So, wieder vom Weltcon zurück
'n paar ganz persönliche Eindrücke:
Als Erstes: Groß ist das hier. Das Kongreßzentrum ist riesig, sehr weitläufig - und ordentlich klimatisiert. Bei den hochsommerlichen Temperaturen da draußen (da ist der Sommer ja endlich. Kaum hab' ich Urlaub, den ich im Zug und in geschlossenen Räumen verbringe, kommt die Sonne raus, die blöde Kuh, die) war mir das sehr angenehm. Der Hauptsaal ist technisch bestens ausgestattet, dazu an anderer Stelle noch mehr.
Con-Auftakt am Freitag Abend im kleinen Saal: Die Hütte war voll. Da hätten nicht viel mehr kommen dürfen. Ein schöneres Kompliment hätten die Fans den Veranstaltern wohl nicht machen können. Die Stimmung war erwartungsfroh/familiär, in Anbetracht des Altersdurchschnitts aber nicht übermäßig jugendlich enthusiastisch.
Der Fan-Film-Wettbewerb: Ich war ja sehr skeptisch, als ich das erste Mal vom Stardust-Award gehört hatte und hab überlegt, den Programmpunkt auszulassen. Das wäre ein großer Fehler gewesen, denn der Award war schon mal ein Con-Höhepunkt. Die fünf (von 17 eingereichten) Beiträgen, die am Abend vorgeführt wurden, waren jeder auf seine Weise beeindruckend. Der Gewinnerbeitrag (in stylischem Black-and-White) war Konsens. Ich habe von niemandem gehört, der anderer Meinung war. Glücklicherweise sah die Jury, bestehend aus Oliver Scholl und Bruno Eyron, das genauso. Den beiden wurde nämlich keine Zeit gegeben, sich nach Ansehen der fünf Filme zu beraten, sondern sie wurden spontan auf die Bühne gerufen, um ihr Urteil zu sprechen. Dementsprechend verdattert waren sie. Schön, als der Gewinner auf der Bühne dann kundtun musste, noch nicht einen einzigen Perry gelesen zu haben. Aber auch der Beitrag um Al(aska) hatte was (nämlich die Essenz des Al prima eingefangen. Wär er doch nur die Hälfte kürzer gewesen, denn wäre die Entscheidung schwer geworden. Der Zeichentrick (oder wie immer auch diese Kunstform genannt wird - filmische Graphic Novel? Keine Ahnung) war für mich ganz knapper Zweiter, hatte die beste musikalische Untermalung und war, gerade, weil nicht leicht zugänglich, hochinteressant. Der Beitrag mit dem tollen Bully-Narbengesicht hätte einen Sonderpreis verdient gehabt. Schade fand ich, dass es der Handpuppenfilm nicht in die Endrunde geschafft hat. Wer die Scottisch Falsetto Sock Puppets aus den Doctor Who DVDs kennt, weiß, was ich meine
Für mich ging's danach an die Bar, wo das nächste Con-Highlight wartete: Schick gekleidete (Dorint-Hotel)-Bedienstete mit grauenvollen Atlan-Perücken. Wer immer sich das ausgedacht hat, besitzt offenbar einen persönlichen Feind unter dem Personal. Die Herrschaften guckten auch entsprechend belämmert. Als dann auch noch das Bier schon um 10 zuneige ging, war die erste Con-Krise eingetreten. Fleißige Helfer konnten dann jedoch die Bar nach kurzer Zeit mit Faßbier bestücken und so den Abend vorerst retten. Schön, hier (wie auch den ganzen Con über) sowohl bekannte Gesichter (vor allem die Herren und Damen Vechta-Fahrer - schöne Grüße) als auch viele neue bislang nur dem Namen nach oder vorher gar nicht bekannte zu treffen. So soll Con sein
Tag 2: Wer früh genug auf war, konnte erfahren, dass der zweite Band der Chronik (Die WiVo-Ära), der ja auch schon wie Teil 1 mehrere Terminverschiebungen hinter sich hat, jetzt aber demnächst wirklich erscheinen soll. (Wer noch früher auf war, hätte mit Frank Borsch einen Fittnesslauf durch Mannheim machen können. Zahlen zu teilnehmenden Läufern wurden mir nicht bekannt, aber um 8.00 fertig geduscht auf einem Con antreten? Never)
Dann die eigentliche Con-Eröffnung: Zum Warm- bzw. Wachwerden ein Titelbild-Countup. Hier kam die oben erwähnte moderne Technik des Saals zum Einsatz, viele Titelbilder wurden durch den Einsatz von Laser(?)technik nochmals aufgepeppt: Klasse! Dann die durch Livemusik der Cosmolodics (in stylischen Kostümen) untermalte Eröffnung. Als Abwechslung zum üblichen Programmverlauf durfte Wim Vandemann zunächst sein Talent als Comedian unter Beweis stellen. In kürzester Zeit präsentierte er den essentiellen Inhalt der 2600 Hefte - mit hohem Lach-Bauchweh-Faktor. Andreas Eschbach hieb in die gleiche Kerbe und machte anhand diverser Beispiele deutlich, welch ein Mammutwerk die Serie ist und alle anderen Autoren in Sachen Quantität dagegen einfach nur abstinken.
Erfreulicherweise blieb der geneigte Fan von Grußworten profilierungssüchtiger Politiker und ähnlichem Gelumpe verschont, des Ennsters Rede war gewohnt knapp. Natürlich fehlte auch der Auftrieb der Ehrengäste nicht, wobei Hans Kneifel als einziger Vertreter der Altautoren (H.G. Ewers war leider kurzfristig erkrankt - nichts Ernstes) den größten Applaus erhielt - zu Recht
Das literarische Quintett bestätigte dem Saal im Anschluss, dass der Fan zwar bei einzelnen PR-Heften teils gruseligen Stoff erdulden muss, dass die Serie an sich jedoch unvergleichlich und wesentlich besser als ihr Ruf ist
Bei Neo-Programmpunkt wartete ich vergeblich auf Spruchbänder und Protestaktionen, der Saal lauschte gebannt. Sehr spannend auch, dass die Künstlerin Marie Sann während der Vorstellung live eine Grafik schuf, was auf die Videoleinwand im Saal übertragen wurde (ich sprach, glaube ich, schon von der vorzüglichen technischen Ausstattung). Anschließend wurden die Zuhörer von Pabel/Moewig mit einer Sonderausgabe von Neo überrascht, die im Innenteil etliche Farbgrafiken der Künstlerin enthielt. Danke dafür. Im Confact 90 stand anderntags übrigens zu lesen, dass der Laster mit den Neos für die Schweiz und Österreich verunglückt und das Ladegut zum Teufel ist. Das nennt man dann wohl bittere Ironie.
Später am Tag durfte ich dann Josef Tratnik live erleben, der in einer knappen Dreiviertelstunde den (komprimierten) Band 1 "Unternehmen Stardust" von K.H. Scheer in absolut mitreißender Manier vortrug. Dem nicht enden wollenden Beifall entnehme ich, dass ich nicht als einziger von diesem sehr dynamischen Vortrag begeistert war
Der Atlan-Programmpunkt war für mich quasi Pflicht. Dort bekam die neue Trilogie von Götz Roderer einen Namen, den ich mir nicht merken kann, Polydora, Polymora, Polykora oder so ähnlich. Da das anderen offenbar ähnlich geht, ist das vorerst nur ein Arbeitstitel. Bis der erste Band von Achim Mehnert erscheint, kann sich das noch ändern. Weil Ulysses wohl erst mal austesten will, wie es läuft, werden die Bände nicht wie früher regelmäßig alle zwei Monate erscheinen, sondern in längeren Abständen. Es ist vorerst eine Trilogie im Jahr angedacht. Die Blaubände dagegen erscheinen im selben Rhythmus und zu denselben Terminen wie bisher. Atlan X möchte Sabine den Ulysses-Jungs auch gern verkaufen, aber da gibt es noch nix spruchreifes. Hans Kneifel würd gern dabei mitmachen. Ihm liegt daran, dass am "Zeitabenteuer"-Atlan nicht allzuviel herumgemauschelt wird
Für mich gab's anschließend meine Con-Premiere als Standwache, weswegen ich von Kurs 3000 nur mitbekommen habe, dass es 1. wie immer war, also nichtssagend und 2. dieses Nichts diesmal auch noch unoriginell präsentiert wurde. Der Dokufilm fegte dann die Gänge für die nächsten anderthalb Stunden leer, bevor es dann "Nacht auf Lepso" wurde. Tatsächlich waren geschätzt einige Dutzend (von den zu diesem Zeitpunkt etwa 2200) Fans tatsächlich in Verkleidung erschienen. Ein Gewandungscon wird Perry wahrscheinlich nie. Die vorhandenen Kostümierten haben sich jedoch viel Mühe gegeben, da waren tolle Sachen dabei. Ein bedauernswerter Blue wäre unter seinem gepolsterten Kopf beinahe eingegangen, Roi Danton war als Motiv durchaus beliebt, Arkonidinnen waren eine Augenweide, auch die Raumpatrouille hatte eine Kollegin von Tamara geschickt. Wenn das Team demnächst noch mal zu Kostümierungen einläd, sollte man eventuell die Gewandeten zumindest einmal auf die Bühne holen, der ein oder andere war durchaus enttäuscht, dass er so gar nicht "offiziell" gewürdigt wurde.
Das Bühnenprogramm hat Spaß gemacht, es gab tolle Sketche, es gelang dem von seiner Tochter Teresa unterstützten Leo Lukas als Conferencier sogar, das Publikum zum Mitsingen einer neuen Perry-Hymne zu animieren. Noch besser wäre es gewesen, die "Nacht auf Lepso" in einer nicht bestuhlten Halle stattfinden zu lassen und nach Ende des offiziellen Showteils zu einer lockeren Party überzugehen. Allerdings schließt das Kongresszentrum offenbar um Mitternacht, die Gäste, die sich nach Programmende noch an der Bar tummelten, wurden dann doch vom (mittlerweile der Perücken ledigen) Personal des Planeten Lepso verwiesen - waren wohl zu brav. Es folgte dem Vernehmen nach das übliche Kampftrinken der Autoren an der Hotelbar, dem Leo Lukas wohl zum Opfer fiel, beim ersten Programmpunkt am nächsten Tag stand er auf der Verlustliste. Den Versuch, ihn durch eine Namensvetter von mir doubeln zu lassen, muss man als kläglich gescheitert betrachten - Ammerländer können halt nicht Östereichisch oder wie auch immer das Kauderwelsch da drunten heißt.
Der Rausschmeißer: Am Sonntag hab ich's zum ersten mal geschafft, die Multimedia-Lounge zu entern und deshalb auch erst da entdeckt, dass hier - neben einer Anzahl Rechner mit Internet-Verbindung sowie auszuleihenden ebook-readern und mp3-playern - die bequemen Sofas zum Herumlümmeln stehen. Außerdem endete vor der Lounge einer der Lifts - sehr zur Freude der Kiddies, die die Lebensdauer des Aufzugs durch Dauerfahren deutlich nach unten getrieben haben dürften. Immer wieder schön, zu sehen, mit was für einfachen Mitteln man Kinder glücklich machen kann. Apropos: Eine derart vorbildliche Kinderbetreuung wie auf diesem Weltcon habe ich noch nicht erlebt. Und auch das etwas suspekt klingende Cannabich-Zimmer tat dem keinen Abbruch. Großes Lob an die Organisation. Ich habe in mindestens zwei Fällen beobachtet, wie die lieben Kleinen sich geweigert haben, das Zentrum wieder zu verlassen (und in einem Fall, wie ein verkleideter Blue einem Kurzen einen Heidenschreck eingejagt hat. Wären wir in Amerika, müsste sich Pabel/Moewig nun auf eine Klage über 35 Fantastilliarden einstellen).
Bei der "Elefantenrunde" am Vormittag (die nicht so genannt werden sollte - man möge sich aktuelle Bilder der Autoren ansehen, dann weiß man, warum das einigen unangenehm ist) gab's wieder das bekannte Fragekärtchenspiel. Die interessanteste Antwort auf die Frage, was man ändern würde, wenn man freie Hand hätte, gab für meinen Geschmack Michael Marcus Thurner: Den Großteil der ZA-Träger entsorgen. Und ja, das meinte der ernst. Hab ich schon mal erwähnt, das ich sehr gern den MMT-Perry lesen würde?
Zum Kaffeeklatsch ging's dann in einen Raum mit schauderhafter Kirchenakustik, wobei Fanboy Achim Mehnert erst noch ein Autogramm des Meisters Eschbach abgreifen musste, bevor er bereit war, sich zusammen mit Rüdiger Schäfer der Menge zu stellen. Es entwickelte sich eine sehr lockere Plauderei vom hundertsten ins tausendste, von hier nach da, Neo, Erstauflage, natürlich Atlan, wobei es sich durchaus als Vorteil erwies, dass die beiden wesentlich freier reden können, als dies "offizielle" Verlagsautoren idR tun, gleichzeitig jedoch dicht genug dran sind, um mehr Einblick zu haben als der gemeine Fan. Natürlich endete die Runde viel zu früh. Blöderweise wollten die völlig unbekannten und langweiligen Leo Lukas und Michael Marcus Thurner samt Gefolge den Raum haben und der Schleifer Roman hat uns seiner Landsleute wegen vertrieben. Verschwörung!
Zum großen Spaß wurde die Versteigerung, bei der Marc Herren und Hermann Ritter eine Clownerei nach der anderen aufführten. Durch die Blume (und Springerperücken) wurde angedeutet, dass die Bilanz des Weltcon mehr rot als schwarz aussieht, drum wurde am Ende versteigert, was nicht niet- und nagelfest war, Con Aufroller, Pappaufsteller, Schätze aus den Kellern in Rastatt, the lot.
Ein besonders emotionaler Moment war es, als Hermann Ritter ein William-Voltz Manuskript aus dem Nachlass eines kürzlich verstorbenen Freundes versteigerte, damit es bei einem Sammler ein neues Zuhause findet und damit einen ansehnlichen Preis erzielt hat. Eine Rolle in einem Perry-Rhodan-Roman hat den mit Abstand höchsten Betrag eingebracht, dies war einem Fan glatte 1000 Euro wert.
Nach der Auflösung des Congewinnspiels, dessen Gewinner sich auf einen Tag in Rastatt freuen darf, gab's noch die Abschlusszeremonie, der die mit dem Raumschiff Austria angereisten Freunde aus der Alpenrepublik nicht mehr beiwohnen konnten. Ihr Bus blockierte die bereits zum Abbau erschienenen LKW (zu diesem Zeitpunkt war das offizielle Programmende durch Autogrammrunde und Versteigerung bereits deutlich überzogen). So wurden die Ösis vom Hof gejagt und verpassten die diversen Danksagungen. Schlusspunkt - traditionell, wie ich mir hab sagen lassen - war dann die Rache der Conhelfer, die versuchen durften, während des Cons besonders unangenehm aufgefallene Gäste mit Plastikscheiben abzuschießen. Allerdings waren die Gäste offenbar besser im Frisbeefangen denn erwartet oder die Conhelfer nach vier Tagen Dauerstress zu entkräftet. Blut gab es jedenfalls keines, allenfalls entsetzte Gesichter, denn diesen Frisbee zierte - wie auch die Contasche - das Antlitz des immer jünger werdenden Perry Rhodan (meiner Meinung nach auf direktem Weg zur Manga-Verwertung)
Das war mein WeltCon 2011. Gelaufen ist auf dem Con natürlich noch viel viel mehr. Vor allem das Kommunikative im Saal der Fanclubs (und nachts an der Hotelbar) kommt hier zu kurz. Unter anderem habe ich gelernt, dass die Franzosen im Gegensatz zum Vorurteil sehr wohl der englischen Sprache mächtig sind (was gut ist, denn mein Französisch ist quasi nichtexistent). Ich habe gelernt, dass es in meiner Heimatstadt einen Perry Rhodan Sammelkartenspieler gibt, was statistisch so unwahrscheinlich wie ein Lotteriegewinn sein dürfte. Dass im Atlan-Club gern mit Puppen gespielt wird (es gab ein großartiges Diorama mit Atlan und seinen Gespielinnen). Das es ganz leicht ist, an einen Zellaktivator zu kommen. Ein tolles Jahrbuchprojekt des SFCU erworben, die ein Buch gedruckt haben, wie es 1961 erschienen sein könnte - inklusive Courier-Schrifttype. Rüsselmops-Kalender, eine Rhodan LP, Fototermine, den Stand von Sea Sheperd, die hoffentlich viele Leute als Förderer gewinnen konnten, ein Hardcover-Conbuch, bei dessen Motiv es mich gegruselt hat (das richtige Motiv wäre die Mondra von 2284 gewesen, liebe Redaktion, notfalls auch Norman)
Alles in Allem war es eine sehr gelungene, dem Anlass angemessene Veranstaltung. Andere Cons sind sicher "fanischer", aber was hier von im Wesentlichen sechs Leuten auf die Beine gestellt wurde, war großartig. Großartig war auch die Leistung der vielen Helfer aus den PR-Clubs, die auf "ihren" Con verzichtet haben, um ihn uns zu ermöglichen. Mein Dank gilt daher allen, die es ermöglicht haben, dass dieser WeltCon so stattfinden konnte
Bearbeitet von Jordan, 04 Oktober 2011 - 03:30.