(Romantruhe, 2007)
Dieter Bohn ist ein nicht unbegabter Hobbyschriftsteller. Für jemanden ohne professionelle Ambitionen gelingen ihm die Texte recht flüssig; die Quote an sprachlichen Aussetzern ist relativ gering. Jetzt noch ein guter Lektor drauf angesetzt...
Dennoch: ich konnte mich für keine der 7 Stories in dieser Collection begeistern. Bohns Ideen sind meist wenig originell, obwohl auch eine nette Variation bekannter Themen durchaus reizvoll sein könnte. Aber er weiß einfach nicht, wie man einen Spannungsbogen durchhält. Manche Geschichten zeigen gute Ansätze, aber er bringt sie durchweg schlecht zu Ende.
Im einzelnen:
Futter für die Würmer
Nach einem Unfall im All fängt eine Würmerspezies einen überlebenden Mensch-Astronauten, sperrt ihn ein und macht sich daran, ihn zu verspeisen. Denkt er.
Idee ok, solide geschrieben, aber Auflösung mit dem Dozierhammer.
Zahlenspiele
Ein Polizist, der einen "Maulwurf" enttarnen soll, wird ermordet aufgefunden. Mit seinem Blut schreibt er "2x13" auf den Boden.
Alles wirkt etwas aufgesetzt, abgearbeitet, Dialoge dienen der Info des Lesers, Pointe - naja!
Redox
Nach seiner zweiten Scheidung ist ein Mann glücklich mit seiner Androidin Tricia. Aber nach einigen Jahren ist er die Perfektion leid und sucht auf der freien Wildbahn Kontakt zu einer echten Frau.
Idee altbacken, immerhin stellenweise nett geschrieben. Zum Glück nicht die übliche Pointe. Stattdessen - gar keine!
triangulum artifex
Als Robert Hoffmann wegen einer Verletzung vom Notarzt versorgt werden musss, stellt sich heraus, dass er ein Android ist. Aber warum weiß seine Frau Katrin nichts davon?
Die 100.000ste Androiden-Story (gähn!). Anfangs gute Szenentechnik, Auflösung mit dem Dozierhammer.
Bavaria
In einem alternativen Geschichtsverlauf wurde nach dem Zweiten Weltkrieg die US-Besatzungszone mit Österreich zum Staat "Bavaria" zusammengeschlossen. Der Reporter Karel Breuer und sein Fernsehteam vom BRD-Westfunk erhalten einen Hinweis auf seltsame Vorgänge im Schnellen Brüter Gundremmingen. Was brütet Staatspräsident Huber dort tatsächlich aus?
Die Alternativwelt kommt recht farbig und glaubwürdig rüber, anfangs ist die Story auch ganz spannend aufgebaut und leidlich gut erzählt. Aber die "Enthüllung" entlockt nicht mehr als ein lahmes Gähnen. Der Unfall am Ende wirkt aufgesetzt, er passt nicht in die Story.
(Interessanterweise habe ich heute den CSU-Vorsitzenden Erwin Huber in einem Münchner Schreibwarengeschäft in natura gesehen. Er wirkte eher unauffällig, drängte sich auch nicht in den Vordergrund.)
Letzte Mahnung
Das Leben meint es gut mit Carl Kuijpers, einem ehemaligen Cyberjunkie. Doch warum flattern ihm scheinbar aus dem Nichts Mahnbriefe auf den Schreibtisch?
Idee hat einen Bart von hier bis zum Mars, Auflösung so was von vorhersehbar, die ganze Story hat keinen rechten Drive.
Eine ziemlich flache Geschichte
Auf dem Planeten Billardball herrscht 30fache Erdschwerkraft. Die Oberfläche ist glattgeschmirgelt. Bis die Besatzung des Kreuzers CEMETERY einige millimeterhohe "Mauern" entdeckt.
Die physikalische Hinterlegung der "Flachwelt" ist ganz nett, Story lässt sich auch ganz passabel an (die 8 Kreise etc.). Aber am Ende opfert Bohn einen guten Ansatz für eine Pointe, die so flach ist, wie die Geschichte dem Titel nach sein sollte.
Gruß
Ralf
Bearbeitet von ShockWaveRider, 20 Dezember 2007 - 13:30.