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Exploitation SF


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312 Antworten in diesem Thema

#211 Gast_Frank Böhmert_*

Gast_Frank Böhmert_*
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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 11:41

Das ausgehende Öl war auch schon in meiner Kindheit ein Thema, nur eben anders.

Bestätige das als drei Jahre Jüngerer. Erste Ölkrise. Eigenwerbung: Kurz vor und am ersten "autofreien Sonntag" spielt mein gerade in Arbeit befindlicher Roman BLOSS WEG HIER!. (Die Ölkrise spielt dortselbst allerdings nur in der Prolog-/Epilog-Klammer eine Rolle.)


Darüber einen Roman zu schreiben wollte ich schon lange

Siehe Unterkapitel "Das Ende des Ölzeitalters" in DAS BUCH VON DER ZUKUNFT. EIN REISEFÜHRER aus dem Jahre 2004, S. 101ff.

Wie dieses Buch überhaupt viel über Andreas' Schreibvorhaben verrät, behaupte ich jetzt mal.

Bearbeitet von Frank Böhmert, 15 Oktober 2010 - 12:08.


#212 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 13:01

Pst, Ralf. Anderer Dirk.

[whisper]Echt? Ich dachte, es kann nur einen geben.[/whisper]

Gruß
Ralf

Verwarnungscounter: 2 (klick!, klick!)

ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
einen Kerl wie den sollte man lynchen!

  • (Buch) gerade am lesen:K. Abelmann, D. Max, H. Skai (Hg.) "wie der PUNK nach hannover kam"
  • (Buch) als nächstes geplant:Emil Sandt "Cavete!"; B. Kellermann "Der Tunnel"

#213 Andreas Eschbach

Andreas Eschbach

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 13:12

Siehe Unterkapitel "Das Ende des Ölzeitalters" in DAS BUCH VON DER ZUKUNFT. EIN REISEFÜHRER aus dem Jahre 2004, S. 101ff.

Wie dieses Buch überhaupt viel über Andreas' Schreibvorhaben verrät, behaupte ich jetzt mal.


Psst!!

:thumb:

#214 Lomax

Lomax

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 13:26

Ich schließe mich da Ralph an: Warum sollte man etwas schreiben, bloß weil es andere von einem so erwarten? Okay, wenn man damit wirklich Geld verdienen möchte, aber sonst? Das ist doch absurd.

Nun, ich persönlich verstehe schreiben ja als "Akt der Kommunikation", denn dazu ist Sprache letztendlich ja da. Und vor diesem Hintergrund wäre es wenig sinnvoll, bloß zu schreiben, was andere gerne hören wollen - das wäre dann eine misslungene Kommunikation, weil man ja selbst nichts sagt. Umgekehrt wäre es aber genauso sinnlos, sich mit seinen Büchern auf eine Kiste zu stellen, die Augen zu schließen und zu monologisieren, ohne zu schauen, wer zuhört. Auch das wäre eine missglückte Kommunikation, weil man zwar sendet, aber beim Rezipienten nichts ankommt.
Für mich ist es also eine ganz selbstverständliche Sache, dass ein Autor auf den Leser eingeht, dass er schaut, wie er den Leser ansprechen kann und das auch tut - dass er also dass schreibt, was er auch wirklich sagen will, aber schon so, dass es beim Rezipienten auch ankommt. Gelungene Kommunikation ist ja per se beidseitig und berücksichtigt Sender und Empfänger. Ich finde diese strikte Trennung zwischen "dem Leser nach dem Munde schreiben" und "Unabhängig seinem Anliegen als Autor folgen" also gar nicht angebracht; ersteres ist hohl und inhaltsleer, letzteres keine Freiheit, sondern Narzissmus. Ein Autor sollte ja nicht nur etwas zu sagen haben, er muss es auch sagen können.
Und dieses "sagen können" liegt eben darin, es dem Leser zu vermitteln, es so zu sagen, dass der Leser zuhört, zuhören will, es versteht; dass das Schreiben ankommt und beim Leser eine Wirkung hat. Es geht also tatsächlich immer um beides zugleich, und die Kunst liegt darin, wie gut man sein Schreibanliegen mit der Ansprache des Lesers verbinden kann.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#215 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 15:09

[whisper]Echt? Ich dachte, es kann nur einen geben.[/whisper]
Gruß
Ralf

Pech und Frevel auch! Wo ist er, der mich herausfordert? There could be only one †¦ Eingefügtes Bild :)

@ a3kHH

Böser Dirk !
Komm' doch der Ich-will-um-jeden-Preis-bedeutende-SF-schreiben-egal-ob-das-jemand-liest-Fraktion nicht mit der Realität.

Ich?
Aber niemals Eingefügtes Bild

@Beverly

Hast du schon etwas veröffentlicht bzw. möchtest du etwas über deine Schreibprojekte sagen?

Ja, ich habe schon ein paar Kurzgeschichten unterbringen können, wobei die meisten eher nicht dem phantastischen Genre zuzuordnen sind.
Eine die dazu passt, habe ich in der Terracom 112 unterbringen können („Das Jucken“)
Die anderen sind im leider verschwundenen Lerato Verlag erschienen, zwei weitere auf Ausschreibungen zu bestimmten Themen, eine in einem Onlineadventskalender eines Leserforums ...
Daneben habe ich (wie so viele :) )einen Fantasyroman auf der Platte, sowie einen Crossover aus Science Fiction und Horror, der aber an zu vielen bekannten Bildern und zu wenig Figurenentwicklung hakelt. Tja, und dann sind da noch die üblichen Verdächtigen aus KG´s, mit denen ich gut gerne eine eigene Anthologie füllen könnte nebst den unzähligen Ideen, Anrissen und Skizzen, die wohl jeder auf der Festplatte liegen hat :lol:
Aktuell ist eine Space Opera in Arbeit (Der Pate der Verlorenen), über die ich aber noch ein wenig den Mantel des Schweigens legen möchte, da sie noch nicht reif ist. Testlesermeinungen habe ich mir schon eingeholt, jetzt geht†™s an den Feinschliff ;)

Okay, genug OT-Albereien ;), back to the roots ... äh ... Topic im nächsten Post

#216 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 15:10

@Naut
Ich wollte eigentlich nicht so sehr auf mich zeigen, antworte aber gerne mal aus der Sicht des (Roman)Unveröffentlichten auf deine Worte.

Ich lese da eine gewisse Zerrissenheit heraus, die Du durchaus mit vielen angehenden Schriftstellern teilst. Meine Meinung dazu: Als Möchtegernautor braucht man zuerst mal ein planetengroßes Ego, sonst wird das mot dem Schreiben sowieso nichts. Ich schließe mich da Ralph an: Warum sollte man etwas schreiben, bloß weil es andere von einem so erwarten? Okay, wenn man damit wirklich Geld verdienen möchte, aber sonst? Das ist doch absurd.

Ja, eine gewisse Zerissenheit ist da. Ein planetengroßes Ego nicht.
Dennoch schreibe ich das, was ich selber gerne lesen würde. Das es bisher nicht mit einem Einband im Vierfarbcover und fetzigem Klappentext geklappt hat, dürfte eher am Handwerk liegen, wozu ich aber auch Idee und Umsetzung zähle.
Schreiben, was andere erwarten?
Jein.
Ich schreibe in erster Linie die Geschichten, die ich selber gerne so, und nicht anders, lesen würde.
Also kein Verbiegen, eher ein Lernprozess, wie ich Leser erreichen kann.

Erstens steht jeder Schriftsteller, egal ob hauptberuflich, nebenberuflich oder hobbymäßig, bei der Auswahl seines nächsten Buches unter Druck.

Und das trifft auch auf jene zu, die noch nicht veröffentlicht sind, aber es gerne werden möchten :)
Was nützt die beste Idee, wenn sie unlesbar umgesetzt ist?
Umgekehrt ebenso.
Wer liest gerne die geschliffenste Sprache, wenn die Idee grottoid ist?
Lomax hat es auf den bestmöglichen Punkt gebracht, weswegen ich ihn hier nochmal zitieren möchte. So wie er sehe ich es auch †¦

Nun, ich persönlich verstehe schreiben ja als "Akt der Kommunikation", denn dazu ist Sprache letztendlich ja da. Und vor diesem Hintergrund wäre es wenig sinnvoll, bloß zu schreiben, was andere gerne hören wollen - das wäre dann eine misslungene Kommunikation, weil man ja selbst nichts sagt. Umgekehrt wäre es aber genauso sinnlos, sich mit seinen Büchern auf eine Kiste zu stellen, die Augen zu schließen und zu monologisieren, ohne zu schauen, wer zuhört. Auch das wäre eine missglückte Kommunikation, weil man zwar sendet, aber beim Rezipienten nichts ankommt.
Für mich ist es also eine ganz selbstverständliche Sache, dass ein Autor auf den Leser eingeht, dass er schaut, wie er den Leser ansprechen kann und das auch tut - dass er also dass schreibt, was er auch wirklich sagen will, aber schon so, dass es beim Rezipienten auch ankommt. Gelungene Kommunikation ist ja per se beidseitig und berücksichtigt Sender und Empfänger. Ich finde diese strikte Trennung zwischen "dem Leser nach dem Munde schreiben" und "Unabhängig seinem Anliegen als Autor folgen" also gar nicht angebracht; ersteres ist hohl und inhaltsleer, letzteres keine Freiheit, sondern Narzissmus. Ein Autor sollte ja nicht nur etwas zu sagen haben, er muss es auch sagen können.
Und dieses "sagen können" liegt eben darin, es dem Leser zu vermitteln, es so zu sagen, dass der Leser zuhört, zuhören will, es versteht; dass das Schreiben ankommt und beim Leser eine Wirkung hat. Es geht also tatsächlich immer um beides zugleich, und die Kunst liegt darin, wie gut man sein Schreibanliegen mit der Ansprache des Lesers verbinden kann.


LG

Dirk :lol:

#217 Bungle

Bungle

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 16:12

Ich hab mir mal so eigene Gedanken über den Begriff "Exploitation SF" gemacht. Exploitation heißt ja Ausbeutung. Man kann ein Goldmine ausbeuten. Man kann aber auch Arbeitskräfte ausbeuten, was jeder Unternehmer macht, schließlich will er ja einen Gewinn machen. Auf jeden Fall heißt das, mehr nehmen als zurückgeben. Hat also zum Beispiel Frank Schätzing, die SF-Idee Andere Intelligenz auf der Erde nur benutzt, um einen Bestseller zu schreiben, das Potential sozusagen für sich ausgebeutet, ohne dass die SF als Genre etwas davon hat? Er hat eine Idee der SF genommen, und er hat sie ausgestaltet, durchaus ernsthaft und gelungen. Man kann sich über die Form und die Qualität des Romans streiten. Der Erfolg hat aber gezeigt, dass sich viel mehr Leser für SF-Stoffe interessieren, als es Leser, die hauptsächlich SF lesen. Das hat auch "Jesus Video" gezeigt. Bei "Der Schwarm" hat sich jedoch auch gezeigt, dass die Thrillerform auch Nachteile hat. Aus meiner Sicht, der eines SF-Lesers, hat sie verhindert, dass tiefer gehende Aspekte, die die Auswirkungen allein des Wissens um diese andere Wesenheit auf der Erde mit sich bringt, außen vor geblieben sind. Man hat dem Roman eine ökologische Warnbotschaft zugesprochen, aber sollte es die gegeben haben, ist die jedoch untergegangen. Nun, ja, die SF hat nichts davon gehabt, ich muss aber einschränken, die Genre-SF. Und da liegt der Hund begraben. Die Genre-SF hat sich auch nur um die SF-Ideen herum gebildet, und sollte diese keineswegs als ihr Eigentum betrachten, auch wenn mancher SF-Autor sie, die Motive, Themen und Ideen weiterentwickelt hat. Aber die SF hat sich in zum Teil in Richtungen entwickelt, die man fast esoterisch nennen kann, denn man braucht als Leser eine längere Initiation um diese Romane und Erzählungen "richtig" lesen zu können. Ich bedaure es zum Beispiel, dass ein so intelligenter und vielschichtiger Roman wie Greg Egans "Qual" nur von den Genre-Lesern wahrgenommen wurde (von denen wahrscheinlich auch nur eine Minderheit das ganze Potential erfasst haben) und nicht von allen, weil er eben so vollgestopft von wissenschaftlichen Spekulationen und ungewöhnlichen Ideen war. Dabei geht das Thema Mensch und seine Beziehung zum / seine Rolle im Kosmos eigentlich alle an. Aber für die meisten Leser wäre der Titel "Qual" wohl Programm. Und Genre-Leser sind eine Minderheit, die sich zum Teil auch ziemlich esoterisch bzw. sektierersich aufführt. Die SF-Schaffenden verwalten einen Schatz, der nur wenigen Lesern zu gute kommt. Und sie verwalten ihn oft nicht mal gut. Er wird zur Unterhaltung ausgebeutet. Es muss daher solche Autoren wie Schätzing und Eschbach geben. Science Thriller haben sich etabliert, sie füllen die Lücke, für die die Genre-SF und ihre Macher auch verantwortlich sind. Das würde ich also nicht als Ausbeutung betrachten. MB

#218 Andreas Eschbach

Andreas Eschbach

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 17:27

Hat also zum Beispiel Frank Schätzing, die SF-Idee Andere Intelligenz auf der Erde nur benutzt, um einen Bestseller zu schreiben, das Potential sozusagen für sich ausgebeutet, ohne dass die SF als Genre etwas davon hat?


Das klingt jetzt so nach: "Frank Schätzing ist keiner von uns, wie kommt er dazu, eine Idee zu verwenden, die uns, die dem Genre SF gehört?"

Was übrigens nicht mal stimmt: Wieviel Genre-SF-Romane gibt es, in den eine zweite Intelligenz auf der Erde postuliert wird? Wenige. Mir fällt gar keiner ein (was nichts heißen muss). Und bestimmt hat es keiner davon so gemacht wie der "Schwarm". Von Ausbeutung kann doch nicht annähernd die Rede sein!

Leute, gewöhnt Euch daran, dass auch Autoren außerhalb der SF Ideen haben!

Und was um alles in der Welt hätte denn einen SF-Genre-Autor daran hindern sollen, die Idee "andere Intelligenz auf der Erde" zu benutzen, selber einen Bestseller zu schreiben? Doch nur zwei Dinge: Nicht selber auf die Idee dazu gekommen zu sein oder nicht selber dazu imstande gewesen zu sein. "Der Schwarm" war in erster Linie ein verdammt gut geschriebenes Buch, eines der spannendsten Bücher, die ich in den letzten zehn Jahren in Händen gehalten habe, und deswegen war es erfolgreich, ganz schlicht und einfach. Weil einer den anderen angerufen und gesagt hat, hey, da gibt es ein Buch, das musst du lesen! (Bei mir war es Thomas Thiemeyer.)


Nun, ja, die SF hat nichts davon gehabt, ich muss aber einschränken, die Genre-SF. Und da liegt der Hund begraben. Die Genre-SF hat sich auch nur um die SF-Ideen herum gebildet, und sollte diese keineswegs als ihr Eigentum betrachten, auch wenn mancher SF-Autor sie, die Motive, Themen und Ideen weiterentwickelt hat. Aber die SF hat sich in zum Teil in Richtungen entwickelt, die man fast esoterisch nennen kann, denn man braucht als Leser eine längere Initiation um diese Romane und Erzählungen "richtig" lesen zu können.


Man könnte auch Inzucht dazu sagen. Ich weiß nicht, wie viele "SF"-Romane ich schon zur Hand genommen und wieder weggelegt habe, weil Umschlagtext und erste Seiten doch nur wieder die übliche gequirlte Hyperraum-Nano-Gentechnik-KI-Alien-Brainupload-Mischung präsentiert haben, die mir inzwischen hier steht.

Ich bedaure es zum Beispiel, dass ein so intelligenter und vielschichtiger Roman wie Greg Egans "Qual" nur von den Genre-Lesern wahrgenommen wurde (von denen wahrscheinlich auch nur eine Minderheit das ganze Potential erfasst haben) und nicht von allen, weil er eben so vollgestopft von wissenschaftlichen Spekulationen und ungewöhnlichen Ideen war.


Und weil die ersten zweihundert Seiten zu lesen eine Qual ist, nicht zu vergessen.

#219 Gast_Frank Böhmert_*

Gast_Frank Böhmert_*
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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 17:46

Und weil die ersten zweihundert Seiten zu lesen eine Qual ist, nicht zu vergessen.

Naja, ich hab mich mehr mit dem Schätzing gequält. Hab ihn sogar zwischendurch abgebrochen.

Die Idee mit den Yrr oder wie sie hießen, fand ich aber auch stark. Hätte er bloß diesen Mega-Hollywood-Filmtrick-Kram weggelassen! Der hat diese guten Wesen doch hinweggespült wie ein Pissrinnen-Tsunami.

(Übrigens hatten die Yrr durchaus, was ich persönlich aber überhaupt nicht schlimm finde, einen populären Vorläufer in THE ABYSS.)

Greg Egans QUAL hingegen habe ich weggeschmökert wie nix. Und der erste Absatz ist einer der gelungensten SF-Anfänge schlechthin. "Gut, er ist tot. Sie können jetzt mit ihm reden." Nach Jahren immer noch aus dem Gedächtnis zitiert.

Beide Autoren rangieren bei mir ansonsten unter "ferner liefen" und haben sich in der Handbücherei nicht halten können. Egan als einer, der zu SF-mäßig verschwurbelt ist, und Schätzing als einer, der zu sehr auf die Kacke haut.

#220 Bungle

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 18:00

Das klingt jetzt so nach: "Frank Schätzing ist keiner von uns, wie kommt er dazu, eine Idee zu verwenden, die uns, die dem Genre SF gehört?"

Was übrigens nicht mal stimmt: Wieviel Genre-SF-Romane gibt es, in den eine zweite Intelligenz auf der Erde postuliert wird? Wenige. Mir fällt gar keiner ein (was nichts heißen muss). Und bestimmt hat es keiner davon so gemacht wie der "Schwarm". Von Ausbeutung kann doch nicht annähernd die Rede sein!


Fnde ich auch nicht, deshalb habe ich es auch anfangs als Frage formuliert, weil ich versucht habe, mit eigenen Gedanken nachzuvollziehen, was hinter diesem Begriff stehen könnte und was MKI damit gemeint haben könnte.

Leute, gewöhnt Euch daran, dass auch Autoren außerhalb der SF Ideen haben!


Zustimmung

Und weil die ersten zweihundert Seiten zu lesen eine Qual ist, nicht zu vergessen.


Anstrengend war's auch für mich, aber es hat sich dann gelohnt. :lol:

MB

#221 Lomax

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 18:09

Naja, ich hab mich mehr mit dem Schätzing gequält.

Na ja, ich hab mich beim Schwarm sehr gut unterhalten. War schon ein Knaller, das Buch, auch und gerade weil es so dick aufgetragen war. Für mich einer der größten Mängel bei vielen deutschen Autoren ist halt dieses "Think Small" ... Da hat der Schwarm schon richtig hingelangt.
Zwischendurch war mir das ein oder andere zu lang und ich dachte mir, die Abschweifung hät's jetzt nicht gebraucht. Und das Ende war ein bisschen, hm, zu leicht gemacht. Aber das würde ich eher als Detailfragen betrachten. Das Buch hat so funktioniert, keine Frage.

Aber auch der Gebrauch von Genre-Standardelementen wie Raumschiffen oder "Bewusstseinsübertragung" steht m.E. nach guten Büchern nicht unbedingt im Wege. Ich muss da an Richard Morgan denken, "Altered Carbon" - was für ein geiles Buch! Und zwar nicht wegen des Inhalts, sondern wegen der Sprache, wegen der Art, wie der Autor das rübergebracht hat. Man hat am Stil der Abschnitte schon die Empfindung der Figuren gespürt. Ich war nachhaltig beeindruckt, als der Protagonist den Körper gewechselt hat und ich beim Lesen gedacht habe: "Moment mal, das ist doch jetzt eine ganz andere Person" - noch bevor es im Text enthüllt wurde!
So was macht für mich ein Buch (auch) gut und außergewöhnlich.

(Auch wenn der Morgan letztlich von Heyne weggeschnappt wurde - verflucht sollen sie sein, diese räuberischen Großverlage, auf immerdar! ;))

Das ist ja auch ein Punkt, über den man nachdenken sollte, wenn man die bloße Verwendung populärer und nicht gerade neuer Ideen schon als "Exploitation" verdammen möchte: Warum, bitte schön, sollte es ein Qualitätsmerkmal sein, wenn man bekannte Versatzstücke zwanghaft meidet und darum mit einiger wahrscheinlichkeit auf Themen zurückgreifen muss, über die vermutlich auch darum noch nicht so viel gesprochen wurden, weil sie kaum jemanden interessieren?
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#222 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 18:24

Leute, gewöhnt Euch daran, dass auch Autoren außerhalb der SF Ideen haben!


Ja, und einige von denen schaffen es, vermeintlich abgenudelte Themen auf grandiose Weise zu präsentieren. Wie z. B. Audrey Niffenegger mit »Die Frau des Zeitreisenden«.

#223 Frank

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 19:10

Warum, bitte schön, sollte es ein Qualitätsmerkmal sein, wenn man bekannte Versatzstücke zwanghaft meidet

Eben. Something old, something new. Something borrowed, something blue! ;)
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#224 Frank

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 19:45

Ich habe mal irgendwo gelesen, dass es nur zwei große Themen in der Literatur gibt: 1) Jemand geht auf Reisen 2) Jemand Fremdes kommt in die Stadt Ein interessanter Ansatz, wie ich finde ... Denn was ist wirklich NEU?
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#225 Gast_Frank Böhmert_*

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 20:38

Für mich einer der größten Mängel bei vielen deutschen Autoren ist halt dieses "Think Small" ...

Ah, okay. Das macht den Unterschied klar.

"Think small", das triffts. Mir reicht sozusagen eine abgebissene Eichel an der richtigen Stelle, da muss sich keine Blutspur durchs Buch ziehen. ;)

Ich bin wohl kein "Exploitation"-Autor. :blush:


-----

EDIT: Fremdwort korrigiert

Bearbeitet von Frank Böhmert, 15 Oktober 2010 - 23:18.


#226 fictionality

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 21:09

"Think small", das triffts. Mir reicht sozusagen eine abgebissene Eichel an der richtigen Stelle, da muss sich keine Blutspur durchs Buch ziehen. ;)


Think small? Als SF-Autor muss man da aber schon sehr selbstverkrüpplelnd denken, um so zu enden.

The sky is the limit!

#227 Gast_Frank Böhmert_*

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 22:25

Als SF-Autor muss man da aber schon sehr selbstverkrüpplelnd denken, um so zu enden.

Wieso "enden"? Da fängt es für mich überhaupt erst an.

Spannend zu werden nämlich.

("Muss" "man" jetzt nicht begreifen.)

#228 lapismont

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 22:42

Ah, okay. Das macht den Unterschied klar.

"Think small", das triffts. Mir reicht sozusagen eine abgebissene Eichel an der richtigen Stelle, da muss sich keine Blutspur durchs Buch ziehen. ;)

Ich bin wohl kein "Exploition"-Autor. :blush:

Du beißt sie wenigstens nicht nur an ...
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#229 Gast_Frank Böhmert_*

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 23:16

Gerade beim Recherchieren gefunden -- Robert B. Parker schafft mich mal wieder, was der immer alles einbaut! --, und es passt doch so schön zum Thread:

"Einige Bücher sind unverdientermaßen vergessen; kein Buch bleibt unverdientermaßen in Erinnerung."

-- W.H. Auden

#230 Pogopuschel

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 23:28

Gerade beim Recherchieren gefunden -- Robert B. Parker schafft mich mal wieder, was der immer alles einbaut! --, und es passt doch so schön zum Thread:

"Einige Bücher sind unverdientermaßen vergessen; kein Buch bleibt unverdientermaßen in Erinnerung."

-- W.H. Auden


Off Topic

Parker, ist das der, dessen wunderbar melancholische Verfilmungen, mit Tom Selleck als Jesse Stone, zur Zeit im ZDF laufen?

#231 Amtranik

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Geschrieben 16 Oktober 2010 - 06:24

Anstrengend war's auch für mich, aber es hat sich dann gelohnt. ;)

MB


Genauso wars bei mir!. Deshalb halte ich jetzt auch "Qual" für ein schlechtes Beispiel, denn
diesen Roman muß man als ein extrem für den Genrefreund sehn. Ihn mit Werken die
in den Mainstream passen zu vergleichen oder gar dorthin zu wünschen ist humbug.

Da paßen eher Vergleiche wie zb. Brandhorsts Äon zu dem Mega Erfolgreicheren Dan
Brown, was einfach nur am Namen und dem Bekanntheitsgrad liegt, keinesfalls am Inhalt
der Romane.

Der Schwarm hat mir seinerzeit auch gefallen, bis auf die längen und den Schluß, was ja
die meisten sagen. Ansonsten habe ich den Eindruck das gerade in Deutschland
so ein Reflex besteht einen Mega-Erfolg ( gerade wenn er objektiv, gemessen an
den Werken anderer kaum erklärbar ist ) in Grund und Boden zu verdammen. Da werden
dann schnell Extreme bemüht und man spricht dem Autor dann jegliches Talent ab und
stellt ihn als hinterletzten Trottel dar. Das ist für mich der blanke Neid.

Warum der Schwarm jetzt so über allem anderen schwebt mit seinen Verkaufszahlen das
ist rätselhaft, denn durchs Werk nicht erklärbar. Der Roman ist gut aber sicher nicht besser
als zig andere Bücher weniger erfolgreicher Autoren.

#232 fictionality

fictionality

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Geschrieben 16 Oktober 2010 - 07:31

Wieso "enden"? Da fängt es für mich überhaupt erst an.

Spannend zu werden nämlich.

("Muss" "man" jetzt nicht begreifen.)



Kommt immer drauf an wo mann anfängt zu denken.

#233 Gast_Frank Böhmert_*

Gast_Frank Böhmert_*
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Geschrieben 16 Oktober 2010 - 09:30

Off Topic

Parker, ist das der, dessen wunderbar melancholische Verfilmungen, mit Tom Selleck als Jesse Stone, zur Zeit im ZDF laufen?

Ja. Der Verleger träumt übrigens davon, nach dem Schließen der letzten Spenser-Lücken die Jesse-Stone-Romane endlich komplett auf Deutsch rauszubringen. Die würde ich dann auch machen. Aber vorläufig bin ich noch am Spenser dran.

End of off topic

#234 Gast_Frank Böhmert_*

Gast_Frank Böhmert_*
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Geschrieben 16 Oktober 2010 - 10:22

Kommt immer drauf an wo mann anfängt zu denken.

Rufst du nach Intensivbetreuung? Gibt es bei mir nicht.

Aber ich überlasse dir gern das letzte Wort. Bitteschön:

#235 Andreas Eschbach

Andreas Eschbach

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Geschrieben 16 Oktober 2010 - 10:28

was mir an Autoren wie Frank Schätzing und, in weit geringem Maße freilich, an Andreas Eschbach
mißfällt, ist der Umstand, daß sie im Grunde auf literarischem Gebiet etwas fortsetzen, was im
Kino der Sechziger- bis Achtzigerjahre als "Exploitation" bezeichnet wurde.

[...]


Nach weiterem Überschlafen ist mein bisheriges Fazit, dass die Ausgangsthese Michaels schlicht und ergreifend falsch ist. Das, was die genannten Autoren wie Schätzing, Crichton, Simmel oder auch ich selber machen, unter dem bereits existierenden Begriff der "Exploitation" zu subsumieren ist nicht nur nicht korrekt, es führt auch erkenntnismäßig nirgendwohin, weil es, anstatt trennschärfere Kriterien zu schaffen, bereits bestehende aufweicht: Es schmeißt Dinge, die bislang aus recht einsehbaren Gründen in verschiedenen Körbchen lagen, in ein und denselben Topf, ohne dass dafür bisher ein erkennbarer Grund zu sehen wäre. Letztendlich wird einfach alles, was "irgendwie nicht gut" ist, als "Exploitation" bezeichnet. Das aber ist nichts anderes als die gute alte "hoch-die-gute-Literatur-und-zum-Teufel-mit-dem-igitt-bäh-Unterhaltungskram"-Diskussion in semantisch anderem Gewande.

#236 Beverly

Beverly

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Geschrieben 16 Oktober 2010 - 10:29

Think small? Als SF-Autor muss man da aber schon sehr selbstverkrüpplelnd denken, um so zu enden.

The sky is the limit!


there is no limit!

#237 fictionality

fictionality

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Geschrieben 16 Oktober 2010 - 10:31

Rufst du nach Intensivbetreuung? Gibt es bei mir nicht.

Aber ich überlasse dir gern das letzte Wort. Bitteschön:


Mir egal. Das führt eh zu nichts. Nur soviel: ich weiß was du meinst. Ich meinte lediglich das "Think small", nicht deine Ausführungen. Also: forget it, hat nichts zu bedeuten.

Bearbeitet von fictionality, 16 Oktober 2010 - 10:38.


#238 fictionality

fictionality

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Geschrieben 16 Oktober 2010 - 10:34

there is no limit!


Das würde ich so nicht unterschreiben. Zumal die Ewigkeit und Unendlichkeit überhaupt nicht beweisbar ist.

#239 molosovsky

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Geschrieben 16 Oktober 2010 - 10:34

there is no limit!

Ich dachte, seit Buzz Lightyear heißt es:
"To infinity and beyond!"

Grüße
Alex / molo

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#240 Beverly

Beverly

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Geschrieben 16 Oktober 2010 - 11:31

ZITAT(Beverly @ 16.10.2010, 11:29)
there is no limit!

Das würde ich so nicht unterschreiben.


Allgemein und abstrakt impliziert jede "Grenze" etwas "jenseits der Grenze". Somit ist das Setzen einer Grenze der Anfang von ihrer Überschreitung. In der Phantastik ist das eine seit Jahr und Tag übliche Praxis. So gilt seit Einstein die Lichtgeschwindigkeit als oberste Grenze - in der SF wird sie ständig überschritten.

Zumal die Ewigkeit und Unendlichkeit überhaupt nicht beweisbar ist.


Man mag sich mit Beweisen für Ewigkeit und Unendlichkeit schon aus logischen Gründen schwer tun. Weil es viele Formen und Hierarchien "unendlicher" gedanklicher Systeme gibt, weil der Beweis führende endliche Verstand nur ein unendlich kleines Teil der zu beweisenden Unendlichkeit ist etc.
Aber solche Probleme manchen die Unendlichkeit zu einem nie versiegenden Quell der Inspiration, auch, weil sie sich jeder Determiniertheit entzieht.

Bearbeitet von Beverly, 16 Oktober 2010 - 11:39.



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