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Strukturell/Stilistisch ungewöhnliche SF-Romane


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32 Antworten in diesem Thema

#1 Renew

Renew

    Mikronaut

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Geschrieben 17 März 2016 - 20:34

Hallo liebe SF-LiebhaberInnen,   angeregt durch die Diskussionen im Schwesterthread SF-Romane mit Ich-Erzähler suche ich hier nach Romanen mit irgendwie ungewöhnlicher Struktur oder einem eigenwilligen Stil (z.B. Erzählperspektive, alles in Reimen geschrieben,...). Kurzgeschichten würde ich hier gerne ausklammern, da diese vermutlich öfter für Experimente gebraucht werden (Bei großen Protesten können wir diese Einschränkung aber auch gerne aufheben). Hier ein paar Beispiele (Die Liste wird ständig um neue Beiträge aus dem Thread ergänzt.):

 

J.J. Abrams und Doug Dorst  -  Das Schiff des Theseus  -  Enthält zusätzlichen externen Gimmicks (Postkarten und sonstiges) & Randnotizen   Carl Amery  -  Der Untergang der Stadt Passau  -  Eine der drei Ebenen der Handlung ist ganz bewusst in Fraktur gesetzt (Chronik des Egid). Nicht als Gag, sondern diese Ebene hat eine bestimmte erzählerische Funktion, die damit betont wird.   Carl Amerys  - An den Feuern der Leyermark  -  Einzelne Passagen sind in Dialekt geschrieben.   Iain Banks  -  Förchtbar Maschien  -  Große Teile des Texts sind in einer Art Lautschrift geschrieben, da der Ich-Erzähler an einer Lese-Rechtschreibschwäche leidet.    Iain Banks  -  Der Einsatz der Waffen  -  Die zwei Hauptstränge der Handlung sind gegenläufig angeordnet. Nach einem Prolog beginnt Kapitel "One". Diesem folgt Kapitel (römisch ...) XIII, wobei diese römisch nummerierten dann gewissermaßen runtergezählt werden.   Alfred Bester  -  Der brennende Mann  -  Wird am Ende typographisch sehr wild.   John Brunner  -  Am falschen Ufer der Zeit, Schafe blicken auf, Morgenwelt, Der Schockwellenreiter  -  Collagenromane, d.h. "normale" Erzählung wechselt sich mit Ausschnitten aus Zeitungen, TV, Plakaten usw. ab, wodurch manche "Kapitel" nur aus einem oder zwei Sätzen bestehen.   Anthony Burgess  -  A Clockwork Orange  -  Komplett in der Kunstsprache Nadsat verfasst.   Frank Hebben  -  Der Algorithmus des Meeres  -  Verwendet keine Anführungszeichen um wörtliche Rede oder Gedanken zu trennen.   Reinhard Jirgl  -  Nichts von euch auf Erden  -  Er spielt u.a., ähnlich wie China Miéville mit dem "&"-Zeichen im oben schon erwähnten "Gleismeer", mit Zeichen wie "=" und "?" herum.   Amie Kaufman und Jay Kristoff  -  Illuminae  -  Ist von Aufbau her auch als eine Abfolge verschieden gestalteter Dokumente konzipiert, die jeweils spezielle Wirkungen vermitteln wollen. Das reicht von Seiten in fast schon Schreibmaschinen-Layout bis hin zu eingefügten Plänen.   Daniel Keyes  -  Blumen für Algernon  -  Die Rechtschreibung des Ich-Erzählers verändert sich mit seiner Intelligenz. Dadurch trägt auch der Stil zur Dramarturgie und Tragik der Geschichte bei.   Ann Leckie  -  Die Maschinen  -  Das ist strukturell insofern ungewöhnlich, weil es sprachlich durchgehend in der weiblichen Form gehalten ist. Dem im Roman eine wichtige Rolle spielenden Volk der Radch ist aus sprachlicher Sicht das Geschlecht völlig egal.   Ursula LeGuins  -  Always Coming Home  -  Eigentlich gar kein Roman, sondern mehr eine Ansammlung von ethonologischem Material, also Berichten, "überlieferten Texten", Mythen, Kochrezepten etc. Manchen Ausgaben lag seinerzeit eine Audiokassette mit Gesängen der beschriebenen Kesh-Kultur bei.   Thomas M. Disch  -  Camp Concentration  -  Wird sprachlicher und typographisch immer konfuser, bis manche Passagen schliesslich komplett unverständlich werden.   Cormac McCarthy  -  Die Straße  -  Verwendet keine Anführungszeichen um wörtliche Rede oder Gedanken zu trennen.    China Mieville  -  Das Gleismeer  -  Er verwendet immer "&" anstelle des "und".   David Mitchell  -  Der Wolkenatlas  -  Jeder Erzählstrang ist in einem anderen Stil geschrieben, wobei der Strang in einer Zukunft eine Art primitiven Rudimentärsprache erzählt wird.   William S. Burroughs  -  Nova Express  -  Inhalt - Sprache ist ein außerirdisches Virus, das den irdischen Affen befällt, und jetzt, nachdem die Erde ausgebeutet ist, weiterziehen will. Stil - Weiterentwicklung der cut-up-Technik.   Arno Schmidt  -  Schwarze Spiegel  -  AS hat viel mit Interpunktion als Ausdrucksmittel gespielt   Robert Shea und Robert Wilson  -  Illuminatus-Trilogie  -  U.a.: Ständiger Wechsel der Erzählperspektive und Zeit, teils mitten im Satz.    Vladimir Sorokin  -  Telluria  -  Das Buch besteht aus 50 Kapiteln, die alle jeweils eine eigene Geschichte mit eigenen Figuren erzählen, und es gibt, was Figuren und Handlungsstränge angeht, nur wenige Ãœberschneidungen zwischen den Kapiteln. Da aber alles in der gleichen zukünftigen Welt spielt und immer wieder das Land Telluria bzw. die von ihm hergestellten "Tellurnägel" eine zentrale Rolle einnehmen ist das Ganze als Roman zu verstehen und nicht als Sammlung von 50 Kurzgeschichten.   Kim Stanley-Robinson  -  Aurora  -  Der Ich-Erzähler ist eine künstliche Intelligenz, die zuerst überhaupt mal lernen muss, wie man erzählt. Das Ergebnis ist zwar nicht so wild wie bei anderen Autoren, der Roman wechselt aber ganz bewusst mehrfach das stilistische Register.   Walter-John Williams  -  Aristoi  -  Da die Hauptperson quasi multitasking-multipel ist, kommt der Roman zweispaltig gesetzt, wenn zwei Personalitäten gleichzeitig denken.   Jack Womack  -  Zufällige Akte sinnloser Gewalt  -  Roman in Tagebuchform, die Sprache ändert sich mit Veränderungen der Ich-Erzählerin.  

 

Wenn Euch ein Titel einfällt, beschreibt bitte auch kurz, worin die Besonderheit besteht.   Vielen Dank an alle Mitwirkenden, Rene


Bearbeitet von Renew, 28 März 2016 - 19:18.


#2 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 17 März 2016 - 21:03

Kommt wohl darauf an, was man unter 'ungewöhnlich' versteht. Was McCarthy macht, finde ich nicht so ungewöhnlich.

 

Je nach Laune kann man fast das gesamte Werke Vonneguts anführen; fast alle seiner Romane sind unchronologisch erzählt und springen - scheinbar - wild in der Zeit herum. Von Delany liesse sich auch einiges anführen. The Einstein Intersection etwa ist sprachlich sehr ungewöhnlich, wobei ich nicht einmal genau bennenen könnte, was er da macht.

 

Weitere Beispiele:

 

Thomas M. Disch: Camp Concentration. - Wird sprachlicher und typographisch immer konfuser, bis manche Passagen schliesslich komplett unverständlich werden.

 

Anthony Burgess: A Clockwork Orange. - Komplett in der Kunstsprache Nadsat verfasst.

 

Alfred Bester: The Stars My Destination. - Wird am Ende typographisch sehr wild.

 

David Mitchell: The Cloud Atlas (wenn man das zur SF zählen will). - Jeder Erzählstrang ist in einem anderen Stil geschrieben, wobei der Strang in einer Zukunft eine Art primitiven Rudimentärsprache erzählt wird.


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#3 Naut

Naut

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Geschrieben 17 März 2016 - 21:41

Walter John Williams: Aristoi Da die Hauptperson quasi multitasking-multipel ist, kommt der Roman zweispaltig gesetzt, wenn zwei Personalitäten gleichzeitig denken. Arno Schmidt: Schwarze Spiegel AS hat viel mit Interpunktion als Ausdrucksmittel gespielt.

Bearbeitet von Naut, 18 März 2016 - 12:28.

Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#4 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 17 März 2016 - 21:48

Kommt wohl darauf an, was man unter 'ungewöhnlich' versteht. Was McCarthy macht, finde ich nicht so ungewöhnlich.

 

Ja, das ist mir schon häufiger in Romanen begegnet.

 

"Blumen für Algernorn" könnte man als ungewöhnlich bezeichnen, weil sich die Rechtschreibung des Ich-Erzählers mit seiner Intelligenz verändert. Dadurch trägt auch der Stil zur Dramarturgie und Tragik der Geschichte bei.



#5 Gast_Jorge_*

Gast_Jorge_*
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Geschrieben 17 März 2016 - 22:52

http://forum.sf-fan....php?f=25&t=5641

 

für ungewöhnliches & eigenwilliges etc. wirf auch mal einen Blick hier rein ;)



#6 Frank

Frank

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Geschrieben 17 März 2016 - 22:59

Cormac McCarthy - Die Straße - Verwendet keine Anführungszeichen um wörtliche Rede oder Gedanken zu trennen

Gibt es im Algorithmus auch nicht ... McCarthy war für mich das Licht in der Dunkelheit. ;)


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#7 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 17 März 2016 - 23:00

China Mieville: Das Gleismeer. Er verwendet immer "&" anstelle des "und".



#8 derbenutzer

derbenutzer

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Geschrieben 17 März 2016 - 23:11

In Carl Amerys Der Untergang der Stadt Passau ist eine der drei Ebenen der Handlung ganz bewusst in Fraktur gesetzt (Chronik des Egid). Nicht als Gag, sondern diese Ebene hat eine bestimmte erzählerische Funktion, die damit betont wird.

 

Da Iain Banks gleich eingangs erwähnt wurde: In Use of Weapons sind die 2 Hauptstränge der Handlung gegenläufig angeordnet. Nach einem Prolog beginnt Kapitel "One". Diesem folgt Kapitel (römisch ...) XIII, wobei diese römisch nummerierten dann gewissermaßen runtergezählt werden.

 

Sonst ... haufenweise manche postmodernen Arten des Erzählens. Simifilm hat Mitchell schon erwähnt. Zu seinem Roman The Bone Clocks gäbe es  einiges gesondert zu sagen (der müsste eigentlich bald übersetzt erscheinen). Ich muss das nur mal zusammenfassen ...


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#9 Ender

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Geschrieben 17 März 2016 - 23:19

Zu seinem Roman The Bone Clocks gäbe es  einiges gesondert zu sagen (der müsste eigentlich bald übersetzt erscheinen).

Ist just vor ein paar Tagen unter "Die Knochenuhren" auf deutsch erschienen (bei Rowohlt).

#10 Ulrich

Ulrich

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Geschrieben 17 März 2016 - 23:27

In Carl Amerys Der Untergang der Stadt Passau ist eine der drei Ebenen der Handlung ganz bewusst in Fraktur gesetzt (Chronik des Egid). Nicht als Gag, sondern diese Ebene hat eine bestimmte erzählerische Funktion, die damit betont wird.

Wenn ich mich recht erinnere, dann hat Amery in An den Feuern der Leyermark einzelne Passagen in Dialekt geschrieben.



#11 derbenutzer

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Geschrieben 18 März 2016 - 00:38

Ist just vor ein paar Tagen unter "Die Knochenuhren" auf deutsch erschienen (bei Rowohlt).

Danke für den Hinweis, sehr erfreulich. Noch dazu von Volker Oldenburg übersetzt, der schon seine Erfahrungen mit Mitchell hat,

 

Wenn ich mich recht erinnere, dann hat Amery in An den Feuern der Leyermark einzelne Passagen in Dialekt geschrieben.

Kommt mir auch so vor. Ich muss mal nachsehen ...


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#12 Valerie J. Long

Valerie J. Long

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Geschrieben 18 März 2016 - 08:27

Ich musste sofort an diesen Faden denken, aber dort ging es um eine Kurzgeschichte.



#13 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 18 März 2016 - 12:09

Alfred Bester: The Stars My Destination. - Wird am Ende typographisch sehr wild.

Bester ist ein Meister der Sprachbiegung, finde ich, besonders in den Kurzgeschichten (Pi Man - wow!). BTW, Simon, du beweist hier & immer wieder mal, dass du durchaus SF-Romane liest, mehr als 0815-Leseratten; daher darf ich empfehlen, die Ausrede, du seist kein SF-Fan hier im Board nicht mehr zu benutzen! Willkommen in der Fläche! :qdevil:

 

 

Ja, das ist mir schon häufiger in Romanen begegnet.

 

"Blumen für Algernorn" könnte man als ungewöhnlich bezeichnen, weil sich die Rechtschreibung des Ich-Erzählers mit seiner Intelligenz verändert. Dadurch trägt auch der Stil zur Dramarturgie und Tragik der Geschichte bei.

Unterschreib!

 

Mir fällt noch ein: Anthem von Ayn Rand - das ist schon fast "stream of consciousness".


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 18 März 2016 - 12:10.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#14 Naut

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Geschrieben 18 März 2016 - 12:35

John Brunner hat viele seiner wichtigen Romane als sog. Collageromane (vergl. John Dos Passos) verfasst, d.h. "normale" Erzählung wechselt sich mit Ausschnitten aus Zeitungen, TV, Plakaten usw. ab, wodurch manche "Kapitel" nur aus einem oder zwei Sätzen bestehen. Beispiele: Am falschen Ufer der Zeit, Schafe blicken auf, Morgenwelt, Der Schockwellenreiter
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#15 simifilm

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Geschrieben 18 März 2016 - 12:38

Kim Stanley Robinson schreibt normalerweise stilistisch zwar eher unauffällig (an einer Konferenz hat mal jemand von "Robinson's no-style style" gesprochen), Aurora fällt diesbezüglich allerdings aus dem Rahmen. Der Ich-Erzähler ist eine künstliche Intelligenz, die zuerst überhaupt mal lernen muss, wie man erzählt. Das Ergebnis ist zwar nicht so wild wie bei anderen Autoren, der Roman wechselt aber ganz bewusst mehrfach das stilistische Register.


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#16 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

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Geschrieben 18 März 2016 - 13:31

Daniel Illger gewinnt mit »Skargat. Der Pfad des schwarzen Lichts« (Hobbit Presse Klett-Cotta) den SERAPH 2016 in der Kategorie »Bestes Debüt« 

 

Habe diese Nachricht gerade erhalten und ich muss sagen, das Buch ist wirklich ungewöhnlich: die Bösen kämpfen gegen die Unmenschlich-Bösen. Mir hat das damals sehr gut gefallen, im Herbst gibt es den 2. Teil.

 

 

Jorge schrieb am 17 März 2016 - 22:52:

http://forum.sf-fan....php?f=25&t=5641

 

für ungewöhnliches & eigenwilliges etc. wirf auch mal einen Blick hier rein  ;)

 
Das erinnert mich an eines meiner Lieblingsbücher: (hach, wo steht es denn nun wieder): Ich und die anderen. Matt Ruff schreibt übrigens immer ungewöhnlich und "gegen den Strich". Ich lese ihn recht gern.

Bearbeitet von Selma die Sterbliche, 18 März 2016 - 13:39.

Nieder mit den Gleichmachern. Sie wollen uns durch Langeweile mürbe kriegen. Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 


#17 derbenutzer

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Geschrieben 18 März 2016 - 14:08

Wie Ulrich (danke für den Hinweis) richtig anmerkte, ist Dialekt teilweise bei Amerys An den Feuern der Leyermark in Verwendung. Der Autor bedankt sich im Vorwort bei seinem Freund Eugen Oker und seiner Frau Marie für die "oberpfälzische Dialektberatung" ...

 

Die Gliederung des Textes folgt auch nicht gerade einem "üblichen" Kapitel-Schema. "Exkurse" und "Documente" werden eingeschoben.

 

Schon wieder Iain Banks:

 

In allen seiner in der "Culture" angesiedelten Romanen kommen manchmal durchaus längere Passagen vor, in denen sich die "Minds" der Schiffe unterhalten. Solche Teile unterscheiden sich oft (Typographie, Abkürzungen, Jargon) stark vom herkömmlich "fließenden" Text.

 

Sein Roman Transition (dt. Welten) spielt thematisch mit parallelen Wirklichkeiten. Das wird auch durch die erzählerische Form vermittelt. Im Prolog kommt eh gleich eine "Warnung" im ersten Satz.

 

"Apparently I am what is known as an Unreliable Narrator, though of course if you believe everything you†™re told you deserve whatever you get ..."

 

Klar, ein unzuverlässiger Erzähler ist nicht wild exotisch, aber die Erzählstruktur des Romans ist auch sonst eher unkonventionell. Die Chronologie ist nicht wirklich gegeben, sogar alternative Auflösungen werden geboten.

 

@Alle:

Wie hieß denn bitte gleich der Roman (den manche von Euch schon beschrieben haben) mit den zusätzlichen externen Gimmicks (Postkarten und sonstiges) & Randnotizen. Der sprengt doch höchstwahrscheinlich auch eine Menge von Konventionen. Da ist ja schon fast Interaktion ...


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#18 lapismont

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Geschrieben 18 März 2016 - 14:22

Schiff des Theseus


Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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Saramee
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#19 Theophagos

Theophagos

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Geschrieben 18 März 2016 - 14:55

William S. Burroughs: Nova Express. Inhalt - Sprache ist ein außerirdisches Virus, das den irdischen Affen befällt, und jetzt, nachdem die Erde ausgebeutet ist, weiterziehen will. Stil - Weiterentwicklung der cut-up-Technik.

 

Ich habe nie etwas sprachlich eigenwilligeres gelesen.


"Cool Fusion? What is 'Cool Fusion'?" - "As Cold Fusion is beyond our grasp, we should reach for something ... less ... cold. Cool Fusion."
- Dr. Karel Lamonte, Atomic Scientist (Top of the Food Chain, Can 1999)
  • • (Buch) gerade am lesen:Annick Payne & Jorit Wintjes: Lords of Asia Minor. An Introduction to the Lydians
  • • (Buch) als nächstes geplant:Che Guevara: Der Partisanenkrieg
  • • (Buch) Neuerwerbung: Florian Grosser: Theorien der Revolution
  • • (Film) gerade gesehen: Ghost in the Shell (USA 2017, R: Rupert Sanders)
  • • (Film) als nächstes geplant: Onibaba (J 1964, R: Kaneto Shindo)
  • • (Film) Neuerwerbung: Arrival (USA 2016, R: Denis Villeneuve)

#20 Naut

Naut

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Geschrieben 18 März 2016 - 15:11

@Alle: Wie hieß denn bitte gleich der Roman (den manche von Euch schon beschrieben haben) mit dem zusätzlichen externen Gimmicks (Postkarten und sonstiges) & Randnotizen. Der sprengt doch höchstwahrscheinlich auch eine Menge von Konventionen. Da ist ja schon fast Interaktion ...

Das war, wie Ralf schon schrieb, "Das Schiff des Theseus" von J. J. Abrams und noch wem. Es gibt dazu aber formal ähnliche, ältere Werke: "Die Stadt der Heiligen und Verrückten" von Jeff Vandermeer "Das Haus" von Marc Z. Danielewski
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#21 TheFallenAngel

TheFallenAngel

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Geschrieben 18 März 2016 - 15:22

Das war, wie Ralf schon schrieb, "Das Schiff des Theseus" von J. J. Abrams und noch wem.

 

Doug Dorst hieß der Andere



#22 Renew

Renew

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Geschrieben 18 März 2016 - 20:14

Vielen Dank schon mal für die tollen Beiträge (An einer schöneren Formatierung der Liste arbeite ich noch).

 

Kommt wohl darauf an, was man unter 'ungewöhnlich' versteht. Was McCarthy macht, finde ich nicht so ungewöhnlich.

Ich fand ihn dadurch jedenfalls recht schwierig und verwirrend zu lesen (und hab mir die restlichen McCarthy-Werke deswegen auch bislang gespart).

 

John Brunner hat viele seiner wichtigen Romane als sog. Collageromane (vergl. John Dos Passos) verfasst, d.h. "normale" Erzählung wechselt sich mit Ausschnitten aus Zeitungen, TV, Plakaten usw. ab, wodurch manche "Kapitel" nur aus einem oder zwei Sätzen bestehen. Beispiele: Am falschen Ufer der Zeit, Schafe blicken auf, Morgenwelt, Der Schockwellenreiter

Auch wenn es mich ärgert, hab ich durch diese Art der Collage nach den ersten paar Seiten aufgehört zu lesen, obwohl mir dadurch wohl die besten Brunner-Werke entgangen sind :mad:.

 

@Alle:

Wie hieß denn bitte gleich der Roman (den manche von Euch schon beschrieben haben) mit den zusätzlichen externen Gimmicks (Postkarten und sonstiges) & Randnotizen. Der sprengt doch höchstwahrscheinlich auch eine Menge von Konventionen. Da ist ja schon fast Interaktion ...

Zum Stichwort Gimmick fällt mir übrigens noch Ad Visser's Sobrietas ein, da gab es eine CD zu.



#23 derbenutzer

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Geschrieben 27 März 2016 - 22:15

Der Roman Illuminae (Amie Kaufman und Jay Kristoff) ist von seinem Aufbau her auch als eine Abfolge verschieden gestalteter Dokumente konzipiert, die jeweils spezielle Wirkungen vermitteln wollen. Das reicht von Seiten in fast schon Schreibmaschinen-Layout bis hin zu eingefügten Plänen.

 

(Das Buch wurde übrigens für die Sparte BEST SCIENCE FICTION NOVEL mit dem 2015 Aurealis Award ausgezeichnet)

 

Siehe bitte auch TFAs Beitrag hier.


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#24 TheFallenAngel

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Geschrieben 28 März 2016 - 08:41

Zum Stichwort Gimmick fällt mir übrigens noch Ad Visser's Sobrietas ein, da gab es eine CD zu.

 

ebenfalls stichwort gimmicks:

 

Hagar Qim. Motion Books. Buch und Videocassette. Mit Videoclips zu den Schlüsselszenen.

 

hab ich noch liegen hier, aber längst keinen videorekorder mehr *g



#25 Naut

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Geschrieben 28 März 2016 - 09:00

ebenfalls stichwort gimmicks:   Hagar Qim. Motion Books. Buch und Videocassette. Mit Videoclips zu den Schlüsselszenen.   hab ich noch liegen hier, aber längst keinen videorekorder mehr *g

Und ähnlich: Ady H. Kiss' "1999" mit Musik-CD zum Buch: https://de.m.wikiped...iki/Ady_H._Kiss
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#26 simifilm

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Geschrieben 28 März 2016 - 09:06

Der SF-Klassiker in Sachen Gimmicks ist Ursula K. LeGuins Always Coming Home, das eigentlich gar kein Roman ist, sondern mehr eine Ansammlung von ethonologischem Material, also Berichten, "überlieferten Texten", Mythen, Kochrezepten etc. Manchen Ausgaben lag seinerzeit eine Audiokassette mit Gesängen der beschriebenen [color=rgb(37,37,37);font-family:sans-serif;]Kesh-Kultur bei.[/color]


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#27 ShockWaveRider

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    verwarnter Querulant

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Geschrieben 28 März 2016 - 09:52

[off-topic] @derbenutzer

Ich und mein SUB

 

 

Das meinst du nicht ernst, oder?

 

fragt

Ralf

[/off-topic]

 

 

 

 

 


Verwarnungscounter: 2 (klick!, klick!)

ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
einen Kerl wie den sollte man lynchen!

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#28 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

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Geschrieben 28 März 2016 - 10:05

Alles, was schräger ist als Matt Ruff fällt durch mein Raster.  Habe letztens einen historischen Roman verworfen, der zu viele Dialoge im Rotwelsch aufwies (Das Feuer der Freiheit). Zu anstrengend für den Leser... das wäre auch eingängiger zu gestalten gewesen. Literatur hat zu unterhalten, ist mein Credo.Besitze keine Herz für Performance-Künstler... ist leider so.


Nieder mit den Gleichmachern. Sie wollen uns durch Langeweile mürbe kriegen. Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 


#29 ShockWaveRider

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    verwarnter Querulant

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Geschrieben 28 März 2016 - 10:08

Und ähnlich: Ady H. Kiss' "1999" mit Musik-CD zum Buch: https://de.m.wikiped...iki/Ady_H._Kiss

Wenn wir schon dabei sind:

 

Herbert W. Franke und Michael Weisser: "Dea Alba"

Das Suhrkamp-Taschenbuch erschien in einem Plastik-Schuber mit einer Cassette (da war eine Mischung aus Hörspiel und elektronischer Musik drauf).

 

Gruß

Ralf


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ShockWaveRiders Kritiken aus München
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Denn er tut sich verbitten
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#30 Time Tunnel

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Geschrieben 28 März 2016 - 12:40

"Telluria" von Vladimir Sorokin könnte ebenfalls passen. Das Buch besteht aus 50 Kapiteln, die alle jeweils eine eigene Geschichte mit eigenen Figuren erzählen, und es gibt, was Figuren und Handlungsstränge angeht, nur wenige Überschneidungen zwischen den Kapiteln. Da aber alles in der gleichen zukünftigen Welt spielt und immer wieder das Land Telluria bzw. die von ihm hergestellten "Tellurnägel" eine zentrale Rolle einnehmen ist das Ganze als Roman zu verstehen und nicht als Sammlung von 50 Kurzgeschichten.

 

Und dann vielleicht noch "Nichts von euch auf Erden" von Reinhard Jirgl. Habs selbst noch nicht gelesen, aber er spielt u.a., ähnlich wie China Miéville mit dem "&"-Zeichen im oben schon erwähnten "Gleismeer", mit Zeichen wie "=" und "?" herum.




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