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Der Ewige Krieg [Carlsen/2011]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay , 13 Juni 2013 · 850 Aufrufe

Carlsen 20.Jhdt.
Vierzehn Jahre nach Erscheinen des gleichnamigen Klassikers von Joe Haldeman folgte, abgesprochen mit ihm, diese Comic-Adaption des "storytellers" Mark Marvano, erstmals in 1988, episodisch über etwas mehr als einem Jahr. Diese nun vor 2 Jahren bei Carlsen erschienene Gesamtausgabe scheint das erste Mal zu sein, dass alles in einem Band in deutsch erschienen ist, nach einem französischen Äquivalent von Dupuis 3 Jahre zuvor.

Die Zeichnungen sind gut, aber relativ locker, wodurch die lesende Person automatisch auf das Umfeld gelenkt wird, u.a. auch auf den Plot. Was einer Umsetzung eines Romans, der vor allem von seinem legeren Schreibstil, und seiner Weltanschauung - neben einem teils genialen Plot - lebt, gerecht wird. Die Visten, die der Zeichner andeutet - die realistisch aussehenden Schiffe / Waffen / (selbst-chirurgisch-eingreifenden) Raumanzüge - sind allerdings einmalig.

Außerdem deutet der lockere Stil Echtheit und Realismus an. Ein Kollege, der sich mit Comics gut auskennt, meinte heute zu mir, dass, je weniger "gelackt" ein Comic produziert wird, je interessanter wird es. Das trifft diesen Graphischen Roman ziemlich genau.

Dieses Laissez-Faire des Zeichenstils gefällt auch weil es an das Laissez-Faire des Urtextes erinnert. Für mich ist Haldemans Roman nicht nur großartig, weil er so deutlich den Unsinn eines Krieges, bzw. dessen Anlasses, vorführt, sondern weil alles so lässig und ferner-gelaufen beschrieben wird. Die erstaunlichsten Entwicklungen wirken unvermeidlich - es werden mal eben Effekte wie die relativistische Zeitschrumpfung, die Unmöglichkeit von längeren Kämpfen im All, Umgang mit sexueller Verfügbarkeit in zukünftigen Krisen und Nachteile einer planetaren Verwaltung, die alles, auch den Wert des Lebens, minutiös kontrolliert, mit wenigen Worten beschrieben - und man schippert staunend, ähnlich den SoldatInnen abgebrüht, den Fluss der Geschehnisse entlang, bis zum erstaunlich hohlen, aber dafür endlich ruhigen, Ende.

Der Plot des Comics schafft allerdings diese brutale Gelassenheit nicht ganz: Das Anti-Kriegs-Thema ist hier viel plakativer, sexuelle Aspekte - auch die frauenfeindlichen - werden meist gar nicht erst wiedergegeben. Cortez ist ein ganz normal aussehender Offizier, zwar ohne Haare & inkl. Kopfplatte, aber, well, es ist Krieg.

Als angenehm empfinde ich Mandellas Aussehen - er wirkt ein wenig wie ein Latino, was der Mehrheit des normal dienenden Infantristen der U.S. Army heutzutage zufällig ziemlich gut entspricht. Auch gefällt mir gegen Ende Doc Alsever sehr - die tapfere Lesbierin, die dem Hetero-"Freak" aus der Vergangenheit (Mandella) eine Chance geben will, das zu erleben, was die aktuell homo-gene Gesellschaft angeekelt verpönt.

Letztendlich bleibt man aber bei den vielen elegischen Momenten hängen, wo sich kaum etwas tut, und man scheinbar das wahrnimmt, was irgendein verlorener Weltraumsoldat einige Momente lang erlebt. Das ist vom Aufbau und dem Timing her schon fast japanisch - evtl. beeinflusst von Frank Millers Einführung des ersten englischsprachigen Bestseller-Mangas in den westlichen Mainstream wenige Monate vorher.

Und damit gesamtstilistisch sehr up-to-date damals... Eingefügtes Bild

Wenn man ein Fan des Romans ist, sollte man das Comic gesehen haben!




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