Nun muss ich vorweg zugeben dass das Andromeda-Buch von Crichton für mich ein Kernbuch meiner anfangenden Teenage-SF-Begeisterung war, und ich es daher liebe und gut kenne. Die 70er-Verfilmung fand ich auch ganz gut gemacht, wenn auch ein wenig trashiger wirkend als der Roman. Daher bin ich evtl. nicht der objektivste Beobachter für so ein modernes Remake einer meiner Lieblingsstoffe...
Story
Für diejenigen, die den Stoff noch gar nicht kennen: Die Amerikaner haben neben diversen "normalen" Satelliten auch ein geheimes Programm, genannt "Scoop", in dem besondere Flugkörper herumschwirrendes Material im All einsammeln sollen, in der Hoffnung dass sich dadurch biotechnische Neuheiten ergeben könnten - kurz gesagt, neue Ansätze zur biologischen Kriegsführung. Gleichzeitig hat ein illustrer medizinischer Forscher, Dr. Stone, mit Hilfe des US-Militärs ein High-Tech-Labor, Wildfire, einrichten lassen, das eine schnelle Reaktion inkl. Gegenmittel-Entwicklung auf neuartige biologische Gefährdungen sichern soll. Als ein Scoop-Satellit in der Nähe einer Kleinstadt in Utah abstürzt, und diese praktisch nach Öffnung durch Neugierige auslöscht, wird das Wildfire-Team aktiviert. U.a. muss es schnell eine Empfehlung aussprechen, ob eine vorgesehene Wildfire-Aktion durchgeführt werden soll: Die Kleinstadt und Umgebung mit einer taktischen Nuklearbombe "auszubrennen" - um eine grassierende Epidemie zu verhindern...
Kritik
Die neue Umsetzung zeigt schon in der 1. Hälfte, dass sie nicht verstanden hat, wie man (insbes. Crichton) Spannung aufbaut. Die Ankunft des Teams im Labor ist derart gehetzt, die technischen Systeme derart unglaubwürdig alleskönnend, dass die Schultern von selbst zucken. Schon hier werden unwichtige Subplots (z.B. Stones problemhafte Familie) eingeführt, die im Laufe der Miniserie immer mehr zunehmen. Als "Cliffhanger" am Ende von Teil 1 wird dann noch eben angedeutet, dass (im Gegensatz zum Original) hier die Atombombe gezündet werden könnte.
Gegen Ende der Serie bleibt einem nur noch die Spucke weg vor lauter Drehbuch-Selbst-Nihilismus: Aus der unbekannten Herkunft des Andromeda-Virus wird eine lächerliche Zeitreise-Verschwörung gemacht. Der Virus kann diesmal eher alles, u.a. jederzeit "intelligent" mutieren - warum er also nicht erfolgreich die Menschheit, oder zumindest das Laborpersonal, auslöscht, bleibt unglaubwürdig erklärt. Damit der Zuschauer noch so richtig dolle Angst bekommt, "infiziert" der Virus gegen Ende auch Nicht-Lebendiges wie Gestein und Wasser, die dann rötlich leuchten, so dass man sehen kann wie er die Erde "angreift". All das begleitet von clichéhaften Dialogen ("I have my good moments" meint der ein-mann-armee'ige Journalist, der so ab Mitte rein gar nichts mehr zum Voranbringen des Plots beiträgt, außer die US-Army vor zu führen) und furchtbar pompöser Musik.
Meine dringende Empfehlung: Das hier meiden und lieber das Buch nochmal lesen!
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 14 Juli 2008 - 12:49.