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Michael Erle - Sturm über dem Rheintal: Die verlorenen Söhne


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#1 ChristophGrimm

ChristophGrimm

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Geschrieben 20 Mai 2021 - 09:59

Michael Erle
„Sturm über dem Rheintal: Die verlorenen Söhne“

*Buchdaten*

ISBN: 978-3-948346-27-6
Genre: Dystopie, Future Fiction, YA
Seitenzahl Druckausgabe: 358
Preis Druckausgabe: 14,90 €
Auch als E-Book erhältlich

*Klappentext*

Deutschland, Ende des 21. Jahrhunderts - Die 16-jährige Etienne studiert in Freiburg Aeronautik. Obwohl in den unterirdischen Bunkern die unheilvolle Kraft des Großen Sturmes kaum spürbar ist, brodelt es in der Stadt unter dem Rheintal gewaltig. Die muslimischen Bürger rebellieren, weil ihnen seit Monaten kein einziges männliches Kind geboren wurde. Gerüchte über Vergiftungen, Verschwörungspläne und Fake-News machen die Runde.

Etienne, von Neugier getrieben, taucht in die turbulente Welt der Demonstranten und ihrer Widersacher ein und stößt auf weitere Rätsel. Auf einer Party lernt sie den attraktiven Sayid kennen, der ihr gehörig den Kopf verdreht - zu allem Überfluss scheint er auch noch mit all den merkwürdigen Vorgängen in Freiburg in Verbindung zu stehen. Um alle Puzzleteile zusammenzusetzen, setzt sich Etienne einem tödlichen Risiko aus.

Michael Erles zweiter dystopischer Roman über die Welt nach dem Klima-Kollaps, in der ein alles vernichtendes, stabiles Sturmsystem die Überlebenden zu einem Leben unter der Oberfläche zwingt.

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REZENSION

Eskapismus kann man diesem Roman nicht vorwerfen. Verschwörungstheorien, Medienmanipulation, kulturelle Differenzen - „Sturm über dem Rheintal: Die verlorenen Söhne“ extrapoliert, was um uns herum geschieht, in eine Welt nach dem Klimawandel.

Die „verlorenen Söhne“ als MacGuffin beschreibt gut das Phänomen von absurden Verschwörungstheorien, die trotz haltloser Argumentation erschreckende Eigendynamiken annehmen (Stichwort: Bill Gates und Chip-Impfungen, Corona gibt es nicht). Auch das unterschwellige Misstrauen verschiedener Kulturkreise innerhalb einer Gesellschaft erfährt eine Betrachtung.

Es dauert ein wenig, bis der Roman in Fahrt kommt. Michael Erle setzt auf einen langsamen, breiten Aufbau und macht sein Setting dadurch greif- und fühlbar. Einige Stellen in der ersten Hälfte sind aus meiner Sicht aber unnötig aufgebläht, bspw. die ausführliche Beschreibung des Spieles Projball (Fair dazugesagt: Bei der Darstellung von Quidditch im sattsam bekannten „Harry Potter“ empfand ich genauso).

In der zweiten Hälfte zieht die Spannung merklich an. Es ist Michael Erle hoch anzurechnen, dass er mit dem Abschluss die ausgetretenen Pfade populärer Dystopien wie „Die Tribute von Panem“, „Maze Runner“ oder „Die Bestimmung“ verlässt und eigene, interessante Wege geht. Das Finale und der Ausklang sind absolut gelungen und werten das Werk auf.

Der Schreibstil ist, abgesehen einiger eher unüblicher Wörter, zumeist locker und merklich an ein jüngeres Publikum bzw. junge Erwachsene adressiert. Ein charmantes, stilistisches Mittel: In einigen Abschnitten durchbricht Etienne, aus deren Sicht der Roman erzählt wird, auch fast die vierte Wand, indem sie sich direkt an die Leser wendet.

Fazit: „Die verlorenen Söhne“ begeisterte mich nicht restlos, punktet jedoch mit Eigenständigkeit. Für alle, die eine YA-Dystopie lesen möchten, aber eben nicht einen Panem-Klon vorgesetzt bekommen wollen, einen Blick wert.

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