Im Berliner TAGESSPIEGEL vom letzten Sonntag gab es ein Essay von einem Engl.-Lit.-Professor, das aussagt, dass aktuell - und damit meint er die letzten 25 Jahre! - kein hochwertiges Kulturerzeugnis mehr geschaffen wurde, das nicht relativ problemlos in Zukunft von der Welt vergessen werden könnte. Events seien "unsere" Kultur, & die dort gezeigten/gespielten Inhalte zunehmend verhunzt.
Obwohl ich das Ganze recht interessant finde, frage ich mich, ob der Herr das alles E* meint, oder nur provozieren will. Zum einen fällt mir ein, dass das was heute Pop genannt wird, durchaus in Zukunft evtl. unterschieden werden kann in die ein oder andere (dann) "klassische" Richtung, die wir heute einfach noch nicht wahrnehmen; m.E. ist Pop ein Sammelbegriff, & haben solche Begriffe sowieso nicht immer mehr als nur rein inhaltliche Wurzeln (wie z.B. "weißer" Rock 'n Roll vs. "schwarzem" Rhythm & Blues)?
Ich fordere diejenigen von euch, die dem Herrn nicht zustimmen, auf, mindestens 1 Musikstück/Gemälde/Drama/Gedicht o.ä. im eigenen Post zu nennen, das ihr bemerkenswert findet & das evtl. den "test of time" bestehen könnte.
Mir fallen aus dem Ärmel geschüttelt musikseitig 5 Tracks des letzten Vierteljahrhunderts ein, die auf mich Laien ziemlich grandios wirken, in punkto Text & Song:
- "My Army of Lovers" von der fast gleichnamigen schwedischen Band von ihrem Album MASSIVE LUXURY OVERDOSE von 1991
- Kate Bushs "Lily" aus ihrem großartigen den gleichnamigen Film aus den 40ern hommagierenden Konzeptalbum RED SHOES aus 1993
- Chers "Walking in Memphis" aus ihrem letzten Album vor ihrem großen Dance-Pop-Comeback (BELIEVE) in 1995
- Die neuere/längere "John the Revelator"-Version mit u.a. James Brown (!) aus dem 2. Blues-Brothers-Film von 2000
- Die engl. "Soweto"-Fassung von Co-Berlinerin Joy Denalanes bisher einzigem internationalem Solo-Album BORN & RAISED von 2006 (die engl. Albumversion ist so mächtig, dass mir jedes 2. bis 3. Mal die Tränen kommen)
P.S. @Mods: Wieder kein SF-Thread. Aber schon einer, der aktuelle Spekulationen über eine gesellschaftliche Entwicklung bespricht - was ja SF-GestalterInnen durchaus was angeht, denke ich.
(* Ernst über Oscar Wilde hinaus - der Herr benutzt wahrhaftig das Wort "E-Klasse" um sich auf Musikstücke einzuschränken, die ja auch nur teilweise U(nterhaltung) sind; eine U(nterscheidung), die ich - s. meine Liste oben - nie verstehen werde)
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 21 Januar 2022 - 22:35.