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Das schwarze Loch deutschsprachiger SF


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227 Antworten in diesem Thema

#181 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 15 Mai 2021 - 10:55

Ich finde es recht interessant was hier für Argumente zusammenkommen.
Über "die, die häufig gelesen werden schreiben keine richtige Sci-Fi".
"Cons in USA sind mir zu weit Weg."
"Auf solchen Cons sind ja auch deutsche Fans unterwegs."
"Ich (als Autor der von den meisten Sci-Fi-Fans nicht wahrgenommen werde) finde die Liste bei Amazon, usw. schlecht, weil das, was ich da suche, nie auftaucht."
"Die heutigen Leser wollen so etwas gar nicht lesen."
Alles sehr allgemein und häufig eine Schuldzuweisung in die andere Richtung, dass die Fans das eigentlich nicht wollen.

Eine für mich eher eigenartige Wahrnehmung dieses Threads. Das, was Du da "zitierst" habe ich so aus keinem Statement hier herausgelesen. Das könnte aber auch daran liegen, dass ich viele der hier anwesenden seit Jahren kenne und daher die Aussagen anders gewichte.

Und als Leser bin ganz bei Simi: Auf Bestseller gebürstete Bücher finde ich grausig.

Bearbeitet von Naut, 15 Mai 2021 - 10:58.

Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#182 Bernard

Bernard

    Giganaut

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Geschrieben 15 Mai 2021 - 11:00

Alles sehr allgemein und häufig eine Schuldzuweisung in die andere Richtung, dass die Fans das eigentlich nicht wollen.

 

Darum geht es - mir zumindest - nicht.

Primär geht es um die Frage aus dem Ausgangsposting: Wieso ist die deutschsprachige SF international praktisch unsichtbar? Anlass dazu war offenbar der Besuch einer größeren Convention in China.

Für Conventions ist der Fall klar: Es sind Fandom-Veranstaltungen, und das deutschsprachige Fandom macht dort einfach viel weniger, als aufgrund der qualitativen und quantitativen Größe der deutschsprachigen SF - im Vergleich zu Ländern wie Schweden, Finnland, Kroatien, Israel, Spanien - angemessen wäre. Man braucht auch nicht zu glauben, dass irgendwer kommt und fragt: "Wo sind denn die Deutschen?" Wer dort etwas mitgestalten will, muss selbst aktiv werden. Dass einige sehr viel machen, ist mir bewusst. In Summe und mit Blick auf eine internationale Wahrnehmung der deutschsprachigen Szene passiert aber viel zu wenig, man bleibt unter der Wahrnehmungsschwelle.

Das hat Gründe. Es liegt sicher nicht an den Wenigen, die dort etwas machen.

 

Welche Schlüsse man daraus zieht, hängt sicher von den eigenen Präferenzen ab.

Als Leser bin ich zufrieden: Ich bekomme eine breite Auswahl der Literaturgattung, die mich besonders interessiert. Oftmals sind das Übersetzungen, aber das stört mich nicht.

Klar, es gäbe auch mehr und vielleicht sogar besseren Lesestoff aus heimischer Produktion, wenn es mehr Autorinnen und Autoren gäbe, die von ihrer Schreiberei leben können, und dazu wäre ein Zugang zum größten Buchmarkt der Welt sicher hilfreich. Aber auch das muss mich als Leser nicht stören - es gibt genug gute Leute aus Übersee, die übersetzt werden. Selbst, wenn alle deutschsprachigen Autoren augenblicklich ihre Computer verschrotten und keine Zeile mehr schreiben würden, hätte ich sicher bis zum Lebensende noch genug Lesestoff.

Als Autor sollte einem klar sein, dass man sich hierzulande abrackern kann, wie man will: Der Sprung auf die internationale Bühne wird durch diese Aktivitäten nicht gelingen. Wesentlich aussichtsreicher ist es, auf direkte internationale Kontakte zu setzen, die man entweder über Agenturen herstellt oder sich selbst erarbeitet.


Bearbeitet von Bernard, 15 Mai 2021 - 11:04.

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#183 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 15 Mai 2021 - 11:11

Das, Bernard, ist eine absolut treffende Zusammenfassung der Situation!

P.S.: Es wird wohl keine Fortsetzung von "GrauWacht" geben, oder? :(
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#184 Frank

Frank

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Geschrieben 15 Mai 2021 - 13:57

Ich sage immer: "Kommerziell erfolgreich ist, was man morgens in der U-Bahn oder abends im Bett lesen kann." ;)

Zum Thema "Ich-AG" und "Self-Promotion": Eigenlob stinkt! Als Indi-Autor hast du also die Wahl, dich als Selbstdarsteller und Egomane selbst darzustellen: deine Mini-Erfolge allen unter die Nase zu reiben. Oder es zu lassen. Dann bist du edel und gut, aber dann kriegt es eben auch gar keiner mit. ;) In Worten: keiner. KEINER. :D

Wenn ich einen tollen Song auf Deezer entdeckt habe, dann streue ich den unters Volk! (Geht meinen Lieben manchmal super auf die Nerven, aber ja.) Das habe ich ganz ganz ganz selten bei meinen eigenen Werken erlebt: Dass jemand losgezogen ist, um den HEBBEN zu verkünden. Machste nix. Deshalb teile ich gerne Uwes Neid auf all diese Fän-Boys und -Girls, die einfach einmal spontan begeistert sind ...

 


Bearbeitet von Frank, 15 Mai 2021 - 13:58.

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#185 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 15 Mai 2021 - 15:02

Hallo zusammen,

 

eines der drei von mir weiter oben genannten Bücher ist ins Englische übersetzt worden. Der Verlag zitiert aus Rezensionen im Guardian, der Daily Mail und dem Scotsman.

 

Ein früheres Buch (mit phantastischen Elementen) einer der oben genannten Namen wird am 3.8. in den USA erscheinen.

 

Julia von Loucadous "Die Hochhausspringerin" (immerhin Platz 3 2019 beim DSFP) ist ins Englische, Italienische und Französische übersetzt worden.

 

Daths "Die Abschaffung der Arten" gibt es seit 2018 englischsprachig.

 

Hillenbrand "Drohnenland" hat es ins Englische bzw. die USA geschafft.

 

Marc Elsberg ... mehrfach.

 

Ja, das ist wenig, aber es ist übersetzt worden. Blöderweise sind da auch Autor*innen im Spiel, die kompliziert schreiben, so verkopft, dass es eigentlich nur Literaturwissenschaftler interessiert ...

 

Aber jetzt mal die Ironie beiseite. Wenn ich die Wahl zwischen einem neuen Buch von Thariot und einem von Edelbauer hätte, ich würde zu Edelbauer greifen. Denn auch wenn ich von beiden nur je ein Buch kenne, weiß ich, dass Edelbauer einen Mehrwert zu schaffen weiß, der über die "Die Action ist der Held" Story von Thariot hinausgeht. Ja, ein jeder mag auf seine Weise unterhalten werden. Aber wenn fast schon nach Schema F die Figuren durch die Höhen und Tiefen ihres Abenteuers gezerrt werden (und dabei sattsam bekannte emotionale Konfliktfelder auf die sattsam bekannte Weise abgearbeitet werden), dann lockt mich das nicht sonderlich. 

 

Und wieso sollten englischsprachige Verlage sich solche Stangenware ins Haus holen? In den Ländern gibt es ja auch eine reichhaltige SF-Szene. Und deren Autoren haben es dann eben oftmals doch wesentlich besser drauf, eine Geschichte spannend zu erzählen, als es deutschsprachige Autoren können. Mir z.B. fällt kein Name ein, der auf Deutsch einen Roman wie "Mars Override" hätte schreiben können. Okay, vielleicht wollte das nur auch niemand ...

 

Ja, wir haben sehr gute Autoren. Es gibt dann doch einige, die ich gerne lese. Und ich fände es toll, wenn die a) mehr verkaufen, b) übersetzt werden würden. Aber das sind nicht Eschbach, Brandhorst und Co., die schreiben zwar sehr routiniert, aber wirklich neues kommt für mich (!) dabei nicht heraus.

 

Um es kurz zu machen: Die deutschsprachige SF-Literaturszene ist größer als es für Teile des Fandoms erscheint. Es gibt ach so viele Autor*innen, die in ihren Texte phantastische und auch SF Motive nutzen. Die verkaufen sich zudem auch noch so gut, dass die Verlage die zuerst als HC und erst später als Tb herausbringen. Manchmal werden die sogar mit Preisen dekoriert und manchmal sogar ins Englische übersetzt. Es gibt sogar Autor*innen (die nicht Eschbach oder Brandhorst heißen), die können mit Ihrer Art SF zu schreiben sogar ihr Leben finanzieren.

 

Aber, ach, um die deutschsprachige SF (und das Fandom) steht es so schlecht ...

 

Je nachdem wo man steht (und was man liest und was - igitt - auf keinen Fall), kann das durchaus so aussehen. Und: Ja, die Achtziger Jahre sind lange, lange vorbei. Aber auch jetzt und im letzten Jahrzehnt gab es spannende, gut geschriebene SF. Da steht inzwischen nur inzwischen nicht mehr "Science Fiction" drauf ... Möglicherweise liegt das daran, dass viele der Leser*innen, die mit z.B. Perry Rhodan zur SF gekommen sind, mit den Jahren auf Anderes aufmerksam geworden sind und daran Gefallen gefunden haben. All diese Leute haben dann natürlich mit dem Fandom nichts mehr am Hut.

 

Mhm, ich bin etwas abgeschweift ...

 

Offenbar musste ich auch das noch loswerden.

 

Gruß

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#186 CPL386

CPL386

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Geschrieben 15 Mai 2021 - 15:14

Ich bin zwar kein SF-Autor, aber für mich ist diese Haltung - wenn auch etwas weniger bösartig formuliert - sehr gut nachvollziehbar. Zumindest in meiner Vorstellung kann und will ein Schriftsteller vor allem eines tun - schreiben. Dabei kann er vielleicht mehr oder weniger strategisch vorgehen, sprich: sich mehr oder weniger an dem orientieren, was "der Markt" angeblich "will", aber letztlich wird man wohl kaum glücklich, wenn man nur Dinge schreibt, die einen nicht überzeugen, bloss weil es angeblich erfolgversprechender ist.

Ich denke, wir reden entwas hier aneinander vorbei.
Natürlich kann ich es verstehen, dass ein Autor schreiben und sich darauf konzentrieren will.
Aber dann den Fans die Schuld zuzuschieben, dass sie Schuld sind, dass ihr Buch nicht gelesen wird.
Halte ich ebfalls falsch.
Fans lesen alles mögliche. Ob das nun der Mainstream so behauptet oder nicht!
Viele Fans sind enttäuscht von dem Sci-Fi, das mittlerweile kommt.
Z.B. bei Star Trek - Discovery, usw. gibt es ganze Diskussionsarien ob das nach Voyager überhaupt noch ernst zu nehmen ist, oder ob Star Trek nun zum ewigen Grabe getragen wird.

Wenn man seine Geschichten nur einen Kleinen Kreis zugänglich macht, z.B. Freunden, Bekannten, vielleicht sogar noch anderen Autoren.
Dann bin ich der meinung, dass man sich nicht wundern darf, dass auch max. nur diese davon erfahren.
Da ist aber nicht der Fan der faule, Ignorante, der das was ich schreibe nicht lesen will.
Der Potenzielle Fan kriegt überhaupt nicht mit, dass Du existierst!

Du gehst in der promoteten Masse der Leute unter, die es im eigenen Land geschafft haben!
Es ist nicht so, dass in Deutschland nur amerikanische, chineschiche Sci-Fi eine Chance haben.
Der Punk ist viel eher, die haben es bei sich zu Hause geschaft, so bekannt zu werden, dass genügend Fans darauf kauften und es darum schon mal ein Erfolg wurde, bei dem man es zusätzlich im Ausland versucht!
Und wie ich schon vorher geschrieben habe. Wenn der Autor schon zu Hause guten Umsatz geschaft hat, wird dieser auch bei Amazon im Ausland bevorzugt.
Das Typische, Leuten die #Sci-Fi & #Philisophie gefallen haben, lasen auch X!
Das die Fans einfach nicht #Philosophie lesen würden, weil ja mein Buch nicht gelesen wird, ist daher sehr kurzsichtig.

 

Ein Autor ist aber nicht - oder zumindest nicht in erster Linie - ein PR-Heini, ein Influencer, ein Werber oder was auch sonst immer. Wenn jemand Freude daran hat, für seine Bücher aktiv auf Twitter, Cons oder sonstwo zu werben - wunderbar. Aber ich kann die Haltung eines Autors, der sich primär aufs Schreiben und nicht auf die Vermarktung seiner Bücher konzentriert, sehr gut verstehen und finde sie bis zu einem gewissen Grad sogar sympathisch (ob man davon dann leben kann, ist freilich eine ganze andere Geschichte). Oder anders gesagt: Als Leser habe ich letztlich mehr davon, wenn der Autor seine Energie in sein Buch steckt, anstatt sich alle möglichen raffinierten Dinge zu überlegen, wie er zu eine englischen Übersetzung kommt.

Natürlich nicht. Das ist ja u.A. der Grund weshalb man auch mit einem Verlag zusammenarbeitet.
Wenn man letztendlich alles alleine machen kann / will, wozu dann einen Verlag?
In der Regel will man doch die Ressourcen eines Verlage nutzen!
Also Reichweite, PR, Lektorat, Grafiker, usw.

Ich sah das auch so, dass eben größere Verlage nie ein wirtschaftliches Risiko eingehen wollten und daher lieber Übersetzungen vermarkteten als jemand Unbekannten.
Was auf der einen Seite traurig ist und auf der anderen Seite wirtschaftlich verständlich.

Deshalb fingen ja viele an ihre Bücher selber zu veröffentlichen.
Aber das reicht halt einfach nicht, einfach den Text zugänglich zu machen um leser anzulocken.
Dazu braucht es ein Buchcover (grafiker), PR, usw.
Wer will denn z.B. schon ein Buch voller Rechtschreibfehler lesen, weil das Lektorat überprungen wurde?
Häufig ist es auch so, dass das BuchCover interesse schürt...

Also zumindest mir ist es bewusst (aus einem anderen Feld, IT-Handel & Dienstleistung, Bekannte bei Twitch & Youtube, usw) dass an sowas wie einer Fan-Gemeinde / Community extrem viel Arbeit dranhängt!
Wenn das fehlt, kommen einfach die Leute nicht, weil man zu unauffällig ist.
Man muss aber auffallen! (PR!).
Das muss aber auch nicht unbedingt "teuer" werden, sondern frisst mitunter extremst viel Zeit und bedeutet auch harte Arbeit.

 

Eine für mich eher eigenartige Wahrnehmung dieses Threads. Das, was Du da "zitierst" habe ich so aus keinem Statement hier herausgelesen. Das könnte aber auch daran liegen, dass ich viele der hier anwesenden seit Jahren kenne und daher die Aussagen anders gewichte.

Das kann durchaus sein. Kann auch sein, dass ich manches davon einfach fehlinterpretiere und die Schuld nicht beim Fan gesucht wird (wie ich es aufgefasst habe) sondern bei den Verlagen?
Oder generell an jemand anderes?
 

Und als Leser bin ganz bei Simi: Auf Bestseller gebürstete Bücher finde ich grausig.

Da bist Du aber nicht alleine. Ich finde das häufig ebenfalls.
Auch wenn ich "The Martian" von Andy Weir sehr mochte, weil sehr technisch. ^^
Aber ging es hier nicht darum, das Fans, Leser, Käufer und Community fehlen?
Privat kann ich vieles nachvollziehen, dass man ungern auf Irgendwelchen Plattformen unterwegs ist.
Manche Autoren gingen wohl auch so weit eine "WhatsApp Gruppe" ins Leben gerufen zu haben, was mir als Privater niemals einfallen würde.
Aber wenn ich bekannt werden will, bin ich der Meinung, dass ich mich auf die Masse stürzen muss.
Damit meine ich definitiv nicht, dass ich meine Geschichte mehr nach dem Mainstream schreiben sollte oder sowas!
Gott bewahre! Nein!
Ich meine damit, dass man sich bei der Masse mit tummeln soll und da Werbung für seine Geschichten machen sollte!
Höchstwahrscheinlich werden irgendwann ein paar Leute aus dieser Masse mal aufhorchen und der Geschichte eine Chance geben.
Und wenn die Geschichte sie überzeugt und sie von der Art des Autors angetan sind, werden sie es wohl auch ihren Freunden und Bekannten erzählen.
Das dürfte zielführender sein.



 

Darum geht es - mir zumindest - nicht.
Primär geht es um die Frage aus dem Ausgangsposting: Wieso ist die deutschsprachige SF international praktisch unsichtbar? Anlass dazu war offenbar der Besuch einer größeren Convention in China.
Für Conventions ist der Fall klar: Es sind Fandom-Veranstaltungen, und das deutschsprachige Fandom macht dort einfach viel weniger, als aufgrund der qualitativen und quantitativen Größe der deutschsprachigen SF - im Vergleich zu Ländern wie Schweden, Finnland, Kroatien, Israel, Spanien - angemessen wäre. Man braucht auch nicht zu glauben, dass irgendwer kommt und fragt: "Wo sind denn die Deutschen?" Wer dort etwas mitgestalten will, muss selbst aktiv werden. Dass einige sehr viel machen, ist mir bewusst. In Summe und mit Blick auf eine internationale Wahrnehmung der deutschsprachigen Szene passiert aber viel zu wenig, man bleibt unter der Wahrnehmungsschwelle.
Das hat Gründe. Es liegt sicher nicht an den Wenigen, die dort etwas machen.

Also da ich mich als Hard-Sci-Fan bezeichne und somit eigentlich immer einen Mangel an guten Sci-Fi Geschichten habe, (ok, es kommt noch dazu, dass ich dank Arbeit viel lese und privat häufig nicht noch ein Buch in die Hand nehmen will.) so gut wie nie über "deutsche Sci-Fi" gestolpert bin.
Um ehrlich zu sein, ich weiß wohl auch nicht genau, was damit gemeint ist.
Bei einigen Sachen, die mir gefallen haben, war ich sehr überrascht, dass die Autoren deutsche waren, da U.S. Pseudonym.
Ich gehe aber nicht auf die Suche nach U.S.-, UK-, JP-, oder sonst was Sci-Fi. Den meisten die ich als Fans kennenlernen durfte ging es genau so.
Egal woher es kommt, Hauptsache es ist gut!
Der typische "Einheitsbrei" der häufig stark promotet wird, sehen auch die meisten sehr kritisch.
 
Meiner Auffassung nach entsteht keine "große deutsche Community" um "deutsche Sci-Fi" da die wenigsten Fans sich in dem Bereich der Autoren bewegen und umgekehrt. Die schauen halt eher auf Amazon, Youtube (Büchervorstellungen), usw.
Das was beworben wird, fällt auf.
 
Was mir jedoch auffällt, ist dasselbe wie im Rest der Unterhaltungsbranche. Ich erklärte dies gerade simifilm, aber es landet letztendlich im selben Post.
Kurz: Die Vertreiber (egal jetzt, ob Buch, Comic, Hörbuch, Hörspiel, Film, Serie, usw.) schauen auf die Zahlen.
Sehen Autor XY macht im Land F großen Profit. Da hängen wir uns dran! Folglich kommen davon Übersetzungen, usw...
Das fällt natürlich dem Algorithmus von Amazon auf und somit landet das auf der ersten Seite wo es gesehen wird.
 
Die (großen) Verlage, die das Geld für größere Aktionen haben, gehen kein Risiko ein und Richten sich nach Statistik.
Also nur die großen Autoren aus dem Ausland, Geschichten, die einer Umfrage entspricht, die nicht repräsentativ ist.
Teilweise werden Umfragen mit  2000 Befragten aus China  auf Filme in den USA angewandt, usw. was eigentlich Schwachsinn ist!

Also kriegt man von den großen kaum eine Chance, weil man weder bereits berühmt ist, noch dass die Story gerade der aktuellen Statistik entspricht.
 
Ich meine Andreas Eschbach hat in seinen Tipps mal geschrieben, dass seine Geschichten von großen Verlagen abgelehnt wurden, weil das angeblich keiner lesen will. Als er bekannt wurde hat er wohl dieselbe Geschichte bei den großen Verlagen eingereicht, wo sie dann mit Kusshand genommen wurden.
 
Das schrieb ich bereits weiter oben. Die, die es in einem Land bereits geschafft haben, haben gute Chancen es auch im Ausland zu schaffen.
 
Meiner Auffassung sollten wir weniger über die Ausrichtung der Geschichten reden, sondern eher über Wirtschaft.
Wo sind z.B. deutsche Filme im Ausland groß vertreten? Da kommt ja auch nichts...
 

Welche Schlüsse man daraus zieht, hängt sicher von den eigenen Präferenzen ab.
Als Leser bin ich zufrieden: Ich bekomme eine breite Auswahl der Literaturgattung, die mich besonders interessiert. Oftmals sind das Übersetzungen, aber das stört mich nicht.
Klar, es gäbe auch mehr und vielleicht sogar besseren Lesestoff aus heimischer Produktion, wenn es mehr Autorinnen und Autoren gäbe, die von ihrer Schreiberei leben können, und dazu wäre ein Zugang zum größten Buchmarkt der Welt sicher hilfreich. Aber auch das muss mich als Leser nicht stören - es gibt genug gute Leute aus Übersee, die übersetzt werden. Selbst, wenn alle deutschsprachigen Autoren augenblicklich ihre Computer verschrotten und keine Zeile mehr schreiben würden, hätte ich sicher bis zum Lebensende noch genug Lesestoff.
Als Autor sollte einem klar sein, dass man sich hierzulande abrackern kann, wie man will: Der Sprung auf die internationale Bühne wird durch diese Aktivitäten nicht gelingen. Wesentlich aussichtsreicher ist es, auf direkte internationale Kontakte zu setzen, die man entweder über Agenturen herstellt oder sich selbst erarbeitet.

Richtig. Aber wann wird man von den ausländischen Kontakten denn wahrgenommen?
Man muss dich dort bewegen, wo die sich bewegen. Man muss bekannt werden / sein, damit man überhaupt ernst genommen wird.
Das ist doch überall so. Also liegt das Hauptproblem darin, dass man nicht wahrgenommen wird.



 

Ich sage immer: "Kommerziell erfolgreich ist, was man morgens in der U-Bahn oder abends im Bett lesen kann." ;)

Das mag auf manche zutreffen, ja.
Aber auf andere nicht. Manche sehen sich im Fernsehen DSDSS, usw. an, andere, lieber Dokumentationen.
Ich würde glatt behaupten, dass es für nahezu alles einen Markt gibt.

Zum Thema "Ich-AG" und "Self-Promotion": Eigenlob stinkt! Als Indi-Autor hast du also die Wahl, dich als Selbstdarsteller und Egomane selbst darzustellen: deine Mini-Erfolge allen unter die Nase zu reiben. Oder es zu lassen. Dann bist du edel und gut, aber dann kriegt es eben auch gar keiner mit. ;) In Worten: keiner. KEINER. :D

Wenn ich deine Aussage mal als überspitzt wahrnehme, dann ja.
Richtig, man muss Auffallen und gewaltig streuen. Bei irgendjemanden bleibt es dann hängen und wenn das "Produkt" überzeugt, machen die dann Mundpropaganda und tragen es weiter.
Wenn du das aber nur z.B. bei dir zu Hause machst oder es nur anderen Autoren unter die Nase reibst, nervst du eigentlich nur die anderen.
Aber ob man dadurch dann mehr verkauft, das wage ich zu bezweifeln.
Besonders, wenn sie in einer Jury sitzen und ggf. sowieso dein Buch kostenlos zur Bewertung / Rezension erhalten.

Sollte ich es aber nicht als Übertreibung auffassen, dann nein!
Man muss kein nerviger Egomane sein, damit man Auffällt.
Das wichtigste ist aber das Auffallen. 

Wenn ich einen tollen Song auf Deezer entdeckt habe, dann streue ich den unters Volk! (Geht meinen Lieben manchmal super auf die Nerven, aber ja.) Das habe ich ganz ganz ganz selten bei meinen eigenen Werken erlebt: Dass jemand losgezogen ist, um den HEBBEN zu verkünden. Machste nix. Deshalb teile ich gerne Uwes Neid auf all diese Fän-Boys und -Girls, die einfach einmal spontan begeistert sind ...

Es ist ja auch nicht jeder Fan so gepolt, dass er unbedingt dafür Werbung machen will / muss.
Aber um so mehr Leute ich erreiche, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit! ;)
Selten dass man dasselbe Wachstum hinbekommt wie z.B. Covid-19! ^^

Bearbeitet von CPL386, 15 Mai 2021 - 15:21.


#187 Clauss-Hausen

Clauss-Hausen

    Cybernaut

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Geschrieben 16 Mai 2021 - 07:42


Primär geht es um die Frage aus dem Ausgangsposting: Wieso ist die deutschsprachige SF international praktisch unsichtbar? Anlass dazu war offenbar der Besuch einer größeren Convention in China.
Für Conventions ist der Fall klar: Es sind Fandom-Veranstaltungen, und das deutschsprachige Fandom macht dort einfach viel weniger, als aufgrund der qualitativen und quantitativen Größe der deutschsprachigen SF - im Vergleich zu Ländern wie Schweden, Finnland, Kroatien, Israel, Spanien - angemessen wäre. Man braucht auch nicht zu glauben, dass irgendwer kommt und fragt: "Wo sind denn die Deutschen?"
Um das ins rechte Licht zu ruecken, ich bin da nicht zufaellig hineingestolpert, sondern wurde wie die anderen Langnasen, und eine unueberschaubare Zahl lokaler Autoren, zum Con eingeladen und eingeflogen.
Das war mehr als eine Fandom Veranstaltung im kleinen, SF-begeisterten Kreis. 
Die Stars wie die Chairs oder Robert Sawyer (Larry Niven und Joe Haldeman mussten leider kurzfristig absagen) waren zum Beispiel bei den Stadtvaetern von Chengdu zum Dinner geladen. 
Es besteht dort offenbar ein reges Interesse an SF, eben weil sie das Potenzial besitzt, Visionen zu erzeugen, die ganze Generationen zur Schaffung der Zukunft inspirieren.
 
"Wo sind denn die Deutschen?" war aber eine Frage, die ich nicht nur ich bei den ein oder anderen abendlichen Drinks gestellt habe, sondern die durchaus auch mir gestellt wurde.
Was ich mitnahm, ist, dass es in anderen Laendern SF Infrastrukturen gibt, in denen Autoren aus dem Fandom herauswachsen koennen.
Und dass diese Infrastrukturen um Magazine herum entstehen, die mehr als bloss als Hobby betrieben werden.
So sind Clarke, Asimov und Heinlein gewachsen, und so ist auch Liu Cixin gewachsen.
Unsere Stars, Eschbach und Schaetzing (Schaetzing ist ein Star. Diskussionen ob er auch gut ist, verwaessern das Thema nur), sind aus sich selbst heraus gewachsen.
Ich bin ueberzeugt, dass dies mit ein Grund dafuer ist, dass sie zwar hierzulande breit gelesen, aber in dieser Breite nicht mit der SF Szene in Verbindung gebracht werden.
Und genau deshalb setzen sie im Ausland (wo es SF Infrastrukturen gibt) eben wieder bei Null an, weil sie fuer diese Infrastrukturen unsichtbar sind.

Bearbeitet von Clauss-Hausen, 16 Mai 2021 - 07:43.

Hörbuch - Das Ende der Party
www.youtube.com/watch?v=SnyVYk7pkII

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#188 Bernard

Bernard

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Geschrieben 16 Mai 2021 - 08:20

P.S.: Es wird wohl keine Fortsetzung von "GrauWacht" geben, oder? :(

Dieser Roman dreht sich um ein Weltenrätsel, das am Ende des Romans aufgelöst wird. Die komplette Welt habe ich um dieses Rätsel herum entworfen - deswegen "hat sie ihren Zweck erfüllt" und neue Geschichten spielen in anderen Welten.

 

 

Was ich mitnahm, ist, dass es in anderen Laendern SF Infrastrukturen gibt, in denen Autoren aus dem Fandom herauswachsen koennen.

Und dass diese Infrastrukturen um Magazine herum entstehen, die mehr als bloss als Hobby betrieben werden.
So sind Clarke, Asimov und Heinlein gewachsen, und so ist auch Liu Cixin gewachsen.
Unsere Stars, Eschbach und Schaetzing (Schaetzing ist ein Star. Diskussionen ob er auch gut ist, verwaessern das Thema nur), sind aus sich selbst heraus gewachsen.

 

Um nochmals auf den Elefanten im Raum hinzuweisen:

Im deutschsprachigen Raum ist die Infrastruktur für Kurzgeschichten und Magazine schwach ausgeprägt.

Dafür haben wir ein anderes Format, das in anderen Sprachräumen praktisch nicht existiert: den Heftroman. Frank Schätzing hat in Interviews darauf hingewiesen, wie PERRY RHODAN ihn geprägt hat, und bei Andreas Eschbach ist der Bezug nach mehreren Beiträgen in der Heftserie und vor allem dem KLP-Gewinner-Hardcover 2020 unübersehbar. Er wurde nicht nur von der Serie geprägt - er prägt sie mittlerweile selbst mit.

RHODAN ist die Struktur, die die SF in DE im Wesentlichen trägt. Sie ermöglicht hauptberufliche Existenzen für Autoren, Illustratoren und Lektoren. Sie stellt die wohl regelmäßigste und breiteste News-Seite zur SF zur Verfügung. Sie wird bis ins Feuilleton der FAZ und bei etablierten Literaturkritikern wie Dennis Scheck wahrgenommen, und zwar positiv. Sie ermöglicht auch gelegentliche Mitarbeit in Form von Gastromanen, Beiträgen zu Miniserien oder Kurzgeschichten im Rahmen der STELLARIS-Reihe (was zwar alles Recherche des RHODAN-Hintergrunds erfordert, dafür aber in der Auflage eines Einzelbeitrags bereits die Gesamtauflage des Lebenswerks der meisten anderen SF-Schaffenden übersteigen dürfte). In vergleichsweise geringem, aber immerhin vorhandenem Umfang ist sie auch in fremdsprachigen Märkten präsent.

Als SF-Schaffender kann man versuchen, diese "RHODAN-Chance" nutzen - oder es bleiben lassen. So, wie man in anderen Sprachräumen in den führenden Magazinen publizieren kann - oder sich eben davon fernhält, wenn man das nicht möchte.


www.bernardcraw.net
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#189 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

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Geschrieben 16 Mai 2021 - 08:34

Na ja, die Rhodan-Spielart der SF ist ja nicht jedem Autor in die Wiege gelegt. Ich persönlich hätte sicher erhebliche Schwierigkeiten, einen PR-Roman zu verfassen, insofern ist es nicht meine Entscheidung, mich davon "fernzuhalten"  :happy:  (Ich wurde einmal gefragt, ob ich für "Sternenfaust" schreiben möchte, und habe dankend abgelehnt)

 

 

 

Es ist ja auch nicht jeder Fan so gepolt, dass er unbedingt dafür Werbung machen will / muss

Ehrlich gesagt ist das für mich sogar die entscheidende Eigenschaft: Der Fan teilt aus freien Stücken seine Erfahrung mit anderen, um sie an seiner Freude teilhaben zu lassen. "Hey, kennst du schon die neue Staffel Love Death Robots? Sooo geil, musst du dir ansehen!" - genau das meinte ich mit jener Begeisterung, die den meisten deutschen SF-Autoren eben nicht zuteil wird. Das erklärt die geringe Reichweite unserer Werke teilweise. Warum fehlt es an dieser Begeisterung? Die einfachste Antwort ist freilich: "Ist nicht gut genug."

Ja, diesen Schuh ziehe ich mir an, daher versuche ich immer, besser zu werden.


Bearbeitet von Uwe Post, 16 Mai 2021 - 08:37.

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#190 Bernard

Bernard

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Geschrieben 16 Mai 2021 - 08:50

Na ja, die Rhodan-Spielart der SF ist ja nicht jedem Autor in die Wiege gelegt. Ich persönlich hätte sicher erhebliche Schwierigkeiten, einen PR-Roman zu verfassen, insofern ist es nicht meine Entscheidung, mich davon "fernzuhalten" 

Face the facts: Doch, es ist Deine Entscheidung. Möglicherweise die richtige Entscheidung, möglicherweise die falsche - das kannst nur Du selbst beurteilen.

In seinem Buch "Das Leben und das Schreiben" schildert Stephen King einen Autor, der keine Hände hat. Er bedient die Schreibmaschine mit den Zehen. Dann stellt King die Frage: "Was war noch mal das Problem, aus dem Sie nicht schreiben können?"

RHODAN zu schreiben bedeutet erst einmal Recherche. Das ist aber das täglich Brot eines Autors - man recherchiert eine historische Epoche, einen Schauplatz, ein Milieu, ein Forschungsgebiet ... oder eben einen Serienhintergrund. Und immer mit dem Risiko, dass es für die Katz ist, weil man seinen Stoff dann trotzdem nicht verkauft bekommt.

 

 

Ehrlich gesagt ist das für mich sogar die entscheidende Eigenschaft: Der Fan teilt aus freien Stücken seine Erfahrung mit anderen, um sie an seiner Freude teilhaben zu lassen. "Hey, kennst du schon die neue Staffel Love Death Robots? Sooo geil, musst du dir ansehen!"

Genau das ist die Definition von "Fan" - das sehe ich auch so.

 

 

 Die einfachste Antwort ist freilich: "Ist nicht gut genug."

Ja, diesen Schuh ziehe ich mir an, daher versuche ich immer, besser zu werden.

Diese Antwort mag einfach sein, was aber nicht ausschließt, dass sie auch falsch sein kann.

Schau die großen Erfolge an: Sind alle davon eindeutig besser?

Ein Riesenerfolg der neueren Zeit ist Die drei Sonnen. Unabhängig von der Qualität des Buchs kann man feststellen, dass diese Qualität allein nicht für den Erfolg verantwortlich ist: Das Werk stammt aus dem Jahre 2006 und blieb lange (im Westen) unbeachtet. Die Wende kam dadurch zustand, dass Barack Obama das Buch empfohlen hat. Diese Empfehlung macht das Buch nicht besser oder schlechter, als es vorher war. Es macht den Roman aber interessanter für ein breites Publikum, und ohne dieses Interesse würde es hierzulande praktisch niemand kennen.

Im Windschatten des Erfolgs segeln nun weitere Werke aus China auf die Weltbühne. Es sei ihnen gegönnt - aber mit einem Qualitätssprung der SF in China hat das schlicht gar nichts zu tun. Die SF dort ist so gut oder so schlecht wie zuvor - nur wird sie jetzt verstärkt wahrgenommen.


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#191 Mammut

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Geschrieben 16 Mai 2021 - 09:19

Dieser Roman dreht sich um ein Weltenrätsel, das am Ende des Romans aufgelöst wird. Die komplette Welt habe ich um dieses Rätsel herum entworfen - deswegen "hat sie ihren Zweck erfüllt" und neue Geschichten spielen in anderen Welten.

 

 

 

Um nochmals auf den Elefanten im Raum hinzuweisen:

Im deutschsprachigen Raum ist die Infrastruktur für Kurzgeschichten und Magazine schwach ausgeprägt.

Dafür haben wir ein anderes Format, das in anderen Sprachräumen praktisch nicht existiert: den Heftroman. Frank Schätzing hat in Interviews darauf hingewiesen, wie PERRY RHODAN ihn geprägt hat, und bei Andreas Eschbach ist der Bezug nach mehreren Beiträgen in der Heftserie und vor allem dem KLP-Gewinner-Hardcover 2020 unübersehbar. Er wurde nicht nur von der Serie geprägt - er prägt sie mittlerweile selbst mit.

RHODAN ist die Struktur, die die SF in DE im Wesentlichen trägt. Sie ermöglicht hauptberufliche Existenzen für Autoren, Illustratoren und Lektoren. Sie stellt die wohl regelmäßigste und breiteste News-Seite zur SF zur Verfügung. Sie wird bis ins Feuilleton der FAZ und bei etablierten Literaturkritikern wie Dennis Scheck wahrgenommen, und zwar positiv. Sie ermöglicht auch gelegentliche Mitarbeit in Form von Gastromanen, Beiträgen zu Miniserien oder Kurzgeschichten im Rahmen der STELLARIS-Reihe (was zwar alles Recherche des RHODAN-Hintergrunds erfordert, dafür aber in der Auflage eines Einzelbeitrags bereits die Gesamtauflage des Lebenswerks der meisten anderen SF-Schaffenden übersteigen dürfte). In vergleichsweise geringem, aber immerhin vorhandenem Umfang ist sie auch in fremdsprachigen Märkten präsent.

Als SF-Schaffender kann man versuchen, diese "RHODAN-Chance" nutzen - oder es bleiben lassen. So, wie man in anderen Sprachräumen in den führenden Magazinen publizieren kann - oder sich eben davon fernhält, wenn man das nicht möchte.

 

Daher hatte ich mal vor langer Zeit eine provokante Frage gestellt:

https://www.scifinet...stoß deutscher

 

Da PR überwiegend über den Zeitschriftenhandel vertrieben wird und ein Großteil der PR Leser bestimmt schon älterer Jahrgang ist, könnte man sich natürlich fragen, schafft PR eine erfolgreiche Transformation in die Zukunft? 



#192 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 08:42


RHODAN ist die Struktur, die die SF in DE im Wesentlichen trägt. Sie ermöglicht hauptberufliche Existenzen für Autoren, Illustratoren und Lektoren. Sie stellt die wohl regelmäßigste und breiteste News-Seite zur SF zur Verfügung.
 

Das denke ich auch. Wobei ich kein Feind dieser Vormachtstellung bin und vieles davon gut finde. Man hat auch sehr daran gearbeitet (siehe "Perryy Rhodan-Die Chronik 1-4). Rhodan nimmt sehr viel Man-Power in Anspruch (auch im nicht-professionellen Bereich), die schlussendlich im übrigen Fandom fehlt. Wenn ich denke, was alleine an Sekundärliterarischem im PR-Bereich produziert wurde/wird sehe ich schon einen Überhang, der der gesamten Szene eine kleine Schieflage verpasst.

 

Eine übergreifende, unabhängige und überparteiliche Informationsstelle zu schaffen ist m.E. zwar einige Male versucht worden, diese Versuche blieben aber jedes Mal entweder in einer "Einmann-Show" hängen oder haben sich durch Zwistigkeiten von selbst erledigt. Das ist kein Angriff auf die beiden großen Foren, die nützlich und gut sind,  aber diese sind nicht das, was ich mir von einer "globalen" Infostelle erwarte - in Zeiten der technischen Möglichkeiten wie heute.

 

Diese schon immer vorherrschende "Grauer Wolf"-Mentalität in der Szene tut ihr Übriges, um einen wirklich geschlossenen Auftritt zu forcieren, †¦


Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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#193 ChristophGrimm

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 09:06

 Da PR überwiegend über den Zeitschriftenhandel vertrieben wird und ein Großteil der PR Leser bestimmt schon älterer Jahrgang ist, könnte man sich natürlich fragen, schafft PR eine erfolgreiche Transformation in die Zukunft?


Vielleicht leichtes OT, aber wie schlägt sich denn das Reboot „Perry Rhodan NEO“?
Wurde damit auch eine überwiegend jüngere Zielgruppe erreicht?
(Nur um zur Statistik beizutragen: Bin jetzt 36 und seit dem Beginn 2011, mit kurzer Unterbrechung, dabei)

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#194 Uwe Post

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 09:19

Was wir die ganze Zeit nur am Rande thematisieren, sind die großen Subgenres.

Natürlich gehören sowohl PR als auch viele erfolgreiche Romane von Brandhorst oder Eschbach in die Schublade "Weltraum-SF".

Wenn man ehrlich ist, haben (ebenfalls erfolgreiche) Romane wie "Qualityland", "Hologrammatica" (die beiden letzten DSFP-Sieger) oder von mir aus "Singularity" oder "E-tot" damit nicht viel zu gemeinsam. Und doch reden wir automatisch von beiden Richtungen, wenn wir SF meinen. Ich wage jedoch zu behaupten, dass die Schnittmenge der Leser relativ klein ist.

 

Will man also über den Erfolg eines bestimmten Werkes reden, sollte man vielleicht etwas differenzieren. Vielleicht müsste man sogar so weit gehen, sich in einem Magazin oder einer Anthologie auf eine der beiden Richtungen zu konzentrieren und es gezielt passend zu vermarkten. Bei vielen Anthologien ist das ja schon so. Außerdem sagt man immer: Die bunte Mischung ist doch toll! Aber vielleicht will eine Mehrheit eben keine Mischung aus Weltraum und Near Future, sondern entweder-oder, und meidet deshalb das "Überraschungspaket". Spekulativ, ich weiß. Aber vielleicht mal ein oder zwei Gedanken wert.


Bearbeitet von Uwe Post, 17 Mai 2021 - 09:31.

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#195 Naut

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 09:33

Was wir die ganze Zeit nur am Rande thematisieren, sind die großen Subgenres.

Natürlich gehören sowohl PR als auch viele erfolgreiche Romane von Brandhorst oder Eschbach in die Schublade "Weltraum-SF".

Wenn man ehrlich ist, haben (ebenfalls erfolgreiche) Romane wie "Qualityland", "Hologrammatica" (die beiden letzten DSFP-Sieger) oder von mir aus "Singularity" oder "E-tot" damit nicht viel gemeinsam. Und doch reden wir automatisch von beiden Richtungen, wenn wir SF meinen. Ich wage jedoch zu behaupten, dass die Schnittmenge der Leser relativ klein ist.

 

Will man also über den Erfolg eines bestimmten Werkes reden, sollte man vielleicht etwas differenzieren. Vielleicht müsste man sogar so weit gehen, sich in einem Magazin oder einer Anthologie auf eine der beiden Richtungen zu konzentrieren und es gezielt passend zu vermarkten.

Das ist ohne Zweifel so. Der Anteil jener z.B., die ausschließlich PR lesen dürfte ebenso hoch sein, wie derer die *nie* PR lesen.

 

Das ist aber in den USA nicht anders, dennoch gibt es dort, aus den schon genannten Gründen, eine lebendigere SF-Szene. (Okay, sie haben keinen Perry, aber große Space-Operas.)

 

Ein weiterer Deutschland-spezifischer Aspekt: PR ist eine Nische, aber in Bezug auf die Entwicklung als Schriftsteller auch ein gewisser Endpunkt. Jemand, der für PR schreibt, schreibt zumindest für eine lange Zeit nichts anderes. Daher ist es insofern nicht so 1-1 vergleichbar mit dem Magazin-Markt in den USA, der gezielt auf Durchlässigkeit in beide Richtungen (Semi-Pro und Berufsautor*innen) konzipiert ist. PR ist für Schreiber, die vom Schreiben leben wollen, sicher eine tolle Möglichkeit. Für mich als Leser, der sich nicht so sehr für PR im Speziellen, sondern für SF im Allgemeinen interessiert, bringt es auch Mehrwert.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#196 Uwe Post

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 10:02

 

 

PR ist eine Nische, aber in Bezug auf die Entwicklung als Schriftsteller auch ein gewisser Endpunkt.

Das klingt hart  :blush:  ... aber wenn ich's recht überlege, fallen mir sofort Beispiele dafür ein. Als ich letztes Jahr Arno Endlers "Apokalypse Palantau" las, kam ich mir dauernd wie in einem PR-Roman vor, bloß ohne Perry.

Wie oben schon jemand sagte, gilt das ein Stückweit auch für die Leser: Wer PR regelmäßig kauft, egal ob Neo oder die Hauptserie, hat nicht mehr viel Lesezeit für anderes übrig. Ein weiteres Indiz für eine gewisse Spaltung. Andererseits würden die meisten PR-Leser eine "irdische" Nahzukunfts-Geschichte womöglich eh nicht anfassen...


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#197 Bernard

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 10:04

Ein weiterer Deutschland-spezifischer Aspekt: PR ist eine Nische, aber in Bezug auf die Entwicklung als Schriftsteller auch ein gewisser Endpunkt. Jemand, der für PR schreibt, schreibt zumindest für eine lange Zeit nichts anderes.

Das sehe ich so nicht bestätigt.

Wenn wir das Autorenteam anschauen:

Christian Montillon ist (als Christoph Dittert) auch bei Die drei ??? sehr aktiv, und ein eigenständiger SF-Roman aus seiner Feder ist aktuell beim Kurd-Laßwitz-Preis nominiert.

Leo Lukas hat kürzlich einen Krimi veröffentlicht (und ist als Kabarettist aktiv).

Michael Marcus Thurner hat mehrere SF- und Fantasyromane bei Heyne und Blanvalet veröffentlicht und schreibt bei Maddrax und anderen Heftromanserien.

Oliver Fröhlich schreibt ebenfalls Maddrax.

Susan Schwartz ist (als Uschi Zietsch) Verlegerin des Fabylon-Verlags und veröffentlicht auch immer wieder eigenständige Romane.

Aus dem NEO-Team kommen hinzu:

Ben Calvin Hary, der ebenfalls bei Maddrax schreibt und eigenständige SF-Romane veröffentlicht.

Lucy Guth, die ebenso eigenständig veröffentlicht.

Madeleine Puljic, die SF und Fantasy bei Piper, Droemer und im Selfpublishing veröffentlicht.

Oliver Plaschka, der auch in der Fantasy und im historischen Roman aktiv ist.

Rainer Schorm, der in Magazinen wie Phantastisch! Kurzgeschichten veröffentlicht.

 

Bei den Gastautoren ist ohnehin klar, dass RHODAN nebenbei läuft oder ein Gastspiel ist: Andreas Eschbach, Andreas Brandhorst, Markus Heitz, Liza Grimm, Adnreas Suchanek, Thomas Rabenstein, Christian Humberg, Bernd Perplies ... oder auch ich selbst.

 

 

Will man also über den Erfolg eines bestimmten Werkes reden, sollte man vielleicht etwas differenzieren. Vielleicht müsste man sogar so weit gehen, sich in einem Magazin oder einer Anthologie auf eine der beiden Richtungen zu konzentrieren und es gezielt passend zu vermarkten

Das mag sein; andererseits mischen sich bei den Preisen ja alle diese Sub-Genres, und oft treffen sich sich auch im Buchladen im selben Regal. Was nicht unbedingt ein Regal ist, über dem "Science-Fiction" steht - viele erfolgreiche SF-Romane stehen einfach bei "Roman" oder "Thriller".

Trotzdem kann man einer thematischen Ausrichtung etwas abgewinnen. Auch dabei sehe ich das Hauptproblem schlicht in der Masse: Wenn wir eine 100fach größere SF-Szene hätten, würde sie diverse Spezialmagazine tragen. Wenn die Szene aber so klein ist, dass sie nur ein oder zwei Magazine trägt - dann ist irgendwo klar, dass die gesamte "magazintaugliche" Produktion in diese Veröffentlichungsmöglichkeiten drängt.


Bearbeitet von Bernard, 17 Mai 2021 - 10:15.

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#198 Bernard

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 10:11

Vielleicht leichtes OT, aber wie schlägt sich denn das Reboot „Perry Rhodan NEO“?
Wurde damit auch eine überwiegend jüngere Zielgruppe erreicht?

Wie sich die Leserschaft von NEO zusammensetzt, das weiß nur Gott (ebenso wie generell bei jeder Leserschaft - im Literaturbetrieb gibt es praktisch keine Marktstudien).

Inzwischen hat man bei NEO Episode 250 passiert. Ich denke, das sagt alles zum Erfolg: Welche andere kommerzielle Serie mit fortlaufender Handlung schafft 250 Episoden?


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#199 Dyrnberg

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 10:38

Ist es nicht so, dass sich mit Blick auf ein Land, einen Sprachraum marketingtechnisch etwas am Besten verkaufen lässt, wenn ich eine relativ klare Narration/Atmosphäre habe? Man denke an die "skandinavischen Krimis". Dieses "Genre" steht mittlerweile für eine bestimmte Art des Romans. Und für eine bestimmte Atmosphäre. Der Leser weiß, was er kriegt.

 

Würde man nun PR-Typen darauf ansetzen, "die deutschsprachige Science Fiction" zu vermarkten, kann ich mir vorstellen, dass sie ähnliches empfehlen würden. Man denke etwa an "Dark" auf Netflix. Das war - meines Erachtens - ein durchaus gelungener Versuch, eine Sci-Fi-Story mit "deutscher Atmosphäre" zu verbinden.



#200 Tiff

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 10:52


Vielleicht müsste man sogar so weit gehen, sich in einem Magazin oder einer Anthologie auf eine der beiden Richtungen zu konzentrieren und es gezielt passend zu vermarkten. Bei vielen Anthologien ist das ja schon so. Außerdem sagt man immer: Die bunte Mischung ist doch toll! Aber vielleicht will eine Mehrheit eben keine Mischung aus Weltraum und Near Future, sondern entweder-oder, und meidet deshalb das "Überraschungspaket". Spekulativ, ich weiß. Aber vielleicht mal ein oder zwei Gedanken wert.

 

Die passende Vermarktung kann auch so aussehen, das Etikett SF ganz fallen zu lassen. Margaret Atwood z.B., und etliche andere, streiten sowieso ab, SF zu schreiben. Wenn etwas als Thriller oder ganz einfach Roman im Regal oder sonstwo steht, verliert man sicher einen Großteil der SF-Nerds, hat aber die Chance, ein allgemeineres Publikum zu gewinnen. Theoretisch müsste man alles an Zielgruppen angepasst mehrfach vermarkten. Letztlich kommen wir aber zum ungelösten Problem, wie jemand, der etwas zum Lesen sucht, etwas Passendes findet.

 

Wer liest, liest auch SF, unter bestimmten Voraussetzungen, aber nicht, wenn er durch irgendetwas abgeschreckt wird. Wenn man etwas sucht, findet man im Netz schon das eine oder andere dazu, warum manche Leute auf der einen Seite angeblich SF fast leidenschaftlich hassen, andererseits für Werke schwärmen, die eigentlich der SF zuzurechnen sind. Das klingt schizophren, ist es auch, aber ich finde dieses Phänomen immer noch nicht ausreichend thematisiert und untersucht.

 

Viele hier werden auch selbst wissen, was ihnen an der SF (auch ihrer Kollegen) nicht gefällt, und man könnte es direkt hier an Ort und Stelle (oder irgendwo sonst auf scifinet.org) mal zusammentragen und vielleicht auch mal Außenstehende aus dem Bekanntenkreis einladen, ihre Meinung hier auf scifinet.org kundzutun.

 

Was bringt es, darüber zu lamentieren, dass die deutschsprachige SF-Szene so klein ist, oder von Perry Rhodan dominiert wird, oder alles einfach nur zu schwarz gesehen wird, wenn man nicht die Ursachen analysiert?

 

Warum ist die Szene so, wie sie ist? (Im Wesentlichen hoffnungslos zersplittert.) Was gefällt Leuten an SF und was nicht? Was hält sie vom Kaufen und Lesen ab?

 

Ich denke, es gibt ein strukturelles Problem, das sich nicht mit einfachen Analysen wie "der Markt ist durch Perry Rhodan bereits gesättigt" abtun und mit marktschreierischen Methoden auf SF-Cons usw. lösen lässt. Am Ende wird immer ein potentieller Leser vor einem Regal stehen oder einer Suchmaschine sitzen und nicht finden, was er sucht, und nur an dieser Stelle wird das Problem letztlich zu lösen sein.



#201 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 11:40

Während die Herr der Ringe-Verfilmungen einige Jahre lang das Interesse an Fantasy-Literatur gesteigert haben, ist ein derartiger Einfluss auf die Science-Fiction in meinen Augen ausgeblieben. Daran haben auch Filme wie Matrix, Pacific Rim, Interstellar, Arrival usw. ebensowenig etwas geändert wie Serien, z. B. Stargate oder The Expanse. Filmtechnisch scheint die Science-Fiction also recht lebendig zu sein, aber das überträgt sich anscheinend nicht auf den Buchmarkt. Daran haben auch Literaturverfilmungen wie Maze Runner, Die Tribute von Panem oder Die Bestimmung wohl nichts geändert.

 

Zudem scheint es so zu sein, dass man marketingtechnisch deutschen Autor*innen anscheinend nicht zutraut, Science-Fiction an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. So hat der Autor Bernd Perplies auf Verlagswunsch seine Frontiersman-Reihe unter dem Pseudonym Wes Andrews verfasst.

 

Ich selber habe als Jugendlicher mit der Commander Perkins-Reihe begonnen und bin später zu Mark Brandis gewechselt, bevor es mit Isaac Asimov und anderen weiterging. Für mich war die Science-Fiction bis vor Kurzem mit angloamerikanischen Autor*innen verknüpft. Ich hätte mir nie das Buch eines deutschsprachigen Autoren gekauft, weil mir das zu bieder erschien. USA, das war für mich immer Exotik, und der Weltraum auch. Das heißt überspitzt: Commander Perkins - ja. Kommandant Perscheid - nein. Captain Future - ja. Kapitän Zukunft - nein.

Ich kann mir vorstellen, dass das anderen auch so geht. Vielleicht ist dies das "strukturelle Problem", von dem Tiff geschrieben hat. Hätten wir deutsche SF-Fernsehserien, die sich auch an ein jüngeres Publikum wenden, so könnte man auf diese Weise den Nachwuchs heranziehen.


Bearbeitet von J. A. Hagen, 17 Mai 2021 - 11:41.

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#202 Mammut

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 11:47

Das heißt überspitzt: Commander Perkins - ja. Kommandant Perscheid - nein. Captain Future - ja. Kapitän Zukunft - nein.

 

Der ist gut. Schau mal hier:

http://www.romanheft...utopia_300.html

 

Oder in Groß das Titelbild:

http://www.romanheft...pia 305_300.jpg

 

:bighlaugh:  :bighlaugh:  :bighlaugh:  :bighlaugh:  :bighlaugh: Die Zeiten ändern sich. Vielleicht heißt der ja eines Tages wieder Captain Zukunft :jumpgrin:



#203 Bernard

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 11:49

Ich selber habe als Jugendlicher mit der Commander Perkins-Reihe begonnen und bin später zu Mark Brandis gewechselt, bevor es mit Isaac Asimov und anderen weiterging. 

Dann warst Du schon recht schnell bei den Deutschen: "Mark Brandis" war das Pseudonym von Nikolai von Michalewsky (und er war recht unglücklich, wenn man "Brandis" englisch aussprach - er hatte es von "Brandenburg" abgeleitet).

 

Ich weiß auch nicht, ob es ein erfolgversprechendes Ziel ist, die bestehenden Strukturen großflächig zu ändern. Man kann auch die bestehenden Strukturen nutzen: Es gibt große internationale Conventions, bei denen man sich einbringen kann - es tun eben nur sehr Wenige aus dem deutschsprachigen Raum. Es gibt große Magazine, die von jedermann Einreichungen annehmen - man muss seine Kurzgeschichte dann eben auf Englisch verfassen oder übersetzen. Es gibt PERRY RHODAN - und auch dort kann man sich einbringen - vom "Zeh ins Wasser halten" á la STELLARIS-Kurzgeschichte bis hin zu "ich werde Profiautor, indem ich versuche, häufig für RHODAN zu schreiben".


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#204 J. A. Hagen

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 12:06

Ich habe damals nicht geschnallt, dass "H. G. Francis" ein Deutscher war. Bei "Mark Brandis" bin ich zuerst von einem Amerikaner ausgegangen, bis der Hauptcharakter als "verdammter Preuße" bezeichnet wurde.


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#205 Tiff

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 12:19


Zudem scheint es so zu sein, dass man marketingtechnisch deutschen Autor*innen anscheinend nicht zutraut, Science-Fiction an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. So hat der Autor Bernd Perplies auf Verlagswunsch seine Frontiersman-Reihe unter dem Pseudonym Wes Andrews verfasst.

 

Da ist sicher etwas dran. Der Name ist nicht ganz unwichtig, ebenso das Coverbild, usw. Das sind aber nur Detailprobleme, wenn es darum geht, wie ein Konsument das für ihn richtige Produkt findet. Da wird man noch wesentlich mehr analysieren müssen.

 


Ich weiß auch nicht, ob es ein erfolgversprechendes Ziel ist, die bestehenden Strukturen großflächig zu ändern. Man kann auch die bestehenden Strukturen nutzen: Es gibt große internationale Conventions, bei denen man sich einbringen kann - es tun eben nur sehr Wenige aus dem deutschsprachigen Raum. Es gibt große Magazine, die von jedermann Einreichungen annehmen - man muss seine Kurzgeschichte dann eben auf Englisch verfassen oder übersetzen. Es gibt PERRY RHODAN - und auch dort kann man sich einbringen - vom "Zeh ins Wasser halten" á la STELLARIS-Kurzgeschichte bis hin zu "ich werde Profiautor, indem ich versuche, häufig für RHODAN zu schreiben".

 

Einzelnen Autoren kann das etwas bringen (sich auf Cons rumtreiben, eine Kurzgeschichte ins Englische übersetzen oder es bei Perry Rhodan zu versuchen), aber einer Masse an potenziellen SF-Lesern bringt das nichts. Die werden nicht gezielt nach Autoren suchen, die sich auf Cons rumtreiben und mal eine Kurzgeschichte auf Englisch verfasst oder eine STELLARIS-Kurgeschichte veröffentlich haben. Es muss darum gehen, das Ganze vom anderen Ende her zu verstehen und dort funktionierende Lösungstools bereitzustellen.



#206 Uwe Post

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 12:34

Interessanterweise sind die meisten anglophonen Namen (Pseudonyme oder auch nicht), die in den letzten paar Postings gefallen sind, Weltraum-Werken zugehörig. Nicht weiter verwunderlich.

 

Der "Rest" macht vielleicht genau deshalb einen Bogen um das Label "Science Fiction", eben um nicht für ein Weltraumabenteuer gehalten zu werden - und steht häufig in einem anderen Regal. 

Denn in jener Zukunft, in denen solche Werke oft spielen, befinden wir uns ja fast schon.

 

Diese "irdische" Hälfte der SF hört in einem Netzwerk internationaler Autoren, dem ich übrigens auch angehöre, auf das Label Future Fiction (siehe https://www.futurefiction.org/ - die Seite ist leider schnarchlangsam). Geschichten von mir (und anderen deutschen Autoren) wurden im Rahmen dieser Kooperation bereits ins Italienische und Chinesische übersetzt. Das ist natürlich kein weltweiter Mega-Wumms - aber ein gewisses Publikum gibt es definitiv für diese Texte. Während es im anglophonen Raum vermutlich keinen besonderen Bedarf nach der "1001. Weltraum-Saga" (nur eben aus deutscher Feder) gibt, scheint das Interesse an weltweit sicher sehr unterschiedlichen Gedanken zur Nahzukunft ein bisschen größer zu sein.


Bearbeitet von Uwe Post, 17 Mai 2021 - 12:36.

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#207 lapismont

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 13:55

Kommt diese Diskussion nicht alle paar Monate wieder hoch? PR hat eine Stammgemeinde, aber darüber hinaus keine aktuelle Bedeutung in der deutschsprachigen SF. Mir ist zumindest in den letzten Jahren kein Thema und auch kein Roman der Serie bekannt geworden, dass irgendwo außerhalb der PR-Bubble diskutiert wurde.

Das muss PR aber auch gar nicht erfüllen. Gute Unterhaltung ist eben auch wichtig und PR ernährt eine Menge Leute.

 

Natürlich bindet PR dadurch auch Kapazitäten auf Dauer, sowohl was kaufbereite Leserschaft anbelangt, als auch was neue Konzepte bzw. den Mut auf SF von Verlagsseite betrifft. Allerdings wächst sich das langsam aus, soweit ich das beobachte.


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#208 Bernard

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 14:35

Mir ist zumindest in den letzten Jahren kein Thema und auch kein Roman der Serie bekannt geworden, dass irgendwo außerhalb der PR-Bubble diskutiert wurde.

 

Das kommt darauf an, ob man die Frankfurter Allgemeine Zeitung, den Deutschlandfunk Kultur, einen österreichischen Fernsehsender, das Regionalfernsehen in NRW und Baden-Württemberg und den Fernsehsender Arte und die Spiegel-Bestsellerliste Hardcover als "PR-Bubble" sieht ...


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#209 lapismont

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 15:03

Das kommt darauf an, ob man die Frankfurter Allgemeine Zeitung, den Deutschlandfunk Kultur, einen österreichischen Fernsehsender, das Regionalfernsehen in NRW und Baden-Württemberg und den Fernsehsender Arte und die Spiegel-Bestsellerliste Hardcover als "PR-Bubble" sieht ...

Übersichtsartikel und Retros sind ja wohl kein Diskurs. Komm mal mit Themen und Romanen, die in der deutschsprachigen SF etwas angestoßen haben. 


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#210 Uwe Post

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Geschrieben 17 Mai 2021 - 15:16

 

 

Komm mal mit Themen und Romanen, die in der deutschsprachigen SF etwas angestoßen haben. 

Wie zum Beispiel...?


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