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Exploitation SF


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312 Antworten in diesem Thema

#181 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 00:15

Du scheinst aber auch ein Talent für den berühmten Griff in die Sch....


Der "Griff in die Tonne" gibt das Gemeinte ebenso verständlich wieder :rolleyes:

Nicht daß auch in diesem Thread noch über die Verwendung von Fäkalausdrücken
geklagt wird... :-)

#182 Lomax

Lomax

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 01:04

Das trifft alles ziehmlich genau, was ich meinte.

Aber nicht das, was im ersten Posting gesagt wird. Denn die Wiki-Definition beschränkt sich ja auf das Anhängen an innermediale Trends und außermedial auf einen bloßen Effekt, den mal wohl mit "Effekthascherei durch Skandalisierung" beschreiben könnte.
Vom bloßen Aufgreifen beliebiger Ideen aus anderem Kontext ist nicht die Rede.
Auch wird nicht versucht, "Exploitation" zur Triebkraft der anders gearteter, struktureller möglicher Textmängel zu machen, zu einer Art "Wurzel allen Übels".
Dass sind m.E. nach genau die Unterschiede, mit denen die Probleme und die entscheidenden Pauschalisierungen ihren Anfang nehmen ...
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#183 molosovsky

molosovsky

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 06:14

Verfolge die Diskussion hier mit großen Interesse.
Kleiner Einwurf zum Thema U & E-Literatur.
Gerade bezüglich Phantastik (oder Fantastik?) habe ich auf dem GfF-Kongress in Hamburg eine nützliche Dreiteilung der Phantastik gehört. Wurde dort auf Fantasy / Phantastik angewendet ( nicht ganz leicht, in dem deutsch-englischen Kauderwelsch Kurs zu halten), aber die lässt sich auch auf SF umklappen.

Extrem-Pol 1) Fantasy als Schablone. Wird von der Kulturindustrie genutzt um flott und zielgruppen-orientiert zu produzieren, Kundentreue zu binden, ect. -- Bei SF gibt es ja auch entsprechende Franchises.

Extrem-Pol 2) Fantastic / Phantastik als Modus, in der eher artistisch neue Formen, Inhalte angestrebt werden. -- Bzgl. SF wohl die ambitionierten Hard- und Soft-SF-Werke.

Diese Extrem-Pole sind (sag ich mal) relativ leicht zu erkennen (z.B. "Halo"-Romane einerseits, sowas wie "Dhalgren" andererseits). Die meisten Streitfälle gibt es wohl dann bei ...

3) Zwischen diesen Polen vermittelt dann der größte Teil des Genre-Feldes, sprich: einerseits strebt man nach *künstlerischem* Anspruch, aber eben zugleich nach konventioneller Lesebekömmlichkeit.

Grüße
Alex / molo

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

Mehr Gesabbel von mir gibts in der molochronik

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#184 Andreas Eschbach

Andreas Eschbach

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 08:52

Aber nicht das, was im ersten Posting gesagt wird. Denn die Wiki-Definition beschränkt sich ja auf das Anhängen an innermediale Trends und außermedial auf einen bloßen Effekt, den mal wohl mit "Effekthascherei durch Skandalisierung" beschreiben könnte.
Vom bloßen Aufgreifen beliebiger Ideen aus anderem Kontext ist nicht die Rede.
Auch wird nicht versucht, "Exploitation" zur Triebkraft der anders gearteter, struktureller möglicher Textmängel zu machen, zu einer Art "Wurzel allen Übels".


Sehe ich (nach Überschlafen der Frage) auch so. "Exploitation" heißt ja auf gut Deutsch "Ausbeutung", und das ist ein Wort, das im allgemeinen verstanden wird als "sich aneignen, was einem nicht zusteht". Die "Exploiter" in den genannten Beispielen profitieren von dem, was sie tun, indem sie sich entweder die Aufmerksamkeit für einen bestimmten Trend aneignen, den aber andere geschaffen haben (i.d.R. unter Schwierigkeiten und Risiken), oder aber †¦ hmm, wie man den Begriff "Ausbeutung" und "effekthaschende Skandalisierung" sinnvoll zusammenbringt, weiß ich jetzt gerade auch nicht.

So weit, so gut. Aber das, was Michael in seinem Eingangsposting schreibt, geht darüber weit hinaus - und zwar zu weit. Wenn man es so stehen lässt, dann hat er die E-gegen-U-Unterscheidung, die er ablehnt, mit seiner (noch-nicht-ganz-klaren-)Definition der "Exploitation" durch die Hintertür wieder eingeführt. Und sein "Rant" ließe sich einkochen auf den Vorwurf "Himmel noch mal, wieso schreiben so viele Leute schlechte Bücher?".

Oder, um es mal plakativ zu sagen: Ich bestreite, dass Schätzing oder Crichton "Exploiter" sind. (Und was mich selbst anbelangt, warten wir ja noch auf Michaels eingehendere Analyse †¦ :rolleyes: Wird sicher eine interessante Diskussion.)


____________________
Edit: 14.10.2010 11:50 Plakative Aussage optisch noch plakativer gemacht.

Bearbeitet von Andreas Eschbach, 14 Oktober 2010 - 10:51.


#185 fictionality

fictionality

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 10:06

Und was findest Du da z.B.?


Wie schon erwähnt, seit 2006 lese ich nicht mehr so viel SF, aber ich will das ändern. Empfohlen wurde mir z. B. von vielen Seiten die SFX-Anthologie von Wurdack, "Prothesengötter" von Hebben und natürlich auch der in diesem Forum vielerwähnte "Lord Gamma". Die Leseprobe von "Psyhack" (Iwoleit) fand ich auch sehr gut. Und sicherlich warten noch viele Perlen darauf, entdeckt zu werden. Insgesamt sind die Anthos im Wurdackverlag eine gute Wahl.

#186 fictionality

fictionality

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 10:09

Wer sagt denn so ein Zeug? Und wer hört denn auf sowas?


Wieso? Ist doch gar nicht so abwegig.

#187 fictionality

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 10:20

Jeder kann potentiell lernen, was "gute" abstrakte Malerei ist, was "gute" Weine sind, was "guter" Free-Jazz ist, jeder kann Zugang zu Death-Metal, Science Fiction, Daily Soaps, Perry Rhodan, Aktionskunst und- jaha - (post-)moderner Literatur finden und dabei auch noch Spaß haben. Es ist bloß Arbeit, bis es soweit ist, und die möchte nicht jeder investieren.


Als Arbeit möchte ich das nicht unbedingt bezeichnen, aber sonst hast du sicherlich recht, denn ich habe immer Spaß daran, Neues zu entdecken. Dass man sich irgendwie auf einen Nenner einigen muss, damit eine gewisse Sparte eines definierten Genres noch einmal hervorgehoben werden kann, ist unerlässlich. Dazu gehören mindestens zwei. Und ja, deshalb gibt es auch Foren, Gruppen etc.

Wie wäre es mit folgender Definition: Geschmack ist die Annäherung von Vorlieben.

#188 Lomax

Lomax

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 11:47

Jeder kann potentiell lernen, was "gute" abstrakte Malerei ist, was "gute" Weine sind, was "guter" Free-Jazz ist, ...

Wo Fictionality dieses Statement noch mal aufgegriffen hat ... bei der Gelegenheit fällt mir gerade ein, dass Mievilles viel gescholtenes "King Rat" bei mir ein gewisses Verständnis und einen "Ach, so kann das sein?"-Effekt für gewisse Musikformen erweckt hat, die ich bis dahin schlicht als "hirnlosen Krach" kategorisiert habe.
Solche Aha-Effekte sind für mich auch immer ein Merkmal für "wertige" Literatur, ob man diese Wertigkeit nun an "Exploitation" festmachen will, an einem U/E-Begriff oder an anderen Dingen. Nur um mal die Frank bestaunte "Euphorie um Mieville" zu erklären; dass "King Rat" da schwächer ist als andere Werke des Autors, ist halt auch nur relativ zu sehen, es war immer noch ein verdammt gutes Buch.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#189 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 12:48

Nur um mal die Frank bestaunte "Euphorie um Mieville" zu erklären; dass "King Rat" da schwächer ist als andere Werke des Autors, ist halt auch nur relativ zu sehen, es war immer noch ein verdammt gutes Buch.

Das war und ist es m. E. mit Sicherheit nicht. Ich würde weitere "Werke" von Herrn Mieville nicht mal mehr mit der Kohlenzange anfassen. Ein Buch, das solche Entschlüsse reifen läßt, ist nicht nur schwach, sondern grottig. :D

#190 Beverly

Beverly

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 13:13

China Mieville ... noch so einer, an dem mich schon das Lob abschreckt ...

... wenn wir hier mal Titel nennen wollen, die durch Originalität auffallen, hätte ich da Die letzte Legende der Erde von A. A. Attanasio anzubieten:

In einer fernen Zukunft werden die längst ausgestorbenen Menschen wieder zum Leben erweckt, um als Köder für die bösartigen "Zotl" zu dienen. Die Zusammenfassung liest sich nicht sonderlich originell, aber dafür ist die Umsetzung um so opulenter.

#191 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 13:37

Nicht daß auch in diesem Thread noch über die Verwendung von Fäkalausdrücken
geklagt wird... :-)


Brav ***streichel***, Brav ***streichel***, Brav ***streichel***,

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

Blog zur Sekundärliteratur: http://sebesta-seklit.net/

Online-Bibliothek zur Sekundärliteratur: http://www.librarything.de/catalog/t.sebesta

Facebook-Gruppe: https://www.facebook...tik.ge/members/


#192 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 15:16

Habe jetzt erst deinen Post gesehen, eRDe7. Hatten sich gestern wohl überschnitten :huh:

Ich finde es immer kurios, dass dauernd irgendwem etwas "vorgeworfen" wird. Meistens dann noch in einem etwas hochnäsigem Ton (Dirk, Du bist jetzt nicht speziell gemeint, das ist eher allgemein gesprochen), entweder: Diese elitären Schreiberlinge, völlig verkopft und blutleer ... Oder: Diese platten Schundschreiber, deren Horizont nicht höher hängt als ihr Gürtel ...


Wobei hier die Frage nach dem Huhn und dem Ei wieder hochkommt ;)
Wer hat wem zuerst das Schäufelchen geklaut und bei Fräulein Rottenmeyer gepetzt? :lol:

fictionality hat es mit den Worten ...
Geschmack ist die Annäherung von Vorlieben.
... recht gut getroffen, auch wenn er dabei verschweigt, dass man Geschmack auch durch Religion oder Weltanschauung ersetzen kann ;)
Nirgends wird so erbittert gefochten, wie um diese drei Punkte.
Geschmack, Religion und Weltanschauung.
Solange wir also keinen Djihad anzetteln, finde ich gerade hier, in diesem Forum, solche Diskussionen für mich zumindest recht fruchtbar, da ich viel mitnehmen kann. Wenn innerhalb solcher Threads Vorwürfe gemacht werden ... so what? Das ist für mich B.a.u. da es ohne Reibungswärme als Katalysator bei mir persönlich nur sehr schwer zu Initialzündungen (Meinungsänderungen, neuen Sichtweisen) kommen kann.
(Ja, mein Denkvermögen hat eine unglaubliche Beharrungskraft, und braucht manchmal eine ordentliche Treibladung, bevor es sich in Gang setzt :blink: )

Tja, sage das mal dem Heer der namenlosen Autoren, die ständig zu hören bekommen:

- schreibe was Neues, aber es muss bekannt sein
- finde deinen Stil / deine Ansicht, aber sie muss Massenkompatibel sein
- wähle einfache Worte, aber schreibe nicht im Ich-Tarzan-du-Jane-Stil
- Entwickele neue Ideen, achte aber darauf, dass sie nicht zu neu sind
- bleibe ein deutscher Autor, werde aber nicht zu schwermütig und schwülstig (was uns jahrelang vorgehalten wurde) sondern schiele zu den englischsprachigen kollegen, die locker und luftig schreiben

Wer sagt denn so ein Zeug? Und wer hört denn auf sowas?


Ich bin leider zu faul jetzt alle entsprechenden Foren zu durchsuchen, aber als Tenor von (persönlicher verfassten) Absagen und auch in Gesprächen von Autoren untereinander, hört man das als Newbie immer wieder heraus.

Worauf ich mit meiner Frage hinaus wollte: Wieso sollte man Leute, die so etwas sagen, "ernst" nehmen - und darauf reagieren?


Das beantwortest du du dir hier beinahe selber ...

Gut, wenn man vom Schreiben lebt. Aber dann ist das Schreiben ohnehin nichts anderes als ein Bürojob und man ist "Angestellter" und muss das machen, was "die da oben" wollen - oder sich einen anderen Job suchen.
Aber wenn man nicht davon lebt, ... Was solls.


Der erste Satz ist so nicht ganz richtig bzw. vollständig.
Selbst diejenigen, die "nur" gelesen werden wollen, möchten irgendwann wenigstens eine kleine Anerkennung für ihr Tun sehen, denn einen Roman schüttele ich nicht so einfach aus dem Handgelenk. Das ist echte Arbeit, selbst als (ernsthaftes) Hobby.
Diese doch recht idealistischen Schreiber könnten dann ja direkt bei den Veröffentlichungen in den engen Kreisen ihrer Foren, DKZV-Veröffentlichungen oder ähnlichem bleiben.
Irgendwann ist ihnen aber der Freundes- und Familienkreis (der eh alles was du schriebst supertoll fidnet) nicht mehr genug.
Die wollen mehr, wenn es ihnen mit dem Schreiben wirklich ernst ist.
Und dann kommt der Punkt, wo den du als Angestelltenverhältnis recht gut dargestellt hast, und der zugleich Michaels "Exploitationvorwurf" ins Gespräch brachte.

Das ist dann auch der Punkt, wo ich z.B. einem M.R.R. Bigotterie vorwerfe, der einen deutschen Sommerset haben will, aber der um Himmels Willen trotz aller "Heldenverehrung" einmalig bleiben soll.
Das habe ich versuchsweise in meiner Aufzählung aufgedröselt.
Es gilt nach meiner Leseerfahrung für E und U gleichermaßen, wobei ich diese Schubladen sowieso nicht ganz verstehe, geschweige denn für voll nehme ;)

Dick wollte sehr wohl immer "große Literatur" schreiben, nur war bei ihm das Dilemma, dass er nicht wirklich fähig war, einen "normalen" Job zu haben (abgesehen von der kurzen Zeit im Plattenladen), weshalb er sich dann dem zugewendet hat, mit dem er einigermaßen Geld verdienen konnte: SF-Romane. (Er begann sogar schließlich mehr Romane und weniger Kurzgeschichten zu schreiben, weil das mehr Geld brachte ...). Seine Mainstream-Romane wollte ja leider keiner.


Jetzt hast du mich arg erstaunt :huh:
Dick konnte keinen normalen Job haben.
Dick wollte hohe Literatur schreiben, die bekanntemaßen kaum einen Autoren ernähren kann.
Wovon wollte der dann leben? ;)
Bist du dir in deiner Einschätzung auch ganz sicher?
Hatte er einen Mäzen, der ihm die Brötchen bezahlen wollte, wenn er sich an hohe Literatur wagen würde, die nun einmal schwer verkäuflich ist, da die Zielgruppe doch recht klein ist? Noch kleiner sogar, als heutzutage die Sci-Fi-Leserschaft?

Ich will dich jetzt nicht anecken, bin aber baff erstaunt und frage mich, woher du das weißt.
Als bekennender Dick-Fan würde ich mich über eine Quellennennung freuen.

LG

Dirk :lol:

#193 Gerd

Gerd

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 15:19

Das war und ist es m. E. mit Sicherheit nicht. Ich würde weitere "Werke" von Herrn Mieville nicht mal mehr mit der Kohlenzange anfassen. Ein Buch, das solche Entschlüsse reifen läßt, ist nicht nur schwach, sondern grottig. :lol:


Was denn jetzt - deines Erachtens oder mit Sicherheit?
Sudden moroseness. One hop too far.

#194 eRDe7

eRDe7

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 15:37

Wobei hier die Frage nach dem Huhn und dem Ei wieder hochkommt wink.gif
Wer hat wem zuerst das Schäufelchen geklaut und bei Fräulein Rottenmeyer gepetzt? laugh.gif


Genau, wenn die sich dumm verhalten, verhalten wir uns auch dumm. Das macht dann alles besser.

Selbst diejenigen, die "nur" gelesen werden wollen, möchten irgendwann wenigstens eine kleine Anerkennung für ihr Tun sehen, denn einen Roman schüttele ich nicht so einfach aus dem Handgelenk. Das ist echte Arbeit, selbst als (ernsthaftes) Hobby.


Na ja, es kommt darauf an, was für Anerkennung man möchte. Wenn das Zeug niemand veröffentlichen möchte, veröffentliche es halt selbst.

Irgendwann ist ihnen aber der Freundes- und Familienkreis (der eh alles was du schriebst supertoll fidnet) nicht mehr genug.
Die wollen mehr, wenn es ihnen mit dem Schreiben wirklich ernst ist.


Jetzt höre ich mich mal kurz ein wenig wie Michael an: Wenn ihnen das mit dem Schreiben wirklich ernst ist, dann sollten sie sich nicht anpassen, sondern das tun, was sie für richtig halten. (kann man "sich anpassen" als richtig ansehen? Maybe.)

Wovon wollte der dann leben? wink.gif
Bist du dir in deiner Einschätzung auch ganz sicher?
Hatte er einen Mäzen, der ihm die Brötchen bezahlen wollte, wenn er sich an hohe Literatur wagen würde, die nun einmal schwer verkäuflich ist, da die Zielgruppe doch recht klein ist? Noch kleiner sogar, als heutzutage die Sci-Fi-Leserschaft?


Also die Zielgruppe für "hohe Literatur" (schrieb ich nicht "Mainstream"? Er meinte damit Sachen wie seine Vorbilder wie Maupassant und Fallada (wie mir Tim Powers erzählte)) ist übrigens etwas größer (also, wenn wir von Maintream sprechen, nicht von experimenteller Literatur) als SF ...

Ich will dich jetzt nicht anecken, bin aber baff erstaunt und frage mich, woher du das weißt.
Als bekennender Dick-Fan würde ich mich über eine Quellennennung freuen.


Lies den Sutin oder meine inzwischen etwas angestaubte Diplomarbeit über Dick (ist im Netz zu finden).

R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)

R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)

 


#195 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 16:22

Wobei hier die Frage nach dem Huhn und dem Ei wieder hochkommt ;)
Wer hat wem zuerst das Schäufelchen geklaut und bei Fräulein Rottenmeyer gepetzt? :lol:

Genau, wenn die sich dumm verhalten, verhalten wir uns auch dumm. Das macht dann alles besser.


Der Klügere gibt eben solange nach, bis er der Dumme ist ;)

Selbst diejenigen, die "nur" gelesen werden wollen, möchten irgendwann wenigstens eine kleine Anerkennung für ihr Tun sehen, denn einen Roman schüttele ich nicht so einfach aus dem Handgelenk. Das ist echte Arbeit, selbst als (ernsthaftes) Hobby.
Diese doch recht idealistischen Schreiber könnten dann ja direkt bei den Veröffentlichungen in den engen Kreisen ihrer Foren, DKZV-Veröffentlichungen oder ähnlichem bleiben.
Irgendwann ist ihnen aber der Freundes- und Familienkreis (der eh alles was du schriebst supertoll fidnet) nicht mehr genug.
Die wollen mehr, wenn es ihnen mit dem Schreiben wirklich ernst ist.
Und dann kommt der Punkt, wo den du als Angestelltenverhältnis recht gut dargestellt hast, und der zugleich Michaels "Exploitationvorwurf" ins Gespräch brachte.

Na ja, es kommt darauf an, was für Anerkennung man möchte. Wenn das Zeug niemand veröffentlichen möchte, veröffentliche es halt selbst.


Wenn das "Zeug" niemand veröffentlichen will ... ist es dann vielleicht unlesbar?
By the way ... wieviele Bücher von bekennenden DKZ-Verlagen oder von Autoren, die kein Verlag haben wollte und die via BoD veröffentlicht haben, hast du gekauft und gelesen? :blink:

Jetzt höre ich mich mal kurz ein wenig wie Michael an: Wenn ihnen das mit dem Schreiben wirklich ernst ist, dann sollten sie sich nicht anpassen, sondern das tun, was sie für richtig halten. (kann man "sich anpassen" als richtig ansehen? Maybe.)


Und was dann?
Wie ich schon sagte, das Leben ist kein Wunschkonzert, sondern eine Abfolge von (manchmal faulen) Kompromissen. Mit dem Kopf durch die Wand bekomme ich als "Autor experimenteller Prosa" keine Leser. Wie passt das aber in das "Wunschdenken", dass man doch nur gelesen werden wolle?
Da beißt sich der Hund selber in den Schwanz.
Wenn ich gelesen werden will, muss ich mich an meine Zielgruppe von Lesern, und sei sie noch so klein und meinetwegen auch elitär, anpassen, sonst ist mein Geschreibsel nur ein stummer Akkord im lauten Orkan des Medienwirbels.

Also die Zielgruppe für "hohe Literatur" (schrieb ich nicht "Mainstream"?


Nö. Hohe Literatur, waren deine Worte :lol:

Er meinte damit Sachen wie seine Vorbilder wie Maupassant und Fallada (wie mir Tim Powers erzählte)) ist übrigens etwas größer (also, wenn wir von Maintream sprechen, nicht von experimenteller Literatur) als SF ...


Ah, das wusste ich nicht, und ehrlicherweise hätte ich das auch nie vermutet ;)
Dick ist mir als Autor und als Mensch ein Faszinosum, weswegen ich immer auf der Suche nach "Hinterlassenschaften" bin, mit denen ich mir ein Bild von dem Menschen hinter den Geschichten machen kann.
Geht mir z.B. auch mit Schätzing so, den ich als Mensch faszinierend finde, aber als Autoren ... naja ;)
Kannst du mir (gerne auch per PN) einen Hinweis geben, wo ich deine Dilpomarbeit finde könnte?
Da besteht meinerseits wirkliches Interesse.

By the way ... (kurz mal OT):
Meine Dick-Sammlung ist mir kurz vor dem Umzug durch einen Wasserschaden total vernichtet worden *grummel*
Kannst du mir Sammelbände oder ähnliches empfehlen?

LG

Dirk

Nachtrag:
Wenn ich das richtig sehe, habe ich deine Diplomarbeit (Essay) gefunden?
Ist auf alle Fälle in meinen Favoriten abgelegt, die möchte ich nämlich in einer ruhigen Minute lesen.
Danke nochmal für den Tipp / Hinweis.

Bearbeitet von Dirk, 14 Oktober 2010 - 16:51.


#196 eRDe7

eRDe7

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 17:01

Wenn das "Zeug" niemand veröffentlichen will ... ist es dann vielleicht unlesbar?
By the way ... wieviele Bücher von bekennenden DKZ-Verlagen oder von Autoren, die kein Verlag haben wollte und die via BoD veröffentlicht haben, hast du gekauft und gelesen?


Fast keine. Das trifft aber genauso zu auf den Rest des Marktes, wenn man es in Relation zueinander betrachtet.

Und was dann?
Wie ich schon sagte, das Leben ist kein Wunschkonzert, sondern eine Abfolge von (manchmal faulen) Kompromissen. Mit dem Kopf durch die Wand bekomme ich als "Autor experimenteller Prosa" keine Leser. Wie passt das aber in das "Wunschdenken", dass man doch nur gelesen werden wolle?


Was genau hast Du davon, wenn Du gelesen wirst, aber nicht das schreibst, was Du schreiben willst?

Da beißt sich der Hund selber in den Schwanz.
Wenn ich gelesen werden will, muss ich mich an meine Zielgruppe von Lesern, und sei sie noch so klein und meinetwegen auch elitär, anpassen, sonst ist mein Geschreibsel nur ein stummer Akkord im lauten Orkan des Medienwirbels.


Du meinst, DANN ist "Dein" Geschreibsel nicht mehr Dein Geschreibsel, sondern das, was andere wollen, das Du schreibst.
Jeder wie er will.

Ich schicke Dir eine PM.

R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)

R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)

 


#197 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 17:22

Was genau hast Du davon, wenn Du gelesen wirst, aber nicht das schreibst, was Du schreiben willst?


Genau das ist der Balanceakt, den man geht, wenn man den nächsten Schritt vom einsamen "Hobbyautoren" zu einem veröffentlichten "Hobbyautoren" wagt. (Ich habe die Bezeichnung "Hobbyautor" bewusst in Gänsefüßchen gesetzt ;) )
Wie weit gehe ich als Autor auf die Lesererwartungen ein?

Bei mir persönlich ist das recht einfach ;)
Ich versuche zum Beispiel so zu schreiben, dass das Ergebnis in erster Linie lesbar und spannend rüberkommt. Wenn ich es dann auch noch schaffen sollte, den einen oder anderen Aspekt der Geschichte so hinzubekommen, dass außer dem oberflächlich wirkendem Geboinge und Geböllere etwas rüberkommt, dass den Leser an das wahre Leben erinnert und ihn vielleicht sogar dazu veranlasst, darüber nachzudenken, dann bin ich stolz wie Oskar und glücklich.
Ich bin mir sicher, dass ich dieses ganz große Ziel am Ende des Regenbogens nie erreichen werde, weil man einfach keine drei Menschen unter einen Hut bekommt, ohne das die Luft stickig wird (siehe diesen Thread hier ;) ) Aber der Weg dahin ist so spannend ... warum sollte ich da jemals aufgeben?

Die oberste Priorität hat bei mir also die "seichte" Unterhaltung, die ihre eigenen Gesetze hat.
Ich möchte gerne so schreiben, dass meine Leser ihre Haltestelle verpassen, Klositzungen unnötig in die Länge ziehen und ihre jeweiligen Lebensgefährten abends mit einem "nur noch dieses eine Kapitel" abwimmeln ;)
Dafür gehe ich gerne Kompromisse ein, solange sie nicht faul sind und mich zu Verbiegungen zwingen. Meistens sind das sogar keine Kompromisse, sondern ganz einfach Tatsachen des Schreibens, die ich lernen muss (und auch will).
Und die beste Möglichkeit Leser zu erreichen ist eben, nicht mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern auf die Menschen zu hören, die ich mit meinem Schreiben erreichen möchte. Und das können sowohl Agenten, Lektoren als auch Verleger sein, die ihr Ohr zwar in erster Linie am Puls ihres Unternehmens haben, dadurch aber auch am Herz der Leser, die ich letztendlich ja erreichen will.

Vielleicht auch nicht unwichtig:
Die Villa am Genfer See und das Konto auf den Caymans sind mir bei allen Bemühungen um gutes Schreiben und veröffentlicht werden relativ gleichgültig. Wenn ich von meinem Schreiben nicht leben kann ... so what, I got a job ;) Hauptsache ich habe eine handvoll (natürlich gerne auch mehr :) ) Leser erreicht, die meine Sachen gerne lesen.

Lg

Dirk :)
(der jetzt doch wieder idealistisch wird, auch wenn er keine hohe Literatur schreiben mag :lol: )

#198 leibowitz

leibowitz

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Geschrieben 14 Oktober 2010 - 20:50

Der Thread ist ja sehr interessant, auch wenn die vielen offenen Enden kaum gebündelt werden dürften .. Aber eine Sache möchte ich doch anmerken. In seinem Eingangspost wirft Michael Iwoleit u.a. Andreas Eschbach "Exploitation" vor, jedenfalls in seinen jüngeren Werken, und nennt auf Nachfrage drei Werke ("Billion Dollar", "Nobelpreis", "Ausgebrannt"). Daraufhin meldet sich dankenswerterweise Herr Eschbach hier, sehr sympathisch und offen, und bittet mehrmals um Konkretisierungen. Dazu kommt von Herrn Iwoleit nichts, außer dass er momentan hierzu keine Zeit habe. Das verwundert mich sehr, Michael sollte doch froh sein, dass er seine Thesen mit dem Autor der inkriminierten Werke diskutieren darf. Also nur heiße Luft?
Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört, daran zu glauben. (P.K.Dick)

#199 Naut

Naut

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 07:28

Genau das ist der Balanceakt, den man geht, wenn man den nächsten Schritt vom einsamen "Hobbyautoren" zu einem veröffentlichten "Hobbyautoren" wagt. (Ich habe die Bezeichnung "Hobbyautor" bewusst in Gänsefüßchen gesetzt ;) )
Wie weit gehe ich als Autor auf die Lesererwartungen ein?

Bei mir persönlich ist das recht einfach ;)
Ich versuche zum Beispiel so zu schreiben, dass das Ergebnis in erster Linie lesbar und spannend rüberkommt. Wenn ich es dann auch noch schaffen sollte, den einen oder anderen Aspekt der Geschichte so hinzubekommen, dass außer dem oberflächlich wirkendem Geboinge und Geböllere etwas rüberkommt, dass den Leser an das wahre Leben erinnert und ihn vielleicht sogar dazu veranlasst, darüber nachzudenken, dann bin ich stolz wie Oskar und glücklich.
Ich bin mir sicher, dass ich dieses ganz große Ziel am Ende des Regenbogens nie erreichen werde, weil man einfach keine drei Menschen unter einen Hut bekommt, ohne das die Luft stickig wird (siehe diesen Thread hier ;) ) Aber der Weg dahin ist so spannend ... warum sollte ich da jemals aufgeben?

Die oberste Priorität hat bei mir also die "seichte" Unterhaltung, die ihre eigenen Gesetze hat.
Ich möchte gerne so schreiben, dass meine Leser ihre Haltestelle verpassen, Klositzungen unnötig in die Länge ziehen und ihre jeweiligen Lebensgefährten abends mit einem "nur noch dieses eine Kapitel" abwimmeln ;)
Dafür gehe ich gerne Kompromisse ein, solange sie nicht faul sind und mich zu Verbiegungen zwingen. Meistens sind das sogar keine Kompromisse, sondern ganz einfach Tatsachen des Schreibens, die ich lernen muss (und auch will).
Und die beste Möglichkeit Leser zu erreichen ist eben, nicht mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern auf die Menschen zu hören, die ich mit meinem Schreiben erreichen möchte. Und das können sowohl Agenten, Lektoren als auch Verleger sein, die ihr Ohr zwar in erster Linie am Puls ihres Unternehmens haben, dadurch aber auch am Herz der Leser, die ich letztendlich ja erreichen will.

Vielleicht auch nicht unwichtig:
Die Villa am Genfer See und das Konto auf den Caymans sind mir bei allen Bemühungen um gutes Schreiben und veröffentlicht werden relativ gleichgültig. Wenn ich von meinem Schreiben nicht leben kann ... so what, I got a job ;) Hauptsache ich habe eine handvoll (natürlich gerne auch mehr :cheers: ) Leser erreicht, die meine Sachen gerne lesen.

Lg

Dirk :)
(der jetzt doch wieder idealistisch wird, auch wenn er keine hohe Literatur schreiben mag :lol: )

Ich lese da eine gewisse Zerrissenheit heraus, die Du durchaus mit vielen angehenden Schriftstellern teilst. Meine Meinung dazu: Als Möchtegernautor braucht man zuerst mal ein planetengroßes Ego, sonst wird das mot dem Schreiben sowieso nichts. Ich schließe mich da Ralph an: Warum sollte man etwas schreiben, bloß weil es andere von einem so erwarten? Okay, wenn man damit wirklich Geld verdienen möchte, aber sonst? Das ist doch absurd.

Zum Thema des Threads: Ich habe den Eindruck, dass inzwischen alle Positionen hinreichend klar geworden sind.
- Es gibt eine Gebrauchsliteratur, die gezielt auf den Markt produziert wird. Diese wird einerseits von gewissen Verlagen gesucht, andererseits von gewissen Lohnschreibern produziert. Andreas Eschbach gehört gewiss nicht zu diesen Schreibern, steht aber natürlich als Berufsschriftsteller unter einem Auswahldruck bezüglich des jeweils nächsten Buchs. Die Folge daraus ist, dass neuere Romane von ihm durchaus in der Nähe zu tagesaktuellen Ereignissen stehen.
- E/U-Literatur sind Kategorien, die von verschiedenen Leuten unterschiedlich gebraucht und verstanden werden. Oft steht eine Abgrenzung von "uns" gegen "die da" im Mittelpunkt. Unabhängig davon halte ich aber "E-Literatur" lediglich für ein besonders kompliziertes Genre, das genauso seine Regeln hat wie "Chick-Lit" oder "Space Opera".
- Es ist absolut egal, ob Michael seine Behauptung, dass "Ausgebrannt" exploitativ sei, konkretisiert. Jeder, der den Thread bis hierher verfolgt hat, kann sich selbst eine Meinung bilden.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#200 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 07:59

Wenn das "Zeug" niemand veröffentlichen will ... ist es dann vielleicht unlesbar?

Böser Dirk !
Komm' doch der Ich-will-um-jeden-Preis-bedeutende-SF-schreiben-egal-ob-das-jemand-liest-Fraktion nicht mit der Realität.

Bearbeitet von a3kHH, 15 Oktober 2010 - 07:59.


#201 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 08:47

Das verwundert mich sehr, Michael sollte doch froh sein, dass er seine Thesen mit dem Autor der inkriminierten Werke
diskutieren darf. Also nur heiße Luft?


Darf? Nun ja. Soweit ich Andreas kenne, glaube ich nicht, daß er es von seiner Seite als einen Gnadenakt
betrachtet, wenn ein weniger erfolgreicher Kollege hier mit ihm diskutiert. Ich glaube, da sind wir beide
recht locker. Und selbst wenn er meine Anmerkungen als insgesamt unbefriedigend beurteilen mag, bin
ich mir sicher, daß er mir kein ausschließliches Absondern heißer Luft vorwerfen wird.

#202 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 08:56

Komm' doch der Ich-will-um-jeden-Preis-bedeutende-SF-schreiben-egal-ob-das-jemand-liest-Fraktion nicht mit der Realität.


Na, da hast Du Dich jetzt aber auf einige Kandidaten eingeschossen, Alfred. Da kann ich nur hoffen, daß der
eine oder andere Querschläger Dich nicht selbst treffen wird. Daß Du ausgerechnet den Realitätssinn einiger
der Autoren anmahnst, die Du selbst an anderer Stelle arg übertrieben mit der SF des golden age verglichen
hast, finde ich zumindest etwas kurios.

Im übrigen kann jeder selbst entscheiden, was ihm wichtig ist. Wenn ich auf Auflagen und Verkaufszahlen
komplett pfeife und offen sage, was ich von Autoren halte, für die es offensichtlich keine anderen Aspekte
gibt*, ist das vielleicht ein extremer Standpunkt, aber ein Standpunkt immerhin.

* Was ich Andreas Eschbach in dieser Form nie vorwerfen würde.

Bearbeitet von Michael Iwoleit, 15 Oktober 2010 - 09:39.


#203 Beverly

Beverly

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 09:37

Genau das ist der Balanceakt, den man geht, wenn man den nächsten Schritt vom einsamen "Hobbyautoren" zu einem veröffentlichten "Hobbyautoren" wagt. (Ich habe die Bezeichnung "Hobbyautor" bewusst in Gänsefüßchen gesetzt ;) )
Wie weit gehe ich als Autor auf die Lesererwartungen ein?

Bei mir persönlich ist das recht einfach ;)
Ich versuche zum Beispiel so zu schreiben, dass das Ergebnis in erster Linie lesbar und spannend rüberkommt. Wenn ich es dann auch noch schaffen sollte, den einen oder anderen Aspekt der Geschichte so hinzubekommen, dass außer dem oberflächlich wirkendem Geboinge und Geböllere etwas rüberkommt, dass den Leser an das wahre Leben erinnert und ihn vielleicht sogar dazu veranlasst, darüber nachzudenken, dann bin ich stolz wie Oskar und glücklich.
Ich bin mir sicher, dass ich dieses ganz große Ziel am Ende des Regenbogens nie erreichen werde, weil man einfach keine drei Menschen unter einen Hut bekommt, ohne das die Luft stickig wird (siehe diesen Thread hier ;) ) Aber der Weg dahin ist so spannend ... warum sollte ich da jemals aufgeben?

Die oberste Priorität hat bei mir also die "seichte" Unterhaltung, die ihre eigenen Gesetze hat.
Ich möchte gerne so schreiben, dass meine Leser ihre Haltestelle verpassen, Klositzungen unnötig in die Länge ziehen und ihre jeweiligen Lebensgefährten abends mit einem "nur noch dieses eine Kapitel" abwimmeln :thumb:
Dafür gehe ich gerne Kompromisse ein, solange sie nicht faul sind und mich zu Verbiegungen zwingen. Meistens sind das sogar keine Kompromisse, sondern ganz einfach Tatsachen des Schreibens, die ich lernen muss (und auch will).
Und die beste Möglichkeit Leser zu erreichen ist eben, nicht mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern auf die Menschen zu hören, die ich mit meinem Schreiben erreichen möchte. Und das können sowohl Agenten, Lektoren als auch Verleger sein, die ihr Ohr zwar in erster Linie am Puls ihres Unternehmens haben, dadurch aber auch am Herz der Leser, die ich letztendlich ja erreichen will.

Vielleicht auch nicht unwichtig:
Die Villa am Genfer See und das Konto auf den Caymans sind mir bei allen Bemühungen um gutes Schreiben und veröffentlicht werden relativ gleichgültig. Wenn ich von meinem Schreiben nicht leben kann ... so what, I got a job :) Hauptsache ich habe eine handvoll (natürlich gerne auch mehr :) ) Leser erreicht, die meine Sachen gerne lesen.

Lg

Dirk :)
(der jetzt doch wieder idealistisch wird, auch wenn er keine hohe Literatur schreiben mag :lol: )


Hast du schon etwas veröffentlicht bzw. möchtest du etwas über deine Schreibprojekte sagen?

Als Möchtegernautor braucht man zuerst mal ein planetengroßes Ego, sonst wird das mot dem Schreiben sowieso nichts. Ich schließe mich da Ralph an: Warum sollte man etwas schreiben, bloß weil es andere von einem so erwarten? Okay, wenn man damit wirklich Geld verdienen möchte, aber sonst? Das ist doch absurd.


Ich schreibe, weil ich es gern mache und diversem Feedback zufolge auch gut kann. Zugleich will ich aber so schreiben, dass ich meine Geschichten und Erzählungen selbst gern lesen würde, wenn sie von jemand Anderes geschrieben wären. Für das Feedback von Anderen reicht es, meine Texte im Internet zu veröffentlichen und zu sehen, was an Zugriffen und Antworten kommt, selbst wenn ich sie lieber als Buch hätte.

Es gibt eine Gebrauchsliteratur, die gezielt auf den Markt produziert wird. Diese wird einerseits von gewissen Verlagen gesucht, andererseits von gewissen Lohnschreibern produziert. Andreas Eschbach gehört gewiss nicht zu diesen Schreibern, steht aber natürlich als Berufsschriftsteller unter einem Auswahldruck bezüglich des jeweils nächsten Buchs. Die Folge daraus ist, dass neuere Romane von ihm durchaus in der Nähe zu tagesaktuellen Ereignissen stehen.
- E/U-Literatur sind Kategorien, die von verschiedenen Leuten unterschiedlich gebraucht und verstanden werden. Oft steht eine Abgrenzung von "uns" gegen "die da" im Mittelpunkt. Unabhängig davon halte ich aber "E-Literatur" lediglich für ein besonders kompliziertes Genre, das genauso seine Regeln hat wie "Chick-Lit" oder "Space Opera".


Gute Literatur unterhält und bietet interessante Gedanken, "E" und "U" in Reinform sind eher Extreme.

Bearbeitet von Beverly, 15 Oktober 2010 - 09:57.


#204 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 09:48

Vor allem aber bräuchte es Lehrer, die überzeugend vorleben, dass sie die Werke, die sie da auf ihrem Stundenplan verhackstücken müssen, auch wirklich gut finden. Etwas Leidenschaft für sie entwickeln und zeigen. Und nicht ein Curriculum abarbeiten, um Vorgaben zu erfüllen.
Ja, auch das ist sicher nur eine Utopie :thumb:

Bei solch einem utopischen Exemplar habe ich meinen Deutschunterricht genossen.
Die Dame hatte zwar auf anderen Gebieten einen deutlichen Hau - aber die Liebe zur anspruchsvolleren Literatur hat sie stets überzeugend vermittelt. Und meine Lesevorlieben entscheidend geprägt.

Gruß
Ralf

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#205 ShockWaveRider

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 09:51

Hast du schon etwas veröffentlicht bzw. möchtest du etwas über deine Schreibprojekte sagen?

Soll das heißen, Du kennst den Autor Dirk van den Boom nicht? Das meinst Du nicht ernst, oder? :thumb:

Gruß
Ralf,
empfiehlt ein wenig auf der Website des Atlantis-Verlags zu stöbern

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#206 Andreas Eschbach

Andreas Eschbach

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 09:52

Zum Thema des Threads: Ich habe den Eindruck, dass inzwischen alle Positionen hinreichend klar geworden sind.
- Es gibt eine Gebrauchsliteratur, die gezielt auf den Markt produziert wird. Diese wird einerseits von gewissen Verlagen gesucht, andererseits von gewissen Lohnschreibern produziert. Andreas Eschbach gehört gewiss nicht zu diesen Schreibern, steht aber natürlich als Berufsschriftsteller unter einem Auswahldruck bezüglich des jeweils nächsten Buchs. Die Folge daraus ist, dass neuere Romane von ihm durchaus in der Nähe zu tagesaktuellen Ereignissen stehen.


Das ist, mit Verlaub, eine etwas naive Sicht der Dinge.

Erstens steht jeder Schriftsteller, egal ob hauptberuflich, nebenberuflich oder hobbymäßig, bei der Auswahl seines nächsten Buches unter Druck. Dass von einem Autor, der einen Bestseller gelandet hat, der nächste Bestseller erwartet wird, leuchtet ein, aber von dem Autor, der noch keinen Bestseller oder auch nur kostendeckende Verkaufszahlen erreicht hat, wird durchaus erwartet, dass es aber nun bitte das nächste Buch aber endlich bringen sollte! Und das ist m.E. der härtere Druck, denn irgendwann droht, dass der Verlag sagt, danke, aber das führt zu nichts. Wenn heutzutage der erste Roman eines Autors verkaufstechnisch floppt und der zweite auch, war's das bei den großen Verlagen oft schon. (Was anderes ist es, wenn ein Buch sich zwar nicht verkauft, aber literarische Ehren einfährt; solche Autoren leisten sich viele Verlage doch noch gern. In begrenzter Anzahl, natürlich.) Bei jemand wie mir würden nach einer Reihe von Griffen ins Klo erst mal nur die Vorauszahlungen etwas magerer ausfallen - damit kann ein Autor leben, besser jedenfalls als damit, vor verschlossenen Verlagstüren zu stehen.

Zweitens - die Nähe zu "tagesaktuellen Ereignissen" (oder vielleicht vernünftiger, zu "aktuellen Entwicklungen") ist etwas, das ich jedem nur raten kann zu meiden. Das muss man sich leisten können!

Die Idee, dass man "auf Nummer sicher" gehen könne, indem man aktuelle Themen aufgreift, ist denkbar irrig. Erstens dauert es bekanntlich, bis ein Roman fertig ist, und bis dahin kann ein in-Thema schon mächtig out sein und keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Zweitens sind aktuelle Themen riskant hinsichtlich der langfristigen Verkäuflichkeit eines Buches; wenn man es nicht schafft, die Aktualität in etwas von andauerndem Gehalt zu transzendieren (und das ist alles andere als einfach!), dann ist das Buch bald Altpapier, anstatt einem einen sanften Tantiemenstrom zu verschaffen.

Oder anders gesagt: Hätte ich auf "Nummer sicher" gehen wollen, dann hätte ich nach dem Erfolg des "Jesus Video" in munterer Folge "Die Buddha-Datei", "Die Mohammed-CD-ROM" usw. produziert und wäre inzwischen vermutlich bei "Der Zarathustra-USB-Stick" oder so. "Kopiere deinen eigenen Erfolg" ist die Maxime, zu der einen die Mechanismen des Verlagswesens drängen wollen. Und dass ich das täte, kann man mir nun weiß Gott nicht vorwerfen.

Nein - ich würde gern mal wissen, ob man sich auch vorstellen kann, dass ich mich eines bestimmten Themas annehme einfach weil es mich interessiert? Fasziniert? Beschäftigt? Umtreibt?

Oder glaubt jemand hier allen Ernstes, ich hätte mir vor zwei Jahren gesagt, "oh, wow, im Herbst 2009 soll ein neues Buch von mir rauskommen, was schreib ich denn da, hmm, schau an, da wird auch die Bundestagswahl sein, klasse, da schreib ich eine Geschichte dazu"? Wer das glaubt, dem kann ich auch nicht mehr helfen.

- Es ist absolut egal, ob Michael seine Behauptung, dass "Ausgebrannt" exploitativ sei, konkretisiert. Jeder, der den Thread bis hierher verfolgt hat, kann sich selbst eine Meinung bilden.


Sehe ich nicht so. Durch die Einführung des Begriff "Exploitation" hat Michael einen erstens verführerischen und zweitens abwertenden Begriffsrahmen geschaffen, den man ohne stichhaltigere Argumente als die bisherigen nicht einfach akzeptieren sollte - denn das wäre so, als würde er im Bezug auf Bildende Kunst postulieren: Es gibt Pornographie, Pornographie zeigt unbekleidete Frauen, also produzieren alle Maler oder Fotografen, die unbekleidete Frauen darstellen, Pornographie.

#207 Beverly

Beverly

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 10:09

Böser Dirk !
Komm' doch der Ich-will-um-jeden-Preis-bedeutende-SF-schreiben-egal-ob-das-jemand-liest-Fraktion nicht mit der Realität.


bedeutende SF wird IMMER gelesen werden

#208 Naut

Naut

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 10:14

Das ist, mit Verlaub, eine etwas naive Sicht der Dinge.

Erstens steht jeder Schriftsteller, egal ob hauptberuflich, nebenberuflich oder hobbymäßig, bei der Auswahl seines nächsten Buches unter Druck. Dass von einem Autor, der einen Bestseller gelandet hat, der nächste Bestseller erwartet wird, leuchtet ein, aber von dem Autor, der noch keinen Bestseller oder auch nur kostendeckende Verkaufszahlen erreicht hat, wird durchaus erwartet, dass es aber nun bitte das nächste Buch aber endlich bringen sollte! Und das ist m.E. der härtere Druck, denn irgendwann droht, dass der Verlag sagt, danke, aber das führt zu nichts. Wenn heutzutage der erste Roman eines Autors verkaufstechnisch floppt und der zweite auch, war's das bei den großen Verlagen oft schon. (Was anderes ist es, wenn ein Buch sich zwar nicht verkauft, aber literarische Ehren einfährt; solche Autoren leisten sich viele Verlage doch noch gern. In begrenzter Anzahl, natürlich.) Bei jemand wie mir würden nach einer Reihe von Griffen ins Klo erst mal nur die Vorauszahlungen etwas magerer ausfallen - damit kann ein Autor leben, besser jedenfalls als damit, vor verschlossenen Verlagstüren zu stehen.

Das ist exakt das, was ich mit meiner (vielleicht etwas verkürzten) Formulierung aussagen wollte. Wer veröffentlicht werden will, muss sich dem Auswahlprozess der Verlage stellen. Und die Verlage wären ja blöd, wenn sie Buchprojekte/Exposees wählen würden, die gerade nicht "laufen".

Zweitens - die Nähe zu "tagesaktuellen Ereignissen" (oder vielleicht vernünftiger, zu "aktuellen Entwicklungen") ist etwas, das ich jedem nur raten kann zu meiden. Das muss man sich leisten können!

Willst Du abstreiten, dass oild peak eine "aktuelle Entwicklung" ist?

Die Idee, dass man "auf Nummer sicher" gehen könne, indem man aktuelle Themen aufgreift, ist denkbar irrig.

Habe ich auch nicht behauptet. Ich habe gesagt, dass die Bücher herauskommen, die den Verlagen gerade angesagt erscheinen. Die Autoren können oftmals wenig dafür, weil sie die Dinger schon Jahre vorher geschrieben haben (sieht man besonders deutlich bei fremdsprachigen Lizenzen, die in D oft erst dann herauskommen, wenn ein Thema "hochkocht".)

"Der Zarathustra-USB-Stick"

Das würde ich echt gern lesen! :thumb:

Nein - ich würde gern mal wissen, ob man sich auch vorstellen kann, dass ich mich eines bestimmten Themas annehme einfach weil es mich interessiert? Fasziniert? Beschäftigt? Umtreibt?

Wäre das nicht so, hätte ich nicht ein einziges Buch von Dir.

Sehe ich nicht so. Durch die Einführung des Begriff "Exploitation" hat Michael einen erstens verführerischen und zweitens abwertenden Begriffsrahmen geschaffen, den man ohne stichhaltigere Argumente als die bisherigen nicht einfach akzeptieren sollte [...]

Ich denke, der Begriffsrahmen seinerseits ist abgesteckt - inwiefern Deine Romane da hineinfallen, kann jeder selbst entscheiden. Ich sehe das wie gesagt nicht so eng, weil ich denke, dass viel vermeintliche "Exploitation" von den Verlagen - nicht den Autoren! - generiert wird. Dass Dich das als "angeprangerten" Autor mehr interessiert, verstehe ich aber gut.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#209 Andreas Eschbach

Andreas Eschbach

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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 10:35

Willst Du abstreiten, dass oild peak eine "aktuelle Entwicklung" ist?


Wie man's nimmt. Das ausgehende Öl war auch schon in meiner Kindheit ein Thema, nur eben anders. Darüber einen Roman zu schreiben wollte ich schon lange, und ich habe über die Jahre auch so viele Bücher und sonstige Infos dazu gesammelt, dass ich auf die Frage "wie haben Sie recherchiert?" eigentlich antworten müsste: "Ich bin an mein Bücherregal gegangen". Der konkrete Anlass, das Projekt in Angriff zu nehmen, war, als ich auf die "Twilight-Theorie" von Matthew Simmons gestoßen bin (der den bevorstehenden Rückgang der Förderquote des Ghawar-Feldes aus Tausenden scheinbar unzusammenhängender Berichte geschlußfolgert hat, zwei Jahre, bevor die Saudis es dann zugegeben haben); das fand ich einen so faszinierenden Romanstoff, dass ich regelrecht ins Fieber geraten bin. (Ich habe mich auch von keinem anderem anderen Roman so schwer erholt wie von "Ausgebrannt".)

Die Gefahr dabei war natürlich, dass aktuelle Entwicklungen meinen Roman überholen könnten. Von Seiten des Verlages kamen auch entsprechende Bedenken. Es war keineswegs so, dass man sich im Vorfeld begeistert die Hände gerieben hätte ob des Themas. Erst, als das fertige Buch vorlag, kam Freude auf.

Das meine ich damit, wenn ich sage, dass aktuelle Themen heikel sind als Romanstoff. Ein Autor, der jetzt herginge und einen Roman über Stuttgart 21 oder die Sarrazin-Thesen (falls die irgendwie sowas hergeben sollten) oder dergleichen in Angriff nähme, würde am Ende fast sicher mit einem unverkäuflichen Werk dasitzen.

#210 Gast_Frank Böhmert_*

Gast_Frank Böhmert_*
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Geschrieben 15 Oktober 2010 - 10:39

Soll das heißen, Du kennst den Autor Dirk van den Boom nicht? Das meinst Du nicht ernst, oder? :thumb:

Pst, Ralf. Anderer Dirk.


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