende Spitzenbücher, rot steht für absoluten Mist, ein (e) hinter dem Titel bedeutet, dass ich den betreffenden Text in der eBook-Version gelesen habe, und hinter den Links verbergen sich ausführlichere Besprechungen innerhalb dieses Blogs.

 

 

 

Januar

 

Antje Babendererde: Wie die Sonne in der Nacht

 

Walhalla. Die gesammelte Saga. Band 4
- Die Gaben der Götter
- Das Mysterium des Dichtermets
- Durch Feuer und Wasser

 

Friedrich Dürrenmatt: Grieche sucht Griechin
Humorvoller Roman (Achtung: Kein Schenkelklopfer), den ich mir wegen des Namens der Hauptperson zugelegt habe. Der griechische Lyriker, genauer gesagt: Jambograph, Archilochos ist ja einer meiner Lieblingsdichter. Hat aber damit nicht viel zu tun, wie sich herausstellte. Arnolph Archilochos ist Schweizer, hält sich aber viel zugute auf seine griechische Abstammung, auch wenn seine Vorfahren bereits zur Zeit Karls des Kühnen ins Land gekommen waren. Er ist beschäftigt als "Unterbuchhalter eines Unterbuchhalters" in einer Riesenfirma aus der Rüstungsindustrie, die aber auch eine Geburtszangen-Abteilung hat, in der Archilochos arbeitet. Der Mann ist nicht gerade mit weltlichen Gütern gesegnet und insgesamt ziemlich unscheinbar. Aber er beschließt, jetzt endlich zu heiraten. Beim Herumformulieren an einer Kontaktanzeige meint seine Wirtin energisch, er solle auf keinen Fall nach einer Jungfrau suchen, einer in der Ehe müsse mindestens Bescheid wissen. Aber Archilochos weiß ohnehin schon, was er schreiben will. Die Anzeige lautet daher kurz und feurig: "Grieche sucht Griechin".
Als sich daraufhin die schöne Chloé Saloniki meldet, kann Archilochos sein Glück gar nicht fassen. Sie ist bereit, ihn zu heiraten. Mehr noch: Seit er ihr Ehemann in spe ist, geht es mit seiner Karriere rasant bergauf. Es grüßen ihn Leute, die er bisher nur aus der Ferne angebetet hat: der Chef seines Rüstungs-und-Geburtszangenbetriebs, der Bischof der altneupresbyterianischen Kirche, der Archilochos angehört, und so weiter. Der Mann ist geradezu berauscht davon, wie ihm fast alle bedeutenden Männer der Stadt grüßen und seiner Karriere beförderlich sind. Warum, das kann der naive und vollkommen uninformierte Mensch allerdings nicht ahnen. Es stellt sich heraus, dass Chloé Saloniki die größte Edelprostituierte der Stadt ist und mit allen diesen Männern schon intim war.
Und nun? Wie wird Archilochos mit der Sache umgehen? Wird er sie verlassen oder die angenehme Lage und den neuen Wohlstand genießen? Dürrenmatt schrieb für seinen Roman zwei Enden. Das eine zeigt Archilochos als wütenden Kriegsgott und Bombenwerfer, wie er die Familie seines Bruders, die sich auf seine Kosten durchs Leben schmarotzt, niedermacht. Und das "Ende für Leihbibliotheken" bietet ein herrlich-kitschiges Happy End. Insgesamt sehr nett, ziemlich skurril, manchmal grotesk. Sehr schön.

 

Malcolm Max: Blutrausch

 

Februar

 

Umberto Eco: Der Name der Rose
Das Buch steht schon seit langem auf meiner To-do-Liste. Jetzt also habe ich es geschafft. Ich muss gestehen, ich war überrascht, dass ein solches Buch es auf die Bestsellerlisten geschafft hat. Immerhin bietet es nicht gerade leichte Kost, sehr viel Geschichtsreferat und theologische Grundsatzdiskussionen, eine Menge lateinische Zitate ... Nicht, dass es schlecht ist, aber ich hätte nicht gedacht, dass so etwas massentauglich ist. Sherlock Holmes und Doktor Watson ermitteln in einem frühneuzeitlichen Kloster. Holmes heißt hier Baskerville, konsumiert aber gleichwohl ebenfalls Drogen und verblüfft mit kühnen Schlussfolgerungen, legt auch eine gewisse Arroganz an den Tag wie sein Kollege aus der Bakerstreet. Watson heißt hier Adson und schaut mit Staunen und Bewunderung zu ihm auf. Das Ganze gut komponiert, und die Geschichte gewinnt nicht nur durch den historischen Hintergrund, sondern auch durch den abgeschlossenen Kosmos, in dem sie spielt. Ach, Mensch, die verschwundene Hälfte der "Poetik" hätte ich auch gern gelesen. EIn gutes, aber auch sehr forderndes Buch. Der Erfolg sei ihm gegönnt.

 

Katja Brandis: Khyona. Im Bann des Silberfalken

 

Carl Ludwig Reuss: Carl & Anna: Eine Harzer Forst- und Familiengeschichte. Autobiografie von Carl Reuss und Anna Reuss.
Ich habe das Buch mit der Autobiografie des ehemaligen Goslarer Stadtförsters in der Goslarschen Zeitung vorgestellt. Der Artikel ist hier zu finden.

 

Hörspiel

 

Maja Nielsen: Abenteuer! Julius Caesar. Feldherr und Staatsmann im alten Rom
Ein lehrreiches Stück, nicht ganz schlecht. Aber die Rahmenhandlung hat mich etwas enttäuscht. Es ist halt ein Erzählstück: Bei Caesars Begräbnis trifft ein junger Soldat auf einen alten Soldaten, der Caesar von Anfang an begleitet hat, und bittet ihn, ihm etwas über den Feldherrn zu erzählen. Beide setzen sich an einem Lagerfeuer nieder, und der alte Soldat erzählt eben ...
Ich frage mich auch immer, wie es zu dieser Verherrlichung des Mannes kam. Er war der Mann, der die römische Republik zerstörte und sich zum Tyrannen aufschwang. Kein Grund, ihn zu feiern. Wollte es nur mal gesagt haben.

 

März

 

Claudi Feldhaus: Zimazans
Eine mögliche Zukunft? Der Mensch hat sich weiterentwickelt zum "homo pennatus", zum geflügelten Menschen. Riesenhafte Menschen mit Flügeln beherrschen die Welt. Der homo sapiens ist allerdings nicht ausgestorben. Die weiterhin existierenden Sapiens fristen entweder ein Dasein als Sklaven in den Metropolen der Pennati, oder sie leben in der Wildnis als Jäger und Sammler auf der untersten Kulturstufe, immer in Angst, von den Flügelwesen als Jagdbeute getötet oder versklavt zu werden. Aber dann vergewaltigt ein Pennatus eine Sapiens-Frau. Deren Tochter entwickelt ungewöhnliche Körperkraft und nicht minder hohe Geistesgaben. Ein Kampf um die Freiheit der Sapiens beginnt. Allerdings: Der junge Erbe der Pennatus-Herrschaft und die Anführerin der Aufständischen lieben einander ... Eine spannende Geschichte und eine interessante Zukunftsvision. Und zum Zugreifen hat mich vor allem das zauberhafte Titelbild animiert.

 

Günter Abramowski: Die Umarmung
Ich hatte hier im Blog ja schon einige Gedichtbände des Lyrikers Günter Abramowski vorgestellt. Dieses Buch hier ist etwas anderes. Es handelt sich um sein Erstlingswerk, erschienen 1994. Ein Buch, das keine Gedichte enthält, sondern in einer Art lyrischen Prosa verfasst ist. Kurzgeschichten mag ich die fünf enthaltenen Texte nicht nennen, eher sind es Klanggebilde, zum Teil Traumbilder oder Handlungen vor surrealem Hintergrund. Der Autor selbst nennt die fünf Beiträge im Untertitel "Innenraumfiktionen". So erzählt die titelgebende Geschichte von einem Mann, der im Krankenhaus erwacht und sich in den Garten begibt und dort den Gärtner - ja, was genau eigentlich? Umschreibungen wie "Der Schürfverwundete geht unter", "Diese Kraft reverberiert den Gärtner zum Patienten" oder "Des Patienten Leben zerplatzt wie eine Seifenblase" lassen auf eine körperliche Auseinandersetzung schließen. Da ist es nur folgerichtig, dass am Ende zwei "sportive Pfleger" hinter seinem Rücken die Jacke verschnüren ...
Andere Geschichten erzählen von skurrilen, in sich kreisenden Personen, seltsamen Reisegruppen, Traumreisen oder Wirklichkeiten, die aus einem leicht verzerrten Winkel betrachtet werden. Vor allem aber ist dieses Buch ein Spiel mit Worten und Sprache, das durch überraschende Wort-Erfindungen immer wieder aufhorchen lässt.
Insgesamt eine Sammlung, für die man viel Ruhe und ein offenes Auge braucht. Auch eine zweite Lektüre tut den Texten wohl.

 

Urs Allemann: Carruthers-Variationen
Urs Allemann ist gebürtiger Schweizer und Wahl-Goslarer, daher landete sein Buch auf meinem Schreibtisch bei der Goslarschen Zeitung. Meine Rezension dazu ist hier zu finden.

 

DC: Shazam-Anthologie
Klassische Geschichten um Captain Marvel und seine Familie. Die Geschichte vom bettelarmen Zeitungsjungen und der magischen U.Bahn. Die Halle der sieben Todsünden. Der alte, weise Zauberer Shazam. Hach, ja, eben magisch. Schade, dass die Origin-Story von Captain Marvel junior nicht drin ist, aber immerhin ist die Geschichte drin, wie Billy seine unbekannte Schwester Mary findet. Und die vier Captains. Und Uncle Marvel natürlich. Die Freundschaft und ständige Rivalität mit Superman. Das Zusammentreffen der Marvels mit der Superman-Familie. Die Geschichte von Captain Thunder. Black Adam. Und das epische Werk "The Power of Hope", das ich auch als überformatiges Album besitze. Alles in allem eine schöne Sammlung.

 

Anna Müller-Tannewitz: Avija, das Mädchen aus Grönland
Geschichte einer jungen Inuit, damals noch Eskimo genannt, die gern "Benze" werden möchte. Benze ist das Inuit-Wort für Krankenschwester. Wieder eine schöne Vokabel gelernt. Als ihr Vater verletzt wird, pflegt sie ihn und ist dabei so geschickt, dass der dänische Arzt ihr Talent erkennt und ihr die Möglichkeit einer Ausbildung eröffnet. Avija träumt davon, in Kopenhagen zu lernen und dort so etwas wie Bäume zu sehen, die sie nur von Fotos kennt. Aber dann kommt alles ganz anders, und sie soll in einem grönländischen Krankenhaus ausgebildet werden.
Ein sehr liebenswürdiges Kinderbuch von einer der Urmütter der Indianerliteratur, das auch viel vom Alltag der Inuit zeigt. 1971 erschienen und daher ein wenig angestaubt, aber nett zu lesen.

 

Walhalla. Die gesammelte Saga. Band 5
- Die Ballade von Balder
- Die Mauer
- Völvas Visionen

 

Hörspiel/Hörbuch

 

Berit Hempel: Abenteuer & Wissen: Nelson Mandela - Ein Leben für die Freiheit
Gut gemachtes Hörspiel über die Lebensgeschichte eines beeindruckenden Mannes. Ich habe eine Menge gelernt daraus.

 

Ute Welteroth: Abenteuer und Wissen: Wolfgang Amadeus Mozart - Wunderkind und Musikrebell
Ordentlich gemacht, bietet aber keine größeren Überraschungen. Vielleicht, weil ich einfach schon zu viele Mozart-Hörspiele gehört habe. Arbeitet eben die Pflicht-Stationen ab.

 

Kirsten Boie: Heul doch nicht, du lebst ja noch
Die Geschichte spielt im Juni 1945, und jeder, der das Datum liest, weiß natürlich, dass der Krieg damals schon seit einem Monat beendet war. Nur der Junge Jakob weiß das nicht. Jakob ist Jude, genauer gesagt: Halbjude. Durch seinen "arischen" Vater hatten Jakob und seine Mutter einen gewissen Schutz genossen. Doch als der Vater kurz vor Kriegsende stirbt, erhält die Mutter sofort die Aufforderung, sich bereit zu machen, sie werde abgeholt. Sie schärft ihrem Sohn ein, sich sofort zu seinen Großeltern zu begeben. Die haben die jüdische Schwiegertochter und ihren Sohn zwar nie geliebt, aber sie sollen sich nun um den Jungen kümmern.
Doch Jakob verirrt sich in der großen zerbombten Stadt Hamburg. Ein alter Mann versteckt ihn schließlich in einem halbzerstörten Haus und bringt ihm regelmäßig etwas zum Essen. Aber dann bleibt der Alte plötzlich aus. Jakobs Vorräte schwinden. Irgendwann muss er es wagen, die Ruine zu verlassen. Er versucht, Nahrungsmittel zu stehlen. Dann gerät er an eine Kinderbande, die etwas pikiert ist, als er sie mit einem zackigen "Heil Hitler!" begrüßt. Unter dem Namen Friedrich versucht er, bei der Gruppe mitzumischen. Was nicht leicht ist, zumal bei den Kindern Hermann das große Wort führt. Der war überzeugter Nazi und HJ-Führer und hasst alles, was irgendwie nach Jude oder Ausland riecht. Zum Glück ist Friedrich ja ein echter deutscher Junge ...
Es ist eine Geschichte, die unter die Haut geht. Und der Titel ist durchaus Programm für die Härte, mit der einige der Beteiligten auf ihr Leben blicken. Neben Jakob ist auch der widerliche Junge Hermann sehr detailliert und mit einigen tieferen Charakterstrichen gezeichnet. Der schwerbehinderte Vater und die tyrannische Art, wie der beinlose zynische Mann seine Familie schikaniert, haben auch Hermann hart und mitleidslos gemacht. Wenn er Mitleid empfindet, dann einzig und allein mit sich selbst, weil er an diese Familie gebunden ist, seinen Vater ständig aufs Klo tragen muss und keine Chance hat, mit einem Verwandten nach Amerika zu gehen.
Das einzige freundliche Wesen in der Gruppe ist das Mädchen Traute, die Bäckerstochter, die so gern beim Fußball mitmachen möchte und sich schließlich ihren Platz in der Mannschaft mit einem gestohlenen Brot erkauft. Aber was passiert, wenn der Vater nun ausgerechnet die mit im Haus einquartierte Flüchtlingsfamilie des Diebstahls bezichtigt? Traute muss gestehen, so schwer es ihr fällt.
Ein beeindruckendes, spannendes Hörbuch über eine schlimme Zeit, das zeigt, dass nach dem Krieg eben nicht alles vorbei war mit Hass und Gewalt.

 

Weitere Jahresrückblicke
Teil II: April bis Juni 2022
Teil III: Juli bis Oktober 2022
Teil IV: November 2022
Teil V: Dezember 2022

 

© Petra Hartmann




Foto

Tanja Mikschi: Als der Mond zu sprechen begann

Geschrieben von Petra , in Indianer 27 Dezember 2022 · 521 Aufrufe
Indianer, Tanja Mikschi und 1 weitere...

"Als der Mond zu sprechen begann" ist der zweite Indianer-Roman von Tanja Mikschi. Er spielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, hauptsächlich in einer Reservation der Ojibwe, und ist eine Fortsetzung des Romans "Auf den Pfaden des Luchses", den die Autorin im Jahr 2015 veröffentlicht hat.

 

Zur Vorgeschichte: Der Held des Romans ist der junge Ma'tscheschke, dessen Geburt und wundersame Rettung im Vorgänger-Band erzählt wurde. Er ist der Sohn von Bizhiu, dessen Eltern ein weißer Trapper und eine Ojibwe-Indianerin waren. Bizhiu war als "Halbblut" unter Weißen aufgewachsen, hatte sich in eine weiße Altersgenossin verliebt und war, da eine solche Beziehung im Dorf seines weißen Vaters undenkbar und lebensgefährlich gewesen wäre, mit seiner Geliebten durchgebrannt. Nach vielen Irrungen und Wirrungen waren sie bei den Cheyenne heimisch geworden. Doch am Ende überlebten nur Bizhiu und Ma'tscheschke, der sich mit seinem Vater auf der Jagd befand, als das furchtbare Sand-Creek-Massaker über die Cheyenne hereinbrach, eines der schlimmsten Verbrechen der US-Armee gegen die Indianer. Bizhiu vertraut schließlich seinen Sohn seinem Jugendfreund David an, der bis dahin Soldat war, nun aber wegen des Massakers desertierte. Bizhiu selbst schließt sich einer Gruppe von Kriegern an, um die Armee zu bekämpfen.

 

Rückkehr mit dem "Sohn einer wunderschönen Mexikanerin"

 

"Als der Mond zu sprechen begann" ist die Geschichte Ma'tscheschkes und zum Teil Davids. Beide kehren zunächst zurück in das Dorf, in dem Bizhiu und David aufgewachsen waren. David gibt den Jungen für seinen eigenen Sohn aus und erzählt, seine Mutter sei eine wunderschöne Mexikanerin gewesen. So erklärt er den etwas dunkleren Teint des Kindes. Aber David war nie ein großer Geschichtenerzähler, und so hat er nach seiner Heimkehr nicht viel über die fiktive Mexikanerin ausgedacht, seine Erzählungen bleiben dünn. Er selbst war ziemlich lange fort und erkennt das inzwischen zur Stadt angewachsene Dorf kaum noch. Mehr noch: Der ehemalige Kramladen seiner Eltern ist inzwischen ein Riesenbetrieb geworden, den seine Geschwister und sein Schwager führen. Und dank des Testaments seiner Mutter gehört David ein Drittel des Unternehmens, sehr zum Missfallen des Schwagers, der den zerlumpten Kerl aus dem Westen am liebsten abservieren will. Die beiden Neuankömmlinge werden erstmal gewaschen und in Anzüge gesteckt, und für den angeblichen Sohn Davids wird ein Hauslehrer eingestellt. Allerdings währt diese Episode nicht lange, bald wird der Deserteur David von seiner Vergangenheit eingeholt, er wird durch einen Hinweis seines Schwagers enttarnt und muss untertauchen.

 

Die Ojibwe-Reservation im nutzlosen Sumpfland

 

Zusammen mit Ma'tscheschke bricht er ins Land der Ojibwe auf, um Bizhius Sohn zu seinen indianischen Großeltern zu bringen. Doch es sind nicht mehr die starken, frei lebenden Ojibwe, die David an der Seite seines Freundes Bizhiu kennen gelernt hatte. Der Stamm ist aufgerieben, die Clans und Familien wurden in eine Reservation im für die Weißen nutzlosen Sumpfland verbracht, Hunger und Elend herrschen vor, und die den Ojibwe vertraglich zustehenden Lieferungen von Nahrungsmitteln sind meist von minderer Qualität, oft werden große Teile davon unterschlagen, und was ankommt, reicht kaum zum Leben. Und doch wird Ma'tscheschke glücklich in den Reihen seiner Familie, glücklicher als in Davids Dorf. Er lernt schnell die Lebensweise des Stammes kennen, wird zum erfolgreichen Jäger, hilft mit dabei, Traditionen aufrecht zu erhalten, erfährt viel über alte Sagen, Mythen und die Heilkraft der Natur, hat Visionen.

 

Aufgerieben von Hunger und Krankheiten - aber besser dran als die Cheyenne

 

An der Seite Ma'tscheschkes, der als Ojibwe zunächst Odayi - er hat ein Pferd - genannt wird und später den Namen Amik - Biber - erhält, erlebt der Leser den Niedergang eines einst mächtigen Volks. Hunger und Elend, der Niedergang des sozialen Lebens und der Verlust alten Wissens sind überall schmerzlich zu spüren. Zu Hunger und Krankheiten gesellt sich der Alkohol. Und der Druck, den die Weißen ausüben, wird immer schlimmer. Da ist es wenig tröstlich, wenn David, der sich frei bewegen kann und aus der Außenwelt berichtet, immer wieder schlimme Nachrichten über andere Indianerstämme, etwa die Cheyenne, mitbringt und erzählt, den Ojibwe gehe es noch verhältnismäßig gut.

 

Christentum und Zwangsbeschulung

 

Manchmal unfreiwillig komisch kommt ein Missionar daher, den die Ojibwe auf den Namen "Stöckchen" getauft haben, weil er ihnen immer zwei gekreuzte Stöckchen vorhält. Stöckchen setzt alles daran, die "Wilden" zu zivilisieren. Wer sich ihm anschließt und seine Kinder in die Schule und später in die Lehre schickt, hat den einen oder anderen kleinen Vorteil, etwa ein bisschen mehr zu esen. Ein weiterer Keil in der Gemeinschaft der Ojibwe. Dann werden Leute für eine indianische Polizeitruppe gesucht, und der Organisator weiß schon aus anderen Reservationen, dass man dazu am besten rangniedere Männchen auswählt und sie mit Macht ausstattet, die seien am loyalsten. Als auch noch Amiks Tochter entführt und in eine Internatsschule gesteckt wird, ist Amik dem Zusammenbruch nahe.

 

Vom Sand-Creek-Massaker zur neuen Familie

 

Der Roman hat nicht einen einzelnen durchgehenden Handlungsbogen, sondern setzt sich zusammen aus mehreren Etappen des Niedergangs der Ojibwe. Es ist eben die Lebensgeschichte eines Jungen, der das Sand-Creek-Massaker überlebte und nun bei den Ojibwe erwachsen wird, zum Mann reift und eine Familie gründet. Insofern könnte das Buch noch endlos so weiter gehen, findet aber dann doch in der Entführung und Zwangsbeschulung von Amiks Tochter einen dramatischen Höhepunkt und zeigt sehr eindringlich, wie grausam das damalige Schulsystem zur Umerziehung der Indianer war. Auch wenn David auch hier recht behält mit seiner Feststellung, dass es den Ojibwe noch relativ gut erging, viel besser jedenfalls als den Kindern der Cheyenne.

 

Gut recherchiert - authentisch erzählt

 

Wie bereits im ersten Teil zeigt Tanja Mikschi, dass sie sich sehr gut in der Welt ihrer Helden auskennt. Sie hat die Lebensweise der Ojibwe nicht nur gut recherchiert, sondern schafft es auch, dieses Wissen authentisch und unaufdringlich zu einer spannenden Geschichte werden zu lassen. So ist "Als der Mond zu sprechen begann" ein fesselndes Buch geworden, das den Leser in die Welt und Zeit der alten Ojibwe entführt und ihn nicht wieder loslässt, bis die letzte Seite erreicht ist. Und es bleibt zu hoffen, dass dies nicht der letzte Roman über Bizhius und Amiks Familie ist. Ein neues Zuckerlager im Sommer steht bevor, und vielleicht erfährt man etwas Neues über einen neuen Typ Indianerschule ...?

 

Fazit: Gut recherchierter und spannend erzählter historischer Roman aus der Welt der Ojibwe. Lesenswert und mit Potenzial für einen dritten Band.

 

Tanja Mikschi: Als der Mond zu sprechen begann. Rückkehr zu den Ojibwe. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2020. 511 S., Euro 16,90.

 

Weiteres Buch von Tanja Mikschi
Auf den Pfaden des Luchses

 

© Petra Hartmann




Foto

Katja Etzkorn: Tlingit Moon

Geschrieben von Petra , in Indianer 26 Dezember 2022 · 736 Aufrufe
Indianer, Katja Etzkorn, Tlingit und 1 weitere...

"Tlingit Moon" von Katja Etzkorn ist ein moderner Indianer-Roman, ein Öko-Krimi und zugleich eine Liebesgeschichte über zwei Menschen, die aus unterschiedlichen Welten stammen. Sachkundig und packend erzählt die Autorin von einer jungen Naturwissenschaftlerin und einem Angehörigen des Tlingit-Volks in Alaska, das vor allem durch seine eindrucksvollen Totempfähle berühmt wurde.
Josephine - genannt Joe - und Gooch sind zwei Helden, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Sie: Tochter eines stinkreichen Anwalts und einer extrem statusbewussten Mutter, Absolventin eines Elite-Colleges und in ständigem Widerspruch zum High-Society-Gehabe ihrer Eltern, die nun zum Entsetzen ihrer Mutter bei einem "No-Name-Institut" in Alaska für ihre Doktorarbeit die Gletscher und ihre Veränderungen erforschen will. Er: Ein Pilot und durchtrainierter Sportler, der sich für unwiderstehlich hält und alles poppt, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Allerdings verläuft das erste Zusammentreffen der beiden nicht gerade typisch für einen Baggerversuch Goochs. Als er einen neuen Doktoranden namens Joe abholen und zum Institut fliegen soll, erwartet er aufgrund des Vornamens einen Mann und erscheint extrem leger, um nicht zu sagen: unvorteilhaft, gekleidet. Und an Joe, die als Tochter aus stinkreichem Hause schon ganz andere Bewerber abblitzen ließ, scheitern alle seine Anmachsprüche. Schlimmer noch: Die neue Doktorandin kontert alle seine Aufreiß-Versuche mit trockenem Humor und spitzer Zunge, sodass er vor dem Team ziemlich lächerlich dasteht.

 

Ungenießbar vor dem ersten Kaffee

 

Erst nach und nach stellen beide fest, dass sie sich in ihrem Gegenüber geirrt haben. Die zierliche Joe mit den stets zu großen Pullovern und der chronisch miesen Laune vor dem ersten Liter Kaffee am Morgen, ist keine zickige Schickimicki-Tusse, die das Handtuch wirft, sobald die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken. Sie arbeitet hart und unaufhaltbar auf dem Gletscher und geht bis an ihre körperlichen Grenzen und darüber hinaus, wenn es um die Probenentnahme geht. Und Gooch offenbart nach und nach seine andere Seite, die des traditionellen Tlingit, der Mitglied einer Bootsbesatzung bei den traditionellen Festen seines Stammes ist und an einem eigenen Totempfahl schnitzt, der die Geschichte seiner Familie und seines Clans, aber auch seinen eigenen Weg und seine große Liebe darstellen wird.

 

Unternehmen verklappt Gift in Alaska

 

Spätestens als Joe durch ihre Proben einem großen Umweltskandal auf die Spur kommt und die beiden sich aus "ermittlungstaktischen Gründen" als Liebespaar ausgeben, beginnt es zwischen dem Tlingit und der Anwaltstochter heftig zu funken. Aber die Firma, die in Joes Forschungsrevier ihre hochgiftigen Stoffe verklappt, ist nicht der richtige Mitspieler in einer rosaroten Liebesgeschichte. Was Joe und Gooch herausfinden, wird für die beiden lebensgefährlich.
Katja Etzkorn hat zwei sehr starke, facettenreiche Charaktere geschaffen, deren Auseinandersetzungen und Zusammenwachsen zu verfolgen ein besonderes Leseerlebnis bietet. Vor allem Joes Frotzeleien, ihre Morgenmuffeligkeit und ihre fast an Drogensucht herankommende Abhängigkeit von C8H10N4O2 machen einfach Spaß - und der Leser hat nebenbei auch noch die chemische Formel für Coffein gelernt.

 

Mit traditionellem Boot zum Stammesfest

 

Ebenfalls lehrreich und dabei zugleich lebendig und authentisch herübergebracht lässt die Autorin die Welt der alten Tlingit neben die Welt der Forscher treten. Traditionen und alte Mythen sind für Gooch wesentlich mehr als Folklore und Touristen-Bespaßung. Wenn er sich als Holzschnitzer betätigt, wenn er von den Mythen seines Volkes erzählt und im traditionellen Boot seines Clans zum Stammesfest paddelt, ist alles hohle Machogehabe verschwunden, und Gooch wird zu einem nachdenklichen, ernsthaften Mann und stolzen Erbe seiner Vorfahren.
Darüber hinaus versteht es Katja Etzkorn, spannend und mitreißend zu schreiben und schafft es, die innere Spannung der Charakterentwicklung und die äußere Spannung der Krimi-Handlung und des sich anbahnenden Umweltskandals geschickt ineinander zu verweben. So wurde "Tlingit Moon" zu einem echten Page-Turner, den man beim Lesen nicht so leicht wieder aus der Hand legen kann.

 

Fazit: Faszinierende und liebenswerte Charaktere, freche Sprüche und eine Liebesbeziehung zwischen zwei Welten. Spannend und flüssig geschriebener Roman über ein nordamerikanisches Indianervolk, seine Kunst und seine Mythen - und den Kampf um die Erhaltung seiner Umwelt. Empfehlenswert.

 

Katja Etzkorn: Tlingit Moon. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2020. 512 S., Euro 16,90.

 

Weiterer Roman von Katja Etzkorn:
Pine Ridge statt Pinacolada

 

© Petra Hartmann




Foto

Ida Spix: Die zerbrochenen Flöten

Geschrieben von Petra , in Indianer 25 Dezember 2022 · 560 Aufrufe
Indianer, Azteken, Ida Spix und 1 weitere...

Am Hof des Aztekenherrschers Montezuma spielt der Roman "Die zerbrochenen Flöten" von Ida Spix. Die Autorin schildert die Begegnung von Azteken und Spaniern und den Untergang des Aztekenreichs. Dabei ist ihr Leitfaden das Schicksal des jungen Kriegers Jadefisch, der als Gefangener den Göttern geopfert werden soll - und sich zu seiner Überraschung plötzlich selbst in der Rolle eines Gottes wiederfindet.
Jadefisch ist der Sohn des Herrschers Nachtjaguar aus Cholollan, einem Nachbarreich der Azteken. Als Krieger der "Blumenkriege", die die Völker in der Gegend untereinander führten, um Opfer für ihre Götter zu gewinnen, war er gefangen worden. Nun ist er einer der jungen Männer, die im Musikunterricht von Eins-Affe das Flötenspiel erlernen. Der beste Flötenspieler wird traditionell auserkoren als lebendes Abbild des Gottes Tezcatlipoca, "Rauchender Spiegel". Ein Jahr lang soll er als Ixiptla, "Abbild", den Gott verkörpern, bevor er feierlich geopfert wird und ein neues Abbild des Gottes gewählt wird.

 

Der beste und zugleich der schlechteste Flötenspieler

 

Jadefisch ist ein ganz besonderer Flötenspieler. Seine Lieder haben ebenjenen Zauber, der selbst den alten Musiklehrer fliegen und in höhere Sphären davongleiten lässt. Aber Jadefisch ist zugleich auch der schlechteste aller Flötenspieler, denn auf dem Höhepunkt seiner Lieder verirrt er sich immer wieder, falsche Töne zerreißen die Melodie, der Zauber zerbricht, der Hörer stürzt ab. Schlimmer noch: Er verspielt sich ausgerechnet an dem Tag auf besonders grausame Weise, als der Herrscher Montezuma - beziehungsweise Motecuzoma, denn die Autorin Ida Spix benutzt die aztekische Namensform - die Musikklasse besucht. Ja, es passiert sogar das denkbar Allerschlimmste: Während alle anderen den Blick demütig senken, schaut Jadefisch, selbst ja Spross eines Herrschergeschlechts, dem Herrn über Leben und Tod dreist ins Angesicht. Todsünde! Doch der schlimmste denkbare Frevel hat eine völlig unerwartete Folge. So dreist kann niemand dem Azteken-Herrscher begegnen, kommt es Motecuzoma in den Sinn, es sei denn, er ist selbst ein Gott. Allem Anschein nach hat der gewaltige "Rauchende Spiegel" sein Abbild für dieses Jahr bereits selbst gewählt und gezeichnet.
So wird Jadefisch zum neuen Ixiptla erklärt, wird in die Palasträume des Gottes geführt, gepflegt, gewaschen, gesalbt und mit den Kleidern und Insignien seiner Gotteswürde ausgestattet. Fortan kann er sich in der Stadt relativ frei bewegen, spielt Flöte, spricht mit Angehörigen aller Schichten, spendet Trost, gibt Weisheiten von sich und führt ein relativ angenehmes Leben. Wenn nicht das Damoklesschwert des bevorstehenden Opfertodes über ihm schweben würde.

 

Gottesabbild mit Narrenfreiheit

 

Ida Spix hat mit Jadefisch eine sehr interessante Figur geschaffen, durch dessen Augen der Leser das Aztekenreich und den Hof Motecuzomas sehr gut kennen lernen kann. Als Außenseiter und Fremder einerseits, als Jokerfigur und mit einer gewissen Narrenfreiheit ausgestattet andererseits, drittens schließlich als Vertrauter und Gesprächspartner des Herrschers hat der Ixiptla Zugang zu allen Bewohnern der Stadt und erhält die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu blicken und die politischen Entscheidungen zu erfahren und mitzugestalten.

 

Intrigen am Aztekenhof

 

Zugleich steht Jadefisch im Zentrum mehrerer Intrigen am Aztekenhof und zwischen den Staaten. Denn Motecuzoma würde gern Jadefischs Vater Nachtjaguar als Verbündeten gewinnen und bietet ihm dafür das Leben seines Sohnes an. Ein Deal, den die Priesterschaft natürlich nicht zugeben kann, denn wie könnte man den Gott Rauchender Spiegel um das ihm zustehende Opfer betrügen wollen? Und so soll Jadefisch der Fallstrick werden, der den Aztekenherrscher stürzen lässt. Dass nun auch noch seltsame Fremde, vielleicht Götter, auftauchen und schier unbesiegbare Waffen mitgebracht haben, beschleunigt den Weg in die Katastrophe noch. Und dass sich Jadefisch auch noch in Motecuzomas Tochter verliebt, die längst einem anderen Bündnispartner als Frau versprochen ist, macht die Position des Ixiptla vollends lebensgefährlich.
Ida Spix kennt sich nicht nur mit Kultur und Geschichte des Aztekenreichs aus, sie versteht es auch, spannend zu erzählen, und nimmt den Leser mit in eine untergegangene Welt. So wurde "Die zerbrochenen Flöten" zu einem lehrreichen und fesselnden Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann, bis die letzte Seite erreicht ist.
Dass am Ende Cortes über Motecuzoma triumphiert, weiß man aus der Geschichte. Doch wie das Schicksal des lebenden Abbildes von "Rauchender Spiegel" und seiner Geliebten Maisblüte ausging - - - bitte selber lesen.

 

Fazit: Spannender und lehrreicher Roman über das Ende des Aztekenreichs, geschrieben von einer Autorin, die sich auskennt. Empfehlenswert. Und bitte mehr davon.

 

Ida Spix: Die zerbrochenen Flöten. Jadefisch und Motecuzoma. Hohenthann: TraumFänger Verlag, 2021. 393 S., Euro 16,90.

 

© Petra Hartmann




Foto

Weihnachtsmärchen: Santa der Prokrastinator

Geschrieben von Petra , in Weihnachten 24 Dezember 2022 · 680 Aufrufe
Weihnachten

Und wieder ist ein Jahr herum, und Weihnachten kommt immer wieder total plötzlich. Ich hoffe, es geht euch gut, und ihr könnt euch jetzt entspannt zurücklehnen und gemütlich mit euren Lieben feiern. Bei mir ging es in der letzten Woche vor Heiligabend ziemlich hektisch zur Sache, und der Titel des Weihnachtsmärchens ist durchaus auch selbstkritisch zu verstehen. Vielleicht sollte man einfach mal Ostern schon anfangen mit den Weihnachtsvorbereitungen. Wie auch immer: Ich wünsche euch ein frohes Fest, einen guten Rutsch und alles Gute für das neue Jahr. Und nun viel Spaß mit der Chaostruppe vom Nordpol. Hoho-hoho!

 

 

Santa der Prokrastinator

 

„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.“
„Schnauze.“
Der Weihnachtsmann schlug mit der Faust auf seinen sprechenden Wecker und drehte sich auf die andere Seite. Aber schon nach einer Viertelstunde quäkte der Wecker wieder los:
„Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.“
„Ich gehe jede Wette ein, dass das noch nicht wieder stehen kann“, grummelte der Weihnachtsmann. Sein Kopf fühlte sich doppelt so dick an wie sonst, und für einen Augenblick glaubte er, rosa Rentiere um sein Bett herumlaufen zu sehen. Der Männerabend mit Jesus und Knecht Ruprecht war definitiv keine gute Idee gewesen. Zum Osterhasen nochmal, warum hörte dieser vermaledeite Wecker nicht auf zu quatschen?
„Und wenn das fünfte Lichtlein brennt,
dann hast du Weihnachten verpennt“, sagte die freche Stimme. „Na, bist du endlich wach?“
Mit glasigen Augen stierte der Weihnachtsmann ihn an. Der Kopfschmerz war mörderisch. Zum Glück hatte Lucia, die fürsorgliche Weihnachtselfe, ihm eine Packung Kopfschmerztabletten auf den Nachttisch gelegt. Der Weihnachtsmann warf vier Pillen ein und spülte sie mit einem Becher Glühwein runter.
„Guten Morgen, Santa“, klang da auch schon Lucias glockenhelle Stimme durch den Raum. „Ich hoffe, dir geht es gut. Schließlich ist morgen dein großer Einsatz.“
„Morgen schon?“
„Ja, komisch, nicht? Weihnachten kommt immer so plötzlich“, kicherte sie. „Sei so gut, und unterzeichne das hier, da sind gerade noch 4000 Geschenke per Expresszustellung gekommen. Vermutlich, weil wieder jemand viel zu spät bestellt hat ...“
Mürrisch unterzeichnete er die Empfangsbestätigung. „Ist doch noch rechtzeitig“, knurrte er. „Just in time, so macht man das in einem modernen Unternehmen.“
„Modern? Püh. Wenn du wach bist, komm rüber ins Büro, da sind noch mindestens drei Säcke Weihnachtspost abzuarbeiten.“
„Sklaventreiberin.“

 

Als der Weihnachtsmann sich wenig später ins Büro schleppte, musste er über vier Riesensäcke voller Weihnachtswunschzettel steigen. Sein Gang war noch immer etwas unsicher, und in seinem Hinterkopf spielten gerade zwei Death-Metal-Bands gegeneinander „Last Christmas“ und „In der Weihnachtsbäckerei“. Heiliger Pfingstochse! Man sollte alle Weihnachtsliederkomponisten lebenslänglich ins Verlies Navidad werfen.
„Moin, Santa“, grüßte Karhu der Eisbär. „Hast du die Wünsche aus Australien schon bearbeitet? Ich würde dann die Pakete einladen.“
„Jetzt lass mich doch erstmal reinkommen.“ Der Weihnachtsmann griff sich stöhnend an den Kopf. Dann arbeitete er sich zum Schreibtisch vor und fuhr seinen Computer hoch.
„Santa, was macht die Ladung für Südafrika?“ Rudolf das Rentier steckte seine rote Nase zur Tür herein und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du wolltest die Lieferscheine schon vorgestern fertig machen.“
„Nun hetzt mich doch nicht so. Ich bin ein schwer kranker Mann. Aua.“
„Ja. Prokrastination heißt deine Krankheit. Aufschieberitis.“
„Ich fang ja schon an.“
Santa hatte inzwischen sein Email-Postfach geöffnet. Kaspar, Melchior und Balthasar hatten ihm eine animierte Glückwunsch-Postkarte geschickt, auf der ein Rentierschlitten in Neonfarben blinkte. Von der Hexe Befana kam ein Gif mit drei Schafen an der Krippe, die ihn mit zu Herzen gehendem Gesichtsausdruck anschauten, und in einer Sprechblase war zu lesen: „Ohne dich ist alles doof.“ Das St. Bethlehem Palace Hotel bot ihm einen exklusiven Urlaub zwischen den Jahren zu Sonderkonditionen für Stammkunden an. Und er hatte Eintrittskarten für das Wham!-Revival-Konzert auf Wolke 7 gewonnen.
„Watt is‘ nu‘? Krieg ich die Papiere für Australien?“
„Und ich für Südafrika?“
„Ja doch. Nur noch schnell Facebook checken, dann lege ich los. Wow, 2314 Freundschaftsanfragen. Oh, da ist ein Prinz, der mir sein Vermögen vererben will ...“
Rudolf und Karhu sahen sich an. „Santa, der Prokrastinator“, murmelte das Rentier.
„Das habe ich gehört.“
Das Telefon klingelte. „Hoho-hoho?“, meldete sich der Weihnachtsmann.
„Hallo, Herr Klaus, hier ist der Sender freies Grönland. Wir haben eine Anfrage von einer Schulklasse erhalten. Die Kinder würden gern wissen, woher Sie all‘ die vielen Geschenke bekommen. Kaufen Sie die alle selbst?“
„Hoho, nein, das wollte ich mal. Aber wissen Sie was? Damals bei meinem ersten Weihnachtseinsatz, da stand ich vor dem Spielwarenladen, und eine Stimme sagte zu mir: ‚Santa, klau ’s!‘ Und da ...“
Der Hörer wurde ihm aus der Hand gerissen. Lucia stand neben ihm und pfiff durchdringend in die Sprechmuschel. „Hallo? Sind Sie noch dran? Wir hatten offenbar gerade eine Störung. Sagen Sie den Kindern bitte, dass der Weihnachtsmann selbstverständlich alle Geschenke für sie persönlich auswählt und bezahlt. Nein, der Preis spielt ü-ber-haupt keine Rolle, er hat schließlich Geld wie Santa Meer.“
Sie legte auf und funkelte den Weihnachtsmann wütend an. „Die PR mache ich. Interviews grundsätzlich nur für Printmedien, und alles läuft über meinen Schreibtisch. Wenn ich eben beim Abwasch nicht zufällig das Klingeln gehört hätte, das hätte einen riesigen Shitstorm kurz vor Weihnachten gegeben ...“
„Ach, du wäscht gerade ab? Komm, lass mich das machen, du kriegst sonst Spülhände.“
„Fang endlich an zu arbeiten.“

 

Gegen Mittag hatte der Weihnachtsmann alles für seinen vorläufigen Jahresabschluss erledigt. Am frühen Abend waren auch die Steuerunterlagen sortiert, es fehlten nur noch ein paar Bescheinigungen über Spenden und Beiträge für Vereinsmitgliedschaften. Nach dem Abendessen gewann er 17-mal beim Solitärspiel, zwölfmal verlor er, und einmal hängte sich sein Rechner auf, weil die neue Facebook-Version mit den veralteten Leitungen am Nordpol nur bedingt harmonierte.
Gegen Mitternacht schließlich hatte der sprechende Wecker die Zeiger voll. Er hopste auf den Schreibtisch und quäkte so lange sein „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“, bis der Weihnachtsmann endlich zur Kaffeemaschine ging und sich einen extra starken Muntermacher aufbrühte: zwei Drittel Kaffeepulver, ein Drittel heißes Wasser und drei Esslöffel voll Zucker als Energiespender.
„Am Abend wird der Faule fleißig“, brummte Karhu.
„Seid nicht so garstig, ihm ging es nicht gut heute Morgen“, meinte Lucia versöhnlich.
„Ach, wer saufen kann, kann auch arbeiten“, schnarrte Rudolf böse.
„Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt“, quäkte der Wecker. Dann schliefen alle vier ein, und nur Santa arbeitete einsam und unverdrossen die letzten vier Wunschzettel-Säcke ab.
*
„Advent, Advent, ein Lichtlein ...“
„Schnauze.“
Santa hob den Kopf und starrte aus blutunterlaufenen Augen auf den Computerbildschirm. Er hatte kaum eine halbe Stunde geschlafen, und die Tastatur hatte ein hässliches Karomuster in sein Gesicht gestanzt. Aber auf dem Bildschirm war zu lesen: „Auftrag ausgeführt.“ Perfekt. Die letzten Geschenke hatte er auf seine Paketstationen in 27 verschiedenen Ländern liefern lassen, und die Eingangsbestätigungen waren alle angekommen. Nun noch ein extrastarker Kaffee, dann konnte es losgehen.
Draußen war es stockfinster. Nur die Glöckchen der acht Rentiere und Rudolfs rote Nase leuchteten durch die Polarnacht. Karhu trieb die Arbeitseisbären zur Eile an, als sie die letzten 10.000 Geschenke verluden. Sie waren gut zwei Stunden später dran als sonst, doch endlich war der Schlitten startklar. Der Weihnachtsmann rieb sich zufrieden die Hände. „Just in time, wie in einem modernen Unternehmen nicht anders zu erwarten. Alles in Ordnung, Rudi, alter Schattenparker?“
Das Leitrentier wiegte bedächtig sein Geweih. „Wie man’s nimmt. Über dem Atlantik tobt ein ziemlich heftiger Weststurm. Das wird ein Orkan, Santa. Stärke elf bis zwölf, in Böen 13 ist angesagt. Schätze, Amerika können wir heute vergessen.“
„Dir fehlt wohl ‘ne Glühbirne in der Nase, du Kreiselaußenfahrer“, empörte sich der Weihnachtsmann. „Ausgerechnet Amerika nicht beliefern, wo kämen wir denn da hin? Hast du unsere Werbeverträge mit Coca Cola vergessen?“
„Dann fliegt doch anders rum“, meinte die praktisch denkende Lucia. „Columbus ist auch in Richtung Indien gefahren, als er nach Amerika wollte. Die Erde ist schließlich eine Kugel.“
Santa hüstelte. „Das ist völliger Blödsinn. Aber ... es könnte klappen. Habt ihr gehört, ihr Rentiere? Wir fliegen diesmal ostwärts.“
„Und beeilt euch, wir sind schon wieder viel zu spät dran“, mahnte Lucia. Santa, Lucia und Karhu stiegen in den Schlitten. „Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier“, quäkte der Wecker und hopste hinter ihnen her. Dann starteten die Rentiere durch, und mit Sturmgebraus, Glöckchenklang und Überschall-Knallen jagte der Schlitten in den schwarzen Himmel der Polarnacht.

 

*

 

„Terve, Joulupukki, hyvää joulua“, riefen die finnischen Kinder, als der Weihnachtsmann bei ihnen landete.
Die russischen Kinder freuten sich über den Besuch von „Deduschka morosch – Väterchen Frost“. Aber den Vätern sagte er: „Richtet eurem Chef aus, er kriegt nichts von mir. Ich schicke den Knecht Ruprecht vorbei.“
Knapp 200 Länder hatte Lucia auf ihrem Tourenplan. An jeder Station mahnte sie: „Und halte dich nicht auf, Santa. Wir sind spät dran.“
Und der Wecker plärrte: „Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt ...“
„Hoho-hoho“, lachte Santa. „Wir liegen gut in der Zeit, just in time, wie wir im Weihnachtsgeschäft sagen.“
Europa hatte Lucia gegen Mittag komplett abgehakt. Dann ging es ostwärts, nach Asien. Sie flogen über Länder und Flüsse. Hohe Berge türmten sich auf und zwangen die Rentiere, weiter aufzusteigen.
„Schaut mal, da unten liegt schon Indien“, freute sich Santa. „Ob ich wohl meinen alten Kumpel Buddha besuchen kann?“
„Dann hast du Weihnachten verpennt“, quäkte der Wecker.
Und er hatte gar nicht so unrecht. Denn es war schon Nachmittag, und sie hatten noch nicht einmal die Hälfte der Erdkugel umrundet.
„Weihnachtsmann, wir müssten dann auch mal ...“, sagte Rudolf.
„Wie? Ihr wollt jetzt eine Pause machen?“
„Ich muss dich ja wohl nicht an die Arbeitnehmerrechte der Schlittenrentiere erinnern, oder? Laut Arktisflächentarifvertrag steht uns alle 7,5 Kilometer eine Pipipause zu. Da sind wir schon weit drüber.“
„Seit du in der Gewerkschaft bist, bist du unausstehlich“, knurrte der Weihnachtsmann. „Also gut, aber nur fünf Minuten.“
Der Wecker tickte nervös, als der Schlitten aufsetzte. „Advent, Advent, ein Lichtlein ...“
„Wissen wir“, brummte Karhu.
Der große Zeiger war schon bedrohlich weit vorgerückt.
Doch die Pause tat den Rentieren gut. Mit frischen Kräften hoben sie zu einem neuen Überschallflug an. Unter ihnen glitten Berge und Täler dahin. Es wurde kälter. „Hoho“, lachte der Weihnachtsmann. „Ich rieche Weihnachtsschnee.“
„Ja, ich auch“, sagte Rudolf. „Aber lustig wird das nicht. Schaut mal nach vorn.“
Eine graue Wolkenbank hatte sich am östlichen Horizont zusammengeballt. Eisiger Wind fauchte den Rentieren entgegen. Santa und Lucia drückten sich eng an Karhu und versuchten, sich an seinem Pelz zu wärmen. Da, die erste Schneeflocke.
„Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier“, plärrte der Wecker.
„Schnauze!“, brüllte Rudolf.
Dann brach der Sturm los. Schnee, Eis und Hagel stürzten auf sie nieder, Sturmfäuste packten den Schlitten und schüttelten ihn wie einen Würfelbecher. Santa, Lucia und Karhu hielten sich verzweifelt fest, und wenn Lucia nicht rechtzeitig zugegriffen hätte, wäre der Wecker über Bord gegangen. Die Rentiere kämpften einen verzweifelten Kampf gegen die Naturgewalten. Dichter und dichter stürzten die Flocken auf sie ein, und obwohl Rudolf seinen stärksten Rotlichtstrahler einsetzte, konnte er keine Hufbreite weit sehen.
„Rumms!“
Der Aufprall war so hart, dass der Schlitten beinahe zerbrach. Das Holz ächzte, Geschenke purzelten aus dem Laderaum, der Schlitten stöhnte. Schneemassen stürzten auf sie ein. Bald war der Schlitten vollständig zugeweht. „Und wenn das fünfte Lichtlein brennt“, quäkte der Wecker. Aber Sturm und Schnee tobten so laut, dass ihn niemand mehr hörte.
Stundenlang wütete der Sturm. Santa und seine Mannschaft saßen eng aneinander gekuschelt im Schlitten und zitterten vor Kälte . Doch endlich wurde es leiser um sie herum. Und noch leiser. Das Tosen und Brausen legte sich. Vorsichtig hob der Weihnachtsmann den Kopf. Doch es hatte sich eine meterdicke Schneedecke über sie gelegt.
„Hilfe! Hiiilfe!“, schrien die Verschütteten. Aber sie hatten wenig Hoffnung, dass jemand sie hörte.
„Noch drei Stunden bis Mitternacht“, seufzte Lucia beim Blick auf den Wecker. „Und wir haben noch nicht einmal Asien komplett geschafft. Von Amerika ganz zu schweigen ...“
Der Weihnachtsmann schluckte. Dass am 24. Dezember nur die Hälfte der Geschenke ausgeliefert wurde, das hatte es noch nie gegeben. Die armen Kinder.
Doch plötzlich hörten sie schleifende Geräusche über sich. Die Schneedecke wurde leichter. Santa hob den Kopf. Er konnte wieder sehen. Ein kleiner Sherpa mit einem großen Schneeschieber räumte den Schnee weg. „Ich habe ja schon viele seltsame Touristen hier oben auf dem Mount Everest getroffen, aber eure Landung war echt rekordverdächtig. Gestatten: Ich heiße Tenzing, und ich habe da drüben einen kleinen Andenkenladen. Falls ihr euren Familien eine Postkarte schicken wollt, ich habe auch Briefmarken ...“
„Bedaure, wir sind in Eile“, sagte der Weihnachtsmann. „Hüa, Rudi, trab an.“
Aber so sehr sich die Rentiere auch ins Geschirr warfen – der Schlitten saß fest.
„Wartet, ich hole meinen Yak, der ist kräftig.“
Der kleine Mann lehnte den Schneeschieber gegen den Schlitten und verschwand in der Nacht. Wenig später kehrte er zurück und zog eine zottige Kuh hinter sich her.
„Was soll dieser Grunzochse in meinem Gespann?“, rief Rudolf entsetzt. „Ich protestiere aufs Schärfste. Vermutlich hat das Rindviech nicht mal den Schlittengrundschein.“
Rudolf wurde jedoch schnell überstimmt. Der Yak wurde zwischen die acht Rentiere gespannt. „Hoo-Ruck! Hoo-Ruck!“, kommandierte der Weihnachtsmann. Aber der Schlitten saß unverrückbar fest im Schnee und rührte sich nicht von der Stelle.
„Eine Möglichkeit gibt es noch. Meine Kumpel sind ziemlich kräftig. Sie sitzen um diese Zeit immer im ‚Everest Inn‘, gleich da drüben. Wartet hier auf mich, geht nicht weg.“
„Wohin denn auch?“, fragte Santa. Er holte sich eine Cola aus dem Handschuhfach, verglich wehmütig den weißen Schriftzug auf rotem Grund mit den Farben seines Mantels und seufzte schwer. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, nicht so lange Solitär zu spielen, dachte er.
Inzwischen hatte der kleine Mann die Gipfelkneipe erreicht.
„Tür zu, es zieht“, schimpften die Yetis, als ein eisiger Windstoß durch den Gastraum fauchte. Sie hockten am Stammtisch und schlürften Gletscherwasser on the Rocks. „Mensch, Tenzing, alte Kletterziege, was ist denn mit dir los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“
„Leute, ihr müsst mir unbedingt helfen. Der Weihnachtsmann ist dort oben am Gipfel mit seinem Schlitten verunglückt.“
Die Schneemenschen stießen ein wieherndes Gelächter aus. „Guter Witz, Alter, echt irre komisch. Fast so lustig wie damals, als du behauptet hast, du hättest Reinhold Messner gesehen.“
„Reinhold Messner ist kein Witz. Es gibt ihn wirklich.“
„Schon klar.“
Es dauerte lange, bis sich einer der Yetis überreden ließ mitzukommen. Der zottige Riese stand wie vom Donner gerührt da, als er die Schlittenkatastrophe sah. „Das ist ja wirklich der Weihnachtsmann. Donnerwetter. Ab jetzt glaube ich auch an Reinhold Messner“, stieß er hervor.
Bald hatten acht kräftige Schneemenschen den Schlitten befreit und auch die verstreuten Geschenke wieder eingesammelt, die der Weihnachtsmann in der Eile beinahe vergessen hätte. Feierlich überreichte Santa jedem der Helfer ein kleines Präsent, und dann ging es weiter in Richtung Osten.
„Noch eine Stunde“, flüsterte Lucia. „Das reicht vielleicht noch für Japan und Samoa, aber auf keinen Fall für Alaska.
„Und wenn ich mich ganz doll beeile?“, fragte Santa.
„Nützt nichts. Wir sind zu spät.
Es wurde eine traurige Fahrt. Zwar lächelte Santa gerührt, als ein kleiner japanischer Junge sich nach der Bescherung artig verbeugte und „Arigato, Weihnachtsmann-san“ sagte. Zwar freuten sich die Bewohner von Samoa und Kiribati sehr über die Ankunft des Weihnachtsmannes, mit der sie gar nicht mehr gerechnet hatten. Aber die Zeiger des Weckers rückten unerbittlich weiter voran. Beide standen genau auf der Zwölf, als die Rentiere an der Küste Alaskas landeten und der Schlitten sanft im Eis aufsetzte.
„Verloren. Alles verloren. Wir haben es nicht geschafft“, jammerte der Weihnachtsmann. „Ach, hätte ich doch gestern nicht so lange Solitär gespielt.“
Und der Wecker ließ traurig die Zeiger hängen und flüsterte: „... dann hast du Weihnachten verpennt.“
Die Rentiere senkten die Köpfe hängen. Karhu hatte Lucia in den Arm genommen und versuchte, die weinende Elfe zu trösten. Santa konnte noch nicht einmal mehr weinen.

 

„Jutdlime pivdluarit – Fröhliche Weihnachten!“, grüßte plötzlich ein Inuit. Er musterte den Weihnachtsmann verwundert. „Warum kommst du diesmal denn schon so früh?“
Santa schniefte. „Du must mich nicht auch noch verspotten. Es tut mir so furchtbar leid, dass ich es nicht mehr rechtzeitig zu Heilig Abend geschafft habe. Ich weiß, dass gestern ein ganz trauriger Tag für dich und deine Kinder war. “
Der Inuit machte große Augen. „Aber Heilig Abend, das ist doch heute. Der 24. Dezember hat genau vor einer Minute begonnen. Das ist die pünktlichste Weihnachtsbescherung, die wir jemals hatten.“
Santa kam langsam zu dem Schluss, dass der Mann ein wenig wirr im Kopf war. Aber als alle Kinder ihm ihre Adventskalender zeigten, aus denen sie das 24. Stück Schokolade noch nicht herausgeholt hatten, da begann er langsam zu glauben, dass er tatsächlich nicht zu spät gekommen war. Mehr noch: In allen Ländern Nord- und Südamerikas bestätigte man ihm, er sei noch niemals so früh mit seinem Schlitten vorgefahren wie an diesem Tag.

 

„Ist doch ganz einfach“, meldete sich schließlich der Wecker zu Wort, als sie mit einem tüchtigen Rückenwind über den Atlantik nach Hause flogen. „Als Uhr weiß ich natürlich, wie sich das mit der Zeit verhält. Wir sind immer nach Osten geflogen, immer in Richtung Sonnenaufgang. Und dabei haben wir eine Zeitzone nach der anderen durchquert. Ihr hättet mich auf der Reise eigentlich nach jeder Zeitzone eine Stunde zurückstellen müssen. Und als wir dann nach Alaska geflogen sind, haben wir die Datumsgrenze überquert. Drüben auf der anderen Seite ist schon der 25. Dezember, aber hier fängt der 24. Dezember erst an. Wir haben also gewissermaßen durch unsere Reise einen ganzen Tag gewonnen, kapiert?“
„Verstehe kein Wort“, brummte Karhu.
„Ich auch nicht“, sagte Lucia. „Für mich ist es einfach ein Weihnachtswunder.“
Dem Weihnachtsmann fielen inzwischen beinahe die Augen zu, so müde war er. Ganz egal, ob sie nun Zeit verbraucht oder gewonnen hatten, die Arbeit war dieselbe gewesen, und er hatte inzwischen zwei Nächte lang nicht geschlafen. Müde lehnte er sich gegen Karhu, und schließlich war er eingenickt. Er ließ sich auch am Ziel der Reise nicht mehr aufwecken, sondern schnarchte laut und ausdauernd mehrere Nächte hindurch. Ja, die Eisbären erzählten sich noch Jahre später hinter vorgehaltener Pfote die Geschichte, wie der Weihnachtsmann das Silvesterfeuerwerk verpennt hatte.

 

© Petra Hartmann








Das Herz des Donnervogels, 2023

MEHILUM_t.jpg

 

Der Klappentext:
Ein Indianer taucht in dem verschlafenen Küstenstädtchen Kitty Hawk auf. Die Witwe Murdoch ist überzeugt, dass der Fremde ein Kundschafter ist und bald seine roten Spießgesellen zum Morden und Plündern mitbringen wird. Doch Junger Adler hat andere Pläne. Er träumt vom Fliegen und wartet auf das Eintreffen zweier verrückter Fahrradhändler.
Karl-May-Fans kennen Junger Adler bereits aus dem Roman Winnetous Erben. Die Vorgeschichte zu diesem Buch wird nun von Petra Hartmann erzählt.

 

Buch-Infos:
Petra Hartmann DAS HERZ DES DONNERVOGELS
Band 18, Abenteuer-Roman
Exklusive Sammler-Ausgabe
Seiten: 282

Taschenbuch
VÖ: April 2023
Künstler: MtP-Art (Mario Heyer)
Künstler (Innenteil): MtP-Art (Mario Heyer)
Preis: 12,95 Euro

 

Bestellen beim Blitz-Verlag

 

Das E-Book ist zum Preis von Euro 3,99 erhältlich.

Unter anderem bei Amazon

oder direkt beim Blitz-Verlag.

 

 

 

Falkenblut, 2020

c86b871350047896.jpg

 

Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Widar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus ...

Es ist eine schaurige Welt, in der sich die junge Walküre behaupten muss. Doch Valkrys wäre keine echte Falkin, wenn sie einem Kampf aus dem Weg gehen würde. Todesmutig und mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor stürzt sie sich in die Begegnungen mit Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfen, Berserkern, Hexen, Meerungeheuern und dem furchtbaren Totenschiff Naglfari.

 

 

Petra Hartmann: Falkenblut.

Sibbesse: Hottenstein, 2020.

Broschiert, 247 S., Euro 11.

ISBN 978-3935928991

 

Bestellen im Hottenstein-Verlags-Shop

 

Bestellbar unter anderem bei Amazon

Hörbuch: Drachen! Drachen! 2020

1c4bd51348435737.jpg

 

Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren. Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren: Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.

 

Herausgeber: Petra Hartmann, Frank G. Gerigk

Sprecher: Tim Schmidt

Blitz-Verlag

Ungekürzte Lesung

mp3-Download

611 Minuten, 495.91 MB

9783991093435

 

Zu bestellen unter anderem bei Thalia oder bei Amazon.

Nestis und die verbotene Welle, 2017

3f80dd532215286.jpg

 

Meerprinzessin Nestis und ihre Freunde sind sauer: Lehrer Seestern meint, dass laute Haifischmusik nichts für Kinder ist. Und der Kronrat stimmt ihm zu. Deshalb bekommt die Band »Ã˜lpæst« Auftrittsverbot in der gesamten Nordsee. Doch plötzlich ist deren Musik überall zu hören: Ein Piratensender strahlt die Hits der Knorpelfischgang lautstark aus.

Als eine hochexplosive Kugelmine über dem blauen Glaspalast im Meer dümpelt und ein führungsloser Öltanker in die Nordsee einfährt, droht eine wirkliche Ölpest. Gelingt es den Meerkindern, ein Unglück zu verhindern?

 

Petra Hartmann: Nestis und die verbotene Welle. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Voraussichtlich ab Juni 2017 erhältlich.

Buch-Infos: ca. 152 Seiten, 14,2 x 20,6 cm, Hardcover, zahlreiche s/w-Illustrationen, mit Fadenheftung, Euro 14,90, ISBN 978-3-977066-00-1

 

Leseprobe

 

Bestellen beim Verlag Monika Fuchs.

Bestellen bei Amazon.

Demantin, 2016

514f43516064341.jpg

 


Demantin, der junge König von Antrium, liebt die griechische Königstochter Sirgamot. Doch ihr Vater ist strikt gegen die Hochzeit. Immerhin ist Sirgamot erst zwölf Jahre alt. So zieht Demantin in die Welt, um Ruhm zu erwerben, den Namen seiner Geliebten durch seine Taten zu verherrlichen und sich dem griechischen König als Schwiegersohn zu empfehlen. Er besteht heldenhafte Kämpfe, erwirbt sich die Freundschaft der Königin und des Königs von England und besiegt ein schauriges Meerweib. Letzteres allerdings erweist sich als verhängnisvoll. Denn die sterbende Unholdin verflucht Demantin und prophezeit, dass seine Geliebte mit dem üblen König Contriok verlobt werden soll. Kann Demantin noch rechtzeitig zurückkehren, um die Hochzeit zu verhindern?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Demantin. Ein Ritter-Epos
128 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 9-78-3-940078-34-6
8,95 EUR

 

Bestellen bei Amazon

Leseprobe

 

Crane, 2016

09ac37516063082.jpg

 

Gayol, der Sohn des ungarischen Königs, hat in jugendlichem Übermut den alten Hofmarschall seines Vaters zum Wettkampf herausgefordert und eine peinliche Niederlage erlitten. Aus Scham flüchtet er und gerät ins Reich des deutschen Kaisers, wo er unerkannt unter dem Namen Crane (Kranich) eine Stellung als Kämmerer annimmt und bald sehr beliebt ist. Doch als der Fremde und die Kaiserstochter einander näher kommen und Hofbeamten Unzucht und eine unstandesgemäße Liebschaft wittern, beginnt eine schwere Zeit für Königssohn und Kaiserstochter. Kann Gayol sich auf die Treue Acheloydes verlassen? Und kann die lebensbedrohliche Krankheit der Prinzessin noch geheilt werden?

 

Berthold von Holle / Petra Hartmann: Crane. Ein Ritter-Epos
84 Seiten | 12 x 17 cm | Softcover | Klebebindung |
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2016
ISBN 978-3-940078-48-3
6,95 EUR

 

Bestellen bei Amazon

Leseprobe

Hut ab, Hödeken! 2015

7451c5416255075.jpg

 

Ein rasender Bischof auf dem Rennstieg.
Wegweiser, die sich wie von Geisterhand drehen.
Jäger in Todesangst.
Bierkutscher mit unheimlicher Fracht.
Ein stammelnder Mönch,
der plötzlich zum brillanten Redner wird.
Sollte da Hödeken seine Hand im Spiel haben?
Sagen um einen eigenwilligen Geist
aus dem Hildesheimer Land,
frisch und frech nacherzählt
von Petra Hartmann.

 

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken!

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

101 S., Euro 7,95.

ISBN 978-3-940078-37-7

 

Bestellen bei Amazon

 

Leseprobe

Freiheitsschwingen, 2015

bbcbde412262119.jpg

 

 

Deutschland in den 1830er-Jahren: Für Handarbeit, arrangierte Ehe und Kinderkriegen hat die junge Bürgermeistertochter wenig übrig. Stattdessen interessiert sie sich für Politik und Literatur und greift sehr zum Leidwesen ihres Vaters selbst zur Feder, um flammende Texte für die Gleichberechtigung der Frau und die Abschaffung der Monarchie zu verfassen. Angestachelt von der revolutionären Stimmung des Hambacher Festes versucht sie, aus ihrem kleinbürgerlichen Dasein auszubrechen und sich als Journalistin zu behaupten. Gemeinsam mit ihrer großen Liebe verschreibt sie sich dem Kampf für ein freies, geeintes Deutschland und schlägt den Zensurbehörden ein Schnippchen. Die Geheimpolizei ist ihnen jedoch dicht auf den Fersen, und die junge Journalistin begeht den verhängnisvollen Fehler, ihre Gegner zu unterschätzen

 

Petra Hartmann: Freiheitsschwingen

Personalisierter Roman

München: Verlag Personalnovel, 2015

ca. 198 Seiten. Ab Euro 24,95.

(Einband, Schriftart und -größe, Covergestaltung etc. nach Wahl.)

 

Bestellen unter:

www.tinyurl.com/Freiheitsschwingen

 

Timur, 2015

3d97d1421549841.jpg

 

 

Wer ist der bleiche Jüngling im Verlies unter der Klippenfestung? Prinzessin Thia will ihn retten. Doch wer Timurs Ketten bricht, ruft Tod und Verderben aus der Tiefe hervor. Als der Blutmond sich über den Horizont erhebt, fällt die Entscheidung ...

 

Beigaben:

Nachwort zur Entstehung

Original-Erzählung von Karoline von Günderrode

Autorinnenbiografien

Bibliografie

 

Petra Hartmann: Timur

Coverillustration: Miguel Worms

Bickenbach: Saphir im Stahl, 2015.

ISBN: 978-3-943948-54-7

Taschenbuch, 136 S.

Euro 9,95

 

 

Ulf, 2015

943511404579110.jpg

 

 

Ein Roman-Experiment mit ungewissem Ausgang: Ulf (Magisterstudent unbekannter Fachrichtung), stammt aus einem Dorf, das mehrmals jährlich überschwemmt wird. Zusammen mit Pastor Dörmann (Geistlicher unbekannter Konfession) und Petra (Biografin ohne Auftrag) überlegt er, was man dagegen tun kann. Als ein vegetarisches Klavier die Tulpen des Gemeindedirektors frisst und das Jugendamt ein dunkeläugiges Flusskind abholen will, spitzt sich die Situation zu. Nein, Blutrache an Gartenzwergen und wütende Mistgabelattacken sind vermutlich nicht die richtigen Mittel im Kampf für einen Deich ...
Mal tiefgründig, mal sinnlos, etwas absurd, manchmal komisch, teilweise autobiografisch und oft völlig an den Haaren herbeigezogen. Ein Bildungs- und Schelmenroman aus einer Zeit, als der Euro noch DM und die Bahn noch Bundesbahn hieß und hannöversche Magister-Studenten mit dem Wort "Bologna" nur eine Spaghettisauce verbanden.

 

Petra Hartmann:

Ulf. Ein Roman-Experiment in zwölf Kapiteln.

eBook

Neobooks 2015

Euro 2,99

Erhältlich unter anderem bei Amazon

Vom Feuervogel, 2015

e23b35438858636.jpg

 

Ein Tempel in der Wüste. Heilige Männer, die sich dem Dienst des Feuervogels geweiht haben. Ein Hirtenjunge, der seinem Traum folgt. Aber wird der alte und kranke Phönix wirklich zu neuem Leben wiederauferstehen, wenn der Holzstoß niedergebrannt ist? Eine Novelle von Idealen und einer Enttäuschung, die so tief ist, dass kein Sonnenstrahl je wieder Hoffnung bringen kann.

 

Petra Hartmann:

Vom Feuervogel. Novelle.

Erfurt: TES, 2015.

BunTES Abenteuer, Heft 30.

40 Seiten, Euro 2,50 (plus Porto).

Bestellen unter:

www.tes-erfurt.jimdo.com

 

eBook:

Neobooks, 2015.

Euro 1,99.

Unter anderem bei Amazon

Nestis und die Hafenpiraten, 2014

57c6811076139894.jpg



Endlich Sommerferien! Nestis und ihre Freunde freuen sich auf sechs Wochen Freiheit und Abenteuer. Doch ausgerechnet jetzt verhängt der Kronrat ein striktes Ausgehverbot für alle Meerkinder. Denn in der Nordsee treibt plötzlich ein furchtbares “Phantom† sein Unwesen. Möwen, Lummen und Tordalke werden von einem unheimlichen Schatten unter Wasser gezerrt und verschwinden spurlos.

Nestis beschließt, den Entführer auf eigene Faust zu jagen. Als ein Dackel am Strand von Achterndiek verschwindet, scheint der Fall klar: Die gefürchteten “Hafenpiraten" müssen dahinter stecken. Zusammen mit ihrem Menschenfreund Tom wollen die Meerkinder der Bande das Handwerk legen ...

Petra Hartmann: Nestis und die Hafenpiraten
Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014
ISBN 978-3-940078-84-1
14,90 EUR

 

 

Leseprobe unter

 

www.tinyurl.com/nestis2

Blitzeis und Gänsebraten, 2014

ffec70381999188.jpg

 

Weihnachten im Potte †¦

†¦ ist so vielfältig wie die Menschen, die dort leben. Und deshalb findet sich auf diesem Bunten Teller mit 24 Hildesheimer Weihnachtsgeschichten für jeden etwas: romantische Erzählungen und freche Gedichte, Erinnerungen an die Nachkriegszeit, Geschichten von neugierigen Engeln, eifrigen Wichteln und geplagten Weihnachtsmännern. Der Huckup und die »Hildesheimer Weisen« fehlen auch nicht. Was es aber mit dem Weihnachtswunder an der B6 auf sich hat, erfahren Sie auf Seite 117. - Greifen Sie zu!

 

 

Petra Hartmann & Monika Fuchs (Hrsg.): Blitzeis und Gänsebraten. Hildesheimer Weihnachtsgeschichten.

Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

144 Seiten | 12 x 17 cm | Paperback |

ISBN 978-3-9400787-57-5
8,90 EUR

 

Leseprobe

Beim Vorderhuf meines Pferdes, 2014

Eingefügtes Bild

Das Messer zuckte vor. Fauchend wich die riesige Katze zurück. Doch nur, um sofort wieder anzugreifen. Das Mädchen, das auf dem Leichnam seiner Stute kauerte, schien verloren.
Acht Jahre ist Steppenprinzessin Ziris alt, als sie bei einem Sandkatzenangriff ihr Lieblingspferd verliert. Ist es wirklich wahr, was ihr Vater sagt? "Alle Pferde kommen in den Himmel ..."
Drei Erzählungen aus der Welt der Nearith über edle Steppenrenner, struppige Waldponys und die alte graue Stute aus Kindertagen.

Petra Hartmann: Beim Vorderhuf meines Pferdes. Neue Geschichten aus Movenna. eBook, ca. 30 Seiten. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014. Euro 0,99.

Erhältlich unter anderem bei Amazon.

Darthula, 2014

Eingefügtes Bild

Darthula ist die Tochter eines irischen Kleinkönigs, der über das nebelreiche Land Selama herrscht. Als schönste Prinzessin Irlands lebt sie allerdings nicht ungefährlich. Als sie den mächtigen König Cairbar abweist und ihm nicht als seine Braut folgen will, nimmt das Unheil seinen Lauf. Cairbar überzieht das kleine Selama mit Krieg und Vernichtung und rottet Darthulas Familie aus. Mit ihrem Geliebten Nathos wagt die junge Frau die Flucht über die stürmische See. Aber Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...

Beigaben zur Neuausgabe:
Vorwort der Autorin mit Infos zur Entstehungsgeschichte
Übersetzung des "ossianischen Originals"
Autorinnenbiographie und Veröffentlichungsliste

Buch-Informationen:
Petra Hartmann: Darthula, Tochter der Nebel.
Bickenbach: Verlag Saphir im Stahl, 2014.
Taschenbuch. 126 S., Euro 9,95.
ISBN 978-3-943948-25-7

Bestellen bei Saphir im Stahl

Pressearbeit für Autoren, 2014

Eingefügtes Bild

Petra Hartmann, Autorin und langjährige Lokalredakteurin, gibt Tipps für die Pressearbeit vor Ort. Sie erklärt die Wichtigkeit der „Ortsmarke“ für eine Zeitung, gibt Tipps zum Schreiben von Artikeln, zum guten Pressefoto und zum Umgang mit Journalisten. Anschaulich, verständlich, praxisorientiert und für Autoren jedes Genres anwendbar.

Petra Hartmann: Pressearbeit für Autoren. So kommt euer Buch in die Lokalzeitung.
eBook. Neobooks, 2014. Ca. 30 Seiten.
Euro 1,99
Diverse Formate, für alle gängigen eBook-Reader.
Erhältlich z.B. bei Amazon, eBook.de, Thalia, Hugendubel, Weltbild u.a.

Nestis und der Weihnachtssand, 2013

Eingefügtes Bild

Als kleine Weihnachtsüberraschung gibt es für Fans des "großen" Nestis-Buchs "Nestis und die verschwundene Seepocke" jetzt ein kleines bisschen Weihnachtssand: Der Verlag Monika Fuchs hat aus der "Ur-Nestis", einem Helgoland-Märchen aus dem Jahr 2007, jetzt ein eBook gemacht. Mit einem wunderschönen Cover von Olena Otto-Fradina und mit ein paar exklusiven Einblicken in Nestis' Nordseewelt.

Klappentext:
"November 2007: Orkantief Tilo tobt über die Nordsee und reißt große Teile der Helgoländer Düne ins Meer. Wer soll nun die Robbenküste reparieren? Meerjungfrau Nestis wünscht sich einfach mal vom Weihnachtsmann 500.000 Kubikmeter Sand ..."

Bonus-Material:
Die Autorin im Interview mit Wella Wellhorn von der Meereszeitung "Die Gezeiten"
XXL-Leseprobe aus "Nestis und de verschwundene Seepocke"

Petra Hartmann: Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen. Mit Illustrationen von Olena Otto-Fradina. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013. 99 Cent.

Erhältlich für den Amazon-Kindle

Nestis und die verschwundene Seepocke, 2013

Eingefügtes Bild


Eine ausführliche Leseprobe findet ihr hier:
www.tinyurl.com/nestis


Wütend stampft Meerjungfrau Nestis mit der Schwanzflosse auf. Ihre Schwester Undine ist von den Menschen gefangen worden – und weder Meerkönig noch Kronrat wagen, die Kleine zu retten. Aber Nestis fürchtet sich nicht einmal vor den furchtbarsten Monstern des Meeres. Zusammen mit ihren Freunden bricht sie auf zur Rettungsaktion, und es zeigt sich, dass tollpatschige Riesenkraken und bruchrechnende Zitteraale großartige Verbündete sind.
Petra Hartmann entführt ihre Leser in eine etwas andere Unterwasserwelt mit viel Humor und Liebe zum Detail. Trotz des phantastischen Meermädchen-Themas findet der Leser auch sehr viel naturnahe Beobachtungen aus Nord- und Ostsee, lernt die Meerbewohner und ihre Probleme kennen. Dabei werden unter anderem auch die Meeresverschmutzung, Fischerei und die wenig artgerechte Haltung von Haien in Aquarien behandelt.
Zauberhaft dazu die Zeichnungen von Olena Otto-Fradina.

Text: Petra Hartmann
Bilder: Olena Otto-Fradina
| Hardcover | 14,8 x 21 cm
Verlag Monika Fuchs | Hildesheim 2013
151 S., Euro 14,90
ISBN 978-3-940078-64-3


eBook:
Amazon-Kindle, 2154 KB
Euro 6,99
http://amzn.to/JJqB0b

Autorenträume, 2013

Eingefügtes Bild


Autorinnen und Autoren schicken ihre Leser in vergangene Zeiten, ferne Länder, phantastische Welten, spannende Abenteuer und bringen sie zum Träumen.
Wovon aber träumen Autoren? Vom Nobelpreis? Vom Bestseller? Vom Reich-und-berühmt-werden? Oder einfach nur davon, eines Tages vom Schreiben leben zu können? Vom Lächeln auf dem Gesicht eines Kindes, wenn das neue Märchen vorgelesen wird? Oder sind es schreckliche Albträume, die der angebliche Traumberuf mit sich bringt? Werden Schriftsteller nachts im Schlaf gar von Verlegern, Lektoren, Rezensenten oder Finanzbeamten bedroht?
Monika Fuchs und Petra Hartmann starteten eine »literarische Umfrage«, wählten aus den über 300 Antworten 57 phantasievolle Beiträge aus und stellten sie zu diesem Lesebuch zusammen. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen des Autorenalltags und träumen Sie mit!
Von jedem verkauften Buch wird 1 Euro an das Hilfswerk Brot & Bücher e.V. der Autorin Tanja Kinkel gespendet, die auch das Geleitwort zum Buch schrieb.

Petra Hartmann und Monika Fuchs (Hrsg.):
Autorenträume. Ein Lesebuch.
ISBN 978-3-940078-53-7
333 S., Euro 16,90

Bestellen beim Verlag Monika Fuchs

Mit Klinge und Feder, 2013

Eingefügtes Bild


Phantasie statt Völkerschlachten - das war das Motto, unter dem die Phantastik Girls zur Schreibfeder griffen. Mit Humor, Gewitztheit und ungewöhnlichen Einfällen erzählen sieben Autorinnen ihre Geschichten jenseits des Mainstreams der Fantasy. Kriegerinnen und gut bewaffnete Zwerge gehören dabei genau so zum Personal wie sprechende Straßenlaternen, Betonfresser oder skurrile alte Damen, die im Bus Anspruch auf einen Behindertensitzplatz erheben. Dass es dennoch nicht ohne Blutvergießen abgeht, ist garantiert: Immerhin stecken in jeder der Storys sechs Liter Herzblut. Mindestens.

Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns.
Mit Geschichten von Linda Budinger, Charlotte Engmann, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl.
Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. 978-3943378078
247 S., Euro 9.
Bestellen bei Amazon

eBook:
396 KB, Euro 5,49.
Format: Kindle
Bestellen bei Amazon

Das Serum des Doctor Nikola, 2013

Eingefügtes Bild

Berlin, 1927. Arbeitslos, pleite und mit der Miete im Rückstand: Bankierssohn Felix Pechstein ist nach dem "Schwarzen Freitag" der Berliner Börse ganz unten angekommen. Da erscheint das Angebot, in die Dienste eines fremden Geschäftsmannes zu treten, eigentlich als Geschenk des Himmels. Doch dieser Doctor Nikola ist ihm mehr als unheimlich. Vor allem, als Felix den Auftrag erhält, Nikola zu bestehlen ...

Petra Hartmann: Das Serum des Doctor Nikola
Historischer Abenteuerroman.
ISBN 978-3-938065-92-1
190 S., 12,95 Euro.
Bestellen beim Wurdack-Verlag

Leseprobe

Hörbuch: Der Fels der schwarzen Götter, 2012

Eingefügtes Bild

Bei einer Mutprobe begeht der junge Ask einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat.
Bald wissen die Völker des Berglandes nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...

Der Fels der schwarzen Götter.
Hörbuch. 8 Stunden, 57 Minuten.
Sprecherin: Resi Heitwerth.
Musik: Florian Schober.
Action-Verlag, 2012.
CD/DVD: 16,95 Euro
mp3-Download: 11,95 Euro

Hörbuchfassung des 2010 im Wurdackverlag erschienenen Buchs "Der Fels der schwarzen Götter".

Termine

Lesungen

 

Sonntag, 7. April: Lesung aus "Das Herz des Donnervogels" beim Kunstkreis Laatzen. Hildesheimer Straße 368, 30880 Laatzen Ortsteil Rethen. Beginn: 16.30 Uhr.

 

Samstag, 20. April: Lesung aus "Die Schlagzeile" auf dem Conventus Leonis im Kinder- und Jugendzentrum Mühle, An der Neustadtmühle 3, 38100 Braunschweig. Beginn: 12.30 Uhr.

 

Samstag, 3. August: "Kleines Volk". Märchenlesung im Freibad RhüdenWilhelm-Busch-Straße 1, 38723 Seesen – Ortsteil Rhüden. Beginn: 16 Uhr.

 

 

Messen, Cons, Büchertische

 

 

Samstag, 20. April: Conventus Leonis im Kinder- und Jugendzentrum Mühle, An der Neustadtmühle 3, 38100 Braunschweig. Ich lese dort ab 12.30 Uhr aus meinem Journalisten-Roman "Die Schlagzeile" vor und bin vor und nach der Lesung mit einem Büchertisch anzutreffen.

 

Samstag, 27. April: Marburg-Con. Bürgerhaus Weimar (Lahn) - Niederweimar, Herborner Straße 36, 35096 Niederweimar. Beginn: 10 Uhr. Ich bin ganztägig mit einem Büchertisch vort Ort

 

 

 

Links

Meine Heimseite:

www.petrahartmann.de

 

Facebook-Autorenseite:

www.facebook.com/AutorinPetraHartmann/

 

Nestis auf Facebook:

www.facebook.com/nestis.net/

 

Die Falkin auf Facebook:

https://www.facebook.com/FalkinValkrys

 

Neueste Kommentare

Biografie

Petra Hartmann, Jahrgang 1970, wurde in Hildesheim geboren und wohnt in Sillium. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Hannover. Auf den Magisterabschluss folgten die Promotion mit einer Doktorarbeit über den jungdeutschen Schriftsteller Theodor Mundt und ein zweijähriges Volontariat bei der Neuen Deister-Zeitung in Springe. Anschließend war sie dort fünf Jahre Lokalredakteurin. Ferner arbeitete sie für die Leine-Zeitung in Neustadt am Rübenberge, die Nordsee-Zeitung in Bremerhaven, die Neue Presse in Hannover und die Volksstimme in Gardelegen. Derzeit ist sie bei der Goslarschen Zeitung beschäftigt.
Als Schriftstellerin liebt sie vor allem das fantastische Genre. Sie verfasst hauptsächlich Fantasy und Märchen. Bekannt wurde sie mit ihren Fantasy-Romanen aus der Welt Movenna. Mit den Abenteuern der Nordsee-Nixe Nestis legte sie ihre erste Kinderserie vor. Sie errang mit ihren Geschichten dreimal den dritten Platz bei der Storyolympiade und wurde 2008 mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet.

März 2024

M D M D F S S
    123
45678910
11121314151617
18192021222324
252627 28 293031

Leserunden zum Nachlesen

Leserunde zu "Darthula, Tochter der Nebel" auf Lovelybooks. Mit Autorin Petra Hartmann und Cover-Künstler Miguel Worms: http://www.lovelyboo...nde/1201913120/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Nestis und die verschwundene Seepocke": Mit Autorin Petra Hartmann und Verlegerin Monika Fuchs:

http://www.lovelyboo...nde/1166725813/

 

Leserunde auf Lovelybooks zu "Mit Klinge und Feder": Mit den Autorinnen Linda Budinger, Petra Hartmann, Stefanie Pappon, Christel Scheja, Andrea Tillmanns und Petra Vennekohl: http://www.lovelyboo...nde/1156671163/

 

Leserunde zu "Falkenblut" auf Lovelybooks: https://www.lovelybo...263/2687604262/

Geschichten über Nestis

Bücher
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

"Nestis und die verbotene Welle. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

 

Mini-Buch

"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2017.

eBooks
"Nestis und der Weihnachtssand. Ein Helgoland-Märchen." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.
"Nestis und die verschwundene Seepocke. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2013.

"Nestis und die Hafenpiraten. Ein Meermädchen-Roman." Hildesheim: Verlag Monika Fuchs, 2014.

Hörbuch
"Eine Hand voll Weihnachtssand." In: Petra Hartmann: "Weihnachten im Schneeland". Gelesen von Karin Sünder. Mit Musik von Simon Daum. Essen: Action-Verlag, 2010. (mp3-Download und CD-ROM)

Beiträge zu Anthologien
"Weihnachtssand für Helgoland." In: "Wenn die Biiken brennen. Phantastische Geschichten aus Schleswig-Holstein." Hrsg. v. Bartholomäus Figatowski. Plön: Verlag 71, 2009. S. 163-174.

Hödeken-Lesestoff

Buch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. 101 S., Euro 7,95. ISBN 978-3-940078-37-7. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

 

Hörbuch

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. 2 CD. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs. Euro 14,95. ISBN: 978-3940078414. Unter anderen erhältlich bei Amazon.

 

eBook

Petra Hartmann: Hut ab, Hödeken! Sagen aus dem Hildesheimer Land. Hildesheim: Verlag Monika Fuchs.

 

Geschichten

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg. In: Hildesheimliche Autoren e.V.: Hildesheimer Geschichte(n). Ein Beitrag zum 1200-jährigen Stadtjubiläum. Norderstedt: Book on Demand. 196 S., Euro 9,99. ISBN 978-3734752698. Unter anderem erhältlich bei Amazon.

Die glücklose Hasenjagd. In: MVP-M. Magazin des Marburger Vereins für Phantastik. Marburg-Con-Ausgabe. Nr. 19b. S. 36-40.

 

Lesung

Das Wagenrennen auf dem Rennstieg, Radio Tonkuhle, Sendung vom April 2015.

 

Movenna-Kompass

Übersicht über die Romane und Erzählungen aus Movenna


Bücher

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2004. 164 S.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2007. 188 S.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2010. 240 S.

 

eBooks

 

Geschichten aus Movenna. Fantasy. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Ein Prinz für Movenna. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.
Der Fels der schwarzen Götter. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Beim Vorderhuf meines Pferdes. Nittendorf: Wurdack-Verlag, 2014.

Hörbuch

Der Fels der schwarzen Götter. Action-Verlag, 2012.


Movennische Geschichten in Anthologien und Zeitschriften

Die Krone Eirikirs. In: Traumpfade (Anthologie zur Story-Olympiade 2000). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2001. S. 18-25.
Flarics Hexen. In: Geschöpfe der Dunkelheit (Anthologie zur Story-Olympiade 2001). Hrsg. v. Stefanie Pappon und Ernst Wurdack. Dresden, 2002. S. 22-28.
Raubwürger. In: Kurzgeschichten, September 2004, S. 20f.
Furunkula Warzenkraish. Elfenschrift, dritter Jahrgang, Heft 2, Juni 2006. S. 10-14.
Der Leuchtturm am Rande der Welt. In: Elfenschrift, vierter Jahrgang, Heft März 2007, S. 18-21.
Gewitternacht. In: Im Bann des Nachtwaldes. Hrsg. v. Felix Woitkowski. Lerato-Verlag, 2007. S. 57-60.
Pfefferkuchen. In: Das ist unser Ernst! Hrsg. v. Martin Witzgall. München: WortKuss Verlag, 2010. S. 77-79.
Winter-Sonnenwende. In: Mit Klinge und Feder. Hrsg. v. Petra Hartmann und Andrea Tillmanns. Homburg/Saar: UlrichBurger Verlag, 2013. S. 51-59.
Der Reiter auf dem schwarzen Pferd. Ebd. S. 60-68.

Die Blaubeerbrücke. In: Met-Magie. Hrsg. v. Amandara M. Schulzke und Nadine Muriel. Hamburg: Acabus Verlag, 2022. S. 163-174.

 

 

Movennische Geschichten in Fanzines

Föj lächelt. In: Alraunenwurz. Legendensänger-Edition Band 118. November 2004. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 23.
Raubwürger. In: Drachenelfen. Legendensänger-Edition Band 130. Januar 2006. Hrsg. v. Christel Scheja. S. 3-5.
Goldauge. In Phantastische Geschichten mit den Phantastik Girls. (Broschüre der Phantastik Girls zum MarburgCon 2007)


Aufsätze

Wie kann man nur Varelian heißen? Über das Unbehagen an der Namensgebung in der Fantasy. In: Elfenschrift, 5. Jahrgang, März 2008. S. 16f.


Movennische Texte online

Aus "Geschichten aus Movenna":
König Surbolds Grab
Das letzte Glied der Kette
Brief des Dichters Gulltong
Der Kranich
Die Rückkehr des Kranichs

Aus "Ein Prinz für Movenna":
Der Leuchtturm am Rand der Welt
Furunkula Warzenkraish
Gewitternacht

Aus "Der Fels der schwarzen Götter":
Der Waldalte
Hölzerne Pranken
Im Bann der Eisdämonen

Die Bibliothek der Falkin

Übersicht über die Romane und Novellen über die Walküre Valkrys, genannt "die Falkin"

Bücher

Die letzte Falkin. Heftroman. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2010.
Falkenblut. Sibbesse: Hottenstein-Verlag, Sommer 2020.

eBooks

Falkenblut. Vier Fantasy-Romane. eBook-Ausgabe. Chichili und Satzweiss.com, 2012. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. eBook. Dortmund: Arcanum Fantasy Verlag, 2011. (vergriffen)

Falkenfrühling. Novelle. In: Best of electronic publishing. Anthologie zum 1. Deutschen eBook-Preis 2011. eBook. Chichili und Satzweiss.com, 2011. (unter anderem erhältlich bei Thalia und Amazon)


Aufsatz

Aegirs Flotte - ein Nachruf. In: Fandom Observer, Dezember 2011. S. 16-18. Online-Magazin und Blogversion

Drachen! Drachen! 2012

1c4bd5198119607.jpg


Frank G. Gerigk & Petra Hartmann (Hrsg.)
DRACHEN! DRACHEN!
Band 01, Drachen-Anthologie
ISBN: 978-3-89840-339-9
Seiten: 384 Taschenbuch
Grafiker: Mark Freier
Innengrafiker: Mark Freier
Preis: 14,95 €
Bestellen beim Blitz-Verlag

Fatal wäre es, Drachen zu unterschätzen! Wer glaubt, genug über sie zu wissen, hat schon verloren.
Diese 23 meisterlichen Geschichten aus verschiedenen literarischen Genres belegen, dass das Thema aktuell, überraschend und packend ist - und gelegentlich fies!

Die Autoren:
Rainer Schorm, Achim Mehnert, Andrea Tillmanns, Malte S. Sembten, Frank G. Gerigk, Christel Scheja, Fiona Caspari, Hendrik Loy, Christiane Gref, Linda Budinger, Miriam Pharo, Carsten Steenbergen, Rebecca Hohlbein, Frank W. Haubold, Melanie Brosowski, Astrid Ann Jabusch, Thomas R. P. Mielke, Karsten Kruschel, Marc A. Herren, Petra Hartmann, Monika Niehaus, Uwe Post.
Originalveröffentlichung!

Die Schlagzeile, 2011/2012

0e8ead243950143.jpg


Petra Hartmann: Die Schlagzeile.
Personalisierbarer Roman.
PersonalNovel Verlag, 2011.
eBook: PersonalNovel, 2012.
Personalisieren und bestellen

Verschlafen und idyllisch liegen sie da, die Orte Barkhenburg, Kleinweltwinkel und Reubenhausen. Doch dann stört der Diebstahl einer Heiligenfigur die Ruhe: Ein jahrhundertealter Hass bricht wieder aus und ein hitziger Streit entflammt, der aus Freunden Feinde und aus friedlichen Nachbarn sich prügelnde Gegner macht. Mittendrin: Eine Journalistin, die bereit ist, für eine Schlagzeile im Sommerloch alles zu geben. Mit viel Einsatz und einer Prise Humor versucht sie, das Geheimnis um die verschwundene Hubertus-Statue aufzuklären, und muss sich dabei mit erregten Politikern, aufgebrachten Dorfbewohnern und einem nervösen Chefredakteur herumschlagen. Aber die Journalistin lässt sich nicht unterkriegen - bis ihr ein Anruf fünf Minuten vor Redaktionsschluss die Schlagzeile zunichtemacht...

Falkenblut, 2012

d1b5a3206395602.jpg


Petra Hartmann: Falkenblut.
Vier Romane in einem Band.
E-Book
Satzweiss.com - chichili agency, 2012.
3,99 Euro

 

Nicht mehr lieferbar!

Neuausgabe in Vorbereitung.


Die Abenteuer der jungen Walküre Valkrys beginnen an ihrem ersten Arbeitstag und ausgerechnet dort, wo die germanischen Götter- und Heldensagen enden: Ragnarök, die Endzeitschlacht, ist geschlagen, Götter und Riesen haben sich gegenseitig aufgerieben, die wenigen Überlebenden irren ziellos durch die Trümmer des zerbrochenen Midgard. An der Seite des neuen Götterkönigs Widar muss sich Valkrys nun behaupten. Dabei trifft sie auf Jöten, Thursen, Reifriesen, Seelenräuberinnen, Werwölfe, Berserker, Hexen, riesenhafte Meerungeheuer und das furchtbare Totenschiff Naglfari. Leseempfehlung ab 12 Jahren.

Meine Bücher 1998 - 2011

Angehängtes Bild: Cover_falkenfruehling.jpg

Petra Hartmann
Falkenfrühling
eBook
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN: 978-3-939139-59-1

Wegen Verkauf des Arcanum-Verlags ist die Ausgabe nicht mehr erhältlich, aber die Zweitveröffentlichung in der eBook-Anthologie "Best of electronic publishing" gibt es noch als epub oder Kindle-Ausgabe.

Valkrys träumt davon, eine echte Walküre zu sein. Sie springt, noch Kind, vom Dach des Langhauses.
Alle Ermahnungen ihrer Eltern sind vergeblich, sie macht sich an den Aufstieg zum Gipfel der nahen Klippe, besessen vom "Traum vom Fliegen" ...

Fünfter Platz beim Deutschen eBook-Preis 2011.

Angehängtes Bild: dieletztefalkin2.jpg

Petra Hartmann
Die letzte Falkin
Roman.
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-62-1
Bestellen beim Arcanum-Verlag

Blut und Tod, so weit die Falkenaugen reichen: So hatte sich Valkrys ihren ersten Flug als Walküre nicht vorgestellt. Ragnarök, die Endzeit-Schlacht, ist geschlagen. Die Götter tot, die Welt ein Flammenmeer, das Götterreich Asgard droht, in die Tiefe zu stürzen. Einzig Vidar, den Sohn und Erben Odins, kann die Walküre retten. Doch der neue Götterkönig schweigt sich über seine Ziele aus †¦


Angehängtes Bild: felsBig.jpg

Petra Hartmann
Der Fels der schwarzen Götter
Roman
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-64-8
Bestellen beim Wurdack-Verlag


Hochaufragende Felswände, darin eingemeißelt weit über tausend furchteinflößende Fratzen, die drohend nach Norden blicken: Einer Legende zufolge sind die schwarzen Klippen das letzte Bollwerk Movennas gegen die Eisdämonen aus dem Gletscherreich.
Doch dann begeht der junge Ask bei einer Mutprobe einen folgenschweren Fehler: Er schlägt einem der schwarzen Götter die Nase ab. Der unscheinbare Dreiecksstein wird Auslöser eines der blutigsten Kriege, die das Land jemals erlebt hat. Und die Völker des Berglandes wissen bald nicht mehr, wen sie mehr fürchten sollen: die schwarzen Götter, die weißen Dämonen oder die sonnenverbrannten Reiter aus den fernen Steppen ...


Angehängtes Bild: Darthula_klein.jpg

Petra Hartmann
Darthula
Heftroman
Arcanum Fantasy Verlag
ISBN 978-3-939139-32-4
Bestellen beim Arcanum-Verlag


Darthula, die schönste Prinzessin der Nebellande, beschwört Krieg, Tod und Vernichtung über ihr heimatliches Selama herauf, als sie den Heiratsantrag des mächtigen Königs Cairbar ausschlägt. Zusammen mit ihrem Geliebten flüchtet sie in einem kleinen Segelboot übers Meer. Doch Wind und Wellen sind unzuverlässige Verbündete ...


Angehängtes Bild: weihnachten_im_Schneeland.jpg

Petra Hartmann
Weihnachten im Schneeland
Hörbuch
Action-Verlag
Download bei Audible
CD bestellen beim Action-Verlag

WEIHNACHTEN IM SCHNEELAND von Petra Hartmann vereint vier wundervolle Kurzgeschichten für Kinder ab 6 Jahren. Schon die Titel regen die Phantasie der Kleinen an und verleiten zum Schmunzeln und Staunen:
- "Der Reserve-Weihnachtsmann"
- "Die Weihnachts-Eisenbahn"
- "Eine Handvoll Weihnachtssand"
- "Paulchen mit den blauen Augen"



Angehängtes Bild: movennaprinz.jpg

Petra Hartmann
Ein Prinz für Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-24-9
Bestellen

Mit dem Schild oder auf dem Schild
- als Sieger sollst du heimkehren oder tot.
So verlangt es der Ehrenkodex des heldenhaften Orh Jonoth. Doch der letzte Befehl seines sterbenden Königs bricht mit aller Kriegerehre und Tradition: "Flieh vor den Fremden, rette den Prinzen und bring ihn auf die Kiesinsel." Während das Land Movenna hinter Orh Jonoth in Schlachtenlärm und Chaos versinkt, muss er den Gefahren des Westmeers ins Auge blicken: Seestürmen, Riesenkraken, Piraten, stinkenden Babywindeln und der mörderischen Seekrankheit ....


Angehängtes Bild: movenna.jpg

Petra Hartmann
Geschichten aus Movenna
Paperback
Wurdack Verlag
ISBN 3-938065-00-1
Bestellen


Verwünschte Hexen!
Warum zum Henker muß König Jurtak auch ausgerechnet seinen Sinn für Traditionen entdecken?
Seit Jahrhunderten wird der Kronprinz des Landes Movenna zu einem der alten Kräuterweiber in die Lehre gegeben, und der Eroberer Jurtak legt zum Leidwesen seines Sohnes großen Wert auf die alten Sitten und Gebräuche. Für den jungen Ardua beginnt eine harte Lehrzeit, denn die eigenwillige Lournu ist in ihren Lektionen alles andere als zimperlich ...


Angehängtes Bild: mond.jpg

Wovon träumt der Mond?
Hrsg. v. Petra Hartmann & Judith Ott
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-37-2
Bestellen

Der Mond - König der Nacht und gleichsam Verbündeter von Gut und Böse ... Seit jeher ranken sich Legenden voller Glauben und Aberglauben um sein Licht, das von den einen als romantisch verehrt und von den anderen als unheimlich gefürchtet wird. Seine Phasen stehen für das Werden und Vergehen allen Lebens, er wacht über die Liebenden, empfängt die Botschaften der Suchenden, Einsamen und Verzweifelten und erhellt so einiges, was lieber im Dunkeln geblieben wäre. 39 Autorinnen und Autoren im Alter von 12 bis 87 Jahren sind unserem nächtlichen Begleiter auf der Spur gewesen. In 42 erfrischend komischen, zutiefst nachdenklichen und manchmal zu Tränen rührenden Geschichten erzählen sie die Abenteuer von Göttin Luna und Onkel Mond, von erfüllten und verlorenen Träumen, lassen Perlmuttschmetterlinge fliegen und Mondkälber aufmarschieren. Und wer denkt, dass nur der Mann im Mond zuweilen die Erde besucht, irrt sich! Auch umgekehrt erhält er gelegentlich unverhofften Besuch dort oben.


Angehängtes Bild: feenzauber.jpg

Drachenstarker Feenzauber
Herausgegeben von Petra Hartmann
Wurdack Verlag
ISBN 978-3-938065-28-0
Bestellen

Öko-Feen, Büro-Feen, Todes-Feen und Bahn-Feen, geschäftstüchtige Drachen, goldzahnige Trolle, Sockenmonster, verzauberte Kühlschränke, Bierhexen, Zwirrrrrle, Familienschutzengel, Lügenschmiede, ehrliche Anwälte, verarmte Zahnärzte und andere Märchenwesen geben sich in diesem Buch ein Stelldichein.
51 Märchenerzähler im Alter von zwölf bis 76 Jahren haben die Federn gespitzt und schufen klassische und moderne Märchen, lustige, melancholische, weise und bitterböse Erzählungen, so bunt wie das Leben und so unvergesslich wie das Passwort eines verhexten Buchhalters.


Angehängtes Bild: barrikade.jpg

Zwischen Barrikade, Burgtheater und Beamtenpension.
Die jungdeutschen Autoren nach 1835.
ibidem-Verlag
ISBN 978-3-89821-958-7
Bestellen beim Ibidem-Verlag


"Das Junge Deutschland“ - dieser Begriff ist untrennbar verbunden mit dem Bundestagsbeschluss vom 10. Dezember 1835, durch den die Werke der fünf Schriftsteller Heinrich Heine, Theodor Mundt, Karl Gutzkow, Ludolf Wienbarg und Heinrich Laube verboten wurden. Das Verbot markierte Höhe- und gleichzeitig Schlusspunkt einer literarischen Bewegung, die erst wenige Jahre davor begonnen hatte. Die Wege der Autoren trennten sich. Und doch gab es auch danach immer wieder Begegnungen und Berührungspunkte.
Petra Hartmann zeichnet die Wege der Verbotenen und ihrer Verbündeten nach und arbeitet Schnittstellen in den Werken der alt gewordenen Jungdeutschen heraus. Sie schildert insbesondere die Erfahrungen der Autoren auf der Insel Helgoland, ihre Rolle in der Revolution von 1848, aber auch die Versuche der ehemaligen Prosa-Schriftsteller, sich als Dramatiker zu etablieren. Irgendwo zwischen Anpassung und fortwährender Rebellion mussten die Autoren ihr neues Auskommen suchen, endeten als gescheiterte Existenzen im Irrenhaus oder als etablierte Literaten, die doch körperlich und seelisch den Schock von 1835 nie ganz verwunden hatten, sie leiteten angesehene Theater oder passten sich an und gerieten nach Jahren unter strenger Sonderzensur beim Publikum in Vergessenheit. Die vorliegende Untersuchung zeigt, was aus den Idealen von 1835 wurde, wie vollkommen neue Ideen - etwa die Debatte um Armut und Bildung - in den Werken der Jungdeutschen auftauchten und wie die Autoren bis zum Ende versuchten, ihr „Markenzeichen“ - ihren Stil - zu bewahren.


Angehängtes Bild: mundt.jpg

Von Zukunft trunken und keiner Gegenwart voll
Theodor Mundts literarische Entwicklung vom Buch der Bewegung zum historischen Roman
Aisthesis-Verlag
ISBN: 3-89528-390-8
Bestellen beim Aisthesis-Verlag

Theodor Mundt - Schriftsteller, Zeitschriftenherausgeber, Literaturwissenschaftler und Historiker - verdankt seinen Platz in der Literaturgeschichte vor allem dem Umstand, daß seine Veröffentlichungen am 10. Dezember 1835 verboten wurden. Das vom deutschen Bundestag ausgesprochene Verbot, das sich gegen die vermeintlichen Wortführer des "Jungen Deutschland", Heine, Gutzkow, Laube, Wienbarg und eben Theodor Mundt richtete, war vermutlich die entscheidende Zäsur in den literarischen Karrieren aller Betroffenen. Daß sie mit dem schon berühmten Heinrich Heine in einem Atemzug genannt und verboten wurden, machte die noch jungen Autoren Gutzkow, Laube, Mundt und Wienbarg für ein größeres Publikum interessant. Doch während Gutzkow und auch Laube im literarischen Bewußtsein präsent blieben, brach das Interesse an Mundt und seinen Werken schon bald nach dem Verbot fast gänzlich ab. Seine weitere Entwicklung bis zu seinem Tod im Jahr 1861 wurde von der Literaturwissenschaft bislang so gut wie vollständig ignoriert. Diese Lücke wird durch die vorliegende Studie geschlossen. Nachgezeichnet wird der Weg von den frühen Zeitromanen des jungen Mundt bis hin zu den historischen Romanen seines Spätwerks.


Angehängtes Bild: buchfaust.gif

Faust und Don Juan. Ein Verschmelzungsprozeß,
dargestellt anhand der Autoren Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt
ibidem-Verlag
ISBN 3-932602-29-3
Bestellen beim Ibidem-Verlag


"Faust und Don Juan sind die Gipfel der modernen christlich-poetischen Mythologie", schrieb Franz Horn bereits 1805 und stellte erstmalig beide Figuren, speziell den Faust Goethes und den Don Giovanni Mozarts, einander gegenüber. In den Jahren darauf immer wieder als polar entgegengesetzte Gestalten aufgefaßt, treten Faust und Don Juan in den unterschiedlichsten Werken der Literaturgeschichte auf.

Bei Lenau sind sie Helden zweier parallel aufgebauter Versepen, bei Grabbe begegnen sie sich auf der Bühne und gehen gemeinsam zugrunde. Theodor Mundt stellt als Lebensmaxime auf, man solle beides, Faust und Don Juan, in einer Person sein und beide in sich versöhnen.

Anhand der Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe, Nikolaus Lenau, Christian Dietrich Grabbe, Gustav Kühne und Theodor Mundt zeichnet Petra Hartmann die Biographien Fausts und Don Juans in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach, einer Zeit, die beide Helden stark prägte und auch für heutige Bearbeitungen beider Stoffe grundlegend ist."

Impressum

Verantwortlich für den Inhalt:

Petra Hartmann

 

Postanschrift:

Hopfenkamp 12

31188 Holle

 

Mail:

hartmann (Punkt) holle (at) web (Punkt) de

 

Telefon:

Null-Fünf-Null-Sechs-Zwei / Acht-Eins-Neun-Eins