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Film- & Serien-DB des SFN bald nicht mehr offline!


338 Antworten in diesem Thema

#151 Armin

Armin

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Geschrieben 03 Dezember 2011 - 20:25

In Time - Deine Zeit läuft ab

Science-Fiction-Autor Harlan Ellison fühlte sich von der Handlung des Films „In Time“ an eine seiner eigenen Kurzgeschichten („’Repent, Harlequin!’ Said the Ticktockman“, 1965 erschienen) erinnert und reichte erst einmal Klage ein. Die verlief allerdings im Sande, sonst hätten sich vielleicht auch die Erben von Michael Ende anschließen können, schließlich hat dessen Roman „Momo“ ähnliche Inhalte. Es geht im Film um eine Gesellschaft, in der die Zeit das Geld als Zahlungsmittel abgelöst hat. Die Menschen altern ab ihrem 25. Lebensjahr nicht mehr, gleichzeitig läuft jedoch der Countdown: Gut sichtbar auf dem Unterarm tickt die Lebensuhr herunter. Mancher verdient sich neue Lebenszeit hinzu, die Superreichen haben oft mehrere Jahrhunderte angehäuft, andere sterben früh.

Will Salas (Justin Timberlake) lebt als einfacher Arbeiter von Tag zu Tag. Immer reicht die Zeit, die er sich verdient, gerade so, Reserven kann er sich nicht ansparen. Als er dem reichen Selbstmörder Henry Hamilton (Matthew Bomer) begegnet und diesen vor den sogenannten „Minute Men“, skrupellosen Zeitdieben, rettet, ändert sich Wills Leben dramatisch: Plötzlich hat er über hundert Jahre zur Verfügung. Und trotzdem schafft er es nicht, seine Mutter Rachel (Olivia Wilde) zu retten, deren Lebensuhr um wenige Sekunden zu früh abläuft. Sie stirbt in seinen Armen und Will schwört Rache: Er will es dem unmenschlichen System zeigen. Sein Weg führt nach New Greenwich, in die Zeitzone der Oberklasse, wo er dem eiskalten Zeitverleiher Philippe Weis (Vincent Kartheiser) und dessen reizender Tochter Sylvia (Amanda Seyfried) begegnet. Mit Raymond Leon (Cillian Murphy) hat sich bereits ein sogenannter „Timekeeper“, ein Hüter des Gesetzes, an seine Fersen geheftet.

Natürlich klammert der Film die Frage aus, wie sich eine solche Gesellschaft denn entwickeln könnte. Lobenswerterweise hat sich Regisseur Andrew Niccol („Gattaca“) aber trotzdem einige Gedanken über seine dystopische Zukunftswelt – es soll sich um das Jahr 2161 handeln – gemacht, was an vielen kleinen Details zu sehen ist. Die eigentliche Handlung bleibt ein wenig auf der Strecke: Die Action-Elemente, die im Werbetrailer noch im Mittelpunkt standen, sind überraschend spärlich gesät, das mühsame Hin und Her um Will und seinen beginnenden Rachefeldzug ist schlicht nicht spannend genug. Das liegt auch an der schlechten Auswahl der Schauspieler: Pop-Sänger Justin Timberlake trägt ein- und denselben Gesichtsausdruck durch den ganzen Film spazieren und ist als Hauptdarsteller völlig überfordert. Immerhin ist seine Figur zumindest ein wenig der Gegenentwurf zur bis an die Grenzen des Erträglichen unsympathisch gezeichneten Oberschicht des Films – die Herrschaften, alle optisch im besten Alter, kommen völlig übertrieben geschniegelt und gelackt daher, sie wirken höchstens noch wie künstliche Abziehbilder echter Menschen. Dieser Look ist sicher gewollt, gut tut er dem Film allerdings nicht unbedingt. Der hätte nämlich den einen oder anderen Sympathieträger bitter nötig.

(5 Sternchen)

Bearbeitet von Armin, 03 Dezember 2011 - 20:26.


#152 Armin

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Geschrieben 27 März 2012 - 08:51

John Carter - Zwischen zwei Welten

Der amerikanische Schriftsteller Edgar Rice Burroughs (1875-1950) hat vor genau 100 Jahren nicht nur Tarzan erfunden, die berühmte Hauptfigur zahlreicher Bücher und Filme, sondern damals auch seine erste Geschichte über John Carter veröffentlicht, der seine Abenteuer auf dem Mars erlebt. Während Dschungelheld Tarzan für unzählige Filmadaptionen herhalten musste, schafft es Carter, über den Burroughs immerhin 15 Erzählungen veröffentlichte, nun zum allerersten Mal auf die Leinwand. Der Film von Animationsspezialist Andrew Stanton („Findet Nemo“, „Wall-E“) setzt die Romanvorlage sehr adäquat um, mit all ihren Stärken und Schwächen: Den Zuschauer erwartet ein farbenprächtiges Abenteuer mit vielen beeindruckenden Bildern (es lohnt sich auf jeden Fall, die 3D-Variante zu besuchen), in Verbindung mit einer recht simplen, geradlinigen Geschichte und eher stereotypen Figuren.

John Carter (Taylor Kitsch) wird aus dem Arizona des Jahres 1881 auf den Mars versetzt. Dank der niedrigeren Schwerkraft ist er den Einheimischen körperlich deutlich überlegen – und wird trotzdem von den grünhäutigen Tharks gefangen genommen, deren Anführer Tars Tarkas (Willem Dafoe) es aber gut mit ihm meint. Carter gerät in einen Konflikt um die Vorherrschaft auf Barsoom, wie der Mars von seinen Bewohnern genannt wird: Zodangan-Anführer Sab Than (Dominic West) möchte Dejah Thoris (Lynn Collins), Prinzessin der Stadt Helium, heiraten, um seinen Triumph in der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den beiden Völkern vollkommen zu machen. Unterstützt wird er von den geheimnisvollen Therns, denen Carter auch seine Reise zum Mars zu „verdanken“ hat. Der wiederum schlägt sich auf die Seite der Prinzessin, in die er sich verliebt hat.

Burroughs’ Geschichten sind keine hohe Literatur, sondern pure Unterhaltung. Genauso verhält es sich mit dem Film, der dank seiner Schauwerte und flotter Action richtig Spaß macht. Abstriche muss man in Sachen Handlung in Kauf nehmen, deren vermeintliche Wendungen nicht wirklich überraschend daher kommen, und leider auch bei den Schauspielern: Schon die beiden Hauptdarsteller zählen nicht unbedingt zur allerersten Garnitur, mäßig besetzt sind aber vor allem die Nebenrollen – so mancher Figur hätte deutlich mehr Leben und Wiedererkennungswert eingehaucht werden müssen. Das hätte dem Film sicher nicht geschadet.

(eine längere Fassung meiner Kritik ist im Corona Magazine 265 zu lesen)

Bearbeitet von Armin, 27 März 2012 - 08:51.


#153 Armin

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Geschrieben 27 März 2012 - 09:39

Die Tribute von Panem – The Hunger Games

Die amerikanische Autorin Suzanne Collins entführt in ihrer Romantrilogie „Die Tribute von Panem“, die sich vor allem an jugendliche Leser wendet, in eine dystopische Zukunft: Aus den Trümmern der einstigen USA ist das Land Panem entstanden, regiert vom reichen Kapitol, das von 13 weitaus ärmeren Distrikten umgeben wird. Nach einem Aufstand der Distrikte gegen das Kapitol, der niedergeschlagen wird, rufen die Herrscher die Hungerspiele ins Leben: Aus jedem der noch zwölf Distrikte (einer wurde im Krieg zerstört) müssen dafür jedes Jahr ein Mädchen und ein Junge entsandt werden. Das ist ihr Tribut, der sie an die Macht des Kapitols erinnern soll, und gleichzeitig eine gigantische Volksbelustigung, „panem et circenses“ (Brot und Spiele) eben: Denn die 24 jungen Menschen müssen in einem blutigen Wettkampf gegeneinander antreten, den einzig der strahlende Sieger überlebt.

Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) meldet sich freiwillig für die Hungerspiele, nachdem zunächst ihre kleine Schwester Primrose (Willow Shields) als Tribut ausgelost worden war. Sie reist zusammen mit ihrem männlichen Pendant Peeta Mellark (Josh Hutcherson) ins Kapitol, wo sie von Haymitch Abernathy (Woody Harrelson), dem einzigen noch lebenden früheren Sieger aus ihrem Distrikt, auf den Wettkampf vorbereitet werden. Im Hintergrund zieht Präsident Snow (Donald Sutherland) die Fäden, während der schmierige Moderator Caesar Flickerman (Stanley Tucci) die Show dem Fernsehpublikum schmackhaft macht. Mit dem Startschuss für die Spiele geht es dann um Leben und Tod – allerdings sind sich Katniss und Peeta inzwischen näher gekommen. Und Spielleiter Seneca Crane (Wes Benton) steht vor der Entscheidung, wem er welche Hindernisse in den Weg legt.

Der erste Film zur Romantrilogie (die beiden anderen Bücher sollen bei Erfolg ebenfalls verfilmt werden) ist eine unterhaltsame Mischung aus dem „Millionenspiel“, der „Truman Show“ und Goldings „Herr der Fliegen“. Regisseur Gary Ross macht in der optischen Umsetzung der Geschichte vieles richtig – wenn man sich auch an einigen Stellen fragen muss, ob die Macher tatsächlich immer an ihr jugendliches Zielpublikum denken oder nicht gerade in der Gewaltdarstellung mehrfach übers Ziel hinausschießen. Die eine oder andere Szene hätte man sich in dieser Hinsicht gut und gerne schenken können. Nicht gelungen sind zudem in den actionreicheren Momenten die unübersichtlichen Nahaufnahmen, die zwar aus handwerklicher Sicht schick sein mögen, dem Zuschauer aber nicht weiterhelfen und sich auch nicht sonderlich stimmig ins Gesamtbild einfügen. Sonst stimmt die Mischung allerdings, der Film kann auch ein älteres Publikum gut unterhalten und für die Fortsetzungen ist noch ein bisschen Luft nach oben.

#154 yiyippeeyippeeyay

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    Interstellargestein

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Geschrieben 27 März 2012 - 16:37

Was - keine Wertung? :qdevil: -- Der Wiedererkennungswert der Nebenrollen bei J.C. war m.E. gerade grandios. Julius Cäsar spielt den Vater der Prinzessin (da gibt's also sogar eine Wiederkennung bei den Initialen! q:D), Mark Anton seinen General und dieser besserwisserische ewig-plappernde Detektiv aus The Wire den Chef der wandernden Stadt. Ich fand's Wiederkennen großartig! Diese britischen TV-Größen müssen ganz schön Spass gehabt haben, an dem eher untypischen Einsatz...

/KB

Yay! Fantasy-Dialog Ende Januar...
Prof.: Dies sind die Bedingungen meiner Vormundschaft. (schiebt 2 Seiten über den Tisch) [..]

Junge: (schockiert, aber er nickt)

Prof.: Sehr gut... Noch eine Sache. Es fällt auf, dass du noch keinen Namen hast. Du benötigst einen.

Junge: Ich habe einen! -...

Prof.: Nein, das genügt nicht. Kein Engländer kann das aussprechen. Hatte Fräulein Slate dir einen gegeben?

Junge: ... Robin.

Prof.: Und einen Nachnamen. [..]

Junge: Einen [anderen] Nachnamen... aussuchen?

Prof.: Englische Leute erfinden sich namentlich ständig neu.

(Studierter Brite in besten Jahren, vs. dem Jungen, den er vor kurzem vorm Verenden in einem chinesischen Slum rettete, grob übersetzt aus Babel, im Harper-Voyager-Verlag, S. 11, by Kuang)


#155 Armin

Armin

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Geschrieben 27 März 2012 - 19:15

Was - keine Wertung? Eingefügtes Bild --

Ich konnte mich nicht so recht entscheiden ... Vermutlich 7 Sternchen für Carter und 6 für Panem.

Der Wiedererkennungswert der Nebenrollen bei J.C. war m.E. gerade grandios. Julius Cäsar spielt den Vater der Prinzessin (da gibt's also sogar eine Wiederkennung bei den Initialen! Eingefügtes Bild), Mark Anton seinen General und dieser besserwisserische ewig-plappernde Detektiv aus The Wire den Chef der wandernden Stadt. Ich fand's Wiederkennen großartig! Diese britischen TV-Größen müssen ganz schön Spass gehabt haben, an dem eher untypischen Einsatz...

Ich guck doch so wenige TV-Serien, ich kenne die alle gar nicht ...

#156 Armin

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Geschrieben 31 März 2012 - 07:52

Zorn der Titanen

„Kampf der Titanen“ (2010) war eigentlich ein recht unterhaltsames Spektakel. Zwar war der Film eher simpel gestrickt, hatte aber doch einen gewissen Charme und konnte weitgehend überzeugen – nicht allerdings mit seinen 3D-Effekten, waren die dem Film doch erst nach Ende der eigentlichen Dreharbeiten übergestülpt worden und wirkten dann auch leider genauso. Nun kommt mit „Zorn der Titanen“ die Fortsetzung: Diesmal wurde gleich in 3D gedreht, sodass es in dieser Hinsicht weniger zu meckern gibt. Leider ist die Handlung jedoch dieses Mal noch einfacher strukturiert. So kommt der Nachfolger zwar optisch imposanter daher, inhaltlich ist er aber wenig gelungen. Das liegt sicher auch daran, dass der neue Regisseur Jonathan Liebesman das ganze Geschehen etwas zu ernst nimmt und weniger Spaß als sein Vorgänger Louis Leterrier vermittelt.

Halbgott Perseus (Sam Worthington), Sohn des Zeus, hat sich als einfacher Fischer von allem Trubel zurückgezogen und kümmert sich nach dem Tod seiner Frau Io hauptsächlich um seinen Sohn Helius (John Bell). Seinen guten Absichten zum Trotz wird er erneut in eine dramatische Auseinandersetzung zwischen den Göttern hineingezogen: Hades (Ralph Fiennes) hat sich auf die Seite des Titanen Kronos geschlagen. Der will Zeus (Liam Nesson) seiner Kraft berauben, um selbst aus der Unterwelt ausbrechen zu können. Nur Perseus kann das noch verhindern. Gemeinsam mit einem weiteren Halbgott, Agenor (Toby Kebbell), und Königin Andromeda (Rosamund Pike) macht er sich auf den Weg.

Die Geschichte wird extrem geradlinig erzählt: Perseus klappert die diversen Stationen seiner Queste ab, unterwegs muss immer mal wieder der eine oder andere seiner gesichts- und teils sogar namenslosen Begleiter dran glauben, aber letztlich gibt es keine größeren Überraschungen – das ist ziemlich langweilig. Schauwerte sind dagegen in großer Zahl vorhanden: zum Beispiel das gigantische Labyrinth, das als Eingang zum Hades dient, die verschiedenen Dämonen, die für Kronos kämpfen, die Zyklopen und das fliegende Pferd Pegasus. Das sieht nicht zuletzt dank 3D stellenweise richtig eindrucksvoll aus, einiges an Potenzial wird dann aber mit einer zu hektischen Kameraführung – speziell in den Kampfszenen wird es dadurch sehr unübersichtlich – leider wieder verschenkt. „Zorn der Titanen“ ist dann auch insgesamt keine Empfehlung wert.

(4 Sternchen)

#157 T.H.

T.H.

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Geschrieben 31 März 2012 - 08:11

Danke für die Warnung.

Phantastische Grüße,
Thomas

...meine "Phantastischen Ansichten" gibt's hier.
Auf FB zu finden unter phantasticus

(Hinweis: Derzeit keine Internetrepräsentanz meiner Bilder; schade eigentlich...)


#158 Armin

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Geschrieben 31 März 2012 - 08:29

Danke für die Warnung.

Gern geschehen.

#159 Armin

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Geschrieben 15 April 2012 - 18:58

Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen

Ist das nötig? Muss die x-te Verfilmung des Schneewittchen-Märchens wirklich sein? Und dann auch noch als romantische Fantasy-Komödie? Die Antwort lautet wenig verblüffend Nein, auch weil Regisseur Tarsem Singh (zuletzt für das experimentelle Spektakel „Krieg der Götter“ verantwortlich) es leider nicht schafft, seinem Film einen originellen Anstrich zu verpassen. Er versucht das zwar an einigen Stellen, allerdings wirkt das dann eher halbherzig und so scheitert Singh auch insgesamt. Daran ändert auch die Starbesetzung mit Julia Roberts in der Rolle der bösen Königin nichts. „Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen“ ist eine weitgehend langweilige Angelegenheit geworden.

Seit ihr Vater (Sean Bean) spurlos verschwunden ist, muss Prinzessin Schneewittchen (Lily Collins) mit den Launen ihrer Stiefmutter, der gemeinen Königin Clementianna (Julia Roberts), leben. Die hat mit ihrer Prunksucht das Reich völlig heruntergewirtschaftet und will sich durch eine neuerliche Heirat das nötige Kleingeld verschaffen. Prinz Alcott (Armie Hammer), der aus wohlhabendem Hause stammt, kommt ihr da gerade recht. Der Prinz verguckt sich jedoch dummerweise in Schneewittchen. Die Königin will sie töten lassen, ihr Handlanger Brighton (Nathan Lane) bringt das jedoch nicht übers Herz und setzt sie im finsteren Wald aus. Die Unholde, die dort hausen sollen, entpuppen sich als die etwas knurrigen, aber gutherzigen sieben Zwerge. Gemeinsam mit ihnen schmiedet Schneewittchen einen Plan, um die Königin zu stürzen.

Vieles, was vielleicht ironisch gemeint sein könnte, kommt leider nur albern beim Zuschauer an. Eine der sehr seltenen Ausnahmen ist die ausführliche Vorbereitung der Königin auf die großen Feierlichkeiten: Hier wird mit einer Beauty-Behandlung der höchst ungewöhnlichen Art, in der endlich einmal originelle Ideen zu sehen sind, der Schönheitswahn auf die Schippe genommen. Das ist tatsächlich lustig, insgesamt aber eben doch zu wenig: Wenn sich die Zwerge für ihre Räuberaktivitäten in vermeintliche Riesen verwandeln, sieht das einfach nur lächerlich aus, die permanente Dämlichkeit des Prinzen nervt irgendwann nur noch und auch die prunkvollen Kostüme können nichts retten – „Spieglein Spieglein“ ist ein kompletter Reinfall.

2 Sternchen

Battleship

Wenn ein Kinofilm von einem simplen Spiel wie „Schiffe versenken“ inspiriert wird, sollte man vermutlich nicht zu viel erwarten. Schon gar nicht, wenn die hinter dem Projekt stehende Spielzeugfirma auch schon bildgewaltige, aber vollkommen inhaltsleere Blockbuster wie die „Transformers“-Reihe verbrochen hat. „Battleship“ stößt unter der Regie von Peter Berg („Hancock“) dann auch tatsächlich ins selbe Horn: Viel grelles Spektakel und wenig Logik ergeben Popcornkino der simpelsten Machart. Leider sind die wie am Fließband präsentierten Schauwerte aber nicht beeindruckend genug, um die vielen, vielen Schwächen des Films übertünchen zu können.

Eine Gruppe von Schiffen, die im Pazifik vor den hawaiianischen Inseln an einem internationalen Flottenmanöver teilnimmt, stößt auf aggressive Außerirdische. Die Kontaktversuche werden als Angriff missverstanden und schnell werden nicht nur erste Schiffe versenkt, die Aliens errichten auch ein gigantisches Energiefeld, das von nichts zu durchdringen ist. Mittendrin im Schlamassel steckt Marine-Leutnant Alex Hopper (Taylor Kitsch). Der hatte eigentlich suspendiert werden sollen: Admiral Shane (Liam Neeson) hat ihn ohnehin auf dem Kieker, weil er mit seiner Tochter Samantha (Brooklyn Decker) angebandelt hat. Eine Auseinandersetzung mit dem japanischen Offizier Nagata (Tadanobu Asano) bringt das Fass zum Überlaufen. Doch jetzt steckt Alex mit den Aliens im Inneren des Energiefelds und muss dort sogar das Kommando übernehmen, nachdem sein älterer Bruder Stone (Alexander Skarsgard) samt seiner Crew vernichtet worden ist. Für Alex die Gelegenheit, sich zu beweisen.

Es empfiehlt sich, über vieles nicht zu lange nachzudenken: Dass ein von der Erde ins Weltall geschicktes Signal die bösen Außerirdischen schon nach gerade mal sechs Jahren angelockt hat, ist eine der zahllosen Albernheiten, die sich wie ein roter Faden durchs Geschehen ziehen. Halbwegs lohnende Unterhaltung bekommt der Zuschauer bestenfalls dann geboten, wenn er den Film als Flut aneinandergereihter Action-Szenen auf sich einprasseln lässt, es schafft, das schwülstige Pathos zu ignorieren, und den dümmlichen Dialogen ohnehin nur minimalste Aufmerksamkeit schenkt. Dann gibt es tatsächlich zwei oder drei gute Momente, mehr sind es jedoch leider nicht. Im Vergleich mit „Transformers“, an dem sich „Battleship“ nun einmal messen lassen muss, kann das „Schiffe versenken“-Spektakel optisch nicht mithalten.

3 Sternchen

#160 Armin

Armin

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Geschrieben 29 April 2012 - 06:47

Chronicle –Wozu bist du fähig?

Die Vorstellung ist ja schon reizvoll: Was könnte man nicht alles tun, wenn man plötzlich telekinetische Kräfte hätte, also Materie nur mit der Kraft der eigenen Gedanken bewegen kann. Regisseur Josh Trank und Drehbuchautor Max Landis haben aus dieser Idee den Film „Chronicle– Wozu bist du fähig?“ gemacht, in dem sie drei Teenager mit dieser Gabe ausstatten, die sich natürlich gleichzeitig auch als Fluch erweist. Präsentiert wird das Ganze im sogenannten „Found Footage“-Stil (mit wackligen Handkamerabildern wird so getan, als würde eine der Figuren das Geschehen selbst filmen), der eine gewisse Authentizität der Bilder vermitteln soll, was aber nur in Ansätzen gelingt.

Andrew (Dane DeHaan) gilt in der Schule als Außenseiter, seine Mutter liegt im Sterben und sein Vater verprügelt ihn bei jeder Gelegenheit. Als er auch noch anfängt, rund um die Uhr mit einer Videokamera herumzulaufen und alles zu filmen, stuft ihn seine Umwelt endgültig als schrägen Vogel ein. Interessant wird es, als er gemeinsam mit seinem Cousin Matt (Alex Russell) und dessen Freund Steve (Michael B. Jordan) irgendwo im Wald in ein merkwürdiges Loch hinabsteigt, das eine seltsame, leuchtende Substanz beherbergt. Das Bild wird für den Zuschauer schlagartig dunkel und man sieht die drei erst einige Wochen später, als sich Andrew eine neue Kamera zugelegt hat. Seit dem Ereignis im Loch haben die drei Teenager telekinetische Kräfte und stellen damit allerhand weitgehend harmlosen Unsinn an. Ernst wird es erst, als sich Andrew zunehmend verändert und plötzlich auch Menschen zu Schaden kommen.

Solange sich die drei Hauptfiguren mit ihren neuen Fähigkeiten auf diverse Albernheiten beschränken, ist „Chronicle –Wozu bist du fähig?“ ein durchaus unterhaltsamer Film, der immer wieder zum Schmunzeln über die netten Einfälle einlädt. Urplötzlich wird die Grundstimmung aber ziemlich düster – und das vergleichsweise unmotiviert. Andrews familiärer Hintergrund mit all seinen Problemen prädestiniert ihn zwar als Bösewicht, wirklich glaubhaft wirkt seine Wandlung jedoch trotzdem nicht– dafür geschieht sie zu schlagartig. Dass dann schließlich nur noch wild mittels der telekinetischen Kräfte gekämpft wird, passt nur wenig zur ersten Filmhälfte. Zur einen oder anderen spektakulären Szene gesellt sich nun auch viel beliebig austauschbares Material. So wird es in Richtung Showdown leider immer langweiliger statt spannender.

(4 Sternchen)

#161 Armin

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Geschrieben 29 April 2012 - 08:36

The Avengers

„The Avengers“ ist mehr als ein Film, eher ein Ereignis. Es wurde von langer Hand vorbereitet: Mit „Iron Man“ nahm 2008 das Superhelden-Großprojekt des amerikanischen Comic-Verlags Marvel seinen Anfang. „Hulk“, „Thor“ und „Captain America“ ließen weitere Figuren mit eigenen Filmen folgen, für „Iron Man“ gab es bereits eine Fortsetzung. Der große Plan erlaubte auch keine Zimperlichkeiten: Edward Norton, der in „Der unglaubliche Hulk“ (2008) eine grandiose Leistung ablieferte, wurde als „nicht teamfähig“ aussortiert und durch Mark Ruffalo ersetzt. Alle anderen Helden-Darsteller blieben aber an Bord und kommen jetzt, gleichsam als Höhepunkt, endlich alle gemeinsam auf die Leinwand. Sie nennen sich die „Avengers“ („Rächer“), müssen erst ein wenig zu ihrem Glück gezwungen werden, erweisen sich dann aber als extrem schlagkräftiges Team.

Loki (Tom Hiddleston), Adoptivsohn Odins, stiehlt der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. den Würfel Tesserakt, eine grenzenlose Energiequelle, um damit seine finsteren Pläne zu verwirklichen. Dazu gehört ein Angriff auf die Erde, für den er sich mit bösen Außerirdischen verbündet hat. S.H.I.E.L.D.-Direktor Nick Fury (Samuel L. Jackson) setzt derweil einen schon länger vorbereiteten Plan um. Er bringt die „Avengers“ zusammen, die sich Loki entgegenstellen sollen. Iron Man (Robert Downey Jr.), Thor (Chris Hemsworth), Captain America (Chris Evans) und der Hulk (Mark Ruffalo), zu denen sich außerdem noch die S.H.I.E.L.D.-Agenten Black Widow (Scarlett Johansson) und Hawkeye (Jeremy Renner) gesellen, müssen sich zwar erst im wahrsten Sinn des Wortes zusammenraufen, finden schließlich aber zueinander und nehmen dann im Kampf gegen die Angreifer so richtig Fahrt auf.

Regisseur Joss Whedon hat nicht nur einige Fernsehserien („Buffy“) geschaffen, sondern ist auch schon als Comic-Autor in Erscheinung getreten (unter anderem für Marvels „X-Men“). Da wundert es nicht, dass er das richtige Händchen für die „Avengers“ beweist: Der Film glänzt durch seine spektakulären Schauwerte – in den zahlreichen Kampfszenen wird ordentlich geklotzt und das wirklich sehenswert; einzig der „Transformers“-ähnliche Kampfwurm der außerirdischen Aggressoren fällt ein wenig ab, weil er schlicht optisch zu unoriginell ist. Noch hervorstechender sind aber die Dialoge: Hier wurde der Humor speziell der beiden „Iron Man“-Filme in die „Avengers“ hinübergerettet, was für eine Flut witziger Sprüche und etliche spontane Lachanfälle im Kinopublikum sorgt. Dank der fünf Vorgängerfilme muss sich Whedon zudem glücklicherweise nicht mit einer langen Figureneinführung aufhalten, sondern kann gleich in medias res gehen. So weist der Film ein durchgängig hohes Tempo auf und hat nie mit Langeweile zu kämpfen. Insgesamt ist das sehr schmackhaftes Popcorn-Kino mit hohem Unterhaltungswert.

(8 Sternchen durch die Fan-Brille)

#162 Armin

Armin

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Geschrieben 14 Mai 2012 - 08:03

Dark Shadows

Die amerikanische Grusel-Seifenoper „Dark Shadows“ brachte es zwischen 1966 und 1971 auf stolze 1225 Folgen und zwei Kinofilme, 1991 gab es eine kurzlebigere, zwölfteilige Neuauflage. Schauspieler Johnny Depp hat sich ebenso als Fan der originalen Fernsehserie geoutet wie Regisseur Tim Burton. Das Duo, das gemeinsam schon mehrfach aus skurrilen Stoffen (von „Edward mit den Scherenhänden“ bis hin zu „Sweeney Todd“) richtig gute Filme gemacht hat, tut sich dieses Mal allerdings schwer, aus der ziemlich angestaubten Vorlage eine gelungene Leinwandversion zu schaffen.

Barnabas Collins (Johnny Depp) hat das Herz des Dienstmädchens Angelique Bouchard (Eva Green) erobert, sie dann aber verschmäht. Ein Fehler: Sie entpuppt sich als Hexe, verflucht ihn, als Vampir weiterzuleben, und sorgt auch noch dafür, dass er im Jahr 1776 in einen Sarg gesperrt und verbuddelt wird. Knapp 200 Jahre später befreien ihn Bauarbeiter versehentlich: Barnabas kehrt aufs Schloss seiner inzwischen nicht mehr ganz so reichen Dynastie zurück. Gemeinsam mit seiner Nachfahrin Elizabeth Collins Stoddard (Michelle Pfeiffer) versucht der Vampir, den einstigen Glanz der Familie neu zu beleben – Konkurrentin ist niemand anderes als Angelique Bouchard, die Hexe, die es in der Zwischenzeit zu großem Reichtum und viel Einfluss gebracht hat.

Die Zutaten für einen guten Tim-Burton-Film sind eigentlich vorhanden, werden aber leider nicht überzeugend genug kombiniert. Die Auswahl der Darsteller – zu Johnny Depp und Michelle Pfeiffer gesellt sich unter anderem auch noch Helena Bonham Carter mit einem famosen Auftritt als Genussmitteln nicht abgeneigte Psychiaterin Dr. Julia Hoffman – ist vielversprechend. Und es wird mit viel schrägem Humor auch eine ganze Reihe guter Ideen und netter Gags am Rande aufgefahren, wie etwa der Gastauftritt von Alice Cooper, der „No More Mr. Nice Guy“ singen darf. Doch letztlich verheddert sich der Film im Versuch, das alles auch noch mit der komplizierten Familiengeschichte der Collins’ – von Kindermädchen Victoria Winters über Barnabas’ tote Frau Josette (beide von Bella Heathcote gespielt) bis hin zum Geister sehenden David (Gulliver McGrath) – unter einen Hut zu bringen. Zum Finale hin geht dem Film dann auch noch die Puste aus: Statt schräger Momente regieren plötzlich die Spezialeffekte und das tut der Geschichte alles andere als gut.

(5 Sternchen)

#163 Armin

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Geschrieben 26 Mai 2012 - 12:07

Men in Black 3

Zehn Jahre sind seit „Men in Black 2“ (2002) ins Land gegangen, und nachdem der Film in der Gunst des Publikums gegenüber Teil eins (1997) nicht zu Unrecht doch um einiges abgefallen war, hat nach der langen Zeit eigentlich nur wenig für eine weitere Fortsetzung gesprochen. Nun kommt sie doch, Regisseur Barry Sonnenfeld ist ebenso wieder mit an Bord wie die beiden Hauptdarsteller Will Smith und Tommy Lee Jones, als tragendes Handlungselement darf dieses Mal eine Zeitreise herhalten. Das wird mit einer überraschenden Fülle lustiger Einfälle verbunden.

Boris die Bestie (Jemaine Clement), ein außerirdischer Bösewicht, ist ein alter Widersacher von Agent K (Tommy Lee Jones), der ihm einst den Arm abgeschossen und ihn im vermeintlich ausbruchssicheren Gefängnis auf dem Mond inhaftiert hat. Vierzig Jahre später gelingt Boris die Flucht und er reist mittels einer Zeitmaschine ins Jahr 1969 zurück: Dort will er K töten, um damit auch gleich seine eigene unliebsame Vergangenheit auszulöschen. Das gelingt offensichtlich, denn in der Gegenwart kann sich plötzlich nur noch Agent J (Will Smith) an seinen bisherigen Partner erinnern. Seine Chefin O (Emma Thompson) teilt ihm schließlich mit, dass K tatsächlich schon vor vierzig Jahren getötet wurde. In letzter Konsequenz droht der Erde deshalb nun eine Alien-Invasion. Der Kreis schließt sich: Jetzt reist J durch die Zeit zurück, um den Mord an K zu verhindern und Boris zur Strecke zu bringen. Natürlich trifft er dort auch auf den jungen K (Josh Brolin).

Das Zeitreise-Motiv ist nun wahrlich nicht neu, seine Umsetzung in „Men in Black 3“ macht aber trotzdem Spaß. Zum einen liegt das am sorgfältig ausstaffierten Ambiente der späten sechziger Jahre, wobei sich die Macher auch mal ein Spiel mit der Erwartungshaltung des Publikums erlauben, wenn etwa Andy Warhol sich eben nicht als Außerirdischer, sondern sogar als menschlicher Men-in-Black-Agent entpuppt. Daneben eröffnet die Zeitreise der Handlung auch genügend Möglichkeiten, sich über allerlei verschlungene Pfade dem Finale anzunähern und, obwohl dieses eigentlich offensichtlich ist, trotzdem genügend Spannung aufrechtzuerhalten, um den Film nicht langweilig werden zu lassen. Einige Gags sind richtig gut, die Darsteller füllen ihre Rollen prächtig aus, so mancher Storyfaden – etwa die Liebesgeschichte zwischen K und O – läuft allerdings ins Leere. Im Mittelteil schleicht sich zudem nach einer turbulenten Verfolgungsjagd auch mal ein wenig Leerlauf ein, passend zur Handlung, in der K und J in diesem Moment nicht so richtig weiterwissen. Insgesamt ist das aber gelungenes Popcorn-Kino, sicher nicht so originell wie vor fünfzehn Jahren im ersten „Men in Black“-Streifen, aber besser als in Teil zwei, witzig und unterhaltsam. Die 3D-Effekte werden eher stiefmütterlich behandelt: Sie kommen nur an einigen wenigen Stellen wirklich zur Geltung, über die gesamte Filmlänge spielen sie eine eher untergeordnete Rolle.

(7 Sternchen)

#164 Armin

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Geschrieben 30 Juni 2012 - 07:46

The Amazing Spider-Man

Spider-Man? Schon wieder? Sam Raimis Version des Spinnenmenschen flimmerte zwischen 2002 und 2007 in drei Filmen über die Leinwände. Mit „The Amazing Spider-Man“ kommt jetzt nicht etwa die Fortsetzung, sondern ein kompletter Neustart der Reihe – mit einem neuen Regisseur (Marc Webb), einem neuen Hauptdarsteller (Andrew Garfield), aber leider keiner wirklich neuen Geschichte. Bei einer größeren Zeitspanne dazwischen – wie zwischen der Fernsehserie der späten siebziger Jahre, in Deutschland teils auch im Kino zu sehen, und den Raimi-Filmen – wäre das sicher leichter zu verschmerzen als jetzt, wo seit Toby Maguires letztem Auftritt als Spider-Man gerade mal fünf Jahre vergangen sind.

Peter Parker (Andrew Garfield) wächst bei Onkel (Martin Sheen) und Tante (Sally Field) auf, nachdem seine Eltern ihn schon früh unter mysteriösen Umständen verlassen haben. Als er Dr. Curt Connors (Rhys Ifans), einen ehemaligen Kollegen seines Vaters aufspürt, nimmt das Schicksal seinen Lauf: Peter verhilft Connors‘ Forschungen zum entscheidenden Durchbruch, wird in einem der Labors aber auch von einer genmanipulierten Spinne gebissen, die ihm seine Superkräfte schenkt. Er wird zum Helden, Connors verwandelt sich in den bedrohlichen Lizard, der zu einer Gefahr für die ganze Stadt wird. Spider-Man, seine hübsche Freundin Gwen (Emma Stone) und ihr Vater, Polizeichef George Stacy (Denis Leary), wollen ihn stoppen.

„The Amazing Spider-Man“ ist ein weitgehend unterhaltsamer Film mit gut agierenden Darstellern, auch in den Nebenrollen, und zahlreichen spektakulären Szenen – speziell in den Kämpfen zwischen Spidey und dem Lizard ist die Optik eindrucksvoll. Leider gibt es auch zahlreiche Schwächen: Dazu zählt vor allem die altbackene Erzählstruktur. Marc Webb betet tatsächlich treu und brav die Geschichte von der Entstehung des Superhelden nach, die der Zuschauer nun wirklich schon zur Genüge kennt. Hier wären, trotz Neustart der Reihe, kleine, effektvolle Rückblenden besser gewesen, damit der Film nicht gar so schwerfällig und berechenbar in die Gänge kommt. Mäßig überzeugend sind auch die 3D-Effekte, die nur in einigen wenigen Szenen richtig zum Tragen kommen – dann sieht das gut aus, oft wirkt es aber so, als habe man sie versehentlich vergessen. Bleibt der Vergleich zwischen Toby Maguire und Andrew Garfield: Letzterer gibt einen Peter Parker, der deutlich souveräner als sein Vorgänger wirkt, was ihn vielleicht sogar zu einem glaubhafteren Helden macht. Die Liebesgeschichte zwischen Peter und Gwen dagegen ist augenscheinlich à la „Twilight“ konzipiert und soll wohl vor allem das Teenie-Publikum glücklich machen. Trotz seiner Schwächen ist der Film nicht schlecht, kann aber mit den Marvel-Kollegen von Iron Man bis Captain America letztlich nicht ganz mithalten.

(6 Sternchen)

#165 Armin

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Geschrieben 29 Juli 2012 - 15:58

The Dark Knight Rises

Zum dritten und letzten Mal schickt Regisseur Christopher Nolan seinen Hauptdarsteller Christian Bale im Batman-Kostüm auf die Leinwand. Nach dem viel versprechenden Auftakt mit „Batman Begins“ (2005) und der großartigen Fortsetzung „The Dark Knight“ (2008) erfolgt nun mit „The Dark Knight Rises“ der Abschluss der Trilogie. Die hohen Erwartungen kann der Film jedoch nicht ganz erfüllen: Zwar bietet er durchaus einen runden Abschluss zur wegweisenden Nolan-Interpretation der Geschichte des dunklen Ritters; andererseits ist der Film aber auch sichtlich überladen. Die Überlänge von 164 Minuten ließ es schon vorher erahnen: „The Dark Knight Rises“ verzettelt sich im Versuch, zu viele Figuren in der Geschichte unterzubringen, und schweift vor allem zu oft in langatmige Erklärungen ab, statt die Handlung konsequenter voranzutreiben.

Acht Jahre sind seit dem Ende von „The Dark Knight“ vergangen: Staatsanwalt Harvey Dent alias Two-Face gilt seit seinem Tod als Held – eine Lüge, die Polizeichef James Gordon (Gary Oldman) nur deshalb überall eisern verbreitet, weil dank der noch von Dent erlassenen Gesetze Gotham City weitgehend frei von Verbrechern ist. Batman, der dieser Lüge wegen als Bösewicht gilt, ist verschwunden, Bruce Wayne (Christian Bale) hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Erst Selina Kyle (Anne Hathaway), die als Catwoman auf Raubzüge geht und auch Wayne dreist bestiehlt, und der brutale Verbrecher Bane (Tom Hardy) schaffen es, dass sich der anfangs völlig gebrochen wirkende Bruce Wayne wieder in Batman verwandelt.

So schön es ist, vertrauten Figuren wie Butler Alfred (Michael Caine) oder Tüftler Lucius Fox (Morgan Freeman) wiederzubegegnen, so sehr überspannt Regisseur Nolan mit dem diesmal aufgefahrenen Figurenarsenal den Bogen: Die meisten Charaktere bleiben eher oberflächlich angelegt, auch wenn sie alle irgendwie mit einer halbwegs wichtigen Funktion innerhalb der Handlung versehen werden. Einzig Catwoman, die sehr charmant in die Geschichte eingeführt wird, und natürlich der bitterböse Schurke Bane ragen aus dem Personal hervor. Der eigentlichen Handlung würde man zudem deutlich mehr Zielstrebigkeit und weniger Weitschweifigkeit wünschen: „The Dark Knight Rises“ ist zwar kein schlechter Abschluss der Trilogie, aber leider auch kein überragender Film, wie es zum Beispiel der Vorgänger war.

(trotzdem 7 Sternchen)

#166 Armin

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Geschrieben 11 August 2012 - 15:23

Prometheus - Dunkle Zeichen

1979 hat Regisseur Ridley Scott eine angriffslustige außerirdische Lebensform aufs Kinopublikum losgelassen. Das „Alien“ kam dermaßen gut an, dass bis heute drei Fortsetzungen (verantwortlich waren unter anderem James Cameron und David Fincher) und die beiden „Alien vs. Predator“-Crossover-Filme folgten. Jetzt kehrt Ridley Scott in vertraute Gefilde zurück: „Prometheus – Dunkle Zeichen“ sollte zunächst die Vorgeschichte zu „Alien“ werden. Das ist der Film einerseits auch geworden, allerdings nicht ausschließlich. Scott verpasst dem neuen Film auch noch eine eigenständige Komponente – und damit praktisch auch dem ganzen „Alien“-Kosmos einen neuen Überbau.

Die Archäologen Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) und Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) finden mehrfach Hinweise auf Außerirdische, die einst die Erde besucht haben und von denen Shaw sogar glaubt, dass sie die Menschen erschaffen haben könnten. Sie kann den steinalten, aber extrem reichen Unternehmer Weyland (Guy Pearce) überzeugen, ein Raumschiff auf den vermeintlichen Heimatplaneten der von ihr „Konstrukteure“ genannten Außerirdischen zu schicken. Als die „Prometheus“ unter dem Kommando von Meredith Vickers (Charlize Theron), gesteuert vom kauzigen Piloten Janek (Idris Elba), vier Jahre später auf der fremden Welt landet, entdeckt Shaw dort tatsächlich jede Menge uralter Hinterlassenschaften der „Konstrukteure“. Die Außerirdischen selbst scheinen aber allesamt gestorben zu sein. Doch in dem pyramidenähnlichen Bauwerk lauert noch eine ganz andere Bedrohung. Android David (Michael Fassbender) sorgt dafür, dass diese auch an Bord der Prometheus kommt.

Optisch hat Ridley Scott viele überzeugende Szenen erschaffen. Das beginnt mit der Urzeit-Kulisse samt reißendem Fluss, die gleich zum Auftakt des Films wunderbar von der Kamera eingefangen wird, und setzt sich mit spektakulären Landschaften der fremden Welt nahtlos fort. Die Landung der Prometheus, der gigantische Sandsturm und auch der finale Action-Showdown sind überaus gelungene Hingucker. Inhaltlich hapert es leider an dieser Originalität: Die verschiedenen Bestandteile der Handlung sind von der weiblichen Heldin (Shaw ist zudem bei allem Bemühen nicht Ripley) bis hin zum bösen Ungeheuer aus dem ersten „Alien“-Film bekannt und werden eher nur marginal variiert. Wo „Alien“ allerdings von der unheimlichen Atmosphäre und Spannung lebte, regieren jetzt eher die vordergründigen Schockereffekte, die zudem einige Male nicht wirklich logisch begründet sind.

Das eigentliche hochinteressante Thema des Verhältnisses zwischen Schöpfer und Schöpfung kommt in „Prometheus“ als neue Komponente hinzu, wird aber letztlich nur grob angerissen – offensichtlich hat man sich hier noch Raum für die nächste Fortsetzung gelassen, um das genauer auszuführen. So summieren sich gleich einige unbefriedigende Elemente zu einem leider insgesamt leicht enttäuschenden Film: Der hat zwar seine unterhaltsamen Momente, doch die darüber hinaus gehenden Erwartungen werden nicht erfüllt.

(6 Sternchen)

#167 Armin

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Geschrieben 09 September 2012 - 09:23

The Watch – Nachbarn der 3. Art

Ben-Stiller-Komödien sind (frei nach Forrest Gump) wie eine Schachtel Pralinen: Man weiß nie, was man als Nächstes bekommt. Das Spektrum reicht von wohlschmeckend („Meine Braut, ihre Eltern und ich“) bis hin zu weniger genießbar („Nachts im Museum“), immerhin wird es zum Glück nie vollkommen unappetitlich. Gelegentlich darf es dagegen neben reinem Klamauk auch mal ein wenig alberne Action sein, wie beispielsweise zuletzt in „Tropic Thunder“ (2008) und auch jetzt wieder in „The Watch – Nachbarn der 3. Art“. Da wird nicht nur heftig geblödelt, oft unter der Gürtellinie, es gilt auch darüber hinaus noch, eine außerirdische Invasion abzuwehren.

Evan (Ben Stiller), Filialleiter eines Einkaufszentrums, engagiert sich in dem kleinen Städtchen Glenview überaus stark. Als sein Wachmann beim nächtlichen Einsatz im Markt getötet wird, setzt sich Evan zum Ziel, den Mörder zu finden. Sein öffentlicher Aufruf verhallt allerdings beinahe ungehört: Zum ersten Treffen der neuen Nachbarschaftswache finden sich nur drei Interessierte ein, die zudem nicht den besten Eindruck machen. Bob (Vince Vaughn) sucht ein paar Kumpels für gesellige Abende, Franklin (Jonah Hill) ist einst bei der Polizei abgeblitzt und freut sich jetzt über die Möglichkeit, in der neuen „Miliz“ ein wenig „Lynchjustiz“ ausüben zu können, Jamarcus (Richard Ayoade) schließlich hat seine ganz eigenen Phantasien. Die vier wenig ernst zu nehmenden Nachbarschaftswächter werden prompt von der Polizei schikaniert und von der Dorfjugend sogar mit Eiern beworfen. Bis sie per Zufall einem der Aliens über den Weg laufen, die gerade in guter alter Manier die Invasion der Erde vorbereiten.

Regisseur Akiva Schaffer, bisher vor allem im Fernsehen aktiv, hat Schwierigkeiten mit dem Spagat zwischen Action und Spaß, die Verbindung aus beidem gelingt ihm nicht sonderlich gut. Einige Gags sind überraschend witzig, leider aber längst nicht alle – viel zu oft wird nur auf schlüpfrige Zoten gesetzt, das nutzt sich auf Dauer ab; ein Tick mehr Tiefsinnigkeit oder Minimalanspruch hätte dem Film sicher nicht geschadet. Die Schauspieler – auch Vince Vaughn und Jonah Hill haben ja bereits in zahlreichen erfolgreichen Komödien mitgespielt – bleiben so wenig herausgefordert, Hill setzt mit seiner schrägen Figur noch die meisten Glanzpunkte. Am Ende wird, da liegt gleich wieder der Vergleich zu „Tropic Thunder“ nahe, nur noch wild durch die Gegend geballert, um die plötzlich auftauchenden Alien-Heerscharen zur Strecke zu bringen. Das ist dann auch kein wirklich zufriedenstellendes Finale eines insgesamt nur mäßig unterhaltsamen Films.

(3 Sternchen)

#168 Armin

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Geschrieben 06 Oktober 2012 - 08:37

Looper

Zeitreisen sind eine komplizierte Angelegenheit. Das Problem: Verändert man etwas in der Vergangenheit, hat das unweigerlich Auswirkungen auf die Zukunft. In Rian Johnsons Science-Fiction-Film „Looper“ sind Zeitreisen deshalb zwar prinzipiell möglich, aber streng verboten. Das hindert kriminelle Organisationen natürlich nicht daran, sich ihrer trotzdem zu bedienen: Um unliebsame Personen spurlos verschwinden zu lassen, werden sie 30 Jahre in die Vergangenheit geschickt und dort von ihrem Mörder, dem sogenannten „Looper“, schon erwartet. Das ist ein gut bezahlter Job, bei dem es allerdings einen Haken gibt: Jeder Looper geht die Verpflichtung, irgendwann auch sein älteres Ich um die Ecke zu bringen – ab diesem Zeitpunkt bleiben ihm noch genau 30 Jahre, die er in Saus und Braus leben kann.

Joe Simmons (Joseph Gordon-Levitt) ist einer dieser Looper im Kansas des Jahres 2044. Plötzlich weht ein rauerer Wind: In der Zukunft hat ein neuer Boss das Sagen, der „Regenmacher“, der mit harter Hand regiert. Für Joe beginnt das Unheil, als sein Kollege und Freund Seth (Paul Dano) es nicht übers Herz bringt, sein Alter Ego aus der Zukunft zu erschießen. Looper-Chef Abe (Jeff Daniels) zwingt Joe, Seth zu verraten. Für Schuldgefühle bleibt wenig Zeit. Denn schon bald darauf wird Joe selbst mit seinem älteren Ich (Bruce Willis) konfrontiert und von diesem übertölpelt. Jetzt muss er nicht nur versuchen, den Joe aus dem Jahr 2074 zu töten, ihm ist auch die ganze Looper-Organisation auf den Fersen. Seine Flucht führt ihn auf den Hof der streitlustigen Farmerin Sara (Emily Blunt), die dort allein mit ihrem Sohn Cid (Pierce Gagnon) lebt.

Rian Johnson macht das gut: Erst nimmt er sich die Zeit, dem Zuschauer die komplexen Zusammenhänge schön gemächlich näherzubringen, und auch später erliegt er nicht der Verlockung, die Action überhand nehmen zu lassen – langweilig wird es aber trotzdem nicht. Denn stattdessen gibt der Regisseur den Charakteren die Möglichkeit, sich zu entwickeln, und packt in die Handlung einige wirklich gelungene Wendungen, die so wohl kaum jemand erwartet haben dürfte. Ins Finale packt Johnson schließlich das ganze Dilemma, das die Zeitreise-Thematik mit sich bringt, und lässt seinen Helden eine ungewöhnliche, wenn auch folgerichtige Entscheidung treffen. Das ist sehenswert.

(7 Sternchen)

#169 Armin

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Geschrieben 17 November 2012 - 15:24

Cloud Atlas

2004 hat der britische Autor David Mitchell den Roman „Der Wolkenatlas“ veröffentlicht, der bei Lesern wie Kritikern zu einem großen Erfolg wurde. Mitchell wählte eine unkonventionelle Struktur, die sechs Geschichten in verschiedenen Erzählstilen miteinander verbindet. Vom um 1850 geschriebenen „Pacifiktagebuch des Adam Ewing“ bis hin zur postapokalyptischen Erzählung in einer fernen Zukunft („Sloosha’s Crossin’ un wies weiterging“) wird erst jeweils die Hälfte aller Geschichten erzählt, dann schließt sich in umgekehrter Reihenfolge die andere Hälfte an. Verbindendes Element ist unter anderem ein kometenförmiges Muttermal, das alle sechs Hauptpersonen haben. Für einen Film ist diese Struktur samt der Vielzahl an Personen natürlich eine besondere Herausforderung, an die sich jetzt in einer gemeinsamen Anstrengung die Regisseure Tom Tykwer („Lola rennt“), Lana und Andy Wachowski („Matrix“) wagen.

1849 erzählt Anwalt Adam Ewing (Jim Sturgess) in seinem „Pacifiktagebuch“ von einer Seereise, die ihn mit der Unterdrückung von Ureinwohnern und den Unmenschlichkeiten des Sklavenhandels konfrontiert. Sein Tagebuch wird 1936 von Robert Frobisher (Ben Whishaw) gelesen, der auf der Flucht vor seinen Gläubigern als Assistent bei dem berühmten Komponisten Vyvyan Ayers (Jim Broadbent) gelandet ist. Er berichtet seinem Freund Rufus Sixsmith (James D‘Arcy) in Briefen vom „Wolkenatlas-Sextett“, das er selbst komponiert. 1973 bringt eine Zufallsbegegnung mit eben diesem Sixsmith die Journalistin Luisa Rey (Halle Berry) auf die Spur eines Atomskandals. Ihre Geschichte landet 2012 als Krimi-Manuskript auf dem Schreibtisch des Verlegers Timothy Cavendish (Jim Broadbent), der von seinem Bruder in ein Seniorenheim verfrachtet wird. Der Verfilmung von Cavendishs Ausbruchsversuch begegnet im Neo-Seoul des Jahres 2144 die geklonte Kellnerin Sonmi-451 (Doona Bae). Sie löst eine Revolution aus, was sie für die Menschen des Jahres 2346, nach dem Zusammenbruch der Zivilisation, zu einer Art Göttin macht. Ziegenhirte Zachry (Tom Hanks) trifft hier auf Forscherin Meronym (Halle Berry).

Das Regie-Trio verknüpft die einzelnen Geschichten noch deutlich enger, als das im Buch der Fall ist. Die Handlungsstränge wechseln sich praktisch im Minutentakt munter und ohne starre Reihenfolge ab, außerdem übernehmen alle Darsteller mehrere Rollen. Das ist eine spannende Herausforderung für den Zuschauer, sicher umso mehr, wenn er den Roman nicht kennt. In oft sehr überzeugenden Bildern wird er in satten 172 Minuten mit einem bunten Kaleidoskop konfrontiert, das sich allerdings nur schwer zu einer echten Einheit zusammenfügt. Die Filmmacher versuchen sich deshalb an einer etwas simpleren Botschaft: Wo im Roman Macht und Unterdrückung die Hauptthemen sind, während die permanente Reinkarnation eher symbolisch für die Unveränderlichkeit der menschlichen Natur verstanden werden darf, schert sich der Film um solche Feinheiten nicht: Da wird’s speziell gegen Ende, wenn deutlich gemacht werden soll, wie sehr sich doch alles wechselseitig bedingt, ziemlich unangenehm esoterisch. Wie sagt Timothy Cavendish im Buch so schön: „Elender Blumenkinder-LSD-Trip-New-Age-Quark.“ Blendet man das aus, hat „Cloud Atlas“, gerade auch seiner ambitionierten Machart wegen, aber eine Menge zu bieten.

(7 Sternchen)

#170 Armin

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Geschrieben 18 November 2012 - 15:16

Dredd


Das erste Leinwand-Abenteuer der Comicfigur Judge Dredd (mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle) spaltete 1995 die Zuschauer: Die Fans waren enttäuscht, weil der Film nur wenig mit den seit 1977 erfolgreich erscheinenden Comics zu tun hat, die Kritiker ließen kaum ein gutes Haar am Streifen, aber das Publikum strömte trotzdem vergleichsweise zahlreich in die Kinos. Letzteres wird beim zweiten Versuch eher nicht so sein: „Dredd“ unter der Regie von Pete Travis („8 Blickwinkel“) dürfte vielleicht die Fans zufriedenstellen, weil er sich enger am Comic orientiert, ist aber viel zu brutal und darüber hinaus auch inhaltlich zu banal, um ein breites Publikum zu erreichen.

In Mega-City One, einer gigantischen Metropole in einem düsteren, weitgehend zerstörten Amerika der Zukunft, regiert das Verbrechen. Nur die sogenannten Judges, Richter und Vollstrecker in Personalunion, stellen sich ihm entgegen. Judge Dredd (Karl Urban) und Rekrutin Cassandra Anderson (Olivia Thirlby), die über telepathische Fähigkeiten verfügt, werden in einen der gigantischen Wohntürme gerufen, in dem die grausame Drogenbaronin Ma-Ma (Lena Headey) ihr Unwesen treibt. Die lässt sich nicht so ohne Weiteres zur Strecke bringen und ein heftiger Kampf entflammt.

„Dredd“ ist ein unangenehm kompromissloser Film geworden, der sich vor allem darauf konzentriert, allerlei Gewalttätigkeiten zu inszenieren. In 3D, gerne auch in Zeitlupe, wird jeder Schusswechsel förmlich zelebriert. Das mag aus Sicht der Macher schick aussehen, ist letztlich aber wenig einfallslos, mit zunehmender Dauer langweilig und teils sogar abstoßend. War der Humor im Stallone-Film stellenweise eher peinlich („ich wusste, dass er das sagen würde“), aber immerhin als ausgleichendes Gegengewicht zu den diversen Schießereien vorhanden, fehlt er hier völlig. „Dredd“ nimmt sich leider viel zu ernst und macht dementsprechend auch kein Vergnügen.

(3 Sternchen)

#171 Armin

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Geschrieben 24 November 2012 - 08:14

Twilight – Breaking Dawn (Teil 2)

Die Fans freuen sich natürlich aufs Finale, vielleicht auch mit ein bisschen Wehmut, weil es keine weiteren Fortsetzungen mehr geben wird. Alle anderen dürften dagegen heilfroh sein, dass es endlich vorbei ist. Die „Twilight“- oder „Bis(s)“-Serie von Bestseller-Autorin Stephenie Meyer, in Romanform zwischen 2006 und 2009 veröffentlicht, findet nun auch auf der Kinoleinwand ihr Ende. Der Inhalt des letzten Romans, „Breaking Dawn“ („Bis(s) zum Ende der Nacht“), wurde auf zwei Filme verteilt – logischerweise, um zum Abschluss noch einmal ordentlich Geld in die Kassen zu spülen. Inhaltlich wäre es nämlich nicht notwendig gewesen. War der erste Teil schon spürbar in die Länge gezogen, aber wenigstens nicht übermäßig langweilig, sieht das dieses Mal ganz, ganz anders aus. Es passiert wenig bis nichts, die Handlung erschöpft sich fast ausschließlich darin, die Figuren fürs vermeintlich furiose Finale zu versammeln. Das ist wenig einfallsreich.

Bella (Kristen Stewart) ist nach langem Hin und Her endlich zur Vampirin geworden, was ihren Ehemann Edward (Robert Pattinson) freut. Sein ehemaliger Nebenbuhler, Werwolf Jacob (Taylor Lautner), trägt das Ganze halbwegs mit Fassung und kümmert sich lieber um Bellas Töchterchen Renesmee (Mackenzie Foy). Das Mädchen ist auch der Grund, warum der mächtige Volturi-Clan vorhat, die Cullen-Familie anzugreifen.

Erst passiert lange praktisch nichts, dann kommt’s zur großen Schlacht, die für so manchen Twilight-Fan rein optisch ein kleiner Kulturschock sein dürfte. Statt dem bisher üblichen Herz-Schmerz-Kitsch lässt sich Regisseur Bill Condon zu einem recht heftigen Kampf hinreißen, der überraschend brutal gestaltet wird. Dass sich das alles hinterher als große Luftnummer entpuppt, wissen die Romanleser bereits, der Rest dürfte sich eher ärgern, statt über einen gelungenen Kunstgriff zu staunen. Danach gibt’s dann eine gefühlte Ewigkeit lang mit allerlei Rückblenden doch noch Kitsch pur – das fügt sich prima in den restlos enttäuschenden Abschluss der Serie ein. Blasse Darsteller – nicht nur, weil sie Vampire sein sollen, sondern auch, weil sie schlicht die ganze Zeit über nichts zu tun haben – und eine belanglose Handlung machen eben keinen guten Film.

(2 Sternchen)

Bearbeitet von Armin, 24 November 2012 - 08:14.


#172 Armin

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Geschrieben 14 Dezember 2012 - 07:14

Der Hobbit - Eine unerwartete Reise

Die Erwartungshaltung ist natürlich riesig: Peter Jackson hat mit der Verfilmung von J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“-Trilogie die Liebhaber der Bücher, die Kinobesucher und auch die Kritiker gleichermaßen begeistert. Damit ist er prädestiniert dafür, den „Hobbit“, eine vor dem „Herrn der Ringe“ angesiedelte Geschichte um Bilbo Beutlin, ähnlich überzeugend auf die Leinwand zu bringen. Zweifel sind allerdings auch erlaubt: Schließlich handelt es sich beim „Hobbit“ um ein vergleichsweise schmales Büchlein, das eigentlich für Kinder geschrieben wurde und längst nicht die inhaltliche Wucht der späteren Ringe-Trilogie aufweist. Daraus nun ebenfalls einen Kino-Dreiteiler zu stricken, scheint doch sehr gewagt.

Der Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) lebt friedlich im Auenland, als er unversehens mit einem Abenteuer konfrontiert wird. Zauberer Gandalf (Ian McKellen) hat ausgerechnet ihn, der es gerne bequem und wenig aufregend hat, auserkoren, als vermeintlicher „Meisterdieb“ eine Gruppe von Zwergen zum Einsamen Berg zu begleiten. Dort befand sich einst das Zwergenreich Erebor, bis der furchtbare Drache Smaug, durch die sagenhaften Schätze angelockt, die Zwerge daraus vertrieb. Anführer Thorin Eichenschild (Richard Armitage), Enkel des früheren Zwergenkönigs, und seine Gefolgsleute wollen dem Gerücht nachgehen, dass der Drache nicht mehr über Erebor herrschen soll – und vor allem wollen sie ihr Reich zurückerobern.

Die Ausdehnung auf drei Teile (ursprünglich sollten es einmal nur zwei werden) und die Überlänge von 170 Minuten machen sich negativ bemerkbar: Der Film kommt nur sehr schwer in die Gänge, viele Rückblenden hemmen den Erzählfluss. Anfangs dominiert ein humorvoller Ton, hier merkt man der Geschichte ihren Kinderbuch-Ursprung noch deutlich an. Das ändert sich, sobald die ersten Konflikte in den Mittelpunkt rücken – erst jetzt werden sich auch die Nicht-Buch-Fans, die Tolkien vielleicht nur von der „Herr der Ringe“-Filmtrilogie kennen, wieder richtig auf Mittelerde heimisch fühlen. Einige Straffungen wären sicher kein Fehler gewesen.

Vieles ist allerdings wirklich gut gelungen: Jackson hat, dieses Mal in 3D, wieder sehr viele faszinierende Bilder eingefangen, sowohl was die Landschaften als auch die imposanten Städte angeht. Martin Freeman macht seine Sache als Bilbo gut, sehr schön ist auch das Wiedersehen mit vertrauten Figuren (neben Ian McKellen als Gandalf sind unter anderem auch Cate Blanchett als Galadriel, Hugo Weaving als Elrond, Christopher Lee als Saruman und vor allem Andy Serkis als Gollum mit dabei). Den Zwergen würde man dagegen weniger Oberflächlichkeit wünschen – sie bleiben austauschbar. So erfüllt „Der Hobbit“ die Erwartungen nicht ganz, enttäuscht aber auch nicht – bis zum zweiten Teil dauert es jetzt leider ein ganzes Jahr.

(6 Sternchen)

Bearbeitet von Armin, 14 Dezember 2012 - 07:14.


#173 Armin

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Geschrieben 08 März 2013 - 09:40

Hänsel und Gretel: Hexenjäger

Sonderlich zimperlich sind die Märchen der Brüder Grimm ja nicht. Dass dort Mord und Totschlag zuhauf zu finden sind, wird gerne ausgeblendet, ob in den Zeichentrickfilmen aus dem Hause Disney oder den allseits beliebten tschechischen Märchenklassikern, die auch heute immer wieder über den Fernsehschirm flimmern. Modernere Fassungen schlagen da schon einen anderen Ton an: „Red Riding Hood“ (2011) oder „Snow White & the Huntsman“ (2012) sind Beispiele für deutlich erwachsenere, wenn auch nicht unbedingt gelungenere Umsetzungen der Märchenthematik. Und natürlich kann man auch völlig übers Ziel hinausschießen: Das tut der norwegische Regisseur Tommy Wirkola jetzt mit seinem reichlich brutalen Actionfilm „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“.

Dass Hänsel (Cedric Eich) und Gretel (Alea Sophia Boudodimos) als Kinder die böse Hexe in ihrem Knusperhäuschen verbrennen, ist in der neusten Leinwandversion nur noch die Vorgeschichte. Denn die beiden wachsen zu gnadenlosen Hexenjägern (jetzt dargestellt von Jeremy Renner und Gemma Arterton) heran. Als rund um Augsburg zahlreiche Kinder verschwinden, werden Hänsel und Gretel engagiert, um der dafür verantwortlichen Hexenbrut mit der schrecklichen Muriel (Famke Janssen) an der Spitze das Handwerk zu legen.

Der Film ist nichts für zartbesaitete Gemüter, es geht heftig zur Sache. Leider kommt aber auch der Actionfan nicht so richtig auf seine Kosten, denn speziell die Kampfszenen sind sehr unübersichtlich gefilmt. Da helfen auch die 3D-Effekte nichts – optisch ist der Film ein totaler Reinfall. Dazu gesellen sich eine sehr simple Handlung nach dem Motto „nur eine tote Hexe ist eine gute Hexe“ und lustig gemeinte Dialoge, die aber nur selten wirklich witzig sind. Das ist auch dann zu wenig, wenn man die Ansprüche gegen null schraubt.

(1 Sternchen)

#174 Armin

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Geschrieben 10 März 2013 - 09:31

Die fantastische Welt von Oz

Das Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“ des amerikanischen Schriftstellers L.†…Frank Baum wurde im Jahr 1900 erstmals veröffentlicht. Es folgten zahlreiche Verfilmungen (die bekannteste mit Judy Garland in der Rolle der Dorothy stammt von 1939) und Fortsetzungen. Eine Art Vorgeschichte kommt jetzt auf die Leinwand: Regisseur Sam Raimi („Spider-Man“) erzählt in „Die fantastische Welt von Oz“, wie es den Zirkuszauberer Oscar Diggs, genannt Oz, in ein fremdes Land verschlägt.

Oscar „Oz“ Diggs (James Franco) tingelt als zweitklassiger Zauberkünstler mit einem Wanderzirkus durch die Gegend. Nachdem er sich ordentlich Ärger einhandelt, will er mit einem Heißluftballon die Flucht ergreifen. Ein Wirbelsturm befördert ihn kurzerhand ins Land Oz, in dem tatsächlich Magie existiert und er für einen mächtigen Zauberer gehalten wird. Die Bewohner erhoffen sich ausgerechnet von ihm die Rettung vor bösen Mächten. Zunächst einmal muss Oz aber herausfinden, welcher der drei Hexen Theodora (Mila Kunis), Evanora (Rachel Weisz) und Glinda (Michelle Williams) er denn überhaupt trauen kann. Gemeinsam mit dem geflügelten Affen Finley (Zach Braff) und einem Porzellanmädchen (Joey King) stürzt er sich eher widerwillig ins Abenteuer.
An der optischen Seite gibt es wenig zu meckern, die Bilder sind durchaus immer wieder beeindruckend und zeichnen Oz als das märchenhafte Land, das der Zuschauer erwartet. Dazu tragen auch die 3D-Effekte ihren Teil bei. Inhaltlich kann Raimis Film aber leider nicht vergleichbar überzeugen. Die Geschichte entwickelt sich zäh, wirklich spannend wird sie nie. Um sie tatsächlich genießen zu können, müsste man schon einen starken Hang zum Kitsch mitbringen.

(4 Sternchen)

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Geschrieben 14 April 2013 - 12:11

Oblivion

Joseph Kosinski hat mit „Tron: Legacy“ (2010) einen optischen Leckerbissen abgeliefert. Mit seinem neuen Film „Oblivion“ geht er noch einen Schritt weiter: Zu erneut sehr überzeugenden Bildern, die dieses Mal neben originellen futuristischen Designs auch eine brutal zerstörte Erde zeigen, packt der Regisseur eine clever konstruierte Handlung mit gleich mehreren überraschenden Wendungen. Dazu gesellen sich zahlreiche Anspielungen auf ältere Science-Fiction-Filme und -Romane, von den Werken Philip K. Dicks bis hin zu Blockbustern wie „Independence Day“, was beim kundigen Betrachter für einen unterhaltsamen Mehrwert sorgt.

Der Techniker Jack Harper (Tom Cruise) und seine Partnerin Victoria (Andrea Riseborough) gehören vermeintlich zu den letzten Menschen auf der Erde. Ein Angriff von Außerirdischen hat für große Zerstörungen gesorgt, die Menschheit ist zum Saturnmond Titan ausgewandert. Jack und Victoria überwachen den Abbau wichtiger Ressourcen und reparieren bei Bedarf die dafür eingesetzten Drohnen. Während Victoria sich strikt an ihre Vorschriften und an die Anweisungen von Chefin Sally (Melissa Leo) aus dem Erdorbit klammert und der baldigen Abreise entgegenfiebert, fühlt sich Jack, der von seltsamen Träumen geplagt wird, stark zur Erde hingezogen. Als plötzlich ein Raumschiff abstürzt und Jack eine Überlebende, Julia (Olga Kurylenko), retten kann, entwickeln sich die Ereignisse in eine ganz neue Richtung. Spätestens das Auftauchen von Beech (Morgan Freeman) und seinen Gefährten macht Jack deutlich, dass nichts ist, wie es scheint.

„Oblivion“ ist ein gelungener Endzeitfilm geworden, dessen Optik überzeugt und der auf spannende Art und Weise eine interessante Geschichte erzählt. Kleinere Durchhänger – wenn dann doch mal selbstverliebt das seifenblasenförmige Gefährt des Helden zu lange im Bild verharrt oder zum x-ten Mal das futuristische Domizil hoch über der Erde gezeigt wird – verzeiht man dem Regisseur deshalb vergleichsweise gerne. Tom Cruise füllt seine Rolle routiniert aus, etwas tiefgründiger hätte er die eigentlich interessante Figur allerdings sicher gestalten können. Für Glanzlichter sorgen eher die anderen Akteure: Andrea Riseborough gibt ihre Victoria fast schon roboterhaft kühl und wirkt dadurch stellenweise regelrecht beängstigend. Morgan Freeman hat zwar wenig zu tun, trägt aber, mit dicker Zigarre und unmoderner Sonnenbrille ausstaffiert, viel zum Endzeit-Look bei.

(7 Sternchen)

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Geschrieben 06 Mai 2013 - 07:08

Iron Man 3

Was kann nach den „Avengers“ noch kommen? Seit dem ersten „Iron Man“-Film im Jahr 2008 hatten die Marvel Studios auf den großen Höhepunkt, das Aufeinandertreffen der Superhelden Hulk, Thor, Captain America und eben Iron Man, hingearbeitet. Das wurde prompt zur erfolgreichsten Comic-Verfilmung aller Zeiten und natürlich soll es auch danach weitergehen. Die eher undankbare Aufgabe, nach dem großen Spektakel nun „Phase 2“ einzuleiten, die 2015 mit einem weiteren „Avengers“-Film abgeschlossen werden soll, fällt erneut Iron Man in seinem inzwischen dritten Solo-Abenteuer zu.

Tony Stark (Robert Downey Jr.) hat die Krise. Seit er an der Seite der anderen Avengers in New York gegen außerirdische Invasoren gekämpft hat, quälen ihn Selbstzweifel. Eine neue Bedrohung in Gestalt eines Terroristen, der sich Mandarin (Ben Kingsley) nennt, überlässt er lieber seinem alten Kumpel James Rhodes (Don Cheadle), der sich von „War Machine“ in „Iron Patriot“ umbenennen lässt. Nachdem bei einem der Anschläge mit Happy Hogan (Jon Favreau) sein ehemaliger Leibwächter schwer verletzt wird, versteigt sich Stark aber doch zu einer öffentlichen Drohung gegen den Mandarin. Damit wird nicht nur er zur Zielscheibe, sondern auch seine Freundin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow). Zumal mit Aldrich Killian (Guy Pearce) und der Biologin Maya Hansen (Rebecca Hall) gleich zwei Personen aus Starks Vergangenheit auftauchen, deren Absichten zunächst schwer zu durchschauen sind.

Regisseur Shane Black (als Drehbuchautor unter anderem an den ersten drei Lethal-Weapon-Filmen beteiligt) erliegt glücklicherweise nicht der Versuchung, die bisherigen Filme noch toppen zu wollen. Es gibt somit kein Mehr an Action, Humor und Spektakel – und das tut dem Film gut. In „Iron Man 3“ steht der Mensch Tony Stark im Mittelpunkt, weniger der Superheld, und trotz Starks Sinnkrise gibt es immer noch in ausreichender Anzahl angemessen durchtriebene Gegenspieler, flotte Sprüche und sehenswerte Szenen. Der Film fällt thematisch ernsthafter aus als sein Vorgänger und macht dennoch eine Menge Spaß. Dafür sorgt neben dem Drehbuch auch das gut aufgelegte Darsteller-Ensemble, in dem neben Robert Downey Jr. dieses Mal auch Gwyneth Paltrow eine etwas wichtigere Rolle spielen darf. Köstlich zudem der Auftritt von Jon Favreau, dem Regisseur der ersten beiden Iron-Man-Filme, als Happy Hogan, speziell in den Szenen, die 1999 spielen. So darf es mit den Marvel-Filmen der „Phase 2“ ruhig weitergehen, am besten schon im November, wenn sich „Thor“ zum zweiten Mal auf die Leinwand begibt.

(8 Sternchen)

#177 Armin

Armin

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Geschrieben 13 Mai 2013 - 07:01

Star Trek into Darkness

Der zwölfte Star-Trek-Film setzt den 2009 erfolgten Neustart der Abenteuer des Raumschiffs Enterprise in einem Paralleluniversum fort. Regisseur J.J. Abrams behält seinen Kurs bei: Alter Serienballast wurde über Bord geworfen, der Schwerpunkt liegt auf actionreichem Spektakel – hier wird nicht gekleckert, sondern ordentlich geklotzt – und auch der Humor kommt nicht zu kurz. In „Star Trek into Darkness“ ist zudem glücklicherweise die Story nicht gar so simpel gestrickt wie noch im Vorgängerfilm.

Captain James Kirk (Chris Pine) verliert das Kommando über die Enterprise, weil er gegen die oberste Direktive verstoßen hat, um seinem Ersten Offizier Spock (Zachary Quinto) das Leben zu retten. Nachdem aber ein Terroranschlag London erschüttert hat und anschließend auch noch das Hauptquartier der Sternenflotte angegriffen wird, erhält Kirk die Enterprise zurück: Er jagt John Harrison (Benedict Cumberbatch), Drahtzieher des Anschlags, der auf die Heimatwelt der Klingonen, Kronos, geflohen ist. Das erste Aufeinandertreffen zwischen Kirk und seinem Gegenspieler ist aber nur das Vorgeplänkel für eine ganze Reihe weit dramatischerer Konfrontationen.

So mancher alte Trekkie wird sich nach wie vor schwertun mit dem neuen Star-Trek-Universum, der neutrale Zuschauer darf sich dagegen über den modernen Anstrich freuen, bekommt er doch einen flotten, unterhaltsamen Science-Fiction-Film serviert. Die beim letzten Mal noch etwas langatmige Einführung der Figuren entfällt, das Tempo ist von Anfang an hoch und bleibt das auch, abgesehen von einem kleineren Hänger im Mittelteil. Die neuen Darsteller sind in den altbekannten Rollen von Kirk und Co. angekommen und füllen sie durchweg überzeugend aus: Das gilt nicht nur für Pine und Quinto, sondern beispielsweise auch für Zoe Saldana als Uhura oder Simon Pegg als Scott. Der immer großartige Benedict Cumberbatch („Sherlock“) gibt zudem einen Bösewicht mit vielen Facetten, der die Spannung auch dann am Leben hält, wenn er eigentlich schon geschlagen scheint. Und auch optisch gibt es nur ganz wenig auszusetzen: Gleich zu Beginn liefert der Film wunderbar exotische Ansichten vom Planeten Nibiru, zum Finale hin wird ein Raumschiffabsturz sehr bildgewaltig in Szene gesetzt.

(7 Sternchen)

#178 Armin

Armin

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Geschrieben 09 Juni 2013 - 21:36

After Earth

Die Diskussion ist längst entbrannt. Der Vorwurf: Will Smith, Hauptdarsteller und Ideenlieferant, macht mit dem Science-Fiction-Film „After Earth“ Werbung für die Scientology-Sekte. Die Nähe zum Gedankengut von Sektengründer L. Ron Hubbard lässt sich dann auch tatsächlich feststellen. Allerdings, so viel Spott muss sein, ist der Streifen letztlich eher Anti-Werbung für Scientology, da er mit „komplett misslungen“ noch freundlich beschrieben ist.

In tausend Jahren hat die Menschheit die unbewohnbar gewordene Erde verlassen und sich auf dem Planeten Nova Prime angesiedelt. Hier befindet man sich im Kampf mit genetisch konstruierten Kampfbestien, sogenannten „Ursas“, die eigentlich blind sind, aber die Angst der Menschen wittern. General Cypher Raige (Will Smith) wird zum Kriegshelden, weil es ihm gelingt, jegliche Angst zu unterdrücken. Doch dann strandet er mit seinem jugendlichen Sohn Kitai (Jaden Smith) nach einem Raumschiffsabsturz ausgerechnet auf der Erde. Der verletzte Vater muss im Wrack zurückbleiben und leitet von dort die Suche seines Sohns nach dem Notrufsender an. Der kämpft mit allerlei wilden Kreaturen, extremen Temperaturstürzen und natürlich auch einem Ursa.

Aus dem Leitthema des Films, eigene Ängste zu überwinden und so über sich hinaus zu wachsen, muss man den Machern sicher noch keinen Strick drehen. In der hier dargebotenen Form, in der vor allem der von Vater Smith verkörperte General Angst als etwas extrem Negatives und Verachtenswertes wahrnimmt (was in den Scientology-Zusammenhang passt), kann man sich allerdings schon eines sehr unguten Gefühls nicht erwehren, das den Zuschauer auch den kompletten Film begleitet. Die ebenso langweilige wie langatmig präsentierte Handlung sorgt auch nicht für Abhilfe. Erschwerend kommt hinzu, dass Smith junior mit der tragenden Rolle sichtlich überfordert ist, während sein Vater Will, der diese sicher besser ausfüllen könnte, nichts anderes tut, als mit wahlweise schmerzverzehrtem oder grimmigem Gesicht im Raumschiffswrack zu sitzen. Regie führt übrigens M. Night Shyamalan, der nach dem begeisternden „The Sixth Sense“ (1999) inzwischen so viele schlechte Streifen abgeliefert hat, dass man sich schon massiv wundern darf, warum ihn immer noch jemand Filme drehen lässt. Ein Gegenargument gelingt ihm mit „After Earth“ definitiv nicht.

(1 Sternchen)

#179 methom

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Geschrieben 10 Juni 2013 - 12:08

der von Vater Smith verkörperte General Angst


Beim flüchtigen Lesen hielt ich das für den Rollennamen Eingefügtes Bild Vielleicht hätte das ja den Film gerettet ;)

Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha


#180 Armin

Armin

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Geschrieben 10 Juni 2013 - 12:48

Beim flüchtigen Lesen hielt ich das für den Rollennamen Eingefügtes Bild


Eingefügtes Bild


Vielleicht hätte das ja den Film gerettet Eingefügtes Bild

Wohl kaum ...



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